Z 8398 CX Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 26. Mai 1978

• 17. JUNI Das Doppelspiel Die CDU hält am Tag der nationalen Einheit fest Seite 3 der Koalition • SPD Der Rufmord an ist ein Bestandteil sozial- Der Stillstand der deutschen Innenpolitik demokratischer Strategie wird unerträglich. Der Bürger kann von seiner Seite 5 Regierung mit vollem Recht erwarten, daß sie so handelt, wie ihr Auftrag lautet: • GASTARBEITER Die den Bürger bedrängenden Fragen Die CDU/CSU hat im aufzugreifen und sachbezogen zu lösen und Maßnahmen zur sozialen Perspektiven für die Zukunft zu eröffnen. Integration der Ausländer-Kinder gefordert Seite 7 Dazu jedoch ist nicht in der Lage. Seine Devise heißt: Sich zunächst • JUNGE UNION einmal über die Zeit der Landtagswahl hinüberzuretten. Die berufliche Bildung muß Vorrang haben / Bericht vom außerordentlichen Deutschland- Dies stellte auf der Sitzung des Par- tag in Seite 11 teipräsidiums am 22. Mai 1978 in Hamburg fest und fuhr fort: Die Spannungen in der Koalition nehmen • RECHTS- zu. Wie die Rücktrittserklärungen von 10 SPD- Abgeordneten an Bundesinnenminister Maihoferer- POLITISCHER neut zeigen, wird der Immobilismus der deutschen KONGRESS Politik immer größer, weil die Koalition nicht weiß, Die Politik darf nicht über das was sie will und zu gemeinsamem Handeln nicht Recht gestellt werden, erklärte mehr fähig ist. Helmut Kohl in Karlsruhe Seite 13 Weil der Bundeskanzler in allen entscheidenden Sachfragen nicht mehr über eine gesicherte parla- • ÖA mentarische Mehrheit verfügt und Furcht vor sei- Neue Wandzeitung und neue ner eigenen Fraktion haben muß, besteht die Poli- Angebote der Partei Seite 15 tik der Bundesregierung nur noch aus innenpoliti- schem Leerlauf. Die Initiativen und Alternativen der • DOKUMENTATION Verfassungsverstöße der SPD Weiter auf Seite 2 und ihre Ursachen grüner T*H UID 21 • 26. Mai 1978 • Seite 2

Fortsetzung von Seite 1 nachdem sie die Vorschläge der Oppo- sition zur Bekämpfung des Terrorismus Union werden bereits in den Ausschüs- abgelehnt hat. Der Bundestag muß so- sen des Bundestages abgelehnt, ohne daß Lösungsvorschläge der Koalition bald wie möglich über die Untersu- chungspannen in Erftstadt diskutieren deutlich werden. Die Anhänger der SPD werden mit öffentlichen Kampagnen der können. SPD-Parteispitze von , — Das Wirtschaftswachstum bleibt er- bis gegen neut sowohl hinter den Erwartungen die Neutronenwaffe, gegen den soge- wie auch Erfordernissen zurück. Die nannten Radikalenerlaß, gegen ver- Vertrauenskrise in der Wirtschaft dauert meintlichen Neonazismus, gegen Spit- an, die Investitionsschwäche setzt sich zenpolitiker der Union bei Laune gehal- fort, die notwendigen Innovationen blei- ten und vom Leerlauf der Regierung ben aus. abgelenkt. — Die Steuer- und Abgabenbelastung Den Schaden dieses Doppelspiels von ist leistungs- und fortschrittsfeindlich. SPD und Regierung und den Schaden Dennoch bleibt die Regierung untätig, des politischen Leerlaufs tragen die weil sie sich auf kein Konzept zum Bürger. Denn in der Bundesrepublik Abbau der Belastungen einigen kann. Deutschland hat sich mittlerweile ein — Die Fundamente unseres sozialen Berg von Problemen aufgetürmt. Es gibt Systems sind ins