Journal für Astronomie www.vds-astro.de ISSN 1615-0880

Nr. 70 3/2019 Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V.

Ergebnisse der Mars-Opposition ASTRONOMISCHE VEREINIGUNGEN Ein Besuch in der Münchener Volkssternwarte ASTROFOTOGRAFIE Horizontnahe Deep-Sky-Fotografie MOND Die totale Mondfinsternis vom 21. Januar 2019 Canon EOS 200D & 2000D modifiziert für die Astrofotografie !

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Diese englischsprachige Buchreihe ist als mehrbändiges Werk angelegt, das Das seit zwei Jahrzehnten erfolgreiche Konzept die heutige Sicht auf alle Sternbilder des Himmels und die in Ihnen beobacht- hat inzwischen viele Nachahmer gefunden. baren Objekte darstellt. Deshalb achten Sie unbedingt darauf, dass Sie Die Gliederung erfolgt alphabetisch nach Sternbildern. Vergleichbar sind die auf der richtigen astro-shop Seite landen: Bücher mit "Burnham's Celestial Handbook" oder "Taschenatlas der Sternbilder“, eben aktualisiert auf den Wissens- und Technikstand von heute. Den Einstieg liefert das erste Drittel von Band 1, in dem Grundprinzipien vorgestellt werden Band 6 und vor allem die Begriffe erklärt werden, die die Bücher im weiteren Verlauf zur erschienen Beschreibung der Objekte verwenden. Begonnen wird mit dem kompletten Sternbild, für dieses gibt es eine Karte, die wichtigsten Daten zur Sichtbarkeit und eine Beschreibung. Danach stellen die Autoren einzelne Beobachtungsob- jekte vor, beginnend mit bemerkenswerten Sternen und Beschreibungen von Deep-Sky-Objekte, aufgeteilt in galaktische und extragalaktische Objekte. Die Darstellungen sind - wenn erforderlich - durch Detailkarten, Fotos, Zeichnungen und Datentabellen ergänzt. Für Doppelsterne erhalten sind grafische Darstellungen der Bahnen, für Veränderliche Sterne Bestellungen mit einem Mindestwert deren Lichtkurven und für Gasnebel oder Galaxien den zu erwartenden Anblick im kleinen Teleskop. von 20 Euro werden innerhalb Deutsch- Nach Meinung der ersten Nutzer „ein längst überfälliges Werk“, welches bei keiner versierten lands an Sie ohne Zusatzkosten geliefert. Beobachtungsvorbereitung fehlen sollte und in diesem Umfang ihresgleichen sucht. Aktuell sind die ersten beiden Bände erschienen, die weiteren erscheinen etwa im etwa sechsmonatigen Zahlung auf Rechnung oder mit PayPal. Intervall. 90 Band 1-6 je 32 www.astro-shop.com

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Liebe Sternfreundinnen, liebe Sternfreunde,

Unser Titelbild zeigt den Planeten 70 Ausgaben „VdS-Journal für Astronomie“ – wir haben dieses kleine Jubiläum Mars aus einem Abstand von 58,0 Millio- zum Anlass genommen, um unser Heft nach zehn Jahren etwas moderner zu nen Kilometern. Mars präsentierte sich gestalten. Dafür herzlichen Dank an die Designerin Bettina Gessinger! heller als -2,8 mag und erschien zum Beobachtungszeitpunkt im Teleskop als Ein Jahr nach der Perihelopposition von Mars zeigt das Schwerpunktthema 24,1 Bogensekunden großes Scheibchen. in diesem Heft die Beobachtungsergebnisse des roten Planeten. Auch bei den Aufgenommen wurde dieses Bild von Kinderseiten geht es um Mars und dessen erstaunliche Eigenschaften. Überhaupt Sebastian Voltmer und Bernd Gährken ist dieses Heft vom Sonnensystem geprägt, denn der totalen Mondfinsternis vom am 24. Juli 2018 in Namibia. Die Bild- 21. Januar ist eine Bilderstrecke gewidmet und selbst Saturn hat sich trotz der autoren stellen ihre Beobachtungen aus- südlichen Deklination bei einigen auf den Kamerachip gewagt. führlich in einem Text- und Bildbeitrag in diesem Heft vor. Die Redaktion gratuliert Ob die partielle Mondfinsternis am 16. Juli ein ähnliches Interesse in der den Autoren zur gelungenen Kombina- Bevölkerung auslösen wird wie die am 27. Juli 2018, werden wir erst am tion von ausgefeiltem Instrumentarium Finsternisabend wissen. Mit Blick auf das Mondlandejubiläum am 21. Juli ruft und Beobachtungsglück durch äußerst die Internationale Astronomische Union unter www.moonlanding50.org zur gutes Seeing, was in einer außerordent- Mondbeobachtung auf – ein schöner Anlass, um seinen Freunden und Bekannten lich guten Bildschärfe gipfelte. einmal unseren Nachbarn im All im Teleskop zu zeigen.

Der Spätsommer ist traditionell zahlreichen Teleskoptreffen gewidmet, die Ter- mine dazu und vielen weiteren Veranstaltungen ersehen Sie im Terminkalender der VdS unter www.sternfreunde.de. Am 14. September findet dann wieder die Astromesse AME in Schwenningen statt – wir freuen uns auf Ihren Besuch an unserem Stand!

Am Wochenende vom 18. bis 20. Oktober lädt die VdS zur 34. VdS-Tagung und VdS-Mitgliederversammlung ein. Dieses Jahr treffen wir uns im oberpfälzi- schen Neunburg vorm Wald – lesen Sie dazu bitte den Beitrag auf Seite 149.

Wir wünschen Ihnen zahlreiche Sonnen- und Sternstunden!

Ihr Sven Melchert

Journal für Astronomie Nr. 70 | 1 Inhaltsverzeichnis

SCHWERPUNKTTHEMA Ergebnisse der Mars-Opposition 2018 6

ASTRONOMISCHE VEREINIGUNGEN Ein Besuch in der Münchener Volkssternwarte 70

ASTROFOTOGRAFIE Horizontnahe Deep-Sky-Fotografie 56

1 EDITORIAL 53 Das Astrofoto des Jahres 2018 56 Horizontnahe Deep-Sky-Fotografie 2 INHALTSVERZEICHNIS 59 Ein Supernovaüberrest im Schwan 62 IC 10 – grenzwertig? NACH REDAKTIONSSCHLUSS 4 Bericht aus dem Vorstand ASTRONOMISCHE VEREINIGUNGEN 5 Ehrung für Otto Guthier 66 Jugendarbeit: Lernen mit Begeisterung 68 Eröffnung Sternenpark Winklmoos-Alm ERGEBNISSE DER MARS-OPPOSITION 70 Ein Besuch in der Münchener Volkssternwarte 6 Zum Schwerpunktthema Mars 2018 72 Der Planetenweg als Eingang zur astronomischen Bildung 6 Planetentiefstand 2018 10 Mars-Opposition 2018 – visuell beobachtet ASTROPHYSIK & ALGORITHMEN 12 Visuelle Beobachtung des Staubsturms 75 Einführung in die Kartenprojektionen 13 Klimawandel auch auf dem Mars? 16 Marsbeobachtung im Sommer 2018 ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 19 Marsbeobachtung auf dem Stadtbalkon 78 Refraktionseffekte an der Sonne auf dem Fichtelberg im 22 Fotometrie des Mars im Jahr 2018 Erzgebirge (Teil 2) 25 Meine Mars-Opposition 2018 82 Das 16. Treffen der AKM-Himmelsbeobachter 2018 31 Mars 2018 – leider nur suboptimal 33 Der staubige Mars über Namibia DEEP SKY 38 Mars-Opposition 2018 – Einzelaufnahmen 86 Beobachtungen im April 2018 (10 Zoll) SCHWERPUNKTTHEMA 40 Mars 2018 – ein zeitlicher Vergleich 88 Skyguide 2019 – 2 (Sommer) 41 Kinderseiten zu Mars GESCHICHTE FACHGRUPPENBEITRÄGE 92 Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie AMATEURTELESKOPE/SELBSTBAU 92 Mondreisen von der Antike bis Apollo 46 Sensitivitätsanalyse der (einarmigen) tangentialen Barndoor-Montierung KLEINE PLANETEN 49 Nächster Halt: Vixen-Motor 98 Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten 51 Selbstbau eines kleinen Refraktors 99 Asteroid (433) Eros begegnet sich selbst 102 Kosmische Begegnungen ASTROFOTOGRAFIE 53 Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie

2 | Journal für Astronomie Nr. 70 Inhaltsverzeichnis

SPEKTROSKOPIE Spektroskopie von Galaxien 127

VERÄNDERLICHE Ausbruch der Zwergnova EG Cancri MOND 145 Die totale Mondfinsternis vom 21. Januar 2019 106

KOMETEN VDS-NACHRICHTEN 104 Auffallende Kometen des vierten Quartals 2018 148 Wir begrüßen neue Mitglieder 149 Einladung zur 34. VdS-Tagung und VdS-Mitglieder- MOND versammlung 106 Die totale Mondfinsternis vom 21. Januar 2019 120 Der lunare Meteoriteneinschlag vom 21. Januar 2019 VDS VOR ORT/PORTRAIT 122 Wie kann man Kinder und Jugendliche nachhaltig 150 Mein astronomisches Leben für die Astronomie begeistern? ZUM NACHDENKEN PLANETEN 153 Nachwuchsprobleme 124 Tief im Süden: Saturnbeobachtungen 2018 SERVICE RADIOASTRONOMIE 154 Himmelsvorschau Juli – September 2019 126 Radioausbrüche der Sonne zu Ostern 2018 REZENSION SPEKTROSKOPIE 157 Tishtrya – Portrait des hellsten Sterns 127 Spektroskopie von Galaxien (Teil 2) 131 Das ganze Spektrum in einem Schuss VORSCHAU 158 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen STERNBEDECKUNGEN Juli bis Oktober 2019 135 Die Fachgruppe Sternbedeckungen aktuell 135 Nicht nur eine totale Mondfinsternis 139 Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 3. Quartal 2019

VERÄNDERLICHE 142 DSLR-Fotometrie an Vergleichssternen im Feld HINWEISE VV Cephei 4 Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie! 145 Ausbruch der Zwergnova EG Cancri im Herbst 2018 37 Impressum und ein historischer Rückblick 65 Ausschreibung der Reiff-Förderpreise 2019 147 4. Europäisches Veränderlichen-Treffen 2019 77 Inserentenverzeichnis (EVS 2019) 157 On the Moon again 148 BAV-Beobachtungs- und Urlaubswoche 2019

Journal für Astronomie Nr. 70 | 3 Nach Redaktionsschluss Bericht aus dem Vorstand von Astrid Gallus, Schriftführerin im VdS-Vorstand

Auch die letzte Vorstandssitzung der VdS Jugendworkshop am 5.10.2019 Hochschulprojekt Ende April 2019 war geprägt von den vie- in Frankfurt am Main Ein weiteres Projekt des neuen Vorstands len neuen Aktivitäten und Anstößen, die Die VdS-Mitgliederumfrage war auch wegen im Zusammenhang mit der Zukunfts- der Vorstand inzwischen auf den Weg ge- Nachwuchssorgen ins Leben gerufen wor- planung der VdS und der Astronomie in bracht hat. den: Nicht nur die VdS ist in ihrem Mitglie- Deutschland ist die Zusammenarbeit mit derstamm überaltert, auch viele Astro­nomie- der Hochschule Wiesbaden unter der Lei- Mitgliederumfrage Vereine klagen über mangelndes Interesse/ tung von Professor Kochhan. Unser Vor- Die Resonanz auf die Mitgliederumfrage Nachfrage durch Jugendliche. Schätzungs- standsmitglied und Schatzmeister Dr. And- war erfreulich hoch und wurde von Torsten weise ähnlich wird es vielen Mitgliederver- reas Klug hat den Professor für ein neutrales Güths in einer ersten Auswertung vorge- einen der VdS ergehen. Die FG AV (Fach- und marktorientiertes Forschungsprojekt stellt. Schon jetzt kann gesagt werden, dass gruppe Astronomische Vereinigungen) unter gewinnen können. Es wird sehr interessant diese Umfrage für die zukünftige Ausrich- der Leitung von Dr. Rolando Dölling und zu sehen sein, was die Studenten (jung und tung der VdS von sehr hohem Wert ist. Als Michael Schomann organisiert derzeit zu astronomisch völlig unerfahren) hier her- eines der Highlights wurde das VdS-Jour- diesem Thema einen Innovationsworkshop ausfinden und herausarbeiten werden. nal besonders positiv bewertet – sowohl „Jugendliche in der Astronomie“, der am vom Aufbau als auch von der Gestaltung 5.10.2019 in Frankfurt/Main in den Räumen Einsteigerbrevier her; insbesondere wurde die reiche The- des Physikalischen Instituts stattfinden wird. Der neue Vorstand der VdS hatte bereits menvielfalt, die ausschließlich von Ama- Der Workshop wird allerdings nur dann in seiner ersten Sitzung beschlossen, die teuren stammt, gelobt. Einen ausführlichen brauchbare Ergebnisse liefern können, falls Neulinge und Einsteiger in unser schönes Bericht zu der Mitgliederumfrage wird es genügend Jugendliche daran teilnehmen. Hobby näher zu begleiten; ein erster Schritt im Journal nach der Mitgliederversamm- Daher bitten wir an dieser Stelle explizit auch ist nun ein Einsteigerbrevier, das von unse- lung geben. alle Mitgliedsvereine um ihre Teilnahme. rem Vorstandsmitglied Torsten Güths Ende April abgeschlossen und vorgelegt wurde. Derzeit wird es vom Vorstand Korrektur gelesen. Es soll zur Mitgliederversamm- Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie lung der VdS im Oktober 2019 in gebunde- Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 71 „Radioastronomie“ abgeschlos- ner Form vorgestellt werden. Zudem wird sen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Schwerpunktthemen hinweisen: es Eingang auf die neue Webseite der VdS „Beobachten mit kleiner Öffnung“ in Journal Nr. 72 finden. Redaktionsschluss: 01.08.2019 Redakteur: Uwe Pilz, [email protected] Webseite „Automatisierte und Remote-Beobachtungen“ in Journal Nr. 73 Die Umstellung der VdS-Webseite, die Redaktionsschluss: 01.11.2019 dann auch mobilfähig sein wird, soll bis zur Redakteur: Andreas Berger, [email protected] Mitgliederversammlung im Oktober 2019 Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Mitglieder. Dies kann sowohl erfolgt sein; der Vorstand hat beschlossen, ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Beobachtungserlebnis sein. hierfür befristet eine professionelle Kraft Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von Fotografien und Zeichnungen einzustellen, weil allein mit ehrenamtlicher geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen Tätigkeit der Termin nicht eingehalten wer- uns über alle Einsendungen! den kann. Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fachgruppen- Redakteure) oder an die VdS-Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) geschickt werden. Vorher Astronomietag 2019 und empfehlen wir, als Hilfestellung die Autorenhinweise zu nutzen (siehe www.vds-astro.de/ zukünftige AT index.php?id=307 ). Dort finden Sie in der rechten Randspalte auch einen Musterartikel Am Astronomietag 2019 haben in Deutsch- als Vorbild und das Artikeldeckblatt zum Eintragen der wichtigsten Daten. land und der Schweiz zusammen etwa Mit dem Einsenden gibt jeder Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Abdruck im 37.000 Teilnehmer mitgemacht, was noch- „VdS-Journal für Astronomie“. Es besteht jedoch keine Veröffentlichungspflicht. Die mals eine kleine Steigerung gegenüber Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form abzudrucken. Das dem Vorjahr bedeutet. Eine zentrale Ver- Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte geben nicht unbedingt die Meinung anstaltung hat es hierzu in Fulda gegeben. der Redaktion wieder. Die Redaktion Der nächste Termin steht ebenfalls bereits fest: 28.03.2020, das Thema lautet: „Venus

4 | Journal für Astronomie Nr. 70 Nach Redaktionsschluss

besucht das Siebengestirn“. Zusätzlich ist fen haben, ist eine starke Bereicherung der Mitgliederversammlung am für Oktober 2020 ein zweiter Termin „Die Szene, und eine Zusammenarbeit erscheint 19.10.2019 in Neunburg vorm Wald Lange Nacht des Roten Planeten“ geplant, uns sehr sinnvoll. Der Vorstand hat hierzu Der Vorstand hat seine Planung bezüglich da viele Sternfreunde aus dem Norden um Dr. Dominik Elsässer und Dr. Carolin Lief- der MV abgeschlossen. Es wird am Vor- einen Termin im Herbst gebeten haben. ke als Kontaktpersonen berufen. Wir freu- abend wieder das traditionelle gesellige en uns auf die Zusammenarbeit – es kann Beisammensein geben, die Tagung selbst „Astronomie – Das Magazin“ in Deutschland nicht genug für die Verbrei- verspricht ein anspruchsvolles Programm. Kai von Schauroth, Stefan Deiters und der tung der Astronomie getan werden und das Es wird empfohlen, da Neunburg vorm Vorstand der VdS haben sich im Winter sieht die VdS als eine ihrer vornehmlichen Wald sich nicht gerade in zentraler Lage 2019 zwecks Auslotung einer Zusammen- Aufgaben an. befindet, eine Übernachtung einzuplanen. arbeit getroffen. Das neue Astronomie- Hinweise zur Mitgliederversammlung fin- magazin, welches Kai von Schauroth und den sie in diesem Heft auf Seite 149 und Stefan Deiters dieses Jahr ins Leben geru- Aktuelles auf www.sternfreunde.de. Ehrung für Otto Guthier von Sven Melchert, VdS-Vorstand

Am 3. Mai 2019 wurde Otto Guthier, der glied der VdS und in der Redaktion des langjährige Vorsitzende der Vereinigung der VdS-Journals aktiv. Sternfreunde e.V., für sein ehrenamtliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz In der 25-jährigen Amtszeit von Otto Gut- am Bande ausgezeichnet. Die Festveranstal- hier hat der Vorsitzende viel bewegt, wie tung fand im Schlossberg-Saal der Bergsträ- Sven Melchert in seiner mit Augenzwinkern ßer Winzer eG in Heppenheim statt. Landrat gehaltenen Rede den Zuhörern vortrug. Christian Engelhardt überreichte dem Ge- Kaum im Amt, wurde 1992 die Zusammen- ehrten im Namen des Bundespräsidenten arbeit mit der Volkssternwarte Kirchheim 1 Otto Guthier (rechts) wurde am 3. Mai Frank-Walter Steinmeier den Verdienstor- vereinbart – auch heute noch steht sie als 2019 mit dem Bundesverdienstkreuz am den der Bundesrepublik Deutschland. Feriensternwarte zur Verfügung. 1995 folgte Bande ausgezeichnet; links Landrat Chris- ein Brainstorming und als dessen wichtigstes tian Engelhardt. Foto: Carolin Liefke. „Herr Guthier, Sie setzen sich unermüdlich Ergebnis 1997 die erste Ausgabe des „Jour- für das Gemeinwohl in der Bundesrepublik nal für Astronomie“ – die mittlerweile in vier Deutschland ein. Dafür sage ich Ihnen stell- Ausgaben pro Jahr erscheint. Seit 1999 wer- verbindet man ihn in seiner Heimat mehr vertretend für alle Mitbürger vielen Dank.“, den mit der „VdS-Medaille“ Amateurastro- mit dem Wein als mit dem Universum. Dass schloss Landrat Engelhardt seine Laudatio. nomen für ihre herausragenden Leistungen der 2014 fertig gestellte Neubau der Winzer Zuvor würdigten Reinhard Antes, der Vor- ausgezeichnet und seit 2003 ruft die VdS zum den Namen „Viniversum“ trägt, wird ele- standsvorsitzende der Bergsträßer Winzer „Astronomietag“ auf, dem sich jährlich über gant seinen beiden Leidenschaften gerecht. eG, und Sven Melchert, der amtierende Vor- 200 Sternwarten, Planetarien und Vereine sitzende der Vereinigung der Sternfreunde anschließen. Das wissen auch die Mitglieder Im VdS-Journal schrieb Otto Guthier beim e.V., die Lebensleistung von Herrn Guthier. der VdS zu schätzen, deren Anzahl sich in Rückblick auf 40 Jahre Kometenbeobach- der Amtszeit von Otto Guthier von 3000 auf tung einmal selbst: „Es gab so viele brillan- Uns Sternfreunden ist Otto Guthier natür- 4000 Mitglieder gesteigert hat. te Eindrücke und Momente, die sicherlich lich seit vielen Jahren ein Begriff. Von 1992 manchmal auch sehr glücklich waren. Aber bis 2017 war er Vorsitzender der VdS, regel- Doch Otto Guthier war nicht nur für die es ist eben sehr wichtig, zur richtigen Zeit mäßig auf Tagungen und Messen präsent VdS ehrenamtlich aktiv, auch wenn der Vor- und im richtigen Moment am richtigen oder tauchte als Autor im VdS-Journal auf. schlag zum Bundesverdienstkreuz aus den Platz zu sein.“ Dazu kommen seine zahlreichen Beobach- Reihen der Sternfreunde kam. Beruflich 26 tungen und Fotografien von Kometen; in Jahre lang Geschäftsführer der Bergsträßer Für die VdS war Otto Guthier 25 Jahre lang 49 Jahren hat er sage und schreibe 250 Ko- Winzer eG, gilt er an der hessischen Berg- ganz genau am richtigen Platz. Wir gratu- meten beobachtet. Nach 25 Jahren im Amt straße als „Allroundmann im Weinbau“ – lieren ihm daher von Herzen zum Bundes- hatte Otto Guthier den Posten des Vorsit- als ehrenamtlicher Vorsitzender des Wein- verdienstkreuz am Bande und wünschen zenden an die nächste Generation weiter- bauverbandes Hessische Bergstraße und ihm noch viele weitere Sternstunden in sei- gegeben, ist aber weiterhin Vorstandsmit- mit unzähligen Aktivitäten in der Region nem Leben!

Journal für Astronomie Nr. 70 | 5 Ergebnisse der Mars-Opposition

Ergebnisse der Mars-Opposition 2018 von Sven Melchert

Als dieses Heft Anfang April 2019 erstellt wurde, war der anderen, wie schärft man am besten und, vor allem, die Perihelopposition von Mars bereits über acht Mo- warum ist mein Bild nicht so schön wie das der anderen? nate vergangen. Der Durchmesser des Planeten betrug jetzt nur noch 4,5 Bogensekunden. Mit einer Helligkeit In unserem Schwerpunktthema kommen auch einige von 1,5 mag war Mars nicht mehr besonders auffällig, schöne und besonders detailreiche Aufnahmen vor. konnte aber immer noch am Abendhimmel gesehen Selbstverständlich werden technische Angaben zu den werden. Wer sich vom Roten Planeten verabschieden Bildern und Zeichnungen gemacht. Doch das vielleicht mag, hat dafür noch etwas Zeit; erst am 2. September Spannendste an den Artikeln ist nicht, wie Mars beob- kommt unser äußerer Nachbarplanet in Konjunktion achtet wurde, sondern was auf ihm zu sehen war. Und mit der Sonne. Ab November wird Mars wieder am das war eine Menge: von Erwartbarem wie dem Ab- Morgenhimmel auftauchen und uns im Oktober 2020 schmelzen der Polkappe bis zu Überraschendem wie die nächste Oppositionsstellung bescheren; ab Juni einem globalen Staubsturm, nach dessen Verschwin- 2020 wird Mars größer als 10 Bogensekunden sein, ab den ehemals dunkle Gebiete auf der Oberfläche plötz- dann sind Beobachtungen wieder sinnvoll. lich hell erschienen. Diese Opposition war für mich persönlich die erste seit 1988. Fast 30 Jahre lang hatte Aber warum sollte man Mars eigentlich beobachten? ich Mars als „langweilig“ und schwierig zu beobach- Macht das denn heutzutage noch Sinn, schließlich ten eingruppiert. Was für ein Irrtum! Der Reichtum an wird der Planet schon länger von Satelliten und Son- Beobachtungserlebnissen und neuen Erfahrungen hat den erforscht? Ist das reiner Zeitvertreib von Hobby- mich sehr erstaunt. astronomen ohne weiteren Wert? In den Internetforen geht es meist um technische Fragen: Welche Kamera ist Noch mehr taten das die zahlreichen Beiträge in diesem die richtige, wie lange muss man belichten, mit welcher Heft, für die ich mich im Namen der Redaktion bei „Framerate“, was ist an der einen Software besser als an allen Autoren sehr herzlich bedanken möchte! Planetentiefstand 2018 – Besondere Herausforderungen bei der Beobachtung der Mars-Opposition

von Kai-Oliver Detken

In diesem Jahr war es wieder einmal so weit: ein großer Sandsturm, der alle Oberflächen- Unser Nachbarplanet Mars kam am 27. Juli details verdeckte. Man konnte also durchaus in Opposition zur Sonne. Dieses Ereignis von erschwerten Bedingungen für Planeten- kommt zwar alle zwei Jahre vor, doch dieses beobachter sprechen. Mal gab es zwei Besonderheiten: Zum einen fand gleichzeitig eine Mondfinsternis statt Mars umkreist die Sonne einmal in 687 Ta- und zum anderen kam Mars der Erde seit gen, was etwa zwei Jahren entspricht. Daher 2003 nicht mehr so nah. Er näherte sich uns findet eine Opposition, wenn Mars in einer bis auf ca. 57 Mio. km, wodurch Mars auf Linie mit Erde und Sonne steht, nur alle halbe Jupitergröße anwuchs und die Hellig- zwei Jahre statt. Zeitnah zur Opposition ei- keit aller Planeten am Himmel übertraf. Auf nes Himmelskörpers in Bezug auf die Son- solch ein Ereignis freuen sich Planetenbeob- ne wird der geringste Erdabstand erreicht, achter, da dann wesentlich mehr Details als weshalb man in dieser Zeit die meisten De- in anderen Jahren erkennbar sind. Aber auch tails auf den Planetenoberflächen erkennen hierzu gab es wieder zwei Besonderheiten zu kann. Da Mars nicht auf einer kreisförmi- 1 Atmosphärische Dispersion bei beachten: Mars stand von Deutschland aus gen, sondern recht elliptischen Bahn um unterschiedlichen Zenitdistanzen Z gesehen tief am Sommerhimmel und just die Sonne läuft, beträgt seine Entfernung des Objekts [1] zur Oppositionsphase ereignete sich dort zur Erde während der Opposition zwischen

6 | Journal für Astronomie Nr. 70 Ergebnisse der Mars-Opposition

55 Mio. und 101 Mio. Kilometer. An diesen Zahlen kann man gut erkennen, dass in die- sem Jahr fast der kleinste Abstand erreicht wurde; erst im Jahr 2035 wird Mars uns 2 Die ADC-Tuning-Funktion in noch etwas näher kommen. FireCapture

Von der Nordhalbkugel der Erde aus gese- hen fand die Opposition Ende Juli unter- halb des Himmelsäquators statt, für Beob- achter in Deutschland stieg Mars nur rund 15 Grad über den Horizont. Das war für manche Planetenbeobachter ein Grund, in südlichere Gefilde wie Namibia oder La Palma auszuweichen. Bei geringer Höhe durch mehrere Luftschichten hindurch ma. Die Abbildung 1 zeigt diesen Effekt für wird die Planetenbeobachtung abgesehen seinen Weg zum Beobachter bahnen und drei verschiedene Wellenlängen. Daher vom schlechten Seeing zusätzlich noch wird dabei mehrfach gebrochen. Diese gestalten sich Beobachtungen oder Foto- stark durch die atmosphärische Disper- Brechung des Lichts führt zu einer ähnli- grafien von Objekten in Horizontnähe oft- sion beeinflusst, denn das Licht muss sich chen Farbaufspaltung wie bei einem Pris- mals schwierig. Trotzdem ist eine Beobach- tung möglich, wenn man einen so genann- ten „Atmospheric Dispersion Corrector“ (ADC) verwendet. Dieser enthält Gerad- sichtprismen nach Amici. Giovanni Battista Amici war ein italienischer Hersteller von optischen Instrumenten in herausragender Qualität, die eine weite Verbreitung u.a. in der Astronomie fanden. Durch gegenseiti- ges Verdrehen der Geradsichtprismen lässt 29. Juni 14. Juli 27. Juli sich die Dispersionswirkung der Atmosphä- re kompensieren. Mit Hilfe von zwei Hebeln werden die Prismen dabei so lange verdreht, 3 Marsaufnahmen bis zur Opposition aus Norddeutschland. Teleskop: Celestron C11 SC bis die Farbsäume am Planetenscheibchen XLT, Montierung: iOptron CEM60 (parallaktisch), Brennweite: 2.800 mm, Öffnungsverhältnis: stark reduziert werden oder gar komplett 1/10, Kamera: ZWOptical ASI 183MCpro, Filter: ProPlanet 807 IR-Passfilter und L-Filter verschwinden. Zusätzlich steigen dadurch (Typ II C) von Astronomik, Korrektor: ZWOptical Atmospheric Dispersion Corrector (ADC), Kontrast und Schärfe an. Besonders gut Belichtung pro Bild: 2,11 ms (RGB) kann man den Effekt auch an den Wolken- bändern von Jupiter sehen. Zur Mars-Be- obachtung wurde die ADC-Justierhilfe der Software FireCapture [2] eingesetzt. Der ADC sitzt dabei direkt im Okularauszug vor der Planetenkamera. Der Planet wird so gut wie möglich fokussiert und danach die ADC-Tuning-Funktion beim Live-View- 08. September 08. September 10. September Bild eingeschaltet. Oben links erscheinen drei verschiedene Farbkreise (s. Abb. 2), die deckungsgleich übereinander liegen sollten, 4 Marsaufnahmen nach der Opposition auf La Palma. Astro-Physics 175 mm Starfire EDF, wenn man die Dispersion komplett kom- dreilinsiger Refraktor, und Celestron C14 SC XLT (D = 356 mm, f = 3.910 mm). Barlow-Linse: pensieren möchte. Das gelingt aber nicht in Baader-Fluorit-Flatfield-Converter (FFC), 3-fach, Öffnungsverhältnis: 1/24 und 1/11, Kamera: jeder Teleskoplage, weshalb der ADC auch ZWOptical ASI 224MC und ZWOptical ASI 174MM, Filter: RGB-Filter (Typ II C) von Astronomik, einmal komplett gedreht werden sollte. Die- Belichtung pro Bild: 7,14 ms (R), 12,36 ms (G), 22,64 ms (B) und 0,6 ms (RGB). Montierung: se Funktion von FireCapture kann wirklich 10Micron GM3000 HPS empfohlen werden.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 7 Ergebnisse der Mars-Opposition 1000 FOTOS OHNE STROM MiniTrack LX2: Die erste vollmechanische Fotomontierung Da ich auch mit einer kleinen astronomi- 3 zeigt die Ergebnisse eines Monats vom bilder zeigen, war es erstaunlich, was aus schen Fotogruppe auf La Palma bei der As- 29. Juni bis zum 27. Juli. Hieran kann man dem Rohmaterial gewonnen werden konn- trofarm ATHOS [3] zu Besuch war, konnte sehen, dass Mars innerhalb des Monats te. Das Seeing war am 8. September auf je- Mars dieses Jahr sowohl in der norddeut- zur Opposition kräftig an Größe gewann. den Fall am besten, wenn es auch nicht opti- schen Tiefebene zur Oppositionszeit als Zudem wurden zunehmend Oberflächen- mal war, da die Luftunruhe auch die Sterne auch Anfang September wesentlich süd- details sichtbar, wie die Aufnahme aus der stark funkeln ließ. Daher kam die kleinere licher beobachtet und aufgenommen wer- Oppositionsnacht zeigt. Hier ließen sich Öffnung des Refraktors wohl besser da- den. Dabei gestalteten sich die Aufnahmen der Südpol und Mare-Bereiche immerhin mit klar. Die südliche Polkappe von Mars zu Hause erst einmal schwierig. Mars konn- erahnen. Optimal waren die Ergebnisse konnte bei allen Aufnahmen klar ausge- te man aufgrund seiner Höhe erst ab einer trotzdem noch nicht. macht werden. Albedo-Strukturen kamen Zeit weit nach Mitternacht aufnehmen, da nun sehr detailliert zum Vorschein. Und er dann an den Bäumen des Nachbargrund- Anfang September, nach fast einem Jahr auch visuell an einem dort ausgeliehenen stücks vorbeigelaufen war. Zudem musste der Planung, stand dann ein Besuch der 16-Zoll-Dobson der Marke Spacewalk In- ich mein Equipment (ein Schmidt-Casseg- Astrofarm ATHOS auf dem Programm. finity+ konnten mit TeleVue-Okularen De- rain-Teleskop vom Typ Celestron 11 und In einer fünfköpfigen Gruppe von der tails auf der Oberfläche erahnt werden und eine CEM60-Montierung von iOptron) auf Astronomischen Vereinigung Lilienthal die Polkappe trat deutlich hervor. Mars war meinen Balkon schleppen, um eine bessere (AVL) [4] machten wir uns auf den Weg, allerdings visuell extrem hell, so dass man Sicht zu haben. Das setzte gutes Wetter und um eine Woche lang den Sternenhimmel sich fast wünschte, einen Filter einzusetzen. das Verständnis meiner Frau voraus, da auf La Palma zu erkunden. Dabei standen dieser Bereich nur vom Schlafzimmer aus auch die Planeten auf dem Beobachtungs- Die Marsopposition war ein Höhepunkt

erreicht werden kann. Über schönes Wetter programm, da diese dort vergleichsweise für alle Planetenbeobachter, auch wenn Saslong Night - Sassolungo da Col Raiser (Italy) – Foto: Cristian Fattinnanzi konnte man sich in diesem Sommer durch- hoch am Himmel standen. Dafür hatten sie unter erschwerten Bedingungen statt- weg nicht beklagen, so dass das Teleskop wir die ATHOS-Sternwarte mit zwei Tele­ finden musste. Technische Hilfsmittel Weitfeld-Aufnahmen wie oben abgebildet können jetzt auch Ihnen teilweise eine Woche am Stück aufgebaut skopen auf einer GM3000HPS-Montie- wie ein ADC halfen dabei, auch bei nied- gelingen. Die vollmechanische Omegon MiniTrack LX2 Montierung blieb. rung von 10Micron gemietet. Zum einen rigem Stand noch Marsbeobachtungen funktioniert allein mit einem Uhrwerk. Kein Strom. Kein Aufl aden. Keine Akkus. Einfach auf ein Stativ setzen, Ihre Kamera montieren und konnte so der AstroPhysics-Refraktor zu ermöglichen, konnten aber die Mög- Kugelkopf, Kamera und Stativ Mittels des ADC-Korrektors von ZWOpti- AP175 und zum anderen das Schmidt- lichkeiten eines südlicheren Standorts aufziehen. Schon bannen Sie schöne Weitfeld-Aufnahmen des Himmels nicht im Angebot enthalten! auf Ihre Kamera. cal wurde dann immer wieder experimen- Casse­grain-C14-Teleskop genutzt werden. nicht kompensieren. So entstanden die 2019 tiert. Es dauerte dabei etwas, bis ich den Während an dem C14-Teleskop unsere schönsten Marsbilder in diesem Jahr Uhrwerk Mechanik Integriertes ¼" Gewinde Bogen raus hatte. Denn neben der korrek- eigene Kamera vom Typ ASI 224MC be- meistens nicht aus Deutschland heraus. Die Montierung arbeitet über eine Die MiniTrack passt auf jedes 129,- ten Einstellung am Planeten stellte sich ein nutzt wurde, kam am AstroPhysics-Refrak- Uhrwerk Mechanik mit einem 60 Fotostativ und besitzt zwei ¼" weiteres Problem ein: ein Sandsturm hatte tor die ATHOS-Kamera ASI 174MM mit Minuten-Tracking – alles ist unabhängig Anschlüsse. Sie können die MiniTrack von Strom und Batterie. Einfach wie eine zum Beispiel mit einem Kugelkopf die Marsoberfläche ergriffen und gab keine motorisiertem Filterrad zum Einsatz. Am Literaturhinweise und Internetlinks Uhr aufziehen und loslegen. verbinden und erreichen damit jede Konturen mehr frei, wodurch das Fokus- C14-Tele­skop brauchte keine Barlowlinse (Stand Januar 2019): Himmelsregion, die Sie wollen. sieren und die ADC-Justierung nicht einfa- verwendet werden. Am Refraktor kam hin- [1] European Southern Observatory Schlank und kompakt Bis 2 kg Zuladung cher wurde. Trotzdem wurde Mars immer gegen der Baader-Fluorit-Flatfield-Con- (ESO): www.eso.org Egal ob Flugreise oder nächtliche Diese Montierung bietet Ihnen wieder ins Visier genommen, in der Hoff- verter (FFC) mit dreifacher Vergröße- [2] Aufnahme-Software FireCapture: Exkursion: Die MiniTrack passt in gelungene Weitfeld-Aufnahmen jedes Gepäck und lässt noch Platz für des Sternenhimmels. Von www.firecapture.de Für mehr nung, dass sich die Lage auf der Oberfläche rung zum Einsatz. Dadurch hatten beide ein schönes Stativ oder ein zweites Weitwinkel bis zu leichten Informationen einscannen wieder bessern würde. Zusätzlich wurden Teleskope ungefähr die gleiche Brennweite [3] Astrofarm ATHOS auf La Palma: Teleobjektiv. Teleobjektiven ist vieles eine Schwarzweißkamera ASI 178MM mit (3.910 mm bzw. 4.200 mm), wodurch ver- www.athos.org möglich. Filterrad und die gekühlte Farbkamera ASI gleichbare Marsgrößen bei den Aufnah- [4] Webseite der Astronomischen Starkes Federsystem Polsucher-Rohr 183MCpro getestet. Nach einigen Versu- men erzielt werden konnten. Vereinigung Lilienthal (AVL): www. Die MiniTrack braucht kein Mit dem Polsucher- chen wurde dann nur noch die Farbkamera avl-lilienthal.de Gegengewicht, das Federsystem Rohr justieren Sie unterstützt die Nachführung. Sparen Sie die MiniTrack MiniTrack LX2 Art.-Nr. Preis in € verwendet, die fast die gleichen Ergebnis- Die Abbildung 4 zeigte drei Marsaufnah- Gewicht und Ballast. schnell auf den Fotomontierung für die nördliche Hemisphäre Polarstern. se brachte wie die monochrome Variante. men, die an verschiedenen Tagen entstan- BxTxH in mm 210x78x30, Gewicht 430 g 55040 129 Ausreichend Dadurch konnten längere Sequenzen auf- den sind. Die mittlere Aufnahme wurde für eine „grobe“ Fotomontierung für die nördliche Hemisphäre inkl. Kugelkopf genommen und später ausgewertet wer- am 8. September mit dem C14-Teleskop Ausrichtung. BxTxH in mm 210x78x130, Gewicht 730 g 56106 159 den. Auch die Datenmenge wurde entspre- gemacht, während das linke und das rechte Das sagt die Presse: NEU Fotomontierung für die nördliche und südliche Hemisphäre BxTxH in mm 210x78x30, Gewicht 490 g 57993 159 chend geringer. Beide Kameras besitzen Bild mit dem Refraktor entstanden. Ob- „Die MiniTrack LX2 hält, was sie verspricht und ermöglicht schnelle und spontane Weitwinkel-Astrofotografi e auf Reisen ganz ohne lästige NEU Fotomontierung für die nördliche und südliche Hemisphäre inkl. Kugelkopf übrigens die gleiche Pixelgröße (2,4 μm), wohl die Live-Bilder beim Refraktor we- BxTxH in mm 210x78x130, Gewicht 790 g 60258 189 Omegon und Astroshop.de sind Bereiche der nimax GmbH. Preisänderungen und Irrtümer vorbehalten. 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Mars-Opposition 2018 – visuell beobachtet von Robert Korn

„Meine“ achte Mars-Opposition verhieß die der Planet während der Opposition Immerhin habe ich meinen Beobachtungs- zwar als Perihelopposition mit einem für durchlief – von -23° Ende April, da maß ort „tief im Süden“ der Republik – auf etwas Ende Juli zu erwartenden Planetendurch- der Planet 10 Bogensekunden, was ich als über 47° nördl. Breite. Indessen waren mir messer von knapp 25 Bogensekunden untere Grenze für sinnvolle visuelle Beob- als ausschließlich visuellem Beobachter die gute Voraussetzungen für detaillierte Be- achtung für mich ansetze, über -26° zum obachtungen, indessen erschwerten zwei Höhepunkt Ende Juli, bis schließlich zum 1 Marszeichnungen vom 21.04. Faktoren die Wahrnehmung: Das waren Ende der Beobachtungsmöglichkeiten im bis zum 18.10.2018. Süden ist oben. einmal die sehr niedrigen Deklinationen, November wieder -15° erreicht wurden. Kommentare dazu s. Kasten.

10 | Journal für Astronomie Nr. 70 Ergebnisse der Mars-Opposition

Beeinträchtigungen durch die gesteiger- bin ich aufgrund der Luftunruhe selten gespitztem, nicht allzu weichem Bleistift te Luftunruhe weniger hinderlich als das über eine Vergrößerung von 200x bzw. werden erst die markanten Details, dann „Ereignis“ dieser Opposition, das ab Mitte 225x hinausgegangen. Verwendet wurde die schwachen Markierungen in Umrissen Juni jede Detailwahrnehmung nicht nur er- immer ein orthoskopisches Okular; das ist fixiert; Zeit und Bedingungen natürlich ver- schwerte, sondern über Wochen gänzlich der Liebling des Planetenbeobachters. merkt. Dunkelpartien schraffiere ich, helle zunichte machte: ein Staubsturm, der fast Marken werden eingekreist. Im Wesent- die gesamte Mars-Atmosphäre betraf und Übrigens fand ich bei der Gelegenheit dieser lichen ist die Skizze dann schon „am Oku- seinen gelben Schleier sogar über eine aus- Opposition meine Meinung bestätigt, dass lar“ fertig. Am Schreibtisch werden noch gedehnte Südpolkappe (SPC) breitete. der Refraktor dem einwandfrei justierten die Schraffierungen mit dem Finger ver- SCT trotz geringerer Öffnung in Kontrast wischt. Schließlich wird die Zeichnung ein- Es sind dennoch 16 Zeichnungen zusam- und Detailauflösung mindestens gleichwer- gescannt, mit einem einfachen Bildbearbei- mengekommen, die meine Wahrneh- tig, wenn nicht überlegen ist. Dennoch be- tungsprogramm im S/W-Modus etwas kon- mungen festhalten. Sie sind entweder am nutzte ich häufiger das C8, denn es ist hand- trastverstärkt, weichgezeichnet, skaliert, die betagten 8-Zoll-Schmidt-Cassegrain von licher als der lange Refraktor. Beschriftung eingesetzt – und fertig. Celestron oder am langen, fünfzölligen Fraunhofer-Refraktor mit f/D = 14 entstan- Kurz zur Zeichentechnik: Ich benutze eine Weitere Informationen unter den, jeweils unter Verwendung der Filter gleichbleibende Schablone. Zunächst wird www.astrobert.de. Wratten 21 (orange) und 80a (hellblau). die Phase markiert, dann der Planet mit Den Beobachtungsumständen geschuldet, Blau- und Orangefilter inspiziert. Mit gut

Angaben zu den Zeichnungen:

1. 21.04.2018, 03:20 Uhr UT, Durchmesser 10’’, ZM 296° 12. 29.09.2018, 18:30 Uhr UT, Durchmesser 16’’, 116°, ähnlicher ZM und vergleichbarer Durchmesser wie am 16.06. 2. 09.05.2018, 03:00 Uhr UT, Durchmesser 12’’, ZM 120° Indessen ist die Wahrnehmung noch immer beeinträchtigt. 3. 13.05.2018, 02:50 Uhr UT, Durchmesser 12,5’’, ZM 80° Die Phase ist an den aufkommenden Rand gewechselt. 4. 04.06.2018, 01:50 Uhr UT, Durchmesser 15’’, ZM 217° 13. 04.10.2018, 19:10 Uhr UT, Durchmesser 15’’, ZM 78° 5. 06.06.2018, 02:10 Uhr UT, Durchmesser 16’’, ZM 204°, 14. 08.10.2018, 18:35 Uhr UT, Durchmesser 15’’, ZM 33°, ausgedehnte SPC, eine kleine Dunsthaube über dem Nordpol. der Zentralmeridian ist fast gleich wie bei der Zeichnung vom Der dunkle Fleck im 1. Quadranten am Rand: Syrtis Minor. 27.07. Trotz des kleineren Durchmessers sind wesentlich Am aufkommenden Rand rechts: Dunst über Syrtis Maior detailliertere Strukturen erkennbar. Sinus Sabaeus im 4. und 6. 16.06.2018, 01:30 Uhr UT, Durchmesser 18’’, ZM 101°, 3. Quadranten kommt wie eine Katzenpfote daher, darunter ein Staubsturm begann, über den Planeten zu ziehen Niliacus Lacus und Mare Acidalium. Die Südpolarkappe hat sich verkleinert, dafür hat sich im Norden die Nebelhaube 7. 13.07.2018, 00:00 Uhr UT, Durchmesser 22,9’’, ZM 194° über der Polarregion etabliert, mit einem hellen Ausläufer auf 8. 27.07.2018, 22:40 Uhr UT, Durchmesser 24’’, ZM 40°, die Mittagsseite des Planeten hin. Staubsturm während der Opposition. Der dunkle Fleck im 15. 16.10.2018, 18:45 Uhr UT, Durchmesser 13,6’’, ZM 317° 1. Quadranten ist Solis Lacus, eine eigentlich prominente Struktur. Den hellen Fleck direkt unterhalb der Südpolar- 16. 18.10.2018, 18:55 Uhr UT, Durchmesser 13,3’’, ZM 301°, kappe interpretiere ich als Argyre I, die dunkleren Schattie- eine von diesen raren „Planetennächten“ mit Feuchtigkeit, rungen darunter sind das, was vom Mare Erythraeum aktuell eher wenig Transparenz, aber einer sehr ruhigen Luft. So sichtbar war. konnte ich am Fünfzöller ohne weiteres 300-fache Vergröße- rung nutzen. Syrtis Maior im 2. Quadranten prominent, dazu 9. 16.08.2018, 22:30 Uhr UT, Durchmesser 23’’, ZM 220°, der Übergang in Sinus Meridiani. Sehr schön Syrtis Minor auch hier die Auswirkungen des bereits sechs Wochen an- an der Grenze vom 3. zum 4. Quadranten. Direkt unterhalb der haltenden Staubsturms: trotz 23’’ Durchmesser kaum und nur SPC ein sehr heller Fleck: Zen Lacus. Über dem Nordpol – verwaschenes Details. unten – eine schwach ausgeprägte Dunsthaube, die sich in die 10. 04.09.2018, 21:00 Uhr UT, Durchmesser 20’’, ZM 26° Tagseite hineinzieht. 11. 17.09.2018, 20:35 Uhr UT, Durchmesser 18’’, ZM 258°

Journal für Astronomie Nr. 70 | 11 Ergebnisse der Mars-Opposition

Visuelle Beobachtung des Staubsturms von Uwe Pilz

Das Mars-Perihel im Jahr 2018 war durch einen den filter, der Gelb und Grün blockiert, aber Orange und gesamten Planeten umfassenden Staubsturm geprägt. Blau/Violett durchlässt. Mit diesem Filter waren Details Dadurch waren die Oberflächendetails viel schwerer zu sehen, die Mare Acidalium und Serpentis kamen ei- erkennbar, zu manchen Zeiten waren selbst kontrast- nigermaßen klar heraus (Abb. 2). reiche Einzelheiten unsichtbar. Man konnte dies bedau- ern oder als eine Chance sehen, eben den Staubsturm Zwei Tage später war der Mars-Anblick noch mehr zu beobachten. Alle Zeichnungen entstanden an einem verhüllt. Die große Syrte war auf der nordöstlichen Refraktor mit 105 mm Öffnung und 650 mm Brenn- Planetenseite irgendwo vorhanden, aber völlig unsicht- weite auf einer azimutalen Montierung mit Feinbewe- bar! Diese dunkle Struktur ist normalerweise das Kon- gungen. trastreichste, was der Planet zu bieten hat und auch in kleinen Instrumenten leicht erkennbar (Abb. 3). Am 7. Die ersten Hinweise auf einen Sturm wurden in den Juli tauchte die Große Syrte allmählich aus dem Staub letzten Maitagen bekannt. Mir gelang erst drei Wochen wieder auf. Als Folge des Staubsturms hatte sie eine un- später ein Blick auf den Roten Planeten. Der Mars war gewöhnliche Form, eine Art Einschnürung (Abb. 4). an diesem Tag schon beachtliche 18 Bogensekunden groß. Neben der Südpolarkappe und Ansätzen der Am 13. Juli war nicht einmal die Südpolarkappe deut- Nordpolhaube waren das Mare Erythraeum und die lich erkennbar, der Sturm hatte selbst diese Region ein- helle Tharsis-Ebene gut erkennbar. Olympus Mons sah gehüllt. Die Große Syrte und das Mare Sirenum waren ich als dunklen Fleck in der nordwestlichen Hemisphä- nur andeutungsweise sichtbar (Abb. 5). re. Am Morgenterminator des Mars waren Eiswolken zu sehen. Nach klassischen Maßstäben war dies meine In den folgenden Tagen kamen mehr und mehr Einzel- detaillierteste Beobachtung der Saison (Abb. 1). Was an heiten zum Vorschein. Den ganzen Sommer über je- diesem Morgen auffiel: Die Südpolarkappe hatte eine doch war der Blick sehr kontrastarm – ganz im Gegen- Ausbuchtung zur Westseite hin. Dies waren die ersten satz zu dem, was der Planet normalerweise zu bieten Anzeichen des Sturms, denn es gibt hier keine hellen hat. Als letztes zeige ich den Anblick am 23. Juli, wo das topografischen Oberflächenmerkmale. Mare Erythraeum schon wieder ganz ordentlich er- kennbar war. Auf der Nordhemisphäre waren Wolken- Die nächste Beobachtung gelang mir am frühen Mor- erscheinungen am Morgenhimmel sichtbar (Abb. 6) . gen des 28. Juni. Der Durchmesser war auf 20 Bogen- Nahe der Opposition zeigte sich der Planet 24 Bogen- sekunden gewachsen. Visuell offenbarten sich außer sekunden groß. Leider war die Luft sehr unruhig und der Südpolarkappe kaum Oberflächeneinzelheiten, der ich konnte nur mit ca. 100-facher Vergrößerung beob- Sturm hatte weite Teile des Planeten erfasst. Ich habe achten. einen Mars-Filter von Orion, das ist ein Interferenz-

1 17.06.2018, 04:05 Uhr UT, 2 28.06.2018, 02:00 Uhr UT, V = 198x, ohne Filter und 3 30.06.2018, 01:05 Uhr UT, V = 198x, ohne Filter, Süden oben mit Orion-Mars-Filter (rechts), Süden oben V = 198x, ohne Filter, Süden oben

12 | Journal für Astronomie Nr. 70 Ergebnisse der Mars-Opposition

4 07.07.2018, 01:35 Uhr UT, V = 137x, ohne Filter und 5 13.07.2018, 00:40 Uhr UT, 6 23.07.2018, 22:05 Uhr UT, mit Orion-Mars-Filter (rechts), Süden oben V = 137x, ohne Filter, Süden oben V = 99x, ohne Filter, Süden oben

Klimawandel auch auf dem Mars? von Winfried Kräling

Der Klimawandel ist in aller Munde. Als langjähriger Amateurastronom ist mir na- türlich bewusst, dass unsere Sonne die trei- bende Kraft für das Wettergeschehen der Erde ist, was natürlich nicht ausschließt, dass auch anthropogene Einflüsse unser Klima beeinflussen.

Kürzlich fand ich im Internet [1] einen (nicht ganz aktuellen) Beitrag zum Thema „Klimawandel auch auf dem Mars?“.

Hier einige Auszüge „... Auch auf dem Roten Planeten schmel- zen die Polkappen ...“

Dies ist eine Tatsache, die aber bereits von dem Astronomen Wilhelm Herschel im Jahre 1784 entdeckt wurde und regelmäßig in jedem Frühjahr des Planeten stattfindet [2].

„... Neben den geologischen entdeckten die Forscher auch Hinweise auf drama- tische klimatische Veränderungen auf dem Mars. An einer der Polkappen wurde die nördliche Polkappe (North Polar Cap, 1 Beispiel zum Ausmessen der ein langsamer Rückgang von gefrorenem NPC) überwiegend aus Wassereis besteht, südlichen Polkappe des Planeten Mars Kohlendioxid verzeichnet, was auf einen kann angenommen werden, dass es sich im in WinJUPOS [4] allmählichen Klimawechsel hindeutet. ...“ obigen Text um das Gegenstück, also die SPC (South Polar Cap) handelt, da diese

Hier wird leider nicht genannt, um welche überwiegend aus Kohlendioxid (CO2) be- der beiden Polkappen es sich handelt. Da steht [2].

Journal für Astronomie Nr. 70 | 13 Ergebnisse der Mars-Opposition

Weiter im Text: „… ‚Das Tempo, mit dem sich diese polaren Bereiche zurückziehen, ist absolut erstaun- lich‘, sagte Jack Mustard. ‚Warum der Mars aber heute wärmer ist, als er noch vor kur- zem war, ist völlig unklar.‘ ‚Wir haben abso- lut keine Ahnung‘, sagte Malin. ...“

Was ist nun dran an dieser Meldung? Da sich Mars im Jahr 2018 wieder einmal in Erdnähe befand und bereits seit Mona- ten auf meinem Beobachtungsprogramm stand, stellte sich die Frage, ob ich mit eige- nen Beobachtungen etwas zu einer Klärung Vereinfachte des Abschmelzprozesses der SPC beitragen 2 Darstellung der könnte. Die Polkappen des Mars zählen im- südlichen Polkappe merhin zu den auffälligsten Oberflächen- (SPC) nach [6] aus strukturen des „Roten Planeten“, die für polarer Sicht, einen Amateurastronomen gut erreichbar Grafik W. Kräling sind.

Ein anderes Problem: Wo findet man Vergleichswerte? schen Bezeichnung Ares = Mars) der Gren- tung – abhängig von der Länge im Koordi- Fündig wurde ich in einem Büchlein aus ze der SPC (in diesem Jahr ließ sich nur die natensystem des Mars – mehrere Messwer- den Anfangszeiten meiner astronomischen südliche Polkappe beobachten) lässt sich te für die areografische Breite der Eisgrenze Tätigkeit [3]. Hier ist ein Abschmelzdia- auf Aufnahmen mit der Software WinJU- ermittelt werden. gramm der SPC zu finden, das Werner POS [4] leicht bestimmen (Abb. 1). Die so Sandner aus visuellen Beobachtungen er- gewonnenen Daten konnten mühelos in Die im Diagramm pro Beobachtung mehr- stellt hat. Um einen Vergleich dieser Daten ein Tabellenkalkulationsprogramm expor- fach in vertikaler Richtung angeordneten mit meinen eigenen aktuellen Beobachtun- tiert, dort weiterverarbeitet und zu einem Dreiecke beruhen also nicht auf Messfeh- gen zu ermöglichen, müssen beide Daten Diagramm (Abb. 3) umgesetzt werden. lern, sondern berücksichtigen die unter- auf das gleiche Bezugssystem umgerechnet schiedliche Breitenausdehnung bei ver- werden. Da die SPC nicht kreisrund ist (Abb. 2), schiedenen Längengraden auf dem Mars. sondern Ein- und Ausbuchtungen sowie Da Mars – ähnlich wie die Erde – Jahreszei- Eisinseln zeigt, und weiterhin auch noch Beim Betrachten des Diagramms sieht es ten zeigt, die von der jeweiligen Position auf asymmetrisch um den areografischen Süd- danach aus, dass sich der derzeitige Ab- der Umlaufbahn beider Planeten abhängig pol angeordnet ist, können pro Beobach- schmelzprozess (in Abb. 3 rote Dreiecke sind, bietet es sich an, die solare Länge (Ls – s. Kasten) zu verwenden. Solare Länge (Ls) in den Zeichnungen:

Die mit einem Refraktor 127 mm/1.200 Um die aktuelle Jahreszeit auf Mars bestimmen zu können, benutzt man die „Län- mm (effektive Brennweite 2.640 mm) und ge der Sonne“, die solare Länge (Ls) im planetozentrischen Koordinatensystem des einer Planetenkamera Alccd5L-IIc aufge- Mars. Mit 0° Ls wird der Beginn des Nordfrühlings (= Südherbst) bezeichnet (ver- nommen Bilder von Mars zeigen, trotz der gleichbar mit dem Frühlingspunkt der Erde), mit Ls = 90° der Beginn des Nord- niedrigen Stellung des Planeten in diesem sommers (Südwinter), bei Ls 180° beginnt der Nordherbst (Südfrühling) und bei Jahr, einen guten Kontrast und lassen sich Ls 270° der Nordwinter (Südsommer). gemeinsam mit einigen weiteren Bildern der internationalen „Association of Lunar Die solare Länge kann aus der heliozentrischen Länge des Mars (für ein bestimmtes and Planetary Observers (ALPO)“ [5] gut Datum aus einem gängigen Planetariumsprogramm entnehmbar) durch Subtrakti- für eine Auswertung verwenden. Die areo- on des Winkels 85,3° ermittelt werden. In den Tabellen in [7] ist Ls direkt angegeben. grafische Breite (abgeleitet von der griechi-

14 | Journal für Astronomie Nr. 70 Ergebnisse der Mars-Opposition Anzeige

3 Abschmelzkurven der SPC im Jahr 1956 (W. Sandner) und 2018 (W. Kräling)

gegenüber blauen Punkten des Jahres Welchen Einfluss hatte der Staubsturm auf 1956) der SPC nicht beschleunigt hat. Die Mars, der im Juni globale Dimensionen Trendlinien deuten sogar auf eine deutli- angenommen hatte, auf das Abschmelzen che Verlangsamung hin. der SPC? (In [6] ist zu lesen: „Auch globa- le Staubstürme können das Abschmelzen Wie heißt es aber so schön: eine Schwalbe verlangsamen oder stoppen.“) Erst weite- macht noch keinen Sommer – soll heißen, re Beobachtungen und mehr Vergleichs- dass sich aus je einer älteren und einer werte lassen eine sicherere Aussage über aktuellen Messung noch keine allgemein- das doch recht spannende und interessan- gültige Aussage treffen lässt. Folgende Un- te Thema zu, zu dem auch Amateurastro- sicherheiten sind zu beachten: Wie genau nomen einen Beitrag leisten können. sind die visuell ermittelten Messungen von Herrn Sandner aus dem Jahre 1956?

Literaturhinweise und Internetlinks (Stand Januar 2019): [1] www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/mars-in-bewegung-rot- aber-nicht-tot-a-375870.html [2] „Die Planeten“, Verlag Dorling Kindersley (2015) [3] G. D. Roth, 1966: „Taschenbuch für Planetenbeobachter“, Bilblio- graphisches Institut [4] G. Hahn: Freeware-Programm „WinJUPOS“: http://www.grischa-hahn. homepage.t-online.de/winjupos_download.htm [5] http://alpo-j.asahikawa-med.ac.jp/indexE.htm [6] R. Stoyan, 2003: „Mars“, Oculum-Verlag [7] W. E. Celnik, 2018: „Kosmos Mars-Guide“, Kosmos-Verlag

Journal für Astronomie Nr. 70 | 15 Ergebnisse der Mars-Opposition

Marsbeobachtung im Sommer 2018 von Winfried Kräling

Mars stand in diesem Sommer fast so nah an der Erde wie bei der Jahrtausendopposition im Jahr 2003. Mit einem Scheibchendurch- messer von 24,3 Bogensekunden erschien er im Fernrohr nahezu genauso groß wie 15 Jahre zuvor, als sein Durchmesser 25,1’’ betrug. Durch die exzentrische Marsbahn kann es vorkommen, dass der Marsdurch- messer – wie zuletzt in den Jahren 2010 und 2012 – nur eine Größe von 14’’ während der Opposition erreicht. Wem diese Zahlen wenig sagen: Dies ist so groß wie eine Ein- Cent-Münze aus etwa 135 Metern (2003) oder 240 Metern (2010 und 2012) Entfer- nung gesehen. Das Medienspektakel hielt sich in diesem Jahr allerdings in Grenzen. Lediglich am 27. Juli, dem Tag der Oppo- sition, an dem Mars gemeinsam mit einem „Jahrhundert-Blutmond“ (gemeint ist na- türlich die totale Mondfinsternis) niedrig über dem südlichen Horizont stand, war dieses Ereignis in allen Medien präsent.

Nun sollte man meinen, dass die Bedin- Die zur Beobachtung verwendeten gungen infolge der Erdnähe in diesem Jahr 1 Instrumente besonders gut waren, um den Planeten Mars zu beobachten. Wenn Mars (oder ein anderer Planet) aber im Sommer seine Op- positionsstellung erreicht, befindet er sich in den südlichen Regionen der Ekliptik und 2 Mars am 23.07.2018 um 23:36 damit von Mitteleuropa aus recht horizont- Uhr UT. Süden ist oben, der Pfeil zeigt nah. Für Marburg bedeutete dies, dass sich die Rotationsrichtung des Planeten Mars am 31. Juli, dem Tag seiner Erdnähe, an. Die Bezeichnung „p.“ bedeutet maximal 14° über den Horizont erhob. Da- „preceding“ (vorangehend) und „f.“ mit mussten die Lichtstrahlen des Planeten „following“ (nachfolgend). einen weiten Weg durch die Erdatmosphäre zurücklegen, was zu einer erheblichen Luft- unruhe, dem sogenannten Seeing, führte. gewesen wäre, kam noch erschwerend hin- verlängerte; dazu eine Alccd5L-IIc-Ka- zu, dass erstmals seit 2007 wieder ein pla- mera, alles getragen von einer EQ5-Syn- Bemerkenswert ist, dass kleinere Teleskope netenumspannender Staubsturm auf Mars scan-Montierung. Für die Steuerung der weniger von diesem Seeing betroffen sind herrschte, der die ansonsten gut sichtbaren Kamera habe ich die Software SharpCap als größere Instrumente. So war der Kont- Albedostrukturen von Ende Juni bis Mitte 2.9 verwendet; der Laptop befand sich zum rast in meinem 5-Zoll-Refraktor stets bes- August weitgehend verschleierte. Schutz vor Taubildung und Fremdlicht in ser als in den 11- und 14-Zoll- Teleskopen einem umgestülpten Wäschekorb (Abb. 1). der nahegelegenen Volkssternwarte Mar- Für die Aufnahmen benutzte ich einen Re- Direkt nach den jeweils vierminütigen Auf- burg. Als ob das stets mäßige bis schlechte fraktor 127 mm/1.200 mm, dessen Brenn- nahmen mit ca. 5.320 Einzelbildern habe Seeing nicht genug für Herausforderung weite ich mittels Barlowlinse auf 2.640 mm ich mit dem Freeware-Programm Giotto

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[1] die Bilder bei einer Verwendungsra- te von 3 bis 5% gemittelt und geschärft; am Folgetag wurden sie fertig bearbeitet. Die erste brauchbare Aufnahme (Abb. 2), auf der nach dem abklingenden Staubsturm wieder Oberflächenstrukturen auf Mars zu erahnen sind, entstand am 23. Juli und zeigt neben der südlichen Polkappe und der nördlichen Polhaube auch Albedostrukturen des Mare Erythraeum (vgl. Gesamtkarte Abb. 4). Ins- gesamt entstanden bis zum 13. Oktober, als das Marsscheibchen nur noch einen Durch- messer von 14’’ aufwies, in zehn Nächten einige Aufnahmen sowie in einer weiteren Nacht eine Zeichnung.

