Demografischer Wandel in der Oberlausitz Analysen – Folgerungen – Ausblick

Regionaler Planungsverband Regionalny zwjazk planowanja Oberlausitz-Niederschlesien Hornja Łužica-Delnja Šleska  Demografischer Wandel in der Oberlausitz

Inhaltsverzeichnis

Einleitung 3 Die allgemeine Bevölkerungsentwicklung 4 Die Entwicklung der Schülerzahlen 9 Die Entwicklung der Erwerbsfähigenzahl 13 Die Entwicklung der über 65-Jährigen 14 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 18 Quellen- und Literaturverzeichnis ...... 19

Impressum

Herausgeber: Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien Käthe-Kollwitz-Straße 17, Haus 3 02625 Telefon 03591 / 273 280 Telefax 03591 / 273 282 E-Mail [email protected] Internet http://www.rpv-oberlausitz-niederschlesien.de

Projektleiterin: Gundula Kotte

Stand: 15. März 2011

Das Modellvorhaben zum demografischen Wandel ist ein Projekt des Regionalen Planungsverbandes Oberlausitz-Niederschlesien (April 2009 - Mai 2011). Es wird gefördert aus Haushaltsmitteln der Säch- sischen Staatskanzlei (Förderrichtlinie Demografie).

2 Einleitung Demografischer Wandel in der Oberlausitz

Einleitung

Der demografische Wandel – dieser Begriff ist momentan in aller Munde, doch manch einer kann sich schwer etwas darunter vorstellen. Im Alltäglichen ist be- reits festzustellen, dass wir zunehmend mehr ältere Personen sehen und weniger Jüngere. Nicht so deutlich sichtbar ist jedoch, dass wir insgesamt auch weniger werden. Zurückzuführen ist dieser Prozess auf eine seit Jahren geringe Anzahl von Geburten sowie die hohen Wegzugsraten Anfang der 1990er Jahre. Außer- dem liegt die Sterberate seit Jahrzehnten über der Geburtenrate. Besonders der ländliche Raum ist von diesen Phänomenen betroffen. Obwohl das ‚Land’ für viele Menschen ein favorisierter Lebensraum ist, halten die Abwanderungsten- denzen vor allem bei den jungen Erwachsenen an, was die oben genannten Ent- wicklungen noch verstärkt. Das Demografieprojekt „Zukunftschancen im ländlichen Raum der Modellregi- on Oberlausitz-Niederschlesien – Aufbau eines regionsweiten Netzwerkes und Erarbeitung strategischer Grundlagen für den ländlichen Raum“ hat sich der Fra- gestellung angenommen, wie das Leben im ländlichen Raum zukünftig gestaltet werden kann und sollte. Dabei werden die Situation diskutiert, die Pro- bleme herausgestellt und an- schließend Strategien für deren Bewältigung vorgeschlagen. Um den Blick in die Zukunft zu lenken, ist es hilfreich zu wissen, wie sich die Region aus demo- grafischer Sicht wahrschein- Abb. 1: Regionalforum „Demographischer Wandel“ lich entwickeln wird. Progno- am 25. April 2007 in Bautzen sen bieten dazu eine gute Basis. Sie sollten jedoch nicht als festgeschriebene Zukunft gewertet werden. Im vorliegenden Bericht wird auf Grundlage der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose des Freistaates Sachsen1, welche im November 2010 veröffentlicht wurde, die Bevölkerungsentwicklung der Region Oberlausitz-Niederschlesien in den nächsten 15 Jahren betrachtet.

1 In der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose des Freistaates Sachsen, werden zwei Varianten berechnet. Variante 1 (V 1) beruht auf den Annahmen der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes, wohingegen Variante 2 (V 2) auf landesspezifischen Bewertungen beruht.

3 Demografischer Wandel in der Oberlausitz Die allgemeine Bevölkerungsentwicklung

Die allgemeine Bevölkerungsentwicklung

Ganz Sachsen hat nach der Wiedervereinigung einen beträchtlichen Teil seiner Bevölkerung verloren. 1990 lebten noch 4.775.900 Menschen im Freistaat. 19 Jahre später waren es über eine halbe Million (-12,7 %) Menschen weniger.2 Be- sonders die Region Oberlausitz-Niederschlesien war und ist von diesen Prozes- sen betroffen. Auf Grund des starken Arbeitsplatzabbaus in den Industriezwei- gen Braunkohle- und Textilwirtschaft verließen viele Menschen, insbesondere junge Frauen, die Region. Dadurch sanken die Geburtenraten stark ab. Die Fol- gen sind ein Bevölkerungsrückgang um 150.206 Einwohner (-19,8 %) gegenüber 1990. Künftig wird von einer weiteren Verminderung der Bevölkerung in ganz Sachsen ausgegangen. Der Prognosekorridor der 5. Regionalisierten Bevölke- rungsprognose sagt für das Land Sachsen eine Bevölkerung zwischen 3,77 Mio. (V 1) und 3,64 Mio. (V 2) Menschen für das Jahr 2025 voraus (siehe Abb. 2). Die 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Bundes, welche als Grundlage für V 1 dient, prognostiziert bis 2060 eine Bevölkerungszahl von 2,86 Mio. Für die Region Oberlausitz-Niederschlesien ist laut 5. Regionalisierter Bevölkerungs- prognose mit einer Einwohnerzahl von 505.600 (V 1) bzw. 492.500 (V 2) im Jahr 2025 zu rechnen.3

610 000

590 000

570 000

550 000

530 000

510 000

490 000 2009 2015 2020 2025

Variante 1 Variante 2

Abb. 2: Vergleich der Bevölkerungsprognosen für den Freistaat Sachsen (Quelle: Statistisches Landesamt des Frei- staates Sachsen (2010b), eigene Darstellung)

2 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010a) 3 Soweit nicht extra gekennzeichnet, sind alle weiteren Daten der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose des Freistaates Sachsen entnommen.