Wanken geraten. Die bereits genügend Alarmsignale über Bundesregierung erschöpft sich auch das Ausmaß an Unwillen, der sich bei hier in kurzatmiger Flickschusterei und unseren Bürgern anstaut, von den trägt so dazu bei, daß die Probleme ..Grünen Listen" angefangen bis hin zu immer größer werden. den jüngsten Erklärungen des Bundes — Die Energiepolitik der Bundesregie- der Steuerzahler und der Deutschen rung tritt auf der Stelle. Die Nuklearver- Steuer-Gewerkschaft. sorgung ist gefährdet. Die notwendigen Doch die Regierung und der Bundes- Investitionen bleiben aus. Tausende von kanzler schieben die Probleme vor sich Arbeitsplätzen sind gefährdet oder kön- her, weichen überfälligen Entscheidun- nen nicht geschaffen werden. gen aus, weil sie sie in den Koalitions- — Die Zukunft unserer jungen Mitbür- fraktionen nicht mehr durchsetzen kön- ger ist unsicherer denn je. nen. — Die Bundesrepublik Deutschland ge- Die Probleme bleiben und verschärfen hört heute zu den geburtenärmsten sich: Ländern der Welt. Die Familienpolitik — Seit vier Jahren belastet uns Dau- bedarf dringend neuer Impulse. erarbeitslosigkeit in Millionenhöhe und — Die Bürokratisierung aller Lebens- noch immer ist kein ernsthafter Rück- bereiche muß abgebaut werden. gang in Sicht. Die Union betrachtet diese Entwicklun- — Der Terrorismus dauert an, neue An- gen mit großer Sorge. Sie wird nicht schläge müssen befürchtet werden. zulassen, daß sich die Bundesregierung Dennoch hat die Regierung wichtige nur um der Erhaltung ihrer Macht we- Initiativen wie das einheitliche Polizei- gen der Verantwortung für unsere Bür- recht, das Bundesmeldegesetz, die Si- ger entzieht. Die Regierung hat die cherheitsverwahrung zurückgezogen, Pflicht zum Handeln. UID 2i • 26. Mai 1978 • Seite 3

fessor Sacharow. Seine Verhaftung und INFORMATION Verschleppung können nur als erneuter Versuch gewertet werden, die Stimme Die Union hält am 17. Juni fest der Menschlichkeit und Wahrheit zum Schweigen zu bringen. Breschnews Be- Im Zusammenhang mit seinem Vor- such in Bonn ist noch in frischer Erin- schlag, den 23. Mai, den Tag des In- nerung. Seine Worte hier und seine krafttretens des Grundgesetzes, als Taten dort machen wiederum deutlich, Feiertag einzuführen, hat der Bundes- wie wenig auf sowjetische Zusagen und kanzler im gleichen Atemzug den Beteuerungen gegeben werden kann. 17. Juni in Frage gestellt, stellt Helmut Wie will die Sowjetunion eine glaubwür- Kohl fest. Dies zeigt einmal mehr sei- dige Entspannungspolitik nach außen nen Mangel an Geschichtsbewußtsein. betreiben, wenn sie im Innern sich im- Der 17. Juni, dessen 25. Wiederkehr wir mer wieder stalinistischer Methoden in diesem Jahr gedenken, war nicht bedient? „ein Tag der Niederlage für den Frei- heitswillen der Deutschen", wie der Bun- Armutszeugnis deskanzler feststellte. Der 17. Juni war die Bankrotterklärung und damit ein für Familienpolitik Tag der Niederlage für das Unrechts- Die Zahl der von den Ärzten gemelde- system der DDR, das an diesem Tag er- ten Schwangerschaftsabbrüche ist laut kennen mußte, daß der Freiheitswille Angaben des Statistischen Bundesam- der Deutschen nicht gebrochen war und tes von 13 044 im 2. Halbjahr 1976 auf bis heute nicht gebrochen ist. 54 