Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen Band 28, S. 7–25, 2002

Gastropoden aus paläozoischen Geschieben des Kies-Sand-Rückens in der Laerheide (Landkreis Osnabrück)

Michael R. W. Amler, Doris Heidelberger & Heinrich Schöning

Kurzfassung: Aus altpaläozoischen karbonatischen Gesteinen, die als nordische Geschiebe in den Kame-Ablagerungen der Laerheide am Nordrand der Westfälischen Bucht vorkommen, werden ordovizische und silurische Gastropoden beschrieben. Altpaläozoische Gastropoden sind zwar aus verschiedenen südskandinavischen Kalkstein-Geschieben seit langem bekannt, jedoch sind Bestimmungen und Eingruppierungen innerhalb der modernen Gastropoden-Systematik bis- lang noch nicht erfolgt, so dass auf diesem Gebiet noch erheblicher Nachholbedarf besteht, wozu hiermit ein erster Beitrag geleistet wird.

Abstract: Glacial erratic boulders from kame sediments of the Laerheide in the northern part of the „Westfälische Bucht“ south of Osnabrück have yielded and gastropods. Although early Palaeozoic gastropods are fairly well known from glacial erratics they lack adequate descriptions and classification within the modern systematic framework which is presented here.

Key words: , glacial erratic boulders, Ordovician, Silurian, Laerheide, Westfälische Bucht

Autoren: Prof. Dr. Michael R.W. Amler, Institut für Geologie und Paläontologie, Philipps-Universität Marburg, Hans-Meerwein Strasse, D-35032 Marburg, Deutschland; e-mail: [email protected] Dr. Doris Heidelberger, Kapellenstrasse 8–10, D-61440 Oberursel, Deutschland; e-mail: [email protected] Heinrich Schöning, Badeweg 3, D-34613 Schwalmstadt-Trutzhain, Deutschland

1 Einleitung menten (Sande, Kiese, Geschiebeblöcke), die sowohl in petrographischer Hinsicht als Der Kies-Sand-Rücken in der Laerheide, be- auch bezüglich ihres Alters und ihrer Her- nannt nach Bad Laer, südlich von Osnabrück kunft ein breites Spektrum aufweisen. Auf am Teutoburger Wald, TK 3814 Bad Iburg Grund der quartärgeologischen Gesamtsi- und TK 3914 Versmold, erstreckt sich als tuation und der sedimentologischen Befun- rund 2,5 km langer und 0,6 km breiter, NW- de lässt sich der Hügelzug, der von Haack & SE streichender Hügelzug am Nordrand der Görz (1930: 46) als Kieshügel ohne geneti- Westfälischen Bucht zwischen Bad Laer und sche Interpretation erwähnt wurde, als Ka- Glandorf. Mit etwa 90 m ü. NN überragt er in me-Bildung deuten (Keller 1951; Schöning der „Laerhöhe“ die Umgebung um 15-20 m. 1991, 2000; Staude 1992: 45). Durch lang- Der heute in weiten Bereichen abgetragene jährige Geländearbeit und Profilaufnahmen Rücken besteht aus fluvioglazialen Sedi- sind nicht nur Details zum Internaufbau und

