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Religionsfreiheit Weltweit Bericht 2021 GROßBRITANNIEN GROßBRITANNIEN RELIGIONEN 6.9% 2.1% Muslime Andere 1.4% Atheisten 21.4% Agnostiker 67.1% Christen Bevölkerung Fläche 1.1% Hindus 67,334,208 2,424,952 Km2 BIP pro Kopf Gini-Index* 39,753 US$ 34.8 *Wirtschaftliche Ungleichheit mografische Entwicklung haben zur Verbreitung anderer DIE GESETZESLAGE ZUR RELIGIONSFREIHEIT UND Glaubensrichtungen, vor allem des Islams, beigetragen. DIE TATSÄCHLICHE ANWENDUNG Mit Ausnahme von schottischen Schulen, an denen Das Vereinigte Königreich ist Unterzeichner internationa- sechsmal pro Jahr „der Glaube praktiziert“ werden muss, ler Konventionen, die das Land zur Einhaltung der Men- sind alle staatlichen Schulen gesetzlich verpflichtet, täg- schenrechte, einschließlich des Rechts auf Religions- lich eine Versammlung abzuhalten. In England müssen freiheit, verpflichten. So wurde etwa die Europäische diese Schulversammlungen in den meisten Fällen einen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grund- „weitgehend christlichen Charakter“ haben, wobei die Ver- freiheiten, die in Artikel 9 das Recht auf Gedanken-, Ge- sammlung nicht jeden Tag christlich geprägt sein muss wissens- und Religionsfreiheit festschreibt, durch den Hu- und auch andere religiöse Traditionen aufgegriffen wer- man Rights Act (1988) in britisches Recht umgesetzt, der den können.4 Eltern haben das Recht, ihre Kinder von die- jedoch erst im Jahr 2000 vollständig in Kraft trat. sen Aktivitäten freizustellen. In England und Wales kön- Als Staatskirche prägt die anglikanische Church of Eng- nen sich Schüler im Alter von 16 bis 18 Jahren selbst von land seit mehr als 450 Jahren das öffentliche religiöse den Versammlungen abmelden. Trotz dieser Wahlmög- Leben in Großbritannien. Sie genießt bis heute gewisse lichkeiten ist das Thema Schulversammlungen immer wie- Privilegien, zum Beispiel Sitze im Oberhaus des britischen der ein Konfliktpunkt. Im November 2019 unterstützte die Parlaments für 26 anglikanische Bischöfe. In Schottland humanistische Vereinigung Humanists UK das Elternpaar hat die presbyterianische Church of Scotland den Status Lee und Lizianne Harris bei einem Rechtsstreit gegen einer Staatskirche.1 Obwohl sich die Mehrheit der briti- die Burford Primary School in Oxfordshire vor dem High schen Bevölkerung noch weitgehend mit dem Christen- Court (erstinstanzliches Zentralzivilgericht). Sie machten tum identifiziert – bei der letzten Erhebung bezeichneten geltend, dass die Teilnahme ihrer Kinder an Schulver- sich 59,3 Prozent als Christen2 –, ging die Zahl der re- sammlungen einer Indoktrination gleichkomme, weil sie gelmäßigen Gottesdienstbesucher gegen Ende des 20. bei den Versammlungen christlichen Gebeten, dramati- Jahrhunderts massiv zurück.3 Zuwanderung und die de- sierenden Bibelgeschichten und Ansprachen von Geistli- chen ausgesetzt seien. Sie argumentierten, dass all diese | ACN - Aid to the Church in Need GROSSBRITANNIEN Religionsfreiheit Weltweit Aktivitäten in Verbindung mit dem Versäumnis der Schule, wurden weniger Straftaten dieser Art als im gleichen alternative Aktivitäten mit gleichwertigem pädagogischen Vorjahreszeitraum gezählt. In den Monaten Januar bis Bericht 2021 Nutzen anzubieten, einen Verstoß gegen das Recht auf Februar und Juni bis Juli hingegen wurde ein Anstieg Religions- und Glaubensfreiheit darstellten. Noch vor der der Zahlen gegenüber den gleichen Vorjahreszeiträumen Verhandlung haben Herr und Frau Harris von ihrem Recht verzeichnet.11 2019 wurden in Schottland 660 religiös mo- Gebrauch gemacht, ihre Kinder von den Versammlungen tivierte Straftaten registriert, 24 Prozent mehr als im Jahr freizustellen. Daraufhin erklärte sich die Leitung der Bur- 2018.12 Politisch-konfessionell motivierte Vorfälle sind so- GROßBRITANNIEN GROßBRITANNIEN ford Primary School bereit, für die nicht teilnehmenden wohl in Schottland als auch in Nordirland nach wie vor ein Schüler alternative Versammlungen anzubieten.5 Problem. Die nordirische Polizei verzeichnete in den zwölf Monaten bis März 2020 insgesamt 888 politisch-konfessi- Darüber hinaus sind staatliche Schulen verpflichtet, Re- onell motivierte Vorfälle und 46 weitere religiös motivierte RELIGIONEN ligionsunterricht anzubieten, der sowohl den christlichen 6.9% 2.1% Vorfälle, die nichts mit den politisch-konfessionellen Kon- Muslime Andere Glauben als auch andere Weltreligionen einbezieht. Auch flikten zu tun hatten.13 1.4% hier können Eltern ihre Kinder von der Teilnahme freistel- Atheisten len. In England und Wales können sich Schüler ab einem Die britische Regierung hat im Berichtszeitraum zahlrei- 21.4% Alter von 14 Jahren derzeit selbst vom Religionsunter- che Maßnahmen getroffen, um die Religions- und Glau- Agnostiker richt abmelden.6 Die walisische