NIEDERSACHSEN

Kommunalkongress21.11.2009 vorwärtsMehr dazu auf Seite V NOVEMBER 2009 | WWW.SPD-NIEDERSACHSEN.DE EDITORIAL LINKS UND FREI Die SPD muss eine neue Leitidee entwickeln und offensiv vertreten. Von Garrelt Duin

Was machen wir falsch? Sieben von zehn Bürgern beklagen mangelnde Gerech- tigkeit im Land. Warum haben diese Menschen uns am 27. September nicht gewählt – uns, die SPD, Synonym für sozi- ale Gerechtigkeit? Wir müssen darauf eine Antwort finden. Offen und ohne uns selbst in die Taschen zu lügen. Aber so, dass wir uns hinterher noch in die Augen schauen können. LIEBE GENOSSINNEN, In unserem Selbstverständnis sind LIEBE GENOSSEN, wir die linke Volkspartei. Aber mit 23 Pro- zent auf Dauer können wir uns von dem im Landtag sind wir schon länger in der Begriff verabschieden. Das Wahldesaster Opposition, jetzt auch im . lässt sich großenteils begründen. Man- Das ist mehr als ärgerlich. Aber es bleibt ches gibt auch Rätsel auf. So sprechen uns nichts übrig, als diese Wählerent- wir im Wahlprogramm von Vollbeschäf- scheidungen anzunehmen. Sie sind uns tigung – eine Botschaft und ein Ziel, für Ansporn, in Hannover und Berlin die das man Menschen begeistern könnte. schwarz-gelben Regierungen mit Doch die Wähler nehmen es nicht ernst klugen Alternativen vor uns herzuja- – andererseits halten sie die Bekämpfung gen. Das Ziel: 2013 übernehmen wir der Arbeitslosigkeit für das dringendste wieder die Regierungen. Das kann uns Problem. Die Lösung trauen sie uns offen- gelingen, wenn wir uns unserer Politik sichtlich nicht zu. Foto: Henning von Borstell und unserer Werte wieder bewusst Der Leitantrag des SPD-Parteivor- Worte reichen nicht. Wir müssen uns werden. Landesvorstand und Bundes- stands zum Bundesparteitag legt den selbst prüfen, ob die Werte auch tägliche vorstand sind sich einig, dass wir Finger in Wunden und nennt Gründe Praxis sind. Denn Links ist vor allem der » unsere politischen Ideen mehr als bisher des Dilemmas: ständige Schutz dieser Werte – die Fähig- Nach der verlorenen innerhalb der Partei und mit vielen Arbeitsmarktreformen und Rente keit, einen Schutzschirm über Lohn- und Bundestagswahl wollte gesellschaftlichen Gruppen diskutieren mit 67; Abstiegsängste und Sorge vor Gehaltsabhängige, Schwache und Habe- ich mich einbringen. Ich und entwickeln müssen. Eines muss Altersarmut; objektive Erfolge bei der nichtse aufzuspannen. Viele Menschen glaube, die Gelegenheit, dabei klar sein: Der Lackmustest ist Bekämpfung der Finanzkrise werden sehen offenbar einen Widerspruch zwi- um innerhalb der SPD immer die Alltagspraxis. Das setzt nicht der SPD zugeordnet; Milliardenhil- schen hehren Worten und Praxis bei der auch als einfaches Mit- voraus, dass wir unsere Schlagkraft als fen für den Finanzmarkt gelten als unge- SPD. Sie bleiben deshalb bei Wahlen zu glied Einfluss zu nehmen, Volks- und Mitgliederpartei stärken und recht, weil dadurch gewachsene Schul- Hause oder wandern ab zu anderen Par- ist jetzt gerade sehr in der Gesellschaft verankert sind. den dem Volk aufgebürdet werden; teien – übrigens bedeutend mehr zu Grü- günstig. Ein Weiterso Unser Wiederaufstieg fängt in den unklare Machtperspektive der SPD vor nen, CDU und FDP als zur Linken. kann es ja nicht geben. Die Städten und Gemeinden an, mit der Wahl; häufige Wechsel an der Partei- Die SPD wird in nächster Zeit mit vie- ersten Sitzungen meines lebendigen Ortsvereinen und Unterbe- spitze und jahrelange innerparteiliche len Menschen darüber reden, wie eine Ortsvereines bestätigen zirken. Auf uns alle wartet viel Arbeit. Machtkämpfe. moderne, lebenswerte Gesellschaft aus- mich. Ich werde mich vor Aber sie lohnt sich – denn sie wird sich Der Vorstand zeigt eine Konsequenz sehen soll. Dazu dienen zwei politische allem gegen die Studien- wieder in guten Wahlergebnissen auf: »Die SPD muss eine politische Leit- Initiativen: 1. Wie müssen eine soziale gebühren in Niedersach- auszahlen. idee entwickeln und vertreten.« Es geht Gesellschaft und der Sozialstaat verfasst sen stark machen. Es gibt um Mehrheitsfähigkeit und Meinungs- sein, in dem jeder das Gefühl haben kann, nichts Unsozialeres, als Euer führerschaft. Wir müssen uns bewusst sicher zu leben und sein Leben durch Bildung vom Geldbeutel werden, was heute links ist. Klar, die Wer- eigene Anstrengung auch verbessern zu der Eltern abhängig zu te stecken uns in Fleisch und Blut: Frei- können? 2. Wie füllen wir Demokratie machen. « heit, Gerechtigkeit, Solidarität, sozialer mit neuem Leben – nicht bloß als forma- Carsten Gramms (25), Garrelt Duin Fortschritt, Demokratie, Internationali- Student, Hannover; Landesvorsitzender tät und Frieden. Da stimmt jeder zu. Aber Fortsetzung auf Seite 2 Neumitglied II NIEDERSACHSEN 11/2009 vorwärts