4 Die allgemeine Bevölkerungsentwicklung Demografischer Wandel in der Oberlausitz

Der Bevölkerungsrückgang drückt sich zugleich in einer abnehmenden Bevölke- rungsdichte aus (siehe Abb. 3). Auf Grundlage der alten Landkreise (Kreisgliede- rung bis 01.08.2008) wird deutlich, dass vor allem in den nördlichen Gebieten der Region weniger Menschen leben. Der ehemalige Niederschlesische Oberlausitz- kreis war im Jahr 2009 mit etwa 67 Einwohnern/km² auch im deutschlandweiten Vergleich ein dünn besiedelter Landstrich. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es jedoch Landkreise, in denen weitaus weniger Menschen leben, wie zum Beispiel der Mecklenburg-Strelitz Kreis (37,6 EW/km²) oder der Müritz Kreis (38,1 EW/ km²). Etwa 80 % der Landkreise in ganz Deutschland (insgesamt 300) haben eine geringere Einwohnerdichte als 300 Einwohner/km² und rund 70 Landkreise we- niger als 100 Einwohner/km².4

Abb. 3: Einwohnerdichte für die Gemeinden der Region Oberlausitz-Niederschlesien 2009 (Quelle: Datengrund- lage: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 2010d, Kartengrundlage: Verwaltungsgrenzen © Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen 2009, Stand 1.1.2010)

4 Statistische Ämter des Bundes und der Länder

5 Demografischer Wandel in der Oberlausitz Die allgemeine Bevölkerungsentwicklung

Auf Gemeindeebene zeigen sich die räumlichen Unterschiede der Bevölke- rungsverteilung innerhalb der Region Oberlausitz-Niederschlesien noch klarer (siehe Abb. 3). In den nördlichen und zentralen Gemeinden liegen die Bevölke- rungsdichten oftmals unter 100 Einwohner/km², wohingegen im Süden bis zu 400 Einwohner/km² leben. Die Siedlungsstrukturen sind dort kompakter und weniger stark zersiedelt. Die geringen Einwohnerdichten im Norden der Region sind unter anderem auf ihre naturräumliche Ausstattung und Nutzung, wie die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, die Bergbaufolgelandschaften sowie den Truppenübungsplatz Oberlausitz, zurückzuführen, die eine größere Disper- sion der Siedlungen zur Folge haben. Da die für die zukünftige Entwicklung betrachteten Daten auf einer Bevölke- rungsprognose basieren, soll kurz darauf eingegangen werden, wie genau diese Vorausrechnungen eigentlich sind. Es bietet sich ein Vergleich der vorangegan- gen Bevölkerungsprognose mit den tatsächlich erreichten Bevölkerungszahlen an. In der 4. Regionalisierten Bevölkerungsprognose von 2007 wurde für das Jahr 2009 nach Variante 1 (landesspezifische Prognose) eine Bevölkerungszahl von 4.181.900 bzw. nach Variante 3 (Bundesprognose) von 4.170.400 Einwohnern für den Freistaat Sachsen berechnet.5 Tatsächlich lebten am 31.12.2009 insge- samt 4.168.732 Menschen in Sachsen.6 Somit weist Variante 1 eine höhere Ab- weichung gegenüber Variante 3 auf. Die mit Variante 1 für die Landkreisebene prognostizierten Zahlen wurden ebenfalls leicht unterschritten. Im Landkreis Görlitz lebten etwa 1.500 Personen weniger als für das Jahr 2009 angenommen. Doppelt so groß ist das Prognose-Ist-Defizit für den Landkreis Bautzen. Die Vor- hersagen für die ehemaligen Kreisfreien Städte Hoyerswerda und Görlitz wei- chen dagegen nur minimal ab. Tabelle 1 stellt für die Gemeinden der Region Oberlausitz-Niederschlesien her- aus, inwieweit die landesspezifischen Prognosen aus dem Jahr 2007 für das Jahr 2009 reell eingetreten sind.7 Insgesamt unterschreiten 19 Gemeinden die vor- hergesagten Ergebnisse und acht weisen eine positivere Entwicklung als ange- nommen auf. Abweichungen von mehr als 4 % treten jedoch nicht auf. Laut der neuen Bevölkerungsprognose, welche den Zeithorizont bis 2025 erwei- tert, werden für alle Gemeinden sowie Verwaltungsgemeinschaften und -ver- bände weitere Einschnitte bei der Bevölkerungsentwicklung erwartet. Beson- derns gravierend stellt sich die Situation für die Städte Lauta und Hoyerswerda 5 Variante 3 entspricht den Vorgaben aus der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausrechnung (Variante 1-W1) des Statistischen Bundes- amtes Deutschland. Variante 1 ist eine Kombination mit landesspezifischen Annahmen (Lebenserwartung, Wanderungsaustausch mit Bundesgebiet). 6 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010a) 7 Für die Prognosen werden generell nur Gemeinden betrachtet, welche zum Stichtag mehr als 5.000 Einwohner haben. Die Stichtage der Bevölkerungsprognosen waren der 31.12.2005 für die 4. bzw. der 31.12.2008 für die 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose.

