Stand: Januar 2020

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Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort 3

2 Rückblick und regionaler Rahmen der gewerblichen Entwicklung 4

3 IHK – Gewerbeflächenbilanz 5

4 IHK – Gewerbeflächenüberblick 6

5 Gewerbeflächenentwicklung 10

6 Investitionen 12

7 Schlussfolgerungen aus der Gewerbeflächenbilanz sowie 13 Entwicklung für die Wirtschaftsregion Vogtland

8 Schlussbemerkung 15

Quellen: - Statistische Erhebungen der IHK Regionalkammer - Statistisches Landesamt Sachsen - Exposees zu Gewerbegebieten der Kommunen und des Vogtlandkreises - Bilaterale Abstimmungen mit den WiFö der Kommunen und des Vogtlandkreises - Entfernungen: online Routenplaner - Foto Cover: Wirtschaftsförderung Sachsen, bereitgestellt durch WiFö-

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1 Vorwort

Der Vogtlandkreis markiert die südwestliche Grenze des Freistaats Sachsen und liegt somit buchstäblich im Herzen Europas. Die Nachbarkreise sind im Norden der thüringische Landkreis Greiz, im Osten der Landkreis und der . Weiterhin schließen sich im Süden der tschechische Verwaltungsbezirk Karlsbad (Karlovarský kraj), im Südwesten der bayerische Landkreis Hof und im Westen der thüringische Saale-Orla-Kreis an. Die Entstehung des Vogtlandkreises in seiner jetzigen Struktur beruhte auf die Zusammenlegung der Kreise , , Oelsnitz, Reichenbach und Plauen im Jahr 1996, wobei die bis 2008 kreisfreie Stadt Plauen den Verwaltungssitz der Region unterhält.

Hinsichtlich der Bevölkerung von ca. 228.000 Einwohnern und einer Fläche von 1.412 km2 zählt der Vogtlandkreis zu einem der kleineren Landkreise Sachsens.

Industrielle und gewerbliche Ansiedlungen konzentrieren sich primär in unmittelbarer Nähe des Oberzentrums Plauen, der vogtländischen Mittelzentren (Reichenbach, Lengenfeld, , , Oelsnitz/Vogtl., Schöneck/Vogtl., /Vogtl., , Klingenthal) sowie entlang der infrastrukturellen Entwicklungsachsen. Eine Sonderstellung nehmen hierbei die Große Kreisstadt Auerbach/Vogtl., die Gemeinde , die Stadt Falkenstein/Vogtl. und die Stadt ein. Seit 1997 arbeiten diese Kommunen in Form des Mittelzentralen Städteverbundes unter einem gemeinsamen Regionalen Entwicklungskonzept als landesplanerisch definierte Einheit zusammen.

Des Weiteren zeichnet sich das Vogtland durch eine hochwertige Straßeninfrastruktur aus, dessen bedeutendsten Entwicklungsachsen die Bundesautobahnen BAB 72 und BAB 9, die Bundesstraßen B92 als die wichtigste Nord-Süd-Trasse von Gera über Plauen bis an die tschechische Grenze, die B 173 von Hof über Plauen, Zwickau, Chemnitz und , die B 169/169n von Plauen über den Mittelzentralen Städteverbund nach Aue/Erzg. bis in die Lausitz sind. Hinzu kommen noch weitestgehend gut ausgebaute Staatsstraßen im Kernnetz (S1) und im erweiterten Kernnetz (S2). Trotz des in der Region vorhandenen dichten Straßennetzes bestehen jedoch in Teilregionen punktuelle Ausbaudefizite, welche zügig nach Maßgabe der Ausbau- und Erhaltungsstrategie 2030 des Freistaates Sachsens und zwingend den Vorgaben lokaler Priorisierung beseitigt werden müssen.

