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GOETZ SCHLESER Deutschland

orsten Albig hat einen kalten Blick irgendetwas schuldet. Seinen Wahlerfolg Denn die Ministerpräsidenten spielten auf die Welt. Seinen bundespoliti - in Schleswig-Holstein hat er allein erzielt. in der Nachkriegsgeschichte eine überra - Tschen Stellenwert kann der schles - „Was ich hier mache“, sagt er, „hat gende Rolle. Selbst Konrad Adenauer hat - wig-holsteinische Ministerpräsident an ei - kaum Bezug zur virtuellen Berliner Welt. te Respekt vor ihrem Einfluss. Zwar ver - nem einzigen Buchstaben ablesen, einem Hier ist das Leben echt.“ Er verspürt kei - spottete er sie als „Zaunkönige“, doch kleinen „h“. Ihm muss man nichts erzäh - nen Drang, in der Hauptstadt Karriere gleichzeitig war er vor ihnen auf der Hut. len. Als Sprecher der drei SPD-Finanz - zu machen, auch materiell wäre es kaum Den Düsseldorfer CDU-Regierungschef minister , eine Verbesserung. nahm er als Rivalen immer - und Peer Steinbrück war er einer der Albig ist wie viele seiner 15 Kollegen hin so ernst, dass er ihn am Ende sogar wichtigen Strippenzieher der Hauptstadt. ein Ministerpräsident neuen Typs. Sie mit einer gezielten Rufmordkampagne „Schön hier, oder?“, fragt Albig. Er er - wollen ihr Bundesland repräsentieren, sie aus dem Amt getrieben haben soll. wartet keine Antwort. Die Wintersonne sehen sich eher als Landesoberbürger - Vier der sieben Kanzler nach Adenauer scheint in sein Arbeitszimmer. Vor dem meister, sie sind knallharte Vertreter ihrer waren vorher Ministerpräsidenten, und Fenster zieht die Skandinavien-Fähre vor - regionalen Interessen. Aber auf der Bun - auch die meisten Kanzlerkandidaten dien - bei. „Ich habe von allen Ministerpräsi - desebene spielen sie nur dann mit, wenn ten als Regierungschefs in den Ländern. denten das Büro mit dem schönsten sie zu Hause punkten müssen. Helmut Kohl hatte es ihnen vorgemacht. Blick“, sagt Albig. Die Aussicht auf die „Bundespolitische Spurenelemente“ 1969 zog er in Mainz in die Staatskanz - Kieler Förde ist unbezahlbar. nennt das der sozialdemokratische Par - lei ein. Kohl habe früh erkannt, dass ein In schreiben die Journalisten sei - teivize . Und CSU-Veteran Ministerpräsident, „so er nur genug Be - nen Vornamen konsequent falsch. Thors - konstatiert ernüchtert: denkenlosigkeit besitzt, gewissermaßen ten mit h. Er spielt keine Rolle in der „Viele Ministerpräsidenten haben sich den Marschallstab des Bundeskanzlers im Hauptstadt. „Wenn ich da auf einer Ver - mehr zu Regionalpolitikern entwickelt.“ Tornister hat“, schreibt Kohl-Biograf anstaltung bin, fragen sich die Leute doch Es ist ein Schicksal, das nur teilweise Hans-Peter Schwarz. eher: Wer ist denn der nette Mann mit selbst gewählt ist. Weil jede Partei inzwi - Ministerpräsident, Bundesvorsitzender, Glatze?“, sagt Albig. Er macht keinen un - schen mit jedem kann, wechseln die Ko - Kanzlerkandidat – diesen Zusammen - zufriedenen Eindruck. „Es ist ziemlich cool, Ministerpräsident zu sein“, findet er. Im vergangenen Jahr ist Albig 50 geworden, in Berlin besitzt er noch ein Haus, aber er fühlt sich wohl hier in . „Mein Politikstil ist schon eher ein präsidialer“, sagt er, „es ist ein großes Privileg, ein so wunderschönes Land zu repräsentieren, das auch sehr freundlich zu seinem Ministerpräsidenten

