ZOBODAT - www.zobodat.at

Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Burgenländische Heimatblätter

Jahr/Year: 1951

Band/Volume: 13

Autor(en)/Author(s): Riedl Adalbert

Artikel/Article: Ein Beitrag zur Geschichte der Hafner im Bezirk 109-129 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Ein Beitrag zur Geschichte der Hafner im Bezirk Oberpullendorf Von Adalbert Riedl, Eisenstadt In der Geschichte der Volkskunst und des Handwerkes im nimmt das Handwerk der Hafner wohl die erste Stelle ein. Bedauerlicher­ weise hat man sich mit der wissenschaftlichen Erforschung und Sammlung von diesbezüglichem Material bisher viel zu wenig beschäftigt, obwohl die Töpferei eines der ältesten Handwerke ist.!) Die in den Museen vorhandenen Töpfererzeugnisse geben kein vollstän­ diges Bild über die Herstellungsorte und -zeit, sowie über die Leistungen der einzelnen Hafner, Krügler und Weißgeschirrmacher unseres Landes. Das Schrift­ tum über die Töpferei ist ebenfalls sehr spärlich. Fast könnte man sagen, daß dieses im Aussterben begriffene Handwerk bereits in Vergessenheit ge­ raten ist, wobei nachweislich in mehreren Orten des Oberpullendorfer Bezir­ kes im 18. und 19- Jahrhundert rund 200 Hafner, deren Namen und Be­ schäftigung bekannt sind, ihr Handwerk ausübten. Selbstverständlich wurde auch in anderen Orten des heutigen Burgenlandes die Töpferei betrieben. In der Gemeinde wird heute noch die Töpferei in ihrer fast ur­ sprünglichen Art ausgeübt. Es wäre aber falsch zu glauben, daß Stoob etwa allein ein bedeutender Töpferort des Oberpullendorfer Bezirkes war. Zahlrei­ che Töpfer gab es auch in anderen Orten, wie Oberpetersdorf, Draßmarkt, Steinberg, und Mannersdorf, eine kleinere Zahl in , Unterloisdorf, Klostermarienberg, Großwarasdorf und Neckenmakt. Wie be­ deutend die Zahl der Hafner in diesen Orten war, geht schon daraus hervor, daß man in der benachbarten Stadt Güns im Jahre 1720 nur drei 1 2), in Öden­ burg aber anläßlich einer Volkszählung im Jahre 1828 fünf Hafnermeister zählte. Wie bereits erwähnt, ist das Schrifttum über dieses Handwerk, soweit es sich auf die bgld. Landschaft bezieht, sehr gering. In einem einzigen Werk von Schweickhardt „Darstellung des Königreichs Ungarn, Topographie des Ödenburger Komitates“, Wien 1841, Seite 20, finden wir über die Töpfer­ waren nachstehendes: „Der Töpferthon (Argilla dessularis). Dieser wird durch die Einwohner vieler Ortschaften dieses Comitates, die Hafner und zugleich Bauern sind, verarbeitet und zum Töpfergeschirre gebrannt. Von dieser Erde findet man vorzüglich bei dem Orte Dörfel und Marktfleck Steinberg, 4 Meilen südwärts von Ödenburg, eine weißere und eine bräunere Töpfer­ erde, welche sehr bewährt und brauchbar ist, da es Versuche lehrten, daß diese weißere Erde auch ein steingutartiges Geschirr liefern könnte; 1) Bereits im Altertum ist dieses Handwerk so geschätzt, daß man unter den Israeliten Hafneifamilien findet, die nur für den König arbeiteten und im königlichen Garten wohnten. Daß sich die Ägypter, Chinesen, Griechen und Römer mit der Töpferei beschäftigten, ist aus den Funden in jedem Museum zu ersehen. Die Töpferscheibe kannte man schon vor Chr. Geb. Die Glasur haben die Ägypter erfunden. Die Töpferei ist wohl aus der Flechterei hervorgegangen. Bereits in der jüngeren Steinzeit wurden die Körbe mit Lehm verschmiert und dann zum Wassertragen verwendet. 2) Dr. Gustav Thirring, Die Bevölkerung von Güns im 18. Jahrhundert, Vasi Szemle, 1936, III. Jhg., Folge 3. 109 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

aus der bräunlichen Erde aber wirklich in einer Geschirrfabrik zu Mat­ tersdorf,3) einem Markt bei Forchtenau, ein sehr brauchbares weißes Ge- schirr gemacht werde. Eine weißblaue Tonerde wird in den Stoober- und Oberpullendorfer- Umgebungen, fünf Stunden weit südwärts von Ödenburg, gegraben, welche deshalb sehr geschätzt wird, weil sie aufgelöst im Wasser zum übertün­ chen der Wellenwände statt eines Kalkes dienet, daher sehr weit zum Verkauf verführt zu werden pflegt.“ Auch an einer anderen Stelle seines Buches, auf Seite 28, bezieht sich Schweickhardt auf die Töpferei des Bezirkes. „Töpferwaren werden in mehreren Ortschaften, südwärts von Ödenburg, wo Berge und Thäler abwechseln, und der' Töpferthon mehr Gruben darbietet, von den Hafnern, die zugleich Bauern oder Orts-Inwohner sind, verfertigt, verschieden gebrannt, und zwar: in Kobersdorf, Ober- Loschdorf und Stoob wird rothgebranntes Töpfergeschirr zum verschie­ denen Hausbedarf gemacht. Auch findet man zu Stoob rothgebrannte irdene Pfeifenköpfe. In Ober-Petersdorf verfertigt man braun- und schwärzlich glasierte Töpfe, weiße feine blau bemahlte Teller, Krüge Kaffehschalen. Dann zu Steinberg und Draßmarkt, machen einige Hafner außer dem gemeinen rothgebranntem Geschirre, auch grüne Tafel- und Stucköfen. Von diesen werden jene zu Draßmarkt sehr gelobt. Endlich wird ein dem Steingut ähnliches Geschirr in einer Fabrik zu Mattersdorf, von deren Eigenthümer aus der bräunlichen und weißen Steinberger­ und Dörfler-Thonerde, mit einer fetteren Erde vermengt, welche dieser aus der Gegend um Mariazell bezieht, angefertigt. Es werden Suppentöpfe, runde und ovale Schüsseln, Speiseteller und verschiedene andere Stücke allda bereitet, die dem Steingute sehr ähnlich kommen.“ Aus diesen wenigen, aber immerhin sehr wertvollen und seltenen Auf­ zeichnungen über die Töpferei im Oberpullendorfer Bezirk sind tlie wichtigsten Töpferorte und ihre Erzeugungen ersichtlich.