Die Wirtschaftsstruktur des Landkreises ist kleinteilig und klassisch mittelständisch aufgestellt. Wobei die prägendsten Branchen die Textilindustrie (meist technisch), der Maschinen- und Anlagenbau sowie eine Vielzahl von Automobilzulieferern der verschiedensten Fertigungsstufen sind. Natürlich ist hier im gleichen Atemzug auch der vogtländische Musikinstrumentenbau zu nennen – eine der traditionsreichsten Branchen der Region, im sogenannten „Musikwinkel“.

Der Vogtlandkreis spiegelt klar die Strukturen des ländlichen Raums wieder, dessen breites Spektrum an Herausforderungen, wie zum Beispiel die rückläufige Bevölkerungsentwicklung und der damit verbundenen Überalterung der Gesellschaft, zu bewältigen sind. Andererseits bieten sich der Region große Chancen und ein enormes Entwicklungspotenzial gegenüber den Ballungszentren in punkto Lebensqualität und anderer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Standortpräferenzen. Diese Vorteile müssen weiter forciert werden, da sie die zukünftige Daseinsvorsorge unserer vogtländischen Wirtschaftsregion darstellen.

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2 Rückblick und regionaler Rahmen der gewerblichen Entwicklung

Der vorliegende Gewerbeflächenreport 2019 der Industrie- und Handelskammer Chemnitz, Regionalkammer Plauen (IHK) ist seit 1995 bereits die zehnte statistische Erhebung über die nach der politischen Wende im Vogtland neu beplanten und errichteten Industrie- und Gewerbegebiete. Der Wirtschaftsraum Vogtland hat sich im Ergebnis eines schwierigen Strukturwandels nach der politischen Wende durch einen breit gefächerten Branchenmix in Industrie und Gewerbe sehr gut an die Entwicklungen des globalisierten Marktes angepasst. Begleitet wurde dieser Strukturwandel von einem leistungsstarken Bau- und Baunebengewerbe und einer gesunden Dienstleistungs- und Handwerksstruktur. Qualifizierte und hochmotivierte Fachkräfte sind die Basis für diese erfolgreiche Aufbauleistung.

Nach einem dynamischen Freiflächenzuwachs für Gewerbe bis etwa 1995, begleitet von einem gewerblichen Ansiedlungsboom bis 1998, kam es um die Jahrtausendwende zu einer ersten Konsolidierung bei gewerblichen Ansiedlungen an den neu erschlossenen Gewerbestandorten. Erweiterungs- und Umsiedlungsinvestitionen erfolgten in dieser Zeit überwiegend auf bereits erworbenen oder optionierten Flächen, sodass kein nennenswerter Zuwachs bei der Belegung erfolgte. In diesen Jahren rückt die Wirtschaftsregion jedoch aufgrund ihrer geografisch günstigen Lage und eines professionellen Standortmarketings verstärkt in den Fokus mehrerer Großinvestoren aus dem internationalen Automotive-Bereich. Mehrere interessierte Investoren benötigten Flächen deutlich über 5 ha mit optimaler Anbindung an das Autobahnnetz. Solche erschlossenen Parzellen standen 2000 für eine sofortige Ansiedlung dieser meist global aufgestellten Unternehmen nicht mehr zur Verfügung, so dass die IHK in ihrem Gewerbeflächenreport 2000 von der Regionalpolitik ein „Sofortprogramm zur Schaffung baurechtlich gesicherter großflächiger Gewerbeparzellen in A 72 - Nähe“ gefordert hat. Durch gemeinsame Anstrengungen von Regionalpolitik, Behörden und Wirtschaft konnte diesem Defizit bereits Ende 2001 erfolgreich entgegengewirkt werden und in Rekordzeit von wenigen Monaten wurden mehrere neue großparzellige Gewerbegebiete mit jeweils über 20 ha Vorsorge-Nutzfläche beplant und erschlossen.

