Paper-ID: VGI 200402

140 Jahre Osterreichische¨ Geodatische¨ Kommission

Erhard Erker 1

1 Bundesamt fur¨ Eich- und Vermessungswesen, Abteilung Grundlagenvermessung, Schiffamtsgasse 1-3, 1025 Wien

VGI – Osterreichische¨ Zeitschrift fur¨ Vermessung und Geoinformation 92 (1), S. 12–29

2004

BibTEX:

@ARTICLE{Erker_VGI_200402, Title = {140 Jahre {\"O}sterreichische Geod{\"a}tische Kommission}, Author = {Erker, Erhard}, Journal = {VGI -- {\"O}sterreichische Zeitschrift f{\"u}r Vermessung und Geoinformation}, Pages = {12--29}, Number = {1}, Year = {2004}, Volume = {92} } 12 Vermessung & Geoinformation 1/2004, S. 12-29, 5 Abb.

[10] Bows and Strings, The University of New South Wales, [16] Zillner, S., M. Gelautz, and M. Kallinger, “The Right Sydney, Australia, www.phys.unsw.edu.au/~jw/ Move“ – a concept for a video-based choreography Bows.html tool, Proceedings ISPRS Commission III Symposium [11] Abteilung fu¨r Biomechanik/Bewegungswissenschaft (Photogrammetric Computer Vision), Graz, , pp. und Sportinformatik, Universita¨t Wien, www.univie.a 313-317 (part B), 2002 c.at/biomech/ [17] Shi, J. and C. Tomasi, Good features to track, IEEE [12] Baca, A., Spatial marker trajectory reconstruction from Conference on Computer Vision and Pattern Recogni- high speed video image sequences. Med. Eng. Phys. tion, Jerusalem, Israel, pp. 593-600, 1994 19 (4), pp. 367-374, 1997 [13] Hatze, H., Progression of musculoskeletal models Anschrift der Autoren toward large-scale cybernetic myoskeletal models, in: Margrit Gelautz: Institut fu¨r Softwaretechnik und Interaktive Winters, J.M., Crago, P. (eds.), Biomechanics and Systeme, Technische Universita¨t Wien, Favoritenstrasse 9- Neural Control of Posture and Movement. Springer, 11/188/2, A-1040 Wien. www.ims.tuwien.ac.at, E-mail: New York, pp. 425-437, 2000 [email protected] [14] Abteilung Multimediale Informationssysteme, Institut Wolfgang Vogl: Selbststa¨ndiger Technischer Berater, Neu- fu¨r Informatik und Wirtschaftinsformatik, Universita¨t lerchenfelderstrasse 27/1/22, A-1160 Wien, E-mail: Wien, www.ifs.univie.ac.at/hp/inst_ie.htm [email protected] [15] Gavrila, D., The visual analysis of human movement, Manfred Schmutz: Institut fu¨r Softwaretechnik und Inter- Computer Vision and Image Understanding, 73 (1), pp. aktive Systeme, Technische Universita¨t Wien, Favoriten- 82-98, 1999 strasse 9-11/188/2, A-1040 Wien

140 Jahre O¨ sterreichische Geoda¨tische Kommission Mitteilung der O¨ sterreichischen Geoda¨tischen Kommission Erhard Erker, Wien

Zusammenfassung Mit dem Jahr 2003 kann die o¨sterreichische Geoda¨sie auf eine 140 Jahre wa¨hrende Tradition in der Kooperation mit internationalen Gremien zuru¨ckblicken. Die O¨ sterreichische Geoda¨tische Kommission (O¨ GK) und ihre Vorga¨nger haben in dieser Zeit sowohl in O¨ sterreich mit Erfolg als Initiator und Mittler bei internationalen Projekten gewirkt als auch unser Land nach außen wu¨rdig vertreten. Die folgende Darstellung der Geschichte der O¨ GK beinhaltet damit logischerweise auch einen Abriß der Entwicklung der (Ho¨heren) Geoda¨sie – der Erdmessung – aus der Sicht O¨ sterreichs.

Abstract With the end of year 2003 the Austrian is able to look back to a tradition of 140 years of cooperation with international organisations. In that time the Austrian Geodetic Commission (O¨ GK) and its predecessors initiated and participated in international projects in Austria and represented our country successfully. Therefore the following sketch of the history of the O¨ GK logically includes many aspects of the development of geodesy from the point of view of Austria.

1. Einleitung Am 2. Juni 1863 genehmigte Kaiser Franz Joseph die Gradmessungskommission gegru¨ndet hatten, I. den Beitritt O¨ sterreichs zur „Kommission fu¨r die der dritte europa¨ische Staat, der die Bedeutung Mitteleuropa¨ische Gradmessung“ und ernannte der Bestimmung der Erdgestalt mit geoda¨tischen den Direktor des Milita¨rgeographischen Institutes, Methoden in internationaler Kooperation erkannt Generalmajor August v. Fligely, den Direktor der hatte. Das Beispiel O¨ sterreichs machte Schule Wiener Universita¨tssternwarte, Karl v. Littrow und und zwei Jahre spa¨ter, auf der ersten Allgemeinen den Geoda¨sieprofessor des Wiener Polytechni- Konferenz in , waren bereits 16 Staaten schen Institutes, Dr. Josef Herr, zu bevollma¨ch- Mitglieder der Gradmessungskommission. 1867 tigten Gradmessungskommissaren. O¨ sterreich wurde die Mitteleuropa¨ische Gradmessung zur war damit nach Preußen und Sachsen, die 1862 „Europa¨ischen Gradmessung“ erweitert. Damit E. Erker: 140 Jahre O¨ sterreichische Geoda¨tische Komission 13 war auch in Europa, der Initiative des preußischen zusta¨ndigen Abteilungen des BEV Krauland, Generalleutnants Johann Jakob Baeyer im Jahre Levasseur, Mader und Mitter. 1861 folgend, die politische Grundlage fu¨r die Erfassung der Figur der Erde mit geoda¨tischen Es wa¨re mu¨ßig, auf Details in der geschicht- Methoden gegeben. lichen Entwicklung der Kommission bis 1963 noch na¨her eingehen zu wollen; die brillante Dar- Der 2. Juni 1863 war somit die Geburtsstunde stellung von Prof. Ledersteger ist unu¨bertroffen der „O¨ sterreichischen Kommission fu¨r die Mittel- und kann bei Bedarf im Sonderheft 24 der europa¨ische Gradmessung“, in deren Tradition ab O¨ sterreichischen Zeitschrift fu¨r Vermessungswe- 1887 die „O¨ sterreichische Kommission fu¨r die sen nachgelesen werden [1]. Das Sonderheft Internationale Erdmessung“ (O¨ KIE), ab 1995 entha¨lt u¨berdies mit dem Beitrag „Die Neu- umbenannt in „O¨ sterreichische Geoda¨tische begru¨ndung der Theorie der spha¨roidischen Kommission“ (O¨ GK), mit Erfolg gewirkt hat. Gleichgewichtsfiguren und das Normalspha¨roid der Erde“ einen fulminanten Einblick in die Am 24. Oktober 1963 wurde das Hundertjahr- Theorien Lederstegers. Jubila¨um der damaligen O¨ sterreichischen Kom- mission fu¨r die Internationale Erdmessung mit Ein weiterer Anlaß, die O¨ sterreichische Kom- prominenten Ga¨sten und Festrednern aus Politik mission fu¨r die Internationale Erdmessung in den und Wissenschaft in einem Festakt im Palais Blickpunkt der O¨ ffentlichkeit zu richten, war die Auersperg glanzvoll gefeiert. Der Ho¨hepunkt der Stiftung und erste Verleihung der „Friedrich Veranstaltung war die Festansprache des Kom- Hopfner-Medaille“ im Jahr 1978. Ein Bericht missionspra¨sidenten Univ.Prof. Dr. Karl Leder- hieru¨ber, gestaltet vom damaligen Sekreta¨r der steger, der die geschichtliche Entwicklung und O¨ KIE, Dr. Josef Mitter, wurde in der O¨ zfVuPh den Aufgabenbereich der Kommission darstellte. 66.Jg./1978/Heft 3 vero¨ffentlicht [2]. Der Bericht Mit Prof. Ledersteger, der gemeinsam mit seinem entha¨lt u.a. mit der vollen Wiedergabe des Vorga¨nger im Lehramt, Prof. Dr. Friedrich Hopfner, Vortrages des Pra¨sidenten der O¨ KIE Univ.Prof. zu den prominenten Vertretern der Wiener Schule Dr. Friedrich Hauer einen umfassenden U¨ berblick der Ho¨heren Geoda¨sie za¨hlt, wurde in der Person u¨ber die Aufgaben der O¨ KIE und die geschicht- des Vortragenden die Reihe der anerkannten liche Entwicklung der Kommission. Wissenschafter, die der Ta¨tigkeit der Kommission aufs engste verbunden waren, repra¨sentativ Zwei Jahre spa¨ter, mit Beginn des Jahres 1980, fortgesetzt. wurden die aus dem Jahre 1928 stammenden Statuten der O¨ KIE zur Ga¨nze u¨berarbeitet und an Nur einige Namen dieser hervorragenden die modernen Rahmenbedingungen angepaßt. Forscher und Lehrer aus den Fachbereichen Unter anderem wurde wieder die Mo¨glichkeit Geoda¨sie und Astronomie, die im Vortrag Leder- geschaffen, an die alte Form der Publikationen stegers wieder in das Geda¨chtnis des Auditori- der O¨ KIE anzuknu¨pfen und die 1922 begonnene ums gerufen worden sind, sollen hier ohne „Neue Folge“ der Serie „Geoda¨tische Arbeiten Anspruch auf Vollsta¨ndigkeit aufgeza¨hlt werden: O¨ sterreichs fu¨r die Internationale Erdmessung“ Wilhelm Tinter, Richard Schumann, Adalbert Prey, mit einem Band II fortzusetzen. Der Inhalt dieses 2. Edmund Weiß, Theodor Ritter von Oppolzer, Bandes war in zwei Teilen den o¨sterreichischen Robert Daublebsky v. Sterneck, Heinrich Hartl, Beitra¨gen zur XVII. Generalversammlung der Leopold Andres, Eduard Dolezal … Internationalen Union fu¨r Geoda¨sie und Geo- physik (IUGG) in Canberra gewidmet. Der 3. Teil Prof. Ledersteger ging in seiner Ansprache entha¨lt u.a. eine umfassende und hervorragend natu¨rlich nicht nur auf die enge Beziehung der geschriebene Darstellung der Geschichte der Kommission zum Milita¨rgeographischen Institut O¨ KIE von Univ.Prof. Dr. Kurt Bretterbauer mit dem ein, sondern auch auf jene zum Bundesamt fu¨r Titel „Die historische Entwicklung der O¨ sterreichi- Eich- und Vermessungswesen (BEV), zumal das schen Kommission fu¨r die Internationale Erd- BEV ab 1923 bis in die ju¨ngste Vergangenheit auf messung“ [3]. Grund der Statuten das „ausfu¨hrende Organ“ der Kommission war und in der neuesten Diktion Der vorliegende Beitrag, angeregt vom derzei- gemeinsam mit den Universita¨tsinstituten und der tigen Pra¨sidenten der O¨ GK, Univ. Prof. Dr. Fritz Zentralanstalt fu¨r Meteorologie und Geodynamik Brunner, soll vor dem Hintergrund der 140- nach wie vor ist. Stellvertretend stehen hier die ja¨hrigen Geschichte der O¨ GK und in Erga¨nzung Namen der Pra¨sidenten Karl Lego und Karl zu den oben angefu¨hrten Publikationen die Neumaier, aber auch die Namen der Leiter der Ta¨tigkeit der Kommission in der ju¨ngeren Vergan- 14 Vermessung & Geoinformation 1/2004 genheit beleuchten und einem interessierten 2. Außerordentlichen Mitgliedern (Abs.4) und Publikum zuga¨ngig machen. 3. Korrespondierenden Mitgliedern (Abs.5).

