L I N E V O L U M E S P A
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JÖRG PLICKAT L I N E V O L U M E S P A C E 1 Der deutsche Bildhauer Jörg Plickat arbeitet weltweit. Sei- The German sculptor Jörg Plickat works worldwide. His most- ne meist großformatigen Skulpturen stehen auf vier Kontinenten. ly large-scale sculptures are installed on four continents. Plickat has Plickat arbeitet in Stein und Metall, in den letzten Jahren vornehm- worked in stone and metal, in the past few years mainly in Corten lich im Cortenstahl. Immer wieder entstehen aber auch Arbeiten steel. However, bronze and granite works are also created at times. aus Bronze und Granit. Plickat ist einer der wenigen Bildhauer, der Plickat is one of the few sculptors producing even works of monu- auch Arbeiten in monumentaler Größe selber fertigt. Sein Atelier mental size himself. His studio in rural Bredenbek near Kiel seems im ländlichen Bredenbek bei Kiel gleicht eher einer Fabrikationsan- more like a manufacturing facility. Most of the sculptor‘s non-com- lage. Hier entstehen auch größtenteils die nicht auftragsbezogenen missioned works were created here, some of them having received Arbeiten des Bildhauers, von denen einige höchste internationale the highest international prizes. Preise erhielten. The last decade has also been shaped by his international teach- Das letzte Jahrzehnt ist auch geprägt durch seine internationale ing and research on the aesthetics of sculptural composition. Plickat Lehrtätigkeit und Forschung in der Ästhetik skulpturaler Kompositi- has regularly offered workshops at Madrid‘s two major universities on. Plickat hat über vier Jahre regelmäßig Workshops an den beiden for over four years. Since 2011 he has been teaching several times großen Universitäten Madrids angeboten. Seit 2011 unterrichtet er a year at the most important universities in China. In 2019 he re- mehrmals jährlich an den wichtigsten Akademien Chinas. 2019 er- ceived an honorary professorship at the University of Architecture hielt er eine Honorarprofessur an der Universität für Architektur und and Technology in Xian. Technologie in Xian. 40 years ago, in 1980 Jörg Plickat graduated in sculpture from Vor 40 Jahren, 1980 schloss Jörg Plickat sein Studium der Bild- the Muthesius School, which at the time belonged to the Kiel Uni- hauerei an der Muthesiusschule, die damals zur Fachhochschule Kiel versity of Applied Sciences. gehörte, mit dem Diplom ab. To mark this occasion, during summer 2020 a sculptural exhi- Aus diesem Anlass findet im Sommer 2020 eine Werkschau bition of monumental freelance works will take place on the new monumentaler freier Arbeiten des Bildhauers auf dem neuen Cam- campus of the Kiel University of Applied Sciences on Kiel‘s east bank. pus der Fachhochschule am Kieler Ostufer statt. This exhibition is complemented by an exhibition of small- Diese Ausstellung wird ergänzt durch eine Ausstellung kleinerer er works and drawings in the historic old town of Kiel at Simone Arbeiten und Zeichnungen in der historischen Altstadt Kiels in der Menne Gallery. Galerie Simone Menne. This catalogue presents 40 years of sculptural work with a focus Dieser Katalog präsentiert 40 Jahre bildhauerischen Schaffens on the past few years. mit dem Schwerpunkt auf den letzten Jahren. Jörg Plickat Line Volume Space Kiel Germany 2020 ISBN: 978-3-00-065029-1 in arbeit Self-Published by Jörg Plickat Layout Kristiina Thiel, Jörg