Die leerstehenden Gebäude in der Zemmerer Ortsmitte (Bild links) sollen schnellstmöglich neue Besitzer finden. Bild rechts: Bauarbeiter Manuel Schroeter setzt in einem neuen Einfamilienhaus in Fenster ein. TV-FOTOS (2): TOBIAS SENZIG -Land setzt auf kontrolliertes Wachstum TV-Serie: Boomdörfer fürchten um ihre Identität – Besonders die Dorfkerne sollen gestützt werden

Umdenken in der Verbandsge- ernhäuser übernommen und auf- weisen“, sagt Ortsbürgermeister burg-Pendlern“, sagt Ortsbürger- besonders am Herzen: „Wo soll meinde Trier-Land: Statt Bau- wendig renoviert. Medard Roth. Seine Gemeinde meister Matthias Daleiden. Der sich denn ein Dorfleben entwi- booms und unkontrollierten Der Verbandsgemeinde (VG) versuche, die gute Infrastruktur demografische Wandel macht ckeln, wenn nicht in einem Be- Wachstums soll die Identität der Trier-Land geht es gut. Die Ein- zu erhalten, „damit die, die hier dem Ortschef deshalb noch keine reich in der Dorfmitte?“ Ein Neu- Dörfer bewahrt werden. Zemmer wohnerzahl wuchs in den vergan- sind, sich wohlfühlen.“ In den Angst: „Das wird bei uns verspä- baugebiet in Schleidweiler sehe will die Infrastruktur seiner Orts- genen neun Jahren um 1,6 Pro- nächsten Jahren soll an der Kyll tet ankommen.“ nicht anders aus als eines in Fran- teile zentralisieren. zent. In den Jahren 1992 bis 2002 auch betreutes Wohnen für ältere Die Trierweilerer plagen ganz zenheim oder Trierweiler. waren es sogar fast sechs Prozent. Mitbürger angeboten werden. andere Sorgen: „Viele Neubürger Kita auch für Senioren nutzbar Von unserem Mitarbeiter 21 568 Menschen waren im Juni Anders ist die Entwicklung in halten sich aus dem Dorfleben Tobias Senzig 2011 mit einem Erstwohnsitz in der Gemeinde Trierweiler mit heraus“, sagt Daleiden. Die Be- Der demografische Wandel wer- der VG gemeldet (Quelle: Statisti- den Ortsteilen Trierweiler, Sirze- wohner hätten das Gefühl, dass de auch in der VG Trier-Land an- Zemmer/Trierweiler. Vor dem sches Landesamt). nich, Fusenig und Udelfangen. durch die vielen neuen Gesichter kommen. „Wenn wir heute Kin- kleinen Lebensmittelgeschäft in Um 800 Menschen – das sind 27 das Dorfleben etwas verloren ge- dergärten oder Schulen planen, Nur schrumpft signifikant der Ortsmitte von Zemmer ist an Prozent – wuchs die Gemeinde in he. Ein weiteres Problem sei die dann so, dass sie später von Se- diesem Morgen nicht viel los. Am Nur Kordel verzeichnet signifi- den vergangenen 20 Jahren. Ins- Infrastruktur: Die müsse nämlich nioren genutzt werden können“, Himmel donnern zwei Jets im kante Einwohnerrückgänge. „Das gesamt wurden in dieser Zeit stets mitwachsen und werde ir- sagt Reiland. Es ist weniger der Landeanflug auf die Airbase in ist kein Wunder. Kordel liegt in zehn Neubaugebiete ausgewie- gendwann nicht mehr bezahlbar, Rückgang der Einwohnerzahlen Spangdahlem vorbei. Eine Dame einem Talkessel. Wir haben keine sen. „Die Nachfrage ist immer erklärt der Ortsbürgermeister. als die veränderte Altersstruktur, mittleren Alters schleppt ihre Chance, ein Neubaugebiet auszu- noch da – besonders bei Luxem- Denn von der Einkommensteuer die Reiland Sorgen bereitet. „Das Einkaufstaschen aus dem Ge- ihrer Bürger profitiert die Ge- wird große Probleme mit sich schäft. „Es gibt keinen Arzt mehr, meindekasse nur, wenn sie in bringen im Bereich der Vereine – keinen Metzger, keine Infra- Deutschland arbeiten. „Von den sie brauchen zum Beispiel elf struktur, keine Perspektive“, er- Leuten, die in Luxemburg ange- Leute in einem gewissen Alter, zählt die Zemmerin, die ihren stellt sind, bekommen wir keinen um Fußball zu spielen.