Da die ebenfalls kostenlose Software Win- JUPOS [2] neben Positionsmessungen (siehe Beitrag „Klimawandel auch auf dem Mars?“ in diesem Heft) aus Einzelfotos (Abb. 3 oben) oder Zeichnungen eine Zylinderprojektionen der Planetenoberfläche erstellen kann, lag es 3 Marskarte in Zylinderprojektion aus einem Einzelfoto. Der Zentralmeridian nahe, aus den Aufnahmen eine Gesamtkarte ist der Längengrad des Planeten, der sich zur Zeit der Beobachtung im Zentrum (Abb. 4) des Mars zu erstellen. des Planeten befindet und somit zur Erde zeigt. Süden oben.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 17 Ergebnisse der Mars-Opposition

4 Marskarten im Vergleich. Oben eine Simulation unter Verwendung der Software „Guide 9.0“, darunter die aus eigenen Aufnahmen erstellten Karten. Süden oben.

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Auch aus Computergrafiken lassen sich mit WinJU- Mars wieder weitgehend mit seinem gewohnten Aus- POS Zylinderprojektionen anfertigen. Die oberste Dar- sehen. stellung in der Abbildung 4 zeigt eine Marskarte, die aus Einzelbildern des Astronomieprogramms Guide 9.0 er- Wem Mars in diesem Jahr zu tief stand, dem sei Hoff- stellt und in Photoshop Elements mit den wichtigsten nung auf 2020 gemacht. Dann wird Mars am 6. Oktober Namen der Albedostrukturen versehen wurde. Eine mit einem Durchmesser von 22,6’’ in Opposition zur erste vollständige Marskarte (Bildmitte) konnte ich be- Sonne kommen und im Teleskop kaum kleiner erschei- reits aus den Aufnahmen, die ich zwischen dem 23. Juli nen als 2018, aber bei einer Deklination von etwas über und dem 16. August gemacht hatte, anfertigen. Beim +5 Grad deutlich höher stehen. Vergleich der Karten miteinander fällt auf, dass auf der mittleren Karte kaum markante Strukturen sicht- bar sind, was auf den noch nicht ganz abgeklungenen Literaturhinweise und Internetlinks (Stand Januar 2019): Staubsturm auf Mars zurückzuführen ist. Lediglich die [1] G. Dittié, Software GIOTTO: www.giotto-software.de Regionen Hellas, Syrtis Major und das Mare Erythrae­ [2] G. Hahn, Software WinJUPOS: www.grischa-hahn.homepage.t-online. um sind ansatzweise erkennbar. de/winjupos_download.htm [3] R. Stoyan, 2003: „Mars“, Oculum-Verlag Hingegen zeigt die untere Karte in der Abbildung 4 aus [4] W. E. Celnik, 2018: „Kosmos Mars-Guide“, Kosmos-Verlag späteren Beobachtungen trotz einer urlaubsbedingten [5] M. Weigand, S. Geyer, 2010: „Sonne, Mond, Planeten beobachten“, Lücke etwa zwischen dem 120. und 180. Längengrad Kosmos-Verlag

Marsbeobachtung auf dem Stadtbalkon von Sven Melchert

Das Universum steckt bekanntlich voller Planetenbeobachtung war noch nie meine baren Blick von Südost bis Südwest bietet. Überraschungen. Eine davon hat mich am Sache. Ein gelegentlicher Blick auf Jupiter Trotz IR-Filter war es schwierig, Venus zu 25. März 2017 ereilt. Es war ein Samstag, oder Saturn, klägliche Versuche mit einer finden. Doch das aufgenommene Video der Himmel über Stuttgart leuchtete bis auf Webcam, es kam einfach keine Freude auf. zeigte die schmale Sichel, und nach einigem leichte Zirruswolken strahlend blau, der Dabei lag im Schrank eine Alccd-5L-II-Ka- Herumprobieren mit AutoStakkert und Re- Terminkalender nannte keine Verpflich- mera, mit denen man auch Planeten filmen gistax wurde aus dem Film ein gar nicht mal tungen, und es war der Tag, an dem Venus kann; sie wurde bisher nur für Allsky-Auf- so schlechtes Bild (Abb. 1). ihre untere Konjunktion einnehmen sollte, nahmen eingesetzt. Schnell standen Stativ, acht Grad von der Sonne entfernt. Würde Montierung und der 80-mm-Refraktor auf Ich war verblüfft. Sollte das mit der Plane- eine Beobachtung der schmalen Venussi- meinem kleinen Stadtbalkon, der zwar mit- tenfilmerei gar nicht so schwer sein? Der- chel möglich sein? ten in Stuttgart liegt, aber einen wunder- maßen motiviert, wurde die nächste Gele-

1 Planetenbeobachtung in der Stadt: Venus am 25.03.2017, Jupiter am 08.06.2017 und Saturn am 30.06.2018.

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genheit genutzt, um Jupiter und Saturn aufzunehmen. und 738 mm Brennweite getauscht. Refraktoren gelten Wieder mit Erfolg. Und jetzt? Mehr Öffnung, eine bes- unter diesen Bedingungen allgemein als weniger an- sere Kamera! Der Kontostand sank, die Datenfülle auf fällig für die Luftunruhe. Der zweite Versuch fand am der Festplatte nahm zu. Nach 30 Jahren als Amateur- 14. April statt, wieder am frühen Morgen, Mars war auf astronom hatte ich plötzlich ein völlig neues Hobby: 9,5 Bogensekunden gewachsen. Mit einer Barlowlinse Planetenbeobachtung. wurde die Brennweite verdoppelt und mit der Kame- ra ASI 290MC in 180 Sekunden rund 34.000 Bilder als 2018. Der Winter war lang und der Himmel über vie- SER-Video aufgenommen. Das ist ein großer Vorteil le Wochen bewölkt. Teleskop und Montierung hielten vom Mars: Er ist erheblich heller als Jupiter oder Saturn, Winterschlaf, die im Sommer gelernten Routinen zur die Belichtungszeiten sind entsprechend kürzer. Dann Planetenbeobachtung waren längst vergessen. Aber die Überraschung: Trotz der geringen Brennweite von 2018 war das Mars-Jahr und es sollte mein Mars-Jahr weniger als 1.500 mm zeigt das bearbeitete Bild (vgl. werden! Die erste Gelegenheit für eine Beobachtung er- Abb. 2) deutlich die Phase von Mars, die südliche Pol- gab sich am 4. April um 5 Uhr morgens. Mars war noch kappe und grobe Albedostrukturen. Drei Tage später keine neun Bogensekunden groß, die Erwartungen an die nächste Aufnahme und dann ein Aha-Erlebnis: im die Bildqualität entsprechend klein. Der Blick durch das Vergleich beider Aufnahmen ist deutlich die Rotation Okular rief sofort alte Vorurteile wach: ein kleines, zap- von Mars zu erkennen. Ich war baff. Und wurde wieder pelndes Planetenscheibchen, auf dem keinerlei Details mutiger: die 2-fach-Barlowlinse wurde gegen eine 4-fa- zu erkennen sind. Das Video wurde nicht besser und che getauscht, effektive Brennweite nun knapp 3.000 das Ergebnisbild einfach nur schlecht. Sollte es bei der mm. Dritter Versuch am Tag darauf, die längere Brenn- geringen Horizonthöhe von Mars mitten in der Stadt weite hatte der Bildqualität nicht geschadet. wohl doch nicht sinnvoll sein, den Planeten zu beob- achten? Oder war die Brennweite von 3.600 mm für die- Bei dieser Kombination blieb es über den gesamten se Verhältnisse einfach zu viel des Guten? Beobachtungszeitraum hinweg, daher kurz die tech- nischen Angaben zu den hier gezeigten Bildern: Re- Also einen Gang zurück und das 180-mm-Maksu- fraktor LZOS 123 mm/738 mm, Baader-Zenitspiegel, tov-Teleskop gegen den Refraktor mit 123 mm Öffnung Televue Powermate 4x, ZWO ADC, IR-Sperrfilter und

2 Mars vom 14.04. bis 17.09.2018, technische Daten s. Text, Kommentare s. Kasten

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Kamera ASI 290MC. Wozu der Zenitspiegel? Weil das ber nur fünfeinhalb Monate lang, es gab wetter- oder Gerät für die Tiefe des Balkons sonst zu lang wäre. Als beruflich bedingte Pausen und das erhoffte beste Bild Aufnahmesoftware diente FireCapture, das gewöhnlich während der Opposition fiel aufgrund des Staubsturms als „Stacking“ bezeichnete Verfahren zur Auswahl der aus. Trotzdem bin ich im Rückblick sehr zufrieden und schärfsten Einzelbilder und anschließenden Mittelung freue mich schon heute auf die Mars-Opposition im erledigte AutoStakkert! 3, für die Bildschärfung wurde Oktober 2020. Nur mit der visuellen Beobachtung mag meist Registax eingesetzt. (Vergleiche mit der Software ich mich weiterhin nicht anfreunden, aber das kann ja Giotto oder umständlichen Wegen in Photoshop brach- noch kommen. ten keine besseren Ergebnisse.)

In den Schönwetterphasen blieb das Teleskop tagelang draußen aufgebaut. Abends konnten Jupiter und Saturn aufgenommen werden, morgens dann Mars. So ent- standen bis Ende September 15 Porträts von Mars, die seinen an- und absteigenden Durchmesser dokumen- tieren, die unterschiedlichen Phasengestalten zeigen und die im Vergleich zur Erde etwas langsamere Rotati- on nachvollziehen lassen. Dazu kommt das Abschmel- zen der Südpolkappe und natürlich ab Ende Juni das Aufkommen des globalen Staubsturms. Insgesamt war „mein Mars-Jahr“ von Mitte April bis Ende Septem-

Kommentare zu den Marsaufnahmen in der Abbildung 2

1. 14.04.2018, 05:30 Uhr MESZ, ZM 6°, Durchmesser 9,5’’. Unten die helle Südpolkappe, darüber dunkel das Mare Erythraeum, links hell ist Chryse und oben dunkel Mare Acidalium. 2. 18.04.2018, 05:34 Uhr MESZ, ZM 329°, Durchmesser 9,8’’. Das dunkle Gebiet in der Mitte ist Sinus Meridiani, darunter hell Sinus Sabaeus. 3. 20.04.2018, 05:35 Uhr MESZ, ZM 310°, Durchmesser 10,0’’. Rechts oben tritt dunkel Syrtis Major in Erscheinung, darunter hell das Hellas-Becken. 4. 22.04.2018, 05:39 Uhr MESZ, ZM 292°, Durchmesser 10,2’’. Dunkel in der Mitte: Syrtis Major, darunter Hellas. 5. 26.05.2018, 04:19 Uhr MESZ, ZM 309°, Durchmesser 14,4’’. Sinus Meridiani läuft quer über die Mitte, rechts oben Syrtis Major, rechts unten Hellas. 6. 20.06.2018, 04:11 Uhr MESZ, ZM 74°, Durchmesser 18,8’’. Die dunklen Gebiete von Aurorae Sinus und Solis Lacus werden langsam vom Staubsturm verdeckt. 7. 21.06.2018, 04:26 Uhr MESZ, ZM 68°, sonst wie Aufnahme 6 8. 07.07.2018, 04:08 Uhr MESZ, ZM 279°, Durchmesser 22,0’’. Mars ist in weiten Teilen vom Staubsturm verhüllt. Oben dringt noch etwas von der dunklen Syrtis Major durch, unten ist das ovale, helle Gebiet von Hellas abzugrenzen, die Südpolkappe ist teilweise von Staub überdeckt. 9. 20.08.2018, 23:16 Uhr MESZ, ZM 167°, Durchmesser 22,6’’. Das dunkle Band sind Mare Cimmerium und Mare Sirenum, ein heller Streifen dort könnte noch Staub sein. Der dunkle Fleck oben liegt an der Stelle von Olympus Mons. 10. 17.09.2018, 21:27 Uhr MESZ, ZM 243°, Durchmesser 17,9’’. Rechts das dunkle Band von Mare Cimmerium, links Syrtis Major und unten Mare Tyrrhenum scheinen noch von Staub aufgehellt zu sein.

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1 Kompositaufnahme (der Fotometrie des Mars im Jahr 2018 Sternenhimmel wurde etwas Messungen von Magnitude und Phaseneffekt länger belichtet), die den total verfinsterten Mond und Mars von Elmar Schmidt und Andreas Möller am 27.07.2018 um 20:08 Uhr UT zeigt. Zu dieser Zeit war Im Zusammenhang mit der Mondfinsternisfotometrie des ersten Mars mit einer visuellen Hellig- Autors bot es sich im Jahr 2018 an, auch die Helligkeit des Mars zu keit von m = -3,07 mag (linear) bestimmen, der am 27. Juli 2018, also am Tag einer totalen Mond- v mehr als doppelt so hell wie der finsternis, nahe dem Erdtrabanten stand und eine sehr günstige Mond (-2,21 mag). Perihelopposition hatte. Die Autoren hielten sich deshalb auf der Fotos: Andreas Möller. Astrofarm Hakos in Namibia auf, wo Mond und Mars nicht nur in über 80o Höhe kulminierten, sondern auch unter den fast per- fekten atmosphärischen Bedingungen der südwinterlichen Tro- ckenzeit zu sehen waren, was sich größere Gruppen visueller und fotografischer Beobachter zunutze machten. Die Abbildung 1 zeigt den Mond zwölf Minuten vor der Finsternismitte und Mars nur 15 Stunden nach seinem Oppositionszeitpunkt gemeinsam vor dem Sternenhimmel.

Die Abbildung 2 ist ein Foto vom Finsternisabend, als E. Schmidt einem Sternfreund sein Fotometer erklärt, bei dem es sich um ein Leuchtdichtemessgerät Konica-Minolta LS-150 mit einer ein Grad großen Messblende handelt. Hinter der Blende und einem der Augenempfindlichkeit folgenden, so genannten V-Lambda-Filter sitzt eine großflächige Silizium-Fotodiode. Diese Geräte arbeiten hochgradig linear (über 9 Größenordnungen), sind temperatur- 2 E. Schmidt (rechts) mit dem an seinem Fotometer in- kompensiert und geben Leuchtdichtewerte in cd/m2 (Candela pro teressierten Regensburger Sternfreund Egbert Wagner auf Quadatmeter) aus, weshalb ihre Kalibration regelmäßig an Leucht- Farm Hakos, Namibia. Foto: Andreas Möller.

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dichte-Sekundärnormalen kontrolliert werden kann, wobei meist nur Abwei- Helligkeit m in mag chungen unter einem Prozent zu verzeich- v nen sind [1].

Schon in vielen weltweiten Messkampa- gnen von E. Schmidt hat sich gezeigt, dass diese Geräte ideal sind, um dem Leucht- dichteumfang des Mondes von über 5.000 cd/m2 zum Vollmondzeitpunkt bis zu Wer- ten unterhalb von 0,1 cd/m2 in der Totali- tät zu folgen, wie die (allenfalls noch leicht vorläufige Lichtkurve) der Finsternis vom 27. Juli 2018 zeigt [2].

Aus demselben Grund sind diese Leucht- dichtemessgeräte auch in der Lage, die Hel- ligkeit der helleren Planeten und von Ster- nen bis zur 1. Größe zu bestimmen. Natür- lich bedarf es zu dieser Art der Fotometrie 3 Helligkeit des Mars im zweiten Halbjahr 2018 und Januar noch diverser geometrischer Korrekturen 2019; die beiden Geradenstücke sind als reine Sichthilfen und fotometrischer Umrechnungen, um gedacht. Die Fehlerbalken wurden als Produkt der Foto- die Leuchtdichten in den Größen (Mag- metergenauigkeit von 0,05 mag und der relativen Luftmasse nituden) der Astronomen auszudrücken; zwischen Beobachter und Mars gebildet. Die Messungen darauf kann hier im Einzelnen nicht ein- wurden – bis auf die Oppositionswoche in Namibia – und gegangen werden [3]. Für schwächere und den letzten Punkt (violett), der in 2800 m Höhe im mexika- insbesondere fast punktförmige Objekte nischen Nationalobservatorium gewonnen wurde – in Bad bedarf es zudem, anders als beim helle- Schönborn (Nordbaden) bei sehr niedrigen Marshöhen im ren Mond, noch eines Untergrundabzugs. Jahr 2018 gemacht. Schließlich sind alle Helligkeitsangaben auch dieses Beitrags zusätzlich noch auf die Luftmasse 1 reduziert, so als ob die Objekte Absoluthellig- im Zenit einer aerosolfreien Atmosphäre keit m in mag auf Meereshöhe stünden, weil andernfalls v Messungen zu verschiedenen Zeiten von Objekten infolge unterschiedlicher Höhen- winkel nicht vergleichbar wären.

Die Abbildung 3 zeigt die Ergebnisse der Fotometrie des Mars von Juli bis Januar 2019. In Namibia gemessen wurde nur in der Oppositionswoche. Hier fällt unmittel- bar auf, dass Mars mit visuellen Helligkei- ten zwischen -2,99 und -3,11 mag deutlich heller war als die in Planetariumsprogram- men vorhergesagten -2,83 mag [4]. For- meln von A. Mallama, der sich genauer mit den Planetenhelligkeiten befasst hat [5], 4 Phasenhelligkeitsverlauf des Mars aus Messungen sagten allerdings für den 27. Juli 2018 ein im Jahr 2018 (Erläuterungen s. Text). Die Datenlücke zwischen 20° und 30° Phasenwinkel hat leider mit einer mv von -2,86 voraus, aber auch das ist noch 0,21 mag (linear 20 %) schwächer als die Schlechtwetterphase­ zu tun, in der sich Mars zudem recht Messung in der Finsternisnacht. Zur Kon- schnell am Himmel bewegte.

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trolle von uns vorgenommene Messungen fotometrische Funktion, welche u. a. Rück- von Jupiter und Sirius wiesen jeweils drei- schlüsse auf ihre Oberflächenbeschaffen- mal kleinere Abweichungen auf. heit erlaubt. Sie ist für „trockene“ und at- mosphärelose Himmelskörper sehr steil. So Eine Erklärungsmöglichkeit der über- erhöht sich die Helligkeit des Mondes von großen Marshelligkeit bestünde in der va- der Dreiviertelphase bis zum Vollmond riablen Albedo des roten Planeten, die laut noch um mehr als den Faktor 3, entspre-

Mallama bei 115° areografischer Länge am chend einem mv von -1,3 mag [6]. größten ist; jedoch fanden unsere Messun- senwinkel annimmt, die auch vom Mond gen der Oppositionswoche zu Zeitpunkten Gemäß der im Schaubild vorgestellten noch erreicht werden, bevor er bei etwa 1,5° statt, an denen der Zentralmeridian 90° bis Messungen beträgt derselbe Faktor für in den Halbschatten der Erde eintritt. 120° kleinere Werte aufwies. Weiterhin sind Mars nur etwa 2,5 (-1,0 mag). Sein Phasen- aber auch saisonale Einflüsse auf die Mar- effekt war damit 2018 trotzdem stärker als Allgemein ist es nach unserer Meinung salbedo denkbar, darunter Eisnebel und von Mallama aus früheren Daten aufgestellt unbedingt angezeigt, die Helligkeiten der die Größe und Ausrichtung der Polkappen. [7]. Dabei ist für Phasenwinkel größer 10° Planeten und helleren Asteroiden systema- Schließlich beklagten einige auf Hakos zeit- die Übereinstimmung der beiden Daten- tisch nachzumessen; denn die vorhande- gleich mit uns in der Internationalen Ama- sätze an sich fast perfekt. Das Ansteigen nen Angaben basieren vielfach auf 50 und teursternwarte arbeitenden Marsbeobach- der entfernungsnormierten Helligkeit des mehr Jahre alten Messungen mit Fotomul- ter gerade einen Staubsturm, der auch zu Mars lag also allein am Oppositionspeak, tipliern, die spektral sehr viel undefinierter höherer Helligkeit geführt haben wird. der 2018 nur bis zu Phasenwinkeln von 4,7° waren als es die heutigen Halbleiterdetek- bestimmt werden konnte, weil Mars deut- toren sind. Dem fügt sich für die visuellen Die Abbildung 4 ist eine aus den Messungen lich abseits der Ekliptik stand. Planeten noch das Problem hinzu, dass es in der Abbildung 3 vorgenommene Zusam- so gut wie keine ähnlich hellen Vergleichs- menstellung der sogenannten Absoluthel- Ob es sich bei der abweichenden Phasen- objekte gibt wie in der Fotometrie verän- ligkeit des Mars über seinem Phasenwinkel. funktion um einen einmaligen Effekt in der derlicher Sterne. Die Helligkeitswerte wurden jeweils mit Albedo handelte oder eine Korrektur der dem quadratischen Abstandsgesetz der alten Daten nötig ist, sollten Messungen Fotometrie für eine (virtuelle) Verrückung um die nächste Marsopposition am 13. Okt. des Mars in den Sonnen- und Erdabstand 2020 zeigen, bei der Mars bis auf 2,1° an den von einer Astronomischen Einheit umge- Gegensonnenpunkt heranrückt, also Pha- rechnet, also standardisiert. Eine ähnliche Normierung ist auch für Kometenhellig- keiten üblich. Literaturhinweise und Internetlinks (Stand Januar 2019): [1] www.konicaminolta.eu/de/messgeraete/produkte/licht-messtechnik/ Aufgetragen sind die absoluten Hellig­ leuchtdichtemessgeraete/ls-150-ls-160-2/einfuehrung.html keiten über dem Phasenwinkel, das ist der [2] https://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=1&t=58167&start=40#p222051 Winkel, unter dem ein Beobachter auf dem [3] N. Hernitschek, E. Schmidt, M. Vollmer, 2008: „Lunar eclipse fotometry: absolute Mars Sonne und Erde getrennt sehen wür- luminance measurements and modeling“, Applied Optics 47, 62-71 de. Dieser Winkel nahm bei der Marssicht- [4] www.calsky.com/cs.cgi/Planets/5/1? barkeit 2018 nur Werte bis etwa 45° an, so- [5] A. Mallama, L. Hilton, 2018: „Computing apparent planetary magnitudes for The zusagen die maximale Elongation der Erde Astronomical Almanac“, Astronomy­ and Computing (accepted), vgl. https://arxiv. von Mars aus gesehen. Umgekehrt bedeu- org/abs/1808.01973 tet dies, dass Mars in dieser Stellung von [6] E. Schmidt, Y. A. Walter, 2009: „The optical lunar opposition effect“. 5th Intl. Con- der Erde aus einem Dreiviertelmond glich. gress of the European Radio Astronomy Club, Heidelberg, vgl. http://eracnet.org/ Die Phasenhelligkeitskurve von Planeten, congress/2009/park/2009%20pdf/13-Talk_Schmidt&Walter_ERAC_2009_CD.pdf Monden und Asteroiden ist eine wichtige [7] A. Mallama, 2007: „The magnitude and albedo of Mars“. Icarus 192, 404-416

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Meine Mars-Opposition 2018 – Beobachtungen an verschiedenen Teleskopen, Aufspüren von Veränderungen von Werner E. Celnik

Der Mars. Wie lange hatte ich darauf gewartet. Meine letzten Beobachtungen des „Roten Planeten“ stammten aus dem Frühjahr 2012, als er sich uns nur mit einem Durchmesser von 13 Bogensekunden zeigte. Dennoch konnte meine Farbkamera TIS DBK21 an meinem Ta- kahashi-Apo-Refraktor damals Einiges an Detail regis- trieren (Abb. 1).

Zur Opposition Ende Juli 2018 erreichte Mars wieder einmal ein Minimum an Erdnähe und ein Maximum 1 Mars am 25.03.2012 um 19:17 Uhr UT, Horizonthöhe 40°, Winkeldurchmesser an Winkeldurchmesser nach der Rekord-Opposition 13,1’’, ZM 344°, Teleskop: Refraktor 150 mm/1.100 mm, Kamera: TIS DBK21 2003. Leider steht er bei solchen Perihel-Oppositionen Color, Ort: Rheinberg. Details (Norden oben): Nordpolkappe, Syrtis Major, Sinus in mitteleuropäischen Breiten jedoch stets sehr tief am Sabaeus, Sinus Meridiani, Dunst im Hellas-Becken. Bildautor: W. E. Celnik Horizont. Für meinen Heimatstandort kam Mars zur Opposition 2018 nicht über 12,7° Höhe hinaus. Zu we- 2 Rechts: Das steinerne Schild an der Einfahrt zur Farm Tivoli

3 Mars über dem östlichen Horizont von Tivoli, links daneben Zodiakallicht und Milchstraße. Aufnahme am 30.07.2018 um 17:59 Uhr UT, Panorama-Montage von 3 Einzelaufnahmen mit Canon 5D MkII bei ISO 4000 und Objektiv 1:1,4 / 20 mm, Einzelbelichtung je 20 s. Bildautoren: W. E. Celnik und D. Sporenberg nig, um wegen der zum Horizont stark zunehmenden fraktor war mit 20 kg einfach zu schwer). Daher muss- Luftunruhe brauchbare Beobachtungsergebnisse aus te ein für meine Verhältnisse größeres Instrument der Kleinstadt heraus erzielen zu können. Die Bilder- angemietet werden, am besten mit stabiler Montierung gebnisse aus Deutschland im Zeitraum bis Mitte Juli be- und an einem Standort, wo Mars zur Opposition hoch legen den starken Einfluss der Luftunruhe bei geringen stand. Meine Wahl fiel auf die Astrofarm Tivoli in Na- Horizonthöhen (vgl. Abb. 4). Am 27.05. und 09.07. wur- mibia (Abb. 2 u. 3), wo ich mit einem Freund genau de die Apertur des Teleskops dazu noch zur Hälfte durch zehn Jahre zuvor bereits einmal Deep-Sky-Aufnahmen die Wand der Sternwartenhütte abgeschattet. gewinnen und allgemein gute Erfahrungen sammeln konnte. Die Vorplanung Ein auf Flugreisen transportables und für Mars brauch- Mehr als neun Nächte Aufenthalt waren allerdings we- bares Teleskop besaß ich nicht (mein 6-Zoll-Re- gen beschränkten finanziellen Budgets nicht drin. Da

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4 Montage von Marsbeobachtungen 2018, Norden oben. Bildautoren: W. E. Celnik, M. Hoppe, D. Sporenberg, R. Sparenberg

Planetenbeobachtungen auch bei Mond- Die Technik Bei der Beobachtung aufgenommen licht durchgeführt werden können und am Auf Tivoli stand uns mit dem Meade ACF wurden Video­sequenzen über je 120 s 27. Juli 2018 zudem noch eine totale Mond- 356 mm/3.560 mm (also f/10) auf einer Dauer mit der Farbkamera und den Filter- finsternis stattfand, stand der Termin für tragfähigen Astro-Physics GTO-1200-Mon- kombinationen den Beobachtungsaufenthalt vom 26.07. tierung im „Taurus“-Sternwartengebäude – nur UV/IR-Sperrfilter [10], also reine bis zum 04.08. schnell fest. Mit von der Par- ein Instrument mit einem theoretischen Color-Aufnahmen tie war diesmal mein alter Freund Dieter Auflösungsvermögen von 0,37 Bogen- – mit IR 850 [11], ohne UV/IR-Sperrfilter, Sporenberg, mit dem ich im Rahmen der sekunden im visuellen Bereich (520 nm Nah-IR-Aufnahmen Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Bo- Wellenlänge) zur Verfügung (Abb. 5). – mit Wratten #47 [12], mit UV/IR-Sperr- chum (AABO) seit den 70er-Jahren schon Unter Verwendung eines Nah-Infrarot- filter, Aufnahmen im blauvioletten Licht viele Beobachtungsexkursionen unter- filters IR 850 in Kombination mit einer nommen hatte [1]. CMOS-Farbkamera QHY5III178c [13] Die Primärbrennweite des Teleskops wurde sollte der Empfindlichkeitsschwerpunkt mit einem Flat-Field-Konverter (FFC) von Über das beeindruckende namibische Er- bei 880 nm Wellenlänge liegen. Hier sollte Baader auf ca. 7 m verlängert. Ein Atmo- lebnis dieser Mondfinsternis wurde bereits eine Winkelauflösung von 0,62 Bogense- sphärischer Dispersionskorrektor (ADC) berichtet [2]. Jetzt soll es um die Marsbeob- kunden zu erreichen sein. wurde bei Horizonthöhen von Mars unter achtungen gehen. 60° hinter den FFC geschaltet und diente

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zur Reduktion des atmosphärischen Spek- trums (Abb. 6).

Zur Kamerasteuerung und Bildaufzeich- nung haben wir die Software FireCapture 2.5 [3] auf einem Notebook mit schneller SSD-Festplatte (256 GB) und einer Stan- dard-Festplatte (1.000 GB) eingesetzt. Nach jeder Beobachtungsnacht wurden alle Auf- nahmen auf eine separate externe Festplatte mit 4.000 GB Kapazität gesichert. Für alle Fälle wurden eine Ersatzkamera (von TIS) und ein zweites Notebook älteren Datums mit 1.500 GB Speicherkapazität und aller benötigter Software mitgeführt. So konn- ten bei Mars mit der schnellen SSD-Platte Bildaufzeichnungsraten von bis zu 130 Bil- dern pro Sekunde realisiert werden. Bei 120 s Aufzeichnungsdauer standen so je Video bis zu 15.600 Bilder für die Verarbei- 5 Die Beobachter auf Tivoli tung (Stacking, Stapeln, Mitteln) mit Auto- am Teleskop Meade ACF14 Stakkert! 3 [14] zur Verfügung. (356 mm / 3.560 mm) auf Montierung Astro-Physics Mit jeder Filterkombination wurden meh- GTO 1200 in der Taurus-Hütte, rere Einzelvideos hintereinander aufge- Bildautoren W. E. Celnik und nommen, in der Reihenfolge D. Sporenberg

1. 3 x Color 2. 2-3 x Blauviolett 3. 3-6 x Nah-Infrarot 4. 2-3 x Blauviolett 5. 3 x Color 6 Am zusätzlich montierten Okularauszug des Teleskops: der Flat-Field-Konverter (Baader), der Atmosphärische-Dispersions-Korrektor (ZWO) und die Kamera Diese symmetrische Aufreihung bei der QHY5III178c (Astrolumina), Bildautoren W. E. Celnik und D. Sporenberg Beobachtung vereinfacht die spätere Dero- tation in WinJUPOS [4] und den Farbkom- binationsprozess. Die atmosphärische Transparenz auf Tivoli Zuhause fokussiere ich mit der Teleskop-­ war während des gesamten Beobachtungs- Kamera-Kombination für Planeten immer Die Handicaps aufenthaltes ordentlich, auf einer Skala mit Bahtinov-Maske an einem Stern und Unsere erste Marsbeobachtung am 27.05. von 1 (hervorragend) bis 5 (unbrauchbar) fahre dann per GOTO schnell zum Pla- (vgl. Abb. 4) zeigt den tief stehenden Mars durchweg 1-2, bis auf zwei z. T. mit Wolken neten. Hier war dies leider nicht möglich, zwar mit schlechter Winkelauflösung, aber durchzogene Nächte. Leider erwies sich das denn das Pointing der Montierung war da- mit hohem Kontrast in den Albedostruktu- Seeing (hier nur bezogen auf die Luftunru- für nicht ausreichend genau. ren. Ab dem 31. Mai 2018 begann auf dem he) als weniger stabil: laut Notizen im Be- Mars ein riesiger Staubsturm zu wüten, der obachtungsbuch im Mittel 2,5 ± 1 auf einer Am Tag 3 unseres Aufenthaltes die erste einen Großteil der Oberfläche den Blicken Skala von 1 bis 5 (w. o.). echte technische Panne: Die Sicherungsfest- der Erdbewohner entzog oder zumindest platte wurde bei der Datensicherung plötz- den Kontrast extrem abschwächte [5]. Erst So fiel das Fokussieren direkt mit dem Live- lich extrem langsam. Auch ein Neustart nach und nach wurde die Transparenz der Videobild an einem zappelnden Planeten- brachte keine Besserung. Also Plattenaus- Marsatmosphäre wieder besser. Ein tiefer scheibchen nicht immer leicht. Manche Bild- fall. Ein anderer anwesender Sternfreund Rot-, oder besser, ein Infrarotfilter erhöhte ergebnisse, z.B. am 02.08. (vgl. Abb. 4) sind hatte glücklicherweise eine Festplatte übrig, den Kontrast bei den Beobachtungen. daher womöglich einfach nur unscharf … die er uns zur Verfügung stellen konnte.

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7 Rotation des Mars in der Abfolge des Die fünf besten Bildergebnisse aus dem Zentralmeridians von 336° bis 60°, im Zeit- Zeitraum vom 27.07. bis zum 01.08. wur- raum 26.07. bis 01.08.2018, Norden oben. den in WinJUPOS nochmals derotiert und Teleskop: Meade ACF 14, Kamera QHY5I- auf den Zeitpunkt 29.07.2018 um 23:05 Uhr II178c, Filter: ohne, IR850, Wratten #47. Bild- UT zusammengeführt s. Abb. 4 rechts un- autoren: W. E. Celnik und D. Sporenberg ten). Die beste im Beobachtungszeitraum erzielte Winkelauflösung liegt bei 0,40 Bo- gensekunden, also nahe am theoretischen Auflösungsvermögen. Leider nicht durch- gängig.

Am Tag 5 die Katastrophe: Bei Beginn der Insgesamt konnten zu zehn Zeitpunkten nächtlichen Beobachtungen wurde das Marsaufnahmen auf Tivoli gewonnen wer- Notebook mit der schnellen SSD-Plat- den. Aufgrund des mittelmäßigen Seeings te plötzlich heiß und ging aus. Defekt der sind die Aufnahmen bei geringerer Hori- Mutterplatine. Das Aus für hohe Aufzeich- zonthöhe (37° - 44°) durchweg schlechter nungsgeschwindigkeiten, da nur noch der als die in Zenitnähe bei 80° – 87°. Die Pla- langsamere alte Ersatzrechner (immerhin!) netenbeobachtungen machten an diesem zur Verfügung stand. Ursache war mögli- Standort und zu dieser Periode daher nur cherweise eine der zahlreichen statischen zu den Kulminationszeiten Sinn. Im Beob- Entladungen durch gleichzeitige Berüh- achtungszeitraum konnte deshalb nicht das rung von Teleskop und Rechner. Dringen- angestrebte Intervall für den Zentralmeri- de Empfehlung: Ein Erdungskabel für den dian abgedeckt werden, weil bei Mars die Beobachter verwenden. Abend- und Morgenbeobachtungen weg- fielen. Die Abbildung 7 zeigt die Rotation Die Ergebnisse des Mars in sieben Bildern vom 26.07. bis Die einzelnen Videos wurden mit Ver- 01.08.2018 durch Veränderung des Zent- wendungsraten von 80 %, 20 % und 5 % ralmeridians. gestackt. Als beste Verwendungsrate erwies sich meist 80 %, selten 20 %. Die Veränderungen in der Albedo Aus fünf Aufnahmen zwischen dem 26.07. Die Nah-Infrarot-Aufnahmen stellten und dem 01.08.2018 konnte ich mit Win- sich stets als „besser“ heraus als die Co- JUPOS eine Marskarte aus unseren Beob- lor-Aufnahmen oder auch der R-Kanal achtungen erstellen, für den Längenbereich der Color-Aufnahmen. Besser heißt hier: 270° bis 120° und einen Breitenbereich von mehr Kontrast in der Albedo der Mars- -90° bis +60° (Abb. 8). Auffälligste Albedo- oberfläche (Staub in der Marsatmosphäre) strukturen sind hier z.B. UND verbesserte Luftruhe, dadurch mehr Details, trotz des theoretisch schlechteren – Südpolkappe, Nordrand (Breite -70° Auflösungsvermögens im IR. Die Blauvio- bis ca.-62°) lett-Aufnahmen zeigten die Polargebiete – Nordpolhaube, Südrand (Breite +60° mit höherem Kontrast als die Color-Auf- bis + 45°) nahmen. – Syrtis Major (290°, Breite +15°) – Hellas-Becken (300°, -45°) Nach der Derotation mit WinJUPOS der – Sinus Sabaeus (340°, -10°) einzelnen Videos mit denselben Filterkom- – Deucaleonis Regio (350°, -15°) binationen wurden in Photoshop CC [6] – Sinus Meridiani (0°, 0°) die mit Giotto 2.21 [7] geschärften IR-Auf- – Oxia Palus (15°, +12°) nahmen als Luminanz den Color-Aufnah- – Niliacus Lacus (25°, +20°) men hinzugefügt, die Blauviolett-Aufnah- – Chryse (30°, +10°) men dem Blaukanal der Color-Aufnah- – Argyre-Becken (45°, -50°) men. – Aurorae Sinus (50°, -10°)

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8 Marskarte vom 26.07. bis 01.08.2018. Breitenskala planetografisch, Zylinderprojektion, Norden oben. Erstellt mit WinJUPOS [3]. Beobachtungen am 29.07.2018 (um 19:29 Uhr UT, Längenbereich 270°–312°), 01.08. (22:52 Uhr UT, 312°–20°), 29.07. (22:36 Uhr UT, 20°–80°), 27.07. (23:44 Uhr UT, 80°–105°), 26.07. (23:21 Uhr UT, 105°–120°). Instrument: Meade ACF 14, Effektivbrennweite ca. 7 m, Kamera: QHY5III178c, Filter: ohne Filter, IR 850, Wratten #47, Ort: Farm Tivoli/Namibia, Bildautoren: W. E. Celnik und D. Sporenberg.

– Achilis Pons (55°, +22°) – Valles Marineris (62°, -42°)

Dazu einige topografische Strukturen wie die Krater Galle (33°, -53°) und Lowell (70°, -53°) sowie der dunkle Flecken des Vulkans Acraeus Mons (107°, +15°).

Lokale Staubablagerungen scheinen sich nach Vergleich mit früheren Marskarten an verschiedenen Orten zu befinden. Ein Vergleich mit den detaillierten Karten von S. Ebisawa [15] oder R. Aeschliman (2017, [8]) zeigt: Westlich (Mars-Westen) der Ga- belbucht Sinus Meridiani fehlt ein Teil des dunklen Argus-Bogens (bei 10°, –3°). Der 9 Mars mit Phobos und Deimos am 28.07.2018 von 23:26 bis 00:22 Uhr UT, mit Bewegung östliche Teil der hellen Chryse-Ebene er- der Monde um den Mars und Bewegung des Mars von W nach O vor den Sternen. Phobos scheint westlich von (15°, +15°) wesentlich (10,5 mag) rechts, Deimos (11,6 mag) links oben, Stern TYC 69111579 (11,5 mag) links. Inset: dunkler. Zwischen den dunklen Flecken Marsaufnahme von 22:40 Uhr UT maßstabs- und orientierungsgetreu. Teleskop: Meade ACF 14 von Oxia Palus und der dunklen Ebene Ni- Zoll, Kamera: QHY5III178c, Einzelbelichtungen: Mars 10-27 ms, Monde 960 ms, Intervall: 4 min, liacus Lacus sollte eigentlich eine helle Tei- Ort: Farm Tivoli, Namibia, Bildautoren: Werner E. Celnik und Dieter Sporenberg. lung bestehen, diese fehlt. Die dunkle Flä- che von Aurorae Sinus erscheint im Bereich der Valles Marineris durch einen hellen Streifen geteilt. Der topografische „Knick“ sturm schon wieder nahezu staubfrei sind. den. Siehe dazu auch deren Beitrag hier in westlich der chaotischen Senke Capri Es gibt demnach nicht nur dunkle Struktu- diesem Heft. Chasma ist durch die Albedostruktur nach- ren, die jetzt hell erscheinen, sondern auch gebildet. Womöglich sind die tiefen Täler umgekehrt. Und: die Albedo-Veränderun- Die Monde Valles Marineris und Capri Chasma wie gen können recht kleinräumig sein. Ähnli- In der Nacht vom 28. zum 29. August ge- Eos Chasma mit hellem Staub zugedeckt, ches ist auch in den Aufnahmen von Bernd lang es uns, die Orbitalbewegung der bei- während die Hochebenen nach dem Staub- Gährken und Sebastian Voltmer [9] zu fin- den Marsmonde Phobos und Deimos und

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die Bewegung des Planeten selbst auf seiner men erstellte Marskarte Unterschiede in meridian zeigen, lässt darauf schließen, dass Bahn vor dem Hintergrund der Sterne fest- den Albedostrukturen im Vergleich zu äl- es zwischen diesen beiden Beobachtungen zuhalten (Abb. 9). Eine Stunde lang wurde teren Marskarten auf, die vermutlich durch keine wesentlichen (d. h. großräumigen) alle 4 Minuten ein 60-s-Video mit langer den abklingenden Staubsturm verursacht Veränderungen in der Albedostruktur gab. Belichtungszeit der Einzelbilder von fast wurden. Die nachfolgenden Aufnahmen mit dem 1 s aufgenommen. Mars war dann natür- C11 und dem 150-mm-Refraktor lassen lich völlig überbelichtet, dessen Einzel- Und nach der Opposition? keine feinen Details mehr erkennen. belichtungszeit betrug i.d.R. einige Milli- In den Monaten nach dem eigentlichen Vielleicht ergibt sich mehr im Oktober 2020, sekunden. Dadurch tauchten jedoch die Oppositionszeitraum wurden noch Auf- wenn Mars zur Opposition in Deutschland Monde sowie ein Hintergrundstern (TYC nahmen in Deutschland angefertigt, vom eine Höhe von 45° erreicht. 69111579) auf. Diese eine Beobachtungs- 08.10. bis zum 08.11.2018 (Abb. 4). Der stunde wurde so gewählt, dass Phobos auf Winkeldurchmesser des Mars schrumpfte Danksagung seinem Bahnbogen um Mars seinen Maxi- drastisch, dafür stieg er auf größere Hori- Ich bedanke mich ganz herzlich bei Michael malabstand erreichte. So wird deutlich, in zonthöhen. Dennoch: Die Beobachtungen Hoppe und Rainer Sparenberg, die mir Be- wie dichtem Abstand dieser Mond seinen waren stark vom Seeing begrenzt. Lediglich obachtungen an „ihren“ Instrumenten er- Mutterkörper umläuft. Da Mars sich in der der 1,12-m-Spiegel der Expo-Sternwarte möglichten. Besonderer Dank gilt meinem Beobachtungsstunde mit einer Winkelge- Melle konnte mit den Namibia-Beobach- alten Freund Dieter Sporenberg, ohne den schwindigkeit von 0,84 Bogensekunden/ tungen noch halbwegs mithalten. Ein Ver- die Beobachtungen in Namibia nur schwer Minute von Ost nach West bewegte und alle gleich der beiden Aufnahmen vom 08.10 möglich gewesen wären. Aufnahmen auf den Mutterplaneten aus- und am 27.07, die etwa denselben Zentral- gerichtet wurden, bildet sich der Stern wie die Monde ebenfalls als Punktfolge (Strich- spuraufnahme) ab. Literaturhinweise und Internetlinks [9] Marsbeobachtungen von B. Gährken (Stand 30.01.2019): und S. Voltmer, 2018: www.astrode. Der überbelichtete Mars wurde im End- [1] P. Riepe, U. Bojarra, 1982: „Astro- de/reisen/reisen18c/namib2018c. bild entfernt und durch eine mit kurzen nomisches Lager am Gavia-Pass“, htm, und: www.astrofilm.com Einzelbelichtungszeiten gewonnene Sum- Sterne und Weltraum 21, 5/1982, [10] [10] UV/IR-Sperrfilter: Standard- menaufnahme maßstabs- und lagegetreu S. 210 ausstattung der Kamera [13] ersetzt. Die dafür verwendeten Marsauf- [2] W. E. Celnik, D. Sporenberg, O. [11] Filter IR 850: Standard-Fotofilter, nahmen wurden unmittelbar vor der Auf- Guthier, 2019: „Die Mondfinsternis im Fachhandel in diversen Größen nahmeserie für die Monde aufgenommen. des Jahrhunderts - ein stilles Erleb- erhältlich Es wurden insgesamt 13 Videos von 120 s nis“, VdS-Journal für Astronomie 68 [12] Wratten-Filter, Bezugsquelle 2018: Dauer angefertigt: 6 als Farbvideo mit UV/ (I-2019), S. 16 Teleskop Service, Parsdorf, IR-Sperrfilter sowie 3 mit IR850-Filter oh- [3] FireCapture-Software: www.teleskop-express.de/shop/ ne Sperrfilter (Luminanz) und 4 mit Vio- www.firecapture.de/ [13] Astrolumina-Kamera QHY5III178c, lettfilter (Wratten #47) in Kombination mit [4] G. Hahn, 2018: „WinJUPOS“, 2018: https://astrolumina.de/ UV/IR-Sperrfilter für den Blaukanal. Mars www.grischa-hahn.homepage.t- kamerasysteme/alccd-qhy/ müsste eigentlich um 75 min weiter ge- online.de/winjupos_download.htm alccd-qhy-5iii-178.php dreht werden, um den tatsächlichen Bild- [5] Beginn Staubsturm auf [14] E. Kraaikamp, Software AutoStak- eindruck zur Mitte der Mondaufnahmen dem Mars, 2018: kert!: www.autostakkert.com/ wiederzugeben. Die lange Belichtung der http://spaceweather.com/archive. [15] S. Ebisawa, 2010: Marskarte, Mond-Einzelbilder verursachte im Zu- php?view=1&day=13&month=06& www.alpo-astronomy.org/marsblog/ sammenspiel mit dem im Laufe der Nacht =2018 wp-content/uploads/2010/05/ schlechter werdenden Seeing leider vergrö- [6] Adobe Photoshop CC, 2018: www. MarsMapEbisawamap123.jpg ßerte Scheibchen von Stern und Monden. adobe.com/de/creativecloud.html [7] Software Giotto 2.21: http://www. Ein Fazit giotto-software.de/ Wegen äußerst mittelmäßigen Seeings und [8] Ralph Aeschliman, 2017: Marskarte, technischer Probleme konnte das maxima- http://ralphaeschliman.com/ralph le Auflösungsvermögen des verwendeten aeschliman_009.htm, und http:// Teleskops nicht ganz ausgenutzt werden. ralphaeschliman.com/linked/ Dennoch zeigte die aus den besten Aufnah- srasimp.pdf

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Mars 2018 – leider nur suboptimal von Bernd Flach-Wilken

Im vergangenen Sommer war es wieder so- weit: eine etwa alle 15 Jahre wiederkehren- de Perihel-Marsopposition bescherte den Planetenbeobachtern einen gut 24 Bogen- sekunden großen Roten Planeten. Für uns Nordhalbkugelbeobachter bedeutet dies neben gewissen Beobachtungsvorteilen, zum Beispiel warmen Sommernächten, eine bedeutende Einschränkung des Be- obachtbaren durch sehr horizontnahe Posi­ 1 Kurz nach seiner Opposition, am tionierung des Planeten am Firmament 2 Im C14-Edge-HD zeigte sich Mars am 31.07.2018 (23:08 Uhr UT, Durchmesser (bei mir nur rund 15° Kulminationshöhe) 06.08.2018 (Durchmesser 24,1’’, ZM 309°) 24,2’’, ZM 12,5°), zeigte sich der Himmel mit folglich meist grässlichen Seeingbe- gegen 23:45 Uhr UT erstmals bei recht or- erstmals gnädig und ließ im C14-Edge-HD dingungen. Angestrebte hochauflösende dentlichem Seeing so, wie ich es erwartet einiges an Albedodetails erkennen. Wenn Beobachtungen waren somit nahezu nicht hatte. Der Staubsturm hatte sich bis auf auch weit entfernt vom Optimum, ist die möglich, was schon die Vorfreude auf diese die Gegend um Sinus Meridiani (ganz links Gegend um Sinus Meridiani ein Muss für Marsopposition sehr einschränkte. auf dem Bild) weitgehend verzogen. Hellas jeden Planetenbeobachter. Die Hoffnung präsentierte sich sehr auffällig hell, während auf noch besseres Seeing während dieser Im Gegensatz zu den günstigen Oppositio- die nördlichen „Ausläufer“ der Terra Cimme- Mars-Saison bestand noch immer, bekam nen 1988 und 2003 stand mir dieses Jahr al- ria sehr dunkel erschienen. Norden oben. aber im Laufe der Zeit deutlich Dämpfer. lerdings erstmals eine USB3-Videokamera Norden oben. zur Verfügung, welche durch die Möglich- keiten der kurzen Integrationszeiten und der enormen Bildfolgeraten die Hoffnung weckte, doch einiges an hochaufgelösten Bildergebnissen durch „lucky imaging“ zu erhalten.

Erste Okulareinblicke im Juni 2018 jedoch ließen auf dem notorisch zappelnden Pla- netenscheibchen nichts, aber auch gar nichts an Oberflächen- / Albedodetails er- kennen, so dass alle Hoffnungen auf inte- ressante Bildergebnisse dahinschwanden. Der im Juli aufkommende globale Staub- sturm auf Mars verschlimmerte die Lage zusätzlich. 3 Am 15.08.2018 erlebte ich das beste 4 Gegen Ende August (28.08.2018, 20:50 Vor 15 Jahren ergriff ich deshalb die Flucht Seeing dieser Mars-Saison. Mit immer Uhr UT) hatte Mars noch immer über 21’’ in südliche Gefilde, wo ich in Namibia auf noch 23,3’’ Durchmesser (ZM 217°) gelang Durchmesser und zeigte hier in Westeuropa der Farm Tivoli am dortigen 40-cm-Hyper- es, mit der beschriebenen Ausrüstung im seine sehr interessanten Regionen um Solis grafen den Roten Planeten in Zenitnähe C14-Edge-HD die Terra Cimmeria in kleinere Lacus mit dem links anschließenden, sehr mit einer Philips-ToUCam ablichten woll- Dunkelgebiete aufzulösen. Das sich nördlich prägnanten dunklen Ausläufer von Sinus te. Leider scheiterte dieses Vorhaben kläg- anschließende helle Band scheint nach Ver- Aonius. Norden oben. Beobachtungsinstru- lich, da durch einen Kurzschluss in der gleich mit Ergebnissen anderer Beobachter ment war der 300-mm-Schiefspiegler. Montierungsmotorzuleitung (natürlich in real zu sein. Norden oben.

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5 So zeigte sich Mars am Abend des 11.08.2018 in meinem 300-mm-Schiefspiegler gegen 21:50 Uhr UT bei recht or- dentlichem Seeing in nur 13° Horizonthöhe. Der Planetendurchmesser betrug 23,8’’, der ZM 256°. Von links nach rechts sind dargestellt: Addition von 5.000 Bildern (Luminanzkanal mit IR-742-Filter) bei 80% Verwendungsrate in AutoStakkert! 3. In der Mitte wurde dieses Summenbild mit Wavelet-Filtern so weit geschärft, dass das Rauschen begann, störend zu wirken. Acht dieser in Serie aufgenommenen Bilder wurden in WinJUPOS derotiert und wiederum addiert. Nochmalige Schärfung in Giotto und die Kombination mit dem sofort anschließend gewonnenen RGB-Bild ergab das Endergebnis rechts. Norden oben.

der Stundenachse!) die Steuerungsendstufe lich, was einen gravierenden Nachteil von Schnell zeigte sich: Nur RGB mit einer „abrauchte“ und das Teleskop nicht mehr Remote-Teleskopen aufzeigt … und schon Farbkamera bringt zu flaue Kontraste, also einsatzfähig war. Ein ersatzweise zur Ver- wieder war ein Traum geplatzt. musste das L(IR)RGB-Verfahren angewen- fügung gestelltes C11 konnte die Erwartun- det werden, was sich dann auch als einiger- gen nur begrenzt erfüllen, was aber auch an Also galt es 2018, wie schon 1988, hier zu maßen brauchbar herausstellte. oft sehr ungünstigen Seeingbedingungen Hause von meiner Balkonbeobachtungs- über der Farm gelegen haben mag. So platz- station aus den widrigen Gegebenheiten Mein persönliches Optimum zur Bild- ten diese Träume ... das Beste zu machen und mein Glück mit gewinnung sah nach einigen Versuchen meinem 300-mm-Kutter-Schiefspiegler so aus: mit ADC und Filter IR 685 (oder 2018 aber sah die Lage anders aus. Als Mit- und einem optisch sehr guten Celestron 14 IR 742) wurden je zehn Videoserien à 120 glied der CHART32-Gruppe [1] stand mir EdgeHD zu versuchen. Hilfreich war dabei Sekunden Dauer für den L-Anteil und in Chile am Cerro Tololo ein optisch her- der letztjährige Jahrhundertsommer, der nochmals vier 90-Sekunden-Serien mit vorragendes 80-cm-Remote-Teleskop zur nahezu jede Nacht klare Sicht bescherte, der Farbkamera für die RGB-Kanäle auf- Verfügung, das zwar hauptsächlich für aber bezüglich der Luftunruhe durch die genommen. Deep-Sky-Aufnahmen benutzt wird, aber nächtliche Wärmeabstrahlung benachbar- auch schon testweise seine Eignung als ter Häuser nicht oder nur selten überzeu- Diese an die 80.000 Rohbilder wurden wie Plane­tenkiller bewiesen hatte. gen konnte. folgt (hier nur der L-Kanal beschrieben) Der Staubsturm auf Mars gab dann En- bearbeitet: in AutoStakkert! 3 [2] wurde je- Aber auch hier gab es plötzlich Probleme. de Juli, also kurz vor dem Höhepunkt der de der zehn bis zwölf Serien mit einer Bild- Die dortige USB3-Kamera ließ sich bei Oppositionsperiode, die Sicht auf Oberflä- verwendungsrate von 80% zentriert und einem Test im Frühjahr 2018 nicht mehr chendetails langsam wieder frei. Mit zwei gemittelt addiert, wodurch aus rund 50.000 ansprechen. Sie wurde zwar vom Steuer-PC ASI-USB3-Kameras (ASI 174MM und IR-Aufnahmen nur noch zehn bis zwölf erkannt, lieferte aber keine Bilder. Das Pro- ASI 185MC), einem ZWO-ADC, diversen wurden. blem ließ sich von hier aus via Remote-Dia­ Rotfiltern (RG 630, RG 685, IR pro 742 und gnose nicht beseitigen. Auch das Personal IR pro 807) und einem Flat-Field-Konver- Diese wurden mit sehr viel Gefühl mittels vor Ort konnte sich nur vergebens bemü- ter zur Verlängerung der Brennweite (Ef- Wavelet-Filtern geschärft, so dass das erste hen, die Kamera wieder zum Leben zu er- fektivbrennweite 10–12 m) tastete ich mich Mal erkennbar wurde, ob überhaupt Ober- wecken. Ein schneller Vor-Ort-Ersatz der langsam an eine Methode zur „optimalen“ flächendetails erfasst worden waren. Dann Kamera war organisatorisch nicht mög- Bildgewinnung heran. wurde erneut aussortiert und die fünf bis

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acht besten dieser geschärften IR-Bilder in Auf anderen Wegen wären von hier aus niges mehr erhoffen. Außerdem sollte bis WinJUPOS [3] derotiert (das ist auch beim (50,5° nördl. Breite) keine vergleichbaren zu diesem Zeitpunkt unsere Planetenka- langsam rotierenden Mars absolut notwen- Ergebnisse möglich geworden. mera am 80-cm-CHART32-Teleskop wie- dig), gemittelt addiert und schließlich so- Dass im Vergleich zu Aufnahmeorten mit der funktionsfähig sein, so dass ich schon wohl in Giotto [4] als auch in Adobe Photo­ gutem bis optimalem Seeing die Ergebnis- heute voller Vorfreude auf diese Zeit warte. shop „verfeinert“. se immer noch enttäuschend sind, steht Ähnlich, aber mit weniger Schärfungsrou- auf einem anderen Blatt. Neben unbefrie- tinen, wurden die Farbaufnahmen behan- digender Auflösung erkennt man schnell, Internetlinks (Stand Januar 2019): delt und schlussendlich zum L(IR)RGB zu- dass die Farbe Blau stark unterrepräsentiert [1] http://chart32.de sammengerechnet. ist; eine Folge der Absorption kurzwelliger [2] www.autostakkert.com Lichtanteile durch die Erdatmosphäre. [3] www.grischa-hahn.homepage. Es ergaben sich in Nächten mit günstigem t-online.de/winjupos_download.htm Seeing Bildergebnisse, die den visuellen Dahingehend lässt die 2020 folgende Mars­ [4] www.giotto-software.de Anblick am Okular sowohl im Schiefspieg- opposition mit einem Planetendurchmes- ler als auch im C14 bei Weitem übertrafen. ser von bis zu 22,5 Bogensekunden und Das war eben „lucky imaging“ at it`s best. Kulminationshöhen von über 45° doch ei- Der staubige Mars über Namibia von Sebastian Voltmer und Bernd Gährken

Die zu der Zeit noch junge Lucky Imaging-Technik mit Webcams ermöglichte Aufnahmen, die neue Maßstäbe setzten. Zur Marsopposition 2005, die mit 69,4 Mio. km ebenfalls von uns Mitteleuropäern gut verfolgt werden konnte, wurden die Ergebnisse aus Namibia von 2003 durch den rasanten technischen Fortschritt sogar noch getoppt. Dies wird auch im Film „Wiederkehr des Mars“ [1] deutlich, dessen wichtigste Dreharbeiten zu dieser Zeit begannen. Danach folgte eine Durststrecke mit Planetenoppositionen, die nur einen kleinen Mars zeig- ten. Doch nach 2012 erschien Mars bei seinen Opposi- tionen nach und nach wieder größer. Die nächste wirk- lich günstige Perihel-Opposition war am 27. Juli 2018 mit einer Entfernung von 57,589 Millionen Kilometer.

1 Luftaufnahme der Beobachtungshütte auf dem Gamsberg, Die Perihel-Marsoppositionen fallen immer in die Bild: Sebastian Voltmer Sommermonate, wenn der Planet in Deutschland nahe am Horizont steht. Daher entstand schon 2003 die Idee, im Jahr 2018 eine weitere Tour auf die Südhalbkugel zu Nur alle 26 Monate erreicht der Planet Mars seine Op- realisieren. Tatsächlich gelang es nach all den Jahren, positionsstellung zur Sonne. Dabei sind die Abstände das Vorhaben in die Tat umzusetzen und die Reise nach des Mars zur Erde aufgrund seiner elliptischen Bahn Namibia zu wiederholen. Neben Bernd Gährken und stark schwankend: Die jeweiligen Distanzen liegen zwi- Sebastian Voltmer war diesmal auch der Vulkan- und schen 56 und 101 Millionen Kilometer. Es war damals Himmelsfotograf Martin Rietze an Bord. Wir planten am 27. August 2003, als sich eine Marsopposition so das Anfertigen einer Marskarte, um globale und lokale nah der Erde ereignete wie seit den letzten fast 57.000 Albedo-Veränderungen zu dokumentieren. Doch ab Jahren nicht mehr: Nur 55,758 Mio. Kilometer war der Mai 2018 ereignete sich auf dem Roten Planeten ein Mars entfernt – Grund für unsere damalige Reise in das globaler Staubsturm, der den Blick auf seine Oberfläche sonnige Namibia. trüben würde. Wie sich jedoch im Nachhinein heraus-

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2 Das letzte steile Stück zum Großen Gams- berg, aufgenommen mit einem Quadrokopter von Sebastian Voltmer

stellte, sollte gerade dieser Sturm auf dem Mars zu einer vor der Bedeckung noch gut zu erkennen, aber im Ein- interessanten fotografischen Studie führen. zelbild schwer nachvollziehbar.