6 Die allgemeine Bevölkerungsentwicklung Demografischer Wandel in der Oberlausitz

Bevölkerungs- ∆ 2009 Prognose für ∆ prognose für Bevölkerung zu Prognose 2025 2025 zu 2009 Gemeinde 2009 am für 2009 31.12.2009 V 1 in % V 2 in % Bautzen, Stadt 41.500 40.740 -1,8 34.600 -15,1 Bernsdorf, Stadt 6.200 6.065 -2,2 5.000 -17,5 , Stadt 12.400 12.235 -1,3 10.100 -17,4 Boxberg/O.L. – 5.319 – 4.000 -24,8 Cunewalde 5.200 5.185 -0,3 4.300 -17,1 Ebersbach- 14.400 14.086 -2,2 11.100 -21,9 Ebersbach/Sa. 8.400 8.108 -3,5 6.300 -22,3 Neugersdorf, Stadt 6.000 5.978 -0,4 4.800 -19,7 Görlitz , Stadt 55.900 55.957 +0,1 48.100 -14,0 Großröhrsdorf, Stadt 7.100 6.918 -2,6 5.700 -17,6 Großschönau 6.200 6.132 -1,1 4.700 -23,4 Hoyerswerda, Stadt 38.400 38.218 -0,5 26.400 -30,9 Kamenz, Stadt 17.600 17.171 -2,4 14.300 -16,7 Lauta, Stadt 9.500 9.476 -0,3 6.400 -32,5 , Stadt 17.100 16.639 -2,7 13.000 -21,9 Lohsa 5.800 5.838 +0,7 4.900 -16,1 Neukirch/Lausitz 5.300 5.287 -0,2 4.400 -16,8 , Stadt 10.500 10.168 -3,2 7.800 -23,3 5.500 5.588 +1,6 4.400 -21,3 5.500 5.589 +1,6 4.500 -19,5 Ottendorf-Okrilla 10.200 9.920 -2,7 9.000 -9,3 Pulsnitz, Stadt 6.400 6.348* -0,8 6.400 -17,3 Radeberg, Stadt 18.400 18.338 -0,3 16.600 -9,5 Rothenburg/O.L., Stadt 5.500 5.317 -3,3 4.100 -22,9 Sohland a. d. Spree 7.300 7.274 -0,4 6.000 -17,5 Weißwasser/O.L., Stadt 19.300 19.615 +1,6 15.400 -21,5 Wilthen, Stadt 5.900 5.684 -3,7 4.600 -19,1 Wittichenau, Stadt 6.000 6.009 +0,2 5.100 -15,1 Zittau, Stadt 28.600 28.638 +0,1 22.800 -20,4 Bautzen, Landkreis 328.500 325.032 -1,1 266.400 -18,0 Görlitz, Landkreis 282.600 281.076 -0,5 226.100 -19,6 Sachsen 4.181.900 4.168.732 -0,3 3.646.700 -12,5

* Stadt Pulsnitz ohne die zum 1. Januar 2009 eingemeindete Kommune Oberlichtenau (Quelle: www.pulsnitz.de, am 25.02.2011). Für die Prognose bis 2025 wurde die Gemeinde mit hinzugerechnet. Tab. 1: Vergleich der Bevölkerungsprognose für 2009 und der tatsächlichen Bevölkerung am 31. Dezember 2009 so- wie die Prognose für 2025 (Gemeinden ab 5.000 Einwohnern) (Quelle: 4. und 5. Regionalisierte Bevölkerungs- prognose des Freistaates Sachsen, Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen; eigene Darstellung)

7 Demografischer Wandel in der Oberlausitz Die allgemeine Bevölkerungsentwicklung dar. Das Statistische Landesamt nimmt an, dass sie in den nächsten 15 Jahren noch einmal bis zu einem Drittel ihrer derzeitigen Einwohner verlieren könnten. Mit der demografischen Entwicklung gehen Veränderungen der Altersstruktu- ren einher. Wie der Abbildung 4 zu entnehmen ist, wird sich die Bevölkerungs- zusammensetzung in beiden Landkreisen spürbar wandeln. Die derzeitig stark besetzte Bevölkerungsgruppe der 50- bis 60-Jährigen wird innerhalb der nächs- ten 15 Jahre sukzessive aus dem Berufsleben ausscheiden und in die Gruppe der Senioren/Rentner aufrücken. Im Gegenzug wird die Basis, sprich die Jugend unter 20 Jahren, immer kleiner.

Abb. 4: Alterspyramiden der Landkreise Görlitz und Bautzen 2010 und 2025 (Quelle: Statistisches Landesamt des Frei- staate Sachsen (2010b))

8 Die Entwicklung der Schülerzahlen Demografischer Wandel in der Oberlausitz

Diese Veränderungen in der Zahl und der Altersstruktur der Bevölkerung wir- ken sich zunehmend auf die soziale und technische Infrastruktur aus, welche mit Unterauslastungen bzw. neuen Ansprüchen konfrontiert werden. Aber auch die Wirtschaft sowie die Finanz- und Gesundheitssysteme bleiben von Konse- quenzen nicht unberührt. Daher sollen nachfolgend die drei entscheidenden Bevölkerungsgruppen – Schüler, Erwerbstätige und Senioren – hinsichtlich ihrer prognostischen Entwicklung in der Region Oberlausitz-Niederschlesien näher untersucht sowie deren Auswirkungen betrachtet werden.