Stoob. Stoob ist der bekannteste Hafnerort. 1903 zählte der Ort 220 Häuser, davon wurde in 27 Häusern die Hafnerei betrieben.4) 20 Hafner erzeugten nur rotes Geschirr, sie wurden die „roten Hafner“, die anderen 7 erzeugten nur glasiertes Geschirr, sie wurden die „glasierten Hafner“ genannt. 27 Jahre später, also 1930, finden wir in Stoob nur mehr 12 Hafner in einer Innung vereinigt. 5) Derzeit gibt es nur acht Hafner in Stoob. Diese sind: Johann Felber, Paul Friedl, (vulgo Kaspar, der Großvater hieß Kaspar), Emmerich Graf, Jo­ hann Graf, Matthias Larnhof, Johann Säckl, Michael Thumberger und Johann Wohlmuth (vulgo Tieler). Wohlmuths Großmutter hieß Christine, wurde nur „Tiel“ genannt. Dieser Name übertrug sich auf die Kinder und Enkel. Obwohl über die Stoober Töpfer immer wieder in Zeitungen und Ein­ zelaufsätzen geschrieben wird, ist die Erzählung des 65 Jahre alten Hafner­ meisters Wohlmuth wert, festgehalten zu werden. 3) Gemeint ist die Steingutgeschirrfabrik des Martin Ziegler und der Maria Bradl. Die Ziegler sind schon 1676 in Mattersdorf als Hafner bekannt. 4) J. R. Bunker „Die Hafneröfen in Stoob“. 5) Dr. Arthur Haberlandt, Volkskundliches Burgenland, 1930. 110 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Soweit er sich erinnern kann, haben mindestens 20 Hafner in Stoob ihr Handwerk eingestellt. Die Arbeitsweise ist heute noch so, wie vor Jahrhun­ derten. Der Lehm wird vom Fürst Esterhäzy’schen und vom Urbarialgrund

Sloob. Rotes Geschirr gewonnen. Aus dem Ton vom fürstlichen Grund wird das Trinkgeschirr, Plutzer, Wasserkrüge u. a. verfertigt. Der Ton vom Urbarialgrund hingegen eignet sich mehr zur Herstellung von Kochgeschirr wie Reindl, Weitling, Schüssel, Teller, „Tegel“ u. a. Heute werden in Stoob hauptsächlich „Plutzer“ und Gartengeschirre samt Untersätzen erzeugt. In neuester Zeit aber machen die Stoober Hafner durch das Herstellen von „Pechscherben“ ein gutes Ge­ schäft. Es sind dies Töpfe, die zur Harzgewinnung an den Föhrenstämmen angehängt werden.

Stoob. Glasiertes Geschirr 111 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Während des letzten Krieges wurden die Tonwaren mangels anderen Ge­ schirrs wieder gern gekauft. Seitdem aber das Metallgeschirr wieder erhältlich ist, läßt der Absatz viel zu wünschen übrig. Die Töpferwaren werden noch auf der alten Töpferscheibe, die mit den Füßen in Bewegung gesetzt wird, gedreht und das Geschirr mit der Hand geformt. Als einziges Werkzeug zum Formen dient ein Stück Leder. Allerdings gibt es dann noch „den Falz“ und die „Scheen“. Ersteres ist ein dreieckiges Holzstück, letzteres ein Stück Glas. Sonst hat der Töpfer keine Werkzeuge. Welche Kunstfertigkeit ist da vorhanden, um mit diesen einfachen Geräten mit bloßer Hand die verschiedenartigen Gefäße herzustellen! Das Geschirr wird zuerst roh hergestellt, dann auf großen Holzstellagen, „Schofricht“ genannt, an der Sonne zwei, drei Tage hindurch getrocknet. Nachher wird jedes Stück in die Hand genommen und mit einem nas­ sen Fetzen gut abgewischt, darauf mit einem trockenen Tuch nachgewischt, damit es einen Glanz bekommt. Wenn es soweit ist, werden besonders die Plutzer mit sogenannten „Blumen“ verziert und zwar nicht mit Farbe, son­ dern mit im Wasser aufgelösten weißem Ton. Der Töpfer macht diese Ver­ zierungen mit dem „Malheendl“. Die Ringe an der Bauchwand des Plutzers auf der Töpferscheibe, die Blumen, aber mit freier Hand. Die zum Bemalen verwendete weiße Tonerde, von der schon Schweickhardt im Jahre 1841 schreibt, daß sie sehr geschätzt wird und deshalb weit zum Verkauf verliefert wird, muß aus Steinberg geholt werden, denn in Stoob kommt sie nicht vor. Das „Malheendl“ macht sich der Töpfer selbst aus Ton. Es sieht wie ein Gummi­ ball aus, den man in einer Hand hält und mit dem Daumen und etwa dem Mittelfinger seitlich eindrückt. Dazwischen ist vorne ein kleines Loch, in das der Kiel einer Gansfeder gesteckt ist. Will man die Farbe noch dünner auf- traeen, so wird in den Kiel der Gansfeder ein kleinerer Kiel einer Hühner­ feder gesteckt, um die Öffnung zu verkleinern. Die notwendige milchähnliche Farbe wird durch eine andere kleine Öffnung in das „Malheendl“ gefüllt. Die mit viel Geschicklichkeit aufgetragene „Farbe“ trocknet sofort. Dann kommt das rohe Geschirr in den Brennofen,6) der sich im Garten hinter dem Hause befindet. Am Erdboden des 5 m tiefen und 1,50 m hohen Brennofens sind in gleichweiten Abständen vier Ziegelreihen eingebaut. Durch diese Gänge strömt die Hitze von der gegenüber dem Ofeneingang befind­ lichen, „Hoaz“ herein. Auf die mit Ziegel abgedeckten Heizgänge wird dann das rohe Geschirr gestellt. Der Fassungsraum eines Ofens beträgt ungefähr 400 bis 500 Plutzer. Geheizt wird mit Holz. Bis zur Fertigstellung eines „Brandes,“ das ist die einmalige Fassungsmöglichkeit eines Brennofens, braucht es 6 — 7 Stunden. Während dieser Zeit muß ständig fest geheizt werden. Das Geschirr bleibt dann noch über Nacht im Ofen. In der Früh kann man es dann schon „ausnehma“. Die Fertigstellung eines „Brandes“, von der Beschaf­ fung des Tones angefangen bis zum fertig gebrannten Geschirr, dauert unge­ fähr 14 Tage. Der heutige Brennofen ist schon mit Ziegel ausgelegt. Meister Wohlmuth kann sich noch an die Zeit erinnern, als die Brennöfen innen noch mit ge­ brannten Hefen ausgelegt waren. Man nannte diese zu diesem Zweck verwen­ deten Töpfe „Stärkl. Die Fertigware kommt dann in die Scheune, wird auf Wagen verladen und verliefert. Derzeit läßt der Absatz zu wünschen übrig. Die Stoober Haf­ ner fahren meistens noch auf die Jahrmärkte, um dort ihre Ware zu ver­ kaufen. In früherer Zeit wurde das Geschirr weithin ausgeliefert. In Tiefungarn 6) Bunker zählt 1903 noch 23 Brennöfen in Stoob. 112 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Töpferei in Stoob (Alter Brennofen) tauschte man dafür Frucht ein. Während des Krieges war für die Stoober Hafner eine Hochkonjunktur. Heute sind die Zeiten für die Töpfer wieder schwer geworden. Hätten die meisten von ihnen nicht nebenbei auch eine kleine Landwirtschaft, vom Ertrag der Töpferei alleine könnten sie nicht leben. Obwohl das Zunftwesen in seiner alten Form längst vergangenen Zeiten angehört, lebt bei den Stoober Hafnern bis zum heutigen Tag ein Rest der mehr als 300 Jahre alten Hafnerzunft mit ihren Sitten und Bräuchen weiter. Der gemeinsam benützte Brennofen, die gemeinsame Lehmgewinnung in der „Toua“ — Lehmgrube — das gemeinsame Marktfahren, verband nicht nur früher, sondern verbindet auch heute noch miteinander die Stoober Hafner. Alljährlich am Stefanitag kommen die letzten der noch lebenden Hafner im Hause des Zunftvorstehers zusammen, überprüfen die Geldgebarung und wählen für das nächste Jahr den „Zunftvoda“, tragen die „Zunftlad“ in das Haus des Neugewählten und trinken nachher gemeinsam ihren „Trunk“. Alles vollzieht sich wie vor Jahrhunderten. Wie lange noch? Bald kommt die Zeit, wo auch dieser aus dem Mittelalter herstammende Brauch aussterben wird. Eine Weile wird es schon noch dauern, denn die Stoober Hafner ha­ ben auch für Nachwuchs gesorgt. Derzeit erlernen vier Lehrlinge das Hafner­ handwerk, um dann von ihren Vätern das Gewerbe zu übernehmen und fortzusetzen. Es ist noch üblich, daß anläßlich des „Freiwerdens“ jeder Geselle einige Liter Wein zahlt, welcher gemeinsam von den Meistern und Gesellen getrun­ ken wird. Derzeit ist Matthias Larnhof der „Zunftvoda“. Der Name Larnhof kommt schon 1747 im Bruderschaftsbuch der Stoober Hafner als Lehrling vor. Dar­ aus kann man mit Recht schließen, daß die Larnhof 250 — 300 Jahre das 113 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Töpferhandwerk in Stoob betreiben. In der „hinteren Stube“ wird die aus dem Jahre 1846 stammende „Zunftlad“, eine einfache Holztruhe mit zwei ehlüsseln und zwei Fächern, in denen das Zunftgeld aufbewahrt wird, ver- \v irt. Jeder Meister zahlt derzeit monatlich 2.— S in die „Lad“. Im Geheim­ fach befinden sich die mit größter Sorgfalt verwahrten wichtigen Schriften der Zunft. Besonders stolz sind die Stoober auf das „Privilegium“, eine Urkunde, gezeichnet von Kaiserin Maria Theresia und auf die von Anton Fürst Ester- häzy am 14. März 1757 eigenhändig unterschriebene Hafnerodnung, die sich vor allem auf die bereits im Jahre 1717 durch Fürst Michael Esterhazy er­ lassenen Verordnungen bezieht. Zwischen den alten Urkunden liegen Kien­ späne, sie sollen die Schriftstücke vor den Motten schützen. Einen Stolz der Stoober Hafner bildet der in ihrem Besitze befindliche zinnerne Zunftkrug mit der Inschrift „Ehrsames Handwerk der Hafner von Stoob — 1619“. Es muß also die Hafnerzucht in Stoob schon vor 350 Jahren in voller Blüte gestanden sein. Aus dem Zunftkrug wird nicht mehr getrunken, wie dies früher bei den verschiedenen Feierlichkeiten üblich war. Bedauerlicherweise ging die „Zunft­ tafel“ durch Kriegseinwirkung verloren. Es fehlen auch die Zunftfahne und das Zunftsiegel. Im Bruderschaftsbuch der ehrsamen Hafner von Stoob, welches 1737 be­ ginnt, sind die einzelnen Aufdingungen enthalten. Unter anderem finden wir im Jahre 1747 folgende Namen von Hafnerlehrlingen: Binder, Bischof, Felber, Fasching, Hasler, Mandl, Larnhof, Reiter, Seckel, Schniringer, Thumberger, Wohlmuth, Namen die zweihundert Jahre später noch als Hafner in Stoob, Oberpetersdorf und anderen Orten nachweisbar sind. Wir finden auch Lehrlinge aus Fünfkirchen, Klosterneuburg und ande­ ren Orten im Bruderschaftsbuch verzeichnet, woraus ersichtlich ist, wie die Stoober Hafnermeister weithin bekannt sein mußten. 7)