7 Michael R. W. Amler, Doris Heidelberger & Heinrich Schöning Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 28 2002 zu den Lagerungsverhältnissen bekannt ge- sucht werden. Zandstra (1993) stellte bei Ge- worden, sondern es konnte auch die Genese schiebezählungen eine starke Dominanz des Kame-Rückens in Grundzügen rekon- südschwedischer Leitgeschiebe magmati- struiert werden (Keller 1951; Schöning 1980, scher und metamorpher Gesteine fest. 1991). Gleichzeitig wurde im Verlauf der letz- Schöning (1977, 2000) konnte bei seinen Ge- ten 30 Jahre eine umfangreiche Geschiebe- schiebe-Aufsammlungen magmatische und sammlung zusammengetragen (Schöning metamorphe Gesteine aus dem gesamten 1977, 2000). baltoskandischen Raum, vom Oslo-Gebiet Der Kies-Sand-Rücken in der Laerheide bis Süd-Finnland, nachweisen. Ebenfalls aus stammt aus dem Drenthe-Stadium der Saa- dem schwedischen Raum, aber auch aus le-zeitlichen Inlandvereisung. Generell wird dem Bereich der heutigen Ostsee, dürften angenommen, dass die Westfälische Bucht die paläozoischen Sedimentärgeschiebe zunächst aus nordwestlicher Richtung vom stammen, die stratigraphisch von unterkam- Emsland-Gletscher erreicht wurde (Liedtke brischen Skolithos-Sandsteinen bis zu ober- 1981; Skupin et al. 1993). Durch Zuwachs silurischen Kalksteinen reichen, begleitet der Gletschermassen wurde in einer Folge- von kretazischen Geschieben aus dem Ost- phase während des Drenthe-Stadiums die see-Raum und Nah-Geschieben aus dem anfängliche Barriere des Teutoburger Waldes Osnabrücker Bergland, vorwiegend dem vom Osnabrücker Gletscher überfahren, so Teutoburger Wald. dass im Nordteil der Westfälischen Bucht die älteren glazialen Sedimente überprägt wur- den (Staude 1992). Weitere Oszillationen der 2 Gastropoden aus nordischen Gletschermassen überformten die entstan- Geschieben der Laerheide dene Glazialmorphologie und ihre Ablage- rungen, wobei schließlich während des letz- Gastropoden sind in nordischen Geschieben ten Rückzugsstadiums des Osnabrücker keine Seltenheit, da auch die ordovizischen Gletschers tiefe Erosionsformen gebildet und silurischen Schelf-Karbonatgesteine wurden. Es handelt sich dabei vorwiegend Mittel- und Süd-Schwedens entsprechend um Sedimentationswannen und Schmelz- ihrer Fazies mehr oder weniger häufig Gas- wasserrinnen auf bzw. zwischen den Toteis- tropoden enthalten. Allerdings finden sie in körpern, die während der Abschmelzphase den gängigen Zusammenstellungen von Ge- mit Kame-Sedimenten und Nachschüttsan- schiebefossilien (Hucke 1967; Neben & den gefüllt wurden. Der Kies-Sand-Rücken Krueger 1971, 1973; Lienau 1990; Rudolph in der Laerheide, der nach dem Abtauen – 1997) nur eine vergleichsweise geringe Be- trotz der nachfolgenden Einebnung während achtung, obgleich sie bereits seit dem Be- der eisfreien Spätphase des Drenthe-Stadi- ginn der Geschiebe-Paläontologie registriert ums und der Eem-Warmzeit – als glazigene wurden (Krause 1877; Martin 1878; Roemer Vollform erhalten blieb, ist als Großkame an- 1885 u.a.). Auf der Basis der umfangreichen zusprechen, der in sich mehrere ursprüngli- Monographien zur Fauna in den Herkunfts- che Sedimentationswannen mit Kames- gebieten stellte Patrunky Geschiebe-Gas- Struktur vereinigt (Keller 1951). tropoden nach stratigraphischen Gesichts- Die Geschiebeführung dieses Kame-Rü- punkten (Patrunky 1925) sowie in einem ckens konnte auf Grund einer großen Materi- Bestimmungsschlüssel (Patrunky 1928) zu- alfülle in den letzten Jahren detailliert unter- sammen.

8 Gastropoden aus paläozoischen Geschieben

Die beschriebenen Gastropoden stam- mischen Einheiten erfolgt deshalb unter Vor- men aus lithologisch-mikrofaziell unter- behalt. Die Diagnosen orientieren sich weit- schiedlichen Karbonatgesteinen von Süd- gehend an den Beschreibungen der Typus- Schweden, u.a. aus dem Macrouruskalk, aus arten in Knight (1941). grauem und rotem Orthocerenkalk sowie si- Aufbewahrung des Materials: Die hier be- lurischen Kalksteinen. schriebenen Gastropoden werden in der Für die Bearbeitung der Geschiebe-Gas- Sammlung H. Schöning (SgS), Schwalm- tropoden der Laerheide wurden sowohl stadt-Trutzhain, aufbewahrt. die grundlegenden Arbeiten über altpaläo- zoische Faunen von Baltica und Laurentia von Hisinger (1839), Eichwald (1859, 1860), 3 Systematik Lindström (1884, 1885, 1888a, b), Ulrich & Scofield (1897), Koken (1897), Koken & 3.1 ?Unterklasse Amphigastropoda Perner (1925), als auch die Revisionen und Simroth, 1906 Zusammenstellungen ordovizisch-siluri- Überfamilie Bellerophontoidea M’Coy, scher Gastropoden durch Yochelson (1963), 1851 Peel (1975, 1977, 1978, 1979), Peel & Wäng- Familie Sinuitidae Dall in Zittel-Eastman, berg-Eriksson (1979), Ebbestad (1999a, b) 1913 und Ebbestad & Yochelson (2000) verwen- Unterfamilie Sinuitinae Dall in Zittel-East- det. Zusätzliche Informationen lieferten Ar- man, 1913 beiten über mittel-ordovizische Gastropo- den von Ost-Kanada (Wilson 1951), Kalifor- Gattung Sinuites Koken, 1896 nien (Rohr 1980) und Alaska (Rohr 1988). Diagnose: Seit den letzten umfassenderen systema- Gehäuse involut, kugelig, ein Nabel fehlt; tischen Zusammenstellungen von Gastropo- Mundöffnung an den Seiten nur wenig ver- den (Wenz 1938-1960; Knight et al. 1960), breitert; mit medianem, breitem labralen Si- die vorwiegend auf traditionellen Klassifikati- nus, sonst ohne Sinus oder Schlitzband; Or- onsmethoden basierten, haben Systematik namentierung mit feinen Anwachslinien. und Taxonomie von Schnecken große Verän- derungen erfahren. Die moderne Systematik Sinuites (Sinuites) sp. aff. Sinuites der fossilen Gastropoden zieht neben den (Sinuites) vetustus Koken, 1897 sichtbaren Gehäusemerkmalen, wie bei- Taf. 1, Abb. 1-4 spielsweise der Gestaltung der Mundöff- * 1897 Sinuites vetustus Koken, S. 119. nung (siehe Systematik von Knight et al. 1925 Sinuites vetustus Koken. – Koken & 1960), auch verstärkt die Ausbildung der frü- Perner, S. 39, Taf. 18, Fig. 1, 2. hen Embryonalwindungen sowie die Scha- lenfeinstruktur heran (siehe z. B. Bandel Beschreibung: 1997), wobei deren Bedeutung für die Syste- Das fast globuläre Gehäuse (Höhe 20 mm, matik schon von Koken (1889) erkannt wur- Breite 15 mm), das stets höher als breit ist, de. Diese Gesichtspunkte sind allerdings auf weist keinen Nabel auf. Das Gewinde ist die zumeist in Steinkern-Erhaltung überlie- hoch gewölbt und leicht spitz zulaufend. Die ferten Gastropoden der ordovizischen und Windungsflanken sind steil und leicht konvex silurischen Geschiebe nur bedingt anwend- abgerundet. Zur Mundöffnung hin sind die bar, und die Zuordnung zu höheren taxono- Laterallippen etwas ausgeweitet. Median er-