Unsere Reise beginnt Mitte Juli 2018. Nach Ankunft in Wegen des wechselhaften Wetters müssen wir unsere der Namibischen Hauptstadt Windhuk decken wir uns nächtlichen Beobachtungen abbrechen, nur tagsüber im Supermarkt mit einem großen Vorrat an Lebensmit- haben wir Gelegenheit für längere Spaziergänge – be- teln ein, den wir auf dem Gamsberg benötigen würden. gleitet von einer unangenehmen Halsentzündung, von Gebucht ist der 710-mm-Newton und eine Wohnhüt- der wir nur langsam genesen sollten. Das kalte Wetter te (Abb. 1) auf dem Plateau des Großen Gamsbergs für sorgt zudem dafür, dass die Solar-Duschen nicht richtig ganze fünf Tage. Dort oben sind wir auf eine komplette funktionieren. Selbstversorgung angewiesen. Schwierig zu fahren ist die Straße hinauf (Abb. 2). Ohnehin darf sie nur mit Dick eingepackt sitzen wir beim Abendessen und bli- einer speziellen Erlaubnis benutzt werden. cken zum wolkenverhangenen Gamsberg. Im kalten Wind klart der Himmel am vierten Tag endlich wieder Doch zunächst steht die Gästefarm Hakos auf dem auf. Die Sonne verschwindet hellstrahlend hinter den Programm. Das Wetter mit Sturm und Gewittern spielt überhaupt nicht mit, und der geplante Fahrer der Farm ist auch noch krank; so müssen wir uns gedulden und hoffen. Letztendlich sollten wir dann doch vier Tage auf Hakos verbringen – zwei Tage länger als geplant. Spontan buchen wir in unserer Wartezeit die Dr. Veh- renberg-Sternwarte und erleben neben Regen, Blitz und Donner dann doch noch einige wenige Momente mit sogar nahezu Top-Seeing. Dort stellten wir im Vor- feld unserer Gamsbergfahrt Überlegungen an, ob bei optimalem Seeing eventuell Verfinsterungen von Pho- bos durch den Mars-Schatten sichtbar werden könnten. 2003 konnten wir Phobos bereits fast bis zum Rand der Planetenscheibe verfolgen, so wie es in der Doku „Wie- derkehr des Mars“ zu sehen ist. Und auch dieses Mal ist Phobos zu finden. Es geht ganz leicht, so dass wir ihn später zur Kollimation verwenden können. Der Nach- weis der Verfinsterungen ist dann allerdings schwierig. Da zur Opposition der Mars-Schatten keinen großen 3 Chronofotografie der Marsmonde Phobos und Deimos in geringstem Abstand zum Planetenscheibchen besitzt, werden eine Abstand zum Roten Planeten vom 17. 07.2018 von 21:08 bis 21:37 Uhr UT. optimale Transparenz und eine kontrastreiche Optik Phobos wird gerade vom Marsschatten verdunkelt. Aufnahmen mit 71-cm- benötigt. Tatsächlich gelingt es uns, zweimal das Ver- Newton (f = 3.120 mm) in Verbindung mit einem Baader FFC (4x), einem UV/IR- schwinden des Mini-Mondes zu dokumentieren. Im cut-Filter und einer Kamera des Typs ASI224MC. Bild: Sebastian Voltmer, IAS- bewegten Bild einer Videosequenz ist die Verfinsterung Observatory, Gamsberg

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4 Blick mit dem 71er Newton in Richtung Zenit, wo die Planeten Jupiter, Auf dem Gamsberg-Plateau stehen mehrere Hütten, die Saturn und Mars kulminieren. Dahinter das untergehende Milchstraßenzentrum. früher von dem MPI erbaut wurden und heute von der Aufgenommen mit einer Nikon D800 bei 14 mm Brennweite (f/2,8). IAS genutzt werden. Es gibt keinen 220V-Anschluss – Bild: Sebastian Voltmer nur Regenwasser, das in Tanks aufgefangen wird. Die unterschiedlichen Hütten werden verschieden ge- nutzt: Sie sind Lager oder Unterkunft, Dusche oder Stern­warte. Wir sind gut vorbereitet und haben für 12 Hakos-Bergen, während sich der Erdschatten mit Mars V passende Laptopnetzteile, Solarpaneele und Akku- über den Osthorizont schiebt und die Venus im hellen lader dabei. Zodiakallicht brilliert. Am Morgen des 17. Juli geht es endlich los zum 2.300 m hohen Gamsberg. Unterwegs Nach Sonnenuntergang zeigt sich am Abendhimmel sichten wir etliche Tiere: Bei einem Zwischenstopp auf ein Planetenreigen: Merkur beginnt, dann Venus, Ju- der Farm Wehner ein zahmes Erdmännchen, während piter, Saturn und endlich Mars. Erst bei Sonnenunter- der Auffahrt flüchten Perlhühner vor dem Auto, einige gang geht er auf und steht noch recht niedrig. Venus Paviane und ein Steinbock betrachten neugierig unser fangen wir als erstes mit der Kamera ein, dann der im Fahrzeug. Die Auffahrt erfordert erfahrene Spezialisten Zenit stehende Jupiter und Saturn, der zu dieser Zeit und ist normalerweise gesperrt. Waltraud Straube, die in der Nähe seines Pols den größten Sturm der letzten Farmerin, fährt uns sicher und beherzt die steile „Pad“ Jahre entwickelt. Auch das Hexagon und der schwache hinauf. Der Weg ist oft nur im Schritttempo zu bewälti- C-Ring zeigen sich auf unseren Aufnahmen (Anm. d. gen. An besonders schwierigen Stellen muss schon mal Red.: s. Beitrag über Saturn in diesem Heft in der Ru­ die Straße mit Steinen von uns aufgefüllt und nachge- brik „Planeten“). bessert werden, um mit dem Geländewagen die „klei- nen Unwetterkrater“ zu passieren. Jetzt schlägt unser Für die Planetenfotografie hat Sebastian Voltmer den Wagen die letzte enge Kurve ein – das finale Stück Stra- 71-cm-Spiegel auf einer englischen Rahmenmontie- ße steht bevor (Abb. 2). Beim Blick nach links aus dem rung reserviert. Aufnahme, Filterschieber, Schärfe- Fenster fühlen wir uns fast wie im Flugzeug. Noch ein kontrolle am Bildschirm und Fokussierung auf einer paar Meter … Oben atmen wir aus und werden sogleich Leiter sind für eine einzelne Person am senkrecht in von Pavianen neugierig empfangen. den Himmel ragenden Newton-Teleskop schwierig zu

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5 Mars mit lokalen Stürmen am 23. und 24.07.2018. Aufnahmen mit 45-cm- Keller-Cassegrain-Teleskop in Verbindung mit dem Baader FFC (5x), IR-RGB- an. Nach Sonnenaufgang packen wir unsere Sachen und Filtern und einer Kamera des Typs ToupTek G3M287M, Seeing: 9/10, gemittelt werden dann von der Farmerin abgeholt, die uns wieder mit AutoStakkert, bearbeitet mit PixInsight und Photoshop CC. Bild: Sebastian den steilen Hang hinunter zurück nach Hakos bringt. Voltmer, IAS-Observatory (Hakos) Das Spiel geht hier weiter; wir lassen nicht ab und neh- men den Mars immer wieder ins Visier – auch am Dob- bewältigen, aber im Duo oder zu Dritt gut zu packen. son-Teleskop der Farm: Der 45-cm-Keller-Cassegrain Problematisch ist der Wind. Obwohl die Montierung der IAS steht Sebastian als Hauptinstrument zur Ver- in sich stabil ruht, gelingt es dem Wind, eine Eigen- fügung. Obwohl wir 2003 durchgehend ein besseres schwingung zu induzieren, die sich hochschaukelt und Seeing erlebt haben, gibt es auch diesmal einige kurze die Aufnahmen bei den ständigen Böen beeinträchtigt. Zeitabschnitte, in denen das Seeing überdurchschnitt- Bei nicht allzu hohen Vergrößerungen versuchen wir, lich ist – die wertvollen Momente müssen wir abpassen. die Mars-Monde bei minimalem Abstand zum Roten Etwa drei Stunden nach Sonnenuntergang wird der Planeten zu erhaschen (Abb. 3). Es gelingt gerade so. höher steigende Mars interessant. Die Marsoberfläche Hoch oben auf der Leiter des 71ers schweifen die Blicke zeigt zwar nur einen mäßigen Kontrast – Folge des glo- gelegentlich weg vom Monitor – in den gigantischen balen Staubsturms, doch inzwischen klingt er ab, wäh- Sternhimmel mit seiner Milchstraße (Abb. 4). Von un- rend sich kleine helle Staubverdichtungen bilden und Aus der fertigen seren fünf geplanten Nächten waren zwei weggefallen. wieder verschwinden. Wir haben Infrarot-Passfilter da- Marskarte wurde Wir verlängern unseren Aufenthalt auf dem Gamsberg bei, um damit die staubige Mars-Atmosphäre zu durch- eine Animation­ um eine Nacht, um nochmals die Chance auf einige dringen. Wie erwartet ist der Kontrast im IR am besten, erstellt, die unter windstille Stunden zu bekommen. In der dritten Nacht und viele unserer Aufnahmen sind L-RGBs mit einem Vimeo abrufbar ist. haben wir Glück mit nachlassendem Wind: Wir sehen IR-Bild für den Luminanzkanal. So ist auch die sonst einen perfekten Marskörper mit zarten Albedo-Struk- kontrastarme Region um Solis Lacus gut erkennbar. turen, schillernd blauen Eiskristallwolken über seinem Das ursprünglich dunkle Canyon-System Valles Mari- Nordpol und den feinen Staubfilamenten mit hellen neris scheint mit einem hellen Staubband ungewöhn- Details. Mars ist deutlich auffälliger als Jupiter, er ver- lich hell und auffällig (Abb. 5). Am 24. Juli entstehen ursacht sogar Schattenwürfe an den Steinen, Grasbü- weitere helle lokale Staubstürme (Abb. 5, s. Pfeil). Sie scheln und Pflanzenresten auf dem Boden. entwickeln sich vom einen auf den anderen Tag in der Solis-Lacus-Region. Gern würden wir von dem inzwi- Unsere letzte Nacht auf dem Tafelberg bricht an. Inzwi- schen konstanteren Seeing profitieren, doch am 25. Juli schen geht der zunehmende Mond schon spät unter. Die ruft uns der anstehende Vollmond weiter in den Süden Milchstraße liegt in den frühen Morgenstunden tief am des Landes (Anm. d. Red.: s. Beitrag zur streifenden Horizont, während die schwachen Ausläufer der And- Doppelsternbedeckung durch den verfinsterten Mond romeda-Galaxie beim Gang zur Hütte regelrecht ins in diesem Heft in der Rubrik „Mond“), um die eigentli- Auge stechen. Das Zodiakallicht kündigt den Morgen che Marsopposition am 27./28. Juli gemeinsam mit der

36 | Journal für Astronomie Nr. 70 Ergebnisse der Mars-Opposition

6 Marskarte von Juli 2018. Verwendet wurden das 45 cm durchmessende Keller-Cassegrain-Teleskop der IAS, das Celestron 11 der Dr.-Vehrenberg-Sternwarte auf Hakos, ein 12-Zoll- LX200 ACF und ein 10-Zoll-LX200 der Farm Kiripotib in Namibia. Bildverarbeitung Sebastian Voltmer, in Kooperation mit Bernd Gährken and Martin Rietze

totalen Mondfinsternis und einer streifen- IMPRESSUM den Doppelsternbedeckung an einem be- VDS-JOURNAL FÜR ASTRONOMIE stimmten errechneten Ort zu erleben und Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) aufzuzeichnen. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde.

Den visuell kontrastreichsten Mars sahen Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) wir erst gegen Ende unserer Reise am 30. Geschäftsstelle: Postfach 1169 | 64629 Heppenheim | GERMANY Juli auf der Gästefarm Kiripotib, wo uns ein Telefon: +49 62 52 78 71 54 | Fax: +49 62 52 78 72 20 10 Zoll Meade LX200 freundlicherweise be- [email protected] | www.vds-astro.de reitgestellt wurde, um die letzte Lücke – die Redaktion: Dr. Werner E. Celnik, Dietmar Bannuscher, Sven Melchert, Große Syrte und das durch Staub aufgehell- Peter Riepe. Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fachgruppen-Redakteure und te Hellas-Becken – für die Marskarte (Abb. VdS-Mitglieder 6) zu schließen. Bearbeitung von Bildern und Grafiken: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren Gestaltung/Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin Anzeigen: Kullmann & Matic GbR, [email protected] Internetlinks (Stand 28.01.2019): Litho und Druck: Kullmann & Matic GbR, Stuttgart | raff media group gmbH [1] Homepage S. Voltmer: Vertrieb: Werner Teutsch GmbH, Laudenbach www.astrofilm.com Bezug: „VdS-Journal für Astronomie“ erscheint viermal pro Jahr und ist im Mit- [2] Homepage B. Gährken: gliedsbeitrag von 35,- E (EU) und 40,- E (außerhalb der EU) bzw. ermäßigt 25,- E www.astrode.de pro Jahr enthalten. [3] S. Voltmer, 2018: „Mars-Animation“, Beiträge: Beiträge für die Rubriken der VdS-Fachgruppen werden erbeten an www.vimeo.com/287848248 die Redakteure der Fachgruppen (Adressen siehe am Ende des Heftes oder unter www.vds-astro.de). Andere Beiträge senden Sie bitte an die VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, 64629 Heppenheim, E-Mail: [email protected].

Journal für Astronomie Nr. 70 | 37 Ergebnisse der Mars-Opposition

Mars-Opposition 2018 – eingereichte Einzelaufnahmen von Sven Melchert und Werner E. Celnik

In Ergänzung zu den vorangegangenen Text- und Bildbeiträgen in – die Anzahl der aufgenommenen und verwendeten Einzelbilder diesem Heft sind der Redaktion auch Einzelbilder zur Marsopposi- (Framerate, Anzahl der Videos) tion zugegangen. Diese möchten wir unserer Leserschaft nicht vor- – die Art der Bildbearbeitung (Stacking, Derotieren, Schärfen, enthalten, sind sie doch mit ganz unterschiedlichen Instrumenten Kontrast, Farbe) gewonnen worden und deshalb wohl auch für Benutzer von Tele- skopen aller Größenordnungen interessant. Wie man sieht, hängt Norden ist in allen Bildern oben. Der Bildmaßstab wurde angegli- die Erkennbarkeit von Oberflächendetails von verschiedenen Fak- chen. In den Bildunterschriften sind der jeweilige Winkeldurch- toren ab: messer des Planeten und der Zentralmeridian­ angegeben. – die Höhe des Planeten über dem Horizont (Einfluss des Seeings) – die Größe des Teleskops (Durchmesser der lichtsammelnden Fläche)

V.l.n.r.: 1 Mars im „Anflug“ auf die Opposition am 14.02.2017, 4,82’’, Teleskop: Celestron 11, fokal, Rotfilter, Kamera ASI178MM, ADC, 30 Videos zu je 10 s, Einzelbelichtung 30 ms, Bild: Ralf Kreuels, Kempen

2 02.02.2018, 04:36 Uhr UT, 5,64’’, ZM 345°, Teleskop: 150 mm/1.800 mm Maksutov mit 2-fach Barlow, Kamera ALCCD5L-IIc, 5 Minuten Video, Verwendung 10% aus 15.000 Einzelbildern, Bild: Silvia Kowollik, Ludwigsburg

3 19.04.2018, 03:54 Uhr UT, 9,90’’, ZM 324°, Teleskop: 150 mm/1.800 mm Maksutov mit 2-fach Barlow, Kamera ALCCD5L-IIc, 5 Minuten Video, Verwendung 10% aus 15.000 Einzelbildern, Bild: Silvia Kowollik, Ludwigsburg

4 26.05.2018, 02:37 Uhr MESZ, 14,34’’, ZM 313°, Teleskop: 150 mm/1.800 mm Maksutov mit 2-fach Barlow, Kamera ALCCD5L-IIc, 5 Minuten Video, Verwendung 10% aus 15.000 Einzelbildern, Bild: Silvia Kowollik, Ludwigsburg

5 20.06.2018, 01:37 Uhr UT, 18,75’’, ZM 66°, Teleskop: 150 mm/1.800 mm Maksutov mit 2-fach Barlow, Kamera ALCCD5L-IIc, 5 Minuten Video, Verwendung 10% aus 15.000 Einzelbildern, Bild: Silvia Kowollik, Ludwigsburg

6 04.07.2018, links 00:10 Uhr UT, 21,43’’, ZM 306°, Teleskop: 150 mm/1.800 mm Maksutov mit 2-fach Barlow, Kamera ALCCD5L- IIc, 5 Minuten Video, Verwendung 10% aus 15.000 Einzelbildern, rechts 00:20 Uhr UT, Kamera: ALCCD5L-IIm, IR-Durchlassfilter, Kante bei 840 nm, Bild: Silvia Ko- wollik, Ludwigsburg

38 | Journal für Astronomie Nr. 70 Ergebnisse der Mars-Opposition

7 28.07.2018, 23:03 Uhr UT, 24,28’’, ZM 37°, Teleskop: Refraktor TEC 140 ED, Baader-FFC bei ca. 3,5 x, ADC, UV/IR-Sperrfilter, Kamera: ASI 385MC, Bild: Astronomische Gesellschaft Orion Bad Homburg e.V., Michael Feiler

8 29.07.2018, 00:35 Uhr UT, 24,28’’, ZM 60°, Teleskop: Newton 348 mm/1.600 mm, Barlowlinse 3x, Effektivbrennweite: 5.800 mm, Kamera: ASI 290MM, L(R)-RGB, Filter von Baader, Bild: Torsten Hansen und Robert Reitsam, Roque de los Muchachos / La Palma

9 02.08.2018, 01:20 Uhr UT, 24,29’’; ZM 35°, Teleskop: Newton 348 mm/1.600 mm, Barlowlinse 3x, Effektivbrennweite: 5.800 mm, Kamera ASI 290MM, L(RRB)-RGB aus 200.000 Einzelbildern, Filter von Baader, Bild: Torsten Hansen und Robert Reitsam, Roque de los Muchachos / La Palma

10 27.09.2018, 19:30 UT, 16,28’’, ZM 149°, Teleskop: Celestron 11 04.10.2018, 19:30 UT, 15,23’’, ZM 83°, Teleskop: Celestron 11, 11, fokal, ADC, Kamera: ASI178MM, IR742 Filter, Einzelbelichtung fokal, ADC, Kamera: ASI178MM, IR742 Filter, Einzelbelichtung 15- 15-20 ms, Beobachtungsdauer ca. 15 min, Videodauer je 10 s, Ver- 20 ms, Beobachtungsdauer 1 min, Videos: 6 x 10 s, Stacking-Ver- wendungsrate 33-67%, gestackte Bilder grob bearbeitet und erneut wendungsrate 67%, gesackte Bilder grob bearbeitet und erneut gestackt mit 33-67%, Farbe mit Kamera ASI178MC, IR-Sperrfilter, gestackt mit 100%, Farbe mit Kamera ASI178MC, IR-Sperrfilter, Beobachtungsdauer ca. 7 min, Videodauer je 10 s, Einzelbelichtung Beobachtungsdauer ca. 3 min, Videodauer je 10 s, Einzelbelich- ca. 30 ms, IR(RGB), wobei RGB zu 20-30% ins L eingeflossen ist, tung ca. 30 ms, Bearbeitung als IR(RGB), wobei RGB zu 20-30% geschärft nur in Photoshop mit unscharfer Maskierung, Bild: Ralf ins L eingeflossen ist, geschärft nur in Photoshop mit unscharfer Kreuels, Kempen Maskierung, schlechtes Seeing, Bild: Ralf Kreuels, Kempen

Journal für Astronomie Nr. 70 | 39 Ergebnisse der Mars-Opposition

Mars 2018 – ein zeitlicher Vergleich Unsere Bildautoren Sebastian Voltmer und das Team Robert Reitsam und Torsten Hansen ha- ben ihre bereits hier im Heft an anderer Stelle gezeigten Marsaufnahmen etwas modifiziert, damit sie für einen Vergleich untereinander geeigneter sind. Beide Aufnahmen sind ganz außergewöhnlich gut: höchst detailreich und in Farbe und Kontrast recht ausgewogen. Dies macht feine Albedostrukturen gut erkennbar und – vergleichbar. Denn hier soll es nicht um einen Vergleich der Aufnahmegüte gehen, nicht um einen Wettstreit. Dies ist ohnehin un- sinnig, da die Aufnahmen unter völlig verschiedenen Bedingungen ent- standen sind (s. Aufnahmedaten in den Bildunterschriften). Es geht vielmehr darum, was sich vom Zeitpunkt der einen Aufnahme bis zum Zeitpunkt der anderen Aufnahme, also innerhalb weniger Tage, auf dem Mars verändert hat. Nehmen Sie vielleicht zusätzlich noch eine detaillierte Marskar- te zur Hand bzw. auf den Monitor, z.B. von Ralph Aeschliman (2017) http://ralphaeschliman.com/ ralphaeschliman_ 009.htm und http://ralphaeschliman.com/linked/ srasimp.pdf oder von S. Ebisawa (2010) www.alpo-astronomy.org/marsblog/ wp-content/uploads/2010/05/ MarsMapEbisawamap123.jpg.

Die Links wurden geprüft am 4.3.2019. Am auffälligs- ten gleich ins Auge springend ist der kleine helle Staub- sturm, der sich im Gebiet nördlich von Solis Lacus deutlich verschoben hat. Es gibt aber auch noch andere interessante variable Albedostrukturen. Bitte stöbern Sie in den Bildern!

Ihre Redaktion

1 Oben: Mars am 24.07.2018, 23:15 UT, ZM 75,8°, Keller-Cassegrain-Teleskop, Durch- messer 450 mm, Baader FFC (5x), Kamera: ToupTek G3M287M, IR-RGB, Seeing 9/10, Bild: Sebastian Voltmer, IAS-Observatory (Hakos)

2 Links: Mars am 29.07.2018, 00:35 Uhr UT, ZM 59,9°, Newton-Teleskop 348 mm/1.600 mm, Barlowlinse 3x, Effektivbrennweite: 5.800 mm, Kamera: ASI 290MM, R-RGB, Bild: Robert Reitsam und Torsten Hansen, Roque de los Muchachos/La Palma

40 | Journal für Astronomie Nr. 70 TEN KINDERSEI Liebe Kinder, in dieser Ausgabe des VdS-Journals geht es um die „Mars-Opposition“. Wir berichten euch auf den folgenden Seiten Wissenswertes über den Mars und erklären euch, was eigentlich eine Mars-Opposition ist. Wir laden euch ein, mit uns zu rätseln, zu knobeln und die Mars-Oppo­ sition nachzuspielen. Wenn ihr Fragen oder Tipps für uns habt, schreibt uns gern an: [email protected]. Euer Autorenteam der Kinderseite Gerhard, Hansjörg, Harald, Joachim, Silke, Stefanie, Tim und Katja Klein. Rot. Stürmisch. Hallo, ich bin der Rote Planet. Rot bin ich, weil meine OberflächeDer aus rostigem Mars Eisenstaub besteht! Ich bin der vierte der Planeten, von der Sonne aus gezählt, und etwa 1½-mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde (228 Millionen Kilometer).

Mein Steckbrief: Mein Durchmesser beträgt 6.800 km, etwa halb so groß wie der der Erde. Mein Tag dauert 24 Std. 37 Min., ähnlich lange wie auf der Erde. Meine Oberflächen-Temperatur: +27 °C bis -133 °C (Vergleich Erde: + 57 °C bis -90 °C) 1 Marsjahr dauert fast 2 Erdenjahre. Ich habe 2 Monde: Phobos und Deimos Ich bin eines der hellsten Objekte am Nachthimmel der Erde. Wie die anderen Planeten im Sonnensystem leuchte ich nicht selbst, sondern werde von der Sonne angestrahlt. 1 Der Mars und die Erde auf der Waage: Die Erde wiegt etwa zehnmal so viel wie der Mars. (Grafik: Silke Müller-Michelsen)

Was mich besonders macht: Auf mir gibt es gewaltige Staubstürme und riesige Tornados! Im Marsboden haben Forscher gefrorenes Wasser entdeckt. Vielleicht gab es dort vor langer Zeit Leben. Der „Olympus Mons“ ist der größte Vulkan im Sonnen- system. Er ist doppelt so hoch wie ein Flugzeug fliegt (26 km) und ist so breit wie Deutschland von Ost nach West (600 km)! Das Tal der „Valles Marineris“ ist die größte Schlucht des Sonnensystems. Sie ist so lang, dass sie Europa von Nord nach Süd komplett durchziehen würde (4.000 km)! Ungefähr bis zum Jahr 2030 oder 2033 wollen mich die Menschen besuchen.

2 Anziehungskraft auf dem Mars: Da der Mars eine kleinere Masse hat als die Erde, ist dort die Anziehungskraft kleiner. Daher kann Sprung Erde Mars man auf dem Mars etwa viermal so hoch springen wie auf der Erde (bei gleichem Aufwand). (Grafik: Silke Müller-Michelsen)

Journal für Astronomie Nr. 70 | 41 KI NDERSEITEN Mars und Erde - ein kosmischer Wettlauf

von Gerhard Wagner

Wie war das noch gleich? teur-Astronomen dieses Ereignis am 1 Abbildung „Mars-Opposition“ Mein Vater Erklärt Mir … Genau! 27. Juli 2018 beobachtet haben. Der Wettlauf von Erde und Mars: Wenn Mars, Erde und Sonne eine Linie Nach Merkur, Venus, Erde und dann Wie kommt eine Mars-Opposition bilden und sich so Mars und Erde sehr kommt der Mars. In unserem Pla- zustande? nahe kommen, sprechen wir von einer netensystem ist der Mars ungefähr Schaut euch einmal die Zeichnungen „Mars-Opposition“. 228 Millionen Kilometer von der an (Abbildung „Mars-Opposition“). (Grafik: Gerhard Wagner, Umsetzung: Sonne entfernt, etwa 1½-mal so weit Ihr seht dort die Planetenbahnen von Katja Schuller) wie die Erde. Alle Planeten kreisen Erde und Mars. Ihr seht auch, wie unterschiedlich schnell um die Son- sich Erde und Mars im Abstand von ne. Weiter entfernte Planeten fliegen jeweils einem Monat auf ihrer Bahn Mars an, wie ihr im rechten Teil der langsamer und brauchen länger, um weiterbewegen. Die Erde benötigt für Abbildung sehen könnt. Die Entfer- einmal die Sonne zu umrunden. Des- einen Umlauf um die Sonne etwa 365 nung zwischen den beiden Planeten wegen ändern sich ständig die Ab- Tage, der Mars etwa 687 Tage. Der nimmt so lange ab, bis die Erde den stände der Planeten zueinander. Mars ist also langsamer unterwegs. Mars einholt. Zu diesem Zeitpunkt bilden dann Sonne, Erde und Mars Von einer „Mars-Opposition“ spre- Wir beginnen unseren „Wettlauf“ eine gerade Linie. Von der Erde aus chen wir, wenn der Mars der Erde so Erde – Mars an der Stelle . An gesehen liegen sich Sonne und Mars nahe wie möglich kommt. Für Astro- dieser Stelle haben Erde und Mars in also direkt gegenüber. Das ist die nomen ist das ein besonders günsti- dieser vereinfachten Zeichnung die Mars-Opposition. Alle 26 Monate ger Zeitpunkt für die Beobachtung. kleinste Entfernung. Wie ihr in der wiederholt sie sich. Der Mars erscheint dann im Fern- Zeichnung seht, vergrößert sich die rohr besonders groß. Man kann ihn Entfernung zwischen Erde und Mars Auf der folgenden Seite beschreibt die ganze Nacht über beobachten und zunächst von Monat zu Monat. Die euch Joachim, wie ihr den Wettlauf sehr gute Fotos aufnehmen. In dieser Erde „läuft“ dem Mars davon! von Erde und Mars einmal selbst aus- Ausgabe des VdS-Journals für Astro­ Nach mehr als einem Umlauf nähert probieren könnt. nomie könnt ihr sehen, wie Ama- sich die Erde von hinten wieder dem

42 | Journal für Astronomie Nr. 70 TEN KINDERSEI Auf die Plätze, fertig, los! - Erde und Mars laufen um die Wette! von Joachim Klugmann

IhrSchritt braucht eine freie 1 Fläche, z. B. eine Wiese oder einen Schulhof. Als erstes steckt ihr zwei Stäbe im Abstand von 6 Metern in den Boden. Nun befestigt ihr die Enden einer 10 Meter langen Schnur unten an den Stäben. Auf Stein oder Asphalt braucht ihr zwei Mitspieler, die die Enden der Schnur festhalten.

Nun nehmt ihr Kreide, spannt damit die Schnur von innen und zeichnet so die eine Hälfte der Marsbahn. Auf der Wiese kann Sprühkreide verwendet werden. Dasselbe macht ihr auf der anderen Seite. Fertig ist das Ei! Fach- leute nennen das „Ei“ eine Ellipse.

EsSchritt fehlt jetzt noch die2 Erdbahn. Dafür nehmt ihr eine 2 Meter lange Schnur und zeichnet damit einen Kreis um einen der Stäbe in der Mitte.

Der Stab in der Mitte markiert nun die Sonne. Jetzt könnt ihr den Stab durch etwas ersetzen, was besser zur Sonne passt, z. B. einen Fußball.

1 Abbildung „Mars-Opposition als Spiel“ EinSchritt Mitspieler läuft 3 als Mars langsam nun, an einer anderen Stelle eurer Probiert den Wettlauf Erde – entlang der Marsbahn. Ein Zweiter Bahn eine Linie mit eurem Ball zu Mars selbst aus! In dieser läuft auf der inneren Bahn, der Erd- bilden. Fällt euch etwas auf? Richtig! Abbildung seht ihr, wie das geht. bahn, etwas schneller und in dieselbe Euer Abstand zueinander ist an den Idee: Joachim Klugmann, Richtung. Lauft eine Weile auf euren verschiedenen Stellen eurer Bahn Grafik: Katja Schuller Bahnen entlang und achtet darauf, unterschiedlich. Genauso ist es bei wie sich euer Abstand verändert. den verschiedenen Mars-Oppositio- Haltet irgendwann an, wenn ihr bei- nen. Auch hier haben Erde und Mars de mit eurem Ball eine Linie bildet. nicht jedes Mal genau den gleichen Genauso stehen Mars, Erde und Son- Abstand. ne zueinander, wenn wir von einer Mars-Opposition sprechen. Versucht

Journal für Astronomie Nr. 70 | 43 KI NDERSEITEN Gibt es Leben auf dem Mars? von Tim S. Holderer

Der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli schaute 1877 mit seinem Fernrohr zum Roten Planeten und sah dort dunkle Linien. Er nannte sie „Canali“, das heißt auf Italienisch „Rinnen“ oder „Vertiefungen“. Auf Deutsch wurden daraus die „Mars- kanäle“. Auch andere Himmelsbe- obachter konnten sie sehen und fer- tigten davon Zeichnungen an. Die Kanäle sahen sehr regelmäßig aus und konnten deshalb, so Schiaparel- li, nicht natürlichen Ursprungs sein. Irgendjemand musste sie gebaut ha- ben! Für viele Forscher war dies der 1 Karte der Mars-Oberfläche nach Schiaparelli (1835-1910), Beweis, dass es auf dem Mars Leben Bildquelle gemeinfrei (Wikipedia) gibt. Schriftsteller schrieben dazu passende Geschichten, zum Beispiel 1897 H. G. Wells das Buch „Krieg der Welten“. Angeblich versetzte es noch 1938 Menschen in Schrecken. Wenn sich auf der Erde Leben entwickeln konnte, warum nicht auch auf unse- rem Nachbarplaneten?

Im Laufe der Zeit wurden die Bilder vom Mars immer besser, und die Kanäle entpuppten sich als optische Täuschungen. Auch die zahlreichen Raumsonden konnten keine Anzei- chen von Leben, wie wir es kennen, finden. Der Mars ist eine tote, rote 2 Marskanäle nach Percival Lowell (1855-1916), Wüste. Doch zu den Lebewesen zäh- Bildquelle gemeinfrei (Wikipedia) len wir nicht nur Pflanzen und Tie- re. Was ist mit Kleinstlebewesen wie Einzellern, die nur im Mikroskop unzählige Bücher und Filme hervor. Literaturhinweise und Internetlinks sichtbar sind? Seit einigen Jahren fin- Auch wenn es Schiaparellis Kanäle (Stand 6.3.2019): det man immer wieder Marsgestein, nicht gibt, etwas ist geblieben: Ein [1] H. G. Wells, 1897: „Krieg der Welten“, das Spuren enthält, die von sehr al- über 450 km großer Krater am Äqua- Roman, (engl. Original „War of the ten Bakterien stammen könnten. All tor des Mars wurde nach Schiaparelli Worlds“) diese Entdeckungen können aber benannt. [2] Mars: https://mars.nasa.gov auch anders erklärt werden. Es gibt (englisch) bis heute keinen eindeutigen Beweis, [3] Mars: https://tinyurl.com/DLR-Mars dass es Leben auf dem Mars gibt oder (deutsch) gab. Die Vorstellung davon fasziniert aber immer noch viele Menschen auf der Erde und bringt nach wie vor

44 | Journal für Astronomie Nr. 70 TEN KINDERSEI

Kreuzworträtsel: Wie heißt der Mars-Rover? Die Auflösung Umsetzung: Grafische findet ihr auf Seite Tim 48. S. Idee: Holderer, (NASA/JPL-Caltech) gemeinfrei Bild Schuller, Katja

Stimmt’s?Jetzt dürft ihr rätseln und zeigen, was ihr schon vom Mars wisst. Von den folgenden 10 Aussagen über den Mars sind 5 richtig und 5 falsch. Könnt ihr herausfinden, welche Aussagen stimmen Stimmt Stimmt und welche Quatsch sind? Viel Erfolg! nicht 1. Der Mars wird wegen seiner Farbe, die man schon mit bloßem Auge sehen kann, auch der lilafarbene Planet genannt. 2. Der Mars ist in unserem Sonnensystem genau zwischen der Erde und dem Jupiter zu finden. 3. Der Mars ist nach einem Schokoriegel benannt. 4. Der Mars besteht ähnlich wie die Erde aus Gestein. 5. Auf dem Mars findet man den höchsten Vulkan im Sonnensystem. ? 6. Neil Armstrong landete vor fast genau 50 Jahren als erster Mensch auf dem Mars. 7. Der Mars bekommt seine Farbe von einem großen Wirbelsturm, den man auch „Großer Roter Fleck“ nennt. 8. Anders als die Erde hat der Mars zwei Monde. ? 9. Der Mars ist ungefähr doppelt so groß wie unsere Erde. Die Auflösung findet ihr auf Seite 48. Die Auflösung 10. Auf dem Mars gibt es wie auf der Erde Wasser und Eis. Journal für Astronomie Nr. 70 | 45 Amateurteleskope / Selbstbau

Sensitivitätsanalyse der (einarmigen) tangentialen Barndoor-Montierung von Benjamin Ohnmacht

Die tangentiale Barndoor-Montierung (tBDM) ist eine einfache, parallaktische Montierung. Die anderen Ausführungen (gleichschenklige BDM, BDM mit gebo- gener Achse, verschiedene Ausführungen der zweiarmigen BDMs) sind in ihrer Bau- weise etwas komplexer, dafür ermöglichen sie eine verhältnismäßig genauere Nach- führung. In diesem Artikel soll beantwor- 1 Schematischer Aufbau einer „verallgemeinerten“ tBDM zum Zeitpunkt t. tet werden, wie sich Konstruktions-, Mess- Bei der eigentlichen tBDM wird der Winkel β zu 90° gewählt. und Nachführfehler bei der tBDM auf die Nachführgenauigkeit auswirken.

Aufbau der tBDM Bei der tBDM wird eine längenveränderli- che Achse L (üblicherweise eine Gewinde- stange) senkrecht zu einer zweiten Achse A angebracht. Die dritte Achse B wird über ein Gelenk mit der Achse A verbunden. Auf der Nordhalbkugel wird durch die Verlän- gerung von L die Achse B angehoben und dadurch ein Winkel Φ aufgespannt (s. Abb. 1). Das Ziel aller BDMs ist es, die Winkelge- schwindigkeit von Φ so genau wie möglich an die scheinbare Sterngeschwindigkeit ω von ca. 15°/Std. anzunähern. Der Winkel β beträgt bei der eigentlichen tBDM 90°. In dem hier diskutierten, verallgemeiner- ten Fall sollen beliebige, zeitlich konstante Winkel β zwischen 0° - 180° zulässig sein. L kann beispielsweise über einen Motor angetrieben und dadurch verlängert wer- den. Die Geschwindigkeit des Motors kann konstant oder veränderlich (sog. „Smart BDMs“) gehalten werden. In diesem Arti- kel soll angenommen werden, dass L mit einer konstanten Geschwindigkeit verlän- gert wird.

Nach der Grafik in der Abbildung 1 ergibt sich zum Zeitpunkt t:

(1a)

(1b) 2 Nachführfehler bei Konstruktionsfehlern in β

46 | Journal für Astronomie Nr. 70 Amateurteleskope / Selbstbau

(1c)

(1d)

Setzt man nun die Gleichungen (1a), (1b) und (1c) in die Gleichung (1d) ein, erhält man letztendlich Gleichung (1): 3 Nachführfehler bei Messfehlern in A

(1)

L(t) ist dabei die Länge von L zum Zeit- punkt t und A ist die Länge von A. Bei kon- stanter Längenänderung gilt:

(2) l ist die konstante Längenänderungsge- schwindigkeit von L. Später sollen kleine Abweichungen in der Antriebsgeschwin- digkeit untersucht werden. Daher wird hier

(3) gesetzt (d = 1: keine Abweichung). (3) ein- gesetzt in (1) ergibt für eine BDM nach der 4 Nachführfehler bei Abweichungen der Antriebsgeschwindigkeit Abbildung 1:

(4) Beim Start der Nachführung (d. h. Φ(t=0) = 0, die Montierung ist „geschlossen“) soll die (7) Wobei für eine perfekte tBDM (d = 1, β = Winkelgeschwindigkeit von Φ exakt mit 90°) gilt: der Sterngeschwindigkeit ω (Bogenmaß!) Anhand von Gleichung (7) kann nun eine übereinstimmen. Sensitivitätsanalyse durchgeführt werden. (5) Hier wurde exemplarisch eine tBDM mit A Dazu bildet man die zeitliche Ableitung von = 0,3 m untersucht. Eine größere Bauweise Anhand der letzten beiden Gleichungen ist Φ (t) aus Gleichung (4) zum Zeitpunkt 0 würde die Auswirkungen des Messfehlers zu erkennen, dass die Winkelgeschwindig- und setzt sie mit der siderischen Geschwin- etwas abmildern. Die Untersuchung umfasst keit von Φ nicht konstant in t sein kann, so digkeit ω gleich. Man erhält dann für l: Zeiten bis 1.200 s (20 min), da dies die ty- wie die tatsächliche Sterngeschwindigkeit pische maximale Nachführzeit einer tBDM ω. Das ist der so genannte inhärente Fehler (6) darstellt. Bei der Sensitivitätsanalyse werden der tBDM. Um den Wert für die Antriebs- alle Parameter bis auf einen konstant gehal- geschwindigkeit l festzulegen, wird norma- Agemessen ist dabei die gemessene Länge von ten und die Auswirkungen bei Änderungen lerweise folgendes Kriterium verwendet: A. (6) eingesetzt in (4) ergibt: des verbleibenden Parameters untersucht.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 47 Amateurteleskope / Selbstbau

Sensitivität bei Konstruktionsfehler 3 dargestellten Abweichungen (Messfehler Fazit in β (d = 1, kein Messfehler in A) in A wirken sich auf den errechneten Wert Die tangentiale Barndoor-Montierung re- Wird beim Aufbau der tBDM der senk- der Antriebsgeschwindigkeit von L aus). agiert sehr empfindlich auf Konstruktions-, rechte Winkel β der veränderlichen Achse Mess- und Nachführgeschwindigkeitsfeh- L nicht eingehalten, ergeben sich die in der Hier führen kleine positive Messfehler ler. Bereits Schwankungen in den Grenzen Abbildung 2 dargestellten Nachführfehler. (0 bis ca. +0,5 mm) in A zu einer genau- des Machbaren können die theoretisch Dargestellt ist außerdem der (inhärente) eren Nachführung als bei einer perfekten maximal erreichbare Nachführgenauigkeit Nachführfehler einer idealen tBDM. tBDM. Alle anderen Abweichungen liefern einer tBDM erheblich verringern. eine ungenauere Nachführung als bei einer Es ist zu erkennen, dass kleine Fehler zu idea­len tBDM. In der Praxis lassen sich Fehler nicht völlig kleineren Winkeln (bis ca. -5°) zu einer ge- vermeiden. Dabei können sich die Fehler naueren Nachführung als bei einer perfek- Sensitivität bei Abweichungen in der gegenseitig teilweise kompensieren oder ten tBDM führen. Erst noch kleinere Win- Nachführgeschwindigkeit l verstärken. Scheinbar identische tBDMs kel führen zu einer ungenaueren Nachfüh- (β = 90 °, kein Messfehler in A) können eine sehr verschiedene Nachführ- rung. Anders sieht es dagegen bei positiver Kann die Nachführgeschwindigkeit (z. B. qualität haben. Mit etwas Glück erhält man Winkelabweichung aus: Hier führt bereits die Motordrehzahl) nicht genau eingestellt aber auch eine BDM, die der tangentialen jede Abweichung zu einer ungenaueren werden, ergeben sich die in der Abbildung Bauweise überlegen ist. Nachführung als bei einer perfekten tBDM. 4 dargestellten Abweichungen. Eine bessere Veranschaulichung findet sich bei [1]. Es ist zu erkennen, dass Abweichungen von Internetlink (Stand 19.3.2019): ca. 0 bis ca. +0,25% in der Motorgeschwin- [1] Nachführfehler der tBDM bei ver- Sensitivität bei Messfehler in A digkeit eine genauere Nachführung liefern schiedenen Winkeln β: www.youtube. (d = 1, β = 90 °) als eine perfekte tBDM. Alle anderen Ab- com/watch?v=36yE6l2fvW8 Wird die Länge der Achse A nicht korrekt weichungen führen zu einer ungenaueren gemessen, ergeben sich die in der Abbildung Nachführung.

Lösungen der Rätsel von Seite 45

Wasser auch aus Kohlenstoffdioxid. aus auch Wasser

entdeckt. Im Gegensatz zur Erde findet man das Wasser aber unter der Oberfläche und das Eis besteht neben neben besteht Eis das und Oberfläche der unter aber Wasser das man findet Erde zur Gegensatz Im entdeckt.

Der Mars hat ähnlich wie die Erde Polkappen aus Eis. Außerdem wurde auch Wasser auf dem Mars Mars dem auf Wasser auch wurde Außerdem Eis. aus Polkappen Erde die wie ähnlich hat Mars Der Stimmt! Stimmt! 10.

Der Mars ist nur ungefähr halb so groß wie die Erde und damit der zweitkleinste Planet im Sonnensystem. im Planet zweitkleinste der damit und Erde die wie groß so halb ungefähr nur ist Mars Der Quatsch! Quatsch! 9.

Furcht und Schrecken bedeutet. Schrecken und Furcht

Der Mars hat zwei kleine, nicht kugelförmige Monde. Sie heißen Phobos und Deimos, was übersetzt übersetzt was Deimos, und Phobos heißen Sie Monde. kugelförmige nicht kleine, zwei hat Mars Der Stimmt! Stimmt! 8.

so groß wie unsere Erde und weht schon seit mehreren hundert Jahren. hundert mehreren seit schon weht und Erde unsere wie groß so

Der so genannte Große Rote Fleck ist ein Wirbelsturm auf dem Jupiter. Dieser Sturm ist ungefähr doppelt doppelt ungefähr ist Sturm Dieser Jupiter. dem auf Wirbelsturm ein ist Fleck Rote Große genannte so Der Quatsch! 7.

Auf dem Mars ist bis jetzt noch kein Mensch gelandet. Es wird sicher auch noch eine Weile dauern, bis das gelingt. das bis dauern, Weile eine noch auch sicher wird Es gelandet. Mensch kein noch jetzt bis ist Mars dem Auf

Neil Armstrong landete vor fast genau 50 Jahren als erster Mensch auf dem Mond, nicht dem Mars! Mars! dem nicht Mond, dem auf Mensch erster als Jahren 50 genau fast vor landete Armstrong Neil Quatsch! 6.

Er ist etwa 26 km hoch und damit viel höher als der Mount Everest, der höchste Berg der Erde. der Berg höchste der Everest, Mount der als höher viel damit und hoch km 26 etwa ist Er

Die höchste Erhebung im Sonnensystem ist der Olympus Mons, ein riesiger Vulkan auf dem Mars. Mars. dem auf Vulkan riesiger ein Mons, Olympus der ist Sonnensystem im Erhebung höchste Die Stimmt! 5.

Uranus und Neptun werden auch Gasriesen genannt. Gasriesen auch werden Neptun und Uranus

Neben der Erde sind Merkur, Venus und Mars Gesteinsplaneten. Die anderen Planeten Jupiter, Saturn, Saturn, Jupiter, Planeten anderen Die Gesteinsplaneten. Mars und Venus Merkur, sind Erde der Neben Stimmt! 4.

Der Mars hat seinen Namen vom römischen Kriegsgott. Der Grund dafür ist seine rote Farbe. rote seine ist dafür Grund Der Kriegsgott. römischen vom Namen seinen hat Mars Der Quatsch! 3.

Zwergplaneten Ceres. Zwergplaneten

der Jupiter. Zwischen Mars und Jupiter gibt es den Asteroidengürtel mit vielen kleinen Objekten und dem dem und Objekten kleinen vielen mit Asteroidengürtel den es gibt Jupiter und Mars Zwischen Jupiter. der

Der Mars ist im Sonnensystem der 4. Planet und damit unser direkter Nachbar. Nach dem Mars kommt kommt Mars dem Nach Nachbar. direkter unser damit und Planet 4. der Sonnensystem im ist Mars Der Stimmt! 2.

erkennen. Die rote Farbe kommt von Staub, der aus Eisenoxid besteht. Das ist nichts anderes als Rost! als anderes nichts ist Das besteht. Eisenoxid aus der Staub, von kommt Farbe rote Die erkennen.

Der Mars wird wegen seiner Farbe auch als Roter Planet bezeichnet. Ihr könnt ihn gut am Himmel Himmel am gut ihn könnt Ihr bezeichnet. Planet Roter als auch Farbe seiner wegen wird Mars Der Quatsch! 1. Stimmt’s?-Auflösung Kreuzworträtsel-Auflösung Kreuzworträtsel-Auflösung Opposition 6. Deimos, 5. Krieges, 4. Viking, 3. Polkappen, 2. Schiaparelli, 1. Lösungswort:Spirit

48 | Journal für Astronomie Nr. 70 Amateurteleskope / Selbstbau

Nächster Halt: Vixen-Motor von Dietmar Henß

... so könnte es aus den Lautsprechern eines Zuges tönen, wenn altersschwache Vi- xen-Motoren laufen. Einige werden das Ge- räusch kennen, das sich anhört, als fahre ein Zug ein. Ein unangenehmes Quietschen, welches nichts Gutes verheißt.

Durch konsequentes Untersuchen bin ich der Ursache auf die Schliche gekommen. Man mag erst an ein defektes Motorgetrie- be denken, doch weit gefehlt. Das Geräusch entsteht am Widerlager der Encoderwelle. Mit der Zeit verschwindet dort durch Rei- bung das Schmierfett und es fängt an zu quietschen. Abhilfe schaffen hier Neufetten und Schmieren. Wie das geht, beschreibe ich in diesem Artikel!

Hat man den Motor einmal in der Hand, ist es nicht sonderlich schwer, diese Aufgabe zu bewältigen. Die Motoren sind zahnrad- seitig im Gehäuse der Montierung mittels Schrauben befestigt. Was sieht man? Am hinteren Ende des Motors befindet sich der Encoder (Abb. 1). An einer kleinen halb- runden Platte aus Aluminium befindet sich eine Schraube, auf der zur Sicherung 1 Blick auf das Widerlager mit der Schlitzschraube und Kontermutter eine Mutter sitzt. Diese Einheit bildet das Widerlager der Encoderwelle. Dahinter verbirgt sich der eigentliche Encoder mit seiner Segmentscheibe, welche nicht be- schädigt oder verschmutzt sein darf.

Man kann die Mutter mittels eines Schrau- benschlüssels der Größe 7 mm lösen und dann die zentrale Schlitzschraube leicht mit einem Schraubendreher nach links drehend lösen. Man fügt vorsichtig etwas Schmierfett hinzu. Wenn man den Motor dann in senkrechter Position mit dem En- coder nach oben stellt und mit einer mittle- ren Geschwindigkeit von 600 bis max.1.200 Umdrehungen pro Minute laufen lässt (z. B. mittels der Fernrohr-Steuerung), zentriert sich die Encoderwelle von selbst! Ist dies nach 1 bis 2 Minuten erreicht, dreht man die Schlitzschraube wieder etwas hinein, 2 10-mm-Bohrung im Gehäuse, um Platz für das Widerlager zu schaffen

Journal für Astronomie Nr. 70 | 49 Amateurteleskope / Selbstbau

allerdings nicht so weit, dass der Encoder dem noch intermittierend „Sprünge“ des Encoder zu diesen berührungsfrei sitzt. In wieder zu „kreischen / quietschen“ anfängt. Motors auftreten, dieser dann aber ruhig so einem Fall sollte man das Gehäuse an Das Geräusch tritt dann auf, wenn die weiterläuft; dies ist ein Zeichen dafür, das dieser Stelle mit einem Loch in vernünfti- Schlitzschraube zu stark auf die Welle des die Schlitzschraube noch etwas Spiel hat, ger Größe von ca. 10 mm ausbohren, um Encoders drückt und der Encoder-Kreisel also um nochmals ca. 0,5° weiter zugedreht ausreichend Luft zu schaffen (Abb. 2 u. 3). dann in eine Ausweichbewegung/in ein werden sollte. Um die endgültige Position Sobald nämlich die Schlitzschraube oder Taumeln verfällt. Man kann dabei deutlich der Schlitzschraube dauerhaft zu sichern, Kontermutter Kontakt mit dem Gehäuse sehen, wie die Encoderscheibe anfängt ex- könnte man zur Sicherung eine zweite bekommt, geht das „Kreischen“ trotz per- zentrisch zu laufen. Man muss die richtige M4-Mutter einsetzen. Ob Schraubensiche- fekt justiertem Encoder wieder los. Für eine Position der Schlitzschraube iterativ su- rungskleber hier eine zuverlässige Lösung solches Aufbohren müsste natürlich die chen. Ist die richtige Position erreicht, fi- ist, kann ich nicht beurteilen. Bei manchen DIN-Buchse ausgelötet und danach wieder xiert man sie mit der Mutter wieder. Gehäusen ist nicht sichergestellt, dass der eingelötet werden.

Bei langen Test-Schwenks, wie zwischen Wega und Sirius, war das Kreischen völlig verschwunden. Inzwischen hatte ich das mit mehreren Testläufen an aufeinander- folgenden Tagen immer wieder überprüft, um sicher zu sein, dass es gut ist. Ich nehme an, das „Kreischen“ tritt vor allem bei Mo- toren auf, die in Deklination verbaut sind. Inzwischen hatte ich auch einen zweiten Motor, den MT4-Stundenmotor einer Vi- xen-GP-Montierung entsprechend über- arbeitet und auch hier ist das Kreischen dauerhaft verschwunden. Bei einem an der GP verbauten MT4-Motor muss man diesen nicht von der Montierung abbauen, sondern man kann den Motor vorsichtig nach dem Lösen der Schrauben aus dem Gehäuse ziehen (Abb. 4). Dann justiert 3 Das Widerlager sitzt nun frei und ohne Spannung im Gehäuse dank der 10-mm-Bohrung man den Encoder wie vorher beschrieben. Wenn man den Motor komplett ausbaut, ist es natürlich einfacher.

Noch etwas Hilfreiches an dieser Stelle: Bei beiden von mir überarbeiteten Mo- toren musste in der Handbox (Skysensor 2000) dann im Menü „Setup“ unter „Tele- skop-Konfiguration“, „Motor-Parameter“ der Wert von standardmäßig „1“ auf „3“ geändert werden. Man merkt das daran, dass der Motor sonst nach etwa 1 Minute ruhigem Lauf in eine Art Ruckelbewegung verfällt. Wenn man den Motor-Parameter ändert, läuft der Motor ruhig für 5 Minu- ten oder länger. Eventuell kann man bei einer noch feineren Justage den Parameter auch bei „1“ belassen. Die Motor-Parame- ter scheinen auf den Encoder zu wirken. Es kann vorkommen, dass dann nach Ände- 4 Der aus dem Gehäuse entnommene Motor mit der gut sichtbaren Segmentscheibe rung des Motor-Parameters auf „3“ trotz- (hinter den Kabeln)

50 | Journal für Astronomie Nr. 70 Amateurteleskope / Selbstbau

Selbstbau eines kleinen Refraktors von Robert Zebahl

Ich habe in den letzten Monaten eine gewis- se Liebe zu Refraktoren entwickelt, welche ich vor allem in der Stadt sehr oft und gerne einsetze. Durch Zufall entdeckte ich eine Anzeige in einem deutschen Forum für As- tronomie, wo ein 55-mm-Refraktorobjek- tiv mit 500 mm Brennweite (2-Linser mit Luftspalt) angeboten wurde. Die Herkunft des Objektivs ist unbekannt (es wird Tele- Vue vermutet), der Zustand sehr gut und für einen Preis von 30 Euro eine äußerst überschaubare Investition. 1 Objektiv mit zy- lindrischem Tubus Ich wollte einfach mal wieder einen kleinen (silberfarben) von der Refraktor zusammenbauen. Das Objektiv Seite betrachtet hat beidseitig verschieden große Gewin- de und ist mittig des Tubus zylindrisch ausgeführt (Abb. 1). Von einem Leipziger Sternfreund bekam ich einen Tubus (inkl. Okularauszug, Rohrschellen und Pris- menschiene) von einem Skylux-Refraktor (Öffnung 70 mm, Brennweite 700 mm) spendiert. Danke, lieber Frank! Er bot mir sogar an, einen justierbaren Flansch für das Objektiv auf der Drehbank zu machen, aber ich wollte es selbst erst einmal versuchen.

Der 1,25-Zoll-Okularauszug ist komplett aus Kunststoff und wackelte deutlich. Ich habe ihn mit etwas Velours verbessern können. Theoretisch hätte ich das Rohr des Okularauszugs kürzen müssen, aber ein späterer Test am defokussierten Stern zeigte eine ausreichende Ausleuchtung mit einem 32-mm-Okular. Ich habe den Auszug am Ende nur komplett mit der Antireflexfarbe von „Astrogeräte Berger“ geschwärzt, die 2 Das Objektiv im Tubus ich immer wieder sehr gerne einsetze.

Die Blenden im Tubus habe ich entfernt und Der Tubus musste natürlich gekürzt und das umsetzbar: Ich habe am Tubusende einen den Tubus innen mit Velours ausgekleidet. Objektiv irgendwie an dem Tubus befestigt Streifen dicken Filz eingeklebt, in welchen Wie bekommt man Velours in einen so en- werden. Die zylindrische Ausführung am sich das hintere Gewinde des Objektivs gen Tubus? Nicht kleben, sondern vorher Objektiv liegt vom Durchmesser zwischen leicht „einschrauben“ lässt. Das Objek- passend zu einer Rolle formen und fixieren. Innen- und Außendurchmesser des Tubus. tiv sitzt dann bündig auf dem Tubusrand. Anschließend kann man diese Veloursrolle Meine endgültige Umsetzung ist vielleicht Dann habe ich ein HT-Rohr DN75 (HT: einfach in den Tubus schieben. etwas „russisch“, aber sie funktioniert und Hochtemperaturrohr = Abwasserrohr bis war mit einfachen Mitteln und etwas Zeit 95 °C hitzebeständig, im Durchmesser 75

Journal für Astronomie Nr. 70 | 51 Amateurteleskope / Selbstbau

mm) aus dem Baumarkt gekauft und innen so lange ausgeschliffen, bis es sich gerade so über den Tubus schieben ließ. Der zylindri- sche Bereich des Objektivs wurde mit einer Lage Velours-Folie beklebt, so dass das Ob- jektiv satt im HT-Rohr sitzt. Damit das Ob- jektiv nicht nach vorn herausfällt, habe ich einen weiteren Velours-Streifen in das HT- Rohr geklebt. Das alles hält erstaunlich gut. Das Tubusende habe ich vorher so plan und rechtwinklig geschliffen, wie es mir mög- lich war, um die Koma auf ein Minimum zu reduzieren.

Wie bekommt man den Tubus rechtwink- lig gesägt bzw. geschliffen? Zuerst habe ich eine einfache, kleine Metallsäge benutzt und den Tubus vorher mit Kreppklebeband abgeklebt, welches als „Führung“ dient. Natürlich war das nicht rechtwinklig, aber 3 Das Teleskop auf einem Stativ montiert auch nicht übermäßig schief. Ich habe dann ein Blatt Papier straff um den Tubus gelegt (Kante auf Kante), wodurch man sehr gut gummi, einen vernünftigen Sucher sowie sign). Erst dachte ich, dass die Taukappe zu erkennt, wie rechtwinklig (oder auch nicht) einen sehr transportablen Unterbau: Ein straff über dem Tubus liegt und die Optik das Tubusende ist. Eine Feile reichte aus, gebrauchtes Manfrotto-Stativ mit Kugel- verspannt. Als ich dann ein ordentliches um den kleinen Überstand zu beseitigen. kopf und aufgeschraubter Prismenklemme Okular, ein Televue Nagler Zoom (3-6 mm) dient nun als sehr leichtgewichtige Azimu- einsetzte, war von dem vermeintlichen Am Ende habe ich noch den leicht schie- tal-Montierung, welche ich bequem zu Fuß Astig­matismus nichts mehr zu sehen. Auch fen Okularauszug gezielt verkippt, indem oder auch mit dem Fahrrad transportieren das verwendete Okular ist beim Sterntest ich ebenfalls mit kleinen Veloursstreifen kann. Das Gesamtgewicht liegt bei knapp 4 wichtig und es sollte vorher sichergestellt nachgeholfen habe. Zwischendurch habe kg. Zum Sitzen nutze ich einen sehr kleinen werden, dass es keine erkennbaren Fehler ich immer wieder an meinem selbstge- Campinghocker. Damit konnte ich schon einführt. bauten, künstlichen Stern (Taschenlampe einige Male schnell und unkompliziert be- mit selbstgestochener Lochblende und obachten (Abb. 3). vorgeschaltetem 6-mm-Okular) sowie am Cheshire-Okular die Justage überprüft. Hauptziele bisher waren vor allem Dop- Nicht perfekt, aber die Koma ist wirklich so pelsterne oder die Beobachtung der sehr gering, dass sie im Fokus nicht sichtbar ist. schmalen Venussichel am Tage. Aber auch Astigmatismus ist für meine Augen eben- für klassische Deep-Sky-Objekte lässt sich falls nicht erkennbar, die sphärische Aber- der Refraktor gut einsetzen. ration zeigt keine Auffälligkeiten. Das Beu- gungsscheibchen ist schön rund und auch An dieser Stelle noch ein kleiner Hinweis der Farbfehler scheint sehr gering zu sein. zum Sterntest: An einem Abend zeigte der Refraktor Astigmatismus am Stern. Ich Einige Zeit später spendierte ich dem Re- nutzte dafür ein einfaches Weitwinkel- fraktor noch eine Taukappe aus Moos- okular mit 8 mm Brennweite (Erfle-De-

52 | Journal für Astronomie Nr. 70 Astrofotografie

Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie von Peter Riepe und Thorsten Zilch

Änderungen beim Astrofoto der Woche (AdW)

Das „Astrofoto der Woche“ (AdW) wur- fotograf wissen sollte: Gerade die astrono- VdS-Journal für Astronomie, präsentiert. de 2004 eingerichtet. Die Rubrik wird von misch-physikalischen Grundlagen haben Insofern ist unsere Kombination AdW/AdJ der Fachgruppe Astrofotografie in Zusam- einen großen Einfluss auf die bildliche Dar- schon etwas Besonderes – mehr als nur eine menarbeit mit Astronomie.de erstellt und stellung. Als Astrofotograf sollte man darü- nackte online-Publikation! dort auch präsentiert. Ziel war und bleibt ber ein wenig mehr wissen, Astrofotografie es, schöne und informative astronomische ist schließlich nicht allein Digitaltechnik Seit Januar 2019 erscheint das AdW nicht Aufnahmen (keine Videos) im Wochentakt und Bildbearbeitung. nur auf der Hauptseite von Astronomie. einem breiten Publikum vorzustellen. Wir de, sondern auch im Forum. Dort erhoffen zeigen aber nicht nur das Bild allein. Aus Kennen Sie das AdW? Falls nicht, siehe wir uns ein breiteres Publikum. Schließlich den beschriebenen Aufnahmedaten lässt www.astronomie.de. Hier kann auch sollte man ja davon ausgehen können, dass sich viel für die eigene Astrofotografie ler- jeder mitmachen. astrofotografisch interessierte Sternfreun- nen. Darüber hinaus gehen wir auch stets de auch gern schöne Astrobilder anderer auf die Details im Bild ein. Was ist über das Zu Beginn eines jeden Jahres wählen die Kollegen anschauen und aus diesen Bildern aufgenommene Objekt außer Entfernung Mitglieder der Fachgruppe Astrofotografie weitere Informationen gewinnen. und Magnitude sonst noch bekannt? Da- aus allen 52 vorgestellten Astroaufnahmen Peter Riepe zu wird eine Fülle interessanter astrono- die drei besten aus. Diese werden dann mischer Fakten vermittelt. Was der Astro- als „Astrofoto des Jahres“, so wie jetzt im

Das Astrofoto des Jahres 2018

Für die „Wahl zum Astrofoto des Jahres“ kommt jedes Jahr eine Platz 1: Kai Wicker Grundgesamtheit von wunderschönen Astroaufnahmen aus dem Woche 6 – Die H II-Region Sh2-129 und ihr aktives Zentrum Kreise der deutschsprachigen Astrofotografen zusammen. Diese (34 Punkte), Foto Seite 54 Bilder werden im Wochenintervall regelmäßig auf Astronomie.de vorgestellt. Alle Mitglieder der Fachgruppe Astrofotografie sind Platz 2: Peter Großpointner hierzu stimmberechtigt. In Summe sind dies mehr als 140 Perso- Woche 15 – Sh2-308, ein ringförmiger Emissionsnebel im nen. Allerdings bleibt es wohl ein Wunschtraum, dass sich einmal Großen Hund (31 Punkte) Foto Seite 55 alle an der Wahl beteiligen. Platz 3: Thomas Henne Gemäß den Richtlinien zur Abstimmung durften von den vielen Woche 28 – IC 348, Cederblad 20 und LBN 758 – eine sehr guten Resultaten letztlich wie immer nur drei übrig bleiben. Nebellandschaft im Perseus (24 Punkte), Foto Seite 55 Folgende Bilder wurden demnach als die „Astrofotos des Jahres 2018“ nominiert: Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern, und ein großes Danke- schön unseren treuen Einsenderinnen und Einsendern, bis zum nächsten Jahr an dieser Stelle!

Thorsten Zilch, für das AdW-Team

1 Seite 54: Kai Wicker nahm Sh2-129 am 17.07., 14.08., 21.08. und 22.08. sowie am 15.10. und 18.10.2017 ins Visier. Norden ist rechts. Aufnahmeort war Bremen-Borgfeld. Verwendet wurde ein Skywatcher Esprit 100ED mit 415 mm Brennweite, dazu eine CCD-Kamera Atik 383L+. Durch den Hα-Filter von Baader (HWB 7 nm) wur- de 12 x 30 min belichtet, durch den [OIII]-Filter von Astrodon (HWB 3 nm) 27 x 30 min, und durch die RGB-Filter von Baader (bei schlechtem Seeing) jeweils 5 x 10 min, Gesamtbelichtung: 22 Stunden

Journal für Astronomie Nr. 70 | 53 Ergebnisse der Mars-Opposition

54 | Journal für Astronomie Nr. 70 2 Peter Großpointner belichtete den seltener gezeigten Emissionsnebel Sh2-308 mit einem Newton-Astrografen von 300 mm Öffnung und 865 mm Brennweite (Norden links). Pro Abend blieb ihm von seinem Beobachtungsplatz am Gah- berg im Salzkammergut nur ein 1,5-stündiges Aufnahmefenster. Die verwendete CCD-Kamera Moravian 16200 M wurde deshalb im 2x2-Binningmodus betrieben. Als Montierung wurde eine ALT AD5 verwendet. Belichtungszeit: 25 x 15 min mit [OIII]-Filter und mit RGB-Filtern je 7 x 5 min dazu. Die Bildbearbeitung erfolgte durch Markus Blauensteiner.

3 SIC 348, Cederblad 20 und LBN 758. Thomas Henne verwendete für dieses Zweifachmosaik eine Moravian G3-16200. Norden ist oben. Aufnahmeteleskop war ein 250-mm-Astrograf (Marke ASA) mit 3-zölligem Wynne-Korrektor. Die Brennweite wurde so auf 910 mm gebracht, d. h. das Öffnungsverhältnis war 1:3,64 (= Apertur f/3,64). Für dieses LRGB-Bild wurde insgesamt 33 Stunden und 24 Minuten belichtet. Aufnahmeort war Zellerndorf (Österreich) im Oktober 2017.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 55 Astrofotografie

Horizontnahe Deep-Sky-Fotografie von Reiner Guse

Einige schöne Deep-Sky-Objekte wie z.B. der Trifidnebel (M 20) oder der Helixnebel (NGC 7293) erreichen bei uns in Nord- deutschland maximal eine Höhe von ca. 15° über dem Horizont und sind daher für Beobachtungen und zum Fotografieren weniger geeignet. Der Hauptgrund ist der viel längere Weg des Lichtes durch die At- mosphäre gegenüber zenitnahen Objekten. Dies hat folgende Nachteile: • Das Licht wird stärker geschwächt, bei 15° Höhe um bis zu eine Magnitude. • Blaues Licht ist aufgrund der Rayleigh- Streuung stärker von der Schwächung betroffen als rotes, man denke an die Far- ben beim Sonnenuntergang. • Die Luftunruhe ist größer. Beobachtun- 1 Auszug aus „Stellarium“ für den Standort Peine (Niedersachsen) gen von Planeten in Horizontnähe ma- und das Objekt M 20 am 05.08.2018 chen das besonders deutlich.

Hinzu kommt, dass zur Aufnahme die- ser Objekte in einer Nacht nur wenig Zeit zur Verfügung steht. Diese wird dann z.B. beim Trifidnebel noch eingeschränkt, weil er gerade in den kurzen Sommernächten auftaucht.