2. Die O¨ sterreichische Geoda¨tische (2) Ordentliche Mitglieder der Kommission sind Kommission (O¨ GK) am Beginn des ho¨ chstens 18 Vertreter der Universita¨ ten aus 21. Jahrhunderts dem Kreis der Universita¨ tsprofessoren im Dienststand; ihre Bestellung erfolgt nach den Vor dem Einstieg in die historische Entwicklung Bestimmungen des § 4. lassen sich die Bedeutung, die Zusammenset- zung und die Aufgaben dieses traditionsbehaf- (3) Ordentliche Mitglieder sind ferner je ein Ver- teten Gremiums am besten aus seinen Statuten treter des Bundesministeriums fu¨ r Wirtschaft ablesen, deren neueste Version u¨berdies in der und Arbeit und des Bundesministeriums fu¨ r Homepage der O¨ GK (www.cis.tugraz.at/ivm/ Bildung, Wissenschaft und Kultur, der Pra¨ sident oegk/index.htm) enthalten ist. des Bundesamtes fu¨ r Eich- und Vemessungswe- sen, der Leiter der Abteilung „Grundlagen“ des Damit die Kontinuita¨t beim Lesen dieses Bundesamtes fu¨ r Eich- und Vermessungswesen, Beitrages nicht gesto¨rt wird, sind sie auch im der Direktor der Zentralanstalt fu¨ r Meteorologie folgenden im vollen Wortlaut wiedergegeben: und Geodynamik, der Leiter der Abteilung Satellitengeoda¨ sie des Instituts fu¨ r Weltraumfor- Statut der O¨sterreichischen Geoda¨tischen schung der O¨ sterreichischen Akademie der Kommission (fru¨her O¨sterreichische Kommission fu¨r Wissenschaften sowie ein Vertreter der Bundes- die internationale Erdmessung)GZ 96 224/1-IX/6/92 kammer der Architekten und Ingenieurkonsu- in der Fassung GZ 96 224/1-I/11/04 lenten. §1 (4) Außerordentliche Mitglieder der Kommission Die „O¨ sterreichische Geoda¨ tische Kommission“ sind ehemalige ordentliche Mitglieder, die nach (O¨ GK) mit dem Sitz in Wien ist das Organ der Ablauf ihrer Funktionsperiode zu Sitzungen der Internationalen Geoda¨ sie fu¨ rO¨ sterreich. Sie unter- Kommission ohne Stimmrecht beigezogen wer- steht dem Bundesminister fu¨ r Wirtschaft und den ko¨ nnen. Arbeit, der nach Maßgabe der folgenden Bestim- mung das Einvernehmen mit dem Bundesminister (5) Perso¨ nlichkeiten des In- und Auslandes, die sich ¨ fu¨ r Bildung, Wissenschaft und Kultur herstellt. um die Belange der Geoda¨ sie in Osterreich verdient gemacht haben, ko¨ nnen u¨ ber Vorschlag §2 der Kommission durch den Bundesminister fu¨ r Wirtschaft und Arbeit zu korrespondierenden ¨ (1) Die Osterreichische Geoda¨ tische Kommission Mitgliedern der Kommission ernannt werden. ¨ vertritt die Belange Osterreichs in der Inter- Sie ko¨ nnen den Sitzungen der Kommission ohne nationalen Assoziation fu¨ r Geoda¨ sie (IAG) und Stimmrecht beigezogen werden. bei zwischenstaatlich vereinbarten geoda¨ tischen Arbeiten, soweit diese nicht in Vollzug des (6) Der Pra¨ sident des Bundesamtes fu¨ r Eich- und Vermessungsgesetzes, BGB1.Nr.306/1968 in der Vermessungswesen und der Direktor der Zentral- Fassung des Bundesgesetzes BGB1. I Nr.7/2004 anstalt fu¨ r Meteorologie und Geodynamik erfolgen. Sie ist offizielle Verbindungsstelle ko¨ nnen sich in den Sitzungen der Kommission O¨ sterreichs mit der Internationalen Union fu¨ r durch einen Bediensteten ihres Amtes vertreten Geoda¨ sie und Geophysik (IUGG). lassen. (2) Der Kommission obliegt die Auswahl jener (7) U¨ ber Vorschlag eines ordentlichen Mitgliedes Arbeiten, die O¨ sterreich aus seiner Beteiligung ko¨ nnen den Sitzungen oder einzelnen Tages- an internationalen geoda¨ tischen Projekten zu- ordnungspunkten auch Experten ohne Stimm- fallen, die Erstellung entsprechender Vorschla¨ ge recht beigezogen werden. an das Bundesministerium fu¨ r Wirtschaft und Arbeit sowie die Beratung und Durchfu¨ hrung §4 der von diesem genehmigten Arbeiten. (1) Die Funktionsperiode der Kommission beginnt §3 jeweils mit dem Anfang jenes Kalenderjahres, das dem Jahr folgt, in dem eine Generalver- (1) Die Kommission besteht aus sammlung der Internationalen Union fu¨ r 1. Ordentlichen Mitgliedern (Abs.2 und 3), Geoda¨ sie und Geophysik stattgefunden hat; E. Erker: 140 Jahre O¨ sterreichische Geoda¨tische Komission 15

sie dauert bis zum Ende des Jahres, in dem die Maßgabe der wirtschaftlichen und administrativen na¨ chste Generalversammlung stattfindet. Mo¨ glichkeiten durchgefu¨ hrt.

(2) Vor dem Ablauf jeder Funktionsperiode schla¨ gt §7 die Kommission dem Bundesminister fu¨ r Wirt- schaft und Arbeit die gema¨ ß §3 Abs.2 von den Die Mitglieder der Kommission wirken ehren- Universita¨ ten zu entsendenden ordentlichen amtlich. Fu¨ r die Reisen zu den Sitzungen der Mitglieder sowie den Pra¨ sidenten und den Kommission sowie fu¨ r auswa¨ rtige Bescha¨ ftigungen Sekreta¨ r fu¨ r die folgende Funktionsperiode und Delegierungen zu internationalen Verhandlun- vor. Hierbei ko¨ nnen ordentliche Mitglieder gen u¨ ber die Geoda¨ sie erhalten die ordentlichen und der Sekreta¨ r mehrmals, der Pra¨ sident Mitglieder die ihnen zufolge ihrer dienstlichen jedoch lediglich fu¨ r eine weitere Funktions- Stellung zukommenden Reisegebu¨ hren, oder – periode zur Bestellung vorgeschlagen werden. wenn es sich um Personen handelt, die nicht mehr im aktiven o¨ ffentlichen Dienst stehen – die nach der (3) Der Bundesminister fu¨ r Wirtschaft und Arbeit Reisegebu¨ hrenvorschrift, Gebu¨ hrenstufe 5, zuste- bestellt auf Grund des Vorschlages nach henden Reisegebu¨ hren. Alle diese Reisen bedu¨ rfen hergestelltem Einvernehmen mit dem Bundes- unbeschadet der sonstigen fu¨ r die Genehmigung von minister fu¨ r Bildung, Wissenschaft und Kultur Dienstreisen bestehenden Vorschriften der vorhe- den Pra¨ sidenten und den Sekreta¨ r sowie die rigen Zustimmung des Bundesministeriums fu¨ r u¨ brigen ordentlichen Mitglieder der Kommis- Wirtschaft und Arbeit. Die Reisekosten der nach § 3 sion. Abs.3 entsandten Mitglieder tra¨ gt die entsendende Stelle. (4) Die Kommission wa¨ hlt aus ihrer Mitte die Delegierten zu den Generalversammlungen und §8 zu anderen Veranstaltungen der Internationalen Assoziation fu¨ r Geoda¨ sie sowie zu internationa- Vor Bestellung eines neuen Leiters der Abteilung len Verhandlungen u¨ ber die Geoda¨ sie. Das „Grundlagen“ im Bundesamt fu¨ r Eich- und Wahlergebnis ist dem Bundesministerium fu¨ r Vermessungswesen kann dessen Pra¨ sident die Wirtschaft und Arbeit mitzuteilen. Meinung der Kommission hinsichtlich der wissen- schaftlichen Eignung des zu Bestellenden einholen. §5 §9 (1) Die Kommission ha¨ lt zweimal ja¨ hrlich eine ordentliche Sitzung ab. Außerordentliche Sit- Die erledigten Gescha¨ ftsstu¨ cke, Protokolle, Sit- zungen sind auf Verlangen von mindestens drei zungsberichte und die einlaufenden Vero¨ ffentlichun- ordentlichen Mitgliedern abzuhalten. Die Ein- gen sind von der Kommission aufzubewahren. berufung der Sitzungen obliegt dem Pra¨ sidenten der Kommission. Die Kommission faßt ihre § 10 Beschlu¨ sse mit einfacher Mehrheit. Die Kommission kann dem Bundesministerium fu¨ r Wirtschaft und Arbeit die Veroffentlichung der (2) Die Sitzungsberichte, in denen auch die Auffas- ¨ Ergebnisse ihrer Arbeiten vorschlagen. Umfangrei- sung der in der Minderheit gebliebenen Mit- che Arbeiten konnen mit Zustimmung des genann- glieder zum Ausdruck kommen muß, sind dem ¨ ten Bundesministeriums in einer Schriftenreihe Bundesministerium fu¨ r Wirtschaft und Arbeit veroffentlicht werden, die den Titel „Veroffentli- zur Kenntnis zu bringen. ¨ ¨ chungen der O¨ sterreichischen Geoda¨ tischen Kom- §6 mission – Publications of the Austrian Commission for Geodesy – Publications de la Commission In den ordentlichen Sitzungen wird u¨ ber die Autrichienne de Ge´ ode´ sie“ fu¨ hrt. Arbeiten und die anderen Aktivita¨ ten auf dem Gebiet der Geoda¨ sie berichtet und nach Maßgabe des §2 ein Arbeitsprogramm fu¨ r das kommende Jahr Gema¨ß § 2 Abs. (1) ist die vordergru¨ndig erstellt. Aufgrund des vorgeschlagenen Arbeits- wichtigste Aufgabe der Kommission die Vertre- programmes werden die Arbeiten von den Univer- tung O¨ sterreichs in den internationalen Organisa- sita¨ tsinstituten, der Abteilung Satellitengeoda¨ sie des tionen IUGG und IAG. Dies geschieht durch die Instituts fu¨ r Weltraumforschung, dem Bundesamt Bestellung und Entsendung von nationalen o¨ster- fu¨ r Eich- und Vermessungswesen sowie der Zentral- reichischen Delegierten in die beratenden Ver- anstalt fu¨ r Meteorologie und Geodynamik nach sammlungen (dem Council) der beiden Organi- 16 Vermessung & Geoinformation 1/2004

sationen mit dem Auftrag, in diesen Gremien die Der Abs. (2) des § 2 der Statuten der O¨ GK von der Kommission erarbeiteten Beschlu¨sse regelt die Ta¨tigkeit der Kommission im internen nachhaltig einzubringen. Die entsprechende organisatorisch-wissenschaftlichen Bereich, im Meinungsbildung in der Kommission und die speziellen seine beratende Funktion im Rahmen Vorbereitung auf die alle vier Jahre stattfindenden des heutigen Bundesministeriums fu¨r Wirtschaft Generalversammlungen stellen somit wesentliche und Arbeit. Diese nicht minder wichtige Aufgabe Aufgaben der O¨ GK dar. wird einen wesentlichen Teil der folgenden historischen Darstellung umfassen. Das weit gesteckte Spektrum der Arbeit eines Council-Mitgliedes und damit die Mo¨glichkeiten der Einflußnahme eines Mitgliedstaates auf die 3. Die ersten hundert Jahre: Die geschichtliche organisatorischen und wissenschaftlichen Entwicklung der Kommission bis 1963 Zielsetzungen sowohl der Union als auch der – Eine Zusammenfassung Assoziationen – im Rahmen einer demokratischen Vorgangsweise – sollen im folgenden an Hand Die folgende chronologische Aufza¨hlung einiger des Beispieles IAG kurz umrissen werden: Ho¨hepunkte der bemerkenswerten Geschichte ¨ Die administrative Arbeit in der IAG wird vom der OGK bis 1963 soll dem eiligen Leser einen Bu¨ro, bestehend aus dem Pra¨sidenten, dem Einblick in die ersten hundert Jahre der Entwick- ¨ Vizepra¨sidenten und dem Generalsekreta¨r gelei- lung der Kommission ermoglichen: stet. Die wissenschaftlichen Belange werden im „Executive Committee“, (seit 2003) bestehend aus Abb. 1: Dr. Joseph Herr dem Bu¨ro, dem „Past-President“, den Pra¨siden- (1819 — 1884) ten der 4 Kommissionen, 3 Vertretern der Ministerialrat, „Services“, dem Pra¨sidenten der „Communication Professor fu¨r Praktische and Outreach Branch“ (der zusta¨ndigen Institu- Geometrie am k. k. Poly- tion fu¨r die O¨ ffentlichkeitsarbeit) und 2 „Members- technischen Institut in at-Large“ (die die geographische und organisa- Wien (1856 — 1866) torische Balance gewa¨hrleisten sollen) koordi- Vorstand der Lehrkanzel niert. Die Wahl der Mitglieder dieser beiden fu¨r Ho¨here Geoda¨sie und Gremien erfolgt durch das „Council“, das sich aus Spha¨rische Astronomie ¨ den formell akkredidierten Delegierten der Mit- und erster frei gewahlter Rektor an der Technischen ¨ gliedslander der IAG zusammensetzt. Hochschule in Wien Neben der Wahl des Bu¨ros und des Executive (ab 1866) Committees umfassen die Aufgaben des Councils Gradmessungskommissa¨r (1863 —1881) und Pra¨sident der Gradmessungskom- & die Mitarbeit bei Statutena¨nderungen mission 1881 — 1884 & die U¨ berpru¨fung der Budgetierung & die Vorbereitung von A¨ nderungen in der Beitritt O¨ sterreichs zur „Mitteleuropa¨i- Struktur der IAG schen Gradmessung“ und Einrichtung 1863¨ & die Diskussion von wissenschaftlichen Fragen der Osterreichischen Gradmessungskommission. und die Einrichtung von Kommissionen zu Erweiterung der „Mitteleuropa¨ischen deren Lo¨sung 1867 Gradmessung“ zur „Europa¨ischen Grad- & die Entgegennahme des Berichtes des General- messung“. ¨ sekreta¨rs und die Uberpru¨fung der Aktivita¨ten Gru¨ndung des Gradmessungsbu¨ros mit des Bu¨ros und des Executive Committees. 1873 eigenem Budget und Personal zur Durch- Das Council ist damit auf Grund seiner organisa- fu¨hrung astronomisch-geoda¨tischer Arbeiten. torischen, personellen und fachbezogenen Ent- Internationale Meterkonvention in Paris scheidungen verantwortlich fu¨r die Aktivita¨ten der 1875 und darauf folgende Einfu¨hrung des Assoziation und hat der Generalversammlung metrischen Systems in O¨ sterreich unter maß- Rechenschaft zu legen. geblicher Mitwirkung des 3. Pra¨sidenten der (Ein detailreicher Bericht u¨ber die Organisation Kommission Prof. Josef Herr. der IAG wurde in einem der letzten Hefte der VGI Erweiterung der „Europa¨ischen Gradmes- anla¨ßlich der Neuorganisation der IAG 2003 in 1886 sung“ zur „Internationalen Erdmessung“ Sapporo pra¨sentiert.) und Betrauung von Friedrich Robert Helmert mit E. Erker: 140 Jahre O¨ sterreichische Geoda¨tische Komission 17

