Transcript: Committee of Inquiry into the National Security Agency [Untersuchungsausschuss ("NSA")], Session 33

WikiLeaks release: 12, May 2015

Keywords: Germany, Bundestag, Untersuchungsausschuss, inquiry, Bundesnachrichtendienst, National Security Agency, BND, NSA, , Hans-Peter Friedrich, , Gerhard Schindler, Michael Klor-Berchtold, Norbert Stier, Guido Müller, Edward Snowden, , CDU, CSU, Bad Aibling, Wiesbaden, Erbenheim, surveillance, constitutional rights, international law, Central Intelligence Agency, CIA Restraint: For official use only Title: Stenographic transcript, 1. Untersuchungsausschus (1st Committee of Inquiry), Session 33 Date: January 29, 2014 Group: Bundestag 1st Committee of Inquiry into foreign surveillance [Untersuchungsausschus ("NSA")] Author: German parliament stenographic service Link: https://wikileaks.org/bnd-nsa/sitzungen/ Pages: 153 Description This is the official transcript of testimony during the inquiry of the German Parliament (the Bundestag) into the extent of foreign surveillance in Germany and German intelligence collaboration with foreign intelligence agencies, particularly the collaboration between the BND and the U.S National Security Agency. Despite this inquiry session formally being open to the public the transcript has been withheld.

Dies ist die offizielle Transkription der stenografischen Mitschrift einer öffentlichen Anhörung des Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestags. Der Ausschuss untersucht deutsche Auslandsüberwachung und die Zusammenarbeit des Bundesnachrichtendiensts mit ausländischen Geheimdiensten, insbesondere mit der U.S National Security Agency. Obwohl die öffentlichen Sitzungen des Untersuchungsausschusses für die Öffentlichkeit zugänglich sind, werden die schriftlichen Protokolle unter Verschluss gehalten. Vorläufiges Stenografisches Protokoll 18/33

18. Wahlperiode 1. Untersuchungsausschuss

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Stenografisches Protokoll der 33. Sitzung - vorläufige Fassung* -

1. Untersuchungsausschuss Berlin, den 29. Januar 2015, 11.00 Uhr Paul-Löbe-Haus, Europasaal (4.900) 10557 Berlin, Konrad-Adenauer-Str. 1

Vorsitz: Prof. Dr. Patrick Sensburg, MdB

Tagesordnung

Tagesordnungspunkt

Zeugenvernehmung

- Martin Golke, BSI, Separator-Prüfer Seite 5 (Beweisbeschluss Z-66)

- A. S., BND, Separator Seite 67 (Beweisbeschluss Z-67)

- U. L., ehem. Telekom Seite 106 (Beweisbeschluss Z-70)

- Dr. B. K., Telekom Seite 121 (Beweisbeschluss Z-71)

______* Hinweis: Die Stenografischen Protokolle über die Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen werden grundsätzlich weder vom Ausschuss noch von den jeweiligen Zeugen oder Sachverständigen redigiert bzw. korrigiert. Zeugen und Sachverständigen wird das Stenografische Protokoll über ihre Vernehmung regelmäßig mit der Bemerkung zugesandt, dass sie Gelegenheit haben, binnen zwei Wochen dem Aus- schusssekretariat Korrekturwünsche und Ergänzungen mitzuteilen. Etwaige Korrekturen und Ergänzungen werden sodann durch das Sekretariat zum Zwecke der Beifügung zum entsprechenden Protokoll verteilt.

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Mitglieder des Ausschusses Ordentliche Mitglieder Stellvertretende Mitglieder CDU/CSU Kiesewetter, Roderich Ostermann, Dr. Tim Lindholz, Andrea Warken, Nina Schipanski, Tankred Wendt, Marian Sensburg, Prof. Dr. Patrick SPD Flisek, Christian Lischka, Burkhard Mittag, Susanne Zimmermann, Dr. Jens DIE LINKE. Renner, Martina Hahn, Dr. André

BÜNDNIS 90/DIE Notz, Dr. Konstantin von Ströbele, Hans-Christian GRÜNEN

Fraktionsmitarbeiter CDU/CSU Bredow, Lippold von Fischer, Sebastian Wodrich, Anja SPD Ahlefeldt, Johannes von Dähne, Dr. Harald Geier, Catrin Hanke, Christian Diego Leuxner, Alexander DIE LINKE. Cyrson, Monique von Halbroth, Anneke Martin, Stephan Scheele, Dr. Jürgen BÜNDNIS 90/DIE Busold, Christian GRÜNEN Kant, Martina Keller, Dr. Iris

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Teilnehmer Bundesregierung Bundeskanzleramt Bernard, Jan Wolff, Philipp Zygojannis, Dr. Philipp Auswärtiges Amt Berkemeier, Gunnar Lehmann, Uta Bundesministerium des Innern Akmann, Torsten Blidschun, Jürgen Arthur Darge, Dr. Tobias Fremke, Eva Hauer, Florian Hodouschek, , Stephan Matthes, Thomas Weiss, Jochen Bundesministerium der Justiz und für Kirchner, Dr. Heino Verbraucherschutz Bundesministerium für Wirtschaft und Linden, Stephan Energie Bundesministerium für Verteidigung Rauch, Rüdiger Theis, Björn Voigt, Björn Die Bundesbeauftragte für den Daten- Kremer, Dr. Bernd schutz und die Informationsfreiheit

Teilnehmer Bundesrat LV Hessen Steinbach, Arvid LV NRW Rohlfing, Heinrich

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Mit dem Ausscheiden von Herrn Dr. Krüger muss (Beginn: 11.00 Uhr) der Ausschuss einen neuen Stellvertreter bestim- men. Das hat er auch gemacht in der vergangenen Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Meine sehr Beratungssitzung. Ich freue mich, dass Frau Mit- geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen tag als stellvertretende Vorsitzende einstimmig in und Kollegen! Ich eröffne die 33. Sitzung des der vorhergegangenen Beratungssitzung bestimmt 1. Untersuchungsausschusses der 18. Wahlperio- worden ist, und ich freue mich auf die Zusam- de. menarbeit, Frau Mittag. Ich denke, das wird eine gute Zusammenarbeit werden. Ganz herzlichen Bevor ich in die angekündigte Tagesordnung ein- Dank und Glückwunsch für diese neue Aufgabe. steige, möchte ich mitteilen, dass die SPD-Bun- destagsfraktion unseren stellvertretenden Vorsit- (Beifall) zenden, Herrn Dr. Hans-Ulrich Krüger, als Mit- glied des Ausschusses abberufen hat. Herr Nach Artikel 44 Absatz 1 des Grundgesetzes - Dr. Krüger scheidet aus gesundheitlichen Grün- jetzt kommen wir wieder zum typischen, ge- den aus. wohnten Ablauf; für die, die schon öfters an der Sitzung teilgenommen haben - erhebt der Unter- Ich darf dem Kollegen Dr. Krüger im Namen des suchungsausschuss seine Beweise in öffentlicher gesamten Ausschusses ganz herzlich danken für Verhandlung. Ich stelle fest: Die Öffentlichkeit ist die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. hergestellt. Die Öffentlichkeit und die Pressever- Wir wünschen Herrn Dr. Krüger alles Gute, ins- treter darf ich an dieser Stelle herzlich begrüßen. besondere für die Gesundheit. Wir haben Herrn Die meisten von Ihnen sind regelmäßig Gäste und Dr. Krüger sowohl in den Ausschusssitzungen Teilnehmer des Untersuchungsausschusses in und Beratungssitzungen, aber auch in den Ob- den letzten Wochen gewesen. Und ich freue leuterunden als ganz engagierten Kollegen ken- mich, dass Sie auch von dieser Sitzung wieder nengelernt, der sich eingebracht hat, der an vie- berichten und die Öffentlichkeit herstellen und len Stellen den Ausschuss sicherlich sehr weiter- damit auch zur Kenntnis geben, dass die Arbeit gebracht hat. Von daher tut uns das leid. Und wir des Untersuchungsausschusses wichtig ist und bedanken uns ganz herzlich - ich denke, das darf auch das öffentliche Interesse findet. ich im Namen aller sagen - für die gute Zusam- menarbeit und sein Engagement in diesem Unter- Bevor ich zum eigentlichen Gegenstand der heu- suchungsausschuss. tigen Sitzung komme, gestatten Sie mir einige Vorbemerkungen, die auch die kennen, die regel- (Beifall) mäßig an den Sitzungen teilnehmen: Ton- und Bildaufnahmen sind während der öffentlichen Als neues ordentliches Mitglied des Ausschusses Beweisaufnahme grundsätzlich nicht zulässig. darf ich die Kollegin begrüßen Ein Verstoß gegen dieses Gebot kann nach dem und als neues stellvertretendes Mitglied Herrn Hausrecht des Bundestages nicht nur zu einem Dr. Jens Zimmermann. Frau Kollegin Mittag ist dauerhaften Ausschluss von den Sitzungen die- uns schon lange bekannt, da sie als stellvertreten- ses Ausschusses sowie des ganzen Hauses füh- des Mitglied - ich habe eben mal überlegt; ich ren, sondern gegebenenfalls strafrechtliche Kon- wüsste keine Sitzung, wo Sie nicht da waren - sequenzen nach sich ziehen. kontinuierlich an unseren Sitzungen teilgenom- men hat. Und ich habe den Eindruck - Herr Ich rufe den einzigen Punkt der Tagesordnung Dr. Zimmermann, ich sehe auch Sie hier -, dass auf: das bei Ihnen auch der Fall ist und auch hier ein hohes Engagement für diesen Untersuchungsaus- schuss zu sehen ist.

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Korrekturen und Ergänzungen vorzunehmen. - Haben Sie hierzu Fragen? Zeugenvernehmung: - Martin Golke, BSI, Separator-Prüfer Zeuge Martin Golke: Nein. Dazu habe ich keine (Beweisbeschluss Z-66) Fragen.

- A. S., BND, Separator Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- (Beweisbeschluss Z-67) lichen Dank. - Ich stelle fest, dass Sie von einem - U. L., ehem. Telekom Rechtsbeistand begleitet werden. Ich darf den (Beweisbeschluss Z-70) Rechtsbeistand bitten, sich kurz vorzustellen. - Dr. B. K., Telekom (Beweisbeschluss Z-71) RA Dr. Johann M. Plöd: Mein Name ist Dr. Plöd, Johann. Ich bin Rechtsanwalt und bin in einer Es wird Beweis erhoben zum Untersuchungsauf- Kanzlei in Regensburg tätig. Meine Verbindung trag Bundestagsdrucksache 18/843 durch Verneh- zum Untersuchungsausschuss besteht darin, dass mung von Herrn Martin Golke, Herrn A. S., Herrn ich Mitte 2000 bis fast Ende 2002 als Mitarbeiter Udo Laux und Herrn Dr. Bernd Köbele als Zeu- der CDU/CSU-Fraktion hier im Deutschen Bun- gen. destag beim Parteispendenuntersuchungsaus- schuss anwesend war und insoweit natürlich die Zunächst werden alle Zeugen hintereinander Gebräuche des Untersuchungsausschusses kenne. öffentlich vernommen. - Das als Information auch In dieser Funktion und aufgrund dieser Kennt- für Sie, meine Damen und Herren. - Im An- nisse vermute ich, dass ich mandatiert worden schluss findet die nichtöffentliche Vernehmung bin. statt. So haben sich sowohl gestern die Obleute als auch heute der Ausschuss auf die Reihenfolge Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- geeinigt. Nach der öffentlichen Vernehmung wer- lichen Dank. - Ich gehe davon aus, dass Sie das den Ihnen die Obleute für Statements zur Verfü- nicht befangen macht. Herr Rechtsanwalt, ich gung stehen. muss Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie den Zeugen zwar beraten dürfen, Ihnen selbst je- Vernehmung des Zeugen doch kein Rede- oder Fragerecht zusteht. Insbe- Martin Golke sondere dürfen Sie Ihrem Mandaten während sei- ner Aussage keine inhaltlichen Hinweise geben; Als Erstes begrüßen darf ich unseren Zeugen denn Sie sind ja nicht inhaltlich in die Sache ein- Herrn Martin Golke. Ich stelle fest, dass der gebunden. Gegebenenfalls kann Ihr Mandant eine Zeuge ordnungsgemäß geladen ist. Herr Martin kurze Unterbrechung zum Zweck der Beratung Golke, Sie haben die Ladung am 26. Januar 2015 mit Ihnen beantragen. Und das sollten wir dann erhalten. Ich darf mich herzlich bedanken, dass auch so handhaben. Wenn Sie also meinen, es Sie meiner auch so kurzfristigen Ladung gefolgt besteht Beratungsbedarf zu einzelnen Fragestel- sind und dem Ausschuss für Vernehmungen zur lungen, geben Sie uns ein kurzes Zeichen, und Verfügung stehen. dann würden wir dementsprechend auch die Sitzung unterbrechen. Ich habe Sie darauf hinzuweisen, dass die Bun- destagsverwaltung eine Tonbandaufnahme der Herr Golke, vor Ihrer Anhörung habe ich Sie zu- Sitzung fertigt. Dies dient ausschließlich dem nächst zu belehren: Sie sind als Zeuge geladen Zweck, die stenografische Aufzeichnung der Sit- worden. Als Zeuge sind Sie verpflichtet, die zung zu erleichtern. Die Aufnahme wird nach Er- Wahrheit zu sagen. Ihre Aussagen müssen richtig stellung des Protokolls gelöscht. Das Protokoll und vollständig sein. Sie dürfen nichts weglas- dieser Anhörung wird Ihnen nach Fertigstellung sen, was zur Sache gehört, und nichts hinzufü- zugestellt. Sie haben dann, falls dies gewünscht gen, was der Wahrheit widerspricht. Ich habe Sie ist, die Möglichkeit, innerhalb von zwei Wochen

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außerdem auf die möglichen strafrechtlichen Fol- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen gen eines Verstoßes gegen die Wahrheitspflicht Dank. - Ich darf Sie nun bitten, zu Beginn Ihrer hinzuweisen. Wer vor dem Untersuchungsaus- Ausführungen sich dem Ausschuss mit Namen, schuss uneidlich falsch aussagt, kann gemäß Alter, Beruf und einer ladungsfähigen Anschrift § 162 in Verbindung mit § 153 des Strafgesetz- vorzustellen. buches mit Freiheitsstrafen von drei Monaten bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wer- Zeuge Martin Golke: Ja. Mein Name ist Martin den. Golke. Ich bin 53 Jahre alt. Ich bin Diplom-Inge- nieur der Allgemeinen Elektrotechnik von Beruf. Nach § 22 Absatz 2 des Untersuchungsausschuss- Und eine Dienstanschrift - - Meine Anschrift ist: gesetzes können Sie die Auskunft auf solche Fra- Godesberger Allee 185 in 53175 Bonn. gen verweigern, deren Beantwortung Sie selbst oder Angehörige im Sinne des § 52 Absatz 1 der Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- Strafprozessordung der Gefahr aussetzen würde, lichen Dank. - Zunächst möchte ich Ihnen näm- einer Untersuchung nach einem gesetzlich geord- lich, wenn Sie dies wünschen, entsprechend § 24 neten Verfahren ausgesetzt zu werden. Dies be- Absatz 4 des Untersuchungsausschussgesetzes - trifft neben Verfahren wegen einer Straftat oder ich hatte es eben erwähnt - Gelegenheit geben, Ordnungswidrigkeit auch zum Beispiel Diszipli- sich im Zusammenhang zum Gegenstand Ihrer narverfahren. Sollten Teile Ihre Aussage aus Vernehmung zu äußern. Wenn Sie dies wün- Gründen des Schutzes von Dienst-, Privat- oder schen, würden wir natürlich auch gut hören, was Geschäftsgeheimnissen nur in einer nichtöffent- Sie sagen. Meine erste Frage wäre: Möchten Sie lichen oder eingestuften Sitzung möglich sein, sich im Zusammenhang zum Untersuchungs- bitte ich Sie um einen Hinweis, damit der Aus- gegenstand äußern? schuss dann einen Beschluss nach § 14 oder § 15 des Untersuchungsausschussgesetzes fassen Zeuge Martin Golke: Ja. Vielen Dank. kann, das heißt also, die weitere Befragung in nichtöffentlicher oder eingestufter Sitzung fort- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Dann haben zusetzen. - Haben Sie hierzu Fragen? Sie jetzt Gelegenheit dazu.

Zeuge Martin Golke: Nein. Danke. Habe ich Zeuge Martin Golke: Herr Vorsitzender! Sehr ge- keine Fragen. ehrte Abgeordnete! Meine Damen und Herren! Ich möchte ein Eingangsstatement abgeben, um Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Danke eine Verständnisgrundlage für Ihre Fragen zu le- schön. - Nach diesen notwendigen Vorbemerkun- gen. gen darf ich Ihnen den geplanten Ablauf kurz darstellen. Eingangs habe ich Sie zur Person zu Ich arbeite seit 1992 im Bundesamt für Sicherheit befragen. Zu Beginn der Vernehmung zur Sache in der Informationstechnik, BSI, und war in ver- haben Sie nach § 24 Absatz 4 des Untersuchungs- schiedenen Bereichen tätig. Das fing an mit der ausschussgesetzes Gelegenheit, zum Beweis- Entwicklung und Evaluierung von Kryptosyste- thema im Zusammenhang vorzutragen, wenn Sie men, später von informationssichernden Kompo- dies wünschen. Danach werde ich Sie befragen. nenten und schließlich von vernetzten Systemen Anschließend erhalten die Mitglieder des Aus- mit den damit einhergehenden Prüfungen. Da ich schusses das Wort für Nachfragen und eigene davon ausgehe, als Prüfer geladen worden zu Fragen. Dies geschieht nach dem Stärkeverhältnis sein, möchte ich Ihnen das Vorgehen bei einer der Fraktionen, immer eine Fraktion nach der an- Prüfung nach TKÜV, also der Telekommunika- deren. - Haben Sie hierzu Fragen? tions-Überwachungsverordnung, von 2002 für die heutige Grundlage näherbringen. Zeuge Martin Golke: Nein. Habe ich keine Fra- gen. Danke. Eine Zertifizierung nach § 9 BSI-Gesetz umfasst die Prüfung von Komponenten und Systemen der

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Informationstechnik. Des Weiteren werden in der bung. Hierüber habe ich einige Annahmen getrof- BSI-Zertifizierungsordnung als Prüfkriterien fen, damit es auch da keine Missverständnisse nicht nur die einschlägigen Kriterienwerke, son- gibt. dern unter anderem auch eigene BSI-Richtlinien und Standards erlaubt. Um den speziellen Anfor- Im umfangreichen Kapitel 6 folgt die eigentliche derungen der TKÜV zu genügen, wurde damals Prüfung nach TKÜV. Dazu sind laut Verordnung ein eigenes, sich daran orientierendes Prüfverfah- einzelne Geräte, die später in den Räumen des ren entwickelt. Verpflichteten, also des Providers, aufgestellt werden, zu prüfen. Laut Dokumentation des Bun- Das Verfahren beginnt mit dem Ersuchen der zu desnachrichtendienstes, BND, handelt es sich prüfenden Stelle und einer initialen Bespre- aber um ein vernetztes System, das sich bis in die chung. Es müssen entsprechende technische Do- weiterverarbeitende Zentrale hin ausbreitete. kumentationen zur Verfügung gestellt werden, um dem großen Informationsbedarf des BSI nach- Deshalb habe ich die Gerätschaften dieses Sys- zukommen. Dazu gibt es später noch mal etliche tems zunächst daraufhin untersucht, welchen Telefonate, Rückfragen, Nachlieferungen und Beitrag sie zu welchem der fünf TKÜV-Zertifizie- eventuell weitere technische Besprechungen. rungspunkte leisten. Bei der infrage stehenden Irgendwann gibt es dann einen Vor-Ort-Termin, Prüfung von 2005 habe ich mehrere relevante an dem die Gerätschaften in Augenschein genom- Verarbeitungsstufen ausgemacht, auf deren Kom- men werden. ponenten ich die fünf Zertifizierungspunkte an- zuwenden hatte. Dabei sind also fünfmal die An- Finden diese Termine an den letztlichen Einsatz- zahl der Komponenten an Prüfpunkten angefal- orten statt? Nein. Die Zertifizierung umfasst nicht len. Und nach Abzug derjenigen Prüfpunkte, bei die Einsatzphase, sondern findet am Ende der denen es trivialerweise nichts zu prüfen gab, bin Entwicklungsphase statt. Die letztlichen Einsatz- ich auf insgesamt neun einzelne Prüfpunkte ge- orte sind mir gar nicht bekannt. Außerdem befin- kommen, die intensiver zu prüfen waren. Dabei den sich die Geräte häufig noch in der Entwick- wurde der Erfüllungsgrad jeder relevanten Kom- lung. Es wird entwicklungsbegleitend geprüft, ponente bezüglich jedes relevanten Zertifizie- damit am Ende keine Zeit verloren geht, wenn rungspunktes geprüft und bestimmt. Am Schluss die Geräte einsatzreif sind und der abschließende liegen alle Erfüllungsgrade als neun Teilergeb- Prüfbericht zeitnah übersandt werden soll. nisse vor.

Wenn Sie jetzt mal meinen Prüfbericht* zur Hand In Kapitel 7 wird das abschließende Prüfergebnis nehmen, sehen Sie, wie er strukturiert ist und benannt und Auflagen in Form von resultieren- wie ich die Prüfung angegangen bin. Ich habe den Empfehlungen gegeben. Diese Empfehlungen fünf einzelne Zertifizierungspunkte aus § 27 muss der BND für diejenigen Teile seiner strate- TKÜV identifiziert und entsprechend interpre- gischen IP-Aufklärung einhalten, für die er sich tiert. Siehe Kapitel 2. Im Kapitel 3 des Prüfbe- auf diese BSI-Zertifizierung abstützen möchte. richts sehen Sie dann die Bezugsdokumente und erfolgten Prüftermine. In Kapitel 4 erfolgt die Ab- Da diese Empfehlungen sich, wie Sie sicher be- grenzung des IT-Systems von der Umgebung. Das merkt haben, hauptsächlich auf die Einsatzphase ist wichtig, um Missverständnissen vorzubeugen. beziehen, für die ich aber, wie erwähnt, kein Also: Was wird geprüft und was nicht? In Kapi- Prüfmandat - wie zum Beispiel Inspektions- tel 5 folgt die Beschreibung der Einsatzumge- rechte - hatte, konnte ich die von mir auferlegten Empfehlungen also nie überprüfen, sondern muss mich da auf die geprüfte Stelle verlassen.

* Anmerkung Stenografischer Dienst: Siehe MAT A BSI-8a.

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So wie ich die TKÜV verstanden und angewen- einen Hochschulwechsel gemacht, also erst in det habe, ist also meine Prüfung eine unabhän- Aachen und dann - gige Dienstleistung für die geprüfte Stelle, die ihr zeigt, wie sie TKÜV-Konformität erreichen kann, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: An der aber nicht, ob sie auch tatsächlich TKÜV-kon- RWTH in Aachen. form gewesen ist und sich an die Auflagen gehal- ten hat oder nicht. Zeuge Martin Golke: - ja - an der Bergischen Uni- versität Wuppertal. Und habe da auch mein Di- Abschließen möchte ich damit, dass ich Ihre Fra- plom gemacht mit Schwerpunkt Nachrichten- gen mit größtmöglicher Transparenz in öffent- technik. licher Sitzung beantworten möchte, aber gleich- zeitig um Verständnis bitten möchte, wenn ich Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Dann haben aufgrund der beschränkten Aussagegenehmigung Sie sich quasi nach dem Studium direkt beim BSI und der Tatsache, dass Teile der Ihnen vorliegen- beworben, oder waren Sie erst noch woanders? den Unterlagen auf Wunsch des BND restriktiv eingestuft wurden, dazu gar nicht oder nur in Zeuge Martin Golke: Ich war noch bei privaten nichtöffentlicher Sitzung aussagen werde kön- Arbeitgebern und bei öffentlichen Arbeitgebern. nen. Also, das zog sich ein bisschen. Ich habe ja da noch als Tutor gearbeitet im Institut für Rund- Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. - Ihre funk- und Fernsehtechnik. Fragen, bitte. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Bei den Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- öffentlichen Arbeitgebern - die privaten interes- lichen Dank für Ihr Eingangsstatement. - Ich sieren mich jetzt erst mal nicht so -, waren Sie da denke, da werden wir an unterschiedlichen Stel- quasi zeitvertragsmäßig beschäftigt, oder waren len sicherlich Nachfragen haben. Aber Sie haben Sie da fest angestellt? uns schon mal einen ersten Einblick in den The- menkomplex gebracht. Zeuge Martin Golke: Das waren immer Zeitver- träge. Die wurden immer verlängert. Ich hätte einige Fragen an Sie und würde jetzt einfach beginnen, dass ich gern noch mal etwas Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Diese öffent- mehr zu Ihrer Ausbildung selber wissen möchte. lichen Arbeitgeber waren nicht der BND? Sie hatten das ja kurz angesprochen. Wie ist denn Ihr Ausbildungsgang? Was haben Sie wo stu- Zeuge Martin Golke: Nein. Nein. Nein. diert? Wie ist es dann weitergegangen? Haben Sie vorher eine technische Ausbildung gemacht? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Muss ich ja Können Sie das noch etwas differenzierter dar- mal fragen. Hätte ja sein können. - War auch legen, als Sie es bisher gemacht haben? nicht der Verfassungsschutz oder der MAD, also keiner unserer Dienste? Zeuge Martin Golke: Ich bin direkt vom Gymna- sium - - Zeuge Martin Golke: Nein. Keiner unserer Dienste. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sie waren also kein Zeitsoldat danach. Direkt an die Hoch- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Gut. - Wann schule. haben Sie Ihr Studium abgeschlossen, in wel- chem Jahr? Ich komme gleich - - Weil ich auf das Zeuge Martin Golke: Nein, nein. Ich bin direkt Jahr 1992 hin will, wo Sie beim BSI angefangen an die Hochschule gegangen. Ich habe Allge- haben. meine Elektrotechnik studiert. Ich habe noch

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Zeuge Martin Golke: Ich habe 1990, habe ich, im kommt nicht so raus. Das BSI wird ja ständig um- Mai, glaube ich, - strukturiert. Das ist ein hoher Innovationsgrad - Informationstechnik. Und da werden ständig Re- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das Diplom ferate geteilt, von A nach B und so. Also, ich gemacht. habe eigentlich dreimal nur wirklich, dass ich das Referat gewechselt habe, teilweise weil ich Zeuge Martin Golke: - das Diplom gemacht. das wollte oder teilweise weil man mich gezogen hat. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Nach den verschiedenen Etappen dann 1992 beim BSI be- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Na klar. Ist ja gonnen. auch ein bisschen, wenn ich das als Laie richtig beurteile, vielleicht der Zeit geschuldet, dass Zeuge Martin Golke: Richtig. man erst in den 90ern, Anfang der 90er auf die Hardware guckte, dann immer mehr die Software Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Gut. Dann in den Blick kam und jetzt die Netzwerke. macht das für mich einen Zusammenhang. Schön. - Im BSI, haben Sie gesagt, haben Sie an- Zeuge Martin Golke: Richtig. gefangen mit dem Thema „kryptierte Systeme“ usw. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das ist viel- leicht auch historisch bedingt einfach mit der Zeuge Martin Golke: Richtig. Entwicklung.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: 1992 ist ja Zeuge Martin Golke: Ja. lange her. Sind Sie immer in diesen Bereichen, die Sie beschrieben haben, geblieben? Oder was Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Aber dann waren da Ihre Schwerpunktaufgaben? kann man schon sagen, dass Sie in allen drei Be- reichen die Fachexpertise haben, sowohl auf die Zeuge Martin Golke: Also, der rote Faden in mei- Geräte als auf die Software, die die Geräte nem BSI-Leben sozusagen ist der, dass ich so ein steuern, und dann auch die Netzwerke, in die das bisschen in der harten Kryptotechnik, also Hard- alles eingebunden ist heutzutage. ware - - Ich habe mit Hardware begonnen und bin dann so ein bisschen in die Software, habe mich Zeuge Martin Golke: Das kann man nicht alles in die Software entwickelt. Und zum Schluss umfassen. Also, das ist so strukturiert; das Exper- dann so Netzwerktechnik. Das ist so der rote tenwissen ist halt wirklich Expertenwissen. Und Faden. Es fing so mit Kryptogeräten an, Ent- das kann man nicht alles wissen. Also, jeder wicklung, auch bilaterale Projekte, also interna- muss sich da wirklich auf seine Arbeit konzen- tionale, und auch Evaluierungsprojekte, natürlich trieren. Und das ist halt - - Da muss ich die Kol- auch teilweise international, aber mehr als EU- legen fragen oder so. Das ist - - Wir haben alle Zulassungsstelle, praktisch gearbeitet. Und dann unsere Fachgebiete, sind auch - - Also, wie ich mehr in die Software, wo ich dann so Software- anfing, da waren wir ein paar Männekes. Und evaluierungsprojekte hatte. War auch mit der jetzt haben wir uns, glaube ich, stramm verdop- Zertifizierung dann schon mal in Kontakt gekom- pelt schon. Also, früher kannte man noch jeden men. Und, ja, so Software, auch Entwicklungs- mit Namen. Mittlerweile ist das natürlich - - Die projekte gehabt, die große Verbreitung gefunden vielen jungen Leute, da kennt man sich natürlich haben. Und ja, letztlich dann jetzt in die - - bin dann nicht mehr aus irgendwann. Das ist klar. ich so in die Netzwerktechnik gekommen. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. – Für Ich glaube, ich habe dreimal das Referat von mir was würden Sie denn sich selbst als Experten be- aus gewechselt. Alles andere waren - - Das zeichnen, für welchen Bereich?

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Zeuge Martin Golke: Ja, ich mache heute - - Das Zeuge Martin Golke: Das ist richtig. Also, ich steht ja hier. Also, ich bin jetzt in der Abteilung schaue mir auch schon lange nicht mehr irgend- Cybersicherheit und mache natürlich Sicherheit wie blinkende LEDs an, sondern es kommt wirk- von Netzen, Prüfungen gemäß IT-Sicherheits- lich auf das Innenleben an. Im Detail steckt die akkreditierung. Das ist ein Begriff, der noch nicht Sicherheit drin. Und da muss man halt sehr ge- so - - Aber da sind auch Inspektionen zum Bei- nau Beschreibungen lesen, muss da auch nach- spiel drin. Prüfungen von IT-Sicherheitsvor- fordern. schriften auch, auch international, und natürlich dann noch internationale Fachgremien. Vielfach sind die, ich sage mal, die Kunden bzw. die Behörden natürlich oder Firmen - - Gerade Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Und um das, wenn Firmen mit drin sind, dann muss man wo es hier geht, dieser Prüfbericht, das ist genau nachfordern. Und da haben wir einen Informa- so etwas, wo man sagen würde: „Da geht es um tionsbedarf, und der muss befriedigt werden. Da so was“, was Sie da geprüft haben als Erfassungs- gibt es überhaupt nichts. Und bevor ich irgend- und Verarbeitungssystem. Das ist genauso was, wie irgendwohin fahre, will ich wirklich wissen, was gemeint ist. was los ist. Und da steckt das Wissen drin, und das muss ich wissen. Und da muss ich sorgen, Zeuge Martin Golke: Ja, wie gesagt, das ist ja von dass ich da genug Kenntnis habe, sodass ich das 2005 jetzt hier, der Prüfbericht. Und, ja, soweit beurteilen kann. Anders geht das nicht. Also, Ge- ich da nichts vergessen habe, bin ich da noch fit. räte - -

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich will nur Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Aber dass die fragen: Da sind Sie auch derjenige, der dazu was Geräte dann im Einsatz verändert werden, die sagen kann? Das meine ich damit, mit dieser ver- Einbindung in einem System verändert wird, ist kürzten Frage. das ausgeschlossen? Oder sagen Sie, das können Sie nicht überprüfen, weil das auch nicht Ihr Zeuge Martin Golke: Das werden Sie ja sehen. Prüfauftrag ist? Nur, um das schon mal vorab klarzumachen: Könnte es theoretisch sein, dass Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau. Nicht, Sie zwar etwas zertifizieren, dann das ganze Sys- dass Sie uns hinterher sagen, das haben Sie alles tem aber vor Ort ganz anders aufgebaut wird mit von Kollegen zusammengeschrieben, und eigent- andere Optionen, zum Beispiel Datenströme ab- lich kennen Sie sich da gar nicht aus. zuleiten? Könnte das der Fall sein, oder ist das eher unwahrscheinlich, technisch gar nicht so Zeuge Martin Golke: Nein, nein, nein. Also, das möglich? kriegen Sie schon mit. Zeuge Martin Golke: Es könnte alles der Fall Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Gut. Schön, sein. Also, wir machen natürlich auch Labor- dass wir das zusammen hinkriegen. untersuchungen. Wir nehmen auch die Firm- ware, Software, machen da so Softwarestände, Jetzt hatten Sie bei Ihrem Eingangsstatement ge- die wir uns behalten. Aber natürlich nur da, wo sagt: Im Einsatz sehen Sie das nicht mehr. Sie be- es Sinn macht. Wenn wir jetzt irgendwie zertifi- werten das, was Ihnen vorgelegt wird. - Sage ich zieren - das ist „certify and go“ -, dann sehen wir jetzt mal mit eigenen Worten. Bitte korrigieren ja nichts mehr, also weil wir keine Inspektions- Sie mich. Ich möchte Ihnen nichts in den Mund rechte haben. Also, das machen wir hauptsäch- legen. Ich hatte so ein bisschen den Eindruck: lich bei Kryptogeräten usw., wo wir dann so eine Vorher sehen Sie es nicht, bevor es eingebaut ist. Referenzgeschichte haben. Die kommen aber Hinterher sehen Sie es nicht. Sie sehen die tech- auch wirklich in die Labore. Das sind natürlich nischen Komponenten - bewerten das theore- die Sachen, die am strengsten und am tiefsten tisch - nicht im Einsatz. Habe ich das so richtig auch angeguckt werden oder angeguckt werden verstanden, oder ist das falsch wiedergeben? müssen. Aber so eine - - Also, das war - -

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Eine Live- auch eine Befristung. Das war damals - - Vor prüfung, mit anderen Worten: vor Ort, so etwas zehn Jahren hätte man das natürlich machen kön- hat es nicht gegeben? nen. Aber da habe ich keinen Anlass für gesehen.

Zeuge Martin Golke: Das sind diese Inspektio- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Ist ja nen, die ich - - nur gut zu wissen, wie dieser Prüfrahmen aus- sieht. Und deswegen haben Sie ja auch angefan- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Hinterher bei gen, uns den zu beschreiben, dass wir uns ein- den Empfehlungen. fach ein Bild machen können, wie so eine Zerti- fizierung aussieht. Also, ich glaube nicht, dass je- Zeuge Martin Golke: Hm? mand von uns das schon so mitgekriegt hat.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: War das bei Ich komme dann mal zu Ihrem Prüfbericht. Auf den Empfehlungen in Ihrem Prüfbericht, oder Seite 2 stehen unter anderem die Dokumentatio- wo? Die Inspektionen sprachen Sie gerade an. nen zu den Entwicklungsvorhaben aufgeführt, nämlich den Entwicklungsvorhaben EVN G 10 Zeuge Martin Golke: Ja, die wir nicht hatten hier, III, zum Entwicklungsvorhaben Separator sowie also die ich im anderen Bereich mache. Wir ma- DAFIS. Sind da aufgezählt die Bezugsdokumente chen das auch - angemeldet, nicht angemeldet -, und Weiteres. Ich nehme an, dass es sich hierbei alles, was halt gewünscht wird. um die im Rahmen der von Ihnen vorgenomme- nen Prüfung zu unterscheidenden Operationen Und hier ist das aber, wie ich meine, so wie ich oder Systeme des BND handelt. Ist das richtig? die TKÜV verstanden habe, also, Zertifizierung Oder was soll ich unter diesen Bezugsdokumen- ist nicht irgendwo was Operationelles, sondern ten EVN G 10 III, Separator und DAFIS verste- Zertifizierung ist wirklich was - - Bevor die Sache hen? in den Einsatz geht, wird geguckt: Entspricht das ...? Sind die Sicherheitsfunktionalität, ist sie Zeuge Martin Golke: Das sind die - - Das ist das, da? Ist die Vertrauenswürdigkeit da? Also, tut es was vom BND geschickt worden ist, um unseren das, was es soll? Tut es nichts, was es nicht so? Informationsbedarf zu decken, teilweise vom Und das muss angeguckt werden. Und dann ist BND bzw. von der Herstellerfirma. das Ding, wenn das okay ist, dann ist das Ding halt weg. Dann ist es im Einsatz nach dem Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das letzte Zertifikat. Wort habe ich nur etwas undeutlich verstanden.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Und so ist es Zeuge Martin Golke: Vom BND bzw. wohl von auch in anderen Fällen gehandhabt worden? der Herstellerfirma dann.

Zeuge Martin Golke: Ja. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Hersteller- firma. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Zeuge Martin Golke: Indirekt. Zeuge Martin Golke: Also, früher - - Heute befris- tet man ja schon mal Zertifizierungen. Früher - Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wie wird so das ist jetzt zehn Jahre her - wurde das weniger was geschickt? Mal eine rein pragmatische Frage: gemacht, weil - - Ich sage mal, die IT, die ist so Wie kommt denn so was? Per Paket? Oder wie ist schnelllebig. Also, keiner will ja irgendwie alte so was? Technik haben. Also, da überlebte sich so eine Zertifizierung von selbst sozusagen. Und heute Zeuge Martin Golke: Es gibt ja eine initiale Be- geht man schon dran, wie auch die letzte Zertifi- sprechung. Da haben die dann schon mal diesen zierungsordnung vom BSI, die beinhaltet dann

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ersten Foliensatz, den sie da sehen, um das ein- (Der Zeuge blättert in fach mal zu beschreiben: Wo wird das eingesetzt seinen Unterlagen) usw. Zeuge Martin Golke: Entschuldigung. Habe ich Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Was heißt Fo- jetzt gerade nicht mitgekriegt. liensatz? Powerpoint-Folien oder wie? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Auf dieser Zeuge Martin Golke: Powerpoint-Folien, wo die Auflistung steht halt, dass es die initiale Bespre- dann kommen und sagen: Hier, so und so. Da set- chung gab. Dann steht: Es gab technische Doku- zen wir es ein. Das haben wir vor. - Ja. Und brin- mentationen zum Entwicklungsvorhaben EVN gen, glaube ich - - Haben die damals schon? Ich G 10 III. - Da hatten Sie gerade erwähnt, dass das weiß nicht. Das geht aus den Unterlagen hervor, Powerpoint-Folien gewesen seien. Und da würde ob die dann da schon - - Doch. Die haben, glaube mich halt interessieren: Gab es darüber hinaus zu ich, gerade dieses EVN - - Also, für das System diesen Vorhaben EVN G 10 III, Separator, DAFIS, haben sie da schon eine Beschreibung mitge- über diese technische Dokumentation hinaus, wo bracht. Und das andere haben sie nachgeliefert. Sie erwähnten, das seien Powerpoint-Folien, Das kam teilweise auch per verschlüsselter Mail, noch hinausgehende Dinge? Weil hier steht weil das alles NfD-Sachen sind. Die schickt man mehrmals: technische Dokumentation. jetzt nicht so und jetzt ja sogar noch höher einge- stuft wurden, weil NfD für sie praktisch wie offen Zeuge Martin Golke: Ja. ist. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Telefonate Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ist denn ne- etc. Da interessiert mich natürlich, was alles ben Powerpoint-Folien Ihnen noch was geliefert Ihnen so mitgeteilt worden ist beim BSI. worden, auf Grundlage derer Sie prüfen können? Zeuge Martin Golke: Das haben Sie alles - - Zeuge Martin Golke: Das steht alles im Prüf- Müssten Sie alles vorliegen haben. bericht drin. Bezugsdokumente und erfolgte Prüf- termine in Kapitel 2. Da ist alles das drin. Da Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Können Sie sollte auch alles das mit verzeichnet sein, was es noch mal erläutern? ich vor zehn Jahren zur Verfügung hatte. Da sollte alles verzeichnet sein, außer natürlich Zeuge Martin Golke: Ja. Gerne. Telefonate, Rückfragen und so was. Das ist natür- lich da nicht drin. Oder obwohl, ich habe, glaube Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also, die ich, auch einmal so ein Beispieltelefonat da auf- Powerpoints brauchen Sie jetzt nicht einzeln geführt. Wenn Sie da in Kapitel 2 gucken: Das durchzugehen mit mir. müsste da sein. Zeuge Martin Golke: Also, ich gehe mal viel- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich habe das leicht die Punkte durch, die Referenzpunkte. hier gerade vor mir liegen. Ich frage deswegen: Das ist ja die Aufzählung. Da gab es die initiale Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Gerne. Besprechung, wie Sie gerade beschrieben haben. Sie können da auch gerne gleich noch mal rein- Zeuge Martin Golke: Also, eins ist initiale Be- schauen, wenn Sie es noch mal sehen möchten. sprechung, hier vom Datum 2005. Dann gab es eben Korrespondenz. Dann steht da: technische Dokumentation. Da sagten Sie gerade: Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Geschenkt. Das war auch schon bei der Initialbesprechung, Powerpoints. - Muss ich jetzt den Punkt „tech- Zeuge Martin Golke: Dann Korrespondenz BND, nische Dokumentation“ als Powerpoint-Präsen- auch 2005, mit technischer Dokumentation zum tation verstehen? Vorhaben EVN G 10 III.

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Was steckt da Korrespondenz, Technik, und dann 6: Das kann drin, unter dem Begriff „Korrespondenz techni- sein, dass das eine neuere Version dann ist, 1.0. sche Dokumentation“? Waren das wieder Power- points? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich glaube, ich habe es verstanden. Und das sind dann die Zeuge Martin Golke: Ich glaube, das sind die Dokumente, anhand derer Sie die Prüfung vor- Powerpoints. Das dürften die Powerpoint-Sachen nehmen. Richtig? sein. Drei ist die Beschreibung dazu. Zeuge Martin Golke: Ja. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Was heißt - - Ist das so ein Handbuch, oder was ist das? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also, die Powerpoints, dieses Handbuch: Das habe ich mir Zeuge Martin Golke: Ja, das ist das Ihnen vorlie- auch gerade mal angeguckt; so diese Beschrei- gende Handbuch. Also, erst kommen ja die Fo- bung, um was es da geht. Das Handbuch hat, lien, dann kommt das Handbuch. Das ist hier die glaube ich, dann der auftraggebende BND zur laufende Nummer 3 - Person 1.0a. Ich glaube, das Verfügung gestellt. ist auch - - Da habe ich nie irgendwie was Ak- tuelles bekommen dann. Zeuge Martin Golke: Richtig.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Haben Sie Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Und eben nicht bekommen? noch weitere Powerpoints, Telefonate etc.

Zeuge Martin Golke: Da habe ich nichts Aktuel- Zeuge Martin Golke: Ja. leres bekommen als die 1.0a, die Sie hier vorlie- gen haben. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Ich frage deswegen, um zu verstehen, auf welcher Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Aha, okay, Grundlage Sie dann Ihre Prüfpunkte durchführen gut. können.

Zeuge Martin Golke: Also, das ist immer noch - Zeuge Martin Golke: Ja, ganz richtig.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Die Version. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Jetzt ist da ein Punkt, da steht drin - bei 8. -: „Vor-Ort-Prüf- Zeuge Martin Golke: - die aktuelle, also die Ver- termin“. sion. Vielfach kommen ja schon mal Updates. Da kriegt man irgendwie mal so einen Preliminary- Zeuge Martin Golke: Ja. Entwurf da, mit dem man natürlich schon mal ar- beiten kann. Man muss sich einarbeiten in die Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Können Sie Sache, und dann liefern die später dann neuere mir den etwas genauer erklären? Weil den finde Versionen, die dann wirklich den Iststand des ich interessant. Gerätes dann umfassen. Zeuge Martin Golke: Ja. Also, wie gesagt - das Punkt 4 ist dann also hier, dass der sogenannte hatte ich ja schon erläutert -: Irgendwann kommt Separator - - Ich glaube, das darf man auch sagen: es dann auch zu so einem Vor-Ort-Termin, wo die technische Dokumentation. ich mir das dann mal anschaue, die Gerätschaf- ten, soweit sie da schon fertig entwickelt sind. Punkt 5 ist dann hier DAFIS; hatten Sie auch Das ist einmal in diesem Labor. schon genannt. Die liegt Ihnen auch vor. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Welches La- bor ist das?

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Zeuge Martin Golke: Das sind die Entwicklungs- sich anscheinend irgendwelche Geräte eingebaut labors vom BND bzw. Tarnbehörden. anschauen - - ob man sich da Datenflüsse an- schaut, ob man sich da - - Also, was überhaupt - - Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Und Das ist reine Fantasie jetzt. Ich war noch nie bei dann haben Sie sich das im Labor angeguckt. so was dabei. Also, was man sich im Grunde aus Und wie läuft so ein Termin ab? Weil das andere Ihrer Sicht des BSI vor Ort anschaut. Was wollten habe ich alles jetzt schon verstanden, glaube ich. Sie wissen? Wie gesagt, Sie können mir jetzt alles Wie läuft so ein Vor-Ort-Prüftermin ab? erzählen. Ich habe so was noch nie erlebt, aber mich interessiert halt, wie so ein Tag aussieht - Zeuge Martin Golke: Ja, meistens ist das so eine im Labor jetzt. Besprechung. Man fährt da hin, verabredet sich und fährt dann mit der Bahn hin. Das waren jetzt Zeuge Martin Golke: Also nach der Bahnfahrt. hier zwei Tage, genau. Dann haben wir den ers- ten halben Tag angefahren, und dann kommt so Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau. Da eine Besprechung. Da trifft man sich. Was liegt kommen wir dann nach der Sitzung gerne noch an? Wie weit ist meine Prüfung? Was meine ich mal drauf zu sprechen. noch, zu brauchen? Und, ja, später nimmt man die Geräte in Augenschein. Zeuge Martin Golke: Also, das ist zehn Jahre her. Also, unabhängig davon - - Also, wie gesagt, das Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Der sind drei Verarbeitungsstufen, glaube ich, hier Teil interessiert mich am meisten. Die Bahnfahrt gewesen, und dementsprechend - - Die stehen ja jetzt noch nicht so. dann in so einem Rack drin.

Wie schaut es denn bei der Inaugenscheinnahme Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau. Also, dieser Geräte aus? Da geht man ins Labor und Sie können es gerne aufschlagen zur Hilfe. Ich sieht die Gerätschaften, die Sie ja beschreiben habe es auch aufgeschlagen. auch als ein größeres System mit Frontend usw., sieht die sozusagen in vitro, also in einer Test- Zeuge Martin Golke: Ja, ja. landschaft des Labors. Sehe ich das richtig, oder ist das anders? Korrigieren Sie mich ruhig. Also, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: War das da ich bin Laie. aufgebaut, das Frontend, das Verarbeitungssys- tem? Zeuge Martin Golke: Ja, das ist zehn Jahre her, hören Sie mal. Ich muss Ihnen ganz ehrlich sa- Zeuge Martin Golke: Das sollte da aufgebaut gen: Ich habe da wirklich nur meine Dokumente sein, ja. noch, an die ich mich jetzt so - - Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Fände ich Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sie können auch. gerne den Prüfbericht zur Hilfe nehmen. Ich weiß nicht: Haben Sie ihn vor sich liegen? - Nehmen Zeuge Martin Golke: Ja. Sie sich Zeit! Weil das finde ich eben zur Reich- weite dieser Prüfung schon interessant. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wenn man sich schon die Mühe macht, dahin zu fahren mit Zeuge Martin Golke: Was haben Sie denn da für der Bahn. Fragen? Zeuge Martin Golke: Aber fragen Sie mich jetzt Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Im Endeffekt nicht nach dieser speziellen Prüfung. So viel hätte ich gern erläutert, wie so ein Tag der Prü- weiß ich da nicht. fung vor Ort im Labor aussieht, also was man da macht, ob man sich - ich sage mal: Sie müssen

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Sie Sie nicht viel. Da wird Vertrauen aufgebaut im machen wahrscheinlich viele Prüfungen, nehme Grunde, dass ich das Gefühl habe: Die machen ich an. das auch so, wie das da steht in den Dokumen- ten. Zeuge Martin Golke: Ja, gut. Wie gesagt, also, das ist - - Ich lerne meine Pendants, die Ingenieure vom BND, die Techniker, kennen, ja, auf Arbeits- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Wie ebene, und da ist es wichtig, was für ein Gefühl gesagt, wenn Sie sich nicht mehr erinnern, hilft habe ich da auch. Wissen Sie, da werden Sie nur auch nichts - - Haben Sie denn vergleichbare Prü- immer Racks finden. Da geht ein Kabel nach un- fungen vorgenommen, dass Sie grundsätzlich mal ten, eins nach oben, und verschiedene LEDs blin- sagen können, wie so ein Vor-Ort-Termin aus- ken. schaut? Also, für mich ist das ein sehr wichtiger Bestandteil, wo ich als Laie sagen würde: Sie zer- Gut. Oder - - Ich sage es mal anders: Ich mache tifizieren ein System. Weil anhand von Power- natürlich auch andere Prüfungen, zum Beispiel points, einem relativ mageren Dokumentations- diese ID-Sicherheitsakkreditierung zum Beispiel handbuch, zu entscheiden: „Das läuft alles tipp- für - - Ich weiß nicht, soll ich da - - Moment, wir topp“, wäre doch wahrscheinlich nicht so auch versuchen, hier mal so weiterzukommen. in Ihrem Sinne gewesen. Da werden Sie doch auch als Prüfer sicherlich mal nachgefragt haben, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay, dann weil von einem Powerpoint-Sheet aus zu ent- frage ich mal was anderes. scheiden: „Das Separieren von Daten etc. läuft alles einwandfrei“, kann ja nicht Aufgabe eines Zeuge Martin Golke: Ja, gerne. Technikers sein. Das ist ja mehr eher dann Zu- sammenfassen von gelieferten Dokumenten. Das Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wenn ich das kann auch, wer Textanalyse gut kann. richtig verstehe, dann erfolgt also Ihre Prüfung anhand der ausgewiesenen Dokumente, - Also, Sie müssen doch wahrscheinlich mit Ihrer technischen Expertise sich jetzt dieses System Zeuge Martin Golke: Ja. mal angeguckt haben und auch eine Analyse vor- genommen haben vor Ort. Deswegen waren Sie ja Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - anhand wahrscheinlich vor Ort, und das ist eben der einer Ortsprüfung, wo Sie im Labor ein System Punkt, wo ich dann hinterher bewerten würde: sich anschauen, - „Mensch, da kann man dieser Expertise auch über den Weg trauen“, um es mal knallhart zu sa- Zeuge Martin Golke: Ja. gen. Keine Sorge, ich stelle Sie jetzt nicht infrage, aber ich muss schon ein gutes Gefühl hinterher Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - und, ich haben. sage mal, aufgrund auch von Ihrer hohen Erfah- rung, die dann die Dokumente auch bewerten Zeuge Martin Golke: Ja, vielen Dank für Ihre Dar- kann, - stellung. - Also, das ist ja nicht nur Powerpoint. Das sind ja - - Ich hatte ja schon darauf hingewie- Zeuge Martin Golke: Ja. sen, dass wir durchaus einen Informationshunger auch haben, und der muss natürlich beschrieben Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - was ich sein. Wie gesagt, ich müsste mich jetzt wiederho- zum Beispiel als Laie überhaupt nicht kann. Ich len. Also, blinkende LEDs mir anzuschauen, das nehme die zur Kenntnis, kann die Seitenzahl bringt mir nichts. Ich bin wirklich daran interes- noch bemessen, aber was drin steht, da komme siert: Was passiert in den Geräten? Das kann ich ich schnell an die Grenze. Das kann ich verste- nicht, indem ich angucke oder eine Vernetzung: hen. Das ist ja trivial. Oder - - Verstehen Sie? Da sehen

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Zeuge Martin Golke: Doch, doch, das können Sie Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Verstehen, schon; ein bisschen können Sie das schon. genau.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Dafür haben Zeuge Martin Golke: - verstehen, und deswegen Sie das studiert und ich was anderes. ist es richtig, dass ich da immer wieder drauf ge- stoßen werde, dass ich da auch die richtigen Ant- Wenn ich jetzt mal frage: Dieses Ding - ich worten gebe, die Sie weiterbringen. komme gleich auch noch auf Separator zu spre- chen - EVN G 10 III: Für was war das eigentlich Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also, das gut nach Ihrer Überzeugung? Was sollte das kön- EVN G 10 ist eher ein Projekt gewesen für ein nen? Erfassungs- und Verarbeitungssystem in Gänze, könnte man sagen. Zeuge Martin Golke: Da geht es um die strategi- sche IP-Aufklärung des Bundesnachrichtendiens- Zeuge Martin Golke: Ja. tes. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Des- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Und ganz wegen heißt es auch EVN. Okay. konkret? Welche Leistungen sollte EVN G 10 III erbringen? Separator: Was ist das dann nach Ihrer Kenntnis?

Zeuge Martin Golke: Ja, das habe ich ja schon im Zeuge Martin Golke: Ja, wir haben ja ein Netz Eingangsstatement gesagt: also § 27 TKÜV, die des BNDs. Diese Geräte sind die Geräte an der fünf Prüfpunkte, die ich da identifiziert habe. Kopfstelle, -

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Ent- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. schuldigung, dass ich Sie jetzt dann noch mal frage, obwohl Sie es schon gesagt haben. Können Zeuge Martin Golke: - die Rohdaten dann über- Sie es noch mal wiederholen? Was sollte das leis- nehmen vom Provider. Also, die werden ja rück- ten, EVN G 10 III? Dann mit Ihren eignen Worten: wirkend zwar übernommen. Dafür muss die Bun- Wofür wurde diese Komponente, dieses System desnetzagentur - - genutzt? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Was werden Zeuge Martin Golke: Ja, für die strategische IP- die? Entschuldigung, habe ich nicht - - Überwachung. Zeuge Martin Golke: Die werden rückwirkungs- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Also, frei übernommen vom Provider. es wurden Daten dadurch abgegriffen. Oder? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: „Rückwir- Zeuge Martin Golke: Ja, natürlich, sicher, natür- kungsfrei“. Was heißt das: „rückwirkungsfrei“? lich. Beim Provider werden dann da, sagte ich ja, in den - - Die Geräte werden dann da eingestellt. Zeuge Martin Golke: Das muss die Bundesnetz- agentur oder früher RegTP, Regelungsbehörde für Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Haben Sie Telekom und Post, sicherstellen. Das ist wie so Nachsehen mit mir. Wie gesagt: Laie. Haben Sie ein „one way“, wie so eine Einbahnstraße. Also, Nachsehen, auch wenn ich Sachen doppelt frage. es kommen Daten in das BND-Netzwerk rein, direkt auf den Separator. Das ist sozusagen das Zeuge Martin Golke: Nein, ich finde gut, dass Sie Kopfglied. fragen und dass ich dadurch so ein bisschen da- rauf gestoßen werde, um da - - Sie müssen es ja - Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Die laufen da auf.

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Zeuge Martin Golke: Genau. - Und das sind - - G-10-Zweig, und dann gelten unsere gesetzlichen Und die werden dann übernommen in das BND- Anforderungen. Netz mit diesem Separator und werden dann der ersten Verarbeitungsstufe sozusagen zugeführt. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Können Sie ganz kurz vorher sagen - hat jetzt eigentlich Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Können Sie nichts damit zu tun, aber das interessiert mich noch mal genau aus dem, was Sie wissen, be- schon seit längerem -: Dieses Ausleiten an den schreiben, was so ein Separator macht? Nach den Separator, da muss ja erst mal irgendwie vom Ausführungen des Zeugen Reinhardt Breitfelder normalen Kabelstrang ein Strang - - irgendetwas in der Sitzung vom 18. Dezember 2014 handelt es abgezweigt werden. Da darf ja nichts verloren ge- sich bei einem Separator um ein Gerät, welches hen. Der normale Datenfluss muss ja normal wei- im Rahmen der leitungsgebundenen Erfassung terlaufen. den einlaufenden Datenstrom nach G-10- und Nicht-G-10-Verkehren, also sogenannte Routine- Zeuge Martin Golke: Beim Provider? verkehren, trennt. So hat er es gesagt. Also ist das der Separationsprozess, dass dieser Datenstrom Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ja. Uns hat gefiltert wird nach G 10 und Nicht-G-10? Ist es man das mal mit als T-Stück beschrieben. das? Zeuge Martin Golke: Richtig. Zeuge Martin Golke: Das ist richtig. Der Separa- tor hat einen Eingang - - bzw., Entschuldigung, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ist das - - Das zwei natürlich. Es gibt ja immer zwei Richtun- klingt mir so laienhaft, wie so ein Koaxial- gen: eine Hinrichtung, eine Rückrichtung. Die T-Stück, wenn ich zwei Fernseher ans Koaxial- werden natürlich getrennt vom Provider per kabel anschließen will. Ist das so, dass man da Glasfaser ausgeschleust und eingeschleust. Also, einfach so eine Art T-Stück einbaut? Oder? Das es sind dann zwei. muss ja vor dem Separator sein. Richtig?

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ein Ein- und Zeuge Martin Golke: Das ist vor dem - - Das ist - - ein Ausgang, könnte man sagen. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Oder ist der Zeuge Martin Golke: Ja, beim Provider haben Sie Separator das T-Stück? auf jedem Kabel eine Hinrichtung und eine Rück- richtung, und die werden getrennt. Also Sie ha- Zeuge Martin Golke: Nein, der Separator ist ben also zwei Mal zum Beispiel 10 Gigabit pro nicht das T-Stück, nein, nein. Sekunde Glasfaserkabel. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: So denke ich Und dieser Eingang - - Also, der Separator hat es nämlich auch. einen Eingang und zwei Ausgänge. Ein Ausgang ist bezeichnet mit - wie der BND das nennt - Zeuge Martin Golke: Beim Provider: Der hat ja da „Routine“. Das ist also das, was er gesetzlich ma- Kabelstränge, also Glasfaser, und die werden chen darf, also Auslandsaufklärung. Da sind dann mit diesem T-Stück - - Ach, Mensch, wie dann keine deutschen Staatsbürger, keine Leute heißt es denn jetzt? - Splitter! Also, mit diesen mit deutschem Pass irgendwie involviert. optischen Splittern werden die dann ausgekop- pelt. Das ist einfach auch ein Ding. Das hat einen Und alles andere muss durch den G-10-Zweig. Eingang, einen optischen Eingang, und zwei Aus- Das heißt, da wird irgendwas übertragen, was mit gänge, wobei die eigentlich einfach dupliziert deutschen Firmen oder mit deutschen - - Auch sind. Es wird sozusagen Licht einfach ausgekop- im Ausland übrigens - egal wo. Also, der deut- pelt. Einer geht ganz normal zum Provider hin - sche Pass reicht, und dann muss das durch den da, wo es hin soll - und einer geht weiter zur Kopfstelle des BNDs, der BND-Kopfstelle.

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau. - Und Trennung in G-10- und Routineverkehre die ein- käme als Nächstes, nach dem Teil, der vom zige Funktion des Separators, oder hat der noch T-Stück an den BND geleitet wird, schon der irgendeine andere Aufgabe? Separator? Richtig? Zeuge Martin Golke: Der hat vor allen Dingen Zeuge Martin Golke: Richtig. Da muss der Se- Datenreduktionsfunktion. Also, da wird ja auch parator stehen mit seinem Eingang. Und nach viel Müll übertragen oder Dinge, die den BND dem - - Also da - - erst mal gar nicht interessieren, und die ver- schwinden im Separator, kann man sagen. Also, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Gibt es dann es gibt - - Da gehen - - Gigabyteweise kommen die den G-10-Strang und den Routinestrang? Daten da an, und raus geht auch Routine. Da ist schon ganz viel raus. Zeuge Martin Golke: Richtig. Also, der ist erst mal dazu da: Datenreduktion. Also, der schmeißt Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also der fil- unheimlich viel weg erst mal. tert schon mehr als nur die Trennung G 10/Rou- tine. Der schmeißt quasi bei den Routineverkeh- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Noch mal ren auch schon was raus. ganz kurz, wo ich Sie gerade hier habe: Der Split- ter: Sind das Standardgeräte? Wissen Sie das? Zeuge Martin Golke: Absolut! Muss! Oder wenn Sie es nicht wissen, brauchen Sie jetzt auch nichts dazu sagen. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Was schmeißt der da raus? Zeuge Martin Golke: Das ist eine Sache, die Ihnen am besten die RegTP erzählen kann Zeuge Martin Golke: Da gibt es diese Tabelle da, bzw. - - ja, genau, die Bundesnetzagentur. die Sie da - - Also, Müll zum Beispiel, was man schon erkennen kann. Oder es gibt ja diese Regio- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. nalgeschichte, dass man sich auf spezielle Regio- nen - - Der BND muss sich auf spezielle Regionen Zeuge Martin Golke: Gut, das ist natürlich - - Das beschränken. Das heißt, er hat ganz bestimme ist Standard, würde ich sagen. Aber wenn ich als IP-Ranges, und nur die zieht er raus. Und das an- Zeuge hier gefragt werde - - dere guckt er sich kurz an: Das ist die und die IP-Range; interessiert mich nicht, wird überhaupt Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Hätte ja sein nicht weiterverarbeitet, wird sofort sozusagen ge- können. Wenn Sie da jetzt Fachwissen haben, löscht. dann würden wir es gerne mit Ihnen jetzt mal klären. Weil das sind für uns komplizierte Fra- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Jetzt stelle gen. - Okay. ich mir das mal ganz laienhaft vor: So ein Separa- tor ist ein Kasten, ist ein Gerät, und da ist die Kommen wir wieder zum Separator. Also der - - Software drauf auf bestimmten Chips. Richtig?

Zeuge Martin Golke: Es ist - Zeuge Martin Golke: Das ist kommerzielle Hard- und Firmware, die praktisch - - wo man Software Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Entschuldi- dazugestrickt hat. Das ist im Grunde - - Das wird gung, ich wollte Sie nicht unterbrechen. hardwaremäßig verdrahtet, weil da diese hohe Geschwindigkeit da ist, dass - - Praktisch die Zeuge Martin Golke: - aber rückwirkungsfrei. Das Software bestimmt dann, wie die Hardware, die geht dann nur in Richtung des BND-Netzwerkes. ASICs verdrahtet sind, sodass das ganz schnell geht. Die und die IP-Adresse: Zack, weg damit. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ist dann, Also, im Grunde - - wenn ich das richtig verstehe, die Funktion der

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Aber die Software draufspielen, also zum Beispiel neue Software ist da fest eingebunden. Das ist keine IP-Ranges oder irgendwelche neue Listen da rein- Software im Sinne eines - - Früher hat man ja spielen. ROM und RAM mal unterschieden. Also, die ist nicht da draufgespielt, sondern die ist fest auf Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Aber da fährt dem Chip installiert. Oder ist die richtig drauf- man schon dann mit dem Laptop hin? Das erfolgt gespielt? Kann man die verändern, zum Beispiel nicht von irgendwo online? Also, ich könnte nach Filterkriterien? Oder wie muss ich mir das mich jetzt nicht mit meinem Laptop, wenn ich vorstellen? die Daten und Zugangscodes hätte, von hier auf einen Separator irgendwo in Deutschland drauf- Zeuge Martin Golke: Die Hardware, wie gesagt, schalten und verändern? Das wird anders prakti- ist kommerziell. Die Firmware ist, soweit ich das ziert? weiß, kommerziell. Da können Sie jetzt noch Packages zukaufen von der Herstellerfirma oder Zeuge Martin Golke: Der Separator hat auch was Eigenes stricken, wie der BND halt. noch einen LAN-Port, und der ist auch vernetzt für - das habe ich also erlaubt - passive Zugriffe, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also, man also, zum Beispiel, um zu schauen: „Leben die kann theoretisch den Separator je nach Lage, Geräte überhaupt noch?“, also, dass sie sich da könnte man sagen, optimieren. Man könnte zum melden können. Beispiel sagen: Jetzt wollen wir eine andere Re- gion haben. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau.

Zeuge Martin Golke: Richtig. Zeuge Martin Golke: Also praktisch über so einen Managementport. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Dann kann ich den Separator auch, sagen wir mal, optimie- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Fehlfunktio- ren. Ich muss dann nicht ein neues Gerät da hin- nen oder so was. stellen. Also, ein Separator ist je nach Wunsch modifizierbar. Zeuge Martin Golke: Richtig. Und man will ja auch wissen: „Ist der schon an der Kapazitäts- Zeuge Martin Golke: Richtig. grenze?“, wenn wir wieder irgendeine Spam- welle haben oder so. Muss ich vielleicht hin? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Oder ist vielleicht Hochsommer, und die Lüftung Jetzt - - Langsam kriege ich da wirklich ein ist ausgefallen? Dass ich dann schon sehe, von klareres Bild. Das ist schön. der Temperatur her: Moment, da muss ich jetzt was machen, sonst verliere ich die Geräte. Also, Zeuge Martin Golke: Das macht die Software, die solche Dinge habe ich dann - - Software, die Sie dann aufspielen. Es gibt ja auch da diesen Prüfpunkt „Fernzugriff Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Und wie ist ausgeschlossen“. Da habe ich dann also schon steuert man die dann? Die steuert man dann auch unterschieden und habe gesagt: Also, diese online? Oder muss man da rausfahren mit einem Dinge, die „state of the art“ sind, von, ich sage USB-Stick und da was Neues draufspielen? Oder mal, Managementkontrolle, die erlaube ich, aber wird so was - - alles, was G-10-relevant ist, habe ich ja ausdrück- lich dann - da gibt es ja auch einen Satz, dass Zeuge Martin Golke: Also, grundsätzlich können ich - - Weitere Zugriffe sind nicht - - Sie das - - Das geht ja ganz einfach: Da gehen Sie mit dem Laptop hin, an die Konsole, verbinden sich damit, und dann können Sie Passwords, also Codes, eintippen, und dann können Sie da neue

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau. - Das Und dann gibt es dann wieder diese G-10-rele- ist ja auch das Wichtige, dass man nicht von ir- vanten Parameter, wo die dann ihre Anordnun- gendwo hinterher auf den G-10-Strang zugreifen gen praktisch übersetzen in einen Code, der kann, - dann - - Das ist auch handelsübliche Hardware. Das ist einfach ein Rechner bzw. verschiedene Zeuge Martin Golke: So ist es. Rechner mit verschiedenen Aufgaben, und da sind immer so Teilbereiche. Der eine setzt das Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - weil der Se- Protokoll, einer setzt die Session zusammen, und parator steht ja am Anfang - wenn ich das richtig einer guckt „on the fly“ danach: Was haben wir von anderen Zeugenaussagen verstanden habe - denn für G-10-Kriterien, die wir haben wollen, einer Art Filterkaskade. die wir haben dürfen, denen also praktisch vom BMI und Parlamentarischen Kontrollgremium zu- Zeuge Martin Golke: Ja. gestimmt wurde? Und dann dürfen die auch da- nach suchen. Das passiert in diesem - - Soweit Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Und dann man das automatisch machen kann, passiert das käme jetzt, wenn ich das richtig sehe, irgend- in diesem DAFIS-Filter in der letzten Stufe, nach- wann DAFIS. dem diese Vorstufen im DAFIS - also Protokoll, Session usw. - zusammengesetzt wurden. Zeuge Martin Golke: Ja. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Verstehe. - Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Auch der Jetzt habe ich eigentlich nur noch ganz wenige Zeuge Breitfelder in diesem Fall hat in seiner Fragen wahrscheinlich. - Mich würde interessie- Zeugeneinvernahme ausgeführt, dass der DAFIS- ren: Haben Sie denn nach Ihrem Prüfbericht mit Filter seit 2005 für die G-10-Filterung im Bereich den Themen, die dieses Erfassungs- und Ver- leitungsvermittelter Kommunikation eingesetzt arbeitungssystem betreffen, insbesondere natür- wird. Also, das wäre dann die nächste Filterung. lich auch mit den Fragen nach dem Separator- Können Sie den Ansatz von DAFIS etwas näher gerät oder der DAFIS-Filterung, danach noch zu beschreiben, wie das jetzt funktioniert? tun gehabt - speziell auf dieses Projekt bezogen? Sprich: Haben Sie danach noch mal gehört, wie Zeuge Martin Golke: Ja, DAFIS ist die nächste es denn läuft? Haben Sie - - Sind Sie danach Verarbeitungsstufe. noch mal eingebunden worden in eine weitere Prüfung dieses Projekts? Hat es da eine erweiterte Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wenn ich das Prüfung - - weitere Prüfungen gegeben? Oder war richtig sehe, wahrscheinlich nur für den G-10- das für Sie mit diesem Prüfbericht abgeschlos- Strang. Richtig? sen - und Ende und nie wieder davon gehört?

