»Irland ist … mit keinem anderen Himmelsstrich« zu verglei- chen, meinte einst George Bernard Shaw über sein Heimatland, und das gilt bis heute: Die westliche der beiden großen Britischen Inseln ist für viele ein Sehnsuchtsziel, mit dem sich sofort faszinierende Bilder verbinden – sattgrüne Wiesen und liebliche Seen, raue Küsten mit schroffen Klippen und Felsen, verwunschene Orte der irischen Mythologie, geheimnisvolle Zeugnisse der menschlichen Frühzeit, Ruinen von Burgen und Klöstern, mit denen dramatische Geschichten verbunden sind … Zur beeindruckend vielfältigen Natur und Kultur des Landes gesellen sich mit und Belfast aufregend kontrastreiche Metropolen.

DAS IRLAND BUCH lädt zu einer faszinierenden Reise durch die Republik Irland und durch Nordirland ein und offenbart die ganze Vielschichtigkeit der grünen Insel in brillanten Farbbil- dern und informativen Texten. Ausklappbare Panoramabilder bieten spektakuläre Ansichten ausgewählter Highlights.

€ (D) 24,95 / € (A) 25,70 ISBN 978-3-89944-631-9 DAS IRLAND BUCH

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»Eine Tasse Tee, so bei Sonnenaufgang, wenn man schon einmal dort war, für den ist Irland ein Sehn- fröstelnd im Westwind steht, während die Insel der suchtsort, eine Seelenlandschaft, die nicht bloß Heiligen sich noch im Morgendunst vor der Sonne »besucht«, sondern mit allen Sinnen erlebt werden verbarg …, vor mehr als 1000 Jahren lag hier, so will: die Weite der grünen Landstriche, das beson- weit außerhalb der Mitte, als ein Exzentrikum, tief dere Licht und die schroffen Klippen der Küsten, in den Atlantik hineingerutscht, Europas glühen- die verwunschenen Orte der irischen Mythologie, des Herz«: Es mangelt nicht an Liebeserklärungen die geheimnisvollen Überreste vergangener Zei- von Reisenden, die wie Heinrich Böll in seinem »Iri- ten, mit denen dramatische Geschichten verbun- schen Tagebuch« ins Schwärmen geraten. Wer den sind, die selbstbewusste Individualität der Be-

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völkerung. Letztere klingt auch an in den Worten ohne wenigstens ein Quäntchen gesunden Men- David McCarvill, der Erzbischof von Cashel, soll von Bölls in Dublin geborenem Literaturnobelpreis- schenverstandes nicht fertig werden kann.« Wer im Jahr 1272 geträumt haben, dass die Benedik- kollegen George Bernard Shaw: »Wenn ich sage, »die« Iren kennenlernen will, besucht am besten tiner der Hore Abbey (vorne rechts im Bild) ihm dass ich ein Ire bin, so meine ich damit, dass ich in einen Pub. Da trifft es sich gut, dass das erste Wort, nach dem Leben trach teten. Daraufhin vertrieb Irland geboren bin und dass meine Muttersprache das die meisten Reisenden in der alten Landes- er den Orden aus dem Konvent nahe dem Rock das Englisch Swifts ist und nicht der unausssprech- sprache, dem Gälischen, lernen, das Wort »Fáilte« of Cashel (links im Bildhintergrund) und übergab bare Jargon der Londoner Zeitungen aus der Mitte ist: »Willkommen«. So eingestimmt, macht man das Kloster den Zisterziensern, die es bis Mitte des 19. Jahrhunderts … England kann heute ohne sich gern auf den Weg, die grüne Insel, die Insel des des 16. Jahrhunderts bewohnten. Danach zerfiel seine Iren und Schotten nicht fertig werden, weil es Regenbogens, zu erkunden. es zu einer malerischen Ruine.