der Leitung des Zentralbu¨ros der Internationalen Prof. Dr. h.c. mult. Eduard Dolezal: Erdmessung. 1917–1937 (7.) Kommissionspra¨sident. Eingliederung des Gradmessungsbu¨ros Umbenennung der Gradmessungskom- mit dem Aufgabenbereich „Wissenschaft- mission in „O¨ sterreichische Kommission 1921 1887 liche geoda¨tische, astronomische und geophysi- ¨ fur die Internationale Erdmessung“ und Wahl von kalische Arbeiten“ als Abteilung III in das neu ¨ Prof. Dr. Wilhelm Tinter zum (5.) Prasidenten der geschaffene Bundesvermessungsamt, das 1923 Kommission (1887-1912). zum Bundesamt fu¨r Eich- und Vermessungswe- sen erweitert wurde. Die im Rahmen der Gradmessung notwendigen astronomisch-geoda¨tischen Beobachtungen wur- Gru¨ndung der „Internationalen Union fu¨r den vom k.k. (ab 1866 k.u.k.) Milita¨rgeographi- 1922 Geoda¨sie und Geophysik“ (IUGG), be- schen Institut (MGI) und von der k.k. Gradmes- stehend aus sieben Assoziationen, u.a. der sungskommission durchgefu¨hrt, wobei die Trian- „Internationalen Assoziation fu¨r Geoda¨sie“ (IAG) gulierungen 1.Ordnung mit den Anschlu¨ssen an Formulierung eines Statuts fu¨r die O¨ KIE, die Nachbarstaaten dem MGI, die astronomi- 1928 das mit einigen A¨ nderungen und Anpas- schen Arbeiten den zivilen Gradmessungskom- sungen an die politischen und organisatorischen missaren zufielen. Die Feldarbeiten der Kommis- Rahmenbedingungen bis heute Gu¨ltigkeit hat. sion, die in erster Linie aus astronomischen La¨ngenbestimmungen bestanden, wurden be- Abb. 3: reits 1876 abgeschlossen, sodaß das Gradmes- Hofrat o. Prof. Dr. phil. sungsbu¨ro sich der Reduktion der Beobachtun- Friedrich Hopfner (1881- gen und der Publikation der Beobachtungs- und 1949) Rechenergebnisse in den „Astronomischen Ar- Vorstand der wissen- beiten des k.k. Gradmessungsbu¨ros“ widmen schaftlichen Abteilung des Bundesamtes fu¨r Eich- ¨ konnte. 13 der bis 1917 publizierten Bande und Vermessungswesen enthalten die Bestimmung von 41 La¨ngendiffe- (1921-1936) renzen, 1 Band beinhaltet 6 Breiten- und 3 Vorstand der Lehrkanzel Azimutmessungen und ein weiterer Band 11 fu¨r Ho¨here Geoda¨sie und Pendelmessungen zur absoluten Bestimmung der spha¨rische Astronomie Schwere (u.a. die Absolutschweremessung von der Technischen Hoch- Oppolzer in der Universita¨tssternwarte). Der letzte schule in Wien (1936-1938, Band erschien 1922 mit der Bezeichnung „Der 1945-1949) Meridianbogen Großenhain-Kremsmu¨nster-Pola“. Rektor der Technischen Hochschule in Wien (1948/1949) Pra¨sident der O¨ sterreichischen Kommission fu¨r die Die Publikationen des Gradmessungsbu¨ros Internationale Erdmessung (1946-1949) stellen gemeinsam mit den 24 Ba¨nden der „Astronomisch-geoda¨tischen Arbeiten des k.u.k Milita¨rgeographischen Institutes“ die noch immer Nach dem 1. Weltkrieg bestand die Haupt- gu¨ltige Basis der o¨sterreichischen Landesver- aufgabe der Kommission (der O¨ KIE) in der messung dar. Beratung der noch offenen Arbeiten in der 1910 begonnenen Neutriangulierung O¨ sterreichs (ab- Abb. 2: geschlossen 1959) einschließlich der astrono- Hofrat o. Prof. Dr. Dr. h.c. misch-geoda¨tischen Beobachtungen (Lotabwei- mult. Eduard Dolezˇal chungen auf den Triangulierungspunkten 1. (1862 — 1955) Ordnung durch Polho¨hen- und Azimutmessun- Vorstand der Lehrkanzel gen). Die Tradition des Gradmessungsbu¨ros fu¨r Geoda¨sie I an der wurde auch nach dem Krieg in der Abteilung Technischen Hochschule Erdmessung des BEV weitergefu¨hrt. Der Initiative in Wien (1905 — 1930) des Leiters dieser Abteilung, Friedrich Hopfner, Rektor der Technischen der 1936 zum Professor an der Technischen Hochschule in Wien (ab 1907) Hochschule in Wien ernannt werden sollte, ist es Pra¨sident der O¨ sterreichi- zu verdanken, daß die Erdmessungsarbeiten schen Kommission fu¨r die (Schweremessungen, Pra¨zisionsnivellements Internationale Erdmes- und Lotabweichungsbestimmungen) wieder wei- sung (1917 — 1937) tergefu¨hrt werden konnten. 18 Vermessung & Geoinformation 1/2004