7) Ein in meinem Besitz befindlicher Meisterbrief der Hafner hat folgenden Wortlaut: „Wir Unterzeichneten Obervorsteher der ehrsamen Innung der bürgerlichen Hafner beurkunden hiermit Kraft des gegenwärtigen Meisterbriefes, daß über vorausgegan­ gene obrigkeitliche Bewilligung dd-ten ....18.., der ..... im Lande Ungarn im Orte...., Pfarre....gebürtig, auf die ihm eigenthümliche ...... Gerechtsame im Orte ..... Pfarre ...... Bezirksobrigkeit ..., unterm 29ten Juni des Jahres 1852 als Meister bey unserer Innung aufgenommen, und in das Meisterbuch gegen dem eingetragen worden sey, daß er daß Publikum mit guter Arbeit und billige Preise bediene, sich genau nach den für diese Innung bestehenden höchsten Gesetzen, Polizeyvorschriften, bestätig­ ten Innungs-Statuten halte, und die jährlichen auf dieses Gewerbe fallenden Steuern und Ladbeyträge zu rechter Zeit und genau entrichte. Zur Urkunde dessen ist dieser Meisterbrief von dem Herrn Zunfts-Commissär und den beyden Herren Zunfts-Vorstehern eigenhändig unterschrieben, und mit dem ge­ wöhnlichen lnsiegel ausgefertigt worden. So geschehen zu im Lande Ungarn Innungs-Commisär Obervorsteher Untervorsteher.“