Zeuge Martin Golke: Richtig, genau. Also Rou- Zeuge Martin Golke: So war es. Also, das war da- tine ist dann - - betrachte ich nicht weiter, liegt nach abgeschlossen. nicht in meinem Aufgabenbereich. Und, ja, die- ses DAFIS, dieser Datenfilter, ja, gut, da muss erst Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also, Sie ha- mal das Protokoll zusammengesetzt werden, ben nicht weiter mitbekommen, was im Grunde dann die Session zusammengesetzt werden. Das aus EVN G 10 III geworden ist, wie es betrieben ist ja bei IP so. Ich übertrage einzelne Pakete. worden ist, ob es erfolgreich war, ob es funktio- Also, die ganze Lieferung wird sozusagen in ein- niert hat? Das war dann nicht mehr Ihre Aufgabe, zelne Pakete da unterteilt, und die muss natür- weil Sie sind ja auch nicht im BND, sondern im lich, damit ich irgendwas überhaupt erkennen BSI. Also, da haben Sie keine großartige Einbin- kann - - muss ich die erst mal zusammensetzen, dung mehr gehabt? und das macht also erst mal dieser DAFIS-Filter. Zeuge Martin Golke: Nein. Zertifizieren heißt: „Certify and go“.

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay, gut. - (DIE LINKE): Da würde mich in- Das wäre eigentlich mein Fragenteil. Ich meine, teressieren, wie häufig. ich hätte noch viele Fragen, aber ich denke, die Kolleginnen und Kollegen auch, und von daher Zeuge Martin Golke: Wie häufig? Ich glaube, bei werde ich mich im Zweifel dann punktuell ein- zweien noch. klinken. Aber ich glaube, wir haben schon erst mal einen Einblick bekommen. Dafür danke ich Martina Renner (DIE LINKE): Und die laufen alle Ihnen ganz herzlich. nach dem von Ihnen geschilderten Prüfmodus ab? Aber jetzt haben die Fraktionen die Möglichkeit, sicherlich viele Fragen, die sie haben, zu stellen. Zeuge Martin Golke: Ja, das ist immer derselbe - Die Fraktionen können ihre Fragen nach den Re- das, was ich vorgestellt habe, ja. geln der sogenannten Berliner Stunde in festen Zeitbudgets stellen. Das bedeutet, dass die CDU/ Martina Renner (DIE LINKE): Dieser Prüfmodus CSU 27 Minuten hat, die SPD 17 Minuten, die irritiert mich - das sage ich ganz klar -, und zwar Fraktion Die Linke 8 Minuten und die Fraktion an drei Stellen: Einmal, dass man auf Grundlage Bündnis 90/Die Grünen auch jeweils 8 Minuten. von Dokumenten, die der Betreiber, in dem Falle der BND, zur Verfügung stellt, sich überwiegend In der ersten Fragerunde beginnt die Fraktion Die das Bild macht, zweitens, dass man die Gerät- Linke, gefolgt von der SPD, Bündnis 90/Die Grü- schaften nicht am Einsatzort in Augenschein nen und CDU/CSU, und ab der zweiten Frage- nimmt und Annahmen trifft zu diesen Einsatz- runde haben wir die Reihenfolge: Die Linke, bedingungen, die möglicherweise different sind CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und SPD. von denen, die dann tatsächlich im Betrieb vor- liegen, und drittens, dass man entwicklungs- Und ich darf als Erstes der Fraktion Die Linke da- begleitend nur prüft und nicht den Endzustand her auch das Wort geben, und ich nehme an, noch mal in Augenschein nimmt. Frau Kollegin Renner. Bitte schön. Das muss ich jetzt erst mal so sagen: Wenn ich Martina Renner (DIE LINKE): Ich würde begin- mir ein Prüfverfahren vorstelle, würde ich sagen, nen, Herr Vorsitzender. - Herr Golke, wie oft ha- gehört wenigstens dazu, sich den Einsatz vor Ort ben Sie derartige Geräte wie den Separator ge- im Endzustand anzusehen mit den Unterlagen. prüft? Da können wir noch mal Abstriche machen. Ge- rade bei Unterlagen, die durch einen Geheim- Zeuge Martin Golke: Jetzt im Rahmen der TKÜV dienst zur Verfügung gestellt werden, wo wir da- oder überhaupt Netzwerktechnik? von ausgehen müssen, dass da eine ganze Menge Legendierungsinteresse dahinter ist, würde ich Martina Renner (DIE LINKE): Ich würde sagen, dann auch Abstriche machen. Beim Handbuch, erst mal im Rahmen der TKÜV. was mir möglicherweise ein kommerzieller Be- treiber gibt, würde ich solche Unterstellungen Zeuge Martin Golke: Wie oft Geräte - - oder Prü- eben nicht vornehmen, aber in dem Falle, denke fungen gemacht? ich, muss das der Prüfer auch ein bisschen ins Kalkül ziehen. Martina Renner (DIE LINKE): Ja. Oder Anlagen, genau, ja. Also, das sind die sozusagen Fragen zu den Prüf- modalitäten, und dann würde ich genau an die- Zeuge Martin Golke: Also, es geht ja hier nur um sen Stellen da noch mal ein bisschen versuchen, die eine. Also, ich habe auch noch bei weiteren anzusetzen: Sie haben ja auch in Ihrem Bericht mitgewirkt. geschrieben, dass Sie Annahmen zu den Ein- satzumgebungen gemacht haben und dass es sich

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dabei zum Beispiel um separierte Räume gehan- Martina Renner (DIE LINKE): Aber Sie haben delt hat. Inwieweit haben Sie sich das bestätigen sich nie vor Ort vergewissert, beim Provider, dass lassen, dass das abgeschlossene Räume sind, die das auch so ist? mit der ansonsten bei dem Provider im Betrieb stehenden Technik nicht verbunden sind? Also, Zeuge Martin Golke: Nein, habe ich nicht. Habe haben Sie sich das nur sagen lassen, oder haben ich ja erläutert, das Verfahren. Also, das ist Sie sich das in irgendeiner Form bestätigen las- nicht - - sen? Martina Renner (DIE LINKE): Genau. Zeuge Martin Golke: Könnten Sie die Frage noch mal wiederholen, die Sie mir jetzt stellen möch- Zeuge Martin Golke: Das tut mir vielleicht leid, ten, bitte? aber das ist wirklich das Verfahren so.

Martina Renner (DIE LINKE): Gerne. Sie treffen Martina Renner (DIE LINKE): Wir hatten ja jetzt in Ihrem Bericht Annahmen zu der Einsatzumge- zu dem Einsatz dieser Technik auch die entspre- bung des Separators, - chenden Mitarbeiter des Telekommunikations- unternehmens hier, und die haben uns geschil- Zeuge Martin Golke: Ja. dert, dass insbesondere die Geräte zur Daten- erfassung zum Teil nicht in den abgesicherten Martina Renner (DIE LINKE): - und zu diesen Räumen des BND waren, sondern in einem Be- Annahmen gehört, dass es sich um physisch ge- triebsraum der Telekom. Damit ist ja eine An- trennte Betriebsräume handelt. nahme, die Sie in Ihrem Prüfbericht getroffen ha- ben, erst mal so nicht realisiert worden. Hätte das Zeuge Martin Golke: Was meinen Sie mit „phy- Einfluss auf Ihren Prüfbericht gehabt? sisch getrennte Betriebsräume“? Also jetzt - - Vom Provider? Zeuge Martin Golke: Das würde ich jetzt so erst mal nicht sagen. Also, erst mal ist es so, dass die Martina Renner (DIE LINKE): Ja. Geräte ja in den Räumen des Verpflichteten, also des Providers, stehen müssen, um unter die Es wird vorausgesetzt, dass die TKÜV zu fallen. Insofern ist das, was das Tele- Einsatzumgebung in einem Be- kommunikationsunternehmen gesagt hat, völlig reich liegt, der entsprechend der okay. Und zum Zweiten würde ich jetzt nicht da- Sensibilität der Aufgabe und der von ausgehen, dass die Daten da offen rum- - Ja, entsprechenden geltenden Richt- schon, aber ich sage mal: Die Geräte des BND linien abgesichert ist. müssen entsprechend meinen Annahmen abgesi- Zeuge Martin Golke: Ja, entsprechend - - Also, chert sein. Da gehe ich von aus. das ist ja so, dass diese - - Also, die Daten sind, sobald die irgendwie - - Die sind ja geheim, also Martina Renner (DIE LINKE): Gut, dann reden so Abhördaten. Auf der anderen Seite sind sie of- wir mal über dieses Abgesichertsein. fen, aber auf dieser BND-Seite sind sie eingestuft. Ja, das ist ja - - Das ist die Gesetzeslage; da kann Zeuge Martin Golke: Ja. ich ja gar nichts dran ändern. Deswegen habe ich da reingeschrieben: Ich treffe die Annahme, dass Martina Renner (DIE LINKE): Was für Richt- da nicht jeder durch die Räume durchspazieren linien gibt es oder gab es denn für den Einsatz kann und jetzt gucken kann, welche Daten abge- solcher Geräte, was die Einsatzumgebung angeht? griffen werden. - Das finde ich eigentlich ganz Also, was heißt „abgesichert“ für Sie? Also: Lei- okay. tung, Zugriff, Verbindungen von Komponenten zum Provider, physisch getrennt usw.

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(Der Zeuge blättert in weil da haben ja auch Mitarbeiter der Telekom seinen Unterlagen) Zutritt -

Zeuge Martin Golke: Zeuge Martin Golke: Richtig.

Es wird vorausgesetzt, dass die Martina Renner (DIE LINKE): - und nicht nur Einsatzumgebung in einem Be- Mitarbeiter des BND. reich … Zeuge Martin Golke: Vielleicht zitiere ich auch Ich zitiere jetzt aus meinem Prüfbericht. noch aus den Empfehlungen meines Prüfberich- tes: Martina Renner (DIE LINKE): Ja, aber was heißt das? Was heißt: Es wird vorausgesetzt, dass es ab- Eine Untersuchung … der Ab- gesichert ist? sicherungen in den Räumen der Außenstellen war nicht Teil der Zeuge Martin Golke: Ja, da gibt es doch gesetz- Prüfung. Es wird auf diesbezüg- liche Vorgaben, die ich nicht mehr prüfen muss. liche Vorschriften hingewiesen Da hat der BND wirklich - - Da möchte ich Sie und auf Prüfmöglichkeiten, die eigentlich auf den BND verweisen. Die dürfen das BSI u. a. im Bereich materiel- nicht einfach so - - Das liegt gar nicht in meiner ler Sicherheit (Schutz von Be- Prüfkompetenz. Also, das habe ich jetzt da nicht triebsräumen etc.) bietet und die unterstützend bei Bedarf vor Ort in meiner Prüfkompetenz. Die haben - - Also das erfolgen könnten. ist schon klar geworden bei meinen Besuchen, dass die wirklich - - Das sind Geheimdaten. Also Da habe ich mich also jetzt nicht eingemischt, die Daten, die noch gerade beim Provider offen sondern das ist - - waren, durch die Lande, durch Deutschland ver- schickt wurden: Sobald die irgendwie in diese Martina Renner (DIE LINKE): Da verlassen Sie BND-Geräte kommen, sind das Geheimdaten. Die sich auf die Angaben des BND. Tür muss abgeschlossen sein, die Schlüssel müs- sen unter Verwahr sein. Der eine - - usw. Zeuge Martin Golke: Ja, ja, muss ich.

Und das sind - - Da gelten Richtlinien. Also, Martina Renner (DIE LINKE): Genau, und da wenn ich da - - Ich kann nicht alles machen. kann man nämlich sehr schön anschließen, weil Also, das geht gar nicht. Und solche Dinge, die auch bei dieser Prüfung - ich sage mal: in vitro, eigentlich klar sein müssten - - Also, ich habe also unter Laborbedingungen; ich fand den Be- nicht den BND geprüft, sondern die Gerätschaf- griff ganz gut - verlässt man sich ja auch darauf, ten, und das ist die Aussage, die ich treffen kann. dass der Zustand, den man dort vorfindet, der Und da mische ich mich gar nicht ein. Aber ich Zustand ist, der dann später auch im Betrieb auf- sage ich Ihnen: Da gibt es Regelungen, die müs- zufinden ist. sen die einhalten. Sonst - - Also wenn ich die auch noch prüfen soll, dann muss man mir das Zeuge Martin Golke: Ja. Mandat dafür geben. Also das sehe ich nicht, dass ich das hatte. Martina Renner (DIE LINKE): Man überprüft es aber nicht mehr, dass es nicht im Nachgang noch Martina Renner (DIE LINKE): Aber wenn zum Modifikationen gibt? Beispiel zu diesen Voraussetzungen gehören würde, dass es abgeschlossene Räume sind, zu Zeuge Martin Golke: Also hier nicht, nein. denen nur spezielle Mitarbeiter Zutritt haben, würde das ja nur in eingeschränkter Art und Martina Renner (DIE LINKE): Also, es läuft an Weise für Betriebsräume der Telekom gelten, vielen Stellen auf Treu und Glauben hinaus.

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Zeuge Martin Golke: Das ist - - Das sehe ich nicht Martina Renner (DIE LINKE): Letzte Frage zu als mein - - Ja, Treu und Glauben? dieser Laborsituation: Wurde da eine Datenver- arbeitung simuliert? Martina Renner (DIE LINKE): Ja. Zeuge Martin Golke: Die haben Simulationen, Zeuge Martin Golke: Das sehe ich - - Da würde die haben ein Testsystem, wo die - - ich gar nicht mit „Treu und Glauben“ sagen, da würde ich sagen: Das ist nicht meine - - Sorry, Martina Renner (DIE LINKE): Nein, als Sie dort aber da endet irgendwo meine Zuständigkeit. waren, ob da eine Datenverarbeitung simuliert wurde. Nicht der - - Wir machen Prüfungen, wenn wir Krypto- - Die zerlegen wir im Labor. Also, das machen wir Zeuge Martin Golke: Da kann ich mich nicht richtig, aber das ist wirklich dann Geräte, die - - mehr dran erinnern, tut mir leid. Das ist zehn Das ist was anderes als TKÜV. Jahre her, sorry.

Martina Renner (DIE LINKE): Apropos „zer- Martina Renner (DIE LINKE): Gut. legen“: Ich weiß ja immer noch nicht, wie das aussieht. Also, ich habe kein Bild dazu. Aber Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Ganz vielleicht sagen Sie uns noch mal was zu dieser herzlichen Dank. - Wir kommen jetzt in der ers- Prüfung unter den Laborbedingungen. Wie viele ten Fragerunde zur Fraktion der SPD. Der Kollege Stunden haben Sie sich mit dem Gerät befasst? Flisek, nehme ich an, wird fragen. Haben Sie das auch auseinandergebaut? Christian Flisek (SPD): Danke, Herr Vorsitzen- Zeuge Martin Golke: Dieses im Rahmen dieser- - der. - Herr Golke, ich würde vielleicht starten mit einer Anregung, wenn es möglich wäre. Sie hat- Martina Renner (DIE LINKE): Ja, bei dem Be- ten ja ein sehr ausführliches und auch ausformu- such. liertes Eingangsstatement hier abgegeben. Wäre es möglich, dass Sie uns das bereits jetzt zur Ver- Zeuge Martin Golke: Nein, nein, habe ich nicht fügung stellen könnten, dass die Obleute das be- auseinandergebaut. Ich sage doch: Also, die Do- kommen? kumentation ist das - - Also, eine Hardwareprü- fung, dass wir jetzt gucken - - (Der Zeuge berät sich mit seinem Rechtsbeistand) Martina Renner (DIE LINKE): Ja. Zeuge Martin Golke: Also, angesichts der tollen Zeuge Martin Golke: Also, Software mit Ana- Infrastruktur, die Sie hier haben, gehe ich davon lyse ... (akustisch unverständlich), Assemblie- aus, dass das nicht nur mitgeschrieben wurde, rung usw. nur bei wirklich - - Also nicht TKÜV. sondern mitgeschrieben werden muss. Der Vor- Also, das - - Vor allen Dingen, wenn wir über- sitzende hat auch schon darauf hingewiesen, haupt keine Möglichkeit nachher haben mehr, dass es auch mitgeschnitten wird. Insofern sehe das irgendwie zu verifizieren, dass das auch - - ich jetzt keine Notwendigkeit, das einzige Stellen Sie sich mal vor, ich hätte noch viermal Exemplar, was ich habe, hier aus den Händen zu mehr Zeit da reininvestiert, und ich habe ja eh geben. keine Möglichkeit, das im Betrieb - - Da habe ich kein Prüfmandat für die operationelle Phase. Christian Flisek (SPD): Nein. Es geht darum, dass wir das vervielfältigen können und dass die Ob- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wir müssten leute das dann bekommen. Das wäre - - jetzt so ein bisschen auf die Uhr gucken. (Der Zeuge berät sich mit seinem Rechtsbeistand)

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RA Dr. Johann M. Plöd: Darf ich kurz was dazu hat das Recht, Fragen zu stellen. Ich glaube, die sagen? eine Frage, dieser Punkt, ist inzwischen geklärt. Herr Kollege Flisek, ich gebe Ihnen direkt das Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Bei recht- Wort für weitere Fragen. lichen Punkten natürlich. Christian Flisek (SPD): Vielen Dank, Herr Vorsit- RA Dr. Johann M. Plöd: Das Problem ist, dass in zender. - Auch noch mal herzlichen Dank, dass diesem Statement handschriftliche Änderungen uns das jetzt kurzfristig zur Verfügung gestellt enthalten sind und insoweit also praktisch das wurde. Original, so wie es hier vorgetragen worden ist, in ausgedruckter Form nicht vorliegt. Wir wären Ich hätte jetzt zunächst einmal eine Frage. Bei natürlich bereit, dass praktisch dieses Statement der Zertifizierung - - Ich meine, das BSI zertifi- vorgelegt wird, wenn das Ganze überarbeitet ist ziert ja so einiges, auch privater Anbieter. Wenn und diese handschriftlichen Anmerkungen he- es jetzt darum geht, Dinge zu zertifizieren, die rausgenommen worden sind. einen geheimdienstlichen Kontext haben, ist da spezielles Know-how aufgebaut worden, oder - Christian Flisek (SPD): Nein, der Zweck meiner ich sage es jetzt mal lapidar - ist das eine Zertifi- Frage ist ja jetzt einfach nur: Wir hätten gerade zierung 08/15 wie jede andere auch? noch mal diese Punkte gerne gehabt, auch im Rahmen der Zeugenvernehmung. Dass wir das im Zeuge Martin Golke: Ja, es ist schon ein speziel- Nachgang dieser Sitzung bekommen, das ist uns les Verfahren. Es ist dafür speziell entwickelt selber klar, sondern ich hätte das gerne hier noch worden. Die Anforderung, so wie ich die TKÜV mal gehabt jetzt während der Zeugenbefragung in verstanden und interpretiert habe, unterscheidet öffentlicher und nichtöffentlicher Sitzung, um sich schon grundlegend. Also, ich meine, Zertifi- daraus auch Fragen abzuleiten. zierung, das ist schon - - Also, bei den Zertifizie- rungen, bei denen ich beteiligt war - - Das ist ja (Der Zeuge berät sich mit nach diesen Kriterienwerken - - Das sind schon seinem Rechtsbeistand) umfangreiche Werke. Das sind dann aber auch umfangreiche Softwareprodukte, die auch, ich RA Dr. Johann M. Plöd: Können wir kurz unter- sage mal, strukturiert werden müssen. Der Inge- brechen, damit wir diese Frage schnell klären nieur teilt immer: Teile und herrsche. Da ist dann können? richtig vorgeschrieben, was wer an welcher Stelle zu tun hat, und dann kann ich das so teilen und Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ja, machen Zeit einsparen. Und hier habe ich ja nur fünf wir fünf Minuten Unterbrechung. Ich denke, das Prüfpunkte gehabt: eins, zwei, drei, vier, fünf. In- sollte reichen. sofern konzentriere ich mich natürlich auf die und prüfe die und - - RA Dr. Johann M. Plöd: Ja. Christian Flisek (SPD): Gut. - Also, es ist aber so, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Die Sitzung dass da spezielles Know-how für aufgebaut wird ist damit für fünf Minuten unterbrochen. und auch, ich sage mal, wenn solche Fälle dann immer wieder mal auftauchen, auch gepflegt (Unterbrechung von wird; okay. 12.14 bis 12.24 Uhr) So eine Konformitätserklärung - - Ist Ihnen be- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sehr geehrte kannt, dass da bei der Prüfung, also bei diesen Damen und Herren, ich würde gern weiterma- Prüfungsverfahren nach TKÜV, schon mal was chen - dazu müssten wir die Tür schließen -, weil verweigert wurde? Oder haben Sie das selber die fünf Minuten sind schon deutlich überschrit- schon mal erlebt, dass Sie im Prüfergebnis gesagt ten. Unser Zeuge ist da, und die Fraktion der SPD

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haben: „So wie das jetzt da läuft, verweigere ich Zeuge Martin Golke: Ja. die Konformität“? Christian Flisek (SPD): Und wenn wir jetzt sa- Zeuge Martin Golke: Also, bei den Prüfungen, gen: „Dieses Prüfprogramm, das in der TKÜV ja die hier infrage stehen, also die zu tun haben mit dort der Gesetzgeber vorgesehen hat, ist eigent- dem Untersuchungsgegenstand, nein. lich ja ein Teil der Verwirklichung von Artikel 10 Grundgesetz“ - also, da geht es um eine Ausge- Christian Flisek (SPD): Also, Sie schränken das staltung von Grundrechten -, stellt sich jetzt für jetzt ein auf die Dinge, die mit dem mich natürlich dann die Frage an Sie auch als Untersuchungsgegenstand zu tun haben - Experten in diesem Bereich: Halten Sie das denn überhaupt für sinnvoll, dass man in dieser Zeuge Martin Golke: Ja. Form - -

Christian Flisek (SPD): - okay, gut -, was, ich sage (Der Zeuge berät sich mit mal jetzt, dann natürlich e contrario nicht aus- seinem Rechtsbeistand) schließt, dass es außerhalb des Untersuchungs- gegenstandes schon mal Verweigerungen gab. - Ich gehe jetzt davon aus, dass Sie nicht zweimal Aber ich respektiere das, wenn Sie sagen: Das ist gleichzeitig zuhören können. Deswegen - - Halten dann nicht Teil des Untersuchungsgegenstandes. Sie das denn überhaupt für sinnvoll, dass man dann so eine Prüfung überhaupt nach der Ent- Ich will mal noch auch vorwegschicken - - Ich wicklungsphase ansetzt? Oder wäre es nicht not- meine, es ist - - Momentan wird ja kritisiert so wendig, tatsächlich mit solchen Prüfungen dann ein bisschen, dass das Ganze nur, ja, sozusagen auch in den Praxisbetrieb zu gehen und vielleicht nach der Entwicklungsphase zertifiziert wird. auch regelmäßig, routinemäßig noch mal nachzu- Also, ich verstehe das auch so, dass das Gesetz schauen: Wie läuft das? natürlich das auch so vorsieht. Es ist jetzt nichts Außergewöhnliches, dass Sie sich da an das Ge- Zeuge Martin Golke: Das obliegt dem Gesetzge- setz halten. Gleichwohl frage ich jetzt mal - und ber, dem Verordnungsgeber. Das ist seine Hoheit. das ist auch Teil unseres Untersuchungsauftra- Also - - ges -: Wir haben ja sozusagen auch Vorschläge am Ende aller Tage auszuarbeiten, inwieweit Christian Flisek (SPD): Entschuldigung, dass ich Dinge, die uns hier auffallen, sinnvoll und richtig jetzt nachhake: Der Gesetzgeber sind wir. Deswe- sind. Wenn ich lese - - Im Prüfergebnis, der gen haben wir im Bundestag einen Untersu- zweite Absatz, sagen Sie: chungsausschuss: nicht nur, um Sachverhalte aufzuklären, sondern eben auch - und das ist der Die geprüften und umgesetzten dritte Teil unseres Einsetzungsauftrages -, um Anforderungen und Maßnahmen konkrete Vorschläge am Ende herauszuarbeiten, sind jedoch vielfach abhängig von was gegebenenfalls zu ändern ist. Und Sie sind ja der richtigen Konfiguration der hier zwar auch Zeuge; aber Sie sind natürlich Komponenten und damit von Ein- auch jemand, der einen Sachverstand hat aus stellungen, die erst im operatio- einem Bereich, den wir beleuchten. Und ich nellen Einsatz erfolgen. möchte diese Gelegenheit gerne nutzen, Sie da als, ich sage mal, Experten oder Sachverständi- Das heißt, Sie sagen selber deutlich: Ja, ich habe gen auch zu befragen. geprüft vor diesem operationellen Einsatz, weil ich dazu gesetzlich verpflichtet bin. - Und, wie Wenn Sie selber in Ihrem Prüfbericht, der uns gesagt, das ist ja auch gar kein Vorwurf, dass Sie vorliegt, so etwas andeuten, dass eigentlich die das so machen. Aber gleichzeitig deuten Sie an: Praxis dann am Ende darüber entscheidet - ich Eigentlich entscheidet die Praxis, wie der Hase sage es noch mal -, wie es mit dem Grundrechts- läuft. schutz bestellt ist, und nicht, sage ich mal, die

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abstrakte Prüfung, die Sie zu Recht auf der mal konkret die Frage: Halten Sie das Prüfpro- Grundlage des geltenden Gesetzes ja nach der gramm im Vergleich zu anderen Prüfprogrammen Entwicklung gemacht haben, dann frage ich Sie: bei anderen Zertifizierungen, so wie es hier ange- Ist das so sinnvoll? Oder würden Sie nicht eher legt ist in der TKÜV, für ausreichend? Oder glau- sagen: „Man muss da anders ansetzen; man muss ben Sie eher, das müsste ausgedehnt werden? in den Wirkbetrieb reingehen und sich den an- schauen, gegebenenfalls auch routinemäßig nach- Zeuge Martin Golke: Ja, ich bin da noch nicht so fassen“? ganz entschlossen. Also, ich habe - - Auf diese Frage habe ich mir - - Ich könnte es mir vorstel- Zeuge Martin Golke: Also, so wie ich Sie ver- len, dass das sinnvoll wäre, ja. stehe und auch gerade die Frau Renner verstan- den habe, könnte ich da eigentlich nur zu dem Christian Flisek (SPD): Gut. Natürlich - logi- Schluss kommen, dass das in der Tat sinnvoll scherweise - käme die Folgefrage: Fällt Ihnen wäre, da auch die Betriebsphase, so wie wir das jetzt - - Ich will Sie ja auch nicht überfordern ja auch machen - - Ich mache das ja bei vielen an- jetzt, weil über so was - - Wenn man sich jetzt an- deren Dingen. Da haben wir ja Inspektionsrechte, lässlich so einer Befragung zum ersten Mal Ge- und da gehen wir auch regelmäßig hin und prü- danken macht, dann habe ich auch Respekt da- fen das wirklich: „Ist die Sicherheit auch wirk- vor, wenn man dann die Punkte nicht so einfach lich vor Ort angekommen?“ - regelmäßig. Also, aus dem Ärmel schüttelt. Aber fällt Ihnen ein das gibt es auch. Punkt jetzt ein, wo Sie spontan sagen würden: „Das müsste eigentlich mitberücksichtigt werden, Christian Flisek (SPD): Gut. - Also, Sie sprechen das müsste mit aufgenommen werden, das solche Inspektionsrechte an, die sich dann sozu- müsste mit geprüft werden, in das Prüfungspro- sagen auf den Praxisbetrieb beziehen, und Sie gramm hinein“? würden sagen: Ja, es wäre sinnvoll, dass wir zum Beispiel als Gesetzgeber über so was nachdenken, Zeuge Martin Golke: Also, so wie ich die Kette dass wir so was zusätzlich einbeziehen. Also, das sehe, geht die ja von diesen Anordnungen, diesen ist ja eine völlig neutrale Aussage. Ich meine, wir G-10-Anordnungen - - Das ist ja das, was vom sind dankbar für jeden Punkt, den wir da heraus- BMI dann genehmigt wird und von der Parla- arbeiten können und der uns dann eben auch von mentarischen Kontrollkommission, und das ist ja Menschen, die da Experten sind, bestätigt wird. das, was dann gedurft wird. Und dass dieser Weg Dafür sitzen wir ja auch hier. in die Technik rein - - Ist es auch - - So ist diese Sicherheit oder ist das, was wir wollen, auch Ich möchte jetzt noch mal auf das Prüfprogramm wirklich so umgesetzt, dass es da dann irgendwie zu sprechen kommen. Sie haben es ja auch ange- einen Rückkanal gibt, jemanden, der berichtet deutet, dass das BSI unglaublich viele verschie- und da auch Kompetenzen bekommt in irgend- dene Aufträge hat. Sie prüfen auch Private nach einer Form, dass das dann sichergestellt wird, § 9 des BSI-Gesetzes. würde ich jetzt mal spekulieren können.

Wenn Sie mal so Zertifizierungen in anderen Be- Christian Flisek (SPD): Da bin ich jetzt ganz of- reichen sich anschauen und jetzt mal das Prüf- fen: Das habe ich jetzt nicht verstanden. Könnten programm vergleichen, das die TKÜV dort an- Sie das noch mal - - Einen Rückkanal? Also, in legt - - Auch da meine Frage: „Ist das aus Ihrer Bezug auf was? Sicht ausreichend?“, weil es ja doch ins Auge fällt, dass beispielsweise private Hersteller, Zeuge Martin Golke: Dass praktisch das Parla- Dienstleister eventuell tatsächlich ja sogar auch mentarische Kontrollgremium einen Rück- strengeren Anforderungen im Prüfprogramm un- kanal - - Also, dass sichergestellt wird, dass das, terliegen, als es beispielsweise jetzt ein Nachrich- was angeordnet wird, und nichts anderes auch tendienst ist, der hier in einem äußerst grund- gemacht wird. Da müsste man dann Prüfrechte rechtssensiblen Bereich unterwegs ist. Also noch haben usw. und die - - dann wieder berichtet

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werden an das - - zum Beispiel, nicht dass da - - würde ich heute anders drüber denken als vor weil der fehlt ja überhaupt. Also, ich habe den zehn Jahren. einmal gesehen, diesen dicken Ordner da. Das ist so ein dicker, wo dann die ganzen Dinge dann Christian Flisek (SPD): Verstehe ich das richtig: drin sind, die dann wirklich - - was Sie sagen: die Das ist Ihnen als Prüfer überlassen, das zu füllen? Grundrechtseingriffe. Und das fehlt ja überhaupt. Oder gibt es dort Standards, Richtlinien inner- Wir zertifizieren und dann - - Das ist ja eine Sa- halb Ihres Hauses, auf die Sie dann bei solchen che, die - - So was könnte ich mir zum Beispiel Prüfungen zurückgreifen und die, ich sage mal, vorstellen, dass das sichergestellt wird, dass auch fortlaufend auch aktualisiert werden und der nur das wirklich in den Geräten ist. technischen Entwicklung angepasst werden?

Und dieser Rückkanal - - Da meine ich natürlich, Zeuge Martin Golke: Da gibt es mit Sicherheit ir- dass dann irgendjemand wirklich prüft, Prüf- gendwas, aber - - rechte bekommt vor Ort, sich das anguckt und dann auch berichten kann: Ja - - oder die Modi- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich will nur fikation oder Protokollierung zum Beispiel, dass mal ergänzen, dass Sie anfangs von einschlägigen da Dinge protokolliert werden, die sich irgend- Kriterienwerken gesprochen hatten. Vielleicht jemand angucken kann und dann überprüfen hilft Ihnen das - und uns. kann: Entspricht das wirklich den Anordnungen? Also, so könnte man ja dann so eine Kette, die Zeuge Martin Golke: Ja, wir verlassen jetzt so ein dann sicherstellt, dass auch wirklich - - Wenn bisschen unseren Fokus auf den Untersuchungs- man jetzt so viel Misstrauen hat gegenüber - - gegenstand. Wir sind schon ziemlich - -

Christian Flisek (SPD): Na ja, wie gesagt, das ist Christian Flisek (SPD): Nein, wir sind haarscharf auch keine Frage jetzt grundsätzlich des Miss- drin. Also, das ist - - Glauben Sie es mir. trauens. Das ist natürlich eine Frage der parla- mentarischen Kontrolle. Das ist eine Frage auch Zeuge Martin Golke: Okay. - Sicher, also, da gibt des Grundrechtsschutzes in dem Fall natürlich es mit Sicherheit Expertise, wie, nach welchem vor allen Dingen; aber gut. Ich nehme das jetzt Schutzbedarf und dann - - welche Technik da- einfach mal so mit. raus folgen soll. Das gibt es mit Sicherheit, ja.

Ich hätte mal eine Frage. Wenn jetzt in der TKÜV Christian Flisek (SPD): Ja, jetzt noch mal bei den zum Beispiel dort steht: Zugriffskontrollen sind Zertifizierungen, die Sie durchgeführt haben: Ha- einzusetzen nach dem Stand der Technik - - ben Sie da auf Regelwerke zurückgegriffen, wenn „Stand der Technik“ ist ja jetzt ein unbestimmter es zum Beispiel bei der Prüfung - - Oder haben Rechtsbegriff; zumindest würden Juristen das so Sie selber das dann mir Ihrer Expertise ausge- nennen. Sie sind jetzt Techniker. Wie füllen Sie füllt, weil Sie die Regelwerke kannten oder weil diesen Begriff denn aus? Was ist aus Sicht des Sie einfach gesagt haben - ich sage es jetzt mal, BSI bei einer Zertifizierung Stand der Technik? wie es die Bayern sagen -: „Das passt schon“?

Zeuge Martin Golke: Also, vor zehn Jahren, Zeuge Martin Golke: Nein, das ist ja - - Stand der würde ich sagen, ein normaler Zugriffsschutz mit Technik ist da, Passwortschutz - - Das ist ja Wissen, dass ich ja irgendwie den Zugangscode nichts. Das ist schon fast - - Ja, das ist ja Grund- weiß. Und heute gehen wir ja schon also auch lage. Also, das ist „state of the art“ sozusagen da- mit Besitz so ein bisschen - - also dass wir ir- mals. gendwelche Chipkarten haben, mit denen wir dann noch zusätzliche Sicherheit bieten, wo ich Christian Flisek (SPD): Okay. dann irgendeine PIN eintippen muss oder so. Also, da entwickelt sich das schon. Also, da Zeuge Martin Golke: Also nicht, dass man - - Also, Zugang ohne Zugriffscodes, dass man da

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keinen Zugang zu den Geräten bekommt, also mit auf die Ausland-Ausland-Kommunikation? - diesem Wissen des Passwortes - - Und wie diese Nein? Passwortlängen sind usw. - - Ich weiß nicht, wie das damals - - wie ich das - - Das ist jetzt zehn Zeuge Martin Golke: Nein. Da sind ja nicht Deut- Jahre her. Das kann ich jetzt nicht mehr sagen. sche betroffen von, und dann ist das außerhalb Also, jetzt mittlerweile hat man ja - - Ich kann be- meines Fokus. stimmen, wie lang es sein muss, wie viele Zif- fern, Großbuchstaben, Kleinbuchstaben usw., wie Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das wäre man sich das merken kann usw. Man muss die dann jetzt auch wahrscheinlich von der Zeit her Nutzer auch mitnehmen; das ist ganz wichtig. erst mal die letzte Frage. Wir kommen zur Frak- Also, man kann nirgendwo gegen den Nutzer tion von Bündnis 90/Die Grünen. Herr Kollege arbeiten, sondern man muss Dinge auch anbieten von Notz. können. Dr. (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Christian Flisek (SPD): Also, Nutzer ist in dem NEN): Vielen Dank, Herr Vorsitzender. - Herr Fall dann der Bundesnachrichtendienst. Golke, wozu machen Sie die Prüfungen, die Sie machen? Also, warum ist so eine Prüfung durch Zeuge Martin Golke: Der jeweilige Mitarbeiter das BSI notwendig? da, natürlich. Zeuge Martin Golke: Also, ich mache sie, weil es Christian Flisek (SPD): Genau. - Bei diesen Ge- da diese Verordnung gibt. sprächen, die auch geführt werden, Initialgesprä- che und Telefonate, kriegen Sie irgendwelche In- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- formationen, auch vielleicht nur entferntester Na- NEN): Genau. Aber warum gibt es diese Verord- tur, über die eigentliche Operation, die dahinter nung? steht? - Gar nichts? Zeuge Martin Golke: Ich nehme an, weil irgend- Zeuge Martin Golke: Nein. Also, wo die Geräte wann das mal beschlossen wurde so. eingesetzt werden, wird mir nicht gesagt und - - Braucht ja auch nicht. Ich meine, das ist - - (Vereinzelt Heiterkeit) Kenntnis nur, wenn nötig. Das wissen teilweise auch meine Pendants auf Arbeitsebene auch Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- nicht. Das ist wieder ein ganz anderer Bereich NEN): Das ist mit Sicherheit richtig. Ich wüsste beim BND. Das ist ja dieses „Kenntnis nur, wenn jetzt auch das Datum nicht genau; aber genau. nötig“. Also, jeder darf nur das wissen, was er auch wissen muss zur Erfüllung seiner Arbeit. Also, der Gesetzgeber hat meiner Ansicht nach Das wird ja da ganz streng dann durchgehalten. das gemacht, weil es um einen grundrechtsrele- Also, das musste ich nicht wissen für diese Ar- vanten Vorgang geht bei diesen Eingriffen und beit. man das nicht nur - ich sage das jetzt ganz un- demagogisch - dem Geheimdienst überlassen Christian Flisek (SPD): Wir haben ja bei dem wollte. Deswegen hat man, glaube ich, gesagt, Komplex, den wir hier untersuchen, vor allen dass man so eine Prüfung macht. Dingen ja auch ein wenig das Problem, dass es da im Prinzip ja zwei Informationsstränge, sage ich Würden Sie mir zustimmen, dass Sie im Grunde mal, gibt. Das sind eben G-10-relevante Daten so etwas wie eine Schlüssigkeitsprüfung ma- und zum anderen eben die Routineverkehre, chen? Vielleicht - wenn ich das beschleunigen reine Ausland-Ausland-Kommunikation. Diese kann -: Sie haben vorhin das so schön beschrie- Zertifizierung, die dort gemacht wird durch Sie, ben: Das Rack letztlich, es steht da, ein mono- bezieht die sich auch auf diese Routineverkehre, lithischer Block mit grünen und was weiß ich was für kleinen LED-Lämpchen, und unten geht

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ein Kabel raus. - Ich fand das sehr treffend; so gu- sondern aus Nordkorea käme, wäre das für Ihre cke ich auf die Sachen auch drauf. Aber Sie gu- Prüfung relevant? cken ja gar nicht in diese Maschine rein, also auch nicht im Labor, sondern Sie kriegen dazu Zeuge Martin Golke: Sie sprechen da - - eine Anleitung. Da steht, wie das Ding funktio- niert, und Sie prüfen, ob das schlüssig ist. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ich frage praktisch, ob Sie als Techniker Zeuge Martin Golke: Ja. des BSI sozusagen jetzt eine Prüfung einer Ma- schine, die aus Wuppertal kommt, anders durch- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- führen, als wenn sie aus Nordkorea kommt. NEN): Also, wenn da jetzt - keine Ahnung - eine Kaffeemaschine stehen würde, dann würden Sie Zeuge Martin Golke: Im Allgemeinen ja, sicher. sagen: Gut, also, das passt irgendwie nicht; aber Es kommt immer auf die Einsatzumgebung an. das, was hier steht, scheint dem zu entsprechen. - Und so, wie das hier technisch beschrieben ist - Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- und das ist ja Ihre Kompetenz -, können Sie NEN): Genau. - Aber wenn sie in Deutschland nachvollziehen, dass das technisch schlüssig dar- eingesetzt würde auf der deutschen Glasfaser, gelegt ist. spielt das eine Rolle, wo die Maschine her- kommt? Zeuge Martin Golke: Ja. Das stimmt, ja. Zeuge Martin Golke: Für die Tiefe der Prüfung, Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- denke ich mal, normalerweise schon. Ich muss NEN): Das ist Ihre Arbeit, genau; aber das hat das einschränken, weil - - Oder fragen Sie mal letztlich nichts damit zu tun, was diese Maschine weiter; Sie wollen bestimmt noch tiefer. praktisch tut. Also, das können Sie zumindest nicht beurteilen. Natürlich hilft es, wenn es Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- schon mal schlüssig aufgeschrieben ist. Aber Sie NEN): Ja, genau. können ja einmal nicht sagen, wenn ich es richtig verstanden habe, was diese Maschine tatsächlich Zeuge Martin Golke: Bitte sehr. tut, die da im Labor steht. Aber Sie können schon gar nicht sagen - wie auch? also, deswegen ist das Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- überhaupt kein Vorwurf -, was nachher eine Ma- NEN): Ich würde es mal so formulieren: Nach schine tut, die irgendwo aufgestellt wird nach Ihrem Technikerethos, würden Sie sich getäuscht dieser Schlüssigkeitsprüfung. Ob das dann eine fühlen, wenn es sich bei den Maschinen, die Sie ganz andere Maschine ist, ob Ihre Auflagen er- prüfen, nicht um handelsübliche Racks und füllt sind, das weiß der liebe Gott allein. Computer und Software und Hardware handeln würde, sondern wenn diese von einem anderen Zeuge Martin Golke: Und der BND. Geheimdienst kämen, also von einem anderen als dem BND, von einem ausländischen Nachrich- (Heiterkeit) tendienst kämen? Würden Sie sich getäuscht füh- len in Hinsicht darauf, was Sie da prüfen und Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- wie Sie beurteilen, was Sie lesen? NEN): Und der BND, genau; das ist genau der Punkt. Ich sage es noch mal ganz kurz. Weil Sie vorhin gesagt haben - und ich fand das bemerkenswert -, Jetzt bezüglich der Informationen, die Sie dann dass sozusagen Teil eines solchen Zertifizie- bekommen, also dieser Anleitung - - Wenn jetzt - rungsprozesses eben das Aufbauen von Vertrauen ich fantasiere jetzt mal - diese Maschine, die Sie auch ist, und Sie haben auch sozusagen den Be- auf Schlüssigkeit prüfen sollen, nicht ein gängi- griff „Gefühl“ genannt, was ich für einen Techni- ges, bei Saturn-Hansa erhältliches Gerät wäre,

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ker bemerkenswert finde; aber ich kann das sozu- Zeuge Martin Golke: Und da muss ich sagen: sagen gut verstehen. Und innerhalb dieses Ver- Wenn es Nordkorea wäre, ja. Und wenn es ir- trauensverhältnisses, in dem man da dann eben gendwelche drei Buchstaben sind, die von be- unterwegs ist, ist ja eine der Fragen für das Ver- freundeten - - oder unseren Partnerländern sind, trauen, ob die Informationen, die man zur sach- würde ich sagen Nein, und zwar - - Das ist ein gerechten Beurteilung der Schlüssigkeit erhält, viel - - Diese Kapselung ist ein viel verwendetes eben auch wahrhaftig sind. Und wenn Sie jetzt Sicherheitsfeature. Was kann groß passieren? nicht gesagt bekämen, dass die Technik, die Also, ich sage mal jetzt im Sinne von Datenab- Hardware und die Software, die Sie hier vorge- fluss: nicht ohne Wissen des BND. setzt bekommen, gar nicht vom BND kommt oder dass die handelsüblich ist, sondern dass das Ma- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- terial eines anderen Nachrichtendienstes ist, NEN): Wie können Sie das ausschließen, wenn führt man Sie damit als Techniker nicht hinter Sie - - Also, das fand ich interessant, und vor die Fichte, wenn ich das mal so sagen darf? Oder allen Dingen finde ich es interessant, dass Sie das ist das völlig egal für Ihren Prozess? sagen; Sie sind ja heute noch beim BSI. Nach den Snowden-Veröffentlichungen und Regin und vie- Zeuge Martin Golke: Vielleicht sollte ich jetzt len anderen Dingen finde ich das interessant. einfach mal ein Szenario von mir aus in den Aber wie können Sie das ausschließen, was Sie Raum stellen. da hingestellt bekommen - - Ich werde jetzt mal so etwas plakativer, weil ich auch nicht mehr Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- viel Zeit habe. Sie prüfen es ja auf Schlüssigkeit. NEN): Bitte. Und das hat viel mit der Beschreibung zu tun, die Sie da in die Hand gedrückt bekommen. Aber Zeuge Martin Golke: Also, wo ich eine Aussage ob diese Hardware, die dann in irgendeinen machen kann, um - - Vielleicht können Sie dann Raum geschoben wird, so was wie ein Trojani- wieder weiter - - sches Pferd ist oder so, das können Sie halt ja nicht beurteilen. Und da spielt es doch eine Also, sagen wir mal so: Also, wenn man jetzt - - Rolle, ob man ein BND-Pferd in den Raum Wir befinden uns im Netzwerk des BND. Also, da schiebt oder ein NSA-Pferd in den Raum schiebt, gibt es überall hohe Mauern um uns rum, es gibt weil es ist doch völlig offensichtlich, dass es da einen Tunnel, der geht zur Zentrale, und sonst unterschiedliche Interessenlagen gibt. sehen Sie nur Mauern. Und wenn Sie jetzt mal zur Rohdatenübernahme gehen, dann werden Sie Und das ist übrigens auch von der grundrecht- einen Mauerdurchbruch sehen, wo dann viele lichen Relevanz - - Und das ist der Ausgangs- Daten reinkommen - und auch nur rein; die kön- punkt meiner Fragerunde ja gewesen. Von der nen nicht raus. Das muss ja die Bundesnetzagen- Relevanz für Ihre Prüfung - denn es geht ja um tur sicherstellen. einen hochsensiblen grundrechtsrelevanten Be- reich - ist es doch ein entscheidender Unter- Und jetzt unterstellen wir mal, wir würden in ein schied, ob die Technik, die ich benutze, die des Gerät, was wir oder was ich vom BSI zu prüfen deutschen Geheimdienstes ist, der dazu da ist, habe, jetzt genauer reingucken, oder ein Szenario hier unsere Rechte zu schützen - man muss sich und würden da irgendwie, ich sage mal, wenn das ja ab und zu noch mal vergegenwärtigen -, man ganz tief ins Herz hineinschaut, in so ein und dass sozusagen ein US-Geheimdienst ganz Gerät, zum Beispiel dann - - Sie brachten das Bei- andere Interessen verfolgt. spiel Nordkorea - - oder irgendwelche drei Buch- staben finden. Wird das irgendeinen Unterschied Zeuge Martin Golke: Bin ich dran? machen für mich? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja. NEN): Ja.

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Zeuge Martin Golke: Vielen Dank für Ihre Erläu- Zeuge Martin Golke: Eine Zertifizierung setzt terungen. - Wir haben es - - Oder Sie nannten das eine Prüfung voraus. Zertifizierung ist der End- Beispiel von einem Trojanerangriff. Ein Trojaner punkt der Prüfung, sozusagen das Endergebnis. muss irgendwann Kontakt mit seiner Zentrale aufnehmen können. Sonst ist der - - Der ist ge- (CDU/CSU): Sie prüfen Ge- kapselt. Diese Kapselung - - Sie kommen ja da räte. Ist das richtig? nicht raus diesem geschlossenen - - Um ihn herum sind Mauern. Sie kommen nicht drum. Zeuge Martin Golke: Ja. Gerätesysteme, Kompo- Also, was Sie vielleicht noch machen können, nenten, ja. wäre Denial of Service, so was. Deswegen sage ich: Nordkorea wäre schon eine andere Ge- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Auch Leitun- schichte. Ich sage mal - - gen?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Martin Golke: Jetzt allgemein oder hier für NEN): Warum wäre Nordkorea da eine andere diesen - - Geschichte? Das verstehe ich nicht. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Gemäß Ihrem Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Danach müs- offensichtlichen Prüfauftrag. sen wir an die nächste Fraktion übergeben. Zeuge Martin Golke: Nach TKÜV? Prüfe ich auch Zeuge Martin Golke: Weil - - Wegen des Denial Leitungen? Netzwerkleitungen gehören dazu, ja. of Service. Also ja.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Also, zu- NEN): Wegen des? nächst halte ich mal fest: Das, was Sie prüfen, endet in einer Zertifizierung. Aber es ist nicht Zeuge Martin Golke: Denial-of-Service-Attacks. umgekehrt: Sie zertifizieren etwas und prüfen dann, wie das eingesetzt wird. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Viel- leicht kann da der Kollege Kiesewetter weiter Zeuge Martin Golke: Nein, nein. Das wäre ja völ- nachhaken, weil jetzt wäre die nächste Fraktion lig unsinnig. Nein, nein. mit Fragen dran, die CDU/CSU. Ich glaube, Kol- lege Kiesewetter fängt an. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ja. Mir geht es nur um diese Unterscheidung. Also, das, was Sie Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Vielen Dank, prüfen, führt zur Zertifizierung. Herr Vorsitzender. - Herr Zeuge, ich möchte zu- nächst aber auf ein paar Punkte kommen, die be- Zeuge Martin Golke: Ja. reits der Kollege Flisek angesprochen hat und die sich mir nicht so ganz erschließen, was Ihre Ant- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Dann kriegt worten angeht, bzw. so können wir das vielleicht das ein Zertifikat, wie auch immer das bezeich- auch klären. net wird.

Zunächst sprechen Sie, auch in dem, was uns Zeuge Martin Golke: Richtig, ja. verteilt wurde - - dass Sie als Prüfer geladen wor- den sind und dass Sie Prüfungen machen. Wenn Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Und mit die- wir aber in die TKÜV schauen, dann geht es um sem Zertifikat ist dann gemäß TKÜV das Gerät Zertifizierungen. Würden Sie noch mal deutlich oder das Netzwerk für den Einsatz zugelassen. machen: Verstehen Sie unter Prüfung das, was unter Zertifizierung fällt? Oder was bedeutet für Zeuge Martin Golke: Ja. Sie der Begriff „Prüfung“ und „Zertifizierung“?

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Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ist das der Zeuge Martin Golke: Richtig, das ist ja der - - Fall? Wenn zum Beispiel ein Betriebssystemhersteller sein Betriebssystem nach was weiß ich zertifizie- Zeuge Martin Golke: Ja. Also, das ist - - Genau. ren lässt, dann wird das einmal zertifiziert und Gut, es gibt - - „Zulassung“ ist wieder ein anderer kann dann beliebig vervielfältigt werden. Mit Ge- Begriff, so ein behördlicher. Also, Kryptogeräte räten ist es genauso; genau, ja. werden - - Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Dann, Herr Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Was bedeutet Zeuge, noch eine andere Unklarheit - zumindest es dann, wenn etwas zertifiziert ist? Was darf habe ich das noch nicht ganz verstanden -: Es dann mit diesem Netzwerk oder diesem Gerät ge- wurde mehrfach, auch von Kolleginnen und Kol- leistet werden? legen, hier angesprochen, wie das sei mit Geräten der NSA oder anderer Dienste. Nun heißt es hier Zeuge Martin Golke: Wir zertifizieren ja gegen in der TKÜV - § 27 Absatz 3 -: irgendwas, zum Beispiel hier gegen die TKÜV. Damit ist - - Mit dieser TKÜV-Zertifizierung be- Der Verpflichtete hat in seinen stätigt das BSI, dass die Sicherheitsvorgaben Räumen die Aufstellung und den nach TKÜV eingehalten werden, mit den Aufla- Betrieb von Geräten des Bundes- gen. Also, ich sage mal, wenn jetzt die Auflagen nachrichtendienstes zu dulden … eingehalten werden, dann - - Und die weiteren Einlassungen beziehen sich Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Was bedeutet dann auf diese Geräte. Bedeutet das, dass der das dann? Darf dann der BND das entsprechende Zertifizierungsgegenstand ausschließlich Geräte Gerät in den entsprechenden Liegenschaften ein- des Bundesnachrichtendienstes umfasst? setzen? Zeuge Martin Golke: Ja, das denke ich schon. Zeuge Martin Golke: Ja. Also - - Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Das bedeutet Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Mit dieser also: Geräte, die die NSA möglicherweise den Zertifizierung? Diensten zur Verfügung stellt, sind nicht Gegen- stand der Zertifizierung? Zeuge Martin Golke: Ja, mit dieser Zertifizie- rung - - den Zweck des Gerätes, der dargestellt Zeuge Martin Golke: Wie soll ich das verstehen? wurde - - Die TKÜV macht ganz klare Vorgaben, und die prüfe ich. Wie kommen Sie jetzt auf Geräte, die Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Prüfen Sie je- die NSA zur Verfügung stellt? des einzelne Gerät? Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Nein, es sind Zeuge Martin Golke: Nein, ich habe ja - - Nein, ja - - Kollegen vor mir haben Fragen gestellt, - nein, Zertifizierung - - Es ist nicht üblich, jedes einzelne Gerät zu prüfen, sondern Zertifizierung Zeuge Martin Golke: Ach so, okay. ist immer ein Muster. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): - und eine der Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Das bedeutet, Fragen war: Wie ist das, wenn Geräte eines ande- Sie prüfen ein Muster, und anhand dieses Mus- ren Dienstes zur Verfügung gestellt werden? ters werden die anderen Geräte justiert bzw. sind analog. Und wenn ein Gerät zertifiziert ist, gilt Für mich ist der Punkt folgender: Gemäß TKÜV das dann für alle anderen auch. ist der Betrieb von Geräten des Bundesnachrich- tendienstes zu dulden, wenn bestimmte Voraus-

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setzungen vorliegen, die hier in fünf Punkten nie- Zeuge Martin Golke: Ich verstehe die Frage nicht dergelegt sind. Für mich ist jetzt der Punkt: Han- so richtig. Also, wir haben hier - wie gesagt, das delt es sich dabei ausschließlich um Geräte des habe ich ja schon gesagt - kommerzielle Hard- BND, oder können es auch Geräte sein, die der ware und kommerzielle Software von einem Her- BND von anderen Diensten zur Verfügung ge- steller. Also wir - - Die Firma, die blenden wir stellt bekommen hat, die dann als BND Ihnen zur immer aus, weil das sind Firmen. Zertifizierung vorgelegt werden? Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Aber es gibt ja Zeuge Martin Golke: Das wäre grundsätzlich nicht nur kommerzielle Produkte. Es gibt ja auch möglich. Ich meine, woher das kommt, das weiß Produkte, die selbstentwickelt sind. Sind auch ich ja nicht. Also, es ist in der Tat so, dass diese selbstentwickelten Produkte oder von wo- manchmal auch selbst in der Herstellerfirma - - anders her beschafften Produkte, die ja eingesetzt dann nicht genannt wird, also nicht immer. werden, möglicherweise im Rahmen der TKÜV Manchmal hat man mir den bereitwillig mitge- auch zu zertifizieren? teilt, aber manchmal eben auch nicht. Zeuge Martin Golke: Wenn sie - bezüglich G 10 - Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ich halte es unter die TKÜV fallen, ja, okay. für sinnvoll, dass wir im Untersuchungsaus- schuss diese Frage betrachten, weil laut Gesetz - Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Das bedeutet hier: laut TKÜV - es sich um Geräte des BND also de facto: Wenn Geräte entwickelt wurden, handelt. Nur, es kann ja durchaus sein - das halte sei es innerhalb des BND mit Komponenten, die ich auch für überlegenswert -, dass der BND Ge- sicherlich der BND nicht selbst herstellt, erstens, räte, die ihm zur Verfügung gestellt werden, einer oder zweitens der BND Komponenten oder Ge- Zertifizierung unterzieht, auch wenn es Geräte räte von anderen Diensten erhalten hat, die im sind, die dem BND zur Verfügung gestellt sind; Rahmen der TKÜV eingesetzt werden, sind sie denn im Grunde handelt ja der BND als Alleini- grundsätzlich oder immer TKÜV-relevant von ger in diesen Bereichen im Inland. Und wenn er Ihnen zu zertifizieren? Das ist die Kernfrage. Geräte von Partnerdiensten nutzt, müsste er sie ja einer Zertifizierung unterziehen. Sehen Sie das RA Dr. Johann M. Plöd: Herr Vorsitzender, darf genauso? ich einen rechtlichen Einwand bringen?

Zeuge Martin Golke: Sofern die - hier - TKÜV-re- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ja, sagen Sie levant ist, natürlich. mal.

Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Noch einmal RA Dr. Johann M. Plöd: Ich will bloß hinweisen bitte, ich habe Sie unterbrochen. auf den Text der Telekommunikations-Überwa- chungsverordnung. Zeuge Martin Golke: Sofern die TKÜV-relevant ist, natürlich. Im Rahmen dieser Verordnung (Zuruf: Mikro!) stattfindet - - Wenn wir als BSI da irgendwas zer- tifizieren sollen, dann natürlich. - Entschuldigung. - Ich will bloß darauf hinwei- sen auf den Text der Telekommunikations-Über- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ist Ihnen aus wachungsverordnung. Im § 27 Absatz 3 heißt es Ihrer Prüfungstätigkeit bekannt, dass außer Gerä- wortwörtlich: ten, die der BND in Deutschland beschafft hat bzw. die zum BND gehören, der BND Ihnen Ge- Der Verpflichtete hat in seinen räte zur Zertifizierung vorgelegt hat, wo Sie Räumen die Aufstellung und den wussten oder erkennen konnten, dass sie anderen Betrieb von Geräten des Bundes- nachrichtendienstes zu dulden, Ursprungs sind? die nur von hierzu besonders er-

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mächtigten Bediensteten des Bun- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das muss desnachrichtendienstes eingestellt aber dann jetzt Herr Golke wieder beantworten, und gewartet werden dürfen und was er prüft, weil das wird wahrscheinlich nur die folgende Anforderungen erfül- Herr Golke wissen, außer Sie haben schon eine len: … frühere Mandatierung erhalten, wovon ich jetzt nicht ausgehe. Der Gesetzestext spricht nur von Geräten des Bundesnachrichtendienstes. Es wird keine Unter- Helfen kann wahrscheinlich auch die uns vorlie- scheidung getroffen dahin gehend, woher diese gende technische Dokumentation; da würde ich Geräte letztendlich stammen, ob es sich um eine einfach mal drauf hinweisen an alle. Dort stehen kommerzielle Software handelt oder ob der BND Dinge drin, die einiges erklären können, was vor diese Geräte möglicherweise von anderer Stelle Ort eingesetzt wird. Mehr möchte ich in öffent- bezogen hat. Es geht nur darum, dass zur Zertifi- licher Sitzung dazu nicht sagen. Aber das erklärt zierung Geräte vom Bundesnachrichtendienst vielleicht einiges, was man hier in öffentlicher vorgelegt werden, und das fällt in den Prüfbe- Sitzung - vielleicht auch Sie, Herr Golke - zur richt des Herrn Golke. Klärung auf die Fragen beitragen könnte. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ja, Herr Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Also, ich habe Rechtsanwalt, genau da liegt ja der Hase im die Informationen, die ich wissen wollte, in Pfeffer. öffentlicher Sitzung erhalten, oder haben Sie da noch etwas zu ergänzen, Herr Golke, in diesem RA Dr. Johann M. Plöd: Ist schon klar. Zusammenhang? Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Und das ist Ich gehe davon aus, dass alle Geräte, die Ihnen eben nicht klar; denn wenn jemand etwas vor- vorgelegt werden, im Besitz des BND sind. Sie legt, ist es der BND; richtig. Aber was legt der können aus unterschiedlichen Quellen stammen. BND vor? Was bedeutet „ein Gerät des BND“? Ist Sie sind durch Sie zu zertifizieren. Das heißt, alle ein Gerät des BND ein Gerät, das von befreunde- Geräte, die der BND im Rahmen der TKÜV ein- ten Diensten zur Verfügung gestellt wird, ja oder setzt, sind, egal woher sie stammen, vom BSI zu nein? Darauf haben wir keine Antwort erhalten. zertifizieren. Das ist die Feststellung, die ich aus Ich gehe davon aus, dass alle Geräte, die der BND Ihren Aussagen entnehme. Ist daran etwas aus hat, Geräte des BND sind, auch wenn sie von an- Ihrer Sicht hinzuzufügen? deren zur Verfügung gestellt wurden. Deshalb - und Sie nicken - gehe ich auch für das Protokoll Zeuge Martin Golke: Ich weiß noch nicht so rich- davon aus, dass der BND Geräte, die nicht vom tig, wie ich es ausdrücken soll. BND sind, sondern sich im Besitz des BND befin- den - - dass diese Geräte im Rahmen der Zertifi- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Falls Sie sich zierung über das BSI laufen. Das ist gern eine beraten wollen: gerne. Feststellung, die ich treffen möchte. Zeuge Martin Golke: Das ist mir ja eigentlich - - RA Dr. Johann M. Plöd: Das hat Herr Golke nicht Ich weiß gar nicht, worauf Sie hinauswollen, ehr- zu prüfen. lich gesagt. Das ist mir immer noch nicht so klar. Deswegen ist das alles irgendwie - - Mir ist das Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Bitte? eigentlich - - Also, der BND stellt mir Geräte vor und sagt: Das muss jetzt, weil ich das im Rahmen RA Dr. Johann M. Plöd: Das hat Herr Golke nicht G 10 einsetzen will - - dafür brauche ich eine zu prüfen. TKÜV-Zertifizierung. - Punkt. Wo ist das Pro- blem? Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Generell ist aber - -

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Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Nein, ich habe initiale Besprechung zwischen BSI und BND ge- nur eine Feststellung gemacht und kein Problem geben hat. Wie lang hat also die Zertifizierung geäußert. - Vielen Dank. des IP-Erfassungssystems des BND gedauert, rund sechs Monate oder vier Monate? Zeuge Martin Golke: Ja. Zeuge Martin Golke: Wenn man die initiale Be- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Herr Zeuge, sprechung dazunimmt, dann sind es - - Drei bis ich komme zu den weiteren Fragen. Ich möchte zehn sind - - Einen Moment. Da kann man schon jetzt zum Ablauf der Zertifizierung des Systems sagen: sechs, sieben Monate. Ich nehme an - - zur IP-Erfassung kommen. Der von Ihnen ver- Hier steht: Prüfungszeitraum sozusagen Juli 2005. fasste Prüfbericht vom 13. Oktober 2005 befasst Also, da hat man dann, oder da habe ich - - Also, sich mit dem „Erfassungs- und Verarbeitungssys- die initiale Besprechung - - Es ist ja so: Bei uns tem (IP) für strategische Kontrollmaßnahmen läuft alles immer bei der Beratung auf. Das sind nach dem novellierten G 10-Gesetz“. Das war die so die, die Level 1, Level 2, Support machen, die TKÜV von 2002. So bezeichnen Sie zumindest schon mal vieles abhalten, und immer dann, das geprüfte System im Titel Ihres Berichts. Bitte wenn sie tiefere Expertise brauchen, dann wird schildern Sie uns noch mal kurz, um was für ein jemand von den Fachabteilungen dazugezogen. Erfassungssystem es sich dabei handelt. Und aus Bei dieser initialen Besprechung, das war auch welchen Komponenten bestand oder besteht die- noch so von der - - Da waren noch die beiden ses System? Leute von der BSI-Beratung mit dabei, die das, ich sage mal, so ein bisschen eingefädelt haben. Zeuge Martin Golke: Ja, das ist alles schon mal Und ich sage mal so: Im Juli 2005 hat dann der gelaufen hier. Also, da haben wir erst mal an der Prüfer, also ich, das so richtig begonnen. Deswe- Rohdatenübernahme diesen Separator. Der Sepa- gen diese - - rator - die Aufgaben haben wir auch schon ge- sagt -, der hat zwei Ausgänge: Routineverkehr, Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Also muss den wir nicht weiter betrachten; dann haben wir man quasi unterscheiden zwischen dem Vorgang den G-10-Verkehr. Der G-10-Verkehr kommt in an sich, dem Gesamtvorgang TKÜV, und dann die nächste Verarbeitungsstufe. Das ist DAFIS. Da den konkreten Zertifizierungsschritten, die Sie werden dann Protokolle, Sessions usw. - - müs- dann gemacht haben. sen ja - - So. Die letzte Stufe von DAFIS ist dann diese G-10-Konformität. Also, das sind diese An- Zeuge Martin Golke: Ja, ich habe - - Das ist so ein ordnungen, von denen wir ja gesprochen haben, kleiner - - Da haben Sie recht, das ist so eine wo die greifen müssen, soweit man das automa- kleine - wie sagt man? - Ungenauigkeit. tisiert machen kann. Da fällt auch schon mal al- les weg, und das, was ich dann wirklich haben Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Sie haben es will, das geht dann weiter an die Zentrale. Das ja erklärt, okay. sind die - - Also, Separator und DAFIS nicht, das sind jetzt andere Netzwerkkomponenten. Das las- Zeuge Martin Golke: Ja. sen wir mal. Also, das sind die Hauptkomponen- ten, die der G-10-Verkehr nimmt. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Markiert der Abschluss Ihrer Prüfung das Ende des Zertifizie- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ja, danke. - rungsvorgangs? Also, ist der Abschluss der Prü- Auf der ersten Seite Ihres Prüfberichts vermerken fung zugleich auch das Ende des Zertifizierungs- Sie als Prüfungszeitraum Juli 2005 bis Oktober vorgangs nach § 27, oder setzt erst nach Ab- 2005, eine Art Chronologie. Unter der Überschrift schluss der Prüfung die Zertifizierung ein? „3. Bezugsdokumente und erfolgte Prüftermine“ auf der Seite 2 des Berichts lässt sich aber ent- Zeuge Martin Golke: Ich habe mal gelesen in ir- nehmen, dass es schon am 30. März 2005 eine gendeiner Interpretation des Gesetzes: Das Bun- desamt teilt dem BND das Prüfergebnis mittels

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Prüfbericht mit. - Also, der Prüfbericht ist dann halt schweigen. Das ist ihre Gelegenheit, noch die Zertifizierung, wenn er positiv verlaufen ist. mal zu sagen: „Moment, da stimmt was nicht“, oder „Da sind wir nicht mit einverstanden“, und Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Okay. - Was um auch, ich sage mal, das beiderseitig zum Ab- mich auch interessiert, ist: Wie groß war denn an schluss zu bringen; da können sie dann noch mal Ihrer Arbeitszeit der Anteil dieser Prüfungen? Einspruch erheben, oder: „Das da habe ich falsch War das Ihre hauptsächliche Tätigkeit, diese Prü- gesehen”, oder so. Das ist die Gelegenheit der ge- fung zu machen? prüften Stelle, da noch mal Stellung zu nehmen. Dann bringe ich das mit rein. Zeuge Martin Golke: Nein, das ist maximal 20 Prozent. Ich schätze mal 5 bis 10 Prozent. Und hier - Moment, 23.09. bis 12.10. -, da war wohl dann nicht so viel mehr, dass man am Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Bitte noch 12.10. dann hier diesen abschließenden Prüf- mal! bericht schicken konnte.

Zeuge Martin Golke: 5 bis 10 Prozent, würde ich Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Das führt sagen. mich genau zum nächsten Punkt. Offensichtlich ist das ein Routinevorgang; denn Sie sprachen es Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Also ist das gerade an, 12.10., unter der laufenden Nummer quasi ein Routinevorgang, den man in den nor- 10: Anmerkungen des BND. - Hat dort der BND malen Arbeitsprozess mit integriert bei dem, was dann Stellung genommen zu Ihrem Bericht? Sie sonst zu tun haben, so eine Zertifizierung und Prüfung? Zeuge Martin Golke: Zu dem Prüfbericht?