(Eine detailreiche Schilderung der Geschichte vertreten hat, war ein Großteil der zweimal ja¨hrlich der O¨ KIE im Umfeld der o¨sterreichischen stattfindenden Sitzungen den Diskussionen u¨ber Geoda¨sie in der Zwischenkriegszeit kann in [3] die Wahl der Teilnehmer an diesen Veranstaltun- nachgelesen werden.) gen und der Ansprache der der O¨ KIE hierfu¨r nur Neukonstituierung der Kommission unter beschra¨nkt zur Verfu¨gung stehenden Geldmittel der Leitung von Prof. Hopfner. gewidmet. Diese Diskussionen wurden versta¨nd- 1946 licherweise mit Engagement und manchmal auch Aufnahme O¨ sterreichs in die Internationale u¨beraus emotionsgeladen gefu¨hrt. 1948 Union fu¨r Geoda¨sie und Geophysik (IUGG) bzw. in die Internationale Assoziation fu¨r Um so bemerkenswerter ist die Tatsache, daß Geoda¨sie (IAG) mit dem Auftrag an die O¨ KIE „die die Kommission auch in den ersten drei Jahr- Belange O¨ sterreichs in der IAG und bei zwischen- zehnten nach dem 2. Weltkrieg an vielen Einzel- staatlich vereinbarten geoda¨tischen Arbeiten zu entwicklungen der o¨sterreichischen Geoda¨sie vertreten“. maßgeblich beteiligt war. Ihr Verdienst lag auch damals nicht nur in der wu¨rdigen Vertretung Nach dem 2. Weltkrieg bis in die Mitte der ¨ Sechziger-Jahre konnte die Kommission trotz der Osterreichs nach außen, sondern vor allem in der ¨ schwierigen finanziellen Situation bemerkens- Initialisierung und Koordination von geodatischen werte Erfolge in der Beratung und Betreuung Forschungsprojekten und in der Beratung und u.a. folgender Projekte der Universita¨tsinstitute Betreuung von permanent zu betreibenden Ein- und des BEV erzielen: richtungen. & Basismessung Heerbrugg 4.1 Beispiele aus der Zeit bis 1978: & Schaffung eines Schweregrundnetzes mit Pen- delmessungen in Kooperation mit dem BEV und Abb. 4: dem Deutschen Geoda¨tischen Forschungsin- Hofrat o.Prof. Dr. phil. Dr. stitut techn.h.c. Dr.-Ing.E.h. (1900 — & Studien zur elektronischen Entfernungsmes- 1972) sung im Grazer Testnetz (Rinner) Leiter der Abteilung Erd- & Refraktionsuntersuchungen (Mitter) messung des Bundesam- Errichtung der Erdgezeitenstation im Grazer tes fu¨r Eich- und Vermes- sungswesen (1956/57) Schloßberg (Rinner) Vorstand des Institutes fu¨r & Bestimmung der Lotkru¨mmung (Ledersteger, Ho¨here Geoda¨sie der Embacher) Technischen Hochschule in Wien (1957-1972) & ¨ Analyse und Festlegung der Langenbeziehung ¨ Ferro-Greenwich (Ledersteger) Pra¨sident der Osterreichi- schen Kommission fu¨r die Internationale Erdmes- sung (1960-1972) 4. Die O¨ KIE (O¨ GK) vor dem Hintergrund der technologische Revolution der letzten vier Jahrzehnte Die folgende Zusammenfassung ist ebenfalls als Wenn man die Protokolle der Sitzungen der Erga¨nzung zu den schon genannten Vero¨ffentli- Kommission in den ersten beiden Jahrzehnten chungen [2] und [3] gedacht und ist ein Versuch, ¨ nach dem 2. Weltkrieg durchbla¨ttert, wird man die wichtigsten Aktivitaten der Kommission in vordergru¨ndig mit einem Problem konfrontiert, dieser Zeit zu dokumentieren. das auch in der heutigen Zeit nicht ohne In dieses Jahr fallen die ersten Anregun- Bedeutung ist: das Problem des permanenten 1964 gen von Univ.Prof. Max Kneißl sowohl an Mangels an finanzieller Unterstu¨tzung fu¨r wissen- den Pra¨sidenten der O¨ KIE, Prof. Ledersteger als schaftliche Zielsetzungen durch die zusta¨ndigen auch an den Pra¨sidenten des BEV Dr. Neumaier Stellen der Verwaltung. Dieses Problem hatte sich zur Einrichtung einer Satellitenbeobachtungssta- auch damals schon ganz besonders bei der tion in O¨ sterreich. Das war die Geburtsstunde der Teilnahme an internationalen Veranstaltungen geoda¨tischen Komponente des Observatoriums hemmend bemerkbar gemacht. Da die O¨ KIE Graz-Lustbu¨hel, das vor allem unter der Leitung und spa¨ter die O¨ GK gema¨ß ihren Statuten die von Prof. Rinner ein Zentrum der Satellitengeo- Belange O¨ sterreichs in der IAG und bei zwischen- da¨sie wurde. Aus den optischen und Doppler- staatlich vereinbarten Erdmessungsarbeiten zu Messungen der fru¨hen Jahre ab 1976 entwickelte E. Erker: 140 Jahre O¨ sterreichische Geoda¨tische Komission 19 sich eine Fundamentalstation ho¨chster Pra¨zision missionsmitglieder. Die offensichtlich gegebenen fu¨r GPS- und Laser-Messungen im internationalen gemeinsamen Ziele in den beiden Fachbereichen Verbund. fu¨hrten zu ersten Anregungen zur Bildung eines „Nationalkomitees fu¨r Geoda¨sie und Geophysik“, Im Jahr 1964 wurde nach Abschluß von diversen das einige Jahre spa¨ter Realita¨t werden sollte. Erga¨nzungsmessungen auch die „Neuausglei- Vom 14.-18 Ma¨rz 1967 fand an der chung der Europa¨ischen Hauptnetztriangulatio- Technischen Hochschule in Wien das nen“ der ReTrig-Subkommission der IAG begon- 1967 Internationale Symposium „ nen. O¨ sterreich war schon damals, akkordiert mit and Refraction“ statt. Das Symposium wurde von der der O¨ KIE, in dieser Arbeitsgruppe mit je einem O¨ KIE gemeinsam mit den zusta¨ndigen Spezial- Vertreter der Universita¨ten (Prof. Ledersteger) Studienkommissionen der IAG vorbereitet und und einem Vertreter der Vermessungsbeho¨rde u.a. mit einer Sonderdotation der zusta¨ndigen (Dr. Mitter) vertreten, eine Tradition, die sich bis Ministerien durchgefu¨hrt. Die o¨sterreichische heute erhalten und erfolgreich bewa¨hrt hat. Die Geoda¨sie war mit Beitra¨gen von Ledersteger, folgenden Jahre waren gepra¨gt von intensiven Rinner, Embacher, Bretterbauer und Killian erfolg- Verhandlungen und Untersuchungen u¨ber die in reich vertreten [4]. den sogenannten Nahtlinien der nationalen Landesblo¨cke gelegenen Triangulierungspunkte In die Jahre 1967 und 1968 fa¨llt die Koordination bzw. den dort vielfach zu verschiedenen Zeiten und Vorbereitung der Distanzmessungen 1.Ord- und von unterschiedlichen Beobachtungstrupps nung zur Maßstabsbestimmung der Satellitentra- durchgefu¨hrten Richtungs- und spa¨ter Distanz- versen Tromso¨ – Catania und Malvern (London) – messungen. Die Hauptverantwortung fu¨r die Graz im o¨sterreichischen Anteil durch die O¨ KIE. entsprechenden umfangreichen Berechnungen Die Messungen wurden anschließend vornehm- und Tests lag klarerweise bei den zusta¨ndigen lich durch das Institut Prof. Rinner (TU Graz), nationalen Vermessungsverwaltungen, in O¨ ster- sowie vom Deutschen Geoda¨tischen Forschungs- reich beim BEV. Die wissenschaftlichen Aspekte institut und vom BEV durchgefu¨hrt. wurden innerhalb der ReTrig-Subkommission vor In der Sitzung der O¨ KIE am 4.2.1972 allem von den prominenten Vertretern der wurde von der O¨ KIE die schon 1965 Universita¨ten und ihren Mitarbeitern getragen. 1972 angeregte Gru¨ndung eines Nationalkomitees fu¨r Namen wie Kneissl, Kobold, Baarda , Wolf, Rinner Geoda¨sie und Geophysik beschlossen. Die und in spa¨terer Zeit Sigl, Tscherning, Sjo¨berg, statutenma¨ßige Kompetenz der O¨ KIE als Mit- Kakkuri und Seeger stehen hier nur stellvertre- gliedsorganisation bei der IUGG blieb davon tend. unberu¨hrt. Die auch in den folgenden Jahren Der International Council of Scientific gefu¨hrte Diskussion u¨ber die effiziente Vertretung 1965 Unions (ICSU) hatte in einer Sitzung am der geophysikalischen Fachbereiche in der IUGG 11. Mai 1964 in Moskau ein Internationales mu¨ndete letztlich (1977) in die Nominierung des Programm zum Studium des Erdmantels und Pra¨sidenten des Nationalkomitees (Univ.Prof. Dr. der Bewegungen der Erdkruste (Upper Mantle Friedrich Hauer, Pra¨sident der O¨ KIE) und seines Project) erstellt und die Bildung nationaler Vizepra¨sidenten (Univ.Prof. Dr. Ferdinand Stein- Komitees fu¨r diese Fragen vorgeschlagen. In hauser, Vorsitzender der Geophysikalischen Zusammenarbeit zwischen der zusta¨ndigen geo- Kommission) als Vertreter O¨ sterreichs in der da¨tischen Kommission, der O¨ KIE, der entspre- IUGG. chenden geophysikalischen Organisation, der Das Jahr 1972 war u¨berschattet vom unerwar- Geophysikalischen Kommission bei der O¨ ster- teten und tragischen Tod des Pra¨sidenten der reichischen Akademie der Wissenschaften (O¨ AW) O¨ KIE Univ. Prof. Dr. mult Karl Ledersteger am 24. und dem BEV wurde 1965 ein nationales Komitee September 1972. Zu seinem Nachfolger im Amt gebildet, dem fu¨r die geoda¨tisch orientierten des Pra¨sidenten der O¨ KIE wurde Univ. Prof. DI. Dr. Sachgebiete „Schwere“ und „Gezeiten der Erde“ Friedrich Hauer gewa¨hlt. Prof. Ledersteger und Dr. Mitter angeho¨rten. In den Jahren seit 1969 hat durch die Die enge Verflechtung zwischen Geoda¨sie und 1973 Zuwahl der Universita¨tsprofessoren Bret- Geophysik war natu¨rlich auch schon vor diesem terbauer, Embacher, Meissl, Moritz, Pillewizer, Zeitpunkt offensichtlich und wurde in einem regen Scheidegger, Schmid, Spickernagel und Stolitzka Informationsaustausch zwischen den beiden innerhalb der O¨ KIE ein Generationswechsel Kommissionen gepflegt und fand ihren Ausdruck eingesetzt, der natu¨rlich auch eine neue, den auch in der Parallel-Mitgliedschaft einiger Kom- aktuellen Rahmenbedingungen angepaßte Sicht- 20 Vermessung & Geoinformation 1/2004 weise der Aufgaben der Kommission zur Folge Greenwich u¨ber o¨sterreichisches Gebiet bis nach hatte. In der nach dem Tod Lederstegers neu Bayern zum Ziel hatte. konstituierten Kommission wurde federfu¨hrend von Prof. Moritz eine Diskussion u¨ber eine Das Jahr 1975 kann aber auch abgesehen von Neuformulierung der aus dem Jahre 1928 der italienischen Kampagne als Geburtsjahr der ¨ stammenden angeregt, Schwerefeldbestimmung in Osterreich hervorge- Statuten der Kommission ¨ die das Ziel verfolgen sollte, das vorhandene hoben werden. Außerhalb der OKIE gab es eine Potential in den Hochschulen und im BEV zu gemeinsame Initiative der drei Universita¨tsinsti- konzentrieren und fu¨r die noch offenen Probleme tute in Wien (Bretterbauer), Graz (Rinner) und der Ho¨heren Geoda¨sie optimal einzusetzen. In Innsbruck (Embacher) in Zusammenarbeit mit diesem Zusammenhang wurde von der O¨ KIE dem BEV eine fla¨chendeckende astrogeoda¨ti- ¨ auch versucht, durch ein Ansuchen an das sche Geoidbestimmung in Osterreich durchzu- zusta¨ndige Bundesministerium fu¨r Bauten und fu¨hren. Vor diesem Hintergrund und unter Be- Technik eine zusa¨tzliche finanzielle Unterstu¨tzung ru¨cksichtigung der Entwicklungen in der IAG zu erhalten, die die beschra¨nkten Mittel der O¨ KIE (Gru¨ndung einer -Studiengruppe) kam es in ¨ und des BEV in der Erdmessung erga¨nzen sollte. der Sitzung der OKIE am 7. November 1975 zu Damit sollten die offenen Probleme „Schwerefeld- folgendem Grundsatzbeschluß: „Gema¨ß der ¨ bestimmung“ und „Geoda¨tischer 3D-Bezugsrah- Resolution der IAG erkennt die OKIE den men“ einer mo¨glichst schnellen Lo¨sung zugefu¨hrt wissenschaftlichen Wert und die Notwendigkeit werden. Mit dem Hinweis auf die in den Statuten der Erstellung einer genauen Geoidkarte fu¨r ¨ verankerte beratende Funktion der O¨ KIE und vor Osterreich, empfielt, daß die Arbeit durch dem Hintergrund des Vermessungsgesetzes aus Kombination von astrogeoda¨tischen und gravi- dem Jahre 1968 wurde dieses Ansuchen negativ metrischen Daten durchgefu¨hrt wird und fordert ¨ beantwortet und auf die ausschließliche Zusta¨n- die Mitglieder der OKIE auf, an der Lo¨sung digkeit des BEV fu¨r die operativen Aufgaben in mitzuwirken.“ Gleichzeitig wurde eine Subkom- der Grundlagenvermessung verwiesen. Die wis- mission gebildet, die die Mo¨glichkeiten der senschaftliche und praktische Bedeutung der technischen Durchfu¨hrung beraten sollte. offenen Probleme wurde allerdings durch die In der Sitzung der O¨ KIE am 9. April 1976 Intervention der O¨ KIE im Ministerium erkannt und 1976 wurde von den Grazer Geoda¨sie-Profes- dem BEV mit dem Auftrag weitergegeben, der soren die Stiftung einer Auszeichnung fu¨r hohen Priorita¨t der Grundlagenmessungen durch besondere wissenschaftliche Arbeiten vorge- entsprechende budgeta¨re Umschichtungen im schlagen: die Geburtsstunde der Friedrich eigenen Bereich noch sta¨rker zu entsprechen. Hopfner-Medaille [2]. Ab 1. Ja¨nner 1977 wurde nach einer Unmittelbare Auswirkungen dieser Priorita¨tenrei- 1977 entsprechenden neuen Bewertung durch hung ergaben sich vor allem in der Forcierung der die IUGG und nach einem hierfu¨r notwendigen noch offenen Beobachtungen im Dreiecksnetz Ministerratsbeschluß der Mitgliedsbeitrag O¨ ster- 1. Ordnung als Vorbereitung der ReTrig-Phase 2, reichs in der IUGG von US Sk 600.- auf US Sk 1800.- in der neben Untersuchungen u¨ber Korrelationen (ab 1978: US Sk 2400.-!) angehoben. O¨ sterreich und korrekte Ponderierungen der Meßdaten die wurde damit von der bisherigen niedrigsten Stufe Lotabweichungskorrekturen in den Richtungssa¨t- in eine Kategorie (3) eingeordnet, die dem Land zen vorgesehen war. O¨ sterreich war in dieser Zeit, ¨ auf Grund seiner wirtschaftlichen und wissen- akkordiert mit der OKIE, durch Prof. Mitter (TU schaftlichen Bedeutung zukommt. Wien) und Dr. Litschauer (BEV) in der ReTrig- Subkommission der IAG vertreten. In den Sitzungen der O¨ KIE in den Jahren 1976 und 1977 stand als einer der wichtigsten Tages- Mit der Zuwahl von Prof. Dr.-Ing. Karl Kraus ordnungspunkte permanent die Diskussion u¨ber 1975 (TH Wien/Institut fu¨r Photogrammetrie) eine koordinierte Vorgangsweise in der lokalen wurde erstmals das Spektrum der O¨ KIE u¨ber Schwerefeldbestimmung in O¨ sterreich im Vorder- die Kerngebiete der Ho¨heren Geoda¨sie hinaus grund. Versta¨rkt wurde der Druck durch eine erweitert. Resolution der IAG, die ein astronomisches Nivellement im Parallel 47 no¨rdl. Breite in Im Jahr 1975 konnte die O¨ KIE durch ihre internationaler Kooperation als Grundlage fu¨r Vermittlung ein Projekt des italienischen Istituto weitere Geoidbestimmungen angeregt hatte. Geografico Militare (IGM) unterstu¨tzen, das die Grundsa¨tzlich waren die Voraussetzungen fu¨r Messung eines Geoidprofiles im Meridian 11 o¨stl. konkrete Meßkampagnen gu¨nstig. Das BEV hatte E. Erker: 140 Jahre O¨ sterreichische Geoda¨tische Komission 21 die noch offenen astronomischen Beobachtun- sterien um eine entsprechende Dotierung der gen im Netz 1. Ordnung durch den Einsatz des damit anfallenden Dienstreisen und u.a. auch um Zeiß’schen Prismenastrolabiums enorm beschleu- die Finanzierung einer IUGG-Generalversamm- nigen und fu¨r die Anwendung in Phase 2 von lung in Wien. Die von der o¨sterreichischen ReTrig rechtzeitig abschließen ko¨nnen und konnte Regierung vorgegebenen restriktiven Budgetan- daher in Vollziehung seines gesetzlichen Auf- sa¨tze fu¨hrten aber nur im beschra¨nkten Ausmaß trages (VermG. 1968, § 1) die astrogeoda¨tischen zu positiven Erledigungen der Antra¨ge. Eine Beobachtungen fu¨r eine fla¨chendeckende Geoid- Einladung der IUGG wurde auf einen spa¨teren bestimmung in O¨ sterreich in Angriff nehmen. Termin verschoben. Andererseits gab es bereits die erwa¨hnten Initiativen der Universita¨tsinstitute in Wien, Graz Eine Entspannung der Situation ergab sich erst und Innsbruck. Nach einigen zum Teil durchaus in den letzten etwa zehn Jahren, allerdings kontrovers gefu¨hrten Diskussionen konnte man zumeist nur durch die U¨ bernahme der Finanzie- sich in der O¨ KIE auf eine koordinierte Vorgangs- rung von Dienstreisen, die auch im Sinne der ¨ weise einigen. Es wurde beschlossen, durch OKIE notwendig waren, durch die involvierten einen Antrag an den Fonds zur Fo¨rderung der Institutionen. wissenschaftlichen Forschung die finanzielle Ab- In einem von Prof. Bretterbauer und Prof. sicherung der fu¨r die Geoidbestimmung not- 1979 Moritz verfaßten Memorandum an das wendigen Meßkampagnen der Universita¨tsinsti- zusta¨ndige Bundesministerium fu¨r Bauten und tute sicherzustellen. Eine Abstimmung der Ein- Technik (BMfBuT) wurde die Schaffung eines satzbereiche mit dem BEV wurde vorgesehen. Schweregrundnetzes in O¨ sterreich und eine Verleihung der Friedrich anschließende systematische gravimetrische Lan- 21. April 1978 Hopfner-Medaille an Univ. desaufnahme angeregt. Die seit Jahren vom BEV Doz. Dr. Karl Killian [2]. durchgefu¨hrten Schweremessungen sollten da- mit unterstu¨tzt und forciert werden. Der vom BEV ¨ ¨ 4.2 Die OKIE (OGK) in den letzten 25 Jahren eingeleitete U¨ bergang auf moderne Meßmittel ihrer 140-ja¨hrigen Geschichte: (Relativgravimeter Lacost-Romberg) sollte durch Am Beginn dieses Abschnittes soll nicht uner- ein Absolutgravimeter erga¨nzt werden. Die ent- wa¨hnt bleiben, daß die Finanzierung der Auf- sprechenden Bemu¨hungen des Direktors der gaben der O¨ KIE auch im letzten Viertel des 20. Jh. Zentralanstalt fu¨r Meteorologie und Geodynamik große Probleme verursachte. Die aufwendigen (ZAMG), Univ. Prof. Dr. P. Steinhauser, mu¨ndeten und zum Teil erfolglosen Bemu¨hungen um eine letztlich im Jahre 1986, nach dem Ankauf eines dem internationalen Standard entsprechende derartigen Gera¨tes im Rahmen einer Sonderdota- finanzielle Absicherung der Aufgaben der O¨ KIE tion durch das Bundesministerium fu¨r Wissen- fu¨hrten auch zu U¨ berlegungen u¨ber die Sinnhaf- schaft und Forschung (BMWF), in einem Verwal- tigkeit der Ressortierung der O¨ KIE im Bundes- tungsu¨bereinkommen zwischen diesem Ministe- ministerium fu¨r Bauten und Technik und hatten rium und dem BMfBuT, in dem die ihren Niederschlag u.a. auch in der Vorbereitung Zusammenarbeit zwischen dem BEV, der einer Neuformulierung der Statuten der O¨ KIE. Die ZAMG, der Geologischen Bundesanstalt und Diskussionen hieru¨ber nahmen natu¨rlich in den fu¨nf Universita¨tsinstituten geregelt wurde. Das Sitzungen der Kommission breiten Raum ein und damals angeschaffte Absolutgravimeter JILAg-6 zwar speziell unter Beru¨cksichtigung der im ist nach einer Anzahl von Reparaturen und folgenden geschilderten Entwicklung: Updates nach wie vor erfolgreich im Einsatz und hat O¨ sterreich in vielen nationalen und Auf Grund der international anerkannten internationalen Kampagnen hervorragende Dien- Leistungen der o¨sterreichischen Geoda¨sie waren ste geleistet. U¨ ber Projekte und Ergebnisse von in der Zwischenzeit verantwortliche Funktionen in Meßkampagnen wurde in vielen Sitzungen der der IAG an o¨sterreichische Geoda¨ten vergeben O¨ KIE vom Betreiber des Gera¨tes (Dr. Ruess/BEV) worden: u.a. Prof. Moritz: 1.Vizepra¨sident der IAG; berichtet. Prof. Rinner: Pra¨sident der Sektion I (Geoda¨tische Netze). Damit waren natu¨rlich versta¨rkt Verpflich- Im Dezember 1979 fand in Canberra, Australien, tungen zur Teilnahme an internationalen Veran- die XVII. Generalversammlung der IUGG/IAG staltungen verbunden. Vor diesem Hintergrund statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde und im Bewußtsein der Bedeutung O¨ sterreichs in Univ.Prof. Dr. Helmut Moritz fu¨r die Funktions- der geoda¨tischen Forschung bemu¨hte sich die periode 1979 – 1983 zum Pra¨sidenten der IAG O¨ KIE in Interventionen an die zusta¨ndigen Mini- gewa¨hlt. Die Bedeutung dieser Wahl fu¨rO¨ ster- 22 Vermessung & Geoinformation 1/2004 reich und die o¨sterreichische Geoda¨sie konnte sche Geoda¨sie durch eine bedeutsame Initiative und kann nicht genug gewu¨rdigt werden. im Bereich der akademischen Ausbildung zum Bereits im Ja¨nner 1979 war ein Entwurf fu¨r Ausdruck. Anlaß war die geplante Zusammenle- ¨ 1980 die Neufassung der Statuten der O¨ KIE an gung geoda¨tischer Institute, gegen die die OKIE die zusta¨ndigen Ministerien, an die Bundes- in Schreiben an die zusta¨ndigen Bundesminister ¨ Ingenieurkammer und an das BEV ausgesendet nachdru¨cklich Stellung bezog. Ahnliche Interven- worden. Nach Beru¨cksichtigung und Einarbei- tionen ergaben sich auch in den folgenden Jahren tung der entsprechenden Stellungnahmen konn- ten damit rechtzeitig vor Beginn der na¨chsten Abb. 5: Funktionsperiode der O¨ KIE diese neuen Statuten Univ.- Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. DDr.-Ing. E.h. Karl durch den zusta¨ndigen Bundesminister fu¨r Bau- Rinner (1912 — 1991) ten und Technik in Kraft gesetzt werden (vero¨ffent- Direktor des Deutschen licht in [3]). Geoda¨tischen For- Die Statuten des Jahres 1980 beinhalten als schungsinstitutes in Mu¨n- wesentliche Neuerungen: chen (1957-1959) Vorstand des Institutes fu¨r & Die im §2 der Statuten enthaltenen Aufgaben Landesvermessung und der Kommission nehmen erstmals Ru¨cksicht Photogrammetrie der auf das Vermessungsgesetz durch die Formu- Technischen Universita¨t in lierung des Absatzes 1: Die O¨ KIE vertritt die Graz (1959-1982) Belange O¨ sterreichs in der IAG und bei Rektor der Technischen zwischenstaatlich vereinbarten Erdmessungs- Hochschule in Graz (1970- arbeiten, soweit diese nicht in den Vollzug des 1972) Pra¨sident der O¨ sterreichischen Kommission fu¨r die Vermessungsgesetzes BGBl. Nr. 306/1968 … Internationale Erdmessung (1980-1987) erfolgen. & Ordentliche Mitglieder der Kommission sind neben den maximal 18 Universita¨tsprofessoren U¨ ber Antrag der Kommissionsmitglieder je ein Vertreter des BMfBuT und des BMWF, der 1981 Moritz, Rinner und F. Steinhauser wurde jeweilige Pra¨sident des BEV, der Vorstand der das schon seit vielen Jahren bestehende Natio- Abteilung „Erdmessung“ des BEV, sowie ein nalkomitee fu¨r Geoda¨sie und Geophysik (NKGG) Vertreter der Bundes-Ingenieurkammer. als Kommission der naturwissenschaftlichen Klasse der O¨ sterreichischen Akademie der & Ehemalige ordentliche Mitglieder der Kommis- Wissenschaften (O¨ AW) in einen offiziellen Status sion ko¨nnen als außerordentliche Mitglieder den u¨bergefu¨hrt. Die O¨ KIE blieb jedoch gema¨ß §2, Sitzungen beigezogen werden. Abs.1ihrer Statuten offizielle Verbindungsstelle & Perso¨nlichkeiten, die sich um die Belange der zur IUGG. Dem NKGG fa¨llt die Aufgabe zu, die ¨ Erdmessung in Osterreich verdient gemacht O¨ KIE bei der Ausu¨bung der Verbindung zu allen 7 haben, ko¨nnen zu korrespondierenden Mit- Assoziationen der IUGG zu beraten. Als Kommis- gliedern ernannt werden. sion der O¨ AW kann das NKGG natu¨rlich alle Das fu¨r die Kommssion zur Verfu¨gung stehende fachlichen Aktivita¨ten ausu¨ben, die im Interesse Budget beschra¨nkte sich allerdings weiterhin auf der O¨ AW liegen. die Finanzierung der im Aufgabenbereich der ¨ Verleihung der Friedrich Hopfner-Medaille OKIE anfallenden unbedingt notwendigen Dienst- an Prof. Dr. Karl Ramsayer, Stuttgart reisen. 1982 Die im Rahmen der O¨ KIE angeregte Mit der 1980 beginnenden und wie bisher vier koordinierte Vorgangsweise bei der Er- Jahre dauernden neuen Funktionsperiode gab es 1983 fassung des lokalen Schwerefeldes in O¨ sterreich auch einen Wechsel in der Leitung der Kommis- war 1983 so weit fortgeschritten, daß die ersten sion: Als neuer Pra¨sident und Nachfolger von Prof. fundierten Ergebnisse in einem weiteren Band Hauer wurde Univ.Prof. Dr. techn. Dr.-Ing. Karl (Neue Folge, Band III) der „Geoda¨tischen Ar- Rinner gewa¨hlt. Neuer Sekreta¨r der Kommission beiten O¨ sterreichs fu¨r die Internationale Erd- wurde Univ.Prof. Dr. Kurt Bretterbauer. (Prof. messung“ mit dem Titel „Das Geoid in O¨ sterreich“ Rinner und Prof. Bretterbauer behielten ihre vero¨ffentlicht werden konnten [5]. Die Arbeit Funktionen auch in der Periode 1984 – 1987.) wurde im Rahmen der XVIII. Generalversamm- Im Jahr 1980 kam das Selbstversta¨ndnis der lung der IUGG/IAG in Hamburg vorgelegt. O¨ KIE und ihre Verantwortung fu¨r die o¨sterreichi- Grundlage dieser astrogeoda¨tischen Geoidbe- E. Erker: 140 Jahre O¨ sterreichische Geoda¨tische Komission 23 stimmung waren etwa 560 Lotabweichungen, die Die oben angefu¨hrte Berechnung geopoten- in einem mehr oder minder regelma¨ßigen Raster tieller Koten war durch umfangreiche relative 4/5 des Bundesgebietes u¨berdeckten. Die Be- Schweremessungen des BEV entlang der Nivelle- rechnungen wurden vo¨llig unabha¨ngig vonein- mentlinien und Ableitung eines schon 1979 von ander mit Hilfe zweier prinzipiell verschiedener der O¨ KIE argumentativ unterstu¨tzten Schwere- Methoden an der TU Graz (Kollokation) und im grundnetzes ermo¨glicht worden. Durch den Ein- BEV in Wien (modifiziertes astronomisches satz eines italienischen Absolutgravimeters war Nivellement) durchgefu¨hrt, verglichen und analy- auch versucht worden, die absolute Lagerung siert. und damit die Datumsbestimmung des o¨ster- reichischen Schweresystems vorzubereiten. Der Abschluß der Arbeiten mit einer Bearbeitung des gesamten Bundesgebietes u.a. unter Ver- Probleme in der Finanzierung der Abtei- wendung von weiteren etwa 100 Lotabweichun- 1984 lung Satellitengeoda¨sie des Observatori- gen erfolgte 1987 wieder als Vorlage bei einem ums Graz-Lustbu¨hel konnten zumindestens teil- ¨ IUGG-Kongreß (Vancouver) als Band IV der weise u¨ber Vermittlung der OKIE durch die Neuen Folge der Publikationen der O¨ KIE [6]. Zuteilung eines akademischen Mitarbeiters aus dem Personalstand des BEV abgedeckt werden. Das Einscha¨tzen der zunehmenden Bedeu- Auch in den folgenden Jahren war die Finanzie- tung einer lokalen Schwerefeldbestimmung und rung des Observatoriums Lustbu¨hel – vorsichtig das rechtzeitige Erkennen der Notwendigkeit ausgedru¨ckt – nicht optimal, so daß die O¨ KIE einer akkordierten Vorgangsweise bei der Beob- auch weiterhin versuchen mußte, die Bedeutung achtung, Bearbeitung und Archivierung der der Station im internationalen und nationalen Meßdaten war im konkreten Projekt vor allem Umfeld in entsprechenden Resolutionen (z.B. ein Verdienst der O¨ KIE. Die Fokussierung aller 1988) an die zusta¨ndigen Verwaltungsdienst- Institutionen zur gemeinsamen Bewa¨ltigung der stellen, im speziellen an das BMWF, zum Aus- Schwerpunktaufgabe „Geoidbestimmung“ fu¨hrte druck zu bringen. in relativ kurzer Zeit zu einem international anerkannten Ergebnis und stellt bis heute die 1984 wurde in der O¨ KIE zum ersten Mal der Grundlage fu¨r den U¨ bergang vom physikalischen Einsatz des Global Positioning System (GPS) in in den geometrischen Raum und umgekehrt dar. O¨ sterreich erwogen. Auf Grund der damals noch hohen Kosten eines Empfa¨ngers wurde ein In der Erfassung der 3. Dimension wurde im koordiniertes Vorgehen angestrebt und zum Jahr 1983 neben der Bestimmung der „Geo- Studium der diesbezu¨glichen Probleme eine ¨ ¨ idhohe“ auch die Neugestaltung des osterreichi- Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Su¨nkel ¨ schen Hohensystems selbst zu einem wesent- eingerichtet. Konkret eingeleitet wurden die lichen Thema der O¨ KIE. Nach Abschluß der Anschaffung eines GPS-Empfa¨ngers im Rahmen ¨ ¨ vollstandigen Ubermessung der Linien 1. Ord- eines Forschungsprojektes (WEGENER-MED- ¨ ¨ nung des osterreichischen Prazisionsnivelle- LAS/Geodynamische Untersuchungen im Mittel- ments durch das BEV war eine geschlossene meerraum) und Testmessungen mit bereits im Neuausgleichung im System der geopotentiellen Handel befindlichen Gera¨ten (Macrometer und ¨ ¨ Koten geplant. Im Anschluß daran ware uber die Wild WM 101). Ableitung metrischer Ho¨hen, bzw. u¨ber die Ho¨henart und u¨ber die Festlegung des Datums Ebenfalls 1984 wurde vom International Coun- zu entscheiden. Da diese Entscheidung von cil of Scientific Unions (ICSU) ein Programm zur weitreichender Bedeutung sowohl fu¨r wissen- geophysikalischen, geologischen und geoda¨ti- schaftliche als auch fu¨r praktische Zielsetzungen schen Erforschung der Lithospha¨re gestartet und war, wurde in der Kommission eine Arbeitsgruppe, zu diesem Zweck eine „Inter Union Commission bestehend aus den Univ.Prof. Brandsta¨tter, Moritz, on the Lithosphere“ gegru¨ndet. U¨ ber die O¨ KIE Schelling und Su¨nkel, sowie Dr. Zeger, dem Leiter wurde das Nationalkomitee fu¨r Geoda¨sie und der zusta¨ndigen Abteilung Erdmessung des BEV, Geophysik eingeladen, ein Forschungsprogramm gebildet, die die Argumente fu¨r die zuku¨nftige zu erstellen. Das aus 12 Teilprojekten bestehende Vorgangsweise erarbeiten sollte. Die Beratungen und bestechend konzipierte Gesamtprogramm fu¨hrten zu dem Beschluß, von den bisherigen scheiterte jedoch leider an der Frage der spha¨roidischen Ho¨hen auf orthometrische Ho¨hen Finanzierung, sodaß nur einige Teilprojekte mit u¨berzugehen, die sich auf den Horizont des Unterstu¨tzung durch den Fond zur Fo¨rderung der internationalen europa¨ischen Nivellementnetzes wissenschaftlichen Forschung umgesetzt werden UELN, den Amsterdamer Pegel, beziehen sollten. konnten. 24 Vermessung & Geoinformation 1/2004

