Kaija Saariaho (*1952)
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KAIJA SAARIAHO (*1952) 1 Cendres 9:02 for alto flute, violoncello and piano (1998) Commissioned by the City of Essen 2 Noa Noa 8:21 for flute and electronics (1992) To Camilla Hoitenga Text by Paul Gauguin (“Noa Noa”) 3 Mirrors 3:31 for flute and violoncello (original version 1997) 4 Spins and Spells 5:58 for violoncello solo (1996) Commissioned for the 6th Rostropovich Competition in Paris 5 Monkey Fingers, Velvet Hand 2:59 for piano solo (1991) Commissioned by Toshiba-EMI Ltd 6 Petals 8:53 for violoncello (electronics ad libitum) (1988) Coverfoto: © Philippe Gontier © Philippe Coverfoto: To Anssi Karttunen 2 7 Mirrors 3:30 for flute and violoncello (version Lesley Olson 1998) 8 Laconisme de l’aile 10:23 for solo flute with optional electronics (1982) Text by Saint-John Perse “Les Oiseaux” Six Japanese Gardens 18:33 for percussion and electronics (1993/95) Commissioned by the Kunitachi College of Music To the memory of Toru Takemitsu 9 Tenju-an Garden of Nanzen-ji Temple 3:08 10 Many pleasures (Garden of the Kinkaku-ji) 1:37 11 Dry Mountain Stream 3:23 12 Rock Garden of Ryoan-ji 3:56 13 Moss Garden of the Saiho-ji 2:48 14 Stone Bridges 3:43 TT: 72:12 Wolpe Trio: Lesley Olson, flute, Scott Roller, violoncello, Susanne Achilles, piano 2 6 8 : Thomas Neuhaus, live-electronics 9 - 14 : Andreas Boettger, percussion and live-electronics 3 Gisela Gronemeyer Flötensolo Laconisme de l’aile. Hier finden Eine neue Sinnlichkeit sich bereits die wesentlichen Bestandteile ihres späteren kompositorischen Schaffens angelegt: Die Finnin Kaija Saariaho ist in mehrfacher den sinnlichen Umgang mit der Klangfarbe, die Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung: nicht nur in gleichsam stufenlose Umwandlung von Ton in Ge- ihrem eigenen Land, sondern auch innerhalb der räusch und umgekehrt, sowie das Ausloten der internationalen Szene der neuen Musik, in der verschiedenen musikalischen Dimensionen eines sie sich mit Aufführungen in Salzburg, London, Raums, in dem Klangfarbe und Harmonie die Paris und New York bis an die Spitze der mittleren Hauptrollen spielen. Der Titel Laconisme de l’aile Generation der Avantgarde durchgesetzt hat. – „Aphorismus des Flügels“ – bezieht sich auf ein Vom Kindheitstraum, Organistin in einer kleinen Gedicht von Saint-John Perse, dessen Rhythmus Provinzstadt zu werden, hat sie sich zu einer und Textklang unmittelbar in die Komposition Komponistin entwickelt, deren Schaffen sowohl eingegangen sind. Die Flöte ist das einzige unter ein traditionelleres Violinkonzert für den Geiger den Blasinstrumenten, mit dem man flüstern und Gidon Kremer als auch Stücke aufweist, die fließende Übergänge von Atem und Geräusch neueste Computertechnologien einbeziehen. Das in reine Instrumentalklänge hervorbringen kann. Geheimnis ihres Erfolgs liegt vielleicht darin, daß Ich fühle, daß sie wirklich eine Verlängerung des sie der Musik eine neue Sinnlichkeit gegeben hat. Körpers ist. (K. Saariaho) Schon durch seine Besetzung scheint das Essener Dem Stück Noa Noa für Flöte und Live-Elektronik Wolpe Trio für die Aufführung ihrer Musik prä- liegen bestimmte Flöten-Manierismen zugrunde, destiniert zu sein, denn Flöte und Violoncello durch die sich die Komponistin über Jahre gehören zu den bevorzugten Instrumenten der verfolgt fühlte. Und weil sie immer unglück- Komponistin. Ihr oft auch gemeinsamer Einsatz lich mit den Konzertsälen war, in denen ihre beschreibt bereits ein Wesensmerkmal ihres Musik gespielt wurde, fing sie an, sich mit Hilfe Komponierens: die Vermittlung von Gegensätzen, der Elektronik die Akustik zu schaffen, die sie in diesem Fall der Extreme hoch und tief, ober- brauchte. Nach zweijähriger Forschungstätigkeit tonarm und obertonreich, Blasinstrument und am Pariser Forschungsinstitut Ircam, wo sie sich Streichinstrument. Allerdings ist diese Vermittlung, mit der Computeranalyse und -synthese von die ihr Komponieren von Anfang an bestimmt hat, Klängen auseinandersetzte, beschloß sie, die nicht, wie in der klassischen Sonatenform, moti- Methoden der Informatik für die Komposition visch-thematisch bedingt, sondern geht immer von Instrumentalmusik einzusetzen. Gerade im vom konkreten Klang und seiner Wahrnehmung Violoncello mit seinem unerschöpflichen Schatz aus. an Schattierungen und Abstufungen fand sie dafür Das erste Stück, das Kaija Saariaho heute als das geeignete Instrument. Für die Komposition ganz eigene Komposition bezeichnet, ist das von Petals untersuchte sie gemeinsam mit dem 4 Cellisten Anssi Karttunen zunächst die unterschie- Auch wenn das Klavier die Komponistin in bezug dlichen Bogentechniken und Ausdrucksmöglich- auf ihre Klangforschung eher weniger interessiert, keiten des Cellos, um einerseits einen fließenden hat sie der Bitte der japanischen Pianistin Aki