Der Einsatz Der Kleinkampfverbände Der Kriegsmarine an Donau Und Drau Renato Schirer St
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RENATO SCHIRER Der Einsatz der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine an Donau und Drau Renato Schirer St. Martin im Innkreis 2016 2 Inhalt Einige Anmerkungen zum Thema ……….……….….………………….…… 5 Das Kommando Oberfähnrich Scholz (3./M.E.K. 71) ………………………. 7 Das Kommando Oberleutnant Tegethoff (1./M.E.K. 71) …..…….…………. 13 Die Parallelaktion .……………………………………………………….. 16 Das Sonderkommando „Glatze“ …...……………..…………………….……. 24 Der gescheiterte Entsatz von Budapest ……………………….……………… 33 Die Brücke von Dunaföldvar ………………………………………………… 36 Die Neuorganisation im Südosten …………………………………………… 40 Das Sonderkommando „Apache“...…………………………………………… 45 Das Sonderkommando „Winnetou“…………………………………………… 47 Die letzte deutsche Offensive ………………………………………………… 50 Letzte Änderungen …………………….……………………………………… 52 Das Ende von „Apache“ ………………………………………………………. 53 „Winnetous“ Ende …………………………………………………………….. 55 Das Sonderkommando „Sioux“ ..……………………………………………… 58 Schlussbemerkung ……………………………………………………………. 73 3 4 Einige Anmerkungen zum Thema Der vorliegende Bericht, vordergründig dem maritimen Bereich zuzuordnen, passt so gar nicht ins übliche Schema der Marine-Bücher. Das hier behandelte Thema war seinerzeit, ebenso wie heutzutage nur schwer ins Kriegsgeschehen einzuordnen. Obwohl der Grundsatzbefehl des Oberkommandos der Wehrmacht vom 15. April 1944 den Einsatz von Sonderkampfmitteln (See) der Kriegsmarine auf den Flüssen und Seen im Kommandobereich des Heeres explizit ausschloss, war es letztlich die Kriegsmarine welche für die Auswahl, Planung und Ausführung der K.-Einsätze auf Donau, Drau und Plattensee zuständig war. Den höheren Kommandobehörden des Heeres kam lediglich ein Vorschlagsrecht in Bezug auf die zu bekämpfenden Ziele zu. Damit unterscheiden sich diese Unternehmen grundsätzlich von ähnlichen Operationen im Heeresbereich, wo es gleichwertige und ähnliche Unternehmen auf Flüssen und Seen gab, welche aber dem Aufgabenbereich der Pioniertruppe und den zur Abwehr gehörenden „Brandenburger“ zuzuordnen waren. Diese Zwiespältigkeit machte sich bereits während des Krieges bemerkbar, doch die zu klärenden Fragen blieben unbeantwortet. Handelte es sich hier nicht um eine eindeutig dem Landkrieg zuzuordnende Form der Kampfführung? War der Führungsanspruch der Kriegsmarine berechtigt und sinnvoll? Tatsache ist, dass das Wirken der Kleinkampfverbände im „Feuerofen“ der Ostfront den Marinehistorikern fremd blieb, aber auch die auf den Landkrieg spezialisierten Kollegen diese Episode in der Endphase des Zweiten Weltkrieges lange ignorierten. Dies darf nicht wundern, hielten sich die Erfolge dieser Einsätze aus vielerlei Gründen auf diesen Kriegsschauplätzen in engen Grenzen. Dieses Schicksal des vergessen Werdens teilten die an der südlichen Ostfront eingesetzten K.-Verbände mit jenen Einheiten der Kriegsmarine, welche sich 1944 aus dem besetzten Griechenland zurückziehen mussten und sich die Verbände von Heer, Marine und Luftwaffe gemeinsam, im Verband der Heeresgruppe E, auf das Reichsgebiet zurückkämpften. Dieser über die Balkanhalbinsel heraufführende Marsch erfolgte unter schwierigsten Gelände- und Wetterbedingungen, wobei die Verbände ständig auch von einer gegnerischen Übermacht bedroht waren. Es brauchte mehr als ein Jahrzehnt nach der Beendigung des Krieges bis es zu einem ersten Ansatz kam, diese Beteiligung der Kriegsmarine im Bereich des Feuerofens der Ostfront zu würdigen. 