Dieses hochwertige Flächenangebot in nahezu allen Parzellierungsgrößen und eine dynamische Erschließung weiterer Flächen ermöglichte von 2002 bis heute die erfolgreiche Ansiedlung vieler namhafter Unternehmen in direkter Autobahnnähe.

Begünstigt durch den Konjunkturaufschwung 2007/2008 wurden auch verstärkt bereits erworbenen Reserveflächen mit Erweiterungsinvestitionen belegt, sodass kontinuierlich immer wieder neuer Bedarf an passgenauen Gewerbeparzellen trotz eines über die Jahre ständig vorgehaltenen „Puffers“ an Freiflächen in der Region von ca. 250 ha (davon ca. 100 ha in A 72 – Nähe) entstanden ist. Unter diesem Aspekt wurden in der 1. Teilfortschreibung des Regionalplanes Südwestsachsen 2008 / Planteil Vogtland zur hochwertigen Industrieflächenvorsorge für regional und überregional bedeutsame Investitionen zusätzlich 98 ha Industrie- und Gewerbefläche regionalplanerisch gesichert.

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3 IHK – Gewerbeflächenbilanz

Die mit Baurecht beplante oder bereits erschlossene Netto-Gesamtnutzfläche der seit der politischen Wende im Vogtland neu entwickelten Gewerbe- und Industriegebiete beträgt aktuell 762 ha. Zusätzlich wurden weitere Vorsorgestandorte mit ca. 98 ha Netto-Nutzfläche regionalplanerisch gesichert (Nicht Gegenstand der Nettobaufläche sind die öffentlichen Grünflächen sowie die öffentlichen Straßenflächen).

Die mittel- bis langfristig nutzbare Nettogewerbefläche im Vogtland beträgt bei Erschließung dieser zusätzlichen Vorsorgestandorte ca. 880 ha. Dieser Globalrechnung stehen im Moment 683 ha bereits belegte, verkaufte oder fest optionierte Gewerbefläche gegenüber, wodurch der sehr hohe Gesamtbelegungsgrad von ca. 90 % erreicht wird.

3.1 Übersicht Gewerbeflächenbilanz Vogtland

GE/GI gesamt GE/GI (inclusive GE/GI (exclusive GE/GI gesamt (exklusive Planung und Planung und (inclusive Planung und Entwicklungs- Entwicklungs- Entwicklungs- Entwicklungs- flächen im 10 km flächen im 10 km flächen) flächen) Korridor A72/A9) Korridor A72/A9) Nettofläche in ha gesamt 2019 872,9 761,9 528,0 490,0

Nettofläche in ha frei 2019 190,5 79,5 52,5 14,5 Nettofläche in ha belegt 2019 682,4 682,4 475,5 475,5

Belegungsgrad

2019 78,2% 89,6% 90,1% 97,0% Belegungsgrad 2015 n.a. 75,0% n.a. 85,0% Belegungsgrad 2012 n.a. 73,0% n.a. 80,0% Belegungsgrad 2007 n.a. 64,0% n.a. 73,0% Belegungsgrad 2003 n.a. 64,0% n.a. 73,0% Belegungsgrad 2000 n.a. 81,0% n.a. 85,0% Belegungsgrad 1998 n.a. 76,0% n.a. 85,0% Quelle IHK Chemnitz Regionalkammer Plauen

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4 IHK - Gewerbeflächenüberblick

Die nachfolgende Übersichttabelle der einzelnen Kommunen und deren Gewerbestandorte zeigt die noch vorhandenen Gewerbeflächenpotenziale auf, welche zur Neuansiedlung potenzieller Investoren genutzt werden können. Gleichzeitig bieten auch nur noch diese Restflächen unseren etablierten Industrieunternehmen die Möglichkeit zur Expansion. Die Investitionstätigkeit der vogtländischen Wirtschaft hat in der Vergangenheit klar zur Sicherung ihrer weiteren Wettbewerbsfähigkeit in einem immer härter umkämpften globalisierenden Markt beigetragen.