» Fortsetzung von Seite 1 schaft einsetzt. Entscheidend: Jeder Links heißt: bekommt die gleichen Startchancen. MITMACHEN kollektiv handeln le Staatsform, sondern als Lebensform Schon sind wir beim Thema Bildung. mit dem Ziel der der Freiheit? Was aber oft vergessen oder beiseite ERWÜNSCHT individuellen »Links und frei« – so beschrieb Willy geschoben wird: Voraussetzung dafür ! Freiheit der Brandt das alte linke Freiheitsverspre- ist die angemessene Umverteilung von SPD BLOG FÜR Menschen.« chen. Links bedeutet für Sozialdemo- oben nach unten. Sozialer Aufstieg – Garrelt Duin kraten nicht, im Kollektiv zu erstarren. ein uraltes sozialdemokratisches Ziel. NIEDERSACHSEN Kollektiv handeln, ja, unbedingt. Aber Aber Pisa zeigt, dass Deutschland sich Die Niedersachsen-SPD analysiert die Wahl- mit dem Ziel auch individueller Frei- von diesem Ziel fortbewegt. Wir waren niederlage und diskutiert über die Zukunft heit des Menschen, der seine Gaben schon mal weiter. Wir werden wieder der Partei im Internet. und Talente für sich und die Gesell- dorthin kommen. ■ Unter http://weblog.spdnds.de/ sind seit Freischaltung am 26. Oktober schon viele Beiträge eingegangen. Ein Hinweis auf den großen Diskussionsbedarf. Hier Auszüge AKTION SCHULOBST aus einigen Beiträgen:

Die Politik der letzten Jahre war kalt - der Sach- zwang regierte – die Notwendigkeiten. und: » Erst kam das Land – dann die Partei. Zudem Ich bin der festen Über- kam alles von oben. Meinungsbildung fand zeugung, dass das nicht statt. Und wenn sie stattfand, störte sie Ergebnis Schwarz-Gelb die Kreise der Regierenden. Die Partei, die ein- nicht der wahre Wille des fachen Mitglieder waren lästig. Nur wenn sich Wählers ist. Und mit die Kultur, die Kultur der Partei ändert, funda- meinem Beitritt zur SPD mental ändert, wird sich die SPD erholen. zeige ich auch meinen Toby Luh Freunden, Kollegen und Montag, 26. Oktober 2009 um 20:06 Uhr Bekannten, dass das nicht die Richtung ist, die ich Die Frage bleibt: Wie nah ist die SPD an den mir für eine Politik in Bedürfnissen der Menschen – auch der ihrer Deutschland wünsche. Ich (ehemaligen) Wählerinnen und Wähler? Die hoffe, dass noch viele Antwort darauf kann und sollte nicht über- Leute der SPD beitreten, hastet gegeben werden. Denn wer jetzt die damit ein klares Zeichen Augen vor möglicherweise falsch gesetzten für eine andere, solida- Schwerpunkten der eigenen Arbeit ver- rische, politische Mehrheit Die SPD in Osnabrück findet sich nicht damit ab, dass die schwarz-gelbe Landesregierung schließt, hat die Chancen des beginnenden in unserem Land gesetzt das Schulobstprogramm der EU fallen lässt. »Das Nein der Landesregierung zum Schul- Erneuerungsprozesses im Schnellschussver- wird! « obstprogramm ist bedauerlich. Die Schüler hätten den Umgang mit gesunden Lebensmit- fahren vergeben. Petra Mühring (39), teln lernen können«, kritisiert Jens Martin, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christian Hoffmann Lehrerin, Oldenburg; für Bildung (AfB) und der SPD Osnabrück. Gemeinsam mit dem Landesvorsitzenden der Dienstag, 27. Oktober 2009 um 10:09 Uhr

Neumitglied SchülerInnen-Jusos, Adrian Schäfer, verteilte er auf dem Jürgensort in Osnabrück am Wir haben mit dem »Hamburger Programm« 28. Oktober 100 Äpfel an Schülerinnen und Schüler. ■ eine gute Grundlage für die Veränderung und in Teilen auch Erneuerung unserer Politischen Ziele, diese Chance dürfen wir, bei allen Perso- GUTE SCHULEN FÜR naldebatten, nicht verspielen. Wir in den Orts- vereinen müssen es schaffen »unsere« Mit- glieder sprachfähiger zu machen. Dazu NIEDERSACHSEN gehört die Sicherheit mit »meiner« Meinung auch »oben« ernst genommen zu werden. Landes-SPD unterstützt Volksbegehren. Das Gefühl nur als Wahlhelfer und Plakatkle- ber gefragt zu sein muss aufhören. Mit der Bildungspolitik der CDU/FDP-Lan- (www.volksbegehren-schulen.de) her- Reinhard Riepshoff desregierung unzufriedene Eltern haben unter geladen werden kann. Dienstag, 27. Oktober 2009 um 14:30 Uhr ein Volksbegehren auf den Weg gebracht. Vor den Unterschriftensammlern Ab 13. November 2009 werden im ganzen liegt viel Arbeit. So müssen innerhalb Ohne an der Stelle über große Inhalte zu dis- Frauke Heiligenstadt, Land Unterschriften für ein Gesetz eines Jahres gut 600.000 Unterschrif- kutieren, wie kann es denn sein das die Union Schulpolitische Sprecherin gesammelt, das für die Gymnasien und ten gesammelt werden (10% der zum die erste Bundeskanzlerin stellt? Wo sind denn der SPD-Landtagsfraktion die Gesamtschulen die Rückkehr zum Landtag Wahlberechtigten). Das Präsi- bitte die starken Frauen in der SPD? Als Frau Niedersachsen Abitur nach 13 Schuljahren vorsieht. d iu m d e r L a n d e s p a r te i h at a m 16 . 10. 20 0 9 würde mich das schon nachdenklich stim- Außerdem soll die Fünfzügigkeit bei der beschlossen, das Volksbegehren im Rah- men. Und wenn sich die FDP mittlerweile als Errichtung neuer Gesamtschulen abge- men seiner Möglichkeiten zu unterstüt- soziale Familienpartei profiliert, zeigt das schafft und durch eine Vierzügigkeit (im zen und den Parteigliederungen eben- gnadenlos all unsere Versäumnisse! Jetzt Ausnahmefall drei Züge) reduziert wird. falls eine Unterstützung nach ihren haben wir 4 Jahre Zeit, um uns auf's Rückspiel Ab 13. November 2009 Außerdem geht es in dem Volksbegehren Möglichkeiten zu empfehlen. Die Mit- 2013 bestens ein- und AUFzustellen! Also Kopf gilt es: Unterschriften darum, den Fortbestand der verbliebenen glieder sind also aufgerufen, ebenfalls hoch und Ärmel hochkrempeln!! sammeln für eine Bildung Vollen Halbtagsschulen zu sichern. Nähe- Unterschriften auf den offiziellen unter- Tut nichts zur Sache mit Zukunft. re Informationen enthält der Unterschrif- schriftenbögen zu sammeln und Info- Donnerstag, 29. Oktober 2009 um 13:44 Uhr tenbogen, der von der Homepage Stände etc. zu organisieren. ■ 11/2009 vorwärts NIEDERSACHSEN III