In einer Arbeitsgruppe der O¨ KIE (Leitung betrieben durch den o¨sterreichischen Delegierten 1985 Prof. Kraus) wurde die Zusammenfu¨hrung in der IUGG, Prof. P. Steinhauser, war ein und Koordination der in O¨ sterreich existierenden betra¨chtliches Engagement im o¨sterreichischen digitalen Gela¨ndeho¨hen- und Dichtemodelle (BEV, Werbestand, betreut durch die Herren Bretter- ZAMG, TU Wien, Montanuniversita¨t Leoben) bauer, Erker, Pesec und Su¨nkel, erforderlich, um diskutiert. Unmittelbarer Anlaß hierfu¨r waren die mo¨glichst viele Teilnehmer an der Generalver- in der Schwerefeldbestimmung und Gravimetrie sammlung fu¨r einen Aufenthalt in Wien ein- auftretenden Probleme in der Reduktion der zustimmen und damit die nationalen Entschei- gemessenen Schwerewerte und Lotabweichun- dungen zu beeinflußen. Mit Erfolg! Die Abstim- gen. mung im Rat fiel mit 26 : 16 Stimmen fu¨r Wien aus. Fu¨r ihren Einsatz belohnt wurden die o¨ster- Verleihung der Friedrich Hopfner-Medaille reichischen Teilnehmer am Kongreß letztlich am an Prof. Dr. Hellmut Schmid, Zu¨rich. 1986 Ende der Schlußveranstaltung der Generalver- In einer Ministerratssitzung am 17. Juni 1986 fiel sammlung mit dem Abspielen des Donauwalzers. die endgu¨ltige Entscheidung der Bundesregie- ¨ rung fu¨r die Bewerbung um die Abhaltung der Nach diesem erfolgreichen Start Osterreichs in IUGG-Generalversammlung 1991. Der Pra¨sident Vancouver war ohne Verzug an die weitere der O¨ KIE wurde vom zusta¨ndigen Minister fu¨r Vorbereitung zu denken und ein verantwortliches Bauten und Technik eingeladen, im Rahmen der Gremium, ein „Lokales Organisationskomitee“, O¨ KIE diese Bewerbung um den Kongreß vorzu- einzusetzen, das die Idee in die Tat umsetzen bereiten. sollte. Die Effizienz dieses Komitees zeigte sich spa¨testens 1991 in der gla¨nzenden Performance Am 3. Dezember 1986 veranstaltete die O¨ KIE des XX. IUGG-Kongresses in Wien. gemeinsam mit dem BEVein Symposium zu Ehren ¨ des vor 100 Jahren verstorbenen Astronomen, Die berechtigte Genugtuung der OKIE u¨ber Geoda¨ten und 4. Pra¨sidenten der O¨ sterreichi- die geleistete Arbeit, nicht nur in der Vorbereitung schen Gradmessungskommission, Theodor Ritter des Wiener IUGG-Kongresses, sondern in der von Oppolzer. In einer beeindruckenden Vortrags- gesamten Zeit der letzten beiden Funktions- reihe wurden von prominenten Vertretern der perioden kommt in der im folgenden ausschnitts- beiden Disziplinen rund um die Person Oppolzers weise zitierten Erkla¨rung von Prof. Moritz in der ¨ wissenschaftliche Beitra¨ge pra¨sentiert, die einen Sitzung der OKIE am 30. Oktober 1987, imponierenden Einblick in die verwobene Ge- verbunden mit einem Dank an alle Akteure, zum schichte der astronomischen und geoda¨tischen Ausdruck: ¨ Forschung in Osterreich und in aktuelle Projekte Es ist keine U¨ bertreibung festzustellen, daß die ermo¨glichten. Die Vortra¨ge sind im Band V der Arbeit der O¨ KIE in der nunmehr zum Abschluß ¨ Neuen Folge der OKIE-Serie „Geoda¨tische Ar- kommenden 8-ja¨hrigen Funktionsperiode (unter ¨ beiten Osterreichs fu¨r die Internationale Erd- der Pra¨sidentschaft von Prof. Rinner) einen messung“ publiziert [7]. Ho¨hepunkt in ihrer Geschichte erreicht hat. In der Zeit vom 10. – 22. August 1987 fand Noch nie war die Zusammenarbeit zwischen 1987 in Vancouver, Canada, die XIX. General- den Hochschulinstituten, dem Bundesamt fu¨r versammlung der IUGG statt. O¨ sterreich war im Eich- und Vermessungswesen und der Zentral- Rahmen dieses Kongresses repra¨sentativ in allen anstalt fu¨r Meteorologie und Geodynamik so gut, 7 Assoziationen der IUGG vertreten. Neben so intensiv und so erfolgreich, wie z.B. die wissenschaftlichen Vortra¨gen und Posterpra¨sen- Bestimmung des Geoides in O¨ sterreich und die tationen war es eine vornehme Aufgabe aller GPS-Kampagnen bewiesen haben … o¨sterreichischen Teilnehmer fu¨r die Veranstaltung Die O¨ KIE hatte hierfu¨r als Katalysator und der na¨chsten Generalversammlung in Wien zu Koordinator einen wesentlichen Beitrag geleistet. werben. Nach der schon vorher erfolgten Abgabe der offiziellen Bewerbung durch den Pra¨sidenten Gema¨ß den Statuten der O¨ KIE war mit der O¨ KIE, als Vertreter der zusta¨ndigen nationalen 1988 Beginn des Jahres 1988 die Kommission Organisation, versuchte sich die o¨sterreichische neu zu bestellen. Da die Funktion des Pra¨sidenten Delegation in Vancouver in einer gut angelegten maximal 8 Jahre von einer Person ausgeu¨bt Werbekampagne gegen die starke Konkurrenz werden kann, war ein Nachfolger fu¨r Prof. Rinner aus den Niederlanden durchzusetzen. Neben der in diesem Amt zu wa¨hlen. Die einstimmige und wichtigen unmittelbaren Kontaktnahme mit den eindeutige Wahl fiel auf Univ. Prof. Dr. Helmut Mitgliedern des Rates der IUGG, vor allem Moritz. Neuer Sekreta¨r wurde Dr. Erhard Erker, als E. Erker: 140 Jahre O¨ sterreichische Geoda¨tische Komission 25