114 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Oberpetersdorf Ein kleines Dorf, nahe der niederösterreichischen Grenze. Es zählte im vori­ gen Jahrhundert kaum 350 Einwohner und war einer der bedeutendsten Haf­ nerorte im Bezirke. Wenn man zur Geschichte der Hafner in den burgen­ ländischen Dörfern etwas erfahren will, ist man durchwegs auf Überlieferun­ gen und auf Mitteilungen noch lebender Hafner angewiesen. Schriften sind außer den Zunft-Schriften in Stooh keine vorhanden. Lediglich die Matrikel­ bücher der Kirchen bieten einige Quellen. Obwohl es in Petersdorf bedeutende Hafner, Krügel- und Weißgeschirr­ macher gab, wurde bisher lediglich von Haberlandt in seiner „Volkskunde des Burgenlandes 1935“ einiges über dieses Handwerk berichtet. Haberlandt führt die Namen von fünf Hafnern und eines Krüglers in Petersdorf um 1800 an und zwar: Matthias Bischof 108, Hafnermeister und Richter; Paul Kramer 1812, Michael Harrer, Hafnergeselle, Georg Bischof und den Hafner­ gesellen Johann Bischof 1819. Auch des im Jahre 1935 noch leben­ den Hafnermeisters Seckel wird Erwähnung getan. Die Namen dieser Hafner stammen aus dem Matrikelbuch der kath. Pfarre Kobersdorf, dessen Filialge- meinde Petersdorf ist. Bei der Anführung dieser Namen übersah man schein­ bar, daß die Bevölkerung des Ortes überwiegend evangelisch ist, die von Ha­ berlandt angeführten Hafner aber durchwegs katholisch waren. Nun konnten bei der Durchsicht des evangelischen Matrikelbuches in Kobersdorf weitere Hafner in Petersdorf nachgewiesen werden. Ihre Zahl beträgt im 19. Jahrhun­ dert mindestens dreißig, wobei vierzehn als selbständige Meister zur gleichen Zeit beschäftigt waren. Der letzte der Petersdorfer Hafner war der im Jahre 1854 geborene, im Alter von 85 Jahren 1938 verstorbene Paul Wildzeiß. Im Volksmunde hieß er nur der „Fasching-Paul-Vetter“. Er erlernte das Hafnerhandwerk bei einem gewissen Fasching, dessen Nachfolger er auch wurde. Wildzeiß benützte auch noch den hinter seinem Hause auf der „Höh“ (Riedname) liegenden Brenn­ ofen, der früher dem Paul Fasching gehörte. Im „Oberpettersdorfer gemain Buech“, welches sich im Besitze der Ur- barialgemeinde befindet, ist aus einem Vermerk zu entnehmen, daß 1850 Fa­ sching seitens der Gemeinde das Recht erhielt, auf dem sogenannten Wiener­ garten (Höh) einen Brennofen zu bauen. 6° lang und 4° breit in Summa 24 Klafter. Dafür zahlte er jährlich 48 Kronen Conventionsmünze. Im gleichen Büchlein wird auch ein weiterer Hafner „Jung“ Josef Schock erwähnt. Im Schockischen Hause stand noch vor einigen Jahren ein schöner Schüsselofen. Vom Hafnermeister Paul Wildzeiß konnte ich ein Jahr vor seinem Ab­ leben über die Hafner von Petersdorf einiges erfahren. Er wußte noch, daß zu seiner Zeit elf Hafner in Petersdorf das Handwerk ausübten und zwar die Hafner Grössing, Bischof, Basler, Larnhof, Grottner, Schock, Seckel, Lackner, Fasching, Grössing und nochmals Grössing. Diese elf Hafner waren ebenfalls in einer Zunft vereint wie die Stoober. Leider ging die Zunftlade samt den Schriften beim „großen Wasser“ 1895 im Hause des Hafners Grös­ sing, der neben dem Bache wohnte, zugrunde. Die Oberpetersdorfer verfertigten hauptsächlich das sogenannte „Sud“ (Sie­ degeschirr) und durchwegs glasierte Ware. Mit dieser fuhren sie weit auf die verschiedenen Märkte bis Erlaf in Niederösterreich, Steinamanger in Ungarn. Die Glasur wurde durch die Hafner selbst erzeugt. Die gekaufte, böhmische Glasur war nicht gut, 115 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Unter den elf Hafnern dürfte die Familie Grottner die angesehenste und reichste ihres Standes gewesen sein. Ein Grottner war Lehrer in Landsee. Er malte herrliche Blumen auf Vasen, welche dann in Petersdorf gebrannt wurden. Zusammenfassend können in der kleinen Gemeinde Oberpetersdorf nach­ stehende Namen von Hafnern angeführt werden, die Jahreszahl bedeutet an­ nähernd den Beginn ihres Berufes: Johann Seckel, 1788; Johann Wohlmuth, 1801; Matthias Bischof, 1808; Andreas Grössing, 1813; Paul Kramer, 1812; Georg Pischof, 1809; Siegmund Grössing, 1823; Florian Fasching, 1825; An­ dreas Grössing, 1826; Jakob Haas, 1827; Johann Seckel, 1839; Stefan Lackner, 1843; Johann Grössing, 1847; Gottfried Larnhof, 1850; Andreas Grössing, 1859; Andreas Grössing, 1867; Matthias Lackner, 1873; Josef Seckel, 1874; Karl Grössing, 1878; Paul Larnhof, 1881; Paul Wildzeih, 1874; Josef Schock, 1850; Grottner und Bassler. Als Hafnergesellen können in Petersdorf nachgewiesen werden: Matthias Pallisch, 1786, aus Stoob; Andreas Friedl, 1786; Gottfried Larnhof, 1790; An­ dreas Thumberger, 1790; Johann Reingruber, 1799; Johann Wohlmuth, 1801; Michael Harrer, 1812; Andreas Wohlmuth, 1813; Josef Bassler, 1828; Matthias Bassler, 1862; und ein gewisser Reiter, der im Hause des Hafnermeisters Lackner arbeitete und die schönen großen Hochzeitshäfen, welche bei Hoch­ zeiten Verwendung fanden, anfertigte. Die Höhe eines im Museum befind­ lichen Hochzeitshäfens beträgt 54 cm, der Durchmesser 38 cm. Wie mir Wildzeiß mitteilte, wurden auch noch viel größere Häfen angefertigt.

Oberpetersdof: Hochzeitshäfen Selbstverständlich gab es auch im 18. und vermutlich im 17. Jahrhundert Hafner in Petersdorf, deren Namen aber nicht nachgewiesen werden können, da die evangelischen Kirchenbücher erst ab 1784 geführt werden, die katho­ lischen aber vor dieser Zeit keinen Beruf bei dem Namen angeben. 116 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Das Merkwürdigste aber bei den Petersdorfer Hafnern ist die Erzeugung von Weibgeschirr. Schon Schweickhardt verweist 1841 in seinem Werke darauf: „In Oberpetersdorf verfertigt man braun und schwärzlich glasierte Töpfe, weiße feine blaubemalte Teller, und Kaffeeschalen“. Auch Haberlandt entdeckt in der Person eines Franz Weininger 1819 einen urceolarius — Krügler. Wild- zeiß erwähnte mir zwei weitere Krügler. Der eine wohnte im Hause, wo jetzt die Familie Schlichtinger wohnt, der zweite im Hause des Larnhof. Der erste war ein Böhme und hieß Karl Karaba. Vom Hause der Schlichtinger, wo er ein schönes Brennhaus hatte, zog er später in das Haus, welches heute die Familie Schmidt vulgo „Bomaurer“ bewohnt. Karaba hat auch in Güns in der Hafnergasse gearbeitet. Der Lehm für die Weißgeschirr-Erzeugung wurde aus Kobersdorf bezogen, da der Petersdorfer Lehm nicht gut genug war. Ka­ raba hatte zwei Kinder. Wildzeiß weiß noch, daß die Familie von Petersdorf nach Leobersdorf zog.

Oberpetersdorf: Altes Kochgeschirr Haberlandt erwähnt, den Namen Karaba im Matrikelbuch von Kobers­ dorf nicht gefunden zu haben. Aus dem Sterbematrikelbuch konnte aber festgestellt werden, daß im Jahre 1873, ZI. 22, am 23. November, der ein Jahr alte Sohn Franz des Karl Karaba, Hafner in Oberpetersdorf 50, und der Maria Weidinger starb. Im selben Jahr wurde Karl Karaba, geboren 1850 in Oberpetersdorf, mit Maria Weidinger, geb. 1849, getraut. Die Eltern waren Josef Karaba, figulus (Hafner), und Katharina Machala. Der Brautvater Stefan Weidinger, Zimmerer aus . Aus den Erzählungen alter Leute aus Petersdorf geht eindeutig hervor, daß die Karaba Krügerl und geblümte Teller und Schüsseln in Petersdorf erzeugten und diese durch Petersdorfer Fuhrleute auf den Markt bringen ließen. Da sie öfter den Fuhrlohn nicht bezahlen konnten, gaben sie dafür als Entlohnung Krügerl und Schüsseln. Solche von Karaba erzeugte Krüge, die an Stelle des Fuhrlohnes gegeben wurden, befinden sich heute noch bei der Familie Windisch, deren Urgroß­ vater, Siegmund Windisch, 1826 geboren und 1907 im Alter von 82 Jahren gestorben ist. Dunkel bleibt es wohl für immer, wann Karaba nach Petersdorf kam. Es ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen, daß schon Josef Karaba, also der 117 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Vater des Karl, vor 1850 das Hafnerhandwerk in Petersdorf ausübte und auch Krügerl erzeugte, da besonders aus den Jahren 1840 — 1850 mehrere Krü- gerl, die diese Jahreszahl tragen, erhalten blieben. Ebenso offen bleibt die Frage, wer der zweite Krügler war, den Wild- zeifi nicht mehr kannte, und welche Erzeugnisse dem Krügler Franz Weinin- ger um 1819 zuzusprechen wären. Durch meine Sammlertätigkeit ist es mir im Laufe von 30 Jahren gelun­ gen, hauptsächlich in Petersdorf, aber auch in der Umgebung, etwa 120 Krü­ gerl und einige Schüsseln festzustellen, die ich als Petersdorfer Erzeugnisse anspreche. Die ältesten davon tragen die Jahreszahl 1772 und 1793, sowie das Monogramm des Besitzers, z. B. „M. S.“ (Michael Sachs, ein alter Peters­ dorfer Bauernname, der heute noch vorkommt), die jüngsterzeugten tragen die Jahreszahl 1867.