Aus diesen Gründen hatte ich bisher Ob- jekte mit Deklinationen unter 20° als Foto­ 2 Verwendete Geräte objekte ausgeschlossen. Nun bot der Som- zur Aufnahme von mer 2018 selbst bei uns in Norddeutschland M 20 und NGC 7293 viele klare Nächte bei angenehmen Tempe- raturen, was geradezu zum Beobachten und Aufnehmen von Deep-Sky-Objekten an- regte. Lohnenswerte Nebel des Sternbildes Schwan und anderer Sternbilder in Zenit- nähe hatte ich schon aufgenommen, daher wagte ich mich dann mal im August an den Trifidnebel. Bei der Planung mit Stellarium Meine Fotos werden in meiner Sternwarte nen Kamera zum Autoguiden verwendet. stellte ich fest, dass die maximale Höhe 14° in unserem Garten mit einem 12-Zoll-Tele- Um unter den besonderen Bedingungen betrug und ich ihn aufgrund der Tageshel- skop (Meade LX400) mit 2.438 mm Brenn- genug Photonen auf dem CCD-Chip ein- ligkeit erst nach dem Meridiandurchgang weite (f/8) oder einem 4-Zoll-Refraktor der zufangen, hatte ich folgende Maßnahmen aufnehmen konnte. Dadurch hatte ich für Marke Borg aufgenommen. Als Kamera getroffen: eine Nacht nur ca. eine gute Stunde zur Ver- dient eine Astrolumina ALccd 9 mit Filter- • Einsatz eines Reducers (CCDT67 von fügung (Abb. 1). Ab 0 Uhr verhinderte eine rad (Abb. 2). Die Aufnahme von M 20 soll- Astro-Physics), wodurch neben einer An- Baumgruppe die weitere Aufnahme. te mit dem Meade-Teleskop erfolgen, der passung an die Objektgröße auch bessere Borg-Refraktor wird dann mit einer klei- Bedingungen bezüglich der Belichtung

56 | Journal für Astronomie Nr. 70 Astrofotografie

3 M 20 hatte bei dieser Aufnahme mit dem 12-Zöller von Meade und der ALccd9 am 05.08.2018 eine Höhe von 12° bis 14° über dem Horizont. Ab 22:47 Uhr wurde insgesamt eine Stunde belichtet.

erreicht wurden. Das Öffnungsverhältnis Vergleicht man die Einstellungen ohne Re- die Bildbearbeitung mit DeepSkyStacker, änderte sich dadurch von 1:8 auf 1:5,7. ducer und 2x2-Binning mit den gewählten, 2x-Drizzeln und dem Einsatz von Photoshop • Bei der ALccd9 wurde das 2x2-Binning dann entsprechen die Belichtungszeiten in brachte ein erfreuliches Ergebnis (Abb. 3). gewählt. Dadurch verringert sich zwar etwa dem 8-Fachen; anstelle einer Stunde die Auflösung, dieses wirkt sich jedoch müsste dann ca. 8 Stunden belichtet werden. Dadurch ermutigt, habe ich dann genau bei der Brennweite des Teleskops nicht zwei Monate später den Helixnebel unter negativ aus, da trotz Binning und Redu- Die ersten Aufnahmen erfolgten in einer ähnlichen Bedingungen und Einstellungen cer 1,3’’/px abgebildet wurden. Der Wert, Nacht mit für unsere Verhältnisse durch- aufgenommen, allerdings war die Gesamt- der durch die Luftunruhe verursacht schnittlichen Sichtbedingungen, die Grenz­ belichtungszeit mit zwei Stunden etwas län- wird, ist sicherlich höher. größe lag in Zenitnähe bei 4,2 mag. Das Er- ger (Abb. 4). • Neben den üblichen Farbfiltern wurde gebnis war enttäuschend, vom Reflexions­ auch ein Hα-Filter eingesetzt, da M 20 nebel war auf den Aufnahmen nichts zu Diese Ergebnisse waren für mich erfreulich, neben einem ausgedehnten Reflexions- sehen. In der nächsten Nacht waren die aber auch überraschend, denn ich hatte sie nebel im nördlichen Bereich auch eine Sichtbedingungen wesentlich besser, Ster- unter diesen Bedingungen nicht erwartet. helle HII-Region im südlichen Bereich ne mit 5 mag waren sichtbar und die Milch- Sie zeigen, dass auch in Horizontnähe ak- aufweist. Die vorgesehenen Belichtungs- straße konnte man erkennen. Für uns am zeptable Deep-Sky-Aufnahmen mit ver- zeiten für „blau“ und „grün“ sollten min- Rande der Kleinstadt Peine zwischen Han- hältnismäßig geringen Belichtungszeiten destens um ca. 50% länger sein als für nover und Braunschweig waren das außer- möglich sind. Es reichen dazu gute Sicht- „rot“. gewöhnlich gute Verhältnisse. Die Rohbil- bedingungen; allerdings leistete hierbei die der sahen jetzt wesentlich besser aus und ALccd9-Kamera mit der Möglichkeit zum

Journal für Astronomie Nr. 70 | 57 Astrofotografie

4 Aufnahme des Helixnebels am 05.10.2018 mit der gleichen Ausrüstung wie bei M 20. 2x2-Binning und dem Einsatz eines Hα- Die Höhe über dem Horizont betrug hier 14° bis 16°, und die Belichtungszeit war mit zwei Filters gute Dienste. Außerdem sind Ob- Stunden ab 21:00 Uhr etwas länger. jekte mit hohen Rotanteilen, wie das hier der Fall war, aufgrund des Einflusses der Atmosphäre sicherlich für horizontnahe Anzeige Aufnahmen besser geeignet.

Internetlinks (Stand: November 2018): [1] Webseite des Autors: www.reiner- guse.de/html/galerie.html [2] Astro-Stammtisch: www.astro- stammtisch.org/prasenzen-einiger- mitglieder/reiner-guse/

58 | Journal für Astronomie Nr. 70 Astrofotografie

Ein Supernovaüberrest im Schwan von Hans Jürgen Mayer

Nur wenige Grad nördlich des wunder- wie wir sehen, ebenfalls nahe der galakti- wiesen werden [2]. Die spezifische Struk- schönen Doppelsterns im Kopf des schen Ebene, aber auf der anderen Seite ge- tur des beobachteten Radiospektrums be- Schwans scheint ein zarter blassblauer Ring legen. Seine im Optischen sichtbaren Berei- stätigte die Klassifizierung des Objekts als zwischen den Sternen der dicht bevölkerten che kennen die meisten Sternfreunde unter SNR. Milchstraße zu schweben. Mit einer Größe dem gängigeren Namen Cirrusnebel. Dank von rund 3° x 4° umfasst er eine Fläche, die seiner Schönheit und nicht zuletzt auch Seither ist G65.3+5.7 immer wieder Gegen- im Durchmesser etwa achtmal so groß ist dank seiner Helligkeit ist er ein beliebtes, stand astronomischer Forschung gewesen. wie der Vollmond. Die geringe Flächenhel- nicht nur fotografisch, sondern auch visuell Sein Durchmesser beträgt jüngsten Schät- ligkeit und der alles überstrahlende Glanz zugängliches Objekt. Die Gesamtstruktur zungen zufolge 70 pc, seine Entfernung der Sterne der Cygnuswolke, vor deren dieses SNR wird als -Loop bezeich- wird mit 900 pc angegeben [3]. Dies ent- Rand er beheimatet ist, machen ihn aller- net. Er ist, neben dem Crabnebel, einer der spricht in etwa auch der Entfernung des dings zu einem relativ schwierigen Objekt. bekanntesten Vertreter seiner Art. Das Ob- Cygnus Loops, womit beide zu den nächst- Es handelt sich um den Supernovaüberrest jekt, von dem hier die Rede sein soll, ist al- gelegenen SNR in der Milchstraße gehö- mit der Bezeichnung G65.3+5.7. lerdings um Klassen lichtschwächer. ren. G65.3+5.7 lässt im optischen Bereich ([OIII]) zwei annähernd ringförmige in Die wenig einprägsame Bezeichnung orien- Erste Beobachtungen von G65.3+5.7 gehen Ost-West-Richtung gegeneinander versetz- tiert sich an den galaktischen Koordinaten auf die fünfziger Jahre zurück. Sowohl die te Filamentstrukturen erkennen (Abb. 1). des Objekts (65,3° galaktischer Länge und Rot- als auch die Blauauszüge des Palomar Die Gesamtstruktur erscheint symmetrisch 5,7° nördlicher galaktischer Breite) und Observatory Sky Survey zeigen die hellsten bezüglich einer ebenfalls in dieser Richtung folgt damit der üblichen Nomenklatur für Filamente, die auch im Sharpless-Katalog orientierten Achse, mit zwei hellen Emissi- die Bezeichnung von Supernovaüberresten aufgeführt sind. Die Gesamtstruktur blieb onsgebieten auf beiden Seiten. Dies deutet (SNR). Der geringe Wert der galaktischen aber lange unerkannt. Erst eine Ende der auf eine eher zylinderförmige bzw. fassähn- Breite von 5,7° zeigt uns sofort, dass sich siebziger Jahre im Licht mehrerer Emis- liche räumliche Gestalt als auf eine sphäri- unser Objekt nahe der galaktischen Ebene sionslinien erfolgte der sche Form des SNR hin [4]. Das Alter des und damit in der Milchstraße befindet. Milchstraße offenbarte auf Aufnahmen im SNR wird auf etwa 20.000 bis 30.000 Jahre Licht des dreifach ionisierten Sauerstoffs geschätzt. Über die Natur des Vorgänger- Das Sternbild Schwan beherbergt eine ([OIII]) die Existenz einer 3,3° x 4° messen- sterns, dessen explosives Ende diesen Ne- ganze Reihe weiterer SNR, was seiner La- den schalenartigen Struktur, die von den bel hinterließ, ist nichts bekannt. Die Suche ge inmitten der Milchstraße geschuldet ist. Autoren der Studie als Supernovaüberrest nach einem Neutronenstern in Form eines Die meisten sind unscheinbar und kaum identifiziert wurde [1]. Kurz darauf konnte Pulsars blieb bislang jedenfalls ohne Erfolg bekannt. Eine Ausnahme bildet G74.0-8.5, das Objekt auch im Radiobereich nachge- [5]. Dies ist keineswegs ungewöhnlich, wie

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Journal für Astronomie Nr. 70 | 59 Ergebnisse der Mars-Opposition

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1 Der Supernovaüberrest G65.2+5.7 im Schwan, Bildfeld: 6,4° x 4,3°, Norden ist links. Aufnahmedaten im Text, Bild: H. J. Mayer

man vielleicht meinen könnte. Tatsächlich B3-Stern mit einer visuellen Helligkeit von hat man nur bei wenigen nahegelegenen +4,9 mag. Seine Entfernung beträgt 286 pc, SNR einen Pulsar gefunden, der sich dem womit er etwa auf einem Drittel der Strecke SNR eindeutig zuordnen ließ. Die Gründe zu G65.3+5.7 liegt. Wesentlich näher, näm- Literaturhinweise und Internetlinks dafür können vielfältig sein. So ist ein Neu- lich nur 74 pc entfernt, liegt der weißliche (Stand: Januar 2019): tronenstern (neben einem Schwarzen Loch G8-Doppelstern Phi Cygni, mit +5,6 mag [1] T. R. Gull, R. P. Kirshner, R. A. R. Par- das zweite mögliche Endstadium einer an der Grenze der Sichtbarkeit für das bloße ker, 1977: „A new optical supernova Supernova) einerseits nur schwer nach- Auge. Er markiert zugleich das hellste Fila- remnant in Cygnus“, Astrophys. weisbar. Er kann sich aber auch aufgrund ment des SNR, das im Sharpless-Katalog J. 215, L69-L70 einer hohen Relativgeschwindigkeit bereits unter der Nummer 94 zu finden ist (oberer [2] W. Reich, E. M. Berkhuijsen, Y. Sofue, weit vom Ursprungsort entfernt haben. Je Bildteil Mitte). Tatsächlich soll dieser Teil 1979: „Radio continuum observa- nach Supernovatyp, und damit je nach der des SNR bereits mit einem Teleskop mitt- tions at 1420 MHz of the new SNR Art des Vorgängersterns, kann dieser aber lerer Größe unter dunklen Himmel visuell G65.2+5.7 in Cygnus“, Astron. Astro- auch vollständig zerrissen werden, so dass zugänglich sein [6]. phys. 72, 270 gar kein Reststern zurück bleibt. [3] F. Mavromatakis, P. Boumis, J. Papa- Die Aufnahmen zum Bild entstanden in mastorakis, J. Ventura, 2002: „Deep Das Bild zeigt einen Ausschnitt des Him- einer Reihe von Nächten in Konstanz (Hα) optical observations of G 65.3+5.7“, mels von 4,3° x 6,5°, die lange Bildseite ent- und Stolac/Kroatien (RGB und [OIII]) in Astron. Astrophys. 388, 355-362 spricht der Ost-West-Richtung. Albireo den Jahren 2017 und 2018. Als Optik kam [4] P. Boumis et. al., 2004: „The kinema- liegt knapp außerhalb des Bildausschnittes das unter Astrofotografen bekannte Ob- tics of the bi-lobal supernova rem- am rechten (südlichen) Rand. Den unte- jektiv Canon EF200 zum Einsatz. Belichtet nant G 65.3+5.7“, Astron. Astrophys. ren (östlichen) Bildrand dominieren die wurde 25 Stunden in [OIII] und 20 Stunden 424, 583-588 Ausläufer der Cygnuswolke, deren dichtes Hα mit einer astromodifizierten Canon [5] P. W. Gorham et al., 1996: „A pulsar Sterngewimmel sich nach Westen rasch EOS 1100D mono, die verwendeten Filter survey of 18 supernova remnants“, in die relative Leere über der galaktischen waren 12-nm-Clipfilter von Astronomik. Astrophys. J. 458, 257 Ebene verliert. Einige Dunkelwolken zeich- Hier empfehlen sich unbedingt schmal- [6] Mel Bartels, www.bbastrodesigns. nen sich vor dem Band der Milchstraße ab. bandigere Filter von 6 nm oder gar 3 nm com/drawings/ Die Hα-Gebiete im nordöstlichen Bildteil Bandbreite, lassen die 12-nm-Filter doch [7] H.J. Mayer, 2018: „A fish on a (links unten) sind Ausläufer der riesigen immer noch vergleichsweise sehr viel Kon- platter – eine fotografische Nach- HII-Region mit der Bezeichnung Sharpless tinuumslicht der Sterne durch. Das macht lese“, VdS-Journal für Astronomie 65 109, auch als Gamma-Cygni-Komplex be- es sehr schwierig, die extrem lichtschwa- (II/2018), S. 52 kannt, der die Milchstraße im Sternbild chen Filamente des SNR aus dem stern- Schwan durchzieht. Dieser besteht ver- übersäten Bildhintergrund herauszuarbei- mutlich aus mehreren räumlich unabhän- ten. So ist auch in den Farbaufnahmen, für gigen Strukturen, die in dieser Sichtlinie die 8 Stunden mit einer astromodifizierten in unterschiedlicher Entfernung hinterei- EOS 1300D belichtet wurde, keine Spur nander liegen. Ihr Abstand ist mit einigen des SNR zu finden. Diese Aufnahmen sol- tausend aber sehr viel größer als der len denn auch vielmehr die Umgebung des von G65.3+5.7, der weit davor liegt. Die SNR im „normalen“ Licht wiedergeben. fächerartige Hα-Struktur im linken obe- ren Bildbereich ist hingegen Teil des SNR Ausführlicher wurden die technische Aus- [2]. Sie ist als eines der hellsten Filamente rüstung sowie wesentliche Schritte der unter dem Eintrag mit der Nummer 96 Bildbearbeitung, wie sie auch hier zum Ein- im Sharpless-Katalog gelistet. Der hellste satz kamen, bereits in einem früheren Arti- Stern im Bild, in der rechten oberen Bild- kel [7] beschrieben. ecke gelegen, ist , ein heißer blauer

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IC 10 – grenzwertig?! von Wilfried Wacker

IC 10 könnte man auch das „Herz der Köni- technisches Material nicht gin“ nennen. Überdeckt man das Sternbild erneuern, sondern immer Kassiopeia mit der dazugehörenden my- weiter optimieren. Was thologischen Figur, so liegt diese irreguläre früher teilweise beschwer- Galaxie etwa im Bereich der Herzgegend. liche Bastelei war, ist mit Hoch aufgelöste Farbaufnahmen zeigen dem heutigen Stand der IC 10 als ein zartes Oval, durchzogen von Software und Technik oft feinen Filamenten, dunklen Bändern und eine wahre, vor allem be- mit einer Fülle weiterer Details. Die Galaxie zahlbare Freude. Kleines scheint gelb-rötlich gefärbt zu sein, einge- Beispiel zur Montierung: hüllt wie in einem Kokon. Diese Färbung In den Anfangsjahren wird verursacht durch vorgelagerte inter- meiner Astrofotografie stellare Materie unserer Milchstraße, die konnte ich maximal 10 Se- das zu uns kommende Licht zu über 70% kunden pro Bild belichten abschwächt. Ohne diese Sichtbehinderung und durfte anschließend wäre IC 10 etwa 4,4-mal heller. noch zwischen 20 und 50% der gewonnenen Auf- In [1] beschreiben die Autoren Peter Rie- nahmen wegen unbrauch- pe und Rainer Sparenberg diese irreguläre barer Abbildungsqualität Zwerggalaxie genauer. Aufgenommen mit löschen. Heute könnte ich 1 IC 10 im Vergleich (oben: 1,12-m-Newton Melle, dem 1,12-m-Teleskop in Melle bietet sich mit derselben Montierung unten: 302-mm-Newton des Autors) selbstverständlich eine detaillierte Unter- spielend 10-Minuten-Auf- suchung der Galaxie an. So werden Einzel- nahmen machen. Aller- sterne des Typs Wolf-Rayet (WR), HII-Re- dings bleibe ich meistens im Bereich von keit. Ich wusste, da geht noch mehr! Und so gionen, Planetarische Nebel und Sternhau- einer Minute pro Bild. Denn andererseits habe ich entgegen meinen Prinzipien noch fen herausgelöst und im direkten Vergleich ist meine Astronomie in eine Richtung ge- mal gut 70 Minuten Belichtungszeit drauf- mit Aufnahmen des 4,2-m-Teleskops „Wil- wachsen, die mir außerordentlich viel Freu- gepackt. Das aufaddierte Gesamtergebnis liam Herschel“ und dem 6-m-Spiegel des de macht: Den Spagat zu finden zwischen von 1 Stunde und 33 Minuten motivierte russischen Selentschuk-Observatoriums so wenig Belichtungszeit wie möglich und mich dann endgültig, diese Geschichte hier gezeigt. Ich gehe hier nicht näher auf weite- trotzdem bei der anschließenden Bearbei- vorzustellen. re fachliche Erläuterungen zur Galaxie ein, tung noch schwächste Objekte nachweisen das ist für diesen Artikel nicht relevant. zu können. Dafür ist meine Kamera des Die Bearbeitung meiner Fotos beschränkt Typs Starlight SXV-H9 mit ihrem hoch- sich mittlerweile auf einige wenige Fil- Der spannende Artikel in [1] war der empfindlichen Sony-Chip gut geeignet. Ich terungen und Einstellungen, das alles in Zündfunke für eine zunächst etwas zwei- habe schlicht keine Freunde am stunden- einem zufällig entdeckten Arbeitsvorgang, felhafte Idee: was kann ich mit meinem langen Belichten ein und desselben Ob- der nur bei S/W-Fotos funktioniert. Das zu Standard-Newton-Reflektor mit 302 mm jekts. Es gibt so viele spannende Dinge „da erläutern würde aber hier den platzmäßigen Öffnung und 1.200 mm Brennweite von oben“, die will ich unbedingt aufspüren. Rahmen sprengen. Wer möchte, kann dazu diesen winzigen Details ablichten? Und und zu meinen Astro- und Fotogeschichten das – wie gewohnt – mit gemäßigten Be- Zurück zum Thema. Die oben erwähnte mehr auf meiner Webseite erfahren [2]. lichtungszeiten. Idee zeigte sich nach der ersten Durchsicht einer Aufnahmeserie von 24 x 60 Sekun- Noch ein Wort zur Bildqualität: Das Eigen- Ich habe mir über die Zeit ein Konzept ge- den schon gar nicht mehr so zweifelhaft. Es schaftswort „schön“ ist in diesem Zusam- schaffen, das mir bis heute die Spannung ließen sich schon ein paar Details aus den menhang völlig fehl am Platz. Darum geht und Freude am gestirnten Himmel erhält. Meller Aufnahmen erahnen. Leider aber es ja auch nicht, ich möchte nur nachwei- Einerseits möchte ich mein vorhandenes, bestenfalls sehr hart an der Wahrnehmbar- sen, welche im Summenbild vorhandenen,

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realen Informationen sichtbar gemacht werden können (siehe dazu meine Anmer- kung „Artefakte“ weiter unten).

Jetzt zu den Aufnahmen. Zunächst möchte ich mich ganz herzlich bei den Autoren [1] bedanken für die tatkräftige Unterstützung 2 Detailauflösung im Vergleich und für die Bereitstellung der Fotos zum Vergleich. Ohne deren Hilfe hätte dieser Artikel nicht geschrieben werden können. Die Fotos setzen sich jeweils aus einem Ausschnitt der Autoren-Fotos und einem dazu genau angepassten Ausschnitt mei- ner Aufnahmen zusammen. Das erleichtert den direkten Vergleich.

In der Abbildung 1 ist oben ein Ausschnitt des Meller Originalbilds von IC 10 abgebil- det, ausgerichtet auf einen passenden Aus- schnitt meiner bescheidenen Aufnahme. 3 Wolf-Rayet-Sterne im Vergleich Jetzt versteht man vielleicht, dass zunächst berechtigte Zweifel angebracht waren, ob sich überhaupt Details herauslösen lassen.

Die Autoren wollten einmal zeigen, welch hohes Auflösungsvermögen das 1,12-m-Tele­skop besitzt (Abb. 2). Die drei Sternchen über der Markierung von 10 Bogen­sekunden Länge verdeutlichen die- ses. In meiner Aufnahme kann man die drei Sternchen über dem Balken so gerade noch erkennen, zwar schon etwas verschmiert, aber immerhin. 4 Der WR-Stern [MAC92] 5

Wolf-Rayet Sterne sind blaue Riesensterne. In Form von heftigen Sternwinden stoßen sie große Materiemengen ab, die durch Kollision mit interstellarer Materie um den Stern eine blasenförmige Struktur schaffen. Da der Chip meiner Kamera seine größ- te Empfindlichkeit im grünen bis roten Spektralbereich hat, erscheint auf meiner Aufnahme (Abb. 3) der gekennzeichne- te, etwas rötlichere Stern RSMV 6 (oben im Bild) wesentlich deutlicher als RSMV 5 (unten im Bild). Man kann sagen: schon 5 Die Planetarischen Nebel PN 7a / 7b

Journal für Astronomie Nr. 70 | 63 Astrofotografie

6 Offene Sternhaufen [TG2009] 29, [TG2009] 28 und [TG2009] 10

Offene Sternhaufen in anderen Galaxien sind dagegen schon leichter nachzuweisen, je nach Größe (Abb. 6). So konnte ich recht leicht die drei folgenden Objekte nachwei- sen, oben: [TG2009] 29, Mitte: [TG2009] 28, unten: [TG2009] 10.

Die hübsche HII-Blase [HL 90] 4-6-8 (Abb. 7) bleibt mir leider verborgen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass ein schmalban- diger Hα-Filter helfen würde. Versuchen werde ich es noch einmal. Aber den WR- Stern [MAC92] 2 kann ich andeuten. Wenn man genau hinsieht, erscheint der „Fleck“ auf meinem Foto an der Position des WR- Sterns etwas länglich. Sollte der eine oder andere Leser jetzt den Kopf schütteln, so will ich nicht widersprechen: Das ist schon an der Grenze der glaubhaften Darstellung, Licht von PN 7a kann ich recht gut nach- sehr hart an der Grenze des Vorstellbaren. vermutlich eher ein Artefakt des helleren weisen, PN 7b dagegen nicht. Obwohl das Sterns unterhalb. Allerdings erkennt man zarte Fleckchen in meiner Aufnahme exakt Fazit insgesamt, dass die meisten „Artefakte“ auf die Position von PN 7b passt, ist es mir Genau diese besagte Grenze ist aber mein schon merkwürdig genau auf echten Stern- aber doch zu gewagt. Antrieb, meine Begeisterung und Span- positionen liegen, nicht nur in diesem Bild! nung, auch das vielleicht Unmögliche ein- Für mich sind das B-Artefakte (siehe weiter PN 9 aus [1] kann ich hier nicht zeigen. Da fach einmal zu versuchen! Ich gehe sehr unten). Interessant für mich sind die Anga- ist mit meiner Ausrüstung absolut nichts selbstkritisch an die Arbeit und versuche so ben der V-Helligkeit (siehe Tabelle in [1]) zu machen. Bei 23,4 mag in [OIII] auch viele Informationen wie möglich über das zu den beiden Sternen: R5 = 22 mag und R6 schlecht vorstellbar … jeweilige Objekt zu finden, immer bereit, = 22,5 mag. Eigentlich weit jenseits meiner „Reichweite“ ...?!

[MAC92] 5 ist ein weiterer WR-Stern (Abb. 4). Ich kann allerdings nur den gesamten nebeligen Komplex an der Sternposition ab- bilden. Der einzelne Stern bleibt verborgen.

Die Autoren stellen drei Planetarische Nebel vor (Abb. 5). Im Autorenbild links erkennt man mittig einen etwas verwaschenen, röt- lichen Fleck (PN 7b), direkt darunter einen sternförmigen (PN 7a). Das konzentrierte 7 Die HII-Blase [HL 90] 4-6-8 und der WR-Stern [MAC92]2

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Lehre und fachliche Kritik kompetenter cher Objekte. Ein Vergleich mit einer tiefen als Artefakt durchgegangen. So zeigt sich Kollegen anzunehmen. Da kann man nur Aufnahme bringt oft Klarheit. Ich habe für aber, dass der etwas hellere Fleck ein un- gewinnen. Und je mehr man dazulernt, um mich privat eine kleine Einsortierung die- deutliches Abbild des PN ist. Dann denke so mehr Fragen tauchen auf – es wird ein- ser Bildeffekte gemacht, soweit ich in der ich oft bei mir: Danke, liebe Kollegen, dass fach nie langweilig. Lage bin, das zu beurteilen: A-Artefakte ihr euch diese Zeit nehmt, all diese wunder- sind echte Bildfehler, nicht real vorhande- baren Fotowerke zu erstellen! Ich wüsste Mit meiner Art und Weise Objekte nach- ne Flecken. B-Artefakte sind eventuell ver- jedenfalls nicht, was ich ohne die machen zuweisen ist natürlich das Thema „Arte- schobene, bzw. verschmierte Abbildungen sollte, Hubble & Co. können schließlich fakte“ hochgradig berührt. Ich bin immer realer Objekte. Vor allem, wenn sie mit auch nicht überall sein! bestrebt, dieses schwer einschätzbare, un- einer gewissen Häufigkeit in einem Bild erwünschte Beiwerk der grenzwertigen vorkommen. C-Artefakte sind mit Sicher- Literaturhinweise und Internetlinks Fotografie besser zu verstehen. Mit den heit keine, erscheinen aber auf den ersten (Stand Januar 2019): Bildvergleichen hier zu IC 10 habe ich wie- Blick als solche. [1] P. Riepe, R. Sparenberg, 2017: „IC 10, der eine Gelegenheit gehabt, Artefakte zu ein Begleiter der Andromedagalaxie“, untersuchen. Und ich stelle fest: Es sind Ein schönes Beispiel zeigt die Abbildung VdS-Journal für Astronomie 60 oft keine wirklichen Artefakte, sprich: real 5. Die vermeintliche Sternenkette rechts (I/2017), S. 30 nicht existente Objekte, sondern mehr oder neben dem gekennzeichneten PN 7a wäre [2] W. Wacker, Homepage: http:// weniger verschmierte Abbildungen wirkli- ohne Überprüfung vermutlich komplett starwack.de

Ausschreibung der Reiff-Förderpreise 2019

Seit 2009 schreibt die Reiff-Stiftung zur Förderung der Amateur- und Schulastronomie Förderpreise für Jugendarbeit in der Amateurastronomie und astronomische Projektarbeiten in Schule und Kindergarten aus. Auch in diesem Jahr werden wie in den Vorjahren insgesamt vier Geldpreise mit insgesamt 6.500 Euro in zwei Kategorien vergeben.

Kategorie 1: Kategorie 2: Jugendarbeit im Amateurbereich und Projekte an Astronomie-Projekte für das Kindergarten- und weiterführenden Schulen Grundschulalter In dieser Sparte können bis zu drei Preise mit Preisgeldern von Hier beträgt das Preisgeld 500 Euro. Das Preisgeld ist für die jeweils 3.000 Euro, 2.000 Euro und 1.000 Euro vergeben wer- Durch- oder Fortführung eines Projekts bestimmt, das Kinder den. Das Preisgeld ist für die Durch- oder Fortführung eines im Kindergarten- oder im Grundschulalter an die Astronomie eigenständigen amateur- oder schulastronomischen Projekts heranführt. Das geförderte Projekt sollte Vorbildcharakter ha- bestimmt. Für die Bewertung hat die aktive Beteiligung Jugend- ben – es sollte in gleicher oder ähnlicher Form auch an anderer licher besonderes Gewicht. Stelle umsetzbar sein.

Bewerben können sich sowohl Einzelpersonen als auch Interessens- und Arbeitsgemein- schaften, Schulen, Vereine oder sonstige Einrichtungen. Die Bewerbungen sollten enthalten:

– eine kurze Vorstellung der Beteiligten (max. 1 Seite) – eine Beschreibung von bereits durchgeführten Projekten mit Verweis auf bisherige Bewerbungen sind zu richten an: Veröffentlichungen online oder in gedruckten Medien, falls vorhanden (max. 2 Seiten) Carolin Liefke – eine Beschreibung des für den Förderpreis vorgeschlagenen Projekts, einschließlich Haus der Astronomie der Angabe, wofür das Preisgeld konkret eingesetzt werden soll (max. 3 Seiten) Königstuhl 17 Von den Preisträgern wird erwartet, dass sie die geförderten Projekte im Rahmen eines D-69117 Heidelberg Beitrags in einer der größeren überregionalen deutschsprachigen Astronomiezeitschriften [email protected] (Sterne und Weltraum, Astronomie – das Magazin, VdS-Journal) vorstellen.

Die Bewerbungsfrist endet am 15. Oktober 2019, die Preisträger werden auf der Bochumer Herbsttagung der Amateurastronomen am 9. November 2019 bekanntgegeben.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 65 Astronomische Vereinigungen

JUGENDARBEIT Lernen mit Begeisterung – Innovative Jugendarbeit in der Astronomie von Rusbeh Nawab

Freitagabend, nach einer anstrengenden Schulwoche voller Unterricht, Klausuren und Hausaufgaben, freuen sich die meis- ten Schülerinnen und Schüler, den Schul- ranzen in die Ecke stellen zu können und in das Wochenende einzusteigen. Themen wie Physik, Mathematik oder Chemie wer- den bis zum darauffolgenden Montag nicht mehr angepackt, das steht fest.

Am Science College Overbach in Jü- lich-Barmen jedoch trifft sich freitags in den Abendstunden eine Gruppe hoch motivierter Kinder und Jugendlicher zum wöchentlichen Astronomie-Abend im AstroLab. Unter Anleitung von begeister- ten Hobby-Astronomen erforschen sie im 1 Ausstellung „Dialog der Sterne II“ des Sonderforschungsbereich 956 im Forum Science Rahmen von Mini-Projekten und Work- College Overbach, Kunst und Wissenschaft finden zusammen, Foto: Leo Mühlheims, 2016 shops die Geheimnisse des Alls und steigen in die Tiefen der Schwarzen Löcher ein. Phänomene und Zusammenhänge aus Bio, Mathe, Chemie und Physik werden attrak- tiv aufbereitet und anschaulich vermittelt. Die angehenden Nachwuchs-Astronomen entwickeln eigene Fragestellungen und forschen bei ihren Recherchen auch nach den philosophischen Aspekten. Bei wol- 2 Mitglieder des kenfreiem Himmel werden bis in die spä- AstroClubs bei ten Abendstunden die Sterne und Planeten der Einrichtung beobachtet. Diese Freizeitaktivität ist so der Sternwarte, faszinierend, dass der harte Kern der Grup- Foto: Britta pe manchmal Zeit und Raum vergisst und Sylvester, 2018 die Nacht bei Pizza und Cola im Labor ver- bringt. Hervorgegangen aus der Arbeitsge- meinschaft Astronomie des Gymnasiums Haus Overbach, hat sich die anfängliche wissenschaftliche und technische Sachver- an ihren Projekten tüfteln, schulen sie die Schulinitiative zu einem AstroClub gemau- halte ist eine Grundvoraussetzung für die Jüngeren in der Handhabung von Telesko- sert, der Kinder und Jugendliche aus der gemeinsame Projektarbeit. Um die breit ge- pen und weihen sie in die komplexe Me- gesamten Region Aachen-Jülich-Düren be- fächerten Interessen von Kindern und Ju- chanik ein. Das Löten von defekten Teilen geistert. Die Teilnahme ist freiwillig und für gendlichen anzusprechen, werden Projekt- wird ebenfalls geübt. Hier machen Schüler die jungen Interessierten kostenfrei. themen aus der Astrobiologie, Radioastro- für Schüler Programm. Alle Beteiligten nomie, Astrofotografie, Meteorologie und können Neues ausprobieren und für sich Motivation gefordert anderen der Astronomie nahen Disziplinen entdecken. Ziel des AstroClubs ist es auch, Zulassungsbeschränkungen gibt es nicht, behandelt. Eine Stunde, bevor die erfahre- dass jedes Kind und jeder Jugendliche seine aber eine gehörige Portion Neugierde für nen jugendlichen Clubmitglieder beginnen, Chancen und Begabungen optimal entfal-

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plinen Mathematik, Informatik, Natur- wissenschaft und Technik (MINT) beher- bergt auf der obersten Etage des Gebäudes ein AstroLab mit einem Übungsraum und einer Freiklasse. Dieser Unterrichtsraum auf dem Dach des Gebäudes bietet neben frischer Luft eine Himmelsbeobachtungs- station, eine Sternwarte und eine Wetter- station.

Vordenker und Initiator des AstroClubs und des pädagogisch ausgerichteten Astro- Labs ist Witold Franke, ehemaliger Lehrer am Gymnasium Haus Overbach und seit zehn Jahren leidenschaftlicher Akademie- leiter und Dozent am Science College Over- bach. Jüngst wurde er mit dem Lehrerpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft 3 Witold Franke, Gründer des AstroClubs, im AstroLab des Science College Overbach an der (DPG) ausgezeichnet. Gewürdigt wird da- künstlichen Marslandschaft, Foto: Phillip Mühlheims, 2018 mit sein langjähriges, herausragendes En- gagement in der Vermittlung von Physik für Schülerinnen und Schüler, in deren Ge- staltung und Weiterentwicklung. „Kinder sind von Natur aus neugierig. Inspirieren- 4 Science for Kids: de Lehrerinnen und Lehrer wie Gabriela Expedition Mars, Grund- Ernst und Witold Franke verstärken diese schulkinder im Alter von Neugier, so dass eine lebenslange Begeis- 6-9 Jahren forschen terung und Faszination für Wissenschaft im Forum des Science geweckt wird“, sagte DPG-Präsident Dieter College Overbach zum Meschede, anlässlich der Preisverleihung Themengebiet der im November 2018 am Sitz der DPG in Bad Raumfahrt, Foto: Witold Honnef. Franke, 2015 In der vormaligen Astronomie-AG des Gymnasiums und im AstroClub des Sci- ence College Overbach hat Witold Franke tet. Im Kreise von Gleichgesinnten lernen bekannte Themengebiete von Wissenschaft mehrere Generationen von begeisterten diese ihre Fähigkeiten besser einzuschät- und Forschung, Studiengänge und Berufs- Schülerinnen und Schülern individuell ge- zen und es entstehen vielfach dauerhafte felder. fördert und ihnen somit den Übergang in Freundschaften. Zu den Qualitätsmerk- das Leben nach der Schule erleichtert. Ei- malen des Freizeitangebotes gehören auch Astronomie als Leidenschaft nige junge Clubmitglieder hat das Thema die Größe der Lerngruppen, das günstige Das Science College Overbach bietet dem der Astronomie und Physik nicht mehr Betreuungsverhältnis und die Vermittlung AstroClub beste Voraussetzungen für die losgelassen und dazu motiviert, einen ent- von Orientierungswissen. Denn das En- offene Jugendarbeit und einzigartige Chan- sprechenden Studienweg einzuschlagen. gagement der jungen Astro-Begeisterten cen zur Persönlichkeitsentwicklung. Denn Manche unterstützen ihn weiterhin bei sei- wird belohnt mit Einblicken in bisher un- der außerschulische Lernort für die Diszi­ ner wertvollen Jugendarbeit. Phillip Mül-

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heims, einer seiner ehemaligen Schüler und programms „Let’s Do Science“ am Science tiert auch der Didacta-Verband auf seiner zurzeit Masterstudierender der Luft- und College. Das interdisziplinäre Bildungs- Homepage. Der Verband betont, dass schu- Raumfahrttechnik an der FH Aachen, ist angebot zieht alljährlich mehrere tausend lische Lehr- und Lernangebote durch die das beste Beispiel. Neben seinem Studium Kinder, Jugendliche, pädagogische Fach- außerschulischen erweitert werden und koordiniert er ehrenamtlich die Projekt- kräfte und Wissenschaftsinteressierte aus gemeinsam Potenziale für nachhaltiges arbeit des Overbacher AstroClubs. In sei- nah und fern an. Für das außerschulische Lernen erschließen. Die Architektur des ner Funktion als studentischer Mitarbeiter Programm wurde das Science College College-Gebäudes mischt als „dritter Pä- des Science College Overbach richtet er Overbach 2015 durch die Landesregierung dagoge“ bei den Bildungsveranstaltungen mit Witold Franke im Rahmen des außer- Nordrhein-Westfalens als „Ort des Fort- kräftig mit und fördert die Lernerfahrung schulischen Programms eigens konzipierte schritts NRW“ ausgezeichnet, da es Öko- mit allen Sinnen. Der außerschulische MINT-Workshops für Kinder, Jugendliche nomie, Ökologie und Soziales innovativ Lernort ist sowohl in funktionaler als auch und Erwachsene aus, beispielsweise auch verbindet und damit Fortschritt für die Ge- in pädagogischer Hinsicht ein vorbildli- im Rahmen von Vater-Kind-Wochenenden sellschaft ermöglicht. Das außerschulische ches Bildungszentrum und Preisträger des zur Astronomie. Lernen initiiert Bildungsprozesse durch NRW-Schulbaupreises. unmittelbare Begegnungen, Lernen mit Let’s Do Science! allen Sinnen und den Dialog mit Experten In der nächsten Ausgabe des VdS-Journals Seit Eröffnung des Science College Over- und potenziellen Vorbildern. Die klassi- wird ein zweiter Beitrag das pädagogische bach im Jahre 2009 ist die Disziplin der schen Bildungsinstitutionen können von Konzept und das aktuelle außerschulische Astro­nomie und Astrophysik fester Be- einer Zusammenarbeit mit außerschuli- Astronomie-Programm des Science Col- standteil des außerschulischen Bildungs- schen Lernorten nur profitieren, argumen- lege Overbach vorstellen. Eröffnung Sternenpark Winklmoos-Alm von Tom Hilger

Am 2. Mai 2018 war es nun soweit. Die scher Sicht sinnvoll, sondern auch für den Bemühungen von Manuel Philipp, dem Menschen von hoher Bedeutung ist, und Menschen hinter www.abenteuer-sterne. überzeugte die Anwesenden vom Nacht- de, sollten mit der Überreichung des Zer- himmel als Kulturgut. Für Flora und Fauna tifikats der IDA (International Dark Sky ist der durch Licht ungestörte Nachthim- Asso­ciation) belohnt werden. mel notwendig zur Einhaltung des unab- dingbaren Lebensrhythmus. Manuel hatte mich als Vertreter unseres Vereins zu der Pressekonferenz eingeladen. Nach diesen Ausführungen übergab Dr. Gerne nahm ich die Einladung an und fuhr Hänel dem dritten Bürgermeister von Reit nach der Arbeit gegen 15 Uhr von Traun- im Winkl, Max Weiss, das IDA-Zertifikat. reut Richtung Winklmoos. Florian Weindl Nunmehr darf sich die Winklmoos-Alm als von der Tourist-Info Reit im Winkl eröff- Sternenpark bezeichnen, als erster Sternen- nete den Reigen der Dankesreden. Danach park in den Alpen. Nach der Überreichung schilderte Manuel Philipp in kurzen Wor- ging es in die Sonnenalm zu einem kleinen ten, wie es zu dem Projekt gekommen ist Sektempfang. und welche Hürden es bei der Umsetzung zu überwinden galt. Im Anschluss dar- Manuel Philipp, der Mann hinter dem Pro- an erklärte Dr. Andreas Hänel (Leiter der jekt „Abenteuer Sterne“, hatte vor zwei Jah- VdS-Fachgruppe Dark Sky), warum der ren damit begonnen, auf der Winkl­moos- 1 Folgerichtige Nutzung eines E-Autos, Schutz der Nacht nicht nur aus astronomi- Alm durch Überzeugungsarbeit das Thema Foto: Tom Hilger

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2 Übergabe IDA-Zertifikat, v.l.n.r: Manuel Philipp, Florian Weindl, Dr. Hänel, Max Weiss, Foto: Tom Hilger

Lichtverschmutzung in den Fokus zu rü- cken. Dass der Himmel über der Winklm- oos-Alm zu den Besten in der Region zählt, war uns als Astronomen im Chiemgau bekannt. Wir haben bereits von 2004 bis 2008 die CHAT (Chiemgauer-Astro­nomie- Tage) auf der Winklmoos-Alm­ organisiert. Dadurch wurde der Standort überregional als Astro­nomie-Standort bekannt. Leider mussten wir die Winklmoos-Alm nach 2008 aufgeben. Danach gab es dann nur noch zwei CHATs unter der Federführung unseres Vereins Chiemgau e.V. Da wir aber ab 2008 unsere eigene Sternwarte zu be- treuen hatten, war es folgerichtig, sich hier- auf zu konzentrieren.

Vor einigen Monaten kontaktierte mich Manuel Philipp mit der Bitte um Unterstüt- zung seines Projektes. Gerne sagte ich eine 3 Feier nach Unterstützung im Rahmen unserer Mög- der Übergabe, lichkeiten zu. Manuel hatte schon tolle Vor- Foto: Tom Hilger arbeit geleistet, so dass eigentlich nur noch eine schriftliche Unterstützung für die IDA zu formulieren war. Diesem Wunsch ent- sprach ich gern, so dass der Antrag mit dem wir zunächst auch nicht alle Betreiber da- nenpark auch touristisch beworben wer- Unterstützerschreiben alsbald eingebracht von überzeugen, wenigstens für die CHAT den, so dass hier obendrein auch finanzielle werden konnte. das Licht zu reduzieren. Licht wird meistens Interessen zum Tragen kommen. Vielleicht gleichgesetzt mit Wärme und Sicherheit findet bald wieder ein Teleskoptreffen auf Selbstverständlich ist dieses Projekt nicht und wird damit der Alm statt. nur eine Einzelleistung, sondern eine ganze positiv wahrge- Reihe von Interessierten und Engagierten nommen. Doch Die Sterne, die begehrt man nicht, Wir von „Astro- haben daran mitgewirkt. Als Unterstützer wie mit vielen man freut sich ihrer Pracht, nomie im Chiem- der VdS kümmerte sich Dr. Andreas Hänel Dingen im Le- Und mit Entzücken blickt man auf, gau“ freuen uns um die Formalitäten bei der Antragstel- ben macht es die in jeder heitern Nacht. über diesen Er- lung. Als Partner konnte Florian Weindl Dosis. Wo zu viel Johann Wolfgang von Goethe folg. Es ist zu von der Tourist-Info Reit im Winkl mit ins Licht ist, ist auch hoffen, dass mit Boot geholt werden. So konnte schließlich mehr Schatten. Einfach lässt sich das so zu- diesem „Leuchtturm-Projekt“ das Thema aus einer Idee ein Sternenpark entstehen. sammenfassen: Licht zielgerichtet einset- Lichtverschmutzung und dessen Vermei- Wichtig war neben der technischen Um- zen und maßvoll sowie effizient nutzen. dung nicht als Einschränkung wahrgenom- setzung (Lampentausch etc.) die Überzeu- men wird, sondern als Gewinn für alle. gungsarbeit bei den Almbauern und den Noch liegt einiges an Arbeit vor uns bei der Vielleicht wird ja aus dem „Sternenpark Gastwirten vor Ort. Nach unserer eigenen Gestaltung des Parks. So ist das Aufstellen Winklmoos-Alm“ einmal der „Sternenpark Erfahrung vom CHAT wird Licht von „nor- von Infotafeln geplant. Die vorhandenen Chiemgau“ … malen“ Menschen nicht als Verschmut- restlichen Lampen sollen nach Möglichkeit zungsquelle wahrgenommen. So konnten umgerüstet werden. Natürlich soll der Ster-

Journal für Astronomie Nr. 70 | 69 Astronomische Vereinigungen

Ein Besuch in der Münchener Volkssternwarte – Mit viel Herzblut trotzen Münchner Hobby-Astronomen den erschwerten Sichtbedingungen in ihrer Stadt von Luca Schmidt

Es ragt wie ein weißes Flak-Geschütz auf einem Bunker in den ruhigen Münchner Nachthimmel, visiert weit entfernte Ziele an und ist dabei so treffsicher wie kein an- deres: Mehrere tausend Lichtjahre können die Objekte entfernt sein und doch fängt das Geschütz sie ein. Egal ob Stern, Galaxie oder Nebel: Nichts ist vor dem fast 40 Jahre alten Teleskop der Münchner Volksstern- warte sicher.

Martin Elsässer bedient das Gerät. „Als 15-Jähriger habe ich mit einem Fernglas den Nachthimmel beobachtet, das wur- de irgendwann zu klein. Als das Fernrohr dann auch zu klein wurde, habe ich Kon- takt mit der Sternwarte aufgenommen“, sagt Elsässer – das war vor 25 Jahren. Dank der Erfahrung sind die Führungen, die der Informatiker und seine ehrenamtlichen 1 Münchener Sternwarte aus der Luft, Foto: Sternwarte München Vereinskollegen fünfmal pro Woche anbie- ten, eine Mischung aus Entertainment und Wissensvermittlung. den Tag kommen ungefähr 15 Menschen, len erhellt wird. In Europa sind mehr als 99 um ihm und seinen Kollegen zuzuhören Prozent der Bevölkerung davon betroffen, Los geht die Führung im dunkelblauen Aus- – in deutscher oder englischer Sprache. für Astronomen heißt das: Es sind deut- stellungssaal des Vereins im Obergeschoss „Hinauf, hinauf, dort wo die Sterne war- lich weniger Objekte zu erkennen. Auch an eines alten Bunkers. Mit gestenreichen, ten“, singt der Entertainer und es geht auf diesem Abend gibt es nur wenig zu sehen. lautstarken Worten und einer ordentlichen das Dach des Gebäudes. Dort stehen in vier Es ist zu bewölkt, der ein oder andere Stern Prise Humor führt Martin Elsässer die Be- Bauten mit Kuppeln vier große Teleskope. lässt sich aber kurz blicken. sucher in einer Stunde durch 13 Milliarden Damit beobachten er und seine 50 aktiven Jahre Geschichte des Universums. Er ver- Kollegen Objekte am Himmel und stellen Die Volkssternwarte versucht, dies mit steht es, wichtige Zusammenhänge einfach sie bei Führungen den Besuchern vor. Da- Technik wieder wett zu machen. „Unser zu erklären und wirkt dabei gleichzeitig ein bei ist München dafür eigentlich kein idea- teuerstes Teleskop hier würde heute rund wenig wie ein extrovertierter Showmaster ler Standort. 250.000 Euro kosten“, erklärt Elsässer – da- – langweilig wird es bei der Führung kei- mit könne aber lediglich der erhellte Nacht- nem der Besucher. Warum die Erde um die Denn hätten Galileo Galilei oder Johan- himmel ausgeglichen werden. Viel besser Sonne kreist und nicht anders herum? Weil nes Kepler ihre Himmelsbeobachtungen sei es hingegen, mit deutlich günstigeren Fliegen auch um die Kuh kreisen und nicht im heutigen München machen müssen, Modellen an abgelegen Orten mit weniger anders herum. Ein Stück Meteorit wird würde die Menschheit wohl noch immer Beleuchtung in den Himmel zu schauen. zum „ältesten Gegenstand, den Sie jemals glauben, alle anderen Planeten drehten sich Und das machen Elsässer und seine Kol- in der Hand halten werden.“ Elsässer hat um uns. Denn der Nachthimmel über der legen dann auch für ihr Hobby, das sie mit immer eine Antwort parat und malt mit Landeshauptstadt ist zu hell für Astrono- viel Herzblut betreiben. seinen Antworten Bilder, die jeder versteht. men. Verantwortlich dafür: die Lichtver- Inmitten der Planetenmodelle und Welt- schmutzung. Davon spricht man, wenn der Wie der Sternenhimmel bei vollkommener raumrelikte fühlt er sich sichtlich wohl, je- Nachthimmel von künstlichen Lichtquel- Dunkelheit aussehen könnte, das sehen die

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600 Mitgliedern oder den jährlich rund 25.000 zahlenden Besuchern und der Stadt München. Und trotzdem: Ohne den ehren- amtlichen Einsatz von zahlreichen Helfern könnte der Verein nicht überleben.

Auf dem Weg nach draußen erwartet Ott- mar Hartl die Besucher. Er sitzt stoisch hinter einem kleinen Tisch an der Kasse und übernimmt den Schließdienst für die Volkssternwarte. Der kleine Schritt für einen Menschen, den Neil Amstrong am 21. Juli 1969 auf den Mond beförderte, war nicht nur ein großer Schritt für die Mensch- heit, sondern auch für Hartl: Der damals 2 Großteleskop der Sternwarte München, Foto: Sternwarte München neunjährige Bub sah die Mondlandung im

Besucher im Planetarium, der nächsten Sta- tion der Führung. Ein alter Projektor, eine metallene Kugel mit mehreren Öffnungen für Bilder, zaubert den Nachthimmel an eine Kuppel über den Köpfen. So bekommt man einen Eindruck davon, wie der Him- mel zur Zeit unserer Vorfahren ausgesehen hat: Tausende helle Lichtpunkte leuch- ten auf einem tiefschwarzen Hintergrund und die Milchstraße bahnt sich ihren Weg durch das Nichts, während der Projektor sich surrend dreht.

Wegen Bildern wie diesen kommen auch die Besucher. „Ich habe am Strand von Kreta den Sternenhimmel angeschaut und bin so auf die Idee gekommen, hier einmal Ähnliche Sichtbedingungen wie im Plane- 3 Sternwarte München über dem mitzumachen“, sagt Carolin Hoferichter, tarium seien in München aber nicht mög- Werkmarkt, Foto: Benjamin Mirwald die mit ihrem Freund Steven Hingerl an lich, sagt Martin Elsässer. „Hier gibt es im der Führung teilnimmt. Ihn faszinieren vor Jahr 50 gute Tage, an denen man etwas am allem die Relationen: „Wenn unser Son- Nachthimmel erkennt“, sagt er. Es gebe aber Fernseher und seine Leidenschaft für die nensystem in die Münchner Allianz-Are- auch Orte, an denen es 300 perfekte Tage im Astronomie war geweckt. „Ich bin jetzt seit na passen würde, dann wäre das nächste Jahr gibt, beispielsweise in den chilenischen 30 Jahren und einem Tag im Verein“, sagt in der Frankfurter Commerzbank-Arena. Anden. Hartl. Er opfert seine freie Zeit dafür, dem Die Erde wäre dann übrigens so groß wie interessierten Besucher den Münchner ein kleines Staubkorn, die Sonne ein Zehn- Um das Weltall in München erleben zu Nachthimmel und seine Objekte ein Stück Cent-Stück“, erklärt Elsässer. können, ist der Verein Volkssternwarte auf näher zu bringen. Er sitzt zwar nicht jeden Geld angewiesen. Das kommt von den rund Abend an der Kasse, aber fast jeden.

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Der Planetenweg als Eingang zur astronomischen Bildung von Hubert Hermelingmeier

Planetenwege gibt es in Deutschland mitt- lerweile sehr viele in unterschiedlichen Aus- führungen. Die Planetariumsgesellschaft OWL e.V. eröffnete 2006 in Kooperation mit der Stadt Bad Lippspringe einen Planeten- weg, bei dessen Gestaltung ein Bildungskon- zept zugrunde lag. Auf dem Planetenweg sollten Führungen mit kleinen Vorträgen und Experimenten an den einzelnen Plane- tenskulpturen stattfinden und astronomi- sche Ereignisse so weit wie möglich erklärt werden können. Dafür sind nicht nur der 1 Erklärungen an der Abstand und die Sonnen- und Planeten- „Erde“ zum Erde-Mond- größen selbst maßstabsgerecht, sondern System auch die Planetenoberflächen wurden von dem Paderborner Künstler Manfred Claes-­Schaefers so authentisch dargestellt, wie wir es von den Aufnahmen der Raum- sonden und des Hubble-Teleskops ken- nen. Die 12 mm große Erde gleicht dabei einem Globus. Der Weg selbst wurde als Rundwanderweg angelegt, so dass am En- de der Wanderung der Parkplatz nur noch 2 „Jupiter“ unter der 150 m entfernt ist. geschützten Plexiglas- kuppel. Auch er ist mit Der Maßstab beträgt 1:1 Mrd., daher hat den Wolkenbändern die Sonne einen Durchmesser von 1,40 m. und dem GRF authen- Sie steht im Kurpark, unweit der Lippe- tisch dargestellt. quelle. Merkur und Venus stehen in 58 m und 108 m Entfernung ebenfalls in diesem Park, die Erde in 150 m Sonnendistanz mar- kiert bereits die Parkgrenze. Der Weg zum 778 m entfernten Jupiter führt durch die Einkaufsstraße zum Kurwald. Zum Saturn ist es dann schon erheblich weiter. Bei den Abendwanderungen kann man sich bereits vorstellen, wie schwach das Sonnenlicht in dieser Entfernung noch ist. Zwischen den äußeren Planeten Uranus und Neptun wird hen sind, lassen sich von der „Erde“ aus, Die Planeten befinden sich auf drei Stein- durch die Entfernung die Größe des Son- die Phänomene Abend- und Morgenstern, stehlen unter einer Plexiglaskuppel (Abb. nensystems besonders deutlich. Der Pluto Konjunktion und Opposition (Mars) sehr 2), die in einem Metallrahmen gefasst steht, nachdem ihm der Planetenstatus anschaulich erläutern. Da die Skulptur der ist, und sind so gut vor der Witterung ge- aberkannt wurde, am Ende des Wander- Erde auch den Mond in einem Abstand von schützt. Leider verleiten diese Kuppeln im- weges für den Wandel in der Wissenschaft. 40 cm einbezieht (Abb. 1), kann auch die mer mal wieder zum Vandalismus. Daher Dadurch, dass die inneren Planeten und Entstehung einer Sonnenfinsternis sehr gut haben wir schon einige ersetzen müssen. Mars alle gleichzeitig „im Gelände“ zu se- nachvollzogen werden.

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3 QR-Code als einfacher Zugang zu den Fragen und Antworten der einzelnen Planeten (zum Ausprobieren)

4 Mit einem kleinen Fliehkraftexperiment wird die 5 Sonnenbeobachtung an der „Sonne“ vor Beginn der Wanderung Abplattung der Planeten erklärt.

Auf den Informationstafeln, die natürlich Beim Pluto: kräfte können aber auch bereits im Unter- bei jeder Planetenskulptur über das Wich- – Wie weit müssen wir im Maßstab des Pla- richt die Fragen besprechen und die Plane- tigste informieren, gibt es unter der Rubrik netenweges noch laufen, um den nächs- tenweg-Rallye mit einem Test verbinden. „Zum Nachdenken“ zwei bis drei Fragen ten Stern Proxima Centrauri zu errei- zum Planeten und seiner Umgebung, mit chen? Wissen Sie es? Einige Mitglieder der Planetariumsgesell- denen sich der Wanderer auf dem weiteren schaft OWL bieten außerdem auch regel- Weg beschäftigen kann. Die Antworten auf die Fragen sind auf der mäßig Führungen auf dem Lehrpfad an. Webseite veröffentlicht. Sie sind mittels Unter dem Motto „Körper und Geist wol- Hier einige Beispiele eines QR-Codes (Abb. 3) auf den Infotafeln len gestärkt sein“ gibt es immer wieder se- Bei der Erde: direkt mit dem Smartphone abrufbar. parate Termine für geschlossene Gruppen – Die Dauer eines Umlaufs der Erde um die von Firmen, Vereinen, Jugendgruppen etc. Sonne erzwingt eine bekannte Kalender- Für Lehrkräfte und Jugendgruppenleiter und auch an den alljährlichen Astronomie- korrektur. Welche? bietet die Planetariumsgesellschaft eine so tagen. Die Themen der Wanderung variie- – Welche astronomischen Daten der Erde genannte Planetenweg-Rallye an. Dieser ren je nach Wunsch. Die kurzen Vorträge sind für ihre Jahreszeiten verantwortlich? Fragebogen enthält 41 Multiple-Choice-­ an den einzelnen Planetenskulpturen wer- Beim Jupiter: Fragen mit unterschiedlichem Schwierig- den mit praktischen Experimenten ergänzt. – Wie schwer wären Sie auf dem Jupiter, keitsgrad. Damit ist jeder Veranstalter selbst (Abb. 4) Mit einem kleinen Fliehkraftexpe- falls Sie dort einen festen Stand finden in der Lage, einen Fragenkatalog mit den riment wird beispielsweise die Ursache für würden? geeigneten Fragen zusammenzustellen, um die Abplattung des Jupiters „begreifbar“ Oder beim Saturn: eine interessante Wanderung durchzufüh- gemacht. – Die Ringe des Saturn bestehen aus un- ren. Die Antworten werden auf Anfrage zur zähligen Gesteinsbrocken unterschied- Verfügung gestellt. Darin sind die Fragen Die Führungen werden, soweit die Wetter- licher Größe. Könnten sie auch aus gas- gekennzeichnet, deren Antworten auf den bedingungen es zulassen, mit praktischen förmigen oder flüssigen Materieteilchen Infotafeln zu finden sind. Dadurch wird die Beobachtungen ergänzt. Bei Wanderungen bestehen? Beantwortung der Fragen erleichtert. Lehr- am Tage wird die Sonne mit Teleskopen

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im weißen Licht und Ha-Licht mit ent- sprechenden Erläuterungen beobachtet (Abb. 5). Während der Abend- und Nacht- wanderungen wird ein Teleskop für die Be- obachtung der Planeten und der hellsten Deep-Sky-Objekte genutzt. Die allgemeine Erklärung des Sternhimmels ergibt sich bei diesen Beobachtungen von selbst. Die Beobachtungen finden vom Kurpark aus unter Stadtlichtbedingungen statt. Die Be- dingungen sind dann zwar nur mäßig, für die hellsten Objekte aber reicht es (Abb. 6). Mit diesen Aktivitäten werden nicht nur ausschließlich astronomisch interessierte Menschen angesprochen. Wanderer und andere Freizeitsportler gehören ebenfalls zu unseren Gästen.

Die Planetariumsgesellschaft möchte mit diesem Konzept ein Beispiel dafür geben, 6 Eine Besuchergruppe, mit der wir nach der Wanderung noch Planeten- und Deep-Sky- wie ein Planetenweg für die astronomische Beobachtungen durchführen konnten. Bildung für Jung und Alt genutzt werden kann. Gleichzeitig stellt sie das Arbeitsma- Wanderungen den Bezug zum aktuellen Wir möchten mit diesem Bericht dazu er- terial über die Webseite zur freien Nutzung Sternenhimmel und der Stellung der Plane- mutigen, die vielen Planetenwege für die bereit. Neben der bereits erwähnten Plane- ten zu finden. astronomische Bildungsarbeit zu nutzen. tenweg-Rallye, gibt es eine zeitlich sortierte, Webseite des Planetenweges: halbjährliche Übersicht mit den Planeten- Fast alle Gäste äußern sich positiv zu den www.planetenweg-badlippspringe.de konstellationen und kalendarischen Daten Wanderungen, einige waren bereits mehr- (z.B. Jahreszeitenbeginn). Ergänzt wird fach dabei. Die Wanderungen sind auch in diese Übersicht durch einfache Fragen. Die den Ferienangeboten der umliegenden Ge- Übersicht dient in erster Linie dazu, bei den meinden mittlerweile gut etabliert. Anzeige

Die Astronomie-Gruppe Lahn/Eder e.V. lädt herzlich ein zum 17. ATB (Amateur-Teleskoptreffen-Burgwald) vom 24.08.2019 bis 01.09.2019 Anmeldung unter www.astronomie-lahn-eder.de Anreise ist u. U. schon ab Samstag, den 24. August, möglich, bitte bei „Bemerkung“ eintragen. Unter dem Button ATB 2019 befinden sich das Anmeldeformular und noch weitere nütz- liche Hinweise. Wir bieten über eine Woche „Astrourlaub“ in einer landschaftlich ruhigen und sehr schönen Gegend mit einem dunklen Himmel und unserer bekannten familiären Atmosphäre, weitergehende Fragen beantworten wir gerne. Über eine Anmeldung freuen wir uns und hoffen auf ein Wie- dersehen in Hertingshausen.

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Einführung in Kartenprojektionen von Uwe Pilz

1 Zylinderprojektionen: Links ist die Projektion Die Erde und die anderen Planeten sind nä- der Plattkarte zu sehen, bei der die gedachte herungsweise Kugeln, und auch die Him- Lampe mit der Projektionsebene bewegt wird. melssphäre stellen wir uns kugelförmig vor. Auf der rechten Seite bleibt die Lampe stets im Es ist unmöglich, die Erdoberfläche auf Zentrum der Kugel, dadurch werden die polna- einer ebenen Karte unverzerrt darzustellen. hen Gebiete in Nord-Süd-Richtung verlängert. Ihr könnt ja einmal versuchen, eine Apfel- sinenschale in eine Ebene zu pressen: Sie reißt ein und die Fetzen sind immer noch gewölbt und widersetzen sich. Man behilft 2 Die Plattkarte ist abstandstreu von den sich deshalb mit einer Projektion: In der Polen aus (oben: Python-Programm, unten: Mitte der als durchscheinend gedachten Daniel R. Strebe, mit freundlicher Genehmigung) Erde wird eine Lampe angebracht und um die Erde herum eine Projektionsfläche be- festigt (Abb. 1).

Die Darstellung ist nur eine Variante der Abbildung auf eine Ebene: Man kann das Paper um die Sphäre herumwickeln oder auf die Kugel auflegen, die Lampe kann sich an verschiedenen Positionen befinden oder sich während der Projektion sogar be- wegen. Man erhält ganz unterschiedliche Abbildungen, welche die Kugel auf unter- schiedliche Weise verzerren. Es kommt auf den Anwendungsfall an, welche Um- setzung besser oder schlechter geeignet ist. Am Ende steht immer eine Formel, welche die Koordinaten der Kugeloberfläche in ebene Koordinaten umsetzt, im Beispiel in kartesische Koordinaten. Nicht alle Karten- bilder lassen sich durch Projektionen erklä- ren, die Formeln können sehr kompliziert sein. Man spricht allgemeiner von Karten- netzentwürfen. Das Wort ist mir aber zu sperrig, und im Englischen heißt es immer „map projection“. Ich werde also von Pro- jektionen schreiben, auch wenn das nicht Abstandstreu – die Plattkarte werden die Breitenkreise umso mehr in die ganz exakt ist. Einen sehr einfach zu berechnenden Kar- Länge gezogen, je näher sie den Polen sind. tenentwurf bekommt man, wenn man die Die Pole selbst entarten zu Pol-Linien. Die Abbildungen dieses ersten Aufsatzes Kugelkoordinaten λ und φ als kartesische sind „Umwickelungs-Projektionen“, bei der Koordinaten aufträgt (Abb. 2). Als Projek- Die Plattkarte gehört zu den so genannten wie in der Abbildung 1 die Projektionsfläche tion erhält man dies, wenn man die gedach- abstandstreuen Abbildungen. Das stimmt um die Kugel herumgewickelt wird. Man te Lampe mit der zu projizierenden Breite nur eingeschränkt, es gibt nämlich keine nennt sie Zylinderprojektionen. Drei davon bewegt, die Lichtstrahlen also immer senk- ebene Karte, die durchgängig abstandstreu sind weit verbreitet: recht auf das Papier fallen. In der Abbildung ist. Dies ist nur von einem oder zwei Punk- 1 habe ich dies links angedeutet. Dadurch ten aus erreichbar, hier sind das der Nord-

Journal für Astronomie Nr. 70 | 75 Astrophysik & Algorithmen

3 Die Mercator-Projektion ist winkeltreu und eignet sich gut für die Navigation (links: Py- thon-Programm; rechts: Daniel R. Strebe, mit freundlicher Genehmigung) und der Südpol. Dennoch ist diese Karte unzweckmäßig für Abbildun- Python-Programm gen, wo man Abstände benötigt, da die Pole zu Linien entartet sind. Es # Kartenentwürfe, Zylinderprojektionen gibt Alternativen, die ich in einem Folgeaufsatz bespreche. from turtle import *; from math import * Plattkarten werden benutzt, um aus Beobachtungen und Fotos Gesamt- karten von Planeten herzustellen, dies ist am einfachsten herzustellen. def plot(x,y): # einen Punkt setzen Auch für Sternkarten in der Äquatorumgebung sind sie gut geeignet, da penup(); goto(x,y); pendown() die Verzerrungen hier gering sind. dot(2); hideturtle()

Winkeltreu – die Mercator-Projektion # die Koordinaten, hier nicht abgedruckt Winkeltreue Karten sind für die Kursbestimmung wichtig: Die Him- k=[[-2.63519, -1.39622], melsrichtungen zum Ziel können der Karte direkt entnommen werden. [-2.65841, -1.38947], Eine winkeltreue Karte muss zwei Eigenschaften erfüllen: ... 1) Längen- und Breitenkreise stehen überall aufeinander senkrecht [-2.70403, 0.348131], 2) An jedem Punkt der Karte ist der Maßstab in Richtung der Längen- [-2.71726, 0.354065]] kreise gleich dem der Breitenkreise.