Übergang zwischen Klang und Geräusch, anderer- Takahashi, einen Beatles-Song für sie zu bearbei- seits Spannung durch den Kontrast dieser beiden ten, entsprochen: mit der kleinen „Improvisation“ „Gegensätze“ hervorbringen zu können. Petals, Monkey Fingers, Velvet Hand, für die sie eine so Karttunen, „stellte damals eine völlig neue charakteristische Baßlinie aus Come Together Schreibweise“ für das Violoncello dar. In Spins und eine Modulation aus Happiness is a Warm and Spells – „Drehungen und Ruhepausen“ – für Gun verwendet hat. Ihre eigentliche Spezialität ist Violoncello geht es wiederum um die Vermittlung und bleibt jedoch die der Klangfarbenkomposition, von zwei Grundgesten: zum einen die von der wie Saariaho sie in Six Japanese Gardens für Komponistin sogenannten „Kreisel“-Motive, die Schlagzeug und computergesteuerte Elektronik sich auf der Stelle drehen oder Verwandlungen realisiert hat. In den sechs Abschnitten der durchlaufen können, und zum anderen Momente Komposition beschäftigt sie sich jeweils mit ohne strenges Tempo, die sich auf Farbe und einem spezifischen rhythmischen Aspekt ihres Textur konzentrieren. Materials. Die Klangfarben der Instrumente wer- Auch das Stück Cendres – „Asche“ –, das 1998 den durch elektronisch bearbeitete Naturklänge, eigens für die drei Musiker des Wolpe Trios ent- Ritualgesänge und Schlagzeugklänge bereichert, standen ist, ist ein Balanceakt zwischen zwei die von der japanischen Schlagzeugerin Shinti Extremen: einerseits sollen die Instrumente hin- Ueno aufgenommen wurden. Bedenkt man die sichtlich Tonhöhe, Rhythmus, Dynamik, Artikulation Tatsache, daß die Finnen ein asiatisches Volk in und Klangfarbe sich so weit wie möglich einander Europa sind, hat Kaija Saariaho sich damit auch annähern, andererseits aber ihr eigenes Idiom zum ein Stück zu ihren Wurzeln zurückbegeben. Ausdruck bringen. Dadurch, so die Komponistin, werde musikalische Spannung geschaffen und gesteuert. Eine weitere zentrale Metapher in ihrem A new sensuality Komponieren ist der Spiegel: Ich glaube, daß meine Musik in gewisser Weise mein Spiegel ist. Finnish composer Kaija Saariaho is an exceptional Die Komposition Mirrors für Flöte und Violoncello person in more ways than one; not only in her besteht aus Fragmenten, die unterschiedlich own country but also within the international new zusammengestellt werden können. Die Musiker music scene, in which she has asserted herself sollen die Kombination jedoch so vornehmen, daß amidst the middle generation of the avant-garde, es immer Spiegelungen in einer oder mehreren der with performances in Salzburg, London, Paris and Dimensionen Rhythmus, Tonhöhe, instrumentaler New York. Beginning with her childhood dream of Gestus und Klangfarbe gibt. becoming an organist in a small provincial town, 5 she has developed into a composer whose works feel that it is truly an extension of the body. include a more traditional violin concerto for violin- (K. Saariaho) ist Gidon Kremer as well as pieces that utilize the The piece Noa Noa for flute and live electronics newest computer technologies. The secret of her is based on certain flute mannerisms which the success lies perhaps in the fact that she has given composer felt hounded by for years. As she was music a new sensuality. always unhappy with the concert halls in which The Wolpe Trio from Essen seems to be predes- her music was performed, she began, with the tined to perform her music if only by the nature of help of the electronics, to create the acoustics its instrumentation, since flute and cello are among she needed. Following two years of research at the composer’s preferred instruments. Their often the Ircam institute in Paris, where she grappled combined use defines an essential characteristic with computer analysis and synthesis of sound, of her composition: the rendering of opposites, in she decided to introduce methods of computer this case of the extremes of high and low, richness science into the composition of instrumental of overtones or the lack thereof, wind and string music. She found the cello particularly suited instrument. This rendering, which has defined her with its inexhaustible treasure of shadings and composing since the beginning, is not however nuances. For the composing of Petals she and the dependent on motif or theme as in the classical cellist Anssi Karttunen first examined the various sonata form, but rather always emerges out of bowing techniques and expressive possibilities concrete sound and its perception. of the cello in order to create, on the one hand, The first piece that Kaija Saariaho today char- a flowing transition between tone and noise and acterizes as completely her own is the flute solo on the other hand, tension through the contrast Laconisme de l’aile. The essential elements of her between these two “opposites”. Petals,