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ist. Da wartet wirklich ganz selten jemand C N A I

mit faulen Eiern auf dich.“ L L A

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Im November hat er in Berlin an den R U T C

Koalitionsverhandlungen teilgenommen. I P

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Spaß hat es ihm nicht gemacht. Er hat D N R R E E keine Lust mehr auf Konferenzen, auf de - B S N E E L nen 40 Leute durcheinanderreden. Lieber N H N C E S V

leitet er seine eigenen Sitzungen. Da re - Z F T L Ö O G det nur er, und am Ende wird gemacht, R was der Chef sagt. Länderchefs Kraft, Kretschmann: Wer kein Geld hat, hat auch keine Bedeutung Aber Albig weiß, was er seinen Wäh - lern schuldig ist. Sie erwarten von ihrem alitionen in den Ländern und damit auch hang der „drei Zentralelemente des deut - Ministerpräsidenten, dass er ab und an die Ministerpräsidenten häufiger als frü - schen politischen Systems“ habe Kohl in der Hauptstadt Beute macht. Und so her. Bevor sie sich an ihren Job gewöhnt verinnerlicht, so Schwarz. Und nach ihm fuhr er nach Berlin und sorgte dafür, dass haben, sind sie ihn oft schon wieder los. viele andere: Franz Josef Strauß, Oskar im Koalitionsvertrag zweimal das Wort Die Beteiligung an den Landtagswah - Lafontaine, , Rudolf Schar - „Nord-Ostsee-Kanal“ auftaucht. Die Men - len ist zurückgegangen und liegt im ping, Gerhard Schröder, Edmund Stoiber. schen in Westerrönfeld und Neuwitten - Schnitt nur noch bei 60 Prozent. Landes - Kohl war noch gar nicht Kanzler, da bek konnten zufrieden sein. politik interessiert immer weniger Men - saßen ihm die mächtigen CDU-Landes - Im Januar machte ihm schen. Für die Ministerpräsidenten ist es fürsten schon im Nacken: Gerhard Stol - ein Gottesgeschenk. Der neue Wirt - deshalb schwerer geworden, bundesweit tenberg in Kiel, Ernst Albrecht in Han - schaftsminister will den Ausbau der wahrgenommen zu werden, es sei denn, nover, Lothar Späth in Stuttgart und spä - Windenergie begrenzen. Im Windmüh - sie werden von einem Skandal verfolgt. ter Richard von Weizsäcker in Berlin. Der lenland Schleswig-Holstein fand man das Bayern hatte bei den Verfassungsbera - Druck ließ nicht nach, als Kohl 1982 ins unkomisch. Albig nutzte die Chance, den tungen 1948 durchgesetzt, dass die Minis - Kanzleramt einzog. Wenige Wochen vor eigenen Parteichef zu beschimpfen, und terpräsidenten über den Bundesrat in der dem Fall der Berliner Mauer musste er verglich Gabriels Pläne mit dem Sozialis - nationalen Politik ein wichtiges Mitspra - noch einen schlecht vorbereiteten Putsch - mus. In Berlin hassten sie ihn dafür, in cherecht bekamen. „I am also a Bundes - versuch des baden-württembergischen Neumünster gab es Schulterklopfen. politiker“, tönte später der Münchner Ministerpräsidenten abwehren. Das Große und Ganze interessiert ihn Premier Franz Josef Strauß auf Auslands - Auch wurde in den ers - nicht. Mag sein, dass ihn bundesweit nie - reisen. Wenn jetzt die bundespolitische ten Jahren ihrer Kanzlerschaft von den mand kennt, in Kiel ist Albig die Nummer Bedeutung der Landesfürsten abnimmt, Landesfürsten bedrängt. Jeder Schritt, eins. Sein Parteichef ist ihm eher gleich - verändert sich das Machtgefüge der Re - den in Hessen unternahm, gültig. Er glaubt nicht, dass er Gabriel publik. ließ sich unter dem Blickwinkel seiner

