Hellwache Traumfrau Entspannter Denn Je Lässt Die Fabelhafte Songwriterin LIZZ WRIGHT Auf Ihrem Neuen Album „Dreaming Wide Awake“ Ihre Innere Stimme Singen
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Ausgabe 2 Jahrgang 8 Sommer 2005 „Miles war happy, es ging ihm gut. Er blieb auf der Bühne, machte seine Rumpfbeuge und hörte zu.“ Keith Jarrett über seine Zeit mit Miles Davis. Mehr im Porträt auf Seite 10. Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen jeden Freitag neu unter http://www.jazzecho.de world’s best-sounding newspaper Intro Classics Feedback Details Call & Response Porträt Planet Jazz Mix Etwas Etwas Im Hotel Darf’s ein Lippen- 60 Jahre Das Ziel Closer Neues Altes auf dem Mond bisschen mehr sein? bekenntnisse aus dem Nichts ist der Weg than close Die wichtigsten aktuellen Neu- Die interessantesten Wiederverö Wie für jedes Heft haben auch In unseren oberflächlichen, sch- Mit seiner Band, „Aus dem Nichts“, fand Miles Weltoffen Konzerttermine, Meldungen in veröffentlichungen, unter anderem ffentlichungen: Friedrich Guldas diesmal unsere Redakteure nellen Zeiten ist es beruhigend zu erlesenen Gastsolisten Davis, spiele Keith Jarrett, und wie das Jazz- letzter Minute, Neues aus der von Philipp Weiss, John Scofield legendäre 1973er LP-Box „Midlife hunderte von Artikeln angeschaut, wissen, dass es sie noch gibt, die und einem Sympho- wollte von ihm wissen, wie er das Echo ist, Welt der jazznahen Tanzmusik und Charles Lloyd, ab Seite 2. Harvest“, die jetzt endlich auf CD um die interessantesten für kleinlichen, genauen, ausführli- nieorchester hat Götz mache. Leider wusste er auch nur, präsentieren und ein neues Album von Beady erscheint, Oscar Petersons geniale Sie herauszufiltern. Die große chen Seiten. In den Details finden Alsmann sein neues er macht es einfach. Das allerdings wir neue Musik Belle – das alles drängt sich auf MPS-Aufnahmen, in höchster Presseschau im JazzEcho Sie alle Musiker, alle Titel und alle Album „Kuss“ auf- seit 40 Jahren mit großem Erfolg. von Cristina einer Seite, zusammen mit Philipp Qualität remastert, sowie eine präsentiert diesmal Meshell weiteren wichtigen Informationen genommen. Titel für Der Wandler zwischen Jazz und Branco, Silvia Weiss‘ ganz persönlicher Top Ten, musikalische Dokumentation der Ndegeocello, Rebekka Bakken, De- zu allen im Heft vorgestellten Titel erklärt er, was Klassik ist kürzlich 60 geworden. Iriondo und ein krönender Abschluss für ein Parallelen zweier uramerikanischer Phazz, Tord Gustavson, Dee Dee Veröffentlichungen – und einigen ihm dabei durch den Grund genug, endlich ein Porträt vielen anderen spannendes Heft, wie wir finden. Kunstformen: des Jazz und des Bridgewater und David Sanborn. mehr. Das alles wie in jedem Jazz- Kopf ging. Das große von Keith Jarrett zu bringen. Wie Seite an Seite Und wie Abschlüsse so sind, findet Striptease. Alles auf Seite 4. Wie immer auf Seite 5. Echo ab Seite 6. Interview: auf Seite 9. immer auf Seite 10. auf Seite 11. man sie ganz hinten, auf Seite 12. Weiss Alsmann Branco Hellwache Traumfrau Entspannter denn je lässt die fabelhafte Songwriterin LIZZ WRIGHT auf ihrem neuen Album „Dreaming Wide Awake“ ihre innere Stimme singen. s ist wirklich schwierig, ein Künst- Youngbloods ist sie schlicht und einfach