Oberpetersdorf: Einfache Bauernkrügerl 1772—1857

Oberpetersdorf: Krügerl mit Blaumalerei 118 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Eine größere Zahl von Krügerl ist mit blauen Blumen bemalt, min­ destens zehn tragen das Monogramm „S. W.“, den Namenj des bereits er­ wähnten Siegmund Windisch. Diese Krügerl dürften wohl eindeutig von Ka- raba erzeugt worden sein, ebenso auch jene mit der Jahreszahl 1840 bis 1860. Einige sehr schöne Krüge mit Blaumalerei fand ich beim ehemaligen Hafner Grössing, die auch das Monogramm „J. G.“ (Johann Grössing) tragen. Hat Grössing, der um 1840 herum Hafner in Petersdorf war, diese Krügerl selbst gemacht? Sein Nachkomme behauptet es. Nun besitze ich in meiner Privatsammlung etwa 14 Krügerl und einige Schüsseln, die alle aus Oberpetersdorf stammen, durchwegs in gleicher Art angefertigt sind, Petersdorier Namen tragen und auch Werkzeuge von Hand­ werkern, die in Petersdorf tätig waren, deren Herstellung Petersdorfer Krüg- lern zugesprochen werden müssen. Sie wurden in der Zeit von 1800 bis 1830 hergestellt.

Oberpetersdorf: Krügerl und Teller von 1800—1830

Oberpetersdorf: Krügerl von 1800—1830 119 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Alle diese Krüger! sind mit Phantasie-Bäumen und schmalblättrigen Blü­ ten verziert, zwischen den Bäumen sind entweder springende Hirsche, tanzen­ de Bauern in Zeittracht, eine Frau in ortsüblicher Tracht mit einer Hörndl­ haube, die im Volksmunde „Heanzlbankgoschnhaubn“ heißt, angebracht oder sie sind mit Handwerker-Werkzeugen und Burgen geschmückt. Sämtliche Mo­ nogramme, soweit sie einzelne Krüge tragen, sind Petersdorter Familiennamen, wie Michael Hafenscher, Ignaz Sachs, Paul Sachs. Ein Prachtstück dieser Krügerl ist ein 25 cm hoher Krug aus dem Jahre 1819; ein Binder sitzt arbeitend auf einem Faß. Der Krug trägt das Mono­ gramm P. G., Paul Grössing, der um diese Zeit Bindermeister war und im Hause des jetzigen Michael Sachs vulgo Baßler wohnte. Auch sein Nachfolger Jakob Sachs war Binder. Alle drei Krügerl, so das eine, welches das Mono­ gramm Jakob Sachs trägt, wie auch die anderen zwei erhielt ich von den Nachkommen dieser Familie. Es ist somit mit Sicherheit anzunehmen, daß die Besitzer dieser Krügerl Petersdorfer waren und daß diese auch in Peters­ dorf gemacht wurden.

Oberpetersdorf: Maßkrug 1819 Da wir um diese Zeit nur einen Krügler in Petersdorf kennen, den Franz Weininger, so könnte nur dieser die Krügerl dieser Zeit ange­ fertigt haben. Nun beginnt das Rätselhafte. Von den ca. hundertzwanzig „Petersdorier Krügerl“ haben nur etwa neun ein Bodenzeichen und zwar drei das Bodenzeichen einesn „ „S“ und zwei „I M“ bzw. ,IM“. 120 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Keines dieser Zeichen entspricht nun dem Namen unserer Petersdorfer Krügler. Es gibt wohl einen Hafner Florian Fasching, das „F“ könnte also Fasching bedeuten. Der ungarische Name von Petersdorf ist Felsöpeterfa. Daß das „F“ den ungarischen Ortsnamen bedeuten würde, ist kaum anzunehmen. Bei allen Deutungen ist die Herstellung der „Petersdorfer Krügerl“ keines­ falls eindeutig geklärt, umsomehr, weil wir als Bodenzeichen bei den Schüs­ seln ein „P” (Petersdorf?) finden.

Oberpetersdorf: Krüge mit Binderzeichen Erwähnenswert wäre noch das Hafnerhaus des Stefan Lackner, in wel­ chem unter anderem auch die erwähnten Hochzeitshäfen erzeugt worden sind. Fs war ein stockhohes Haus. Ich erinnere mich noch, als vor ca. vierzig Jahren ein jüdischer Händler namens Pollak große, schöne Töpfermodelle angeblich für das Salzburger Museum erworben hat. Einige solcher Modelle, jedenfalls kleinere, konnte auch ich noch feststellen, darunter einen schönen Gugelhupfmodel mit Fischmotiv.

Oberpetersdorf: Krügerl mit Tiermotiven 1819 121 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Ein Ofen, angefertigt vom Hafnermeister Lackner, befindet sich in der Bauernstube des Landesmuseums in Eisenstadt. Aus Oberpetersdorf konnte auch ein kleiner Musterofen aus grünen Kacheln sichergestellt werden; viel- leicht war es ein Gesellenstück.