ZUMUTUNGEN AN UNS SELBST und stellten dem Parteirat der niedersächsischen SPD ihre Überlegungen zur zukünftigen Arbeit der Partei vor. Von Lothar Pollähne

sigt. »Von Hartmut von Hentig habe ich gelernt, dass es zunächst darum gehen muss, die Menschen zu stärken und dann die Sachen zu klären«, erklärte der Pädagoge Gabriel den Mitgliedern des Parteirates. Auch Andrea Nahles plädierte für Schonungslosigkeit und »Zumutungen an uns selbst«. Im Wahlkampf hätte sie häufig zu hören bekommen: »Ihr habt Euer Herz verloren«. Ihre Erkenntnis: »Man identifiziert sich nicht mit Herzlo- Lothar Pollähne sen, die mit einer oberlehrerhaften Froschrhetorik daher kommen«. Unsere Sprache, so Nahles Forderung, muss rückübersetzt werden, damit sie für die Menschen wieder verständlich wird. Für die designierte Generalsekretärin steht die Stärkung der Organisation SPD Lauschten konzentriert: Garrelt Duin, Sigmar Gabriel, Andrea Nahles, Wolfgang Jüttner und an erster Stelle ihres Arbeitsprogramms. SPD-Landesmeister Dieter Möhrmann (Auf dem Podium von links) Foto: lopo Dazu gehört die Zusammenlegung von Ortsvereinen ebenso, wie die Verbesse- Nach den Mühen der Berge, warten laut Die Menschen im Lande, so Sigmar rung der internen Kommunikations- Bertolt Brecht »die Mühen der Ebene«. Gabriel, »brauchen sichere Orte«. Das strukturen. Die SPD soll zwar nicht zur Das gilt umso mehr, wenn neue Gipfel gilt auch für die Genossinnen und Online-Partei werden, aber »wir müs- vor einem liegen. Sigmar Gabriel will Genossen. Die Kommunalpolitik ist ein sen Angebote für Menschen vorhalten, auf dem Bundesparteitag der SPD in solcher Ort. »Die Erfahrungen, die dort die nicht jeden Abend Sitzung machen » Dresden im November zum Parteivor- gemacht werden, sind wesentlich für wollen«, so Andrea Nahles. Obwohl ich von zwei guten sitzenden gewählt werden und befindet die Partei«, lautet Gabriels Erkenntnis. Über 30 Genossinnen und Genossen Freunden schon vor einiger sich derzeit mit der designierten Gene- Das ist eine der Ebenen, die jede Mühe nutzten die Vorschläge von Sigmar Zeit zu einem Engagement ralsekretärin Andrea Nahles auf Vor- lohnt. Aus diesem Grund wird der neue Gabriel und Andrea Nahles zu ausgiebi- in der SPD aufgefordert stellungs-Tour durch die Bundesländer, Parteivorstand eine »ständige Konfe- ger Diskussion. Allen gemeinsam war wurde, war es eigentlich um seine Ideen über die Zukunft der renz der Kommunalpolitiker« einrich- dabei die Erkenntnis, dass die Partei in der Wahlsonntag, der den Partei zur Diskussion zu stellen. ten. Mit den kommunalen Impulsen ihrer Eigenständigkeit wieder an Profil Ausschlag gab. Jetzt musst Den Anfang machte Sigmar Gabriel kann die SPD wieder zur der Volkspartei gewinnen muss. Das beginnt mit der Du mithelfen, dass die SPD im heimischen Niedersachsen, wo er werden, die das Volk in der Partei verei- Feststellung, dass eine noch so gute sich von innen erneuert am 24. Oktober dem Parteirat der Lan- nigt mit allen Schichten und Herkunfts- Fraktion, egal auf welcher Ebene, nicht und sich auf die wichtigen des-SPD Rede und Antwort stand und orten. Dazu gehört aber auch, »unsere die Partei ersetzen kann. Ein Forderung Werte der Sozialdemokra- zunächst einmal den Zustand der Par- Kunden zu befragen, damit das Unter- in diesem Zusammenhang: »Mandats- tie besinnt! Ja, dass will ich tei beleuchtete. Blut, Schweiß und Trä- nehmen besser wird«. In wichtigen Fra- träger müssen wieder Parteiarbeiter mit meinem Eintritt be- nen sind zwar nicht angesagt, aber drei gen soll es in diesem Sinne nach Gabriels werden«. Wenn die SPD, so eine andere wirken und dabei Dinge braucht die SPD dennoch: Zusam- Ansicht Urabstimmungen geben. Forderung, wieder die Befindlichkeiten mithelfen!« menarbeit, Zusammenarbeit und noch Zur Optimierung des »Unternehmens in der Bevölkerung aufnehmen will, Anette Schlimm (29), wiss. mal Zusammenarbeit. In der Vergan- SPD« gehört ein »Programm für die muss sie unbedingt auch die vielen Mitarbeiterin, Oldenburg; genheit hat die SPD nach Gabriels Ein- Opposition«. Es reicht den Menschen im ehrenamtlich tätigen Menschen einbe- Neumitglied schätzung häufig den Eindruck vermit- Lande nicht, wenn die SPD nur moniert, ziehen. Das bedingt, dass sich Genossin- telt, sie sei viele unterschiedliche Par- was die Anderen falsch machen. Eine nen und Genossen wieder vermehrt in teien. Das hat vielleicht dazu beigetra- »Regierung im Wartestand« wird eben- die Arbeit von Vereinen und Verbänden gen, dass die Partei vielen ehemaligen so wenig geschätzt, wie eine Partei, die einmischen. Wählerinnen und Wählern nicht mehr keine echte Machtperspektive aufzeigt. In diesem Sinne ist auch Gabriele das Gefühl gegeben hat, sie seien mit Die SPD muss sich neu definieren, aller- Lösekrug-Möllers dialektische Schlus- ihren Gefühlen und Erfahrungen bei dings nicht in Abgrenzung zu anderen seinschätzung zu verstehen. »Wir müs- der SPD gut aufgehoben. Die Themen Gruppierungen. Das ist nicht charmant. sen die Aufmerksamkeit wieder den Rente mit 67 und Hartz IV haben oben- Die SPD hat dabei den Vorteil, dass sie Menschen zuwenden. Wir haben für drein erheblichen Vertrauensverlust in keine Klientelpartei ist. In der jüngsten viele Probleme prima Lösungen, aber die soziale Kompetenz der SPD mit sich Vergangenheit hat sie jedoch das Prin- die Menschen haben andere Proble- gebracht. zip der sozialen Empathie vernachläs- me«. ■ IV NIEDERSACHSEN 11/2009 vorwärts