eine selbstsichere und geerdete, vielleicht noch schreiben. ler zu sein und sich trotzdem zu or- unvergleichlich. Und trotz all der herz- gerade deshalb ein wenig außerweltliche Ich war übersti- ganisieren“, beichtet Lizz Wright. zerreißenden Melancholie in ihrer tiefen, Erscheinung. Die fließenden Bewegun- muliert. Ich konn- Sie lacht kurz und verschämt und sehnsuchtsvollen Stimme klingt sie glück- gen der Arme, der in den Nacken geleg- te alles aufneh- E schließt dabei die flatternden Lider einen licher und erfüllter als zuvor. te Charakterkopf und immer wieder das men, aber nichts dramatischen Moment länger als nötig. „Du musst das hier wirklich gut durch- verträumt wirkende Flattern der Augenli- verarbeiten. Und „Pünktlich zu sein, Dinge rechtzeitig zu sortieren und ein wenig Zucker draufstreu- der verstärken den Eindruck noch. Als sie ich konnte fühlen, tun, fällt mir von Natur aus schwer. Da- en“, meint sie irgendwann, als wir über ih- zu singen anfängt, meint man die Vergan- wie ich älter wurde. bei bin ich jetzt schon disziplinierter als re Frustration mit den Gangster-Fantasien genheit und die Zukunft der Musik aus ein Viel zu schnell. Ich je zuvor. Und immer noch ein Slacker.“ amerikanischer Rapper zu ihren eigenen und demselben Mund zu hören. „Wenn ging zwar ständig Jetzt lacht sie aus vollem Hals. Tief und be- Problemen bei der Albumproduktion ge- ich einen Song singe, habe ich meistens ins Gym, aber ich war freit, überzeugend und ansteckend. Viel- kommen sind. „Ich erzähle dir hier ein- einen kleinen Film dazu im Kopf“, hatte einfach nicht gesund.“ leicht, weil sie ihren momentanen Lebens- fach die komplette Wahrheit.“ Sie lacht sie am Nachmittag verraten. „Bei ‚Stop‘ Befürchtungen seitens wandel, den eines international gefeierten und schlägt die Hände überm Kopf zu- etwa von einer Blondine in einem roten ihrer Freunde oder der Stars, mit den dazugehörigen Reisen, Kon- sammen. „Ich bin country! Ich weiß ein- Rock, die mit völlig verschmiertem Make- Plattenfirma in New York, zerten, Meetings, Interviews, den hoch- fach nicht, wie man die Unwahrheit sagt.“ up durch den Regen geht. Mit diesem ent- sie könne an der oberen West- karätigen Hollywood-Auditions (etwa für Die Wahrheit ist, dass es ihr schwer fiel, ei- schiedenen, willensstarken Blick. Sie ver- küste allzu ruhig oder gar lang- „Ray“) oder dem eigenen Videodreh mit nen würdigen Nachfolger zu ihrem Über- lässt etwas, das schlecht für ihre Seele war. weilig werden, entkräftet sie mit ei- Spike Lee, selbst kaum glauben kann. Viel- debüt zu produzieren. „Ich höre privat Sie ist völlig ungeschützt und klitschnass, nem milden Lächeln. „Es tut mir vielleicht leicht auch, weil die 25-jährige Pastoren- wirklich so gut wie keinen Jazz“, erzählt aber sie weiß, dass sie das Richtige tut. Bei ganz gut, in einer etwas weniger verrück- tochter aus Hahira in Georgia sehr wohl sie. „Eher Damien Rice, Sarah McLachlan allem Elend geht es ihr mit jedem Schritt ten Stadt mit meiner ganz persönlichen weiß, dass ihr eben dieser Starrummel oder Jeff Buckley. Und dann habe ich na- besser.