Oberpetersdorf: Hafnermodel Im Eisenstädter Wolfmuseum befindet sich eine schöne Schüssel mit den Namen „Anna Stainschütz, Matthias Goberschütz” um 1820. Beide Namen kommen meines Wissens nur in der benachbarten Gemeinde von Petersdorf, in Tschurndorf, vor. Wäre es nicht naheliegend, daß auch diese Schüssel ein Erzeugnis Petersdorfer Weißgeschirrmacher wäre? Zusammenfassend kann über die Petersdorfer Hafner, Krügler und Weiß­ geschirrmacher wohl mit Recht behauptet werden, daß ihre Erzeugnisse die bedeutendsten sind, die uns erhalten blieben. Kobersdorf Aus dem benachbarten Kobersdorf sind uns ebenfalls die Namen einiger Hafner bekannt und zwar Josef Pauer 1790; Johann Georg Koth 1793; Simon Schrödl 1794; Jakob Grössing 1801; Matthias Pauer 1831; Johann Georg Koth 1834; Matthias Schrödl 1851. Paul Wildzeiß erinnerte sich noch an einen weiteren Kobersdorfer Haf­ ner namens Constanzer Wendel 1855. Draßmarkt Der Petersdorfer Hafner Wildzeiß gab für Draßmarkt sechs Hafner an. Aus dem Sterbematrikelbuch, welches mit dem Jahre 1792 beginnt, konnten weitere Hafner in Draßmarkt festgestellt werden. Die Eintragungen sind zu Beginn in lateinischer, in der Zeit von 1843 bis 1849 in ungarischer und dann wieder in lateinischer Sprache. Die Draßmarkter Hafner waren: 1795 Amschier, Widenhofer; 1785 stirbt der 33 Jahre alte Hafnermeister Peter Amschier. In der Zeit zwischen 1790 und 1800 kommen die Namen der Hafner Brandl, Grössinger, Hoschopf, Frank, Strobl und Kolmann vor; 1830 Grubitsch, im selben Jahr stirbt der Hafner Antonius Brandl im Alter von 94 Jahren, 1835 der Hafner Rupertus Kolmann im Alter von 64 Jahren. In der Zeit von 1830—1850 kommen die Namen Gresinger, Kubitschek, Nowak und Schelander vor; 1871 stirbt der 122 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Hafnermeister Franziskus Grössinger im Alter von 35 Jahren; in der Zeit von 1870 bis 1900 finden wir die Hafner Eckart, Steiner, Widenhofer, Treiber, Gruber und Kogler; Kogler, Eckart und Gruber haben noch bis vor dem ersten Weltkrieg ihr Handwerk ausgeübt. Berühmt waren die Draßenmarkter Ofenmacher. Steinberg Steinberg liegt eine halbe Stunde südwestlich von Oberpullendorf. Der 79-jährige Anton Zisper, wohnhaft in Steinberg 84, weiß zu erzählen, daß es auch in Steinberg eine bedeutende Zahl von Hafnern gab. Der letzte unter ihnen war Stefan Dorner, er starb vor dem letzten Weltkrieg. Ein anderer Hafner namens Böhm war ihm auch noch bekannt. Die Hafner bezogen den Lehm vom Gemeinde- und Herrschaftsgrund. Der volkstümliche Ausdruck für Lehm ist „Toua“. Der fürstliche Grund wurde „Lahmzwickel“ genannt. Das Tongeschirr wurde bis zum Heideboden und nach Österreich verliefert, das meiste in die Gloggnitzer Gegend und zwar „Tegel“, „Häferl“ und „Raindl“. Aus dem Taufbuche der Pfarre, welches im Jahre 1682 beginnt, konnten rund 30 Namen von ehemaligen Hafnern festgestellt werden. Zu dieser Zeit wurden auch die Oberloisdorfer in Steinberg getauft. Zu Steinberg gehörte noch die Filialgemeinde Dörfl. Schon 1683 finden wir den Namen Haffner. Ob er ein Hafner war, ist nicht feststellbar, jedoch finden wir hundert Jahre später einen Andreas Haff­ ner und einen Paulus Haffner, die beide das Hafnerhandwerk ausübten. Die Eintragungen im Taufbuche sind um 1683 herum deutsch, ab 1694 lateinisch. 1779 finden wir die Namen Martinus Kogler, Paulus Schleicher und Joannes Seckel als Hafner vor. In der Zeit von 1780 bis 1784 konnten folgende Hafner festgestellt werden: Michael Berkovits, Josephus Felber, Joannes Zitl, Paulus Haffner, Paulus Pucher, Michael Pinter, Josef Schleicher, Matthias Pucher, Joannes Nestlang, Michael Ollay, Joannes Kolmann und Joannes Pinter. 1785 ersehen wir aus dem Taufbuche, daß ein Joann Georgius Brüssel, Magister figulus, einen Sohn namens Josef taufen ließ. Der Name Brüßl, auch Prisl und Brüsl, kommt nun im Taufbuche öfter vor. Die Familie Pehm führt heute noch den Beinamen „Pehm-Prisl”. Von diesem Joann Georg Brüssel 8) stammt nun eine der schönsten bur­ genländischen Hafnererzeugungen, ein Zunftkrug der sicherlich seltenen Hirten­ zunft aus dem Jahre 1798. Diesen Krug erwarb ich 1939 von dem Necken- markter Arzt Dr. Mattes, der den Krug wieder in Weißenbachl — es ist dies eine kleine Siedlung bei — ankaufte. Haberlandt, beschreibt in seiner Kunsttopographie diesen Krug. Er ist grün glasiert, 75 cm hoch, die Leibung mit Rieten, Stempelpunzen und flachen Reliefauflagen verziert. In einem herzförmigen Mittelfeld sind die Hirtenzeichen aufgelegt, ein Lamm, die Hirtentasche und ein Hirtenstab, darunter eingeschnitten Emerikus Schraml, dann

8) Bei Haberlandt irrtümlich „Peisel“. 123 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

1 I H S 7 9 M I 8 Martin Schlegel R A Paul Hofbauer Michael Flaktsi rückwärts unter dem Henkel in Herzkartusche Johann Georg Prisel Hafner Meister in Steinberg Der Hirtenzunft ist also ein Werk des im Jahre 1748 geborenen Georg Prisel, der im Alter von 36 Jahren diesen schönen Krug anfertigte, was ur­ kundlich einwandfrei festgestellt ist, gewidmet. Er starb am 6. Dezember 1806 im Alter von 58 Jahren. Der unter dem Hirtenzeichen angeführte Emerikus Schraml war aber, wie es im Taufbuche heißt, der „Pastor pecorum“ — Schafhirte, ver­ mutlich der Zunftmeister der Hirten von Steinberg. Um 1800 herum dürfte die Schafzucht in Steinberg, wie auch in der ganzen Umgebung, stark verbrei­ tet gewesen sein, denn ich fand nacheinander acht Namen, die Hirten waren. Schraml starb am 21. November 1836 im Alter von 65 Jahren. Er war 27 Jahre alt, als sein Name auf dem Zunftkrug verewigt wurde. In der Zeit von 1780 bis 1800 finden wir weitere Namen von Hafnern und zwar: Joannes Hafner, Andreas Klück (die Familie Aumüller in Steinberg führt heute noch den Beinamen „Klück“), Paulus Resner, Michael Zitl, Joannes Wahlner. 1799 erscheint zum erstenmal beim Andreas Haffner neben der Be­ zeichnung figulus Magister (Hafnermeister) auch die Beifügung der scheinbar

Steinberg: Hirtenzunftkrug 1789 124 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at hauptberuflichen Beschäftigung Bauer. Nun finden wir ständig beide Berufe angeführt. Es ist dies ein Zeichen, daß ab 1800 die Hafner neben ihrem Hand­ werk auch die Landwirtschaft betreiben mußten.