1958 legte Jürg Meister sein Werk über den Seekrieg in osteuropäischen Gewässern vor, in dem er auch die Vorgänge im Donauraum analysierte und dabei auch den Kleinkampfverbänden der Kriegsmarine seine Aufmerksamkeit zuwandte. In den folgenden Jahrzehnten richtete sich das Interesse zumeist auf die Sonderkampfmittel der Kriegsmarine zur See und die zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema Kleinkampfverbände konzentrierten sich zumeist auf technische Details der Waffensysteme und gaben Erlebnisberichte wieder. Hierbei blieb der K.-Einsatz an der Ostfront ausgespart, was auch kaum wundern darf begünstigten die vorhandenen Quellen eine Bearbeitung dieses Themas in keiner Weise. Es fehlte auch an entsprechenden Erlebnisberichten von ehemaligen Angehörigen dieser Verbände. Da die erhofften großen Erfolge ausblieben gab es in diesem Bereich keine Ritterkreuze und selbst bei den wenigen propagandistisch groß herausgestellten Erfolgen blieb selbst bei den Durchführenden ein berechtigter Zweifel am Sinn dieser Opfergänge. Erst in jüngster Zeit verbesserte sich die Quellenlage, durch die Bereitstellung der während des Krieges in „Bletchley Park“ entschlüsselten deutschen Funksprüche, grundlegend. Dieses lange unter Verschluss gehaltene Material, welches vom Londoner Nationalarchiv in digitalisierter Form angeboten wird, bot erstmals die Möglichkeit auch dieses dunkle Kapitel der Kriegsgeschichte auszuleuchten. Erst der von den Alliierten abgehörte Funkverkehr, zwischen dem Kommando der Kleinkampfverbände und den an der Ostfront eingesetzten K.-Verbänden, ermöglichte es dieses Spezialthema umfassend zu bearbeiten. Dies war in der Vergangenheit nicht 5 möglich, da die überlieferten deutschen Aktenbestände kaum über das Jahr 1944 hinausreichten. Hier sei eine Warnung, besonders für die K.-Einsätze im Bereich des Heeres, angebracht, wo die Einsatzvorbereitungen zum Teil über das stationäre Nachrichtennetz der Wehrmacht abgewickelt wurden und dadurch der alliierten Funküberwachung verborgen blieben. Demnach ist bei den abgehörten deutschen Funkmeldungen, wie sie sich im Bestand DEFE-3 überliefert haben, unter Umständen von beachtlichen Lücken auszugehen, welche ganze Unternehmen ausblendeten. Ein weiterer Anreiz zur Bearbeitung dieses „Orchideen-Themas“ ging von der gründlich recherchierten Arbeit von Hartwig Kobelt über die Marine-Einsatz-Kommandos aus, welches 2012 als Buch auf dem Markt kam. Hier fanden zum ersten Mal seit 1958 auch die an der Ost- und Südostfront eingesetzten Marine-Einsatz-Kommandos wieder eine entsprechende Berücksichtigung. Ein weiteres Verdienst dieses Buches ist es, die Organisationsstruktur und die Kommunikationsstränge des Kommandos der Kleinkampfverbände mit den unterstellten Einheiten klar herausgearbeitet zu haben. In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei Herrn Dr. Hartwig Kobelt auch für seine uneigennützige mannigfache Hilfestellung bei der Erstellung dieser Arbeit bedanken. Die vorliegende Arbeit macht den Versuch einen ganz speziellen Bereich der Kriegsführung, im Schnittpunkt der Wehrmachtsteile Heer und Marine, zu analysieren und innerhalb eines geografisch klar definierten Raumes darzustellen. Dabei ist es dem Autor klar, dass eine solche Aufgabenstellung kaum auf ein breites Interesse hoffen darf, doch manches auch für die Gesamtsicht wichtige Detail wird erst unter Zuhilfenahme einer Lupe erkennbar. Eine Besonderheit dieses Themas ist auch, dass der K.