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Tafel 1: (Bildlegende siehe folgende Seite)

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Bildlegende zu nebenstehender Tafel 1 naueren Angaben möglich. Die Merkmale Die hier abgebildeten Gastropoden werden in der der Gattung treffen zu. Sammlung H. Schöning (SgS), Schwalmstadt-Trutz- hain, aufbewahrt. Material: Abb. 1-4 : Sinuites (Sinuites) s p. aff. Sinuites (Sinuites) Grauer Orthocerenkalk? mit Brachiopoden- vetustus Koken , 1 897; SgS 23 85. 1. Dors alans ich t, resten (SgS 2300); Unter- – Mittel-Ordovizi- x3; 2. Dorsalan sich t schräg, x3 ; 3 . Seitenansicht, x3; 4. Seitenansicht s chräg, x3. um. Abb. 5-6: Sinuites sp.; SgS 2300. 5. Seitenansicht schräg, x4; 6. Seitenans icht schräg, x4. Familie Bucaniidae Ulrich & Scofield, 1897 ahnt man eine kantige Erhebung. Weder die Unterfamilie Bucaniinae Ulrich & Scofield, vollständige Mundöffnung noch die Orna- 1897 mentierung sind erhalten. Anmerkungen: Diskussion: Knight et al. (1960) stellten die Unterfamilie Wegen der Erhaltung als Steinkern ist eine Bucaniinae noch unter die Familie Bellero- eindeutige Zuordnung nicht möglich. Glei- phontidae M’Coy, 1851. Die Position dieser ches gilt auch für den Genotypus der Gat- Unterfamilie innerhalb einer eigenen Familie tung, Sinuites (Sinuites) bilobatus Sowerby, wird durch neuere Untersuchungen von 1839. Eine Ornamentierung mit Spiralleisten, Wahlmann (1992) und Ebbestad (1999b) be- wie Yochelson (1963) für den ebenfalls sehr stätigt. ähnlichen Sinuites (Sinuites) corpulentus Ko- ken & Perner, 1925 beschrieben hat, ist nicht Gattung Megalomphala Ulrich & Scofield, zu erkennen. Außerdem ist Sinuites (Sinuites) 1897 corpulentus am Dorsum stärker abgerundet. Diagnose (verändert nach Peel 1991): Das vorliegende Exemplar ähnelt auch Si- Gehäuse bellerophontiform mit weitem, offe- nuites usitatus Isakar, 1991 aus Estland bzw. nem Nabel; Windungsprofil nierenförmig; Sinuites usitatus? Isakar, 1991 (Ebbestad & Windungsrücken flach gerundet; Windungs- Yochelson 2000) aus Norwegen, ist aber älter durchmesser nur sehr langsam zunehmend. und besitzt einen engeren Nabel. Die charak- Mundöffnung tangential zur letzten Windung teristische Mundöffnung ist durch das umge- orientiert und kaum erweitert; Schlitzband bende Gestein weitgehend verdeckt. schmal und relativ flach; Ornamentierung bestehend aus transversalen Anwachslinien; Material: spirale Leisten fehlen. Verkieselter grauer Kalkstein (Backstein- kalk?) (SgS 2385); Mittel(?)-Ordovizium. Megalomphala? christianiae (Koken & Perner, 1925) Sinuites sp. Taf. 2, Abb. 7-8 Taf. 1, Abb. 5-6 * 1925 Bucaniella christianiae Koken & Perner, S. 20, Taf. 23, Fig. 10-16. Diskussion: 1932 Tetranota christianiae Koken. – Tei- Bei einem weiteren, kleineren Exemplar chert, S. 267. (Höhe 9 mm, Breite 8 mm) sind aufgrund der 1963 Bucania? christianiae (Kokeny) [sic]. – Erhaltung als Steinkern ebenfalls keine ge- Yochelson, S. 164, Taf. 3, Fig. 15.