Steinberg: Hirtenzunftkrug 1789 In der Zeit von 1800 bis 1820 finden wir einen Josephus Fasching als Hafner, dann Franziskus Radacher, Andreas Kolmann, Josef Brussel, Elias Schleicher, Michael Granabötter, Antonius Kolmann, Franziskus Dorner. 1820 bis 1840 scheinen die Namen Elias Schleicher, Michael Pöhm, Mat­ thias Zeisler und Michael Dorner9) auf. 1859 erscheint noch Friderikus Pöhm als Bauer und Hafnermeister. Nach den angeführten Namen kann geschlossen werden, daß es in Stein­ berg im Laufe des 19. Jahrhunderts mindesten dreißig Hafner gegeben hat. Dieselbe Zahl kann auch in der benachbarten Gemeinde Oberloisdorf nach­ gewiesen werden. Eine kleine Gemeinde, in der das Hafnerhandwerk blühte, ohne bisher erwähnt worden zu sein. Oberloisdorf Der letzte Oberloisdorfer Hafner Josef Binder lebt noch. Er kann sein Handwerk jedoch nicht ausüben, da er taub und gebrechlich ist. Aus seiner Hände Arbeit ging der im Bilde zu sehende Wasserkrug hervor, der an der Bauch­ seite in einer Herzkartusche sein Monogramm J. B. 1893 trägt. Von ihm er­ hielt ich auch das Schreibzeug, sowie die Herzform, die am Bilde zu sehen 9) Aus dem Hause des eh. Hafners Dorner wurden 1943 viele Kachelformen für das Landesmuseum erworben. 125 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at sind. Einfache Krüge und besonders schöne Zuckerdosen aus Ton konnte ich schon früher in Oberloisdorf erwerben, besonders im Hause des Bürger­ meisters Franz Schedl. Es ist kaum anzunehmen, daß die vom Standpunkt der Volkskunst so wertvollen Zuckerdosen Oberloisdorfer Hafner erzeugt haben. Binder kannte noch vier weitere Hafner, die gemeinsam mit ihm das Handwerk in Oberloisdorf noch ausübten und zwar: Josef Lackner, Josef Bin­ der, Johann Binder und Johann Mersich.

Oberloisdorf: Hafnerwaren Die Hafneröfen standen nebeneinander am Anger. Die Grube, aus der der Lehm genommen wurde, heißt „Toua“. Im Matrikelbuch der kath. Pfarre, welches mit dem Jahre 1770 beginnt, finden wir eine ansehnliche Zahl von Hafnern. Es sei hier vermerkt, daß Oberloisdorf auch evangelische Einwohner hat, deren Namen ebenfalls im kath. Matrikelbuch eingetragen sind. In der Zeit von 1750 bis 1780 konnten fol­ gende Namen festgestellt werden: Michael Dorner, Josef Kobor, Josef Dillhoff, Josef Dobranich, Johann Fiedler, Stefan Dorner, Gottfried Dobranich, Johann Fasching, Josef Schwendtner und Josef Wagner. In der Zeit zwischen 1780 und 1800: Franz Tretler, Andreas Binder, Georg Bleier, Franz Femmer, Se­ bastian Wohlmut, Nikolaus Wohlmut, Sebastian Wurm, Johann Salamon, Franz Vukovich, Franz Schedl, Johann Pucher, Peter Schedl und Josef Stix. 1801 bis 1830 kommen weitere Namen von Hafnern vor und zwar: Josef Hafner, Josef Steiner, Franz Grossinger, Martin Horvath, Josef Breitfeiner, Franz Kubitschek. In der Zeit von 1780 bis 1840 insgesamt 29 Hafner! Welcher Beruf könnte eine ähnlich große Zahl in einem kleinen Orte nachweisen? Es ist selbstverständlich, daß auch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhun­ derts und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitere Hafner, die bis­ her nicht erfaßt werden konnten, ihr Handwerk ausübten. Mannersdorf a. d. Rabnitz Haberlandt erwähnt die Hafnermeister Reisinger 1835, Carl Bardl 1848, Reisinger erzeugte einen Weber-Zunftkrug mit folgender Inschrift: 126 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

„Dieser Krug gehert den ehrsamen Webergeseln der Bruderschaft in Manersdorf. Hafner Reisinger als Hafnermeister hat diesen Krug gemacht und geputzt, 1835”. Nun befindet sich unter den Mannersdorfer Hafnern tatsächlich ein Jo­ hann Reisinger, der 1869 gestorben ist. Der von Carl Bardl 1848 angefertigte Zunftkrug ist ein Krug der Schuhmacher mit der Inschrift: „Anton Oriwith Oberzeich Meister in Manersdorf Peter Schober Unterzech Meister für die Ehr­ samen Schuster Meister Manersdorf“ „Hafner Meister Carl Bardl in Manersdorf“. Bardl starb 1886 in Mannersdorf. Bei der Durchsicht der Ehematrikel von 1675—1900 und der Sterbematrikel konnten weitere Hafner festgestellt' werden: 1750: Paul Suesmann, später Suismann geschrieben; 1776: Michael Grabner aus Stoob; 1777: Nikolaus Mas aus Bayern (der Name „Maß“ kommt noch als Hausname vor); Michael Staber 1778; Johann Dozeher 1778; Paul Dief- fenthaller 1783; Paul Dillhof aus Oberloisdorf 1786; Johann Georg Sauer aus Steinberg 1797; Martin Garth heiratet 1799 die Tochter des Töpfermeisters Georg Pockfried. Der Hafner Michael Felber stirbt im Alter von 36 Jahren, Johann Tiefenthaller 1807 im Alter von 28 Jahren; Paul Fasching aus Ober­ loisdorf stirbt 1864 im Alter von 53 Jahren; dann folgen Anton Senn aus Güns, Johann Reisinger, Karl Eckhardt und Carl Bardl. Bardl dürfte kein geborener Mannersdorfer gewesen sein, denn sein Name kommt nur 1886 in der Sterbematrikel vor. Der letzte Hafner in Mannersdorf war Karl Eckhardt, er machte nur mehr Kachelöfen aber keine Töpfe. Um 1920 hat er das Gewerbe zurückgelegt und starb 1927. Im Ödenburger Museum befinden sich weitere Erzeugnisse burgenländi­ scher Hafner. Vor allem ein Zunftkrug, angefertigt von einem Mannersdorfer Hafner im Jahre 1825 mit folgender Inschrift: „Dieser Grug bringt / den Ehrsamen Webern / Meister zu in Markt / Manners dorf den 21 May / Johann Zimmermann / Hafner Meister zu / in Markt Mannersdorf“ Höhe 30.5 cm. Nun kommt ein Hafner Zimmermann in unserer Liste nicht vor, wir haben also um einen Hafner in Mannersdorf mehr. Unterloisdorf Daß es in dieser Gemeinde auch mehrere Hafner gab, welche jeden­ falls noch nicht erfaßt sind, beweist ein ebenfalls im Ödenburger Museum befindlicher Krug mit dem Zeichen der Weber, Schuster, Schneider, Zim­ merer und der Jahreszahl 1883. Am Bauche des Kruges steht in Herzform die Inschrift: „Weber, Schuster, Schneider, Zimmermann / Gesundheit und zufrieden / Elien Baull Gruzter Stiefter“ „Johann Rimler Hafner Meister 1883 Unterloisdorf“. 127 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Das „Eben“ soll wohl Eljen heißen (er lebe hoch)! Die Namen aberPaul Krutzler und Stifter. Es ist beachtenswert, daß 1883 noch Zunftkrüge er­ zeugt wurden. Im Ödenburger Museum befindet sich unter anderem auch ein Weiß. hafner-Krügerl, als „Siebenbürger Krügerl“ bezeichnet. Wäre dies der Fall, so würden alle meine Behauptungen über die „Oberpetersdorfer Krügerl“ irrig sein. Der Krug 18,7 cm hoch hat nämlich ganz die Art der Bemalung und die Form der Petersdorf er Krügerl. Den Bauch ziert ein Wagenrad, oberhalb steht das uns gut bekannte Monogramm „I S“ — Ignaz Sachs — unterhalb des Rades die Zahl 1782. Das Krügerl ist meines Erachtens ein typisch Petersdorfer Krügerl. Täuschend ist die Tatsache, daß die Krügerl der Siebenbürger Sachsen des 18. Jahrhunderts ähnliche Motive aufweisen wie die Petersdorfer Krügerl. Abschließend darf wohl nochmals auf die Wichtigkeit und Bedeutung dieses so alten Handwerks hingewiesen werden. Die Namen von fast 200 Hafnern sind uns heute bekannt. Wie groß mag wohl die Zahl der Unbekann­ ten sein? Es waren Handwerker, kleine Künstler, deren Erzeugnisse heute noch von Fleiß, Berufsfreude und von seltener Treue Zeugnis geben. Trotz moderner Entwicklung auf allen Gebieten, trotz der großen Fabriken, haben sich die burgenländischen Hafner in ihrer kleinen Werkstätte tapfer gehalten und treiben heute noch mit ihren Füßen die Drehscheibe, wie sie es von ihren Vätern und Urgroßvätern gelernt haben. Wie oft habe ich als kleiner Bub den alten „Fasching Paul-Vetter“, meinen Landsmann, bei seiner Arbeit in der Lehmgrube, beim Teilen der Schnitte und Kneten des Lehmes, bei der Herstellung der Töpfe sowie beim Malen und Aufträgen der Glasur und beim Brennen des Geschirrs zugeschaut. Ich verdanke ihm so manches, was ich heute über dieses Handwerk weiß. Es ist nicht viel. Es tut mir leid, daß ich mir nicht alles merkte, aufschrieb, was ich von diesem Hafner, einem der Letzten seines Standes, erfahren hätte können, um es der Nachwelt weiter- zu erzählen. Längst ruht er — mit ihm die vielen anderen Hafner — unter der Erde. Vielleicht zwischen Lehm und Sand, jener leblosen Masse, die er siebzig Jahre hindurch zu nützlichem Geschirr formte. Sein Andenken und das Andenken seiner Berufsbrüder soll hier ver­ ewigt werden zum Ruhme und. zur Ehre der Hafner, Krügler und Weiß­ geschirrmacher meiner engeren Heimat.