11 INHALT

Oben: »Ein Fremder ist ein Freund, dem man DUBLIN 14 64 bisher noch nicht begegnet ist«, lautet ein und 66 irisches Sprichwort. So eingestimmt, lässt man Grafton Street 16 National Park 68 sich gern ein auf die westliche der beiden großen O’Connell Street 18 Glendalough 70 Britischen Inseln, die reich ist an Naturschön- Trinity College 24 Kilkenny 72 heiten wie hier im County Kerry, an kulturellen Dublins Theaterszene: erfrischend anders 26 Graiguenamanagh, Jerpoint Abbey 74 Sehenswürdigkeiten, Brauchtum und Tradition. Custom House 28 St. Mullins, Marktleben in der irischen Hauptstadt 30 Woodstock Gardens and Aboretum 75 »Wo auch immer ich mich aufhielt in Irland Government Buildings, National Library 32 Wexford und Johnstown Castle 76 – dies war das Geheimnis seines Zaubers, dass National Gallery, National Museum 33 Hook Head Peninsula 78 das Land lächelte unter Wolken von Schwer- Dublins Museen: reich und vielfältig 34 mut.« (Alfred E. Johann) City Hall und Bank of Ireland 36 Bilder auf den vorherigen Seiten: Georgian style: MUNSTER 80 S. 1 Cliffs of Moher (Provinz Munster) geometrisch, symmetrisch, streng 38 S. 2/3 Giant‘s Causeway (Nordirland) 40 Waterford (County), Copper Coast Geopark 82 S. 4/5 Im Killarney National Park (Provinz James Joyce: Waterford (Stadt), Munster) Dublins Einzug in die Weltliteratur 42 Dungarvan und Dungarvan Bay 83 S. 6/7 Am Doo Lough, dem »Schwarzen See« Temple Bar 44 Ardmore 84 (Provinz ) Irish Folk: das Erbe der keltischen Barden 46 und 86 S. 8/9 Hochkreuze in der Klosterruine St. Patrick’s Cathedral 48 88 Clonmacnoise (Provinz ) Cork 90 Cork: St. Fin Barre‘s Cathedral 92 LEINSTER 50 Cobh 94 Kinsale, Old Head of Kinsale 95 Howth und 52 Glandore, Drombeg Stone Circle 96 Newbridge Estate, Castletownshend, Baltimore 97 St. Patrick’s College 54 Fastnet Race: Härtetest im Hochseesegeln 98 , 55 Mizen Head Peninsula und Hill of Tara, Four Knocks 56 Sheep’s Head Peninsula 100 Boyne Valley (Newgrange, Knowth, Dowth) 57 Bantry Bay und and Gardens 102 Hill of Slane 58 Glengarriff und Garinish Island 104 Mellifont Abbey, 59 Beara Peninsula 106 River Shannon 60 Ring of Beara 108 Clonmacnoise 62 Irlands Schafe 110

12 INHALT

Kenmare, Kenmare Bay und Kenmare River 112 Connemara National Park 166 Belfast: St. George’s Market 213 Killarney National Park: Kylemore Abbey 168 Belfast: Queen’s University und and Gardens 114 Ballinakill Harbour 170 Botanic Gardens 214 Killarney National Park: Killary Harbour und Mweelrea Mountains 172 Belfaster Euphemismen: Lough Leane und 116 Clew Bay 174 »Peace Line«, »Peace Wall« 216 Killarney National Park: Irlands Schutzheiliger Belfast: Waterfront Hall und The Odyssey 218 Upper Lake und Ladies’ View 118 und der Berg Croagh Patrick 176 Belfast: und Stormont Castle 220 Killarney National Park: Achill Island 178 Ballywalter Park 222 Purple Mountains, MacGillycuddy’s Reeks 120 Mullet Peninsula, Nordküste von Mayo 180 Scrabo Tower, ’s House Iveragh Peninsula und 122 Ballina, Moyne Abbey 181 and Gardens 224 Ring of Kerry: eine der schönsten Sligo und Lough Gill 182 Strangford Lough 225 Küstenstraßen Europas 124 William Butler Yeats: Downpatrick 226 Skellig Islands 126 »Die Weisheit, die Liebe uns gibt« 184 Dundrum Bay und Dundrum Castle 228 Dingle Peninsula: Mourne Mountains 230 Dingle Town, Inch Beach, Minard Castle 128 Armagh 232 Dingle Peninsula: Westlich von Dingle Town 130 186 Lough Erne 234 Adare und 136 Sperrin Mountains und Limerick 138 Glengesh Pass 188 Beaghmore Stone Circles 236 Ländliches Irland: die »Grüne Insel« 140 Glencolumbkille, Killybegs 189 Derry (Londonderry) 238 Ennis 142 Slieve League 190 Derrys Blutiger Sonntag: , Quin Friary 143 The Rosses 192 »How long must we sing this song?« 240 Burren National Park 144 Gweedore und Bloody Foreland 194 Causeway Coast: Downhill, Cliffs of Moher 146 Mount Errigal 196 Portstewart und Portrush 242 Glenveagh National Park 198 Causeway Coast: 244 Horn Head und Fanad Peninsula 200 Whiskey statt Whisky: CONNACHT 152 202 das irische Lebenswasser 246 Inishowen 204 Causeway Coast: Giant‘s Causeway 248 Aran Islands 154 Antrim Coast and Glens 250 Die irischen Befestigungsanlagen 156 Cushendun, Cushendall 252 Kilmacduagh Monastery und NORDIRLAND 206 Larne, Carrickfergus Castle 253 158 Galway 160 Belfast: City Hall und Donegall Square 208 Lough Corrib 162 Crown Liquor Saloon 210 Register 254 164 Belfast: St. Anne’s Cathedral, Victoria Square 212 Bildnachweis, Impressum 256