# $"  ! 13/2014 29 Ministerpräsidenten der Länder nüchternen Nato-Saal des Kanzleramts statt, einen Kamin gibt es nicht. Schon die Namensschilder sind aufschlussreich. Torsten Albig, SPD „MP Ypsilon“, steht bei den Ministerprä - seit Juni 2012 sidenten, das Pappschild am Platz von Angela Merkel dagegen verzichtet auf SCHLESWIG- Erwin Sellering, SPD den Namen: „Bundeskanzlerin“. Damit HOLSTEIN seit Oktober 2008 ist die Hierarchie klargestellt. Merkel erscheint zusammen mit ihren

R MECKLENBURG-MECKLENBURKLENBURG-KLENB S L E S E L I I H E H Fachministern, die Ministerpräsidenten E T VVORPOMMERNORPOMMERNORPOMMERMMERNMMER W

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M . C müssen allein kommen. „Wir sitzen da H T

Olaf Scholz, SPD S wie Schüler vor ihrer Klassenlehrerin“, S E R

seit März 2011 P so beschreibt ein Regierungschef die ab - T N E

Jens Böhrnsen, SPD V surde Situation. E seit Nov. 2005 Die Kanzlerin dominiert das Treffen. , SPD Wenn ihr danach ist, demütigt sie selbst

R seit Juni 2001 E L vor den versammel - H E O

K BERLIN ten Kollegen mit einer spitzen Be - . H T

H merkung. Anfangs versuchte noch NIEDER- T O U T O M F

SACHSEN H , Kontra zu geben, N C O S I R R K doch Merkel ließ sie kühl abtropfen. F

Stephan Weil, SPD .

BRANDEN- P , CDU Inzwischen hat sie keinen ernsthaf - seit Februar 2013 BURG

T seit April 2011 ten Gegenspieler mehr. H C A

H , SPD Die Veranstaltung spiegelt das C SACHSEN- S

. Machtgefälle, das mittlerweile zwi - Hannelore Kraft, SPD H ANHALT seit August 2013 seit Juli 2010 schen Bund und Ländern herrscht.

L Die Ministerpräsidenten sind Bitt - I E

F NORDRHEIN- P

steller. „Kein Land kommt heute .

R WESTFALEN ohne Bundeshilfen aus“, sagt Hes -

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I sens Regierungschef Volker Bouf - H L T E

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H fier, „damit hat der Bund eine viel größe - C Stanislaw C S THÜRINGEN T

U re Bedeutung als früher.“ Die Länder sind

R Tillich, CDU T

Volker Bouffier, CDU .

H seit Mai 2008 hoch verschuldet, sie kämpfen mit der seit August 2010 T Christine Lieber-

Malu Dreyer, SPD H C Schuldenbremse, die ihnen ab dem Jahr knecht, CDU I R seit Januar 2013 T S

HESSEN seit Oktober 2009 E 2020 verbietet, ihre Haushalte mit neuen W

. L E RHEIN- G Krediten auszugleichen. Wer aber kein H C S

LAND- T Geld hat, hat auch keine Bedeutung. So U R T

PFALZ . einfach ist es. H T Zudem hat sich die politische Land - Horst Seehofer, CSU schaft verändert. Zwei Jahre und sieben seit Oktober 2008 Monate lang regierte David McAllister in Hannover. Im Dienstalter-Ranking der 16 BAYERN Winfried Kretsch- Ministerpräsidenten lag der Christdemo - Annegret Kramp- mann, Grüne krat damit schon auf Platz acht. McAllis - R

Karrenbauer, CDU E seit Mai 2011 L ter galt als charismatischer Nachwuchs - L Ü L

seit August 2011 M

E star seiner Partei, gut möglich, dass er . H M C S

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T nach einigen Jahren in der niedersächsi - I U E R