Regierung plant jedoch im bensfreiheit zu gewährleisten. Im September 2019 wurde 67.1% Rahmen der Einführung neuer Lehrpläne, dieses Freistel- der Parlamentsabgeordnete Rehman Chishti zum Son- Christen Bevölkerung Fläche 7 1.1% lungsrecht von Eltern und älteren Schülern aufzuheben. dergesandten des Premierministers für Religions- und 2 Hindus 67,334,208 2,424,952 Km In den neuen Lehrplänen soll der Religionsunterricht durch Glaubensfreiheit ernannt.14 Er trat die Nachfolge von Lord BIP pro Kopf Gini-Index* das Fach „Religion, Werte und Ethik“ ersetzt werden, das Ahmad of Wimbledon an, der als erster in dieses Amt be- 39,753 US$ 34.8 „sowohl religiöse als auch nicht religiöse Überzeugungen rufen worden war. Der Sondergesandte hat unter ande- *Wirtschaftliche Ungleichheit einbezieht“.8 In einer Folgenabschätzung vom Januar rem die Aufgabe, die Umsetzung der Empfehlungen aus 2020 hieß es: „Eine Entscheidung gegen das Recht auf dem unabhängigen Bericht des Bischofs von Truro zu Abmeldung von diesem neuen Unterrichtsfach wird sich überwachen, der untersucht hat, inwieweit das britische auf einige Glaubensgemeinschaften negativ auswirken.“9 Außenministerium verfolgte Christen unterstützt (siehe Abschnitt C). Des Weiteren ernannte die britische Regie- rung im Juli 2019 Lord John Mann zu ihrem unabhängigen VORFÄLLE UND AKTUELLE ENTWICKLUNGEN Antisemitismus-Berater. Von staatlicher Seite wird die Religionsfreiheit im Vereinig- Ein Gesetzesentwurf der schottischen Regierung über ten Königreich nicht nennenswert eingeschränkt. Die reli- Hasskriminalität und die öffentliche Ordnung stieß auf giös motivierten Übergriffe innerhalb der Gesellschaft gin- Bedenken religiöser und säkularer Organisationen, die gen laut einer aktuellen Studie des Pew Forum gegenüber befürchten, dass ein derartiges Gesetz zahlreiche Frei- der letzten Analyse zwar geringfügig zurück, bewegen heiten, darunter auch Aspekte der Religionsfreiheit, ein- sich aber nach wie vor auf einem hohen Niveau. Damit schränken würde. Nach Meinung der Kritiker könnten die gehört das Vereinigte Königreich zu den fünf demokrati- traditionellen Vorstellungen von Ehe, geschlechtlicher schen Staaten, die ein besonders hohes Ausmaß an Ge- Identität und Sexualmoral unter die in dem Entwurf de- walt gegen Glaubensgemeinschaften und deren Anhän- finierten Kategorien von „Missbrauch“ und „Hass“ fallen. ger verzeichnen.10 Nach Angaben des Innenministeriums Sie wiesen darauf hin, dass literarische Werke und Schrif- wurden zwischen März 2019 und März 2020 in England ten, wie unter anderem die Bibel, aufgrund einschlägiger und Wales 56 Prozent der Hassverbrechen als rassistisch Inhalte beschlagnahmt und vernichtet werden könnten.15 oder religiös motiviert eingestuft. Damit stieg die Zahl die- ser Straftaten gegenüber demselben Vorjahreszeitraum um 4.280 auf 58.850. Das Innenministerium veröffentlichte Jüdische Gemeinschaft außerdem bereits vorläufige Daten zu rassistisch oder re- Der Community Security Trust (CST), eine gemeinnützige ligiös motivierten Straftaten, die bis Juli 2020 während der Organisation, die Einrichtungen, Schulen und Synagogen Covid-19-Beschränkungen verübt wurden. Während des der jüdischen Gemeinschaft in Großbritannien in Sicher- ersten Lockdowns, der von März bis Mai 2020 dauerte, heitsfragen berät und Sicherheitstrainings anbietet, ver- Religionsfreiheit Weltweit Bericht 2021 zeichnete 2019 landesweit eine erneute Rekordzahl von tigt sieht, in dieser Zeit eine solche beispiellose Erklärung 1.813 antisemitischen Vorfällen.16 Im Vorjahr waren 1.690 abzugeben, führt uns deutlich vor Augen, wie tiefgreifend Fälle gezählt worden. Das entspricht einem Anstieg von das Gefühl der Unsicherheit und Angst vieler britischer Ju- sieben Prozent. Im Jahr 2018 war die Zahl der Vorfälle den ist.“23 erstmals auf mehr als 100 pro Monat gestiegen. Dieser Nachdem formelle Beschwerden eingegangen waren, lei- Trend setzte sich 2019 fort.17 Bereits in den ersten sechs tete die Equality and Human Rights Commission – EHRC Monaten des Jahres 2020 verzeichnete der CST 789 anti- (staatliche Kommission für Gleichstellung und Menschen- GROSSBRITANNIEN semitische Vorfälle, wobei nur im April des Jahres weniger rechte) am 28. Mai 2019 Maßnahmen zur Untersuchung als 100, nämlich 98 Fälle, gezählt wurden.18 der gegen die Labour-Partei gerichteten Antisemitismus- Zu einem Fall körperlicher Gewalt kam es im Mai 2020, als Vorwürfe ein. In ihrem Bericht vom Oktober 2020 kam die ein Mann und seine Mutter während eines Spaziergangs Kommission zu dem Schluss, dass es schwerwiegende in einem Londoner Park von einem Läufer zunächst zwei- Fehler in der Parteiführung und einen unzureichenden mal beschimpft wurde, als dieser auf jeder seiner Run- Umgang mit Antisemitismus-Beschwerden in der gesam- den an ihnen vorbeilief. Als der Läufer