# Hauptprogramm Eine solche Karte stellt kleine Flächengebiete also unverzerrt dar. Wenn z=len(k) man wie in der Abbildung 1 eine Glühlampe in die Mitte der (Erd-) tracer(0,0) # Bildschirmaktualisierung aus Kugel stellt, dann erhält man eine Projektion, welche der Mercator-Ab- for i in range(z): bildung ähnelt. Ganz genau ist das nicht; die Karte lässt sich eben nur l= k[-i][0] durch eine mathematische Formel berechnen. Eine Plattkarte lässt sich f= k[-i][1] so modifizieren, dass sie winkeltreu wird. Die erste Forderung – Längen- x=l und Breitenkreise sind senkrecht – ist dort schon erfüllt. Um die zweite Forderung zu erfüllen, bedient man sich eines Tricks: Man vergrößert # die gewünschte Karte auskommentieren die Längenkreise im selben Maß, wie die Breitenkreise durch den Über- gang von Kugel auf den Zylinder verlängert werden (Abb. 3). Damit ist im kleinen Maßstab wieder alles in Ordnung. Eine Gesamtkarte der Erde ## Plattkarte ist jedoch zu den Polen hin stark vergrößert: Grönland nimmt fast die #y=f gesamte Fläche wie Afrika ein, in Wirklichkeit ist es 14-mal kleiner. Die Pole selbst liegen im Unendlichen und können in einer solchen Karte ## Lambert nicht enthalten sein. #y=sin(f)

Die Formel für diese zweite Verzerrung ist im Python-Programm (rechts) ## Mercator angegeben. Sie ist leider etwas kompliziert. Ich werde in unserem Forum y=log(tan(f)+1/cos(f)) dazu etwas erläutern. plot(150*x,150*y) Als politische Karte ist die Mercator-Projektion schlecht geeignet, ob- update() # Bildschirm anzeigen wohl sie auch dafür oft zu finden ist. Wanderkarten, Seekarten, Google name = input(„Fertig?“) Maps: Alle zur Navigation benutzen Karten mit Ausnahme solcher für die Polargebiete sind Mercator-Karten. In der Astronomie wird die Eigen- schaft benutzt, dass kleine Gebiete unverzerrt wiedergegeben werden. Kreise bleiben Kreise, das ist wichtig, wenn man z. B. Krater abbilden will.

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4 Die Lambert-Projektion gehört zur Familie der flächentreuen Zylinder- projektionen (oben: Python-Programm, unten: Daniel R. Strebe, mit freundlicher Genehmigung)

5 Unten: Zylinderprojektionen für astrono- mische Anwendungen: Verteilung der Mond- maria und Kratergebiete als flächentreue Abbildung (links: NASA, gemeinfrei), Sterne heller 5 mag als Plattkarte (Mitte: NASA, gemeinfrei), Mars-Gesamtkarte in Merca- tor-Projektion (rechts: Giovanni Schiaparelli, gemeinfrei).

Flächentreu – eine ganze Kartenfamilie Auch flächentreue Karten lassen sich als Abwandlung der Plattkarte verstehen. Die Plattkarte vergrößert ja alle Flächen hin zu den Polen. Dies kann man ausgleichen, in dem man die Abstände der Breitenkreise in der Karte verkleinert, um ihre Dehnung flächenmäßig auszugleichen. Im Prinzip ist es derselbe Trick wie bei der Mercator-Pro- jektion, nur eben in die andere Richtung: verkleinern statt vergrößern. Die Flächen aller Erdteile bleiben zwar erhalten, aber ihre Form wird noch stärker verzerrt, als es bei der Plattkarte ohnehin schon der Fall INSERENTEN ist (Abb. 4). Grönland ist in solchen Karten eine schmale, in Ost-West-Richtung ausge- 74 17. ATB (Burgwald) dehnte Insel. In Wirklichkeit ist sie jedoch 87 14. AME Astro-Messe, Villingen-Schwenningen nordsüdlänglich. 103 APM Telescopes, Sulzbach 15 Astronomie.de, Neunkirchen Die in der Abbildung 4 dargestellte Karte 9 Astroshop.de nimax GmbH, Landsberg stellt Äquatorgebiete unverzerrt dar, diesen U4 Baader Planetarium, Mammendorf Entwurf nennt man Lambert-Projektion. 59 Gerd Neumann jr. Entwicklung und Herstellung Die Eigenschaft der Flächentreue bleibt er- feinmechanischer & optischer Instrumente halten, wenn man die Karte „in die Länge“ zieht. Die Lage der unverzerrten Zone ver- 99 Kiripotib Astrofarm, Namibia schiebt sich dadurch. Bedeutung erlangt 17 Kosmos Verlag, Stuttgart haben die Karten nach Behrmann (unver- U3 Optical Vision Limited, UK zerrt bei 30°) und Gall-Peters (unverzerrt 58 Optische Geräte Wolfgang Lille, Heinbockel bei 45°). 138 Sahara Sky, Fritz G. Koring, Marocco 101 Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg Astronomisch lassen sich solche Karten Spektrum der Wissenschaft einsetzen, wenn man eben die Flächen 123 Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg vergleichen will. Ein Beispiel sind die An- Sterne und Weltraum teile von Mondmaria und Kratergebieten (Abb. 5). U2 Vesting e. K. Fachhandel für Astronomie, Hamburg

Journal für Astronomie Nr. 70 | 77 Atmosphärische Erscheinungen

Refraktionseffekte an der Sonne auf dem Fichtelberg im Erzgebirge von Claudia und Wolfgang Hinz

Der Fichtelberg im Erzgebirge ist mit 1.215 Metern die höchste Erhebung Sachsens und liegt an der Grenze zu Tschechien. Gemeinsam mit dem nahe gelegenen Keilberg (tschechisch Klínovec; 1.244 m) auf böhmischer Seite bildet er den höchsten Punkt des Erzgebirgskamms. Die von Südwest nach Nordost ansteigende Pult- scholle des Gebirges fällt nach Süden hin steil ins Böhmische Becken ab. Dort sammelt sich bei herbstlichen und winterlichen Hochdruckwetterlagen die Kaltluft (Böhmischer Nebel). Durch diese Konstellation liegt der Fichtel- berg entweder in einer trockenen warmen Luftmasse darüber (Inversion) oder er wird direkt vom Böhmischen Nebel beeinflusst, wenn dieser über den Kamm fließt. Das führt zu zahlreichen optischen Erscheinungen, die es sonst in dieser Fülle nur selten gibt. So besticht der Gipfel bei Inversionswetterlagen nicht nur mit einer außer- gewöhnlichen Fernsicht, sondern auch mit ungewöhnlich starken Refraktionseffekten wie Luftspiegelungen, stark deformierter oder geteilter Sonnenscheibe sowie mehrfachen Grünen, Blauen und Roten Strahlen an der horizontnahen Sonne.

Teil II – Luftspiegelungen und ungewöhnliche Fernsichtziele

Luftspiegelungen Aufgrund des starken Dichtesprungs an Schneeflächen in arktischen Regionen oder Schon 1958 bemerkte Horst Gäbler bei ei- der Grenzschicht winterlicher Inversionen über kaltem Meerwasser auf. Allerdings ner Beobachtung: „Luftspiegelungen oder entstehen sehr häufig Luftspiegelungen werden in diesen Fällen nur Objekte ange- auch nur Verzerrungen sehr weit entfernter an entfernten Bergen. Da die Temperatur hoben, die sich weit entfernt über der Ober- Sichtziele am Horizont (z.B. des Riesenge- nach oben hin zunimmt, sind die Strahlen- fläche befinden. Bei den Inversionswetter- birges oder des Böhmerwaldes) sind in der bahnen stark nach unten gekrümmt. Die lagen können vom Fichtelberg aus dagegen kalten Jahreszeit auf dem Fichtelberg trotz Spiegelungen, die in diesem Falle auftreten, auch tiefer liegende Berge über den Hori- ihrer Eigenartigkeit nichts Außergewöhn- sind obere Luftspiegelungen. Diese Art von zont gehoben und bis zur Unkenntlichkeit liches.“ Luftspiegelungen treten auch über eisigen verzerrt werden.

1 Spiegelungen am Fichtelgebirge, Bildautor: Claudia Hinz

78 | Journal für Astronomie Nr. 70 Atmosphärische Erscheinungen

2 Oben: Spiegelungen am Zittauer Gebirge, Bildautor: Claudia Hinz 3 Unten: Mehrfachspiegelung am Isergebirge, Bildautor: Claudia Hinz

Auch Mehrfachspiegelungen sind keine deutung beigemessen und die visuelle Be- So wird zum Beispiel der wechselnde vi- Seltenheit, da es neben der eigentlichen obachtung von Fernsichten wurde regel- suelle Eindruck von Entfernungen neben Inversion oft auch orografisch bedingte mäßig in den Beobachtungstagebüchern Sichttrübung auch durch atmosphärische Mehrfachschichtungen gibt, die zu einer festgehalten sowie tabellarisch, grafisch Strahlenbrechung beeinflusst. Wenn bei Doppel- oder Mehrfachablenkung führen. und durch Häufigkeitsverteilungen aus- Dichtegradienten das Gebirge angehoben gewertet. Dabei ergaben sich wertvolle Er- wird, wirkt es näher, als wenn es sich vom Ungewöhnliche Fernsichtziele kenntnisse über den jährlichen Verlauf und Horizont kaum abhebt. Ungewöhnlichen Sichtweiten wurde auf refraktionsbedingte Besonderheiten und dem Fichtelberg schon immer große Be- Begleiterscheinungen.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 79 Atmosphärische Erscheinungen

4 Starke Refraktionen am 200 km entfernten Riesengebirge. Bildautor: Claudia Hinz

5 Starke Refraktionen am 200 km entfernten Riesengebirge. Bildautor: Claudia Hinz

6 Wird der Bayerische Wald durch Refraktion angehoben, ist er bei klarer Luft besonders gut zu sehen. Bildautor: Claudia Hinz

80 | Journal für Astronomie Nr. 70 Atmosphärische Erscheinungen

7 Brocken und Wurmberg, durch Refraktionseffekte leicht angehoben. Bildautor: Gerd Franze

8 Luftspiegelungen am Baye- rischen Wald/Böhmerwald am 17.11.1953, 1. zeigt das Gebirge unverzerrt, die anderen Abbildun- gen die Veränderung der Luft- spiegelung innerhalb einer hal- ben Stunde. Skizze: Horst Gäbler, Archiv Wetterwarte Fichtelberg

Im Jahresgang treten an durchschnitt- Vom Fichtelberg aus (h1 = 1.215 m) wäre und wird als eigenständiger und dank Auf- lich 12 Tagen ungewöhnliche Fernsichten also ein 1.000 m hoher Berg noch in 237 bauten gut identifizierbarer Berg sichtbar. (> 150 km) auf. Am häufigsten entstehen km zu sehen, mit Refraktion sogar in 260 sie bei Inversionswetterlagen (41,4%), da km. Zwar ist der Brocken als entfernteste sich die Luftaerosole (Staub, Feuchtigkeit) Sichtmarke nur 220 km entfernt, jedoch unterhalb der Inversionsschicht sammeln. würde er sich ohne Refraktion kaum vom Literaturhinweise und Internetlinks Darüber ist die Luft meist klar und durch- Horizont abheben. Kommen zur normalen (Stand 15.2.2019): sichtig. Die weitesten Sichtmarken sind der atmosphärischen Refraktion noch weitere [1] C. Hinz, W. Hinz, 2015: „Lichtphäno­ Bayerische Wald bzw. der Böhmerwald Refraktionseffekte durch unterschiedlich mene – Farbspiele am Himmel“, (130 - 175 km), der Thüringer Wald (130 - dichte Luftschichtung hinzu, dann sind Oculum-Verlag 175 km), das Riesengebirge (185 - 220 km) sogar noch die Harzgipfel Wurmberg (971 [1] Wetter und Landschaft auf Sach- und der Brocken (220 km). m) und Achtermannshöhe (925 m) auszu- sens höchstem Gipfel: https:// machen, die ohne Refraktion nicht mehr zu fichtelbergwetter.wordpress.com/ Die Beobachtung der entferntesten Sicht- sehen wären. [3] Matthias Barth, 1980: „Die Aus- marken ist allerdings nur mit Refraktions- wertung guter Fernsichten auf dem unterstützung möglich, denn sie wird durch Das Riesengebirge und die ebenfalls 220 Fichtelberg im Erzgebirge für den die so genannte Geodätische Krümmung km entfernte und 1.603 m hohe Schnee- Zeitraum 1961-1980“, Hausarbeit, der Erde begrenzt. Mit der Formel der geo- koppe sollten dagegen auch ohne Refrakti- Fichtelberg dätischen Sichtweite kann man die maxi- onseffekte sichtbar sein. Jedoch ist sie vom [4] AKM e.V.: Homepage, Beschreibun- male Sichtweite für Berge unterschiedlicher Fichtelberg aus gesehen hinter dem Hoch- gen atmosphärischer Erscheinun- Höhe mit (Faktor 3,9) und ohne atmosphä- wiesenberg (Luční hora, 1.555 m) versteckt. gen mit vielen Beispielbildern sowie rische Refraktion (3,57) berechnen. Erst durch starke Refraktionseffekte wird Tipps zur Beobachtung: sie über den Hochwiesenberg angehoben www.meteoros.de

Journal für Astronomie Nr. 70 | 81 Das 16. Treffen der AKM-Himmelsbeobachter 2018 von Elmar Schmidt

Insgesamt 17 Teilnehmer hatten wieder den ders die Sonnen- und Wolkenluftspiege- 1 Die einzig nennenswerte atmosphärische teils langen Weg zum Treffen vom 29.11. – lungen und Fernsichten vom Fichtelberg Erscheinung war das Morgenrot am Freitag 2.12.2018 nach in Boži Dar (CZ) auf sich beeindruckten. Spektakulär waren ihre auf dem Fichtelberg. Foto: Andreas Möller genommen. wohl in mittleren Breiten rekordverdächti- gen Filme mit über 30 grünen Strahlen am Am Donnerstagabend (29.11.), bei An- oberen Rand der aufgehenden Sonne und mentierten grünen oberen Wolkenränder kunftswetter mit Temperaturen knapp un- die bis zu 15 min lang strichförmig pro- neben dem Sonnenuntergangsbereich. ter dem Gefrierpunkt, bestanden zunächst longierten Sonnenaufgänge (sog. Nowa- Nach ihr zeigte André Knöfel auszugswei- hohe Erwartungen, erneut ein echtes Eis- ja-Semlja-Phänomene), beides Belege für se den mit einer auf der Strahlungssonde nebelhalotreffen zu bekommen wie 2015 extreme Refraktionsanomalien. Ungeklärt ISOLDE des Meteorologischen Observato- [1]. Diese zerschlugen sich aber am schon bleiben ihre fotografisch eindeutig doku- riums Lindenberg montierten Action-Ka- am Freitagmorgen (30.11.). Drei Beobach- ter waren auf Verdacht zum 1215 m hohen Fichtelberg gefahren und wurden dort mit einem 360o-Morgenrot und einem „recht- eckigen“ Sonnenaufgang belohnt. Danach erschien weit im Westen ein rotes Regen- bogenfragment.

Dieses kündigte in der Tat Regen an, der zwar nicht lange anhielt, aber für eine 5 mm dicke, geschlossene Glatteisdecke sorgte und die Gruppe im Quartier fest hielt, da es völlig ausgeschlossen war, sich anders als zu Fuß, und zwar tapsend und rutschend, vorwärts zu bewegen.

Die gewonnene Zeit wurde mit Bilder- und Videoschauen genutzt. Den Anfang mach- te Claudia Hinz mit einem Potpourri ihrer 2 Das Glatteis beherrschte das Treffen an allen Tagen. Hier der Weg zum Mittagessen. Fotos der letzten Zeit, unter denen beson- Foto: Andreas Möller

82 | Journal für Astronomie Nr. 70 mera gefilmten Stratosphärenaufstieg am führenden Versuchen mit seinem „Spek- auch 2018 ein ertragreiches Jahr speziell für 19.10.2017 mit Haloerscheinungen. trodrom“ gezeigt wurde. Fichten und Kiefernsamen, so dass Alex- ander dank neuer Digitalfototechnik (z.B. Anschließend demonstrierte Reinhard Trotz schon später Stunde bestanden die mit Rot-Grün-Differenz-Auszügen), zu Nitze im Weißlicht einer kollimierten Teilnehmer dann noch auf den Vortrag von welcher er die Gruppe mit vielen Tipps ver- 3-Watt-LED-Lampe von Alexander Hauß- Alexander Haußmann über Pollenkoro- sorgte, sehr gute Bildvorlagen für Simula- mann Halos an „künstlichen“, also von nen. Man kennt diese aufgrund finnischer tionen erhielt. In Fortführung der Arbeiten Reinhard in Teflonformen ausgefrorenen, Arbeiten erst seit den frühen 90er-Jahren. von Dr. Eberhard Tränkle wendete er zum sechs- und dreieckigen und mit einem In Deutschland war nach 1998 und 2008 einen zunächst die Fraunhofer-Beugungs- Akkuschrauber zum Rotieren gebrachten Plättchenkristallen. Trotz der zu warmen Temperaturen im Haus waren Nebenson- nen, Horizontalkreis, Unternebensonnen, Unterhorizontalkreis und schwach sogar ein vom 90°-Brechwinkel herrührender Zirkumhorizontalbogen an der Wand zu erkennen. Letzteren erzeugte Alexander Haußmann mit einem um zwei Achsen rotierenden Säulchenkristall aus Plexiglas nicht, dafür konnte er mit seinem selbst ge- bauten Halomator die zu solchen Kristall- orientierungen gehörende „Familie“ von Halos wie Berührungs- und Parrybögen zeigen.

Nachfolgend schauten wir den vom ame- rikanischen „Curiosity Stream“ professio- nell produzierten 20-min-Film „Infinite Rainbows“ an, in dem u.a. „unser“ Michael Großmann als Entdecker des tertiären Re- genbogens gezeigt und mit den darauf hin- 3 Experimente mit dem Halomator von Alexander Haußmann. Foto: Wolfgang Hinz

Journal für Astronomie Nr. 70 | 83 Atmosphärische Erscheinungen

horizontalbögen (ZHB) des Sommers. Hier war 2018 kein sehr er- giebiges Jahr; im AKM-Forum wurden nur 18 fotografische ZHB und 13 der systematischen Beobachter gemeldet. In der Datums- verteilung von inzwischen über 120 ZHB seit 2015 verfestigt sich eine leichte Asymmetrie zur Sonnensonnenwende, nämlich um den 15. – 16. Juni, was sich nach Wolfgang und Claudia Hinz auch für andere Halos ähnlich verhält.

Es folgte ein längerer und spannender Vortrag von Michael Theus- ner, der eine seit kurzem in der Polarlichtbeobachterszene Furore machende (wenngleich dann auch in älteren Archiven gefundene) Erscheinung namens „Steve“ zum Thema hatte.

Der Samstagabend entführte die Teilnehmer in die südwinterli- che Wärme des Buschlands von Namibia, wohin sich zur Mond- finsternis am 27. Juli 2018 eine Gruppe von vier AKM-Mitgliedern aufgemacht hatte. Andreas Möller zeigte eine Chronologie der Rundreise ab Windhoek zu einigen Sehenswürdigkeiten des Lan- des. Astronomisch wurde es dann am bislang größten gefunde- nen Eisenmeteoriten von Hoba und natürlich zum Schluss auf der 4 Besonders eindrucksvoll waren die Versuche mit einem Kristall 1850 m hoch gelegenen Astrofarm Hakos, wo nach eingetretener aus Wassereis von Reinhard Nitze. Foto: Claudia Hinz Wetterberuhigung unter fast idealen Bedingungen die Mondfins- ternis, vor allem aber auch der in der über einstündigen Totalität faszinierende Sternhimmel mit der südlichen Milchstraße bestaunt theorie mit der Fourier-Transformation auf Negative der Silhou- und fotografiert wurde. etten der Pollenprojektionen an, denen er aber zusätzlich noch kontrollierte Variationen der Größe der Pollen und einzelner Be- Elmar Schmidt berichtete dann in seinem dritten Vortrag des standteile beimischte, um schließlich für das beste Foto vom 6. Mai Treffens über die Anforderungen und Ergebnisse seiner Präzi- 2018 (mit vier Ringen um die zentrale Beugungsscheibe) nicht nur sionsphotometrie von Mond und Mars im ganzen Jahr 2018, die eine gute Übereinstimmung mit der Simulation zu erhalten, son- natürlich in Namibia gekrönt wurde. Die Vollmondhelligkeit von dern auch plausible Datensätze über das Ausmaß der heuristischen Namibia war nach Standardisierung auf mittlere Mond- und Son- Variationen zu gewinnen: nämlich nur jeweils 4 % in Gesamt- und nendistanzen besser als 3 % (entsprechend 0,03 mag) mit derjeni- Einzelelement­größe (Luftsäcke und Samenkapsel sowie ihre Ab- gen vom Jahresanfang in Hawaii identisch. Für Mars konnte er in stände zueinander jeweils unabhängig) und 12 % im besonders va- riablen Abstand der Luftsäcke bei einer Kippung von 2,5°.

Am Samstag, den 1.12., entspannte sich die Glatteislage, so dass wir den traditionellen Annaberger Weihnachtsmarkt mit „Pyra­ midenanschub“ besuchen konnten. Zur frühen Nachmittagsstunde zeigten sich uns einige Standardhalos in Cirrus, nämlich im Wech- sel beide Nebensonnen und ein Stück Zirkumzenitalbogen.

Bei den Vorträgen am Samstag machte Elmar Schmidt den Anfang mit einem Sonnenuntergangsrätsel aus Kroatien in einem Video- film seines Freundes Carsten Wulff aus Pinneberg, in dem sich aus orangenem Abendhimmel urplötzlich eine – dazu noch bin- nen Minuten veränderliche – Silhouette vor der Sonne zeigte. Die Erscheinung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine quellende Cumuluswolke zurückzuführen, welche allerdings nach Sichtlinie und Wetterlage des 14. September 2017 irgendwo in 200 – 350 km Entfernung über Mittelitalien gestanden sein muss. 5 Bei dichtem Nebel wurde mit künstlichem Licht besonders der Anschließend berichtete Elmar zum vierten Mal über die Zirkum- Nebelbogen in Szene gesetzt. Foto: Claudia Hinz

84 | Journal für Astronomie Nr. 70 Atmosphärische Erscheinungen

fünfmonatigen Messungen eine publizierte stellten Messtechnik. Die bemannte Station 6 Letzter Besuch in der Wetterwarte auf Phasen-Helligkeitskurve bestätigen, aller- wurde nämlich trotz vieler Eingaben zum 1. dem Fichtelberg. Foto: Kevin Förster dings mit Ausnahme der Messpunkte nahe Januar 2019 „entmannt“ und damit die zu- der Opposition, die mit mehr als -3 mag um gehörige, 103-jährige Beobachtungsreihe über -0,25 mag, das sind linear fast 30 %, beendet. Dabei wurde klar, dass die Mess- berg-Wetterwarte im Jahr 2016. Nach über den von Planetariumsprogrammen automaten durch Vereisung und andere einem Gruppenfoto in der Warte gingen ausgegebenen Helligkeiten lagen. Die Ur- Ausfälle unzuverlässig und nicht konsistent die ganz Harten kurz auf die vereiste und sache im Jahr 2018 dafür ist noch unklar, mit den abgelesenen Messungen arbeiten windumtoste Plattform. Nachdenklich womöglich war es die höhere Albedo eines werden, so dass es leider zu Brüchen in verabschiedete man sich dann von einem Staubsturms. (Siehe dazu auch den Artikel etlichen über 100-jährigen langen Reihen wieder einmal abwechslungsreichen und in diesem Heft auf Seite 22.). kommen wird. In denen zeigt sich übrigens einträchtigen Halotreffen. die Erdklimaerwärmung mit dem Betrag Draußen war es zu später Stunde zu einer von +1,2 °C, wohingegen es beim Nieder- Mischung von Nebel und Nieselregen schlag und Schneefall keine signifikanten Literaturhinweis: gekommen, ein ideales Feld für Alex- Änderungen zu geben scheint. [1] Elmar Schmidt, 2016: „Treffen der ander Haußmanns schwach divergente Beobachter atmosphärischer Erschei- 100-Watt-Halogenlampe. Im Lichtkegel Claudia Hinz zeigte im Schnelldurchgang nungen“, VdS-Journal für Astronomie waberten grießig die im Wind verwehten noch ihre reich bebilderte Präsentation 58, Seite 92 Niederschlagsfetzen, so dass sich sogleich zum 100-jährigen Jubiläum der Fichtel- Nebelbögen und eine Glorie zeigten, und das mit 360° Umfang, wenn man sich selber ins Licht stellte. Der primäre Nebelbogen hatte eine breite Interferenz und war von einem Sekundärbogen begleitet, was im Sonnenlicht gar nicht so häufig ist. Rein- hard Nitze hatte noch einen Eiskristall für seinen Akkuschrauber übrig und konnte damit auch „künstliche“ Nebensonnen und Zirkumhorizontalbogen erzeugen.

Am Sonntagvormittag wurde dann der Fichtelberg angesteuert. Er lag unter einer dichten Wolkendecke, Windböen der Stär- ke 7 sorgten weiterhin dafür, dass die Grup- pe froh war, sich in der warmen Wetterwar- te zu versammeln. Dort erwartete uns der Diensthabende und erläuterte den Stand der demnächst auf reine Automaten umge- 7 Eindrucksvoll die Dokumentation der Schneehöhen seit 1916. Foto: Andreas Möller

Journal für Astronomie Nr. 70 | 85 Deep Sky

Beobachtungen im April 2018 (10 Zoll) von Mathias Sawo

Im April 2018 konnte ich einige klare mige Struktur zwar sehr diffus, aber zeit- ein abgesetzt wirkender Bereich einen Teil Nächte an einem Platz auf der Hohen Geba weise indirekt halten, der nördliche Arm vom Spiralarm an. Den schönsten Anblick (Rhön) nutzen. Typisch für die Jahreszeit wirkte besser abgesetzt. Besonders auffällig hatte ich mit 130-fach. Damit wurde der bestand mein Beobachtungsplan meist aus war ein sehr helles und stellares Zentrum Spiralarm deutlicher, wenn auch nur mit Galaxien, die ich mit einem 10-Zoll-Tele- (Abb. 1). indirekten Blick. Mit dieser Vergrößerung skop beobachtet habe. Am Anfang jeder ist bei NGC 4625 indirekt ein nach Norden Nacht gab es dünne Zirren, die sich erst spät NGC 4618/4625 (10 Zoll) verschobener hellerer Kernbereich zu se- aufgelöst haben, wodurch die Transparenz NGC 4618 und NGC 4625 sind ein inter- hen. Die Galaxie wirkte auf der nördlichen teilweise eingeschränkt war. Die Ergebnisse essantes und schönes Pärchen im Sternbild Seite abgeflacht (Abb. 2). möchte ich hier anhand von Beschreibun- Jagdhunde, bei dem man die Wechselwir- gen und den dazugehörigen Zeichnungen kung gut beobachten kann. Schon in der M 101 (10 Zoll) präsentieren. Übersichtsvergrößerung konnte ich NGC Messier 101 ist eine der schönsten Galaxien 4618 bereits sehr deutlich und mit einem am Nordhimmel, aber durch die große Aus- M 61 (10 Zoll) versetzten Kernbereich sehen. Der Be- dehnung am Himmel auch sehr flächen- Im Sternbild Jungfrau befindet sich M 61, gleiter NGC 4625 war ebenfalls, als run- schwach. Ein transparenter und dunkler deren Spiralstruktur ich herausarbeiten der Nebel, gut sichtbar. Bei Steigerung der Himmel wirken sich positiv auf die Sicht- konnte und die auch schon mit 125-facher Vergrößerung auf 70-fach wurde bei NGC barkeit der Spiralarme aus. Den schönsten Vergrößerung angedeutet war. Spätestens 4618 der nach Norden verschobene Kern- Anblick hatte ich mit 70-facher Vergröße- mit 206-fach konnte ich die typische S-för- bereich erkennbar. Südlich davon deutet rung, die Galaxie konnte ich damit inmit-

1 M 61, Zeichnung von Mathias Sawo, Norden unten 2 NGC 4618/4625, Zeichnung von Mathias Sawo, Norden rechts unten

86 | Journal für Astronomie Nr. 70

Astro-Messe AME2019

Anzeige • 14. Internationale Astronomie-Messe AME

am 14. September 2019 in AME2019 78054 VS-Schwenningen.

14. September 2019

• VdS-Kaffee auf der AME

Der Treffpunkt für VdS-Mitglieder. Zum Kennenlernen und für den persönlichen Erfahrungsaus- tausch. Ganztägig während der AME, direkt neben dem Haupteingang.

• Attraktives Rahmenprogramm Freuen Sie sich wieder auf attraktive Vorträge mit Stefan Seip, Prof. Dr. Jordan und Harrie Rutten. 3 M 101, Zeichnung von Mathias Sawo, Norden rechts unten

• Ganztägig während der Messe – Das Einstein-Wellen-Mobil – Sonnenbeobachtung live – Veranstaltungen und Aktionen der teil- nehmenden Aussteller – Präsentationen zahlreicher Institute, Sternwarten und Vereine – VdS-Café

• Workshop während der AME mit Stefan Seip Von 13:00 - 15:00 Uhr. Besser kalibrieren - Dunkel- und Hellfeldbilder mit Digitalkameras erstellen und anwenden, verbindliche Anmeldung und weitere Details unter: [email protected]

• Webcam-Workshop Am Donnerstag 12. und Freitag 13. September mit Silvia Kowollik an der Sternwarte Zollern- Alb. Anmeldung ab sofort möglich. Details auf der Website www.astro-messe.de

• Ansprechpartner Walburga und Siegfried Bergthal Tel.: 0741 270 62 10 E-Mail: [email protected]

4 IC 2574, Zeichnung von Mathias Sawo, Norden links

www.astro-messe.de Deep Sky

ten eines Meeres aus Sternen beobachten. Nach längeren Einsehen waren drei Spiralarme sicher zu erkennen, die das sehr viel hellere Zentrum umschließen. Teilweise konnte ich hellere Bereiche in den Armen erkennen, die meist schwer greifbar waren (Abb. 3). Einfach und direkt zu erkennen waren drei hellere HII-Gebiete.

IC 2574 (10 Zoll) IC 2574 gehört zur M-81-Gruppe, einer Galaxiengruppe, die sich über die Sternbilder Großer Bär und Giraffe erstreckt. Sie gehört damit zu den näher liegenden Galaxien und zeigt auf Fotos viele HII-Gebiete. Sie ist groß und flächenschwach und profitiert von einem dunklen Himmel. Beim Beobachten empfand ich eine Ver- größerung von 72-fach als optimal und die Galaxie zeigte zunächst einen sehr diffusen kastenförmigen Schimmer. Am nordöstlichen Ende konnte ich den hellsten Teil (ein Verbund aus mehreren HII-Gebieten) gut vom Rest abtrennen. Das eigentliche Zentrum der Galaxie wirkte in südwestliche Richtung verschoben und als solches nur leicht heller als der umliegende Bereich. Besonders er- wähnenswert ist eine helle Sternkette, in südöstlicher Richtung, die dem Szenario einem zusätzlichen Reiz verschafft (Abb. 4).

Arp 313 (10 Zoll) Der Arp-Katalog umfasst eine Vielzahl von ungewöhnlichen oder wechselwirkenden Galaxien, was auch oft visuell nachvollziehbar ist. Auch Galaxien-Gruppen sind im Katalog zu finden, so z. B. Arp 313 im Großen Bär. Im Okular präsentiert sich bei 130-facher 5 Arp 313, Zeichnung von Mathias Sawo, Norden links unten Vergrößerung eine sehr schöne und helle Dreier-Gruppe, die sich direkt neben einem 6-mag-Stern befindet, was das Szenario visuell deutlich aufwertet. Auffällig ist die unterschiedliche Morphologie der Galaxien (Abb. 5). NGC 3995 wirkt oval bis unförmig und zeigt indirekt gesehen ein nach Norden versetztes Zentrum. NGC 3994 ist die hellste der drei Galaxien und wirkt ebenfalls oval und mit einem helleren Zentrum. NGC 3991 ist die schwächste der Gruppe und zeigt sich länglich, indirekt zu sehen ist ein hellerer Knoten am nördlichen Ende der Galaxie, der fast stellar wirkt.

Skyguide 2019 – 2 (Sommer) von Robert Zebahl und René Merting

Unser Skyguide soll in erster Linie Anre- Zu jedem Objekt werden die wichtigsten eigene Aufsuchkarten zu erstellen. Die vi- gungen für eigene Beobachtungen geben Informationen in Kurzform und gegebe- suelle Beschreibung des Objekts basiert und wird dabei jährlich für jede Jahreszeit 5 nenfalls ein DSS-Bild (Digitized Sky Sur- weitestgehend auf eigenen Beobachtungen Objekte kurz beschreiben. Es werden dabei vey) angegeben. Des Weiteren ist eine Kar- und soll lediglich als Anhaltspunkt dienen. sowohl leichte als auch schwierige Objekte te, erstellt mit der freien Software Cartes du ausgewählt, welche nach Schwierigkeits- Ciel (Skychart), für die grobe Orientierung grad sortiert sind. Wie schwer ein Objekt vorhanden, welche Sterne bis zu einer visu- letztlich ist, hängt natürlich von verschie- ellen Größenklasse von ca. 8,0 mag zeigt. denen Faktoren ab, vor allem der Himmels- Telradkreise (0,5°; 2°; 4° Durchmesser) auf qualität, der Teleskop-Öffnung und der der Karte markieren die Position des Ob- persönlichen Erfahrung. jekts. Im Allgemeinen empfehlen wir aber,

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Übersichtskarte der Objekte für Skyguide 2019-2 Karte mit Carteserstellt Ciel du

NGC 6543 (PK 96+29.1, H 4.37, Katzenaugennebel)

Typ: Planetarischer Nebel Sternbild: Dra Koordinaten (2000.0): 17h 58m 33,42s, +66° 37’ 59,52’’ visuelle Helligkeit: 8,1 mag Winkelausdehnung: 0,3’ x 0,3’

Der Katzenaugennebel zeigt höchst außergewöhnliche Strukturen und ist der erste Planetarische Nebel, von welchem bereits im Jahr 1864 das Spektrum untersucht wurde. Der hellste Teil des Nebels hat einen scheinba- ren Durchmesser von etwa 20 Bogensekunden, wäh- rend seine komplexe, äußere Hülle (auf dem DSS-Bild schwach erkennbar) über 5 Bogenminuten misst. Mit kleinem Instrument ist meist nur das helle Zentrum sichtbar, wobei selbst unter städtischen Bedingungen bereits ein kleines Fernglas ausreicht. Mit steigender Öffnung erscheint der Nebel zunehmend türkisfarben und Details werden sichtbar. Hohe Vergrößerung und ruhige Luft sind wichtig für Detailbeobachtungen. 1 Planetarischer Nebel NGC 6543, Quelle: DSS, gemeinfrei

Journal für Astronomie Nr. 70 | 89 Deep Sky

M 102 (NGC 5866, UGC 9723, H 1.215)

Typ: Galaxie Sternbild: Dra Koordinaten (2000.0): 15h06m29,56s, +55° 45’ 47,91’’ visuelle Helligkeit: 9,89 mag Winkelausdehnung: 6,5’ x 3,2’

Messier 102 ist eine linsenförmige Galaxie vom Hub- ble-Typ S0, weshalb diese Galaxie manchmal auch als Spindelgalaxie bezeichnet wird. Es ist allerdings un- klar, ob Charles Messier genau diese Galaxie beobach- tet hatte, da zu seiner Zeit genaue Angaben zur Position fehlten. So ist es durchaus möglich, dass es sich um eine Doppelbeobachtung von Messier 101 handelt. Möglich ist auch, dass die Galaxien NGC 5879 oder NGC 5928 von ihm beobachtet wurden. Heute wird Messier 102 dem Objekt NGC 5866 zugeordnet. Visuell lässt sich diese Galaxie aufgrund der hohen Flächenhelligkeit gut mit kleinem Instrument auch unter weniger dunk- lem Himmel beobachten. Die Galaxie zeigt außerdem ein sehr feines Staubband, welches durchaus größeren Teleskopen zugänglich sein sollte. In der näheren Um- gebung finden sich noch weitere, interessante, aber auch schwächere Galaxien. Am bekanntesten dürfte NGC 5907 sein. 2 Galaxie M 102, Quelle: DSS, gemeinfrei

Kemble 2 (Mini Cassiopeia, Little Queen)

Typ: Sternmuster Sternbild: Dra Koordinaten (2000.0): 18h35m35s, +72° 23’ 56’’ visuelle Helligkeit: 7,0 mag Winkelausdehnung: 30’ x 30’

Das Sternbild Cassiopeia ist zwar kein Sommerstern- bild, aber dennoch lässt sich zumindest die kleine Version von Cassiopeia gut beobachten. Es handelt sich bei Kemble 2 um ein Sternmuster, welches gro- ße Ähnlichkeit mit diesem Sternbild hat. Es lässt sich leicht mit kleinem Teleskop beobachten, aber auch mit einem Fernglas dürfte Freude beim Beobachten aufkommen.

3 Sternmuster Kemble 2, Quelle: DSS, gemeinfrei

90 | Journal für Astronomie Nr. 70 Deep Sky

NGC 5987 (UGC 9971, H 2.765)

Typ: Galaxie Sternbild: Dra Koordinaten (2000.0): 15h39m57,38s, +58°04’46,37’’ visuelle Helligkeit: 11,7 mag Winkelausdehnung: 4,2’ x 1,3’

Wilhelm Herschel entdeckte diese Galaxie im Jahr 1788 mit seinem 18,7-Zoll-Spiegelteleskop, wobei er diese als „pF, cS“ (pretty faint, considerably small = ziemlich schwach, recht klein) beschrieb. Sie befindet sich nahe eines 10,2 mag hellen Feldsterns und ist unter einem Bortle-4-Himmel mit 8 Zoll Teleskopöffnung bei mittlerer Vergrößerung gut zu beobachten. Die Galaxie sowie das hellere Zentrum selbst erscheinen dabei deutlich elongiert. Ab welcher Teleskopöffnung sind die Staubbänder erkennbar? Nördlich von NGC 5987 befindet sich noch das bekannte Draco-Triplett, bestehend aus den beiden helleren Galaxien NGC 5985 und NGC 5982 sowie der schwachen Edge-On-Galaxie NGC 5981.

2 Galaxie M 102, Quelle: DSS, gemeinfrei 4 Galaxie 5987, Quelle: DSS, gemeinfrei

NGC 6742 (Abell 50, PK 78+18.1, H 3.742)

Typ: Planetarischer Nebel Sternbild: Dra Koordinaten (2000.0): 18h 59m 20,03s, +48° 27’ 55,24’’ visuelle Helligkeit: 13,4 mag Winkelausdehnung: 0,5’ x 0,5’

Bereits 1788 entdeckte Wilhelm Herschel diesen Plane- tarischen Nebel, allerdings ohne Aufsuchkarten oder gar Filter. Abell 50 ist damit der erste von vier visuell entdeckten Planetarischen Nebeln des Abell-Katalogs. Herschel beschrieb den Nebel als schwaches, stellares Objekt am südöstlichen Ende des Sternbildes Drache. Unter einem Landhimmel kann der Nebel schon ein- fach mit 8-Zoll-Teleskopöffnung beobachtet werden. Bei mittlerer Vergrößerung und [OIII]-Filter ist er durchaus direkt sichtbar und zeigt sich als kleines, run- des, gleichmäßiges Scheibchen.

5 Planetarischer Nebel 6742, Quelle: DSS, gemeinfrei

Journal für Astronomie Nr. 70 | 91 Geschichte

Mondreisen von der Antike bis Apollo von Arnold Sitte

Reisen zum Mond sind ein uralter Mensch- herumwirbelte, in eine Höhe von sieben- heitstraum. Schon in der Antike war unser undsiebzig Meilen emporhob, und nicht Trabant ein Ort der Sehnsucht menschli- wieder auf dem Meere absetzte, sondern cher Fantasie. In frühen Erzählungen und hoch in den Lüften schweben ließ, wo Romanen unternahmen die Protagonisten denn ein frischer Wind unsre Segel bläh- abenteuerliche Reisen zu unserem Traban- te und uns sanft über den Wolken dahin ten und dessen exotischen Bewohnern. führte. Sieben Tage und sieben Nächte Mit dem Fortschritt von Wissenschaft und hatten wir so auf unserer Luftfahrt zu- Technik näherten sich die fiktiven Mond- gebracht, als wir endlich am achten eine reisen der Wirklichkeit an. Der Film ver- Art von Erde in der Luft zu Gesichte beka- legte sie schließlich auf die Leinwand, tech- men, gleich einer großen, kugelförmigen, nische Simulationen ließen das Publikum von hell glänzendem Lichte erleuchteten eine Mondreise sinnlich erfahren. Insel. Wir steuerten auf sie zu, legten an, stiegen ans Land, und fanden bei näherer Wer sich auf Spurensuche nach den Ur- Untersuchung, daß sie bewohnt und an- sprüngen fiktiver Mondreisen macht, wird gebaut war.“ in der antiken Philosophie fündig. Philola- os (5. Jahrh. v. Chr.) war davon überzeugt, Danach verschwand das gerade erst aufge- der Mond sei ein irdisches Gegenstück mit 1 Lucian von Samosata in einer Zeichnung leuchtete literarische Motiv einer fiktiven Bergen, Tälern, Menschen und Tieren. Plu- von William Faithorne aus dem Jahr 1664 Mondreise für Jahrhunderte und tauchte tarch (50-125 n. Chr.) vermutete in seiner erst während der Renaissance wieder auf. Schrift „De Facie in Orbe Lunae“: „Man Seit dem 13. Jahrhundert gelangten die müsste ja glauben, er [der Mond] sei ohne So schildert Lucian von Samosata (120-180 Schriften der antiken Philosophen nach Sinn und Zweck geschaffen, wenn er nicht n. Chr.) in seinen satirischen „Wahren Ge- und nach wieder ins Abendland, als ara- Früchte hervorbringt, Menschen einen schichten“ als Erster eine Mondreise (Abb. 1): bische Übersetzungen oder teils im grie- Wohnsitz bietet, ihre Geburt und Ernäh- „Um die Mittagszeit aber, als uns die Insel chischen Original. Damit nahmen die li- rung ermöglicht ...“. Was also lag näher, als bereits aus dem Gesichte war, überfiel terarischen Mondreisen wieder Fahrt auf. diese zweite Erde zu erkunden – in Gedan- uns mit Einemmale eine Wasserhose, die Ludovico Ariosto (1474-1533) schickte in ken und mittels Fantasie. unser Schiff mit Blitzesschnelle im Kreise seinem Epos „Der rasende Roland“ (Orlan- do furioso, 1516) den englischen Herzog Astolfo und den Evangelisten Johannes auf den Weg zum Mond. Vier Rösser ziehen ihr Neues aus der Fachgruppe Gefährt. Auf dem Mond entdecken Astolfo und Johannes alles von der Erde Bekannte, Geschichte der Astronomie bis auf die Torheit. Umso mehr Verstand war auf dem Mond gelandet, eine Flüssig- In diesem Heft lesen Sie einen interessanten Beitrag von Arnold Sitte. Sein The- keit, die sich leicht verflüchtigt. Das kostba- ma sind die „Mondreisen von der Antike bis Apollo“. Die Planung für die dies- re Gut ist in dicht verschlossenen Flaschen jährige (16.) Geschichts-Tagung ist in vollem Gange. Sie wird am Samstag, den aufbewahrt. Astolfo findet ein Fläschchen 2. November 2019, in Bamberg stattfinden. Die Stadt ist für seine 1889 gegrün- mit seinem eigenen Verstand, schnuppert dete Remeis-Sternwarte bekannt. Näheres dazu auf unserer Webseite http:// daran und findet zur Weisheit. Allerdings geschichte.fg-vds.de. Sie enthält auch Informationen zur Fachgruppe. Versor- wird er sie wieder verlieren, wie der Dichter gen Sie mich auch weiterhin mit interessanten Artikeln! vorausschauend anmerkt (Abb. 2).

Wolfgang Steinicke Einen entscheidenden Einfluss auf die Mondreise-Literatur hatte die Erfindung

92 | Journal für Astronomie Nr. 70 Geschichte

des Teleskops. Mit dem teleskopischen Blick erwachte neben dem naturwissen- schaftlichen auch das literarische Interesse am Mond wieder. Galileis Beobachtungen, 1610 in „Sidereus Nuncius“ erfolgreich ver- marktet, rückten antike Vorstellungen von der Erdähnlichkeit des Mondes wieder ins Bild und boten Schriftstellern reichlich 2 Holzschnitt zur Raum für ihre Fantasien. Im 17. Jahrhun- Ausgabe des „Orlando dert avancierte die Idee von außerirdisch furioso“ aus dem Jahr bewohnten Welten zum Modethema der 1879 von Gustave Dore populären astronomischen und philoso- phischen Literatur. Ein Beispiel sind die „Unterhaltungen mit der Marquise G***“ von Bernard Le Bouvier Fontenelle (1657- 1757). Fazit: Weil die Erde ein Himmels- gefährlichen Sonnenstrahlen zu entgehen. nischen Weltbildes womöglich, dass die körper unter anderen ist, kommt ihr kein Dort hausen Bewohner, die Duracoto von Verfechter des vorherrschenden, geozent- Sonderstatus zu, und weil die Erde bewohnt ihrem Land und ihrer Lebensweise er- rischen Weltbildes ihm gefährlich werden ist, kann auch der Mond bewohnt sein. zählen. Mitten in diesen Beschreibungen könnten? Das Werk erschien erst 1634 im bricht Kepler seine Erzählung unvermittelt Selbstverlag der Erben des Verfassers. Ein Traum, Gänse und Raketen ab. Ahnte er als Anhänger des kopernika- Wenige Monate vor Galileis Entdeckungen hatte Johannes Kepler (1571-1630) in seiner Erzählung „Somnium. Traum vom Mond“ (1609) physikalische und astronomische Kenntnisse miteinander verbunden.

Dramatisch und anschaulich lässt er seinen Protagonisten Duracoto die beschwerliche Reise schildern: „Diese Anfangsbewegung ist für ihn [den Menschen] die schlimmste, denn er wird gerade so empor geschleudert, als wenn er durch die Kraft des Pulvers gesprengt über Berge und Meere dahin flöge.“ (zit. n. „Keplers Traum vom Mond“, dig. Universi- tät Heidelberg, 2013).

Auch von der Schwerelosigkeit im Welt- raum lässt Kepler seinen Erzähler berich- ten: „Wenn der erste Teil des Weges zurück- gelegt ist, wird uns die Reise leichter, dann geben wir unsere Begleiter frei und über- lassen sie sich selbst.“ Nach der weichen Landung auf dem Mond müssen sich die Reisenden in Höhlen verstecken, um den 3 Das Frontispiz zur zweiten Auflage von Francis Godwins „The man in the moon“, 1657

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4 Kupferstich zur „L’histoire comique contenant les états et empires de la lune“ von Cyrano de Bergerac, 1657

Ein Plädoyer für das neue Weltbild verbirgt Das Problem mit der Luftversorgung lösen sich auch in der ältesten englischsprachigen die beiden Mondreisenden in Alexandre Erzählung über eine Mondreise „Der Mann Cathelineaus Roman „Voyage à la Lune“ im Mond“ (1638) aus der Feder des Geist- (1863) floristisch: Riesige Pflanzen versor- lichen Francis Godwin. Sein Protagonist gen das Duo in seinem Testraumschiff Ter- Domingo und ein Begleiter lassen sich von rinsule mit Sauerstoff. eigens gezüchteten, flugtauglichen „gan- sas“ zum Mond ziehen (Abb. 3). Auch zwei dem Geschichtenerzähler Frei- herr von Münchhausen (1720-1797) von Der französische Schriftsteller Cyrano verschiedenen Autoren zugeschriebenen de Bergerac (1619-1655) brachte in sei- und veröffentlichten „Lügengeschichten“ nem zweiteiligen Roman „Die Reise zu handeln von Mondreisen: In der ersten er- den Mondstaaten und Sonnenreichen“ ringt er von den Seleniten das Geheimnis (1657/1662) erstmals Raketen an den der Unsterblichkeit, in der zweiten holt er Start. Sein Protagonist Dyrcano schnallt sorgt ein Federkatapult für die Hin- und seine auf den Mond geschleuderte Axt zu- sich eine mehrstufige Batterie von Signal- Rückreise zum Mond. rück. Als „Le secret des sélénites“ kam die raketen um und katapultiert sich Richtung erste 1984 als Zeichentrickfilm (Regie: Jean Mond. Wenn eine Reihe der Raketen aus- Eine Kombination aus natürlichen und Image) auf die Leinwand. gebrannt war, entzündete sich die nächste technischen Hilfsmitteln kommt bei dem – eine visionäre Vorwegnahme der späte- irischen Schriftsteller Murtagh McDermots Katzen im Kosmos ren Stufenrakete (Abb. 4). Den Aufenthalt „A Trip to the Moon“ (1728) zum Einsatz: Wenige Jahre nach Erscheinen der ersten bei zentaurenartigen Wesen lässt Cyrano Ein Wirbelwind erfasst den Helden und US-amerikanischen Mondromane von seinen Helden wie ein Leben im Paradies schleudert ihn in einen Bereich zwischen Fowler und Tucker schickte Edgar Allen schildern: Alte gehorchen den Jungen, Bäu- Erde und Mond. In einer Wolke bewegt er Poe in seiner Kurzgeschichte „Die unver- me philosophieren, man verständigt sich sich mit unfassbarer Geschwindigkeit zum gleichlichen Abenteuer eines gewissen mittels Modulationen und Pfeiftönen. Mond, wo er in einen Fischteich plumpst. Hans Pfaall“ (1835) seinen Helden in einem Ballon zum Mond, eine bereits damals ab- Daniel Defoe (1660-1731), Verfasser des Der Protagonist in George Fowlers Roman wegige Idee. Der luftleere Raum zwischen „Robinson Crusoe“ (1719), unternahm „A Flight to the Moon; or: The Vision of Erde und Mond galt als völlig ungeeignet zu Lebzeiten selbst ausgedehnte Reisen. Randalthus“ (1813) steigt inmitten einer für eine Ballonfahrt. Pfaall verstaut neben In China traf er auf ein hochentwickeltes milchweißen Wolke zum Mond auf. Proviant, astronomischen Geräten auch Volk, das in Kontakt mit den Bewohnern Tauben und eine Katze als Versuchstiere. des Mondes stand. Defoe „reiste“ selbst zu Auch Jaques Boucher versetzt in seiner Er- Körperliche Probleme beim raschen Auf- unserem Trabanten und machte sich vor zählung „Mazalur“ (1832) seine Hauptper- stieg überwindet er mit einem Aderlass. Ort ein Bild von den lunaren Verhältnis- son auf eine Wolke. In einer Schwindel er- Ein Kautschuksack schließt das Innere der sen. Im Jahr 1705 veröffentlichte er seinen regenden Tour steigt er fünfzehn Tage und Gondel luftdicht ab, Glasfenster lassen Be- Reisebericht: „Der Konsolidator oder Er- Nächte auf, bevor er hart auf dem Mond obachtungen des umgebenden Raums zu. innerungen an mannigfache Transaktio- aufprallt. Durch eine Öffnung wird das Einsaugrohr nen mit der Welt des Mondes“. Es ist eine des Kondensators geführt, verbrauchte satirische Schilderung mit Seitenhieben Schneller sind die beiden Abenteurer in „A Luft wird durch ein Ventil nach draußen auf die damaligen politischen und sozialen Voyage to the moon“ (1827) von „Joseph befördert. Im Prinzip geht es bei dem Ex- Verhältnisse. Atterly“ (Pseudonym für St. George Tu- periment darum, die These zu überprüfen, cker). Binnen drei Tagen erreichen sie in ei- ob Neugeborene die dünne Atmosphäre Reichlich technische Fantasie entwickelte nem luftdichten Kupferbehälter, mit einem überleben könnten. Die Katze, die auf der der Engländer David Russen in „Iter Luna- Vorrat an Luft und dank der ominösen me- Fahrt Nachwuchs geworfen hatte, überlebt re; or, Voyage to the Moon“ (1703). Darin tallischen Substanz „Lunarium“ den Mond. den Trip nicht. Auf dem Mond landet er

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5 Illustration zu Edgar Allan Poes „The Unparalleled Adventure of One Hans Pfaall“ von Yan d‘Argent, 1862 inmitten einer märchen- haften Stadt, umstanden „von einem Pack Idioten“. Nach fünf Jahren auf dem Das 20. Jahrhundert war Mond schickt er einen der gerade angebrochen, als der Mondbewohner im Ballon amerikanische Autor Her- zur Erde. Seine Botschaft: bert George Wells (1866- „Ich kehre zurück, wenn 1946) seinen fantastischen die Rotterdamer Bürger und sozialkritischen Roman mir meine Verbrechen „The first men in the moon“ vergeben.“ Vor seiner (1901) veröffentlichte. Der Reise hatte Pfaall nämlich Ich-Erzähler ist der erfolglo- einige seiner Gläubiger se Geschäftsmann Bedford, getötet. Sein Mondabenteuer diente als Wissensstand zur Topografie des Mondes, der den Wissenschaftler Cavor kennenlernt. Flucht vor weiteren Ansprüchen. Der Bote zur Benennung der Mondmeere und -ge- Sie bauen eine Hohlkugel und steuern sie wird allerdings so sehr von der Erscheinung birge sowie zur Geschichte der astronomi- mittels Cavorit, einem von Cavor erfunde- der Rotterdamer erschreckt, dass er Pfaalls schen Mondbeobachtung. Dabei dienten nen Mittel. Auf dem Mond scheitert Cavor Botschaft in die Menge wirft und übereilt ihm auch Mondkarten der deutschen As- beim Umgang mit den Mondbewohnern, zum Mond zurückkehrt. Die Rotterdamer tronomen Wilhelm Beer und Johann Hein- Bedford aber bringt Goldbarren zur Erde vergeben Pfaall, doch niemand kann dieses rich Mädler, die 1837 den ersten Mondatlas mit. Der Roman endet offen, weil Cavors Urteil übermitteln (Abb. 5). herausgegeben hatten. Schicksal ungeklärt bleibt.

Vernes Visionen Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Ära technischer Neuerungen und neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Weltaus- stellungen in London, Paris und Brüssel brachten die Innovationen einem breiten Publikum näher. Die ausufernde Fantasie der Autoren von Mondromanen im 17. und 18. Jahrhundert wich im 19. Jahrhundert mehr und mehr technisch orientierten Rei- sebeschreibungen. In diese Zeit datieren die von vielen Lesern verschlungenen Romane von Jules Verne (1828-1905) „Von der Er- de zum Mond“ (1865) und die Fortsetzung „Reise um den Mond“ (1870) (Abb. 6). Der Autor nahm darin die ein Jahrhun- dert später erfolgten Apollo-Missionen in manchen Details verblüffend realitätsnah vorweg, zum Beispiel mit dem Bau des Ge- fährts aus Stahl und Aluminium, dem Start 6 Illustration aus in Florida, der späteren Landung im Meer Jules Vernes „De la und der Aufnahme der Raumkapsel durch Terre à la Lune“ von ein Schiff des Militärs. Jules Verne verarbei- Henri de Montaut, tet in beiden Romanen auch den damaligen 1868

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8 Ausschnitt des Filmplakats von „Le Voyage dans la lune“ aus dem Jahr 1902

7 Abbildung aus der Erzählung „Außerhalb der Erde“ von Konstantin E. Ciolkovskij, gezeichnet von A. E. Gofman, 1893

Die Erzählung „Außerhalb der Erde“ (1920) Méliès. Grundlage waren die Romane „Von trip to the moon“ war überwältigend. In- von Konstantin E. Ciolkovskij (1857-1935), der Erde zum Mond“ von Jules Verne und nerhalb von vier Jahren registrierte man dem Begründer der russischen Raumfahrt, „First men on the moon“ von H.G. Wells. über 4,5 Millionen Besucher. Ein Nachfol- basiert auf dessen Erfindung eines Rück- Sechs Astronauten fliegen in einer Kapsel geprojekt gab es erst mehr als hundert Jahre stoßapparates in Form einer Rakete. Die- zum Mond. Man sieht, wie sie sich dem später. 1964 erstellte man eine 360-Grad-Il- se ist mit flüssigem Treibstoff ausgestattet Mond nähern und die Kapsel im rech- lusion im New Yorker „Space Park“. Die 30 und sollte in einem Gasbehälter zur Explo- ten Auge des Mondgesichts landet. Die Meter hohe Kuppel des „Moon Dome“ war sion gebracht werden. Ciolkovskij wollte Wissenschaftler verlassen die Kapsel, be- außen mit dem Relief der Mondoberfläche in Form seiner Erzählung diese Erfindung wundern die bizarre Mondoberfläche und bedeckt. Auf die Innenseite projizierte man einem breiten Publikum bekannt machen. den Anblick der aufgehenden Erde. Doch den Film „To the moon and beyond“. Der Er nahm die Vision von einer mehrstufigen schon bald müssen sich die Erdlinge gegen virtuelle Flug führte die Zuschauer aus dem Weltraumrakete vorweg, wie sie später bei die Mondbewohner (Seleniten) zur Wehr Kosmos zurück bis in die molekulare Welt der Konstruktion der sowjetischen Groß- setzen. Sie werden gefangen genommen, auf der Erde. Die spätere IMAX-Technik raketen berücksichtigt wurde. Trotzdem angeklagt, können fliehen und zur Kapsel wandte der US-amerikanische Schauspie- wollte er im Mond nicht den toten Traban- und Erde zurückkehren. Mit den beweg- ler, Regisseur und Filmproduzent Tom ten sehen. Es gebe dort neben Staub auch ten Bildern auf der Leinwand war die Reise Hanks 2005 für seinen Dokumentarfilm Elemente wie Sauerstoff, Kohlenstoff und zum Mond vom literarischen zum kinema- „Magnificent Desolation: Walking on the Wasserstoff. Er legt in seiner Fantasie ein tografischen Erlebnis geworden (Abb. 8). Moon 3D“ an. regelrechtes Mondbiotop an, in dem kleine Tierpflanzen sich von Mondstaub ernähren Noch eindrucksvoller und intensiver erleb- Countdown für Frauen und wiederum von größeren, känguruähn- ten die Besucher im Vergnügungspark „Lu- Während in den Romanen und Erzäh- lichen Wesen verzehrt werden (Abb. 7). na Park“ auf Coney Island (New York) eine lungen ausschließlich Männer auf Mond- fiktive Reise zum Mond. 1903 eröffnete mit reisen gingen, tauchen im Medium Film Mondreisen auf Zelluloid „A trip to the moon“ eine neue Attraktion auch Frauen als lunare Reisende auf. Das In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ihre Pforten. Angelehnt an den zwei Jahre erste Beispiel ist der futuristisch anmuten- eroberte mit dem Film ein neues Medium zuvor erschienenen Roman „The first men de Stummfilm „Frau im Mond“ von Fritz das kulturelle Leben und nahm sich auch in the moon” von H.G. Wells bot die Fahrt Lang (1929) nach dem gleichnamigen Ro- des Themas Mondreise an. In Paris präsen- den Besuchern eine „electronicscenic me- man von Thea von Harbou: Der verarmte tierte der ehemalige Theaterleiter Pierre chanical illusion“. Die Technik war eine Mondexperte Professor Manfeldt vermutet Houdin 1902 dem Publikum den Stumm- Kombination aus gemalten Panoramen große Goldvorkommen auf dem Mond. film „Le Voyage dans la lune“ von Georges und bewegten Bildern. Der Erfolg von „A Gemeinsam mit dem Flugwerftbesitzer He-

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lius, dem Ingenieur Windegger und dessen 9 Der Stummfilm- Verlobter, der Astronomiestudentin Friede Gerda Maurus Velten, baut er ein imposantes Raumschiff. als Friede Velten auf Der Ganove Turner erpresst durch Bom- dem Plakat zum Film benanschläge auf die Werft und den Dieb- „Frau im Mond“ von stahl der Konstruktionspläne den Mitflug. 1929. © Lang Film, Uni- Außerdem wird der kleine Gustav, Sohn versum-Film AG (UFA), von Helius’ Fahrer, als blinder Passagier an Berlin Bord entdeckt. Auf dem Mond kommt Pro- fessor Manfeldt bei der Goldsuche ums Le- ben. Als der Sauerstoffbehälter beschädigt wird, muss einer auf dem Mond zurück- bleiben, damit die anderen sicher zur Erde zurückkehren können. Helius bleibt und Friede Velten teilt sein Schicksal (Abb. 9). Fritz Lang und Willy Ley als Autor von Bü- chern über Weltraumfahrt, legten größten Wert auf eine dem zeitgenössischen Wissen entsprechend wissenschaftlich fundierte Darstellung der Technik von Start, Flug telepathischen Einfluss der futuristisch an- Literaturhinweise: und Landung sowie der Mondlandschaft. mutenden „Cat Women“, die auf dem Mond [1] B. Brunner, 2010: „Mond. Die Ge- Als technischer Berater engagierte man leben. Diese Frauen wollen sich des Raum- schichte einer Faszination“, München Hermann Oberth, den Pionier der Rake- schiffs bemächtigen und damit eine Inva- [2] D. Grinsted, 2009: „Die Reise zum tenforschung. Fritz Lang erfand für diesen sion auf der Erde starten. Doch die Aktion Mond. Zur Faszinationsgeschichte Film den Countdown. misslingt. Die Crew tritt die Heimreise an. eines medienkulturellen Phänomens Mit der ersten Mondlandung der USA im zwischen Realität und Fiktion“, Berlin Der US-amerikanische Film „Destination Juli 1969 hatte sich der uralte Menschheits- [3] J. Hamel, 2006: „Meilensteine der Moon“ aus dem Jahr 1950 (deutsch: „End- traum erfüllt. Danach haben zwei Filme re- Astronomie. Von Aristoteles bis station Mond“, „Rakete zum Mond“ und ale Mondmissionen der NASA verarbeitet, Hawking“, Stuttgart „Ziel Mond“) basiert auf einem Roman von in umgekehrter historischer Reihenfolge: [4] R. Jaumann, Ulrich Köhler: „Der Robert A. Heinlein „Rocket Ship Galileo“ Das Filmdrama „Apollo 13“ von 1995 er- Mond. Entstehung, Erforschung, (1947) und erzählt die Geschichte einer innert an die spektakuläre Rettungsaktion Raumfahrt“, Köln, o. J. privat finanzierten Reise zum Mond. Auch der gleichnamigen Mission 1970. Der Film [5] W. T. Küstenmacher,1997: „Reisen hier stören böse Mächte das Unternehmen, „Aufbruch zum Mond“ von 2018 – nach zum Mond. Vorbereitung, Anreise, Le- und am Ende können aus technischen der autorisierten Biografie „First Man: The ben auf dem Mond“, Unterfischbach Gründen nicht alle Mondfahrer zurück- Life of Neil A. Armstrong“ von James R. [6] E. Oeser, 2009: „Die Suche nach der fliegen. Hansen aus dem Jahr 2005 – schildert den zweiten Erde. Illusion und Wirklichkeit Werdegang Neil Armstrongs vom Testpilo- der Weltraumforschung“, WBG, Darm- Ironisch porträtiert der Science-Fic- ten zum ersten Menschen auf dem Mond. stadt tion-Film „Cat-Women of the Moon“ von In Filmen wie „2001: A Space Odyssey“ [7] B. Rötling, 2008: „Der Mond. Neues Arthur Hilton 1953 die letzten Überleben- aus dem Jahr 1968 und „Moon“ (2008) von über den Erdtrabanten“, München den der menschlichen Zivilisation: Ein Duncan Jones sowie dem Thriller „Limit“ [8] R. Schönlau, 2015: „Mondreisen. Von fünfköpfiges Astronautenteam ist auf einer von Frank Schätzing (2009) geht es nicht Lukian bis Wikitravel“, Holzminden Forschungsmission im Weltall unterwegs vorrangig um Mondreisen, sondern um und landet auf dem Mond. Unter ihnen Geschehnisse auf dem erkundeten und teils die Navigatorin Helen. Sie steht unter dem besiedelten Mond.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 97 Kleine Planeten

Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten von Gerhard Lehmann

Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist die 22. Kleinplanetentagung im Jahr 2019 schon wieder Geschichte. Eine Tagung auf einer hochmodernen Sternwarte mit interessan- ten Vorträgen und Gesprächen von und mit Amateuren und Profis ist vorbei. Im nächs- ten VdS-Journal für Astro­nomie werden Sie den Tagungsbericht lesen. Den Ort und den Zeitpunkt der 23. Kleinplanetentagung ent- nehmen Sie bitte der Kleinplanetenseite [1].