Diese Option muss somit zwingend auch zukünftig unserer regionalen Wirtschaft als Daseinsvorsorge zur Verfügung stehen.

Der Belegungsgrad der einzelnen Flächen zeigt zweifelsfrei, dass hier ein dringender Handlungsbedarf besteht.

Im gesamten Vogtlandkreis wird aktuell auf den bebaubaren Industrie- und Gewerbegebieten ein Rekordwert von ca. 90 % erreicht (s.a. Tabelle 3.1). Im für Ansiedlungen höchst attraktiven 10 km Korridor zu den Bundesautobahnen BAB 9 und BAB 72 (Entfernung im Mittel durch online Routenplaner ermittelt) stellt sich die Situation noch weitaus dramatischer dar, da dort Industrie- und Gewerbegebiete sogar einen Belegungsgrad von ca. 97 % erreicht haben und in Summe nur noch 14,5 ha (netto) Freifläche ausweisbar ist.

Die Auswertung dieser Daten zeigt eindeutig, dass eine gute verkehrliche Anbindung, neben Verkaufspreis, Gewerbesteuerhebesatz und sonstigen infrastrukturellen Präferenzen, eine der wichtigsten Kriterien für die Standortauswahl der Unternehmen ist.

Um weiterhin im internationalen Ansiedlungswettbewerb bestehen zu können, ist die schnellstmögliche Entwicklung neuer Gewerbeflächen mit großparzelligen sowie variablen Grundstücken entlang der Hauptentwicklungsachsen zwingend erforderlich.

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4.1 Tabelle: IHK - Gewerbeflächenüberblick

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4.1 Tabelle: IHK - Gewerbeflächenüberblick

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4.1 Tabelle: IHK - Gewerbeflächenüberblick

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5 Gewerbeflächenentwicklung

Die Analyse der nachfolgenden Tabelle zeigt klar den Ansiedlungsboom bis 1998 einhergehend mit einer ebenfalls dynamischen Flächenentwicklung im Vogtlandkreis. Nach der folgenden Konsolidierungsphase von 2000 bis 2002 gefolgt von einer weiteren Ansiedlungswelle durch den Konjunkturaufschwung bis zum Jahr 2007/2008, konnte gleichzeitig ein komfortabler Puffer an freien Gewerbeflächen geschaffen werden.

Kontinuierliche Erweiterungsinvestitionen der ansässigen Industrieunternehmen sowie einige Neuansiedlungen führten in den Folgejahren zur Abschmelzung der letzten freien Gewerbeflächen. Diese Entwicklung bildete sich primär im 10 km Korridor entlang der Bundesautobahnen BAB 72 und BAB 9 ab. Somit stehen im gesamten Vogtland nur noch ca. 191 ha (netto) zur freien Ansiedlung zur Verfügung. Wobei davon noch 98 ha Vorhaltestandorte (ohne Baurecht, auf Grundlage der Gesamtfortschreibung des Regionalplanes Südwestsachsen 2008) abzuziehen sind. In absoluter Autobahnnähe verbleiben nur noch knapp 14,5 ha in kleinen Parzellierungen.

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5.1 Tabellen: Gewerbeflächenentwicklung

Entwicklung der nutzbaren Netto-Gewerbefläche im Vogtland

1.000 ha freie Gewerbefläche 900 ha belegte Gewerbefläche 800 ha 191 203 195 221 215

700 ha 257 274 282 290 282 290 281 302 296

600 ha 268 228 171 186 95 500 ha 125 106 131

400 ha 104 106 104 682 104 670 665

300 ha 639 631 591 574 566 558 558 549 550 528 512 501 492 485 116 464 458 458 200 ha 457 422 389 355 339 284 100 ha 106 87 176 83

0 ha 31

Quelle: IHK Chemnitz Regionalkammer Plauen

Entwicklung der nutzbaren Netto-Gewerbeflächen in Autobahnnähe (10 km-Korridor)

