Wurzen, Clara-Zetkin-Platz, Wasserturm und Handwerkerherberge Wurzen (Sachsen)

Adresse: Clara-Zetkin-Platz 8, 11 04808 Wurzen Sachsen

Historische Entwicklung Die Große Kreisstadt Wurzen liegt ca. 30 km östlich von , an der im Landkreis Leipzig. Sie hat ca. 16.000 Einwohner.

Die 961 erstmals genannte Stadt kann auf eine lange, bewegte Vergangenheit zurückblicken. Der 1114 geweihte Dom sowie das am Ende des 15. Jahrhunderts erbaute Schloss – damals Residenz der Bischöfe von Meißen – sind heute die wichtigsten baulichen Zeugnisse der bedeutenden mittelalterlichen Geschichte der Stadt.

Der Bau der ersten deutschen Ferneisenbahn zwischen und Leipzig im Jahr 1839 durch Wurzen führte zu einer raschen wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Aufgrund der vorteilhaften Lage siedelte sich hier vielfältige Industrie an, v. a. Nahrungsmittelindustrie (Mühlenwerke), Metallverarbeitung und Textilindustrie. Die Einwohnerzahl der Stadt verdoppelte sich zwischen 1875 und 1925. Noch heute zeugen die weithin sichtbaren Mühlentürme, 1924 nach Plänen des Leipziger Architekten Max Fricke für die Wurzener Kunstmühlen und Biscuitfabriken AG vorm. F. Krietsch, errichtet, von der einstigen Bedeutung dieses Industriezweiges für die Stadt.

Die Stadt wuchs damals rasch über die Grenzen der mittelalterlichen Stadt und ihrer frühneuzeitlichen Erweiterungen hinaus. Ein großes, gründerzeitliches Stadterweiterungsgebiet entstand östlich der Altstadt: Mit planmäßig und rechtwinklig angelegten Straßen mit geschlossener Blockrandbebauung auf annähernd gleich großen Parzellen folgte es den damaligen stadtplanerischen Intentionen.

Ausschnitt aus Stadtplan von 1897 mit dem Areal mit Schule (im Süden), Armenhaus (im Nord- westen), Herberge zur Heimat (im Norden) sowie Wasserturm mit Werkstattgebäude (in der Mitte)

Am nordöstlichen Rand der neuen Ostvorstadt entstand in einem Straßenblock um 1890 die Knabenbürgerschule mit Turnhalle. Am nördlichen Rand dieses Bocks befand sich das 1850 errichtete Armenhaus der Stadt (nach 2000 abgerissen). Daneben erbaute man 1889 die Herberge zur Heimat, ein dreigeschossiges Gebäude, das der Unterbringung wandernder Handwerksgesellen und Arbeitsloser diente. Um die Wasserversorgung für die gewachsene Stadt sicherzustellen, wurde 1893 in ebendem Areal ein Hochbehälter errichtet, ein hoher Klinkerbau mit rundem Grundriss.

Trotz des Niedergangs eines Teils der Industrie seit 1990 Jahren ist Wurzen noch heute ein wichtiger Industriestandort mit einer Vielzahl von mittelständischen Unternehmen, die aufgrund ihrer Spezialisierung auch international vertreten sind. Ein starker Bevölkerungsrückgang führte in den 1990er und 2000er Jahren zu einem hohen Wohnungsleerstand in der Stadt, dem man durch den Abriss zahlreicher, v. a. gründerzeitlicher Wohnhäuser im Rahmen der Programms Stadtumbau Ost in den Stadterweiterungsgebieten begegnete.

Historische Postkarte: Blick von Osten auf das Areal: Links Wasserturm, in der Bildmitte die Herberge zur Heimat.