Die Fachgruppe Kleine Planeten der VdS hat mit dem Stand 1. Februar 2019 insgesamt 92 Mitglieder, wovon sieben Österreich, einer Belgien, jeweils fünf die Schweiz und die Niederlande vertreten. Von allen sind 63 Mitglied in der VdS, was einer Quote von 68% entspricht. Unser ältestes Mitglied ist Dr. Freimut Börngen, welcher im nächsten Jahr seinen 90. Geburtstag feiern kann. Er war es auch, der seinen 1992 von ihm in der Thüringer Landessternwarte Tautenburg mit dem 2-m-Alfred-Jensch-Teleskop [2] entdeckten Kleinplaneten 1992 UP8 nach

1 Rechts oben: Kleinplanet (6478) Gault am 09.01.2019 um ca. 02:24 Uhr UT mit dem 1-m-Teleskop (f/4,5) der Optical Ground Sta- tion (OGS) auf Teneriffa und einer professio- nellen CCD-Kamera aufgenommen. Es wur- den 3 Einzelaufnahmen mit je 90 s Belich- tungszeit entsprechend der Eigenbewegung des Kleinplaneten und einem Bildausschnitt von 6,4’ x 5,4’ addiert. Bild: Marco Micheli, Pablo Ruiz und Matthias Busch (TOTAS)

2 Rechts: Kleinplanet (6478) Gault am 26.01.2019 um ca. 22:37 Uhr UT mit einem 16-zölligen Astrografen (f/3,6) und einer Mo- ravian-G4-1600-CCD-Kamera auf der Farm Tivoli / Namibia aufgenommen. Es wurden 4 Einzelaufnahmen mit je 5 min Belichtungs- zeit entsprechend der Eigenbewegung des Kleinplaneten und einem Bildausschnitt von 11’ x 11’ addiert. Bild: Gerhard Lehmann

98 | Journal für Astronomie Nr. 70 Kleine Planeten

(11547) Griesser = 1992 UP8

Markus Griesser benannte. Markus ist lang- 2019 von Teneriffa aus mit dem 1-m-Tele- Discovered 1992 Oct. 31 jähriges Mitglied der FG Kleine Planeten skop der Optical Ground Station im Rah- by F. Borngen at Tautenburg. der VdS, Leiter der Eschenberg-Sternwarte men einer TOTAS Beobachtungsreihe [4] in Winterthur in der Schweiz [3], Klein- und am 26. Januar 2019 von Tivoli/Namibia Swiss amateur astronomer Markus planetenentdecker und Autor zahlreicher [5] mit einem 16-zölligen Astrografen be- Griesser (b. 1949) is cofounder of the Tagungsberichte unserer Kleinplanetenta- obachtet werden (Abb. 2). Eschenberg Observatory in Winter- gungen. thur. A passionate science writer and Wenn Sie Lust bekommen haben, vielleicht popularizer of astronomy, he is also Ein besonderer Kleinplanet ist (6478) auch einmal Kleinplaneten zu beobachten, a diligent observer of near- ob- Gault. Er wurde 1988 entdeckt und ge- dann sind Sie herzlich eingeladen. Als Mit- jects. This minor planet was numbe- hört mit einer numerischen Exzentrizität glied in der FG Kleine Planeten werden Sie red as a result of observations made by von 0,194 sowie einer Perihelentfernung Gleichgesinnte treffen und von den Erfah- him in Sept. 1999. (Aphel-) von 1,856 AE (2,75 AE) zur Fa- rungen der anderen profitieren. milie der Phocaea-Kleinplaneten. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen fiel sein kometenartiger Schweif auf. Ob Internetlinks (Stand 9.2.2019): [3] Eschenberg Sternwarte: www. es sich hier um einen Asteroiden-Kometen [1] Kleinplanetenseite: www. eschenberg.ch/ handelt oder der „Schweif“ die Folge einer kleinplanetenseite.de/ [4] TOTAS: https://totas.cosmos.esa.int/ Kollision war, ist noch nicht bekannt. Der [2] Thüringer Landessternwarte Tauten- [5] Tivoli: www.tivoli-astrofarm.de Kleinplanet (Abb. 1) konnte am 9. Januar burg: www.tls-tautenburg.de/ Asteroid (433) Eros begegnet sich selbst von Manfred Simon

Als ich im Herbst 2018 das SuW-Heft von Kleinplaneten, oftmals von NEOs, ich stellte fest: Die ersten Fotos muss ich in 10/2018 in Händen hielt, las ich mit Inte- manchmal aber auch von ganz „normalen“ der Nacht vom 12./13.10.2018 machen, die resse den ausführlichen Beitrag über den Astero­iden. Berichte hierzu sind schon im nächsten dann entweder am 01./02.01.2019 Kleinplaneten (433) Eros, der im Herbst/ VdS-Journal für Astronomie erschienen oder am 02/03.01.2019. Dabei wurde mir Winter 2018/19 eine Schleife in den Stern- [2], auch in meine Homepage habe ich eini- schnell klar, dass ich kein Bild mit einem bildern Perseus und Giraffe ziehen sollte ge dieser Bilder aufgenommen [3]. großen X würde machen können, denn die [1]. Da fragte ich mich: Könnte ich seine Spur vom 12.10.2018 würde Eros am Vor- Spuren jeweils am Kreuzungspunkt foto- Sogleich machte ich mich daran, mit Hilfe mittag des 02.01.2019 gegen 11 Uhr UT, al- grafieren, um dann zusammengefügt ein des HNSky-Programms [4] sowie mittels so tagsüber, kreuzen. Die zweite Spur wür- großes X im Bild zu haben? Denn ich do- „Calsky“ [5] die genauen Ephemeriden de somit immer oberhalb oder unterhalb kumentiere immer wieder die Spuren des Kreuzungspunktes zu ermitteln. Und der ersten Spur zu finden sein.

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Journal für Astronomie Nr. 70 | 99 Kleine Planeten

1 Der Kleinplanet (433) Eros, aufgenommen mit einer DSLR Canon 1000Da an einem 8-zölligen Schmidt-Newton (f/4). Bild: Manfred Simon

Alles ist natürlich wetterabhängig. Tatsäch- kenlücken etwa eine Stunde und auch zwei dem griechischen Gott der Liebe, wurde lich war am 12.10.2018 klarer Himmel, Stunden später, waren für eine detaillierte am 13. August 1898 von dem deutschen und ich konnte genau am Kreuzungspunkt Darstellung leider nicht verwertbar.Zum Astronomen Gustav Witt in Berlin ent- eine Aufnahmeserie über 170 Minuten ma- Auswerten der Bilder vom 12.10.2018 und deckt. Er umläuft die Sonne in 1,77 Jahren chen. Hierzu verwendete ich meine Canon 02.01.2019 verwendete ich die Program- im Abstand von 1,133 AE bis 1,783 AE und 1000Da am Schmidt-Newton 203 mm / 812 me DeepSkyStacker [6] und Fitswork. Das ist etwa 34 km x 11 km x 11 km groß. Am mm (auf EQ6-Montierung mit Autogui- Puzzle aus beiden Bildern fertigte ich mit 12. Februar 2001 landete die NASA-Sonde ding). Die dann ausgearbeitete Strichspur Fitswork und die Beschriftung bzw. Collage „NEAR Shoemaker“ erfolgreich auf dem von Eros zeigt seinen Weg von 20:50 Uhr machte ich mit MS-Paint. Das eingeblen- Asteroiden und sandte einige Bilder [7]. bis 23:40 Uhr UT (104 Bilder je 45 s, ISO dete HNSky-Bild erstellte ich mittels einer 800). Dabei war er 81,5 Mio. km entfernt, älteren HNSky-Version (Version 2.3.0i), 11,6 mag hell und mit 65,3 Bogensekunden nachdem ich dort die Astero­iden-Daten Literaturhinweise und Internetlinks pro Stunde am Himmel nordwärts unter- aktualisiert hatte. Denn mit dieser Version (Stand 9.2.2019): wegs. Doch würde ich um die Jahreswende konnte man noch mit dem Befehl „Objekt- [1] M. Sarcander, 2018: „Kleinplaneten das gleiche Wetterglück haben? bahnen zeigen“ die Spuren von Asteroiden – (433) Eros im Anflug“, Sterne und und Kometen darstellen, auch über Wo- Weltraum 57 (10-2018), S. 56-58 In der Nacht vom 01./02.01.2019 war der chen hinweg. Der Himmelsausschnitt mei- [2] M. Simon, Veröffentlichungen im Himmel vollkommen zu, für die Nacht da- nes Bildes ist 98’ x 55’ groß. Die 170-Mi- VdS-Journal für Astronomie, Nr.42, rauf waren jedoch Wolkenlücken angekün- nuten-Spur in der Bildmitte zeigt den Weg S. 107; Nr. 47, S. 76; Nr. 58, S. 120; digt. So baute ich am Abend des 02.01.2019 von Eros am 12.10.2018 nach Norden, die Nr. 64, S. 94 mein Equipment im Garten auf, konnte kurze 10-Minuten-Spur unten den Weg am [3] M. Simon, Homepage: http://www. an Capella im Fuhrmann scharf stellen, 02.01.2019 in Richtung Süden. Der helle astro-manni.de/asteroiden.html zur Eros-Position im Perseus fahren und Stern links oben ist SAO 24531 mit 4,6 mag [4] Hallo Northern SKY: www.hnsky.org/ einen Guidingstern erwischen. Dann zo- im Sternbild Perseus. [5] CalSKY: www.calsky.com/ gen schon die ersten Wolken durch. In der [6] DeepSkyStacker: http://deepsky ersten größeren Wolkenlücke, von 18:08 Wegen der recht kurzen Spur auf dem stacker.free.fr/german/ Uhr bis 18:18 Uhr UT, konnte ich eine kur- „Rückweg“ ist die Darstellung wohl nicht [7] NEAR Shoemaker: https://de. ze Bilderserie aufnehmen (10 Stück je 45 optimal, aber doch recht interessant. Denn wikipedia.org/wiki/NEAR_Shoemaker s, ISO 800). Dabei war Eros nur noch 32,3 ein richtiges Kreuzungsbild hätte es ja oh- Mio. km entfernt, mit 113,1’’/Std. in Rich- nehin nicht werden können. Seine größte tung Süden schneller unterwegs als im Ok- Erdnähe hatte er danach am 15.01.2019 mit tober, und mit 9,1 mag auch heller. Weitere 31,3 Mio. km. einzelne Bilder, aufgenommen durch Wol- Der Kleinplanet (433) Eros, benannt nach

100 | Journal für Astronomie Nr. 70 THEMEN AUF DEN PUNKT GEBRACHT

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1-1_Spektrum_Kompakt_5.0.indd 1 15.05.19 13:42 Kleine Planeten

Kosmische Begegnungen von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen Asteroidensonde OSIRIS-REx bei ihrem Der Kleinplanet (1127) Mimi war zum von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspu- Swing-by-Manöver um die Erde. Dabei Zeitpunkt der Aufnahme 16,1 mag hell und ren. Der Verursacher ist meist ein Kleinpla- wurde die Sonde soweit beschleunigt, dass rund 357 Mio. km von der Erde entfernt. net, der sich während der Belichtungszeit sie im Dezember 2018 den NEO-Kleinpla- Für eine Umrundung der Sonne braucht er ein kleines Stück auf seiner Bahn um die neten (101955) Bennu erreichte und ihn ca. 4,2 Jahre. Der 5,7 mag helle Kugelstern- Sonne weiterbewegt hat. Für viele Astrofo- seither umkreist. Nach einer gründlichen haufen M 5 hingegen ist ca. 26.000 Lichtjah- tografen sind solche zufälligen kosmischen Untersuchung soll OSIRIS-REx Proben re weit entfernt und kann unter günstigen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. von Bennu aufnehmen und diese 2023 zur Bedingungen mit freien Auge gesehen wer- Besonders dann, wenn man nach einiger Erde bringen. den. Auf jeden Fall ist er ein leichtes Feld- Recherche herausfindet, wer der Verursa- stecher-Objekt. Sein Durchmesser wird mit cher der Strichspur war. Keinen Besuch von der Erde erhielt bis jetzt 150 Lichtjahren angegeben, und er enthält der Kleinplanet (1127) Mimi. Karl foto- ca. 800.000 Sonnenmassen. Dieser mit ca. Eine Aufnahme der Begegnung des Klein- grafierte ihn in der Nacht des 5. auf den 6. 10 Milliarden Jahren relativ junge Vertreter planeten (1127) Mimi mit dem Kugelstern- Juni 2018 von seiner heimischen Terrasse seiner Art umkreist das Milchstraßenzent- haufen M 5 hat uns Karl-Friedrich Osterha- aus bei seiner Begegnung mit dem Kugel- rum und benötigt dafür rund eine Milliarde ge aus Netphen zur Verfügung gestellt. Der sternhaufen M 5 (Abb. 1). Der knapp 50 Jahre [2]. Cellist in einem Sinfonieorchester wurde km große Hauptgürtelasteroid wurde 1929 vor ca. 7 Jahren von einem Arbeitskollegen vom belgischen Astronomen Sylvain Julien Kosmische Begegnungen finden täglich mit den Amateurastronomen des Astroti- Victor Arend entdeckt. Auf dessen Konto statt. Die Tabelle 1 enthält eine kleine Aus- sches Siegerland bekannt gemacht und ist gehen mehrere Kometen, 51 Kleinplaneten wahl interessanter Begegnungen zwischen seither von dem Hobby fasziniert. Beson- und die Nova Scuti 1952. Bei der Benen- Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten, die ders Harald Bill und Matthias Jung, die seit nung kam es zu einer kuriosen Verwechs- von uns erstellt wurde. Damit soll Ihnen Ihr Längerem an der Universitätssternwarte lung. So trägt Arends Entdeckung nun den Weg zum persönlichen Bild einer kosmi- Siegen Kometen und Kleinplaneten beob- Namen der Ehefrau seines Berufskollegen schen Begegnung erleichtert werden. achten, sind dafür verantwortlich, dass er Eugène Joseph Delporte, während Delpor- sofort in die Astrofotografie einstieg. Nach tes Entdeckung (1145) Robelmonte eigent- Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle Mond, Planeten und DeepSky wendete sich lich der Geburtsort von Arend ist. Ich hoffe, kosmische Begegnungen zu informieren, Karl in den letzten Jahren auch ambitio- die beiden Astronomen und besonders die finden Sie auf der Homepage von Klaus nierten Projekten zu. So gelangen ihm am Ehefrau nahmen es mit Humor. Hohmann [3]. Dort kann sich der interes- 21. September 2017 Aufnahmen [1] der sierte Astrofotograf in dem von Klaus ge-

Tabelle 1

Ausgewählte Begegnungen von Kleinplaneten mit Deep-Sky-Objekten im 3. Quartal 2019

Datum Uhrzeit Kleinkörper mag Objekt Art mv Abstand 01.07.2019 24:00 (1776) Kuiper 15,7 M 26 OC 8 7’ 30.07.2019 24:00 (1055) Tynka 13,9 M 18 OC 6,9 8’ 03.08.2019 23:00 (754) Malabar 14,1 NGC 6804 PN 12 3’ 29.08.2019 24:00 (556) Phyllis 13,4 NGC 7009 PN 8 10’ 05.09.2019 22:00 (762) Pulcova 13,6 M 72 GC 9,2 7’ 26.09.2019 24:00 (2051) Chang 15,3 NGC 524 Gx 10,4 7’

Abkürzungen: OC - Offener Sternhaufen, GC – Kugelsternhaufen, PN - Planetarischer Nebel, Gx - Galaxie

102 | Journal für Astronomie Nr. 70 Kleine Planeten

schriebenen Tool kosmische Begegnungen 1 Der Kleinplanet (1127) Mimi und der Kugelsternhaufen M 5, aufgenommen mit einem anzeigen lassen. Interaktiv hat man die apochromatischen Refraktor, Öffnung 107 mm (f/7), und einer Kamera ASI 290MM. Möglichkeit, verschiedene Parameter wie Bild: Karl-Friedrich Osterhage die Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die Helligkeit des Kleinplaneten selbst aus- zuwählen, um eine passende Konjunktion für sich zu finden. Bitte vergessen Sie nicht das Aufnahme- Internetlinks (Stand 9.2.2019): datum, die fotografierten Objekte und die [1] K.-F. Osterhage, Bild in: OSIRIS-REx- Wir möchten Sie im Namen der Fachgrup- Daten des Teleskops bzw. der Kamera mit- Mission, Homepage: pe Kleine Planeten der VdS bitten, Ihre zuteilen. Der Autor eines ausgewählten www.asteroidmission.org/osterhage/ kosmische Begegnung einzusenden, um Bildes wird anschließend aufgefordert, eine [2] Messier 5: https://de.wikipedia.org/ zukünftige Ausgaben des VdS-Journals für unkomprimierte Version des Bildes für den wiki/Messier_5 Astronomie mit Ihren Bildern zu berei- Druck zur Verfügung zu stellen. [3] K. Hohmann, Homepage: http:// chern. Schicken Sie die Bilder per Mail mit astrofotografie.hohmann-edv.de/ dem Betreff „Kosmische Begegnung“ an aufnahmen/kosmische.begegnungen. [email protected]. php

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Anzeige_VdSJ_70.indd 1 14.05.2019 12:55:32 Journal für Astronomie Nr. 70 | 103 Ergebnisse der Mars-Opposition

Auffallende Kometen 1 64P/Swift-Gehrels bei der Andromedagalaxie, 30.10. und 06.11.2018, des vierten Quartals Teleobjektiv 1:3,4 / 135 mm an CCD-Kamera, Bild: Michael Jäger 2018 von Uwe Pilz

Komet Swift-Gehrels (64P) wurde vom August bis zum Jahres- ende von unserer Fachgruppe beobachtet. Eigentümlich war das Verhalten nach dem Perihel am 3. November: Die Helligkeit ging nicht zurück, sondern stieg sogar leicht an. Der Aktivitäts- parameter bis zum Perihel war mit n = 13 ungewöhnlich hoch. Offenbar sind erst in starker Sonnennähe einige Aktivitätsge- biete aufgebrochen. Ein besonders sehenswertes Ereignis war der Vorübergang an der Andromedagalaxie (Abb. 1).

Lang erwartet worden war der Komet 46P/Wirtanen. Perihel und Perigäum fielen fast zusammen, so dass der Komet groß und hell war. Allerdings war die Flächenhelligkeit nur durch- schnittlich, so dass ein dunkler Himmel eine Voraussetzung war, um die zwei Grad große, matt leuchtende Scheibe am Himmel zu erkennen. Wie prognostiziert, war Wirtanen von dunklen Standorten ein Ziel für das freie Auge. Die grüne Farbe der Koma konnte im Fernglas leicht erkannt werden. Durch die Bahngeometrie war der Schweif von der Erde weggerichtet und nur fotografisch nachweisbar. Durch die große Erdnähe beweg- te sich Wirtanen sehr schnell über den Himmel, wie auch die Aufnahme in der Abbildung 2 zeigt: nachgeführt auf die Ster-

2 46P/Wirtanen bei den Plejaden, 16.12.2018 um 01:20 Uhr UT, Teleobjektiv 1:2 / 135 mm, 35 min be- lichtet mit Kamera EOS 700Da, Bild: Steffen Fritsche

104 | Journal für Astronomie Nr. 70 Kometen

3 38P/Stephan-Oterma in den Zwillingen, 03.11.2018 um 22:40 Uhr UT, 8-Zoll-Newton, belichtet 1.800 s mit CCD-Ka- mera Moravian G2 8300, Bild: Norbert Mrozek

ne zeigt selbst ein Überblicksbild während einer knappen Stunde Belichtungszeit eine recht lange Spur des Kometen. Die ausge- dehnte Koma gestattete es uns, das „Koma- modell des freien Abströmens“ zu bewer- ten. Hierfür hat Volker Kasten eine Rekur- sionsformel entwickelt [1]. Es zeigt sich, dass zumindest dieser Komet nicht „frei“, sondern verzögert abströmt. Das hätten wir nicht erwartet.

38P/Stephan–Oterma gelangte am 11. No- vember in Sonnennähe. Er erreichte eine Dobson visuell nachweisen (Abb. 4). In sei- runde Koma, stellarer Kern visuelle Helligkeit von 9,5 mag. Im Oktober nen Notizen finden sich Hinweise auf sehr 14.10., 20:20 UT: diffuser Kernbereich, zog er durch die Wintermilchstraße, welche rasche Änderungen, z. T. innerhalb weniger spiralförmige Ausgasung einen schönen Hintergrund für Fotoauf- Minuten: 15.10., 20:20 UT: diffus, Ausgasung nahmen lieferte (Abb. 3). geschwungen 28.09., 18:40 UT: rundliche Koma, 29P/Schwassmann-Wachmann verzeich- Kernbereich, stellar, exzentrisch gelegen Internetlink (Stand 17.1.2019): nete während des Berichtszeitraumes ei- 29.09., 18:50 UT: runde Koma mit zwei [1] Wie hängt der wahrgenommene nige schwächere Ausbrüche. Eines der Ausgasungen, Kern stellar Komadurchmesser eines Kometen Aktivitätszentren bewirkte eine spiralför- 05.10., 19:00 UT: Eindruck wieder wie mit der gemessenen Gesamthellig- mige Koma. Christian Harder konnte dies am 28.09. keit zusammen?: /fg-astrophysik. ab Ende September 2018 an einem großen 10.10. bis 13.10.: Unveränderlich; vdsastro.de/simKomaUMag.html

4 Innere Koma von 29P/Schwassmann-Wachmann, September/Oktober 2018, visuell beobachtet mit 21-Zoll-Dobson, Vergrößerungen 155x - 215x, Zeichnungen: Christian Harder

Journal für Astronomie Nr. 70 | 105 Mond Die totale Mondfinsternis vom 21. Januar 2019 – eine VdS-Bilderstrecke zusammengestellt von Peter Riepe

Die totale Mondfinsternis vom 21. Januar 2019 konnte in großen Teilen Mitteleuropas gut mitverfolgt werden. Bei einer ausgeprägten Hochdrucklage waren die Temperaturen vielerorts allerdings recht niedrig. Engagierte Amateurastronomen ließen sich dadurch aber nicht davon abhalten, das Schauspiel in den Morgenstunden vom Balkon aus oder in schöner landschaftlicher Umgebung zu verfolgen. Was niemand vorher ahnte: Während der Totalität ereignete sich auf dem Mond ein gut erkennbarer Meteoriteneinschlag (siehe auch den Beitrag auf Seite 120).

Wir erhalten bei herausragenden Himmelsereignissen stets viel Bildmaterial, aufgenommen mit unterschiedlichen Optiken und Kameras, immer in unterschiedlichen Qualitäten. Dafür danken wir allen Einsendern ganz herzlich! So können wir mit der folgenden Bilderstrecke im Rückblick noch einmal einen lebendigen Eindruck zur totalen Mondfinsternis vermitteln. Allen Lesern viel Vergnügen!

Peter Riepe

1 Der verfinsterte Mond über der Stadtmitte von Hannover, im Vordergrund ein Pentax- SDHF-Refraktor mit 500 mm Brennweite auf einer Montierung des Typs Takahashi EM10. Die rote LED ist das Aufnahmelicht der dortigen Kamera. Canon EOS 6D mit Objektiv 24-70 mm f/2,8L II USM, abgeblendet auf Blende 22 (für die nötige Schärfentiefe), belichtet 10 s bei ISO 6400. Bild: Michael Schomann

2 Die Weitwinkelaufnahme von Harald Kaiser entstand gegen Finsternismitte mit einem Sony-Objektiv 24-70 mm bei 35 mm. Der Blick zeigt den Westhorizont vom Karls- ruher Turmberg aus. Auto- matikbelichtung bei ISO 800. Das Bild ist ein Stack aus 6 Einzelbildern.

106 | Journal für Astronomie Nr. 70 Mond

3 Knapp vor dem Monduntergang nahm Patricio Calderari in Baldo- vana / Schweiz um 07:48 Uhr MEZ dieses Motiv auf. Pentax-Refraktor 125 mm/1.000 mm, Nikon D300s, 1/10 s bei Blende 16 und ISO 640.

4 Stefan Binnewies hatte einen Beobachtungsplatz südwestlich von Kaltenborn in der Eifel. Die Sequenz entstand mit einer Canon 6D und 24-mm-Objektiv. Bei Blende 4 wurde alle 3 min eine Belichtung durchgeführt. Die Wanderung durch den Kernschatten wurde ohne Nach- führung aufgenommen, Belichtungszeit von 1/60 s (ISO 200) bis 2 s (ISO 800) für den Mond und nachgeführt 7 x 20 s (ISO 3200) und gestackt für den Sternenhimmel. Mond

5 In Oberhausen / Ruhrgebiet nahm Jörg Henkel von seinem Balkon diese „Strichspuren“ von Mond und Sternen auf. Kamera war eine alte Canon EOS 10D mit Kitobjektiv bei f = 18 mm und Blende 3,5 bei ISO 400. Insgesamt wurden 522 Aufnahmen jeweils 5 s belichtet.

6 Die Weitwinkelaufnahme von Manfred Kiau zeigt den total ver- finsterten Mond mit Spiegelung im Lohheidesee (Duisburg-Baerl) um 06:35 Uhr MEZ. Mond, Castor und Pollux bilden nahezu eine Linie. Canon 7D, Objektiv Canon 11-22 mm bei 14 mm und Blende 4, Belichtung 15 s bei ISO 800.

7 Die Beobachtungsinstrumente an einem hochgelegenen Parkplatz im Bergischen Land, Bild: Jens Leich

8 Mit einem Telementor 63 mm/840 mm und einer Canon EOS 450D belichtete Jens Leich den verfinsterten Mond um 05:16 Uhr MEZ 3,2 s bei ISO 1600.

108 | Journal für Astronomie Nr. 70 Ergebnisse der Mars-Opposition

9 Kurz bevor der Mond hinter Bäumen verschwand, gelang Wolfgang Bischof aus Recklinghausen dieses Bild der Totalitätsphase. Daten: Apochromat Televue-101, Nikon D600, 1 s bei ISO 800 belichtet.

10 Während der Mondfinsternis fiel Reinhard Kaltenböck um 05:57 Uhr MEZ Folgendes auf: Der Mond im Sternbild Krebs bedeckte den Stern HIP 39869 mit 8,48 mag. Tele- skop: AC Skywatcher 120 mm / 600 mm, Canon EOS 100D fokal, ISO 800, 4 Sekunden belichtet.

11 Eine Finsternissequenz von Kai-Oliver Detken, auf- genommen zwischen 04:30 bis 07:26 Uhr MEZ in Grasberg. Apochromat TS PHOTOLINE 130 mm / 910 mm bei f = 719 mm (Blende 5,5) mit Reducer 0,79x. Kamera war eine ZWOptical ASI 183MCpro. Belichtungszeiten zwischen 30 s (Totalität) und 0,005 bis 0,3 s (Finsternisverlauf).

Journal für Astronomie Nr. 70 | 109 Ergebnisse der Mars-Opposition

12 Othmar Ortner erlebte die Mondfinsternis in Wien. Er verwendete ein 135-mm-Objektiv an einer Nikon Z7. Belichtet wurde 1 Sekunde bei Blende 1,8 und ISO 320.

13 Ausschnitt aus einem Bild mit der Sphärenkamera Ricoh Theta V. Rechts der total verfinsterte Mond im NW und - aufgehend - Venus und Jupiter mit Skorpion im SO. Belichtung: 12 x 15 s von 05:59 bis 06:12 Uhr UT bei Blende 2 und ISO 400, ohne Nachführung, aber auf die Sterne gestackt. Ort: Hocheifel, bei -12 °C. Bildautor: W. E. Celnik.

14 Gabriele und Jörg Ackermann nahmen den verfins- terten Mond um 05:18 Uhr MEZ in Zaberfeld-Michelbach auf. Instrument: Zeiss Meniscas MAK 180 mm/1.800 mm, Canon EOS 5D Mark IV; Komposit aus Belichtungszeiten von 1/320 s bis 1,3 s bei ISO 800.

110 | Journal für Astronomie Nr. 70 Mond

15 Bernd Flach-Wilken aus Wirges/Westerwald setzte einen 125-mm-Apochromaten 1:9 bei f = 1.200 mm ein, dazu eine Pentax KP (APSC). Um 05:38 Uhr MEZ belichtete er 0,6 s bei ISO 400.

16 Zwei Mondfinsternisse im Vergleich von Bernd Gährken. Links: der Mond am 27.07.2018 in Erdferne, nur etwa 29’ groß. Rechts: der Mond in Erdnähe am 21.01.2019, etwa 34’ groß. In beiden Fällen wurde eine identische Optik verwendet, ein 180-mm-Teleobjektiv an einer Canon EOS-M.

17 In Michigan / USA herrschten zur Finsternis -22 °C! Axel Mellinger nutzte einen 200-mm-Newton mit f/4 (Vixen) und seine alte Canon T2i.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 111 Ergebnisse der Mars-Opposition

18 Werner Probst war auf der 1.500 m hohen Hochrindl in Kärnten. Der verfinsterte Mond stand über der 2.308 m hohen Falkertspitz. Canon 5D MkII und Vixen Polarie, 24-mm-Objektiv bei Blende 5,6 und ISO 2000. Der Mond wurde 30 s belichtet, danach eine weitere 90-sekündige Belichtung für den Vordergrund. Kurze Zeit später rief die Arbeit ...

19 Im Westerwald war es bei -10 °C wunderbar klar und wind- still. Andreas Rörig nutzte einen Newton 200 mm/800 mm und eine Canon EOS 600D. Von seiner Dachsternwarte aus belichtete er um 06:38 Uhr MEZ 8 s bei ISO 100.

112 | Journal für Astronomie Nr. 70 Mond

20 Diese schöne Sequenz wurde aus einem noch umfangreicheren Tableau herauskopiert. Klaus Völler setzte in Marburg ein Celestron 11 Hyperstar ein, dazu eine Canon 70Da. Die Aufnahmen während der Totalität wurden etwa 5 s bei ISO 100 belichtet.

21 Um über die Nebeldecke im Donautal zu gelangen, fuhr Hans Gerhard Weber nach Zinsenzell in den Bayerischen Wald. Bei -13 °C setzte er ein RC-Teleskop 150 mm/900 mm ein und belichtete mit einer Nikon D3300da 1 s bei ISO 800.

22 Hubert Hermelingmeier von der ostwestfälischen Privatsternwarte Boker Heide erlebte die Finsternis recht intensiv. Diese Zeichnungen fertigte er an einem Refraktor 100 mm/600 mm bei 40-facher Vergrößerung an.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 113 Mond

23 Mit einem IPhone S6 und Celestron-Handklemme fotografierte Olaf Marhenkel durchs 24-mm-Nagler-Okular eines 14-Zoll-Dobsons. Empfindlichkeit und Belichtungszeit sind (dank Apple, lt. Autor) nicht zu bestimmen. 24 Eine simple Methode: Torsten Güths setzte per Baader- Klemme eine Sony DSC-RX100 an das 32-mm-Okular eines Achro- maten 80 mm/600 mm (= afokale Projektion). Bei ISO 800 wurde um 05:46 Uhr MEZ 2 s belichtet. Sättigung und Rot wurden etwas zurückgenommen, um sie dem visuellen Anblick anzugleichen.

25 Jürgen Linder (Durmersheim) fotografierte um 06:41 26 Die totale Mondfinsternis, aufgenommen von Uwe Petzl kurz Uhr MEZ mit einer Canon EOS 1300D an einem Celestron 8 mit vor der maximalen Verfinsterung um 06:10 Uhr MEZ in Kefferhausen Alan-Gee-Telekompressor (f = 1.260 mm). Bei ISO 400 wurde (Eichsfeld, Thüringen). Canon EOS 7D Mk II mit Astro-Professional 10 s belichtet. 127 mm/820 mm, Fotostativ von Berlebach mit AYO-Montierung. Belichtung 1/2 s bei ISO 8000.

114 | Journal für Astronomie Nr. 70 Ergebnisse der Mars-Opposition

27 Um 06:51 Uhr, schon in der Dämmerung nach dem dritten Kontakt, entstand dieses Bild von Christoph Kaltseis aus Sarleinsbach (Oberösterreich). Teleskop: 95-mm-Apochromat (Baader) mit f = 560 mm, Nikon Z7, 4 s bei ISO 400 belichtet.

28 Um 06:12 Uhr, zur Mitte der Finsternis, stand der Mond unweit des offenen Sternhaufens M 44 im Krebs. Canon 6D mit 85-mm-Objektiv, Blende 2,8, ISO 1000, 23 Aufnahmen je 1 s belichtet ohne Nachführung. Aufgenommen in Stuttgart von Sven Melchert.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 115 Mond

29 Auf seiner Sternwarte Pelmberg im österreichischen Mühlviertel foto- grafierte Rudi Plohberger den total verfinsterten Mond um 05:46 Uhr MEZ mit einem 7,1-Zoll-Apochromaten bei f/6,6. Mit einer Canon 40D wurde 5 s bei ISO 1600 belichtet.

30 Der Mond ist schon weit aus dem Kernschatten der Erde gewandert. Johann Spuling nahm ihn um 07:33 Uhr MEZ vom Stativ aus über der Friedenseiche von Hofgeismar / Hombressen auf. Optik: 1:5,6/120 mm, Canon EOS 60D, Belichtungszeit 2,5 s bei ISO 640.

116 | Journal für Astronomie Nr. 70 Mond

31 Totalität um 06:07 Uhr MEZ, auf- genommen von Peter Remmel mit einem 6-Zoll-Maksutov bei f/10 (Intes Alter Micro 603) auf EQ6-Montierung. Kamera war eine Canon EOS 6D, Belichtung 4s bei ISO 4000.

32 Karl Heinz van Heek verfolgte die Mondfinsternis auf seinem Balkon mitten in Aachen. Dieses Bild entstand um 06:28 Uhr MEZ. Nikon D750, Objektiv Sigma AF 150-600 mm f/5,0-6,3 auf Stativ, belichtet 0,77 s bei ISO 500 und Blende 6,3.

33 In der verschneiten Hocheifel bei Hollerath nahm Werner E. Celnik den teilverfinsterten Mond über blinkenden Eiskristallen auf der Schneeoberfläche auf. Aufnahme um 06:30 Uhr UT mit Canon 5D MkII und Objektiv 1:1,4/20 mm, 1/15 s belichtet bei ISO 3200 und Blende 1,4.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 117 Ergebnisse der Mars-Opposition

34 Auf der EXPO-Sternwarte Melle sah Rainer Sparenberg die Mondfinsternis neben dem 1,12-m-Newton. Canon EOS 6D, 20-mm-Objektiv, um 07:09 Uhr MEZ, 20 s belichtet bei Blende 2,2 und ISO 3200.

35 Der verfinsterte Mond über Frankfurts Skyline, von einer Mainbrücke aus fotografiert kurz nach der Totalität um 06:56 Uhr MEZ. Hermann von Eiff setzte eine Canon 6D mit Objektiv EF 24-105 mm f/4L IS USM ein. Bei 105 mm Brennweite, Blende 8 und ISO 400 betrug die Verschlusszeit 2 Sekunden.

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36 Die Collage von Matthias Mahlke zeigt eine Aufnahmeserie der Mondfinsternis über dem mittelalterlichen Mühlenturm von Zons am Rhein. Aufnahmebeginn um 04:31 Uhr MEZ, kurz vor dem Kernschatteneintritt, Mond zur Finsternismitte genau über der Mühle, Serienende um 06:55 Uhr MEZ. Canon EOS 6D, Canon EF 24-105 mm bei 50 mm und Blende 8. Belichtung von 1/250 s bei ISO 100 bis 4 s bei ISO 800. Nachbearbeitung mit Photoshop.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 119 Mond

Der lunare Meteoriteneinschlag vom 21. Januar 2019 – und dazu ein wenig mehr von Peter Riepe

Mit Hilfe von Videoaufzeichnungen ha- ben Amateurastronomen auch immer die Chance, einen kurz andauernden astro­ nomischen Vorgang detailliert im Bild zu erfassen. Abläufe auf der Sonne oder auf den Planeten sind dafür beispielhaft. Am 21. Januar 2019 bestand während der totalen Mondfinsternis die unerwarte- te Gelegenheit, per Videotechnik einen Meteo­riteneinschlag auf dem Mond regis- trieren zu können. Ein solcher Vorgang ist jedoch in wenigen Augenblicken vorbei, er dauert nur Sekunden oder gar Sekunden- bruchteile. Soll ein Meteoriteneinschlag in Einzelbilder aufgelöst werden, sind sehr kurze Einzelbelichtungszeiten nötig – sehr kurz im Vergleich zur Aufleuchtdauer des Meteoriten. Aber auch die Auslesezeit der Einzelaufnahmen muss entsprechend kurz sein. So kann der Ereignisverlauf – wenn man Glück hat – durch mehrere Einzel- 1 Henning Schmidt aus Elmenhorst bei Rostock nahm die Mondfinsternis mit einem bilder abgedeckt werden. Wer hätte aber 80-mm-Refraktor (Skywatcher Esprit 80 ED) und einer Videokamera QHY 183C auf. während der Mondfinsternis vom 21. Janu- Belichtungszeit des Einzelbildes eine Sekunde. Die Ausschnittsvergrößerung zeigt ar 2019 mit einem lunaren Meteoritenein- den zufällig eingefangenen Einschlag etwas größer. schlag rechnen können?

Moonblinks auf der unbeleuchteten Mond- lunaren Einschlagsrate ergeben sich auch mische Brocken eine V-Helligkeit von 2,9 seite sind schon lange bekannt. Zu solchen Rückschlüsse auf die terrestrische Treffer- mag ± 0,2 mag. Das Ereignis dauerte mit visuellen Sichtungen gab es aber nie Bestä- quote. Heute gibt es tatsächlich Überwa- dem Nachleuchten der Explosionswolke tigungen durch andere Mondbeobachter, chungsstationen für lunare Einschläge. Seit 8,3 Sekunden. Es wurde eine Aufprallge- denn die Wahrscheinlichkeit einer zufäl- 2006 läuft in den USA das „Lunar Impact schwindigkeit von ~61.000 km/h geschätzt, ligen Parallelbeobachtung ist einfach zu Monitor Program“ der NASA [3]. Damit dazu eine Impaktmasse von 450 Kilo- gering. Eine Ausnahme mag das Ereignis konnten zwischen 2006 und 2014 etwa 300 gramm. Auch 2018 konnten die Spanier von Canterbury vom 18. Juni 1178 gewesen Einschläge verzeichnet werden, der hellste zwei Einschläge mit Lichtblitz aufzeichnen, sein. Fünf Mönche dieses englischen Klos- davon am 17. März 2013. Weiterhin gibt es als am 17. und 18. Juli der Mond von zwei ters waren Zeugen, als die Sichel des zuneh- in Südspanien am Observatorium von Se- walnussgroßen Körpern getroffen wurde. menden Mondes „scheinbar explodierte“. villa seit 2009 das Projekt MIDAS (Moon Jack Hartung schlug 1976 in der Septem- Impacts Detection and Analysis System). Bei der totalen Mondfinsternis vom berausgabe der Zeitschrift Meteoritics vor, Zwei Teleskope von 360 mm und eines von 21.01.2019 waren die Teleskope von Ama- dass es sich um einen Einschlag gehandelt 280 mm Öffnung sind mit einem Video- teuren aus aller Welt gleichzeitig auf unse- haben könnte, bei dem möglicherweise der system gekoppelt, für das eine eigene Soft- ren Erdtrabanten gerichtet. Um 05:41:40 Krater Giordano Bruno entstanden sei [1]. ware vorliegt. Am Abend des 11. September Uhr MEZ wurde videografisch an vielen 2013 verzeichneten spanische Astronomen Orten ein aufleuchtender Lichtblitz be- In neuerer Zeit entstand die Idee, den mit zwei dieser Teleskope am Westrand des obachtet. Schon kurz nach dem Ereignis Mond regelmäßig auf Einschläge hin zu Mare Nubium einen Einschlag per Video trafen die ersten Meldungen ein [5, 6]. überwachen [2]. Beweggrund: Aus der [4]. Ihren Berichten zufolge hatte der kos- Forscher der Universität von Antioquia in

120 | Journal für Astronomie Nr. 70 Mond

Kolumbien fertigten nach dpa-Presseberichten [7] bereits eine Einschlags- studie an, die in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden soll. Demnach kann der Meteorit bei einem Durchmesser von 30 bis 50 Zentimetern etwa 20 bis 100 Kilogramm schwer gewesen sein. Seine Aufprallgeschwindig- keit könnte etwa 47.000 Kilometer pro Stunde betragen haben. Diese große Geschwindigkeit ist unabhängig von der Masse des planetaren Brockens, denn es gibt keine bremsende Atmosphäre. Beim Aufprall selbst wird die kinetische Energie sofort in Wärmeenergie umgewandelt, eine Explosions- wolke aus heißem Material blitzt auf. Diese Wolke war laut Presseberichten bereits in weniger als einer Drittelsekunde wieder verschwunden. Ob ein Krater auf der Mondoberfläche verblieben ist, war zum Zeitpunkt dieses Beitrags nicht bekannt. Vermutlich werden aber Mondsonden wie der Lu- nar Reconnaissance Orbiter die Einschlagsstelle schon bald genau unter die Lupe nehmen.

Literaturhinweise und Internetlinks (Stand: Februar 2019): [1] Canterbury-Ereignis: https://h2g2.com/edited_entry/A993297 [2] J. L. Ortiz, F. J. Aceituno, J. Aceituno, 1999: „A search for meteoritic flashes on the Moon“, Astron. Astrophys. 343, L57–L60 [3] www.researchgate.net/publication/225749032_The_NASA_lunar_ impact_monitoring_program [4] J. M. Madiedo et al., 2014: „A large lunar impact blast on 2013 September 11“, Mon. Not. Roy. Astron. Soc. 439, 2364-2369 [5] Video von Jordan Drake: https://imgur.com/gallery/R2voMXp [6] www.sternwarte-sankt-andreasberg.de/2019/01/22/ sensationell-meteoriteneinschlag-auf-dem-mond-waehrend-der- 2 Im hessischen Karben erwischte Sighard Schraebler den mondfinsternis/ Meteoriteneinschlag mit einem 12-zölligen Foto-Newton bei [7] Bericht gemäß dpa, erschienen in: www.gmx.at/magazine/wissen/ 1.163 mm Brennweite. Kamera war eine A7s bei ISO 400. Alle weltraum/kosmischer-schnapschuss-meteorit-schlaegt- 10 s entstand ein Bild, jedes wurde 1 s belichtet. Das Ergebnis blutmond-33544408 ist also ebenfalls ein reiner Zufallseinfang.

3 Auch im Harz war die Mondfinsternis gut sichtbar. Michael Koch nahm zur Einschlagszeit gerade ein Video mit einer Bildrate von 25 fps bei ISO 6400 auf. Die Kamera Panasonic GH5S hat 4K Auflösung, das Objektiv Canon 1:4 / 500 mm wurde mit SpeedBooster 0,64x betrieben (effektive Brennweite 320 mm). Einige aus dem Video isolierte Einzelbilder zeigen die Helligkeitsentwicklung während des Einschlags. Der hier überdeckte Zeitraum lag bei ca. 0,4 Sekunden.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 121 Mond

Wie kann man Kinder und Jugendliche nachhaltig für die Astronomie begeistern? – Unser Beitrag zur Simulation von Asteroideneinschlägen auf dem Mond von Hubert Hermelingmeier und Meinolf Bathe

In Ergänzung zu dem Beitrag von Carolin Liefke im VdS-Journal für Astronomie 56 (2016) möchten wir die Weiterentwicklung die- ses Experimentes schildern. Wir hatten unsere Beteiligung an einer MINT-Veranstaltung in Gütersloh zugesagt. Als Thema hatten wir uns schon früh für die Kraterentstehung entschieden.

Der erste Schritt war der Blick durch ein Tele­skop auf ein 2 m großes Mondfoto an der Wand der Turmhalle. Den Kindern wurde erläu- tert, auf was sie bei der Mondbeobachtung achten sollten. Anhand von Bildern des Kraters Tycho wurden die Charakteristika einzel- ner Krater diskutiert. Dann stellten wir die Aufgabe, auf einer Re- liefkarte von Deutschland einen Krater zu finden (das Nördlinger Ries).

Im Folgenden wurde ein Mondkrater in der in dem Bericht be- schriebenen Form modelliert. Wir haben allerdings die Asteroiden aus Gießerei-Formsand geformt. Dieses Material ist mit Betonit versetzt. Es hat die Funktion eines Bindemittels. Wichtig ist auch, dass der Untergrund hart ist. Wir haben eine dünne Schicht Mehl, darüber etwas Kakaopulver und als letzte Schicht schwarzen Gie- ßereisand auf eine Fliese gestreut, die wiederum in einer flachen Kunststoffkiste lag. Das Kakaopulver und der Gießereisand wur- den mit einem kleinen Küchensieb über die Mehlschicht verteilt. Die „Asteroiden“ hatten zunächst eine stabile Form und zerplatzten völlig beim Einschlag. Teilweise wurde das „Asteroidenmaterial“ eben auch aus dem Krater geschleudert.

Mit diesem Experiment unterstützen wir in diesem Jahr den ATT in Essen.

1 Mondkratersimulation anlässlich der Aktion „100 Stunden Astronomie“ an der Schulsternwarte des Evangelischen Gymnasiums Lippstadt. Im Vordergrund die Kunststoffkiste mit der Fliese. Bildautor: Ronald Schünecke

2 Die mit „Formsand-Asteroiden“ simulierte Kraterlandschaft. Bildautor: Meinolf Bathe

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1-1_VDS_SuW-Abo_6-19.indd 1 15.05.19 13:44 Planeten

Tief im Süden: Saturnbeobachtungen 2018 zusammengestellt von Sven Melchert

Saturn stand am 27. Juni 2018 in Opposition zur Sonne, mit einer Deklination von -22° 27’ erreichte er wie Mars von Deutschland aus aber nur geringe Höhen über dem Ho- rizont. Die Luftunruhe war entsprechend hoch, dazu kommt die atmosphärische Di- spersion: Tief stehende Planeten zeigen im Teleskop einen deutlich Farbsaum, was mit der Verwendung eines „Atmospheric Dis- persion Correctors“, kurz ADC, korrigiert werden kann.

Was ist trotz dieser Einschränkungen auf Saturn zu beobachten? Mit einem Durch- messer von rund 40’’ inklusive Ring ist Saturn etwa so groß wie Jupiter. Den Ring erkennt man bereits bei niedriger Ver- größerung. Auf dem Planetenscheibchen selbst sind im Gegensatz zu Jupiter aber 1 Saturn vor dem Hintergrund der kaum Wolkenbänder mit Strukturen zu er- Milchstraße am Morgen des 14. März 2019. kennen. Eine Saturnbeobachtung ist daher Bild: Sven Melchert mehr eine Ringbeobachtung, denn dort sind im Verlaufe einer Beobachtungsperio- de unterschiedliche Phänomene zu sehen. Seeliger-Effekt genannt), wenn während der Der erste Blick gilt gewöhnlich der Cassini- Opposition die Ringe deutlich heller erschei- Teilung: Um diese dunkle Lücke am äu- nen als einige Wochen davor und danach. ßeren Ende des Saturnrings zu erkennen, braucht man schon recht ruhige Luft. Die Auch wenn Saturn derzeit tief am Himmel sehr schmale Encke-Teilung und den zarten, steht, kann man von Jahr zu Jahr die sich inneren Krepp-Ring nachzuweisen, ist den verändernde Neigung seiner Ringe verfol- „Profis“ unter den Amateuren vorbehalten. gen. Im Sommer 2017 war uns der Ring mit 27 Grad am weitesten zugeneigt; jetzt wird Auffälliger ist der Schattenwurf des Planeten der Winkel wieder kleiner, bis wir im Jahr auf den Ring: In den Wochen vor und nach 2025 genau auf die Kante der Saturnringe der Opposition kann man die sich ändern- sehen werden. den Beleuchtungsverhältnisse beobachten. Vor der Opposition wird Saturn von uns aus In diesem Sinne: Ring frei für die nächste gesehen von „links“ angestrahlt, rechts hin- (Saturn-)Runde! ter dem Planeten ist sein Schatten auf dem Ring zu sehen. Während der Opposition bleibt der Planetenschatten unsichtbar di- 2 Meine persönliche Saturn-Ausbeute rekt hinter Saturn, um nach der Opposition in der Saison 2018: sechs Aufnahmen vom links von ihm wieder aufzutauchen. 18. April bis 20. August. Refraktor LZOS 123 mm/738 mm, Baader-Zenitspiegel, Mein persönliches Highlight bei dieser Sa- Televue Powermate 4x, ZWO ADC, IR- turn-Saison war aber die Dokumentation Sperrfilter und Kamera ASI 290MC. des so genannten Oppositionseffektes (auch Bild: Sven Melchert

124 | Journal für Astronomie Nr. 70 Planeten

3 Ralf Kreuels nahm Saturn am 12. Juli 2018 auf. Celestron C11, 4 Sebastian Voltmer und Bernd Gährken stellten Saturn am 19. Juli ADC, LRGB-Aufnahme. Für den Luminanzkanal wurde eine Kamera 2018 vom Gamsberg in Namibia aus nach. Am Newton-Teleskop mit ASI 178MM und ein 685-nm-Filter verwendet, für die Farbauf- 71 cm Öffnung der Internationalen Amateur-Sternwarte sammelte nahme die Kamera ASI 178MC plus IR-Sperrfilter. eine ASI-290MM-Kamera das Licht. Zwischen Teleskop und Kamera verlängerte ein Baader-FFC die Brennweite um das Vierfache, als Filter wurden neben RGB für die Farbe auch ein Methanfilter für die Lumi- nanz verwendet. Den Filterwechsel und die Schärfekontrolle übernahm Martin Rietze. Unterhalb der hexagonförmigen Struktur am Nordpol ist ein Sturm in der Saturnatmosphäre zu erkennen.

5 Auch am 23. Juli schloss Ralf Kreuels die Kamera ans Teleskop an, um Saturn im Bild festzuhalten. Aufnahmedaten wie Abb. 3.

6 Torsten Hansen und Robert Reitsam fotografierten Saturn am 28. Juli 2018 von La Palma aus. Der Planet stand 36 Grad über dem Horizont. Teleskop: Newton 348 mm/1.580 mm, Brennweitenverlängerung auf 6.100 mm mit 3-fach-Barlowlinse, Kamera ASI 290MM mit Baader- RGB-Filtern. Wie in Abb. 4 ist die hexagonale Struktur rund um den Nordpol von Saturn zu erkennen.

7 Am 29. Juli 2018 stand Saturn über der Farm Tivoli in Namibia in Zenitnähe, als Werner E. Celnik und Dieter Sporenberg den Planeten mit einem Meade ACF mit 14 Zoll Öffnung beobachteten. Die Brenn- weite des Teleskops wurde mit einem Baader FFC auf 8.800 mm verlängert. Als Kamera diente eine QHY5III178c. Zur Verwendung gelangten neben der reinen Color-Aufnahme ein IR850- und ein Grünfilter Wratten 58A. Das Hexagon am Nordpol ist klar, der helle 8 Bernd Flach-Wilken wollte seinen Augen nicht trauen, als er am Sturm in der nördlichen Hemisphäre und die Encke-Teilung im Ring 18. August 2018 von Wirges im Westerwald aus durch sein Celestron sind schwächer erkennbar. C14 EdgeHD die komplette Cassini-Teilung in den Saturnringen sah. Flugs wurden die Kameras ASI 174 MM mit einem 685-nm-Filter für die Luminanz und anschließend die ASI 185MC mit ADC für die Farbe angeschlossen – das Ergebnis der Bemühungen spricht für sich.

9 Das letzte Bild dieser Serie zeigt die Aufnahme vom Michael Nolle am 15. September 2018. Belichtet wurde durch ein 10-Zoll-ACF-Tele- skop von Meade, die Brennweite dabei durch eine Hyperion-Barlowlinse auf 5.600 mm verlängert. Als Kamera kam das Modell ASI 120MM in Kombination mit RGB-Filtern von ZWO zum Einsatz. Deutlich ist der Schattenwurf des Planeten auf dessen Ringe zu erkennen.

Journal für Astronomie Nr. 70 | 125 Radioastronomie

Radioausbrüche der Sonne zu Ostern 2018 von Jochen Pleßmann

Auf dem Weg ins Sonnenfleckenminimum, nach 10 Tagen ohne einen einzigen Fleck auf der Sonne, tauchte eine kleine, neue Sonnenfleckengruppe zu Ostern 2018 auf. Ungewöhnlich war eine nun folgende Kas- kade von Strahlungsausbrüchen der Fle- ckengruppe im Radiobereich.

Die Abbildung 1 zeigt ein Radiospektro- gramm vom 30. März 2018 über einen Zeit- raum von einer halben Stunde. Das hierzu benutzte Instrument, ein sehr einfaches Ra- diospektrometer, besteht im Wesentlichen aus einer Breitbandantenne und einem TV-Tuner. Der Tuner durchläuft, wie beim Sendersuchlauf, ständig den aufbereiteten, gewünschten Frequenzbereich. Die emp- fangene Antennenspannung wird laufend über einen Wandler mit einem Computer- programm aufgezeichnet.

