AfD/ Starke Heimat Kreistagsfraktion 04600 , 06. Mai 2020 im Landkreis Email: [email protected] Mobil: +49 (0) 152 277 058 54

elektronisch an Staatl. Schulamt Ostthüringen - Leiter, Herr Rader o.V.i.A. - - zuständige Referentin, Frau Greiner o.V.i.A. - Hermann-Drechsler-Straße 1 07548 Gera

elektronisch nachrichtlich an - TMBJS - LRA Altenburger Land - Stadtverwaltung - Gemeindeverwaltung Dobitschen - Regelschule Lucka - Regelschule Dobitschen - regionale Medienvertreter

Betreff: beabsichtigte Verlegung zweier zehnter Klassen weg von den Regelschulen Lucka und Dobitschen/ LK Altenburger Land, beginnend ab Schuljahr 2020/2021

Bezug: 1. Pressemitteilung vom 06. Mai 2020 2. TelCom Hr. Rückert – Hr. Wenzlau/ LRA Altenburger Land am 06. Mai 2020 3. diverse Presserückfragen vom 06. Mai 2020

Hier: Antrag und Anfrage der AfD/ Starke Heimat Fraktion aus dem Kreistag des Landkreises Altenburger Land an die Leitung/ die zuständige Referentin des Staatl. Schulamtes Ostthüringen

Sehr geehrter Herr Rader, sehr geehrte Frau Greiner, mit einigem Unverständnis hat unsere Kreistagsfraktion die geplante Verlegung zweier zehnter Klassen mit Beginn des Schuljahres 2020/2021 zur Kenntnis genommen. Konkret betrifft dies jeweils eine Schulklasse aus der Regelschule Lucka sowie der Regelschule Dobitschen. Was in Lucka schon heute Tatsache ist, das steht absehbar auch in Dobitschen zu erwarten – beide zehnte Klassen werden eine geringere Kopfstärke aufweisen, als in der aktuellen Version des Thür Schulgesetzes gefordert. Dennoch, auch auf entsprechende Ausführungen des Thür Schulgesetzes Bezug nehmend, müssen Ausnahmeregelungen möglich sein.

1 von 3

Der rein an Zahlen und demografischen Entwicklungslinien zu bemessenden Fakten sind wir uns alle bewusst. Doch gibt es darüber hinaus noch andere, oft weit wichtigere Kriterien, welche unsere Entscheidungen lenken sollten. Nicht nur meiner Fraktion erscheint es überaus unverantwortlich gegenüber den betroffenen Schülern/innen, wenn diese im abschließenden Prüfungsjahr aus ihrem gewohnten Schul- und Lehrerumfeld gerissen werden sollen. Natürlich existiert thüringenweit (leider nicht bundesweit) ein einheitlicher Lehrplan, welcher grundsätzlich gleiche Abholpunkte für alle Schüler/innen einer Schulform und Jahrgangsstufe erwarten lassen sollte. Doch steht dieser methodischen Theorie eine didaktische Wirklichkeit gegenüber, welche eben doch gravierende Unterschiede zwischen den erreichten Kenntnissen und Fähigkeiten an den einzelnen Schulen erkennen lässt. Dem kann ein die Abschlussprüfungen durchführendes Lehrerkollegium, welchem die eigenen Schüler/innen durch mehrjährige Unterrichtung bestens vertraut sind, am besten Rechnung tragen. Unstrittig ist wohl auch, dass ein gewohntes Lern- und Prüfungsumfeld, in welchem man sich vielfältig geschützt und aufgehoben fühlt, wesentlich zum Erreichen guter Abschlussbewertungen beiträgt. Wir sind uns bewusst, dass das Staatl. Schulamt Ostthüringen schlussendlich „nur“ ausführende Behörde für das TMBJS ist. Auch ist das Vorhalten einer stabilen und ausreichend funktionalen Schulinfrastruktur, personell sowie baulich, gerade in der flächenmäßig weitläufigen, dabei oft dünn besiedelten Ostthüringer Region eine stete Herausforderung. Hier gehen wir unbedingt davon aus, dass auch das zuständige Schulamt die besonderen Bedarfe unserer Schullandschaft im Altenburger Land immer zuerst im Interesse von Schülern/innen, Lehrern/inne und betroffenen Eltern zum vorgesetzten TMBJS kommuniziert. Das gravierende Fehl von Schulpädagogen/innen erscheint jedoch nicht nur den betroffenen Schulen und Schulvertretungen als mitunter bewusst oder leichtfertig veranlasst. Dient eine personelle Unterdeckung bei den vital zur Unterrichtsdurchführung notwendigen Schulpädagogen/innen doch auch immerzu als Begründung für die angestrebte Schließung etlicher kleinerer Schulen. Um den, insbesondere vorab wichtiger Wahlen, immer wieder erfahrenen Lippenbekenntnissen seitens verantwortlicher Landespolitiker endlich zielführende Taten im Sinne unserer Landkreisbewohner folgen zu lassen, wäre nun ein geeigneter Zeitpunkt damit anzufangen. Während des zurückliegenden Landtagswahlkampfes in 2019 äußerte Herr Ministerpräsident Ramelow in Bezug auf zu Unrecht nicht erfolgte Einbeziehung des Altenburger Landes in die Förderregionen ehemaliger Kohlegebiete: „Wir (R2G Landesregierung) haben das Altenburger Land vergessen“ (sinngemäße Wiedergabe).