TONANGEBEND IN BERLIN Die Landesgruppe Niedersachsen in der SPD-Bundestagsfraktion wählt neuen Vorstand. Von Lars Wegener Die Niederlage der SPD bei der Bundes- tagswahl wirkt sich schonungslos auf Niedersachsen aus. Ein Drittel der Wahl- kreise ist verloren. In der 17. Wahlperiode bilden nur noch 19 Abgeordnete die Lan- Lars Wegener, Büroleiter der desgruppe Niedersachsen in der SPD- Landesgruppe Niedersachsen Bundestagsfraktion – zuvor waren es 27. in der SPD-Bundestags- Unbestrittene Fachleute haben den Wie- fraktion dereinzug nicht geschafft. Unter ihnen der »Vater« der Patientenverfügung Joachim Stünker und die langjährige niedersächsische Umweltministerin und Medienexpertin . »Wir müssen uns mehr kümmern«, sagt der einstimmig im Amt bestätigte Vorsitzende der Landesgruppe Holger » Ortel. Die Landesgruppe werde »nach Wir müssen uns regionalen und fachpolitischen Gesichts- mehr kümmern.« punkten überall vor Ort sein«, so der Del- Landesgruppenvorstand mit Gast: Holger Ortel, Carola Reimann, Lars Klingebeil, Gabriele Holger Ortel menhorster. Als weitere Mitglieder wur- Lösekrug-Möller und Foto: Wegener den in den Vorstand der Landesgruppe Gabriele Lösekrug-Möller (Hameln), sitzender ihre Ämter angenommen. Die warnt vor hohen Belastungen für Nie- Carola Reimann (Braunschweig) und volle Unterstützung der Landesgruppe dersachsens Kommunen durch Steuer- (Munster) gewählt. Der erhält Sigmar Gabriel für seine Kandida- senkungen und Gleichstellung kommu- Bremer Carsten Sieling vertritt im Vor- tur als Parteivorsitzender. naler mit privaten Unternehmen. »Städ- stand die Interessen der Hansestadt. Die schwarz-gelben Vorhaben wer- te und Bürger verlieren«, kommentiert Da Posten kein Selbstzweck erfüllen, den als Verstoß gegen das bewährte die Hamelnerin den Koalitionsvertrag. sondern elementar für den parlamenta- Prinzip der Solidarität kommentiert. Die Die Landesgruppe wird für eine star- rischen Betrieb sind, haben bereits Tho- Braunschweiger Bundestagsabgeordne- ke und entschlossene parlamentarische mas Oppermann als Erster Parlamenta- te Carola Reimann prognostiziert »harte Kontrolle sorgen. Gut, dass die SPD Nie- rischer Geschäftsführer und Hubertus Zeiten« durch die Einführung der Kopf- dersachsen mit tonangebendem Perso- Heil als stellvertretender Fraktionsvor- pauschale. Gabriele Lösekrug-Möller nal in Berlin vertreten ist. ■ »NEUE ENERGIE FÜR EINE NEUE ZEIT«