Zeuge Martin Golke: Das sind so - - Ich meine, es Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Zu dem Prüf- gibt natürlich Tage, wo man 100 Prozent dafür ar- bericht. beitet. Man muss sich auch tiefer einarbeiten. Aber dieser lange Zeitraum von vier Monaten, Zeuge Martin Golke: Ja. der - - Da habe ich also nicht 100 Prozent daran gearbeitet, nein. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Gab es da gra- vierende Änderungen? Können Sie etwas dazu in Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Mich interes- öffentlicher Sitzung sagen, wie der BND auf den siert dann der weitere Verlauf. Auf der besagten Prüfbericht reagiert hat? Seite 2 Ihres Prüfberichts findet sich auch unter der Überschrift „Bezugsdokumente und erfolgte Zeuge Martin Golke: Also, das sind meistens Prüftermine“ die von mir eben angesprochene kleine Sachen. Also, das waren kleine Sachen. Chronologie. Das ist ja auch, glaube ich - -

Zeuge Martin Golke: Ja. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Also ein Rou- tinevorgang? Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Dort steht unter anderem auch: Korrespondenz BSI vom Zeuge Martin Golke: Das ist ein Routinevorgang. 23.09.2005 mit Prüfbericht Version 0.1 zur Ab- Das sind also keine großen Dinge. Moment, stimmung. - Bitte erläutern Sie mal, was das be- 12.10., wann habe ich - - deutet: Prüfbericht zur Abstimmung. (Der Zeuge blättert in Zeuge Martin Golke: Das mache ich immer. Also, seinen Unterlagen) bevor ich den Prüfbericht offiziell rausschicke, hat die prüfende [sic!] Stelle noch mal Gelegen- 13.10., sehen Sie: Ich habe am nächsten Tag heit, dazu sich zu äußern. Und ab da müssen sie schon die Version rausgeschickt, die richtige. Das

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ist nur ein Tag. Da kann überhaupt - - Das sind Monat später, an die geprüfte Stelle übersende- meistens so editorische Sachen, die - - ten, das auch dem Ausschuss vorliegt, schreiben Sie dazu - ich zitiere -: Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Wie oft kommt es denn vor, dass Sie solche Geräteprü- Der Prüfbericht kommt zusam- fungen gemacht haben? Oder: Wie oft - - Weil Sie menfassend zu dem Schluss, dass sagen: Routinevorgang. - Ist das etwas, was mehr- die geforderten Anforderungen in fach im Jahr geschieht? ausreichendem Maße erfüllt sind und damit die Konformität mit den gesetzlichen Bestimmungen Zeuge Martin Golke: Also, früher noch, als Kryp- in der dargelegten Tiefe nachge- togeräteevaluierer, habe ich natürlich richtig - wiesen wurde. ach so -, sehr tief - - Da habe ich teilweise 100 Prozent irgendwelche Kryptogeräte ange- Zitat Ende. - Bitte erläutern Sie uns diese Aus- guckt und wirklich hardwaremäßig auseinander- führungen. Was heißt denn in allgemein ver- genommen, softwaremäßig geprüft, mit Analyzer ständlicher Sprache „in ausreichendem Maße“, rangegangen und so. Das ist aber in den ersten Prüfungstiefe, Grad der Durchdringung usw.? Jahren vom BSI gewesen, und jetzt später würde ich so sagen: zwischen null und 50 Prüfungen. Zeuge Martin Golke: Gut, das geht ja aus den Wenn Sie jetzt - ich mache ja auch Vorschriften- Punkten „Prüfergebnis und resultierende Emp- lagen und so - jede Prüfung auf Vorschriftenlage, fehlungen“ im Prüfbericht hervor. Die geforder- also wirklich nur Papierlage - - dann 50, ansons- ten Anforderungen sind die Anforderungen nach ten, wenn Sie jetzt wirklich sagen „Labor“, TKÜV, die fünf Prüfpunkte, die ich identifiziert würde ich teilweise null sagen. Also ich - - hatte. „In ausreichendem Maße“ heißt, dass das Zertifikat erteilt werden kann. Und die „Konfor- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Gab es mal - mität mit den gesetzlichen Bestimmungen“: Ja, bezogen auf den Untersuchungsgegenstand natür- ist klar, das ist die TKÜV. Und „in der dargeleg- lich nur - Einwände oder wo Sie eine Zertifizie- ten Tiefe nachgewiesen“ heißt: Das habe ich ja im rung nicht erteilt haben? Prüfbericht genau auseinandergelegt, in welcher Tiefe ich das praktisch dann angeschaut habe. Da Zeuge Martin Golke: Das habe ich, glaube ich, ist also nichts verschwiegen oder so, sondern das schon beantwortet. Das war die Frage - - ist wirklich transparent, so wie eine Prüfung auch sein muss: wirklich jeder Termin auch, Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Tut mir leid, alles aufgeschrieben. Da ist nichts irgendwie - - ich musste vorhin mal zu einem Gespräch raus. Das ist - - Dann habe ich das nicht mitbekommen. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Was natürlich Zeuge Martin Golke: Sorry. den geneigten Leser auch mit Fragezeichen ver- sieht, ist: Warum steht da „in ausreichendem Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Dann lese ich Maße“ und nicht „hervorragend“ zum Beispiel? es im Protokoll nach. Dann brauchen wir das nicht zu duplizieren. Zeuge Martin Golke: Ja, gut. Das ist natürlich kein - - Wie sagt man, wenn man jetzt ein Ar- Zeuge Martin Golke: Okay, ich danke Ihnen. beitszeugnis kriegt? Das dürfen Sie jetzt nicht vergleichen, sondern das heißt für mich, dass ich Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ich möchte das Zertifikat erteilen kann. Sie wissen ja, in wel- nun auf das Ergebnis Ihrer Prüfung des IP-Erfas- cher dargelegten Tiefe ich das geprüft habe. sungsergebnisses kommen. Sie haben vorhin „Ausreichend“ ist immer noch bestanden. Und schon mehrfach über das Prüfergebnis gespro- damit - - chen. In einem Schreiben, mit dem Sie den Prüf- bericht am 9. November 2005, also wieder einen

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Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Okay. - Ich Auf die abschließenden Empfeh- glaube, die Versammelten im Raum wären mit lungen in Kapitel 7 des Prüfbe- einer ausreichenden Bewertung über sich in richts wird hingewiesen. ihren Zeugnissen nicht so glücklich gewesen. Aber ich habe den Hinweis verstanden. Wären Sie bereit, hier kurz den Inhalt dieser Empfehlungen darzustellen, insbesondere auch, Was mich aber dennoch interessiert, auch mit welche Auflagen aus Ihrer Sicht erforderlich dem Blick auf die Bewertung damals: ausrei- sind? chend. Wir haben ja seit Sommer 2013 eine sehr intensive Diskussion über Datenschutz. Würden Zeuge Martin Golke: Ja, das sind die, wie ich ja Sie aus Ihrer heutigen Sicht diese Feststellung schon in meinem Eingangsstatement sagte, resul- „ausreichend“ noch mal treffen? Oder haben Sie tierenden Empfehlungen, die sich natürlich dann aus heutiger Sicht und in Kenntnis auch der öf- auf die operationelle Phase, auf die Betriebsphase fentlichen Diskussion an Ihrer damaligen Bewer- beziehen. So. Wir haben ja die erste Anforde- tung etwas zu relativieren oder zu ergänzen? rung - das ist die TKÜV -, das ist die Begrenzung der Region. Da habe ich - - Die Güte dieser Be- Zeuge Martin Golke: Das ist eine schwierige grenzung hängt direkt ab von den Informationen Frage. Aber wir müssen einfach angesichts der über IP-Adressen und deren Zuordnung zu Re- erhobenen Vorwürfe und auch des entstandenen gionen. Diese sind natürlich möglichst aktuell zu Misstrauens - ich meine, das tut unserer Republik halten. - Das ist die erste Empfehlung. ja nicht gut - da auch irgendwo nicht - wie soll ich sagen? - Konsequenzen ziehen oder so, aber Dann: Anteil Reduktion des Gesamtverkehrs. Die ich wäre da jetzt nicht abgeneigt, da auch Ände- kann also nicht allein mit den implementierten rungsbedarf - - Ich weiß nicht, wie ich es ausdrü- IT-Maßnahmen garantiert werden. Da habe ich cken soll. auch - -

Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ich würde Sie (Der Zeuge berät sich mit seinem Rechtsbeistand) gerne - meine Frage wird Sie vielleicht nicht überraschen - heute noch einmal befragen - und Also, das muss dann mit anderweitigen Maßnah- wenn Sie sagen „nichtöffentlich“, dann werde men sichergestellt werden. Diese 20 Prozent - - ich Sie auch nichtöffentlich befragen -, wo Sie Das kann man ja auch im Kabel machen sozusa- sich Verbesserungsvorschläge vorstellen können. gen. Das muss mit anderen organisatorischen Sie haben vorhin schon einmal Andeutungen ge- Mitteln abgefangen werden. Diese Forderung macht, dass man das eine oder andere heute an- ist - - Also, nicht mit IT-Maßnahmen umgesetzt. ders sieht. Hinterher ist man immer etwas weiser, als wenn man im laufenden Bereich ist. Aber ich Die Löschung der nicht benötigten Überwa- möchte schon, dass Sie, wenn möglich öffentlich, chungsdaten - - Ja, das ist eingehalten, zwar nicht aber in jedem Fall für diesen Untersuchungsaus- durch Überschreiben, aber das ist alles „on the schuss und den Untersuchungsgegenstand, dort, fly“. Da ist ja nichts mit Festplatte oder so. Das wo Sie als Zertifikator Verbesserungsvorschläge sind ja so schnelle Datenraten. Man muss mög- haben, die benennen. Das wäre sehr hilfreich. Ich lichst schnell reduzieren und dann möglichst fordere es nicht jetzt von Ihnen, aber wir haben ja schnell weiter in die nächste Verarbeitungsstufe, noch Zeit. Und ich hielte es schon für sinnvoll, und die überschreiben sich immer wieder, die dass wir noch einmal auf dieses Thema zurück- Daten. Also, die müssen nicht - - Ich habe nicht kommen. gefordert explizit, die zu überschreiben, weil die werden sowieso von den nächsten Daten sofort In dem besagten Schreiben, mit dem Sie den wieder überschrieben. Prüfbericht versehen haben, heißt es auch - ich zitiere -:

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Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Herr Zeuge, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wieso schrei- meine Zeit ist fast - zumindest die Fragezeit - ab- ben Sie Ihren Namen da G-o-l-l-k-e-e? gelaufen. Haben Sie Kenntnisse darüber, inwie- weit Ihre Empfehlungen umgesetzt wurden? Zeuge Martin Golke: Damit ich das auch so buchstabiere und nicht aus Versehen Gólke sage. Zeuge Martin Golke: Nein, das ist ja die operatio- nelle Phase, wo ich da keinen - - Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also, Sie schreiben sich, statt wie Sie sich eigentlich Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Das heißt, Sie schreiben, mit zwei l und zwei e, obwohl Sie sich bekommen kein Feedback über das, was Sie an gar nicht so schreiben? Empfehlungen ausgesprochen haben? Zeuge Martin Golke: Nein, das ist Lautsprache. Zeuge Martin Golke: Nein, kann ich ja nicht. Das ist, das sind - - Das ist nicht der Fall. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay.

Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Vielen Dank, Zeuge Martin Golke: Das ist Lautsprache, was Herr Zeuge. Sie da haben.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- RA Dr. Johann M. Plöd: Das ist eine Hilfe fürs lichen Dank. - Wir sind damit am Ende der ersten Vorlesen. Fragerunde. Bevor wir in die zweite Fragerunde einsteigen, Herr Zeuge, eine Frage, die ich organi- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Eine Hilfe satorisch wichtig finde. Können Sie mir noch fürs Vorlesen. Weil ich hatte nämlich eingangs einmal sagen, wie sich Ihr Name ausspricht? auch Golké gehört, hätten Sie gesagt. Deswegen frage ich noch mal nach: Sie heißen aber doch Zeuge Martin Golke: Ja, ich höre inzwischen auf Gólke? viele Namen. Zeuge Martin Golke: Richtig. (Heiterkeit) Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Und so Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich möchte spricht man es auch aus, oder? ihn so aussprechen, dass er richtig ist. Deswegen frage ich nach. Zeuge Martin Golke: Ja. Aber, wie gesagt, also - -

Zeuge Martin Golke: Golké. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay, mir geht es gar nicht mal um die Aussprache. Das soll Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wie schreibt jedem überlassen sein, wie Sie das möchten. Das der sich? ist Ihr Ding. Mir geht es nur darum, dass Sie Ihr Eingangsstatement - - Haben Sie schon selber ver- Zeuge Martin Golke: Wie Wolke mit G. fasst?

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sehr gut. - Zeuge Martin Golke: Das habe ich selber verfasst. Sie hatten gesagt, dass Sie Ihr Statement selber verfasst haben - richtig? -, das, was Sie uns abge- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Und auch tippt gegeben haben. selber ausgedruckt? Ausgedruckt kann es was weiß ich wer haben. Zeuge Martin Golke: Das habe ich selber verfasst, ja. Zeuge Martin Golke: Nein, das habe ich selber - -

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Mir ging es mal den Personalausweis angeschaut. Daraus darum, dass Sie nicht ein vorgefasstes Eingangs- ergibt sich, dass Sie Herr Golke sind. Das ist statement erhalten haben. schon mal gut. Da hatte ich an der Sache grund- sätzlich auch keinen Zweifel. Ich frage Sie jetzt Zeuge Martin Golke: Um Himmels willen, nein. noch einmal, damit das geklärt werden kann: Sie sprechen sich also Golké aus, und das ist der Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich wundere Sinn des Ganzen gewesen, oder? mich halt nur, weil Sie Ihren Namen anders schreiben, als er ist. Das ist ja nicht ganz - - Pas- Zeuge Martin Golke: Ja, genau. Ich habe hier - - siert halt nicht jeden Tag. Aber gut. Wenn das Wenn ich das alles so ernst nehmen würde wie eine Aussprachehilfe für Sie sein soll, - Sie, dann wäre ich hier heute gar nicht erschie- nen. Zeuge Martin Golke: Ja. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Doch, da Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - dann war haben Sie wenig Möglichkeiten. das meine Nachfrage. - Ich würde an die Fraktion Die Linke wieder übergeben für die nächsten Fra- Zeuge Martin Golke: „Berlin, 8. Januar 2015. gen. Herr Kollege Hahn. Sehr geehrter Herr Gohlke ...“ (?)

Dr. André Hahn (DIE LINKE): Vielen Dank, Herr (Der Zeuge hält ein Vorsitzender. Schriftstück hoch)

RA Dr. Johann M. Plöd: Herr Vorsitzender, könn- Da bin ich als Herr „Gohlke“ (?) hier. Wenn ich ten wir eine Pause machen? sagen würde: „Das bin ich nicht“, dann wäre ich heute gar nicht hier. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sehr gerne. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Doch, deswe- RA Dr. Johann M. Plöd: Der Zeuge wünscht eine gen haben wir ja auch telefoniert, - Pause. Zeuge Martin Golke: Ja. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ja, na klar. - Dann fangen wir jetzt die nächste Runde erst Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - dass Sie der nach der kurzen Pause an. Vielleicht kann man gemeinte Herr Golke sind. die auch noch mal zur Besprechung nutzen. Ich würde sagen - - Wie lange reicht Ihnen? Zehn Mi- Zeuge Martin Golke: Genau. nuten? Ich weiß nicht, ob Sie etwas essen wollen. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Da haben wir Zeuge Martin Golke: Zehn Minuten sind okay. dann auch schon Klarheit geschaffen.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Zehn Minu- Zeuge Martin Golke: So, deswegen ist es gut, ten. Dann fangen wir zwanzig vor wieder an. - Herr Vorsitzender, dass Sie da jetzt wirklich mal Danke schön. Klarheit - -

(Unterbrechung von Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich weiß 13.28 bis 13.42 Uhr) schon, was das Sekretariat macht.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Meine sehr Zeuge Martin Golke: Und dass ich durch das von geehrten Damen und Herren! Die unterbrochene mir freiwillig gegebene Statement - hier zum Ko- Ausschusssitzung wird fortgesetzt. Vorab viel- pieren - dazu beitragen konnte, dass diese Sache leicht als Information: Wir haben natürlich noch

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dann ihren geregelten Verlauf nimmt, also das Damit wäre ich so weit im Reinen und würde sind dann - - Ich gehe darüber hinweg. jetzt für Fragen an die Fraktion Die Linke abge- ben - Frau Kollegin Renner; Entschuldigung, Herr Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Nein, nein. Kollege Hahn - in der zweiten Fragerunde.

Zeuge Martin Golke: Sonst müsste ich - - Sonst Dr. André Hahn (DIE LINKE): Vielen Dank, Herr hätte ich Grund gehabt, hier gar nicht zu erschei- Vorsitzender. - Ich will eingangs nur sagen, dass nen, weil ich das ja dann nicht bin. Also, so ernst ich einigermaßen erstaunt bin über die mangeln- nehme ich das natürlich nicht. de Tiefgründigkeit - zumindest, wie sich das für mich darstellt - der Prüfung durch das BSI, zu- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ja, doch, wir mindest im vorliegenden Fall. nehmen das schon ernst. Jetzt deswegen die Frage noch mal: Also da sind einfach von Ihnen Ich versuche, das mal zusammenzufassen, und aus, als Sie es getippt haben, ein „l“ und ein „e“ möchte dann von Ihnen wissen, ob das so zutref- zu viel reingeschrieben worden? Das ist eigent- fend ist. Also, Sie erhalten Unterlagen, Informa- lich nur der Grund? tionen, Handbücher, prüfen das, gucken sich das an - Unterlagen zum Beispiel auch vom BND. Das Zeuge Martin Golke: Richtig. ist dann für Sie plausibel, technisch nachvoll- ziehbar; Sie wissen aber gar nicht, was die Ma- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. schine macht, was die Software macht, wirklich macht, und erteilen dafür dann trotzdem eine Zeuge Martin Golke: Eventuell sogar zwei „e“ zu Zertifizierung? Habe ich das jetzt so richtig zu- viel. Müsste ich jetzt gucken. Das ist einfach, sammengefasst? um - - Das ist Aussprache. Das ist das so, wie ich das jetzt hier vortragen wollte, - Zeuge Martin Golke: Das sind nicht meine Worte. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Dr. André Hahn (DIE LINKE): Nein, nein, das Zeuge Martin Golke: - wenn ich vielleicht ein sind meine Worte. Aber ich wollte das ja mal auf bisschen nervös bin. Dann schreibe ich mir wirk- den Punkt bringen. lich jedes Wort so auf und auch mit der Beto- nung. Das ist Lautsprache. Und das ist von mir Zeuge Martin Golke: Das können Sie natürlich geschrieben. gerne machen. Es ist natürlich hier so, dass die Worte des Zeugen natürlich hier Relevanz haben. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Deswegen kann ich die jetzt nicht so - -

Zeuge Martin Golke: Und deswegen eigentlich Dr. André Hahn (DIE LINKE): Das stimmt schon. auch nicht zum Verteilen gedacht worden. Das Ich habe Sie ja gefragt, ob das zutreffend ist: Sie ist also kein Misspell von irgendjemandem, der prüfen Unterlagen, bekommen welche, auch von da vielleicht meinen Namen nicht kannte und einem Geheimdienst, halten das für plausibel, das ausgedruckt hat. Nein, ich habe das geschrie- technisch nachvollziehbar, wissen nicht, was die ben, und ich habe es auch ausgedruckt. Maschine macht, kennen sie nicht, haben sie nicht von innen gesehen, haben die Software Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay, das nicht geprüft und erteilen dann anschließend reicht mir. eine Zertifizierung. - Ob das so vom Kern zutrifft? Das können Sie doch beantworten, natürlich mit Zeuge Martin Golke: Danke. Ihren Worten.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Und dass Sie der Herr Golke sind, haben wir auch nachgeprüft.

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Zeuge Martin Golke: Ich habe - - Sie haben - - Dr. André Hahn (DIE LINKE): Von außen? Haben Sie den Prüfbericht vorliegen, die neun Seiten? Zeuge Martin Golke: Ich werde die nicht auf- schrauben oder so. Also das - - Wir machen sol- Dr. André Hahn (DIE LINKE): Ja, natürlich. Da che - - Noch mal: Wir machen Prüfungen, tiefe komme ich auch gleich drauf zurück. Prüfungen nur für - also, wie ich das kenne, frü- her - Kryptogeräte. Da, wo es sich lohnt. Da, wo Zeuge Martin Golke: Da steht drin, was ich ge- ich die Geräte irgendwann auch wiedersehe. Da, macht habe. Und, ja - - Also, ich sage mal so: Wer wo ich irgendwie, wenn ich zum Beispiel die jetzt da eine tiefere Prüfung erwartet hätte oder Firmware, die Software mir runterspiele, ein befürwortet - - Natürlich kann man immer noch Back-up mache, wo ich irgendwie eine Chance doppelten, vierfachen und wahrscheinlich auch habe, dass ich das Ding noch mal zu Gesicht zehn- und zwanzigfachen Aufwand reinstecken; kriege und dann vergleichen kann, wo wir ir- aber was wäre denn großartig am Ergebnis - - was gendwo ein Mandat haben. Aber Zertifizierung - - hätte das denn großartig am Ergebnis geändert? Das sollte man dann auch mal hier sagen. Denn Dr. André Hahn (DIE LINKE): Ich frage deshalb die Schwachstellen habe ich ja benannt. Und auch ein bisschen hartnäckig nach: Es geht ja dass ich keinen - - Das ist ja schon benannt. auch um Grundrechtseingriffe. Wenn ich jetzt - - Was soll man denn da noch prüfen? Es liegt doch alles da. Ich habe da kein Zeuge Martin Golke: Ja. Prüfmandat in der - - Ich habe keine Inspektions- rechte. Das habe ich auch schon gesagt. Also: Dr. André Hahn (DIE LINKE): Es geht um G-10- Was will ich mehr - - Da hapert es doch nach Fragen. Und deshalb ist für mich nicht klar, wa- meinem Verständnis und nicht an der Tiefe des rum es nicht einen Testlauf zum Beispiel mit di- Reinguckens. versen Daten gegeben hat, und am Ende stellen Sie möglicherweise fest: Da sind massenhaft Dr. André Hahn (DIE LINKE): Mich irritiert, dass G-10-relevante Daten trotzdem hinten noch drin. Sie die Technik und die Software praktisch auch Und dann können Sie sagen: Also, so geht es im Labor offenbar nicht geprüft haben. nicht, Freunde, wir müssen das anders regeln. - Aber einen solchen Testlauf haben Sie doch Zeuge Martin Golke: Das stimmt, haben wir nicht gemacht. Warum nicht? nicht. Zeuge Martin Golke: Moment. Die Testumgebung Dr. André Hahn (DIE LINKE): Ja, das haben Sie ist ja beschrieben in den Dokumenten, Entschul- nicht. - Und jetzt will ich auf diese Vor-Ort-Ter- digung. Das ist auch bei der Zertifizierung durch- mine oder den Termin hinkommen. Sie haben aus Usus, dass der Hersteller selber prüft. Dass schon gesagt, Sie sind mit dem Zug hingefahren die Zertifizierungsstelle guckt - - weil das ist ja und auch wieder zurückgefahren. Für mich hat Aufwand. Auch wenn wir ein Kryptogerät haben, sich noch nicht erschlossen, was Sie denn dort dann lassen wir uns die Entwicklungsumgebung gemacht haben. Also, da steht eine Maschine. des Herstellers auf den Tisch stellen. Das wird Gucken Sie, ob die jetzt silbern ist oder blau oder teilweise in Verträgen schon so gemacht: Junge, schwarz und ob ein Stromanschluss da ist und du hast hier auch alles, deine Laborumgebung die Lampe blinkt? Das war ja vorhin auch so ein hier zur Verfügung zu stellen. Punkt, der da genannt worden ist. Was machen Sie dort bei diesem Laborbesuch? Was ist da kon- Dr. André Hahn (DIE LINKE): Aber Sie zertifizie- kret Ihre Tätigkeit? ren doch, dass die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden. Das zertifizieren Sie. Und Zeuge Martin Golke: Also, da werden die Geräte wie können Sie das tun, wenn Sie überhaupt in Augenschein genommen. Da fallen Bespre- nicht geprüft haben, was das Gerät macht? chungen - -

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Zeuge Martin Golke: Ich habe es auf die Papier- Zeuge Martin Golke: Ja, okay, will ich gern tun, lage geprüft. Und die ist - - Das fand ich ganz aber das ist mein Standpunkt da. richtig, dass der Herr sagte: Schlüssigkeit. Und, ja - - Das ist die Tiefe, die für mich da sinnvoll Dr. André Hahn (DIE LINKE): Gut. Dann lassen ist, weil - - Also Misstrauen - - Mit Misstrauen - - Sie mich noch mal auf das zurückkommen, was Da habe ich zu wenig Hebel, muss ich Ihnen ganz Herr Kiesewetter schon versucht hat vorhin an- ehrlich sagen. Da fehlt mir das Prüfmandat, um zusprechen. Zu den Dingen, die zu prüfen sind, da irgendwo Sinn zu erkennen, weil da kann ich gehören doch auch die Regeln des G-10-Gesetzes, so tief prüfen, wie ich will, da können die da hin- also diese Beschränkung bei der Telekommunika- ten Geräte zusammenstöpseln, wie die wollen, tionserfassung auf 20 Prozent der Übertragungs- das war für mich - - Da habe ich andere Arbeit, kapazität. Das ist ja ein Punkt, der auch sehr die ich erledigen muss, oder - - Das ist blöd ge- wichtig ist. Und da haben Sie geschrieben in sagt, aber ich sehe nicht so richtig, was das wirk- Ihrem Prüfbericht, dass das seitens des BND lich bringen sollte. Ich habe mich damals so - - nicht mit IT-Maßnahmen umgesetzt wurde, und Damals haben wir das so gemacht, wie wir es ge- es habe für Sie keine Hinweise gegeben damals, macht haben, und fanden das sinnvoll. Diesen wie das Programm gesteuert, umgesetzt wurde. Hebel, den wir da haben, der ist so schwach, dass das nicht plausibel wird, sondern man muss sich Zeuge Martin Golke: Ja. eh auf die geprüfte Stelle verlassen. Und dann kann ich auch sagen - - Das habe ich ja im Ein- Dr. André Hahn (DIE LINKE): Da will ich noch gangsstatement ganz klargemacht. Da habe ich ja mal nachfragen: Heißt das im Ergebnis, dass Sie gesagt - - Sie haben es ja jetzt vorliegen. Wo ist es gar nicht prüfen oder feststellen konnten, ob denn? - Passen Sie mal auf. - Ach, wo habe ich diese gesetzlichen Voraussetzungen durch das das denn jetzt? Erfassungssystem oder den BND eingehalten wurden? (Der Zeuge blättert in seinen Unterlagen) Zeuge Martin Golke: Nein, sie wird nicht pro- grammtechnisch umgesetzt. Das heißt nicht, dass Sehen Sie: So ist das, wenn hier irgendwas raus- sie mit anderweitigen, zum Beispiel organisatori- geht, da findet man - - Ach, hier vorne. Da findet schen Maßnahmen umgesetzt werden kann [sic!]. man es nachher selber nicht wieder. - Wo haben wir es denn? - So, Seite 2: Dr. André Hahn (DIE LINKE): Aber Sie haben doch das Gerät zertifiziert am Ende. So wie ich die TKÜV verstanden und angewendet habe, ist also Zeuge Martin Golke: Ja. meine Prüfung eine unabhängige Dienstleistung für die geprüfte Stelle, die ihr zeigt, wie sie TKÜV- Dr. André Hahn (DIE LINKE): Und nach dem Konformität erreichen kann, aber BND-Gesetz § 27 Abs. 3 Punkt 1 [sic!] sind Sie nicht, ob sie auch tatsächlich auch zuständig für die Einhaltung dieser Punkte. TKÜV-konform gewesen ist und Wie können Sie also eine Zertifizierung geben, sich an die Auflagen gehalten hat wenn Sie gar nicht wissen, wie diese 20-Prozent- oder nicht. Regel umgesetzt wird? Man hat es Ihnen ja offenbar auch nicht mitgeteilt. Warum haben Sie Also das ist - - Ja, jetzt komme ich hier schon - - trotzdem ein Zertifikat erteilt? meine Prüfung zu verteidigen, in so ein Ding. Aber - - Zeuge Martin Golke: Weil ich - - Als Prüfer kann ich nicht sagen, wie jemand Konformität errei- Dr. André Hahn (DIE LINKE): Das bleibt nicht chen kann, sondern ich kann nur prüfen, gucken: aus in so einem Ausschuss. Wie hat er es gemacht? Ist das für mich, in mei- nem Ermessensspielraum okay oder nicht?

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Langsam geht mir jetzt die Konzentration weg, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das ist die aber ich versuche, jetzt noch mal den Punkt ge- Fraktion der CDU/CSU, Herr Kollege Kiesewetter. nauer zu fassen. Da spielen immer so viele Dinge eine Rolle. Da könnte ich Ihnen immer seiten- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Vielen Dank, weise die Dinge erklären; aber - - Herr Vorsitzender. - Herr Zeuge, ich komme wie- der zurück auf den Prüfbericht vom 13. Oktober Dr. André Hahn (DIE LINKE): Ich will ja versu- 2005. Sie betrachten darin insbesondere den so- chen, Ihnen zu helfen. Es gibt ja verschiedene genannten Separator. Dieser Separator, heißt es Möglichkeiten, wie man diese G-10-Sache sicher- da, ist im IP-Erfassungssystem des BND, das Sie stellen kann. Hier ist aber überhaupt keine aufge- geprüft haben, auf der Verarbeitungsstufe 1 ange- zeigt worden - weder technisch noch hat Ihnen siedelt. Ich habe es so verstanden, dass es sich der BND gesagt, wie er das macht -, und Sie ha- beim Separator um eine Art Router handelt, des- ben die Zertifizierung gegeben. sen Steuerungssoftware vom BND eigens entwi- ckelt wurde, so schreiben Sie es ja auch auf der Zeuge Martin Golke: Okay, jetzt muss ich viel- Seite 3 Ihres Prüfberichts. leicht doch ein bisschen ausholen - Dieser Router führt auf der allerersten Verarbei- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das ist aber tungsstufe, also direkt am Erfassungskopf, eine die letzte Frage in der Zeit. Art Grobtrennung der Kommunikationsverkehre durch. Er trennt dann den Gesamtdatenstrom in Zeuge Martin Golke: - und das ein bisschen im zwei Datenströme, und zwar in den Datenstrom, Zusammenhang mal bringen. Das IP-Protokoll, der aus dem durch Artikel 10 Grundgesetz ge- das paketiert ja, das zerhackt eine Session in schützten Verkehren besteht, und in einen weite- mehrere - - oder eine Lieferung in verschiedene ren Strom, bei dem es sich um sogenannte Rou- Pakete. Wenn Sie da jetzt 20 Prozent nehmen - tineverkehre, also Ausland-Ausland-Verkehre sprich: jedes fünfte Paket -, was kommt raus? Sie handelt. Habe ich das so richtig verstanden? kriegen nur Bruchteile von einer Mail. Da ist nichts. Da kann ich Ihnen garantieren: Da sehen Zeuge Martin Golke: Richtig. Sie nichts am Ende. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Inwiefern war (Dr. Konstantin von Notz es für Sie als Prüfer wichtig, dass die Steuersoft- (BÜNDNIS 90/DIE ware für den Separator/Router vom BND selbst GRÜNEN): Genau!) entwickelt wurde?

Sie müssen erst das Protokoll zusammensetzen Zeuge Martin Golke: Das war für mich da nicht und die Session zusammensetzen, also alle Pa- wichtig. Also, wie gesagt: Selbst wenn jetzt ein kete einer Lieferung zusammensetzen. Ja? Also, Trojaner da drin wäre von irgendeinem fremden Sie können eh nicht die 20 Prozent wirklich jetzt Nachrichtendienst, sofern das jetzt nicht wirklich als ersten Verarbeitungsschritt machen. Das geht Feinde sind, die - - Also, kaputtmachen können nicht. Das ist diese Sache - - sie ihn natürlich. Deswegen sage ich: Das macht ja keinen Sinn für einen befreundeten Nachrich- Dr. André Hahn (DIE LINKE): Aber da muss man tendienst. Der will natürlich Informationen ha- erst mal alles nehmen und zusammensetzen. ben, aber er will nichts kaputtmachen, weil dann fliegt er ja auf. Insofern ist diese Sache gekapselt Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Jetzt muss hier drin. Also, selbst wenn Sie jetzt im Separa- ich aber doch ein bisschen bremsen. Wir sind torherz, sage ich mal, drei Buchstaben erkennen deutlich über die Zeit. Von daher wäre ich jetzt würden, dann würde das für mich als Prüfer kei- bei der nächsten Fraktion mit Fragen. nen Unterschied machen, weil dieser Trojaner kann zu seinem C&C-Server, also Command-and- Zeuge Martin Golke: Okay.

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Control-Server - - Er kann nicht nach Hause tele- Zeuge Martin Golke: Die Risiken liegen darin, fonieren. Er kann keine Information absetzen. Ich dass jemand da Dinge manipulieren kann. Das ist habe als diese Mauern um dieses BND-Netzwerk. ja auch schon - - Wenn Sie jetzt selbst einen Rou- Ich habe nur einen bei der Rohdatenübernahme. ter zu Hause haben, dann empfiehlt man ja auch Aber da kommt ja alles nur in meine - - Ich kriege schon, die Schnittstelle von außen zu deaktivie- gar keine Informationen raus. Und damit ist die- ren. Nichts anderes ist das hier auch. Das ist ja ser Trojaner für den Angreifer wertlos. Das ist ganz üblich. Da, wo man halt die Möglichkeit diese Kapselung, die wir auch immer wieder, bei hat, Schwachstellen zu minimieren, da muss vielen anderen Dingen immer wieder anwenden. man das auch tun. Das ist hier diese „in-band“- Steuerung. Und die kann man dann wirklich ab- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Das halte ich schalten, konfigurationsmäßig, und dann kann da für einen sehr wichtigen Punkt. nichts passieren. Dann kann niemand damit ir- gendwie Unsinn machen. Zeuge Martin Golke: Ja. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Gibt es noch Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ich möchte andere Steuerungsmöglichkeiten außer der ge- beim Prüfbericht bleiben, und zwar komme ich nannten „in-band“? noch mal zurück auf die Empfehlungen, Sie in Kapitel 7 gegeben haben. Wir haben vorhin schon Zeuge Martin Golke: Ja, das ist über die Konsole mal was von Fernzugriffen gehört. Auf der letz- und über den LAN-Port. ten Seite unter der Überschrift „Verhinderung von Fernzugriffen“ empfehlen Sie Folgendes - Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Was sind die ich zitiere -: Nachteile davon, bzw. warum wurde bewusst „in-band“ gewählt? Die Möglichkeit, den Separator- router „in-band“ zu steuern, also Zeuge Martin Golke: Also, „in-band“ wird ja de- über den Zugang, den der Verkehr aktiviert. - Haben Sie es? nimmt, ist zu sperren. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ja. Bitte erläutern Sie uns, was dies bedeutet. Und was genau ist eine „in-band“-Steuerung? Zeuge Martin Golke: Das ist ja deaktiviert, weil da die meisten Angriffsmöglichkeiten sind, weil Zeuge Martin Golke: So ein Router lässt sich auf da ja der Traffic geht. Also der Nachrichtenver- drei - - Moderne Router haben drei Schnittstel- kehr geht da drüber. len: einmal diese Konsolenschnittstelle, wo er dann beschickt werden kann mit Software, dieser Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Also das Da- LAN-Port, wo man auch schon mal Fernzugriffe tenaufkommen. machen kann, Managementprotokolle laufen las- sen kann, und moderne Router sind auch in der Zeuge Martin Golke: Das Datenaufkommen, der Lage, „in-band“, das heißt, den Weg, den der Verkehr geht da drüber. Traffic, den der Verkehr nimmt - - So ein Router kann ja auch eine IP-Adresse haben. Das heißt: Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Wissen Sie, Der Router steht irgendwo im Internet; dann wie mit Ihrer Empfehlung - ich habe das in einem kann ich den anpollen und kann mich mit dem anderen Zusammenhang schon mal gefragt - kon- unterhalten. kret in diesem Fall umgegangen wurde? Wurde ihr gefolgt? Können Sie dazu etwas sagen? Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Wo liegen denn die Risiken einer solchen Steuerungsmög- Zeuge Martin Golke: Das ist zehn Jahre her. lichkeit? Meistens ist die Sache: „Certify and go“. Ich kann das nur immer wieder sagen. Also, Zertifizierung

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ist, einen Stempel zu geben, und dann darf das „Routineverkehr“ verstehen, damit wir wissen, eingesetzt werden. Gerade jetzt im nachrichten- ob wir von derselben Sache sprechen. dienstlichen Bereich, da hört man dann - - Oder sagen wir mal so: Ich habe nichts weiter - - Ob Zeuge Martin Golke: Also, Routineverkehr ist der jetzt jemand anderes vom BSI, das kann ich nicht Ausland-Ausland-Verkehr, wo also keine deut- sagen. Aber ich jetzt als Zeuge habe nichts weiter schen Staatsbürger oder deutschen Firmen oder darüber gehört. wie auch immer mit beteiligt sind. Da hat der BND natürlich - - Das ist seine Aufgabe, da aufzu- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Welche Stelle klären. Ich bin ja nur im Spiel, wo es um deut- im BSI beschäftigt sich denn mit der Umsetzung sche Staatsbürger geht, um G-10-Verkehr. Das ist oder Verfolgung von Empfehlungen? Also mit der meine Aufgabe gewesen, meine Tätigkeit. Prüfung, ob Empfehlungen des BSI auch umge- setzt wurden? Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Okay.

Zeuge Martin Golke: Jede Abteilung. Also die, Zeuge Martin Golke: Also ich habe mit Routine- die solche Empfehlungen aufstellen - - verkehr - das steht dann da auch - nichts weiter zu tun gehabt. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Aber Sie wa- ren damit nicht unmittelbar betroffen? Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Okay. Gut, das klärt auch meine nächste Frage, weil ich auch Zeuge Martin Golke: Nein. Meines Wissens wissen wollte, warum dieser weitere Verarbei- wurde da nicht - - Also, wie gesagt: Die Betriebs- tungszweig von Ihnen als BSI-Prüfer nicht zu klä- phase ist nicht Teil - - ren war. Aber das ist einleuchtend.

Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Also wurde Auf welche rechtliche Grundlage hätte eine wei- nach Ihrem Wissen - tere Verarbeitung des anfallenden Routinever- kehrs durch den BND Ihrer Meinung nach ge- Zeuge Martin Golke: Nach meinem Wissen nicht. stützt werden können? Hätten Sie als Prüfer zum Beispiel grundsätzliche Zweifel an der Recht- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): - keine Emp- mäßigkeit einer solchen Weiterverarbeitung von fehlungsüberprüfung durchgeführt? Routineverkehren durch den BND gehabt? Wir gehen von Ausland-Ausland-Verkehr aus und da- Zeuge Martin Golke: Nach meinem Wissen nicht. mit nicht von G 10. Das ist Ihre Grundlage. Möglicherweise vielleicht doch, aber nach mei- nem Wissen nicht. Zeuge Martin Golke: Ja, das sind - - Ich denke mal, das führt wieder zurück auf die Anordnun- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Herr Zeuge, gen, die es gibt, da den Fernmeldeverkehr zu be- ich komme auf das Thema „Routineverkehre“. schränken. Also: Wie setze ich diese vom BMI Das beginnt bereits auf Seite 3 Ihres Prüfberichts. und dem Parlamentarischen Kontrollgremium be- Dieser Routineverkehr wurde von Ihnen - ich zi- stätigten oder erlaubten Zugriffe - - Wie verifi- tiere wörtlich -: „nicht weiter betrachtet und die ziere ich das, dass das wirklich und nichts Weite- betreffenden weiterführenden Verarbeitungs- res da technisch vollzogen wird? zweige nicht weiter behandelt“. Zitat Ende. Die- sen Ausführungen entnehme ich, dass Sie davon Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Hatten Sie da ausgingen, dass der im Rahmen einer G-10-Maß- mal grundsätzliche Zweifel an der Rechtmäßig- nahme anfallende Routineverkehr in einem ande- keit, oder wurde das im BSI erörtert? ren Verarbeitungsstrang weiterbearbeitet werden sollte oder zumindest werden könnte. Ist diese Annahme richtig? Beziehungsweise vielleicht er- läutern Sie auch zunächst einmal, was Sie unter

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Zeuge Martin Golke: Das ist für mich so, wie ich Aber dieser Stempel, diese Zertifizierung, was es erzählt habe. Also: Ausland-Ausland-Ver- Sie da vorgenommen haben, ist doch immer un- kehre, da habe ich dann nichts mit zu tun, also, ter der Auflage, dass Ihre Maßnahmen, die Sie da das ist dann nicht meine Zuständigkeit. beschrieben und erkannt haben, auch umgesetzt werden. Sonst gilt das an sich ja nicht als zertifi- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ist Ihnen be- ziert. kannt, ob darüber mal diskutiert wurde, oder war das ausschließlich die Fokussierung: Es war die Zeuge Martin Golke: Richtig. Das ist das Trennung. Routineverkehre wurden nicht be- Dilemma, was ich hatte. trachtet - und dann der interne Bereich? Tankred Schipanski (CDU/CSU): Aber Sie kön- Zeuge Martin Golke: Ja. nen das eben nicht letztlich kontrollieren, aber der Gedanke ist schon richtig: Diese Zertifizie- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Okay, dann rung gilt nur, wenn auch diese Schwachstellen, habe ich zunächst keine weiteren Fragen mehr die Sie erkannt haben, beseitigt werden? und würde an meinen Kollegen Tankred Schi- panski übergeben, Herr Vorsitzender. Zeuge Martin Golke: Ja, absolut richtig.

Tankred Schipanski (CDU/CSU): Vielen Dank, Tankred Schipanski (CDU/CSU): Okay. - Dann Herr Zeuge. - Nur noch mal zur Klarstellung. Das, habe ich da auch keine weiteren Fragen. was der Kollege Kiesewetter gerade gefragt hat: Sie haben Empfehlungen ausgesprochen in Ihrem Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich schließe Bericht. daraus: Von der Fraktion CDU/CSU gibt es keine weiteren Nachfragen. - Dann kommen wir jetzt Zeuge Martin Golke: Ja. zur Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Herr Kol- lege Ströbele. Tankred Schipanski (CDU/CSU): Und jetzt wur- den Sie gefragt: Wer kontrolliert die Umsetzung Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- dieser Empfehlungen? Da haben Sie gesagt, Sie NEN): Danke, Herr Vorsitzender. - Ich schließe an nicht, aber das BSI macht das schon. an das, was der Kollege Hahn schon gefragt hat, und leite das ein mit der Frage - - Sie haben vor- Zeuge Martin Golke: Möglicherweise. hin mal gesagt, da wurden von den einkommen- den Verkehren die Routineverkehre getrennt von Tankred Schipanski (CDU/CSU): Gibt es eine den G-10-Verkehren. Routineverkehr war dann Abteilung im BSI? Ist Ihnen irgendwas bekannt, Sache des BND, und für die G-10-Verkehre wur- oder wissen Sie es nicht, ob es kontrolliert wird? den dann die deutschen Gesetze angewandt - so, jetzt in meiner Zusammenfassung, nicht wört- Zeuge Martin Golke: Das weiß ich nicht. lich. Haben Sie denn irgendwann mal versucht, zu prüfen, oder Erkenntnisse darüber, ob diese Tankred Schipanski (CDU/CSU): Sie wissen Trennung auch klappt, ob die hundertprozentig nicht, ob es kontrolliert wird. klappt, und dass Sie ausschließen können, dass bei den Routineverkehren keine G-10-Verkehre Zeuge Martin Golke: Ich weiß nicht, ob es kon- mehr sind? trolliert wird, nein. Zeuge Martin Golke: Das ist die Problematik, Tankred Schipanski (CDU/CSU): Okay. - Dann dass der IP-Adressraum leider nicht so wie Tele- noch mal anknüpfend an den Kollegen Hahn, der fonvorwahlen funktioniert. Da wissen Sie gleich: jetzt vielleicht auch ein Stückchen juristisch für Die 0049, das ist Deutschland. Die 44 oder - - So, Sie gefragt hat: Sie geben diesen Prüfbericht ab. das funktioniert hier leider nicht. Wir haben hier Sie haben gerade von einem Stempel gesprochen.

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nur 32 Bit. Wir haben 4 Milliarden IP-Adressen, Zeuge Martin Golke: Das sind ja diese Listen, die IPv4-Adressen. da - -

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Wie viele? NEN): Bitte?

Zeuge Martin Golke: 4 Milliarden. Zeuge Martin Golke: Das sind ja diese Listen, die da reinkommen, diese IP-Ranges - - Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): 4 Milliarden. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Herr Zeuge, ich habe Sie gefragt, ob Sie da Zeuge Martin Golke: Habe ich jetzt ungefähr - - was geprüft haben, -

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Martin Golke: Nein, ich - - NEN): Ja, es kommt auf eine nicht an. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Martin Golke: Die fragmentierten sich na- NEN): - ob das zuverlässig - türlich immer mehr. Das war vor zehn Jahren schon ein Problem. Zeuge Martin Golke: Ja, Moment.

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja. NEN): - getrennt wird: Ja oder nein?

Zeuge Martin Golke: Wie so eine Festplatte: Am Zeuge Martin Golke: Also, im Rahmen des Prüf- Anfang liegt noch alles schön geordnet neben- berichtes? einander. Und die letzten Dinge - - Da werden mal welche frei. Also das fragmentiert sich. Da Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- gibt es Hunderttausende von IP-Ranges, die halt NEN): Ja. deutsche Adressen beinhalten. Und die müssen rausgefiltert werden. Zeuge Martin Golke: Alles, was ich gemacht habe, habe ich auch da reingeschrieben. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja. Das hatte ich alles gar nicht gefragt, - Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Nein. Zeuge Martin Golke: Okay. Zeuge Martin Golke: Also mehr habe ich nicht Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- gemacht. NEN): - sondern ich habe gefragt, ob Sie persön- lich - Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Können Sie die Frage nicht beantworten? Zeuge Martin Golke: Okay. Ob Sie selber bei dieser Gelegenheit Ihrer Prüfun- gen - vier Monate oder fünf oder drei, ist ja ganz Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- egal - irgendwann dieser Frage nachgegangen NEN): - das irgendwann bei Ihren Untersuchun- sind, indem Sie die Programme überprüft haben, gen da geprüft haben, ob das zuverlässig ist oder die Maschinen überprüft haben, irgendjemanden nicht. Weil Sie gehen einfach so davon aus: Rou- gefragt haben vielleicht, ob die Trennung - - Sie tineverkehre, da haben wir ja nichts mehr mit zu haben ja vorhin darauf hingewiesen: Gerade beim tun; da sind ja keine G-10-Verkehre mehr drin. - Paketevermitteln gibt es ja Probleme -, dass das Woher wissen Sie das? wirklich sauber getrennt worden ist? Oder kann es auch sein, dass noch 5 Prozent, 20 Prozent

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oder wie viel auch immer G-10-Verkehre auch in der BND Daten abgreift und dann teilt, sage ich den Routineverkehren drin waren? mal, oder weiterleitet an die NSA?

Zeuge Martin Golke: Vielen Dank für Ihre Zeuge Martin Golke: Was die mit den Daten ma- Frage. - Wie schon angedeutet, hängt das an die- chen, das bleibt mir ja verborgen. Also, was die ser Problematik, die ich versucht habe zu erklä- in den weiteren Verarbeitungszweigen - - wie die ren. Selbst geprüft habe ich es im Rahmen des- mit den Daten umgehen, das - - Wie gesagt: Auf sen, was ich aufgeschrieben habe. Darüber hinaus die operationelle Phase - - Das habe ich ja schon habe ich nicht geprüft. Es ist aber, wie auch erläutert, dass ich da auch gar keinen Einblick schon gesagt: Gerade bei der Zertifizierung grei- hatte. fen wir auch auf die Prüfumgebung des Herstel- lers zurück. Es ist teilweise wirklich so bei der Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zertifizierung, gerade bei der Produktzertifizie- NEN): Ja. - Und ob sie vielleicht diese ganzen rung von Firmen, dass der Hersteller zeigen muss Routineverkehre an die NSA weitergeben? anhand der Dokumentation, dass er das geprüft hat. Und das können Sie auch der entnehmen, Zeuge Martin Golke: Da habe ich keine Erkennt- der - - Also ich nicht. nisse zu.

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Also kann ich das so zusammenfassen - NEN): Da haben Sie keine Erkenntnisse. ich habe nämlich wenig Zeit beim Fragen; des- halb dränge ich ein bisschen -: - Zeuge Martin Golke: Nein.

Zeuge Martin Golke: Okay, Entschuldigung. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Also, dann einschließlich der G-10-Ver- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- kehre, möglicherweise. Sie können es ja nicht sa- NEN): - Sie haben nicht geprüft. Sie haben sich gen. Sie sagen nur: Der Hersteller wird es schon darauf verlassen: Das, was der Hersteller sagt, wissen. stimmt. - Können wir uns darauf einigen? Zeuge Martin Golke: Ja. Zeuge Martin Golke: Ja, im Rahmen seiner Dar- stellungen, ja. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Wenn Sie dort selber gar keine eigent- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- lichen Prüfungen durchgenommen haben - auch NEN): Gut. - Hatten Sie irgendeinen Hinweis das fasse ich jetzt mal vielleicht ein bisschen po- oder Anhaltspunkt dafür, als Sie diese Prüfung lemisch zusammen -, hätten Sie nicht auch all vorgenommen haben, dass es hier auch um Ver- das, was Sie da geprüft haben, in Ihrer Dienst- kehre ging, die nicht nur der BND verarbeiten stelle prüfen können, indem Sie die Papiere, die wollte - in welcher Strecke auch immer -, son- Beschreibung der Hersteller, die Beschreibung dern auch ein anderer Nachrichtendienst, bei- der Maschinen, sich in Ihrer Dienststelle durch- spielsweise die NSA oder irgendein anderer? geguckt hätten? War nicht der Besuch - das haben Wussten Sie das? Hatten Sie dafür einen Hin- Sie vorhin mal so angedeutet - beim BND, also weis? Hatten Sie eine Ahnung oder sonst was? bei der Stelle dort, eher - - Galt der mehr, um mal mit den Kollegen zu reden und mal zu sehen, wie Zeuge Martin Golke: Nein, das war damals über- die so sind, oder wäre es Ihnen in der Sache mög- haupt kein Thema. lich gewesen, das auch alles zu prüfen - also die Prüfung, die Sie vorgenommen haben - in Ihrer Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dienststelle? NEN): War kein Thema. - Sie wussten nicht, dass

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Zeuge Martin Golke: Selbstverständlich war der Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Großteil der Prüfungen im Büro. NEN): Bitte?

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Martin Golke: Es ging nicht um Miss- NEN): In Ihrem? BSI? trauen oder so.

Zeuge Martin Golke: Natürlich. - Das waren die Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- zur Verfügung gestellten Dokumente. Wie NEN): Nein, nein. schon - - Ich finde diese Plausibilität - - Ich weiß gar nicht mehr, wer das reingebracht hat. Das ist Zeuge Martin Golke: Da ging es damals über- schon richtig: Also, das umfasst wirklich einen haupt nicht drum. Großteil meiner Prüfungen. Aber wir kommen um Vor-Ort-Termine nicht drum herum. Ich ma- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- che das ja auch bei vielen anderen Gelegenhei- NEN): Misstrauen war Ihnen fremd? ten. Es ist schon so, dass der Kontakt wichtig ist und dass man sich da Ungereimtheiten anguckt Zeuge Martin Golke: Ja. Das gibt die Prüfung und einfach guckt, wie - - und auch, dass so eine nicht her. Wenn ich da mit Misstrauen reingehe, geprüfte Stelle - also jetzt komme ich ein biss- dann - - Sie finden ja gar kein Ende mehr. Wie chen weg von der TKÜV-Zertifizierung - auch wollen Sie denn das - - Dann müssten Sie ja sieht: Da kommt jemand und da prüft jemand. wirklich Inspektionsrechte haben: angemeldete, Und nicht - - Da müssen - - Nicht? Da wird schon eventuell sogar nicht angemeldete. geputzt und gewienert. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja, genau. NEN): Ja. Zeuge Martin Golke: Da geht es dann richtig zur Zeuge Martin Golke: Das ist schon wichtig. Sache, hören Sie mal. Da müssten Sie das Perso- nal haben. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja, ja. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja. (Heiterkeit beim Abg. Hans- Christian Ströbele (BÜND- Zeuge Martin Golke: Dann müssten Sie mal hier NIS 90/DIE GRÜNEN) und meiner Dienststelle sagen: Hier, so und so, da beim Zeugen) braucht - -

- Das ist ja zum Lachen. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Das halten Sie für völlig absurd, diese Vor- Zeuge Martin Golke: Ja. stellung?

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Martin Golke: Also, das ist - - NEN): Also, Sie sahen Ihre Aufgabe darin: Ich gehe dahin, damit die auch sehen: Die können da Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- nicht machen, was sie wollen; da kommt ja je- NEN): Ja. mand vom BSI, und der guckt sich das an. Zeuge Martin Golke: Also, mit Misstrauen da Zeuge Martin Golke: Es geht nicht um Miss- ranzugehen, das ist - - trauen. Da ging es damals überhaupt nicht - - Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja.

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Zeuge Martin Golke: Dann muss ich wirklich Dr. Jens Zimmermann (SPD): Okay. - Da geht es einen anderen Hebel auch haben. Und wenn ich wahrscheinlich um sehr viel Datenverkehr, wenn den nicht habe, dann muss ich mich als nachge- man bedenkt, wie viele Services auch in den ordnetes BSI da entsprechend positionieren. Und USA gehostet werden. Weil Sie gesagt haben, das ich gebe Empfehlungen ab. hängt auch von der Kapazität des Routers ab: Halten Sie es für plausibel, dass das wirklich Wer sich TKÜV-Konformität auf die Fahne dann auch möglich war mit der Hardware, wie schreiben will, der muss diese Empfehlungen sie dort verbaut wurde? einhalten. Wenn er diese Empfehlungen nicht einhält: Das heißt noch lange nicht für mich per- Zeuge Martin Golke: Das kann durchaus möglich sönlich jetzt, dass er dann nicht TKÜV-konform sein. Das ist wirklich Einstellungssache. Das war; aber bei ihm liegt die Beweispflicht, die müsste aber - - Ich meine, der BND setzt ja da - - liegt nicht mehr bei mir. So sehe ich das. Wie gesagt, das sind diese Anordnungen, die er - - Moment, Sie sagten Routineverkehr. Mo- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Ich ment, das wissen Sie als parlamentarisches Kon- glaube, das ist ein guter Ansatz für die nächste trollgremium gar nicht. Muss Ihnen das gemeldet Fragerunde, dass man da nachhakt. Zumindest werden, wenn da jetzt IP - - Das weiß ich gar gehen wir hoffentlich mit einer gewissen Neugier nicht. Also, ich hatte jetzt gerade den Gedanken an die Thematiken heran. Ich denke, so wird das gehabt, das könnte man ja gucken. Aber das weiß auch die Fraktion der SPD, die jetzt mit Fragen ich nicht. Also, möglich ist es. Man kann durch- an der Reihe ist, handhaben. Wer macht es? - aus da noch alle möglichen Länder mit herein- Kollege Zimmermann hat das Wort. nehmen - sicher -, Afghanistan usw., was man da halt suchen will, natürlich. Routineverkehr, was Dr. Jens Zimmermann (SPD): Vielen Dank, Herr denn sonst? Und herausnehmen, herausfiltern Vorsitzender. - Was die Filter des Verkehres an- aus dem Routineverkehr jetzt - natürlich. geht, würde mich interessieren: Es gab ja schon 2002 entsprechende Vereinbarungen, auch Ver- Dr. Jens Zimmermann (SPD): Dann würde ich kehr von US-Bürgern auszuschließen. Da würde gern noch mal auf die Hardware zurückgehen. mich interessieren, ob Ihnen durch Ihre Prüfung Mir ist auch, wie ich im Prüfbericht gelesen habe, bekannt ist, ob die vorliegenden Filtersysteme natürlich dieser LAN-Port aufgefallen. Das das auch hergeben, ob das da eingerichtet ist, ob schreit ja irgendwie nach externem Zugriff. Dazu Sie das da sehen könnten. Oder das ist einfach haben Sie auch schon einiges gesagt, dass der die Frage: Kann das sichergestellt werden? - Wir softwareseitig deaktiviert wird. Sie haben gesagt, haben ja jetzt schon mehrfach über die IP-Ranges wir haben hier ja zum Teil auch Standardhard- gesprochen. Ist das am Ende eine reine Software- ware verbaut, wo die, sage ich mal, Firmware Konfigurationsfrage, dass man sagt: „Okay, da auch nach Aktenlage, wenn überhaupt, überprüft nimmt man noch mehr Ranges rein“? - Vielleicht wird. Da stellt sich für mich einfach die Frage: könnten Sie dazu noch etwas sagen. Könnte in der verbauten Hardware nicht auch von einem externem Hersteller der - - Wir wissen Zeuge Martin Golke: Das ist in der Tat so. Das nicht so genau, was alles darin verbaut ist. Ich hängt dann letztlich von der Kapazität dieses meine, das sind ja auch die Bedrohungsfragen, Routers ab, was der kann. Das sind natürlich - - die in der allgemeinen Diskussion eine Rolle Wie gesagt, der war damals schon, vor zehn Jah- spielen. Könnte es nicht sein, dass Sie sagen: ren, ziemlich zerstückelt, dieser IP-Adressraum. „Okay, ich deaktiviere softwareseitig diesen Wie gesagt, IPv4, und wir sind noch lange nicht LAN-Port, aber ich habe in der Firmware einen bei IPv6. Und das ist natürlich eine lockere - - Ja, Backdoor drin, oder ich habe hardwareseitig US-Adressraum, da kann ich jetzt natürlich einen Backdoor drin, und dann kann mir das je- nicht - - Ich weiß ungefähr, wie viele IP-Ranges mand anderes wieder anknipsen“? es für Deutschland gab, aber US, da kann ich wirklich nichts zu sagen.

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Zeuge Martin Golke: Jetzt als nachrichtendienst- Dr. Jens Zimmermann (SPD): Sie würden aber licher Angriff, oder? Das verstehe ich jetzt nicht. einschätzen, dass die Tunnel, über die das läuft, so sicher sind, dass da keine Möglichkeit wäre? Dr. Jens Zimmermann (SPD): Ja, zum Beispiel. Ich habe gedacht, darum geht das mitunter in Zeuge Martin Golke: Das ist alles verschlüsselt diesem Ausschuss. Aber ich bin neu, vielleicht drumherum, deswegen die Mauer. Also, da gibt bin ich auch auf dem Holzweg. es einen Tunnel, einen Kryptogerätetunnel zur Zentrale. Kryptogeräte sind die Geräte, die am in- Zeuge Martin Golke: Worauf zielen Sie ab? Ich tensivsten - - Da haben wir nämlich wirklich La- hatte die Frage ja schon beantwortet. borprüfungen, die sich teilweise Monate hinzie- hen, wirklich mit allem Drum und Dran, auf Herz Dr. Jens Zimmermann (SPD): Ich frage mich ein- und Nieren, bis auf Quellcodeebene. Da kann fach: Wir haben hier auf deutschem Gebiet das nichts rauskommen nach menschlichem Ermes- Ding irgendwo stehen, wir wollen den Datenver- sen. Also dann an anderer Stelle, das ist ein Sze- kehr ja auch entsprechend filtern. Aber ich habe nario. Ich sage mal, diesen Trojaner im Separator, hier dieses Gerät, und wenn ich jetzt ein - egal das macht hier keinen Sinn. Ein Trojaner muss welcher - ausländischer Dienst wäre und mir Ge- immer ein freies Internet vor sich haben, wo er danken machen würde, wo wir hier ansetzen an seinen Controlserver kommt. Wenn er das könnten, dann ist ein LAN-Port doch, finde ich, nicht kann, dann - - Diese gekapselte Geschichte, einfach ein guter Punkt, um vielleicht an - - Ich also da kann man höchstens noch was kaputt ma- habe das im Gegensatz zu Ihnen nicht studiert, chen, indem man irgendwie eine Sequenz da hin- deswegen können Sie mir auch sagen, es ist ein- schickt. Aber dann habe ich mich eh verraten, fach Blödsinn, was ich sage. Aber das war ein- dann ist eh Schluss. fach meine Frage. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen Zeuge Martin Golke: Der LAN-Port ist ja wieder Dank. - Wir kommen jetzt in der dritten Frage- in unserem geschützten BND-Netzwerk. Da hat runde zu den Fragen der Linken. Frau Kollegin ein Angreifer - - Also, da geht nichts ohne Wissen Renner fängt an. des BND raus. Also, sorry, wenn, dann ist das - - Da geht nichts als nachrichtendienstlicher An- Martina Renner (DIE LINKE): Ich frage noch mal griff. Da hätte man entweder technisch was ganz mit Blick auf Schlussfolgerungen für den Unter- schön verkehrt gemacht oder man will es halt so. suchungsausschuss, weil ja am Anfang auch dis- kutiert wurde: Haben wir irgendeine Regelungs- Dr. Jens Zimmermann (SPD): Okay. - Aber dieser lücke im Gesetz, die es zu schließen gilt, damit in LAN-Port ja für die Fernwartung gedacht. Zukunft auch vor Ort bei der installierten Tech- nik geprüft werden kann? - Ich glaube, die gibt es Zeuge Martin Golke: Ja. nicht, wenn ich mir die BSI-Zertifizierungsver- ordnung angucke. Dort heißt es unter § 11 Ab- Dr. Jens Zimmermann (SPD): Aber ich frage: satz 2: Fern-? Was heißt denn Fern-? Heißt das, in ir- gendeinem Büro vor Ort, oder geht es dann was Zur Zertifizierung von informa- weiß ich wohin? tionstechnischen Systemen obliegt es dem Antragsteller Zeuge Martin Golke: Es geht natürlich in die Nachrichtenzentrale, wo dann - - Wie gesagt, die - also in diesem Fall dem BND -, Dinge habe ich ja erlaubt, also Temperaturüber- wachung, gucken, wie der Durchsatz ist, ob die dem Bundesamt und der sachver- ständigen Stelle kostenfrei Zugang Maschine noch läuft und so was. zum installierten informations- technischen System und zu den

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relevanten Standorten zu gewäh- sondern sechs, sieben, acht, neun, zehn? - Wir ren ... brauchen dich hier für was anderes.

Also, es gibt die Möglichkeit, sich die Technik Martina Renner (DIE LINKE): Das ist deswegen vor Ort installiert in der Endversion anzusehen. aus Blick des Untersuchungsausschusses interes- Es ist dann eine Entscheidung des BSI, dass man sant, weil ja teilweise andere parlamentarische von diesen Möglichkeiten nicht Gebrauch macht. Gremien, die sich mit der Kontrolle der Geheim- Deswegen meine Frage - Sie haben ja auch an an- dienste befassen, sich natürlich auch ein Stück- derer Stelle Technik des BND in Zusammenhang weit auf die BSI-Prüfung und -Zertifizierung ver- mit Erfassung von Kommunikationsverkehren ge- lassen haben in der Vergangenheit und sicherlich prüft -: Hat man immer lediglich im Entwick- nicht im Kern wussten, wie die Abläufe sind. lungsstadium an einem Laborstandort oder an Deswegen ist vielleicht zu erklären, mit welcher einer Außenstelle des BND sich das angeguckt, Intensität wir sozusagen zu diesem Prüfverfahren oder gibt es irgendeinen Fall, an den Sie sich er- auch nachhaken. innern, wo das BSI auch sozusagen am Standort des Providers in der Endversion die Technik ge- Ich hätte jetzt allerdings noch eine Frage zum Be- prüft hat? richt. Sie haben vorhin ja kurz geschildert, dass es eine explizite Löschung nicht verwendeter Da- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich sehe eine ten nicht gegeben hat, sondern dass diese über- Wortmeldung der Bundesregierung. Herr Ak- schrieben wurden. In Ihrem Bericht schreiben Sie mann, bitte. selbst auf Seite 7 unter „Löschung der nicht be- nötigten Überwachungsdaten“: MR Torsten Akmann (BMI): Vielen Dank, Herr Vorsitzender. Ich will die Zeugeneinvernahme In der Verarbeitungsstufe 1 (Sepa- nicht stören, erlauben Sie mir aber den Hinweis: rator-Frontend) werden die ver- Das, was Sie gerade angesprochen haben, Frau worfenen Überwachungsdaten Renner, gilt seit Dezember 2014. Insoweit kann nicht explizit in einer eigenen das zum damaligen Zeitpunkt nicht gegolten ha- Routine gelöscht (d. h. überschrie- ben. ben), sondern im Rahmen der Pro- grammabarbeitung naturgemäß nach gewisser Zeit von selbst Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay.- Frau überschrieben. Dies wird ange- Kollegin. sichts der ausnahmslos benutzten flüchtigen Speicher und der kur- Martina Renner (DIE LINKE): Die Frage ist dann zen Überschreibzyklen aufgrund trotzdem: Gab es vorher eine ähnliche Regelung, der verarbeiteten Datenflut als dass es eine Obliegenheit gegeben hätte, dass ausreichende Maßnahme angese- man Zugang gewährt, und hat man davon Ge- hen. brauch gemacht? Können Sie mir zu dem „nach gewisser Zeit“ Zeuge Martin Golke: Also, ich nicht, nein. Ich eine Auskunft geben, was damals Ihre Erkennt- habe, wie gesagt, fünf Prüfpunkte zu prüfen. Das nisse waren, was dieser Zeitrahmen ist, in dem habe ich gemacht. Und dann kann ich nicht sa- die nicht benötigten Überwachungsdaten über- gen, ich will noch sechs, sieben, acht, neun, zehn schrieben werden? Mit „nach gewisser Zeit“ sehen. Das ist ja im nachrichtendienstlichen Be- kann ich überhaupt nichts anfangen. reich sehr, sehr schwierig, weil ich dazu wirklich ein Mandat brauche. Gerade da kann ich nicht Zeuge Martin Golke: Das ist 1 durch 10 Gigabit einfach hingehen und sagen: So! - Ich glaube pro Sekunde. Ich weiß gar nicht, wie viel das ist. nicht, dass ich das bekommen hätte. Und zu Das müssten - - Mir fehlt jetzt da die Konzentra- Hause kann ich das auch nicht verkaufen. Da tion. Ich habe auch keinen Rechner dabei. Das heißt es: Wie, du hast nicht nur fünf Prüfpunkte, sind Mikrosekunden.

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Martina Renner (DIE LINKE): Das gilt auch für Martina Renner (DIE LINKE): Die Bundesnetz- die G-10-Verkehre? Die sind auch drin? agentur hat sich ja auch mit dem System befasst. Kennen Sie die Zuarbeiten der Bundesnetzagen- Zeuge Martin Golke: Ja. Das sind ja, Moment, tur dazu? wie viel? - Es sind teilweise Nanosekunden. Zeuge Martin Golke: Die Bundesnetzagentur Martina Renner (DIE LINKE): Sie können sich muss dafür sorgen, dass die Rohdatenübernahme auch Zeit nehmen. Das ist keine Frage. rückwirkungsfrei passiert. Das weiß ich zum Bei- spiel. Ich muss aber sagen, dass bei meinen Besu- Zeuge Martin Golke: Es sind teilweise Nano- chen beim BND bzw. wenn der BND bei uns war, sekunden, im Nanosekundenbereich, je nach- die Bundesnetzagentur bei dieser Prüfung nicht dem. Also, es ist so kurz, dass - - Also, das ist dabei war. Die haben extra Termine gemacht. Das wirklich - - ist völlig an mir vorbeigelaufen.