300 Eingriffe im Jahre 1977 gestie- Es war die SPD, die Jahr für Jahr den gen. Insbesondere haben die Eingriffe 17. Juni als Gedenktag in Zweifel gezo- aufgrund „sozialer Indikation" zuge- gen hat. Der Bundeskanzler hat sich nommen, und zwar von 44,9 auf 59 jetzt dieser Kampagne angeschlossen. Prozent. Die Schwangerschaftsabbrü- Die CDU/CSU wird sich davon nicht be- che aufgrund der „allgemein-medizini- irren lassen. Wir werden am 17. Juni schen, der psychiatrischen, der eugeni- als Gedenktag für die Freiheit und Ein- schen und der ethischen Indikation" heit des deutschen Volkes festhalten. sind demgegenüber zurückgegangen. Worte und Taten Senioren-Arbeit verstärken Als „Gebot der Solidarität des ganzen Zu dem Urteil gegen den sowjetischen Volkes" bezeichnete Bürgerrechtskämpfer Juri Orlow erklärt eine stärkere Zuwendung der Jugend der Vorsitzende des Außenpolitischen und der mittleren Generation zu den Arbeitskreises der Bundestagsfraktion, alteren Mitbürgern. Dregger wies dar- Dr. Werner Marx: Die CDU/CSU prote- auf hin, daß sehr häufig mit dem Aus- stiert gegen das unmenschliche Urteil, scheiden aus dem Berufsleben die das eine gewollte eklatante Verletzung wichtigsten Umwelt-Kontakte 60- bis und Verhöhnung der Menschenrechte 65jahriger Menschen abreißen. Hier sei darstellt. Die CDU/CSU verurteilt die ein Problem entstanden, das die Union schamlose und unwürdige Behandlung zunächst nach dem Kriege nicht gehabt des Vorsitzenden der sowjetischen und danach nicht hinreichend bedacht Kommission für Menschenrechte Pro- habe. Es müsse verhindert werden, daß UiD 21 • 26. Mai 1978 • Seite 4 das Ausscheiden verdienstvoller Mit- in Hannover schwere Vorwürfe gegen glieder aus ihren Ämtern zum völligen den SPD-Vorsitzenden Willy Brandt, „Abseits" führe. Dregger teilte mit, daß den früheren Bundesjustizminister Ger- der Landesvorstand der hessischen hard Jahn und den linken Flügel der CDU die Intensivierung der „Senioren- SPD-Bundestagsfraktion. Als Beispiel Arbeit" der Union beschlossen habe. nannte der Ministerpräsident den „stark Alle CDU-Gemeindeverbände seien auf- abgemilderten" Strafrahmen bei Auf- gerufen, gesellige und politische Veran- ruhr, Landfriedensbruch und gefährli- staltungen für die Mitglieder und dar- chen Gewohnheitsverbrechen. Die Ge- über hinaus für interessierte ältere Mit- richte neigen zunehmend dazu, Frei- bürger zu veranstalten. heitsstrafen zur Bewährung auszuset- zen, beziehungsweise die vorgesehene Austausch-Praxis ändern Mindeststrafe als Maßstab für ihre Ent- scheidung zu nehmen. In diesem Jahr wurden wieder in aller Stille mehrere Ost-Spione gegen in der DDR inhaftierte Bundesbürger ausge- GEW wird von Kommunisten tauscht. Das wurde in Bonn bekannt. unterwandert „Die zuständigen parlamentarischen Wegen seiner Meinung nach kommuni- Gremien wurden bisher nicht davon in- stischer Unterwanderung der DGB-Ge- formiert", erklärte der Sicherheitsex- werkschaft Erziehung und Wissenschaft perte der CDU/CSU-Fraktion im Bun- (GEW) in Nordrhein-Westfalen hat der destag, Carl-Dieter Spranger. In diesem frühere Landesvorsitzende Gemein Zusammenhang sprach sich Spranger (Neuss) seinen Austritt erklärt. Zugleich für eine baldige generelle Neuordnung gründete er