“ Lizz selbst scheint es vor allem Verrücktheit ins Reine zu kommen“, meint kaum Zeit zur Faulheit lässt. „Es war wirk- türlich die Opernarien aus meiner Studi- gut zu gehen, sobald sie singt. Ihre Freu- sie. „Außerdem bin ich doch sowieso die lich ein schönes Gefühl, diese Entspannt- enzeit und die komplette Südstaaten-Gos- de, aber auch eine gewisse gespürte Trau- meiste Zeit auf Tour. Heute Berlin, morgen heit, die einfach zu mir gehört, auf dem peltradition im Hinterkopf.“ Eigentlich der rigkeit zwischen den Zeilen überträgt sich Paris, nächste Woche Tokyo. Was sollte mir neuen Album ausleben zu können“, sagt perfekte Ausgangspunkt für eine Zusam- besonders live sehr direkt auf die geneig- da Seattle anhaben können?“ sie, jetzt wieder ganz Profi. „Ich musste menarbeit mit dem geschmackssicheren, ten Zuhörer. Wenn man ihr wirklich zu- JazzLink: wright nicht ‚Die Stimme‘ sein, die überall und aber stilbrüchigen Craig Street, der selbst hört, ist die Berührung so überraschend ständig virtuose Kapriolen singt. Ich konn- „keinen Unterschied zwischen Monk und wie überwältigend. te mich in mich zurückziehen und meine Son House oder Radiohead und Mary J. „Für mich werden das Leben und die innere Stimme singen lassen.“ Blige erkennt“. Doch nach einem viel ver- Kunst mit zunehmendem Alter immer LIZZ WRIGHT Wie natürlich Lizz Wright ihr Innen- sprechenden ersten Treffen lief der Kreati- leichter“, sagt sie später. „Ich bin längst Dreaming Wide Awake leben nach außen kehren kann, lässt onsfluss nur zäh. Immer wieder saßen der nicht mehr so hartnäckig wie früher. Und 06024 988 1553 sich auf „Dreaming Wide Awake“ erle- Produzent und die zu Produzierende zu- nur noch so leidenschaftlich, wie ich sein ben. Ihr zweites Album, produziert von sammen, hörten Musik und redeten anei- muss, anstatt immer bis kurz vorm Wahn- Craig Street, der schon Aufnahmen von nander vorbei. „Craig Street ist sehr wei- sinn. Ich fühle, dass ich alles, was ich bis- Cassandra Wilson, Holly Cole und Jimmy se“, meint Lizz Wright im Nachhinein. her gemacht habe, machen musste, um Scott produziert hat, entfernt sich klamm- „Weil ihm klar wurde, dass mir mein Vor- dorthin zu kommen, wo ich jetzt bin. heimlich und ganz organisch von den haben so abwegig und entfernt schien, Ich hoffe, dass das Lernen in der Zukunft Jazzvokalisationen ihres Debüts „Salt“. dass ich unterbewusst glaubte, nicht das einfacher sein wird. Erst einmal lerne ich Dafür lebt es „Salt“s in Gospel, Blues und Recht dazu zu haben. Ich saß in der Fal- jetzt langsam, aber sicher wirklich cool Folk wurzelndes Singer/Songwritertum in le. Durch das, was ich getan hatte, und zu sein.“ Dabei hilft ihr auch der Umzug vollen Zügen aus. Mit wunderschönen dadurch, was andere von mir erwarte- von New York nach Seattle. „Die Stadt ist eigenen Songs, Co-Writings mit den Su- ten. Craig erkannte das und nahm sich ziemlich ruhig und die Leute dort sehr perstars Jesse Harris und Toshi Reagon die Zeit, mir meine Zweifel auszureden. Er entspannt“, findet sie. „Aber trotz- sowie Coverversionen und Auftragsarbei- half mir, zu verstehen, dass ich wirklich al- dem politisch engagiert und in- ten von Neil Young, Chocolate Genius, les tun kann, was ich will. Wann immer ich telligent. Und viel ehrlicher Joe Henry und Fats Waller. Lizz Wright will. Und ich weiß bis heute nicht, warum mit sich selbst. In New klingt auf diesen ruhigen und meist mit ich es mir selbst so schwer gemacht habe, York