Wichtiger ist, wenn Sie die Komponenten aus- Martina Renner (DIE LINKE): Also, das kennen mustern - also da, wo zum Beispiel Festplatten Sie gar nicht, inwieweit sich - - sind -, bevor die den Sicherheitsraum verlassen, wenn die zum Beispiel ausgemustert werden. Zeuge Martin Golke: Nein. Aber die sind ja alle Geheim eingestuft; deswe- gen müssen die Platten ja vernichtet werden. Das Martina Renner (DIE LINKE): Und auch nicht, sind wieder andere Vorschriften, darum muss ich dass es da gegebenenfalls auch Vorschläge zur mich nicht kümmern. Hier geht es wirklich nur technischen Umsetzung einer vollständigen Spal- um die Geräte, die - ich sage mal - mit einem tung von G-10-Verkehren und Routineverkehren ganz schnellem Durchsatz möglichst diesen Da- gab, also dass es dort auch technische Anregun- tenfluss reduzieren und die Daten automatisch - - gen gab, wie man dies gewährleisten könnte? Ich habe ja nur - - Wie viel Gigabyte RAM habe ich da? - Da geht es ganz schnell durch, die wer- Zeuge Martin Golke: Sind die auch an BSI gegan- den ganz schnell überschrieben. Da brauche ich gen? keine eigene Löschroutine. Die hemmt das Ganze ja, die teilt mir meinen Durchsatz ja durch zwei. Martina Renner (DIE LINKE): Das frage ich Sie. Das kann ich doch nicht wissen. Martina Renner (DIE LINKE): Ich will ja nur da- rauf hinaus: Was wird überschrieben: der von Zeuge Martin Golke: Ich weiß davon nichts. Das Ihnen genannte Müll, oder werden auch die höre ich zum ersten Mal. Das ist ja interessant. G-10-Verkehre sofort überschrieben? Martina Renner (DIE LINKE): Und es gab von Zeuge Martin Golke: Die G-10-Verkehre werden dort auch Anregungen, was die 20-Prozent-Rege- natürlich auch - - Die gehen durch, werden als lung angeht. Sie hatten ja vorhin zu Recht darge- G-10-Verkehre - - Wie eine heiße Kartoffel: Die stellt, dass es technisch gar nicht möglich ist, von gehen sofort weiter, und dann kommt sofort - - vornherein eine 20-Prozent-Begrenzung bei die- Das ist so ein ... (akustisch unverständlich), das ser sozusagen in kleine Päckchen aufgesplitteten ist so ein Hardwarebaustein, Hardware wird Kommunikation vorzunehmen. Auch dazu hat verdrahtet mit Software. Diese ganzen IP-Ranges sich die Bundesnetzagentur mit Vorschlägen ge- usw., das geht zack, zack, zack, sobald sie äußert. erkannt sind, das ist die und die IP-Range, gehen die entweder Routine raus oder G 10 raus, und Zeuge Martin Golke: Interessant. Ich weiß nicht, dann kommt sofort das nächste. Diesen wo das steckengeblieben ist oder ob die vielleicht Durchsatz will ich ja haben an der Stelle. Oder es BSI gar nicht bedacht haben. Keine Ahnung. Das wird verworfen; das ist die dritte Möglichkeit. höre ich zum ersten Mal, interessant. Das meiste wird verworfen, über 90 Prozent.

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Martina Renner (DIE LINKE): Also Sie sind bei dort gibt es keine weiteren Fragen im öffent- diesem Kommunikationsdreieck BND-Bundes- lichen Teil. - Dann kämen wir zur Fraktion Bünd- netzagentur-BSI nicht eingebunden? nis 90/Die Grünen. Kollege von Notz.

Zeuge Martin Golke: Nein. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Das war eben ja ein sehr interessanter Martina Renner (DIE LINKE): Warum heißt es in Punkt. Ich will noch mal an die Fragen der Kolle- der technischen Dokumentation „vermutlich gin Renner anschließen: Konnten Sie bei der Prü- G-10-Verkehre“ und „vermutlich Routineverkeh- fung, die Sie gemacht haben, denn ausschließen, re“? dass bei diesem schnellen Teilen durch diese Hardwarekomponenten in den Routineverkehren Zeuge Martin Golke: Das ist die Sache mit den noch G 10 war? IP-Ranges, also mit der Fragmentierung des IP- Adressraumes. Der ist nur so breit, und da muss Zeuge Martin Golke: Nein, das kann ich nicht ich natürlich die ganze Welt reinpacken. Es ist ausschließen, wie gesagt. Diesen 100-Prozent-An- wie eine Festplatte: Am Anfang ist es alles schön satz - habe ich doch gerade gesagt -, wenn man geordnet, zum Schluss wird mal was frei, und den fahren will, dann heißt es im Grunde: BND das stückelt sich immer mehr. Und dann habe kann danach gar nichts, dann ist alles G 10. ich jedes Mal - - Am Anfang kann ich noch sagen: Das ist deutscher Verkehr mit irgendeiner IP. Das Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- steht ziemlich weit vorne, da habe ich richtig NEN): Jetzt sagen Sie: 100 Prozent. - Wie viel Pro- große Adressräume. Nachher habe ich nur noch zent können Sie denn garantieren? kleine Adressräume, muss aber jedem dieser Adressräume eine eigene Zeile geben. Dann habe Zeuge Martin Golke: Das ist eine Frage. Bezieht ich nachher Hunderttausende von Zeilen, die so sie sich auf 2005 oder auf 2014? Wie die Sachlage ein Router abarbeiten muss. heute ist, darüber habe ich mich nicht mehr schlau gemacht. Martina Renner (DIE LINKE): Für den Gesetzge- ber reicht „vermutlich G-10-Verkehre“ nicht. Das Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ist schon klar. NEN): Heute ist wahrscheinlich auch schwierig, aber damals: Sie haben gesagt, dass man nicht Zeuge Martin Golke: Und bei IP-Adressen ist es 100 Prozent garantieren kann. Wie viel kann man natürlich auch nicht - - Da können Sie jetzt nicht denn garantieren? wie bei einer Telefonnummer gucken: Ist das ein Deutscher? Hat der einen der Pass, ja oder nein? - Zeuge Martin Golke: Übrigens, 100 Prozent - darf Das ist bei einer IP-Adresse - die werden ja auch ich das kurz sagen? - kann man auch beim Tele- dynamisch vergeben teilweise - natürlich in der fon nicht garantieren. Wenn Sie jetzt nach Frank- Tat eine Problematik. Wobei ich da jetzt nicht reich gehen und holen sich ein französisches Mo- von einem 100-Prozent-Ansatz ausgehen kann, biltelefon, da weiß der BND ja auch nicht, dass weil dann müsste ich ja wieder - - Dann wäre ich Sie kein Franzose sind, sondern Deutscher. Aber wieder die Brechstange, um dem BND zu sagen: das ist immer der Fall. Du darfst überhaupt nicht arbeiten. - Ich meine, dann muss der Gesetzgeber auch seine Konse- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- quenzen ziehen und - was weiß ich - den BND NEN): Das Problem ist uns voll bewusst. Aber die verbieten oder so etwas. Aber ich bin nicht die interessante Frage war - - Ich will mich der Sache Brechstange dafür. noch mal anders annähern. Sie haben ja gesagt, dass bei der Paketvermittlung diese Daten ja zer- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Jetzt ist die stückelt sind in kleine Pakete. Fragezeit um. - Wir sind jetzt bei der nächsten Fraktion, der Fraktion der CDU/CSU. Ich glaube, Zeuge Martin Golke: Richtig, ja.

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Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- die alle durch Ihren G-10-Filter am Anfang? Oder NEN): Wie funktioniert das dann eigentlich ge- reden wir beide jetzt gerade nur über Mail? nau an der Stelle, an diesem Abgriffs-/Auslei- tungspunkt? Wird dann sozusagen Paket für Pa- Zeuge Martin Golke: Alles läuft darüber. Alle ket angeguckt? So muss es ja eigentlich sein. Applikationen, Anwendungen müssen darüber laufen, natürlich. Die werden dann natürlich pa- Zeuge Martin Golke: Die haben ja gleiche Emp- rallelisiert. Es können durchaus unterschiedliche fangs- und Sende-IP-Adresse. Geräte sein, aber mit gleicher Software, die das dann - - Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Und das geht nur über die IP-Adresse? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Über nichts anderes? Sie können nicht Spra- NEN): Und das war in dem Fall auch so? che - - Sie haben nur die IP-Adresse, die diese Filterfunktion da ganz nah am Abgriffspunkt - - Zeuge Martin Golke: Die müssen den G-10-Zweig nehmen. Also, wenn ... (akustisch unverständ- Zeuge Martin Golke: Es ist mehr. Es ist nicht nur lich) die IP-Adresse, es ist natürlich mehr. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Bitte? Sie müssen ein bisschen näher ans NEN): Nämlich? Mikrofon gehen, sonst können wir Sie nicht ver- stehen. Zeuge Martin Golke: IP-Adresse ist Schicht drei, es ist auch Schicht vier ... (akustisch unverständ- Zeuge Martin Golke: Die werden also nicht nur lich) aufgrund der IP-Adresse erkannt, diese Reduzie- rung, sondern natürlich auch aufgrund der Ap- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- plikation auf höheren Schichten. Beim Auspa- NEN): Sie müssen ein bisschen deutlicher spre- cken packe ich ja immer höhere Schichten aus, chen. Ich verstehe Sie nicht. bis ich zum Kern der Information komme, die wir dann verstehen können am Ende, als Mail oder Zeuge Martin Golke: Entschuldigung. - Es ist Text oder so. Das durchläuft alles - muss ja - die nicht nur die IP-Adresse, die an dieser Stelle da- Filter, natürlich. für sorgt, den Datenfluss zu reduzieren. Ich bin ja daran interessiert, möglichst nur 1 oder wahr- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- scheinlich nur 0,01 Prozent dessen rauszuholen NEN): Sie sagen: Es muss. - Die interessante an dieser Stelle, was ich brauche. Und da schaue Frage ist, ob es das auch tat. Ich sage Ihnen den ich mir natürlich auch die Applikationen an. Hintergrund meiner Frage: Es gibt berechtigte Also, wenn ich zum Beispiel am Anfang 2005 - - Annahmen, dass im Hinblick auf die Metadaten Da ging es auch nur um Mail. Dann filtere ich man an einer Vorfilterung eigentlich nicht so to- schon an dieser Stelle, an dieser Kopfstelle alles tal interessiert war. andere heraus und gucke mir nur die Mail an. Und das kann ich an dieser Stelle. Zeuge Martin Golke: Entschuldigung, an Meta- daten? Jetzt von IP, oder? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Wie machen Sie das? Ich habe das so ver- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- standen, dass unterschiedliche Daten unter- NEN): Insgesamt, an den kompletten Verkehrs- schiedlich behandelt werden, dass es Maildaten daten, dass man da eigentlich nicht so filtern gibt, dass es Voice- und Fax-over-IP-Daten gibt, wollte. Deswegen: Sie sagen jetzt: Es muss. - Das dass es Metadaten gibt, dass es Netzwerkdaten klingt so, als wenn Sie sagen: Nach der Gesetzes- gibt, diese vier unterschiedlichen Daten. Laufen lage muss das. - Das teile ich. Aber die Frage ist, ob bei der Anlage, die Sie geprüft haben, die Sie

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1. Untersuchungsausschuss

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angeguckt und zertifiziert haben, eben alle vier Zeuge Martin Golke: Von E-Mail? Was heißt von Datenarten durch diesen Filter auch gelaufen E-Mail-Metadaten? sind. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Martin Golke: Damals war nur von E-Mail NEN): Insgesamt. Von den Metadaten, die dort die Rede, 2005, mit dem Hinweis, dass man auch ankamen, aus der Leitung kamen. andere Dinge filtern wird. Aber darüber möchte ich dann jetzt nicht sprechen, welche anderen - - Zeuge Martin Golke: IP-Adressen, oder? Was heißt Metadaten? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Aber wir sprechen jetzt bei dem Filter, den Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Sie angeguckt haben, den Sie auf Schlüssigkeit NEN): Auch. Alles. Alles an Verkehrsdaten, was überprüft haben, nur über E-Mail. da anlandet. - Haben Sie sich mal mit den Snow- den-Unterlagen beschäftigt, so interessehalber? Zeuge Martin Golke: Das war damals der Punkt, mit dem Hinweis, dass man später ja noch mehr Zeuge Martin Golke: Kann ich nicht. Nur vom Protokolle integrieren möchte. Hörensagen, was man so liest. Ich habe darauf keinen Zugriff, um das gleich zu sagen. Ich bin Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- auch nicht derjenige, der das ... (akustisch unver- NEN): Aber die Metadaten wurden ja auch ausge- ständlich) Nur das, was geschrieben wird. leitet, und die wurden ja nicht verworfen. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Martin Golke: Metadaten jetzt von IP, oder NEN): Wir suchen in der Richtung nach Anhalts- wie? punkten, weil es ganz offensichtlich ein Interesse gab, so viele Metadaten zu sammeln, wie es ir- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- gendwie geht, global. Deswegen ist es interessant, NEN): Insgesamt. Die Metadaten, das, was die dass jetzt ausgerechnet die Metadaten bei dem, Amerikaner unter Metadata verstehen, die Ver- was Sie geprüft haben, eben nicht gefiltert wur- kehrsdaten, die da auch drin sind in diesen vier den. Strängen, auf die wir uns eben verständigt haben, von unterschiedlichen Datenarten, die es gibt, Zeuge Martin Golke: Nein, Metadaten? Tut mir wurden die G-10-gefiltert? Oder sagen Sie jetzt: leid. Haben Sie in den Dokumentationen, die Zu der Zeit, in der Sie die Maschine geprüft ha- auch Ihnen vorliegen - - Ich kann mich da nicht ben, nicht? an Metadaten erinnern. Vielleicht gab es den Be- griff - - also an Verkehrs-, also dieses Signalisie- Zeuge Martin Golke: Da gab es die technischen rungsdatennetz. Oder was meinen Sie? Nein, da Vorrichtungen noch nicht dafür. kann ich nicht - -

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Verzeihung? NEN): Ich könnte Ihnen da jetzt Akten vorhalten; aber das kann ich wohl besser in nichtöffent- Zeuge Martin Golke: Da gab es die technischen licher Sitzung machen. - Wir haben ja eben über Vorrichtungen noch nicht für etwas anderes. Man vier verschiedene Datenarten geredet; da haben fing ja an. Also hat man sich natürlich erst mal Sie ja noch sozusagen Konsens gezeigt. Ich darf auf das konzentriert, was am einfachsten war. Ihnen vielleicht noch eine Sache - die Zeit habe ich vielleicht noch - vorhalten: Wir hatten ja je- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- manden vom BND hier in öffentlicher Sitzung, NEN): Und was passierte mit den Metadaten? nämlich den Brigadegeneral Breitfelder. Der hat das BSI in höchsten Tönen gelobt; vielfach auch zu Recht. Ich darf sagen, dass ich die Arbeit des

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1. Untersuchungsausschuss

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BSI grundsätzlich sehr schätze. Aber es ging eben Wir kapseln. Insofern spielt es keine Rolle für darum, wie kritisch Sie Anlagen des BND bei diese Prüfung, die ich gemacht habe. „Eikonal“ überprüfen. Wir haben gefragt, wie Sie das machen. Da hat er gesagt: Also, es ist völlig Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- egal, ob Sie wussten, ob die nun aus Amerika lichen Dank. - Jetzt muss ich doch die Uhr ins oder Nordkorea oder Wuppertal kommen. Und Spiel bringen. Wir kommen jetzt nächsten Frak- ich zitiere: tion, zur Fraktion der SPD, mit ihren Fragen. - Ich sehe, dort sind keine Fragen mehr. Dann sind Ein BSI-Mann, der Profi ist, der wir wieder bei der Fraktion Die Linke, Frau wird jede Maschine so betrachten, Kollegin Renner. als sei es eine feindliche. Das ist sein Job. Und er guckt dazu Unter- Martina Renner (DIE LINKE): Wir haben noch lagen an und macht seinerseits Fragen. - Mit wem hatten Sie denn beim BND zu Tests. dieser Prüfung Kontakt? Das wurde hier so gesagt. Ich frage mich, ob die Aussage stimmt nach dem, was Sie gesagt haben. Zeuge Martin Golke: Keine Namen. Das waren - Also, dass Sie sich Unterlagen angucken: Ja. Aber ich weiß es nicht mehr - mindestens vier Techni- dass Sie Tests gucken und diese Maschine wie ker, Ingenieure, auch von meiner Arbeitsebene, eine feindliche betrachten, das ist jetzt nicht und irgendwann war da noch ein Jurist. Die ha- mein Eindruck, weil Sie sagen, wenn Sie damit ben immer Juristen mit am Tisch. Wahrschein- erst mal anfangen, dann müsste man das Personal lich waren es mehr, aber ich habe mir nur so vom des BSI verzehnfachen oder so. So habe ich Sie Gedanken - - verstanden. Martina Renner (DIE LINKE): Und Sie waren im- Zeuge Martin Golke: Er hat in einigen Punkten mer alleine, oder hatten Sie auch Mitarbeiter und recht, nämlich dass wir natürlich sehr genau gu- Mitarbeiterinnen? cken, wo nachrichtendienstliche Angriffe Sinn machen. Ich sage mal, ein nachrichtendienst- Zeuge Martin Golke: Ich habe tatsächlich jetzt licher Angriff von einer befreundeten Nation - bei dieser Prüfung 2005 - - Wie gesagt, da haben oder lassen wir das „befreundet“ weg - im BND- wir nur die beiden Beratungsleute gehabt am An- geschützten Netzwerk macht - da hat er recht; das fang noch. Das habe ich wirklich allein gemacht. gucken wir uns an - keinen Sinn, das zu be- Da habe ich wirklich keinen Hinweis darauf, dass handeln. Das kann ruhig sein. Der kann ruhig - - da irgendwie irgendjemand noch weiter - - Das Wenn Sie jetzt in das Herz des Separators rein- habe ich allein übernommen, ja. gucken, dann können Sie ruhig drei Buchstaben erkennen. Und? Martina Renner (DIE LINKE): Ich hatte ja vorhin schon auf die Bundesnetzagentur verwiesen, die Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ja auch ihr Einvernehmen für IT-Systeme erteilen NEN): Aber gucken Sie die Maschine des BND muss. Das hat sie 2004 eben bearbeitet. Dort gibt wie eine feindliche Maschine an? es insbesondere zu der Frage der Einhaltung der 20-Prozent-Regel aus § 5 G 10 einen Vorschlag. Zeuge Martin Golke: Nein. Ich würde Ihnen den gerne mal vorlesen - das ist vom 28. April 2004 - und Sie um Ihre Meinung Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- bitten, ob das ein guter Vorschlag ist: NEN): Das meint er. Wenn der Separator im Zusam- menhang mit der G10-Erfassung Zeuge Martin Golke: Da hat er eigentlich ein eingesetzt wird, dann ist eine zu- bisschen recht, weil - - Wie gesagt, ich sage ja sätzliche Reduktionsstufe erfor- selbst, wenn da jetzt ein Nachrichtendienst - - derlich, damit im Zusammenhang

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1. Untersuchungsausschuss

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mit § 5 G10 nur maximal ein An- Zeuge Martin Golke: Nein. Ich kann ja nicht als teil von 20 % der zu überwachen- Prüfer sagen: Jetzt macht ihr das und das so, und den Telekommunikation erfasst nehmt bitte dieses Gerät, weil vielleicht mein wird. Aufgrund welcher Stellgrö- Schwager da mal eine Firma hat. - Das geht na- ßen die Begrenzung auf 20 % rea- türlich nicht. Ich muss mich wirklich ganz sach- lisiert werden kann, war in dem Konzept noch nicht enthalten und lich orientieren. Die übergeben mir Unterlagen, ist noch abzustimmen. Aus mei- und ich sage, was ist jetzt noch grün und was rot; ner Sicht wäre ein möglicher An- Punkt. Das ist der Prüfauftrag. Ich darf gar keine satz z. B., die in der Anordnung Vorschläge machen, weil das ist ja Beeinflussung; genannte prozentuale Beschrän- das geht ja gar nicht. Die machen Sachen, und kung auf der Applikationsebene ich muss gucken: Ist das noch so? - Hier haben anzuwenden, indem z. B. die An- sie das so gesagt. Diese 20 Prozent, das sind ja zahl der E-Mail, Webseiten usw. riesige Datenraten. Dieses Internet, das ist ja - - bei der Nachverarbeitung Da muss man mal gucken, wie viel die über- (SELMA) um die erforderliche An- zahl nach einem Zufallsprinzip haupt - - Mir wurde immer gesagt, die können durch automatisches Löschen re- maximal 5 Prozent sowieso nur auf - - duziert wird. Martina Renner (DIE LINKE): Von was? Von wel- Man hat das Problem gesehen, was Sie ja vorhin cher Bezugsgröße? 5 Prozent von was? auch beschrieben haben, dass das ja technisch nicht geht. Deswegen hat man gesagt, man geht Zeuge Martin Golke: Damals. Ich spreche von da quasi einmal rein und löscht nach Zufallsprin- vor zehn Jahren. Aber vielleicht führt das auch zip einfach raus. zu weit.

Zeuge Martin Golke: Das wäre eine mögliche Martina Renner (DIE LINKE): Nein, nein. Also Maßnahme, wie man das programmtechnisch von dem konkreten Abgriffsort, also von der Lei- umsetzen könnte, ja. tung, die dort erfasst wird, von dem Kapazitäts- weg? Also von was 5 Prozent? Martina Renner (DIE LINKE): Aber diesen Vor- schlag hatten Sie nie gehört? Zeuge Martin Golke: Aller Leitungen, die da - -

Zeuge Martin Golke: Nein, habe ich nicht. Martina Renner (DIE LINKE): Genau, nicht der konkreten Leitung, sondern aller Leitungen. Martina Renner (DIE LINKE): Wissen Sie, ob an anderer Stelle - Sie sich ja noch an anderer Stelle Zeuge Martin Golke: Ja. mit solchen Erfassungssystemen befasst - mal über eine solche Lösung nachgedacht wurde, um Martina Renner (DIE LINKE): Und wie viel war die 20-Prozent-Regel aus § 5 G 10 einzuhalten bei es bei der konkreten Leitung? paketvermittelter Kommunikation? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Nun meldet Zeuge Martin Golke: Bei paketvermittelter? - Das sich die Bundesregierung. Herr Akmann. ist, glaube ich, die einzige Prüfung gewesen, die auf Paketvermittlung basiert, die ich gemacht MR Torsten Akmann (BMI): Herr Vorsitzender, habe. wir kommen jetzt zunehmend in Bereiche, die Geheim eingestuft sind. Martina Renner (DIE LINKE): Haben Sie selbst Vorschläge entwickelt, wie man die 20 Prozent Martina Renner (DIE LINKE): Was heißt zuneh- einhalten kann? mend? Schon fast?

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MR Torsten Akmann (BMI): Schon zwei, drei wenn andere Fraktionen nicht inzwischen wie- Minuten. der Fragen haben. Wir machen öffentlich weiter hier an diesem Ort. - Die Sitzung ist damit unter- Martina Renner (DIE LINKE): Noch gülden, oder brochen. schon rot? (Unterbrechung von MR Torsten Akmann (BMI): Dunkelrot. 14.57 bis 15.25 Uhr)

Martina Renner (DIE LINKE): Dunkelrot. - Gut, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Meine sehr dann habe ich eine letzte Frage - wir werden geehrten Damen und Herren, wir setzen die un- auch zur Abstimmung gerufen; wahrscheinlich terbrochene Sitzung fort. ist es im Interesse aller, dass wir zügig rüberkom- men -: Sie haben irgendwann mal zu Ihrer Ar- Die letzten Fragen hat die Fraktion Die Linke ge- beitsmethode, vielleicht auch zu Ihrem Anspruch stellt. Wir kommen jetzt zur Fraktion der CDU/ so ein Motto genannt, das ich eigentlich eher aus CSU. Von der habe ich gehört, es gibt keine wei- Geheimdiensten kenne: „need to know“; also nur teren Nachfragen. Dann sind wir jetzt bei der wirklich das wissen, was man unbedingt braucht. Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Herr Kollege Wieso ist das Politik beim BSI? von Notz, gibt es weitere Fragen?

Zeuge Martin Golke: Das ist keine geheimdienst- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- liche Geschichte, sondern das „need to know“ ist NEN): Ja, es gibt weitere Fragen. - Sie sagten vor- allgemein im Verschlusssachenbereich so. Wir hin, bei den Kriterien Ihrer Prüfung: „So wie ich haben auch mit Geheim eingestuften Dokumen- die TKÜV auslege und verstehe“, ja, sozusagen ten zu tun; da ist es einfach so, dass da nur ein nach den Kriterien - - Da habe ich überlegt: Gibt begrenzter Wissenskreis das wissen darf. Der es es im Hinblick auf diese Kriterien andere Ausle- nicht wissen muss, der darf es dann auch nicht gungen, oder gab es die damals, wie diese Zerti- wissen. So ist das Spielchen. fizierung zu erfolgen hat? Gab es da vielleicht einen Streit oder irgendwie unterschiedliche Martina Renner (DIE LINKE): Okay. - Danke. Auffassungen, wie man das zu interpretieren hat?

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- Zeuge Martin Golke: Ja, sicher. Das ist so ein Ein- lichen Dank. - Ich würde vorschlagen, dass wir schwingvorgang. Da kriegt man irgendeine Auf- jetzt die Unterbrechung der Sitzung machen; gabe und muss sich natürlich damit auseinander- denn es steht jetzt eine namentliche Abstimmung setzen. Und dann setzt sich, ich sage mal so, eine an. Das gibt Ihnen die Chance, an diese Stelle Meinung praktischerweise durch. Man kann ja eine kleine Pause zu machen, wie auch den Zu- nicht unendlich diskutieren, sondern irgendeiner hörern und der Öffentlichkeit insgesamt. Wir ge- muss mal sagen: Jetzt machen wir das so, und das hen zur namentlichen Abstimmung. Die Sitzung können wir gut begründen, und dann wird das ist so lange unterbrochen, wie die namentliche so. Abstimmung dauert. Das kann man auf den Punkt nicht so genau sagen. Aber wir werden uns Also, dieser Begriff „Zertifizierung“: Da gab es beeilen, zügig wieder hier zu sein. am Anfang natürlich schon - - weil damals war Zertifizierung wirklich eine sehr umfangreiche Zeuge Martin Golke: Geht das dann mit der öf- Geschichte, wie gesagt, mit diesen Kriterienwer- fentlichen Sitzung weiter? ken mit Hunderten von Seiten, wo man große Softwareprojekte mit strukturieren kann und das Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ja, das geht dann verarbeitbar wird. Und hier bei fünf Prüf- dann mit der nächsten Fraktion weiter. Ich ver- punkten braucht man keine Riesenkriterienwerke mute, mit der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, zu lesen; da muss man einfach eins anfangen und das machen.

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Vorläufiges Stenografisches Protokoll 18/33

1. Untersuchungsausschuss

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Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- das für richtig halte. Ich gucke mal, wie weit ich NEN): Das verstehe ich. - Aber wer hat denn bei komme, und dann gucken wir mal. dieser Kriterienauseinandersetzung oder der Ver- ständnisauslegung der Normen was vertreten? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Aber es hätte Kolleginnen und Kollegen Zeuge Martin Golke: Das war die - - Ich meine, gegeben, die anders geprüft hätten als Sie? das wären auch Leute von der Beratung gewesen, die da - - Also, es geht immer so ein bisschen - - Zeuge Martin Golke: Das waren Berater. Die hät- Ich weiß nicht, wann - - Ich muss mich da ten sowieso nicht prüfen können. auch - - Also, ich weiß nur, dass es da natürlich eine Einschwungphase gab. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Wer hat denn entschieden, wer diese Prü- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- fung macht? Wer hat entschieden, dass Sie das NEN): Eine was? machen?

Zeuge Martin Golke: Einschwingphase. Zeuge Martin Golke: Meine Hierarchie damals.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Einschwingphase? So, wie man das inter- NEN): Wer war denn Ihre Hierarchie? pretiert? Aber hat der BND zum Beispiel gesagt: „Jetzt hör mal zu, BSI: Zertifizierung bedeutet Zeuge Martin Golke: Ja, das steht hier in dem - - nicht, dass ihr diese Maschinen auf Herz und Der Prüfbericht ist ja abgeschickt worden, und da Nieren prüft, sondern das bedeutet, ihr guckt steht ja drin, wer unterschrieben hat. Also, prak- euch das nach Schlüssigkeitskriterien an“? tisch - - So, Moment. Jetzt muss ich das Ding doch mal wieder - - Das lässt mich nicht los hier; Zeuge Martin Golke: Nein, das kam nicht vom das ist unglaublich. BND. (Der Zeuge blättert in Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- seinen Unterlagen) NEN): Aber wer hat das denn vertreten? Oder wie ist das diskutiert worden? Da sehen Sie es: Referatsleiter, Fachbereichsleiter und Abteilungsleiter und noch hier von der Bera- Zeuge Martin Golke: Ja, wie das jetzt genau war, tung; der hat auch noch unterschrieben letztlich, weiß ich auch nicht mehr. Also, ich habe - - zur Kenntnis. -Also, das ist hier - - Vor Abgang ist das hier vom Referatsleiter mitgezeichnet wor- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- den, vom Fachbereichsleiter, vom Abteilungslei- NEN): Wer hat denn vertreten, dass die Prüfung ter und nach Absenden dann noch mal von der intensiver zu erfolgen hat, seinerzeit? Beratung. Damit die wissen, dass es abgeschlos- sen ist, haben die das auch noch mal zur Kennt- Zeuge Martin Golke: Das ist so ein Einschwing- nis bekommen. vorgang. Wer da was wann vertreten hat, kann ich heute nicht mehr sagen. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Können Sie uns die Namen sagen, wer das Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- war? NEN): Was haben Sie denn vertreten? Zeuge Martin Golke: Ja, natürlich. Das ist hier - - Zeuge Martin Golke: Ich habe einen pragmati- Mein Referatsleiter ist der Herr … (akustisch un- schen Ansatz vertreten, dass ich gesagt habe: Ich verständlich) gewesen, der Fachbereichsleiter übernehme das, und ich mache das so, wie ich Herr … (akustisch unverständlich), und der Ab- teilungsleiter ist Herr Dr. Schabhüser gewesen.

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Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Firma, die das herstellt, zur Verfügung stellt, NEN): Okay. - Und wer von denen hat entschie- durchgeführt wird? Oder gibt es bei Ihnen, beim den, wer diesen Auftrag ausführt? BSI, Anweisungen, was denn für eine Zertifizie- rung konkret vorher geprüft werden muss oder Zeuge Martin Golke: Das weiß ich letztlich nicht. was getan werden muss, um sicherzustellen, Also, ich kriege die Arbeit von meinem Referats- dass, wenn mir gesagt wird: „Die G-10-Verkehre leiter, und das reicht doch für mich. werden ausgefiltert; das ist zuverlässig; da kön- nen Sie sich drauf verlassen; das hat das BSI zer- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- tifiziert“, das auch stimmt? NEN): Also, zu Ihnen hat letztlich der Referatslei- ter gesagt: „Mach das mal, Martin!“? Verstehen Sie, vor welchem Problem ich stehe? Bisher war die Zertifizierung durch das BSI, das Zeuge Martin Golke: Natürlich. Wer denn sonst? ja eine unabhängige Behörde sein soll oder Be- Obwohl - - Genau weiß ich das auch nicht mehr, hörde/Institution sein soll - - Da hat man gesagt: ob vielleicht einer gesagt hat: Das ist - - Na ja, da sitzen die Fachleute; die verstehen so- wieso mehr davon als ich, und wenn die sagen: Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- „zertifiziert“ und „Das ist so“, dann wird es auch NEN): Ist diese Entscheidung eventuell gefallen, so sein. Aber dieser Glaube ist erschüttert. weil Sie vorher gesagt haben, dass Sie auf eine pragmatische Art auch prüfen werden? Zeuge Martin Golke: Ja, vielen Dank für Ihre Frage. - Also, es ist durchaus üblich, dass der Zeuge Martin Golke: Weiß ich nicht mehr. Hersteller auch prüft bei der Zertifizierung. Viel- leicht ist das noch nicht - - Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Aber Sie haben das im Vorfeld gesagt, wie Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Sie das prüfen würden? NEN): Nicht der Hersteller, sondern das BSI.

Zeuge Martin Golke: Das weiß ich nicht mehr. Zeuge Martin Golke: Ja, Moment. Ich stütze mich Also, das geht jetzt ja irgendwie ins Organisato- ja auf eine Testumgebung, die da vorhanden ist. rische rein, nicht? Das weiß ich nicht. Ist das noch nicht klar geworden? Die Testumge- bung steht ja mit drin in den Unterlagen. Und da Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ist ein Test gemacht worden. Also, das muss NEN): Ich würde die restliche Zeit an meinen nicht immer das BSI machen, sondern wir kön- Kollegen Ströbele abgeben. nen das auch auslagern. Meistens ist das wirklich tatsächlich so, dass der Hersteller das dann selber Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- macht. Das ist üblich bei einer Zertifizierung, NEN): Herr Golke, ich bin doch - das will ich gar dass die Aufwände derjenige auch hat, der zerti- nicht verhehlen - etwas erschüttert. Wie Sie viel- fizieren will. leicht wissen, bin ich auch Mitglied des PKGr. Muss ich in Zukunft davon ausgehen, wenn ich Ansonsten - - Ich weiß nicht. Sie haben so eine mal vielleicht misstrauisch bin und nachfrage, ob lange Frage gestellt. Da waren, glaube ich, meh- so was auch tatsächlich funktioniert im Bereich rere Fragen bei. IT-Kommunikation, dass, wenn mir dann geant- wortet wird: „Das ist zertifiziert vom BSI“, das Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- dann in der Weise geschehen ist, wie Sie das ma- NEN): Ich kann das ja noch mal auseinanderneh- chen, wie Sie das jetzt hier geschildert haben, men. Sie gehen so vor, dass Sie sagen: Ich habe dass nicht ein einziger Test durchgeführt worden erst mal kein Misstrauen. - Das ist bei mir anders. ist, sondern dass das auf der Grundlage einer Ich will schon, wenn mir der BND was sagt oder Plausibilitätsprüfung - so habe ich das verstan- die Bundesregierung was sagt, auch eine Mög- den -, auf Grundlage der Unterlagen, die die lichkeit haben, das zu überprüfen. Sonst könnte

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ich es ja gleich lassen und sagen: Die werden 90/Die Grünen. Herr Ströbele kann im Grunde schon immer alles richtig machen. - Und mit den weitermachen, wenn er möchte. Möglichkeiten, die ich habe - - Die haben Sie ja offenbar gar nicht genutzt, sondern Sie haben Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- sich darauf verlassen, dass das, was der Herstel- NEN): Die Kurve hätten wir uns vielleicht sparen ler sagt, stimmt, oder was der Bundesnachrich- können. tendienst Ihnen sagt, dass das stimmt. Sie sagen: Wieso soll ich da misstrauisch sein? - Ich denke, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Die kann ich Ihre Aufgabe ist es als BSI, misstrauisch zu sein nicht vorhersehen. Diese Fähigkeit fehlt mir und zu gucken: Ist das, was mir oder uns angege- noch. ben wird, auch wirklich zutreffend? Hans-Christian Ströbele (BÜNDIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Martin Golke: Ja, teilweise haben Sie da NEN): Doch, kann man. - Herr Golke, ich habe ja recht mit dem Misstrauen. Aber: Es führt zu eigentlich gefragt, ob es dafür irgendwelche Vor- nichts, wenn ich nicht auch diesen Hebel habe. schriften - - Also, es gibt doch sonst bei solchen Ich kann nicht irgendeinen Hebel vorgeben, den Institutionen, Behörden immer für alles auch mi- ich nachher nicht habe. Wenn ich da teste bis nimal - - also dass man sagt: Dann guckst du dir zum Gehtnichtmehr - - Also, derjenige, der jetzt das an. Dann machst du das. Dann machst du noch eine Stunde mehr da geprüft haben will - vielleicht einen Test oder vielleicht, wie Sie sa- wie gesagt, das habe ich ja schon mal gesagt -, der gen, Stundentest oder einen ganzen Nachmittag. muss mir auch sagen, zu welchem großartigen Ich gucke mir mal an, was angeblich geprüft ist. anderen Ergebnis er gekommen sein will dabei. Keine G-10-Verkehre mehr drin. Dann nehme ich Die Schwachstellen liegen ja offen - das habe ich mal irgendwie einen Teilbereich raus und guck ja schon gesagt -, und ich habe keine Möglichkeit, mir den mal ganz genau an. Ist wirklich nichts diese Schwachstellen später zu stopfen, weil ich drin, oder finde ich dann das eine oder andere? kein Mandat da habe, kein Prüfmandat. Wir dre- hen uns hier im Kreise. Wir haben hier auch schon gehört, auch in öffent- licher Sitzung, dass da manchmal handnachge- Ich kann Sie ein bisschen verstehen, dass Sie sa- prüft worden ist. So was könnten Sie auch ma- gen: vom BSI geprüft. - Aber wir prüfen ja nach chen, dass Sie sich was vornehmen, was geprüft Kriterien. Wir prüfen ja nicht irgendwie aus der worden ist, und dann noch mal handprüfen: hohlen Hand, sondern wir prüfen nach TKÜV. „Wie viel finde ich denn da noch?“, und dann sa- Wenn die Vorschrift so ist, ist sie so. Das ist - - Da gen: „Ich habe nichts gefunden“ oder: „Ich habe kann ich mich als Prüfer nicht drüber hinweg- viel gefunden“ oder: „Ich habe wenig gefunden“ setzen. oder so was. Verstehen Sie?

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Danke Das verstehe ich überhaupt nicht, dass Sie sich schön. - Jetzt müssen wir aber in der Zeit weiter- auf irgendwelche schriftlichen Angaben, Verspre- gehen. Und jetzt frage ich mal die Fraktion der chungen der Firma, die das geliefert hat - - die SPD. Sie hatten eben keine Fragen mehr. - Jetzt natürlich, so lese ich das häufig, wenn ich auch nicht. Dann wären wir wieder bei der Frak- irgendwo was kaufe, nur das Tolle, Positive her- tion Die Linke. Da müsste ich fragen: Gibt es dort vorhebt, was alles toll ist und was geprüft wor- noch Fragen? den ist und was zuverlässig ist, und nachher stellt sich heraus: „Das stimmt nicht“, also dass Martina Renner (DIE LINKE): Im Moment nicht. Sie da überhaupt nichts hinterfragen, sondern Aber vielleicht noch gleich. nur sagen: „Das leuchtet mir ein, was da steht in dem Prospekt oder in der Bedienungsanleitung, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Danke und damit ist die Sache erledigt“, und dann ein schön. - Gibt es bei der CDU/CSU Fragen? - Nein. Zertifikat abgeben. Wie können Sie das tun? Dann sind wir wieder bei der Fraktion Bündnis

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Zeuge Martin Golke: Ja, auf der Basis, die ich Zeuge Martin Golke: Letztlich wohl von den hier erläutert habe, nicht wahr? Und die Frage ist Juristen, würde ich sagen. eigentlich beantwortet. Hans-Christian Ströbele (BÜNDIS 90/DIE GRÜ- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich sehe, dort NEN): Von wem? sind keine Fragen mehr. - Dann frage ich mal ins- gesamt in die Runde: Gibt es noch von einer Martina Renner (DIE LINKE): Von den Juristen. Fraktion Fragen? - Ja. Von der Fraktion Die Linke Frau Kollegin Renner. Zeuge Martin Golke: Letztlich wohl von den Ju- risten, denke ich mal. Aber da kann ich mich Martina Renner (DIE LINKE): Eine Frage noch zu nicht mehr dran erinnern, wie die Einzelheiten Ihrem Prüfbericht, und zwar zur Anteilreduktion da waren. des Gesamtverkehrs. Wir sind immer noch bei dieser 20-Prozent-Regel. Wir insistieren darauf, Martina Renner (DIE LINKE): Aber das muss ja, weil wir natürlich als Gesetzgeber auch gucken, da Sie es in Ihrem Prüfbericht so aufschreiben - - inwieweit gesetzliche Anforderungen erfüllt sind. Also nicht dass Sie das jetzt als unhöfliches Zeuge Martin Golke: So ist es. Es wurde darge- oder insistierendes Verhalten hier empfinden; so stellt. Also, das haben BND-Leute dann so dar- ist es nicht gemeint. gestellt, mir gegenüber.

Also, unter 6.2 schreiben Sie: Martina Renner (DIE LINKE): Okay. - Dann habe ich noch eine zweite Frage zu der 20-Prozent-Re- Diese Anforderung gel; das knüpft daran an, was Konstatin von Notz vorhin fragte. Sie separieren ja - so habe ich es - also Reduktion - verstanden - Daten, die nicht zu der anvisierten Region gehören, Daten, die kein E-Mail-Verkehr wurde nicht mit IT-Maßnahmen sind, und den sogenannten Müll, den Sie so ge- umgesetzt. Dies wurde so begrün- nannt haben. Die Frage ist: Findet diese 20-Pro- det, dass der Gesamtverkehr aller zent-Reduktion vorher statt, also vor dieser Auf- Auslandsverbindungen weitaus splittung in diese drei Bereiche? größer ist, als mit den vorhande- nen Mitteln abgreif- und verarbeit- bar. Da die 20%-Regel sich an die- Zeuge Martin Golke: Ja. sem Gesamtverkehr und nicht an dem bei einem bestimmten TK- Martina Renner (DIE LINKE): Ja? - Okay. Provider lokal abgreifbaren Ver- kehrsaufkommen orientiert … Zeuge Martin Golke: Also, da sind ja Kabel, und ich nehme mir halt nur eins raus. Wer hat Ihnen denn diese Rechtsinterpretation so vermittelt? Martina Renner (DIE LINKE): Die Alternative wäre, man teilt erst in diese drei Kategorien und Zeuge Martin Golke: Das wurde so gesagt, ja. legt die 20 Prozent nur bei den E-Mails an. Also, das wäre für mich die Alternative. Aber Sie sa- Martina Renner (DIE LINKE): Und wer hat das so gen, das war Ersteres. gesagt? Zeuge Martin Golke: Ja. Zeuge Martin Golke: Das wurde bei den Bespre- chungen so dargestellt. Martina Renner (DIE LINKE): Okay. - Das waren die zwei Fragen, die ich noch hatte. - Danke. Martina Renner (DIE LINKE): Vom BND-Juris- ten? Von den Technikern?

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sehr gut. - Dann frage ich noch mal in die Runde: Gibt es aus den Fraktionen noch Fragen? - Ich sehe, das ist nicht der Fall.

Wenn es keine Fragen mehr gibt, dann müssten wir schauen, wie wir weitermachen. Ich habe momentan die Rückmeldung, dass wir für den Zeugen Herrn Golke keine Fragen mehr in nicht- öffentlicher Sitzung brauchen. Wenn es keine Fragen mehr in nichtöffentlicher Sitzung diesbe- züglich gibt, dann sind wir am Ende mit dieser Zeugenvernehmung.

Nach seiner Fertigstellung wird Ihnen vom Se- kretariat das Stenografische Protokoll übersandt. Sie haben dann zwei Wochen Zeit, Korrekturen an der Übertragung vorzunehmen oder Richtig- stellungen und Ergänzungen Ihrer Aussage mit- zuteilen, Herr Golke.

Zum Schluss darf ich mich ganz herzlich bei Ihnen für Ihre Ausführungen bedanken. Damit sind wir am Ende Ihrer Zeugenvernehmung. Ich wünsche Ihnen eine gute Heimreise.

Zeuge Martin Golke: Vielen Dank, Herr Vorsit- zender.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich würde nun bitten, den Zeugen A. S. in den Sitzungssaal zu führen, sodass wir in öffentlicher Sitzung mit A. S. fortfahren können.

(Unterbrechung von 15.40 bis 15.47 Uhr)

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Meine Da- Sie dürfen nichts weglassen, was zur Sache ge- men und Herren, die unterbrochene Sitzung wird hört, und nichts hinzufügen, was der Wahrheit fortgesetzt. widerspricht. Ich habe Sie außerdem auf die möglichen strafrechtlichen Folgen eines Versto- Vernehmung des Zeugen ßes gegen die Wahrheitspflicht hinzuweisen. Wer A. S. vor dem Untersuchungsausschuss uneidlich falsch aussagt, kann gemäß § 162 in Verbindung Ich darf zunächst unseren nächsten Zeugen mit § 153 des Strafgesetzbuches mit Freiheits- Herrn A. S. begrüßen. strafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft werden. Ich stelle fest, dass der Zeuge ordnungsgemäß ge- laden ist. Herr S., Sie haben die Ladung am Nach § 22 Absatz 2 des Untersuchungsausschuss- 26. Januar 2015 erhalten. Herzlichen Dank, dass gesetzes können Sie die Auskunft auf solche Fra- Sie meiner Ladung auch so kurzfristig gefolgt gen verweigern, deren Beantwortung Sie selbst sind und dem Ausschuss für diese Vernehmung oder Angehörige im Sinne des § 52 Absatz 1 der zur Verfügung stehen. Strafprozessordnung der Gefahr aussetzen würde, einer Untersuchung nach einem gesetzlich geord- Ich habe Sie darauf hinzuweisen, dass die Bun- neten Verfahren ausgesetzt zu werden. Dies be- destagsverwaltung eine Tonbandaufnahme der trifft neben Verfahren wegen einer Straftat oder Sitzung fertigt. Diese dient ausschließlich dem Ordnungswidrigkeit auch Disziplinarverfahren. Zweck, die stenografische Aufzeichnung der Sit- zung zu erleichtern. Die Aufnahme wird nach Er- Sollten Teile Ihrer Aussagen aus Gründen des stellung des Protokolls gelöscht. Schutzes von Dienst-, Privat- oder Geschäfts- geheimnissen nur in einer nichtöffentlichen oder Das Protokoll dieser Anhörung wird Ihnen nach eingestuften Sitzung möglich sein, bitte ich Sie Fertigstellung zugestellt. Sie haben, falls dies ge- um einen Hinweis, damit der Ausschuss dann wünscht ist, die Möglichkeit, innerhalb von zwei gegebenenfalls einen Beschluss nach § 14 oder Wochen Korrekturen und Ergänzungen vorzu- § 15 des Untersuchungsausschussgesetzes fassen nehmen. - Haben Sie hierzu Fragen? und in nichtöffentliche oder eingestufte Sitzung eintreten kann, damit Sie sich zu diesen Punkten Zeuge A. S.: Nein. äußern können. - Haben Sie hierzu Fragen?

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Danke Zeuge A. S.: Keine Fragen. schön. - Ich stelle fest, dass Sie von einem Rechtsbeistand begleitet werden. Ich darf den Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Danke Rechtsbeistand, den wir heute nicht zum ersten schön. - Nach diesen notwendigen Vorbemerkun- Mal sehen, bitten, sich kurz vorzustellen. gen darf ich Ihnen den geplanten Ablauf kurz darstellen: Eingangs habe ich Sie zur Person zu RA Johannes Eisenberg: Rechtsanwalt Eisenberg befragen. Zu Beginn der Vernehmung zur Sache aus Berlin. haben Sie nach § 24 Absatz 4 des Untersuchungs- ausschussgesetzes Gelegenheit, zum Beweis- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- thema im Zusammenhang vorzutragen. Danach lichen Dank, Herr Rechtsanwalt Eisenberg. - würde zunächst ich Sie befragen. Anschließend Herr S., vor Ihrer Anhörung habe ich Sie zu- erhalten die Mitglieder des Ausschusses das nächst zu belehren: Wort für ihre Fragen. Dies geschieht nach dem Stärkeverhältnis der Fraktionen, eine Fraktion Sie sind als Zeuge geladen worden. Als Zeuge nach der anderen. - Haben Sie hierzu Fragen? sind Sie verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. Ihre Aussagen müssen richtig und vollständig sein. Zeuge A. S.: Auch dazu keine Fragen.

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: 1993. - Was lichen Dank. - Ich darf Sie dann nun bitten, zu haben Sie nach 1993 beruflich gemacht? Beginn Ihrer Ausführungen sich dem Ausschuss mit Name, Alter, Beruf und einer ladungsfähigen Zeuge A. S.: Ich habe im Bereich der Qualitäts- Anschrift vorzustellen. In Ihrem Fall genügen die sicherung einer Firma gearbeitet. Angabe der Initialen sowie die Anschrift der Dienststelle, über die wir Sie erreichen können. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also im pri- vatrechtlichen Bereich? Zeuge A. S.: Mein Name ist A. S. Ich bin beim BND tätig. Die Anschrift weiß ich jetzt nicht aus- Zeuge A. S.: Ja. wendig. Das ist hier in Berlin. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wann sind Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Und Ihr Sie dann zum BND gewechselt? Alter? Zeuge A. S.: Im Januar 1994. Zeuge A. S.: Ich bin 50 Jahre alt. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: 1994. - Also Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Danke sehr zeitnah im Grunde dann von der Privatwirt- schön - Zunächst möchte ich Ihnen, wenn Sie schaft zum BND gewechselt. dies wünschen - so habe ich es ja auch schon an- gekündigt -, entsprechend § 24 Absatz 4 des Un- Zeuge A. S.: Ja. tersuchungsausschussgesetzes die Möglichkeit geben, sich im Zusammenhang zum Beweis- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Diese privat- gegenstand zu äußern, wenn Sie dies denn wün- rechtliche Firma war keine Firma des BND? schen, Herr S. Zeuge A. S.: Nein. Zeuge A. S.: Das wünsche ich nicht. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Alles klar. - Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Ganz Als Sie 1994 zum Bundesnachrichtendienst ge- herzlichen Dank, Herr S. - Dann würde ich Ihnen wechselt sind: Welche Aufgaben hatten Sie da? gerne einige Fragen stellen und zunächst damit beginnen, welche Ausbildung Sie denn haben. Zeuge A. S.: Ich habe Untersuchungen gemacht, Was haben Sie gelernt? Für was sind Sie Fach- kleinere Entwicklungen getätigt und Erfassungs- mann? systeme entwickelt.

Zeuge A. S.: Ich bin Diplom-Ingenieur Elektro- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Können Sie technik. dann quasi so ab 1994 Ihren Werdegang im BND schildern? Da geht es mir hauptsächlich um die Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sie haben das Aufgaben, die natürlich mit dem Untersuchungs- studiert, nehme ich an? gegenstand zu tun haben, also mit welchen Din- gen Sie konfrontiert waren, welche technischen Zeuge A. S.: Genau. Ich habe das studiert und Fragestellungen auf Sie zugekommen sind, also einen Abschluss als Diplom-Ingenieur gemacht. dass Sie mal Ihren Werdegang im BND etwas nä- her darlegen. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: In welchem Jahr haben Sie Ihren Abschluss gemacht, also das Zeuge A. S.: Gut. - Der BND hat einen eigenen Diplom? Entwicklungsbereich; in dem habe siebeneinhalb Jahre gearbeitet, wie ich schon sagte, kleinere Zeuge A. S.: 1993. Entwicklungen, Untersuchungen an Geräten und

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Verfahren und auch prototypische Erfassungssys- Zeuge A. S.: Seitdem bin ich Leiter eines kleinen teme konzipiert und entworfen, dann später auch Bereiches, der verschiedene Aufgaben hat, im Firmenentwicklungen begleitet. Wesentlichen IT-Unterstützung für Sondersys- teme. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Was heißt das, „Firmenentwicklungen begleitet“? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Was sind Sondersysteme? Zeuge A. S.: Wir haben nicht die Kapazität, kom- plette Systeme selber zu fertigen. Deshalb ma- Zeuge A. S.: Es gibt eine Abteilung IT, also Infor- chen wir das meistens prototypisch und geben mationstechnologie. Da fallen alle Standard- dann, sagen wir mal, die Serienreife an eine sachen drunter, zum Beispiel normale Clients- Firma. Das begleiten wir oft sehr eng. Netzwerke, alles, was der BND als Standardbüro- software usw. hat. Alles, was nicht in diesen Be- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Dann reich fällt, sind Sondersysteme, und diese müs- sind wir jetzt so im Jahre 2001/2002, wenn ich sen extra betreut werden. das richtig sehe. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Ganz Zeuge A. S.: Genau. 2001 habe ich gewechselt in herzlichen Dank. - Jetzt interessiert uns ein be- den Bereich, der sich damals Kabelerfassung sonderer Bereich speziell; das ist die Frage der nannte. Allerdings gab es noch keine Kabelerfas- Separatoren, also die Frage, wo es um den Sepa- sung; das war erst im Aufbau. Wir haben dann rator geht: In welcher Funktion haben Sie mit mehrere Auslandseinsätze gehabt, in denen Ka- dem Separator zu tun gehabt, bzw. an welchem belerfassungssysteme aufgestellt wurden. Dazu Bereich des Prozesses des Separators haben Sie kam dann eben auch durch die Novellierung des maßgeblich mitgearbeitet? Ist das jetzt der Be- G-10-Gesetzes die strategische Fernmeldekon- reich Entwicklung gewesen oder - - trolle. Da bin ich auch tätig gewesen: Systeme konzipieren, aufstellen, in Betrieb nehmen und Zeuge A. S.: Weniger. Weil ich in dem - - Als es teilweise auch Betrieb. in Auftrag gegeben wurde - es war also ein inter- ner Auftrag - war uns im Bereich der Kabelerfas- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Von welchem sung klar, dass wir relativ zeitig am Signal eine Jahr reden wir da ungefähr? Aufspaltung haben möchten im G-10-geschützten Verkehr und im nicht G-10-geschützten Verkehr. Zeuge A. S.: 2003. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: In welchem Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Und Jahr sind wir jetzt ungefähr? dann? Zeuge A. S.: Ich glaube, Ende 2014. Zeuge A. S.: Bis 2005, Ende 2005, also im Okto- ber 2005, habe ich in diesem Bereich gearbeitet. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: 2014? Danach habe ich als Referent wieder im Bereich der Entwicklung gearbeitet. Zeuge A. S.: Ich bin mir nicht sicher.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Bis wann Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. das? Zeuge A. S.: Ich meine 2004. Zeuge A. S.: Bis 2013. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay, alles Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Und seitdem klar. - Und dann war jetzt Ihre Aufgabe welche, machen Sie was? als dieser Auftrag kam? Dass man, sage ich jetzt

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mal, G-10-Verkehre und Routineverkehre trennen Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Wie möchte? wurde dann Ihr Bedarf weiter, ich sage mal, wahrgenommen bei der Projektentwicklung des Zeuge A. S.: Da ich in dem Kabelbereich gearbei- Separators? Wie ging das auf der anderen Seite, tet habe, waren wir Bedarfsträger; so nennt sich da wo Sie Ihren Bedarf angemeldet haben? Wie das bei uns. Das heißt, wir haben den Bedarf, und haben die das weiter umgesetzt? Sind Sie da ein- wir geben den Bedarf eben an die interne Ent- gebunden worden, oder haben Sie einfach gewar- wicklungsabteilung, und die suchen dann entwe- tet, bis dann der Separator kam? der eine kommerzielle Lösung oder entwickeln etwas. Zeuge A. S.: Ich kann mich erinnern, dass es ziemlich zäh war. Der übliche Weg ist, dass Fir- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sie haben men befragt werden, ob sie so was entwickeln den Bedarf beschrieben, kann man sagen. Das können. Das ist, soweit ich mich erinnere, ge- war Ihre Aufgabe. macht worden, allerdings zu Preisen - - Also, die Angebote waren völlig überhöht und damit für Zeuge A. S.: Genau. uns nicht finanzierbar.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Und Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Und dann haben Sie mit der Entwicklungsabteilung dann haben Sie es selber gemacht? geschaut, dass die das irgendwie hinkriegen, möglicherweise mit Einbindung von Externen, Zeuge A. S.: Dann hat es der Entwicklungsbe- wie auch immer. Aber Sie haben den Bedarf be- reich selber gemacht, ja. schrieben. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Haben die so Zeuge A. S.: Genau. einen Separator entwickelt? Ich stelle mir den jetzt als Gerät vor. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Wie haben Sie das dann als Bedarf formuliert? Was Zeuge A. S.: Ja. wollten Sie erreichen? Was war dann Ziel? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Vielleicht Zeuge A. S.: Es gibt juristische Vorgaben für die können Sie mir gleich erklären, wie das so tech- Erfassung von G-10-Verkehren, und wir haben nisch halbwegs funktioniert. Erwarten Sie nicht einen grundsätzlichen Auftrag nach dem BND- zu viel Sachverstand von mir, was das betrifft. Gesetz, und wir wollten eben eine Unterschei- Aber es muss ja zumindest dann die Gerätschaft dung zwischen diesen Verkehren haben. Viel- entwickelt worden sein, das Know-how, also die mehr beinhaltet die Formulierung nicht. Programmierung dieses Geräts. Können Sie mal so einen Separator beschreiben? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Wie wurde das denn vorher gemacht, vor 2004? Zeuge A. S.: Das sind technische Details. Das kann ich nur in nichtöffentlicher - - Zeuge A. S.: Wir reden hier über Paketverkehre. Vorher war das etwas einfacher. Bei Telefonie ist Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Nicht tech- es so, dass schon anhand der Endpunkte einer nisch jetzt - - Also, er kann zwei Verkehre tren- Leitung erkannt werden kann: Wo geht das hin? nen, G-10- von Routineverkehren. Aber da wird Das heißt, Sie können relativ eindeutig an der Ka- ja auch noch mehr getrennt, wenn ich das richtig belbezeichnung erkennen, ob das Ausland-Aus- weiß. land ist oder ob das Inland-Ausland ist oder nur Inland. Dann kann man eben anhand der Tele- Zeuge A. S.: Ja. Also, das ist der Hauptgrund, fonnummer weitergucken. 0049 ist eben Deutsch- G 10 und nicht G 10 zu trennen. Wir hatten aller- land. Damit ist es ein geschützter Teilnehmer. dings zu der Zeit das Problem, dass die weiteren

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Verarbeitungsschritte einfach beschränkt sind Zeuge A. S.: „Gelöscht“ ist ja in dem Sinne nicht von den Datenraten her. Das heißt, wir mussten richtig. Für die leitungsvermittelte Kommunika- von vornherein reduzieren auf Datenraten, die tion wurde es, soweit ich weiß, in der Zeit, wo handelbar sind. Bei den Abgriffen, die üblicher- ich da war, nicht angewendet. weise vorhanden sind, handelt es sich um 10- Gigabit-pro-Sekunde-Leitungen, und damit sind Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Nachdem der das Datenmengen, die so groß sind, dass sie mit Separator zertifiziert war und er eingesetzt den handelsüblichen Geräten nicht weiterver- wurde, wie wurde denn dann der Betrieb organi- arbeitet werden können, zumindest nicht direkt. siert? Wie funktioniert das? Der wird eingebaut. Das heißt, man muss eine Aufteilung vornehmen. Man hat einen Kabeleingang, man hat einen Ka- belausgang, und alles, was rausgefiltert wird, ver- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Es war gerade liert sich im - was weiß ich, wo - Nirwana. Wer bei uns ein Zeuge des BSI, der die Zertifizierung hat den denn programmiert? Der muss ja auch vorgenommen hat, und da wurde auch davon ge- programmiert werden, zum Beispiel mit Filterkri- redet, dass sehr viel Müll dort aussepariert terien. wurde, nenne ich das jetzt mal. Können Sie das auch beschreiben? Was teilt dieser Separator al- Zeuge A. S.: Ja. Zunächst mal: Der Separator als les weg, außer zwischen G-10- und Routinever- einzelnes Element wurde nicht zertifiziert, son- kehren? Was leistet der? dern das gesamte Erfassungssystem. Das ist Vo- raussetzung für eine Anordnung nach G 10. Das Zeuge A. S.: Wir haben uns in den Gesprächen heißt, es besteht eine Verarbeitungskette. Der Se- mit den Entwicklern darauf geeinigt, dass wir so parator ist nur ein Teil davon. - Was war jetzt Art vier Kategorien entwickeln. Einmal ist das noch die Frage? „gesichert G-10-Verkehr“. Das andere ist „ge- sichert Nicht-G-10“. Dann gibt es einen „nicht Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Im Grunde identifizierten“ oder bei dem es nicht klar ist. Zu fände ich es interessant, jetzt zu wissen: Wie ging der Zeit wurde überwiegend E-Mail gemacht, der Prozess des Einsatzes? Man muss ihn ja erst und bei E-Mail gibt es - das kennen Sie sicherlich mal auch programmieren, dass es bestimmte Fil- auch - sehr viel Spam, also Werbemails, und das terkriterien hat. Der ist ja programmierbar, ver- wollte man von vornherein unterdrücken. Diese mute ich mal, - vier Kategorien hatten wir definiert, zumindest für den Anfang. Da wir keine Erfahrung darin Zeuge A. S.: Ja. hatten, war das so der erste Schritt. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - der Separa- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Haben Sie tor, und dann - - Das ist die erste Frage: Wie ging den Separator auch im Bereich der Satellitenauf- das vonstatten, also der konkrete Einsatz? Weil klärung zum Beispiel in Bad Aibling oder im Be- der wurde ja durch die Zertifizierung nicht zerti- reich der leitungsgebundenen Fernmeldeaufklä- fiziert, nur das System. rung von leitungsvermittelter Kommunikation dann eingesetzt im Nachgang quasi? Weil das Zeuge A. S.: Ja. Da wir keine Erfahrung in dem stelle ich mir etwas schwieriger vor. Bereich hatten, war der erste Vorschlag, man nutzt die Informationen der regionalen Internet Zeuge A. S.: Erstens mal: In der Satellitenkom- Registries. Die haben für die IP-Adressen einen munikation ist meines Wissens nach überhaupt Country Code, und dieser Country Code wird da- kein G 10 gemacht worden. Das heißt, das ist von für verwendet. Dann gab es irgendwann den Ein- vornherein gelöscht worden oder gar nicht erfasst spruch der - wie soll man sagen? - weiterverarbei- worden. tenden Stelle. Die haben damals gesagt, sie wol- len das nicht, weil das zu ungenau ist, sie wollen Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. das manuell erstellen. Das obliegt dann diesem Bereich. Da habe ich keinen Einfluss drauf.

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Und Zeuge A. S.: Ich bin nicht in dem weiterverarbei- dann hat man es neu programmiert, oder wie? tenden Bereich gewesen, also die Leute, die Ana- lyse am Ende machen bzw. die sich das an- Zeuge A. S.: Ja, das ist ein Filter, und der Filter schauen, was da an Ergebnissen kommt. Deswe- wird halt mit Parametern eingestellt. gen kann ich Ihnen das nicht genau sagen.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das wird - Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wo endet übrigens nur am Rande gefragt - vor Ort am Gerät Ihre Erkenntnis? Beim Separator, also quasi das, selber gemacht, oder wird das ferngesteuert? was beim Separator hinten weiter rauskommt zur weiteren Filterung, oder wissen Sie auch was Zeuge A. S.: Das kann ich Ihnen nicht mehr ge- über die weitere Filterung, zum Beispiel DAFIS? nau sagen. Normalerweise vor Ort. Sagt Ihnen das was?

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ja, so ist auch Zeuge A. S.: DAFIS sagt mir natürlich was, ja. meine Sicht der Dinge. - Wann hat man denn - - Oder hat man überhaupt irgendwann einen Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Aber Punkt erreicht, wo man gesagt hat, die Filterung das ist ja noch nicht die Verarbeitung, DAFIS, über den Separator läuft zufriedenstellend? oder?

Zeuge A. S.: Ich habe nichts Gegenteiliges gehört. Zeuge A. S.: Der DAFIS-Filter kommt hinter der Verarbeitung. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Wür- den Sie den Separator denn als Feinfilter be- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. zeichnen oder als Grobfilter, wenn man das mal mit diesen beiden Begriffen so umreißt? Zeuge A. S.: Es sind Pakete, die dort beim Sepa- rator selektiert oder gefiltert werden, und dann Zeuge A. S.: Was ist ein Feinfilter, was ist ein muss das Ganze als Kommunikation zusammen- Grobfilter? gesetzt werden. Also, man sammelt die Pakete, die zusammengehören, dekodiert das, was immer Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Na ja, das da an Verarbeitungsschritten auch noch gemacht dachte ich mir, dass die Frage zurückkommt. Sie werden muss, und danach kommt der DAFIS-Fil- filtern ja einmal die G-10-Verkehre und die Rou- ter. tineverkehre. Sie filtern Müll raus, Sie filtern möglicherweise bestimmte Bereiche heraus, die Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Läuft Sie gar nicht mehr, weil es sonst zu viel wird, er- das automatisiert, oder wird dazwischen quasi fassen können. Aber nach dem Separator stellt nach den zusammengebauten Paketen und dem sich doch eine Filterkaskade weiterhin dar, - DAFIS-Filter schon draufgeguckt, menschlich, also durch Mitarbeiter? Zeuge A. S.: Ja. Zeuge A. S.: Nein, es wird nach dem DAFIS-Fil- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - wenn ich ter angeschaut. das richtig sehe. Würden Sie jetzt sagen, die Hauptfilterleistung liegt beim Separator oder bei Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Wird der danach folgenden Filterkaskade, wo der Se- es zwischen dem Zusammenfügen der Pakete parator vielleicht ein erster Schritt ist? Leistet der und dem DAFIS-Filter erst mal zumindest tempo- schon am meisten mit seinen ganz, ganz vielen rär auf dem Server abgelegt beim BND, oder ist Kriterien, die Sie da programmieren müssen, das ein Fluss, Datenfluss meine ich? oder kommt das erst danach? Zeuge A. S.: Das ist ein Datenfluss.

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Wo Separator auch da war, dann kann es ja nicht wo- fließen diese Daten? Ist das schon auf dem BND- anders sein, außer es wäre noch mal über eine Gelände? Ist das abgeleitet nach dem Separator Kurve geleitet worden. zum BND, oder ist das noch woanders? Zeuge A. S.: Nein. Zeuge A. S.: Wir wollen ja so wenig wie möglich an wirklichen Informationen in der Zentrale wei- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Gut. - Kann terverarbeiten. Das heißt, das ist so nah wie mög- ich mir das vorstellen, dass diese Prozesse in lich am Abgriffpunkt. wahnsinnig schneller Zeit ablaufen, während die Daten da durchfließen, ohne Zwischenspeiche- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das heißt, wo rung, Pufferung? wäre - - Der Separator sitzt wo? Zeuge A. S.: Ja. Zeuge A. S.: Beim Provider. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay, vor Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Beim Pro- dem Separator sitzt dann dieses T-Stück - rich- vider. - Der DAFIS-Filter sitzt wo? tig? -, -

Zeuge A. S.: Das weiß ich nicht genau. Zeuge A. S.: Richtig.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - was meine Glasfaserdaten einmal in den weiteren Prozess Zeuge A. S.: Das kann man sowohl beim Provider des Providers weiterschickt - da, wo sie hinsoll- machen - - Das System ist ja modular aufgebaut. ten - Ich vermute mal, in der ersten Ausbaustufe - das war also gegen Ende der Zeit, als ich da in dem Zeuge A. S.: Ja. Bereich gearbeitet habe - werden wir das vor Ort gemacht haben. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - und den Teil, der ausgeleitet wird. Dann brauche ich na- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ist Ihnen türlich beim Provider schon einen Raum, wo denn bekannt, dass man es irgendwann nicht diese ganze Technik und Infrastruktur sitzt. mehr vor Ort gemacht hat, sondern in Anlagen des BND? Zeuge A. S.: Ja, richtig.

Zeuge A. S.: Nein, ist mir nicht bekannt. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Es wurde ab und zu mal davon gesprochen, dieses T-Stück, da Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das ist Ihnen würde eine Kopie einer Strecke erzeugt. Wie nicht bekannt. Okay. - Nach dem Separator, würden Sie dann diesen Begriff „die Kopie einer wenn die paketvermittelten Daten zu sinnvollen Strecke“ werten? Wird da eine Kopie erzeugt? Daten wieder zusammengesetzt werden, wo er- folgt das? Das muss ja dann denklogisch auch ir- Zeuge A. S.: Ist das eine Kopie? Ich weiß es nicht gendwo in der Nähe des Providers und nicht genau. Physikalisch ist es so, dass Sie das Signal, beim BND stattfinden, richtig? was auf der Leitung ist, in irgendeinem Verhält- nis teilen. Da es hier um Licht geht, spalten Sie Zeuge A. S.: Ja. eben einen Teil des Lichtes ab, sagen wir mal, 90 zu 10, und leiten dann - - Also, 90 Prozent gehen Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Weil sonst, weiter in der Leitung, und 10 Prozent werden wenn DAFIS auch in der Nähe des Providers dann abgeleitet. stattgefunden hat wohl zu Ihrer Zeit und der

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Geht da Licht G 10? Wie ist das da zu Beginn gewesen, als man in den Separator? Ist das noch Glasfaser? noch keine große Erfahrung hatte, wie Sie sagten, und wie ist das weitergelaufen? Zeuge A. S.: Das ist Glasfaser, ja. Zeuge A. S.: Wir waren uns einig darüber, dass Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay, also ist wir die - - Ich hatte ja genannt, dass wir vier Ka- es Licht, was in den Separator geht. tegorien oder vier Klassen benannt hatten, die der Separator separieren soll. Davon war eine Zeuge A. S.: Ja. „nicht identifiziert“. Wir haben uns darauf ge- einigt, dass „nicht identifiziert“ zu behandeln ist Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Es ist noch wie G-10-Verkehr. Über die Genauigkeit am An- nicht umgewandelt in digitales eins und null? fang kann ich Ihnen nichts Genaues sagen, aber es gab mal irgendwie so eine Zahl. Ich meine, Zeuge A. S.: Nein, es ist Licht. dass bei den Ausland-Ausland-Verkehren irgend- wie nur maximal 1 Prozent des Verkehrs raus- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Und kam, was dem geschuldet war, dass wir eben das, den Separator verlässt es wie? was nicht identifiziert war, dem G 10 zugeschla- gen haben. Zeuge A. S.: Es gibt verschiedene Module dafür, entweder auch wieder Licht oder aber elektrisch. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also selbst bei Ausland-Ausland haben Sie 99 Prozent dem Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Und G 10 zugeschlagen? Habe ich das richtig verstan- nach Ihrer Erkenntnis gibt es keine Zwischen- den? speicherung auf Servern oder sonst wie auf dem Weg in den Separator, aus dem Separator raus Zeuge A. S.: Nein. zum Zusammensetzen der Module, also zum Zu- sammensetzen der bestimmten Inhalte zum Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Dann noch DAFIS-Filter? Da wird nach Ihrer Kenntnis keine mal. 1 Prozent haben Sie dem G 10 zugeschlagen. Speicherung, Pufferung etc. durchgeführt? Zeuge A. S.: Es gab vier Klassen. Drei davon sind Zeuge A. S.: Nein. relevant, nämlich „gesichert G 10“, „gesichert Ausland-Ausland“ und „nicht identifiziert“. Den Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Gut. - Teil „Müll“ betrachten wir nicht weiter; der Wenn es dann aus dem DAFIS-Filter rauskommt, wurde nicht weiter betrachtet. Der Teil „nicht was passiert dann mit den Daten? identifiziert“ wurde dem G-10-Zweig zugeschla- gen, und für „Ausland-Ausland“ blieb 1 Prozent Zeuge A. S.: Das kann ich Ihnen nicht sagen. der Datenrate übrig.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Also, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ah, okay. nach dem DAFIS-Filter waren Sie dann nicht Dann ist es klar; dann habe ich es verstanden, mehr zuständig? Da wissen Sie nichts? hoffentlich. - War das die Zahl, die Sie im Test- bzw. Probebetrieb ermittelt hatten oder schon im Zeuge A. S.: Nein. Regelbetrieb?