Leiter der Abteilung Erdmessung des BEV Auszeichnung: Prof. Moritz wurde zum Pra¨siden- Mitglied der neuen Kommission. (Prof. Moritz ten der IUGG gewa¨hlt. Damit wurde die weltweit und Dr. Erker wurden auch in der folgenden anerkannte wissenschaftliche Leistung des O¨ KIE- Funktionsperiode 1992 – 1995 von der Kommis- Pra¨sidenten in nicht mehr u¨berbietbarer Form sion in ihren A¨ mtern besta¨tigt.) gewu¨rdigt. Mit Prof. Moritz hatte sich aber auch die o¨sterreichische Schule der Geoda¨sie an die Neu zu bestellen waren auch die Vertreter Spitze der geoda¨tischen Disziplin gereiht. O¨ sterreichs in der neugeschaffenen EUREF- Subkommission der IAG. Die 1954 gegru¨ndete Im Rahmen einer A¨ nderung der Statuten ReTrig-Subkommission der IAG hatte ihre Ziel- 1992 der O¨ KIE wurde den engen interdiszi- setzung, die zweidimensionale Neuausgleichung plina¨ren Verflechtungen zwischen Geoda¨sie und des Europa¨ischen Dreiecksnetzes 1. Ordnung mit Geophysik Rechnung getragen: Ab 1992 geho¨ren der Pra¨sentation des Europa¨ischen Datums ED 87 zum Kreis der Ordentlichen Mitglieder neben den erfolgreich abgeschlossen. Wa¨hrend der General- schon bisher genannten Mitgliedern auch der versammlung der IUGG/IAG in Vancouver war Direktor der Zentralanstalt fu¨r Meteorologie und eine neue Subkommission mit der Bezeichnung Geodynamik (ZAMG). Zu den „ausfu¨hrenden EUREF (European Reference Frame) geschaffen Organen“ der O¨ KIE za¨hlt damit neben den worden, die die Arbeit der ReTrig-Subkommission Universita¨tsinstituten und dem BEV auch die in einer 3D-Lo¨sung weiterfu¨hren sollte. Wie schon ZAMG (und entsprechend der neuesten Fassung bisher in der ReTrig-Subkommission sollte die der Statuten ab 2004 auch die Abteilung Mitarbeit in der Kommission durch je einen Satellitengeoda¨sie des Instituts fu¨r Weltraumfor- Vertreter der Vermessungsbeho¨rde und der schung der Akademie der Wissenschaften). Universita¨ten gewa¨hrleistet sein. U¨ ber Einladung Auf Grund der ausgereiften Technologie wurde in des Pra¨sidenten der neuen EUREF-Subkommis- der Sitzung am 26.6.1992 beschlossen, die 1984 sion an die O¨ KIE wurden Dr. Erker und Prof. gegru¨ndete GPS-Kommission der O¨ KIE aufzulo¨- Kahmen als o¨sterreichische Delegierte nominiert. sen. Weitere Kooperationen waren nur mehr im Berichte und Diskussionen u¨ber den Arbeits- Rahmen von konkreten Projekten vorzusehen. fortschritt in der EUREF-Subkommission stellten ab diesem Zeitpunkt wesentliche Tagesordnungs- In derselben Sitzung wurde erneut eine Geoid- punkte in den Sitzungen der O¨ KIE dar. Kommission eingerichtet, deren Aufgabe die Verleihung der Friedrich Hopfner-Medaille Vorbereitung und Koordination einer lokalen an Prof. Dr. Fritz K. Brunner, Sydney. Schwerefeldbestimmung mit ho¨chstmo¨glicher 1990 Auflo¨sung war. Die Initiativen dieser „Subkommis- 11. – 24. August 1991: Die Abhaltung der sion“ mu¨ndeten letztlich in ein Verwaltungsu¨ber- 1991 XX. Generalversammlung der IUGG in einkommen, abgeschlossen zwischen dem BEV Wien wurde nicht nur zu einer gla¨nzenden und zwei Geoda¨sieinstituten der TU Graz. Die Pra¨sentation der Erdwissenschaften, sondern Geoid-Kommission hatte in den Folgejahren im auch zu einem wu¨rdigen Ausha¨ngeschild fu¨r Rahmen der O¨ KIE-Sitzungen den Fortschritt im O¨ sterreich. Etwa 5000 Geoda¨ten und Geophy- Projekt zu pra¨sentieren und zur Diskussion zu siker hatten die Mo¨glichkeit, neben einer repra¨- stellen. Ein Zugriff auf die Schweremessungen der sentativen Fachfirmenausstellung, aus fast 8000 O¨ MV, der ZAMG und der Montanuniversita¨t in Vortra¨gen ihre speziellen Schwerpunkte zu Leoben, als Erga¨nzung zu den Schwerewerten wa¨hlen und in einem umfangreichen Rahmen- des BEV, wurde durch die Vermittlung der programm die Scho¨nheiten und das kulturelle Kommission ermo¨glicht. Angebot Wiens zu genießen. Der international anerkannte Erfolg der Veranstaltung war nicht Die immer sta¨rker werdende Verflechtung zuletzt dem optimalen Einsatz des Vorbereitungs- 1994 der Teildisziplinen im Vermessungswesen komitees unter der Leitung von Prof. Su¨nkel zu und ihre Integration auch im Bereich der Erd- verdanken. Zeitweise waren bis zu 80 Mitarbeiter messung fu¨hrten zu einer neuerlichen Diskussion (!) aus den unterschiedlichsten Universita¨tsin- u¨ber die Erweiterung der Kompetenzen der ¨ stituten und aus Verwaltungsdienststellen (u.a. Kommission und einer entsprechenden Anderung ¨ BEV und ZAMG) in der Vorbereitung und in der ihres Namens in „Osterreichische Geoda¨tische Durchfu¨hrung der Veranstaltung ta¨tig. Kommission“. Zu u¨berlegen wa¨re eine Erweite- rung auf die Bereiche Landesvermessung, Geo- Die an den „Wiener Kongreß“ anschließende neue information und Geophysik. Aktivita¨ten der Funktionsperiode der IUGG (1991 – 1995) Kommission in der Organisation der akademi- begann auch fu¨rO¨ sterreich mit einer besonderen schen Ausbildung sollten in Zukunft in einem 26 Vermessung & Geoinformation 1/2004