Schrifttum: Schweickhardt: „Das Königreich Ungarn und dessen einverleibte Nebenländer“. Topo­ graphie des Oedenburger Comitats, Wien 1841. Haberlandt Arthur: „Oesterreichische Kunsttopographie, Volkskunde des Burgenlandes, Hauskultur und Volkskunst". Band XXVI, Baden 1935. Dürrheim Wolfgang: „Die Hafner von Stoob“, Burgenland, Vierleljahrhefte für Landes­ kunde, Eisenstadt 1928. Jahrgang 2, Folge 1. Bünker J. R.: „Die Hafneröfen in Stoob“, Mitteilungen der Anthropologischen Gesell­ schaft in Wien 1903. Stöhr August: „Deutsche Fayencen und Deutsches Steingut“, Berlin. Beckmann Johann: „Töpferkunst“ als Anleitung zur Technologie oder zur Kenntnis der Handwerke, Fabriken und Manifakturen, Wien, 1789. Fabian Gyula: „A jâki gerencsérek (Die Jaker Töpfer), Vasi Szemle, 1934, Heft 3 u. 4. Thirring Gustav: „Die Bevölkerung von Güns im 18. Jahrhundert“, Vasi Szemle, 1936, III. Jahrgang, Folge 3. Berényi Pal: „Sopron megye“ (Das Oedenburger Komitat), Budapest 1895. 128 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

Csipkes Kalman: „Cehedenyeink“ (Zunftgeräte im Soproner Museum), Soproni Szemle, 1941, Jahrgang V, Folge 3. Siklossy Läszlö: „A magyar keramika törtenete“ (Die Geschichte der ungarischen Kera­ mik), Holitsch, Totis und Stampfen, Budapest 1917. Kiss Lajos: „A hodmezöväsäi'helyi tälassäg“ (Die Tellererzeuger von Hodmezöväsär- hely), Budapest 1916. Ruiss Stefan: „Burgenländische Tonwarenerzeugung einst und jetzt“, Burgenländisches Lesebuch. Wallisch Friedrich- „Bei den Pluzermachern in Stoob“, Wochenbeilage der Wiener Neuesten Nachrichten, 8. Nov. 1936. Foto-Aufnahmen: Louis Eschenauer, Wien. Berchtengestalten im Burgenland (Mit einer Verbreitungskarte) Von Leopold S c h m i d t, Wien „Bei den bayrischen Ansiedlern Westungarns ist Percht weder der Erschei­ nungsform noch dem Namen nach bekannt. Sie wäre sonst dem eifrig sam­ melnden Schröer in Preßburg nicht entgangen. Dagegen erscheint St. Lucia mit dem Spinnrocken oder dem Flederwisch in der Hand in den Häusern, also wohl als Spinnstubenfrau. Wann, sagt Schröer nicht, wahrscheinlich am Lucientag (13. Dezember). Die zugesetzten mythischen Bemerkungen sind falsch.”1) Diese kurze Bemerkung, die Viktor Waschnitius in seinem maß­ gebenden Werk über „Percht, Holda und verwandte Gestalten” vor mehr als einem Menschenalter den Berchtengestalten des Burgenlandes gewidmet hat, ist so ziemlich alles, was der breiteren wissenschaftlichen Welt darüber be­ kannt ist. Dabei ist fast jedes Wort dieser Stelle unrichtig, zumindest völlig ungenügend. Das Burgenland und seine Grenzlandschaften ist vielmehr auf­ fallend reich an Gestalten, die hierherzählen; daß sie nicht den Berchten-Na- men führen, ist freilich richtig. Man kann aber hier auch kaum nur von „bayrischen Ansiedlern” sprechen, die ihrer Stammhaftigkeit nach die Gestalt mit diesem Namen haben müßten. Es gilt also, hier eine Lücke der Sammlung und Forschung zu schlie­ ßen. Schröer1 2), Irene Thirring-Waisbecker3) und manche neuere4) haben be­ reits Vorarbeit geleistet, und von nachbarlicher Seite, besonders von Steier­ mark,5) ist schon einige Unterstützung gekommen, so daß die hier zu be­ sprechenden Gestalten des burgenländischen Volksbrauches und Volksglaubens 1) Waschnitius, Percht, Holda und verwandte Gestalten (= Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, Phil. - Hist. Klasse, 174. Abh.) Wien 1913. 2) Schröer, Beitrag zur deutschen Mythologie und Sittenkunde aus dem Volksleben der Deutschen in Ungarn (5. Jahresbericht der öffentlichen Oberrealschule der kön. Freistadt Preßburg. Preßburg 1855. S. 29 f.) 3) Irene Thirring-Waisbecker, Zur Volkskunde der Hienzen (Ethnologische Mitteilungen aus Ungarn, Bd. V, Budapest 1896, S. 21) 4) Ueberblick bei Eberhard Kranzmayer, Name und Gestalt der „Frau Bercht“ im süd­ ostdeutschen Raum (Bayerischen Hefte für Volkskunde, Bd. 12, München 1940, H. 6, S. 55 ff.) 5) Den Beitrag von Leopold Kretzenbacher, Lulzelfrau und Pudelmutter, der im glei­ chen Heft dieser Zeitschrift erscheint, konnte ich dank dem liebenswürdigen Ent­ gegenkommen meines Freundes Kretzenbacher noch vor der Fertigstellung meiner Arbeit einsehen. 129