In der Abbildung erkennt der Beobachter neben mehr oder weniger regelmäßigen 1 Radiospektrogramm zweier Ereignisse in der Sonnenkorona am 30. März 2018. Störungen im Spektrogramm kurz nach Die Intensität der Empfangsfrequenz ist gegen die Zeit aufgetragen. Je stärker das Signal, 08:00 Uhr UT einen hellen, vertikalen desto höher die Intensität. Es sind relative Werte, da das Antennensignal nicht normiert ist und Strich und weiter um 8:16 Uhr ein wolkiges, das durchschnittliche Signal von den Bilddaten abgezogen wurde. gebogenes Objekt. Hierbei handelte es sich um Strahlungsausbrüche der Sonne im Ra- diobereich, die mit verschiedenen Vorgän- Neben der optischen Beobachtung von und Programmen unter dem Namen „Cal- gen im Plasma der Korona in Verbindung Sonnenflecken, Flares und Protuberanzen listo“, als Verbund „e-Callisto“ genannt, 24 gebracht werden. kann unser Stern auch in anderen Berei- Stunden pro Tag die Radiostrahlung unse- chen des Spektrums mit Amateurmitteln res Zentralsterns [2]. Ausführlicher findet Das erste, kurze, breitbandige Signal wird beobachtet werden. Eine gute Auflistung man zu den Ereignissen am 30. März letz- als Typ-III-Ereignis beschrieben: Über ak- der beobachteten Phänomene in allen Fre- ten Jahres einen Statusbericht von Chris- tiven Gebieten der Sonnenoberfläche ent- quenzbereichen kann zeitnah vom Space tian Monstein in [3]. weichen aus offenen magnetischen Feldern Weather Prediction Center der US-ameri- große Mengen schneller Elektronen. Das kanischen NOAA abgerufen werden [1]. Als Amateurstation betreibt die Walter- spätere, gebogene, wolkige Ereignis wird Hohmann-Sternwarte in Essen seit No- mit großen, hydromagnetischen Stoßwel- Ein weltweites Netzwerk von kleinen as- vember 2013 eine Empfangsanlage im Fre- len, die durch das Plasma der unteren Koro- tronomischen Radiostationen beobachtet quenzbereich zwischen 20 und 80 MHz, ein na laufen, in Verbindung gebracht. Es wird seit Jahren kontinuierlich die Sonne in Fre- Frequenzbereich unterhalb des bekannten als Typ-II-Ereignis bezeichnet, mit meist quenzbereichen zwischen Kurzwelle und UKW-Rundfunkbandes. Eine Beschrei- gut sichtbaren harmonischen Signalen. In mehreren Gigahertz. Basierend auf den Ar- bung der weitgehend selbstgebauten An- der Abbildung sind die Grundschwingun- beiten von Christian Monstein, dem Team lage ist über die e-Callisto-Internetpräsenz gen als schwache Wolke oberhalb des Bo- der ETH Zürich und zahlreichen Enthusi- zu finden [4]. Diese Beobachtungsanlage gens zu sehen. asten verfolgen Amateure und Profis mit funktioniert seit über fünf Jahren tadel- einfachen, standardisierten Empfängern los. Wind und Wetter trotzend fordert der

126 | Journal für Astronomie Nr. 70 Spektroskopie

Zahn der Zeit im kommenden Sommer Literaturhinweise und Internetlinks weiter: www.e-callisto.org/ einen Austausch der Antennenabspannung (Stand: Januar 2019): [3] Statusbericht #46 des e-Callisto Netz- und des Empfangskabels. Mit dem Beginn [1] Ereignisliste des Space Weather Pre- werks, www.e-callisto.org/ des neuen Sonnenfleckenzyklus mit stei- diction Centers: ftp://ftp.swpc.noaa. StatusReports/status20131116_ genden Aktivitäten auf allen Frequenzen gov/pub/indices/events/ V0.pdf wird die Anlage dann sicher wieder gute Be- [2] C. Monstein, 2014: „e-Callisto, ein [4] Statusbericht #73 des e-Callisto Netz- obachtungen liefern können. weltumspannendes Netzwerk aus werks, www.e-callisto.org/ solaren Radiospektrometern“, Sterne StatusReports/status_73_V0.pdf und Weltraum 08/2014, S. 78-82,

Spektroskopie von Galaxien – Teil 2: Spektrale Details und Klassifikation der Galaxienkerne von Michael König

Im zweiten Teil der Artikelserie zu ga- NGC 2903 der Software MaximDL übereinander- laktischen Spektren (Teil 1 erschien im Als erstes Beispiel dient NGC 2903, eine gelegt. Dieses Verfahren entspricht bis zu VdS-Journal für Astronomie 68, I-2019, S. SB(s)d-Galaxie im Sternbild Leo, die mit diesem Schritt dem Arbeitsablauf bei der 88-91) möchte ich beschreiben, welche Sig­ ihrer visuellen Helligkeit von 8,8 mag bei ei- Bildbearbeitung einer herkömmlichen As- naturen in den erfassten Spektren benutzt ner Belichtungszeit von 10 min für ein Ein- trofotografie. Die dann folgenden Schrit- werden können, um astrophysikalische zelspektrum ein gutes Signal/Rausch-Ver- te unterscheiden sich davon – es beginnt Rückschlüsse auf die beobachtete Galaxie hältnis liefert. mit der Kalibration des erhaltenen Spek- zu ziehen. Diese Verfahren zeigen auch trums. Dazu wird im Spektralprofil, das einen historischen Rückblick, da mit deren Die Abbildung 1 zeigt das Spektrum von als x-Achse die Pixelnummer enthält, mit Hilfe die spektrale Klassifikation der Gala- NGC 2903, das mit dem LISA-Spektro- Hilfe eines Kalibrationsspektrums einer xien zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren grafen gewonnen wurde, der an einer Neon-Glimmlampe jeder Pixelnummer Anfang nahm. Der zur Auswertung ver- 250-mm-Astrokamera (f/5) montiert war. eine Wellenlänge zugeordnet. Technisch wendet LISA-Spektrograf wurde im ersten Benutzt wurde ein 50-μm-Spalt, und es erfolgt dies durch die Auswahl passender Teil der Serie beschrieben. wurden 15 10-min-Einzelspektren mittels Ne-Emissionslinien, und durch entspre-

1 NGC 2903, Spektrum vom 24.03.2018, der oben im Bild dargestellte Farbverlauf wurde aus dem Spektralprofil berechnet (Kalibrationslinien in Rot)

Journal für Astronomie Nr. 70 | 127 Spektroskopie

2 NGC 2903, Spektrum vom 24.03.2018, Wellenlängenbereich 450 nm - 730 nm, markiert ist die Lage der Ruhewellenlängen der [NII]-, Hα- und [SII]-Linien.

chende Anpassung eines Polynoms. Ich be- im ersten Teil des Artikels beschrieben, I]-Linie, deren Ruhewellenlänge bei 654,8 nutze hierzu die Software BASS (Windows, eher lichtschwache Objekte sind, liegt der nm liegt (Abb. 2), ist nur als kleine Welle [1]), und erhalte eine Genauigkeit von 0,1 Fokus nicht so sehr auf dem Kontinuum, im linken Flügel der Hα-Linie (656,3 nm) nm/Pixel. In der Abbildung 1 sind die Posi- sondern auf den spektralen Signaturen, zu sehen. Die [NII]-Linie mit der Ruhe- tionen der verwendeten Kalibrationslinien d.h., man sucht nach Absorptions- oder wellenlänge bei 658,4 nm ist gut identifi- als rot gestrichelte Linien mit dargestellt. Emissionslinien. zierbar. Weiter rechts im Spektrum sieht man dann die zwei [SII]-Emissionslinien. Das Spektrum von NGC 2903 zeigt pro- Den stärksten Fluss besitzt die Hα- Man sieht hieran auch gut das Beobach- minente Emissionslinien, die auf einem Emissionslinie, die auch Beiträge der ter-Dilemma: Würde man ein Gitter mit spektralen Kontinuum sitzen. Ein direkter [NII]-Emissionslinien enthält (verbotene mehr Linien/Millimeter wählen, ergäbe Rückschluss von diesem Kontinuum auf Übergänge werden in eckigen Klammern sich formell eine höhere Auflösung, d.h., das spektrale Kontinuum der Galaxie ist geschrieben und besitzen eine sehr ge- einzelne Anteile dieses [NII]-Hα-[NII]- schwierig, da die Empfindlichkeiten des ringe Übergangswahrscheinlichkeit). Da Linienverbundes wären spektral ge- Spektrografen und der benutzten CCD-Ka- die spektrale Auflösung des verwendeten trennt, jedoch würde sich dann das Licht mera von der Wellenlänge abhängen. Da Spektrografen nicht besonders hoch ist, im Spektrum auf einen größeren Bereich zudem Galaxien für die Spektroskopie, wie sind diese Linien nicht aufgelöst. Die [NI- verteilen, die Folge wäre eine Reduzie-

Tabelle 1

NGC 2903 – Messung der Emissionslinien (Spektralprofil aus Abb. 2)

Emissionslinie Wellenlängen-Messung/nm Ruhewellenlänge/nm Delta/nm z c . z / (km/s) % 550 km/s

[NII] 654,8 Hα 657,74 656,3 1,44 0,0022 637 -15,8 % [NII] 659,71 658,4 1,31 0,0020 576 -4,6 % [SII] 672,95 671,6 1,35 0,0020 582 -5,8 % [SII] 674,45 673,1 1,35 0,0020 580 -5,5 %

128 | Journal für Astronomie Nr. 70 Spektroskopie

3 NGC 2782, Spektrum vom 24.02.2017, Wellenlängenbereich 450 nm - 730 nm, markiert ist die Lage der Ruhewellenlängen der Hβ-, [OIII]-, [NII-], Hα-, [SII]-Linien.

rung des Signal-zu-Rausch-Verhältnisses. Die spektrale Auswertung erfolgt durch ren den Fehler der Geschwindigkeitsmes- Die Linie ließe sich damit kaum oder gar Anpassung eines Gaußschen Linienprofils sung. Für NGC 2903 sind die Messungen nicht mehr vom Rauschen unterscheiden. und liefert für jede Linie eine gemessene in der Tabelle 1 eingetragen, der Mittelwert Die Gitterkonstante von 300 l/mm des Wellenlänge, die man mit der Ruhewellen- der Fluchtgeschwindigkeit liegt bei 583 hier verwendeten Gitters, liefert meiner länge vergleicht. Aus dieser Verschiebung km/s und weicht damit nur um ca. 6% vom Erfahrung nach einen guten Kompromiss kann auf die relative Geschwindigkeit der Literaturwert (550 km/s) ab ([2] NASA Ex- zwischen Auflösung und Belichtungszeit, Galaxie geschlossen werden. Zuvor erfolgt tragalactic Database). da die vorgestellten Linien (Hα, [NII], eine baryzentrische Korrektur, die die Be- [SII]) zur Untersuchung jedes Galaxien- wegung der Erde um die Sonne kompen- Die Emissionslinien in NGC 2903, allen spektrums für den ersten Analyseschritt siert. Hat man die Möglichkeit, mehrere voran die Hα-Linie, sind charakteristisch benutzt werden. Spektrallinien zu vermessen, so können für eine Aktivität im Galaxienkern, die auf diese Werte gemittelt werden und reduzie- zentrale Haufen mit jungen, heißen Sternen

Tabelle 2

NGC 2782, Messung der Emissionslinien (Spektralprofil aus Abb. 3)

Emissionslinie Wellenlängen-Messung/nm Ruhewellenlänge/nm Delta/nm z c . z / (km/s) % 2.538 km/s

Hβ 490,22 486,1 4,12 0,0085 2.529 0,4% [OIII] 500,07 495,9 4,17 0,0084 2.509 1,1% [OIII] 504,86 500,7 4,16 0,0083 2.479 2,3% [NII] 654,8 Hα 661,79 656,3 5,49 0,0084 2.496 1,7% [NII] 663,82 658,4 5,42 0,0082 2.456 3,2% [SII] 677,34 671,6 5,74 0,0085 2.550 -0,5% [SII] 678,55 673,1 5,45 0,0081 2.415 4,8%

Journal für Astronomie Nr. 70 | 129 Spektroskopie

zurückgeführt wird, die eine HII-Emission Einzelmessungen eine Fluchtgeschwin- winkel, so hat Donald Osterbrock Zwi- hervorrufen. In den Katalogen werden sol- digkeit von 2.491 km/s für NGC 2782. Im schentypen 1.5 bis 1.9 definiert, die nur bei che Galaxien auch den „Aktiven Galaxien“ Vergleich zum Literaturwert von 2.538 einigen Linien breite Linienbeiträge zeigen. zugeordnet, bei NGC 2903 findet man in km/s ([3] NASA Extragalactic Database) ist der NASA Extragalactic Database (NED) dieser Wert nur wenig geringer. Die Genau- Das Verhältnis der Flüsse der Linien Hβ die Klassifikation „HII“. Diese Signatur ist igkeit bei der Bestimmung der Linienlage und [O III] λ5007 wird auch zur feineren quasi der Eintritt einer Galaxie in die große liegt bei ± 0,1-0,2 nm, woraus sich ± 45-90 Klassifikation herangezogen. Bei Sey- Familie „active galactic nuclei“ (AGNs). km/s errechnen. fert-1.5-Galaxien liegt der Wert zwischen 1,3 und 2, bei Seyfert-2-Galaxien liegt er im Es ist anzumerken, dass man diese Aktivi- Bei NGC 2782 handelt es sich um eine Sey- Bereich von 2 bis 5. Aus dem NGC-2782- tät von der einer „starburst“-Galaxie unter- fert-2-Galaxie, also einer Untergruppe der Spektrum ergibt sich ein Verhältnis von et- scheiden sollte. Auch hier zeigt sich in den Aktiven Galaxien. Diese Klassifikation geht wa 2, es definiert NGC 2782 gerade noch als Spektren die prominente HII-Emission. auf den amerikanischen Astronomen Carl Seyfert-2-Typ. Meist ist dies aber auf die Wechselwirkung Keenan Seyfert zurück, der in den 1940er- mit einer anderen Galaxie zurückzuführen, Jahren die Spektren der hellen Galaxien- Den Lesern, die schon Erfahrungen mit der die eine Sternentstehung induziert, die 100- kerne untersuchte. Die festgestellten Linien Spektroskopie sammeln konnten, wird das mal stärker ist als im normalen Zustand. von Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, He- NGC-2782-Spektrum vielleicht bekannt Dies ist meist eine Phase, die sich auch nicht lium und Schwefel sind Indikatoren für vorkommen. Die Seyfert-Linienstruktur nur auf den Galaxienkern beschränkt. diese Klasse. Schon damals fiel Seyfert auf, ist auch charakteristisch für Planetarische dass er anhand der Linien die Galaxien in Nebel, insb. gilt dies für die starken Beiträge NGC 2782 zwei Gruppen einordnen konnte: Typ 1, mit der erlaubten Linien des Wasserstoffs und Mit der zweiten Galaxie, NGC 2782, die breiten Linienkomponenten, deren Breite des Heliums und für die verbotenen Linien hier betrachtet werden soll, wird ein wei- einige 1.000 km/s erreichen kann, und ei- des Sauerstoffs, des Stickstoffs und für die teres Mitglied dieser Familie untersucht. nem Typ 2, der nur schmale Linienbreiten weniger intensiven verbotenen Linien des Diese SAB(rs)a-Galaxie steht im Luchs und aufweist, die max. bis 1.000 km/s messen. Schwefels. ihre visuelle Helligkeit beträgt 11,6 mag. Für die Gewinnung des Spektrums wurde Dabei zeigen die verbotenen Linien nur ge- Ausblick der LISA-Spektrograf (mit 50 μm Spaltbrei- ringe Linienbreiten, da sie nur in sehr dün- Die folgenden Teile der Artikelserie werden te) an einen 14-Zoll-Hypergrafen montiert, nem Gas entstehen. Die breiten Linien der sich den ortsaufgelösten Spektren von Ga- die Belichtungszeit eines Einzelspektrums erlaubten Übergänge der angeregten Atome laxien widmen. Im dritten Teil wird dabei wurde auf 30 min erhöht. Die Abbildung 3 setzen dichtes Gas voraus und lieferten den untersucht, wie sich die Emissionslinien zeigt das gemittelte Spektralprofil mit ins- Ansatz für die astrophysikalische Deutung. entlang des Spaltes verändern, der über den gesamt zwei Stunden Integrationszeit. Zur Dem Standardmodell der aktiven Galaxien Galaxienkern gelegt wird. Kalibration wurde wieder eine Ne-Glimm- zufolge blicken wir als Beobachter bei den lampe benutzt. Seyfert-1-Galaxien über den Staubtorus hinweg ins Zentrum und sehen den in- Literaturhinweise und Internetlinks Die Vorgehensweise bei der Analyse ist neren Bereich der Akkretionsscheibe, die (Stand 29.1.2019): analog zu der bei NGC 2903 und beginnt das supermassive Schwarze Loch umgibt. [1] BASS-Software: https://uk.groups. mit der Vermessung der [NII]-, Hα-, und Durch diese Beobachtungsrichtung tragen yahoo.com/neo/groups/astrobodger/ [SII]-Linien. Neu dabei im grünen Spekt- sowohl die weiter entfernte, so genannte info?guccounter=1 ralbereich sind die Hβ- und [OIII]-Linien. „NLR“ (narrow line region), als auch die [2] NASA-NED-Daten NGC 2903: https:// Da deren Wellenlängen weiter auseinander- dicht über der Akkretionsscheibe befindli- ned.ipac.caltech.edu/byname? liegen als die der Hα- und [NII]-Linien und che Region namens „BLR“ (broad line re- objname=NGC2903 damit keine Linienüberlagerung gegeben gion) mit ihren charakteristischen Linien- [3] NASA-NED-Daten NGC 2782: https:// ist, liefern die Messungen geringere Einzel- beiträgen zum Spektrum bei. ned.ipac.caltech.edu/byname? fehler. Die baryzentrische Korrektur für die objname=NGC2782 Beobachtung im Februar beträgt -12 km/s. Bei Seyfert-2-Galaxien blickt man seitlich Die Daten zu den vermessenen Emissions- auf die Akkretionsscheibe und der umge- linien sind in der Tabelle 2 eingetragen. Aus bende Staubtorus versperrt den direkten der Wellenlängenverschiebung und der Ru- Einblick, man sieht somit keine BLR-Lini- hewellenlänge ergibt sich das Verhältnis z. enbeiträge. Die Typenunterscheidungist al- Auch hier mittelt man und erhält aus den so nicht diskret und variiert mit dem Blick-

130 | Journal für Astronomie Nr. 70 Spektroskopie

Das ganze Spektrum in einem Schuss (Teil 1)– Echelle-Spektroskopie für Amateurastronomen von Thomas Eversberg

Echelle-Spektrografen eröffnen Stern- freunden viele neue Möglichkeiten für fas- zinierende Messungen. Aber was kann man damit wissenschaftlich erreichen? Und sind Instrumente von der Stange der beste Weg [1]?

Die Spektroskopie ist das Paradepferd wis- senschaftlichen Erkenntnisgewinns. Wir wüssten ohne spektroskopische Messungen weder wie die Sonne ihre Energie erzeugt noch wäre uns die kosmologische Struktur des Universums bekannt. Kurz: Ein Ver- ständnis unserer Welt wäre unmöglich. Mit Spektrografen für Amateurastrono- men kann dieses zentrale Werkzeug auch an sehr kleinen Fernrohren eingesetzt und damit echte Forschung betrieben werden. Die Bürgerwissenschaft, auch „Citizen Sci- ence“ genannt, ist prinzipiell also zumin- 1 Viele Doppelsternsysteme lassen sich nur mit Hilfe von Spektrografen durch die dest in der Stellarastronomie an vorderster Doppler-Verschiebungen ihrer Spektrallinien identifizieren. Ein Echelle-Spektrograf bietet Front angekommen: Amateure müssen dabei den entscheidenden Vorteil, dass er einen extrem breiten Wellenlängenbereich in hoher sich nicht mehr auf die Auswertung bereits Auflösung abbildet – und somit viele verschiedene Linien zur Messung von Radialgeschwin- online zur Verfügung gestellter Daten be- digkeiten genutzt werden können (Hintergrundbild: Wikimedia Commons – zur freien schränken, sondern können selbst aktive Verfügung, Inset: Th. Eversberg) Wissenschaft betreiben (Abb. 1). Professio- nelle Astronomen sprechen deshalb bereits von einer neuen Ära in der astronomischen ein gewisses Niveau erreicht, spielt plötz- nom Monate bis Jahre für Daten eines Ob- Forschung. lich in einer Liga mit der professionellen jekts, um dann nur eine einzige Publikation Wissenschaft. zu schreiben. Deshalb sind in diesen Fällen Interessanterweise begegnen aber selbst er- Amateursternwarten besonders gefragt. fahrene Amateurastronomen der Spektro- Ein zentrales Problem astronomischer Seitdem sich die Spektroskopie in der Ama- skopie mit großem Respekt: Viele nehmen Forschung stellen die begrenzten Beobach- teurszene etabliert hat, wurden zahlreiche sie als komplex, wenig verständlich und tungszeiten an größeren Teleskopen dar – Messungen auf Profiniveau durchgeführt schwer durchführbar wahr. Auf die nötigen vor allem, wenn physikalische Effekte nur in und deren Ergebnisse auch professionell Instrumente trifft das jedoch nicht zu, denn längeren Zeiträumen erkennbar werden. So veröffentlich. kleine Spektrografen sind lediglich eine kann es vorkommen, dass Wissenschaftler Anordnung optischer Elemente von der kurzfristige Helligkeitsschwankungen bei Die Entwicklung erhielt in den letzten Jah- Stange. Im Selbstbau sind sie sogar recht Sternen messen, wie sie durch Sternwinde, ren einen weiteren Schub, da nun auch so preisgünstig – schon eine CCD-Kamera kurzperiodische Doppelsterne, Magnetfel- genannte Echelle-Spektrografen von Ama- kostet deutlich mehr. Indes, spektrosko- der oder Pulsationen verursacht werden. teuren für kleine Fernrohre gebaut wurden pische Messungen und die Reduktion und Das bedeutet dann aber noch nicht, dass und fertige Geräte im Amateurmarkt er- Interpretation der Daten sind durchaus an- diese Schwankungen nicht auch langfris- hältlich sind. Gegenüber den weiter ver- spruchsvoll und bedürfen eines signifikan- tigen Änderungen unterworfen sind, wie breiteten Standard-Spektrografen, die auf ten Arbeitsaufwands und einer permanen- sie bei einigen anderen Sterntypen bekannt den jeweils zu nutzenden Spektralbereich ten Lernbereitschaft. Wer aber schließlich sind. Allerdings arbeitet kein Profiastro- eingestellt werden müssen, liegt hier der

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Vorteil eines Echelle-Spektrografen: Er Die Umgebung eines Sterns nen ist der Wind bis zu einer Distanz von kann ohne bewegliche Teile und in einer bestimmen etwa zwei Sternradien vom Zentralgestirn einzigen Aufnahme das gesamte visuelle Wenn man mit einem Echelle-Spektrogra- sogar optisch dick – ihre Photosphäre ist Spektrum eines Zielobjekts aufnehmen – fen gleichzeitig viele Effekte in unterschied- also unsichtbar. Seit rund 30 Jahren ist und das in sehr hoher Auflösung. Die Ab- lichen Atomlinien beobachten kann, hat nun bekannt, dass O-Sterne spiralförmige bildung 2 zeigt dies an einem Echelle-Spek- das unter anderem direkte Konsequenzen Windstrukturen aufweisen. Diese gehen trum des Be-Sterns zeta Tauri, aufgenom- für die geometrische Interpretation von aus heißen Flecken höherer Leuchtkraft men vom Amateur Joan Guarro Flo mit Sternumgebungen, insbesondere, wenn hervor, von denen der Sternwind mit hö- seinem Selbstbau-Echelle in Barcelona. sie Material durch Sternwind abwerfen, heren Geschwindigkeiten ausgeht. Durch wie das massereiche Sterne tun: Die An- die Rotation des Sterns kollidieren die lokal Auf den ersten Blick scheint es sich um ein regungsenergien der Linien im Spektrum schnellen Windregionen bei Überschall- Spektrum niedriger Auflösung zu handeln. eines Sterns erlauben Rückschlüsse darauf, geschwindigkeit (rund 2.000 Kilometer Tatsächlich zeigen die beiden Wellenlän- welche Temperaturen das sie erzeugende pro Sekunde) mit dem „langsamen“ Wind, genausschnitte, dass es sich um ein hoch Gas hat. Und weil die Sternwindtemperatur, was spiralförmige Dichteerhöhungen des aufgelöstes Echelle-Spektrum handelt, wel- vereinfacht gesagt, mit dem Abstand vom Windplasmas erzeugt. Vor einiger Zeit ches verschiedene atomare Linien simultan Stern abnimmt, hat man damit einen Mess- entdeckten Astronomen solche Struktu- abbildet. Somit können mehrere Spektral- parameter für die lokale Sternumgebung. ren auch bei Wolf-Rayet-Sternen, jedoch linien und ihre Erzeugungsorte und -pro- nur über relativ kurze Zeiträume (Abb. 3). zesse gleichzeitig untersucht werden. Es Auf diese Weise untersuchen Astronomen Deren Spiralen erstrecken sich hinunter bis eröffnen sich also interessante Einsatzmög- Be-Sterne wie zeta Tauri, aber auch O- und zur Photosphäre. Deshalb ist es möglich, sie lichkeiten zur Untersuchung stellarer Ef- Wolf-Rayet-Sterne, die sich evolutionär aus spektroskopisch als Sonde durch die un- fekte, die dem Amateur bisher verschlossen O-Sternen entwickeln. Diese Giganten be- durchsichtige zentrale Windregion rund blieben. Die folgenden Beispiele sollen den sitzen bis zu 100 Sonnenmassen und leuch- um den Gasriesen zu nutzen: Erscheinen großen Wert der Echelle-Spektroskopie für ten Millionen mal heller als die Sonne. Da- die Strukturen in verschiedenen Element- die astronomische Forschung aufzeigen. durch entwickeln sie einen extremen Stern- linien in gewissen periodischen Abständen, wind, der rund eine Milliarde Mal stärker ist so lassen sich Informationen über die Rota- als der Sonnenwind. Bei Wolf-Rayet-Ster- tion des Sterns, die Position heißer Flecken

2 Echelle-Spektren können den gesamten optischen Wellenlängenbereich in einer Aufnahme abbilden (Bild: mit freundlicher Genehmigung durch Joan Guarro Flo)

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und eventuell sogar über das Sterninnere gewinnen.

Allerdings nehmen solche Messungen viel Beobachtungszeit in Anspruch und erfor- dern eine zeitlich lückenlose Überwachung des Objekts. Deshalb schlossen sich im Jahr 2013 sechs Profi- und vier Amateurstern- warten aus der ganzen Welt zusammen, um den Wolf-Rayet-Stern WR 134 simultan zu beobachten [2]. Der untersuchte Stern steht im Sternbild Schwan und ist rund acht Magnituden hell. Somit konnten ihn schon sehr kleine Teleskope spektroskopisch ver- messen – und das sogar in urbanen Gegen- den: Und so kam es, dass Dong Li in der 13-Millionen-Einwohner-Metropole Ti- anjin an seinem Celestron C11 vom Dach seines Wohnhauses umgeben von Wolken- kratzern unter einem unmöglichen Seeing (Abb. 4) zusammen mit Grant Hill am 10- 3 Wolf-Rayet-Sterne sind überaus massereich und erzeugen einen starken Sternwind, Meter-Keck-Teleskop auf Hawaii Daten für der nahe am Stern optisch dicht ist. Um einige dieser Objekte lassen sich spiralförmige diese Messungen lieferte. Beide trafen sich Windstrukturen beobachten, die entstehen, wenn schnelle Windanteile eines rotierenden dann als Koautoren der entsprechenden Sterns mit den langsameren bei Überschallgeschwindigkeit kollidieren. Publikation. (Grafik: Th. Eversberg)

Aus den aufgenommenen Spektren ermit- telten die Forscher die Positionen charak- teristischer Linien und trugen sie über die Zeit auf. Eine periodische Verschiebung einer Linie hin zu kleineren und größeren Wellenlängen entspricht dann aufgrund des Dopplereffekts einer Rotation des Sterns mit derselben Periode. Überraschenderwei- se ließen die Messergebnisse auf nur zwei Spiralstrukturen im Sternwind schließen. Eine genauere Analyse der Daten ergab, dass diese um etwa 90 Grad in der Länge 4 Sogar in einer städtischen Umgebung mit extrem viel Streulicht und extrem und um rund 50 Grad in der Breite getrennt schlechtem Seeing sind noch verlässliche spektroskopische Messungen möglich: waren. Der Einsatz mehrerer Echelle-Spek- Der Amateurastronom Dong Li beobachtete auf seinem Hausdach in der chinesischen trografen in der Kampagne ermöglichte es 13-Millionen-Einwohner-Stadt Tianjin einen Wolf-Rayet-Stern mit seinem Spektrografen. außerdem, diese Effekte auch in Linien mit (Bild: mit freundlicher Genehmigung durch Dong Li) unterschiedlichen Anregungsenergien zu beobachten – also bei verschiedenen Tem- peraturen. Daraus konnten die Forscher, gehen, konnten die Astronomen allerdings bei der Messung von Radialgeschwindigkei- wie oben erklärt, die Ausdehnung der Spira- nicht herausfinden – selbst die ausgedehnte ten. Diese beschreiben die Bewegung eines len auf mindestens 30 Sternradien bestim- Beobachtungszeit von 120 Tagen war dafür astronomischen Objekts, z.B. eines Sterns, men. Zudem zeigten sie, dass diese Struktu- zu kurz. entlang der Sichtlinie zum Beobachter. ren in einen turbulenten, geklumpten Wind Radialgeschwindigkeiten ganz eingebettet sind und etwa 40 Tage lang exis- genau messen Astronomen bestimmen die Radialge- tieren, also für rund 18 Rotationen (Abb. 5). Eine weitere Besonderheit von Echelle- schwindigkeit über den Dopplereffekt: Ob die Strukturen zyklisch kommen und Spektrografen ist deren hohe Genauigkeit Demnach entspricht eine Verschiebung

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5 Um den Wolf-Rayet-Stern 134, den eine Kampagne aus Profi- und Amateurastronomen untersuchte, existierten zu diesem Zeitpunkt zwei spiralförmige Windstrukturen (s. Grafik rechts). Diese wanderten an unterschiedlichen Breiten durch den Sternwind, wie die versetzten Schwingungen in der Helium-II-Linie bei 5411 Ångström zeigen (links) [3]. (Bild: Th. Eversberg)

von Absorptionslinien in einem Spektrum si mit dem Echelle-Spektrografen ELODIE hin zu kleineren Wellenlängen einer Be- am 1,93-Meter-Teleskop des Observatoire wegung des vermessenen Objekts auf uns de Haute-Provence entdeckt, indem rund zu und umgekehrt (Blau- und Rotverschie- 5.000 Absorptionslinien analysiert wurden! bung). Ein Standard-Spektrograf mit hoher Allerdings spielte in diesem Fall nicht nur Auflösung bildet aber bei jeder Messung nur der Spektrograf eine entscheidende Rolle: ein schmales Spektrum mit wenigen Linien Erst die stabilisierenden Maßnahmen an der ab, die gemittelte Radialgeschwindigkeiten eingesetzten Fiberoptik und die Instrumen- liefern. Erst der Echelle-Spektrograf ermög- tenkontrolle durch eine permanente interne licht es, einen breiten Wellenlängenbereich Kalibration inklusive thermischer Stabilisie- von vielen hundert Ångström bei gleichzei- rung ermöglichten die Entdeckung. tig hoher Auflösung aufzunehmen. So ste- hen bei der Messung hunderte, manchmal gar tausende Spektrallinien zur Verfügung, was den Fehler der berechneten Radialge- schwindigkeit statistisch extrem verringert: Die Genauigkeit verbessert sich nämlich Literaturhinweise: mit der Wurzel aus der Anzahl gemessener [1] Th. Eversberg, K. Vollmann, 2014: „Spectroscopic Instrumentation – Funda- Linien. Wertet der Beobachter also statt nur mentals and Guidelines for Astronomers“, Springer Praxis Books, Berlin, S. 212 einer Atomlinie gleich 900 aus, so kann er [2] Th. Eversberg, 2013: „Einem Wolf-Rayet-Stern auf den Zahn gefühlt. Ergebnis- die zugehörigen Radialgeschwindigkeiten se einer Langzeitkampagne von Amateuren und Profis“, Sterne und Weltraum 30-mal genauer bestimmen. 1/2013, S. 68-75 [3] E. J. Aldoretta et al., 2016: “An extensive spectroscopic time series of three Aus diesem Grund sind Echelle-Spektro- Wolf-Rayet – I. The lifetime of large-scale structures in the wind of WR grafen gefragt, wenn es bei Messungen auf 134”, Mon. Not. Roy. Astr. Soc. 460, p. 3407-3417 hohe Präzision besonders ankommt, zum Beispiel bei Doppelsternen und Exoplane- ten. So wurde der erste Planet außerhalb des Sonnensystems um den Stern 51 Pega-

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Die Fachgruppe Sternbedeckungen aktuell von Eberhard H. R. Bredner

Im VdS-Journal für Astronomie 68, S. 101, hatten wir zu einem Der nachfolgende Beitrag von Bernd Wettbewerb (BAST: Beobachtung aktueller Sternbedeckun- Gährken und Sebastian Voltmer schil- gen) aufgerufen. Die ersten beiden Durchgänge hatten einen dert anschaulich, was der Beobachter holprigen Start. BAST I während der Mondfinsternis am 21. einer streifenden Sternbedeckung so alles Januar fand wenig Mitwirkende, die, soweit die Bedingungen erleben kann. Es ist in jedem Falle unglaub- günstig waren, sich ganz auf das Fotografieren des Phänomens lich spannend und ästhetisch beeindruckend, in einer Entfer- beschränkten. Die Bilderstrecke in dieser Ausgabe zeigt das nung von fast mehr als 400.000 km die Höhe von Mondbergen deutlich. Während der Laufzeit von BAST II hatten wir oft sehr auf Meter genau zu vermessen. Aber es wird auch deutlich, dass schlechte Bedingungen vom Wetter her, mir persönlich gelan- diese Messungen nur dann gelingen, wenn alle Parameter – so gen deshalb auch nur wenige Messungen. Wie weit Beobachter wie sie sich aus der Vorausberechnung als notwendig erwiesen erfolgreich waren, lässt sich noch nicht absehen. haben – peinlich eingehalten werden. Das ist in Mitteleuropa sicher einfacher als in einer afrikanischen Wüste. Wie immer beschreibt Dr. Eberhard Riedel die in diesem Quar- tal möglichen streifenden Sternbedeckungen. Wir versuchen Für in totalen Bedeckungen geschulte Beobachter wird es kei- den Zugang zu diesen Beobachtungen zu erleichtern, indem ne unlösbare Aufgabe sein … und die Hilfe der Fachgruppe si- wir für jedes Ereignis eine Kontaktperson benennen, die An- chert den Erfolg. Als Basis für alle diese Beobachtungen läuft sprechpartner für eine gemeinsam organisierte Beobachtung der Wettbewerb BAST noch das ganze Jahr: ist. Interessenten melden sich bitte über die Mail-Adresse der https://forum.vdsastro.de/viewforum.php?f=126 Fachgruppe.

Nicht nur eine totale Mondfinsternis - Streifende Doppelsternbedeckung im Kernschatten der Erde von Bernd Gährken und Sebastian Voltmer

In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der forschten, konzentriert sich die heutige Manchmal ist aber auch der „Astronom großen Profiobservatorien stark zugenom- Wissenschaft nur auf ein Dutzend Stand- vor Ort“ gefragt. Das gilt für die Volksbil- men. Gleichzeitig hat sich jedoch die Zahl orte, an denen meistens gleich mehrere dung, aber auch für einige Spezialgebiete, der Standorte verringert. Während im letz- Großteleskope stehen. Dies macht auch bei denen sich die Amateurastronomen ten Jahrhundert jedes Land nationale Ob- Sinn, denn durch die globale Vernetzung stark engagieren. Meteorbeobachtungen servatorien hatte, die auch im eigenen Land haben kurze Wege an Bedeutung verloren. und Sternbedeckungen liefern, vom Stand-

1 Prognose mit OCCULT von Dave Herald mit eingezeichneten Sehnen, die zeitlich der von uns gemessenen Finsternisdauer entsprechen. Auffällig ist bei der Sehne der Station 4 der Sprung zwischen der zweiten und dritten Verfinsterung.

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2 Prognose für Station 4 mit GRAZPREP von Eberhard Riedel. Abweichend von der Prognose sahen wir zum Ende des Graze eine weitere Bedeckung.

ort abhängig, unterschiedliche Ergebnisse. Projekt mit einer mehr als hundertjährigen herspringt. Das Profil des LRO gilt in der Das Objekt, das mit Sternbedeckungen am Geschichte. Besonders in den 50er- und Szene als etwas zuverlässiger, daher wurde gründlichsten untersucht wurde, ist der 60er-Jahren kam das Thema in Mode, weil dies für unsere Beobachtungen verwendet. Mond. Über die Sternbedeckungen kann mit den ersten Atomuhren und Fotometern Als Ursache sind Unterschiede in der Mess- die Form des Mondrandes bestimmt wer- erstmals genaue Messungen möglich wur- technik und in der Beobachtungsperspek- den. Durch die Libration kommt es zu einer den. Besonders dankbar ist das Mondrand- tive plausibel. Hier können irdische Beob- ständigen Änderung der Mondscheibe. profil in der Nähe der lunaren Pole, da es achtungen die Rolle eines Schiedsrichters Höhenmessungen sind so über den gesam- hier zu streifenden Bedeckungen kommen übernehmen. Dank der Raumsonden lässt ten Librationsbereich möglich. kann. Die Dynamik eines solchen Ereignis- sich der optimale Beobachtungsort für eine ses mit zahlreichen flackernden Kontakten streifende Sternbedeckung heute auf we- Der Mond bewegt sich mit 0,5 Bogense- in wenigen Minuten ist auch für Laien fas- nige Meter genau bestimmen. Hilfreiche kunden in einer Zeitsekunde relativ zu den zinierend. Programme sind dabei OCCULT von Dave Sternen. Das ist, bezogen auf den Mond- Herald [1] und GRAZPREP von Eberhard durchmesser, etwas weniger als 1 Kilome- Mit der Erforschung des Mondprofils durch Riedel [2]. ter. Bei einer Sternbedeckung kann man die Raumsonden Kaguya und LRO schien also mit einer Zeitmessung im Subsekun- die Untersuchung des Randes über Stern- Die Kombination von Mondfinsternis und denbereich zugleich Strukturen im Subki- bedeckungen überflüssig geworden zu Marsopposition am 27.07.2018 war der lometerbereich auflösen. Je genauer, desto sein. Dafür eröffnete sich bei der Nutzung Grund für eine Reise nach Namibia. Wäh- besser. des Mondes zur Untersuchung von Sternen rend beide Objekte in Deutschland nah am ein neues Fenster. Interessant ist der Mond- Horizont standen, konnten sie in Namibia Der Standort auf der Erde hat dabei einen rand zur Bestimmung des exakten Sonnen- hoch am dunklen Winterhimmel beobach- großen Einfluss. Ganz grob vereinfacht durchmessers mit Hilfe von Sonnenfinster- tet werden. Bei der Vorbereitung fiel auf, kann man mit dem Strahlensatz zeigen, nissen. Bei der letzten Finsternis über den dass es während der Mondfinsternis im Sü- dass mit einer Bewegung auf der Erde um USA gab es kleine, aber signifikante Abwei- den des Landes eine streifende Sternbede- einen Kilometer in Nord-Süd auch die Po- chungen vom Erwartungswert, deren Ursa- ckung geben sollte. Der Zielstern Omicron sition des Sterns am Mondrand um einen che noch geklärt werden muss [5]. Capricorni ist mit 5,9 mag recht hell und Kilometer in Nord-Süd verändert wird. Im zudem auch noch ein Doppelstern. Ein so Detail ist die Berechnung sehr komplex, da Die Ergebnisse der Raumsonden Kaguya heller Stern sollte während einer Mondfins- es sich bei Erde und Mond um rotierende und LRO haben eine wechselnde Genau- ternis auch mit kleinen Geräten gut nach- Körper handelt und auch die Höhe des ir- igkeit. In einigen Mondregionen gibt es weisbar sein und lohnte daher eine Tour in dischen Beobachtungsstandorts eine Rolle zwischen den Profilen deutliche Differen- den Süden des Landes zwischen Grünau spielen kann. zen. Man kann die Unterschiede gut sehen, und Keetmanshoop. Es wurde ein ambitio- wenn man in der Software OCCULT zwi- niertes Programm aufgestellt, das mehrere Die Bestimmung des Mondrandes ist ein schen den Profilen der Sonden hin- und Punkte umfasste:

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– Die Live-Übertragung der Mofi via Youtube. Die Live-Übertragung nach Deutschland war an eine gute Funkver- bindung gebunden. Das Netz ist in dem dünn besiedelten Wüstenstaat nicht überall gleich gut ausgebaut. – Die Fotometrie der Totalität mit Hilfe des nur wenige Grad entfernten Mars und – die streifende Sternbedeckung selbst. – Zusätzlich sollten nebenbei auch noch ein paar „Pretty Pictures“ entstehen.

Auf der Homepage der namibischen Te- lekom „MTC“ befindet sich eine Karte mit den Sendestationen und ihren Reich- weiten. Die Grazeline des Mondes sollte die Hauptstraße zwischen Windhoek und Südafrika nördlich von Grünau passieren. Leider war gerade dort eine bescheidene Signalstärke von „2G-limited“ eingezeich- net. Weiter westlich sah es deutlich besser 3 Positionen der Stationen 1 bis 5 gezählt von Nord nach Süd. Die Abstände zwischen aus. Am Schnittpunkt der Grazeline mit der den Stationen entsprechen zufällig in etwa den realen Höhendifferenzen der Mondberge. Sandpiste D201 sollte nach den Karten eine Dies liegt daran, dass der Mond zum Bedeckungszeitpunkt einen Azimut von fast genau Signalstärke von „3G“ möglich sein. Die 90 Grad hatte und sich zugleich der Mondschatten in West-Ost-Richtung bewegte. optimale Position auf dieser Sandpiste wur- Die Angaben zur Steigung müssen daher nicht über den Horizontabstand des Mondes de von Eberhard Riedel für uns berechnet. korrigiert werden. Wir machten uns frühzeitig auf den Weg und erreichten noch vor Sonnenuntergang den geplanten Standort. Das war keines- – Die nördlichste Station (1) bestand aus heit war es komplett verschwunden. Die wegs zu früh, denn fünf Beobachtungssta- einem 135-mm-Fotoobjektiv mit einer Live-Übertragung fiel dadurch aus. Ganz tionen mussten über 500 m Weg verteilt Watec-Kamera und einem Taschenre- so schlimm war das nicht, denn in weiten werden. Bernd Gährken sollte die Über- korder, der das Videosignal etwa eine Teilen Deutschlands war das Wetter gut wachung der zwei nördlichen Stationen Stunde lang auf SD-Karte speichern und viele Menschen konnten die Finster- und Sebastian Voltmer der drei südlichen konnte. nis mit ihren eigenen Augen sehen. Spä- Stationen übernehmen. Damit die Statio- – Station 2 bestand aus einem 72-mm- ter stellten wir fest, dass es zu der Zeit auf nen im kritischen Moment korrekt arbeiten ED-Refraktor und einer Astro-Webcam dem Youtube-Kanal dennoch zu regen, konnten, war eine genaue Einsüdung wich- ASI 290. Die Aufzeichnung erfolgte hier leider vergeblichen Aufrufen kam. tig. Wegen des hellen Vollmonds waren die per PC. Sterne im Sternbild Octans zum Einsüden – Station 3 bestand aus einem Baader Sco- Von den fünf Stationen lieferten immerhin via Polsucher aber gar nicht zu sehen. Erst pos ED 66 mm/400 mm und einer ASI vier ein Ergebnis ab. Die Zeitabstimmung kurz vor der Totalität war der Himmel aus- 1600MM. sollte durch Abfilmen der Uhr eines Lap- reichend dunkel, und so wurde es stressig. – Für Station 4 war eine Nikon P900 auf tops sichergestellt werden. Leider lag die Die Einsüdung gelang dann doch noch bei einer leichten MDK-Nachführung von Synchronisierung der Internet-Uhr eine immerhin 4 Stationen. Doch erst wenige David Wemhöner aufgebaut – zum Auf- knappe Woche zurück und so ergaben sich Minuten vor dem Graze waren alle Kameras zeichnen von Videosequenzen direkt auf bei den Zeiten Unsicherheiten. Die absolu- verstöpselt und passend eingestellt. Visuell die SD-Karte. te Zeitnahme ist allenfalls auf ein paar Se- war die Beobachtung mit einem Fernglas 15 – Station 5 war für die Aufzeichnung kunden genau, aber die relative Zeitnahme x 70 geplant, doch der Stern war damit am und den Livestream via Smartphone an ist davon nicht betroffen. Bei der Finster- Mondrand kaum zu erkennen. Leichter war einem kleinen Newton des Typs First- nisdauer ist die Zeitangabe über die kons- es direkt am Computerbildschirm, wo der Scope aufgebaut. Doch das Handysignal tante Bildrate auf Sekundenbruchteile kein Stern während der streifenden Bedeckung brach schon in der Dämmerung immer Problem. wunderbar vor sich hin flackerte. wieder ab und bei Einbruch der Dunkel- Seltsamerweise passten die sauberen und

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detailreichen Ergebnisse von Station 3 dass diese Erklärung allein nicht ausreicht. allerhöchstem Niveau, denn noch vor we- überhaupt nicht zum Schema, so dass wir Station 1 war ohne Auffälligkeiten und nigen Jahren wären so exakte Prognosen einen Mess- oder Aufnahmefehler anneh- durch minimale Parallelverschiebung ließ gar nicht denkbar gewesen. Die Program- men. Diese Messung wurde daher vorerst sich eine plausible Grazeline finden. me sind eine tolle Hilfe bei der Standortsu- nicht weiter untersucht, obwohl wir noch che und den Autoren gebührt Dankbarkeit um eine Erklärung ringen, wie es sein kann, Doch um für Station 2 eine brauchbare für ihr großes Engagement! dass der Stern zu sehen ist, während er je- Lösung zu erhalten, muss das vorgegebene doch an Station 2 und 4 gerade hinter einem Profil korrigiert werden. Entweder ist der Streifende Bedeckungen bleiben also auch Mondberg lag. Eine erhebliche Anzahl von Berg beim 1. Kontakt etwas zu niedrig oder im 21. Jh. spannend. Doch selbst wenn sich Dropped Frames und zwischenzeitliche das Tal beim 4. Kontakt etwas zu flach. dies im Laufe des Jahrhunderts ändern soll- Verzögerungen bei der Speicherung zogen te, bleibt die Faszination des Naturereignis- wir in Betracht, doch ein merkliches Sprin- Noch etwas größere Abweichungen zwi- ses wohl immer erhalten. gen des Mondes stellten wir bei seiner Ei- schen Prognose und Realität gab es am genbewegung relativ zu den Sternen in dem Standort 4. Die 2-sekündige Verfinsterung Video nicht fest. Jedoch ist die Gesamtlänge zwischen 3. und 4. Kontakt hätte es nach der Internetlinks (Stand 28.1.2019): der Bedeckung in der Videosequenz länger Prognose in Occult gar nicht geben dürfen. [1] Software Occult: www.lunar- als die in den Aufzeichnungen der anderen Wenn man die Sehne bis zu diesem Berg occultations.com/iota/occult4.htm Stationen, was auf eine langsamere Abspiel- verschiebt, müsste die Anzahl der Kontakte [2] Software Grazprep: www.grazprep. geschwindigkeit hindeutet. Was wir daraus zum Finsternisende stark zunehmen, was com/ lernen: Immer doppelt checken, dass die jedoch nicht beobachtet wurde. [3] B. Gährken, Homepage: www.astrode. Zeit in jedes einzelne Video bei solchen de/reisen/reisen18c/namib2018g3. Messungen auch wirklich eingebrannt Auch mit GRAZPREP gibt es keine ein- htm wird! Die folgenden drei anderen Stationen deutige Lösung. Dort müsste die Sehne [4] S. Voltmer, Homepage: www. sind zum Glück durchgehend zeitsynchron. für Station 4 soweit nach Süden verscho- astrofilm.com ben werden, dass die fehlenden Kontakte 9 [5] E. H. R. Bredner, 2018: „IOTA/ES basic – Station 1 hat eine gemessene Gesamt- und 10 noch ermöglicht werden. Die Lücke observations with a small telescope“, länge von 116,85 s. Die Prognose lag bei zwischen Kontakt 2 und 3 würde sich dann Vortrag ESOP-Tagung, www.astrode. 112,12 s. aber schließen und das dort gesichtete Tal de/reisen/reisen18c/esop18.htm – Station 2 hat eine gemessene Gesamtlän- wäre weg. ge von 125 s. Die Prognose lag bei 120 s. – Station 4 hat eine gemessene Gesamtlänge Als Fazit kann man sagen, dass beide Pro- von 189 s. Die Prognose lag bei nur 165 s. gramme leicht widersprüchliche Progno- sen lieferten, die beide nicht perfekt zur Es scheint bei der Prognose signifikante Realität passten. Doch das ist Jammern auf Fehler zu geben. Um die Ursache zu er- mitteln, wurden die Sehnen der einzelnen Anzeige Finsternisabschnitte in die Prognose der Software OCCULT eingetragen (Abb. 1). Da an allen 3 Stationen die Finsternislänge etwas höher war als erwartet, wäre es plau- sibel anzunehmen, dass wir einfach etwas weiter im Mondschatten gestanden haben. Ein paar Meter würden schon reichen, denn auf der Nord-Süd-Achse lagen zwischen den Stationen 1 und 4 nur 300 Meter! Dass eine so geringe Wegstrecke bei einer strei- fenden Sternbedeckung einen so großen Unterschied bei den Zeiten bewirken kann, war schon eine faszinierende Erfahrung!

Die Untersuchung im Detail zeigte aber,

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Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 3. Quartal 2019 von Eberhard Riedel

Die Monate August und September bie- Karte mit den Grenzlinien der 5 Streifungsereignisse ten gleich fünf wirklich sehenswerte und einfach zu beobachtende streifende Be- deckungen von Sternen durch den Mond. Die Landkarte zeigt die Grenzlinien dieser Ereignisse quer über Deutschland, die der mittlere Mondrand während des Vorbeizu- ges am Stern beschreibt. Von jedem Punkt in der Nähe dieser Linien ist zum richtigen Zeitpunkt das oft mehrfache Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns bereits in einem kleinen bis mittleren Fernrohr zu verfolgen. Alle fünf Streifungen finden am unbeleuchteten nördlichen Mondrand in ausreichendem Abstand zum hellen Mond- terminator statt. Der Mond ist jeweils ab- nehmend, so dass alle Ereignisse in die 2. Nachthälfte fallen.

Ereignis 1: 27.08.2019 Am frühen Morgen des 27. August zieht ab 04:25 Uhr MESZ die nur noch zu 15% be- leuchtete Mondsichel mit ihrem Nordrand am 7,0 mag hellen Stern SAO 79216 vorbei. Die Streifung ist auf einer Linie von Düs- seldorf über Dortmund, Hamm, Gütersloh, Celle und Parchim bis nach Greifswald zu sehen.

Die Abbildung 1a zeigt für die Länge 10° Ost, dass die scheinbare Sternbahn (blau- weiß gestrichelte Linie mit Minutenanga- ben) den mittleren Mondrand (weiß ge- punktet), für den die geografische Breite der Streifung berechnet ist, um 04:27:43 Uhr MESZ gerade berührt. Zu sehen ist In dieser Grafik ist das Mondrandprofil achtungsortes, für die die aufzusuchende aber auch, dass es an dieser Beobachtungs- in 6-facher Überhöhung dargestellt, wes- Beobachtungsposition korrigiert werden position wegen des abgesenkten Mondter- halb auch die Krümmung der scheinbaren muss (zur Software s.u.). rains zu keiner Sternbedeckung kommen Sternbahn grafisch erforderlich ist. Auf wird. Die roten Begrenzungslinien geben diese Weise kann besser beurteilt werden, Die Abbildung 1b zeigt die voraussichtliche vor, wie sich, bedingt durch die Mondpar- wann und wie viele Bedeckungsereignisse Situation bei einer Ablage von 2.600 m süd- allaxe, die scheinbare Sternbahn verschiebt, im Einzelnen zu erwarten sind. Beobachter östlich der mittleren Streifungslinie. Dort wenn man die vorausberechnete Position auf verschiedenen Stationen erleben somit kommt es zwischen 04:26:34 und 04:29:05 um 3.000 m nach Norden bzw. Süden ver- sehr verschiedene Kontaktzeiten. Einen Uhr MESZ zum achtmaligen Verschwin- lässt (jeweils senkrecht zur Richtung der weiteren Einfluss auf die zu beobachten- den und Wiederauftauchen des Sterns. Streifungslinie). den Kontakte hat auch die Höhe des Beob-

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SAO 79216 ist ein sehr weiter Doppelstern, dessen 2. Komponente mit nur 10,4 mag knapp 4 Minuten vor dem Hauptstern total vom Mond bedeckt wird. Dessen Sichtung erfordert aber ein genügend lichtstarkes Fernrohr.

Das Verschwinden und Wiedererscheinen der Hauptkomponente am Mondrand dürf- te jeweils schlagartig erfolgen. Nicht selten wurden jedoch bei Sternbedeckungen durch den Mond neue Doppelsterne ent- deckt. Zu beobachten wäre dann ein lang- sameres oder nur teilweises Verschwinden und Wiederauftauchen des Sternlichtes. 1a Die scheinbare Sternbahn von SAO 79216 (blauweiß gestrichelte Linie) bei Beobachtung genau von der vorhergesagten Grenzlinie, mit 6-facher Mondhöhendehnung, rote Ereignis 2: 19.09.2019 Begrenzungslinien bei ± 3 km Am frühen Morgen des 19. September be- deckt der zu 79% beleuchtete abnehmende Mond den 6,1 mag hellen Stern SAO 93327. Die Streifungslinie zieht sich über Köln, Bad Salzuflen, Neustadt am Rübenberge und Wismar bis nach Rostock. Der Mond- randausschnitt in der Abbildung 2 verdeut- licht die Situation bei der geografischen Länge von 10° Ost. Da erneut auf der für das mittlere Mondniveau vorausberechneten Zentrallinie keine Kontakte zu sehen sein werden, wurde diese Grafik für eine Posi- tion 2.100 m weiter südlich gerechnet. Bei dieser Position können zwischen 02:02:36 und 02:04:32 Uhr MESZ 18 und mehr Kon- takte erwartet werden.

Das Mondrandprofil ist erneut in 6-facher 1b Die scheinbare Sternbahn von SAO 79216 mit 6-facher Mondhöhendehnung 2.600 m Überhöhung dargestellt. Die roten Be- weiter südöstlich, rote Begrenzungslinien bei ± 3 km grenzungslinien deuten den Versatz der scheinbaren Sternbahn in einem Abstand von ± 3.000 m von der dargestellten Strei- Morgen des 20. September eine sehenswer- hügeln innerhalb von knapp 40 Sekunden fungslinie an. te Streifung des 6,1 mag hellen SAO 93777. mindestens 5-mal nacheinander. Die roten Der Mond ist zwar zu 70% beleuchtet, aber Begrenzungslinien deuten den Versatz der SAO 93327 ist ein enger Doppelstern. Vi- der Abstand zum hellen Terminator aus- scheinbaren Sternbahn in einem Abstand suell werden die Kontakte mit dem Mond- reichend groß, so dass auch eine kleinere von ± 1.000 m von der dargestellten Strei- rand aber schlagartig erfolgen. Erst eine Optik reicht. fungslinie an. Das Profil ist in diesem Fall Vide­oaufzeichnung dürfte das nacheinan- 12-fach überhöht abgebildet. der erfolgende Verschwinden und Wieder- Die Abbildung 3 zeigt die scheinbare Stern- SAO 93777 ist ein Dreifachsystem. Die auftauchen des Sterns auflösen. bahn auf 10° östlicher Länge bei einer Brei- Vorhersage ist für die beiden Hauptkom- te, die um knapp 300 m von der für das ponenten gerechnet, die sehr nahe beiein- Ereignis 3: 20.09.2019 mittlere Mondniveau vorausberechneten anderstehen und sich visuell nicht auflösen Für Frühaufsteher auf einer Linie von Mön- Linie nach Süden verlagert ist. Von dieser lassen. Die 3. Komponente mit einer Hellig- chengladbach über Düsseldorf, Velbert, Beobachtungsposition aus verschwindet keit von 9,6 mag steht ca. 4 Bogensekunden Soest und Paderborn nach Berlin bietet der der Stern hinter mehreren kleinen Mond- weiter nördlich und wird nicht bedeckt.

140 | Journal für Astronomie Nr. 70 Sternbedeckungen

Ereignis 4: 23.09.2019 Am frühen Morgen des 23. September ist der Mond nur noch zu 39% beleuchtet und bedeckt auf einer Linie von Neustadt an der Weinstraße über Bad Kissingen und Leip- zig bis Lübben (Spreewald) den 7,3 mag hellen Stern SAO 78774.

Auf der vorausberechneten Linie wird es erneut nicht zu Kontakten kommen. Not- wendig ist daher ein Ausweichen um min- destens 800 Meter nach Süden.

Die Abbildung 4 zeigt die Streifungssitu- ation 1.824 Meter von der vorausberech- neten Breite Richtung Süden entfernt bei 2 Die scheinbare Sternbahn von SAO 93327, 6-fache Mondhöhendehnung, einer Länge von 10° Ost, wo es ab 02:31 Uhr rote Begrenzungslinien bei ± 3 km MESZ innerhalb von gut 3 Minuten zu 14 Kontakten und mehr kommen kann. Die roten Begrenzungslinien zeigen hier den Versatz der scheinbaren Sternbahn in ei- nem Abstand von ± 3.000 m von der mittle- ren Streifungslinie an. Das Mondrandprofil ist 6-fach überhöht dargestellt. SAO 78774 ist nicht als Doppelstern bekannt.

Ereignis 5: 24.09.2019 Trotz der geringen Sternhelligkeit vom 8,6 mag ist die streifende Sternbedeckung von SAO 79794 am frühen Morgen des 24. September im mittleren Fernrohr leicht zu beobachten und sehenswert. Der Mond ist nur noch zu 28% beleuchtet, aber auch we- gen des großen Winkelabstandes zum Ter- minator wird die Beobachtung durch die 3 Die scheinbare Sternbahn von SAO 93777, 12-fache Mondhöhendehnung, hellen Mondstrukturen in keiner Weise be- rote Begrenzungslinien bei ± 1 km einträchtigt. Die Bedeckungslinie verläuft südlich Lörrach, nördlich Tuttlingen, süd- lich Ulm, Günzburg, Ingolstadt, Kelheim. 6-fach gedehnt dargestellt. Zwei Minuten Um streifende Sternbedeckungen erfolg- lang kann an dieser Position ab 04:52:46 reich beobachten zu können, werden eine Die Grafik ist für eine Länge von 10° Ost ge- Uhr MESZ jeweils zehnmal oder mehr das ganze Reihe präziser Informationen benö- rechnet und lässt erkennen, dass erneut we- Verschwinden und Wiederauftauchen des tigt. Die europäische Sektion der Internati- gen tiefliegender Mondrandstrukturen auf Sterns zu sehen sein. onal Occultation Timing Association (IO- der vorausberechneten Grenzlinie keine TA/ES) stellt diese Daten zur Verfügung. Bedeckung stattfindet. Die roten Begren- Allgemeines Kernstück ist die Software GRAZPREP des zungslinien im Abstand von ± 2.000 Metern Grundlage der hier veröffentlichten Pro- Autors, die sowohl eine komplette und stets deuten an, wie weit man nach Süden wan- fildaten sind Laser-Messungen des ameri- aktualisierte Auflistung aller interessanten dern muss, um das mehrfache Verschwin- kanischen Lunar Reconaissance Orbiters Ereignisse als auch für jedes Ereignis die den und Wiederauftauchen des Sterns ver- (LRO), die in ein dichtes Netz von librati- genauen Koordinaten der Grenzlinien und folgen zu können. Die Grafik zeigt den Ver- onsabhängigen Profilwerten umgerechnet viele weitere Informationen liefert. Dar- satz der scheinbaren Sternbahn um 1.900 wurden. über hinaus kann von jedem Standort aus Meter nach Süden. Die Profilhöhen sind das Profil des Mondes und die zu erwarten-

Journal für Astronomie Nr. 70 | 141 Veränderliche

de Sternbahn grafisch in verschiedensten Vergrößerungen dargestellt werden, um so den besten Beobachtungsstandort auswäh- len zu können. Letzterer muss auch unter Berücksichtigung der Höhe optimiert wer- den, weil diese einen Einfluss auf den Blick- winkel zum Mond hat. Hierzu können hö- henkorrigierte Grenzlinien automatisch in 4 Die scheinbare Sternbahn von SAO 78774, 6-fache Mondhöhendehnung, eine Google-Earth-Karte übertragen wer- rote Begrenzungslinien bei ± 3 km den, mit der es dann einfach ist, die besten Beobachtungsstationen festzulegen.

Die Software kann kostenlos unter www. grazprep.com heruntergeladen und ins- talliert werden (Password: IOTA/ES). Zu- sätzlich benötigte Vorhersagedateien sind dort ebenfalls herunterzuladen oder sind direkt vom Autor ([email protected]) oder über die IOTA/ES (www.iota-es.de) zu beziehen. Weiterführende Informa- tionen, z.B. über die Meldung der Bede- ckungszeiten, sind dort ebenfalls erhältlich. Die VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen informiert ferner über Beobachtungs- und Aufzeichnungstechniken dieser eindrucks- 5 Die scheinbare Sternbahn von SAO 79794, 6-fache Mondhöhendehnung, vollen Ereignisse. rote Begrenzungslinien bei ± 2 km

DSLR-Fotometrie an Vergleichssternen im Feld VV Cephei von Wolfgang Quester

Fotos, die mit Teleskopen der Profis und nahmen und heute sind Messungen mit auch mit kleineren von Amateuren er- elektronischen Sensoren das Gegebene. halten werden, sind Augenöffner und Seit Jahren sind CCD-Kameras gängige begeistern viele Menschen. Solche Bil- Bildempfänger in Amateurhand und nun der sind nicht nur schön anzusehen. Sie treten digitale Kameras oft an ihre Stelle, enthalten auch quantitative, zahlenmä- vor allem, wenn helle Sterne gemessen ßige Informationen und sind ein erster werden sollen. Dazu rufen Fachastrono- Schritt, um Erkenntnisse zu gewinnen. men gern auf, wenn sie Satellitenmessun- Für uns Amateure ist die Fotometrie, gen in extremen Wellenlängen durch Be- also die Messung der scheinbaren Hel- obachtungen im optischen Bereich vom ligkeit der Objekte, eine Möglichkeit Erdboden aus ergänzen möchten. dazu. Sie begann vor Jahrhunderten mit visuellen Schätzungen, setzte sich fort 1 80-mm-Refraktor mit mit Messungen an fotografischen Auf- aufgesattelter Kamera

142 | Journal für Astronomie Nr. 70 Veränderliche

Ein Aufruf, den Veränderlichen VV Cephei während einer Bedeckung in den Jahren 2017 bis 2019 zu verfolgen, war Anlass für mich, es mit einer digitalen Spiegelreflexka- mera (DSLR) zu versuchen. Seit 2016 beob- achte ich ein Feld mit den Veränderlichen VV und μ Cephei mit einer Canon EOS 700D in den drei Farben RGB (s. z. B. [1]). Es hat einige Lehrstunden gebraucht, bis die Ergebnisse der beiden Veränderlichen vertrauenswürdig waren. Da erschien es auch plausibel, die Güte und Konstanz der benutzten Vergleichssterne zu betrachten.

Die EOS 700D wurde anfangs mit einem 2 Ausschnitt aus dem Feld um VV Cephei (Norden rechts). Die Sterne haben 10-15 Pixel Olympus-Objektiv aus Analogzeiten be- Durchmesser und lassen sich gut fotometrieren. trieben. Damit wurden Erfahrungen ge- sammelt, die zum Kauf eines Canon-Ob- jektivs von 85 mm Brennweite mit f/1,8 viele Sensorpixel verschmiert sein, was auf Zusätzlich werden Dunkelbilder gewon- führten. Seit Mitte 2017 hat es sich be- dem Kameramonitor bei jedem ersten Bild nen. Auf Flats habe ich bisher verzichtet. währt. Die Kamera sitzt huckepack auf einer Serie geprüft wird. Um auch den hel- Zum einen ist das Canon-Objektiv für Voll- einem 80-mm-Fernrohr, das mit einer al- len roten Veränderlichen μ Cephei zu er- format berechnet (die 700D hat den kleine- ten New-Polaris-Montierung den Sternen fassen, wurde die Belichtung auf ISO 200, ren APS-C-Chip), zum anderen steht das nachgeführt wird. Die Montierung wird Blende 4, 13 Sekunden eingestellt. Mit Feld im Herbst/Winter hoch am Himmel ausreichend eingenordet, um das Feld nach diesen Einstellungen können Sterne mit (ca. 70°). Acht Vergleichssterne wurden ge- Koordinaten einstellen zu können (Abb. 1). Helligkeiten zwischen 4-6 mag mit einem wählt (s. Tabelle 1). Pro Nacht werden Serien mit 10-15 Bildern Signal/Rausch-Verhältnis SNR ~100 in al- aufgenommen. Wichtig ist, Belichtung und len drei Farben fotometriert werden. Damit Fotometriert wird mit FITSMAG 38 [2]. Fokus so zu wählen, dass sowohl helle als liegen alle zu messenden Sterne im linearen Das Programm kann Canon-RAW-Bilder auch schwache Sterne zu brauchbaren Er- Bereich der Kamera (Abb. 2). (CR2) in FITS-Bilder umwandeln, was gebnissen in RGB führen. Beim Fokussie- aber sehr lange dauert. Mit MUNIWIN [3] ren müssen die Sternbildchen auf genügend geht das schneller, obwohl die Farbkanäle

Tabelle 1

BVRc-Daten aus AAVSO-Photometry X16295ASF außer 25 Cep (#9). Dessen Werte stammen aus SIMBAD, das leider keine Werte für Rc liefert.

Vergleichsstern AUID B V B-V Rc V-Rc

ROI 2 #3 (19 Cep) 000-BCP-881 5,19 5,11 0,08 4,984 0,126 ROI 3 #7 (53) 000-BCQ-124 6,52 5,35 1,17 4,516 0,834 ROI 4 ν Cep 000-BCP-307 4,81 4,29 0,52 3,793 0,497 ROI 5 #9 (25Cep) SIMBAD 7,010 5,741 1,269 keine Daten ROI 6 #10 (59) 000-BCP-607 5,80 5,86 -0,06 5,778 0,082 ROI 7 ζ Cep 000-BCP-877 4,63 4,29 0,34 4,001 0,289 ROI 8 #6 (55) 000-BCP-370 7,04 5,52 1,52 4,281 1,239 61 bei μ Cep 000-BCP-223 7,42 6,08 1,34 5,131 0,949

#.. sind Kennzeichnungen der Sterne in meiner privaten Liste. AUID-Nummern sind die Sternbezeichnungen der AAVSO-Datei VSX

Journal für Astronomie Nr. 70 | 143 Veränderliche

3 Die drei Diagramme stellen beispielhaft den linearen Zusammenhang der Differenzen (Kataloghelligkeit minus Rohhelligkeit) dar sowie die sich aus der Ausgleichung ergebenden linearen Gleichungen.

4 Kataloghelligkeiten VBRc und gemessene Helligkeiten (Index „g“) mit deren mittleren Fehlern

nacheinander konvertiert werden müssen. Vergleichssternen selbst sind von dieser Be- – Neue Erkenntnisse“, VdS-Journal Es stellt die FITS-Bilder jedes Kanals in schränkung natürlich nicht betroffen. für Astronomie 67 (IV/2018), S. 96 einen temporären Ordner, der sogleich in [2] O. Nickel, 2018: FITSMAG 38: www. ein endgültiges Arbeitsverzeichnis kopiert Die Abbildung 4 stellt die Katalogwerte staff.uni-mainz.de/nickel/fitsmag. werden muss. den gemessenen Helligkeiten (Index „g“) html gegenüber. Die größten Differenzen „ge- [3] D. Motl: https://sourceforge.net/ Die RGB-Rohhelligkeiten werden auf messen minus Katalog“ treten mit grob 0,05 projects/c-munipack RcVB transformiert wie in [4] beschrieben. mag auf. Die mittleren Fehler der gemesse- [4] W. Quester, 2009: „Grundlagen Die Abbildung 3 zeigt beispielhafte Dia- nen Helligkeiten betragen wenige Milli- der UBVRI-Fotometrie“ in: „BAV gramme, die den linearen Zusammenhang mag. Selbst die hellen Sterne ν und ξ Cephei Einführung in die Beobachtung der über dem Farbindex aufgetragenen Dif- passen in diesen Rahmen; im G-Bereich Veränderlicher Sterne“ 4. Aufl., BAV ferenzen (Kataloghelligkeit minus Rohhel- mussten jedoch einige Ausreißer verworfen Selbstverlag 2009, S. 205 ff; ISBN ligkeit) darstellen. werden. Bei ungünstigen Kameraeinstel- 978-3-00-028465-6 lungen liegen diese Sterne doch außerhalb Für VV und μ Cephei ist es ärgerlich, dass der Linearität des Kamera-CMOS. ihre B-V von 1,75 und 2,35 außerhalb des durch die Vergleichssterne abgedeckten Intervalls -0,06 ≤ B-V ≤ 1,52 liegen. Dieses Literaturhinweise und Weblinks Problem besteht für alle roten Riesenster- (Stand 21.12.2018): ne, weil es kaum konstante Vergleichssterne [1] F. Walter, 2018: „Fortsetzung der mit B-V > 1,5 gibt. Die Messungen an den Beobachtungskampagne VV Cep

144 | Journal für Astronomie Nr. 70 Veränderliche

Ausbruch der Zwergnova EG Cancri im Herbst 2018 und ein historischer Rückblick von Klaus Wenzel

Am 05.10.2018 veröffentlichte Patrick Schmeer aus Bischmisheim über das VSNET eine Alarm-Meldung (Alert) [1], dass sich der WZ-Sge-Stern EG Cnc mit einer Helligkeit von 12,5 mag im Ausbruch befindet. Diesen Ausbruch beobachtete er visuell an einem 8-Zoll-SCT.

Weiter stand in diesem Alert, dass sich der 1 EG Cnc im letzte beobachtete Superausbruch dieses Ruhelicht (POSS II R, Objektes im Jahr 1996 ereignete. Ausbrüche 10’ x 10’) dieser Art sind bei diesem Stern also sehr selten.

Bei EG Cnc handelt es sich um eine Zwerg- nova vom Typ WZ Sge (Weißer Zwerg mit Begleiter), mit einer Periode von 0,05997 Tagen in einer Entfernung von etwa 183 Parsec (VSX-Database). Die Ruhehelligkeit liegt etwa bei 18-19 mag.

WZ-Sge-Sterne sind eine Unterart von Zwergnovae (U-Gemini-Sterne), die Aus- bruchsintervalle von mehreren Jahrzehn- ten aufweisen können. Der Prototyp hier- für ist, wie der Name schon sagt, der Stern WZ Sge mit beobachteten Ausbrüchen 1913, 1946, 1978 und 2001, der lange Zeit für eine wiederkehrende Nova gehalten wurde. Erst später wurde er der Klasse der Zwergnovae zugeordnet.