mit sozialdemokratischen der Austauschpraxis aus. „Wir bereiten Gesinnungsfreunden eine „Alternative", eine Initiative vor, die auf eine Anhe- bung der Mindesstrafen für Spionage die bei den bevorstehenden Personal- ratswahlen im Schulbereich gegen abzielt." Zur Zeit beträgt die Mindest- strafe für den Verrat von Staatsgeheim- GEW und Philologenverband kandidie- nissen („Landesverrat") ein Jahr. Für ren will. Agententätigkeit und Verrat von ande- ren Geheimnissen einen Monat. Therapie an Drogenkranken notfalls auch unter Zwang Mehr Härte gegen Die CDU-Fraktion im Hessischen Land- Rechtsbrecher tag hat den Antrag gestellt, die freiwilli- Die innere Sicherheit in der Bundesre- ge Therapie Drogenkranker durch an- publik Deutschland kann nach Ansicht gemessene Formen von „Zwangsthera- des niedersächsischen Ministerpräsi- pie" zu ergänzen. Es sei leider festzu- denten Ernst Albrecht nur verbessert stellen, erklärte der CDU-Landtagsab- werden, wenn die verantwortlichen Po- geordnete Wolf-Dieter Firnhaber, daß litiker dem bisherigen Trend zur „Auf- ein nicht unerheblicher Teil drogen- lockerung" des Straf rechts wirksam süchtiger Menschen nicht mehr den entgegentreten und die Gerichte zu Willen aufbringen könne, sich freiwillg härteren Strafen zurückkehren. Al- einer Therapie zu stellen und diese brecht erhob in diesem Zusammenhang auch durchzuhalten. UiD 21 • 26. Mai 1978 • Seite 5

WAHLKAMPF-METHODEN Der Rufmord an Hans Filbinger ist Bestandteil der SPD-Strategie

Die Angriffe des baden-württem- Die CDU verwahrt sich gegen die Dis- bergischen Landesvorsitzenden kreditierung und Schmähung eines gegen den Minister- Mannes, der Gegner des NS-Regimes präsidenten des Landes Baden- war und maßgeblich am Wiederaufbau Württemberg und stellv. Bundesvor- des freiheitlichen, demokratischen Nach- sitzenden der CDU, Hans Filbinger, kriegs-Deutschlands beteiligt ist. sind von keinem sachlichen Interesse getragen, sondern dienen Hans Filbinger, dessen anti-nazistische offensichtlich dem Zweck, den Gesinnung außer Zweifel steht, hat in politischen Gegner rechtzeitig vor zahlreichen Fällen seine Tätigkeit als den baden-württembergischen Marinerichter dazu benutzt, Menschen Landtagswahlen in seinem öffent- in Not zu helfen. Es gilt sein Wort, daß lichen Ansehen herabzusetzen, ihm der Tod des Matrosen Walter Grö- erklärte Generalsekretär Heiner ger, gegen den er machtlos war, zu- Geißler im Einvernehmen mit tiefst bedrücke und innerlich erschütte- Helmut Kohl. re. Ihm kann bei gerechter Würdigung weder rechtlich noch menschlich ein f} iese Attacken offenbaren sich bei Vorwurf gemacht we,rden. •^ sorgfältiger Prüfung als ein weite- Die Christlich Demokratische Union rer Versuch der SPD, mittels einer breit- Deutschlands, zu deren Gründern her- angelegten Kampagne Hans Filbinger vorragende Repräsentanten der deut- und die CDU in die geistige Nähe des schen Widerstandsbewegung gehören, Rechtsradikalismus und des National- hat seit ihrer Gründung eine eindeutige sozialismus zu rücken. Diese Kampa- Position gegen Rechtsradikalismus und gne erschwert in unerträglicher Weise Linksradikalismus bezogen. Aus der Er- eine gerechte Würdigung der Tatsa- fahrung der nationalsozialistischen und chen und