600 ha freie Gewerbefläche belegte Gewerbefläche 500 ha 15 20 40

400 ha 55 65 95 100 105 113 113 112 112 108 90 84 89

300 ha 95 118 39 42 39 41 31 476 32 450 200 ha 45 410 380 357 52 330 326 321 313 313 306 305 297 285 276 268 43 259 236 236 233 225 223 100 ha 221 201 188 66 143 59 103 48 0 ha 28

Quelle: IHK Chemnitz Regionalkammer Plauen

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6 Investitionen

Von 2004 bis 2019 wurden im verarbeitenden Gewerbe des Vogtlandes geförderte Investitionen i. H. von ca. 1,93 Mrd. EUR realisiert bzw. befinden sich gegenwärtig in der Umsetzungsphase.

6.1 Tabelle: Investitionsvolumen des verarbeitenden Gewerbes im Vogtland 2004 – 2019 (gefördert)

Kalenderjahr Neue DAP Gesicherte DAP Investitionsvolumen in € (gefördert) 2004 532 2.882 138.723.658 2005 632 2.203 167.224.400 2006 487 2.908 133.813.000 2007 607 2.641 210.789.000 2008 542 2.173 170.025.500 2009 239 2.763 149.573.000 2010 6 345 7.104.000 2011 291 1.974 126.287.800 2012 437 1.969 173.076.868 2013 486 2.630 190.348.084 2014 175 451 63.305.466 2015 107 1.205 45.574.653 2016 137 1.148 71.369.650 2017 168 2.656 141.678.122 2018 125 1.017 95.211.507 2019 48 525 42.761.872 Gesamtergebnis 5.018 29.489 1.926.866.580

Quelle: IHK Chemnitz Regionalkammer Plauen

Sehr positiv stellt sich auch die Investitionsneigung bei bereits ansässigen Unternehmen dar. Gerade in der Finanzkrise 2008/2009 wurden bedeutende Modernisierungs- und Erweiterungsvorhaben realisiert. Im darauffolgenden Jahr 2010 brach die Investitionstätigkeit stark ein, nahm aber durch die hohen Förderungen bis zum Ende der Förderperiode 2014 wieder rasch an Fahrt auf. Durch eine besonders attraktive Investitionsförderung für die einzelgewerbliche Wirtschaft nutzten viele Unternehmen die Möglichkeit, bestehende Defizite im Anlagevermögen hinsichtlich Kapazität und Wettbewerbsfähigkeit weiter abzubauen und sich so zukunftsfähig aufzustellen.

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7 Schlussfolgerungen aus der Gewerbeflächenbilanz sowie Entwicklung für die Wirtschaftsregion Vogtland

. Die bis ins Jahr 2015 (noch) vorhandene Verfügbarkeit an qualitativ und quantitativ hochwertiger Ansiedlungsflächen bei moderaten Baulandpreisen konnte aufgrund enormer Erweiterungen der bestehenden Unternehmen und einzelner Neuansiedlungen nicht bis ins Jahr 2019 gehalten werden. Hier besteht gegenwärtig im Bereich der Gewerbeflächenvorsorge dringendster Handlungsbedarf. Das bestehende Angebot bedient augenblicklich nur das zu erwartende Nachfragepotential nach kleineren Gewerbeflächen zufriedenstellend. Aufgrund des stark gestiegenen Belegungsgrades an den attraktiven Gewerbestandorten entlang der Autobahnen BAB 72 und BAB 9 auf 97 % besteht ein Defizit bei Gewerbeparzellen von 3-5 ha und größer in diesem Bereich. Die wenigen freien Gewerbeparzellen erfüllen nicht mehr den Anspruch einer ausreichenden gewerblichen Daseinsvorsorge für den Wirtschaftsraum Vogtland. Deshalb muss aufgrund der bisherigen positiven Erfahrungen ein verfügbarer „Freiflächenpuffer“ für Industrie- bzw. Gewerbeansiedlungen mit individueller Parzellierung in Nähe der Hauptentwicklungsachsen in einer Größenordnung von mindestens 100 ha dauerhaft vorgehalten werden.