le der Theodor-Heuss-Realschule durch die Abkehr vom Prinzip »Kinder-für-die- die Juso-Unterbezirksvorsitzende Johan- Wirtschaft« in der Bildungspolitik, eine na Klingbeil, den Uelzener Bürgermei- Einkommensunabhängige Grundrente ster Otto Lukat und den frisch gewähl- ab dem 65. Lebensjahr und die Zerschla- ten Bundestagsabgeordneten Lars gung von Frontex. Klingbeil. Im Rahmen des internen Erneue- Unter diesem Motto hielten die nieder- Ihrem Leitthema folgend debattier- rungsprozesses diskutierte der Vorsit- sächsischen JungsozialistInnen am ver- ten die Delegierten über die Zukunfts- zende der SPD Schleswig-Holstein Ralf Sören Klose, gangenen Samstag ihre ordentliche fragen Umwelt, Energie und Nachhaltig- Stegner mit den Jusos ausführlich über Niedersächsischer Juso- Landeskonferenz in Uelzen ab. Mit die- keit und richteten einstimmig ihre Pro- den zukünftigen Weg der Partei und Landesvorsitzender sem Tagungsort und der Nähe zu Gorle- grammatik verstärkt auf Erneuerbare stieß mit seiner offenen Kritik an der ben sollte symbolisch ein Zeichen für Energien aus.Da sich die Jusos im Rah- überkommenen Basta-Politik der letz- » den Protest der Jusos gegen die Kernen- men ihrer Doppelstrategie auch weiter- ten Jahre auf große Zustimmung! Diese SPD erneuern.« ergie und den schwarz-gelben »Ausstieg hin als progressiven Teil der sozialen zeigte sich auch in der Debatte um den Sören Klose aus dem Ausstieg« der Atomenergie Bewegungen, gerade der Anti-AKW- Antrag »SPD erneuern!«, in dem die gesetzt werden. Bewegung, sehen, wollen sie auch die Jusos eine inhaltliche, strategische, per- Bereits am Vorabend der Landeskon- SPD wieder vermehrt in die Bündnisse sonelle und organisatorische Neuauf- ferenz hatten die Jusos zu einem Kamin- mit anderen linken Parteien, Verbänden, stellung ihrer Mutterpartei fordern. Impressum Herausgeber: SPD Niedersachsen gespräch mit dem Landrat des Kreises Bürgerinitiativen, den Organisationen Für die vom Amt der stellvertreten- Verantwortlich: Michael Rüter Lüchow-Dannenberg Jürgen Schulz der »sozialdemokratischen Familie« und den Landesvorsitzenden zurückgetrete- Redaktion: Lothar Pollähne, Sebastian Schumacher geladen, um sich über die Probleme der vor allen den Gewerkschaften drängen. nen Anja Meiners wurde Britta Hasslö- Anschrift: Odeonstraße 15/16 BürgerInnen und die Situation vor Ort Auch auf anderen Politikfeldern ver in den Landesvorstand gewählt und 30159 Hannover E-Mail: [email protected] zu informieren. machten die Jusos ihre Positionen deut- wird sich in Zukunft vermehrt um die Layout & Satz: Anette Gilke Zu ihrer Konferenz begrüßt wurden lich. So forderten sie unter anderem die Wirtschaftspolitische Schlagkraft des [email protected] die TeilnehmerInnen in der Kulturnhal- Demokratisierung aller Lebensbereiche, Landesverbandes kümmern. ■ 11/2009 vorwärts NIEDERSACHSEN V

Kommunalkongress 21.11.2009 Hannover Congress Centrum (HCC)

Die Menschen gewinnen.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Genossinnen und Genossen!

Starke Kommunen – starkes Land! Im Mittelpunkt unseres ersten Kommunalkongresses steht die Frage, wie wir in den Gemeinden, Städten und Landkreisen die besten Rahmenbedingungen für ein gutes, sicheres und demokratisches Leben garantieren und ausbauen können. Unser gemeinsames Ziel ist eine gute Politik für die Men- schen vor Ort. Wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger teilhaben an den Chancen und den Herausforderungen in unseren Städten und Gemeinden. Wie gestalten wir eine gute Bildungspolitik für unsere Kinder? Welche Erwartungen haben wir an die kommunale Selbstverwaltung? Wie organisieren wir eine leistungsfähige und effi ziente öffentliche Daseinsvorsorge? Der Kommunalkongress ist Auftakt für Erfahrungsaustausch, eine breite Diskussion über die besten Konzepte und den gemeinsamen Auftrag, das Beste für die Men- schen in Niedersachsen zu erreichen. Wir freuen uns auf eine lebendige Diskussion!

Garrelt Duin Michael Rüter Vorsizender der SPD Niedersachsen Landesgeschäftsführer der SPD Niedersachsen

PROGRAMM FOREN 11.00 Uhr Eröffnung Forum 1 Infratstruktur und Energieversorgung – Garrelt Duin Anforderungen an die kommunale Daseinsvorsorge MdB, SPD-Landesvorsitzender Astrid Eltner, Bürgermeisterin der Stadt Vienenburg Frank Baranowski, Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen Begrüssung Hauke Jagau, Präsident der Region Hannover Stephan Weil Ulrich Watermann, MdL (Moderation) Oberbürgermeister der Stadt Hannover Forum 2 Stadt gestalten statt verwalten – Starke Kommunen, starkes Land! Erwartungen an die kommunale Selbstverwaltung Christian Ude Ulrich Mädge, Oberbürgermeister der Hansestadt Lüneburg Oberbürgermeister der Stadt München Johanne Modder, MdL, stv. Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Sigmar Gabriel, MdB Gunnar Wegener, Vorsitzender SPD-Stadtratsfraktion Cuxhaven Silvia Nieber, Bürgermeisterin der Stadt Bad Münder (Moderation) 12.15 Uhr Mittagspause Forum 3 Integrationspolitik in der Einwanderungsgesellschaft – Foren 13.00 Uhr Chancen und Teilhabe in unseren Städten und Gemeinden 14.30 Uhr Talkrunde Rocco Artale, Vorsitzender Ausländerbeirat Stadt Wolfsburg Frank Baranowski, Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen Andreas Rieckhof, Bürgermeister der Hansestadt Stade Franz Einhaus, SGK-Landesvorsitzender Stephan Weil, Oberbürgermeister der Stadt Hannover Hauke Jagau, Präsident der Region Hannover Sigrid Leuschner, MdL (Moderation) Johanne Modder, MdL, stv. Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Forum 4 Bildung findet Stadt – Moderation: Dr. Ludger Vielemeier Perspektiven für die kommunale Bildungspolitik 15.30 Uhr Schlusswort Franz Einhaus, Landrat Landkreis Peine Garrelt Duin Frauke Heiligenstadt, MdL, Bildungspolitische Sprecherin der SPD- Landtagsfraktion Bernhard Reuter, Landrat Landkreis Osterode Daniela Behrens, MdL, stv. Landesvorsitzende (Moderation)