behindert diejenigen, die sich kommunistischen Gewaltherrschaft und ernsthaft um die geschichtliche Wahr- dem Wissen, in welche ausweglosen heit bemühen. Die Angriffe sind von Konflikte selbst Regimegegner in fa- langer Hand vorbereitet und Bestandteil schistischen und kommunistischen Dik- einer Gesamtstrategie gegen die Union, taturen geraten sind, eroibt sich die was eine Fülle von Äußerungen, zum Verpflichtung, ein solches Verhängnis Beispiel des SPD-Vorsitzenden Willy dadurch fur die Zukunft unmöglich zu Brandt oder des SPD-Bundesgeschäfts- machen, daß das Entstehen totalitärer führers Egon Bahr, sowie eine Reihe der Gewalt, gleich von welcher Richtung, durch die SPD initiierten oder unter- bereits in den Ansätzen verhindert wird stützten Aktionen beweisen. Eine freiheitliche Ordnung verlangt UiD 21 • 26. Mai 1978 • Seite 6 aber auch, daß der einzelne in seinem APO von rechts entwickelt, zu einer Anspruch auf Gerechtigkeit geschützt außerparlamentarischen Opposition von wird. Daher wendet sich die CDU gegen rechts." Eine unglaubliche Anschuldi- Rufmord. gung, zu der Egon Bahr bis heute, trotz eines Briefes des Generalsekre- Beispiele für die Strategie der SPD, die tärs der CDU die Antwort verweigerte. Union in die geistige Nähe des Rechts- radikalismus und Nationalismus zu rük- Einige Wochen vor dem Termin der ken: Landtagswahlen in Niedersachsen wur- den seit Jahren geklärte Vorwürfe ge- Der Parteivorsitzende der SPD, Willy gen den niedersächsischen Justizmini- Brandt, hat angesichts der bevorste- ster Puvogel von der SPD zum Wahl- henden Landtagswahlen zu Beginn die- kampfthema gemacht. An der Aufklä- ses Jahres die Losung ausgegeben, rung gleichgearteter Vorwürfe gegen daß bei Wahlsiegen der CDU/CSU die einen der SPD angehörenden hohen Gefahr eines „Rechtsrucks" bestehe. Richter in Hessen und ein führendes Willy Brandt schreibt im ,,Sozialdemo- Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion krat-Magazin" Nr. 4/78: „Denn die Al- zeigte sich die SPD nicht interessiert. ternative wäre ein Rechtsruck, unter dem diese Republik ernsten Schaden Diese und andere Beispiele gehören in leiden würde." den allgemeinen Zusammenhang der Der Bundesgeschäftsführer der SPD, von der SPD und der Bundesregierung Egon Bahr, erklärte in der ARD am 2. heraufbeschworenen Gefahr des März 1978: „Ich sehe die Gefahr, was Rechtsradikalismus und der damit ver- die Parteienlandschaft angeht, daß die bundenen Ablenkung von der wirklich CDU/CSU sich zunehmend zu einer vorhandenen linksradikalen Gefährdung unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates. „Diesmal CDU wählen" Das Bundeskabinett beschloß jüngst Die CDU hat in Hamburg unerwartet gegen die Verbreitung von NS-Literatur Wahlhilfe erhalten. Die in diesen Tagen vorzugehen, ein Beschluß, den die CDU gegründete „Liberal-Soziale Union voll unterstützt. Eine gleichgeartete e. V." fordert die Hamburger Wähler Entscheidung gegen die ungehemmte auf, „diesmal CDU zu wählen". Hinter Verbreitung marxistisch-leninistisch be- der Organisation stehen frühere und einflußter Gewaltliteratur, zu der die noch eingetragene Mitglieder von SPD CDU die Bundesregierung auf dem Kon- und FDP. Erster Vorsitzender der Libe- greß „Geistige Ursachen