13 DUBLIN

Dublin ist in jeder Hinsicht das Zentrum der Repu- lung zur großzügigen georgianischen Stadtanlage blik Irland: politisch, wirtschaftlich, kulturell. Seinen umstrukturiert wurde. Bald nach der Unhabhän- Aufschwung nahm der schon von Kelten besiedel- gigkeitserklärung des irischen Freistaats von Groß- te, offiziell im 9. Jahrhundert von Wikingern gegrün- britannien (1922) wurde Dublin zur Hauptstadt. dete Ort Anfang des 18. Jahrhunderts, als er auf Heute lebt jeder achte Bewohner des Landes in der englisches Geheiß von einer mittelalterlichen Sied- Stadt, die 1991 Kulturhauptstadt Europas war.

14 DUBLIN Offiziell heißt diese im Jahr 1816 in Dublin errichtete Brücke »Wellington Bridge«. Aber weil die Nutzer dieser ältesten Fußgängerbrücke über den River Liffey noch bis 1919 einen halben Penny Wegezoll zahlen mussten, etablierte sich bald der Name »Halfpenny Bridge«.

DUBLIN 15 GRAFTON STREET

Wer in Dublin etwas auf sich hält, der kauft in der zählt zu den teuersten Wohnadressen weltweit. An Grafton Street ein, die das Trinity College mit St. ihrer Einmündung in die Suffolk Street steht die im Stephen’s Green, einem öffentlichen Park, verbin- Jahr 1987 von Jean Rynhart erschaffene Bron- det. In der größtenteils als Fußgängerzone gestal- zestatue der »Molly Malone«: James Yorkston teten Straße unterhalten Gaukler und Musiker die schrieb Anfang der 1880er-Jahre ein Lied über die- Passanten. Hier findet man das »Brown Thomas«, se schöne, früh verstorbene Fischverkäuferin (die eines der nobelsten Kaufhäuser des Landes, oder es in Wirklichkeit nie gegeben hat). Das Lied wurde »Weir & Sons«, einen der führenden Juweliere. Im- zu einem der bekanntesten irischen Volkslieder posant sind aber auch die Mieten: Grafton Street und ist heute inoffizielle Hymne der Stadt Dublin.

16 DUBLIN GRAFTON STREET

Die auch von den Dubliners in einem Song verewigte »Molly Malone« wacht als Statue über die Grafton Street, in der die Filialen großer Kaufhäuser zum Einkaufsbummel bei Straßenmusik einladen. Flaneure genießen am Abend die illuminierten Schaufenster. Ob tagsüber oder abends: Meist endet der Weg in einem der traditionellen Pubs oder in einem der Straßencafés, die hier zahlreich zu finden sind.

DUBLIN 17 O’CONNELL STREET

Einst gehörte die Mitte des 18. Jahrhunderts als Brand gesetzt, ab 1925 restauriert und 1929 wie- vornehme Wohnstraße angelegte O’Connell Street dereröffnet. Den Mittelstreifen der viel befahre- zu den großzügigsten Boulevards Europas. Weite nen Straße zieren Standbilder irischer Freiheits- Teile des alten Baubestands wurden jedoch durch kämpfer. Spektakulär ist die über 120 Meter hohe die Bürgerkriegskämpfe in den Jahren 1916 und »Spire of Dublin«: Diese zu den höchsten Skulp- 1922 zerstört. Markantestes Gebäude ist das ab turen der Welt zählende Metallnadel wird nachts 1815 errichtete General Post Office, in dem beleuchtet, weshalb sie offiziell »Monument of 1916 der Osteraufstand ausbrach. Im Verlauf der Light« heißt. Sie steht an der Stelle, an der die IRA Ereignisse wurde es von britischen Truppen in 1966 ein Denkmal für Admiral Nelson sprengte.