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Tafel 2: (Bildlegende siehe folgende Seite)

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Bildlegende zu nebenstehender Tafel 2 Material:

Abb. 7-8: M egalomphala? ch ristianiae (Koken & Hellgrauer Kalkstein (SgS 2402); Mittel(?)- Perner, 1925); SgS 2402. 7. Dorsalansicht, x14; 8. Ordovizium. Seitenansicht, x14. Abb. 9-11: Bucania reticulata (Koken & Perner, 1925); SgS 1207. 9. Seitenansicht, x2,5; 10. Dorsalansicht, Gattung Bucania Hall, 1847 x3; 11. Seitenansicht schräg, x3. Diagnose: Abb. 12: Clathrospira cf. elliptica (Hisinger, 1839); Gehäuse bellerophontiform; Nabel sehr weit, SgS 1920. Seitenansicht, x2,5. dadurch innere Windungen sichtbar; Schlitz- band schmal, wenig eingesenkt oder flach und nur undeutlich abgegrenzt. Mundöff- nung nur wenig erweitert, stets breiter als hoch. Ornamentierung bestehend aus Spi- Beschreibung: ralleisten oder Anwachslinien, die zum Das isostrophe Gehäuse (Höhe 3 mm, Breite Schlitzband hin nach vorne gebogen sind, 3 mm) besteht aus vier Windungen, die mehr oder beiden Skulpturelementen und somit als doppelt so breit wie hoch sind und ein retikulat. abgeflachtes Dorsum bilden. Zum sehr wei- ten Nabel hin, in dem man alle Windungen erkennen kann, fällt die Windung in einem Bucania reticulata (Koken & Perner, 1925) scharfen Knick ein. Das Schlitzband wird von Taf. 2, Abb. 9-11 zwei scharfen Rippen begrenzt und ist leicht eingesenkt. Die Mundöffnung ist in der Ma- * 1925 Conradella reticulata Koken & Perner, trix verborgen. Die Ornamentierung besteht S. 71, 285; Taf. 27, Fig. 12-15. 1963 Phragmolites? reticulata (Koken, aus scharfen, zum Schlitzband hin wenig 1896). – Yochelson, S. 162, Taf. 2, Fig. nach hinten umgebogenen, collabralen Rip- 6-8, 12. pen, die ab der Windungskante fast senk- recht und gerade in den Nabel ziehen. Beschreibung: Das Exemplar liegt teilweise in Steinkerner- Diskussion: haltung, teilweise mit Skulpturresten vor; der Leider reichen die Abbildungen von Koken & zugehörige Schalenabdruck des Dorsums Perner (1925) nicht aus, um die Artzugehö- und des Nabels sind ebenfalls erhalten. Das rigkeit zweifelsfrei zu klären, allerdings ist 18 mm hohe und 14 mm breite, isostrophe auch der Holotypus nicht besonders gut er- Gehäuse besteht aus mindestens 4 Windun- halten (Yochelson 1963). Das von Yochelson gen. Diese sind etwas breiter als hoch, im (1963: 164, Taf. 3, Fig. 15) abgebildete Exem- Querschnitt fast rautenförmig. Das mediane, plar aus Hovindsholm ähnelt jedoch dem hier flache Schlitzband mit gut erhaltenen Lunu- abgebildeten Stück. Auch die generische lae liegt auf einer Erhöhung des Dorsums Bestimmung muss zunächst noch wegen und wird von zwei sehr schwach entwickel- des scharf abgegrenzten Schlitzbandes ten Lirae begrenzt. Der Nabel ist weit und fraglich bleiben. Die Zuordnung zu den Gat- lässt eine weitere Windung sehen. Die Win- tungen Bucania Hall, 1847 und Tetranota Ul- dungen bilden ein spitz-konvex gerundetes rich & Scofield, 1897 ist jedoch wegen der Dorsum mit lateralen Erweiterungen. Die fehlenden charakteristischen zusätzlichen Windungen fallen dann jedoch sehr steil zum Spiralleisten unwahrscheinlich (Rohr 1980). Nabel hin ein. Die Ornamentierung besteht

13 Michael R. W. Amler, Doris Heidelberger & Heinrich Schöning Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 28 2002 sowohl auf dem Dorsum als auch auf den la- Diskussion: teralen und umbilikalen Flanken aus zahlrei- Die Merkmale der Gattung treffen zu. Eine chen leicht welligen Spiralleisten, die von Zuordnung zu einer bekannten Raphistoma- den ebenfalls welligen, nur schwach zurück Art ist nicht mit Sicherheit möglich, da das gebogenen Anwachslinien geschnitten wer- Exemplar (Höhe 15 mm, Breite 34 mm) als den und so ein unregelmäßiges Gittermuster Steinkern vorliegt und weder eine Ornamen- bilden. Die Anwachslinien treffen in einem tierung, eine Mundöffnung oder eine ausrei- Winkel von etwa 50° auf das Schlitzband. Die chend erhaltene adapikale Windungsober- Mundöffnung und die frühen Windungen seite vorliegt. sind nicht erhalten. Material: Diskussion: Grau-bräunlicher Kalkstein (SgS 1387); Mit- Ebbestad (1999a: 243) diskutiert die mögli- tel(?)-Ordovizium. che Zugehörigkeit dieser Art zur neuen Gat- tung Undulabucania Wahlmann, 1992, hält Familie Eotomariidae Wenz, 1938 aber eine endgültige Zuordnung noch für verfrüht. Gattung Eotomaria Ulrich & Scofield, 1897 Diagnose: Material: Gehäuse niedrig trochiform; Basis konvex, Gelblich-grauer Kalkstein (SgS 1207); Mit- Nabel eng oder fehlend. Schlitzband konkav, tel(?)-Ordovizium. median kurz über der Peripherie gelegen und von zwei Leisten begrenzt.