-Einsatz an der Ost- und Südostfront stets eng mit dem Geschehen auf der obersten Führungsebene verbunden war. Als auslösendes Moment lässt sich fast immer die Interaktion zwischen Hitler und Dönitz ausmachen, welche in der Folge stets zu entsprechenden Aktivitäten der Seekriegsleitung führten und das Kommando der Kleinkampfverbände tätig werden ließ. Zusammenfassend darf gesagt werden, dass alle diese von der obersten Führungsebene inspirierten Operationen auf dem Schlachtfeld bei weitem nicht die erhofften Wirkungen hatten und in keinem Verhältnis zu dem erforderlichen Aufwand an Mensch und Material standen. 6 Das Kommando Oberfähnrich Scholz (3./M.E.K. 71) Am 22. Oktober 1944 traf beim Kommando der Kleinkampfverbände (K.d.K) eine Anfrage des im Südostraum führenden Marinegruppenkommandos Süd ein, ob die Zerstörung einer nur teilweise gesprengten Brücke im Raum Belgrad durch den Einsatz von K.-Mitteln möglich wäre. Hierbei wurde Vukovar als Operationsbasis in Aussicht genommen.1 Es ging hier um die misslungene Sprengung einer der beiden Straßenbrücken über die Save, in der Nacht vom 19. auf dem 20. Oktober, anlässlich der Räumung des Brückenkopfs Belgrad.2 Bei der seit längerem umkämpften Brücke versagten im entscheidenden Moment die vorbereiteten Sprengladungen, lediglich eine nachträglich angebrachte Schnellladung kam zur Detonation. Diese hob die Brücke zwar leicht an und die Konstruktion hing danach leicht durch, blieb aber passierbar.3 Ein angedachter Einsatz von Sturzkampfflugzeugen musste wegen der drückenden Luftüberlegenheit des Gegners außer Betracht bleiben und wurde daher vom Chef des Generalstabes der Heeresgruppe verworfen.4 Ausschnitt aus dem Stadtplan von Belgrad (1945). Deutlich zu erkennen ist die gesprengte Donaubrücke und im Bereich der Save die gesprengte Eisenbahn- und Kettenbrücke (König Alexander I. Brücke). Bei der zweiten Straßenbrücke über die Save (13) war die Sprengung misslungen. (Sammlung des Autors). Am 20. Oktober 1944, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, kämpfte sich ein Zug Pioniere, verstärkt durch vier Sturmgeschütze, durch den gegnerischen Brückenkopf bis zur Brückenauffahrt vor. Dort zündete man um 20:10 Uhr vier mitgeführte und mit Sprengstoff beladene Lastkraftwagen, wobei der Brückenoberbau erheblich beschädigt wurde. Aber es gelang nicht, so wie erhofft, die Brücke 1 Bundesarchiv-Militärarchiv (BArch-MArch), RM 35III/150, S. 9, 12, 13, 15. 2 National Archives Record Administration (NARA) Microfilm Publikation (MF) T-77 roll 194 (Tagesmeldungen des O.B. SÜDOST). Geheime Tagesmeldung O.B. Südost (OKdo.H.Gr.F) an OKW/WFSt, vom 20.10.1944, 3 NARA MF T-77 roll 194. Aufzeichnung der geführten Ferngespräche vom 20.10.1944. 4 Ebd. 7 zum Einsturz zu bringen. Bei dieser gewagten und verlustreichen