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Haben Sie Er- Zeuge A. S.: Ich bin nur beim Probebetrieb dabei kenntnisse darüber, wie effizient der Separator gewesen. war? Insbesondere spiele ich jetzt nicht darauf an, wie viel Müll da weggeschmissen worden ist, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Von sondern auf die G-10-Filterung und Nicht-G-10- wann bis wann ging dieser Probebetrieb? Filterung, also die Trennung in G 10 und nicht

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Zeuge A. S.: Soweit ich mich erinnere, haben wir nach dem Stärkeverhältnis der Fraktionen, je- im November 2005 - da hatte ich den Bereich weils nach Redezeit. Die Fraktion der CDU/CSU schon verlassen - den Separator oder das Erfas- hat 27 Minuten, die SPD 17 Minuten, und auf sungssystem beim Provider installiert, und da- Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke entfällt je- nach - - Ich weiß nicht mehr genau, von wann die weils eine Fragezeit von acht Minuten. Wir be- Anordnung ist. Ab dann drei Monate ist der Pro- ginnen in der ersten Fragerunde in der Reihen- bebetrieb. folge Fraktion Die Linke, dann die Fraktion der SPD, dann die Fraktion von Bündnis 90/Die Grü- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Nur damit nen, dann die Fraktion CDU/CSU, und ab der ich es verstehe: Sie sagen also, irgendwo in 2005 zweiten Fragerunde ist die Reihenfolge Die hat es nach drei Monaten nach der Anordnung Linke, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und den Probebetrieb gegeben, oder wie muss ich das SPD. So geht es dann in jeder Fragerunde, wenn verstehen? sie denn dann kommen sollten, weiter.

Zeuge A. S.: Nein. Sobald wir die Anordnung Ich würde jetzt für die ersten Fragen der Fraktion hatten - Die Linke das Wort geben. Frau Kollegin Renner, nehme ich an? - Frau Kollegin Renner. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sie meinen die G-10-Anordnung? Martina Renner (DIE LINKE): Danke, Herr Vorsit- zender. - Herr A. S., wurde bei dem technischen Zeuge A. S.: - die G-10-Anordnung, genau -, ha- Aufbau des Erfassungssystems auch auf Hard- ben wir das System beim Provider aufgebaut und ware- und Softwarekomponenten von kommer- in Betrieb genommen und den Probebetrieb be- ziellen Anbietern zurückgegriffen? gonnen. Von da ab drei Monate ist der übliche Zeitraum. Zeuge A. S.: Ja.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Für den Martina Renner (DIE LINKE): Können Sie uns Probebetrieb? aus Ihrer Erinnerung heraus sagen, welche Fir- mennamen das waren? Zeuge A. S.: Für den Probebetrieb, ja. Zeuge A. S.: Das kann ich nur in nichtöffent- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Gut, dann ist licher Sitzung machen. man irgendwann ab 2006, würden Sie sagen, in den Regelbetrieb gegangen? Martina Renner (DIE LINKE): Gut, dann müssen wir das nachholen. - Haben Sie bei dem Aufbau Zeuge A. S.: Ja. des Erfassungssystems auch mit der NSA koope- riert? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Da waren Sie aber nicht mehr dabei? Zeuge A. S.: Nein.

Zeuge A. S.: Da war ich nicht mehr dabei. Martina Renner (DIE LINKE): Haben Sie Kompo- nenten, die von NSA oder einem anderen Nach- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay, gut. richtendienst eines Five-Eyes-Staates möglicher- Schade. - Gut, ich wäre jetzt erst mal mit den ers- weise dem BND zur Verfügung gestellt wurden, ten Eingangsfragen durch. Alles Weitere kann ja verbaut? dann im Laufe der Fragerunden kommen. Zeuge A. S.: Nein. Wir kommen jetzt - ich hatte es Ihnen ja angekün- digt - zu den Fragen der Fraktionen. Das geht Martina Renner (DIE LINKE): Haben Sie mit so- genannten Contractors zusammengearbeitet?

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Zeuge A. S.: Nein. Martina Renner (DIE LINKE): Gut, aber der Part- ner könnte ja gesagt haben: Ich habe an den mög- Martina Renner (DIE LINKE): Auch nicht. - Hat- lichen Datenarten, die da zur Verfügung gestellt ten Sie überhaupt zu dem Aufbau dieses Erfas- werden könnten - Metadaten, Netzwerkdaten, sungssystems Kontakt zur NSA oder anderen aus- Voice-over-IP usw. - besonderes Interesse. - Es ländischen Nachrichtendiensten in der Projektie- könnte ja so sein. rung? Zeuge A. S.: Ja. Zeuge A. S.: Nein. Martina Renner (DIE LINKE): Genau. - Hat zum Martina Renner (DIE LINKE): Auch nicht. Beispiel so etwas bei der Aufstellung des Erfas- sungssystems eine Rolle gespielt, dass es ein be- Zeuge A. S.: Nein. sonderes Interesse auf bestimmte Datenarten gab?

Martina Renner (DIE LINKE): Sie haben den Auf- Zeuge A. S.: Das ist nicht meine Entscheidung ge- trag erhalten aus dem Haus von Ihrem Vorgesetz- wesen. ten, oder wie muss ich mir das vorstellen? Martina Renner (DIE LINKE): Nein, das ist auch Zeuge A. S.: Ja. nicht die Frage, ob es Ihre Entscheidung war, sondern ob es besondere Anforderungen an das Martina Renner (DIE LINKE): Das war zu dem Erfassungssystem gab, dass bestimmte Datenarten Zeitpunkt wer? dort erfasst werden sollten.

Zeuge A. S.: Ich gehe davon aus, das war der Ge- Zeuge A. S.: Nein. neral Breitfelder. Martina Renner (DIE LINKE): Es gab keine be- Martina Renner (DIE LINKE): Und er hatte Ihnen sonderen Anforderungen, zum Beispiel das Erfas- gegenüber nie gesagt, dass bei diesem Projekt sen von Metadaten? auch die Weitergabe von Daten an die NSA eine Rolle spielen könnte? Das haben Sie nie gehört in Zeuge A. S.: Nein. Arbeitsbesprechungen? Martina Renner (DIE LINKE): Sie haben gesagt, Zeuge A. S.: Doch. es wurden dann an Module und Systemkompo- nenten nach der Separation entweder Licht oder Martina Renner (DIE LINKE): Ah, das wussten elektronisch vermittelte Daten ausgeleitet. Kön- Sie? nen Sie das ein bisschen genauer beschreiben: An welche Module sind welche Daten über Zeuge A. S.: Ja. Lichtwellenleiter weitergelaufen, und an welche Module sind Daten elektrisch vermittelt worden? Martina Renner (DIE LINKE): Hat das auf die Konfiguration des Erfassungssystems Einfluss ge- Zeuge A. S.: Zur damaligen Zeit gab es diese Mo- habt, dass das Ziel war? dule per Licht oder elektrisch. Da wir das ver- sucht haben auf handhabbare Datenraten zu re- Zeuge A. S.: Nicht wirklich. duzieren, ist das überwiegend mit elektrischen Leitungen gemacht worden. Martina Renner (DIE LINKE): Das hilft mir nicht. Martina Renner (DIE LINKE): Und zu welchen Zeuge A. S.: Die Auftrennung von G 10 und nicht Modulen ist per Lichtwellenleiter übertragen G 10 ist unabhängig davon, ob wir mit einem worden? Partner zusammenarbeiten oder nicht.

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Zeuge A. S.: Nur zum Eingang des Separators. und auswerten, weil das durchaus Betriebs- geheimnisse vielleicht berührt? Martina Renner (DIE LINKE): Vorhin haben Sie aber gesagt, auch aus dem Separator raus. Zeuge A. S.: Das kann ich Ihnen nicht sagen.

Zeuge A. S.: Es war eine Option. Martina Renner (DIE LINKE): Es fand bei dieser Erfassung der Netzwerk- und Signaldaten also Martina Renner (DIE LINKE): Ach, es ist aber so keine 20-Prozent-Reduktion statt. Habe ich das nicht realisiert worden? jetzt so verstanden? Richtig? Wenn die aus allem kamen? Zeuge A. S.: Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Datenraten steigen. Deswegen haben wir Zeuge A. S.: Ja, Moment: Aus den Leitungen, die die Geräte immer so konzipiert, dass sie mög- angeordnet waren. lichst lange weiterverwendet werden können, da solche Geräte sehr teuer sind. Martina Renner (DIE LINKE): Okay. - Aber vor der Trennung in Routine und G 10? Martina Renner (DIE LINKE): Ich frage jetzt noch mal ganz konkret: Wurden auch Netzwerk- und Zeuge A. S.: Vor der Trennung. Das sind aller- Signaldaten des Providers ausgewertet, weiterge- dings auch nur Sachdaten, die wir da rausziehen. leitet, ausgelesen? Sie müssen mal absehen: Ich bin keine Technikerin. Ich weiß nicht, ob ich Martina Renner (DIE LINKE): Was man nachrich- jetzt den richtigen Begriff wähle. Aber Sie wis- tendienstlich mit Netzwerk- und Signaldaten sen, was ich mit Netzwerk und Signaldaten wohl noch alles machen kann, das werden wir meine. Sind die auch besonders erfasst und wei- hier diskutieren. Da sind Sie jetzt nicht der rich- tergeleitet worden? tige Zeuge. Aber es gibt durchaus auch nachrich- tendienstliche Verwendungen für Netzwerk- und Zeuge A. S.: Die sind besonders erfasst worden Signaldaten, die über das hinausgehen, was man für unsere internen Zwecke, und zwar geht es da- irgendwie zur Anpassung der eigenen Erfas- rum, die Systeme zu dimensionieren. Das heißt, sungssysteme braucht. wir müssen in etwa einen Anhaltspunkt haben, wie viel E-Mail-Verkehr in solch einer Leitung Zeuge A. S.: Gut, dann müssen wir das ein biss- drin ist, damit wir wissen, wie die Systeme, die chen genauer diskutieren. zur weiteren Verarbeitung verwendet werden, di- mensioniert werden müssen. Martina Renner (DIE LINKE): Ja.

Martina Renner (DIE LINKE): Diese Netzwerk- Zeuge A. S.: Erklären Sie mir, welche Netzwerk- und Signaldaten kamen woher? Aus dem Rou- und Signaldaten Sie meinen. tineverkehr? Martina Renner (DIE LINKE): Ich weiß ja nicht, Zeuge A. S.: Hm. welche Sie erfasst haben. Das ist ja mein Pro- blem. Martina Renner (DIE LINKE): Aus dem - - Wo kamen die - - Oder aus allem? Zeuge A. S.: Gut.

Zeuge A. S.: Aus allem. Martina Renner (DIE LINKE): Genau. Dann erklä- ren Sie, welche Sie erfasst haben, genau. Martina Renner (DIE LINKE): Darauf wollte ich hinaus. - Wusste das TK-Unternehmen, dass Sie Zeuge A. S.: Gut. Um es noch mal darzustellen: die Netzwerk- und Signaldaten auch erfassen Die Verarbeitung von E-Mail bedeutet, dass man

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einzelne Pakete sammelt und die Pakte dann zu- Zeuge A. S.: Es gibt nur quasi einen Steuerungs- sammensetzt in der richtigen Reihenfolge - mög- rechner für diesen Separator, und genau dahin licherweise ist eine Kodierung drauf; das müssen wird das weitergeleitet, mehr nicht. Sie runternehmen -, damit Sie am Ende eine E-Mail haben, die mit DAFIS gefiltert werden Martina Renner (DIE LINKE): Konnte man mit- kann. Das ist ein aufwändiger Prozess. Dafür tels eines Viewers auf diese Signaldaten sehen? muss man Hardware zur Verfügung stellen. Je nachdem, wie viel Aufkommen in dem gesamten Zeuge A. S.: Das verstehe ich nicht. Strom drin sind, müssen Sie entsprechend viel Hardware vorhalten. Um das in etwa abschätzen Martina Renner (DIE LINKE): Konnte man sich zu können - wenn Sie das nämlich nicht machen, im laufenden Datenstrom mit Hilfe eines Vie- dann können Sie irgendwann mal nicht den ge- wers, also quasi wie eines Snapshots, auf die Da- setzlichen Auftrag erfüllen; so ist das nun mal -, ten draufschauen, ohne sie jetzt zu bearbeiten, muss man eben so eine Abschätzung machen: speichern, um zum Beispiel zu gucken, ob sie Wie viel Hardware braucht man? Dafür werden richtig zusammengesetzt sind oder so etwas? eben Daten aufgenommen, wie viel E-Mail-Ver- kehr in etwa - - oder wie hoch die Datenrate des Zeuge A. S.: Nein. E-Mail-Verkehrs ist. Das ist aber nur eine Ab- schätzung. Das ist kein exakter Wert. Das können Martina Renner (DIE LINKE): Nein. wir da vorne gar nicht. Zeuge A. S.: Man kann auf die Informationen in Martina Renner (DIE LINKE): Wir haben an an- der Vergangenheit schauen. Das heißt, Sie haben derer Stelle im sogenannten Schwachstellen-Be- in etwa ein Bild von dem, wie sich der Verkehr richt eine Bezeichnung gefunden: BGP- und LDP- aufteilt Daten. Ist das damit gemeint? Martina Renner (DIE LINKE): Aber auf die ak- Zeuge A. S.: Das sagt mir jetzt nichts. tuelle Erfassung konnten Sie nicht - -

Martina Renner (DIE LINKE): Das sagt Ihnen Zeuge A. S.: Nein, es ist - - Ja, wie soll ich das er- nichts? klären? Das kann ich auch nur in nichtöffent- licher Sitzung machen. Zeuge A. S.: Nein. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich würde Martina Renner (DIE LINKE): Sind die auch wei- jetzt noch eine Frage zulassen, weil wir dann tergeleitet worden, oder entzieht sich das Ihrer auch wahrscheinlich für die namentliche Ab- Kenntnis? Also, sie sind erfasst worden vor der stimmung unterbrechen müssen. Es macht jetzt Trennung in Routine und G 10. Aber was ist da- keinen Sinn, mit einer neuen Fraktion anzufan- nach mit den Daten passiert? gen.

Zeuge A. S.: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Martina Renner (DIE LINKE): Dann darf ich es noch mal zuspitzen. Ob Sie dazu in Arbeits- Martina Renner (DIE LINKE): Das? besprechungen mal Überlegungen hatten oder gehört haben, dass diese Netzwerk- und Signal- Zeuge A. S.: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Das daten möglicherweise zum Betriebs- und Ge- weiß ich nicht. schäftsgeheimnis des Providers gehören.

Martina Renner (DIE LINKE): Wissen Sie noch, Zeuge A. S.: Davon weiß ich nichts. an welches Modul die weitergeleitet wurden? Martina Renner (DIE LINKE): Okay. - Dann würde ich den Komplex erst mal abschließen.

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- Zeuge A. S.: Das geht gar nicht. lichen Dank. - Dann würde ich vorschlagen, dass wir an dieser Stelle die Sitzung unterbrechen, da- Christian Flisek (SPD): Hatten Sie während Ihrer mit wir zur namentlichen Abstimmung gehen Tätigkeit denn überhaupt mit dem Einsatz von können, die in wenigen Minuten ansteht. Es sind Selektoren bzw. mit der Prüfung von Selektoren noch zwei Redner. Es muss also nicht gesprintet zu tun? werden. Zeuge A. S.: „Mit der Prüfung von Selektoren“ Ich unterbreche die Sitzung jetzt, bis die nament- verstehe ich nicht. Aber ich hatte mit den Sachen liche Abstimmung dann auch durch ist. - Danke nichts zu tun. schön. Christian Flisek (SPD): Das war überhaupt nicht (Unterbrechung von Ihr Aufgabenbereich? 16.28 bis 16.58 Uhr) Zeuge A. S.: Nein. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wir setzen die unterbrochene Beweissitzung fort. Nach der Christian Flisek (SPD): Okay. - Dann komme ich Fraktion der Linken bekommt jetzt in der ersten noch mal selber zu der Anlage. Die Anlage, wie Fragerunde die Fraktion der SPD das Wort. Ich wurde die gesteuert? Gab es dort die Möglichkeit weiß jetzt nicht, wer beginnt. - Herr Kollege einer Fernsteuerung, beispielsweise von der Flisek, ich darf Ihnen das Wort geben. BND-Zentrale aus?

Christian Flisek (SPD): Danke, Herr Vorsitzen- Zeuge A. S.: Das kann ich Ihnen nicht genau sa- der. - Herr Zeuge, zunächst einmal meine Frage: gen. Bei dem Separator, war der auch mit einem Suchprofil ausgestattet? Sprich: Sind dort Christian Flisek (SPD): Weil Sie es nicht wissen, Selektoren eingesetzt worden? oder - -

Zeuge A. S.: Was verstehen Sie unter Selektoren? Zeuge A. S.: Es ist ja grundsätzlich ein Fernzu- So früh ist das Kriterium sehr grob. griff nicht zulässig. Es gibt schon die Möglich- keit - und das wurde auch vom BSI eingeräumt -, Christian Flisek (SPD): Bitte? gewisse, sagen wir mal, lebenswichtige Funktio- nen abzuprüfen, damit man weiß, ob das System Zeuge A. S.: So früh ist das Kriterium sehr grob, funktioniert oder nicht. nach dem Sie selektieren oder filtern. Christian Flisek (SPD): Über eine Fern- - Ich sage Christian Flisek (SPD): Ja, ob Begriffe beispiels- mal: Über eine Fernwartung? Vielleicht kann weise dort - - Ob ein Profil angelegt worden ist, man es so bezeichnen. wo entsprechende geprüfte und freigegebene Be- griffe - Zeuge A. S.: Über eine Fernwartung, ja. Das nennt sich Management des Systems. Zeuge A. S.: Nein. Christian Flisek (SPD): Welche Funktionen - - Christian Flisek (SPD): - zur Filterung eingesetzt Können Sie das mal spezifizieren, welche Funk- worden sind. tionen das waren?

Zeuge A. S.: Geht auch nicht. Zeuge A. S.: Es geht grundsätzlich darum, ob das funktioniert oder nicht, also ob es noch lebt oder Christian Flisek (SPD): Das geht gar nicht? nicht. Mehr nicht.

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Christian Flisek (SPD): Und wie lief das dann ab? Zeuge A. S.: Der Betrieb lief rund. Da saß jemand, oder - - Ist das über eine Software gesteuert worden? Oder ist das eine Lampe gewe- Christian Flisek (SPD): Ich frage jetzt noch mal in sen? Wenn die an war, dann lebte das System Bezug auf den Erfassungskopf selber. Ich weiß noch. nicht, ob Sie uns dazu was sagen können. Welche Maßnahmen wurden denn unternommen, damit Zeuge A. S.: So können Sie sich das vorstellen. sozusagen auch da die Sicherheit, jetzt auch im Das ist eine Lampe, grün oder rot - das System Sinne einer Sicherheit, dass kein anderer, Unbe- funktioniert, oder es funktioniert nicht. rechtigter Zugriff hat - - Wie wurde das sicherge- stellt? Welche Maßnahmen wurden da ergriffen? Christian Flisek (SPD): Kam es vor, dass es mal nicht funktionierte, dass die Lampe rot war? Zeuge A. S.: Es gibt zum einen materielle Maß- nahmen. Das heißt, wir haben eine Vorgabe für Zeuge A. S.: Beim Separator kann ich Ihnen das einbruchsichere Türen bekommen von unserem nicht sagen, weil ich da nicht mehr in Gänze be- Sicherheitsbereich. Diese Türen sind auch extra teiligt war. Bei anderen Systemen ist das gele- eingebaut worden in den Räumen. Zum anderen gentlich vorgekommen. ist eine Alarmanlage installiert worden. Das heißt, ohne Ausschalten der Alarmanlage konn- Christian Flisek (SPD): Und was ist dann pas- ten Sie überhaupt nicht in den Raum rein. Dann siert? sind die Racks verschließbar.

Zeuge A. S.: Wir haben eine Möglichkeit einge- Christian Flisek (SPD): Das habe ich jetzt gerade baut, die ziemlich radikal ist. Weil es sehr auf- akustisch nicht verstanden. Was ist verschließ- wendig ist, jedes Mal zum Provider zu fahren bar? und dort irgendwelche Wartungsmaßnahmen vorzunehmen, gibt es die Möglichkeit, einfach Zeuge A. S.: Die Racks, also da, wo die Geräte die Steckdose auszuschalten und wieder anzu- eingebaut werden. Das sind Schaltschränke. Die schalten und zu hoffen, dass das System wieder haben Türen, und die sind verschließbar. Dann: so hochfährt, dass es wieder funktioniert. Wenn Die Systeme, die dort eingebaut sind, haben das nicht funktioniert, dann muss jemand tat- grundsätzlich einen Passwortschutz. Ja, ansons- sächlich vor Ort fahren und das System wieder in ten müssten Sie konkreter nachfragen. Dann Betrieb nehmen. könnte ich Ihnen was Genaueres sagen. Mir fällt im Moment nicht mehr dazu ein. Christian Flisek (SPD): Und wie oft war das dann, dass jemand vor Ort hingefahren ist? Sind Christian Flisek (SPD): Ich frage mal so, jetzt um- die nur hingefahren, wenn die Lampe rot war, gekehrt: Die Leute, die dann dorthin gefahren oder - - sind oder die dann Zutritt hatten, wurden die auf BND-Seite noch mal in besonderer Weise über- Zeuge A. S.: Nein. Das Problem in der Umgebung prüft, geprüft? war im Wesentlichen Staub. Das heißt, es musste spätestens alle zwei Monate jemand dorthin fah- Zeuge A. S.: Moment. Das waren nur BND-Mit- ren und den Staub von den Geräten absaugen. arbeiter.

Christian Flisek (SPD): Also sehr banale Dinge? Christian Flisek (SPD): Ja. Aber sind die dann noch mal irgendwie, bevor sie sozusagen diese Zeuge A. S.: Richtig. Rechte hatten, dass man dahin kam, dass man sozusagen die Alarmanlage ausschalten konnte, Christian Flisek (SPD): War das denn insgesamt durch die Tür ging, ein Passwort hatte, einen störanfällig, oder lief der Betrieb rund? Schlüssel für die Serverschränke hatte, musste man da noch mal eine speziellere Prüfung - -

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Eine Sicherheitsüberprüfung, wurde die vorge- uns anmelden. Es war ein Zutritt nur zu büro- nommen, oder reichte das aus: Das waren BND- üblichen Zeiten möglich. Ja, was noch? Ansons- Mitarbeiter? ten: Im Großen und Ganzen war es das.

Zeuge A. S.: Es sind alles Ü3-überprüfte Mitarbei- Christian Flisek (SPD): Und wenn BND-Mitarbei- ter. ter da waren, waren die dann in der Regel alleine da, oder waren dann Mitarbeiter auch des Netz- Christian Flisek (SPD): Gut. Dann frage ich noch betreibers da? mal so: Wenn man dann dort war und - ich sage mal - irgendwelche gesicherten Türen oder Zeuge A. S.: Also, erst mal bin ich Verantwort- Schränke geöffnet hat, wurde das protokolliert, licher gewesen. Das heißt, bei den meisten Besu- jeder einzelne Zutritt oder jede einzelne Maß- chen war ich mit dabei. Es gibt Ausnahmen, wo nahme, selbst das Absaugen von Staub, von mir zum Beispiel Kryptologie erneuert werden aus? musste. Dafür müssen nur Chipkarten getauscht werden. Da ist auch mal ein Mitarbeiter alleine Zeuge A. S.: Nicht jede einzelne Maßnahme. Die gefahren. Aber zumindest habe ich dann kontrol- Alarmanlage, die von der Sicherheitsabteilung liert, ob der sich da unnötig lange aufgehalten hat installiert wurde, hat jeden Zutritt zum Raum oder ob der seine Arbeit aus meiner Sicht in protokolliert, also das Ausschalten der Alarm- einer akzeptablen Zeit erledigt hat und dann wie- anlage, der Zutritt wurde protokolliert, das Ab- der zurückgekehrt ist. Es gibt auch noch ein paar schließen und das Scharfstellen der Alarmanlage. Mitarbeiter, denen ich von Anfang an vertraut Darüber hinaus gibt es ganz normale Sicherheits- habe, die sehr bei den Aufbauten mitgeholfen ha- protokolle, die jedes Betriebssystem anfertigt. ben, weil es wirklich - - Es ging halt bei den Auf- bauten immer darum, wirklich von der Elektro- Christian Flisek (SPD): Aber Sie wussten - - oder installation bis hin zum Betrieb des Systems auf- es wurde nicht dokumentiert, wer jetzt genau zubauen. wann wie lange in so einem Raum verweilte bei- spielsweise? Ich halte das ja durchaus für rele- Christian Flisek (SPD): Ich frage mal jetzt offen: vant - sonst würde ich nicht fragen -, dass ich Gab es während dieser Zeit, in der Sie das Pro- sage: Wenn ich jetzt so einen neuralgischen jekt - ich sage jetzt mal - begleitet haben, verant- Punkt habe bei einem Kabelüberwachungspro- wortlich in Ihrem Bereich, gab es irgendwelche jekt, sage ich jetzt mal, dann stellt sich die Frage: Auffälligkeiten unter sicherheitsrelevanten As- Wer hat wann Zugang gehabt? Wie lange war er pekten? da? Wann ging er wieder raus? Wer war gegebe- nenfalls noch dabei? Ist so was protokolliert, do- Zeuge A. S.: Nein. kumentiert worden? Christian Flisek (SPD): Keine? Zeuge A. S.: Wie gesagt, die Alarmanlage hat eine ganze Menge protokolliert von diesen Zugängen. Zeuge A. S.: Keine. Es wurde jeder Zugang protokolliert. Christian Flisek (SPD): Da ist Ihnen nichts be- Christian Flisek (SPD): Auch die Identität? kannt?

Zeuge A. S.: Die Identität nicht. Es ist sehr res- Zeuge A. S.: Nein. triktiv gehandhabt worden. Zum einen haben wir vom Provider Ausweise bekommen. Nur mit die- Christian Flisek (SPD): Okay. - Grundsätzlich sen Ausweisen ist ein Zugang zum Gebäude auch noch mal meine Frage. Wir hatten einen überhaupt möglich. Zum anderen mussten wir Zeugen hier - das war der G-10-Jurist des BND -, und der hat uns berichtet, dass unter seiner Auf-

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sicht das Suchprofil eingespielt worden sei. Kön- war. Das heißt, wir wollten diesen Zertifizie- nen Sie dazu etwas - - Ist Ihnen das Verfahren be- rungsprozess nicht unnötig in die Länge ziehen, kannt? Können Sie dazu etwas sagen? Oder wa- außerdem auf mögliche Einwände des BSI reagie- ren Sie bei diesem Einspielen mit in Frankfurt ren können. Es gab mit dem BSI, also nicht mit dabei? dem entsprechenden Mitarbeiter, sondern mit seinem Vorgesetzten, ein Einvernehmen, dass Zeuge A. S.: Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Art Typprüfung vorgenommen wird. Das ich damals dabei war. Aber das Verfahren ist mir heißt zum Beispiel, eine Skalierung des Systems bekannt. ist für die Zertifizierung unschädlich.

Christian Flisek (SPD): Können Sie das Verfah- Christian Flisek (SPD): Ist für die - ren mal schildern, wie so was aussieht, wie so was vonstatten geht? Zeuge A. S.: - Zertifizierung unschädlich.

Zeuge A. S.: Gut. Das Verfahren funktioniert so: Christian Flisek (SPD): Unschädlich, aha. - Wir Es ist ein technischer Mitarbeiter, der die Anlage haben ja den Prüfbericht auch heute zum Gegen- kennt, der weiß, wie man die Sachen konfigu- stand der mündlichen Verhandlung oder der riert, und ein Jurist. Der Jurist bringt das Profil Zeugeneinvernahme hier gehabt. Ich darf den auf einer CD mit. Es wird unter seiner Aufsicht jetzt auch noch mal heranziehen und darf Ihnen von dem technischen Mitarbeiter in das System da gerade unter Punkt 7 im Prüfergebnis noch eingespielt. Danach nimmt der Jurist die CD wie- mal den zweiten Absatz auch vorlesen. Da heißt der entgegen, oder sie wird direkt vor Ort ver- es - das ist, wie gesagt, der BSI-Prüfbericht -: nichtet. Die geprüften und umgesetzten Christian Flisek (SPD): Also ein relativ banaler Anforderungen und Maßnahmen Vorgang eigentlich? sind jedoch vielfach abhängig von der richtigen Konfiguration der Komponenten und damit von Ein- Zeuge A. S.: Ja. stellungen, die erst im operatio- nellen Einsatz erfolgen. Christian Flisek (SPD): Okay. - Ich würde jetzt vielleicht noch mal eine Rückkopplung machen. Auch da noch mal natürlich der Ansatz: Das Heute hatten wir einen ersten Zeugen hiergehabt, Ganze, die Prüfung für die Zertifizierung, fand der vom BSI war, der sich dort mit Zertifizie- eben nicht im Wirkbetrieb, im operativen Einsatz rungsverfahren beschäftigt hat, Prüfverfahren, statt, sondern unmittelbar, nachdem das dann entsprechenden Prüfverfahren nach der TKÜV. entwickelt wurde. Dieser Absatz oder diese Stel- Im Wesentlichen wurde bei uns jetzt in der Zeu- lungnahme geht aber auch davon aus, dass im geneinvernahme herausgearbeitet, dass dieses Prinzip durch die Konfiguration und durch Ein- Prüfverfahren im Wesentlichen unmittelbar nach stellungen - ich sage mal - natürlich auch ein Zu- der Entwicklung eines solchen Systems - ich stand herbeigeführt werden kann, der dann gege- nenne das jetzt mal ein System - ansetzt und benenfalls nicht zertifizierbar wäre, wo das BSI keine Prüfung im Wirkbetrieb ist. Wenn man dann eine Zertifizierung verweigert hätte. Wie dann sozusagen von einem BSI-zertifizierten Sys- wurde denn sichergestellt im Betrieb dann, dass tem spricht, frage ich Sie jetzt auch ganz offen: diese Konfigurationen nicht in einer Weise statt- Welche Aussage - qualitativ - ist denn damit nach gefunden haben, dass das Ganze sozusagen dann Ihrer Ansicht verbunden? in einen Bereich kippt, der problematisch wäre? Ich gehe davon aus, dass das nicht der Fall war, Zeuge A. S.: Zum einen ist es so, dass wir das BSI aber welche Maßnahmen sind denn da positiv er- entwicklungsbegleitend eingebunden haben, ge- griffen worden? rade bei dem Teil, wo der Separator mit dabei

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Zeuge A. S.: Die Maßnahmen bestehen daraus, mir das dann erklären zu lassen mit entsprechen- dass wir Juristen im Bereich eines - das nennt den technischen Experten. sich bei uns - G-10-Bereich haben, die auf solche Sachen schauen. Zeuge A. S.: Die Konfiguration wird ja nicht ohne das Einverständnis eines Juristen geändert. Christian Flisek (SPD): Die? Christian Flisek (SPD): Okay. - Letzte Frage: Sind Zeuge A. S.: Die auf solche Sachen schauen und denn aus Ihrer Sicht während der Zeit, in der Sie prüfen, ob das so in Ordnung ist. dort die Verantwortung mit hatten, die BSI-Vor- gaben eingehalten worden? Christian Flisek (SPD): Heißt das dann auch, dass Juristen dann dorthin - - Sie haben ja gerade Zeuge A. S.: Soweit ich das als Nichtjurist be- gesagt, beim Einspielen zum Beispiel des Such- urteilen kann, ja. profils - habe ich Sie richtig verstanden? - Christian Flisek (SPD): Sie haben eine Einschrän- Zeuge A. S.: Ja. kung jetzt: Soweit Sie es als Nichtjurist beurtei- len können. Aber es gab keine Auffälligkeiten Christian Flisek (SPD): - sind Juristen vor Ort ge- oder irgendwie mal größere Veränderungen in wesen, weil die dann die CD sozusagen einerseits diesem Bereich? irgendwohin geschoben haben, und wenn sie wieder rauskamen und das eingespielt war, ha- Zeuge A. S.: Nein. ben sie es vernichtet. Aber haben sich Juristen öfter vor Ort aufgehalten? Haben die Stichproben Christian Flisek (SPD): Okay. Danke. immer wieder mal gemacht? Waren die da und haben sich das angeschaut, oder haben die sich Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- berichten lassen von beispielsweise Ihnen, was lichen Dank. - Wir kommen jetzt zu den Fragen dort läuft? der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Herr Kol- lege von Notz. Zeuge A. S.: Nein, die haben sich nicht von mir berichten lassen. Letztendlich geht es am Ende Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- darum, die Endergebnisse zu prüfen. Wenn da NEN): Herr A. S., ich wollte vorweg noch mal fra- irgendwas falsch laufen würde, dann würden die gen: Was war denn bis zum 14.10.2005, glaube Juristen sicherlich auf den Bereich bei mir zu- ich, genau Ihre Aufgabe? Sie waren Leiter? kommen und würden sagen: Da stimmt vorne was nicht; das müsste geändert werden. Zeuge A. S.: Ich bin Leiter eines Sachgebietes ge- wesen und damit verantwortlich für die Technik Christian Flisek (SPD): Aber wie würde der Jurist vor Ort, das heißt, bei diesem einen Provider. das erfahren? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Mir ist nicht ganz klar, worauf Sie NEN): Ja, der Provider ist kein Geheimnis mehr. hinauswollen. Aber sind Sie jetzt richtig beschrieben mit „Leiter EVN G 10“, oder waren Sie Leiter des Projekts Christian Flisek (SPD): Na ja, gut, ich bin ja sel- „Eikonal“? ber Jurist. Das heißt, mir muss ja erst mal irgend- ein Sachverhalt zugetragen werden, sei es, ich Zeuge A. S.: Ich bin zeitweise Leiter des Projek- habe dann irgendwelche Techniker, die mir be- tes - - Na ja, für diesen Teilaspekt „Eikonal“ vor richten oder regelmäßig berichten, oder ich selber Ort zuständig gewesen. versuche, mir vor Ort mit meinem laienhaften technischen Verstand ein Bild zu machen oder Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Können Sie das noch mal sagen?

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1. Untersuchungsausschuss

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Zeuge A. S.: Ich bin für den Teilaspekt „Eikonal“ Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- vor Ort, Technik, zuständig gewesen. NEN): Site A, Site B, Site C, das sagt Ihnen nichts? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Also, Sie waren nicht Leiter des Projekts Zeuge A. S.: Ich habe die Begriffe schon mal ge- „Eikonal“? Das waren Sie nicht? hört, nur ich kann es jetzt nicht mehr zuordnen.

Zeuge A. S.: Es gibt ja mehrere Bereiche für - - Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Okay. - Dann müssen wir regional anfan- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- gen. Wofür waren Sie zuständig? NEN): Schon klar. Aber Sie waren nicht Leiter des Projekts „Eikonal“? Sie haben ja die Defini- Zeuge A. S.: Für die Technik, die vor Ort beim tion, die Sie mir eben gesagt haben, bewusst ge- Provider steht. wählt. Deswegen werden Sie ja wohl wissen, was Sie nicht waren. Also, waren Sie jetzt für das Pro- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- jekt „Eikonal“ verantwortlich oder nicht? NEN): Okay. Also in Frankfurt die Technik, die in Frankfurt war. Zeuge A. S.: Nein. Zeuge A. S.: Genau. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Okay. Wer war dafür verantwortlich? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Dafür waren Sie verantwortlich und zu- Zeuge A. S.: Das - - ständig?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Ja. NEN): Also, wer war Ihr Vorgesetzter bei dem Projekt „Eikonal“? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Okay. - Dann knüpfe ich mal an den Be- Zeuge A. S.: Letztendlich verantwortlich ist der reich an, den der Kollege Flisek eben gefragt hat: Abteilungsleiter. Dieses Gebäude, in dem Räume angemietet wa- ren: Sie haben gesagt, man hat das durch eine Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Alarmanlage gesichert. Warum hat man das NEN): Breitfelder. eigentlich gemacht? War das gefährdet, oder?

Zeuge A. S.: Ja. Zeuge A. S.: Das ist eine Vorgabe unserer Sicher- heit. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja. Und wenn Sie jetzt sagen, Sie waren Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- vor Ort dafür zuständig, dann waren Sie bei der NEN): Genau. Aber die wird ja Gründe gehabt ha- Site B dafür zuständig? ben, das zu machen, und als Vor-Ort-Verantwort- licher wird man das ja mit Ihnen wahrscheinlich Zeuge A. S.: Ich weiß nicht mehr, welche Be- besprochen haben. Also: Warum haben Sie eine zeichnung wir damals hatten. Alarmanlage installiert?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Moment mal. Wir machen einen Ein- NEN): Ah, tatsächlich? griff in das Grundrecht, und wir haben dort ein Kryptogerät stehen. Da ist es selbstverständlich, Zeuge A. S.: Nein. dass wir eine Alarmanlage installieren.

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1. Untersuchungsausschuss

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Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Pullach. NEN): Gab es andere Mieter als den BND in dem Gebäude? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Pullach. Hatten Leute aus Bad Aibling Zeuge A. S.: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Zugang zu diesem Raum?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Es gibt oder es gab damals zwei Mit- NEN): Das wissen Sie nicht, oder das dürfen Sie arbeiter, die allerdings dem Bereich technische mir nicht sagen? Unterstützung zugeschlagen waren, die aller- dings aus Bad Aibling kamen, die mir damals ge- Zeuge A. S.: Ich weiß es nicht. holfen haben, die Sachen aufzubauen. Und die hatten auch einen Ausweis. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Halten Sie das an einem so grundrechts- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- sensiblen Bereich, an dem Sie einen Zugriff ha- NEN): Die hatten Ausweise und auch die Zu- ben mit dieser komplizierten Technik, nicht für gangscodes für die Alarmanlage? interessant, wer vielleicht noch im Gebäude auch außerhalb von Geschäftszeiten unterwegs ist? Zeuge A. S.: Jawohl.

Zeuge A. S.: Der Zugang zum Gebäude ist nur zu Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Bürozeiten möglich. NEN): Haben Sie bei den Protokollen, die die Alarmanlage sozusagen hergestellt hat, produ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ziert hat, mal gemerkt, dass die vielleicht mal NEN): Für Mieter. Und es gab andere Mieter. Und eigenständig da reingegangen sind? Sie sagen mir jetzt, Sie wissen nicht mehr, wer andere Mieter waren. Das war nicht Teil Ihres Si- Zeuge A. S.: Nein. cherheitskonzepts. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Das weiß ich nicht. NEN): Haben Sie das überprüft?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Ich habe jedes Mal, wenn ich die NEN): Was wissen Sie nicht? Dienststelle besucht habe, überprüft, wie oft in der Zeit, wo ich nicht da war, der Raum betreten Zeuge A. S.: Ob es andere Mieter gibt oder gab. wurde oder entschärft wurde.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Es wurde nicht besprochen, ob in dem NEN): Und da gab es nie Unregelmäßigkeiten? Gebäude, in dem Sie diesen hoch sensiblen Grundrechtseingriff, wie Sie es eben selbst gesagt Zeuge A. S.: Es gab keine Unregelmäßigkeiten. haben, organisiert haben, ob es da andere Mieter gab, die Zugang in das Gebäude hatten? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Bis Oktober 2005? Zeuge A. S.: Nein. Zeuge A. S.: Genau. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Alles klar. - Wenn Sie sagen, die Leute Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- hatten Ausweise: Wer hatte denn alles Ausweise? NEN): Die Geräte, die Sie dem BSI vorgelegt ha- Also Sie, Ihr Mitarbeiter. Und Sie waren jetzt ben und die das BSI - in Anführungsstrichen - BND vor Ort? Also, wo ist Ihr eigentlicher Sitz? „zertifiziert“ hat, da haben Sie jetzt gesagt, es Kommen Sie aus Pullach oder Bad Aibling? wurde nur eine Typprüfung gemacht, und man

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hätte sich im Vorfeld mit dem Vorgesetzten des Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Kollegen vom BSI, den wir hier gerade gehört ha- NEN): Wären die Amerikaner eigentlich mit mehr ben, verständigt, dass man nur eine Typprüfung als einer Typprüfung einverstanden gewesen bei macht. Jetzt haben Sie eben am Anfang gesagt, ihren hoch sensiblen Geräten, für die sie viel, Sie wussten nicht, wo diese Geräte herkommen. viel Geld in die Entwicklung gesteckt haben, und Da habe ich Sie schon richtig verstanden? da ist jetzt ein anderer Geheimdienst, der BND, und der setzt das BSI daran, das mal auf Herz Zeuge A. S.: Das habe ich nicht gesagt. und Nieren zu überprüfen, das auseinanderzu- schrauben, um zu gucken, was eigentlich wie Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- funktioniert? Wäre das denkbar gewesen, dass NEN): Okay, dann frage ich Sie jetzt noch mal: man das macht? Wussten Sie, wo diese Geräte herkommen? Zeuge A. S.: Durchaus. Zeuge A. S.: Ja. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Da haben die Amerikaner eingewilligt? Da NEN): Und wo kamen sie her? haben die gesagt: Das könnt ihr schon machen?

Zeuge A. S.: Die haben wir eingekauft. Zeuge A. S.: Das ist so explizit nicht gemacht worden, aber ich habe die Sachen ja auseinander- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- gebaut. NEN): Also, sie kamen nicht von den Amerika- nern? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Sie haben das - - Statt des BSI haben Sie Zeuge A. S.: Das System Separator usw. - - das auseinandergebaut?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Ich bin halt Techniker. NEN): Nein, ich frage nach den Racks, nach dem Zeug, was Sie in diesen Raum reingeschoben ha- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wir müssen ben. ein bisschen auf die Zeit gucken.

Zeuge A. S.: Es gab mehrere Systeme. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Sie haben sozusagen als Ersatzvornahme Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- für das BSI diese Anlage einmal auf Herz und NEN): Genau. Aber es gab eben auch welche, die Nieren überprüft? von den Amerikanern kamen. Zeuge A. S.: Ich habe zumindest stichpunktartig Zeuge A. S.: Es gab Geräte von den Amerikanern mir die Sachen angeschaut, was die für solche dort. Systeme verwenden.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Und das haben Sie dem BSI nicht gesagt? NEN): Gibt es darüber einen Bericht oder irgend- was? Zeuge A. S.: Das haben wir dem BSI nicht gesagt, nein. Zeuge A. S.: Nein.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Warum nicht? NEN): Okay.

Zeuge A. S.: Weil das irrelevant ist. Es sind - -

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1. Untersuchungsausschuss

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Gut. Ganz Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Dann bitte ich herzlichen Dank. - Jetzt kommen wir zur Fraktion um Vorlage. Es handelt sich hierbei um MAT A der CDU/CSU. Herr Kollege Kiesewetter. BSI-8a, VS-NfD, Prüfbericht Blatt 10. Auf der zweiten Seite des Prüfberichts findet sich in Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Vielen Dank, einer Art Chronologie unter der Überschrift „Be- Herr Vorsitzender. - Herr Zeuge, ich möchte zu- zugsdokumente und erfolgte Prüftermine“ der rückkommen auf das Thema der Zertifizierung Eintrag „Initiale Besprechung“. Ich schlage vor, und habe da eine Reihe von Fragen, zum Beispiel dass Sie sich das erst angucken und dass ich auch über Ihre Rolle in diesem Bereich, insbeson- dann die Frage stelle. dere, welche Rolle Sie in dem Verfahren zur Zer- tifizierung des sogenannten EVN G 10 III durch (Dem Zeugen werden das BSI gespielt haben. Insbesondere haben Sie Unterlagen vorgelegt - Der zum Beispiel technische Dokumentationen er- Zeuge liest in diesen stellt, die dem BSI dann als Grundlage für die Unterlagen) Prüfung des Erfassungsvorhabens dienten. Das ist „3. Bezugsdokumente und erfolgte Prüf- Zeuge A. S.: Ich kann mich nicht genau erinnern. termine“, dort der Eintrag „[1] Initiale Bespre- Ich habe damals nicht die Federführung gehabt. chung BND/BSI v. 30.03.05“. Ich sollte damals den Bereich, der das macht, un- terstützen. Das sind ja Entwicklungsvorhaben ge- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Haben Sie an wesen. Meine Aufgabe war es, bei dem Zertifizie- dieser ersten Besprechung teilgenommen? rungsprozess zu unterstützen. Zeuge A. S.: Nein. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Die Art und Weise der Unterstützung - ging es da auch um die Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Das heißt, Sie Verfassung von technischen Dokumentationen? können auch nicht sagen, welche weiteren Teil- nehmer dort möglicherweise waren? Zeuge A. S.: Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, damals zumindest technische Dokumen- Zeuge A. S.: Nein. tationen geprüft zu haben. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Der erwähnte Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Das wäre der Prüfbericht - dort auf Seite 2 unter der Num- andere Punkt, eben die Auswertung von Doku- mer 2; ich nehme an, dass das weiterhin vor- mentationen? liegt - nennt als Grundlage der Prüfung „die zu prüfenden Anforderungen … in den diesbezüg- Zeuge A. S.: Ja. lichen gesetzlichen Bestimmungen des novellier- ten G-10-Gesetzes (TKÜV § 27 Abs. 2)“. § 27 - das Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Danke hatten wir heute schon vormittags - der TKÜV - schön. - Auf der zweiten Seite des Prüfberichts - - damals der Absatz 2, heute der gleichlautende Ich nehme an, dass er Ihnen vorliegt oder Ihnen Absatz 3 - definiert ja detailliert die Anforderun- zumindest bekannt ist. gen, die technische Geräte des Bundesnachrich- tendienstes für G-10-Beschränkungsmaßnahmen Zeuge A. S.: Nein. zu erfüllen haben. Deren Einhaltung prüft das BSI. Erst wenn die technischen Geräte für Über- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Wenn nicht, wachungsmaßnahmen nach dem G-10-Gesetz zer- können wir Ihnen den vorlegen. tifiziert sind, darf der BND sie einsetzen. Habe ich das richtig zusammengefasst? Zeuge A. S.: Ja, bitte. Zeuge A. S.: Ich bin kein Jurist.

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Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Hm. Und als Zeuge A. S.: „Ausreichend“ heißt: Es reicht aus, Techniker: Was sagen Sie zu meinem Deutsch? um diese Maßnahme oder dieses Kriterium zu er- füllen. Zeuge A. S.: Dem würde ich zustimmen. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Das habe ich Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Danke. - Was meinen Eltern bei einer Vier in Mathe auch im- ist aus Ihrer Sicht der Sinn dieser Zertifizierung mer gesagt. - Entschuldigung ... (akustisch unver- durch das BSI? Gehe ich recht in der Annahme, ständlich) dass die Zertifizierung dazu dient, die Grund- rechte deutscher Bürger bestmöglich zu schützen, (Heiterkeit) und dann soll es technische Vorkehrungen ge- ben, die gewährleisten, dass G-10-Maßnahmen Zeuge A. S.: Der Gesetzgeber hat kein Noten- möglichst grundrechtsschonend durchgeführt system vorgesehen dafür. werden. Oder worin sehen Sie als Techniker den Sinn der Zertifizierung? Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Bitte? Noch mal! Zeuge A. S.: Nein, den Sinn sehe ich genauso. Zeuge A. S.: Der Gesetzgeber hat kein Noten- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Okay. - In system dafür vorgesehen. dem Schreiben, mit dem das BSI am 9. November 2005 den Prüfbericht an den BND schickte - das Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Also, es gibt ist MAT A BSI-8a, VS-NfD, Blatt 7 f. -, also in kein System, wo es statt „ausreichend“ dann „in diesem Prüfbericht, der auch uns im Ausschuss besonderem Maße“ oder so heißt? Das heißt, bei vorliegt, steht - ich zitiere -: „ausreichend“ ist die Bedingung erfüllt, und da- rüber gibt es keine höher wertende Abstufung? Der Prüfbericht kommt zusam- menfassend zu dem Schluss, dass Zeuge A. S.: Nicht, dass ich wüsste. die geforderten Anforderungen in ausreichendem Maße erfüllt sind Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Okay. Das war und damit die Konformität mit heute früh so nicht klar. Jetzt ist es klar. den gesetzlichen Bestimmungen in der dargelegten Tiefe nachge- wiesen wurde. Gibt es aus Ihrer heutigen Sicht etwas, das die damals getroffenen Feststellungen infrage stellen Ich verstehe das so, dass die Zertifizierung des würde? Wäre aus Ihrer heutigen Sicht etwas an EVN G 10 III damit abgeschlossen war. Ist das der damaligen Bewertung zu korrigieren oder zu richtig? relativieren?

Zeuge A. S.: Das ist richtig. Zeuge A. S.: Fällt mir im Moment nichts ein.

Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Wie verstehen Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ich komme zu Sie diese Ausführungen im Hinblick auf Punkte einem weiteren Punkt. Auf der Seite 2 des BSI- wie „Prüfungstiefe“, „Grad der Durchdringung Prüfberichts findet sich unter der Überschrift durch den BSI-Prüfer“ usw.? Gerade weil es auch „3. Bezugsdokumente ...“ - da, wo wir eben schon heißt „in ausreichendem Maße erfüllt“, muss er mal waren - eine Art Chronologie, und dort ja gewisse Kriterien haben, die ihn dazu veranlas- steht - ich zitiere - unter der eckig geklammerten sen, eben nicht zu schreiben „in befriedigendem Nummer 8: „Vor-Ort-Prüftermin im BFST-Labor Maße“ oder „in sehr gutem Maße“ oder wie auch sowie BND-DFmA“ - vermutlich Fernmeldeauf- immer. klärung - „v. 13.-14.09.05“. Haben Sie am Prüf- termin vor Ort teilgenommen?

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Zeuge A. S.: Nein. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Können Sie etwas zur Umsetzung dieser Empfehlungen sagen Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Wissen Sie, bzw. inwieweit über Umsetzungen diskutiert, ge- welche Komponenten des Systems bei solchen sprochen wurde? Prüfungen begutachtet wurden? Zeuge A. S.: Es ist unsere Philosophie, das Ver- Zeuge A. S.: Die Komponente Separator, das Ver- trauen des BSI nicht zu missbrauchen. Deswegen arbeitungssystem und der DAFIS-Filter. werden solche Maßnahmen umgesetzt. Als Bei- spiel nehme ich das Thema mit den Festplatten. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Vielen Dank. - Es ist selbstverständlich, dass Festplatten, die in Ich möchte bei dem Prüfbericht bleiben. Dort fin- irgendeiner Form Daten enthalten, die möglicher- det sich auf der Seite 2 - wiederum unter der weise oder auch nicht das Grundrecht der Grund- Überschrift „3. Bezugsdokumente ...“ - in der rechtsträger einschränkt, entsprechend behandelt eckig geklammerten Nummer 10: Telefonat werden und gelöscht und vernichtet werden, K.../“ - geschwärzt - „Golke Prüfbericht Anmer- rückstandsfrei. kungen BND v. 12.10.05“. Haben Sie Kenntnisse darüber, worum es in diesem Telefonat zwischen Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Dann möchte dem BND-Mitarbeiter K. und dem BSI-Prüfer ich gerade noch mal bei den Empfehlungen blei- Herrn Golke ging, oder können Sie dazu in ben. Hier heißt es auf der letzten Seite - - Unter öffentlicher Sitzung etwas sagen? der Überschrift „Verhinderung von Fernzugriffen ...“ gibt es eine Empfehlung - ich zitiere -: Zeuge A. S.: Nein, kann ich nicht. Es ist aber üb- licherweise so, dass wir den Prüfbericht vor end- Die Möglichkeit, den Separator- gültiger Version zugesandt bekommen, um gege- Router „in-band“ zu steuern, also benenfalls Formulierungen oder Formulierungs- über den Zugang, den der Verkehr vorschläge zu machen. nimmt, ist zu sperren.

Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Wissen Sie, ob Bitte erläutern Sie uns, was dies bedeutet, bzw. es zu Änderungen mit Blick auf den Entwurf ge- auch, was eine „in-band“-Steuerung ist. kommen ist? Zeuge A. S.: Ja. - Routerkonfigurationen werden Zeuge A. S.: Das kann ich Ihnen nicht sagen. üblicherweise nicht vor Ort eingespielt, also das, was die Provider untereinander machen, weil das Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ich komme einfach zu aufwendig wäre. Es müsste jemand, zum Kapitel 7 des Prüfberichts vom 13. Oktober ein Techniker, rumreisen und müsste diese ganze 2005. Dort gibt es eine Reihe abschließender Konfiguration ändern. Das würde zumindest für Empfehlungen. Sind Ihnen diese Empfehlungen den Zeitpunkt, wo Sie einen Router ändern und bekannt? den Gegenpart eben nicht, zu Ausfall führen, weil erst der Techniker bis zum anderen Router Zeuge A. S.: Nicht wirklich. reisen müsste und da die Konfiguration vor Ort einspielen müsste. Deswegen wird bei den Pro- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Was heißt vidern üblicherweise die Umkonfiguration „in- das? Nicht möglich? band“ gemacht. Das heißt, über die Verbindung, die ohnehin zwischen den beiden Routern be- Zeuge A. S.: Nicht wirklich. steht, werden Konfigurationsdaten ausgetauscht.

Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Nicht wirk- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Vielen lich. Dank. - Worin liegen denn aus Ihrer Sicht die Ri- siken einer solchen Steuerungsmöglichkeit, oder Zeuge A. S.: Ich sehe die jetzt das erste Mal.

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gibt es brauchbare alternative Steuerungsmög- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Konnte das lichkeiten? BSI also aus den von Ihnen im Rahmen der Zerti- fizierung vorgelegten Unterlagen ersehen, dass Zeuge A. S.: In dem Fall geht es ja hier um ein Er- der BND im Rahmen seiner Befugnis aus § 1 Ab- fassungssystem. Da ist die „in-band“-Steuerung satz 2 des BND-Gesetzes auch bei den G-10-Be- ausgeschaltet. Zum anderen gibt es - - Um Ihre schränkungsmaßnahmen anfallende Routinever- andere Frage zu beantworten: Es gibt die Mög- kehre auswerten wollte? lichkeit, das über Netzwerk oder über eine se- rielle Schnittstelle vor Ort zu machen. Zeuge A. S.: Ja.

Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Wissen Sie, Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Sind Ihnen wie mit der Empfehlung des BSI umgegangen Bedenken dagegen bekannt geworden? wurde? Zeuge A. S.: Soweit ich mich erinnere - da muss Zeuge A. S.: Es ist selbstverständlich, dass die ich gerade noch mal schauen -, hat Herr Breitfel- „in-band“-Steuerung ausgeschaltet wurde. der am 12.02.2004 ein Schreiben entworfen oder abgeschickt, dass das Einvernehmen mit der Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Ich komme zu RegTP hergestellt werden muss, die Zertifizie- meiner letzten Frage in dieser Runde. Auf Seite 3 rung durch BSI und eben das abschließend noch des Prüfberichts wird kurz das Thema Routine- zu klären wäre, ob der Zugriff auf Routineverkehr verkehr behandelt. Dieser Routineverkehr wurde rechtens ist. vom zuständigen Prüfer des BSI - ich zitiere wörtlich - „nicht weiter betrachtet und die betref- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Prima, das fenden weiterführenden Verarbeitungszweige reicht uns. Von unserer Arbeitsgruppe in dem nicht weiter behandelt“. Diesen Ausführungen Durchgang keine weiteren Fragen. Danke. entnehme ich, dass das BSI davon ausging, dass der im Rahmen einer G-10-Maßnahme anfallende Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- Routineverkehr in einem anderen Verarbeitungs- lichen Dank. - Wir kommen jetzt zu den Fragen strang weiterverarbeitet werden sollte oder zu- der Fraktion Die Linke in der zweiten Frage- mindest werden könnte. Können Sie bestätigen, runde, und es beginnt Frau Kollegin Renner. dass das so war? Martina Renner (DIE LINKE): Danke, Herr Vorsit- Zeuge A. S.: Dass was jetzt so war? Dass BSI das zender. - Herr A. S., erst mal noch mal eine tri- klar war oder dass wir das gemacht haben? viale Frage, weil es einen Widerspruch gibt zu Aussagen von anderen Mitarbeitern des BND. Sie Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Zunächst ein- haben jetzt gesagt, Sie haben vom Provider einen mal, dass dem BSI das klar war, aber dann auch, Ausweis bekommen, um bei der Telekom hinein- dass der anfallende Routineverkehr in einem an- zugehen. Andere haben gesagt, dass man dort un- deren Verarbeitungsstrang weiterbearbeitet wer- ter der Legende „Institut für Fernmeldestatistik“ den sollte oder hätte werden können. ins Haus gelangt ist. Was stimmt denn jetzt?

Zeuge A. S.: Erstens mal war es BSI klar, dass wir Zeuge A. S.: Das ist kein Widerspruch. das tun können. Das ist offen kommuniziert wor- den. Zum anderen war das ja Sinn des Separa- Martina Renner (DIE LINKE): Ah, okay. Aber die tors, dass wir relativ frühzeitig eine Aufteilung Telekom hat den Ausweis ausgestellt, auf dem machen können, damit wir die rechtlichen An- dann „Institut für Fernmeldetechnik“ stand? forderungen der zwei unterschiedlichen Erfas- sungsarten erfüllen können. Zeuge A. S.: Stimmt.

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Martina Renner (DIE LINKE): Und alle Mitarbei- nur Separator, die in anderen Räumen der Tele- ter des BND sind darüber ins Haus gelangt? kom eingebaut war, verbaut? Wie gesagt, ich bin keine Technikerin. Zeuge A. S.: Richtig. Zeuge A. S.: Gut. - Um das klarzustellen: Uns Martina Renner (DIE LINKE): Gut. Dann hat sich muss ja eine Kopie des Verkehrs zur Verfügung das jetzt für mich geklärt. gestellt werden. Wo der Provider das macht, das wissen wir nicht. Wo er seine Leitungen liegen Dann sprachen Sie von einem Kryptogerät. Muss hat, das wissen wir nicht. Es wird dann eine Ko- ich mir darunter das vorstellen, was in den Un- pie erstellt und in den Raum geleitet, in dem wir terlagen „SINA“ heißt? unser Equipment haben. Wo das stattfindet, das wissen wir nicht. Zeuge A. S.: Genau. Martina Renner (DIE LINKE): Und bei dieser Martina Renner (DIE LINKE): Dann blicke ich da Dopplung wird keine Technik des BND einge- auch durch. setzt?

Dann noch mal eine für uns generelle Frage: Wel- Zeuge A. S.: Nein. che Übertragungskapazität sollte denn der Sepa- rator aufnehmen können? Vielleicht können Sie Martina Renner (DIE LINKE): Noch mal - dann das ein bisschen differenzieren nach Probe- muss ja die Aussage an anderer Stelle falsch ge- betrieb, und dann haben wir mal gehört: einge- wesen sein -: Vom BND zur Verfügung gestellte schränkter Probebetrieb, eingeschränkter Wirk- Technik befand sich nur in den drei vom BND betrieb, voller Wirkbetrieb. Gab es da eine Verän- angemieteten Räumen? derung, eine Steigerung, oder war das immer gleich konzipiert? Zeuge A. S.: So ist das, ja.

Zeuge A. S.: Das liegt außerhalb der Zeit, in der Martina Renner (DIE LINKE): Da haben wir et- ich dort tätig war. Der Probebetrieb war 10 Giga- was anderes gehört. Wollen Sie da noch mal - - bit pro Sekunde. Zeuge A. S.: Es ist mir nicht bekannt, dass wir Martina Renner (DIE LINKE): Okay. - Ich habe dem Provider irgendwelches Equipment zur Ver- noch mal eine Frage zu dem, was ich jetzt mal fügung gestellt haben, um seine Dopplung vorzu- „Erfassungssystem“ nenne, also nicht im engeren nehmen. Sinne nur Separator. Uns wurde hier auch von Zeugen berichtet, dass ein Teil der Technik des Martina Renner (DIE LINKE): Nein, nein, es geht BND und möglicherweise damit auch der Separa- mir nicht um Dopplung. Es geht mir darum, ob tor als Frontend nicht in den drei besonders ge- irgendwelche Komponenten dieses Erfassungs- sicherten Räumen des BND untergebracht war, systems außerhalb dieser drei separat angemiete- sondern sich im Betriebsraum 3 der Telekom be- ten Räume waren. Nix Dopplung und so, sondern fand. Ist das richtig oder falsch? irgendeine Komponente aus diesem Erfassungs- system außerhalb der drei vom BND extra ange- Zeuge A. S.: Nein, das ist ein besonders von uns mieteten Räume. gesicherter Raum. Zeuge A. S.: Ist mir nicht bekannt. Martina Renner (DIE LINKE): Nein, das wollte ich jetzt nicht wissen. Ich wollte - - Die Frage Martina Renner (DIE LINKE): Hätten Sie das wis- zielt darauf: Gab es außerhalb der drei extra vom sen müssen? Weil als technischer Verantwort- BND angemieteten Räume Technik im Rahmen licher - - des Erfassungssystems, also nicht im engen Sinne

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Zeuge A. S.: In der Zeit, wo ich zuständig war, eine angeordnete Telefonnummer bei einer Ein- hätte ich das wissen müssen, und ich hätte es ge- zelmaßnahme nach G 10 haben, und Sie bekom- wusst. men aber nur jede fünfte Sekunde des Telefon- gesprächs mit. Martina Renner (DIE LINKE): Okay. - Was wis- sen Sie denn über die technischen Maßnahmen, Martina Renner (DIE LINKE): Können Sie sich die zur Einhaltung von § 5 G-10-Gesetz im Rah- daran erinnern, dass die Bundesnetzagentur im men der Erfassung realisiert wurden? Also, was Rahmen ihrer - das heißt da nicht „Zertifizie- wurde technisch unternommen, um die Decke- rung“, sondern „Einvernehmen“, glaube ich - - lung von 20 Prozent einzuhalten? zum Beispiel mal solche Überlegungen ange- bracht hat, dass man per Zufall bestimmte Daten- Zeuge A. S.: Es sind keine technischen Maßnah- mengen einfach aussondert, um der 20-Prozent- men vorgenommen worden. Es ist von vorn- Regel gerecht zu werden? herein eine Auswahl an Leitungen vorgenommen worden. Also, wenn es zehn Leitungen gab, dann Zeuge A. S.: Ich kann mich nicht erinnern. hat man sich auf zwei beschränkt. Martina Renner (DIE LINKE): Hatten Sie mit der Martina Renner (DIE LINKE): Und diese zwei Bundesnetzagentur auch Kommunikation? Leitungen, zu wie viel Prozent wurden die er- fasst? Zeuge A. S.: Ja.

Zeuge A. S.: Die zwei Leitungen wurden dann Martina Renner (DIE LINKE): Können Sie sich vollständig erfasst. dort noch konkret an die - ich sage mal - Vor- schläge erinnern, die dort gemacht wurden zur Martina Renner (DIE LINKE): Und diese Inter- Einhaltung der - - Die Bundesnetzagentur hat di- pretation der Vorschrift aus § 5, also 20 Prozent verse technische Vorschläge gemacht, nicht nur des Übertragungsweges, dass man den von dem diesen, den ich gerade referiert habe, per Zufall generell zur Verfügung stehenden Ansatz zählt sozusagen den Datenstrom zu beschränken, son- und nicht von dem tatsächlich abgegriffenen An- dern noch andere. Können Sie sich daran erin- satz, wer hat das vorgenommen in Ihrem Haus? nern? Wer hat diese - - Zeuge A. S.: Nein, ich kann mich nicht daran er- Zeuge A. S.: Das ist juristisch so festgelegt wor- innern. den bei uns, intern. Martina Renner (DIE LINKE): Das hat mich - - Martina Renner (DIE LINKE): Können Sie sich Ich weiß nicht: Habe ich noch eine? - Habe ich noch daran erinnern, wer gesagt hat: „Wenn da das richtig verstanden eben? Sie kannten den zehn Leitungen sind und man nimmt zwei voll- BSI-Prüfbericht nicht, bis er jetzt vorgelegt ständig, ist es okay; da ist dann § 5 Genüge ge- wurde? Oder habe ich das akustisch falsch tan“? verstanden?