Eotomaria sp. 3.2 Unterklasse Archaeogastropoda Taf. 3, Abb. 16-17 Thiele, 1925 Beschreibung: Ordnung Vetigastropoda Salvini-Plawen, Das als Steinkern erhaltene, linsenförmige 1980 Gehäuse ist 18 mm breit und ca. 10 mm Überfamilie Pleurotomarioidea Swainson, hoch. Es besteht aus 3 sichtbaren Windun- 1840 gen. Diese bilden adapikal eine fast horizon- Familie Raphistomidae Koken, 1896 tale bis wenig konvex gewölbte Schulter. An der Peripherie liegt eine deutliche Kante und darunter eine schwach konvexe Flanke. Die Gattung Raphistoma Hall, 1847 Basis ist konvex gerundet. Die Suturen sind Diagnose: deutlich und tief. Die Ornamentierung ist Gehäuse linsenförmig; Oberseite abge- nicht erhalten; die Apertur und der Umbilicus flacht; Nabel eng oder fehlend. Mundöffnung sind mit Matrix bedeckt. mit V-förmigem labralem Sinus, der in ein pe- ripheres Schlitzband übergeht. Ornamentie- Material: rung bestehend aus collabralen Rippen. Grau-bräunlicher Macrouruskalk mit Resten von Bryozoen und Trilobiten (Pygidienfrag- Raphistoma sp. ment von Decoroproetus?) (SgS 2169); Taf. 3, Abb. 13-15 Ober-Ordovizium.

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Tafel 3: Abb. 13-15: R aph istoma sp.; SgS 1387. 13. Apikalansicht, x1,5; 14. Apikalansicht schräg, x2; 15. Aperturalan- sicht, x2. Abb. 16-17: Eotom aria sp.; SgS 2169. 16. Apikalansicht schräg, x2; 17. Apikalansicht, x2.

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Gattung Clathrospira Ulrich & Scofield, Material: 1897 Graubrauner, sandiger Kalkstein (Macrou- Diagnose: ruskalk?) mit Muschel- und Bryozoen(?)res- Gehäuse konisch, turbiniform; Windungs- ten (SgS 1920); Ober-Ordovizium. flanken schwach konvex und schräg ste- hend. Schlitzband direkt über den flachen ?Clathrospira aff. inflata Koken, 1896 Suturen gelegen und von schwachen Leisten Taf. 4, Abb. 18-20 begrenzt; Nabel eng; Basis konvex gerundet. Ornamentierung aus nach hinten gebogenen aff. * 1896 Clathrospira inflata Koken, S. 394. Anwachslinien bestehend. aff. 1897 Clathrospira inflata Koken. – Koken, S. 151. aff. 1925 Clathrospira inflata Koken. – Koken Clathrospira cf. elliptica (Hisinger, 1839) & Perner, 1925, S. 145, Taf. 29, Fig. 2-4. Taf. 2, Abb. 12 aff. 1973 Clathrospira cf. inflata Koken. – Ne- ben & Krueger, Taf. 55, Fig. 21-22. cf. * 1839 Trochus ellipticus Hisinger, S. 35, Taf. 11, Fig. 1. Beschreibung: cf. 1925 Clathrospira elliptica Hisinger. – Ko- ken & Perner, S. 146, Taf. 29, Fig. 1, Das 27 mm hohe und 43 mm breite Gehäuse- 5-9, 13 (dort auch weitere Synony- fragment besteht aus 2,5 Windungen, deren mie). Durchmesser nur langsam zunimmt. Ein cf. 1971 Clathrospira elliptica (Hisinger, zweites erhaltenes Bruchstück aus 1,5 Win- 1839). – Neben & Krueger, Taf. 20, dungen (16 mm hoch, 20 mm breit) ist mögli- Fig. 12. cherweise ein juveniles Exemplar. Die frühes- ten Windungen sind nicht erhalten. Die Ge- Beschreibung: windeoberseite der letzten Windungen ist Das trochiforme Gehäuse (Steinkern) ist 20 zunächst konvex, dann konkav und geht in mm hoch und 18 mm breit. Es besteht aus einen submedianen scharfen Wulst über, auf 4-5 erkennbaren konvexen Windungen. Die dem sich die Lage eines schmalen Schlitz- Windungen bilden unterhalb der Peripherie bandes vermuten lässt. Unterhalb des Wuls- eine scharfe Kante zur schwach konvexen tes ist die Windung flach konvex und zieht Basis. Über dieser Kante kann ein flaches zu einem mäßig weiten Nabel. Die Suturen Schlitzband vermutet werden. Die Suturen sind tief und rechtwinklig. Die Apertur ist tra- sind tief und bilden einen stumpfen Winkel. pezoidal. Eine Ornamentierung ist nicht er- Ein Nabel fehlt. Die Mundöffnung ist groß, die halten. Parietallippe fast waagerecht. Die Columel- larlippe ist nicht verdickt, die dünnschalige Diskussion: Außenlippe fast kreisförmig ausgebildet. Ei- Die Zuordnung des Steinkerns erfolgt zu- ne Ornamentierung ist nicht erhalten. nächst vorläufig, da das Exemplar zwar ein prägnantes Aussehen aufweist, gattungs- Diskussion: und artentscheidende Merkmale aber nicht Das hier vorliegende Stück hat deutlich kon- erhalten sind. Der Nabel ist durch Matrix zum vexe Windungsflanken, außerdem sind die Teil verdeckt. Unter Umständen könnte es Windungen höher als bei Clathrospira ellipti- sich auch um den Steinkern eines Vertreters ca. der Gattung Eotomaria Ulrich & Scofield,