Plickat Text contributions by Dr. Jutta Götzmann, Dr. Barbara Aust-Wege- Copy Editing Madeleine Lobach mund, Dr. Jan Drees, Klaus-Michael Heinze, Simone Menne, Esther Printed at Heuser Cologne and Rolf Hohmeister. Explanatory image captions by Dr. Jan Drees First edition 750 and Jörg Plickat JÖRG PLICKAT L I N E V O L U M E S P A C E 1980 - 2020 in arbeit 40 Years of Sculptures Text contributions by Dr. Jutta Götzmann, Dr. Barbara Aust-Wegemund Dr. Jan Drees, Klaus-Michael Heinze, Simone Menne Esther and Dr. Rolf Hohmeister CONTENT Preface Seite 7 Introduction Seite 12 Steel Seite 14 The sculptor Jörg Plickat Dr. Barbara Aust Wegemund Stone Seite 80 Bronze Seite 138 The sculptor Jörg Plickat Seite 164 Dr. Barbara Aust-Wegemund Sculpture Park Seite 164 The sculptor Jörg Plickat Seite 164 Dr. Barbara Aust Wegemund Drawings Seite 182 Early Work Seite 194 CV Seite 200 The sculptor Jörg Plickat Seite 164 Installation Helping Hands at Kiel University of Applied Sciences Campus 2020 Dr. Barbara Aust Wegemund Impressionen Seite 212 Credits Seite 214 in arbeit View into the the artist studio during bronze works Installation of sculpture Move Swiss Triennial Festival of Sculpture 2018 4 Einführung 40 Jahre freiberufliche Tätigkeit und 4 Jahre Kunst- häufig vorherrschende Ziel- und Orientierungslosigkeit len, dass Professoren mir schon bald erste Ausführungen studium liegen hinter mir. Die Entscheidung Künstler zu in mir war schlagartig vorbei. Das Studium wurde schnell ihrer Kunst-am-Bau Aufträge anvertrauten. Im Studium werden, habe ich niemals bereut. Natürlich war es zu zur Leidenschaft, zur Jagd nach Können, Technik und wurde ich zu einem der Besten, mein Diplom im Jah- Anfang nicht leicht. Die ersten Jahre waren eher ein Wissen - und nach Perfektion. Doch ich war nicht mit re 1980 war das Beste der letzten Jahre im Fachbereich Kampf um das Überleben. Aber Zweifel an der Rich- dem Niveau des Studiums zufrieden, das mir mit we- Bildhauerei. Aber es nützte nichts, fünf Jahre lebte ich tigkeit meiner Entscheidung? Auf keinen Fall. Freiberufli- nigen Ausnahmen mittelmäßig und provinziell erschien. sehr ärmlich, aber freiberuflich, bevor erste größere Auf- cher Bildhauer kann man vermutlich nur aus Leidenschaft Mit höchst abenteuerlichen Autos besuchte ich die gro- träge meine Situation verbesserten. sein. Von Anfang an gab es eine starke innere Kraft, die ßen Museen und Akademien Europas. Die Originale der 1985 brachte mir eine Einladung in ein Marmorstu- mich als jungen Künstler trieb und mich auch jetzt noch Kunst in den großen Museen und Sammlungen Europas, dio und ein kleines Stipendium meiner Provinz in die treibt. Gleichzeitig war immer eine Suche da, Suche die ich zuvor nur von Abbildungen kannte, waren wie Apuanischen Alpen bei Carrara. Den zugesagten Studio- nach dem eigenen Weg, nach der eigenen Ausdrucks- eine Offenbarung für mich. platz gab es dann doch nicht, aber die Firma schenkte mir weise, und auch diese Suche gibt es immer noch, zwar Meine Wege führten mich, als ich so um die Mitte als Ersatz einen 5-Tonnen Marmorblock. Ein wunderba- in ganz anderer Form, es ist eine Suche geworden, die zwanzig war, auch nach Carrara und die Steinbrüche der rer Priester half, ich durfte vor einer romanischen Pieve mich innerlich reich macht. apuanischen Alpen, und ich wusste, hierher würde ich arbeiten und in der Sakristei einer leeren Nachbarkirche Im Alter von acht Jahren, nach dem Besuch einer