Die Entwicklung der Schülerzahlen

Bildung ist ein elementarer Teil unserer Gesellschaft. Doch Bildungseinrichtun- gen sind besonders von der demografischen Entwicklung abhängig. Der Ge- burtenrückgang Anfang der 1990er Jahre hat deutliche Spuren in der Bildungs- landschaft, vor allem im ländlichen Raum, hinterlassen. Viele öffentliche Schulen mussten auf Grund abnehmender Schülerzahlen, verursacht durch den Gebur- tenrückgang nach der Wiedervereinigung, geschlossen werden. Nach einer ers- ten Schließungswelle im Bereich der Grundschulen (1998/1999 bis 2003/2004), folgte diese bei den Mittelschulen und Gymnasien mit zeitlicher Verzögerung (2002/2003 bis 2006/2007). In der Folge dieses Prozesses haben sich die Schulwe- ge für viele Schüler deutlich verlängert. Ebenso verloren die ehemaligen Schul- standorte einen wichtigen sozialen Pfeiler. Im Schuljahr 1995/1996 besuchten annähernd 626.000 Schüler eine allgemeinbildende Schule in Sachsen. Im letz- ten Schuljahr war es nur noch etwa die Hälfte der Schülerzahlen (siehe Tab. 2). ∆ ∆ Schüler Schulen Schulen Schüler Schüler Schulart Schulen 1995 zu 2009 1995/ 1996 2009/ 2010 1995/1996 2009/ 2010 1995 zu 2009 (%) Grundschulen 1.235 839 -396 222.803 120.763 -45,8 Mittelschulen 659 333 -326 220.371 81.276 -63,1 Gymnasien 194 145 -49 154.838 79.078 -48,9 Förderschulen 208 158 -50 27.121 18.821 -30,6 Waldorfschulen 3 3 ±0 899 1.314 +46,2 insgesamt 2.299 1.478 -821 626.032 361.252 -42,3

Tab. 2 : Allgemeinbildende Schulen im Freistaat Sachsen 1995/1996 und 2009/2010 (Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010c), eigene Darstellung) Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Region Oberlausitz-Niederschlesien. Circa 108.150 Kinder und Jugendliche besuchten im Schuljahr 1995/1996 eine allge- meinbildende Schule. Im Schuljahr 2009/2010 waren es dagegen nur noch etwa 45.500. Als Reaktion auf die zurückgehenden Schülerzahlen wurden in der Regi- on 163 öffentliche allgemeinbildende Schulen geschlossen.8 8 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010e)

9 Demografischer Wandel in der Oberlausitz Die Entwicklung der Schülerzahlen

Als Ausgleich für das Wegbrechen der öffentlichen Schulen vor Ort entstanden zum Teil neue Schulen in freier Trägerschaft. Im Zeitraum von 1995/1996 bis 2009/2010 erhöhte sich deren Zahl im Freistaat Sachsen um 331 auf insgesamt 374. In den Landkreisen Bautzen und Görlitz gibt es aktuell insgesamt 28 all- gemeinbildende Schulen in freier Trägerschaft. Vorrangig handelt es sich dabei um Grund- und Mittelschulen. Private Schulen sind als eine Ergänzung zu den öffentlichen Einrichtungen gedacht, wenn sie ein besonderes pädagogisches Konzept, wie konfessionsgebundenen Unterricht oder spezielle fachliche Ange- bote offerieren.

in Tausend

45 000 41.880

40 000

35 000

30 000 27.883 26.798 26.145 24.019 25 000 23.684 23.498 23.272 22.460 21.204 20.083 19.932 19.700 20.818 20 000 16.709 17.196

15 000

10 000 8.617 8.063 8.092 8.227

5 000

0 0 bis unter 6 6 - 11 Jahre 11 - 17 Jahre 17 - 19 Jahre 19 - 25 Jahre

2009 2015 2020 2025

Abb. 5: Prognostizierte Schülerzahlen in Schulaltersstufen 2009, 2015, 2020 und 2025 nach Variante 2 in der Region Oberlausitz-Niederschlesien (Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010b), eigene Dar- stellung)

Um ein ausreichendes sowie gut erreichbares Netz an Schulen im ländlichen Raum vorzuhalten, ist es nötig die zukünftigen Schülerzahlen abzuschätzen. In der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose wurde dieser Schritt bereits ge- tan. Wie in Abbildung 5 ersichtlich, gehen die Vorausrechnungen für die Region Oberlausitz-Niederschlesien davon aus, dass vor allem im Primarbereich (6-11 Jahre) bis zum Jahr 2025 mit einem erneuten Rückgang der Schüler zu rechnen ist. Unter Berücksichtigung der Gruppe der 0 bis 6-Jährigen zeigt sich, dass der Rückgang auch nach 2025 anhalten wird. Zurückzuführen ist dies auf den rapi- den Geburtenrückgang nach der Wiedervereinigung. Die Kinder dieser Jahrgän- ge kommen in den nächsten Jahren in die reproduktionsstarke Phase. Doch die- se Elterngeneration ist deutlich kleiner als die Vorangegangene. Dies kann nach- träglich nicht mehr kompensiert werden. Zusätzlich liegt die Zahl der Kinder pro