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Tafel 4: Abb. 18-19: ?Clathrospira aff. inflata Koken, 1896; SgS 934. 18. Seitenansicht, x1,5; 19. Apikalansicht mit Tropidodiscus sp., x1. Abb. 20: ?Clathrospira aff. inflata Koken, 1896; SgS 2391b; Seitenansicht, x2,5. Abb. 21: Haplospira v ariabilis Koken, 1897; SgS 2241; Seitenansicht, x2. Abb. 22: Trochonema n. sp. aff. Troch onem a incisus (Lindström, 1884); SgS 2358; Seitenansicht, x5. Abb. 23: Haplospira v ariabilis Koken, 1897; SgS 2241; Aperturalansicht, x2,5.

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1897 oder auch Euomphalopterus Koken, und wird von zwei kräftigen Spiralleisten be- 1896 handeln. grenzt. Die untere Spiralleiste bildet dabei die Peripherie. Die obersten vier Windungen Material: sind schwach konvex gerundet. Die adapi- Bräunlich-grauer Kalkstein; auf dem glei- kale Windungsschulter der letzten drei Win- chen Handstück ist außerdem der Steinkern dungen ist fast eben, in einem spitzen Winkel eines Tropidodiscus sp. erhalten (SgS 934; zur Waagrechten geneigt und sehr viel brei- SgS 2391b); Mittel(?)-Ordovizium. ter als die abapikale Flanke unter dem Schlitzband, die ebenfalls gerade ist und we- Gattung Murchisonia d’Archiac & nig schräg zur Senkrechen geneigt steht. Die de Verneuil, 1841 Suturen sind deutlich und tief. Ein Umbilicus Diagnose: fehlt. Die Mundöffnung ist nicht erhalten. Auf Gehäuse stets dextral, klein bis groß, der abapikalen Windungsflanke erkennt man schlank und getürmt kegelförmig; Umgänge zwischen Schlitzband und unterer Sutur eine mit mehr oder weniger deutlichem, konka- weitere schwache Spiralleiste. vem Schlitzband, das von zwei Spiralfäden eingefasst wird, und beiderseits zum Band Diskussion: zurückgezogenen Anwachslinien. Spindel Die Art unterscheidet sich deutlich von Mur- gerade; ohne Nabel. Ornamentierung sehr chisonia sp. 1 durch das angewinkelte Win- vielfältig. dungsprofil und das superperipher liegende Schlitzband.

Murchisonia sp. 1 Material: Taf. 5, Abb. 27 Feinkörniger, bräunlich-grauer Kalkstein (Ostseekalk) mit einem Cranidium von Re- Beschreibung und Diskussion: mopleurides sp. und weiteren Trilobitenres- Das Gehäuse (Höhe 6 mm, Breite 3 mm) ist ten, Ostrakoden, Korallen, Brachiopoden hoch turmförmig und besteht aus mindes- (Nicolella sp.) und Crinoiden (SgS 2282); tens sechs konvexen Windungen. Auf der Ober-Ordovizium. Peripherie lässt sich der Abdruck eines Schlitzbandes erkennen. Eine genauere Art- zuweisung kann jedoch aufgrund der Erhal- tung des Stückes nicht erfolgen. Unterordnung Trochomorpha Naef, 1911 Familie Holopeidae Wenz, 1938 Material: Grau-bräunlicher Kalkstein mit Ostrakoden- Gattung Haplospira Koken, 1897 und Brachiopodenresten (SgS 1936); Silur. Diagnose (nach Koken 1897: 195): Gehäuse turbiniform mit konvexen, manch- Murchisonia sp. 2 mal an der adapikalen Seite kantigen oder Beschreibung: einen schmalen Absatz bildenden Windun- Das hochturmförmige Gehäuse (Höhe 6 mm, gen. Suturen deutlich und tief; Nabel eng. Breite 3 mm) besteht aus mindestens 7 im Mundränder zusammenhängend. Ornamen- Querschnitt angewinkelten Windungen. Das tierung bestehend aus kräftigen, zurückge- breite Schlitzband liegt über der Peripherie bogenen Anwachslinien.

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Anmerkungen: Material: Koken & Perner (1925) diskutierten bereits Hellgrauer, sandiger Macrouruskalk(?) mit den Unterschied von Haplospira zur Gattung Trilobitenresten (Cranidium von Otarion Holopea Hall, 1847, so dass die Vereinigung sp.) und Korallen (SgS 2241); Ober-Ordovizi- beider Gattungen, wie von Knight et al. um. (1960) vorgeschlagen, nicht sinnvoll er- scheint.