WÜRTTEM- W T

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. schen Staatskanzlei auch bundespolitisch M H T BERG an Macht und Einfluss gewonnen hätte. Doch dazu kam es nicht. Vor einem Jahr Parteienzusammensetzung wurde er abgewählt. der Landesregierungen „Das Zeitalter der Tabus ist vorbei“, CDU CSU SPD Grüne FDP Linke Südschleswigscher Wählerverband sagt der Bremer SPD-Bürgermeister Jens Böhrnsen. Die Verhältnisse änderten sich Rivalität zur Kanzlerin interpretieren. rhein-Westfalens Regierungschef Jürgen dadurch immer häufiger. In Hessen ko - Später war es der Umfrageliebling Chris - Rüttgers sorgte fast im Alleingang dafür, alieren jetzt Schwarze und Grüne, in Thü - tian Wulff, der ihr gefährlich erschien. dass ältere Arbeitslose länger Arbeitslo - ringen kann sich die SPD mittlerweile Merkel beförderte den Rivalen aus Han - sengeld beziehen konnten. vorstellen, auch unter einem linken nover ins Schloss Bellevue. Ein Schach - Und heute? Ministerpräsidenten mitzuregieren. Im zug, der im Desaster endete. Die wahren Machtverhältnisse der Re - Osten gibt es schon Kommunen, in denen Doch den Ministerpräsidenten ging es publik zeigen sich bei einem Ritual von Union und Linke zusammenarbeiten. nicht nur darum, an die Spitze vorzusto - erhabener Bedeutungslosigkeit: der Minis - Zehn unterschiedliche Regierungskonstel - ßen, sie wollten in der Hauptstadt mit - terpräsidentenkonferenz, die viermal im lationen sind derzeit in den Ländern zu reden. Aus dem kleinen Saarland mischte Jahr stattfindet, zuletzt am Donnerstag besichtigen. Oskar Lafontaine in den achtziger Jahren vor zwei Wochen in Berlin. „Höchst - Kein Ministerpräsident kann sich regelmäßig mit seinen Vorstößen die Bun - strafe“ nennt ein ehemaliger Regierungs - dar auf verlassen, dass er wie früher auf despolitik auf, der sächsische Minister - chef die Veranstaltung. Jahre hinaus fest für sein Amt gebucht präsident war eine wich - Höhepunkt ist das „Kamingespräch“ ist. Das hat Folgen. Wer im Land Erfolg tige Stimme in der Euro-Debatte, Nord - mit der Kanzlerin. Das Treffen findet im haben will, darf keinen Zweifel daran