18 DUBLIN O’CONNELL STREET

Der Übergang von der O’Connell Street auf die O’Connell Bridge ist ein Verkehrsknotenpunkt der Dubliner Innenstadt. Die 70 Meter lange und fast ebenso breite Brücke (unten) entstand Ende des 18. Jahrhunderts. Oben links sieht man das Hauptpostamt. Das Panoramabild zeigt die Statue des Freiheitskämpfers Daniel O’Connell, nach dem Straße und Brücke benannt sind.

DUBLIN 23 TRINITY COLLEGE

Manches historische Gebäude in Dublin erinnert 1732 von Thomas Burgh fertiggestellte Old Libra- bis heute an die einstige englische und protestan- ry. Prachtstück der Bibliothek ist das aufwendig tische Dominanz über das keltische und katholi- illustrierte »Book of Kells« – eine um das Jahr 800 sche Irland: Als Elisabeth I. 1592 das Trinity Col- entstandene Sammlung von Evangelien, die als lege gründete, durften Katholiken dort kostenlos Meisterwerk irischer Buchkunst gilt und den wali- studieren, wenn sie zur anglikanischen Kirche sischen Geschichtsschreiber Giraldus Cambren- konvertierten. Allerdings war ihnen erst ab dem sis (1146–1223) zu der Bemerkung veranlasste, es Jahr 1873 erlaubt, einen akademischen Grad zu sei wohl »eher durch die Emsigkeit eines Engels erwerben. Herzstück von »Trinity« ist die im Jahr als eines Menschen« zusammengefügt worden.

24 DUBLIN TRINITY COLLEGE

An Irlands »Alma mater« studierten Geistes- größen wie der Theologe und Philosoph George Berkeley, der Dichter Oscar Wilde und der Nobelpreisträger Samuel Beckett. Man betritt das Gebäude durch ein ehrwürdiges Portal mit Blick auf den Glockenturm (oben links). Die Universitätsbibliothek (unten links: der Long Room) birgt viele bibliophile Schätze (unten rechts: Miniaturen aus dem »Book of Kells«).

DUBLIN 25 DUBLINS THEATERSZENE: ERFRISCHEND ANDERS

Im Sommer 2010 bekam Dublins Theaterszene sich wohltuend von dem unterschieden, was sonst Festival, einem der bedeutendsten Theaterfestivals »hohen Besuch«: Patrick Healy, Reporter der New so in New York oder London auf den Bühnen zu se- der Welt. Verantwortlich für das erfrischend Ande- York Times, traf sich dort mit dem US-amerikani- hen ist. Tatsächlich konzentriert sich Dublins über- re der Dubliner Szene ist aber wohl vor allem das, schen Schauspieler Harris Yulin, der gerade mitten schaubare Theaterszene auf etwas mehr als eine was Healy in einem Pub über einem Pint Guinness in den Proben für sein Engagement als Willy Loman Handvoll Spielstätten, von denen das Abbey, das berichtet wurde: Die Iren hätten das Schauspielen in Arthur Millers Stück »Tod eines Handlungsrei- Gate, das Gaiety, das Olympia und das Grand Canal und Geschichtenerzählen einfach im Blut, hieß es senden« steckte. Bei ihren gemeinsamen Streifzü- die wichtigsten sind. Die Saison findet ihren Höhe- da – man könne sich gar nicht vorstellen, »wie je- gen entdeckte Healy eine zwar kleine, aber ener- punkt im 1957 gegründeten, jährlich Ende Septem- mand Irland verstehen wolle, ohne erfahren zu ha- giegeladene Theatergemeinde, deren Produktionen ber/Anfang Oktober stattfindenden Dublin Theatre ben, wie wichtig das Theater für die Iren ist«.

26 DUBLIN DUBLINS THEATERSZENE: ERFRISCHEND ANDERS

Gleich drei irische Dramatiker, William Butler Yeats, George Bernard Shaw und Samuel Be - ckett, wurden mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Mit Oscar Wilde und Sean O’Casey bilden sie ein »klassisches« Quintett, dessen Stücke bis heute ebenso auf Dublins Bühnen gespielt werden wie die Werke zeitge- nössischer Autoren (unten: Abbey Theatre, oben links/rechts: Ambassador Theatre, The Point).