Historisches Am 20. September 1983 veröffentlichte der Japaner Masaaki Huruhata Beobachtun- gen über einen 11,9 mag hellen Ausbruch einer vermutlichen Zwergnova im Stern- bild Krebs, der allerdings schon sechs Jahre zurücklag [2]. Er stieß auf diesen Ausbruch bei der Auswertung von 280 Aufnahmen, die er mit einer Kamera mit nur 50 mm Brennweite in den letzten 6 Jahren (1977- 1983) gewonnen hatte. 2 Die historische Platte B1860 vom 21.12.1906 aus dem Plattenarchiv der Landes- sternwarte Heidelberg zeigt EG Cnc mit einer Helligkeit von etwa 13,2 mag im Ausbruch. Dieser erste beobachtete Ausbruch dauer- Aufgenommen wurde diese Platte von August Kopff am Bruce-Astrografen der te mindestens vom 12. November 1977 bis Sternwarte auf dem Königsstuhl zur Suche von Kleinplaneten. Bildgröße 30’ x 30’

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zum 12. Dezember 1977 und erreichte etwa die 12. Größe. Der nächste Ausbruch ereig- nete sich zwischen dem 22. November 1996 und Ende Januar 1997. Hier konnten Hel- ligkeiten deutlich über 12 mag beobachtet werden. Außerdem wurden mindestens 5 kurze Echoausbrüche bis etwa 13 mag nachgewiesen. Bei Echoausbrüchen han- delt es sich um weitere kleinere, deutlich kürzere (meist nur wenige Tage dauernde) Ausbrüche nach dem Hauptmaximum. Bei machen WZ-Sge-Sternen ist es schon zu 10 und mehr solcher Echoausbrüche gekom- men, andere wiederum zeigen sie über- haupt nicht. Ein kleinerer, sehr kurzer Aus- bruch bis etwa 14 mag konnte um den 10. Oktober 2009 beobachtet werden.

Bei einer Recherche im Heidelberger Plat- tenarchiv [3] konnte ich noch zwei weite- re historische Ausbrüche (1906 und 1958) entdecken. Beide Ausbrüche wurden am Heidelberger Bruce-Teleskop aufgenom- men, blieben aber unentdeckt. Es sind nur Einzelaufnahmen, sie zeigen also nicht, in welcher Phase sich der jeweilige Ausbruch 3 Der Ausschnitt der Platte B8154 vom 26.04.1958 zeigt den Kometen 1958a Burnham befand. Der Ausbruch vom 21. Dezember etwa 20’ westlich des etwa 6 mag hellen Sterns Iota Cancri als runden diffusen Nebel. Die 1906 mit etwa 13,2 mag wurde von Au- im maximalen Ausbruch befindliche Zwergnova EG Cnc ist etwa 1° südwestlich des Kometen gust Kopff aufgenommen. Diese Platte mit einer Helligkeit von deutlich über 12 mag erkennbar. Bildgröße ca. 80’ x 90’ (B1680, Abb. 2) diente der Identifizierung von Kleinplaneten. Der Ausbruch von EG Cnc blieb unentdeckt. Die Platte (B 8146) Die bisher nachgewiesenen größeren Aus- Bereits zwei Tage (07.10.) nach der mit dem zweiten Ausbruch vom 25. April brüche fanden demnach 1906, 1958, 1977, Alarm-Meldung konnte ich EG Cnc erst- 1958 wurde von Nicolaus Richter, damals 1996 und 2018 statt. Wenn man davon aus- mals mit einer Helligkeit von 13,9 mag Gastbeobachter aus Sonneberg, belichtet. geht, dass EG Cnc etwa im Takt von 20-25 (deutlich schwächer als im Alert) aufneh- Diese Platte diente nicht der Suche nach Jahren einen Superausbruch produziert, men. Doch bereits am 09.10. lag die Hellig- veränderlichen Sternen oder Kleinplane- lohnt es sich vielleicht in weiteren Platten- keit schon wieder bei 12,5 mag. Nach dem ten, sondern der Verfolgung des Kometen archiven wie z. B. Sonneberg nach einem Maximum am 11.10. mit 12,2 mag ging 1958a Burnham. Dies ist wohl die Erklä- weiteren Ausbruch zwischen 1925 und die Helligkeit langsam wieder zurück und rung dafür, dass dem erfahrenen Veränder- 1940 zu suchen. unterschritt um den 20.10. die 16. Größe. lichenbeobachter dieser Ausbruch entging. Auf dieser dem Kometen nachgeführten Der Ausbruch 2018 Von den nun folgenden 6 Echoausbrüchen Strichspuraufnahme ist EG Cnc deutlich Nach P. Schmeers Meldung beschloss ich, (laut AAVSO-Datenbank), die tatsächlich heller als 12 mag und befindet sich etwa EG Cnc so oft wie möglich zu beobach- ähnlich wie 1996 abliefen, konnte ich immer- 1° südöstlich des Kometen. Auch auf einer ten, um eine Lichtkurve des Ausbruchs hin drei sicher nachweisen, was bei unserem weiteren, diesmal den Sternen nachgeführ- zu erstellen. Beobachtet wurde sowohl vi- mitteleuropäischem Klima bei der Kürze ten Platte (B8154, Abb. 3), die Richter 24 suell (mit 12,5- und 16-Zoll-Newton) als dieser Ereignisse ein recht gutes Ergebnis für Stunden später belichtete, fiel ihm dieser auch mit der CCD-Kamera (durch 6- und einen Einzelbeobachter ist (Abb. 5). Ausbruch nicht auf. Der Komet befand sich 8-Zoll-Newton) in meiner Dachsternwarte auf dieser Aufnahme mittlerweile 1° nord- in Wenigumstadt (Abb. 4). Interessant war Ab Anfang Dezember fiel die Helligkeit östlich der Zwergnova. auch, ob bei diesem Ausbruch, ähnlich wie dann kontinuierlich ab und EG Cnc unter- 1996, Echoausbrüche zu beobachten sind. schritt im Januar wieder die 18. Größe. Der

146 | Journal für Astronomie Nr. 70 Veränderliche

4 Zwei Beispiele für Überwachungs- aufnahmen (ca. 10’) von EG Cnc am 8,3-Zoll-Newton. Links: 11.10.2018, 03:35 UT, 12,45 mag; rechts: 18.10.2018, 03:03 UT, 15,9 mag

Ausbruch 2018 war damit definitiv vorbei. Vielleicht ist in den nächsten Jahren mal wieder ein kleinerer Ausbruch wie zuletzt 2009 zu beobachten, aber auf den nächsten „Superoutburst“ werden wir wohl wieder etwa 20 Jahre warten müssen. Kontrollbe- obachtungen sind in jedem Fall sinnvoll.

Literaturhinweise: [1] P. Schmeer, 2018: „EG Cnc in Out- burst!“, VSNET Alert 22595 [2] M. Huruhata, 1983: “A possible catac- lysmic variable in Cancer”, IBVS 2401 [3] K. Wenzel, K. Birkle, 2010: „Astrono- mische Schätze heben - das histori- sche Plattenarchiv der Landesstern- 5 Gesamtlichtkurve von EG Cnc während des Ausbruchs 2018 basierend auf eigenen CCD- warte“, Sterne und Weltraum 3/2010, und auch einigen visuellen Beobachtungen des Autors in der Dachsternwarte Wenigumstadt. S. 68 Nach dem breiten Hauptmaximum sind noch drei weitere kurze Echoausbrüche erkennbar, bevor die Helligkeit wieder endgültig zum Ruhelicht zurückkehrte.

4. Europäisches Veränderlichen-Treffen 2019 (EVS 2019)

Zum nunmehr vierten Mal treffen sich die europäischen Veränderlichenbeobachter. Nach Groningen 2010, Hel- sinki 2013 und Hamburg 2016 laden die belgischen Ver- änderlichenbeobachter 2019 nach Grimbergen bei Brüs- sel (Belgien) ein.

Vom 14. bis 15. September 2019 treffen sich Amateure, Profis und Vertreter der unterschiedlichen Veränderlichen­­ organisationen zum gemeinsamen Austausch, Bündelung von Projekten und Start von neuen Aufgaben.

In Vorträgen, persönlichen Gesprächen und Posterprä- sentationen rückt die Veränderlichengemeinde zusam- men. Alte und neue Bekanntschaften werden aufgefrischt Nähere Informationen unter: 1 Die Mira- Sternwarte und begonnen. Tagungsort ist die Mira-Sternwarte zu www.evs2019.be oder [email protected] Grimbergen, Bild: Grimbergen, nicht weit von Brüssel entfernt. Anmelde- Philippe Mollet schluss ist der 1. August 2019. Dietmar Bannuscher

Journal für Astronomie Nr. 70 | 147 VdS-Nachrichten

BAV-Beobachtungs- und Urlaubswoche 2019

Auch in diesem Jahr findet die BAV-Beobachtungs- und Urlaubswoche statt. Vom 24. August bis zum 1. September 2019 gestalten in dankenswerter Weise wieder BAVer um Gerd-Uwe Flechsig erneut diese Ver- änderlichenzeit.

Auf der VdS-Sternwarte in Kirchheim wartet Verän- derlichenbeobachtung von der Pike auf: Sternauswahl, Beobachtung visuell, mit CCD, mit DSLR. Die Geräte der Kirchheimer Sternwarte können genutzt werden, natürlich kann jeder Besucher seine eigenen Instru- mente mitbringen. Gemeinsames Beobachten, Über- nachten, Fachsimpeln und auch Besuche der schönen, geschichtsträchtigen Städte Thüringens sind nach Gus- to möglich. Der Besuch einer Profisternwarte wird an- gestrebt.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist auch tageweise möglich. Teilnehmer melden 1 BAV-Beobachtungswoche 2017 ihre Übernachtung bitte an der Sternwarte selbst an, weitere Infos erhalten sie unter an der VdS-Sternwarte Kirchheim, [email protected] (Gerd-Uwe Flechsig) und über www.bav-astro.eu. Bild: Guido Wollenhaupt

Dietmar Bannuscher

Wir begrüßen neue Mitglieder

Mitgl.-Nr. Name Vorname Mitgl.-Nr. Name Vorname 21024 Mohr Walter 21072 Behler Tobias 21026 Dr. Schulte Peter 21073 Hoffmann Katja 21032 Wilhelm Hans G. 21074 Kind Jonas 21052 Sternwarte Bruno H. Buergel 21075 Lübzer Land e.V. 21056 Fender Reinhard 21076 Bindel Frank 21059 Rymas Jens-Egon 21078 Frehse Uwe 21060 Schütze Axel 21079 Müller Jan 21061 Johannsen-Klug Peter 21080 Opalka Stefan 21062 Sternwarte St. Andreasberg e.V. 21081 Bornemann Hartmut 21063 Caspary Jürgen 21082 Pfannebecker Bernhard 21064 Loibl Stefan 21084 Rottorf Terence 21065 Mauer Sabine 21085 Bathe Meinolf 21066 Dresbach-Runkel Marco 21086 Kalb Friedhelm 21067 Fuhrmann Hans-Peter 21089 Reck Alexander 21068 Liebisch Josefine 21090 Braun Karl-Heinz 21069 Unger Frank Lothar 21091 Reinhard Mathias 21070 Schneider Eva 21092 Barsch Thomas 21071 Grobe Heinrich 21093 Lewalski-Brechter Norbert

148 | Journal für Astronomie Nr. 70 Einladung zur 34. VdS-Tagung und VdS-Mitgliederversammlung von Sven Melchert, VdS-Vorsitzender

Liebe Sternfreundinnen und Sternfreunde, der Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e.V. lädt Sie sehr herzlich zur 34. VdS- Tagung und VdS-Mitgliederversammlung vom 18. bis 20. Oktober 2019 ein. Zur Tagung wird wieder ein umfangreiches Vortragsprogramm geboten, an dem alle Interessierte teilnehmen können. Die Mitgliederversammlung der VdS ist den Mitgliedern des Vereins vorbehalten.

Dieses Jahr findet die Tagung nach langer Zeit (München, 1997) wieder einmal im südostdeutschen Raum statt. Die VdS folgt damit der freundlichen Einladung der Sternfreunde Dieterskirchen [1]. Veranstaltungsort wird die Schwarzachtalhalle [2] in Neunburg vorm Wald [3] sein – etwa 50 km nördlich von Regensburg im östlichsten Teil des Oberpfälzer Seenlandes nahe der Grenze zu Tschechien. Möglichkeiten zur Übernachtung finden Sie rechts. Unterkunft Preis Gasthof Sporrer EZ: ab 46,- € Das Wochenende beginnt mit einem gemütlichen Beisammensein am Freitagabend. Am Jobplatz 9 DZ: ab 78,- € Samstag wird das Tagungsbüro in der Schwarzachtalhalle ab 9 Uhr geöffnet sein. Die 92431 Neunburg vorm Wald VdS-Tagung startet um 10 Uhr, am Vormittag finden Vorträge der VdS-Fachgruppen für www.gasthof-sporrer.de Amateurastronomen statt. Von 12 bis 13:30 Uhr ist Pause zum Mittagessen. Ab 13:30 Uhr findet die Mitgliederversammlung der VdS statt, Gelegenheit zum Austausch bietet die Panorama-Hotel EZ: ab 55,- € anschließende Kaffeepause. Ab 16 Uhr dann der zweite Teil des Vortragsprogramms mit Gütenland 22 DZ: ab 78,- € astronomischen Themen für die Allgemeinheit, den der öffentliche Abendvortrag eines 92431 Neunburg vorm Wald Fachreferenten um 18 Uhr abrunden wird. Ab 19:30 Uhr besteht die Möglichkeit zum www.panorama-hotel-am-see.de gemeinsamen Abendessen vor Ort. Landhotel Neunburg EZ: ab 59,- € Am Sonntag kann ab 10 Uhr die Sternwarte Dieterskirchen mit ihrem Kleinplanetarium Pfalzgrafenweg 1-3 DZ: ab 79,- € besichtigt werden, vor dem Abschied gibt es die Gelegenheit für einen gemeinsamen Imbiss. 92431 Neunburg vorm Wald www.landhotel-neunburg.de Hinweise für VdS-Mitglieder: Sie werden bis Anfang September eine persönliche Einladung erhalten. Die satzungsgemäße Einladungspflicht ist mit diesem Beitrag bereits erfüllt. Landhotel Birkenhof EZ: ab 117,- € Anträge zur Mitgliederversammlung sind laut Satzung bis spätestens sieben Tage vor der Hofenstetten 55 DZ: ab 181,- € Mitgliederversammlung – das ist der 12. Oktober 2019 – schriftlich an den Vorstand zu 92431 Neunburg vorm Wald richten (siehe Adresse der Geschäftsstelle im Impressum). www.landhotel-birkenhof.de

Wir freuen uns auf eine informative, abwechslungsreiche und unterhaltsame VdS-Tagung Kollerhof EZ: ab 59,- € vom 18. bis 20. Oktober! Poggersdorf 4 DZ: ab 79,- € 92431 Neunburg vorm Wald Internetlinks: www.kollerhof.de [1] www.sternwarte-dieterskirchen.de [2] www.schwarzachtalhalle.de Alle Preise inkl. Frühstück [3] www.neunburgvormwald.de

Journal für Astronomie Nr. 70 | 149 VdS vor Ort / Portrait

Mein astronomisches Leben von Michaela Müksch

1953 kam ich mit 11 Jahren in ein Internat 1 110-mm-Kosmos-Spie- mit Gymnasium in der Eifel. Ich zog in ein gel auf EQ-Montierung mit winziges Einzelschlafzimmer direkt unterm Tele-Xenar 50/200 und Dach ein. Viele Nächte lang schwang ich Fadenkreuz-Beleuchtung mich – sportlich wie ich war – durch die (Selbstbau) Dachluke aufs Dach und schaute sitzend auf einer Schornsteinfeger-Bank in den Stern- himmel. Schnell lernte ich mit Hilfe einer alten Sternkarte, die ich in der Bibliothek des Internats fand, die Sternbilder kennen. Gleichzeitig fand ich ein altes Buch über Astronomie. Nach zwei Jahren holte mich meine Großmutter aus dem Internat.

Da ich schon sehr früh als Kind begeistert gebastelt habe, warf ich Puppen, Autos und 2 300-mm-LK- alles andere Spielzeug in den Papierkorb Cassegrain mit und bekam dafür von meiner Großmutter fotoelektischem ein kleines Fernrohr mit Papp-Röhrchen, Fotometer 1965 Objektivlinse und Okular geschenkt. Dazu bastelte ich mir eine parallaktische Montie- rung aus Holz. Mein erstes Objekt war nicht der Mond, sondern der Andromeda-Nebel.

Meine Großmutter war derart begeistert 3 Spitz-Rolldach des von meinen Interessen, dass sie mir um 300-mm-Lichtenknecker 1960 meinen heute noch vorhandenen (LK)-Cassegrain 1965 110-mm-Newton-Spiegel von Kosmos mit parallaktischem Stativ und Nachführung schenkte (Abb. 1). Jetzt legte ich so richtig los. Gleich baute ich die Kamera mit 200 mm Teleobjektiv meines Vaters an dieses Fernrohr und fotografierte den Androme- da-Nebel, damals auf Ilford-Kleinbildfilm. Paralell dazu hatte ich mir ein kleines Foto- labor in einer Abstellkammer eingerichtet. Ich fotografierte ein Sternbild nach dem an- 4 EQ-Tracker mit Kamera dern, oft mehrfach, und stellte bei etlichen 1:2,8/50 mm, Sucher und Sternen Helligkeitsveränderungen fest. Da- Steuerung in beiden Achsen, mit war mein Interesse für Veränderliche 1970/80iger-Jahre in Kamerun geboren, das bis heute anhält. und Tanzania

Die Fotografie wurde nur Mittel zum Zweck. Fotografie war nie mein eigentliches Hobby. Nach einem freiwilligen Sozialen Jahr be- gann ich noch eine Mechaniker-Lehre. Im Rahmen dieser Ausbildung schweißte ich

150 | Journal für Astronomie Nr. 70 VdS vor Ort / Portrait

5 Kuppel des LK-Cassegrain- Newton (Richtg. Süden), 2007- 2013 für meinen neuen 90 mm/1.200 mm-Refraktor eine parallaktische Gabelmontierung zusammen. Danach begann ich mein Studium der Geodäsie und Astronomie 1964 an der Universität Bonn und beendete dieses 1969 mit dem Diplom in Vermessungswesen, je- doch ohne Abschluss in Astronomie. Immerhin hatte ich Astrono- mie volle acht Semester belegt mit den Schwerpunkten Fotometrie/ Spektrometrie, Radioastronomie und Sternatmosphären.

Ein Freund meines Vaters, der meine Interessen in Astronomie bewunderte, finanzierte mir meinen 30-cm-Cassegrain-New- ton-Spiegel von Lichtenknecker (Abb. 2), den ich auf einer schwe- ren parallaktischen Montierung, die ich einem pensionierten Leh- rer aus Landshut für 1.000 DM abgekauft hatte, in einer Hütte mit Rolldach montierte, nahe einem Basaltlava-Steinbruch in der Eifel (Abb. 3).

Nach dem Einbau des Spiegelsystems in einen Gittertubus begann ich mit dem Bau eines lichtelektrischen Fotometers mit einem

1P21-Photomultiplier nach dem amerikanischen Buch „Photo- electric Photometry for Amateurs, 1964“. Die Stabilisierung der 1.000-Volt-Dynoden-Spannung unter Feuchtigkeit war eine be- sondere Herausforderung. Immerhin konnte ich einige Veränder- liche damit beobachten.

Ich beobachtete nicht nur Veränderliche, sondern auch Sternbe- deckungen durch den Mond, deren Vorhersagen ich von NOAA in Form von Computer-Ausdrucken bekam. Dazu baute ich eine Zeitschreiberanlage mit einem Zeitzeichenempfänger für WWV/ WWVH-Zeitzeichen, gekoppelt mit einer Küchenuhr, deren Ti- cker fotoelektrisch über die Unruhe zusammen mit den Zeitzei- chen aufgezeichnet wurden, und zwar auf der Trommel eines mit einem Plattenspielermotor angetriebenen Schreibers. Damit war eine Synchronisation von Uhr und Zeitzeichenempfängersignalen möglich.

1968/69 gelang mir mit einigen amerikanischen Sternfreunden zu- sammen die Entdeckung der Nova Vulpeculae.

6 300-mm-LK-Cassegrain-Newton auf Gabelmontierung (Selbstbau), 2013

Journal für Astronomie Nr. 70 | 151 VdS vor Ort / Portrait

7 Links: 250-mm-Newton auf Skywatcher EQ6-R in Rollhütte (Richt. Norden), 2013-2018

Nach mehreren Jahren Arbeit in der Foto- grammetrie, Fernerkundung und GIS als Systemanalytikerin und Programmiererin in einem Computerzentrum, verpflichte- te ich mich für mehrere Jahre in der Ent- wicklungshilfe in Kamerun und Tanzania. Die Sternwarte hatte ich zwischenzeitlich komplett abgebaut und die Gerätschaften eingemottet. In den beiden Ländern war ich als Dozentin für Vermessungswesen, 8 Oben: 150-mm-Vixen-Cassegrain mit Grism-Spektrograf Fotogrammetrie, und Fernerkundung an auf Bresser EQ5 in Rollhütte (Richt. Norden u. Osten), 2013-18 zwei Ingenieurschulen tätig. Meine bei- den Kinder gingen dort in die Internatio- nale Schule. Hier lernte ich den südlichen Sternhimmel kennen und begann auch hier wieder, Veränderliche zu beobachten und zu fotografieren. Dazu hatte ich einen EQ-Tracker aus den USA besorgt, an dem ich besagte Kleinbildkamera u.a. mit dem oben erwähnten 200-mm-Teleobjektiv montierte (Abb. 4).

Dann kamen mehrere Auslandstätigkeiten, u. a. mit UNDP in Projekten der Fernerkun- dung, GIS und Computer-Kartografie. Im Rahmen dieser Tätigkeiten, während derer ich nur wenig meinem Hobby nachgehen konnte, machte ich einen Phd. in Fern- erkundung in den USA im Rahmen eines „adult-program“. Im Jahr 2000 siedelte ich mit meiner Freundin – meine Kinder waren 9 Experimentelle radioastronomische Sat.-Antenne (links) und Hornantenne auf Bresser- erwachsen und arbeiteten als Architektin EQ5-Montierung (Nord, Ost), 2013-2018

152 | Journal für Astronomie Nr. 70 Zum Nachdenken

und Designer ebenso im Ausland – nach (Abb. 5) auf unserem Grundstück, in der Südfrankreich um, wo ich meine Auslands- ich den 300-mm-Cassegrain-Newton auf tätigkeiten bis zur Rente 2007 weiterführte. einer Selbstbau-Gabel-EQ-Montierung (Abb. 6) aufsetzte, gesteuert mit der engli- Nachdem ich bis 2003 Umbauten im Haus schen AWR-Technologies Advanced-Mi- und Garten vorgenommen hatte, widmete crostep GOTO-Elektronik für die beiden ich mich wieder meinem Hobby. Von 2007 extrem starken Stunden- und Deklina- bis 2013 baute ich eine 2,70-m-Kuppel tionsmotoren.

10 Ich selbst auf der Eingangstreppe zur Kuppel (mit meiner Katze rechts oben), 2018 Nachwuchsprobleme von Thomas Eversberg

Ich erinnere mich, wie ich als 15-Jähriger „Gucken Sie sich die Leute im Publikum Ausflüge, Partys und andere Veranstaltun- mit meinem Mofa zu meiner Volksstern- und die im Vorstand an. Das ist beides die gen organisiert und inzwischen rund 60 warte fuhr, weil ich für die Astronomie ältere Generation – und die stirbt so lang- Mitglieder hat.“ brannte und dort mitmachen wollte. Vor sam aus. Die KG hat schon vor einigen Jah- dem Gebäude erzählte ich das einem Mit- ren den Generationswechsel verschlafen.“ Unterstützung also! Das heißt Vertrauen glied der Sternwarte, der mir sagte, dafür schenken, beraten, informell agieren und bräuchte man aber Geld. Ich drehte um und Auch in „meiner“ Fachgruppe Spektrosko- dabei Verantwortung nicht über formale war für die Sternwarte für immer verloren. pie fehlte das junge Publikum. Ein „Leiter“ Rollen definieren. Bei den Spektroskopi- Im Februar las ich nun auf der VdS-Web- (natürlich in Rente) war der Chef, definierte kern hat das nach mühsamen Jahren end- seite von einem Innovationsworkshop die Leitlinien, organisierte die Jahrestagun- lich zu mehr jungen Leuten geführt. Sie „Jugendliche in der Astronomie“ der Fach- gen, publizierte das Fachgruppenjournal werden bei Projekten begleitet, bekommen gruppe Astronomische Vereinigungen. und machte alle Öffentlichkeitsarbeit – al- Zuschüsse zu den Tagungen und überneh- Wieder wird ein Problem angesprochen les ganz allein. Von Partizipation keine Re- men die Webadministration und unsere und diskutiert, welches wohl die meisten de. Und das FG-Durchschnittsalter gefühl- Tagungsorganisation – bei Problemen hel- Vereinigungen haben. Einige Tage später te 70. Solche „Zustände“ finden sich auch fen die alten Hasen gern. schlage ich die Lokalzeitung [1] auf und heute noch in anderen Fachgruppen, aber entdecke einen interessanten Artikel zu auch in der Organisation der VdS und der Junge wie Alte wollen Spaß am Hobby. Und Nachwuchsproblemen in anderen Ver- von Tagungen, so dass der Nachwuchs i. d. R. dieser Spaß kann in der Gemeinschaft nur einen. Mit Nachwuchsproblemen oder alt- aus Ü50-Kollegen besteht. Will man jedoch durch Teilhabe und Verantwortung er- gedienten Karnevalisten, die an ihren Vor- junge Astronomen motivieren, von ihrer Be- reicht werden. Junge Leute müssen dabei standspöstchen kleben, sind die Lyskircher geisterung profitieren und den Bildungsauf- ins Rampenlicht, um sich auszuprobieren, nicht allein. Damit haben beispielsweise trag der VdS unterstützen, sollte man sie in alte KollegInnen agieren besser im Hinter- auch die Kleine Innenstädter KG und die Verantwortung setzen. Dass das den „alten grund. Deutzer KG Schäl Sick zu kämpfen. Die Hasen“ schwer fällt, liegt auf der Hand. Wer Deutzer haben ihr Veranstaltungsangebot gibt schon gern Verantwortung ab und tritt Literaturhinweis: in den vergangen Jahren schon reduziert. in den Schatten der Scheinwerfer? [1] N. Ramme, 2019: „In Schieflage gera- ten: Kölner Karnevals-Gesellschaften Warum komme ich hier mit Karnevalis- Weiter im Zeitungsartikel: bekommen Säle nicht voll“, ten?! Nun, ich wohne in Köln und bei einer Als ein gutes Beispiel für gelungene Nach- Kölner Stadt-Anzeiger, 11.02.2019, „KG“ handelt es sich um eine Karnevals- wuchsarbeit benennt Kramp die Große www.msn.com/de-de/nachrichten/ gesellschaft. Doch die Parallele zur VdS ist Braunsfelder KG. „Dort haben vor einigen panorama/in-schieflage-geraten- nicht zu übersehen (es gibt noch weitere Jahren eine Handvoll jüngerer Leute die k%C3%B6lner-karnevals- Ähnlichkeiten). Ein dortiger Vereinspräsi- »Jungen Braunsfelder« gegründet, die mit gesellschaften-bekommen-s%C3% dent bringt die Sache m. E. auf den Punkt: finanzieller Unterstützung der KG eigene A4le-nicht-voll/ar-BBTrEb9

Journal für Astronomie Nr. 70 | 153 DREIECK

ANDROMEDA JAGDHUNDE GROSSER BÄR DRACHE DRACHE GROSSER BÄR KEPHEUS

Deneb JAGDHUNDE KLEINER LÖWE

EIDECHSE BOOTES SCHWAN HAAR DER HERKULES BERENIKE HERKULES Wega Wega NÖRDL. LÖWE SCHWAN KRONE BOOTES HAAR DER PEGASUS NÖRDL. BERENIKE FÜCHSCHEN LEIER KRONE Gemma Arktur LEIER Albireo Gemma FÜCHSCHEN Albireo Arktur FISCHE PEGASUS PFEIL DELFIN PFEIL SCHLANGE FÜLLEN DELFIN Atair (KOPF) ADLER SCHLANGE FÜLLEN Atair ADLER (KOPF) WASSERMANN JUNGFRAU JUNGFRAU SCHLANGE SCHLANGEN- SCHLANGE (SCHWANZ) TRÄGER Neptun (SCHWANZ) SCHLANGEN- WASSERMANN TRÄGER

Spica SCHILD WAAGE SCHILD WAAGE STEINBOCK SKORPION Saturn Jupiter SKORPION SÜDOST Pluto Jupiter STEINBOCK SÜDOST Pluto Saturn SCHÜTZE Antares Antares Sternkarte exakt Sternkarte exakt gültig für 15. Juli SCHÜTZE WOLF gültig für 15. August 23 Uhr MESZ SÜDWEST 23 Uhr MESZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de SÜD www.sternfreunde.de

Mondphasen im Juli 2019 Mondfinsternis Mondphasen im August 2019

Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond 2.7. 9.7. 16.7. 25.7. 1.8. 7.8. 15.8. 23.8. 30.8.

Ereignisse im Juli 02. 00:00 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 13. 23:40 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 02. 20:16 Neumond, totale Sonnenfinsternis, beobachtbar in 14. 16h Pluto (14,2 mag) in Opposition zur Sonne, Sternbild S-Amerika, S-Pazifik Schütze 02. ab 20:57 Europa u. Schatten vor Jupiter, bis 23:26 16. 03h Mond 3,4° W Saturn (0,1 mag, 18,4’’), Sternbild Schütze 02. 23:20 U Cep Min.-Mitte 9,1 mag, Dauer gleicher Hell. 2,3 h, 16. ab 19:42 partielle Mondfinsternis, Größe 0,66, Mitte 22:31, Abstieg v. 6,8 mag in rd. 5 h, zum Schluss sehr schnell Ende 01:20, in voller Länge beobachtbar in O- u. S- 04. 06:40 Mond bedeckt Mars (1,8 mag, 3,6’’), beob. in S-Asien Europa, Afrika, Naher u. Mittl. Osten 04. 21h Mond 6,4° NO Merkur (1,5 mag, 10,1’’) u. 7,8° O Mars, tief 16. 22:38 Vollmond 04. 23h Erde im Aphel 16. 23:00 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag 05. 06h Mond erdnah, 32,9’ 17. ab 21:10 Ganymed vor Jupiter, bis 23:27 05. 22h Mond 5,4° NW Regulus (α Leo, 1,4 mag) 18. ab 00:27 Ganymed Schatten vor Jupiter 06. ab 21:28 Io u. Schatten vor Jupiter, bis 00:17 19. 23:30 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 07. 23:20 U Cep Min.-Mitte 9,1 mag, Dauer gleicher Hell. 2,3 h, 20. 22:10 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag Abstieg v. 6,8 mag in rd. 5 h, zum Schluss sehr schnell 21. 01h Mond erdfern, 29,5’ 07. 23:50 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 21. 14h Merkur in Konjunktion mit der Sonne 09. 11:55 Erstes Viertel 22. ab 20:23 Io u. Schatten vor Jupiter, bis 22:35 09. 18h Saturn (0,0 mag, 18,4’’, Ring 41,8’’) in Opposition zur 25. 02:18 Letztes Viertel Sonne, Sternbild Schütze, Ringöffnung 24,4° 25. 23:20 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 09. ab 22:13 Europa u. Schatten vor Jupiter, bis 02:02 27. max. Libration im Mond-W 09. 22:45 Mond 6,5° N Spica (α Vir, 1,1 mag) 28. 02h Mond 1,6° NO Aldebaran (α Tau, 1,0 mag) 10. ab 20:28 Schatten v. Ganymed vor Jupiter, bis 22:53 29. ab 0h Maximum Meteorschauer der Delta-Aquariden, 40 km/s, 11. 23:40 RZ Cas Min. 7,7 mag, rd. 2 h schneller Abstieg v. 6,2 mag bis zu 25/h 12. max. Libration im Mond-O 29. ab 22:18 Io u. Schatten vor Jupiter, bis 00:29 12. 23:40 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag 29. 23:50 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag 13. 21:30 Mond 8,8° NO Antares (α Sco, 1,1 mag) 30. 02h Kleinplanet (15) Eunomia (8,5 mag) 45’ S β Aqr (2,9 mag), 13. 21:30 Mond 1,5° NO Jupiter (-2,5 mag, 44,5’’), Sternbild Sternbild Wassermann Schlangenträger 13. ab 23:14 Io u. Schatten vor Jupiter, Jupiter-Untergang Vorschau auf astronomische Ereignisse zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune Braune E. Celnik und Werner Werner zusammengestellt von Ereignisse auf astronomische Vorschau Klös (Sternbedeckungen Sternbedeckungen), Oliver Riedel (streifende Sterne), Eberhard (Veränderliche Kleinplaneten) durch

154 | Journal für Astronomie Nr. 70 DREIECK

ANDROMEDA JAGDHUNDE GROSSER BÄR DRACHE KEPHEUS

EIDECHSE Deneb BOOTES HAAR DER HERKULES BERENIKE Wega NÖRDL. SCHWAN KRONE

Gemma Arktur LEIER FÜCHSCHEN Albireo FISCHE PEGASUS

PFEIL DELFIN SCHLANGE (KOPF) FÜLLEN Atair ADLER JUNGFRAU SCHLANGE Neptun (SCHWANZ) SCHLANGEN- WASSERMANN TRÄGER

SCHILD WAAGE STEINBOCK SKORPION Jupiter SÜDOST Pluto Saturn Antares Sternkarte exakt gültig für 15. August SCHÜTZE 23 Uhr MESZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im August 2019

Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond 1.8. 7.8. 15.8. 23.8. 30.8.

17. 12h Mond erdfern, 29,4’ Ereignisse im August 18. 22:50 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 01. 04:12 Neumond 19. 23:00 U Sge Min.-Mitte 9,2 mag. Dauer gleicher Hell. 1,6 h, 02. 8h Mond erdnah, 33,2’ Abstieg v. 6,6 mag in rd. 5 h, zum Schluss sehr schnell 02. 23:00 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag 19. 23:10 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag 03. ab 20:39 Europa u Schatten vor Jupiter, bis 23:09 21. ab 21:17 Io u. Schatten vor Jupiter 05. 21h Mond 8,7° NW Spica (α Vir, 1,1 mag) 21. 23:10 U Oph Min. 6,5 mag, Abstieg v. 5,8 mag in rd. 2 h 05. ab 23:07 Io u. Schatten vor Jupiter 22. ab 20:23 Ganymed Schatten vor Jupiter, bis 22:54 06. 23:10 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 23. 15:56 Letztes Viertel 07. 18:31 Erstes Viertel 23. 22:30 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag 08. max. Libration im Mond-O 23. 23:19 Algol (β Persei) Min. 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd. 3 h 08. 04h Beginn Merkur Morgensichtbarkeit, bis ca. 22.8. 24. max. Libration im Mond-W

09. 21h Mond 7,1° NO Antares (α Sco, 1,1 mag) 24. ab 03:44 Mond bedeckt δ1 Tauri (3,8 mag), bis ca. 05:08, 09. 22h Mond 2,2° NW Jupiter (-2,4 mag, 41,7’’) und 7,3° NO Zeitpunkte abh. v. Standort! Antares (α Sco, 1,1 mag) 24. 04h Mond 3,4° NW Aldebaran (α Tau, 1,0 mag) 10. 0h Merkur in größter Elong. West, 19° 03’, Morgensichtbarkeit 24. 20:40 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 10. ab 20:57 Europa u Schatten vor Jupiter, bis 23:24 27. ab 03:25 Streifende Sternbedeckung Mond – SAO 79216 (7,0 mag), 11. 21:40 U Oph Min. 6,5 mag, Abstieg v. 5,8 mag in rd. 2 h Linie Düsseldorf – Dortmund – Hamm – Gütersloh – Celle 12. 01h Mond 5,6° W Saturn (0,2 mag, 18,1’’) – Parchim – Greifswald 12. 21h Mond 5,4° O Saturn 27. ab 04:48 Mond bedeckt δ Geminorum (3,5 mag), bis ca. 05:47, 12. 21h Maximum Meteorschauer der Perseiden, ganze Nacht, Zeitpunkte abh. v. Standort! 59 km/s, bis zu 110/h 27. 21:40 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag 12. 21:00 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 29. ab 19:13 Ganymed vor Jupiter, bis 21:39 13. Kleinplanet (15) Eunomia (8,2 mag) in Opposition zur 30. 11:37 Neumond Sonne, Sternbild Wassermann 30. 17h Mond erdnah, 33,5’ 14. 7h Venus in oberer Konjunktion mit der Sonne, Abstand 1,3° N 30. ab 18:55 Io u. Schatten vor Jupiter, bis 21:06 14. ab 19:25 Io u. Schatten vor Jupiter, bis 22:48 30. 22:30 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 15. 13:29 Vollmond 31. 21:00 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag 16. 22:30 U Oph Min. 6,5 mag, Abstieg v. 5,8 mag in rd. 2 h 31. g. Nacht Maximum Meteorschauer Alpha-Aurigiden, 65 km/s, 17. 01:10 Kleinplanet (709) Fringilla (14,8 mag) bedeckt Stern bis zu 100/h

SAO 58599 (9,5 mag, Sternbild Fuhrmann) für 2,7 s, der BAV, Berechnungen Pluto), mittels GUIDE (Project eigene Recherchen Observatory, Quellen: US Naval Riedel [GRAZPREP]), (Eberhard der IOTA/ES Berechnungen Preston), (Steve der IOTA Berechnungen (IMO). Homepage der International Meteor Organization Helligkeitsabfall um 5,3 mag, Pfad in O-Österreich

Journal für Astronomie Nr. 70 | 155 DRACHE Algol BOOTES KEPHEUS PERSEUS KASSIOPEIA

ANDROMEDA HERKULES

DREIECK NÖRDL. KRONE Deneb Wega Gemma EIDECHSE

WIDDER SCHWAN

LEIER

Albireo Uranus FÜCHSCHEN SCHLANGE FISCHE PEGASUS (KOPF) PFEIL

DELFIN Atair ADLER WALFISCH FÜLLEN SCHLANGEN- SCHLANGE TRÄGER (SCHWANZ)

Neptun WASSERMANN

SCHILD

SÜDOST STEINBOCK Pluto Saturn Fomalhaut SÜDL. FISCH Sternkarte exakt gültig für 15. September SCHÜTZE 23 Uhr MESZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im September 2019

Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond 6.9. 14.9. 22.9. 28.9.

Ereignisse im September 01. R Tri im Anstieg zu einem Max. am 18.10. mit 5,4 mag 20. 23h Mond 4,2° O Aldebaran (α Tau, 1,0 mag) o. schwächer 22. 03:41 Letztes Viertel, max. Libration im Mond-W 02. 12h Mars in Konjunktion mit der Sonne 22. ab 17:54 Io u. Schatten vor Jupiter, bis 21:20 04. 3h Merkur in Konjunktion mit der Sonne 23. ab 01:31 Streifende Sternbedeckung Mond – SAO 78774 (7,3 mag), 05. max. Libration im Mond-O Linie Neustadt an der Weinstraße – Bad Kissingen – Leipzig 05. 20h Mond 7,1° W Jupiter (-2,2 mag, 38,5’’) u. 6.9° N Antares – Lübben (Spreewald) (α Sco, 1,1 mag) 23. 08:50 Herbstanfang, Herbsttag- und -nachtgleiche 05. 22:20 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 23. 22:00 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 06. 04:10 Erstes Viertel 24. ab 03:52 Streifende Sternbedeckung Mond – SAO 79794 (8,6 mag), 06. ab 19:33 Io vor Jupiter, bis 21:44, ab 20:50 mit Schatten Linie südlich Lörrach - nördlich Tuttlingen - südlich Ulm – 06. 20h Neptun (7,8 mag, 2,4’’) 32’’ SW Stern φ Aqr (4,2 mag), Günzburg – Ingolstadt - Kelheim Sternbild Wassermann, Neptun-Bewegung! 26. 04:30 Mond 4,3° NW Regulus (α Leo, 1,4 mag) 08. 20h Mond 2,8° SO Saturn (0,4 mag, 17,4’’), Sternbild Schütze 26. 22:40 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag 09. g. Nacht Maximum Meteorschauer Epsilon-Perseiden, bis zu 30/h 27. 03h Mond 7,6° NO Spica (α Vir, 1,1 mag) 09. 22:40 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag 28. 03h Mond erdnah, 33,4’ 10. 08h Neptun (7,8 mag, 2,4’’) in Opposition zur Sonne, Sternbild 28. 19:26 Neumond Wassermann 29. ab 17:37 Europa-Schatten vor Jupiter, bis 20:11, bis 17:40 mit Europa, 10. 22:30 RZ Cas Min. 7,7 mag, rd. 2 h schneller Abstieg v. 6,2 mag ab 19:51 mit Io vor Jupiter 11. 22:10 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 29. 18h Mond 3,1° NO Venus (-3,9 mag, 10,0’’) u. 7,3° NW Merkur 13. 15h Mond erdfern, 29,4’ (-0,2 mag, 5,2’’), tief 13. 21:50 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag 29. 21:50 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 h 14. 05:33 Vollmond 29. 22:40 X Tri Min. 11,3 mag, rd. 1,5 h Abstieg v. 8,6 mag, weitere 15. 21:53 Algol (β Persei) Min. 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd. 3 h Min. tägl. rd. 40 min früher 19. ab 01:02 Streifende Sternbedeckung Mond – SAO 93327 (6,1 mag), 30. 22:00 RR Lyr Max. 7,1 mag, schneller Anstieg v. 8,1 mag Linie Köln – Bad-Salzuflen – Neustadt am Rübenberge – Wismar – Rostock 20. ab 05:14 Streifende Sternbedeckung Mond – SAO 93777 (6,1 mag), Linie Mönchengladbach – Düsseldorf – Velbert – Soest –

Paderborn – Berlin in MESZ im Zeitraum Umrechnen Zum in MEZ, für StandortAlle Zeitangaben bei 10° ö.L. und 50° n.Br. addieren. 31.03.2019 2:00 Uhr MEZ bis 27.10.2019 eine Stunde zu den Zeitangaben

156 | Journal für Astronomie Nr. 70 DRACHE Algol BOOTES KEPHEUS Rezension PERSEUS KASSIOPEIA

ANDROMEDA HERKULES

DREIECK NÖRDL. KRONE Deneb Wega Gemma EIDECHSE SCHWAN WIDDER Tishtrya – Portrait des hellsten Sterns LEIER von Emil Khalisi, Verrai Verlag, 2018, 206 Seiten, ISBN: 978-3-946834-50-2

Albireo Uranus FÜCHSCHEN Der Astrophysiker Emil Khalisi schreibt So weit, so verwirrend. Die gewählten Er- SCHLANGE FISCHE PEGASUS über Sirius, den hellsten Stern unseres zählformen und der Aufbau sind nicht ganz (KOPF) PFEIL Nachthimmels im Format einer wissen- glücklich gewählt und wirken konstruiert. DELFIN schaftshistorischen Erzählung. Sein Prota- Wer aber in einem einzigen Buch alles Wis- ADLER Atair gonist ist ein kleiner Junge in Südengland, senswerte über Sirius und zum Beispiel des- WALFISCH FÜLLEN SCHLANGEN- der sich durch die Beobachtung eines Ko- sen gesammelte weltweite Mythologien er- SCHLANGE TRÄGER (SCHWANZ) meten für die Astronomie zu interessieren fahren möchte, hält eine wertvolle Samm- beginnt, sein Studium der Astronomie lung in den Händen. Der Leser erfährt, dass Neptun WASSERMANN widmet und am Ende der Handlung ganz Sirius in anderen Kulturen andere Namen überraschend eine zweite Hauptrolle über- erhielt, zum Beispiel Tishtrya, wie der Na- SCHILD nimmt. Mehr kann zu dem Inhalt an dieser men gebende Titel des Buches. Selbst antike Stelle aus spannungstechnischen Gründen Legenden zum Himmelshund und Sirius in SÜDOST STEINBOCK Pluto Saturn nicht verraten werden. Märchen werden nicht ausgespart. Fomalhaut SÜDL. FISCH Sternkarte exakt Die Handlung bedient sich des „Ich-Erzäh- Obendrein sind Khalisis Abhandlungen sammenzufassen“: Wie wahr und wie gern gültig für 15. September SCHÜTZE 23 Uhr MESZ SÜDWEST lers“ zu Beginn, und man rutscht tiefer in zum Almagest des Ptolemäus hochinter- folgt man dem Autor hier. seinen Sessel, um der Geschichte des Jun- essant und bieten viel Hintergrundwissen. Vereinigung der Sternfreunde e.V. gen Andrew auf seinem Weg zu den Ster- Desgleichen die Entwicklung der Forschung Natürlich wird die Entdeckung des Begleit- SÜD www.sternfreunde.de nen zu folgen. Alsbald jedoch bedient sich mitsamt ihren Wegbereitern Kopernikus, sterns von Sirius sowohl in den Vorausbe- Mondphasen im September 2019 der Autor einer weiteren Erzählform: Er Giordano Bruno, Christiaan Huygens, Isaac rechnungen durch Friedrich Bessel als auch lässt Owen, den Astrofreund des jungen Newton oder Edmond Halley, welcher als die optische Entdeckung durch Alvan Clark Andrew, von dessen Reise nach Athen be- erster die Eigenbewegung der Sterne Sirius, mit seinen Söhnen sowie Otto Struves Mes- Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond richten, wo dieser einen Gelehrten trifft. Arktur und Aldebaran anhand des abwei- sungen zur physischen Beschaffenheit des 6.9. 14.9. 22.9. 28.9. Von deren langen nächtlichen, wissen- chenden Breitengrades in der Darstellung Begleiters (Weißer Zwerg) nicht ausgelas- schaftlichen Unterhaltungen in einer Ta- zum Sternenkatalog von Ptolemäus erkann- sen. Und auch der Mythos des „Roten Si- verne über den Stern Sirius erzählt die fol- te. Hier ist Khalisi in seinem Element. Auch rius“, der sich fortwährend hält, wird aus- gende Geschichte. Nun befinden wir uns in im folgenden Kapitel „Wissenschaft im Um- führlich behandelt. einer Erzählung von einer Erzählung, was bruch“ folgt man ihm geradezu vergnügt, das Lesen etwas weniger flüssig macht; zu- wenn er über die Verdoppelung der Größe Das Buch „Tishtrya“ bietet einen beachtli- dem der wissenschaftliche Inhalt an man- unseres Sonnensystems durch die Entde- chen Überblick zu allen erdenklichen Fak- chen Stellen nicht nur einem Zehnjährigen ckung des Uranus berichtet. Seine Begeis- ten rund um den Stern Sirius. Die in diesem einiges abverlangt. terung für Alexander von Humboldt, dem 206-seitigen Buch außerdem noch enthalte- Forscher, „dem es vielleicht zum letzten ne Sience-Fiction-Erzählung liest sich un- Khalisi fügt der Erzählung eine weitere Per- Male in der Geschichte der Wissenschaft terhaltend, ansprechend und nachdenklich. son hinzu: Es handelt sich um Ismini, eine gelang, das gesamte Wissen der damaligen Astrid Gallus Autorin von Science-Fiction-Romanen, die Zeit in einer Enzyklopädie - Kosmos - zu- sich in der Athener Taverne zu Owen und dem Gelehrten Theofanis gesellt. Auch Is- mini interessiert sich für den Stern Sirius, weil sie gerade an einem Roman schreibt, On the Moon Again der auf einem Planeten im Sirius-System 12. - 13. Juli 2019 spielt. Sie wünscht sich von den beiden Aus Frankreich ist angeregt worden, an diesen Tagen hilfreiche Erklärungen für physikalische weltweit mit Amateur-Fernrohren in den Straßen Passan- Fakten, die einen Flug zum und ein Leben ten den Mond zu zeigen, um an die Mondlandung vor 50 auf diesem Planeten einigermaßen erklär- Jahren zu erinnern. Einzelheiten zu dem Projekt finden bar oder glaubhaft machen … Und dann sich unter der web-Adresse beginnt die dritte Geschichte in der Ge- www.onthemoonagain.org schichte: Ismini liest ihren Science-Fiction Eberhard H.R. Bredner Roman vor. Journal für Astronomie Nr. 70 | 157 Vorschau

Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Juli bis Oktober 2019 zusammengestellt von Werner E. Celnik aus vorliegenden Informationen (Angaben wie immer ohne Gewähr)

Juli 2019 nomy and related sciences in a unique international atmosphere. Sa, 06. – So, 07.07.2019 Location: Klingethal. Info: www.iayc.org/ Tagung der VdS-Fachgruppe Sonne Ort: Astrophysikalisches Institut und Universitäts-Sternwarte Sa, 27.07. – Sa, 10.08.2019 Jena, Schillergässchen 2, 07745 Jena. Astronomisches Sommerlager (ASL 2019) Info. u. Anm.: www.sonnetagung.de/ oder: Für Anfänger und Fortgeschrittene im Alter von 14 bis 24 Jahren. https://forum.vdsastro.de/viewforum.php?f=55 Ort: Schullandheim Bauersberg in Bischofsheim an der Rhön. Anmeldung: Vereinigung für Jugendarbeit in der Astronomie e.V. Mo, 08.07. – Mi, 10.07.2019 (VEGA), Info: www.vega-astro.de 16. Bundesweite Lehrerfortbildung Astronomie in Jena Vortragsprogramm, Anregungen für die Unterrichtspraxis, Beiträge August 2019 zur Fachwissenschaft und Fachdidaktik, Erfahrungsaustausch. Fr, 02.08. – So, 04.08.2019 Ort: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Physikalisch- WAA-Sommerworkshop und Summer Star Party 2019 Astronomische Fakultät. In diesem kurzweiligen Workshop wollen wir historische Info: www.physik.uni-jena.de/didaktik_veranstaltungen_LFB_ astronomische Geräte verwenden und bauen – mit Hilfe Astronomie.html einfacher Bausätze. Ort: Hohe Wand beim Alpengasthof Postl. Mo, 08.07. – Fr, 26.07.2019 und Info u. Anm.: www.waa.at/workshop/2019-3sws/index.shtml Mo, 29.07. – Fr, 16.08.2019 Astronomisches Sommerpraktikum am Haus der Astronomie Sa, 10.08.2019 Für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 11 oder Kurs- City Star Party – das etwas andere Teleskoptreffen mitten in stufe/Oberstufe und Abiturient/innen vor dem Studium, sowie der Stadt Schüler/innen der entsprechenden Altersstufe aus anderen Län- Jeder Sternfreund und jede Sternfreundin ist herzlich dazu ein- dern. Experimente und Beobachtungen aus den Bereichen Astro- geladen, mit eigenem Teleskop einen Besuch bei uns auf der Stern- physik/Astronomie, Auswertungen, Modelle. Praktikumssprache warte Stuttgart auf der angrenzenden, ca. 2.000 m² großen Wiese Englisch. zu machen, auch Anfänger! Beginn ab 14 Uhr, Ende offen, Eintritt Ort: Haus der Astronomie Heidelberg, frei, bitte kurz anmelden. Info: www.haus-der-astronomie.de/sommerpraktikum Info: www.city-star-party.de

Fr, 12.07. – Sa, 13.07.2019 Do, 15.08. – So, 18.08.2019 On the Moon Again Burggespräche des Orion Aus Frankreich kommt die Projektidee, am 12. und 13. Juli welt- Ein himmlisches Wochenende mit Sternschnuppen, Sonne, Mond weit mit Amateurfernrohren in Form von Straßenastronomie und Planeten auf Schloss Albrechtsberg. Für Hobbyfotografen Passanten den Mond zu zeigen, um an die Mondlandung vor 50 tagsüber interessante Motive im Schloss und nachts am Himmel. Jahren zu erinnern. Ort: Albrechtsberg an der Pielach, Österreich. Einzelheiten finden sich unter: www.onthemoonagain.org Info: www.burggespraeche.info

Sa, 20.07.2019 Sa, 17.08.2019 50 Jahre Mondlandung H-alpha-Treff (HaTR) Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der ersten Mondlandung am Ort: Ewald-Becher-Sternwarte, Am Schnepperberg, 65428 20. Juli ruft die Internationale Astronomische Union zur Beobach- Rüsselsheim am Main. Beginn 10 Uhr. tung des Mondes auf: www.iau-100.org/moon-landing-anniversary Veranstalter: Rüsselsheimer Sternfreunde e.V. 1975, www.ruesselsheimer-sternfreunde.de So, 21.07. – So, 11.08.2019 International Astronomical Youth Camp (IAYC) Sa, 24.08. – So, 01.09.2019 The International Astronomical Youth Camp (IAYC) is a three- 14. BAV Beobachtungs- und Urlaubswoche 2019 week long summer camp aiming to promote knowledge of astro- BAVer um Gerd-Uwe Flechsig vermitteln in der schönen

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Aktuelle Informationen im Terminkalender der VdS unter www.vds-astro.de

VdS-Sternwarte Kirchheim die Veränderlichen-Beobachtung Veranstalter: IOTA/ES – VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen, von visuell bis CCD. Neben den aktiven und theoretischen Stern- Info u. Anm.: http://lesia.obspm.fr/lucky-star/esop38/ stunden Ausflüge zu den umliegenden Geschichts- und Astrono- mie-Orten. Teilnahme auch tageweise möglich. Übernachtungen Fr, 30.08. – So, 01.09.2019 bitte selbst bei der Sternwarte Kirchheim buchen: 9. Westhavelländer AstroTreff (WHAT) http://sternwarte-kirchheim.de. Ort: Havelaue, Ortsteil Gülpe, Kontakt: Förderverein Sternenpark Info: www.bav-astro.eu Westhavelland e.V., [email protected], Info: http://sternenpark-westhavelland.eu/what Di, 27.08. – So, 01.09.2019 17. Amateur-Teleskoptreffen Burgwald (ATB) September 2019 Ort: 35288 Wohratal / Hertingshausen. Do, 05.09. – So, 08.09.2019 Anmeldung: www.astronomie-lahn-eder.de Schleswig-Holsteiner Teleskoptreffen SHT Ort: 24619 Rendswühren, auf dem Hof Viehbrook, Do, 29.08. – So, 01.09.2019 Kontakt: [email protected], Astrotreffen im Hunsrück Info: www.sternwarte-nms.de/veranstaltungen/teleskoptreffen-sht Info: www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=237069& whichpage=1# , Nils Füllenbach Do, 05.09. – So, 08.09.2019 19. Internationales Heide-Teleskoptreffen (IHT) Do, 29.08. – So, 01.09.2019 Ort: Töpferhof Hohenwoos, Kontakt: [email protected], 18. Astronomietage „mirasteilas“ Info: www.astrogarten.de Teleskoptreffen an der Sternwarte Mirasteilas in Falera, Graubünden, Schweiz. Sa, 14.09.2019 Info: www.mirasteilas.net/ Internationale Astronomie-Messe AME 2019 Präsentationen von Ferngläsern, Teleskopen, Sternwarten, Do, 29.08. – So, 01.09.2019 Büchern, Sternkarten und Software sowie umfangreichem Bayerisches Teleskop Meeting (BTM) 2019 Rahmenprogramm mit Vorträgen und Beobachtungen, Mit 20-jähriger Geschichte gilt das BTM als größtes amateur- Ort: Messegelände Villingen-Schwenningen astronomisches Event in Bayern, Kontakt: Siegfried Bergthal, Tel. 0741- 2706210, Ort: Osterberg bei Pfünz/Eichstätt. [email protected], www.astro-messe.de Info: www.astronomie-ingolstadt.de/btm/ Sa, 14.09. – So, 15.09.2019 Do, 29.08. – So, 01.09.2019 4th European meeting (EVS2019) 10. Mecklenburger Teleskoptreffen (MTT) 4. Europäische Veränderlichen-Tagung, Treffen, Vorträge, persön- Sehr dunkler Himmel, freie Sicht zu den wichtigsten Himmels- licher Austausch, Profis und Amateure in gemeinsamen Projekten. richtungen, gute Möglichkeiten für Camping- und Übernachtung, Ort: MIRA-Sternwarte, Grimbergen bei Brüssel, Belgien. saubere Sanitäranlagen und 230-V-Anschluss. Info: www.evs2019.be Ort: Lohmen, etwa 20 km südlich von Güstrow, am Rande des Campingplatzes im Ortsteil Garden. Fr, 20.09.2019 – So, 22.09.2019 Info: www.astronomieverein.de/index.php?seitenname= 13. Ravensburger Teleskoptreffen (RATT) Teleskoptreffen Himmelsbeobachtungen und Vorträge. Ort: Horgenzell bei Ravensburg, Do, 29.08. – So, 01.09.2019 Kontakt: Alexander Reinders, [email protected], 10. Sankt Andreasberger Teleskoptreffen (STATT) Info: www.myratt.de Ort: Sankt Andreasberg, Info: www.sternwarte-sankt-andreasberg.de/termine/statt/ Fr, 20.09. – So, 22.09.2019 Teleskoptreffen Hoher Berg (TTHB) Fr, 30.08. – Di, 03.09.2019 Treffen auf einem ehemalig militärisch genutzten Gelände. 38th European Symposium on Occultation Projects Ort: Hoher Berg südlich von Bremen. (ESOP) Info: www.astroberg-syke.de Ort: L’Observatorie de Paris, Frankreich. Journal für Astronomie Nr. 70 | 159 Vorschau

So, 22.09. – So, 29.09.2019 Robert-Mayer-Straße 2, 60325 Frankfurt a.M.. 35. Internationales Teleskoptreffen in Kärnten (ITT) Veranstalter: VdS Fachgruppe Astronomische Vereinigungen. Eines der höchstgelegenen Teleskoptreffen (1.900 m), herrlicher Anm: Dr. Rolando Dölling, [email protected]. Sternhimmel, mit Camping-Möglichkeit – früher kommen & län- Anfahrt u. Übernachtung: www.physikalischer-verein.de/find-us ger bleiben ist möglich! Ort: Sattleggers Alpengasthof, Emberger Alm, Berg im Drautal, Sa, 12.10.2019 Österreich. Info: www.alpsat.at/astronomie/internationales_tele- 11. Jahrestreffen der astronomischen Vereinigungen skoptreffen_D.php und Einrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern Ort: Planetarium Lübz, Do, 26.09. – So, 29.09.2019 Anmeldungen u. Anfragen: [email protected] 20. Herzberger Teleskoptreffen (HTT) Ort: Jeßnigk im Süden Brandenburgs, Sa, 12.10.2019 Kontakt: [email protected], H-alpha-Treff (HaTR) Info: www.herzberger-teleskoptreffen.de Ort: Ewald-Becher-Sternwarte, Am Schnepperberg, 65428 Rüsselsheim am Main. Beginn 10 Uhr. Fr, 27.09. – So, 29.09.2019 Veranstalter: Rüsselsheimer Sternfreunde e.V. 1975, Almberg-Treffen Mitterfirmiansreut (ATM) www.ruesselsheimer-sternfreunde.de Ort: Almberg (1.139 m) bei Mitterfirmiansreut, Bayerischer Wald. Info: www.almberg-treffen.de Fr, 18.10. – So, 20.10.2019 VdS-Tagung und Mitgliederversammlung Sa, 28.09. – So, 29.09.2019 Freitagabend Anreise u. gemütliches Beisammensein. Samstag 1. Langwedeler Teleskoptreffen (LTT) Vortragsprogramm und Mitgliederversammlung der VdS. Sonntag An unserer neuen Sternwarte des Vereins Volkssternwarte Lang- Besuch der Sternwarte Dieterskirchen u. gemeinsames Mittagessen wedel e.V. Aus diesem Grund laden wir Sie herzlich zu unserem 1. für alle, die teilnehmen möchten. Langwedeler Teleskoptreffen ein. Ort: 92431 Neunburg vorm Wald, Oberpfalz. Ort: Langwedel, LK Verden, Gelände der Oberschule am Goldbach. Übernachtungsmöglichkeiten: www.gasthof-sporrer.de, Info: www.volkssternwarte-langwedel.de/ „Teleskoptreffen“ www.panorama-hotel-am-see.de, www.landhotel-neunburg.de, (Thomas Landwehr) www.landhotel-birkenhof.de, u. a. Info: www.sternfreunde.de

Oktober 2019 Sa, 19.10.2019 Do, 03.10. – So, 06.10.2019 16. Praktischer astronomischer Samstag – PaS Astronomietage Ostfriesland Astronomische Vorträge u. Workshops. Eintritt frei. Ort: Wiesmoor/Zwischenbergen. Ort: Sternwarte und Planetarium, Veldhausener Straße 46, 49828 Kontakt: Astronomie Club Ostfriesland e.V., Neuenhaus, Grafschaft Bentheim, Beginn 12:30 Uhr. [email protected], Info: www.avgb.de, Kontakt: Christoph Lohuis, [email protected] Info: www.astronomie-club-ostfriesland.de Fr, 25.10. – So, 27.10.2019 Do, 03.10.2019 – So, 06.10.2019 11. Stuttgarter CCD-Workshop 38th International Meteor Conference Traditionsveranstaltung rund um die digitale Astrofotografie. Vor- Internationale Konferenz rund um Meteorbeobachtungstechniken träge u. ausführliche Diskussionen bieten Anfängern wie Profis (Visuell, Video, Radio), Instrumente u. Auswertesoftware, viele neue Anregungen. Meteorströme, Kameranetze sowie Feuerkugeln und Meteorite. Ort: Keplersaal des Planetariums Stuttgart, Ort: Bollmannsruh, westl. v. Berlin. Info: https://imc2019.imo.net Info u. Kontakt: www.sternwarte.de/ccd-workshop

Sa, 05.10.2019 November 2019 VdS-Innovationsworkshop „Jugendliche in der Fr. 01.11. - So. 03.11.2019 Astronomie“ 16. Tagung der VdS-Fachgruppe „Geschichte der Workshop zum Thema Nachwuchsgewinnung für Fachgrup- Astronomie“ pen und Astro-Vereine. 11 Uhr bis ca.16 Uhr. Besichtigung der Vorträge und Führungen. Ort: Bamberg, Dr. Karl-Remeis-Stern- Hans-Ludwig-Neumann-Sternwarte auf dem Kleinen Feldberg im warte, Anm.: Dr. Wolfgang Steinicke, Gottenheimerstr. 18, 79224 Taunus möglich. Umkirch, Tel. 07665-51863, [email protected], Ort: Frankfurt a.M., Physikalischer Verein mit Sternwarte, Info: http://geschichte.fg-vds.de

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PUNKTLANDUNG

Vor 50 Jahren landeten die ersten Menschen mit Hilfe primiti - ver Computer auf dem Mond. Damals hätt e noch niemand geglaubt, dass es einmal mö glich sein würde, sogar Amateurteleskope bogensekundengenau auf ein- zelne Mondkrater zu positi onieren. Heute bieten 10Micron Monti erungen mit moderner Steuerungstechnik und Ab- solut-Encodern diese Prä zision – es fehlen nur noch die Teleskope, um auch die Mondfähren zu sehen... Apollo 17 Apollo 15 Natürlich lässt sich eine sol- che Positionierungs- und Nachführgenauigkeit von auch für Astrofotografie Apollo 11 nutzen, z.B. für konti- Landeplatz nuierliche Belichtun- gen bei 2.7 m (C11) Brennweite – ohne Autoguiding!

© C. Kaltseis – GM 2000 HPS © C. Kaltseis Weitere Infos auf: Apollo 16 www.10micron.de

© H. Heinicke – GM 2000 HPS

Auch die Landeplätze der Mondfähren sind im Hand- controller der 10Micron Monti erungen einprogrammiert

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Baader Planetarium GmbH • Zur Sternwarte • 82291 Mammendorf • Tel.: 08145/80890 • [email protected]

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