30 # $"  ! 13/2014 Deutschland

lassen, dass er im Land auch bleiben Kleiner Test: Wer kann fehlerfrei die Anders als Hannelore Kraft. Die Frau wird. 16 Ministerpräsidenten aufzählen? Selbst aus Mülheim an der Ruhr regiert das be - Das Scheitern des CDU-Kandidaten langgediente Berliner Kabinettsmitglie - völkerungsreichste Bundesland, sie kann Norbert Röttgen in Nordrhein-Westfalen der bitten dann manchmal um eine Nach - auf Parteitagen mit Abstand über die und der grünen Spitzenfrau Renate Kü - spielzeit. Wie heißt er noch mal, der meisten Delegiertenstimmen verfügen, nast in Berlin ist in den Ländern aufmerk - Mann aus Schwerin? Falsch. Erwin Selle - sie ist stellvertretende SPD-Bundesvorsit - sam beobachtet worden. Beide wollten ring. zende. Wenn Kraft in Berlin Karriere ma - für den Fall der Niederlage auf ihre Ber - Als der Baden-Württemberger Kretsch - chen wollte, wäre es schwer, sie daran zu liner Ämter nicht verzichten. Diesen Feh - mann vor drei Jahren zum ersten grünen hindern. Aber will sie? ler wird niemand wiederholen, auch um Ministerpräsidenten der Republik ge - Die Frage verfolgt sie bis nach Groß - den Preis, die eigenen bundespolitischen wählt wurde, war er ein Star. Der knor - britannien. Im Februar hält sie vor der Karriereambitionen zu beerdigen. rige Gymnasiallehrer aus Sigmaringen London School of Economics einen Vor - Doch es gibt noch eine andere Entwick - konnte sich kaum der vielen Talkshow- trag zur deutschen Energiewende. Müh - lung, die den Ministerpräsidenten zusetzt. Einladungen erwehren und schaffte es sam quält sie sich auf Englisch durch die Die „Verpapstung der deutschen Politik“ auf die Treppe der populärsten Politiker. komplizierten Fachbegriffe. Am Ende nennt der Stuttgarter Regierungschef Es war ein kurzer Ruhm. Im Bundestags - meldet sich der Reporter der Studenten - das Phänomen, wahlkampf machte Kretschmann im vori - zeitung und hat nur eine einzige Frage: das nicht nur ihn besorgt. In der katho - gen Herbst eine ungewohnte Erfahrung: „Wie stehen Sie zur Kanzlerkandidatur?“ lischen Kirche konzentrierte sich immer „Wenn ich in einem anderen Bundesland Er bekommt keine Antwort. schon alles auf den Mann an der Spitze. auftrat, kam keiner mehr.“ Kraft hat das Gefühl, zu diesem Thema In der Politik lässt sich inzwischen Ähn - Für ambitionierte Landespolitiker gibt alles gesagt zu haben. Ende November liches beobachten. es zwei Möglichkeiten, bundespolitisch schockierte sie ihre Partei, als sie sich auf Durch das Internet hat sich die Zahl aufzufallen. Koch und Wulff waren die einer Sondersitzung der SPD- - der Medien in den vergangenen Jahren letzten, die mit diesem Instrument ge - fraktion in Düsseldorf eindeutig festlegte: vervielfacht; mit dem paradoxen Ergeb - spielt haben. Wer die Kanzlerin heraus - „Ich werde nie, nie als Kanzlerkandidatin nis, dass inzwischen immer mehr Medien fordert oder gar selbst Kanzler werden antreten. Ich bleibe in Nordrhein-West- über immer weniger und dann auch noch will, erzielt große öffentliche Wirkung falen. Darauf könnt ihr euch verlassen.“ die immer gleichen Themen berichten. und spielt sofort in der Bundesliga. Das kategorische Nein markierte das Die quantitative Erweiterung hat zu einer Doch nicht jeder Ministerpräsident hat Ende einer politischen Fehleinschätzung. qualitativen Verengung geführt. Für die die Möglichkeit dazu. In der Runde der Bereits am Tag der Bundestagswahl hatte Politik hat das gravierende Folgen. 16 Regierungschefs gilt mo - Kraft gegenüber Parteichef Gabriel ange - Jahrzehntelang genoss jeder Minister mentan als der Einzige, dem bundespoli - deutet, sie könne ihm die Unterstützung des Bundeskabinetts Prominentenstatus. tischer Karriere-Ehrgeiz nachgesagt wird. des größten Landesverbands entziehen, Inzwischen richtet sich der Scheinwer - Der Hamburger Bürgermeister gehört zu sollte er eine Große Koalition anstreben. ferkegel der medialen Berichterstattung den wenigen Ministerpräsidenten, die Gabriel verstand ihre Bemerkung so, wie nur noch auf die Nummer eins, die sich vom SPIEGEL für diesen Artikel sie wohl gemeint war: als Drohung. Kanzlerin, und allenfalls drei, vier nicht befragen lassen wollten. Er war zunächst verunsichert, ließ sich Minister. Die anderen agieren weitgehend Doch der Sozialdemokrat ist bei seinen dann aber nicht beirren und setzte sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Genossen unbeliebt. Der Parteitag in am Ende durch. Kraft hingegen hatte die Auch die Ministerpräsidenten sind Opfer Leipzig strafte ihn im November bei der Stimmung in der Partei falsch einge - dieser veränderten Wichtigkeitshier - Wahl zum Parteivize regelrecht ab. Zu - schätzt und musste beidrehen. Nach ih - archie. „Landespolitiker haben in der dem hat Scholz nur einen kleinen Lan - rem Düsseldorfer Nein zu einer Kanzler - Regel den Bekanntheitsgrad meines desverband hinter sich und damit allen - kandidatur verbreiteten ihre Vertrauten, Labradors“, lästert FDP-Mann Wolfgang falls eine Außenseiterchance, 2017 Kanz - sie habe Spekulationen entkräften wollen, Kubicki. lerkandidat der SPD zu werden. sie werde bei einer möglichen Neuwahl Deutschland als Spitzenkandidatin antreten, falls die morgens zu seiner Bank und wies 600 schwarz-rote Koalition von den SPD-Mit - Euro für belegte Brötchen an. Kaffee, gliedern abgelehnt würde. Blechkuchen, Wein und Sekt kosteten War die Absage an die Kanzlerkandi - noch einmal 600, macht zusammen 1200. datur also nur ein politisch motiviertes An seinem Geburtstag hatte er sich vor - Manöver? Kraft kann sich endlos über mittags zwischen zehn und halb die Berliner Käseglocke aufregen. Über zwölf für Gratulanten frei gehalten. Ha - die latente Illoyalität der Parteifreunde, seloffs Frau Gabriele, die als Zahnärztin das gegenseitige Schlechtreden, die in Wittenberg arbeitet, band sich eine Durchstechereien, die fehlende Vertrau - Schürze um und bediente. lichkeit, den Druck der Lobbyisten. Die Haseloff ist seit drei Jahren Ministerprä - T