DUBLIN 27 CUSTOM HOUSE

Dublins Hauptzollamt gestaltete der englische Ar- miteinander zu vereinen. Errichtet wurde der chitekt hugenottischer Abstammung James Gan- Monumentalbau am Nordufer des River Liffey in don (1743–1823), der 1781 nach Irland gekommen den Jahren 1781 bis 1791 gegen den Widerstand war und in den Folgejahren mehr als jeder andere vieler örtlicher Händler und Hafenarbeiter, die den Architekt das Gesicht von Dublins Innenstadt präg- Standort des alten, weiter östlich flussaufwärts am te. Das Zollgebäude mit seinen vier Pavillons in do- Wellington Quay gelegenen Hauptzollamts auch rischer Säulenbauweise gilt als bestes Beispiel für für diesen Neubau bevorzugt hätten. Mehrfach Gandons meisterlich entwickelte Kunst, neoklassi- stark beschädigt, wurde das Custom House in den zistische und palladianische Einflüsse harmonisch 1980er-Jahren aufwendig restauriert.

28 DUBLIN CUSTOM HOUSE

Über den River Liffey wurden einst zollpflichtige Waren in die Stadt gebracht. Die Kuppel des Custom House krönt eine fünf Meter hohe, den Handel symbolisierende Statue des zu seiner Zeit sehr bekannten Bildhauers Edward Smyth. 1921, nachdem irische Nationalisten während der Unabhängigkeitskriege die hier unterge- brachten Archive angezündet hatten, stand das Gebäude fünf Tage lang in Flammen.

DUBLIN 29 MARKTLEBEN IN DER IRISCHEN HAUPTSTADT

Jeden Samstag verwandelt sich der große Meeting Market und (die ganze Woche über) in der George Andenken aus Dublin ergattern lassen. Leicht House Square im Herzen des Temple Bar District Street Arcade gehandelt – einer gegen Ende des skurril geht es auf dem Pferdemarkt zu, der jeden zu einem der schönsten Märkte in Dublin. Wem 19. Jahrhunderts erbauten Markthalle mit schöner ersten Sonntag im Monat auf dem Smithfield der Sinn nach frischem Gemüse und saftigen roter Backsteinfassade. Am kunterbunten Cow’s Square abgehalten wird. Unter den vierbeinigen Früchten steht oder wer einige der an den vielen Lane Designer Market im Temple Bar District fin- Objekten, die sich hier direkt vor Ort erwerben las- Ständen angebotenen kulinarischen Köstlichkei- det man (samstags) »funky urban streetwear« sen, befinden sich zwar keine Rennpferde, dafür ten probieren will, der ist hier genau richtig. Fri- junger Modedesigner und allerlei Kunsthandwerk. aber Esel, von denen behauptet wird, dass sie oft- sche Lebensmittel werden (montags bis sams- Flohmarktliebhaber zieht es in den Vorort Black- mals störrischer seien als ihre für ihre ausgepräg- tags) auch auf dem traditionsreichen Moore Street rock, wo sich an jedem Wochenende preisgünstige te Eigenwilligkeit bekannten irischen Käufer.

30 DUBLIN MARKTLEBEN IN DER IRISCHEN HAUPTSTADT

Seit jeher zieht es die Hauptstadtbewohner in die George Street Arcade (unten links) und auf die bunten Wochenmärkte, um Lebensmittel einzukaufen. »Organic delights« – biologisch angebaute Tafelfreuden – stehen bei der gesundheitsbewussten Klientel sehr hoch im Kurs. Kunterbunt zu geht es auf Flohmärkten (oben), leicht skurril auf dem Pferdemarkt auf dem Smithfield Square (rechts unten).