10 Die Entwicklung der Schülerzahlen Demografischer Wandel in der Oberlausitz

Frau in Sachsen mit etwa 1,44 (2008) zwar über dem Bundesdurchschnitt, aber auch deutlich unter dem nötigen Bestandserhaltungsniveau von 2,1, welches die Schrumpfung der Bevölkerung abmildern würde. Die sich verringernden Schülerzahlen im Primarbereich werden sich bis 2025 zeitlich versetzt wiederum auf die Sekundarstufe I auswirken. Lediglich die Sekundarstufe II der Gymnasien und die Ausbildungsstätten (Universitäten, Hochschulen, Berufsschulen etc.) können von 2015 bis 2025 mit relativ stabilen Schüler-/Studentenzahlen rechnen. Den Ausbildungsstätten sind unter Umstän- den die zahlenmäßigen Auswirkungen der doppelten Abiturjahrgänge in acht Bundesländern bis 2016 hinzuzurechnen. In den Universitäten, Fachhochschu- len, Berufsschulen etc. wird sich der erneute Schülerrückgang erst nach 2025 niederschlagen. Wird die Vorgehensweise bei den Schulschließungen weiterhin umgesetzt, wie sie in den letzten 15 Jahren auf Grund zu geringer Schülerzahlen praktiziert wur- de, ist eine zunehmende Ausdünnung des Schulnetzes, vordergründig im länd- lichen Raum, zu befürchten. Für die Schüler bedeutet dies längere Schulwege sowie ein höherer zeitlicher Aufwand. Die Träger der Schülerbeförderung, sprich die Landkreise, werden mit höheren Kosten konfrontiert. Daher muss geprüft werden, ob im ländlichen Raum von den Vorgaben zur Klassenneubildung (Schü- lerzahlen, Zügigkeiten) abgewichen werden kann. Die strikten, laut Schulgesetz vorgeschriebenen, Kriterien sollten flexibler eingesetzt, und die jeweilige Situ- ation vor Ort stärker berücksichtigt werden. Dies betrifft insbesondere die laut § 4 a Schulgesetz möglichen Ausnahmen aus landes- und regionalplanerischen Gründen. Diese müssen konkreter definiert werden bzw. es muss die Regional- planung die Kompetenz bekommen, solche Ausnahmen selbst festlegen zu kön- nen. Auch der Schülerverkehr muss noch besser optimiert werden. Gegenwärtig existiert ein Moratorium für Mittelschulen im ländlichen Raum, so dass vorerst mit keinen weiteren Schließungen, außer denen, die in den aktuel- len Schulnetzplänen festgeschrieben wurden, gerechnet werden muss. Dies gilt jedoch nur bis zum Jahr 2014. Danach wird sich erneut die Frage stellen, wie mit der Thematik Schulen insbesondere in den ländlichen Räumen weiter umgegan- gen wird. Die Erreichbarkeiten der verschiedenen Schulformen darf nicht das ausschlaggebende Kriterium für die Bildungsoptionen der Kinder darstellen. Im Bereich der beruflichen Ausbildung hat bereits eine starke Konzentration auf die Zentren stattgefunden. Hier ist abzusehen, dass es weitere Anpassungsprozesse, wie die konzentrierte Verortung der einzelnen Fachrichtungen auf bestimmte Berufsschulstandorte geben wird. Im Bereich der Bildung muss noch ein weiterer Aspekt berücksichtigt werden. Nicht nur bei den Schülern ist der demografische Wandel angekommen, son- dern auch bei den Lehrkräften. Allein von deren Altersstruktur ausgehend, wird

11 Demografischer Wandel in der Oberlausitz Die Entwicklung der Schülerzahlen es in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine Austrittswelle der Lehrer aus dem Berufsleben geben (siehe Abb. 6). In der Region Oberlausitz-Niederschlesien betrug im Schuljahr 2009/2010 das Durchschnittsalter eines Lehrers 49 Jahre. 54 Prozent der Lehrer waren bereits 50 Jahre oder älter. Der nötige Nachwuchs für den Ausgleich der in Rente gehenden Lehrkräfte fehlt jedoch. Laut dem Zen- trum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsforschung an der TU Dresden fehlten für das Semester 2009/2010 annähernd 1.000 Lehramtsstudenten.9 Daraus lässt sich ableiten, dass ohne ein intensiveres Bemühen um Lehrkräfte der Mangel an Lehrern ein weiteres Problem in Sachsen sowie der Region darstellen wird.

1 400 1.327 1.276 1.296 1.222 1 200 1.173 1.154 1.146 1.061 995 1 000

830 800

600

423 400 302 261 213 200 110 141

1 3 0 unter 30 30 - 35 35 - 40 40 - 45 45 - 50 50 - 55 55 - 60 60 - 65 65 und älter

2000/2001 2009/2010

Abb. 6: Altersstruktur der Lehrpersonen an allgemein- und berufsbildenden Schulen in der Region Oberlausitz- Niederschlesien 2000/2001 und 2009/2010 (Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, eigene Darstellung) Auch im Bereich der Kinderbetreuung wird sich die zukünftige Entwicklung der unter 6-Jährigen auswirken. 2009 konnten 27.883 Kinder in der Region Oberlau- sitz-Niederschlesien dieser Altersgruppe zugeordnet werden (siehe Abb. 5). Mo- mentan werden zum Teil neue Plätze in Kindertagesstätten benötigt, da die Zahl der unter 3-Jährigen seit 2007 leicht angestiegen ist. Voraussichtlich wird diese Gruppe jedoch in 15 Jahren nur noch 16.709 Kinder stark sein. Es ist daher damit zu rechnen, dass sich die aktuell positive Entwicklung wieder relativieren wird.