Koalitionsverhandlungen, bei denen sie S sident von Sachsen-Anhalt, er liebt seine U R T

die SPD als Energie-Unterhändlerin ver - E Heimat. Im Keller seines Hauses bewahrt G A

trat, hat sie als Alptraum erlebt. M er in Kisten sämtliche Quittungen auf, die I

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Sie weiß, dass sie als nordrhein-west - G in seiner Politiker-Karriere angefallen N I R fälische Ministerpräsidentin in der Haupt - E sind. „Ich kann jeden Teebeutel belegen“, U H C

stadt mitspielen muss. Das wird von ihr S sagt der CDU-Mann. Er ist gerüstet.

R E erwartet. Und so spielt sie mit, als Regie - N „Ich zahle alles selbst“, sagt er, „jeden R E rungschefin und als Vize ihrer Partei. W Cent. Aber wissen Sie was?“ Der Minis - Doch zum Befremden ihrer Kollegen im Landespolitiker Haseloff terpräsident beugt sich in seinem schwar - Bund nutzt sie ihre Ämter vor allem dazu, „Ich kann jeden Teebeutel belegen“ zen Ledersessel nach vorn. „Am Ende für Nordrhein-Westfalen so viel wie mög - werden sie mir vorwerfen, dass durch lich rauszuholen. meine Geburtstagsfeier das Parkett der Vieles spricht deshalb dafür, dass sie Staatskanzlei um 0,6 Millimeter abgetre - wirklich nicht will. Kraft sagt, natürlich ten wurde.“ Haseloff lässt sich zurückfal - traue sie sich jedes Berliner Amt zu. Das len. Kleiner Scherz am Rande. „So“, sagt behaupten auch die anderen Regierungs - er, „und jetzt stellen Sie sich das Ganze chefs. „Jeder Ministerpräsident kann mal in Berlin vor.“ auch Kanzleramt“, sagt Torsten Albig. Lieber nicht. Haseloff blickt auf die Doch Kraft kennt ihre Grenzen. Sie Hauptstadt wie Erich Maria Remarque in mag es nicht, wenn die Lage unübersicht - seinem Roman „Im Westen nichts Neues“ lich ist. Parteitagsschlachten sind nicht auf das Grauen des Ersten Weltkriegs. ihr Ding. Zu Hause in Düsseldorf wird Für den Christdemokraten ist Berlin eine sie, wie die meisten Ministerpräsidenten, Kampfzone, und er hat kein Bedürfnis, von den landespolitischen Journalisten mit „dem Messer zwischen den Zähnen freundlich behandelt. Sie hat keine in den Schützengraben“ zu steigen: „Als Übung darin, mit einer feindlichen Presse Landespolitiker muss ich in diesem Kro - umzugehen. Kraft sagt, sie wolle noch kodilsbecken nicht mitmachen.“ N ein Leben neben der Politik führen, und O Er hat erlebt, wie es seinen Kollegen M I S sie scheint es ernst zu meinen. ergangen ist. Den beiden angesehenen N E V