„Koordinationskomitee fu¨r Fragen des Berufs- Netzes in O¨ sterreich mit der Bezeichnung AGREF feldes“ gebu¨ndelt und gekla¨rt werden. (Austrian Geodynamic Reference Frame) begon- nen worden [9]. Die Erstvermessung des AGREF IUGG/IAG-Generalversammlung in Boul- erfolgte – verteilt u¨ber mehrere Jahre – gemein- der/USA: Die Vorbereitung fu¨r die Gene- 1995 sam durch die IWFSG und das BEV unter ralversammlung erfolgte sowohl in der O¨ KIE als Mitwirkung der beiden geoda¨tischen Institute auch im NKGG u.a. in der Ausarbeitung von der TU Graz und ausla¨ndischer Institutionen. Wahlvorschla¨gen fu¨r die IUGG/IAG-Funktionen, in Neben der geodynamischen Zielsetzung ist der Nominierung der o¨sterreichischen Delegier- AGREF, als Verdichtung des europa¨ischen Be- ten in den 7 Assoziationen und in der Union und in zugsrahmens EUREF, auch die nationale Realisie- der Abstimmung der o¨sterreichischen Beitra¨ge. rung des europa¨ischen Bezugssystems ETRS 89. Wie in den vorhergehenden Generalversamm- Fu¨r eine sinnvolle Anwendung in der Praxis war lungen wurden auch 1995 die Mitgliedstaaten der allerdings eine weitere Verdichtung auf etwa 300 IAG aufgefordert, einen Nationalbericht vorzule- Punkte in ganz O¨ sterreich vorzusehen. Das gen. Die o¨sterreichischen Nationalberichte hatten Projekt mit der Bezeichnung AREF (Austrian sich schon 1987 und 1991, dem generellen Trend Reference Frame) sollte in einer Kooperation folgend, immer mehr in Zusammenstellungen von zwischen dem BEV (Stabilisierung und Punktver- Publikationslisten gewandelt. Umfangreiche, re- waltung) und einer Gruppe von Ingenieurkonsu- pra¨sentative Berichte gab es nur mehr von lenten fu¨r Vermessungswesen (Beobachtung) wenigen Nationen, sodaß das Interesse der durchgefu¨hrt werden. Im Zuge der Vorbereitung Kongreßteilnehmer an diesen Berichten immer der Kampagne wurde die O¨ GK ersucht, bei den mehr abnahm. Abweichend von der bisherigen noch offenen Fragen der Gestaltung des Netzde- Vorgangsweise wurde deshalb beschlossen, die signs und der Ausgleichung zu beraten und zu o¨sterreichischen Beitra¨ge zur IAG-Generalver- vermitteln. Die Einbindung geoda¨tischer Institute sammlung 1995 in einem eigenen Heft der in Graz (Prof. Brunner) und in Wien (Prof. O¨ sterreichischen Zeitschrift fu¨r Vermessung und Bretterbauer) sowie der IWFSG (Prof. Su¨nkel) Geoinformation (VGI) zusammenzufassen und gewa¨hrleistete damit letztlich auch eine fundierte damit sowohl den Kongreßteilnehmern als auch wissenschaftliche Basis fu¨r den neuen o¨ster- dem interessierten Leser in O¨ sterreich zur reichischen Bezugsrahmen AREF, der in der Verfu¨gung zu stellen [8]. Die Verwendung des Zwischenzeit in das Eigentum und in die Mediums der O¨ sterreichischen Gesellschaft fu¨r Verwaltung des BEV u¨bergegangen ist. Vermessung und Geoinformation, der VGI, als 1996 wurde im Sinne einer versta¨rkten O¨ ffent- „Organ der O¨ sterreichischen Kommission fu¨r die lichkeitsarbeit die schon in Kapitel 2 erwa¨hnte Internationale Erdmessung“, hatte schon eine O¨ GK-Homepage eingerichtet. Die O¨ ffentlichkeits- Jahrzehnte lange Tradition. Die Mo¨glichkeit der arbeit der Kommission sollte auch durch eine Inanspruchnahme eines ganzen Heftes und der weitere Einrichtung versta¨rkt werden: Schon im Finanzierung durch die Gesellschaft, entspre- Jahre 1979 war mit der Einfu¨hrung eines chend den fru¨heren Sonderheften der O¨ Z, kann Vortragsteiles im Programm der Kommissionssit- jedoch nicht genug gewu¨rdigt werden. zungen eine alte Tradition wieder aufgenommen Mit Beginn der neuen Funktionsperiode worden. Die Mitglieder der Kommission hatten 1996 wurde die schon lange diskutierte A¨ nde- damit die Mo¨glichkeit, ihre wissenschaftlichen rung des Namens der Kommission auf „O¨ ster- Arbeiten im Rahmen der Kommission zu pra¨sen- reichische Geoda¨tische Kommission“ durch den tieren und zur Diskussion zu stellen. zusta¨ndigen Bundesminister genehmigt. Im Rah- ¨ ¨ men der ebenfalls notwendigen Neubestellung Die Offnung der OGK und die Bereitstellung der Kommission stand nach der zweiten Funk- von Informationen u¨ber die Arbeit ihrer Mitglieder tionsperiode von Prof. Moritz auch die Wahl eines wurde 1996 durch die Aktivierung dieser in den neuen Pra¨sidenten heran. Die Wahl fiel einstimmig letzten Jahren etwas vernachla¨ssigten Tradition auf Univ. Prof. Dr. Hans Su¨nkel. Dr. Erker wurde in erneut unterstu¨tzt: In einem „o¨ffentlichen Teil“ seiner Funktion als Sekreta¨r besta¨tigt. jeder Sitzung wurde beginnend mit November 1996 gemeinsam mit der O¨ sterreichischen Gesell- U¨ ber Initiative der Abteilung Satellitengeoda¨sie schaft fu¨r Vermessung und Geoinformation ein des Institutes fu¨r Weltraumforschung der O¨ ster- Fachvortrag angeboten. Die große Zahl an reichischen Akademie der Wissenschaften interessierten Teilnehmern rechtfertigte dieses (IWFSG) war bereits Anfang der Neunzigerjahre neue Angebot schon beim ersten Vortrag (Prof. mit dem Aufbau eines geodynamischen GPS- Bretterbauer). In der Folge konnten auch pro- E. Erker: 140 Jahre O¨ sterreichische Geoda¨tische Komission 27 minente Ga¨ste fu¨r diese Veranstaltung gewonnen Bedeutung der Kommission im nationalen Bereich werden (u.a.: Mai 1997: Prof. Rummel/TU Mu¨n- hervorgehoben wu¨rde. chen). Gerade der zweite Aspekt, die Akzeptanz der Ausgelo¨st durch die bevorstehenden O¨ GK durch die Kommissionsmitglieder, hatte in 1997 Nachbesetzungen von geoda¨tischen den letzten Jahren doch merklich abgenommen Ordinarien an der TU Wien und an der TU Graz und hatte auch in der Kommission schon mehr- standen 1997 wieder Ausbildungsfragen im fach zu Diskussionen u¨ber die Sinnhaftigkeit der Vordergrund der Diskussionen in der O¨ GK. Kommission gefu¨hrt. Die Probleme in der Effizienz Angeregt wurden u.a. die Erstellung eines neuen der Kommission ergaben sich vor allem durch ihre Leitbildes fu¨r die Gesamtstudienreform, eine eingeschra¨nkte Flexibilita¨t im Rahmen der rasan- ho¨here Ponderierung der postgradualen Aus- ten technologischen Entwicklung – nur zwei relativ bildung und eine Signalwirkung in der Bezeich- kurze Sitzungen pro Jahr – und auf Grund der nung der Studienrichtung Vermessungswesen mit versta¨rkten eigensta¨ndigen Aktivita¨ten sowohl der Betonung der Geoinformation. universita¨ren Einrichtungen als auch des BEV. Ausbildungsfragen sind auch in den na¨chsten Fu¨r die na¨chste IUGG/IAG-Generalversamm- Jahren bis in das neue Jahrtausend Diskussions- lung in Birmingham/UK im Jahre 1999 wurden themen in der O¨ GK. Die Situation an den sowohl ein Vorschlag fu¨r die Nominierung der Universita¨ten ist gepra¨gt durch abnehmende IUGG/IAG-Officers vorbereitet als auch die Ho¨rerzahlen, durch das Angebot neuer Studien- nationalen Delegierten in der IUGG (Prof. Su¨nkel) pla¨ne mit Bakkalaureat und Magister als Abschluß und in der IAG (Dr. Erker) bestimmt. und durch die mo¨gliche Konkurrenzsituation mit In Hinblick auf seine vielfa¨ltigen Verpflich- Fachhochschulen. 2000 tungen war Prof. Su¨nkel nicht in der Lage, Verleihung der Friedrich Hopfner-Medaille die Leitung der O¨ GK fu¨r die Dauer der gesamten 1998 an Prof. Dr. Heinrich Ebner, Mu¨nchen. neuen Funktionsperiode zu u¨bernehmen. Nach intensiven Diskussionen u¨ber die Zukunft der ¨ ¨ Uber Einladung der Deutschen Geodatischen O¨ GK, die in einigen Sitzungen gefu¨hrt worden Kommission (DGK) fand am 27.10.1998 in waren, erkla¨rte sich Univ. Prof. Dr. Fritz K. Brunner Mu¨nchen eine vorbereitende Sitzung zur Gru¨n- bereit, nach einer U¨ bergangsfrist eines Jahres dung einer Europa¨ischen Geoda¨tischen Kommis- das Amt des Pra¨sidenten der O¨ GK anzunehmen, sion (EGK) statt. Neben dem Gastgeber, der DGK, mit der Ambition, die Rolle der O¨ GK durch nahmen Vertreter der Schwesternorganisationen geeignete Maßnahmen wieder zu sta¨rken und an aus Finnland (auch fu¨r die anderen nordischen die modernen Rahmenbedingungen anzupassen. ¨ Lander), den Niederlanden, der Schweiz, Ungarn Als Zeitpunkt der Amtsu¨bergabe war der Ja¨nner und O¨ sterreich teil. In den genannten La¨ndern ¨ 2001 vorgesehen. Neuer Sekreta¨r wurde Univ. gibt es der OGK vergleichbare Einrichtungen mit Doz. Dr. Christoph Twaroch. denselben Zielsetzungen: Ein wesentlicher Schwerpunkt der Ziele & Koordination wissenschaftlicher Aktivita¨ten 2002 des neuen O¨ GK-Pra¨sidenten, Prof. Brun- & Kontakt mit anderen Disziplinen ner, war die versta¨rkte Pra¨senz der O¨ GK in der & Kontakt und Mitarbeit in internationalen Orga- O¨ ffentlichkeit. Die Ausweitung des „o¨ffentlichen“ nisationen Vortragsteiles der O¨ GK-Sitzungen wurde durch die Kombination mit geoda¨tischen Großveranstal- & Beratung von Ministerien und staatlichen Ein- richtungen tungen angestrebt und zum ersten Mal im Rahmen der Tagung „Erdwissenschaften in Unterschiedlich sind die in den Kommissionen O¨ sterreich 2002“ (PANGEO AUSTRIA I) in Salz- verfu¨gbaren finanziellen und personellen Res- burg verwirklicht, eine Tagung, bei der die O¨ GK sourcen, die vom Betreiben eigener Forschungs- als Mitveranstalter agieren konnte. Die O¨ GK stellen mit sta¨ndig bescha¨ftigtem Personal u¨bernahm sowohl Vortra¨ge in der Plenarsitzung (Deutschland) bis zur individuellen Mitarbeit als auch die Gestaltung einer thematischen ohne eigenem Etat fu¨r operative oder wissen- Sitzung „Geoda¨tische Messungen der Dynamik schaftliche Zwecke (O¨ sterreich) reichen. der Erde“. Die Initiative der DGK wurde von der O¨ GK Eine weitere Mo¨glichkeit zur Pra¨sentation ergab nachdru¨cklich begru¨ßt, da dadurch vor allem die sich durch die Kombination einer O¨ GK-Sitzung internationale Kooperation im erweiterten Europa mit dem O¨ sterreichischen Geoda¨tentag am 10. nachhaltig gefo¨rdert werden ko¨nnte und die April 2003 in Wels. Der o¨ffentliche Teil der Sitzung 28 Vermessung & Geoinformation 1/2004 bestand in Wels aus einer bestens angenom- Fu¨r die mit 2004 beginnende neue Funktions- menen Vortragsreihe junger Wissenschafter mit periode wurden sowohl Pra¨sident Prof. Brunner dem Titel „Trends in der o¨sterreichischen als auch Sekreta¨r Doz. Twaroch in ihren A¨ mtern (geoda¨tischen) Forschung“. besta¨tigt. Eine Initiative aus der ju¨ngsten Zeit ist die Die Realisierung eines modernen geoda¨ti- Einrichtung eines Fo¨rderpreises der O¨ GK fu¨r schen Bezugssystems in O¨ sterreich war in der junge Wissenschafter, der in Wu¨rdigung der O¨ KIE und spa¨ter in der O¨ GK – wie oben schon Verdienste von Prof. Karl Rinner den Namen mehrfach erwa¨hnt – ein immer wieder pra¨sentier- dieses großen Geoda¨ten tragen soll. Damit soll tes und diskutiertes Thema. In der Weiterfu¨hrung die O¨ GK neben der weiterhin bestehenden von ReTrig und EUREF und nach Realisierung des Auszeichnung fu¨r arrivierte Wissenschafter, der europa¨ischen Bezugssystems ETRS 89 mit GPS Friedrich Hopfner-Medaille, auch ein Instrument (AGREF) wurde vom BEV begonnen, das in der zur Verfu¨gung haben, das die hervorragenden Natur vorhandene Festpunktfeld modernen Ge- Arbeiten der jungen Generation entsprechend nauigkeitsanspru¨chen anzupassen. AGREF anerkennt. Der Karl Rinner-Preis soll 2004 zum wurde durch die von der O¨ GK vermittelte ersten Mal vergeben werden. U¨ bernahme von AREF in die Zusta¨ndigkeit des BEV weiter verdichtet und in der Zwischenzeit 5. Schlußbemerkung: durch eine Vielzahl von zusa¨tzlichen GPS- Messungen des BEV weiter erga¨nzt. Die zum Die Aufbereitung der in den Kapiteln 3 und 4 Teil ausgezeichneten Richtungs- und Strecken- geschilderten Geschichte der O¨ KIE/O¨ GK war das messungen der alten Triangulierungsoperate des Ergebnis umfangreicher Recherchen in der etwa BEV wurden im Rahmen der mit GPS abgeleiteten 15 Ordnern umfassenden Ablage der O¨ GK, Koordinaten einer Neuausgleichung unterzogen bestehend aus Sitzungs-Protokollen, Aufzeich- und lassen damit sowohl Schlu¨sse auf lokale und nungen und dem damit verbundenen Schrift- regionale Inhomogenita¨ten des Festpunktfeldes verkehr. Es war der Versuch, einen Mittelweg als auch Aussagen u¨ber die Stabilita¨t der zwischen Weglassen und Hinzufu¨gen zu finden Punktvermarkungen zu. Große Probleme entstan- und soll bei allem ehrlichen Bemu¨hen keinen den bei der Einbindung der zum Teil mit Anspruch auf Vollsta¨ndigkeit erheben. photogrammetrischen Methoden bestimmten Ein- Es wa¨re scho¨n, wenn durch das Aufzeichnen schaltpunkte und bei der vorgesehenen Nachzie- der Geschichte der O¨ GK die Bedeutung dieser hung der Grenzpunkte des Katasters. U¨ ber Einrichtung als gemeinsame Plattform von Wis- ¨ ¨ Vermittlung der OGK wurden fur diese Zwecke senschaft, Verwaltung und Wirtschaft unterstri- ¨ Untersuchungen uber optimale Interpolationsme- chen werden konnte. Ihre vornehmste Aufgabe, thoden sowohl an der TU Wien als auch an der TU Katalysator und Koordinator im Dienste der ¨ Graz gestartet, die in nachster Zukunft abge- o¨sterreichischen und internationalen Geoda¨sie, schlossen werden sollten. Verleihung der Fried- mo¨ge uns noch lange erhalten bleiben. rich Hopfner-Medaille an Prof. Dr. Thomas Wunderlich, Mu¨nchen. Literatur [1] Friedrich Hauer: Organisation und Verlauf der Hundert- jahrfeier der O¨ sterreichischen Kommission fu¨r die Vom 30. Juni bis 11. Juli 2003 fand in Internationale Erdmessung; Sonderheft 24 der O¨ ster- 2003 Sapporo/Japan die XXII. Generalver- reichischen Zeitschrift fu¨r Vermessungswesen, Wien sammlung der IUGG statt. O¨ sterreich war auch 1964 bei dieser Veranstaltung aktiv in allen 7 Assozia- [2] Josef Mitter: Die Friedrich Hopfner-Medaille, ihre tionen vertreten. Die o¨sterreichischen Beitra¨ge zur Stiftung und erste Verleihung durch die O¨ sterreichische ¨ IAG wurden in bewa¨hrter Weise in einem Schwer- Kommission fu¨r die Internationale Erdmessung; Ozf- punktheft der VGI gesammelt und sowohl den VuPh, 66. Jg/1978/Heft 3 [3] O¨ sterreichische Beitra¨ge zur XVII. Generalversamm- Delegierten in Japan als Ersatz eines Nationalbe- lung der Internationalen Union fu¨r Geoda¨sie und richtes als auch den interessierten Lesern in Geophysik und der Internationalen Assoziation fu¨r O¨ sterreich zur Verfu¨gung gestellt [10]. Die Geoda¨sie in Canberra 1979; Geoda¨tische Arbeiten Vorbereitung und Begutachtung des Heftes O¨ sterreichs fu¨r die Internationale Erdmessung, Neue erfolgte im Rahmen der O¨ GK, die Gestaltung Folge, Band II; Wien 1981 und der Druck wurde wieder dankenswerter [4] Proceedings of the International Symposium Figure of ¨ ¨ the Earth and Refraction, , March 14-17, 1967; Weise von der Osterreichischen Gesellschaft fur Sonderheft 25 der O¨ sterreichischen Zeitschrift fu¨r Vermessung und Geoinformation u¨bernommen. Vermessungswesen, Wien 1967 Vermessung & Geoinformation 1/2004, S. 29-40 29