Diese dringende Empfehlung ergeht insbesondere an die lokalen Entscheidungsträger für eine zeitnahe Beplanung der im Regionalplan ausgewiesenen Vorsorgestandorte in Plauen-Oberlosa (2 b) sowie die Weiterverfolgung der Ansätze zur Entwicklung größerer Industrie- und Gewerbeflächen (wie z.B. Posseck, Kauschwitz, Herlasgrün usw.). Diese Optionen würden sich besonders durch eine gute infrastrukturelle Anbindung, attraktive Parzellierungsmöglichkeiten sowie topografischer Eignung herauskristallisieren.

Priorität besitzt jedoch weiterhin die schnelle Aktivierung des bereits beplanten Industrie- und Gewerbegebietes „Plauen-Oberlosa 1“ entlang der B 92 als eine der augenblicklich attraktivsten verfügbaren Ansiedlungsflächen in der gesamten Wirtschaftsregion.

Aber auch Treuen und Reichenbach/Lengenfeld sind aufgerufen, neue Ansiedlungsflächen für Industrie und Gewerbe in unmittelbarer Nähe zur A 72 auszuweisen und für künftige Ansiedlungsgesuche vorzuhalten wobei die Fortführung der großzügigen GRW-Infra-Strukturförderung des Freistaates nach dem Planungshorizont bis 2020 aus Sicht der IHK Chemnitz zwingend erforderlich ist.

. Das professionelle Gewerbeflächenmanagement bleibt dadurch in der Region im überregionalen Ansiedlungswettbewerb auch künftig jederzeit konkurrenz- und handlungsfähig.

. Die Gewerbesteuer-Hebesätze müssen insbesondere in Kommunen mit überwiegend gewerblicher Siedlungsfunktion auf einem wettbewerbsfähigen Niveau jeglichem nationalen Vergleich standhalten (kommunales Benchmarking).

. Einer weiteren Kostensteigerung bei Energie- und Versorgungsmedien muss verstärkt durch kommunale oder privatwirtschaftliche Eigenlösungen aus der Region entgegengewirkt werden. Der Wirtschaftsraum Vogtland muss sich trotz guter Ansätze noch stärker den Herausforderungen Energieeffizienz und erneuerbare Energien stellen.

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. Gebühren und Abgaben für Leistungen der kommunalen Daseinsvorsorge müssen sich an vergleichbaren Wirtschafts- und Lebensräumen orientieren (kommunales Benchmarking).

. Das Kommunikationsnetz (Breitband-Internet) als Grundlage einer international vernetzten Wirtschaft muss an den Gewerbestandorten mit dem technisch höchstmöglichen Übertragungsstandard verfügbar sein bzw. kurzfristig auf dieses Niveau aufgerüstet werden.

. Die Straßeninfrastruktur, insbesondere grenzüberschreitend im Elstertal nach Tschechien (B 92), muss für den Wirtschaftsverkehr durch Ausbaumaßnahmen weiter verbessert werden. Die erreichte Netzqualität im Bundes- und Staatsstraßennetz soll auf dem erreichten Niveau dauerhaft gesichert werden. Die Qualität und Erschließungsfunktion des Kreisstraßennetzes ist auf Basis einer abgestimmten Kernnetzkonzeption qualitativ nachhaltig zu verbessern und die Bedarfe durch regionale Priorisierungen festzustellen.

. Die bestehende Eisenbahninfrastruktur für gewerbliche Transporte muss im Bestand modernisiert und im Kontext mit einem neu zu errichtenden Güterverkehrsmodul (Railport) im Vogtland zu einem zusätzlichen gewerblichen Standortvorteil mit überregionaler Anziehungskraft entwickelt werden, wobei steigende Energiepreise und ein grundsätzlicher Strukturwandel hinzu umweltschonenden Transportwegen und -mitteln zu erwarten ist.