Es ist sicher unstrittig, dass mit einer gezielten sozio-ökonomischen Förderung des Landkreises Altenburger Land als betroffenes und nachweislich förderungswürdiges (siehe Abschlussbericht der „Kohlekommission“) ehemalige Uran- und Kohleregion, auch eine Stabilisierung bzw. sogar ein Zuwachs in der Bevölkerung erreicht würde. Damit würden auch die noch engmaschig im Landkreis befindlichen Schulen eine zukunftsträchtige und stabile Auslastung nachweisen. Durch das gezielte Verlegen einzelner Schulklassen in andere Schulen an anderen Schulstandorten jedoch, erscheint es als fingierte Maßnahme des TMBJS, um die tatsächlich angestrebten Schulschließungen somit dennoch „trickreich“ zu forcieren. Es erscheint leider, dass die bisher getroffenen Äußerungen von Herrn Minister Holter und weiteren Vertretern der rot-rot-grünen Landesregierung nichts weiter als leere Worthülsen sind. Um jedoch im politischen Wettbewerb keine unorthodoxe Entscheidung gegen den klaren Mehrheitswillen der betroffen Bevölkerung treffen zu müssen – schließlich möchte man keine Wähler verprellen – sind nunmehr das Staatl. Ostthüringer Schulamt als reine Landesmittelbehörde, sowie das zuständige Landratsamt als verantwortlicher 2 von 3

Schulträger als „Übeltäter“ identifiziert worden. Auch das möchte meine Fraktion so klar nicht im Raum stehen lassen. Das hier als Schulträger fungierende Landratsamt hat keinen Anteil an der Entscheidung, die benannten zehnten Klassen aus Lucka und Dobitschen an andere Schulen in den entfernt liegenden Städten und Schmölln umzulenken. Es ist nach unserer diesbezüglich fraktionsseitig geführten Rücksprache mit den zuständigen Mitarbeitern des Landratsamtes auch deutlich erkennbar, dass es von dort keine Unterstützung und kein Verständnis für eine derartige Verlegung beider zehnten Klassen gibt. Sie, als leitende Vertreter Ihres anweisenden Schulamtes, möchte ich eindringlich ersuchen von der Verlegung der fraglichen zehnten Klassen aus ihrem gewohnten Schulumfeld in Lucka und Dobitschen abzusehen. Bessere und höherwertigere Argumente, als reine Kopfzahlen in den Schulklassen, sind Ihnen sicher bekannt und im hier vorliegenden Schreiben auch benannt. Bei Ihrem innerbehördlichen Diskurs mit dem TMBJS stehen wir Ihnen jederzeit gern zur Seite, wenn Sie dies wünschen. Dabei könnten wir gern auch unsere Lösungsoptionen zur dringend notwendigen Gewinnung von mehr Lehrkräften für alle Schulformen, sowie zur organisatorischen Gestaltung einer zweckmäßigen und zuerst an den Bedürfnissen unseres ländlich verzweigt geprägten Landkreises ausgerichteten Schulorganisation empfehlen. Heute, kurz vorab der finalen Schulnetzplanung, werden wieder nur temporär tragende und vielfältig unzureichende Provisorien beschlossen werden können. Unsere Bewertung ist, dass die gegenwärtige Landesregierung mit ihren Schulgesetzen und Planungen vielfach ungenügend den tatsächlichen Bedarfen der ländlichen Regionen Rechnung trägt. Eine weitere Zentralisierung vital wichtiger Infrastrukturen, und die Bildungsinfrastruktur gehört einwandfrei dazu, führt allein zu einem weiteren „Landsterben“. Die bewusste Nichtvorhaltung genügender Infrastruktur in vielen Lebensbereichen - Verkehr, Gesundheit, Bildung, Wirtschaftsansiedlungen, Behörden, Kultur … - führt zu entscheidender Abnahme von Lebensqualität und folglich zu nicht durch gegensteuernden Zuzug zu kompensierender Abwanderung unserer Menschen in die urbanen Oberzentren. Unterstützen Sie uns bitte zuerst mit diesem kleinen, aber sehr notwendigen Schritt und erhalten Sie im kommenden Schuljahr die zwei zehnten Abschlussklassen an den Regelschulen in Lucka und Dobitschen. Insbesondere die betroffenen Schüler/innen, aber auch die Lehrer/innen und Eltern werden es Ihnen danken. Gehen Sie darüber hinaus mit den Schulkonferenzen, dem schultragenden Landratsamt und uns gewählten kommunalen Mandatsträgern gemeinsam einen konstruktiv zielführenden Weg, um mit allen Beteiligten eine konsensbasierte Lösung für die Zukunft zu erzielen. Lassen Sie als bestens mit den Ostthüringer Verhältnissen vertrauten Vertreter Ihrer Behörde nicht zu, dass aus dem weit entfernten Erfurt Entscheidungen über Wohl und Wehe unserer Schulkinder getroffen werden, welche oft nur realitätsfern und unzweckmäßig erscheinen. Vielen Dank!

Mit freundlichem Gruß im Original gezeichnet ______Uwe Rückert Fraktionsvorsitzender

3 von 3