des Terroris- ral-Sozialen Union ist Wolfgang Duysen mus" aufgefordert hatte, fiel nicht. (SPD), der von 1970 bis 1974 der Bür- gerschaft angehörte. Als Zweite Vorsit- Der Parteivorsitzende Willy Brandt for- zende fungiert Christel Stegmann (frü- derte wenige Wochen nach der Ermor- her FDP), die von 1971 bis 1974 in der dung des Generalbundesanwalts Buback Bürgerschaft saß. Im Vorstand sitzen in einem Brief die Bundesregierung auf, ebenfalls Dr. Winfried Döbertin, der den Rechtsradikalismus in der Bundes- Vorsitzende der kritisch zur SPD ste- republik Deutschland zu bekämpfen. henden Fritz-Erler-Gesellschaft, und der Ein Schreiben, das seit dieser Zeit als Hafen-Unternehmer Kurt Eckelmann falsches Zeugnis gegen die Bundesre- (FDP). publik Deutschland Verwendung findet. UiD 21 • 26. Mai 1978 • Seite 7

GASTARBEITER-KINDER Union fordert Maßnahmen zur sozialen Integration

Die CDU/CSU hat sich zum Ziel Dies sind die Fakten: gesetzt, durch eine parlamentarische Nur 26,7% der ausländischen Kinder Initiative mehr Aufmerksamkeit im Vorschulalter besuchen einen Kin- auf die Probleme der Gastarbeiter- dergarten; bei den türkischen Kindern kinder zu lenken, um dadurch sind es sogar nur 14,5 %. die Zukunftsaussichten dieses Per- sonenkreises zu bessern. Die Vor- Statt dessen wachsen viele Kinder aus- schläge der Fraktion erläuterten ländischer Arbeitnehmer in Pflegestel- in Bonn CDU-MdB Albrecht Hasinger len von oft zweifelhafter Qualität auf; und Franz Schuster, Leiter des nach einer Untersuchung im Landkreis Institutes für Kommunalwissenschaft Tübingen war jedes dritte Kind bis zu der Konrad-Adenauer-Stiftung. 3 Jahren in einer Pflegestelle unterge- bracht. Q ie CDU/CSU-Bundestagsfraktion Die Erfüllung der Schulpflicht ist nicht U verlangt insbesondere, ausländi- voll durchgesetzt: Zwischen 2 und 5% schen Kindern und Jugendlichen die (Stuttgart) und 23% (Hauptschüler in gleichberechtigte Teilnahme am gesell- schaftlichen Leben zu ermöglichen. Die Hessen) bleiben aus verschiedensten Gründen der Schule fern. Bundesregierung wird aufgefordert, einen „Bericht über die Zukunftschan- In Nordrhein-Westfalen erhielten 1976 cen der Kinder ausländischer Arbeit- nur 42% der ausländischen Schulab- nehmer" dem Deutschen Bundestag gänger den Hauptschulabschluß gegen- vorzulegen. über 81,9 % der deutschen Schüler. Nur 6,3% der Kinder ausländischer Arbeit- Der Antrag stützt sich maßgeblich auf Zahlen, die im Institut für Kommunal- nehmer besuchten 1976 eine weiterfüh- rende Schule. wissenschaft (IFK) der Konrad-Adenau- er-Stiftung zusammengestellt wurden. Aufgrund der geringen Schulabschluß- 830 000 Kinder ausländischer Arbeit- quote haben ausländische Jugendliche nehmer leben in der Bundesrepublik wenig Chancen, einen Ausbildungsplatz Deutschland. Diese Kinder und Jugend- zu finden: symptomatisch ist, daß es lichen stellen eine Neue Soziale Frage, hierüber praktisch keine statistischen auf die Antworten fehlen. Abgedrängt Angaben gibt. aus der öffentlichen Diskussion und von In Hessen besuchten im Schuljahr der Politik der Bundesregierung ver- 1975/76 nur 48,4% der ausländischen nachlässigt, bildet sich ein Problem- berufsschulpflichtigen Jugendlichen die stau, der zum sozialen Sprengsatz wer- Berufsschule. den kann. Kinderreiche ausländische Familien Ie- UiD 21 • 26. Mai 1978 • Seite 8