Am Ende ist auch Kraft eine Minister - S Ministerpräsidenten präsidentin neuen Typs. So wie ihr Kieler Bundespolitiker Kohl 1969 und , die in Berlin nach kurzer Kollege Albig, der davon schwärmt, dass Marschallstab des Kanzlers im Tornister Zeit als SPD-Chefs scheiterten und trau - man sich als Landesvater „die Befriedi - matisiert in die Provinz zurückkehrten. gung aus dem Konkreten“ holen könne. ne regionalen Interessen durchsetzen will, Oder, am spektakulärsten, Christian Oder Christine Lieberknecht in Erfurt, wird sich kaum noch in eine bundespoli - Wulff aus Hannover, den der Hauptstadt - die beteuert, das Amt als Ministerpräsi - tische Parteidisziplin einbinden lassen. betrieb erst zermalmte, dann ausspie, um dentin reiche ihr völlig aus, denn da „trifft Schon jetzt ist es schwer, große Reform - schließlich – nach dem Freispruch – ein man jeden Tag Leute, die einem dankbar projekte durchzusetzen. In Zukunft wird wenig Reue zu heucheln. sind“. Und all die anderen Regierungs - es so gut wie unmöglich sein. Haseloff wird das nicht passieren. Die chefs, die selbst im Traum nicht daran Die neue Kleinteiligkeit zeigt sich im Kanzlerin kann ruhig schlafen, wenn sie denken würden, so wie Gerhard Schröder Bundesrat. Die Zeiten, in denen sich Uni - an den Reiner aus Magdeburg denkt. im Herbst 1982 erst einen zu picheln, um on und SPD in der Länderkammer geeint „Die Angéla“ nennt Haseloff seine Par - dann an den Gitterstäben des Kanzler - gegenüberstanden und ein gemeinsamer teivorsitzende, Betonung auf dem e. Er amts zu rütteln und zu rufen: „Ich will Kompromiss gefunden werden musste, wird nicht nach der Macht greifen. hier rein!“ scheinen vorbei zu sein. Immer häufiger Haseloff steht auf, er muss los. Drau - Für die Mächtigen in Berlin mag das hat es der Bund nun mit Ad-hoc-Bünd - ßen vor der Tür seiner Berliner Landes - eine gute Nachricht sein. Ihnen droht nissen zu tun, deren Zustimmung er sich vertretung warten zwei schwere Limou - jetzt weniger politische Konkurrenz. Für teuer erkaufen muss. Damit steigt das sinen, eine für ihn, die andere für seine das Land aber ist es eine schlechte Nach - Risiko, dass man sich am Ende nur noch Leibwächter – Standard bei Deutschlands richt, denn der Rückzug der Ministerprä - auf den kleinsten gemeinsamen Nenner Ministerpräsidenten, die als gefährdet gel - sidenten in ihre Provinz verändert die einigen wird. Beim Streit um die Ener - ten. Die Autos sind Bedeutungssignale, Machtarchitektur der Republik. Wie in giewende deutet sich das bereits an. doch die Bedeutung ist verschwunden. vielen anderen politischen und gesell - Es ist eine andere Welt, in der sich die Haseloff könnte an diesem Abend die schaftlichen Bereichen lösen sich nun Ministerpräsidenten zu Hause bewegen. kurze Strecke ins Kanzleramt auch zu auch im Verhältnis zwischen Bund und So kann man auch ausschließen, dass Rei - Fuß gehen. Attentäter müsste er nicht be - Ländern alte Loyalitäten auf. ner Haseloff irgendwann am Zaun des fürchten. Die Gefahr, dass er auf den Stra - Wer nicht mehr das große Ganze im Kanzleramts rütteln wird. Im Februar ßen der Hauptstadt erkannt wird, tendiert Blick hat, sondern nur noch beinhart sei - wurde er 60. Eine Woche vorher ging er gegen null.

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