Zeuge A. S.: Das kann ich Ihnen nicht mehr sa- Zeuge A. S.: Nein, ich kannte ihn nicht. gen. Wir haben sehr viele Dialoge mit den Juris- ten geführt, was technisch überhaupt Sinn Martina Renner (DIE LINKE): Wie kann das denn macht, und es kam irgendwann mal das Beispiel sein? auf bei Paketverkehren, dass man nur jedes fünfte Paket nimmt, was völlig unsinnig ist, weil dann Zeuge A. S.: Es ist nicht meine Aufgabe gewesen. können Sie alles wegschmeißen. Sie bekommen dann nur Bruchstücke. Das ist so, wie wenn Sie Martina Renner (DIE LINKE): Ja, aber da gibt es eine Behörde, die zertifiziert insbesondere die

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technischen Komponenten. Sie sind der tech- - Okay, hier möchte noch jemand nachhaken. nisch Verantwortliche dieses Projekts und ken- Bitte, Tankred Schipanski. nen diesen Prüf- - Also, mir erschließt sich das gerade gar nicht. Hatten Sie einen anderen - - Tankred Schipanski (CDU/CSU): Da war jetzt, Herr Zeuge, schon die Frage - ich habe einen Mo- Zeuge A. S.: Wann ist der Prüfbericht erstellt ment gefehlt - genau, was die Kollegin Renner worden? eigentlich gefragt hat. Der Zeuge vor Ihnen vom BSI hat ja gesagt, er hat Ihnen diese Zertifizierung Martina Renner (DIE LINKE): 2005, meine ich. faktisch unter der Auflage gegeben, dass die ent- Ich kann Ihnen das Datum - - Haben Sie ihn nicht sprechenden Maßnahmen - ich glaube, fünf Stück bekommen? in dem Bericht - am Ende auch in Ihrem Hause letztlich umgesetzt werden. Jetzt haben Sie ge- RA Johannes Eisenberg: Wieder weggegeben. sagt, Sie persönlich haben diese Maßnahmen - - Die waren Ihnen anscheinend jetzt nicht bekannt, Zeuge A. S.: Er ist wieder weg. weil Sie diesen Bericht nicht kannten. Wer ist denn dann in Ihrem Hause für die Umsetzung Martina Renner (DIE LINKE): 13.10.2005. dieser Maßnahmen, dieser Auflagen durch das BSI zuständig? Zeuge A. S.: Um es mal - - Noch mal - - Da muss ich mal gerade überlegen. Das Ganze ist ja ein Zeuge A. S.: In dem Fall der Entwicklungs- sehr komplexes Projekt gewesen. Es gab dann so bereich. Die haben das System entwickelt. Die eine Steering Group - nannte sich das -; da wur- sind für die Umsetzung zuständig. den Teilprojektleiter ernannt und Aufgaben ge- nau aufgeteilt. Diese Prüfung war nicht meine Tankred Schipanski (CDU/CSU): Okay. - Und Aufgabe. wissen Sie, wer das in dem konkreten Fall jetzt war? Haben Sie da einen Namen, ob das ein Ent- Martina Renner (DIE LINKE): Aber in diesem Be- wicklungschef oder Abteilungsleiter, Referatslei- richt - - ter oder - -

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Letzte Frage. Zeuge A. S.: Das kann ich Ihnen nicht mehr sa- gen. Das weiß ich nicht. Martina Renner (DIE LINKE): Ja, genau. - In die- sem Bericht gibt es ja auch Vorschläge, die die Tankred Schipanski (CDU/CSU): Und Sie kom- Technik betreffen. Aber das können wir dann munizieren dann mit dem entsprechenden Ent- nachher noch mal diskutieren. wicklungschef? Oder wie ging denn da die Kom- munikation? Zeuge A. S.: Okay. Zeuge A. S.: In dem Fall war das nicht meine Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen Aufgabe. Dank. - Als Nächstes wäre die Fraktion der CDU/CSU dran. Tankred Schipanski (CDU/CSU): Gut. Sehr inte- ressant. Danke, dann war es das. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Wir haben im Moment keine Fragen. Danke. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Ich sehe keine weiteren Fragen der CDU/CSU und (Tankred Schipanski komme damit zur Fraktion von Bündnis 90/Die (CDU/CSU): Ich wollte nur Grünen. Der Kollege Ströbele hat das Wort. noch mal nachhaken!) Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Danke. - Herr A. S., diese Einschränkung

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20 Prozent, haben Sie gesagt - das haben wir ja Zeuge A. S.: Deswegen ist das System mehrstufig auch schon von anderen gehört -, passt nicht für ausgelegt. Paketvermittlung, paketvermittelte Verkehre. Das kann ja eigentlich auch nicht, weil das Gesetz Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- entstanden ist, als es das noch nicht gab oder je- NEN): Bitte? denfalls noch nicht das Problem so klar war. Ha- ben Sie mal erwogen - Sie selber oder der Bun- Zeuge A. S.: Das System ist mehrstufig ausgelegt. desnachrichtendienst - oder haben Sie die Anre- Die Filterung erfolgt mehrstufig. Die letzte auto- gung weitergegeben, das Gesetz so zu gestalten, matische Instanz ist der DAFIS-Filter, und da- dass es auch anwendbar ist? nach schauen sich Mitarbeiter, die entsprechend verpflichtet sind, das Ganze an. Inwiefern da jetzt Zeuge A. S.: Dazu bin ich, glaube ich, nicht in irgendwas nicht korrekt läuft, kann ich Ihnen der richtigen Position. Es gibt ja - - nicht sagen, weil das außerhalb meines Zustän- digkeitsbereiches ist. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Na, Sie stellen den Mangel fest oder das Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Problem fest. Da kann ja der Gesetzgeber, der sich NEN): Daraus schließe ich, dass Sie die Frage mit da nicht so genau auskennt - jedenfalls nicht alle Ja beantworten, dass Ihnen da Probleme bekannt 600, über 600 Abgeordneten -, nicht drauf kom- geworden sind und dass deshalb - men. Also dass Sie so was weitergeben und sa- gen: Wollt ihr da nicht mal anpassen? Zeuge A. S.: Der Separator kann - -

Zeuge A. S.: Es sind regelmäßig Besuche der Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- G-10-Kommission und des PKGr beim BND, und NEN): - zusätzliche Möglichkeiten der Filterung dann gibt es entsprechende Gremien, die mit den erwogen und umgesetzt wurden. Leuten des PKGr und der G-10-Kommission spre- chen. Ich sehe das als deren Aufgabe, solche Sa- Zeuge A. S.: Das ist normal. Wenn jemand in chen vorzubringen. Frankreich, ein Deutscher in Frankreich, telefo- niert, dann erkenne ich das nicht an der Telefon- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- nummer, sondern ich muss andere Kriterien he- NEN): Also vom BND dann vorzubringen? ranziehen.

Zeuge A. S.: Richtig. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Aha. Also Sie haben keine Anregung dazu Zeuge A. S.: Der Separator ist vom Prinzip her gegeben. Das hatte ich Sie ja eigentlich nur ge- einer, der nach Telefonnummern sortiert. fragt. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zu dem Separator noch mal. Wir haben uns ja NEN): Ja. - Können Sie sagen, wie viel Prozent heute Vormittag schon intensiv damit befasst. nach Ihrer Auffassung der Separator nicht Der Separator separiert Routineverkehre und schafft? G-10-Verkehre und Müll oder andere Verkehre. Ist Ihnen mal bekannt geworden, dass es Zweifel Zeuge A. S.: Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil gibt, ob dieses Separieren tatsächlich zuverlässig das davon abhängt, wie gut die IP-Adressen re- klappt, und zwar hundertprozentig, oder ob doch cherchiert worden sind. die Gefahr besteht, dass bei den Routineverkeh- ren doch einiges drin ist, was der Separator nicht Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- erfasst oder nicht erfassen kann? NEN): Ja, aber Sie haben es doch schon mal aus- probiert -

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Zeuge A. S.: Letztendlich werde ich - - Zeuge A. S.: Ich habe eine andere Aufgabe über- nommen, und das hat mich voll ausgefüllt. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): - und sind dazu gekommen: Reicht nicht. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Wir brauchen jetzt zusätzliche Sicherung oder - - NEN): Ah ja. - Wäre Ihnen das denn mitgeteilt worden, wenn Sie gefragt hätten, oder ist das so Zeuge A. S.: Der Weg ist eher umgedreht. Was zu, dass man sagt: „Das hat dich nicht mehr zu erst da war, war der DAFIS-Filter, und der Sepa- interessieren“? rator kam nachher. Zeuge A. S.: Ich bin mir nicht sicher. Normaler- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- weise - - Das war die Zeit, als wir noch eher so NEN): Ja. Ja, trotzdem. Weil vorhin Herr Golke, ein Schottenprinzip hatten. Das heißt: Kenntnis den wir gehört haben - - der hat uns gesagt, er nur, wenn nötig. habe sich da nicht mit befasst, aber das ginge auch gar nicht; das sei sowieso klar: 100 Prozent Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- klappt das nicht, aber er hätte da auch keine NEN): Das heißt, als Sie aufgehört haben, sind Sie Überprüfungen vorgenommen. davon ausgegangen: „Wir haben das jetzt zur An- wendungsreife entwickelt, ohne Probleme, ohne Zeuge A. S.: Ja, er hat ja selbst geschrieben, dass dass Probleme bleiben“? das abhängig ist von der Konfiguration. Zeuge A. S.: Nein, davon sind wir grundsätzlich Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- nicht ausgegangen. Wir sind davon ausgegangen, NEN): Ja. Und blieben denn, jetzt mal diese gan- dass wir mit dem ersten System die ersten zen Einzelheiten beiseitegelassen, nachdem Sie Schritte gehen und verifizieren müssen, ob das so nun alles, was Sie schon geschildert haben und funktioniert, wie wir uns das ausgedacht haben. dann gemacht haben - - war denn da sicher, dass alles klar ist, dass alles rausgefiltert ist, oder gab Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- es immer noch Bedenken? NEN): Gut.

Zeuge A. S.: Das - - Für den Separator bin ich ja Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay? - Herz- nur kurz in dem Probebetrieb dabei gewesen. lichen Dank. Es wären noch 50 Sekunden übrig. Was danach war, kann ich Ihnen nicht sagen. Für eine gute Frage und eine nicht mehr zur Zeit zählende Antwort wäre das möglich. Dann ma- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- chen wir das in der nächsten Runde. Dann kom- NEN): Haben Sie mal was davon gehört, dass das men wir jetzt zur Fraktion der SPD. - Dort gibt es Ganze wieder eingestellt worden ist, weil man keine weiteren Fragen. nicht sicher war? Dann kommen wir in der nächsten Runde wieder Zeuge A. S.: Nein, habe ich nicht. zur Fraktion Die Linke. Frau Kollegin Renner.

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Martina Renner (DIE LINKE): Sie kennen nicht NEN): Nie gehört? den BSI-Prüfbericht. Kennen Sie Herrn - ich muss jetzt überlegen, dass ich den Namen richtig Zeuge A. S.: Nein. ausspreche; wir haben es ja heute gelernt - Golke?

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Herrn Golke kenne ich. NEN): Sie haben ja einige Zeit da verbracht und einige Mühe auch damit verbracht. Was daraus Martina Renner (DIE LINKE): Ach. geworden ist, hat Sie nie interessiert oder hat man nie an Sie herangetragen?

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Zeuge A. S.: Also, „kennen“ ist übertrieben. Ich Martina Renner (DIE LINKE): Wenn Sie das Ge- habe ihn getroffen. - So. rät mal aufgeschraubt haben, da reingeguckt ha- ben und sich da so super mit auskannten: Warum Martina Renner (DIE LINKE): Bei der Labor- waren Sie nicht derjenige, der den Kontakt zum prüfung des Separators, oder wo haben Sie ihn BSI hatte? getroffen? Zeuge A. S.: Ich sprach von drei verschiedenen Zeuge A. S.: Nein. Wir haben vorher zwei andere Systemen. Systeme zertifizieren lassen vom BSI, und das war damals meine Aufgabe. Martina Renner (DIE LINKE): Okay.

Martina Renner (DIE LINKE): Den Kontakt mit Zeuge A. S.: Eines davon, nämlich das, was wir ihm zu halten, dem BSI? von den Amerikanern bekommen haben, habe ich aufgeschraubt und reingeschaut. Zeuge A. S.: Nein. Der Kontakt besteht nur darin, das System vorzustellen, Dokumentation, alles, Martina Renner (DIE LINKE): Ah. Was war das was er von uns erwartet, ihm zu liefern, bis das denn genau? System zertifiziert ist, und danach gibt es keinen Kontakt mehr. Zeuge A. S.: Mehr oder weniger handelsübliche Komponenten. Also, die kochen auch nur mit Martina Renner (DIE LINKE): Und bei diesem Wasser. Das war so meine Feststellung. System hat aber ein anderer Mitarbeiter diesen Kontakt mit Herrn Golke aus dieser Projekt- Martina Renner (DIE LINKE): Ja, das hilft uns gruppe geführt, nicht Sie? jetzt aber nichts, weil wir ja durchaus hier Be- zeichnungen zu den einzelnen Komponenten Zeuge A. S.: Wenn Sie das System mit dem Sepa- vorfinden in den Unterlagen und schon ganz rator meinen, - gerne wüssten, welche dieser Komponenten es gewesen ist. Wir haben ja Organigramme. - Nein, Martina Renner (DIE LINKE): Ja. Organigramme ist das falsche Wort.

Zeuge A. S.: - dann hat das jemand anders ge- Zeuge A. S.: Schematische Zeichnungen, oder macht, ja. was?

Martina Renner (DIE LINKE): Er hat ja nicht nur Martina Renner (DIE LINKE): Schaltpläne und den Separator sich angeguckt, sondern das ganze Ähnliches. Erfassungssystem. Zeuge A. S.: Ja, kann ich Ihnen in nichtöffent- Zeuge A. S.: Genau. Deswegen habe ich gesagt: licher Sitzung sagen. das System mit dem Separator. Martina Renner (DIE LINKE): Gut, dann haben Martina Renner (DIE LINKE): Ja, zu dem der wir schon drei Sachen, die wir jetzt in die nicht- Separator gehört. öffentliche Sitzung geschoben haben. Die muss ich mir nur alle merken. Zeuge A. S.: Genau. Ich grüble immer noch: Sie waren da ja wirklich Martina Renner (DIE LINKE): Wer war das? der technische Experte. Warum hatte das BSI in Können Sie uns die Initialen nennen? dieser Sache nicht mit dem technischen Experten dann den Kontakt, sondern mit jemand anderem? Zeuge A. S.: Wer da zuständig war, kann ich Ihnen nicht mehr sagen. Das weiß ich nicht.

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Zeuge A. S.: Der Auftrag für den Separator ist an Also, der BND schreibt an die Bundesnetzagen- den Entwicklungsbereich gegangen. Wir haben tur. vorher eine sogenannte abgeschirmte Operation gehabt, wo möglichst wenig interne Bereiche be- Ich halte Sie auf dem Laufenden, teiligt waren. Das heißt, ich habe alles selbst in wenn wir die erste Anordnung ha- die Hand genommen. Danach war das ganze ben und die Anlage installieren. Thema viel zu komplex. Gerade bei der IP-Erfas- Hier im Hause hat es etwas Un- ruhe gegeben, weil in Ihrem sung sind wir darauf angewiesen, Entwickler ein- Schreiben von einem „Separator zubinden, die in Außenstellen gearbeitet haben, zur G 10-Erfassung“ die Rede ist, den Entwicklungsbereich einzubinden. Deswe- mit „Separator“ hier aber nur der gen war die Hoheit beim Entwicklungsbereich. Eingangsrouter selbst bezeichnet wird. Das Erfassungsprojekt, des- Martina Renner (DIE LINKE): Jetzt haben Sie sen „G 10-wirksamer“ Bestandteil mich natürlich neugierig gemacht. Diese vorher der Separator zwar ist, wird im abgeschirmte Operation, zu der Sie Kontakt zu BND mit dem Namen der Haus- Herrn Golke hatten, war auch ein kabelgeschütz- halts-Planungsunterlage bezeich- net.* ter Abgriff in der Bundesrepublik? Das verwirrt mich komplett. Was ist denn, bitte, Zeuge A. S.: Ja. Ansonsten bräuchten wir die Zer- der G-10-wirksame Bestandteil des Separators? tifizierung ja nicht. Zeuge A. S.: Das weiß ich jetzt auch nicht. Martina Renner (DIE LINKE): Das wäre schön ge- wesen, wir hätten heute Morgen mit Herrn Golke Martina Renner (DIE LINKE): Wollen Sie sich darüber reden können. Wussten wir nicht. Wir das mal durchlesen? können uns auch schon denken, welcher es ist. - Und weil das jetzt keine abgeschirmte Operation Zeuge A. S.: Ja, bitte. war, konnte es auch jemand anderes machen, den Kontakt zum BSI halten? Martina Renner (DIE LINKE): Okay. Ich habe es auch nicht verstanden. Aber es ist Unruhe im Zeuge A. S.: Es ist so von Herrn General Breitfel- Haus, man schreibt an die Bundesnetzagentur, der festgelegt worden. und danach ist nur noch Verwirrung. Martina Renner (DIE LINKE): Okay. - Dann gibt (Dem Zeugen werden es ja auch noch die Bundesnetzagentur, die ja ihr Unterlagen vorgelegt - Der Einvernehmen erklären muss, und da haben wir Zeuge liest in diesen Unterlagen auch bekommen. Ich hatte vorhin Unterlagen) schon angemerkt, dass es dort Vorschläge gab, technisch das Problem der 20-Prozent-Reduktion Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wenn Sie sie durch eine zufällige Löschung eines bestimmten hätten, dann könnten wir auch mitblättern. Die Anteils im Übertragungsweg zu realisieren. Auf Zeit ist auch gestoppt. diesen Vorschlag hin antwortet der BND am 26. Juli 2005 - da habe ich tatsächlich einfach Martina Renner (DIE LINKE): Ordner 1, Blatt 10 eine Verständnisfrage; vielleicht können Sie mir folgende. da helfen -:

So, ich hoffe, die Informationen sind nützlich für Sie.

* Anmerkung Stenografischer Dienst: Die Fundstelle lautet: MAT A BNetzA-5-1a, Blatt 17.

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Zeuge A. S.: Okay, was wollen Sie jetzt noch mal Erst mal: Können Sie eine Einschätzung geben, wissen? Wenn Sie Ihre Frage noch mal wieder- von welchen Datenmengen wir da reden? Wie holen können, bitte. viel Daten gehen da durch die Filter?

Martina Renner (DIE LINKE): Was denn hier un- Zeuge A. S.: Bei leitungsvermittelten Verkehren? ter dem „G-10-wirksamen“ Bestandteil gemeint ist, der da in Anführungsstriche gesetzt ist. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Erst mal bei leitungsvermittelten. Zeuge A. S.: Ja, das System besteht ja nicht nur aus dem Separator, sondern wir müssen sowohl Zeuge A. S.: Was - - Welches System? G 10 oder der RegTP oder Bundesnetzagentur als auch dem der Auftrag, den der BND aufgrund seiner - - BSI die gesamte Anlage vorführen, und das ist nicht der Separator, sondern das ist der Separator Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- als Eingangsmodul, kann man sagen, dann die NEN): Insgesamt. Wie viel wird ausgeleitet, und Verarbeitungskomponenten plus der DAFIS-Fil- wie viel geht dann durch den Separator? ter. Ist das klarer jetzt? - Offensichtlich nicht. Zeuge A. S.: Beim Separator sprechen wir nur Martina Renner (DIE LINKE): Also noch mal an- von paketvermittelten Verkehren. ders: Sind 100 Prozent des gedoppelten, erfassten Leitungsweges durch den Separator gelaufen? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Aha. Und bei den leitungsvermittelten Zeuge A. S.: Ja. Verkehren, wie viel landet denn da an?

Martina Renner (DIE LINKE): Komplett? Alle Da- Zeuge A. S.: Ich kann es Ihnen nicht mehr exakt tenarten, die erfasst wurden, sind alle durch den sagen. Separator gelaufen? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Ja. NEN): Mir reicht eine ungefähre Zahl.

Martina Renner (DIE LINKE): Es ist nicht vorher Zeuge A. S.: Ungefähr. Da muss ich gerade mal schon irgendetwas separiert worden? überlegen. Ungefähr 622 Megabit. Aber das ist reine ... (akustisch unverständlich) Zeuge A. S.: Nein. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Martina Renner (DIE LINKE): Okay. Dann müs- NEN): 622 Megabit. sen wir nachher noch mal fragen, weil ich hatte ja schon den Hinweis. Zeuge A. S.: Genau.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Die Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- 40 Sekunden bringen jetzt nichts mehr, oder? NEN): Die landen da an, und dann werden die Aller klar. - Dann kommen wir jetzt zur Fraktion gefiltert. der CDU/CSU. Dort sehe ich keinen weiteren Fra- gebedarf. Dann kommen wir wieder zur Fraktion Zeuge A. S.: Ja. von Bündnis 90/Die Grünen. Herr Kollege von Notz. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Und bevor die gefiltert werden - frage ich Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Sie jetzt noch mal ganz direkt -, werden die ir- NEN): Ja, genau. - Vielleicht mache ich doch da gendwie noch mal gedoppelt, gespiegelt, irgend- noch mal weiter, im Hinblick auch auf die Akten wo hingeschickt, gespeichert? bei den leitungsvermittelten Verkehren.

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Zeuge A. S.: Nein. Zeuge A. S.: Es gab zu der Zeit keine CD-Brenner, die das so schnell hinbekommen. Es macht auch Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- überhaupt keinen Sinn. Wer soll denn das dann NEN): Auch nicht die Meta-, nicht die Verkehrs- am Ende verarbeiten? Sie müssen es ja irgendwie daten, nichts davon? weiterverarbeiten. Es muss ja irgendwas Sinnvol- les für den BND dabei rauskommen. Zeuge A. S.: Nein. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja. Das müssen wir nachher in der einge- NEN): Da sind Sie absolut sicher? stuften Sitzung noch mal weiterdiskutieren, weil ich Ihnen dazu etwas vorhalten muss. Zeuge A. S.: Ja. So, noch mal zu dieser Frage. Ich will das noch Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- mal zusammenfassen, weil ich das bemerkens- NEN): Könnte eine solche Maßnahme erfolgen, wert finde. Sie waren letztlich Projektleiter von ohne dass Sie das mitbekommen? „Eikonal“ für eine bestimmte Zeit, aber Sie hat- ten trotzdem nicht Kenntnis über alles, was pas- Zeuge A. S.: Selbst wenn - es hätte keine Auswir- siert ist, sondern im Grunde liefen die Fäden kungen. Niemand kommt an die Daten ran. beim AL 2 zusammen und nicht bei Ihnen zwin- gend. Über bestimmte Sachen wussten Sie auch Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- nicht Bescheid. NEN): Niemand außer dem BND? Zeuge A. S.: Richtig. Zeuge A. S.: Niemand außer dem BND, ja. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ist das Teil des „need to know“ bei so sen- NEN): Ja, das mag ja sein. Aber trotzdem sozusa- siblen, abgeschirmten Operationen, dass selbst gen - - der Projektleiter nicht über alle Dinge des Pro- jekts Bescheid weiß? Zeuge A. S.: Wenn wir keine Kenntnis davon ha- ben, dann kommen wir auch nicht an die Daten Zeuge A. S.: Das kann ich nicht beurteilen. Wenn ran, weil wir ja nicht wissen, wo sie sind. der Abteilungsleiter meint, dass ich davon keine Kenntnis haben muss, dann hat er das so gehand- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- habt. NEN): Nein, das ist schon klar. Das ist schon klar. Aber wenn Sie sozusagen von all den Daten, von Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- 622 Megabit pro Sekunde, eine Kopie ziehen und NEN): Kam Ihnen das damals komisch vor, oder es irgendwie - was weiß ich - auf Festplatten le- ist das State of the Art gewesen? Wenn mich je- gen, auf DVDs pressen oder so, wäre das ja schon mand zum Projektleiter macht jetzt, dann würde ein relevanter Vorgang. Deswegen würde ich ich schon gerne wissen, was da insgesamt pas- gerne hören, wenn das der Fall ist. siert, weil ich bin ja irgendwie verantwortlich. Deswegen frage ich mich, ob Sie das irritiert hat, Zeuge A. S.: Gut. Um Ihnen das deutlich zu ma- dass Sie von bestimmten Prozessen nicht tangiert chen: 622 Megabit bedeutet, Sie haben alle acht waren, obwohl Sie der Projektleiter waren. Sekunden eine CD, die Sie brennen müssten. Zeuge A. S.: Das ist irritierend, ja. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja, das ist viel Stoff. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja. - Erinnern Sie einen Streit über die

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Auslegung der Auffassung, der juristischen Auf- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- fassung, dass man Routineverkehre erfassen NEN): Sagt Ihnen der Begriff des Snapshots was? kann, indem man eine G-10-Genehmigung orga- nisiert? Zeuge A. S.: Ja.

Zeuge A. S.: Nein. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Wissen Sie, was ein Pre-Snapshot ist? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Können Sie sich nicht daran erinnern, Zeuge A. S.: Sagt mir nichts. dass es da durchaus zwei Meinungen zu gab? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Tut mir leid, nein. NEN): Können Sie mal erklären, was ein Snap- shot ist? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Nicht in Runden, in denen Sie waren? Zeuge A. S.: Ja, man macht eine Aufzeichnung, kurzfristig. Zeuge A. S.: Richtig. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Von was? NEN): Die Juristen, die mit Ihnen gesprochen ha- ben, die haben immer gesagt, das kann man super Zeuge A. S.: Von einem Signal. so machen? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Am Ende kriege ich eine Anwei- NEN): Ja, und dann? sung, wie ich was technisch umzusetzen habe. Zeuge A. S.: Dann bestimmt man Parameter, die Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- wir für die Einstellung der Geräte brauchen. NEN): Ja, klar. Ich frage Sie. Es gibt ja Diskussio- Also, bei leitungsvermittelten Verkehren zum nen. Der BND ist ja kein Rack, wo man oben ir- Beispiel müssen Sie das Multiplexverfahren ken- gendwas einstellt, und dann läuft das so, sondern nen, mit denen die Daten gemultiplext sind oder es finden ja auch Diskussionen statt. Deswegen die Verkehre gemultiplext sind. Wenn Sie das habe ich Sie gefragt: Gab es Diskussionen da- nicht wissen - - rüber, dass das zumindest eine steile These ist ju- ristisch, dass man hier mit solchen Kniffs, Türöff- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- nern, Tricks an die Routineverkehre rankommen NEN): Wo macht man den Snapshot? will? Zeuge A. S.: Den macht man am Kabel direkt. Zeuge A. S.: Wie ich schon erwähnte, war es nicht abschließend klar, ob das so gemacht wer- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- den kann. Das stand in einem Schreiben vom Ab- NEN): Am Kabel direkt? teilungsleiter. Letztendlich werde ich nur an dem Ergebnis dieser juristischen Prüfung beteiligt. Zeuge A. S.: Ja.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Also, man hat Ihnen das sozusagen als „So NEN): Vor - - machen wir das jetzt“ vorgesetzt? Zeuge A. S.: Bevor man ein System dorthin stellt. Zeuge A. S.: Jawohl. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Macht man das auch zwischendrin mal?

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Zeuge A. S.: Nein. Zeuge A. S.: Nein.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Das macht man, bevor man das System da NEN): Jetzt noch mal ganz kurz zu dieser grund- aufstellt, und danach macht man keinen Snap- sätzlichen Frage, die uns ja alle sehr bewegt und shot mehr? damals ja auch eine große Diskussion war. Als Sie das Projekt „Eikonal“ begonnen haben, da Zeuge A. S.: Das ist nicht üblich. war ja noch nicht komplett umgestellt worden auf Paketvermittlung bei dem Datenweiterleiten. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Es lief ja viel noch über Leitungsvermittlung, und NEN): Warum? Was ist daran problematisch? das veränderte sich ja stark.

Zeuge A. S.: Ich verstehe Ihre Frage nicht. Zeuge A. S.: Ja.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Na ja, ich - - Ich weiß immer gar nicht, wie NEN): Hatte der BND das Gefühl, da bei dieser ich das jetzt sagen soll, aber ich habe viel über Umstellung dieses Prozesses rechtlich gut aufge- Snapshots gelesen, nicht immer nur in Ihrer Zeit. stellt zu sein bei dem, was man tat? Jetzt mal völ- Nach meinem Kenntnisstand ist der Snapshot ein lig unabhängig von den Amerikanern, aber bei durchaus problematischer Eingriff, auch recht- dem, was man tat, hatte man das Gefühl, dass die lich problematisch. technische Veränderung, die sich vollzog bei der Kommunikation und den rechtlichen Instrumen- Zeuge A. S.: Ja, das sehe ich auch so. ten, die man hatte, dass das noch passte?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Das müssen bei uns Juristen beurtei- NEN): Genau. Können Sie das erläutern, warum len. das so ist? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Sie haben damit aufgezeichnete Da- NEN): Mit denen haben Sie ja regelmäßig zusam- ten, die unter Umständen Grundrechtsträger be- mengesessen als Leiter dieses wirklich sensibles treffen. Projekts. Da müssen ja irgendwie Diskussionen stattgefunden haben. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Genau. Und nach Ihrer Kenntnis sind, Zeuge A. S.: Wir haben mit den Juristen Dialoge nachdem man die Dinge aufgestellt hat, keine geführt, wie die Technik aussieht, was das für die Snapshots mehr erfolgt? Umsetzung bedeutet.

Zeuge A. S.: Nicht mit meiner Kenntnis. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Und hat nicht mal irgendjemand gesagt: Ja, Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- da brauchen wir ein neues Gesetz für? NEN): Aber ohne Ihre Kenntnis wäre es doch zu- mindest bis Oktober 2005 eigentlich nicht mög- Zeuge A. S.: Es ist angesprochen worden, ja. lich gewesen. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Richtig. NEN): Und?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge A. S.: Und was? NEN): Aber danach eventuell. Aber unter Ihrer Leitung sind da keine Snapshots erfolgt? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Und es ist kein neues Gesetz gekommen.

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Zeuge A. S.: Soweit ich weiß, nicht. Zeuge A. S.: Wir müssen mit einem Extragerät vor Ort fahren und dort eben so was machen. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Nein. Und dann hat man eben versucht, Martina Renner (DIE LINKE): Okay. - Das Zweite mit den Instrumenten, die man hatte, irgendwie ist: Von einer Kollegin des BND, die den soge- was zu basteln. Würden Sie das so teilen, die nannten Schwachstellenbericht - so heißt er Einschätzung? nicht, aber so ist er genannt worden - verfasst hat, haben wir gehört, dass es im Vorfeld ihrer Ver- Zeuge A. S.: Nein. nehmung - also nicht Ihrer, sondern der Kolle- gin - eine Besprechung im Bundeskanzleramt zu Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- „Eikonal“ gegeben hat, in dem sich das Bundes- NEN): Sondern? kanzleramt die Funktionsweise des Projektes er- läutern ließ. Waren Sie bei dieser Unterredung Zeuge A. S.: Das Basteln hört sich so laienhaft an, auch zugegen? oder hingefrickelt. Zeuge A. S.: Nein. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ich glaube, dass Sie das hoch professionell Martina Renner (DIE LINKE): Hatten Sie die gemacht haben. So ist es nicht gemeint. Aber die Möglichkeit, sich auf die heutige Vernehmung Lösung wäre gewesen, ein neues Gesetz zu be- mit Akten vorzubereiten? Ist Ihnen das angeboten kommen, und das hat man nicht bekommen. worden? Trotzdem hatte man ja irgendwie diese Verpflich- tung und Sie dieses Projekt, und die Wirklichkeit Zeuge A. S.: Selbstverständlich. oder die sich verändernde Wirklichkeit passte eben nicht mehr mit der Rechtslage zusammen. Martina Renner (DIE LINKE): Davon haben Sie Gebrauch gemacht? Zeuge A. S.: Das kann gut sein, ja. Zeuge A. S.: Ja. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Vielen Dank. Martina Renner (DIE LINKE): Die Akten sind Ihnen vom Dienstherrn zur Verfügung gestellt Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- worden? lichen Dank. - Wir kommen jetzt zur Fraktion der SPD. Dort gibt es keine weiteren Fragen. Dann Zeuge A. S.: Ja. kommen wir in die nächste Fragerunde. Es be- ginnt die Fraktion Die Linke. Frau Kollegin Martina Renner (DIE LINKE): Da waren - - Weil Renner. Sie jetzt sagen, Sie kannten den BSI-Prüfbericht nicht: Der war da nicht dabei? Das waren nur Ak- Martina Renner (DIE LINKE): Ich habe nur noch ten des BND, oder - - zwei Fragen. Für die Snapshots gab es in dem Er- fassungssystem eine besondere Software, die das Zeuge A. S.: Es sind - - Ich weiß nicht, wie viele ermöglicht hat, dass man sich das angucken Ordner, - kann? Martina Renner (DIE LINKE): Ich kenne das Zeuge A. S.: Nein. Problem.

Martina Renner (DIE LINKE): Wie ist das dann Zeuge A. S.: - aber es war sehr viel, und ich habe technisch realisiert worden? keine Lust, das auswendig zu lernen. Deswegen habe ich mir nur stichpunktartig nach gewissen

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Stichworten Unterlagen rausgesucht und die neues Gesetz in irgendeiner Art und Weise dafür noch mal überflogen. bräuchte.

Martina Renner (DIE LINKE): Okay. - Von mir Zeuge A. S.: Sagen wir mal so: Man muss - - aus habe ich keine Fragen mehr in öffentlicher Sitzung, aber noch drei in dann eingestufter. Tankred Schipanski (CDU/CSU): Die 20-Prozent- Regel hat er ja vorhin richtigerweise erklärt, wie Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau. Das der BND das angewendet hat, nicht? gucken wir dann, wenn wir da sind. - Als Nächs- tes ist die Fraktion der CDU/CSU an der Reihe. Zeuge A. S.: Richtig. Dort, höre ich, gibt es noch eine Frage. Herr Kol- lege Schipanski. Tankred Schipanski (CDU/CSU): Und es ist doch auch Ihre Auffassung, dass das dementspre- Tankred Schipanski (CDU/CSU): Vielen Dank. - chend - - Jetzt müssen wir gucken, wo es geregelt Herr Zeuge, anknüpfend an die Befragung von ist, diese 20-Prozent-Regel - § 5 G-10-Gesetz war Herrn Kollegen von Notz. Vorhin habe ich Sie ja es -, dass das entsprechend richtigerweise ange- gefragt mit den Maßnahmen und dem BSI und wendet wird. der Umsetzung, und da hatten Sie als Techniker gesagt, da waren Sie nicht weiter betraut. Jetzt Zeuge A. S.: Es gibt halt eine Unschärfe aus unse- bin ich einfach über Ihre Aussage überrascht, rer Sicht, weil es geht ja - - Man sieht ja, dass da dass Sie als Techniker feststellen, die jetzige eine Diskussion entstanden ist, auch unter Tech- Rechtslage oder die tatsächliche Rechtslage nikern. Das muss einfach besser geregelt werden. würde nicht ausreichen in gewissen Fällen, und man bräuchte ein neues Gesetz. Wie kommen Sie Tankred Schipanski (CDU/CSU): Also, Sie sehen denn als Techniker jetzt zu so einer Einschät- dort die Unschärfe? Bei dem § 5 G-10-Gesetz be- zung? züglich dieser 20-Prozent-Regel, da erblicken Sie als Techniker eine Unschärfe? Zeuge A. S.: Gerade bei paketvermittelten Ver- kehren kamen ja Ideen auf, dass man zum Bei- Zeuge A. S.: Sagen wir mal so: Als die Idee auf- spiel jedes fünfte Paket einfach verwirft. Das ist kam, dass man jedes fünfte Paket verwirft oder aus technischer Sicht schwachsinnig, weil dann zufällig, ist uns klar geworden, dass man diese können Sie gleich alles wegwerfen, weil dann Sachen genauer definieren muss. fehlt Ihnen in der Kommunikation - - Wenn Sie irgendeinen angeordneten Begriff haben oder Tankred Schipanski (CDU/CSU): Richtig. Und einen Teilnehmer oder so was, und der hat eine Sie haben das ja richtig ausgelegt. E-Mail geschickt, das ist normalerweise kodiert. Wenn Ihnen dann Pakete darin fehlen, dann kön- Zeuge A. S.: Ja, genau. nen Sie damit nichts anfangen. Sie können das nicht mehr dekodieren. Das heißt, Sie wissen Tankred Schipanski (CDU/CSU): Sie haben es ja auch nicht, was dann in der E-Mail drinsteht. richtig ausgelegt, wie man das dann in techni- schem Sinne auch verstehen muss. Tankred Schipanski (CDU/CSU): Ja gut, aber das jetzige Gesetz schreibt ja nicht vor, Sie müssen je- Zeuge A. S.: Ja, genau. des fünfte Paket wegschmeißen. Tankred Schipanski (CDU/CSU): Gut. Vielen Zeuge A. S.: Richtig. Dank.

Tankred Schipanski (CDU/CSU): Daher verstehe Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Jetzt ich Ihre Einschätzung nicht, dass man jetzt ein kommen wir zur Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Kollege von Notz.

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Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ich überlege, ob wir nicht den Kollegen NEN): Okay. Dann habe ich auch nur noch Fra- Schipanski mal als Sachverständigen laden, um gen für die nichtöffentliche Sitzung. - Vielen uns das juristisch erklären zu lassen. Dank.

Aber ich wollte noch mal zu „Glo“ fragen. Da Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen liest man ja ab und zu drüber in der Presse- Dank. - Ich frage jetzt mal in die Runde: Gibt es berichterstattung. Waren Sie mit dem Projekt noch Fraktionen, die Fragen in öffentlicher Sit- auch betraut? zung haben, also an diesen Zeugen? - Ich sehe, das ist nicht der Fall. Zeuge A. S.: Nein. Wenn keine Fragen mehr in öffentlicher Sitzung Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- beantwortet werden können, müssen wir einen NEN): Damit hatten Sie nichts zu tun? Beschluss zum Ausschluss der Öffentlichkeit für diesen Zeugen fassen, weil ich habe vernommen, Zeuge A. S.: Nein. es gibt Fragen in nichtöffentlicher oder eingestuf- ter Sitzung. Ich schlage daher folgenden Be- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- schluss vor: Für die weitere Vernehmung des NEN): Haben Sie mal davon gehört? Zeugen A. S. am heutigen Tag wird die Öffent- lichkeit gemäß § 14 Absatz 1 Nummer 4 des Un- Zeuge A. S.: Ja. tersuchungsausschussgesetzes ausgeschlossen, weil besondere Gründe des Wohls des Bundes Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- entgegenstehen. NEN): Wurde das irgendwie mal gemeinsam - - diese Projekte miteinander synchronisiert und Wer dafür ist, die Öffentlichkeit dann für eine abgestimmt? spätere nichtöffentliche Zeugenbefragung auszu- schließen, den bitte ich jetzt um das Handzei- Zeuge A. S.: Nein. chen. - Herzlichen Dank. - Gegenstimmen? - Ent- haltungen? - Danke schön. Damit ist das einstim- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- mig beschlossen. Stimmen aus der Tribüne kön- NEN): Okay. Aber gehört haben Sie davon. Haben nen dafür nicht gewertet werden. Es muss aber Sie sonst von ähnlichen Projekten gehört? Sie jetzt niemand den Saal verlassen, weil die - ich müssen keine Namen sagen - wir sind ja in hatte es ja vorher angekündigt - nichtöffentliche öffentlicher Sitzung -, aber gab es noch andere oder dann eingestufte Sitzung erst im Nachgang Projekte wie „Eikonal“. an die jetzt sich noch anschließenden öffent- lichen Vernehmungen stattfindet. Zeuge A. S.: Nein. Also, ich habe von keinen ge- hört. Herr S., Ihre nichtöffentliche Vernehmung - oder eingestuft; das müssen wir dann schauen - wird Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- nach der öffentlichen Vernehmung der übrigen NEN): Außer „Glo“. Zeugen erfolgen. Ich bitte Sie, sich so lange be- reitzuhalten. Sie werden dementsprechend noch (Hans-Christian Ströbele in einen Raum, wo sicherlich auch Getränke etc. (BÜNDNIS 90/DIE sind, geführt werden. Ich danke aber schon ganz GRÜNEN): Mit G!) herzlich für die bisherige Bereitschaft, bei uns auszusagen. Zeuge A. S.: Richtig. Ja. Ich bitte nun, den Zeugen Laux in den Saal zu führen, und verabschiede mich erst mal bis auf Weiteres.

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(Zuruf: Zu führen!)

- In den Saal zu führen, zu begleiten. Bitte schön. Natürlich bitten wir ihn rein. Aber er wird eben begleitet und muss nicht alleine kommen. Das war gemeint.

Bis dahin unterbreche ich die Sitzung für rund fünf Minuten. - Danke schön.

(Unterbrechung von 18.29 bis 18.35 Uhr)

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Vernehmung des Zeugen Herr Laux, vor Ihrer Anhörung habe ich Sie zu- Udo Laux nächst zu belehren:

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Die unterbro- Sie sind als Zeuge geladen worden. Als Zeuge chene Sitzung des Untersuchungsausschusses sind Sie verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. Ihre wird fortgesetzt. Als Nächstes begrüßen darf ich Aussagen müssen richtig und vollständig sein. unseren Zeugen Herrn Udo Laux. Ich freue mich, Sie dürfen nichts weglassen, was zur Sache ge- dass Sie da sind. hört, und nichts hinzufügen, was der Wahrheit wiederspricht. Ich habe Sie außerdem auf die Ich stelle fest, dass der Zeuge ordnungsgemäß ge- möglichen strafrechtlichen Folgen eines Versto- laden ist. Herr Laux, Sie haben die aktuelle La- ßes gegen die Wahrheitspflicht hinzuweisen. Wer dung am 19. Januar 2015 erhalten. Herzlichen vor dem Untersuchungsausschuss uneidlich Dank, dass Sie dieser Ladung gefolgt sind und falsch aussagt, kann gemäß § 162 in Verbindung dem Ausschuss für die Vernehmung zur Verfü- mit § 153 des Strafgesetzbuches mit Freiheitsstra- gung stehen. fen von drei Monaten bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft werden. Ich habe Sie darauf hinzuweisen, dass die Bun- destagsverwaltung eine Tonbandaufnahme der Nach § 22 Abs. 2 des Untersuchungsausschuss- Sitzung fertigt. Diese dient ausschließlich dem gesetzes können Sie die Auskunft auf solche Fra- Zweck, die stenografische Aufzeichnung der Sit- gen verweigern, deren Beantwortung Sie selbst zung zu erleichtern. Die Aufnahme wird nach Er- oder Angehörige im Sinne des § 52 Abs. 1 der stellung des Protokolls gelöscht. Das Protokoll Strafprozessordnung der Gefahr aussetzen würde, dieser Anhörung wird Ihnen nach Fertigstellung einer Untersuchung nach einem gesetzlich geord- zugestellt. Sie haben, falls dies gewünscht ist, die neten Verfahren ausgesetzt zu werden. Dies be- Möglichkeit, innerhalb von zwei Wochen Korrek- trifft insbesondere Verfahren wegen einer Straftat turen und Ergänzungen vorzunehmen. Haben Sie oder Ordnungswidrigkeit, gegebenenfalls auch hierzu Fragen? eines Disziplinarverfahrens, falls so etwas in Be- tracht kommt. Zeuge Udo Laux: Dazu nicht. Sollten Teile Ihrer Aussage aus Gründen des Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Danke schön. Schutzes von Dienst-, Privat- oder Geschäfts- Na, es ist ja noch früh am Abend. geheimnissen nur in einer nichtöffentlichen oder eingestuften Sitzung möglich sein, bitte ich Sie Ich stelle fest, dass Sie von einem Rechtsbeistand um einen Hinweis, damit der Ausschuss dann ge- begleitet sind. Ich darf Sie, Frau Rechtsanwältin, gebenenfalls einen Beschluss nach § 14 oder § 15 bitten, obwohl Sie ja schon bei uns waren, sich des Untersuchungsausschussgesetzes treffen kurz vorzustellen. kann, also dann in nichtöffentlicher oder einge- stufter Sitzung weiter Fragen an Sie stellen kann. RAn Dr. Gina Greeve: Mein Name ist Greeve, und ich bin der Zeugenbeistand von Herrn Laux. Gibt es hierzu Fragen Ihrerseits?

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau. Herz- Zeuge Udo Laux: Nein. lichen Dank. Und sind aus Frankfurt, glaube ich. Richtig? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- lichen Dank. - Nach diesen notwendigen Vorbe- RAn Dr. Gina Greeve: Das ist richtig, ja. merkungen darf ich Ihnen den geplanten Ablauf kurz darstellen. Eingangs habe ich Sie zur Person Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Daran erin- zu befragen. Zu Beginn der Vernehmung zur Sa- nere ich mich noch. Danke schön. che haben Sie nach § 24 Abs. 4 des Untersu-

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1. Untersuchungsausschuss

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chungsausschussgesetzes Gelegenheit, zum Be- 2003 im Fachbereich Geheimschutz tätig und war weisthema im Zusammenhang vorzutragen, ohne insbesondere mit dem Umgang von Verschluss- dass Sie durch weitere Fragen unterbrochen wer- sachen und mit der sogenannten Protokollkon- den. Dann werde ich Sie befragen. Anschließend trolle nach der TKÜV befasst. Mit der Durchfüh- erhalten die anderen Mitglieder des Ausschusses rung von TKÜ-Maßnahmen war ich nicht befasst. nach Fraktionen die Möglichkeit, Ihnen Fragen Ich war nicht operativ tätig. zu stellen. Dies geschieht dann, was die Zeit be- trifft, nach dem Stärkeverhältnis der Fraktionen. Ab Januar 2004 wechselte ich in den Bereich Da gibt es Minutenkontingente: für die Union Konzernsicherheit bei der Deutschen Telekom 27 Minuten, für die SPD 17 Minuten, für die und hatte dort Aufgaben des Lage- und Krisen- Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und die Frak- managements. Ich hatte hierbei allerdings keine tion Die Linke jeweils acht Minuten. - Haben Sie Aufgaben der IT-Sicherheit oder des Datenschut- hierzu Fragen? zes. Hierfür waren andere Bereiche zuständig.

Zeuge Udo Laux: Nein. Ich bin gerne bereit, Ihre Fragen zu beantworten, bitte aber auch um Verständnis dafür, dass ich Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen möglicherweise nicht alle Fragen öffentlich be- Dank. - Ich darf Sie bitten, zu Beginn Ihrer Aus- antworten kann. Ich habe eine eingeschränkte führungen sich dem Ausschuss mit Namen, Al- Aussagegenehmigung für die öffentliche Sitzung, ter, Beruf und einer ladungsfähigen Anschrift vor allem in Bezug auf Sachverhalte, die gemäß vorzustellen. § 14 Untersuchungsausschussgesetz zu behan- deln sind. Auch darf ich nicht über Verschluss- Zeuge Udo Laux: Mein Name ist Udo Laux. Ich sachen sprechen. Ich könnte mich ansonsten wurde am 08.02.1952 geboren. Meine ladungs- strafbar machen. fähige Anschrift: Udo Laux, Am Steinrausch 9 in 53913 Swisttal. Die Ladung zu diesem Termin habe ich am 14.01.2015 erhalten - das weicht jetzt etwas ab; Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- da ist sie bei mir eingegangen; ich nehme an, das lichen Dank. - Zunächst möchte ich Ihnen, wenn war die Rückmeldung; die ist bei Ihnen 19.01. Sie dies wünschen, entsprechend § 24 Abs. 4 des eingegangen - und mich daher nur kurzfristig Untersuchungsausschussgesetzes Gelegenheit ge- überhaupt wieder mit meiner beruflichen Tätig- ben, sich im Zusammenhang zum Gegenstand keit befasst. Ich bin seit sechs Jahren oder fast Ihrer Vernehmung zu äußern. Dies könnten Sie sechs Jahren im Vorruhestand, und meine Tätig- jetzt machen, wenn Sie möchten. keit im Bereich des Geheimschutzes liegt jetzt zwölf Jahre zurück, sodass mir schon deshalb Zeuge Udo Laux: Ja, ich möchte. Einzelheiten nicht mehr erinnerlich sind. Ich ver- suche, so gut es geht, mich zu erinnern und Ihre Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen Fragen zu beantworten. Dank. Dann gebe ich Ihnen das Wort, und Sie werden auch nicht unterbrochen. Zum eigentlichen Gegenstand kann ich nach mei- ner Einschätzung wahrscheinlich nicht viel bei- Zeuge Udo Laux: Ja, danke. - Mein Name ist Udo tragen aufgrund meiner damaligen Tätigkeit. Von Laux, wie schon gesagt, und ich möchte gerne einem etwaigen Vertrag mit der Telekom habe kurz etwas zu meiner Person bzw. zu meiner be- ich erst aus den Medien erfahren. Ich kenne die- ruflichen Tätigkeit sagen. sen nicht und hatte aufgrund meiner Tätigkeit keine Berührungspunkte. Ich bin seit dem 01.04.2009, also fast sechs Jahre, Beamter im Vorruhestand und war bei der Tele- Das war es. Vielen Dank. kom als Technischer Fernmeldeoberamtsrat be- schäftigt. Ich war von etwa Mitte 1998 bis Ende

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Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Herz- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz kurz: lichen Dank. Hatten Sie das vorher auch, das Aufgabengebiet, irgendwie Datenschutz, Betriebssicherung, Pro- Ganz kurz würde ich gerne - - Sie haben ja schon zesskontrolle, irgendwas? Haben Sie damit was ein bisschen Ihren beruflichen Werdegang ge- zu tun gehabt schon vorher? schildert. Ganz kurz zu Ihrer Ausbildung: Was sind Sie von der Ausbildung her? Zeuge Udo Laux: Datenschutz war bei uns eine andere Rubrik als Betriebssicherung. Ich hatte Zeuge Udo Laux: Ich habe Nachrichtentechnik also im Prinzip Sicherheitsaufgaben so in der studiert und bin Diplom-Ingenieur. ganzen Laufbahn, -

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wo haben Sie Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. studiert? Zeuge Udo Laux: - verschiedenster Art. Zeuge Udo Laux: In Dieburg. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Jetzt sind wir Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Bis bei der Telekom. Ab 91, wie ging es dann weiter wann? Wann waren Sie fertig? bis 98, die Lücke?

Zeuge Udo Laux: 1973. Zeuge Udo Laux: Da war ich auch bei der Tele- kom und bin dann in den Bereich Geheimschutz Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Und gewechselt. Die Telekom ist ja ein geheimschutz- dann sind Sie direkt zur Post, oder? betreutes Unternehmen, und da mussten eben die entsprechenden Dinge, die dann aus staatlichen Zeuge Udo Laux: Ja, ich hatte damals ein Stipen- Aufträgen herrühren, im Bereich der Telekom dium von der Deutschen Bundespost, und ich umgesetzt werden. Das war so ganz grob die Auf- musste dann ja mich quasi verpflichten deshalb. gabe.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau. Das Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also von 91 ist eine Zehn-Jahres-Verpflichtung, glaube ich. bis 98. Eben hatte ich die Erinnerung 98 bis 2003 Geheimschutz. Zeuge Udo Laux: Ja, so in etwa waren die da- mals. Zeuge Udo Laux: Ja, und ab 2004 war ich dann im Bereich Konzernsicherheit, Konzernlagezen- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Oder freikau- trum speziell mit dem Krisenmanagement be- fen. fasst, also Krisenmanagementregelungen erstellen usw. Zeuge Udo Laux: Ja, frei- - Da hatte ich den An- wärterdienst, also ein Jahr, wie das so üblich ist, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Nur noch mal für den gehobenen fernmeldetechnischen Dienst. zwei - - 1991 und bis 98 waren Sie auch schon im Im August 74 war, glaube ich, meine Laufbahn- Bereich Geheimschutz? prüfung. Dann wurde ich zur damaligen Deut- schen Bundespost, Oberpostdirektion Frankfurt, Zeuge Udo Laux: Nein, das war damals der Be- versetzt. Dort war ich dann gut zehn Jahre, bis reich, der sich mit Betriebssicherungsdingen be- ich dann 1984 - - Ab 1. August 1984 ging ich fasst hat. dann in das Bundespostministerium, und da war ich dann bis 1991. Das war, glaube ich, kurz nach Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay, ver- der Postreform. Da habe ich dann gewechselt zu stehe. Alles klar. - Gut, dann vielleicht einmal zu der Deutschen Telekom, und da habe ich mich der Frage. Die Süddeutsche Zeitung berichtet am dann mit Aufgaben der Betriebssicherung befasst.

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4. Oktober 2014 - das ist die Süddeutsche, Okto- Zeuge Udo Laux: Jetzt müsste ich erst mal nach- ber 2014 mit dem Stichwort, „Codewort Eiko- fragen: Welchen Zeitraum meinen Sie jetzt ganz nal“ -, dass der BND in Kooperation mit der NSA konkret? im Rahmen der Operation „Eikonal“ Daten von einem Internetknotenpunkt in Frankfurt ab- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich meine gegriffen habe. Auch die Deutsche Telekom soll jetzt den Zeitraum - ich sage mal - ab 2003 bis darin vertraglich involviert gewesen sein. Ver- 2008. tragsinhalt soll die Bereitstellung von Daten an den BND in Frankfurt gewesen sein. So schreibt Zeuge Udo Laux: Ich muss da jetzt mal etwas die Süddeutsche. Ist Ihnen diese angebliche Be- schärfer nachdenken. Im Bereich der Telekom - - teiligung der Deutschen Telekom bekannt? Wir wurden im Prinzip alle zwei Jahre umorgani- siert. Insofern fällt mir das jetzt - - muss ich also Zeuge Udo Laux: Ich habe von dieser Behaup- erst mal genau darüber nachdenken, welche Or- tung das erste Mal gehört in den Medien, als ent- ganisationseinheit das eventuell damals gerade sprechende Berichte - - Wenn die Süddeutsche war. 2003, Strukturen. Das war, glaube ich, eine das geschrieben hat, das wird ja dann in den an- Stelle in Darmstadt, soweit ich mich entsinnen deren Medien auch aufgegriffen. Das, denke ich, kann, Zentrum für Netzsicherheit. 2003? Ja, ich war dann in der von mir abonnierten Zeitung glaube, da waren die noch vorhanden. Das wurde auch bzw. in irgendwelchen Newslettern in dem dann, ich glaube, irgendwann 2004 - - Also, mit Bereich, die man dann über das Internet gebucht der Konzernsicherheit wurden die zusammen- hat. Da werden diese Dinge ja auch behandelt. Da geführt, und ich meine, das wäre 2004/2005 ge- habe ich das erste Mal davon erfahren, in diesem wesen. Zusammenhang. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wenn es jetzt Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sagt Ihnen um eine Thematik ginge, dass ein deutscher nicht das Verb, Tuwort, sondern die Bezeichnung Dienst wie der BND Daten von der Telekom aus- „Transit“ etwas in diesem Zusammenhang? geleitet haben möchte, wer würde sich denn bei der Deutschen Telekom AG in diesen Jahren da- Zeuge Udo Laux: In diesem Zusammenhang sagt mit beschäftigt haben, welche Einheit, welche mir es nichts. Transit ist für mich so der Begriff Stelle? Wer war dafür zuständig? Musste man da im Bereich Fernmeldewesen, wenn vom Land A den Vorstandsvorsitzenden direkt fragen? Damals was ins Land B übermittelt wird, und das wird war das Herr Kai-Uwe Ricke. Oder war das gar durch ein drittes Land geführt. Das ist dann nicht so sein Daily Business? Würde man da eine Transit. Oder Transitverkehr in einem Ver- andere Stelle für kontaktieren? Wer wäre denn kehrsnetz, was vom Norden, zum Beispiel den dafür zuständig aus Ihrer Sicht? Niederlanden, kommt, durch die Bundesrepublik Deutschland läuft und irgendwie nach Österreich Zeuge Udo Laux: Ja gut, Daily Business von Vor- geführt wird. Das ist Transit. standsvorsitzenden ist das gewiss nicht, denke ich. Der ist ja ganz weit weg. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Wir haben eine Einheit, die sich mit den Eingrif- Zeuge Udo Laux: In meinem Verständnis. fen - ich sage mal - der Telekommunikationsüber- wachung - - dafür zuständig ist. An diese Ein- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ja. - Ich frage heit - sie heißt ReSA; das ist ja auch hier be- dann mal was anderes. Mich würde interessieren, kannt - wenden sich dann die Polizeien des Bun- wer in Ihrem Unternehmen, also jetzt bei der des und der Länder mit den entsprechenden An- Deutschen Telekom, zu dieser Zeit für die Sicher- ordnungen, die in dem Bereich von den Gerich- heit zuständig war, also für die Integrität der ten kommen und den Individualverkehr betref- Strukturen. War das Ihr Bereich, mit dem Sie fen. Und an den Bereich würden sich auch die sich beschäftigt haben?

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Dienste wenden, also die Verfassungsschutz- zu den ReSA-Stellen, wählte diese 20 Prozent behörden des Bundes und der Länder, die Indi- aus, und dann wurde gesagt: Dazu möchte ich die vidualmaßnahmen nach dem G 10 - ich glaube, Anordnung sehen. - Damit konnte man also der § 2 ist das - haben möchten. Da würden die sicherstellen, dass diese systemintegrierte Anlage sich hinwenden. Dafür wäre die Stelle ReSA der nur benutzt wurde für Dinge, Telekommunika- Ansprechpartner nach meiner Kenntnis der Orga- tionsüberwachungsmaßnahmen, für die eine An- nisationsstrukturen. ordnung vorlag.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Hatten Sie Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Da komme denn mit ReSA auch zu tun? ich sicherlich gleich noch mal drauf. - Wer war denn zu der Zeit Sicherheitsbevollmächtigter? Zeuge Udo Laux: Ja, im Rahmen der Protokoll- kontrolle. Zeuge Udo Laux: Zu der Zeit - - Sie meinen jetzt - - Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Protokollkon- trolle heißt jetzt? Können Sie das mal beschrei- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Besonders im ben, dass ich da nicht auf den falschen Dampfer Jahre 2004 würde es mich interessieren. komme mit meinen nächsten Fragen? Zeuge Udo Laux: 2004 war das, glaube ich, noch Zeuge Udo Laux: Ja, es geht darum bei der Proto- der Dr. Schwarzer. kollkontrolle: TKÜV ist ja bekannt, § 16. Darin ist ja geregelt, dass im Prinzip bei Telekommunika- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also nicht tionsüberwachungsmaßnahmen, die durch sys- der Herr Königshofen? temintegrierte Techniken - sage ich jetzt mal - ak- tiviert werden, dass dieser Einsatz dieser Tech- Zeuge Udo Laux: Der ist - - Der kam danach. nik - - der wird protokolliert oder muss protokol- Allerdings: Die Schnittstelle, wann der Übergang liert werden. So sind die Vorgaben in diesem war, kann ich so genau nicht bestimmen. § 16. Da ist dann auch geregelt, welche Teile da zu protokollieren sind, wann das aktiviert wurde. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Das ist ein ganzer Katalog. Ich kann ihn jetzt nicht so sehr auswendig herbeten. Ich glaube, es Zeuge Udo Laux: Aber ich denke, Dr. Schwarzer ist auch nicht nötig. Das wird dann abgespeichert war 2004. Sorry, ich weiß es nicht ganz genau. als Protokollierung. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sagt Ihnen Dann kommt der § 17 der TKÜV ins Spiel, und das Wort „Eikonal“ etwas? da ist die Protokollkontrolle geregelt. Für die Pro- tokollkontrolle ist in geheimschutzbetreuten Un- Zeuge Udo Laux: Es sagt mir insofern etwas: Ich ternehmen - das ist ja die Deutsche Telekom AG, habe das auch den Medienberichten - da stand wie ich eingangs erwähnte - der Sicherheits- das schon mal drin - entnommen. Vorher nie zur bevollmächtigte - - Dessen Bereich macht das. Da Kenntnis genommen, soweit ich mich erinnern ich ja da gearbeitet habe von 98 bis 2003, war das kann: dann meine Aufgabe, diese Protokollkontrolle durchzuführen, und die bestand darin, dass die Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wenn im entsprechenden gespeicherten Protokollinforma- Jahre 2004 eine Operation gelaufen wäre, nach tionen - - Die wurden ausgelesen, und die wur- der Daten zulässigerweise - unterstelle ich jetzt den dann in den Bereich Geheimschutz übermit- mal an dieser Stelle - abgegriffen worden wären telt. Wir - ich glaube, es waren dann letztendlich aufgrund einer Anordnung, hätten Sie das mitbe- 20 Prozent nach § 17; so sind die Vorgaben - kommen im Rahmen der Protokollkontrolle? mussten - - 20 Prozent der Daten mussten geprüft Wäre das ein Bereich gewesen, den Sie hätten werden, und zwar dahin gehend: Man ging dann

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wahrnehmen müssen, also wenn so eine Opera- Zeuge Udo Laux: Das war nicht mein Themenbe- tion „Eikonal“ gelaufen wäre? reich. Das ist, glaube ich, in § 5 G 10 geregelt. Das war also nie Thema von der Protokollkontrolle, Zeuge Udo Laux: Die Protokollkontrolle, die, wie weil entsprechende Datensätze ja gar nicht da ich auch erwähnte, betrifft ja nur den Individual- sein konnten. verkehr. Da heißt, da waren ja immer die Ken- nungen drin und eine Rufnummer. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Dann höre ich an der Stelle erst mal auf und würde den Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das ist eine Fraktionen das Wort geben. Wir beginnen mit der TKÜ, meinen Sie damit? Fraktion Die Linke. - Frau Kollegin Renner.

Zeuge Udo Laux: Eine TKÜ, ja. Martina Renner (DIE LINKE): Wir untersuchen ja im Augenblick diesen Gegenstand „Eikonal“, also Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Also, im Be- die Kooperation BND und NSA, einen kabel- reich von dem, was Polizei, Staatsanwaltschaft gestützten Ansatz bei der Telekom abzufassen, machen, also im Bereich, was ein Dienst macht, und da haben wir uns die Unterlagen angesehen klassisch, - und wenigstens an einer Stelle festgestellt, dass Sie auch an einer Besprechung der Telekom mit Zeuge Udo Laux: 100 a, 100 b. dem BND zu dieser Operation teilgenommen ha- ben. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - da wären Sie gar nicht für zuständig? Zeuge Udo Laux: Ich?

Zeuge Udo Laux: Doch. Die Anordnungen, die Martina Renner (DIE LINKE): Ja. Genau. Individualkontrollen, die ein Dienst macht - ich glaube, § 2 ist das -, die Verfassungsschutzbehör- Zeuge Udo Laux: Wann soll das gewesen sein? den des Bundes und der Länder, das würde dann, wenn so eine Anordnung vorgelegen Martina Renner (DIE LINKE): 29.08.2003. hätte - - wird das genauso protokolliert, also eine Individualmaßnahme. Und die - - Wenn dann ge- Zeuge Udo Laux: 29.08.? Müsste ich also - - rade eben der Datensatz ausgewertet wird zur BND? Kontrolle, würde das dann gefordert, dass wir den entsprechenden Beschluss sehen wollen. Martina Renner (DIE LINKE): Herrn Köbele ken- nen Sie? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Jetzt gehen wir weg von der individuellen Kontrolle von Ein- Zeuge Udo Laux: Ja, Herrn Dr. Köbele kenne ich. zeltelefonnummern etc., - Ja, klar.

Zeuge Udo Laux: Ja. Martina Renner (DIE LINKE): Haben Sie mit ihm gelegentlich an Besprechungen teilgenommen, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: - sondern hin wo es um rechtliche Fragen von Datenerfassung zur Ausleitung von Datenströmen. Das gibt es ja ging? Kann es vielleicht in so einem Kontext ge- auch, dass ein ganzer Datenstrom ausgeleitet wesen sein? wird und dass man dann schaut zum Beispiel, dass man G 10 filtert, Auslandsverkehre sich an- Zeuge Udo Laux: Nein, weil ich bin ja kein Jurist. schaut etc. Haben Sie davon überhaupt was mit- bekommen? Ist das auch Ihr Themenbereich ge- Martina Renner (DIE LINKE): Na ja, Sie sind aber wesen? mit Geheimschutzfragen betraut. Das ist ja so eine Schnittstelle.

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Zeuge Udo Laux: Ja gut, wir sind aber mehr - ja, Zeuge Udo Laux: Kann ich mich jetzt nicht dran ich sage es mal ganz salopp - vielleicht der Edel- erinnern. Wenn, wie gesagt, irgendein Papier mal postbote, der quasi diese Dinge entgegennimmt vorbeigekommen sein sollte, das eingestuft war, und dann auch - - Entweder werden die zum Teil dann im Rahmen der Handhabung könnte das dann zu diesen bearbeitenden Stellen hingeleitet. der Fall gewesen sein. Aber das war dann auch Da kann es sein, dass im Rahmen, wenn so was wieder nur rein geheimschutztechnisch als Über- mal eingegangen sein sollte - - Wobei ich mich da mittler, aber nicht als Verantwortlicher für das konkret nicht dran erinnern kann, weil wir ja in- operative Geschehen. haltlich nicht zuständig waren für die Dinge, wenn sie denn dagewesen sein sollten. In so Martina Renner (DIE LINKE): Ich denke, die kon- einem Zusammenhang könnte vielleicht auf ir- kreten Fragen zu den Unterlagen können wir nur gendeinem Vorgang, wenn einer den zu mir aus- in eingestufter Sitzung stellen. Wenn Sie mit den gezeichnet hat: „Gucken Sie mal, wer da zustän- Begriffen „Transit“, „Eikonal“, Erfassung von dig ist“ - - dass ich ihn abgezeichnet habe. Das Transit- oder Routineverkehren - - Können Sie kann ich nicht ausschließen. Aber das wäre dann mit den Begriffen was anfangen, Erfassung von nur im Handling der Verschlusssache gewesen, Transit- oder Routineverkehr? „Routineverkehr“ aber operativ nicht. hat es der BND genannt.

Martina Renner (DIE LINKE): Kennen Sie den Zeuge Udo Laux: Routineverkehr, da brauche ich Herrn Alster? erst mal eine Begriffsdefinition.

Zeuge Udo Laux: Ja. Martina Renner (DIE LINKE): Ja, ja, das ist eine Selbstschöpfung des BND. Der nennt die Transit- Martina Renner (DIE LINKE): In welchem Zu- verkehre Routineverkehre. sammenhang haben Sie mit Herrn Alster zusam- mengearbeitet? Zeuge Udo Laux: Ich kann mir da keinen Reim drauf machen, auf Routineverkehr. Das ist - - Zeuge Udo Laux: Ja, Herr Alster ist ja der Leiter der Stelle ReSA in Frankfurt, und der war natür- Martina Renner (DIE LINKE): Hatten Sie an ir- lich mein Ansprechpartner bei der Protokollkon- gendeiner Stelle mal was mit einem ausländi- trolle. Das wurde - - musste ja immer abgestimmt schen Geheimdienst zu tun? werden, dass - - Wir konnten ja nicht die Dienst- stelle lahmlegen, wenn wir die Protokolle kon- Zeuge Udo Laux: Nein, nicht das ich wüsste. Das trolliert haben. Es musste ja dann weiterhin ge- ist immer so eine Sache - arbeitet werden können, und deshalb - - Er war dann auch dabei bei den Kontrollen. Vielleicht Martina Renner (DIE LINKE): Ja, ja. nicht immer, aber doch schon. Daher kenne ich ihn. Zeuge Udo Laux: - oder kann so eine Sache sein.

Martina Renner (DIE LINKE): Sie haben eben Martina Renner (DIE LINKE): Ja. - Okay. Wir ausgeführt, dass Sie im Wesentlichen sich mit würden unsere Fragen dann in eingestufter Sit- TKÜ- bzw. G-10-Maßnahmen, wenn sie auf kon- zung stellen wollen. krete Anschlüsse bezogen waren, befasst hatten. Jetzt nicht im engeren Sinne dienstlich, aber ha- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ja, da hatte ben Sie Kenntnis erlangt zu diesem Zeitraum, ich auch den Eindruck eben. - Wir kommen dann dass es einen kabelgestützten Erfassungsansatz jetzt in der ersten Runde zur Fraktion der SPD. gibt in Frankfurt durch den BND, jenseits der nun individuellen G-10-Anträge auf einzelne An- Susanne Mittag (SPD): Ja, dann fange ich mal schlüsse? an. - Sie hatten gesagt, Sie sind zuständig für die Protokollkontrolle.

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Zeuge Udo Laux: Ja. Quartals - oder so, irgendwie - musste das also, glaube ich, vierteljährlich geprüft werden; wenn Susanne Mittag (SPD): Wenn man Protokolle ich mich so recht entsinne noch, das ist schon kontrolliert, gab es dann da mal irgendwann Auf- ein bisschen her. fälligkeiten? Susanne Mittag (SPD): Aber da Sie ja für die Zeuge Udo Laux: Ja, das ist jetzt so eine Sache. Sicherheit zuständig waren - es gab ja eine Zu- Wir mussten darüber ja nach den Verfahren, die sammenarbeit mit dem BND oder so -: Wenn es in der TKÜV stehen, an die Bundesnetzagen- da Probleme gab, gab es da auch Rückmeldungen tur - - Die hieß früher immer Regulierungs- oder ging es nur und ausschließlich zur Bundes- behörde Post und Telekommunikation. Ich habe netzagentur? den alten Begriff da draufgehabt. Aber jetzt ist das die Bundesnetzagentur. Dahin mussten wir Zeuge Udo Laux: Jetzt muss ich die Frage - - noch Berichte schreiben, und diese Berichte waren mal nachfragen. Was die Protokollkontrolle be- eingestuft. Insofern bin ich mir nicht sicher, ob trifft und die Ergebnisse: Die gingen an die Bun- ich zu diesen Berichten hier was sagen darf. desnetzagentur. Wenn natürlich - Sie sprachen jetzt die Dienste an - jetzt zum Beispiel ein Nach- Susanne Mittag (SPD): Erst mal allgemein. Gab es richtendienst eine Individualmaßnahme hatte mal Vorfälle, wo Sie sagen: Es läuft nicht so, wie und es gab technische Probleme, denke ich, dann wir, wie ich mir das jetzt vorgestellt hätte. musste das die ReSA-Stelle mit denen klären. Das war also nicht unsere Aufgabe. Das wäre Zeuge Udo Laux: Das ist jetzt ja eine allgemeine dann ja die operationale Komponente in dem Frage. ganzen Thema.