Familie Trochonematidae Zittel, 1895

Haplospira variabilis Koken, 1897 Taf. 4, Abb. 21, 23 Gattung Trochonema Salter, 1859 Diagnose: * 1897 Haplospira variabilis Koken, S. 195. Gehäuse turbiniform mit deutlich treppenför- 1925 Haplospira variabilis Koken. – Koken & mig abgesetzten Windungen; Windungen Perner, S. 213, Taf. 33, Fig. 13-14, 16- mit 4 deutlichen Spiralkielen, dadurch an den 19. Flanken abgeflacht; Suturen vertieft. 1973 Hoplospira variabilis Koken. – Neben & Krueger, Taf. 65, Fig. 15. 1997 Haplospira variabilis Koken 1925. – Ru- dolph, S. 42, Taf. S. 43, Fig. 20. Trochonema n. sp. aff. Trochonema incisus (Lindström, 1884) Taf. 4, Abb. 22 Beschreibung: Trochiformes Gehäuse (Höhe 19 mm, Breite aff. * 1884 Trochus incisus Lindström, S. 151, 19 mm) mit bis zu 5 Windungen, deren Taf. 14, Fig. 22-31. Durchmesser gleichmäßig zunimmt. Unter den tiefen Suturen kann ein schmaler, kanti- Beschreibung: ger Absatz ausgebildet sein. Der Nabel ist Das trochiforme Gehäuse (Höhe 11 mm, sehr eng. Die Mundöffnung ist ganzrandig, Breite 10 mm) besteht aus 5 erhaltenen Win- die Innenlippe etwas umgeschlagen. Die Or- dungen. Direkt unter den Suturen bilden die namentierung besteht aus zahlreichen, un- Windungen, besonders auf der letzten, eine gleichmäßig kräftigen Anwachslinien, die breite, flache Rampe, die in einem Winkel fast senkrecht bis leicht zurückgerichtet von 45° zur Gehäuseachse steht und durch sind. einen deutlichen, kantigen Wulst begrenzt wird. Die früheren Windungen haben dage- gen nur eine kurze, weniger schräge Rampe Diskussion: und einen mehr kugeligen Windungsquer- Das abgebildete Exemplar von Haplospira schnitt. Die peripheren Windungsflanken variabilis besitzt, wie auch der von Koken & sind nur wenig konvex gewölbt und stehen Perner (1925) abgebildete Typus, eine Über- fast senkrecht. Basis und Apertur sind nicht krustung mit Bryozoen. Haplospira variabilis erhalten. Die Suturen sind deutlich und tief. ähnelt der ordovizischen Holopea elisabethi Die Ornamentierung besteht aus dichten fei- Rohr, 1980 und der silurischen Trochonema nen Anwachslinien, die auf der Rampe gera- obsoletum Ulrich in Ulrich & Scofield (1897, de schräg nach rückwärts und auf den Flan- Taf. 76, Fig. 6, 7). ken senkrecht nach unten verlaufen.

19 Michael R. W. Amler, Doris Heidelberger & Heinrich Schöning Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 28 2002

Tafel 6: (Bildlegende siehe folgende Seite)

20 Gastropoden aus paläozoischen Geschieben

Bildlegende zu nebenstehender Tafel 5 konvex gerundet, an der Peripherie deutli-

Abb. 24-26: Cyclonema (Dyeria) constricta (Koken & cher als zu dem weiten Umbilicus hin. Die er- Perner, 1925); SgS 2543; 24. Apikalansicht, x10; 25. ste Windung fehlt. Die Suturen sind weit. Die Basalansicht, x10; 26. Seitenansicht, x10. Ornamentierung besteht aus zahlreichen Abb. 27: M urchisonia sp. 1; SgS 1936; Aperturalan- spiralen und transversalen Leisten, die an- sicht, x6. fänglich ein geordnetes Gittermuster bilden, Abb. 28: Subulites sp.; SgS 2391a; Seitenansicht, x2,5. das zur Mündung hin immer stärker wellen- Abb. 29-30: Ecculiomph alus sp. aff. Ecculiom ph alus förmig verschoben ist. Die Mundöffnung princeps (Remelé, 1888); SgS 1650; 29. Basalan- weist mehrere unregelmäßige Ausbuchtun- sicht, x2,5; 30. Basalansicht schräg, x2,5. gen auf.