“ Namen nicht nennen möchte. Cent Steuern“, sagt Daleiden. Auch bei lebensnotwendigen Auch die Amerikaner zögen weg, Nach dem Willen des Gemeinde- Einrichtungen wie der Feuer- wegen Sparmaßnahmen bei der rats soll Trierweiler nicht stark wehr stehe die VG vor Herausfor- Airbase. „Früher hat jeder sein ei- weiterwachsen. Mitte 2011 waren derungen. „Wir wissen, dass in genes Süppchen gekocht – jetzt es dort 3636 Erstwohnsitze. Als Zukunft jeder Dritte über 60 sein bekommen wir die Ausläufer zu Richtwert für die nächsten 20 wird. Wie können wir dann sol- spüren“, sagt die Frau ärgerlich. Jahre gilt die Zahl von maximal che Dienste aufrechterhalten?“ Dann steigt sie mit den Einkaufs- 4000 Einwohnern. Auf Landesebene sei darüber tüten in ihr Auto und fährt davon. schon gesprochen worden. Resul- Riesige Neubauten in Trierweiler tat: Feuerwehrfahrzeuge sollen ZUKUNFT Gegen manche Auswüchse der in Zukunft mit weniger Besat- DER REGION großen Nachfrage ist die Gemein- zung bedient werden können...... de jedoch machtlos. „Alte Häuser „Wir sind dabei, das Kirchturm- werden aufgekauft, abgerissen, denken aufzulösen“, erklärt Ed- und es werden dort Riesenkisten DER SPITZENREITER gar Schmitt, Ortsbürgermeister hingestellt – dagegen können wir ...... der Gemeinde Zemmer. Die Orts- wenig machen“, erklärt Daleiden. teile Schleidweiler, Rodt und In Sirzenich entsteht demnächst Die Gemeinde Zemmer wollen Teile ihrer Infra- ein 16-Familien-Haus. An der ist der Ort im Landkreis struktur zusammenlegen (der TV Trierweilerer Schulstraße wird Trier-, der in den berichtete). Auf der grünen Wie- gerade ein Block mit 14 Wohnun- vergangenen neun Jahren se zwischen den Orten soll ein gen samt Tiefgarage hochgezo- am stärksten gewachsen ist: Gemeindezentrum entstehen. gen. Um 64 Prozent vergrößerte VG-Bürgermeister Wolfgang sich die Einwohnerzahl Strukturwandel in der Fidei Reiland kennt die Situation in (von 182 auf 298 Men- Auch Nachfrage nach Bauland ist Trierweiler. „Wir müssen dafür schen). Obwohl noch immer da, sagt Schmitt. Sogar ein paar sorgen, dass die Menschen integ- Bauland nachgefragt wird, Luxemburger wohnten inzwi- riert werden“, sagt er. Anreize sieht Ortsbürgermeisterin schen in der Fidei. schaffen, dass Menschen zuzie- Gertrud Kiesmann nun das Im Neubaugebiet von Rodt hen, Leben im Dorf zu halten, das Ende der Fahnenstange er- werde demnächst der nächste sei eigentlich zukunftsorientiert. reicht: „Wir haben einfach Bauabschnitt begonnen, auch Das Allheilmittel könne aber keinen Platz mehr.“ Die we- Zemmer stehe in den Startlö- nicht darin bestehen, immer nigen unbebauten Grund- chern. Aber danach soll erst ein- neue Baugebiete auszuweisen. stücke innerhalb des Orts mal Schluss sein mit neuen Häu- „Die Erhaltung der vorhandenen sollen nur noch an Einhei- sern. „Wir wollen auch die Alt- Substanz muss im Vordergrund mische verkauft werden, ortskerne erhalten“, sagt der stehen“, sagt Reiland, „wir verlie- „damit die junge Generation Ortschef. In Rodt und Zemmer ren sonst unsere Identität.“ im Dorf bleiben kann“. sen hätten Familien schon alte Bau- Die Dorfkerne liegen Reiland