Susanne Mittag (SPD): Ja, ist ganz allgemein. Susanne Mittag (SPD): Das würde dann sozusa- gen von der Bundesnetzagentur gegangen sein. Zeuge Udo Laux: Da kann man ja jetzt nicht auf Sie haben immer nur den einzigen Adressat Bun- das Ergebnis schließen. Bezogen auf irgendwel- desnetzagentur gehabt? che - - wüsste ich jetzt nicht zu bestätigen. Kann ich nicht bestätigen. Zeuge Udo Laux: Bezüglich der Protokollkon- trolle, ja. Den Adressat, was Sie meinten vor- Susanne Mittag (SPD): Es lief immer gut: ja oder hin - - Wenn ReSA Probleme hat, die mussten nein? das immer mit dem - ich sage mal - Bedarfsträ- ger - - Wenn eine Telekommunikationsüberwa- Zeuge Udo Laux: Sie kommen jetzt langsam an chungsmaßnahme, ich sage mal, der Polizei - - den Inhalt des Berichts, der eingestuft ist. Des- wenn es da Probleme gab, dann musste das na- halb tue ich mich da ein bisschen schwer. türlich mit den Bedarfsträgern, den jeweilig zu- ständigen, abgeklärt werden. Aber das sind in- Susanne Mittag (SPD): Na ja, wir brauchen ja im terne ReSA-Abläufe. Da kann ich natürlich im nichtöffentlichen Teil gar nicht weiterfragen, Detail nichts zu sagen. Deshalb würde ich das wenn Sie sagen: Es lief immer gut - - dann war ja mal jetzt so rein vom pragmatischen Ansatz ver- schön. Da es schwierig wird, lief es nicht immer stehen wollen. gut. - Gut, dann lassen wir das lieber. Dann fra- gen wir das später. Susanne Mittag (SPD): Sie hatten unter Umstän- den auch mal unterschiedliche Adressaten, mit Die Protokolle gingen zur Bundesnetzagentur, denen Sie dann die Probleme erläuterten? und dann war erledigt? Zeuge Udo Laux: Ich? Sie meinen jetzt mich mit Zeuge Udo Laux: Ja. Die gingen da hin. Da gibt es „Sie“, oder? auch die Prüflisten. Ich glaube, am Beginn eines

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Susanne Mittag (SPD): Ja, Sie. Liste - ich glaube, das sind an die acht, neun Dings -, da können Sie das nachlesen. Das wurde Zeuge Udo Laux: Diese Probleme hatte ich nicht, dann genommen, um zu gucken, ob da wirklich weil ich da nicht zuständig war. Wenn eine Tele- auch eine Anordnung dafür vorliegt, also, dass kommunikationsüberwachungsmaßnahme, was dann keiner ohne Anordnung was macht. Das weiß ich, irgendwelche Probleme geboten hat, war die Aufgabe. Aber das, was Sie jetzt meinen, dann musste das ReSA klären, weil die operativ oder zumindest - - Wie ich Sie verstehe, ist das, dafür zuständig waren. was Sie fragen, jetzt mehr technikbezogen.

Susanne Mittag (SPD): Ach so. Das wäre jetzt - - Susanne Mittag (SPD): Na, ich frage, in welchem Hatten Sie das Gefühl, dass - - Sie waren ja für Rahmen Sie Einblick hatten, was man denn über- die Sicherheit zuständig, was man wohin schi- haupt fragen kann und ob für die bestimmte - - cken darf. Hatten Sie mal irgendwann das irgend- was Sie jetzt gerade erwähnten, ob da Anordnun- wo angemeldet oder auch gesagt: „Es gibt eine gen für vorliegen. Haben Sie das auch überprüft? rechtliche Lücke; Sie haben das Gefühl, es gibt eine rechtliche Lücke“? Sie haben sich ja mit die- Zeuge Udo Laux: Ja, klar. Das war ja genau die ser Konzernsicherheit auch auseinandergesetzt. Aufgabe der Protokollkontrolle.

Zeuge Udo Laux: Ja, jetzt verstehe ich die Frage Susanne Mittag (SPD): Ja. Und das ist immer in in dem Punkt nicht so ganz richtig. Rechtliche Ihrem Empfinden nach oder bei Ihrer recht- Lücke in welchem Zusammenhang? lichen - - bei Ihrer Prüfung jahrelang immer kom- plett abgedeckt worden? Das - - Susanne Mittag (SPD): Das, was Sie sozusagen an Sicherheit dort gewährleistet haben. Oder war Zeuge Udo Laux: Ja, gut, wir haben dann ge- das ausschließlich technisch ausgerichtet bei schaut, dass die - - Im Protokoll stand ja drin, wie Ihnen? lange der Anschluss überwacht wurde, und für den Zeitraum musste eine Anordnung vorliegen. Zeuge Udo Laux: Bei mir war das nur die Proto- Da musste eben die Rufnummer stimmen und der kollkontrolle. Zu prüfen, ob die Technik, mit der Zeitraum. diese Eingriffe wahrgenommen wurden, ob die ordentlich funktioniert, das war nicht meine Auf- Susanne Mittag (SPD): Und das war dann die gabe. Bandbreite der Prüfung?

Susanne Mittag (SPD): Also, es ging ausschließ- Zeuge Udo Laux: Ja. lich um den technischen Bereich, und es fand keine, sagen wir mal, rechtliche Prüfung statt. Sie Susanne Mittag (SPD): Gut. haben also einen sehr eingeschränkten Arbeits- bereich gehabt in der Richtung? Zeuge Udo Laux: Also, dass da letztendlich kein - - dass diese Einrichtung nicht aktiviert Zeuge Udo Laux: Ja. Sie haben - - Sie wissen, was wird, wenn keine Anordnung vorliegt. ich meinte mit Protokollkontrolle? Das war ein- fach nur die Technik, die eingesetzt wird, um Susanne Mittag (SPD): Ja. Telekommunikationsüberwachung zu ermög- lichen, wenn die entsprechenden Anordnungen Zeuge Udo Laux: Das war also quasi ein Schutz, vorliegen. Und die hat einen Mechanismus im- damit da nichts pass- - Gut, zumindest ein Da- plementiert, der dokumentiert, wann irgendwel- moklesschwert wurde da über die Leute gehängt, che - - wann diese Maßnahme benutzt wurde, um die an dieser Anlage arbeiten, nach dem Motto: Telekommunikationsanschlüsse zu überwachen. Mindestens 20 Prozent der Protokolldaten sind Da werden ja diese Protokolleinträge - - Die zu prüfen. Struktur können Sie in § 16 - - Da ist so eine

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Susanne Mittag (SPD): Gut. Danke schön. noch keine Erinnerung an - - weil das ja offen- sichtlich auf Vorstandsebene da was war und - - Dr. Jens Zimmermann (SPD): Um da - - Sie haben ja den § 16 TKÜV gerade angesprochen. Können Zeuge Udo Laux: Wie eben schon erläutert: Ich Sie da vielleicht noch ein bisschen - - Ich habe habe in den Medien davon gehört und - - Sorry, nicht jeden Tag damit zu tun, aber vielleicht kön- tut mir leid. nen Sie einfach ein bisschen praktischer noch mal ausführen, was das bedeutet, was da Ihre - - Dr. Jens Zimmermann (SPD): Okay, kein Pro- was da abgeprüft wird. Das wäre noch mal von blem. Interesse für mich. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- Zeuge Udo Laux: Ja, der § 16 regelt ja, dass diese lichen Dank. - Weitere Fragen sehe ich hier nicht. Dinge zu protokollieren sind. § 17 regelt, was zu Dann kommen wir zur Fraktion von Bündnis prüfen ist. Sie meinen also den § 17 soll ich 90/Die Grünen. Herr Kollege von Notz will anfan- jetzt - - oder die Technik? gen.

Dr. Jens Zimmermann (SPD): Ich meine, Sie ha- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ben da ja eine Tätigkeit gemacht, - NEN): Herr Laux, sagt Ihnen die Bundesstelle für Fernmeldestatistik was? Schon mal gehört? Zeuge Udo Laux: Ja. Zeuge Udo Laux: Weiß ich jetzt nicht, ob ich Dr. Jens Zimmermann (SPD): - wo das die gesetz- hierzu was sagen darf. liche Grundlage darstellt, und ich versuche ein- fach, mir so ein bisschen die Arbeitsabläufe vor- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- zustellen und was das eigentlich konkret bedeu- NEN): Ah! Seien Sie mal ganz mutig. tet. Zeuge Udo Laux: Nein. Zeuge Udo Laux: Ja gut, in der Technik war halt eben diese Protokollierung vorgegeben. Die (Heiterkeit) musste eingebaut werden. Ich denke, das ist auch ein vernünftiger Ansatz. Diese Technik, die er- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- zeugt dann diese Datensätze, und diese Daten- NEN): Wie? Nein? Doch! Geben Sie sich einen sätze, die wurden dann ausgelesen, zu uns trans- Ruck. portiert. Dann haben wir diese Datensätze ge- nommen und halt eben geguckt nach gewissen - - Zeuge Udo Laux: Weil - - 20 Prozent rausgewählt und dann danach gefragt: Den und den und den Anschluss, da hätten wir Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- gern den Beschluss gesehen. - So. Das war ein- NEN): Herr Wolff ist total entspannt. Herr Ak- fach nichts hochtrabend Technisches. Das war mann ist nicht da. Wir haben freie Bahn. eine einfache Sache eigentlich. Also, da ist ir- gendwie nicht so eine ganz großartige Sache da- (Heiterkeit) hinter. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Aber der Dr. Jens Zimmermann (SPD): Es geht uns ja um Zeugenbeistand ist ja noch da. dieses Treffen. Sie haben jetzt gerade noch ein bisschen länger ausgeführt: Ist Ihnen vielleicht da RAn Dr. Gina Greeve: Ja, ja, ich bin auch noch doch noch mal was eingefallen zu dieser - - Weil da. es ist ja doch eine relativ - - ja, keine Nebensäch- lichkeit gewesen, zu sagen, dass man erst diesen Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Vertrag hatte, der dann wegfiel - - und immer NEN): Ah, Sie sind auch noch da.

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RAn Dr. Gina Greeve: Ich will nur mal wissen, Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ob es eingestuft ist. NEN): Sie haben aber eine gute Erinnerung.

Zeuge Udo Laux: Ja, das weiß ich eben nicht. Zeuge Udo Laux: Nein, das nicht. Weil das neu- lich mal durch die Medien ging. Da war irgend- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- was, weil der Bundesnachrichtendienst irgend- NEN): Ja. was geändert hatte. Das habe ich gelesen. Deshalb war das das Stichwort. (Martina Renner (DIE LINKE): Das ist enttarnt!) (Heiterkeit)

- Es ist enttarnt. Es steht bei uns hier überall auf Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- offiziellen Papieren drauf. NEN): Ja, ich verstehe.

RAn Dr. Gina Greeve: Ich weiß es auch nicht, (Hans-Christian Ströbele und der Zeuge weiß es nicht. (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Da warst du noch gar Zeuge Udo Laux: Ja, gut, ich habe gehört - - nicht geboren!)

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Aber da ist - Genau, das war alles vor meiner Zeit. Da muss offensichtlich Bewegung drin bei der Bundes- ich gleich an Ströbele abgeben. regierung. Herr Wolff. (Heiterkeit) RD Philipp Wolff (BK): Die bloße Angabe der Bundesstelle mit der entsprechenden Behörde, Aber jetzt in der relevanten Zeit, über die wir die kann er sagen. Wenn es dann natürlich um hier reden, haben Sie nichts mit denen zu tun ge- konkrete eingestufte Dokumente geht, dann ist es habt? ein anderer Sachverhalt. Zeuge Udo Laux: Ich muss - - Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Es geht darum: Wissen Sie, wir glauben - NEN): Sie haben davon gehört? deswegen ist, glaube ich, diese Einladung ent- standen -, dass Sie bei bestimmten Treffen dabei Zeuge Udo Laux: Ich habe von diesen mal etwas waren, bei denen Sie sagen, Sie waren gar nicht gehört im Zeitschlitz 1977 bis 84. dabei. Wir würden uns alle gerne eine nicht- öffentliche Vernehmung sparen. Deswegen frage Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ich Sie, ob Sie da irgendeine Erinnerung dran ha- NEN): Ah ja. ben. Sonst brauchen wir es Ihnen vielleicht auch nicht in nichtöffentlicher Sitzung vorzuhalten. Zeuge Udo Laux: So, jetzt weiß ich nicht, ob das Gegenstand ist. Da war das Papier eingestuft, und Zeuge Udo Laux: Tut mir leid. deshalb weiß ich jetzt nicht, ob ich mich strafbar mache. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Also, dass man da sich irgendwie mit Ge- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- heimdiensten über rechtliche Fragen in diesem NEN): Sie haben aber eine gute Erinnerung. Bereich auseinandergesetzt hätte oder mit Bun- desstellen, Fernmeldestatistiken oder so? Nein? Zeuge Udo Laux: Bitte?

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Zeuge Udo Laux: Ich bin Ingenieur. Insofern: Bei Zeuge Udo Laux: Nein, ich war, wie eben erläu- irgendwelchen rechtlichen Fragen, da bin ich tert, in Frankfurt bei der Direktion von August 74 doch total überfordert. bis Ende Juli 84 und dann danach nur in Bonn.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Gut, dann frage ich mal den Ingenieur: Wo NEN): Okay, und dann nur in Bonn. Aber dass kamen denn die Daten her, die da abgegriffen Sie irgendwie an Prozessen um das Jahr 2003, wurden, ausgeleitet wurden, gedoppelt wurden? 2004, 2005 beteiligt waren, wo es irgendwie da- rum ging, dass Geheimdienste auf Glasfasernetze Zeuge Udo Laux: Ja gut, ich weiß jetzt natürlich zugreifen wollten: Das hören Sie alles zum ersten nicht aus eigener Erfahrung, dass was abgeleitet Mal? wurde. Muss ich passen. Zeuge Udo Laux: Muss ich passen. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Sie wissen nicht, wo Daten herkamen? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Es sei denn, Sie haben hier und da mal Zeuge Udo Laux: Die Netze sind ja doch riesig was in der Zeitung gelesen. groß. Zeuge Udo Laux: Das habe ich. Und, wie er- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- wähnt: Wenn vielleicht mal ein Vorgang reinge- NEN): Ja, ja. kommen ist, dass ich im Rahmen des Handlings des Vorgangs da irgendwo mal abgezweigt - - Zeuge Udo Laux: Was da irgendwo einer Aber daran kann ich mich konkret nicht erin- macht - - nern.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Deswegen frage ich ja, weil wir das schon NEN): Dann haben wir keine weiteren Fragen an gern konkretisieren wollen. Wissen Sie, der Laie, Sie, auch nicht in nichtöffentlicher Sitzung. der denkt ja immer: Frankfurt-Nied, DE-CIX und so. Aber so ist es, glaube ich, gar nicht, und des- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen wegen sind - - Dank. - Dann kommen wir zur Fraktion der CDU/CSU. Gibt es hier Fragen? - Frau Kollegin Zeuge Udo Laux: Na gut, Frankfurt hatte eine Warken. sehr große Bedeutung im Netz. Das kann ich, glaube ich, hier sagen. Aber ob das heute noch so (CDU/CSU): Herr Zeuge, ich hätte ist, ob sich das Netz etwas entflochten hat, gut, noch ein paar Fragen, um konkret Ihren Arbeits- das weiß ich nicht. ablauf oder Ihre Arbeitsabläufe zu verstehen. Sie haben gesagt: Ihre Aufgabe war es, Protokolle zu Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- prüfen, zu schauen, ob da die entsprechenden NEN): Aber ob die Daten in Frankfurt oder ganz Anordnungen auch vorhanden waren. woanders in der Republik gedoppelt wurden: Sie wissen es nicht? Zeuge Udo Laux: Ja.

Zeuge Udo Laux: Nein. Nina Warken (CDU/CSU): Wie lief das ab? Haben Sie Listen bekommen mit Maßnahmen, die lie- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- fen, und haben dann gesagt: „Das, das und das NEN): Sie sind auch nie irgendwie in den Norden will ich sehen“? Hat man Ihnen was zugeleitet? des Landes gefahren und haben sich da Abgriff- Haben Sie alle Maßnahmen zur Überprüfung be- punkte angeguckt oder so? Sie waren immer in kommen? Wie lief das ab? Und wie viele haben Frankfurt? Sie da zu prüfen gehabt so im Schnitt?

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Zeuge Udo Laux: Ja, es gab eine Datei, die eben Zeuge Udo Laux: Ja, gut. diese protokollierten TKÜ-Maßnahmen enthielt. Die Datei, die wurde dann genommen. Wir haben Nina Warken (CDU/CSU): - gibt es irgendwas, ja drei ReSA-Stellen bei der Deutschen Telekom, einen Grund - - und dann wurden die erst mal aufgeteilt auf diese drei Stellen, weil jede Stelle so einen ge- Zeuge Udo Laux: Es war in der Entwicklung - - wissen Bereich hatte. Aus der Menge der Daten war es ein technischer Vorgang, weil - - von jeder dieser drei Stellen wurde dann die ent- sprechende Anzahl von Datensätzen - Sie fragten Nina Warken (CDU/CSU): Sie sind ja auch Tech- eben nach: Es mussten also mindestens 20 Pro- niker. zent sein. Die wurden dann - - die kriegten einen Haken dran, und mit denen ging man dann zu Zeuge Udo Laux: Ja, man muss da dann auch ein der entsprechenden ReSA-Stelle. Das ganze gewisses technisches Verständnis dazu haben. Thema, das kam ja von der Regulierungsbehörde; Aber dann nachher, diese Einzelprüfung, das ist Bundesnetzagentur ist es ja jetzt, sorry. Ich weiß ja dann einfach nur - ich sage es jetzt mal sa- nur: Ich hatte damals die Aufgabe, das ganze Ver- lopp -, wie einen Lattenzaun streichen, - fahren in die Handhabung umzusetzen, weil - - Ich weiß auch nicht mehr, in welchem Jahr. Das Nina Warken (CDU/CSU): Okay. war in meiner Zeit beim Geheimschutz. Aber es war - - Ich hatte die Aufgabe, das zu implemen- Zeuge Udo Laux: - also einen Datensatz nehmen tieren. und dann nach den Kriterien prüfen.

Ja, und dann am Anfang bin ich dann hingegan- Nina Warken (CDU/CSU): Okay. Aber man gen. Gut, die Vorgehensweisen werden dann na- brauchte schon Ihr technisches Verständnis, auch türlich mit den betroffenen Bereichen erst mal um die Maßnahme zu verstehen, oder? abgestimmt. Wie schon eben erläutert, geht es ja auch darum - man will ja eine Dienststelle nicht Zeuge Udo Laux: Nein, das - - Schauen Sie mal, außer Gefecht setzen; die muss ja da weiter arbei- Sie kriegen jetzt - - Wenn Sie vielleicht den § 16 ten können -, wie man das hinbekommt unter da haben. Da steht drin, welche Daten das sind. diesen Aspekten. Ja, und die ersten Überprüfun- Die sind dann in einer Zeile, und dann gucken gen, die habe ich dann selbst vorgenommen, Sie dann: Ach, das ist der Anschluss sowieso. weil - - Na gut, ich hatte es entwickelt, und man Dann sagt man zu dem Kollegen von ReSA: Brin- muss ja dann mal ausprobieren, ob es geht, und gen Sie mir mal den Vorgang sowieso. - Dann dann wurde das auch nachgeregelt. Nach einer holt er den raus, und dann guckt man: Beginn gewissen Zeit wurde dann diese eigentliche am ... (akustisch unverständlich) Dann guckt man Überprüfungstätigkeit - also diese Datensätze zu dann hier: Anordnung? - Jawohl. Ist also mindes- nehmen und zu gucken, ob die passende Anord- tens am gleichen Tag oder vorher - - Ja. Und wie nung da ist -, das wurde dann an drei Kollegen, lange? - Und mehr ist das nicht. die für diese ReSA-Stellen zuständig waren, ab- gegeben, und die haben dann die Prüfungen Nina Warken (CDU/CSU): Okay. wahrgenommen. Ich habe damals diese 20 Pro- zent ausgewählt, und die kamen dann zurück. Zeuge Udo Laux: Das ist einfach, ja letztendlich Die wurden dann zusammengefasst und die Prüf- trivial, aber eine wichtige Aufgabe, denke ich. berichte an die Bundesnetzagentur geschickt. Nina Warken (CDU/CSU): Ja. In der Tat, ja. - Nina Warken (CDU/CSU): Okay, es war dann Also, Sie - - Oder können Sie genau sagen, was schon, was Sie gemacht haben, auch ein techni- Sie wussten, was genau hinter den Maßnahmen scher Vorgang. Sie haben jetzt halt nur geguckt: steckt - ReSA war ja auch für verschiedene Sa- Gibt es ein Blatt, -

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chen zuständig: Zusammenarbeit mit Sicherheits- Tankred Schipanski (CDU/CSU): Ausgeschlos- behörden, richterliche Beschlüsse, auch BND -, sen? woher die Daten kamen, was, warum, wieso? Zeuge Udo Laux: Ja, gut, ausgeschlossen - - Weiß Zeuge Udo Laux: Das hat uns eigentlich nicht in- ja - - Wenn Sie jetzt mal den Artikel lesen, dass teressiert. Wir hatten den Prüfauftrag, und das die Amerikaner mit einem U-Boot Glasfaserkabel andere belastet einen ja nur. Deshalb haben wir anzapfen können; ich hätte es vorher auch nicht uns da, ehrlich gesagt, um die Begründung, die geglaubt, was möglich ist. eventuell immer drinstand - - Das war für uns nicht das Thema. Tankred Schipanski (CDU/CSU): Aber Sie sollen uns jetzt als Zeuge Ihre Wahrnehmung schildern. Nina Warken (CDU/CSU): Gut. Dann würde ich an den Kollegen Schipanski abgeben. Vielen Zeuge Udo Laux: Nein, ich habe dazu nichts Dank. wahrgenommen.

Tankred Schipanski (CDU/CSU): Vielen Dank. - Tankred Schipanski (CDU/CSU): Sie haben dazu Herr Zeuge, Sie haben uns ja beschrieben, dass nichts wahrgenommen? Sie da im Bereich des Sicherheitsbeauftragten auch ein ganzes Stück tätig waren bei der Tele- Zeuge Udo Laux: Nein. Absolut nicht. kom. Ein Thema, was die Öffentlichkeit natürlich nach diesen Snowden-Veröffentlichungen sehr Tankred Schipanski (CDU/CSU): Sie haben dazu stark bewegt, ist die Frage, ob ausländische Nach- nichts wahrgenommen, und Sie haben auch wäh- richtendienste die Kommunikation deutscher rend Ihrer Tätigkeit darauf keinerlei Hinweise in Bürger überwachen und insbesondere Anbieter irgendeiner Art und Weise bekommen? von Telekommunikationsdienstleistungen in Deutschland ausländischen Behörden, ausländi- Zeuge Udo Laux: Nein, keinerlei Hinweise. schen Nachrichtendiensten in irgendeiner Art und Weise Zugang geben. Es wird ja immer ge- Tankred Schipanski (CDU/CSU): Vielen Dank. schrieben: „heimliche Zugänge“ oder Ähnliches. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen Nun sind Sie ja Mitarbeiter eines großen Tele- Dank. Weitere Fragen sehe ich bei der Fraktion kommunikationsdienstleisters, und mich würde der CDU/CSU nicht. Ich frage jetzt mal in die jetzt Ihre persönliche Wahrnehmung interessie- Runde: Gibt es noch Fragen? ren. Aus Ihrer Tätigkeit bei der Telekom: Haben Sie Kenntnis darüber, dass bei der Deutschen Martina Renner (DIE LINKE): Ich wollte nur an- Telekom jemals ein ausländischer Nachrichten- merken, dass wir auch keine Fragen mehr für dienst unmittelbar Zugang zu den Netzen, Daten- eine eingestufte Sitzung haben. systemen oder Serversystemen hatte? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau. Zeuge Udo Laux: Das kann ich mir, ehrlich ge- sagt, nicht vorstellen. (Zurufe: Wir auch nicht! - Hans-Christian Ströbele Tankred Schipanski (CDU/CSU): Also, Sie in (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Ihrer Wahrnehmung: Sie haben davon überhaupt NEN): Wir auch nicht!) nichts mitbekommen? - Sehr schön. - Gut, wenn es keine weiteren Fra- Zeuge Udo Laux: Nein, wenn - - Aber das wäre gen mehr gibt, die in öffentlicher Sitzung zu be- eine Ungeheuerlichkeit, ehrlich gesagt. Aber antworten sind, und auch, wie ich höre, keine nein, das ist - - weiteren Fragen mehr in nichtöffentlicher oder

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eingestufter Sitzung, sind wir diesbezüglich am Ende der Zeugenvernehmung mit Ihnen.

Nach seiner Fertigstellung wird Ihnen vom Se- kretariat das Stenografische Protokoll dieser Sit- zung übersandt. Sie haben dann zwei Wochen Zeit, Korrekturen an der Übertragung vorzuneh- men oder Richtigstellungen und Ergänzungen Ihrer Aussage mitzuteilen.

Ich darf mich ganz herzlich für die Bereitschaft, hier auszusagen, bedanken. Ich freue mich, dass Sie bei uns waren und wünsche Ihnen einen gu- ten Nachhauseweg. Das gilt auch für Ihren Zeu- genbeistand. Danke, dass Sie bei uns waren. Da- mit ist diese Zeugenvernehmung an dieser Stelle beendet.

Ich bitte nun, dem Zeugen Dr. Köbele die Mög- lichkeit zu geben, in den Ausschussraum zu ge- langen. Die Sitzung ist damit für, ich würde sa- gen - dass wir auch mal lüften können -, zehn Minuten unterbrochen. Vielleicht kriegen wir es in zehn Minuten hin. Dann geht es um 19.35 Uhr an dieser Stelle weiter. Die Sitzung ist damit un- terbrochen. Danke schön.

(Unterbrechung von 19.24 bis 19.57 Uhr)

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Vernehmung des Zeugen mal gut, dass wir auch das klären. Ich sehe, wir Dr. Bernd Köbele werden doch viele Informationen von Ihnen krie- gen, wenn das so anfängt. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Gut, wir set- zen die unterbrochene Sitzung des Untersu- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Wird sich zeigen. chungsausschusses fort. Ich begrüße ganz herz- lich unseren nächsten Zeugen Herrn Dr. Köbele. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich stelle fest, dass Sie von einem Rechtsbeistand begleitet wer- Ich stelle fest, dass der Zeuge ordnungsgemäß ge- den. Ich darf den Rechtsbeistand bitten, sich kurz laden ist. Herr Dr. Köbele, nach meiner Informa- vorzustellen. tion haben Sie die Ladung am 19. Januar 2015 er- halten. RA Dr. Eddo Compart: Mein Name ist Dr. Eddo Compart. Ich bin Anwalt in Mannheim. Was hät- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Und auch entsprechend ten Sie noch gerne gewusst? dann per E-Mail beantwortet, wobei die E-Mail- Adresse „1. Untersuchungsausschuss“ einen Irr- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das reicht läufer gab. Die habe ich zurückbekommen. Aber mir schon. Alles Weitere würde ich dann in der von der Kollegin Labrenz habe ich dann keine Sitzung nachfragen. Ich darf Sie aber auch darauf fehlerhafte Rückmeldung bekommen, sodass ich aufmerksam machen, dass Sie den Zeugen bera- davon ausgehe, dass sie zumindest in den Ge- ten dürfen, Ihnen selbst jedoch kein Rede- und schäftsbereich gelangt ist. Fragerecht zusteht; denn der Zeuge kennt ja den Sachverhalt und nicht Sie. Insbesondere dürfen Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wunderbar. Sie daher Ihrem Mandanten während seiner Aus- Ich freue mich, dass Sie unseren Ruf wieder di- sage keine inhaltlichen Hinweise geben. Gegebe- rekt hergestellt haben. Mit den E-Mail-Adressen, nenfalls kann Ihr Mandant eine kurze Unterbre- das werden wir prüfen. Gleichzeitig danke ich chung zum Zwecke der Beratung mit Ihnen be- Ihnen, dass Sie der Ladung gefolgt sind und dem antragen - das machen wir dann natürlich auch -, Untersuchungsausschuss für eine Vernehmung dass Sie sich über inhaltliche Fragen etc., aber zur Verfügung stehen. auch um die Frage zum Beispiel von Geschäfts- geheimnissen, ja oder nein, gerne beraten dürfen. Ich habe Sie darauf hinzuweisen, dass die Bun- destagsverwaltung eine Tonbandaufnahme der Herr Dr. Köbele, vor Ihrer Anhörung habe ich Sie Sitzung fertigt. Diese dient ausschließlich dem zunächst zu belehren. Sie sind als Zeuge geladen Zweck, die stenografische Aufzeichnung der Sit- worden. Als Zeuge sind Sie verpflichtet, die zung zu erleichtern. Die Aufnahme wird nach Er- Wahrheit zu sagen. Ihre Aussagen müssen richtig stellung des Protokolls gelöscht. und vollständig sein. Sie dürfen nichts weglas- sen, was zur Sache gehört, und nichts hinzufü- Das Protokoll dieser Anhörung wird Ihnen nach gen, was der Wahrheit widerspricht. Ich habe Sie Fertigstellung zugestellt. Sie haben, falls dies ge- außerdem auf die möglichen strafrechtlichen Fol- wünscht ist, die Möglichkeit, innerhalb von zwei gen eines Verstoßes gegen die Wahrheitspflicht Wochen Korrekturen und Ergänzungen vorzu- hinzuweisen. Wer vor dem Untersuchungsaus- nehmen. Haben Sie hierzu Fragen? schuss uneidlich falsch aussagt, kann gemäß § 162 in Verbindung mit § 153 des Strafgesetz- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Vielleicht eine An- buches mit Freiheitsstrafen von drei Monaten bis schriftenkorrektur. 50859 ist Köln, nicht Pul- zu fünf Jahren oder Geldstrafe bestraft werden. heim. Nach § 22 Absatz 2 des Untersuchungsausschuss- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Da komme gesetzes können Sie die Auskunft auf solche Fra- ich gleich noch mal zu, wenn ich Sie nach einer gen verweigern, deren Beantwortung Sie selbst ladungsfähigen Anschrift frage; aber es ist schon oder Angehörige im Sinne des § 52 Absatz 1 der

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Strafprozessordnung der Gefahr aussetzen würde, Dies geschieht nach dem Stärkeverhältnis der einer Untersuchung nach einem gesetzlich geord- Fraktionen, reihum jede Fraktion nacheinander. neten Verfahren ausgesetzt zu werden. Dies be- Haben Sie hierzu Fragen? trifft neben Verfahren wegen einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit gegebenenfalls auch Diszi- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Bis jetzt noch nicht. plinarverfahren, wenn das überhaupt in Betracht kommt. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Danke schön. Ich darf Sie nun bitten, zu Beginn Ihrer Ausfüh- Sollten Teile Ihrer Aussage aus Gründen des rung sich dem Ausschuss mit Namen, Alter, Be- Schutzes von Dienst-, Privat- oder Geschäfts- ruf und einer ladungsfähigen Anschrift vorzustel- geheimnissen nur mit einer nichtöffentlichen len. oder eingestuften Sitzung möglich sein, bitte ich Sie um einen Hinweis, damit der Ausschuss Zeuge Dr. Bernd Köbele: Okay. Mein Name ist dann gegebenenfalls einen Beschluss nach §§ 14 Dr. Bernd Köbele. Mein Alter ist 56. Ich bin mitt- oder 15 des Untersuchungsausschussgesetzes fas- lerweile im Vorruhestand seit dem 30.12.2013. sen kann, also die Sitzung dann in nichtöffent- Ladungsfähige Anschrift ist in der Christian- licher Form oder sogar in eingestufter Form fort- Hünseler-Str. 25 in 50859 Köln. setzen kann und Ihnen dann Fragen zu stellen. Haben Sie hierzu noch Fragen? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Köln. Alles klar. Herzlichen Dank. - Zunächst möchte ich Zeuge Dr. Bernd Köbele: Vielleicht dazu eine An- Ihnen, wie es gerade angesprochen worden ist, merkung. Ich habe eine Aussagegenehmigung, Gelegenheit geben, ein Eingangsstatement abzu- die eingeschränkt ist daraufhin, wenn es um Be- geben, also im Zusammenhang zum Gegenstand triebs- und Geschäftsgeheimnisse geht, dass nur Ihrer Vernehmung auszusagen. Das ergibt sich in nichtöffentlicher Sitzung dazu ausgesagt wer- aus § 24 Absatz 4 des Untersuchungsausschuss- den kann. Ich bitte da diesbezüglich um entspre- gesetzes. Möchten Sie dies tun? chende Berücksichtigung. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, möchte ich ganz Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau. Um- gerne. gekehrt auch. Wenn so etwas in Betracht kommt, müssten Sie uns ein Zeichen geben, weil wir wis- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Dann haben sen natürlich nicht, was Sie wissen und uns sa- Sie das Wort. gen wollen gegebenenfalls. Deswegen kam der Hinweis: Wenn Sie uns ein Zeichen geben, wür- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich möchte etwas auf den wir gegebenenfalls einen Beschluss fassen die Organisation der Telekom im Jahre und dann in nichtöffentliche oder eingestufte Sit- 2003/2004 eingehen, weil das vielleicht dann zung eintreten und dann weitermachen. doch noch ein bisschen zur Erhellung beitragen kann. Nach diesen notwendigen Vorbemerkungen darf ich Ihnen den geplanten Ablauf kurz darstellen. Wir hatten dort die Deutsche Telekom AG mit Eingangs habe ich Sie zur Person zu befragen. Zu dem Vorstandsvorsitzenden. Das war der Herr Beginn der Vernehmung zur Sache haben Sie Ricke. Im Vorstand war der Vorstand Vertrieb; nach § 24 Absatz 4 des Untersuchungsausschuss- das war der Herr Brauner. Dann gibt es die gesetzes, Gelegenheit zum Beweisthema im Zu- T-Com. Das war ein virtuelles Gebilde innerhalb sammenhang vorzutragen. Das heißt also, ohne der Deutschen Telekom AG, also keine juristi- Unterbrechung durch Fragen können Sie Ihren sche Person. Dort gab es ebenfalls einen Vor- Sachverhalt, wie Sie ihn nachvollziehen können, stand. Der Vorstandsvorsitzende war Herr Brau- darstellen. Danach werde ich Sie zunächst befra- ner. Dann gab es einen Vorstand Finanzen und gen. Anschließend erhalten die Mitglieder des Controlling; das war ein Herr Dr. Rentschler. Bei Ausschusses Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen. Herrn Dr. Rentschler war die Rechtsabteilung der

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T-Com angesiedelt, geleitet von Herrn Dr. Uelner. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, das waren die soge- Dann gab es dort den Abteilungsleiter Ralf nannten staatlichen Sonderauflagen. Es ging also Schneider, Dr. Schneider, und dem Dr. Schneider darum, den Sicherheitsbehörden eine Ansprech- war ich zugeordnet. stelle innerhalb der T-Com, soweit es jetzt um den fraglichen Zeitraum ging - später auch für die Ich hoffe, jetzt sind alle mitgekommen. Wie ge- Deutsche Telekom AG -, zu geben, wo also ent- sagt: T-Com, virtuelles Gebilde innerhalb der sprechende Anordnungen beispielsweise, die Deutschen Telekom AG. Vorstandsvorsitzender eingegangen sind, dann, ich sage mal, zur Umset- der T-Com Brauner, Rentschler als Vorstand zung aufgenommen wurden und dann also auch Finanzen und Controlling, wo die Rechtsabtei- entsprechend umgesetzt wurden, beispielsweise lung angesiedelt war der T-Com, dort Leiter nach der Strafprozessordnung, aber auch nach Dr. Uelner. Das wäre es als Eingangsstatement. dem hier eher interessanten Artikel-10-Gesetz.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das ist schon Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen mal gut. Das ist ja fast ein Organigramm. Da wer- Dank. - Ich komme jetzt mal direkt zu einem den wir sicherlich noch mal drauf zu sprechen Punkt, wo sicherlich gleich weitere Nachfragen kommen. auch sind; nur um das abzuklären. Ist Ihnen der Vertrag mit der Bezeichnung „Transit“ bekannt? Ich darf nun einige Fragen an Sie stellen, bevor ich die Fragen an die Mitglieder der Fraktionen Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, der ist mir bekannt. weitergebe. Ich würde zuerst gerne etwas zu Ihrer Ausbildung, zu Ihrem Beruf wissen. Sie haben ja Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das ist schon gesagt, Sie sind im Vorruhestand, aber davor ha- mal schön. Dann sind Sie schon mal der richtige ben Sie ja was gemacht. Sie haben was studiert? Zeuge jetzt.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich bin Jurist. Ich würde die Fragen jetzt weitergeben an die Fraktionen. Es beginnt jetzt die Fraktion Die Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau, Sie Linke mit Frau Kollegin Renner, nehme ich an. - sind Jurist. Haben auch als Jurist in der Telekom Frau Kollegin Renner. gearbeitet, richtig? Martina Renner (DIE LINKE): Danke, Herr Vorsit- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich habe nach dem zender. - Herr Köbele, bevor wir zu dem Vertrag zweiten Staatsexamen erst dreieinhalb Jahre als „Transit“ kommen: Wann aus Ihrer Erinnerung wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität heraus haben Sie zum ersten Mal von dem Köln gearbeitet, bin danach zur Telekom gekom- Wunsch des BND erfahren, Zugang zu den Lei- men, war drei Jahre in den neuen Bundesländern tungen, durch die die Transitverkehre laufen, zu und dann bis 1999, Ende 1999, im Personal- bekommen? bereich der Deutschen Telekom AG tätig und bin dann also gewechselt zunächst in die damalige Zeuge Dr. Bernd Köbele: Muss so Spätfrüh- Konzernsicherheit und dann aufgrund Umorgani- jahr/Frühsommer 2003 gewesen sein. sationen dann in die T-Com gelangt und RA 43 geworden. Das ist eine Tätigkeit, die ich dann bis Martina Renner (DIE LINKE): In welchem Rah- zum Ende ausgeübt habe, allerdings immer in men haben Sie davon Kenntnis erlangt? verschiedenen organisatorischen Anbindungen. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Der BND ist auf uns zu- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. - Kön- gekommen. Wir waren mit dem BND schon vor- nen Sie zu dieser letzten ausgeübten Tätigkeit et- her in Kontakt, weil wir durch Artikel-10-Gesetz was detaillierter sagen? respektive TKÜV schon verpflichtet worden wa- ren, entsprechende G-10-Anordnungen umzuset- zen. Im Zuge dessen kannten die uns also schon,

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und dann sind die, wie gesagt, so zwischen Spät- Vorfeld schon auch noch Überlegungen anderer frühjahr, Anfang Sommer 2003 diesbezüglich auf Art gegeben hat, ja. uns zugekommen mit dem Ansinnen, dass sie halt über G 10, also Artikel-10-Gesetz hinaus Martina Renner (DIE LINKE): Bei diesen ersten mehr haben wollten. Besprechungen spielten diese anderen Überle- gungen, zum Beispiel auch auf ein Seekabel zu- Martina Renner (DIE LINKE): Können Sie sich zugreifen oder auf eine Endstelle eines Seekabels, noch erinnern: War das im Rahmen einer Bespre- auch eine Rolle? chung? Ist das schriftlich mitgeteilt worden? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das spielte, denke ich, Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich meine, das wäre im auch eine Rolle; aber genau weiß ich das nicht Rahmen einer Besprechung in Frankfurt gewe- mehr. sen. Martina Renner (DIE LINKE): Sie haben ja jetzt Martina Renner (DIE LINKE): Und wer hat den zu Recht gesagt, dass da natürlich bestimmte Wunsch gegenüber Ihnen geäußert? rechtliche Fragen dann im Raum stehen. Können Sie aus Ihrer Erinnerung sagen, ob in dieser - ich Zeuge Dr. Bernd Köbele: Vom BND jetzt eine Per- nenne das jetzt mal - Anbahnungsphase vor dem son? Vertrag auch schon über rechtliche Fragen disku- tiert wurde? Martina Renner (DIE LINKE): Ja. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Wir waren damals Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das war ein, ich glaube, rechtlich ziemlich überrascht durch das Ansin- Unterabteilungsleiter Dr. Meier (?), wobei das mit nen. Ich hatte auch Bedenken geäußert, weil ich Sicherheit ein Deckname sein dürfte. erst mal darin einen Verstoß gegen das Fernmel- degeheimnis gesehen habe. Das ist von denen - Martina Renner (DIE LINKE): Davon gehen wir ich glaube, ein oder zwei BND-Juristen waren da- auch aus. mals mit anwesend - zurückgewiesen worden. Dann haben wir aber gesagt, die mögen das dann Zeuge Dr. Bernd Köbele: Namen sind Schall und doch bitte auch erst mal intern klären oder bzw. Rauch, ja. uns dann ihre Begründung mal zukommen las- sen, weil das war halt jetzt erst mal nur in einer Martina Renner (DIE LINKE): Ja. Ist denn dann Besprechung. Ja, sie nahmen es und gingen. Das auch in diesem Gespräch schon mal gesagt wor- war dann erst - - Damit war auch irgendwann die den, an welcher Stelle man sich vorstellen Besprechung erst mal zu Ende. könnte, dass man die Transitverkehre erfassen möchte? Also, ist es noch örtlich genauer spezifi- Martina Renner (DIE LINKE): Und wie ging das ziert worden? dann weiter?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Na ja, es war eigent- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Dann kam irgendwann lich - ein halbes Jahr später die große Überraschung aus dem Bundeskanzleramt. Martina Renner (DIE LINKE): Es gibt ja da meh- rere Möglichkeiten. Martina Renner (DIE LINKE): Die sah wie aus?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: - recht klar, dadurch, Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das war ein Schreiben dass schon in Frankfurt die G-10-Technik letzt- vom Bundeskanzleramt. Ich gucke mal, ob jetzt lich eingerichtet worden war, dass das dann auch nicht irgendwie einer protestiert. in Frankfurt erst mal erfolgen sollte, wobei es im Martina Renner (DIE LINKE): Nein.

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Zeuge Dr. Bernd Köbele: Sonst müsste ich Martina Renner (DIE LINKE): Also, solche be- „nichtöffentlich“ sagen. triebswirtschaftlichen, vertragsrechtlichen Fragen spielten keine Rolle? Martina Renner (DIE LINKE): Wir haben darüber schon gesprochen, auch im öffentlichen Teil. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Gut. Es war ein Schrei- Martina Renner (DIE LINKE): Es war im Kern das ben vom Bundeskanzleramt, was also die recht- Bedenken, dass hier ein Verstoß gegen Fernmel- lichen Einwände, die geäußert worden waren, zu- degeheimnisse vorliegen könnte. rückgewiesen hat, gesagt hat, es wäre rechtlich zulässig, und darum bat, die Stelle RA 43 - Zeuge Dr. Bernd Köbele: So ist es. sprich: meinen Bereich oder meine Abteilung - mit der Umsetzung oder mit diesem Wunsch Martina Renner (DIE LINKE): Und dann hat man oder mit der Durchführung dieses Wunsches ent- mit dem Schreiben gesagt: Okay, das Schreiben sprechend zu beauftragen. ist jetzt da; jetzt machen wir das. - Oder?

Martina Renner (DIE LINKE): Und damit waren Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das Schreiben - das Ihre Bedenken hinsichtlich Verstoß Fernmelde- muss man da vorwegschicken -, das dann über geheimnis - - den Leiter der Rechtsabteilung an mich gelangte und der Leiter der Rechtsabteilung mir den Auf- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, damit hatte sich das trag gegeben hatte, einen Antwortentwurf ent- Thema für mich, muss man sagen, dann erledigt. sprechend zu fertigen, wobei er dann auch meinte, meine Bedenken hätten sich damit ja Martina Renner (DIE LINKE): Man hat ja viel- dann wohl erledigt, so sinngemäß. leicht nicht nur Bedenken, sondern man überlegt sich ja vielleicht auch, dass es auch in den Be- Martina Renner (DIE LINKE): Und waren die er- reich von Vertragsstrafen gehen könnte. Gab es ledigt? da auch Überlegungen? Ich konkretisiere das mal: Diese Transitstrecken werden ja auch von ande- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Sie waren für mich ren Providern außer der Telekom genutzt. dann in dem Augenblick erledigt, ja. Befehl von oben, weil es war klar: Der Vorstand hatte gesagt, Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, das spielte dabei soll gemacht werden, und damit war es doch gut. keine Rolle. Martina Renner (DIE LINKE): Wer hat Ihnen ge- Martina Renner (DIE LINKE): Das spielte keine genüber vom Vorstand gesagt, es solle gemacht Rolle? werden?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das hat nicht jemand gesagt, sondern das wurde entsprechend dann in Martina Renner (DIE LINKE): Die ja möglicher- dem Schreiben geschrieben, das nämlich zurück- weise nichts davon wissen. ging an das Bundeskanzleramt, und da war unter anderem dann ein Vermerk drauf: RA 43 mit der Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das spielte da keine Bitte um Durchführung der erforderlichen Maß- Rolle in den Überlegungen. nahmen.

Martina Renner (DIE LINKE): Okay. Martina Renner (DIE LINKE): Wissen Sie noch, wer den Vermerk angefertigt hatte? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das Schreiben?

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Martina Renner (DIE LINKE): Ja, diesen Vermerk, Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, dass möglicherweise dass das durchzuführen sei. die fehlende Ermächtigung für den Geheimschutz oder eine Ermächtigung für den Geheimschutz Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das war auf dem Schrei- gefehlt hat bei meinem Vorgesetzten. ben, auf dem Antwortschreiben ans Bundeskanz- leramt enthalten. Unterschrieben war es von Martina Renner (DIE LINKE): Also, Herr Brauner Herrn Brauner. hätte nicht unterschreiben können, weil er keine Ü3 hatte? Martina Renner (DIE LINKE): Von Herrn Brau- ner. - Was waren dann die nächsten Schritte? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Herr Brauner war da so- War dann schon der Vertrag der nächste Schritt, wieso nicht für infrage. oder gab es noch einen Zwischenstep? Martina Renner (DIE LINKE): Wer hätte denn an Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das war Anfang 2004, Ihrer Stelle - - und dann ging es irgendwann relativ zeitnah in die entsprechenden Vertragsverhandlungen, die Zeuge Dr. Bernd Köbele: Da hätten Schneider sich dann allerdings als nicht so sehr schwierig oder Uelner noch unterschreiben müssen - nicht herausgestellt haben. Man ist dann relativ schnell müssen, sondern möglicherweise wäre er noch zum Vertragsschluss gekommen. infrage gekommen. Für Brauner war das Ding - ich sage mal salopp - zu klein. Martina Renner (DIE LINKE): Und wer hat den Vertragsentwurf gefertigt, die Telekom oder der Martina Renner (DIE LINKE): Gut. Danke. BND? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Es wäre jetzt Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das kann ich Ihnen noch eine Minute. nicht mehr genau beantworten. Das weiß ich nicht, ob das jetzt vom BND ausging oder ob Martina Renner (DIE LINKE): Gerne. Dann war das - - Ich glaube, das war eher so ein bisschen mein Gefühl falsch. rüber und nüber, wie halt so Verträge letztend- lich entstehen. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich möchte Sie hier nicht um die Zeit betuppen. Martina Renner (DIE LINKE): Ich habe immer so ein Gefühl für meine Zeit. Deswegen letzte Frage: Martina Renner (DIE LINKE): Ich will noch mal Wie kommt es, dass Sie den Vertrag unterschrie- darauf hinaus: Ist das aus Ihrer heutigen Sicht - - ben haben? würden Sie das noch mal unterschreiben?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das kommt ganz einfach Zeuge Dr. Bernd Köbele: Da sage ich jetzt nichts daher, dass ich dann gefragt habe noch den dazu. Das ist keine Zeugenfrage. Dr. Uelner, ob da noch ein Zweiter unterschrei- ben soll, und das wurde von ihm dann verneint Martina Renner (DIE LINKE): Nein. Ja, doch - - mit der Bemerkung: Sie sind ja Jurist; Sie können Ah, gut. Anders herum: Haben Sie es damals das sowieso viel besser als wir. - Er meinte also nicht seltsam empfunden, dass Sie den Vertrag damit den Rest der Rechtsabteilung. Wirtschaft- unterschreiben sollten angesichts der - - lich war das Volumen nicht allzu groß; so viel kann man sicherlich sagen. Möglicherweise - Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. aber das weiß ich nicht mehr - können vielleicht auch noch Stufungsgründe eine Rolle gespielt ha- Martina Renner (DIE LINKE): Es hat zwar keine ben. monetär große Bedeutung. Das stimmt, da geht es um wenig Geld. Aber es hatte ja mit dem Vorlauf, Martina Renner (DIE LINKE): Stufungsgründe?

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den ganzen rechtlichen Bedenken möglicher- alleine an seinem Schreibtisch sitzt und das dann weise - - entscheidet, sondern dafür gibt es ja die unter- schiedlichen Fachabteilungen auch. Der will ja Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, es war aber entschie- irgendeine Bewertung oder Einordnung haben. den. Der Vorstand hatte einen entsprechenden Auftrag erteilt. Also, rechtlich war die Luft raus, Zeuge Dr. Bernd Köbele: Möglicherweise hat der sage ich mal so etwas salopp. Vom Monetären sich damals mit dem Herrn Dr. Uelner, Leiter der her hatte es also nur ein sehr geringes Volumen Rechtsabteilung, noch irgendwie besprochen. als solches. Keine Ahnung. Ich war nicht dabei.

Martina Renner (DIE LINKE): Ja. Hätten wir be- Christian Flisek (SPD): Da wissen Sie gar nichts zahlen können, ja. drüber?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Es war mir also a) gesagt Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. Das Einzige, was worden: „Du bist Jurist und steckst selber am bes- ich weiß, wie gesagt, was ich eben schon sagte, ten in der Materie drin, du kannst das“, was ich ist, dass ich von Uelner den entsprechenden Auf- in dem Augenblick auch als durchaus angenehm trag gekriegt habe, den Entwurf eines Antwort- empfand, gerne. Und gut war es. schreibens zu fertigen an das Bundeskanzleramt. Den habe ich dann Herrn Dr. Uelner vorgelegt, Martina Renner (DIE LINKE): Haben Sie viel- und dann kriegte ich noch die Rückmeldung, er leicht Sorgen gehabt, sich strafbar zu machen? sei mit geringen Änderungen rausgegangen. Ich habe am Schluss dann noch das abgesandte Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, eigentlich nicht. Schreiben, was von Brauner unterschrieben war, Nachdem ich mir das Antwortschreiben, was dann auch in Kopie ausgehändigt bekommen. vom Vorstand rausgegangen war in Richtung Bundeskanzleramt, in Kopie habe geben lassen, Christian Flisek (SPD): Und das war dann für Sie sage ich mal, war das so ein bisschen die Lebens- wie sozusagen: Der Auftrag ist jetzt erteilt, - versicherung. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. Martina Renner (DIE LINKE): Okay. In der nächsten Runde dann weiter. Christian Flisek (SPD): - das dann auf die Spur zu bringen. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- lichen Dank. - Wir kommen in unserer ersten Fra- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Es stand drauf: „erfor- gerunde jetzt zur Fraktion der SPD. Herr Kollege derliche Maßnahmen durchzuführen“. Das heißt, Flisek mit Fragen. auf gut Deutsch gesagt: Ausführung.

Christian Flisek (SPD): Danke, Herr Vorsitzen- Christian Flisek (SPD): Okay. - Ist Ihnen ein Tref- der. - Herr Zeuge, waren Sie bei der Entschei- fen zwischen dem Vorstandsvorsitzenden der dung des Vorstands, das dann so, wie geschil- Deutschen Telekom, dem Herrn Ricke, und dem dert, durchzuführen, in irgendeiner Form einge- damaligen BND-Präsidenten Hanning im Früh- bunden, intern? jahr 2003 bekannt?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Der Fakt als solcher ja; aber was dort besprochen werden sollte oder Christian Flisek (SPD): Haben Sie oder wissen Ähnliches, weiß ich nicht. Sie, wie so eine Entscheidung dann abläuft? Ich kann mir jetzt kaum vorstellen, dass dann in dem Christian Flisek (SPD): Also, Sie wussten, dass es Fall der Herr Brauner, den Sie ja schon geschil- dieses Treffen gab? dert haben in der Hierarchie, irgendwie da

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Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. Zeuge Dr. Bernd Köbele: - und ein Referatsleiter Naries (?) - beides, wie gesagt, Namen, ob die Christian Flisek (SPD): Aber über das Treffen sel- stimmen? ber - - Christian Flisek (SPD): Und Sie haben dann ge- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. Da hatten wir sagt, das ging dann typischerweise hin und her, auch nur von der Konzernsicherheit einen Hin- wie so Vertragsverhandlungen eben ausschauen. weis bekommen, dass wir praktisch nicht, weil wir auch gerade mit dem BND - ich sage mal in Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. Anführungszeichen - „zugange waren“, die Kreise diesbezüglich stören sollten, also für Christian Flisek (SPD): Was waren denn aus schlechte Stimmung sorgen sollten. Aber das Sicht der Telekom die entscheidenden Punkte in war, wie gesagt, irgendjemand aus der Konzern- dem Vertrag? Natürlich, klar: eine Vergütung. sicherheit, der den Hinweis gab. Mehr weiß ich Aber neben der Vergütungsfrage, was waren da über das Treffen nicht. aus Ihrer Sicht die entscheidenden Punkte?

Christian Flisek (SPD): Also, da gab es einen Zeuge Dr. Bernd Köbele: Eine Negativabgren- Hinweis, Sie sollen sozusagen diesen Bereich, zung - - der sich da jetzt anbahnt, irgendwie nicht mit juristischem Rat stören? Christian Flisek (SPD): Warten Sie mal eben. Der Herr Wolff vom Bundeskanzleramt meldet sich Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ganz generell wurde gerade. halt gesagt: Haltet die Füße still! Hanning kommt zu Ricke. - Mehr weiß ich darüber nicht. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Okay.

Christian Flisek (SPD): Und Thema vorher, nach- RD Philipp Wolff (BK): Ich will nicht den Zeugen her? Ist irgendwas nachher - darauf hinweisen, aber ich will den Ausschuss- vorsitzenden darauf hinweisen, dass der Vertrag Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nicht bekannt. an sich eingestuft ist und das Konvolut auch. Sprich: Wenn es um Inhalte geht, müsste das Christian Flisek (SPD): - in Gang gesetzt worden? meines Erachtens in eingestufter Sitzung behan- delt werden. Gleiches gilt mindestens auch für Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, nicht bekannt. die Namen der BND-Mitarbeiter, wenn sie ge- nannt werden. Ich sage das nicht zum Zeugen - Christian Flisek (SPD): Gar nichts? Okay. - Sie das kann er nicht wissen -, aber ich sage es dem waren dann mit der Vertragsverhandlung auch Vorsitzenden. betraut? (Martina Renner (DIE Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. Zusammen mit dem LINKE): Sofern sie noch Kollegen Alster, der hier ja schon als Zeuge war. leben!)

Christian Flisek (SPD): Ja. Und wer war auf der Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich weiß na- anderen Seite dann Ihr Verhandlungspartner? türlich nicht, was der Zeuge antwortet. Das ist immer das Problem. Wenn er so schnell einen Zeuge Dr. Bernd Köbele: War ein Unterabtei- Namen sagt, kann ich ihm jetzt nicht mehr die lungsleiter Dr. Meier (?) - Buchstaben zurückholen, und wenn er was zum Inhalt des Vertrages sagt - das weiß ich jetzt Christian Flisek (SPD): Der Dr. Meier (?), der - - nicht, was er sagen möchte.

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RD Philipp Wolff (BK): Ich habe auch auf die Fra- Mischverkehre haben, dann bitte nur mit G-10- gen abgestellt. Es wurde ja nach Namen gefragt, Anordnung. und jetzt wurde auch zum Inhalt des Vertrages gefragt - deswegen. Christian Flisek (SPD): Das interpretiere ich so, dass dann aufgrund der Beobachtung bei der Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Telekom man gesagt hat: Bei den paketvermittel- ten Diensten, da können wir das nicht mehr so Christian Flisek (SPD): Deswegen natürlich sauber auftrennen. Da ging dann die Initiative für meine Frage an Sie - - ein Erfordernis einer G-10-Anordnung von der Telekom aus. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nachdem der Hinweis kommt, dann nichtöffentlich. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich denke, dass es so ge- wesen ist, ja. Ganz genau kann ich es nicht mehr Christian Flisek (SPD): Bitte? Da wollen Sie dann sagen; aber ich meine, ungefähr so war es, ja. jetzt - - Christian Flisek (SPD): Nein, ist ja auch schlüs- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nachdem der Hinweis sig. Ist ja auch schlüssig. - Wie war denn dann kommt, nichtöffentlich. die Reaktion darauf?

Christian Flisek (SPD): Das hat jetzt volle Wir- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Die war erst mal, soweit kung gezeigt, seine Intervention. Jetzt wollen Sie ich mich erinnere, relativ unwillig. Wir sind aber dazu natürlich gar nichts sagen. Kann ich verste- da an der Ecke dann hart geblieben, und dann hat hen. man sich dazu wohl durchgerungen und hat ent- sprechend G-10-Anordnungen beigebracht. Damit Dann gehen wir vielleicht mal einen Schritt wei- fanden wir uns dann erst mal wieder in, ich sage ter. Das Projekt, das wir hier besprechen, war mal, sicherem Terrain wieder, weil wir dann dann, was die rechtliche Grundlage betraf, auch schlicht und einfach zur Umsetzung verpflichtet vor eine grundlegende Änderung gestellt. Irgend- waren. wann reichte der Vertrag nicht mehr aus, und es kam dann dazu, dass eine G-10-Anordnung auf Christian Flisek (SPD): Sie haben gesagt „relativ den Tisch gekommen ist. Von wem ging denn unwillig“. Ich meine, wenn man sagt: „Wir haben diese Initiative aus, dass man sagte: „Der Vertrag bei paketvermittelten Diensten genau diese in dieser Form ist jetzt als Grundlage der Koope- Mischtatbestände“, sage ich jetzt mal, dann ration nicht mehr ausreichend“? müsste man doch eigentlich jetzt erwarten, dass das ein plausibles, überzeugendes Argument ist Zeuge Dr. Bernd Köbele: Wenn ich mich richtig und man eigentlich da nicht auf Unwilligkeit erinnere, war das circa, roundabout 2005. Das stößt. zeichnete sich ab anlässlich der Ausleitung von paketierten Verkehren. Ob die Initiative jetzt vom Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, das Rechtliche war BND ausging, dass die beobachtet hatten: Oh, da das eine, glaube ich. Das Zweckmäßige war das mischt sich was - - Ich meine, dass Alster mich andere. Eine G-10-Anordnung herbeizubekom- mal angerufen hat und gesagt hat: „Die haben men ist wahrscheinlich schon mit einigem An- einen Mischtatbestand festgestellt“, und er hätte lauf verbunden. Das hatten die vorher im Transit- denen schon gesagt, dass dann eine G-10-Anord- verkehr nicht, das Problem, wenn man das als nung beigebracht werden müsste. Ich meine Problem sehen will. dann, dass ich nach Frankfurt gefahren wäre, weil das vom BND anfangs nicht so vom Alster Christian Flisek (SPD): Wenn man jetzt dann auf abgenommen worden war, und ich habe die Auf- eine G-10-Anordnung abstellt: War Ihnen da be- fassung bestätigt und habe gesagt: Wenn wir kannt - ich frage jetzt einfach mal -, dass es dann

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trotzdem zum großen Teil um reinen Transitver- Christian Flisek (SPD): Gut. Ist ein Standpunkt, kehr, also um Auslands-Auslands-Kommunika- den man so vertreten kann. Ich sage es mal so: tion, ging? Ich kann mir auch vorstellen, dass man sich überlegt, auf so eine Problematik in irgendeiner Zeuge Dr. Bernd Köbele: Na ja, wenn Sie mit Form dann noch mal hinzuweisen, auch unter einer G-10-Anordnung die Mischverkehre mit er- dem Aspekt natürlich der unternehmensinternen wischen, das ist dann Sache der G-10-Kommis- Absicherung. Ich sage es jetzt mal so - ich will da sion, dann gegebenenfalls da einschränkend zu jetzt nicht irgendwie was hochziehen -: Die Tat- wirken. Wir waren verpflichtet, im Umfang der sache, dass zum Beispiel jetzt ein Untersu- G-10-Anordnung das umzusetzen. chungsausschuss des Deutschen Bundestages diesen Themenkomplex verhandelt und natür- Christian Flisek (SPD): Irgendwelche rechtlichen lich dann eben auch Zeugen des Unternehmens Probleme, wurden die in Ihrem Hause da mal er- geladen werden, die darüber Auskunft zu geben örtert und vorgetragen? haben, zeigt ja, dass das nicht risikofrei ist. Inso- fern wundert mich ein bisschen dort, dass man Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, eigentlich hatten einfach sich jetzt auf den Standpunkt gestellt hat: wir dann keine rechtlichen Probleme mehr. Das Na ja, das liegt jetzt vor. Das ist auch genug für eigentliche Kernproblem hatten wir ja ganz am uns, und jetzt machen wir mal und sichern uns Anfang, was ich schon beschrieben hatte. Das nicht noch mal ab in Bezug auf, ich sage mal, war, sage ich mal, letztlich durch den „Vor- Flanken, die vielleicht offen sein könnten. standsentscheid“ - in Anführungszeichen - dann gelöst, wie immer man dazu stehen mag. Danach Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, einen Vorstandsauf- die rechtlichen Fragestellungen, die habe ich trag insgesamt hatten wir als solches. Ansonsten dann beantwortet. Das gehörte zu meinem Aufga- waren wir auch organisatorisch für die ganze benbereich. Ich hatte von meinen Vorgesetzten Thematik zuständig. Das ganze Thema war im das Angebot, wenn es wirklich schwierig wird, Rechtsbereich. Und ich sage mal: In 2005 konnte dass ich dann gegebenenfalls auf sie zukommen auch, glaube ich, noch kaum jemand absehen, könne. Aber als so schwierig empfand ich die dass das in 2015 dann vielleicht noch mal ein Fragestellungen dann nicht. echtes Problem werden würde.

Christian Flisek (SPD): Na ja, für uns ist es schon Christian Flisek (SPD): Klar. - War denn der eine entscheidende Fragestellung, inwieweit Telekom bekannt, dass im Rahmen dieses Projek- dann sozusagen so eine G-10-Anordnung eigent- tes gegebenenfalls Erkenntnisse, Informationen lich reicht, faktisch, - nicht nur für den BND verwendet werden sollten, sondern gegebenenfalls auch für andere Dienste? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, war der Telekom Christian Flisek (SPD): - die ja eigentlich eben nicht bekannt. Also jedenfalls uns nicht. davon lebt, dass sie klar definiert und beschränkt ist, und sozusagen die Frage, dass man dann aber Christian Flisek (SPD): Wenn Sie das gewusst damit doch vielleicht ganz andere, viel weiter hätten, hätte das in irgendeiner Form Ihre tat- reichende Verkehre auch mit dabei hat. sächliche oder rechtliche Beurteilung verändert?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, aber ich denke, das Zeuge Dr. Bernd Köbele: Die rechtliche Beurtei- ist ein Thema zwischen BND und der G-10-Kom- lung sicherlich nicht, aber dann wäre ich wahr- mission. Wir sind als Telekommunikationsanbie- scheinlich schon losgegangen und hätte gesagt: ter dann entsprechend § 110 TKG und TKÜV res- Da müssen wir mal gucken in Richtung nächst- pektive § 2 Artikel-10-Gesetz zur Umsetzung ver- höheren Vorgesetzten, wie wir damit umgehen pflichtet, wenn die kommt. wollen.

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Christian Flisek (SPD): Inwiefern? Christian Flisek (SPD): Ja. - Wie beurteilen Sie es denn, wenn Sie jetzt in der Presse lesen, dass Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, erst mal dann den jetzt der Vorwurf im Raum steht, dass es in die- Fakt vortragen. Aber dann hätte man den Fakt sem Projekt eventuell zu einer Massendatenerfas- wissen müssen. sung und Massenüberwachung gekommen ist, dass da massenhaft Daten ausgeleitet worden Christian Flisek (SPD): Ja. sind, vielleicht auch deutscher Bürgerinnen und Bürger. Das ist ja das, was in der Presse steht. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ob der dann allerdings Wie beurteilen Sie das? eine bessere oder eine Lösung gefunden hätte, male ich mal ein großes Fragezeichen dran. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Sie sagen schon: Be- urteilung. Aber jetzt muss ich schon sagen: Der Christian Flisek (SPD): Ja. - Na ja, ich themati- Zeuge bekundet Tatsachen, die seiner Wahrneh- siere das auch deswegen, weil natürlich in dieser mung unterlegen sind. Zeit die Telekom durchaus auch in großen Um- strukturierungen war - Christian Flisek (SPD): Ja, man merkt, Sie sind Jurist. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nicht nur in der Zeit. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Manchmal schon. Christian Flisek (SPD): - ja, gut; das lasse ich jetzt einfach mal so stehen im Protokoll - und natür- Christian Flisek (SPD): Wir haben natürlich Zeu- lich auch auf dem Weg war, zum Beispiel in den gen, die das ein bisschen anders sehen manchmal USA tätig zu sein, und vielleicht dann eben auf- und das auch - - Aber gut, ich nehme das erst mal grund dieser Tätigkeit als Marktplayer in den so an und würde jetzt - - Habt ihr jetzt in der USA, wenn man gewusst hätte beispielsweise, es Runde Fragen? - Dann würde ich erst mal in der ist ein amerikanischer Dienst sozusagen mit Runde weitergeben. dran - verstehen Sie, was ich sagen will? -, dann hätte das vielleicht - Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ganz herz- lichen Dank. - Wir kommen zur Fraktion Bündnis Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das verstehe ich. 90/Die Grünen. Herr Kollege von Notz.

Christian Flisek (SPD): - eine völlig andere Sensi- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- bilisierung erzeugt. NEN): Herr Köbele, wenn man in so einem Kon- zern die rechtlichen Entscheidungen mit treffen Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das verstehe ich schon. muss, dann ist man ja in verantwortlicher Posi- Aber wie gesagt: Der BND hat uns nicht mitge- tion. Jetzt frage ich Sie mal als Juristen sozusa- teilt, ob und an wen er gegebenenfalls noch ir- gen: Wie würden Sie denn dieses Schreiben aus gendwohin irgendwas weiterleitet. dem Bundeskanzleramt jetzt juristisch einord- nen? Also, was ist das, wenn Sie rechtliche Be- Christian Flisek (SPD): Haben Sie denn vielleicht denken haben, wenn ich Ihnen sage, Sie sollen damit gerechnet, dass das so ist? was tun, was also irgendwie offensichtlich nicht legal ist. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. Wir wussten nur, wer die NSA war, dass die in Fort Meade diesen Zeuge Dr. Bernd Köbele: Oh, Vorsicht. Wir wis- großen schwarzen Kasten da hatten und einen sen nicht, ob das nicht legal ist. Das ist, glaube irrsinnigen Stromverbrauch hatten, weil sie - wie ich, ziemlich umstritten. viele? -, ich glaube, 30 000 Mitarbeiter oder was beschäftigen. Aber das war halt alles, was man so Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- aus dem Internet darüber wusste. Mehr wussten NEN): Was sagt der Rechtsanwalt so richtig? wir über NSA nicht.