Anmeldungen unter: www.spdlink.de/kongress VI NIEDERSACHSEN 11/2009 vorwärts

QUO VADIS EUROPA? Der Lissabon-Vertrag bietet die Chance für eine zukunftsgerechte europäische Politik. Von Bernd Lange, MdEP Der Lichtblick zuerst: Es fehlt nur noch Aber der politische Kurs in Europa führt in für einen falschen Kurs in der Zukunft. So eine Unterschrift, dann kann der soge- die falsche Richtung. Die konservativen sollen ihrer Meinung nach selbstständige nannte Lissabon-Vertrag in Kraft treten. Mehrheiten im EP haben mit José Manuel Berufskraftfahrer von den Lenk- und 26 der 27 Mitgliedsländer der EU haben Barroso erneut einen Mann ins Amt des Ruhezeiten ausgenommen werden. Ent- Bernd Lange, MdEP bereits zugestimmt. Der neue Grundla- Kommissionspräsidenten befördert, der scheidungen wie diese führen zu einer genvertrag ist ein jahrelang ausgehan- keine Schritte für die Stärkung der sozi- Zunahme von Scheinselbstständigkeit, delter Kompromiss, der der Erweiterung alen Rechte und gegen Lohndumping zu mehr Druck und zu mehr übermüde- der EU Rechnung trägt und die Hand- unternimmt. Für den sozialen Zusam- ten Fahrern auf Europas Straßen. » lungsfähigkeit der EU stärkt. Und vor menhalt in der EU und für die Akzeptanz In der vergangenen Plenarwoche Sozialdemokrati- allem, das Europäische Parlament, die unseres europäischen Projektes ist dies scheiterte eine Resolution gegen die man- sche Positionen gelnde Pressefreiheit in Italien, da es der stärker einfließen konservativen Europäischen Volkspartei lassen.« gelang, genügend Unterstützung für Bernd Lange Berlusconi zu mobilisieren. Auch die CDU/ CSU-Abgeordenten machten sich mit Berlusconi gemein und traten nicht offen- siv für Pressefreiheit ein. Auch die Ernennung des glücklosen Ministerpräsidenten Günther Oettingers als neuen deutschen Kommissar geht in die falsche Richtung. Heute ist es gerade- zu absurd, ohne Rücksicht auf Parteitaktik einen stramm wirtschaftsliberalen Kurs in der EU einschlagen zu wollen, wie Oet- tinger es schon in der Frage des VW-Geset- zes getan hat. Europas gute Stube: Der Plenarsaal des EU-Parlaments in Straßburg Foto: Lopo Wir lassen nicht nach, eine umfassen- de Debatte darüber zu führen, in welche demokratisch gewählte Vertretung aber unabdingbar. Gerade in der aktuel- Richtung die EU sich entwickeln soll. Mit aller Menschen in der Europäischen len Krise muss der Kurs neu bestimmt dem Lissabon-Vertrag gibt es die Chance, Union, wird deutlich stärker. Zurzeit ste- werden, marktradikale Rezepte verschär- zukunftsgerechte Politik zu entwickeln. hen die Chancen gut, dass Tschechiens fen und tragen nicht zur Bewältigung bei. Ansatzpunkte werden sich im Frühjahr Präsident Vaclav Klaus seine Blockade- Wir müssen den Wandel gestalten. bei der Neuausrichtung der EU-Politik für haltung aufgibt und die 27ste und letzte Doch weitere skandalöse Entschei- Wachstum und Beschäftigung in den Unterschrift leistet. Das ist gut für Euro- dungen der Konservativen in den vergan- nächsten zehn Jahren ergeben. Die Rats- pa. genen Wochen geben ein Wetterleuchten präsidentschaft hat dann Spanien inne, wo ja die PSOE 43,66% die Regierung stellt. Unser Genosse José Zapatero ist hier ein HERZLICH WILLKOMMEN starker Bündnispartner. Gemeinsam ! nehmen wir die Debatte auf, um eine sozi- aldemokratische Position stärker einflie- Wir haben die Bundestagswahl verlo- ten. Der Weg des Eintritts ist nicht das ßen zu lassen. ■ ren, Deutschland befindet sich auf Wesentliche, zumal aus Untersuchungen einem anderen Weg, der zwar im Koali- bekannt ist, dass SPD Mitglieder die Onli- Mehr dazu unter www.bernd-lange.de tionsvertrag der neuen schwarz-gelben ne-Eintreten die gleichen Ansprüche, oder im Newsletter »Europa-Info« Bundesregierung nicht genau beschrie- Wünsche und Erwartungen haben, wie www.bernd-lange.de/meta/newsletter. ben ist, aber alle Vermutungen, dass es Mitglieder die den »klassischen« Weg über php Wenigen besser gehen wird, und wir eine Versammlung oder das Sommerfest alle dafür die Zeche zu zahlen haben der SPD gefunden haben. Alle (Neu)mit- Michael Rüter, werden, ist leider begründet. glieder wollen die Gesellschaft gestalten, Geschäftsführer SPD-Landes- Wohin die schwarz-gelbe Regierung die Politik in und mit der SPD gemeinsa- TERMIN verband Niedersachsen unser Land drehen wird, ist unklar, aber me entwickeln und umsetzen, und vor etwas anderes für unsere Partei Wichti- allem:Alle Mitglieder haben zu Recht den geres dreht sich gerade doch: In den Anspruch direkt und ohne lange Warte- ORDENTLICHER » Wochen seit der Bundestagswahl sind zeiten in unserer Partei anzukommen BEZIRKSPARTEITAG Alle (Neu)Mit- über das Internet gut 3000 Mitglieder und mitzugestalten. Ich möchte alle Funk- glieder wollen die bundesweit in die SPD eingetreten. Für tionäre, Abgeordnete, Mitarbeiterinnen BRAUNSCHWEIG Gesellschaft die Unterbezirke und Ortsvereine der SPD und Mitarbeiter herzlich dazu einladen, 4. Dezember 18.30 Uhr, gestalten.« Niedersachsen können wir über 550 neue helft mit und sorgt dafür, dass die Wün- Michael Rüter Genossinnen und Genossen begrüßen, sche unserer neuen Mitstreiter Wirklich- Stadthalle Braunschweig sie sind »online« und »offline« eingetre- keit werden. Herzlich willkommen! ■ 11/2009 vorwärts NIEDERSACHSEN VII