[5] Das Geoid in O¨ sterreich; Geoda¨tische Arbeiten O¨ ster- [9] Das O¨ sterreichische Geodynamische Bezugssystem reichs fu¨r die Internationale Erdmessung, Neue Folge, AGREF, Realisierung und Ergebnisse, IWFSG, BEV, Band III, Graz 1983 1997 [6] The Gravity Field in Austria; Geoda¨tische Arbeiten [10] Austrian Contributions to the XXII. General Assembly of ¨ Osterreichs fu¨r die Internationale Erdmessung, Neue the International Union of Geodesy and , Folge, Band IV, Graz 1987 June 30 – July 11, 2003 in Sapporo, Japan; VGI, 91.Jg., [7] Vortra¨ge beim Theodor Ritter von Oppolzer-Geda¨cht- Heft 1/2003 nissymposium am 3.12.1986; Geoda¨tische Arbeiten O¨ sterreichs fu¨r die Internationale Erdmessung, Neue Folge, Band V, Wien 1987 Adresse des Autors [8] Austrian Contributions to the XXI. General Assembly of Dipl.-Ing. Dr. Erhard Erker: Bundesamt fu¨r Eich- und the International Union of Geodesy and Geophysics, Vermessungswesen, Abteilung Grundlagenvermessung, July 2-14, 1995 in Boulder, Colorado; VGI, 84.Jg., Heft Schiffamtsgasse 1-3, 1025 Wien. 3/96 E-mail: [email protected]

Geoinformation – Fundament der Wirtschaft 1)

Reinhold Wessely

Zusammenfassung Marktwirtschaft beruht auf dem freien – wenn auch nicht kostenlosen – Zugang zu Informationen aller Art. Geoda¨ten bieten bodenbezogene Informationen an, die als Grundlage fu¨r verschiedene wirtschaftliche Ta¨tigkeiten, fu¨r weitere Planungen, fu¨r Infrastruktur, fu¨r Bauten aller Art, fu¨r Landwirtschaft, Umweltschutz und die Erhaltung der Kulturlandschaft beno¨tigt werden. O¨ sterreichs Mitgliedschaft in der EU – und die bevorstehende Erweiterung der EU – bringen tiefgreifende Vera¨nderungen fu¨r alle Berufe mit sich: mehr Konkurrenz bedeutet aber auch mehr Chancen in neuen Ma¨rkten. Auch Geoda¨ten mu¨ssen sich auf diese Vera¨nderungen vorbereiten. Eine bessere Zusammenarbeit, auch berufsu¨bergreifend, und eine Ausweitung der Ta¨tigkeit in andere La¨nder und Ma¨rkte sollten Inhalt von langfristigen U¨ berlebensstrategien sein. Der Einstieg in internationale Projektarbeit ist ein guter Anfang, der aber auch Unterstu¨tzung durch die O¨ ffentliche Hand bedingt. Ein funktionierendes Geoinformationssystem beruht auf gesicherte Basisdaten, die in O¨ sterreich in der Doma¨ne der O¨ ffentlichen Hand liegen. Die Finanzierung der Erhaltung und Sicherheit dieser Basisdaten muß einerseits durch laufende Investitionen der o¨ffentlichen Hand, andererseits durch die Verwertung und Weiterentwicklung dieser Daten durch den privaten Sektor gegen Kompensation marktwirtschaftlich vernu¨nftig, d.i. in einem Preis- Leistungsverha¨ltnis, gestaltet werden. Dies erfordert ein wirtschaftliches Management von Geoinformationsfirmen und deren Berufsorganisationen mit den modernen Methoden eines Business Planes.

1. Einleitung Einer meiner guten Freunde in Russland, Boris sung existiert dieses Stu¨ck Land nicht in den Altschuler, Generaldirektor des Fo¨deralen Kata- Bu¨chern und Registern. Durch unsere Vermes- sterzentrums, hat mir einmal von seiner Arbeit als sungsarbeit erblickt ein Stu¨ck Land das Licht der Landvermesser im Hochgebirge des Kaukasus Welt. Wir Landvermesser sind eigentlich die erza¨hlt. Er sagte mir: Geburtshelfer des Landes, wir verhelfen ihm zum wirtschaftlichen Leben.“ „Wenn Du im Hochgebirge das Land vermißt, dann siehst Du u¨ber Dir die Felsen des Gebirges Eine poetische Beschreibung der Ta¨tigkeit der und den Himmel und unten im Tal die kleinen Geoda¨ten, die aber sehr zutreffend ist. Ich mo¨chte Do¨rfer. Du bist allein mit der großartigen Natur – heute daru¨ber sprechen: u¨ber diese notwendige ein herrliches Gefu¨hl. Aber dann verstehst Du Geburtshilfe, aber auch u¨ber die Notwendigkeit auch Deine Arbeit, die bewirkt, daß ein Punkt oder der weiteren Begleitung des so neugeborenen ein Stu¨ck Land der menschlichen Gemeinschaft Landes u¨ber lange Wegstrecken der Entwicklung gegeben wird zur Verwaltung, Nutzung, zu durch Patenschaften und Partnerschaften zu wirtschaftlichen Ta¨tigkeiten. Ohne unsere Vermes- einem endgu¨ltigen o¨konomischen Nutzen.

1) Festvortrag anla¨ßlich der Ero¨ffnung des 8. O¨ sterreichischen Geoda¨tentages 2003 am 9. April 2003