Räumliche Situation

Das für die Neuplanung vorgesehene Areal (ca. 5.000 qm) befindet sich östlich der Altstadt. Die nördliche Begrenzung bildet der heutige Clara-Zetkin-Platz mit einem Busbahnhof. Die östliche Begrenzung bildet die stark befahrene Goethestraße, die im Norden auf einen Kreisverkehr zuführt. Im Westen befindet sich mit einer Freifläche an der Ecke zum Clara-Zetkin-Platz die August-Bebel-Straße. Südlich des Plangebietes steht die Pestalozzischule (ehem. Knabenschule), deren Sportbahn im Norden direkt an das Plangebiet grenzt. Im Planungsgebiet befinden sich mit der Herberge (Clara-Zetkin-Platz 11) sowie dem Wasserturm (Clara-Zetkin-Platz 8) nebst einem Nebengebäude drei Kulturdenkmale gemäß § 2 SächsDSchG. Der Wasserturm mit seinem historischen Hängebodenbehälter wird nicht mehr genutzt. In der Herberge sind zur Zeit Büros untergebracht. Die übrigen Gebäude im Plangebiet besitzen keine Relevanz und sind bei der Planung nicht zu berücksichtigen. Das gesamte Areal befindet sich in städtischem Eigentum.

Luftbild des Areals (Quelle: LVZ, https://www.google.de/search?q=wasserturm+wurzen&client=firefox- b&dcr= 0&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwistK7b2bbZAhVIuxQKHX0BB3oQ_AUICygC&biw =1920&bih=947#imgrc=jylZTiZgWGapYM ).

Ausschnitt aus der Denkmalkarte. Das Plangebiet ist grün gerahmt.

Aufgabenstellung Durch den Busbahnhof am Clara-Zetkin-Platz ist eine städtebaulich problematische Situation mit sehr geringer Aufenthaltsqualität vorzufinden. Ziel der Stadt ist es, diesen zentralen, stark frequentierten Bereich der Stadt durch eine städtebauliche Neuordnung aufzuwerten. Die Stadt Wurzen plant, die städtische Musikschule in das Ensemble mit Wasserturm, Werkstattgebäude und Handwerkerherberge zu verlegen. Die denkmalgeschützten Gebäude sollen dabei erhalten und umgenutzt werden, wobei der zusätzliche Raumbedarf durch eine ergänzende Neubebauung gedeckt werden muss. Daneben ist an der Nordostseite des Areals ein Verbrauchermarkt geplant.

- Der Wasserturm als technisches Denkmal (mit Wasserbehälter) soll mit seinem speziellen Raumangebot sinnvoll und denkmalgerecht im Rahmen des Raumbedarfs der Musikschule genutzt werden.

- Die Handwerkerherberge und das Werkstattgebäude sind ebenfalls zu erhalten und durch die Musikschule zu nutzen.

- Die Planung soll dem Bedarf der Musikschule an Verwaltungs-, Unterrichts- und Veranstaltungsräumen Rechnung tragen. Die Schule muss barrierefrei erschlossen werden. Raumbedarf der Musikschule: Vier Büroräume, Fundus Tanz, Hausmeisterraum, Instrumenten- und Notenarchiv, ein Lehrerzimmer, eine Teeküche, Toilettenräume, Garderoben, Empfang, 13 kleinere Unterrichtsräume mit 17 qm, vier mittelgroße Räume mit 34 qm, zwei große Räume mit 53 qm sowie zwei weitere große Räume mit 78 qm und ein Saal 103 qm.

- Die Neubebauung soll so angeordnet werden, dass einerseits – zusammen mit den denkmalgeschützten Altbauten - eine gut funktionierende Musikschule mit ihren vielfältigen Funktionen entsteht, sie andererseits zu einer städtebaulichen Aufwertung des Bereichs mit attraktiven Freiräumen und Wegen führt.

- Östlich der Musikschule ist ein Baufeld für den geplanten Verbrauchermarkt (Grundfläche ca. 1.800 qm) vorzusehen. Für die Gestaltung des Marktes sind zumindest Vorgaben zu machen. Die Anlieferung durch LKW (nur durch die August-Bebel-Straße möglich) und PKW-Stellflächen in ausreichender Zahl sind zu berücksichtigen.

- Zu beachten sind die Erschließung der Musikschule und des Verbrauchermarktes sowie Wegeverbindungen (vom Busbahnhof zur Musikschule, zum Verbrauchermarkt, zur Schule sowie in die Altstadt) und Blickbeziehungen.

Schnitt durch den Wasserturm

Herberge zur Heimat Innenansicht Wasserturm