. Um dem demografischen Wandel und einem spürbaren Fachkräftemangel entgegenzuwirken, muss die Region die Attraktivität des Wirtschaftsraumes Vogtland hinsichtlich seiner Standortfaktoren öffentlichkeitswirksam und zielgruppenorientiert vermarkten. Neben leistungsgerechter Entlohnung gewinnen das regionale Angebotsportfolio für das individuelle Wohn- und Lebensumfeld bis hin zu besonders familienfreundlichen Angeboten in den Unternehmen zunehmend an Bedeutung.

. Das Vogtland als klassisch ländlich geprägte Region ist durch die Etablierung von Kompetenzzentren mit überregionaler Strahlkraft zu stärken. Die Schritte zur Entwicklung eines Kältekompetenzzentrums und die Konzeptionen für weitere Branchenschwergewichte (z.B. Textilindustrie und Musikinstrumentenbau) betrachten wir als besonders wertvoll und unterstützen diese Maßnahmen ausdrücklich.

. Die Stärkung des ländlichen Arbeits- und Lebensraumes abseits der Metropolregionen über die Förderprogramme GRW-Infra und LEADER ist eine gute Möglichkeit, die Entwicklung eines attraktiven Arbeits- und Lebensraumes (z.B. ÖPNV, Schulen, KiTas, Sportstätten, Radwege usw.) flankierend zu begleiten.

. Neben einer ausgewogenen Weiterentwicklung des Wirtschaftsraumes benötigt insbesondere das Oberzentrum Plauen eine wesentliche funktionelle Stärkung. Eine weitere Erosion zentralörtlicher Funktionen Plauens muss verhindert werden. Nur durch signifikante neue Funktionszuweisungen an das Oberzentrum Plauen, beispielsweise im Bereich der höheren Bildung, des Sportes, der Kultur sowie der Verwaltung kann die überregionale Wahrnehmung und Ausstrahlungskraft der Wirtschaftsregion Vogtland erhöht werden.

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8 Schlussbemerkung

Zusammenfassend lässt sich feststellen:

Aufgrund der bisherigen positiven Erfahrungen muss ein verfügbarer „Freiflächenpuffer“ für Industrie- bzw. Gewerbeansiedlungen mit individueller Parzellierung (von mind. 3-5 ha und größer) in Nähe der Hauptentwicklungsachsen in einer Größenordnung von mindestens 100 ha dauerhaft vorgehalten werden

Standortdefizite bestehen partiell noch im wirtschaftlichen Umfeld bei Gebühren und Steuern, bei Kosten der Versorgungsmedien und in geringem Maße bei der Verkehrsinfrastruktur.

Höhere Bildungseinrichtungen und eine wirtschaftsnahe Institutslandschaft sind immer noch unterrepräsentiert. Die Kommunikationsnetze besitzen in der Fläche noch keinen internationalen Standard.

Fachkräfte, Bildung und Arbeitskosten treten als harte Standortfaktoren immer stärker in den Vordergrund. Diese Handlungsfelder entscheiden in der Zukunft maßgeblich über eine weiterhin erfolgreiche Ansiedlungspolitik.

Im Namen der gewerblichen Wirtschaft dankt die IHK den befassten Entscheidungsträgern der Region für das erfolgreiche Gewerbeflächen- und Ansiedlungsmanagement. Dank gebührt ebenso dem Freistaat Sachsen für die kontinuierliche Fortführung der wichtigen GRW-Infrastrukturförderung und der einzelbetrieblichen GRW-Investitionsförderung. Diese wichtigen Konjunkturprogramme benötigt der Wirtschaftsstandort Vogtland auch in den nächsten Jahren, um auch zukünftig moderne und attraktive Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe halten und neue errichten zu können.

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