9 Ulrike Nimz (2010)

12 Die Entwicklung der Erwerbsfähigenzahl Demografischer Wandel in der Oberlausitz

Die Entwicklung der Erwerbsfähigenzahl

Die Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung in der Region wirkt sich auf die Zahl und Altersstruktur der Erwerbsfähigen bzw. Erwerbstätigen aus. Der heuti- ge Anteil der erwerbsfähigen Personen zwischen 20 und 65 Jahren in der Region Oberlausitz-Niederschlesien beträgt 59,4 %. In 15 Jahren wird entsprechend der Prognosen nur noch etwa die Hälfte der Bevölkerung, 51,4 % (V1) bzw. 50,9 % (V2), im erwerbsfähigen Alter sein. Von den gegenwärtig 59,4 % Erwerbsfähigen sind indes nicht alle berufstätig. Tatsächlich müssen diejenigen, die einer Aus- bildung nachgehen, arbeitslos bzw. aus verschiedenen Gründen arbeitsunfähig sind, berücksichtigt werden. Die Auswirkungen der Abnahme der Erwerbsfähi- gen sind vielfältig. Durch die niedrigen Geburtenraten stehen den Firmen künf- tig immer weniger potentielle Nachwuchskräfte zur Verfügung. Prognostisch wird der nachwuchsrelevante Anteil der Bevölkerung der unter 20-Jährigen in der Region bis 2025 leicht auf 14,6 % (V 1) bis 14,1 % (V 2) zurückgehen. Folg- lich werden die Firmen und Betriebe zunehmend Schwierigkeiten bei der Suche nach jungen Fachkräften aus der Region bekommen. Das Lohngefälle und bes- sere Karrierechancen in den alten Bundesländern befördern weiterhin die Ab- wanderung der jungen Nachwuchskräfte in einigen Branchen. Doch nicht nur der abnehmende Nachwuchs für die Unternehmen der ostsächsi- schen Region erzeugt ein Problem. In den nächsten Jahren werden zunehmend die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er und 1970er Jahre in die Gruppe der älteren Erwerbstätigen (50+) aufrücken bzw. zum Teil bereits in den Ruhestand treten (siehe Abb. 7). Somit wird sich das Arbeitskräftepotential in der Region insgesamt verringern. Ältere Arbeitnehmer haben andere Ansprüche an die Ar- beitsumgebung als Jüngere. Darauf müssen sich die Unternehmen bereits heute einstellen, denn den älteren Erwerbstätigen wird eine neue Bedeutung zukom- men. Das Potential kundiger und erfahrener Angestellter und Mitarbeiter muss nachdrücklicher genutzt werden, um die Betriebsfähigkeit der Unternehmen zu erhalten. Die Arbeitgeber müssen die Gelegenheit ergreifen und sich auf eine ältere Belegschaft einstellen. So sollten Anpassungen der Arbeitsbedingungen schon heute in den Köpfen der Unternehmer Gestalt annehmen und umgesetzt werden. Dies schließt eine angepasste Arbeitsplatzgestaltung, reduzierte Belas- tungen am Arbeitsplatz – sowohl im physischen als auch zeittechnischem Sinne – Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Weiterbildung und Training sowie Moti- vation ein. Diese Änderungen kommen ebenfalls dem Nachwuchs zu Gute. Es ist nicht zu verkennen, dass ältere Erwerbstätige ein beachtliches Potential in sich bergen: ihre Erfahrungen, Kenntnisse und Fertigkeiten. Diese in gemischten Arbeitsteams an die Jüngeren weiterzugeben, kann eine solide Zukunftsbasis für die Unternehmen bilden.

13 Demografischer Wandel in der Oberlausitz Die Entwicklung der über 65-Jährigen

100%

90% 22,9 24,7 27,8 31,2 80%

70% 15,9 19,9 60% 21,8 21,5 67 und mehr 55 - 67 50% 35 - 55 29,8 25 - 35 27,2 40% 20 - 25 24,4 23,1 unter 20 30% 10,6 10,2 7,9 6,6 20% 5,8 2,9 3,3 3,5 10% 15,0 15,1 14,8 14,1

0% 2009 2015 2020 2025

Abb. 7: Prozentuale Anteile der Altersgruppen für den Arbeitsmarkt 2009, 2015, 2020 und 2025 nach Variante 2 (Quel- le: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010b), eigene Darstellung)