zurückkommen. wohnen. Nachdem ich zuvor im Wesentlichen in Holz Ausstellung des berühmten deutschen expressionisti- Die Akademien, auch die bekannten, die ich auf mei- und Ton bzw. Bronze gearbeitet hatte, begann nun meine schen Bildhauers Ernst Barlach, gemeinsam mit der Oma, nen Reisen besuchte, waren jedoch enttäuschend für systematische Arbeit mit Marmor. Es wurden zwei wun- stand mein Entschluss fest: Ich wollte Bildhauer werden. mich. Die Werkstätten waren besser als in Kiel, aber das derbare Sommer in Italien. Ich arbeitete bewusst nur mit Meine Mutter - selbst Kunstlehrerin - lächelte und sagte, Niveau war überall ähnlich unbefriedigend. Und ich er- der Hand, ich wollte die alten Techniken erlernen. Meine das werde sich wohl noch ändern. Und natürlich änderte kannte auch, das einige Angebote der damaligen Muthe- Situation hatte sich inzwischen grundlegend aber verbes- es sich. Es kam die Pubertät, die Interessen änderten sich siusschule wesentlich besser waren als zunächst gedacht. sert. Im ersten Sommer, noch von Italien aus, gewann und es kam ein vollkommen inkompetenter Kunstleh- Früh wurde mir klar, dass ich mir selbst geeignete Struk- ich mit dem Projekt einer 25 Tonnen-Marmorskulptur rer an mein Hamburger Gymnasium, der mir so sehr turen schaffen musste und Lösungen für meine künst- einen großen Wettbewerb in Norddeutschland. Schon jegliches Interesse an der Kunst vertrieb, dass ich Kunst lerische Entwicklung nur bei mir selber finden konnte. bevor ich 1986 nach Seravezza zurückkehrte, hatte ich abwählte und stattdessen Musik als künstlerisches Fach Ein erster großer Schritt war gemacht, als ich im zwei- die Wettbewerbsskulptur ausgeführt und aufgestellt, wählte, wollte ich doch nun Rockstar werden. ten Studienabschnitt einen Schlüssel für die Werkstätten trotzdem arbeitete ich auch weiterhin nur von Hand. Nach dem Abitur studierte ich auf Wunsch der El- erhielt und fortan nachts, meist ab Mitternacht bis zum Die alten Steinbrucharbeiter mochten meinen Mut, die tern zunächst etwas Seriöses, Jura. Ich habe es zwar nie Morgengrauen, die Studios für mich allein nutzen konn- großen Blöcke manuell zu bearbeiten und zeigten mir bereut, denn juristische Auseinandersetzungen scheinen te. Schon damals begann ich meine Vorliebe für große die alten, fast vergessenen Marmortechniken. Als Wür- mich seit jeher zu suchen. Aber es war mir zu langweilig Formate auszuleben, womit ich oft Professoren und Mit- digung der großen italienischen Renaissanceskulptur und und erwärmte mich nie richtig, und so studierte ich ab schülern auf die Nerven ging, denn die Strukturen der der Marmorkultur der Apuanischen Alpen entstand dort dem Alter von 22 Jahren dann doch Bildhauerei. Akademie waren absolut nicht auf praxisbezogene Aus- die Skulptur Phoenix. Es ist zugleich eine meiner letzten Vom ersten Tag an der Akademie wusste ich, dass bildung ausgelegt. Aber gerade durch das Brechen der Arbeiten im Bereich der Figur. Ab Ende der 80 Jahre, dies genau meine Sache werden würde. Die bis dahin Regeln konnte ich so große Fortschritte für mich erzie- nach einer sehr wichtigen Periode theoretischer Ausein- andersetzung mit der Komposition von Elementarfor- men, wandte ich mich dann der abstrakten Skulptur zu. Die neunziger Jahre waren die Jahre der ersten gro- ßen Erfolge. Ich gewann durch mein Wissen aus Italien mit Projekten aus Naturstein zahlreiche öffentliche Wett- bewerbe, hauptsächlich in Norddeutschland.