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RA Dr. Eddo Compart: Und schon „offensicht- Zeuge Dr. Bernd Köbele: So, und das ist in Rich- lich“ gleich gar nicht. tung - ich glaube, ich darf das sagen, ohne dass Kollege Wolff hinten unruhig wird - Vorstand Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Deutsche Telekom AG und Vorstand T-Com ge- NEN): Ach so. Aber ich dachte, man hatte Beden- gangen. ken und wollte ein Schreiben aus dem Bundes- kanzleramt haben. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja, aber was soll das sein juristisch? Ich Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das wurde vom BND verstehe das nicht. initiiert, das Schreiben vom Bundeskanzleramt. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Da müssen Sie das Bun- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- deskanzleramt fragen. NEN): Ach, das kam gar nicht aus der Telekom, dass man so was haben wollte? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Nur, am Ende des Tages haben Sie diesen Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das kam schon aus der Vertrag unterschrieben. Wir haben ja immer ver- Telekom, aber initiiert letztlich, dass das Bundes- mutet, es geht auch um Haftungssachen. Da ha- kanzleramt überhaupt tätig geworden ist, das ben Sie ja gesagt, es geht überhaupt nicht um kam vom BND. Haftung. Es geht nur um Strafrecht, haben Sie eben gesagt. Deswegen frage ich Sie jetzt als Ju- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- rist: Was soll das sein, dieses Schreiben aus dem NEN): Ja, die Telekom hat das nicht geschrieben. Bundeskanzleramt? Wenn in der Telekom - - Das habe ich schon verstanden. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Noch mal - - Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ganz kurz. - Wenn Sie als Jurist in der NEN): Aber man wollte das aus der Telekom ha- Telekom in Verantwortung rechtliche Bedenken ben. haben - - Also, es gibt Gerichtsurteile. Wenn das Bundeskanzleramt eine BGH-Entscheidung Ihnen Zeuge Dr. Bernd Köbele: Richtig. zugefaxt hätte - da steht drin, das darf man ma- chen -, da hätte ich gesagt: Na ja, gut, da lässt Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- sich der Jurist überzeugen. - Aber die Ansicht NEN): Genau. - Und jetzt frage ich Sie nach der und dieser Zweizeiler aus dem Bundeskanzler- juristischen Einordnung eines solchen Schrei- amt, was hat das an Ihrer juristischen Auffassung bens. Was ist das denn? verändert?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Zunächst ist es erst mal Zeuge Dr. Bernd Köbele: Dann sage ich es mal so: eine Bitte des Bundeskanzleramtes unter Dar- Das Bundeskanzleramt ist nicht irgendein Dorf- legung der dortigen Rechtsauffassung. sheriff. Das hat für mich schon eine Autorität. Und das Bundeskanzleramt war der Auffassung, Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- dass das also rechtlich zulässig ist. Ich war - sage NEN): Ja. ich ganz gerne - erst mal etwas überrascht, aber ich habe dann mit einigem Nachdenken schon Zeuge Dr. Bernd Köbele: Sie haben gesagt, es ist gesagt: Wenn ich die Konstruktion des Verwal- rechtlich zulässig. tungshelfers bemühe - um jetzt mal juristisch zu argumentieren; das sollte Ihnen ja bekannt sein -, Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- dann liegt die Verantwortlichkeit letztlich für die NEN): Ja. Rechtmäßigkeit nicht mehr bei der Deutschen

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Telekom, sondern beim Bundeskanzleramt res- mal, dass die Rechtsauffassung, die dahinterliegt, pektive beim BND. vom Bundeskanzleramt schon ihre Berechtigung hat, und das war für mich das Ausschlaggebende, Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- nicht unbedingt die Tatsache, dass das Bundes- NEN): Da wäre ich mir nicht so sicher. kanzleramt irgendwas gesagt hat. Und ob sonstige Stellen der Telekom mit dem Bundeskanzleramt Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich schon. korrespondieren und, wenn ja, wie, entzieht sich meiner Kenntnis. Da müssten Sie - - Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Das Bundeskanzleramt ist sicher kein Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dorfsheriff. Ich würde sagen, es ist überhaupt NEN): Dann sage ich Ihnen ganz offen von Jurist kein Sheriff. So rechtlich finde ich da überhaupt zu Jurist - ich lehne das eigentlich sonst ab -: Ich gar keine Zuordnung. Das Bundeskanzleramt - - verstehe nicht sozusagen, wo Ihre juristische Auch in der StPO sucht man sie vergeblich. Das Auffassung, die ja richtig war - - Das ist hoch- Strafrecht ist das Strafrecht. Ich habe das immer problematisch, und das wird auch Herr Compart so verstanden, dass das in einem Rechtstaat so am Ende des Tages nicht abstreiten können; das ist, dass eben nicht das Bundeskanzleramt sagt, ist genau der Punkt. Und wenn es nicht hoch- wie das Recht ausgelegt werden soll. Deswegen problematisch wäre, hätte es auch kein Schreiben ist das ein interessanter Hinweis. aus dem Bundeskanzleramt gegeben, und die hät- ten auch gesagt: Ja, was fragt ihr uns? Das ist Ich will Sie mal so fragen - aber wahrscheinlich doch völlig offensichtlich; das ist legal. - Das ha- muss man da noch mal in einer anderen Rich- ben die aber nicht gemacht, sondern die haben in tung fragen -: Ist das denn üblich, dass man in einer äußerst heiklen Frage - haben wir hier Fragen, die irgendwie knifflig sind, sich ans Bun- heute schon gehört -, wo man eigentlich ein deskanzleramt wendet und sich da so einen Frei- neues Gesetz gebraucht hätte - - hat man eben so brief holt? einen Freibrief bekommen. Und da frage ich mich juristisch - und als solcher sitzen Sie ja Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das hat sich aus der heute hier -: Was führt mich dazu, zu sagen: „Das Situation ergeben, dass also letztlich der BND ist irgendeine Instanz, die sozusagen rechtlich sa- erst mal von uns was wollte, also von der Tele- gen kann, ob etwas hopp oder top ist“? Ich höre kom was wollte, wo wir halt erst mal nicht mit das zum ersten Mal und bin verwundert darüber, einverstanden waren. dass das sozusagen in einem großen aktiennotier- ten Unternehmen wie der Deutschen Telekom Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- dann eben auch so genutzt wird. NEN): Ja, aber die Telekom hat ja gesagt: Dann brauchen wir so ein Schreiben aus dem Bundes- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Noch mal: Das Bundes- kanzleramt. Jetzt frage ich mich als normaler kanzleramt äußert ja keine abwegigen Rechtsauf- Mensch: Kommt das denn ab und zu mal vor, fassungen. Ich will jetzt auch nicht unbedingt die dass man praktisch in juristisch kniffligen Situa- Lanze für das Bundeskanzleramt brechen; aber tionen dann irgendwie so einen Freibrief im Bun- ich glaube nicht, dass die irgendwie aus lauter deskanzleramt bestellt, und wenn man das hat, Jux und Tollerei irgendwas sagen, sondern dass dann sagt man: „Das ist eine Autorität, das Bun- sie sich schon was dabei gedacht haben. Und deskanzleramt. Ich finde es in keinem Gesetz- dann sind die auch nicht bei mir aufgeschlagen, buch; aber wenn die das sagen, können wir das sondern sie sind beim Vorstand der Deutschen machen“? Telekom aufgeschlagen und noch beim Vorstand der T-Com, und der Vorstand der T-Com und der Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das Bundeskanzleramt Vorstand der Deutschen Telekom - der von der wird sich schon was dabei gedacht haben, dass T-Com definitiv -, die haben sich davon überzeu- sie das gesagt haben. Aus lauter Jux und Tollerei gen lassen. haben die das nicht gesagt. Deswegen denke ich

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Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Richtig. NEN): Haben Sie irgendwas schriftlich, dass Ihnen der Vorstand gesagt hat - - außer dieser An- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- weisung oder so. Hat es da noch mal ein Ge- NEN): Die Deutsche Telekom hat das Gebäude spräch gegeben - außer dem Vermerk -, dass jetzt auch mit anderen Räumlichkeiten an andere ver- Sie das unterzeichnen sollen? mietet?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das war kein interner Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das weiß ich nicht. Vermerk, sondern das offizielle Antwortschrei- ben von dem Vorstandsvorsitzenden der T-Com Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- zurück ans Bundeskanzleramt, wo ausdrücklich NEN): Das wissen Sie nicht. Sie kennen das Ge- draufstand: RA 43 mit der Bitte um Durchfüh- bäude gar nicht, oder? rung der erforderlichen Maßnahmen. Gesprä- che - - Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich kenne das Gebäude schon, aber mir ist nicht aufgefallen, ob da jetzt Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- noch andere drin waren. Erst sehr viel später, NEN): Und dann hat Ihnen Ihr Vorgesetzter Herr aber da waren wir schon im Jahre 2010/2011. Schneider gesagt: „Mach du das“? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, dafür war ich zustän- NEN): Wer war denn da dann drin? dig. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich meine, das wären Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Beschäftigte von der Firma IBM gewesen. NEN): Na ja, es wäre ja nun auch sozusagen nicht fernliegend, wenn man guckt, wer das von ande- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- rer Seite unterschrieben hat, dass das auch an- NEN): Und war das vielleicht auch 2003 schon dere unterschreiben. Wir werden ja Ihren Vorge- so? setzten hören, und der wird dann sagen: „Ja, ich habe dem Köbele das gesagt, der soll das unter- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Meines Wissens nach schreiben“, oder er sagt: Nein, ich habe dem das nicht. nicht gesagt. - Das kann ja auch sein. Deswegen: Das wäre interessant zu wissen, ob das belegbar Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ist, wer da nun die Verantwortung getragen hat, NEN): Wen müssten wir denn fragen, um das dass vonseiten der Deutschen Telekom dieser rauszufinden, ab wann die IBM da dringesessen Vertrag unterschrieben wurde. hat?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Die habe erst mal ich Zeuge Dr. Bernd Köbele: Die IBM. getragen. Wie ich vorhin schon sagte: Ich hatte mit meinem mittelbaren Vorgesetzten auch über Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- das Thema gesprochen, und er hat es nicht für NEN): Das ist eine gute Idee. Die können wir so- notwendig erachtet, da noch als Zweiter zu un- wieso mal hören. terzeichnen. Der war vom Bundesnachrichten- dienst auch nur von einem unterzeichnet. Okay, also, das war kein Thema, wer da noch in dem Gebäude saß oder so im Hinblick auf die Si- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- cherheit oder - - NEN): Noch mal zu ganz was anderem. Diese Räume, die Teil dieses Vertrages dann wurden - Zeuge Dr. Bernd Köbele: Aus 2003/2004, nein. zwei bis drei Räume oder zweieinhalb Räume -, die waren ja in einem Gebäude der Deutschen Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Telekom. Korrekt? NEN): Nicht.

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Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich weiß auch gar nicht, Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das weiß ich nicht ge- ob da überhaupt welche drinsaßen, weil lange nau. Jedenfalls: Da wurden sie hingeliefert in die Zeit war das Gebäude sehr, sehr leer. Das war ja ominösen drei Räume, von denen Sie sprachen. ein reines Technikgebäude, kein Bürogebäude, wie man sich das so landläufig vorstellt. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Genau. In die 111, genau. Aber wo kamen Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- sie denn her? NEN): Also sagen Sie, 2003 war die IBM noch nicht drin, oder sagen Sie, Sie wissen es nicht? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das weiß ich nicht. Da müsste man Netzmanagement fragen. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich sage, ich weiß es nicht definitiv. Ich meine, nein. Ich meine, die Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- wären erst sehr viel später reingekommen. NEN): Und das war auch kein Thema? Sie kön- nen mir nicht sagen, ob das aus Oberammergau Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- kam oder aus dem Norden der Republik? NEN): Ab welchem Jahr meinen Sie, dass die IBM in dem Gebäude war? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, weiß ich nicht.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: 2010/2011, da in der Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Gegend. Vielleicht auch 2009, aber früher, glaube NEN): Welches Kabel dort angefasst wurde, kön- ich, nicht. nen Sie nicht sagen?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, weiß ich nicht. NEN): Gut, das werden wir dann versuchen he- rauszufinden. - Jetzt zum Schluss vielleicht - Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Diskussionen darum, welches Kabel ange- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay, eine fasst würde, kennen Sie nicht? noch. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Sagt mir jetzt so - - Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): - noch die Frage, auf welches Kabel eigent- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- lich zugegriffen wurde. Das frage ich Sie jetzt vor NEN): Dass Mitarbeiter der Deutschen Telekom dem Hintergrund, dass in der Öffentlichkeit im- mit BND-Leuten irgendwohin gefahren sind, sich mer gedacht wird: Frankfurt, das muss ja der Sachen angeguckt haben, wieder zurück nach DE-CIX sein. Aber die Daten werden, glaube ich, Frankfurt - - gar nicht da gedoppelt, - Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ach, Sie meinen die Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. Seekabelendstelle Norden?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): - sondern woanders. NEN): Genau.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das war Oeserstraße, Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, das hat sich nicht Frankfurt. realisiert. Das weiß ich.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Da werden sie gedoppelt? Oder da werden NEN): Aber das wollte man? sie hingeliefert?

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Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das war mal im Ge- denke, wir können weitermachen. Frau Kollegin spräch, ja. Aber das ist, wie gesagt, nicht zur Rea- Renner. lisierung gekommen. Martina Renner (DIE LINKE): Bei Ihnen im Haus Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ist dieser ganze Vorgang immer nur unter „Tran- NEN): Ist es vorstellbar, dass man, wenn man sit“ bekannt gewesen, oder gab es weitere Be- nicht an das Seekabel rangeht, praktisch trotz- griffe? dem an dasselbe Kabel rangeht, nur eben ein paar 100 Meter weiter, aber nicht mehr ans Seekabel, Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, „Transit“. und diese Daten von dort nach Frankfurt leitet? Martina Renner (DIE LINKE): Also, „Eikonal“ Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das weiß ich nicht. und „Granat“?

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das wird ja Zeuge Dr. Bernd Köbele: „Eikonal“ kenne ich seit ein ganz neuer Fragenkomplex. Ich muss jetzt auf Oktober letzten Jahres. die Uhr gucken. Eben hieß es, noch eine Frage. Martina Renner (DIE LINKE): „Granat“ haben Sie Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- auch nie gehört? NEN): Ja, aber ein so interessanter - - Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, sagt mir nichts. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich finde es auch interessant. Martina Renner (DIE LINKE): Nachdem der Ver- trag abgeschlossen war, haben Sie sich denn Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- dann noch regelmäßig zur Umsetzung informie- NEN): Ich frage dann in der nächsten Runde wei- ren lassen? ter. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Periodisch. Aber das Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich gucke gab dann keine großen Probleme, sodass also das nur, dass andere Fraktionen auch noch drankom- Gros letztendlich der Arbeit in Frankfurt von Als- men. Wir wären nämlich jetzt mit der Fraktion ter, Helfrich & Co gemacht worden ist. der CDU/CSU dran. Herr Kollege Kiesewetter. Martina Renner (DIE LINKE): In welcher Form Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Vielen Dank, hat - - Ich nehme an, Herr Alster berichtet schrift- Herr Vorsitzender. - Wir haben, weil alle unsere lich oder mündlich? Fragen in öffentlicher Sitzung bereits beantwortet sind, im Moment keine weiteren Fragen an den Zeuge Dr. Bernd Köbele: Mündlich, Telefonat. Zeugen. Vielen Dank. Also, telefoniert, E-Mail.

Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen Martina Renner (DIE LINKE): Aber so Art Be- Dank. - Damit kommen wir in die zweite Frage- richte, die schriftlich abgefasst wurden über - - runde, und es beginnt wieder die Fraktion Die Linke. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Bestand keine Veranlas- sung dazu. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Wenn ich mir nur ganz kurz ein Glas Wasser nehmen dürfte. Dann dür- Martina Renner (DIE LINKE): Na ja, man hatte ja fen Sie gleich - - erst Bedenken. Dann hat man sich überzeugen lassen, und dann wäre ja der nächste Schritt, zu Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Das machen sagen: Jetzt gucken wir mal, was die da genau Sie. Die Zeit steht auch bis dahin still, und wir machen. warten, dass Sie was zu trinken kriegen. - Ich

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Zeuge Dr. Bernd Köbele: Na, der Vertrag war ja 2012, was macht man da in den Räumen? Das abgeschlossen, und damit war also klar: Es geht muss ja eigentlich alles abgebaut sein. War da vom Ausland ins Ausland, und da gab es auch noch was? erst mal keine großen Probleme, solange man im Leitungsteil war. Das wurde erst dann wieder re- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, der BND ist ja noch levant, als die Paketverkehre dann als Mischver- ganz normal im Zuge von G-10-Anordnungen da kehre aufkamen, und da hat Herr Alster dann weiterhin vertreten. auch Alarm geschrien. Martina Renner (DIE LINKE): Und in dem Zu- Martina Renner (DIE LINKE): Haben Sie sich sammenhang waren Sie 2012 mal - - denn zur technischen Umsetzung informieren lassen? Wussten Sie, was dort in den Räumen des Zeuge Dr. Bernd Köbele: Da war ich mal mit BND verbaut wird an Technik? einem großen Besucherpulk - ich glaube, da war sogar ein Jurist vom BND auch noch mit dabei -, Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. Ich wusste, dass da bin ich da auch mal mitgegangen, weil ich da es die Räume gibt. Die Räume waren aber abge- gerade auch in Frankfurt war. schlossen. Ich weiß, dass Lüftungstechnik reinge- baut worden ist, weil da wohl irgendwelche tech- Martina Renner (DIE LINKE): Sie wissen nicht nischen Gerätschaften drin waren, die halt ent- mehr, was der Anlass war? sprechende Wärme erzeugten. Aber was jetzt ge- nau da an Einrichtungen oder so was drin war, Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. Irgendwas nicht weiß ich nicht. großartig Relevantes jedenfalls.

Martina Renner (DIE LINKE): Herr Alster meinte, Martina Renner (DIE LINKE): Herr Alster war da- sich zu erinnern, dass neben dem Einbringen von bei? Technik des BND in die drei Räume ebenfalls in den Betriebsraum 3 Technik des BND verbaut Zeuge Dr. Bernd Köbele: Herr Alster. Es waren wurde. Haben Sie davon mal was gehört? mindestens zwei oder drei Leute vom BND. Ich weiß nicht, ob Helfrich auch noch mit dabei war. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Sagt mir nichts. Viel- Also, das war, ich hätte schon fast gesagt, so eine leicht war das einer von den drei Räumen. Ich Reisegruppe. kenne nur drei Räume, die unten im zweiten Un- tergeschoss waren, mit entsprechenden Eisen- Martina Renner (DIE LINKE): Das muss ja dann türen, die verschlossen waren, und mehr weiß ein besonderer Anlass gewesen sein, oder? ich darüber auch nicht. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, eigentlich nicht. Martina Renner (DIE LINKE): Waren Sie mal in Ich weiß es wirklich nicht mehr. Sonst würde ich den Räumen? es sagen.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ganz spät mal, 2012 in Martina Renner (DIE LINKE): Na ja, natürlich. Begleitung von BND und Alster und Helfrich. Ich versuche nur, wenn Sie sagen, Sie waren nie da, nur einmal, und dann war eine große Reise- Martina Renner (DIE LINKE): Was war da der gruppe da, irgendwie zu verstehen, was denn Anlass? dann der Anlass war.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Keine Ahnung. Aber Der Kollege von Notz hat ja schon ein bisschen irgendwas Unbedeutendes. versucht, zu fragen, was Ihre juristische Bewer- tung des Vertrages auch in der Konsequenz an- Martina Renner (DIE LINKE): Das ist ja lange geht. Das fragen wir natürlich auch andere hier, nach Ende des Projektes; deswegen frage ich.

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andere Zeugen. Wir hatten den ehemaligen Da- wie kann ein privatrechtlicher Vertrag eine not- tenschutzbeauftragten Herrn Schaar vor kurzem wendige gesetzliche Grundlage ersetzen? hier auch als Zeugen vernommen. Ich will Ihnen aus seiner Aussage kurz seine Bewertung vor- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Auf den Vertrag kommt lesen: es meines Erachtens nach in dem Augenblick gar nicht entscheidend an, sondern wir haben hier Die Frage ist, inwieweit die Deut- im öffentlichen Recht eine sogenannte Verwal- sche Telekom möglicherweise tungshelferkonstruktion, und bei der Verwal- auch rechtswidrig gehandelt hat: tungshelferkonstruktion ist es so, dass die Behör- Also, es jetzt ja einerseits um die de, die sich praktisch des Verwaltungshelfers be- staatliche Seite, und auf der ande- dient, allein verantwortlich für die Rechtmäßig- ren Seite geht es um das Unter- nehmen. Das Bundesverfassungs- keit ist. Und das ist das, was hier zugrunde liegt. gericht hat bei anderer Gelegen- Insoweit spielt der Vertrag keine Rolle. heit kürzlich festgestellt, dass es so ein Modell gibt, das sogenannte Martina Renner (DIE LINKE): War das Ihre Mei- Doppeltürenmodell, wonach sozu- nung, oder haben Sie diese Auffassung auch bei sagen für beide Seiten der Über- Ihnen im Haus diskutiert? Ist die von mehreren mittlung jeweils eine Ermächti- getragen worden? gungsgrundlage erforderlich ist. Das heißt, die Telekom kann, darf Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das ist meine Meinung, die entsprechenden Daten heraus- geben, soweit sie dazu eine gesetz- auf die ich dann gekommen bin, nachdem ich liche Ermächtigungsgrundlage hat. vom Bundeskanzleramt den Brief bekommen Die bloße Aufforderung irgend- habe oder das Schreiben zu Gesicht bekommen einer öffentlichen Stelle kann das habe, dass aus Sicht des Bundeskanzleramtes nicht sein. Ein Vertrag, der mög- rechtlich keine Bedenken bestehen. Da habe ich licherweise privatrechtlicher Na- mich erst mal gefragt: Wie kann man das rechtfer- tur ist, kann sicher keine Durch- tigen? Die Diskussion „Fernmeldegeheimnisein- brechung des Fernmeldegeheim- griff oder Fernmeldegeheimnisrelevanz, ja oder nisses, das ja auch einfachgesetz- nein“ wird ja heftig geführt, und aus Sicht der lich normiert ist, rechtfertigen. In- sofern könnten sich auch die Tele- Telekom ist es schon so, dass hier eine Verwal- kom hier oder die entsprechenden tungshelferkonstruktion vorliegt, weil nämlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die maßgeblichen Anweisungen etc. pp. alle vom die da verantwortlich sind, auch Bundesnachrichtendienst getroffen worden sind. strafrechtlich verantwortlich ge- Beim Verwaltungshelfer, wie ich eben schon macht haben. sagte, ist die anordnende Stelle allein verantwort- lich für die rechtliche Legalität. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Sie erwarten von mir eine Auseinandersetzung mit der Argumentation Martina Renner (DIE LINKE): Nun ist aber ja die von Herrn Schaar? Telekom keine dem BND untergeordnete Be- hörde. Martina Renner (DIE LINKE): Nein. Ich erwarte von Ihnen eine Einordnung, inwieweit die von Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, aber sie hat in Ihnen zuerst geäußerten rechtlichen Bedenken, dem Fall die Weisung vom BND entgegengenom- die wir ja auch in den Unterlagen finden, die ja men und entsprechend umgesetzt. dezidiert sich wenigstens in der sozusagen Aus- gangsbewertung mit der von Herrn Schaar de- Martina Renner (DIE LINKE): Die Frage: Besteht cken - nicht in den Konsequenzen vielleicht -, Weisungsrecht des BND gegenüber der Telekom? tatsächlich durch den Vertrag geheilt waren, weil ja weiterhin die einfachgesetzliche Grundlage Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, aufgrund dann letzt- fehlte. Da frage ich Sie noch mal als Jurist: Also, lich des Vertrages schon. Das hat aber so eine

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Verwaltungshelferkonstruktion letztlich so an Martina Renner (DIE LINKE): Also, Sie hatten sich. damals keine vertragsrechtlichen Bedenken, reine Bedenken hinsichtlich des Fernmelde- (Zuruf des Abg. geheimnisses? Das halte ich für abwegig. Ich Dr. Konstantin von Notz glaube, man kommt sofort auf vertragsrechtliche (BÜNDNIS 90/DIE Bedenken, weil die Telekom sowohl mit anderen GRÜNEN) Providern als auch mit Geschäftspartnern, mit Einzelpersonen Verträge schließt, und in diese Das ist wie beim Abschleppunternehmer auch. Verträge greifen Sie ja durch diesen Vertrag ein. Der selbstständige Abschleppunternehmer ist auch Verwaltungshelfer. Da hat man vorher auch Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich greife nicht unbe- kein Weisungsrecht der Behörde gegenüber dem dingt durch diesen Vertrag ein, sondern letztend- Abschleppunternehmer. lich unterliegen alle diese vertraglichen Bezie- hungen der Rechtsordnung der Bundesrepublik (Dr. Konstantin von Notz Deutschland. Jetzt sage ich es mal anders rum: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Das ist aber nicht so Was nach der Rechtsordnung der Bundesrepublik grundrechtssensibel! Nicht Deutschland ist, das müssen sich die Vertrags- ganz!) partner schon gefallen lassen.

Martina Renner (DIE LINKE): Aber Sie haben ja (Hans-Christian Ströbele gleichzeitig vertragliche Bindungen mit Ihrem (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Kunden, - NEN): Aber auch nur das!)

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. Martina Renner (DIE LINKE): Ja, aber nur das, was auf gesetzlicher Grundlage passiert, - Martina Renner (DIE LINKE): - die ja bestimmte Erwartungen haben hinsichtlich ihrer Schutz- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Darüber wird ja schon - rechte. Martina Renner (DIE LINKE): - müssen die sich Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, aber die vertrag- ja gefallen lassen. lichen Bindungen des Kunden bewegen sich na- türlich immer im Rahmen der geltenden Rechts- Zeuge Dr. Bernd Köbele: - lange und heftig disku- ordnung. tiert.

Martina Renner (DIE LINKE): Richtig. Die erwar- Martina Renner (DIE LINKE): Und Sie halten die ten, dass es sozusagen Eingriffe auf Grundlage Auffassung von Herrn Schaar abwegig? von einzelgesetzlichen Regelungen gibt. Wenn zum Beispiel bei Ihnen die Telekom Austria Zeuge Dr. Bernd Köbele: Da möchte ich mich kommt und eine Strecke mietet für die Durchlei- nicht näher zu äußern. tung von Transitverkehr durch die Bundesrepu- blik, dann ist dort sicherlich ja im Vertrag der Martina Renner (DIE LINKE): Haben Sie denn Zugriff durch Dritte geregelt. jetzt in letzter Zeit - Sie sind ja jetzt nicht mehr im Dienst - noch mal mit den damaligen Vorge- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Grundsätzlich denke setzten oder den heute in dem Bereich Verant- ich mal, wir sind jetzt hier von der Zeugenstel- wortlichen Kontakt zu diesen Fragen gehabt? lung ziemlich weit weg. Jetzt erörtern wir hier rechtliche Themen als solche, wo also sicherlich Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nur mit meinem letzten auch noch eine ganze Menge profunder Juristen Vorgesetzten. Der war aber erst seit 2010 mein im Hause Telekom einiges dazu sagen könnten. Vorgesetzter. Denen möchte ich da nicht vorweggreifen.

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Martina Renner (DIE LINKE): Und haben Sie Martina Renner (DIE LINKE): Sie hatten keinen dann auch diese möglichen rechtlichen Konse- Kontakt. Okay. quenzen erörtert? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay, dann Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. wäre die Zeit auch durch. - Wir kommen dann zur Fraktion der CDU/CSU. Martina Renner (DIE LINKE): Hatten Sie selbst Kontakt zu einem ausländischen Nachrichten- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Keine Fragen. dienst in Ihrer - - Danke.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen Dank. - Dann kommen wir zur Fraktion Bündnis Martina Renner (DIE LINKE): Nie? 90/Die Grünen. Herr Kollege Ströbele.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Jedenfalls hat sich bei Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- mir kein ausländischer Nachrichtendienst als sol- NEN): Herr Köbele, Sie hatten rechtliche Beden- cher vorgestellt. ken - das haben Sie ja vorher selber gesagt -, die ja offenbar auch beim BND nicht ganz fremd wa- Martina Renner (DIE LINKE): Es gibt ja zu die- ren, und Sie waren der Jurist der Telekom - ein sem Vertrag auch eine ganze Menge sozusagen anderer Jurist ist mir jedenfalls nicht unterge- Nebenregelungen, was diese technischen Fragen, kommen; also, der verantwortliche Jurist der die personellen Fragen, die Legendierung usw. Telekom waren Sie -, hatten rechtliche Beden- angeht. Waren Sie damit auch befasst? Wie ken, und dann kommt ein Brief vom Kanzleramt, kommt der BND ins Haus - - in dem ja mit keiner Silbe irgendein juristisches Argument gebracht wird, sondern nur, dass sie Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, das hat Frank- keine Bedenken haben. Das heißt, dem Telekom- furt - - Juristen, der rechtliche Bedenken hat - - dessen rechtliche Bedenken beseitigt man durch ein ein- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sie fangen faches Schreiben: „Wir sehen keine Bedenken“, jetzt an, über Inhalte zu reden, würde ich sagen. ohne irgendein Argument. Wenn die eine halbe Seite geschrieben hätten: „Aus den und den Zeuge Dr. Bernd Köbele: Bitte? Gründen sehen wir das so und so“, und Sie sa- gen: „Überzeugt mich, habe ich geprüft, oder Martina Renner (DIE LINKE): Bitte? habe ich noch mit jemand besprochen“ - - Wollen Sie mir allen Ernstes sagen, dass Sie der Meinung Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Jetzt fangen waren, dass Sie damals der Meinung gewesen wir an, über Vertragsinhalte zu reden und was sind, dass das ausreicht, um Ihre rechtlichen Be- Nebenbestandteile des Vertrags sind, und der ist denken zu beseitigen? Sie waren ja jetzt nicht ja eingestuft. überzeugt, sondern es gab ja kein Argument, kein anderes. Jedenfalls kann ich den Akten keines Martina Renner (DIE LINKE): Dann eine letzte entnehmen, sondern nur das Kanzleramt; viel- Frage: Können Sie uns noch sagen, mit wem Sie leicht hätte es auch der Papst machen können. aufseiten des Bundeskanzleramts gegebenenfalls Ab welcher Stufe ist denn das für Sie dann Ge- Kontakt hatten in dieser Frage, oder haben Sie setz oder ändert Ihre gesetzlichen Bedenken? nur das Schreiben bekommen? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich antworte mal so: Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich hatte keinen Kon- Kennen Sie den Spruch aus dem Süddeutschen: takt mit dem Bundeskanzleramt. Der Ober sticht den Unter?

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Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Also, ersetze „irgend- NEN): Bitte? einer“ durch „Bundeskanzleramt“. Dass das Bun- deskanzleramt, glaube ich, schon eine gewisse Zeuge Dr. Bernd Köbele: Der Ober sticht den Autorität hatte, ist nachvollziehbar. Unter, und zwar in doppelter Hinsicht: Das Bun- deskanzleramt hat ja nicht an mich geschrieben, Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- sondern das Bundeskanzleramt hat an unseren NEN): Ging es um rechtliche Argumente oder Vorstand geschrieben, und der Vorstand hat ge- staatliche Autorität? sagt: Ja, ausführen. - Welche Möglichkeit hätte ich dann noch haben sollen? Zum Vorstand ge- Zeuge Dr. Bernd Köbele: In dem Fall beides, res- hen und sagen, was das - - pektive auch darum, -

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Indem Sie Ihre rechtlichen Bedenken mit- NEN): Wo leben wir denn? teilen. Zeuge Dr. Bernd Köbele: - wem mein Vorstand Zeuge Dr. Bernd Köbele: Die Bedenken mitteilen im Zweifel mehr glaubt. - So, und wenn da der und sagen, was das Bundeskanzleramt schreibt, Vorstand angeschrieben wird vom Bundeskanz- ist aber falsch. Raten Sie mal, was der Vorstand leramt - noch dazu in dem ganzen Umfeld, was dann gemacht hätte. Der hätte mir einen schönen damals gerade herrschte; 9/11 und was weiß ich „Edeka-Vermerk“ ausgestellt: Ende der Karriere. was alles - - Und dann soll also ein Jurist ir- gendwo aus der Etappe der Telekom - ich sage es (Heiterkeit) mal ganz deutlich - dem Vorstand sagen: „Hör mal, was das Bundeskanzleramt sagt, ist aber Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- falsch“, und der Vorstand sagt: „Ja, lieber Herr NEN): Sie waren ja der Meinung, da ist mög- Dr. Köbele, selbstverständlich, Sie haben recht. licherweise eine Grundrechtsverletzung. Wir schreiben denen zurück: Nein, machen wir nicht“ - - ist ein bisschen weltfremd. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Richtig. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Nein. Aber dass Sie auch nur den Versuch NEN): Möglicherweise für Millionen von Tele- unternehmen, mal zu sagen: Aus dem und dem kom-Kunden. Grund sehe ich das anders oder habe ich das an- ders gesehen, und ich kenne - Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das hatte ich im Vorfeld Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- schon getan. NEN): Grundrechtsverletzung von nicht irgend- was - kann man so oder so auslegen -, sondern Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- eine Grundrechtsverletzung von Millionen von NEN): - bisher auch keinen rechtlichen Grund. - Bürgerinnen und Bürgern hier in diesem Land, Aber lassen wir das. wo Sie diese Bedenken haben. Und nun kommt irgendeiner erst mal und sagt: Sehen wir anders. - Zeuge Dr. Bernd Köbele: Hatte ich im Vorfeld Und dann, ohne dass der irgendein Argument schon getan, und das wurde ja dann - sagt, ist das für Sie maßgeblich. Da ging es jetzt nur noch um Ihre Karriere, oder warum? Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Das müssen Sie verantworten.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: - entsprechend süffisant kommentiert.

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Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Der Vertrag selber - - NEN): Ja. Das sind die deutschen Beamten, auch Soll ich zu Inhalten was sagen oder ist das - - wenn sie Jura studiert haben. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Wenn man halt nicht in NEN): Nein, ich will gar nicht Vertragsinhalt - - dem entsprechenden Unternehmen arbeitet, sondern ich will wissen, um was es damals in kennt man auch die Hierarchien nicht. der Diskussion ging. Ging es da auch schon um paketvermittelte oder nicht? Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Genau. So geht das. Da sind schon ganz Zeuge Dr. Bernd Köbele: Zu dem Zeitpunkt, als andere Sachen möglich gemacht worden mit die- der Vertrag geschlossen wurde, waren schwer- ser Auffassung. punktmäßig noch leitungsvermittelte Verkehre im Fokus. Jetzt haben Sie selber gesagt, hier ging es ja nur - „nur“ jetzt in Anführungsstrichen - um die Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- grundsätzlichen Bedenken, die Sie hatten. Nun NEN): Ging es auch um paketvermittelte? kam die Sache irgendwann mit der Paketvermitt- lung dazu. Waren Sie dann der Meinung, das ist Zeuge Dr. Bernd Köbele: Spielte da noch keine jetzt auch vom Kanzleramt gedeckt? große Rolle.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ganz ehrlich, ich war Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- der Meinung, das sind Mischverkehre. Wir haben NEN): Spielte keine Rolle? das dem BND dann entsprechend auch mitgeteilt und haben gesagt: Dann brauchen wir eine ent- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, paketvermittelte sprechende G-10-Anordnung. - Warum habe ich Verkehre - - Der Shift zwischen leitungs- und pa- mir das gemerkt? Weil ich mit einer zweiten An- ketvermittelten Verkehren fand erst einige Zeit ordnung vom Bundeskanzleramt gerechnet habe, nach dem Vertragsschluss statt. die aber nicht kam. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ist nicht da diskutiert worden? NEN): Ach so, jetzt reicht schon nicht mehr ein Brief vom Kanzleramt, sondern ein vermuteter Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, zu der Zeit noch Brief. Es könnte ja noch einer kommen, der dann nicht. sagt: Paketvermittlung ist auch okay. Als Sie die- sen Vertrag abgeschlossen - - Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ach, überhaupt nicht? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Entschuldigung, ich habe nicht gesagt, Paketvermittlung ist auch Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nicht, dass ich wüsste. okay, sondern ich habe gerade im Gegenteil ge- sagt: Bei Mischverkehren, wo also G 10 und Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Transit drin waren - nicht bei den paketierten -, NEN): War gar nicht Thema? haben wir dann die strengere Voraussetzung „G-10-Anordnung“ gefordert. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nicht, dass ich wüsste.

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Als Sie diesen Vertrag abgeschlossen ha- NEN): Ah ja. Haben Sie sich vorbereitet heute? ben, ging es da nur um den leitungsvermittelten oder auch den Paketverkehr? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein.

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Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das weiß ich nicht NEN): Nein? mehr.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Sollte ich? Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Wissen Sie nicht mehr. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja, wäre immer gut. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das ist zehn Jahre her.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Wie? Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): War das eine allgemeine Anordnung, wo Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- gesagt wurde: „Ab heute können Sie alle paket- NEN): Wäre gut. Indem Sie sich zum Beispiel das vermittelten Verkehre über die und die Leitun- noch mal angucken bei der Telekom oder sonst gen - wo und uns sagen könnten - - Zeuge Dr. Bernd Köbele: Noch mal: Weiß ich Zeuge Dr. Bernd Köbele: Wenn ich mich richtig nicht mehr. entsinne, war der Vertrag gestuft. Ich war ab dem Jahre - - oder ab letztem Jahre war ich entpflich- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- tet. Das heißt, ich hätte diesen Vertrag gar nicht NEN): - nehmen, auffangen“? - Wissen Sie nicht. mehr zur Kenntnis nehmen dürfen, ohne mich strafbar zu machen. Zeuge Dr. Bernd Köbele: So ist es.

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Na ja, aber vielleicht andere Informatio- NEN): Oder war das eine Einzelanweisung für be- nen, die da waren. Da gab es ja einen reichlichen stimmte Fälle, für einen bestimmten Zeitraum? Schriftverkehr. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Kann ich Ihnen nicht Und dann sind Sie - - Das Nächste war dann pa- mehr sagen. ketvermittelt, sagen Sie. Das tauchte dann irgend- wann auf. Dann hatten Sie da Bedenken, und Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- dann haben die eine G-10-Anordnung - - Haben NEN): Wissen Sie nicht? Sie sich denn da mal Gedanken gemacht darüber, für was diese G-10-Anordnung eigentlich war Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. und was die abdeckte und was sie nicht ab- deckte? Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Das guckt man sich doch an, ob das eine Zeuge Dr. Bernd Köbele: Wie gesagt, die G-10- Dauergenehmigung war oder - - Soweit ich weiß, Anordnung war - - Dazu waren wir verpflichtet, sagt die G-10-Kommission immer das ganz limi- die umzusetzen. tiert für bestimmte Zeiten.

Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Wenn ich mich richtig NEN): Ja, aber was stand denn da drin? erinnere - -

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das weiß ich heute Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Wenn ich das nicht mehr. richtig mitgekriegt habe, hat der Zeuge jetzt mehrmals gesagt, er weiß es nicht, und wenn er Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- es wüsste, könnte er es wahrscheinlich gar nicht NEN): Nein, inhaltlich ungefähr: Was durften sagen, weil die eingestuft ist. Das müssten Sie Sie? doch wissen, Herr Kollege Ströbele.

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Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Na, er kann das in der allgemeinen NEN): Jetzt, also - - Form - - Aber so weit kommen wir ja gar nicht. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, Ende 2014, oder Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Nein, nein. wann das war. Wenn er fünfmal gesagt hat, er weiß es nicht - und ich habe das Ding ja jetzt hier mit dem lin- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ken Auge im Blick; das müssten Sie auch wissen, NEN): Aha. Vorher haben Sie da irgendwas - - dass die eingestuft ist -, und Sie ihn dazu verlei- ten, jetzt aus einer eingestuften G-10-Anordnung Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein. vorzutragen, das finde ich schon ein bisschen schräg. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Okay. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Nein, ich habe die hier nicht im Blick. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen Dank. - Wir kommen zur Fraktion der SPD. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ja, aber dafür bin ich auch da. Christian Flisek (SPD): Herr Zeuge, Sie haben ge- rade die Verwaltungshelferkonstruktion ange- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- sprochen und haben auch gesagt - - Also, wir NEN): Ja. sind ja einige Juristen hier; wir kennen das aus unseren Grundkursen im Verwaltungsrecht mit Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Jetzt ist auch den Abschleppunternehmerfällen. Würden Sie die Zeit um. Jetzt kommen wir zur nächsten Frak- das mal einordnen, inwieweit aus Ihrer Sicht tion. jetzt das, was die Telekom in diesem Zusammen- hang macht oder machen muss, wie immer man Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- das jetzt auch sieht, vergleichbar ist tatsächlich, NEN): Darf ich noch eine Frage stellen? dass man das als eine Art Verwaltungshelfer be- zeichnen könnte? Es ist auch nicht jedem be- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Weil Sie es kannt, was ein Verwaltungshelfer ist. Vielleicht sind, Herr Kollege Ströbele. können Sie das einfach mal skizzieren und ein- ordnen, wie Sie auf die Idee kommen, dass das Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- da drunterfällt. NEN): Eine Frage, nämlich: Haben Sie damals in den Gesprächen mit dem BND unter anderem da- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Also, ein Verwaltungs- von erfahren, dass von dem ausgeleiteten Ver- helfer, der klassische Fall ist der Abschlepp- kehr auch ein Teil - viel, wenig, überhaupt was - unternehmer, mehr oder minder selbstständig, an einen ausländischen Nachrichtendienst, der von der Polizei die Aufträge kriegt, halt sprich NSA oder irgendein anderer, weitergege- Autos entsprechend abzuschleppen, weil die ben werden soll? falsch parken. Ich denke, das ist Common Sense, was so ein Verwaltungshelfer macht. Hier hat es Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, habe ich nichts sich so verhalten - - und wir sind jetzt außerhalb erfahren. des G-10-Bereichs, weil Sie gerade eben sagten: „muss“; bei G 10 sind wir eh verpflichtet. Son- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- dern hier geht es also jetzt wirklich um Transit, NEN): Wann haben Sie zum ersten Mal was da- also Ausland zu Ausland, und hier haben wir die von gehört? entsprechenden Anforderungen, Anordnungen vom BND gekriegt und haben die entsprechend Zeuge Dr. Bernd Köbele: Aus der Presse.

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umgesetzt, ähnlich wie ein Abschleppunterneh- Christian Flisek (SPD): Was wäre das hier in dem men auch. Das ist eigentlich der typische Fall des Fall, was hätte den Vorstand gestört, oder was Verwaltungshelfers. hätte ihm Probleme machen können?

Christian Flisek (SPD): Das heißt, Sie haben sich Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, vor Vertragsschluss in dem - - Der Verwaltungshelfer, wie ich das möglicherweise halt noch mal die Darlegung der verstanden habe, zeichnet sich ja dann aus, dass gesamten Rechtslage. Aber das war ja dann ent- das, was da gemacht wird, eigentlich unmittelbar sprechend, in Anführungszeichen, „abgetötet“. dem Staat dann zugerechnet wird. Christian Flisek (SPD): Also, Sie sagen, die Dar- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, genau. legung einer kritischen Rechtslage, also einer kri- tischen Rechtsauffassung? Christian Flisek (SPD): Also, Sie sagen im Prin- zip, Sie sind nur sozusagen der verlängerte Arm Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. im Endeffekt dann in dem Fall des Bundesnach- richtendienstes gewesen. Christian Flisek (SPD): Das wäre sozusagen et- was, was der Vorstand nicht gewollt hätte dann? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Möglicherweise, ja. Christian Flisek (SPD): Und das hätte dann ja auch zur Konsequenz, dass Sie eigentlich in dem Christian Flisek (SPD): Was ihn gestört hätte? Bereich keinerlei Entscheidungsspielräume ha- ben. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Was ihn hätte stören können; ich formuliere es mal so. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Also, wir haben nicht darüber entschieden, welche Leitungen oder Christian Flisek (SPD): Okay, ich verstehe. - Ha- Ähnliches da jetzt zusammengeschaltet, ausgelei- ben Sie denn in Ihrer Tätigkeit bei der Telekom tet werden oder Ähnliches. außerhalb dieses Vertrages, den wir jetzt hier be- sprechen und diskutieren im Rahmen dieses Pro- Christian Flisek (SPD): Aber gab es auch in dem jektes, auch bei anderen Projekten solche Ver- Bereich keinerlei Entscheidungsspielräume für träge mal abgeschlossen, oder war das ein abso- die Telekom? luter Einzelfall?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Also für uns als ausfüh- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das war ein Einzelfall. rende Stelle nicht, weil der Vorstand gesagt hatte: Bitte die erforderlichen Maßnahmen treffen! Christian Flisek (SPD): Ansonsten waren Sie nur mit - - Was heißt „nur“? Aber ansonsten waren Christian Flisek (SPD): Na ja, gut, erforderlich. Sie nur mit G-10-Anordnungen konfrontiert? Was ist erforderlich? Gab es da konkrete Anwei- sungen, was erforderlich ist alles, oder gab es da Zeuge Dr. Bernd Köbele: G-10-Anordnungen und dann doch Spielräume? dann natürlich alles, was mit Strafprozessord- nung, - Zeuge Dr. Bernd Köbele: Alles das, was erforder- lich ist. Wenn man im juristischen Duktus bleibt, Christian Flisek (SPD): Ja. wäre es ein unbestimmter Rechtsbegriff, der Aus- legung zugänglich, ja? Ich sage mal: alles das, Zeuge Dr. Bernd Köbele: - Gefahrenabwehrrecht was einen Vorstand nicht stört, wenn ich es mal etc. pp. zu tun hatte, plus, sagen wir mal, die Ge- so formulieren soll. Alles, was dem Vorstand staltung technischer Einrichtungen zur Ermög- Probleme macht, worüber er nachdenken muss, lichung der Telekommunikationsüberwachung ist zunächst erst mal nicht willkommen.

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jetzt im Individualüberwachungsbereich. Das lag immer um, und jeder unserer Mitarbeiter, der auch bei uns. solch ein Projekt initialisiert oder betreut, hat da- rauf zu achten“? Gibt es so was? Christian Flisek (SPD): Okay. - Gab es bei der Telekom eine Sensibilisierung im Hinblick da- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Also, es gab zum dama- rauf, dass gegebenenfalls ja hier auch Informatio- ligen Zeitpunkt den Bereich Unternehmens- nen über die technischen Kapazitäten der Tele- sicherheit bei der T-Com, nicht zu verwechseln kom - also, bei uns taucht das immer wieder auf mit der Konzernsicherheit bei der Deutschen als sogenannte Sachdaten, ja? -, dass solche Da- Telekom AG, und aus dem Bereich der Unterneh- ten eventuell über so eine Maßnahme in falsche menssicherheit gab es natürlich, ich sage mal, Hände geraten könnten? Verfahrensanweisungen, die aber mit uns jetzt eigentlich nichts zu tun hatten, sondern die an Zeuge Dr. Bernd Köbele: Also der Begriff der die entsprechenden Betriebsdienststellen, die Sachdaten sagt mir nichts. also Netzmanagement und Ähnliches gemacht haben, gingen. Die waren also dann entsprechend Christian Flisek (SPD): Ich habe ihn auch erst in dazu angehalten, die zu beachten. dem Kontext hier erst mal in dieser Form gese- hen und gehört. Sachdaten sind halt Daten, die Da wir ja jetzt auch nicht selber eigenhändig die jetzt keinen Personenbezug haben, sondern sind entsprechenden T-Stücke und Ähnliches einge- halt Daten, die bei solchen Übermittlungen dann steckt haben, sondern das letztlich auch durch im Zusammenhang Informationen und Rück- die Betriebsdienststellen erfolgt ist, gehe ich mal schlüsse darüber zulassen, was weiß ich, was davon aus, dass die Betriebsdienststellen diese technische Kapazitäten sind, also im Prinzip entsprechenden Verfahrensanweisungen auch be- Leitungen, die die Telekom hat, Anlagen, die die achtet haben. Telekom betreibt, über die ja hier auch sozusagen dieser Zugriff erfolgt. Diese Sachdaten werden im Christian Flisek (SPD): Letzte Frage von mir: Gab Prinzip dort auch weitergeleitet oder können es in Ihrer Zeit irgendwelche Anhaltspunkte, weitergeleitet werden? dass die Telekom in dieser Zeit Opfer auch von Attacken, Wirtschaftsspionage gewesen ist? Gab Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das spielte bei uns es da irgendwelche Anhaltspunkte? keine Rolle, und es wurde diesbezüglich vom Netzmanagement bzw. von den Betriebsdienst- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Weiß ich nichts drüber. stellen auch nichts an uns herangetragen. Christian Flisek (SPD): Da wissen Sie nichts Christian Flisek (SPD): Okay. Sie haben ja gesagt, drüber. Gut, dann war‘s das. Danke. es gibt die Abteilung oder den Bereich Konzern- sicherheit. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen Dank. - Wir kommen jetzt zur nächsten Frage- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. runde. Da fängt wieder an die Fraktion Die Linke. Frau Kollegin Renner. Christian Flisek (SPD): Ich denke mal, da wird es ja auch darum gehen, im Wesentlichen zu schüt- Martina Renner (DIE LINKE): Ich würde gerne zen, was sind Geschäfts- und Betriebsgeheim- noch mal auf diesen Übergang zu paketvermittel- nisse, was sozusagen die Integrität von Struktu- tem Verkehr, Kommunikation, zu sprechen kom- ren des Unternehmens, des Konzerns betrifft. men. Wissen Sie denn, ob der auch Gegenstand Gibt es da irgendwelche Handreichungen zum des Vertrags war? Beispiel für Sie, worauf Sie zu achten haben, wenn solche Projekte aufgesetzt werden, dass Zeuge Dr. Bernd Köbele: Meines Wissens nach man sagt: „Unsere Interessenlage ist die und die, waren paketierte Verkehre - - und dann setzen wir das technisch oder wie auch

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(Der Zeuge berät sich mit Martina Renner (DIE LINKE): Also, dass diese seinem Rechtsbeistand) Erfassungen auch Strecken internationaler Car- rier betreffen könnten, über die Sie den Vertrag Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Sie können geschlossen haben - - sich ja kurz beraten, insbesondere mit Ihrem An- walt. Dafür ist der Anwalt, glaube ich, da. Diese Zeuge Dr. Bernd Köbele: Kann ich so nichts zu Funktion müssen Sie haben. sagen.

(RA Dr. Eddo Compart: Wir Martina Renner (DIE LINKE): Können Sie nichts glauben, dass das nicht- sagen. - Ich will noch mal zu dieser Vertragshel- öffentlich ist, dass diese fertheorie fragen, jetzt nicht als Juristin. Das Frage nicht zulässig ist!) meint ja im Kern: Man ist Werkzeug einer Be- - Nicht mit mir, sondern mit Ihrem Mandanten. hörde bei der Erfüllung hoheitlicher Aufgaben.

(RA Dr. Eddo Compart: Be- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, so ungefähr. ziehungsweise zulässig ist sie schon, aber sie kann Martina Renner (DIE LINKE): Ist die Telekom hier nicht beantwortet Werkzeug des BND? werden!) Zeuge Dr. Bernd Köbele: In diesem Falle ja, weil Ich kann Sie sowieso nicht hören. die ganzen, ich sage mal, Anordnungen - das ist jetzt technisch belegt -, aber die ganzen Schal- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Also nichtöffentlich. tungswünsche oder wie man es nennen soll, ka- men ja alle vom BND. Die Telekom hat ja da kein Martina Renner (DIE LINKE): Dann will ich noch Eigeninteresse dran. eine Frage stellen. Ich habe ja versucht, das vor- hin schon zu thematisieren. Sie schließen ja, ge- Martina Renner (DIE LINKE): Sie würden auch rade auch was die Transitverkehre angeht, Ver- sagen, die monetäre Entschädigung war eher träge mit weiteren Providern, die durch die Bun- symbolisch? desrepublik durchleiten. Ist es denn richtig, dass es durchaus auch üblich ist, wenn diese die Ka- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, so viel kann man, pazitäten nicht ausfüllen auf ihren Strecken, dass glaube ich, sagen. Bei einem Unternehmen, das sie gegebenenfalls auch dann Kapazitäten weiter- also Umsätze in zweistelliger Milliardenhöhe vermieten können? macht, brauche ich zu dem Weiteren nichts mehr zu sagen. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Da müssten Sie diejeni- gen fragen, die im internationalen Carrier Sales Martina Renner (DIE LINKE): Gut. Da jetzt Ihr and Service unterwegs sind. Da kann ich nicht Anwalt auch schon kurz die Hand gehoben hat, viel zu sagen. würde ich dann gerne die Fragen zum Vertrag noch einmal eingestuft stellen. Martina Renner (DIE LINKE): Also, wie da die Vertragsmodalitäten aussehen und Ähnliches, Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen wissen Sie nicht Bescheid? Dank. Ich frage jetzt mal in die Runde: Hat die Union noch Fragen? - Sie hat keine Fragen. Die Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nein, das war nicht Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat aber Fragen. meine Zuständigkeit. Herr Kollege von Notz.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja. Herr Köbele, ich wollte noch mal zu der

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Frage zurückkehren dieser Verwaltungshelfer- Mercedes aus der Oeserstraße, den schleppe ich funktion, und jetzt nicht in der Hierarchiekette, nicht ab. die innerhalb der Telekom ist, weil das verstehe ich schon sozusagen bis zu einem gewissen Grad, Zeuge Dr. Bernd Köbele: Im Bereich Ausland- sage ich mal, dass in so einem Unternehmen na- Ausland. türlich auch harte Hierarchien sind. Aber um es mal runterzubrechen und anschaulich zu ma- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- chen: Wenn die Polizei einen Abschlepp- NEN): Genau. unternehmer anruft und sagt: „Schlepp das Auto ab!“, muss der Abschleppunternehmer das tun? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Rechtlich nicht ver- pflichtet, ja, d’accord. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das muss er nicht; aber er könnte es. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): So, und jetzt kommen wir zu Ausland- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Ausland. Bezüglich - - Ja? NEN): Er könnte es. Aber musste die Telekom das tun? Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich habe ge- rade Ausland-Ausland auch bei Ihnen gehört. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das müssen Sie den War das richtig? Vorstand fragen, was ihn dazu bewogen hat, das mitzumachen. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. NEN): Also, ich kann Ihnen vielleicht mal sagen, was der sogenannte BND-Jurist dazu hier gesagt Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- hat. Der hat hier in öffentlicher Sitzung - in unse- NEN): Hat er gesagt. rem Protokoll 18/24, Seite 24 von 112 in der zweiten Spalte - gesagt: Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Jetzt kommen wir zu Ausland-Ausland. Er hatte eben gesagt, Es ist natürlich auch so, dass die bei Ausland-Ausland. Betreiber nach dem G-10- und dem TKÜV-System, das wir ja Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, um zu unterschei- eben schon besprochen hatten, den, dass, wenn es Ausland-Deutschland respek- verpflichtet sind, das zu tun, tive Deutschland-Ausland ist, wir uns allein im wenn es eine Beschränkungs- anordnung gibt. Bei Routinever- Artikel-10-Gesetz bewegen - kehren wäre das ja nicht so. Man kann ja niemanden zwingen, das Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. zu tun, sondern es käme dann auf die Kooperation der Betreiber an, Zeuge Dr. Bernd Köbele: - respektive TKÜV. ob die bereit wären, das zu tun. Beim G 10 wäre der Betreiber ver- Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ich wollte pflichtet, das zu tun. Das ist ein nur nicht, dass ich das falsch verstanden habe. Unterschied. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Das sehe ich genauso, Sie, so verstehe ich, auch. NEN): Genau, und jetzt kommen wir zu Ausland- Also kommen Sie mit mir zu der Rechtsauffas- Ausland bei paketvermittelten Verkehren. Gibt es sung, die auch der BND so hier vertritt, dass die das? Telekom das nicht machen musste, sondern wie jeder Abschleppunternehmer hätte sie sagen kön- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, also Mischverkehre nen: Ja, das kann irgendjemand machen, aber den gibt es in der Regel der Fälle; dass wir reines

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Ausland-Ausland haben - das haben wir ja dann Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. relativ schnell gemerkt -, das ist wohl ziemlich unwahrscheinlich. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Deswegen die interessante Frage: Wie Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- kommt man dazu, eine Norm, die gar nicht passt NEN): Also gibt es das? auf das, was da passieren soll, zu nehmen als Eingriffsnorm? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Also, ob es das gibt? Ich bin kein Techniker. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Weil das, was da prak- tisch über die Leitungen dann gerauscht ist, teils Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- G-10- und teils Mischverkehr war, und das so ja NEN): Aber Sie mussten ja nun juristisch beurtei- gar nicht auseinanderzutrennen war. Deswegen len, was man macht. Die knifflige Kiste, die ja hat man dann gesagt oder haben wir dann gesagt: auch Teil des Gesamtprojekts war von Anfang an, Dann bitte besorgt euch eine Anordnung nach war ja: Was ist mit der Paketvermittlung? dem Artikel-10-Gesetz. - So, wenn die G-10-Kom- mission dem zustimmt, dann sind wir verpflich- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. tet, sie umzusetzen.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): So, und irgendwie passte ja das, was man NEN): Ich sage mal zu dieser Frage: Das ist ja nun da rechtlich hatte als Eingriffsnorm, irgendwie so eine BND-Auffassung, die hoch umstritten ist, nicht mehr mit der Realität zusammen. also auch in der herrschenden Meinung. Wir hat- ten ja hier Staatsrechtler aller Couleur, die alle Zeuge Dr. Bernd Köbele: Wie ich schon sagte: gesagt haben, das sei massiv abwegig, wie der Wir hatten dann gegenüber dem BND entspre- BND das sieht, dass sie sagen: Also den Begriff chend unsere Bedenken geäußert, - der Routineverkehre, den gibt es ja überhaupt nicht - ja -, und dass eben Ausländer keinen Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Grundrechtsschutz genießen. Mir kommt das ja NEN): Genau. immer vor wie so eine These, die wir der NSA immer vorhalten. Also wir sagen, die NSA ver- Zeuge Dr. Bernd Köbele: - und bei diesen Misch- hält sich uns gegenüber so, als hätten wir keine verkehren - ich nenne die jetzt einfach mal so - Grundrechte. Das ist ja ungeheuerlich, ja? haben wir dann gefordert: Es muss eine G-10-An- ordnung her, also das strengere Regime. Aber wenn der BND jetzt mit so einem Wunsch bei Ihnen einreitet und sagt: All die Leute, die Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- telefonieren, die das Pech haben, keine Deut- NEN): So, und das ist eine interessante Frage, schen zu sein - das sind ja eine ganze Reihe Men- weil: Die G-10-Anordnung ist ja wofür eigentlich schen auf dem Planeten -, die aber sozusagen vom Gesetzgeber gemacht worden? über diese Kabel der Deutschen Telekom gehen, die haben keinerlei Rechte. - Kam das der Deut- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ausland-Inland, Inland- schen Telekom nicht irgendwie schepp vor, also Ausland. jetzt mal so als Konstrukt?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Da würde ich vielleicht NEN): Genau, für die G-10-Verkehre. Aber Sie noch mal an die Zeit erinnern, wann das Ganze wussten und der BND wusste und alle wussten, stattgefunden hatte. Das war im Jahr 2003, 2004, dass es darum gar nicht geht, sondern es geht um wenn ich mich richtig erinnere. Da wirkte 9/11 das Abfallprodukt, das eigentlich gar nicht Ge- noch ziemlich lange nach, ja? Dann gab es die genstand einer G-10-Anordnung ist. Bombenanschläge von Madrid. Dass also dann ein Vorstand sich diesbezüglich schon, sagen wir

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mal, vom Bundeskanzleramt beeindrucken lässt Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- und einer Bitte nachkommt, halte ich erst mal für NEN): Vorstand der T-Com? nachvollziehbar. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja, die Umstände, die kann man immer er- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- klären. Ich sage Ihnen: Das Bedürfnis, da zuzu- NEN): Okay, und nach Ihrem Kenntnisstand - das greifen an diesem schönen Strang der Deutschen frage ich jetzt noch einmal sozusagen rück -: Jetzt Telekom, das gab es schon deutlich länger. Der so Menschen wie Ricke und so, die haben von all 11. September hat das dann sozusagen beschleu- diesen Sachen nichts mitbekommen, das war nigt; aber die Interessen scheinen doch schon ir- nicht deren Bereich? Das lief alles - - gendwie länger unterwegs gewesen zu sein, nicht? Trotzdem Recht und Gesetz, ja, und die Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das vermag ich nicht zu Frage: Passen die Normen, die wir hier verwen- beurteilen. den auf das, was ich hier tatsächlich tue? Das ist ja eine Frage, die sich in Rechtsstaaten auch in Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- schwierigen Situationen stellt. NEN): Nicht nach Ihrer Kenntnis?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das mag sein. Das ist Zeuge Dr. Bernd Köbele: Noch mal: Das weiß ich aber keine Frage, worüber der Zeuge bekundet. nicht. Der Zeuge bekundet über Tatsachen. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ja, genau, das ist ja das, was ich sage. Sie NEN): Das stimmt. haben davon nie was gehört?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Wenn wir das rechtlich Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ich weiß nicht, ob Ricke diskutieren wollen, dann können wir das gerne davon was wusste oder nicht. Er hat nicht mit abends irgendwo beim Bier tun. mir gesprochen.

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Das können wir auch noch machen. - Aber NEN): Nein, aber man bekommt ja mit sozusagen, die Frage ist eben, solche Diskussionen, ja, also wer diese Diskussionen mitbekommt. Sie antwor- Ober sticht Unter, mag ja sein; aber auch in der ten da so ein bisschen - - Deutschen Telekom finden ja Diskussionen statt, und man erwägt, was man macht und was man Zeuge Dr. Bernd Köbele: Die Deutsche Telekom nicht machen kann usw. Deswegen frage ich AG respektive der Vorstand der Deutschen Tele- mich, ob es diesbezüglich nicht Diskussionen ge- kom AG war weit weg. geben hat. Innerhalb anderer beteiligter Institu- tionen, das sage ich Ihnen, hat es eisenharte Dis- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- kussionen gegeben. NEN): Und das ist auch kein Vorgang, wo Sie sa- gen: „Da müsste Brauner oder so Ricke informiert Zeuge Dr. Bernd Köbele: Hier hatte der Vorstand haben wegen der Relevanz oder so“? Können Sie gesprochen. nicht beurteilen, haben Sie nicht gehört?

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Welche Verpflichtungen NEN): Okay. oder Gepflogenheiten dort oben herrschten zwi- schen den beiden Vorständen, weiß ich nicht. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Der Vorstand der T-Com, nicht, um das klar auseinanderzuhalten. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Okay, noch mal eine ganz kurze Frage.

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Dieser Kontakt zwischen der Telekom und dem Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das kann sein; da BND: Die Telekom hat im Jahr 2004 einen neuen würde ich nichtöffentlich sagen. Hat aber, glaube Sicherheitschef bekommen. Ist das so? ich, mit BND nichts zu tun.

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Bei der Konzernsicher- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- heit? NEN): Okay, aber dann können wir das vielleicht, wenn wir uns sowieso - - Ich stelle noch kurz die Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Frage. NEN): Ja. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Ist damit der Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das könnte sein, ja. Fragebedarf - -

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Wissen Sie noch den Namen? NEN): Nein, ganz kurz. - Wir können das gerne vertiefen. Aber können Sie sich an Treffen erin- Zeuge Dr. Bernd Köbele: Könnte der Herr Kollege nern, frage ich jetzt mal allgemein, unabhängig Steininger gewesen sein. von diesem konkreten Datum, wo man sich ge- troffen hat auf Telekom- und BND-Ebene auf Be- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- treiben der Telekom hin, einfach um mal so die NEN): So ist das, genau. Und können Sie sich er- Möglichkeiten und die Schwierigkeiten der mo- innern an Treffen zwischen dem BND und der dernen Telekommunikations- und Fernmelde- Deutschen Telekom, die von der Deutschen Tele- aufklärung miteinander zu besprechen? kom ausgingen? Zeuge Dr. Bernd Köbele: Sind mir nicht bekannt. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Mir nicht bekannt. Von uns oder von meiner Abteilung gingen sol- che Initiativen nicht aus. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Darf ich Ihnen einmal eine Akte vorhalten, Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- und Sie können mir sagen, ob das eventuell Ihr NEN): Aber ob Sie an einem Treffen teilgenom- Name ist, der da steht? Ich kann es nämlich nicht men haben können, das erinnern Sie jetzt - - beurteilen. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das kann ich aus dem Zeuge Dr. Bernd Köbele: Müsste ich die Akte Stand nicht sagen. sehen. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Oder ob Sie teilgenommen haben, das er- NEN): Ja, ich komme und bringe sie Ihnen. innern Sie jetzt nicht konkret?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Okay. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Nicht im Zusammen- hang mit BND. (Abg. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- GRÜNEN) begibt sich zu- NEN): Okay. nächst zu RD Philipp Wolff (BK) und legt dem Zeugen Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Dann müss- sodann eine Unterlage vor - Der Zeuge und sein ten wir wieder weitergeben. Als Nächstes kommt Rechtsbeistand nehmen jetzt die Fraktion der SPD dran. Kollege Zim- Einblick und beraten sich) mermann.

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Dr. Jens Zimmermann (SPD): Ja, nur eine kurze gibt es solche und solche Meinungen; das wissen Nachfrage noch mal zu möglichen anderen Ver- Sie als Jurist auch. Spannend wäre noch mal, trägen und auch zur Organisation im Jahr 2003 weil Sie ja gesagt haben, was Sie als Zeuge be- oder auch in dem Zeitraum, den Sie überblicken wusst wahrgenommen haben und wissen: Diese können: Wenn es von einem anderen Staat - die G-10-Anordnung, die Sie letztlich erhalten ha- Telekom ist ja auch in dem Zeitraum schon ein ben, war das für Sie eine ausreichende rechtliche global agierendes Unternehmen gewesen -, wenn Grundlage, um das zu liefern, was der BND letzt- es dort vergleichbare Anweisungen, Verträge lich wollte? oder Kontakte gegeben hätte, wäre das über Ihren Schreibtisch dann auch gelaufen, oder hätte es da Zeuge Dr. Bernd Köbele: Sie meinen, bei den andere Bereiche im Konzern gegeben? Mischverkehren jetzt?

Zeuge Dr. Bernd Köbele: Also praktisch, wenn Tankred Schipanski (CDU/CSU): Ja. wir so eine vergleichbare Situation in anderen Staaten hätten, so habe ich Sie verstanden. Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja, weil die nicht von- einander zu trennen waren. Dr. Jens Zimmermann (SPD): Richtig. Tankred Schipanski (CDU/CSU): Das ist eine Zeuge Dr. Bernd Köbele: Das war nicht deutlich ausreichende rechtliche Grundlage gewesen für geklärt. Es hätte durchaus sein können, dass es Sie, das zu liefern? auch bei der Konzernsicherheit aufgeschlagen wäre, bei der Deutschen Telekom AG und nicht Zeuge Dr. Bernd Köbele: Ja. bei uns in der T-Com. Tankred Schipanski (CDU/CSU): Vielen Dank. Dr. Jens Zimmermann (SPD): Okay. Das war‘s schon. Danke. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Okay. Ich habe den Eindruck, dass die Union jetzt weiteren Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Herzlichen Fragen mehr hat. Dann kommen wir zu der Frak- Dank. - Dann kommen wir jetzt zur Fraktion der tion Bündnis 90/Die Grünen. Linken. Frau Kollegin Renner hat keine weiteren Fragen? Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ich habe keine weiteren Fragen. Martina Renner (DIE LINKE): Nicht mehr in öffentlicher Sitzung. Nur noch in eingestufter. Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Jetzt frage ich mal in die Runde: Gibt es derzeit noch Fragen an Vorsitzender Dr. Patrick Sensburg: Genau. - unseren Zeugen im öffentlichen Teil? - Ich sehe, Dann die Fraktion der Union: Gibt es hier noch das ist nicht der Fall. Fragen? - Ja. Kollege Schipanski. Wenn es keine weiteren Fragen mehr gibt, die in Tankred Schipanski (CDU/CSU): Herr Vorsitzen- öffentlicher Sitzung beantwortet werden können, der, vielen Dank. - Herr Zeuge, nur noch mal, müssen wir einen Beschluss zum Ausschluss der weil der Herr von Notz ganz spannende recht- Öffentlichkeit fassen; denn ich habe vernommen, liche Ausführungen gemacht hat, dass angeblich dass es einige Nachfragen im nichtöffentlichen die Realität bei der paketvermittelten Kommuni- oder eingestuften Teil gibt. Ich schlage daher fol- kation rechtlich nicht mehr passt. Sie haben genden Beschluss vor: Für die weitere Verneh- dann richtig natürlich das mit dem Mischverkehr mung des Zeugen Dr. Bernd Köbele am heutigen ein ganzes Stück festgestellt. Jetzt sollen Geset- Tag wird die Öffentlichkeit gemäß § 14 Absatz 1 zesgrundlagen nicht mehr passen. Er hat von Nummern 3 und 4 des Untersuchungsausschuss- Staatsrechtlern gesprochen, die hier gesagt ha- gesetzes ausgeschlossen, weil besondere Gründe ben, die BND-Praxis würde nicht stimmen. Da

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Vorläufiges Stenografisches Protokoll 18/33

1. Untersuchungsausschuss

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des Wohls des Bundes entgegenstehen oder Ge- schäfts- oder Betriebsgeheimnisse zur Sprache kommen, durch deren öffentliche Erörterung überwiegend schutzwürdige Interessen verletzt würden. - Wer dafür ist, so zu beschließen, den bitte ich um das Handzeichen. - Herzlichen Dank. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Ich sehe, das ist nicht der Fall. Damit haben wir dies so einstimmig beschlossen.

Wir sind nun am Ende des öffentlichen Teils der Beweisaufnahme. Jetzt folgen die nichtöffent- lichen Zeugenvernehmungen von noch zwei Zeu- gen. Dazu wechseln wir in einen anderen Bera- tungsraum.

Ich bedanke mich bei der Öffentlichkeit und der anwesenden Presse dafür, dass sie bei uns waren. Dem jetzt folgenden nichtöffentlichen oder einge- stuften Teil können Sie nicht mehr beiwohnen.

Ich unterbreche daher jetzt die Sitzung, damit wir in den entsprechenden Raum umziehen kön- nen. Ich wünsche Ihnen allen aber schon einmal einen schönen Abend. - Danke schön.

(Schluss des Sitzungsteils Zeugenvernehmung, Öffentlich: 21.26 Uhr - Folgt Sitzungsteil Zeugen- vernehmung, Geheim)

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