Die Entwicklung der über 65-Jährigen

Bis zum Jahr 2015 ist mit einer geringfügigen Abnahme der absoluten Zahlen der über 65-Jährigen gegenüber 2009 zu rechnen. Darauf folgt wiederum ein Anstieg um ca. 10 % bei der älteren Bevölkerung bis zum Jahr 2025 in der ge- samten Region. Die deutlichsten Veränderungen für die Region werden in den Altersgruppen 60 bis 65 Jahre sowie 85 und mehr Jahre erwartet. Die Zuwächse für beide Kohorten liegen bei etwa vier Prozent. Im Gegensatz dazu wird sich die Bevölkerungsgruppe der unter 55-Jährigen im gleichen Zeitraum um fast 14 % verringern (siehe Abb. 8). Als Indikator für den Anteil der Älteren an der erwerbsfähigen Bevölkerung wird vorwiegend der Altenquotient herangezogen. Dieser lag 1950 bei 16,3 für die Bundesrepublik Deutschland, und stieg in den darauffolgenden Jahrzehnten auf aktuell 34. Das heißt, auf 100 Personen zwischen 20 und 65 Jahren entfallen derzeit 34 Personen im Alter von 65 Jahren oder älter. Im Unterschied zu dieser Entwicklung ist der Anteil der Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung spürbar gesunken. Im gleichen Zeitraum wie der Altenquotient ist der Jugendquotient10 von 50,8 auf 30,9 gesunken. Durch diese Maßzahl wird der starke Geburtenrück- gang in Deutschland sehr anschaulich verdeutlicht.

10 Verhältnis der Personen unter 20 Jahren zur erwerbsfähigen Bevölkerung zwischen 20 und 65 Jahren.

14 Die Entwicklung der über 65-Jährigen Demografischer Wandel in der Oberlausitz

85 und älter

75 bis 85

65 bis 75

60 bis 65

55 bis 60

unter 55

-14 -12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6

Abb. 8: Prozentuale Entwicklung der Altersgruppen der über 55-Jährigen bis 2025 (V 2) gegenüber 2009 (Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010b))

In der Region Oberlausitz-Niederschlesien ist das Verhältnis der Älteren zur Be- völkerung im erwerbsfähigen Alter bereits heute höher als der Bundes- (34,0)11 oder der Landesdurchschnitt von Sachsen (40,7). Für den Landkreis Görlitz gilt momentan ein Altenquotient von 45,5 und für den Landkreis Bautzen von 41,3. Nach den landesspezifischen Annahmen der 5. Regionalisierten Bevölkerungs- prognose wird sich das Verhältnis auf 72,4 (Landkreis Görlitz) bzw. 66,0 (Land- kreis Bautzen) bis zum Jahr 2025 erhöhen. Der Anteil der Älteren in der Region wird somit spürbar zunehmen. Aus dieser Entwicklung ergeben sich Konsequen- zen, die beim weiteren Vorgehen berücksichtigt werden müssen. Die neuen Ansprüche einer älter werdenden Generation bedürfen der besonderen Beach- tung. Den Menschen muss die Möglichkeit gegeben werden, uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dazu gehören vor allem im Alter der Zugang zu Mobilität und somit die Erreichbarkeit von medizinischen Einrichtun- gen, Einkaufsmöglichkeiten sowie von Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Aber auch die Gruppe der ‚jungen, aktiven Senioren’ wird zunehmend eine Rolle spielen. Die medizinische Entwicklung sowie die Veränderungen in der Arbeits- welt ermöglichen den meisten ‚jungen’ Rentnern ein recht aktives und ausgefüll- tes Dasein im Anschluss an das Arbeitsleben. Für sie ist das Angebot an Freizei- taktivitäten oder das Engagement im ehrenamtlichen Bereich von Bedeutung.

11 Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2010)

15 Demografischer Wandel in der Oberlausitz Die Entwicklung der über 65-Jährigen

2009 2,7 8,4

14,6

5,2

61,1

8,0

unter 55 Jahre 55 - 60 Jahre 60 - 65 Jahre 65 - 75 Jahre 75 - 85 Jahre 85 und mehr Jahre

2025 - Variante 2 6,6

10,9

47,2

17,6

9,8

7,9 unter 55 Jahre 55 - 60 Jahre 60 - 65 Jahre 65 - 75 Jahre 75 - 85 Jahre 85 und mehr Jahre

Abb. 9: Prozentuale Anteile der Seniorengruppen an der Bevölkerung der Region Oberlausitz-Niederschlesien 2009 und 2025 (Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010b), eigene Darstellung)

16 Die Entwicklung der über 65-Jährigen Demografischer Wandel in der Oberlausitz

Viele von den jungen Senioren wollen sich trotz des Ruhestands in das Gemein- schaftsleben einbringen und suchen nach einer Sinn gebenden Beschäftigung. Dafür gilt es, bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen. Von großer Relevanz ist die Entwicklung der Gruppe der Hochaltrigen (ab 85 Jahre). Deren Zahl wird sich in den nächsten Jahren beträchtlich erhöhen. Ak- tuell sind in der Region etwa 16.100 Menschen 85 Jahre alt oder älter. Es wird angenommen, dass sich bis zum Jahr 2025 deren Zahl verdoppeln wird (siehe Abb. 9). Es bedarf einer intakten Infrastruktur für die Betreuung der Hochaltrigen im ländlichen Raum. Es sollte geprüft werden, über welche Kapazitäten bei stati- onären und ambulanten Betreuungseinrichtungen die Region Oberlausitz-Nie- derschlesien verfügt und inwieweit deren Ausbau durch die deutliche Zunahme der Hochaltrigen zukünftig nötig sein wird. Es erscheint sinnvoller, kleinere Ein- richtungen in den Gemeinden zu installieren als Großeinrichtungen allein in den Städten zu konzentrieren. Die Akzeptanz der kleineren, wohnortnahen Betreuungsmöglichkeiten ist höher und erlaubt den Betroffenen, in ihrer angestammten Umgebung zu verbleiben und weiterhin ihre sozialen Kontakte zu pflegen. Ebenso ist die Ausstattung der Region mit ambulanten Pflegediensten sowie mit den Pflegebereich ergänzen- den Dienstleistungen entscheidend. Es ist davon auszugehen, dass zunehmend mehr Pflegebedürftige auf diese Angebote zurückgreifen müssen, da auf Grund der Abwanderung der jungen Generation die Pflege durch Familienangehörige schwieriger wird.