Diskussion: Im Vergleich zum Genotyp ( costa- tus James, 1872) und den von Knight (1941: Material: Sandiger Macrouruskalk mit Pygidienfrag- Taf. 88, Fig. 7a-c) abgebildeten Paratypen ist beim vorliegenden Stück die letzte Windung ment von Toxochasmops extensus (= Chas- mops macrourus) und Korallenresten (SgS nicht frei. Dies kann allerdings dadurch be- 2358); Ober-Ordovizium. dingt sein, dass es sich hier um ein juveniles Exemplar handelt. Cyclonema (Dyeria) con- stricta ähnelt, was Gestalt und Ornamentie- Gattung Cyclonema Hall, 1852 rung betrifft, Isospira bucanioides Koken, Untergattung Cyclonema (Dyeria) Ulrich 1897 (S. 139; siehe auch Koken & Perner in Ulrich & Scofield, 1897 1925: 57, Taf. 20, Fig. 11, 12) bzw. Isospira Diagnose: nautilina Koken & Perner, 1925 (S. 58, Taf. 20, Gehäuse fast planspiral mit runden bis ellipti- Fig. 17 und Taf. 41, Fig. 1), weist aber im Ge- schen Windungen; Apex niedrig; Nabel mä- gensatz zu dieser kein symmetrisches Ge- ßig tief und weit. Suturen deutlich und tief. häuse auf. Koken & Perner (1925) bilden Mundränder zusammenhängend, unverdickt Dyeria constricta mit sehr kräftigen Wülsten und unregelmäßig ausgebuchtet. Ornamen- auf der aufgerollten letzten Windung ab. Da tierung bestehend aus zahlreichen feinen es sich bei dem hier vorliegenden Exemplar spiralen und transversalen Leisten, die ein um ein juveniles handelt, konnten diese aller- unregelmäßiges Gittermuster bilden. dings nicht beobachtet werden. Neben & Krueger (1973) bilden ebenfalls ein adultes Exemplar einer Dyeria sp. ab (1973: Taf. 55, Cyclonema (Dyeria) constricta (Koken & Fig. 11-12). Auch dieses Stück lässt sich Perner, 1925) nicht mit dem hier abgebildeten Exemplar Taf. 5, Abb. 24-26 zweifelsfrei vergleichen, da dort wiederum die frühen Windungen nicht erhalten sind. * 1925 Dyeria constricta Koken & Perner, S. 225, Taf. 38, Fig. 22-24. Die Ausbildung der Mundöffnung, deren Un- regelmäßigkeiten auch in der Ornamentie- Beschreibung: rung des adaperturalen Mündungsabschnit- Das adapikal fast auf einer Ebene aufgerollte tes sichtbar werden, weist auf eine eher ses- Gehäuse (Höhe 3 mm, Breite 5 mm) besteht sile bis koprophage Lebensweise hin, z. B. aus etwas mehr als einer Windung. Diese ist auf Bryozoen aufwachsend.

21 Michael R. W. Amler, Doris Heidelberger & Heinrich Schöning Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 28 2002

Material: beschriebene, ähnliche Art, die früher zur Hellgrauer Kalkstein mit einem Pygidium von Gattung Eccyliopterus gestellt wurde, ist in Proetus sp., einem proetiden Freiwangen- Geschieben häufig. rest, Crinoidenstielgliedern, Ostracoden (Undulirete? sp., Aechmina sp. sowie Beyri- Material: chiiden) und Brachiopodenresten (SgS Grauer, feinkristalliner Kalkstein (SgS 1650); 2543); Ober-Silur. Mittel-Ordovizium.

3.3 Unterklasse Euomphalomorpha Bandel & Fryda, 1998 3.4 Unterklasse unsicher

Familie Euomphalidae de Koninck, 1881 Familie Subulitidae Lindström, 1884

Gattung Ecculiomphalus Portlock, 1843 Gattung Subulites Emmons, 1842 Diagnose: Diagnose: Gehäuse rechts gewunden mit offener Spira- Gehäuse gestreckt spindelförmig; Spira lang le. Windungsquerschnitt abgerundet dreisei- und gerade. Windungen außen abgeflacht tig; Nabel sehr weit; Suturen deutlich. Am oder wenig konvex mit undeutlichen Sutu- Winkel zwischen Apikalseite und Flanke aus- ren. Mundöffnung langgestreckt und gezogener Kragen entwickelt. Ornamentie- schmal, nach oben spitz zulaufend. rung bestehend aus collabralen Leisten. Subulites sp. Ecculiomphalus sp. aff. Ecculiomphalus Taf. 5, Abb. 28 princeps (Remelé, 1888) Taf. 5, Abb. 29-30 Beschreibung und Diskussion: Das vorliegende Exemplar (Höhe 22 mm, aff. * 1888 Eccyliopterus princeps Remelé, S. Breite 10 mm) ist zum größten Teil in grauem, 668, Taf. 28, Fig. 2. z. T. bräunlich verwittertem Kalk eingebettet aff. 1925 Eccyliopterus princeps Remelé. – und besteht lediglich aus drei Windungen in Koken & Perner, S. 102, Taf. 13, Fig. Steinkernerhaltung, wobei die letzte Win- 10; Taf. 10, Fig. 1, 3, 10; Taf. 12, Fig. 4 (dort auch frühere Synonymie). dung beschädigt ist. Daher ist keine Artbe- stimmung möglich. Beschreibung und Diskussion: Die vorliegende Art ist nur als Steinkern er- Material: halten, von dem 1,5 Windungen der Basal- Bräunlich-grauer Kalkstein (SgS 2391a); Mit- seite sichtbar sind. Der Durchmesser des tel(?)-Ordovizium. Gewindes beträgt 19 mm, die Höhe mindes- tens 7 mm. Der Windungsdurchmesser des dextralen Gehäuses nimmt nur sehr langsam in Breite und Höhe zu. Die Basis ist elliptisch konvex, die Apikalseite abgeflacht mit einer deutlichen äußeren Kante. Weitere Merkmale sind nicht erkennbar. Die von Remelé (1888)

22 Gastropoden aus paläozoischen Geschieben

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