VORWÄRTS KULTURGUT UNBEQUEM, ABER SOLIDARISCH

Am 4. November 1946 schrieb sich Peter Wegbegleiter, so die Einschätzung von von Oertzen morgens in die Matrikel der Wolfgang Jüttner zu Beginn jener Universität Göttingen ein. Am Nachmit- Tagung, deren Beiträge jetzt in einem tag des selben Tages wurde er Mitglied vorwärts-Buch zusammengefasst wor- der SPD und am Abend eben jenen Tages den sind. nahm er an der ersten Sitzung des SDS Sechs Autorinnen und Autoren teil. Vier Wochen später war er Sprecher beleuchten Peter von Oertzens prägen- des Göttinger SDS, wenige Monate spä- den Einfluss auf die niedersächsische ter bereits Kontrahent von Helmut Politik, seine bildungspolitische Impuls- Schmidt. Beide, im Krieg geläutert, soll- gebung, die aktueller kaum sein könnte ten sich hinfort, kritisch und solidarisch und seine manchmal bis an die Grenze über grundlegende sozialdemokratische des Erträglichen gehende Beharrlich- Positionen auseinandersetzen. keit, die mitunter recht schroff sein Am 2. September 2009 wäre Peter konnte. Theodor W. Adorno hielt ihn von Oertzen 85 Jahre alt geworden. Aus 1954 für so stur und arrogant, dass an diesem Anlass fand am 4. September in seiner Statt Jürgen Habermas Assistent Hannover eine Tagung statt, die das sozi- in Frankfurt wurde. Welch ein Glücks- Peter von Oertzen aldemokratische Anliegen Peter von fall für die niedersächsische SPD, die »Politik für die Sozialdemokratie«, Erinne- Foto: lopo Oertzens zum Thema hatte: Die emanzi- Peter von Oertzen fast 60 Jahre lang rungen an Peter von Oertzen, herausge- patorisch, antistalinistische Grundmelo- prägte, bis er altersradikal und müde geben von Wolfgang Jüttner, Gabriele die, die viele Jahre lang prägend sein soll- adé sagte, ohne jemals wirklich Andretta und Stefan Schostok, vorwärts- te für viele Sozis. Peter von Oertzen war Abschied von der Sozialdemokratie als Verlag, Berlin, 2009, 87 S., Subskriptions- ein oftmals unbequemer Ratgeber und vorwärtsweisender Idee genommen zu preis bis Ende November 2009: 8,00 Euro, ein kritischer, aber immer solidarischer haben. ■ lopo danach 9,95 Euro VIII NIEDERSACHSEN 11/2009 vorwärts