DUBLIN 31 GOVERNMENT BUILDINGS

Hier werden die politischen Geschicke der Repub- lik bestimmt: In den von Sir Aston Webb und Thomas Manley Dean 1904 bis 1911 als Universi- tätsgebäude errichteten, nach der Unabhängigkeit (1922) sukzessive für Regierungszwecke umfunk- tionierten Government Buildings hat Irlands Pre- mierminister seinen Sitz. Keine 500 Meter von hier entfernt, tagen die beiden Kammern des irischen Parlaments in einem ursprünglich 1745 bis 1748 für den Earl von Kildare im georgianischen Stil er- richteten Stadtpalais: Als der Earl von Kildare 1766 den Titel eines Duke of Leinster verliehen bekam, erhielt das Kildare House seinen heutigen Namen, »«. Im Jahr 1814 wurde es von der »Dublin Society« erworben, nach der irischen Un- abhängigkeit ging es dann schließlich in Staatsbe- sitz über. Das Oberhaus tagt im ehemaligen Ball- saal, das Unterhaus im Nordflügel.

Über einem klassizistischen Portal erhebt sich die weiße Kuppel der Government Buildings. Nach dem irischen Wort für »Erster« wird der hier seinen Sitz habende, vom Parlament zu nominierende und vom Präsidenten zu bestim- mende Premierminister »Taoiseach« genannt.

NATIONAL LIBRARY

Im Jahr 1877 schuf ein Gesetz (»Dublin Science and Art Museum Act«) die rechtliche Voraussetzung für die Gründung der irischen Nationalbibliothek. Als Grundausstattung erhielt die neue Bibliothek eine Sammlung von Büchern, Schriften und Grafiken aus dem Besitz der »Royal Dublin Society«, einer 1731 von den Schriftstellern Thomas Prior und Sa- muel Madden gegründeten Gelehrtengesellschaft zur Förderung irischer Kultur. Das Gebäude in der Kildare Street erbauten Thomas Newenham Deane und sein Sohn Thomas in den Jahren 1884 bis 1890. Heute beherbergt es mehrere Millionen Bücher, darunter eine bedeutende Sammlung von Erst- drucken vornehmlich der irischen Literatur des 17. Jahrhunderts. Hinzu kommen Manuskripte, Landkarten, Gemälde und Fotografien. Zudem ist es Sitz des nationalen Zeitungsarchivs sowie einer genealogischen Forschungsstelle.

Die Atmosphäre unter der lichtdurchfluteten Kuppel des Lesesaals der irischen Nationalbi- bliothek ist atemberaubend. Auch James Joyce verbrachte hier viel Zeit. Später diente ihm dieser Lesesaal als literarischer Schauplatz für seinen »Ulysses«-Roman.

32 DUBLIN NATIONAL GALLERY

Die hinter der Nationalbibliothek gelegene staatli- che Gemäldesammlung wurde im Jahr 1864 eröff- net. An den ursprünglichen »Dargan Wing«, in dem sich eine Bronzestatue des Schriftstellers George Bernard Shaw befindet, wurden 1899 bis 1903 die Milltown Rooms angebaut, um die Sammlung des aufzunehmen. 1968 und 2001 weihte man den Nordflügel und den »Millennium Wing« als weitere Anbauten der Gemäldesamm- lung ein. Einen Sammlungsschwerpunkt bildet die irische Kunst, besonders das Werk des Impressio- nisten Jack B. Yeats (1871–1957). Aber auch Bei- spiele spanischer Malerei und italienischer Re- naissancekunst sind hier zu finden. Spektakulärer Höhepunkt der Sammlung ist Caravaggios »Gefan- gennahme Christi« (1602) – ein Werk, das lange als verschollen galt, ehe es im Foyer der Jesuitenresi- denz von Dublin entdeckt wurde.

Die Eingangssituation in der National Gallery ähnelt unverkennbar jener in der Londoner Portrait Gallery. Was die altehrwürdige Halle nicht erahnen lässt: Die jüngst mit zahlreichen Multimediastationen ausgestattete Gemälde- sammlung ist ein hochmodernes Museum.

NATIONAL MUSEUM

Das ebenfalls von Thomas Newenham Deane ent- worfene Nationalmuseum in der Kildare Street wurde im Jahr 1890 eingeweiht. Darin hat man die Sammlungen der Royal Irish Academy, des Natio- nal History Museum, des Museum of Irish Industry und des Dublin Museum of Science and Art zusam- mengeführt. Das Nationalmuseum präsentiert Ge- genstände aus der irischen Geschichte – von ar- chäologischen Funden aus der Bronzezeit über liturgische Gegenstände aus dem Mittelalter bis zu Exponaten aus der Zeit des Unabhängigkeitskrie- ges. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die »Tara Brooch« – eine schön verzierte Brosche – sowie der »Ardagh Chalice« und der »Derrynaflan Chalice«, zwei fein ziselierte Silberkelche. Die drei Exponate stammen wohl aus dem 8. Jahrhundert und zählen zu den berühmtesten Kunstgegenstän- den, die auf der Insel hergestellt wurden.