17 Demografischer Wandel in der Oberlausitz Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abb. 1: Regionalforum „Demographischer Wandel“ am 25. April 2007 in Bautzen 3 Abb. 2: Vergleich der Bevölkerungsprognosen für den Freistaat Sachsen 4 Abb. 3: Einwohnerdichte für die Gemeinden der Region Oberlausitz-Nie- derschlesien 2009 5 Abb. 4: Alterspyramiden der Landkreise Görlitz und Bautzen 2010 und 2025 8 Abb. 5: Prognostizierte Schülerzahlen in Schulaltersstufen 2009, 2015, 2020 und 2025 nach Variante 2 in der Region Oberlausitz-Nieder- schlesien 10 Abb. 6: Altersstruktur der Lehrpersonen an allgemein- und berufsbilden- den Schulen in der Region Oberlausitz-Niederschlesien 2000/2001 und 2009/2010 12 Abb. 7: Prozentuale Anteile der Altersgruppen für den Arbeitsmarkt 2009, 2015, 2020 und 2025 nach Variante 2 14 Abb. 8: Prozentuale Entwicklung der Altersgruppen der über 55-Jährigen bis 2025 (V 2) gegenüber 2009 15 Abb. 9: Prozentuale Anteile der Seniorengruppen an der Bevölkerung der Region Oberlausitz-Niederschlesien 2009 und 2025 16

Tab. 1: Vergleich der Bevölkerungsprognose für 2009 und der tatsächli- chen Bevölkerung am 31. Dezember 2009 sowie die Prognose für 2025 (Gemeinden ab 5.000 Einwohnern) 7 Tab. 2 : Allgemeinbildende Schulen im Freistaat Sachsen 1995/1996 und 2009/2010 9

18 Quellen- und Literaturverzeichnis Demografischer Wandel in der Oberlausitz

Quellen- und Literaturverzeichnis

Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2010): Jugend-, Alten- und Ge- samtquotient in Deutschland, 1871-2060; unter: http://www.bib-demografie.de, am 24.01.2011 Nimz, Ulrike (2010): Lehrermangel trifft Sachsen hart, Freie Presse am 25.01.2010; unter: http://www.freiepresse.de, am 17.02.2011 Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Bevölkerungsstand 2009, Ge- bietsstand 2009; unter: https://www.regionalstatistik.de, am 26.01.2011 Statistisches Bundesamt Deutschland (2010): Bevölkerung und Erwerbstätig- keit – Bevölkerung in den Bundesländer, dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern bis 2060, Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvoraus- berechnung; unter: http://www.destatis.de, am 20.05.2010 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2007): 4. Regionalisierte Bevölkerungsprognose für den Freistaat Sachsen bis 2020, Sonderheft 2/2007, Kamenz Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010a): Bevölkerung des Freistaates Sachsen am 31. Dezember 2008 und 2009 nach Kreisfreien Städten und Landkreisen; unter: http://www.statistik.sachsen.de/html/426.htm, am 10.01.2011 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010b): 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose für den Freistaat Sachsen bis 2025; unter: http://www. statistik.sachsen.de/bevprog/ am 10.01.2011 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010c): Bildung in Sachsen – Allgemeinbildende Schulen; unter: http://www.statistik.sachsen.de/appsl1/Bil- dung/index_bildung.html, am 10.06.2010 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010d): Gebietsstand 2000 und 2009, Einwohner 2000 und 2009; unter: http://www.statistik.sachsen.de/ genonline/online/logon, am 26.01.2011 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2010e): Allgemeinbilden- de Schulen 1995/1996 und 2009/2010; unter: http://www.statistik.sachsen.de/ genonline/online/logon, am 02.02.2010

19 Ausgehend von der 5. Regionalisierten Bevölkerungs- prognose wird sich die Zahl der Einwohner in der Re- gion Oberlausitz-Niederschlesien bis zum Jahr 2025 weiterhin vermindern. Die Veränderungen betreffen sowohl die Schüler, die Erwerbsfähigen als auch die Se- nioren, wenn auch in unterschiedlicher Weise. Daher verlangt die Zukunft einerseits eine Anpassung an die sich ändernden Bedingungen, räumt jedoch andererseits Chancen für Veränderungen ein. Diese sollten genutzt werden, um die ländliche Region als le- benswerten und attraktiven Raum zu erhalten. Eine allumfassende Lösung für die gravierenden demo- grafischen Veränderungen gibt es nicht. Es kommt da- rauf an für die verschiedenen Altersgruppen sowie für Regionen oder Teilräume spezifische Reaktionsmög- lichkeiten sowie Anpassungsstrategien zu entwickeln und zu ermöglichen.