VORWÄRTS TARNEN, TRICKSEN, TÄUSCHEN RÄTSEL Der Koalitionsvertrag von Schwarz-Gelb ist kein Zukunftsentwurf für Deutschland. Von hat im Wahlkampf die schale im Gesundheitssystem. Der politischen Auseinandersetzung über Arbeitgeberbeitrag wird eingefro- ihre Ziele verweigert. Diese Linie setzt ren, die paritätische Finanzierung Seine erste Liebe heißt Elli. sich nun im Koalitionsvertrag fort. Im wird schleichend aufgegeben. Glücklich wird er mit ihr nicht. Rekordtempo verhandelt, lassen die 128 Gesundheitsversorgung wird für Hans Gustav wird geschlagen Seiten des Koalitionsvertrages vor allem 70 Millionen gesetzlich Versicherte und gehänselt. »Nasenkönig« viele Fragen offen. Die Koalition sagt an teurer. nennt ihn der Kapitän des vielen Stellen nicht, was sie will. Über — Arbeit und Löhne: Der gesamte Segelschiffs Elli, auf dem Hans 80 Prüfaufträge und mehr als 10 Kom- Bereich schlechter Löhne und pre- Gustav als Schiffsjunge die sie- missionen und Arbeitsgruppen zeigen kärer Arbeit ist die große Leerstelle ben Weltmeere bereist. In Beli- vor allem: Möglichst viel soll möglichst dieser Koalition. Wer aber von den ze reißt er aus, verirrt sich im lange unklar bleiben. Dafür gibt es einen Löhnen nicht reden will, der soll Urwald, wird wieder eingefan- Grund: Die Landtagswahl in NRW. Ver- auch von Leistung schweigen. Lei- gen und weiter gepeinigt. In liert Schwarz-Gelb am 9. Mai des kom- stungsgerechtigkeit verlangt Lohn- London heuert er schließlich ab. menden Jahres diese Wahl, geht auch gerechtigkeit. Hier aber will Angela Die Seefahrt allerdings lässt ihn die knappe Mehrheit im Bundesrat ver- Merkel bestehende Mindestlohnre- nicht los. Er verdingt sich zur loren. gelungen erneut »prüfen«. Der kaiserlichen Kriegsmarine, wird gesetzliche Mindestlohn wird kom- aber wegen Sehschwäche als- Thomas Oppermann, Keine Einschnitte vor dem Sommer promisslos abgelehnt. bald entlassen. Seine mariti- Erster Parlamentarischer Geschäftsführer 2010 lautet daher die Devise. Dabei — Bildung: Durch den Einstieg in die men Erlebnisse wird er 1910 im der SPD-Bundestagsfraktion. wird schon jetzt in großen Linien private Bildungsfinanzierung (Prä- »Schiffsjungen-Tagebuch« zu- erkennbar, wie Schwarz-Gelb den Ein- mien für Bildungssparen, Lei- sammenfassen. Als Schaustel- Die negativen Folgen dieser Politik wer- stieg in die Entsolidarisierung plant: stungsstipendien für 10% der Stu- ler und Fremdenführer versucht den wir auch Niedersachsen zu spüren — Steuern und Abgaben: Die geplanten dierenden) nimmt Angela Merkel er mehr schlecht als recht auf bekommen. Denn die geplanten Steuer- Steuersenkungen begünstigen vor Abschied von dem Leitbild gebüh- den Beinen zu bleiben. 1909 erleichterungen werden vor allen die allem hohe und sehr hohe Einkom- renfreier Bildung. Begünstigt wer- geht Hans Gustav nach Mün- Länder und Kommunen treffen. Für men. Sie werden mit Steuergeschen- den auch hier die Kinder der Besser- chen und landet, kauzig wie er Niedersachsen ist nach den schwarz- ken bedient. Wer wenige oder gar verdiener. Mit dem »Betreuungs- ist, im Literatenkabarett Simpli- gelben Plänen mit rund 1,5 Milliarden keine Steuern zahlt, geht aus. geld« wird außerdem eine fatale cissmus. Dort Hausdichter zu Euro Mindereinnahmen im Jahr zu Zugleich trifft die Menschen mit Fehlentscheidung getroffen, die wir sein reicht ihm nicht. Er eröffnet rechnen. Das sind mehr als 100.000 geringen Einkommen die absehba- besonders in den großen Städten zu das »Tabackhaus: Zum Haus- Studienplätze, 200.000 Kita-Plätze oder re Erhöhung von Abgaben und spüren bekommen: Der Schwer- dichter«, dessen Schaufenster 500 Schulen, die Niedersachsen dann Gebühren mit großer Härte. Für punkt für frühe Förderung in guten er mit einem zwischen Zigar- nicht mehr finanzieren kann. Das ist Millionen Menschen bringt Kitas und Kindergärten geht verlo- renkisten drapierten Skelett unsozial und unverantwortlich. Schwarz-Gelb weniger netto. ren, die Integration von Kindern aus schmückt. Sein Angebot an die Schwarz-Gelb ist auf dem Weg zu einer — Gesundheit: Mit Schwarz-Gelb Einwandererfamilien wird schwie- Laufkundschaft: »Damen und Koalition der sozialen Spaltung. kommt der Einstieg in die Kopfpau- riger. ■ Herren werden auf Wunsch ge- gen Bezahlung angedichtet«. Wieder erleidet er Schiffbruch. vorwärts Die folgenden Jahre übersteht er als Hausbibliothekar der Her- PERSONALABTEILUNG ren von York und von Münch- hausen. Im ersten Weltkrieg Dank und Anerkennung gab es von allen Seiten, als Wolfgang zieht es ihn abermals auf‘s Was- Jüttner nach 18 Jahren am 31. Oktober den Vorsitz des SPD- ser, aber Kaisers Marine ver- Bezirks Hannover in jüngere Hände übergab. Hannovers OB Ste- setzt ihn nach kurzer Zeit an phan Weil etwa pries das »beachtliche Lebenswerk, auf das Land. Nach dem Krieg, nunmehr Jüttner und die Partei stolz sein können«. Neu in der Reihe der unter dem Namen, der ihn un- prominenten Bezirksvorsitzenden ist Stefan Schostok, der bis- vergänglich machen soll, erweckt lang die Geschäfte des SPD-Bezirks Hannover führte. Zu seinen er Kuttel Daddeldu zum Leben, Vorgängern zählten neben Wolfgang Jüttner Kurt Schumacher, eine Kunstfigur, die sich aus sei- Peter von Oertzen und Gerhard Schröder. »Ganz schön große nen Erfahrungen speist. ■ lopo Fußstapfen, in die ich da hineintrete«, kommentierte der neue Vorsitzende seine Aufgabe. Stefan Schostok steht für eine offe- Wer wars? Die Lösung bitte an ne, aktive und offensive Mitgliederpartei SPD, deren Ziel es den vorwärts, Odeonstr. 15/16 auch in Zukunft sein muss, Macht auszuüben. Eine Vorausset- 30159 Hannover »Und auf ein- zung: Die Entwicklung einer niedersächsischen SPD-Sprache, mal steht es neben dir.« die allgemeinverständlich ist. »Ich möchte Teil des neuen Der Revolutionär aus dem Zukunftskonzeptes sein«, erklärte Schostok zum Schluss seiner Oktober-Rätsel war Georges Vorstellung und erhielt dafür das Vertrauen von 96% der Dele- Jacques Danton. Gewonnen gierten. ■ eb. Drei Vorsitzende: Wolfgang Jüttner, Stefan Schostok und Garrelt Duin. Foto: lopo hat Otto Drewes aus Hannover.