Seit dem 19. Jahrhundert werden in Irland archäologische Grabungen durchgeführt, um wissenschaftliche Erkenntnisse über die mythenverklärte Frühzeit auf der Insel zu erlangen. Die prächtigsten Fundstücke dieser Grabungen zeigt das Nationalmuseum.

DUBLIN 33 DUBLINS MUSEEN: REICH UND VIELFÄLTIG

Ähnlich vielfältig wie die Theaterszene ist Dublins figurenkabinett ansässig. Zudem gibt es renom- werden, in ungezählten kleinen Galerien der In- Museumslandschaft. Das Spektrum reicht von mierte Sammlungen zu lokalen Traditionen oder nenstadt. Eine Mischung aus Kultur und Kulinarik Kleinstausstellungen bis hin zu den gigantischen über berühmte Persönlichkeiten. Dazu gehören ein bietet das Guinness Storehouse: Hier erwarten den Beständen der großen Museen von nationalem Freimaurermuseum, das Dublin Writers Museum Besucher Informationen über die Geschichte der Rang. So sind in der Hauptstadt der Republik neben sowie Dokumentationszentren für Schulreformer weltbekannten Biersorte und die gleichnamige dem National Museum etwa das Naturgeschichtli- wie Patrick Pearse oder Schriftsteller wie James Brauerfamilie, die lange Zeit einflussreiche gesell- che Museum, das Irish Museum of Modern Art, das Joyce und George Bernard Shaw. Als Intellektuel- schaftliche Positionen besetzte. Zudem findet man Irish Jewish Museum, das National Museum of Ire- lenstadt präsentiert sich Dublin, dessen Univer- hier eine gemütliche Gelegenheit, das »museale land – Decorative Arts and History oder ein Wachs- sitäten von mehr als 50 000 Studenten besucht Produkt« gleich ausgiebig zu testen.

34 DUBLIN DUBLINS MUSEEN: REICH UND VIELFÄLTIG

Vergangene Zeiten: Im Dublin Writers Museum (unten links), auf Malahide Castle (oben links) und im Georgian House Museum (oben rechts) erhält man auch Einblicke in adlige und groß- bürgerliche Lebensverhältnisse. Wie sich ein Leben in Unfreiheit gestaltete, zeigt das Kil - mainham Gaol (unten rechts), ein 1796 errichte- tes, heute zum Museum und zur Gedenkstätte umfunktioniertes ehemaliges Gefängnis.

DUBLIN 35 CITY HALL UND BANK OF IRELAND

Dublins Rathaus, die City Hall mit ihrer hohen Kup- Parlaments als Folge des (die Vereinigung beider pel über der Eingangsrotunde, wurde von Thomas Länder zum Königreich von Großbritannien und Ir- Cooley 1769 bis 1779 als Sitz der Börse (Royal Ex- land besiegelnden) Acts of Union von 1801 erwarb change) errichtet. 1852 kaufte die Stadtverwaltung die Bank of Ireland das Gebäude. An die ursprüng- das Haus, dessen Eingangshalle Statuen regiona- liche Bestimmung erinnert noch der mit Kasset- ler Berühmtheiten schmücken. Die Bank of Ireland tendecke und Kronleuchter ausgestattete ehema- residiert in einem 1729 nach Entwürfen von Sir Ed- lige Saal des Oberhauses im ersten Stock, während ward Lovett für das irische Parlament errichteten das ehemalige Unterhaus völlig umgestaltet wurde Prachtbau. Erst zwei Jahre nach der Auflösung des und heute als Schalterhalle dient.

36 DUBLIN CITY HALL UND BANK OF IRELAND

Dublins Rathaus (oben) hat eine bewegte Ver- gangenheit hinter sich: Als Börse errichtet, nutz- te die englische Armee den wuchtigen, klassizis- tischen Bau während des Aufstandes von 1798 als Kaserne und Foltergefängnis, ehe in der Mitte des 19. Jahrhunderts die bis heute hier ansässige Stadtverwaltung einzog. Die – privat- wirtschaftlich geführte – Bank of Ireland (unten) gehört zu den fünf größten Banken Irlands.

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