ben in überbelegten Wohnungen. In Ba- tagsfraktion fordert daher in ihrem An- den-Württemberg betrug die Bele- trag die Bundesregierung auf, in Zu- gungsdichte z.B. 1,5 Personen pro sammenarbeit mit den Ländern und Ge- Raum gegenüber 0,76 Personen pro meinden ein in sich geschlossenes ju- Raum im Durchschnitt der Gesamtbe- gendpolitisches Konzept zu entwickeln. völkerung. Entgegen mancher Ansicht Wörtlich heißt es in dem Antrag: „Das verschlechtert sich die Wohndichte der Konzept soll sich in diesem Rahmen Ausländer mit der Aufenthaltsdauer. umfassend über die Vorstellungen der Statistische Angaben über die soziale Bundesregierung über die gesellschaft- Integration im außerschulischen Be- liche Eingliederung dieser Kinder und reich liegen kaum vor. Es muß jedoch Jugendlichen, über ihre vorschulische, davon ausgegangen werden, daß vor schulische und berufliche Bildung, die allem in Ballungsgebieten Isolation und Statusfragen und über die Aufrechter- Abkapselung überwiegen. haltung der Möglichkeit, in das Heimat- Der Antrag der CDU/CSU-Bundestags- land der Eltern zurückzukehren, fraktion geht von folgenden Zielsetzun- äußern. In dem Konzept sind die Aus- gen aus: wirkungen der eingeschlagenen Politik auf die mittel- und langfristige wirt- 1. Die in der Bundesrepublik Deutsch- schaftliche Entwicklung (Nachfragesi- land lebenden Kinder ausländischer Ar- tuation, Arbeitsmarktentwicklung, Inve- beitnehmer sollen den deutschen Kin- stitionsbereitschaft, Auslastung der In- dern gleichgestellt sein. frastruktur) und auf die Zukunft der 2. Diese Kinder und Jugendlichen dür- Rentenversicherung zu berücksichti- fen nicht in gesellschaftlicher Isolation gen. Das gegenwärtige Geburtendefizit aufwachsen. Ihnen soll vielmehr die und die daraus resultierende Bevölke- gleichberechtigte Teilnahme am gesell- rungsentwicklung sind in die Überle- schaftlichen Leben (soziale Integration) gungen einzubeziehen." ermöglicht werden, ohne ihre nationale und kulturelle Identität mit dem Heimat- Die Bundesregierung soll das vorer- land ihrer Eltern zu zerstören. Daher wähnte Konzept zusammen mit einer kommt eine Politik der „Eindeut- Situations- und Zukunftsanalyse in schung" ebensowenig in Betracht wie einem „Bericht über die Zukunftschan- die Entfremdung von der Familie. cen der Kinder ausländischer Arbeit- nehmer" dem Deutschen Bundestag 3. Die freigewählte Entscheidung zur Rückkehr muß den jungen Menschen vorlegen. offenbleiben. Gleichzeitig wird die Bundesregierung Es ist eine politische Fehlentwicklung, aufgefordert, Sofortmaßnahmen zu er- daß die Lage der ausländischen Kinder greifen. Dabei ist insbesondere der und Jugendlichen bisher ausschließlich Bundesjugendplan schwerpunktmäßig entweder unter Arbeitsmarktgesichts- auf diese Aufgabe auszurichten. Das Nebeneinanderheragieren verschieden- punkten oder unter schulischen Aspek- ten gesehen wurde. Jugendpolitische ster Ressorts wie Arbeitsministerium, Bildungsministerium, Familienministe- Gesichtspunkte wurden demgegenüber rium soll künftig durch das Bundesmini- vernachlässigt. Hier muß ein Schwer- punkt der Jugendpolitik der nächsten sterium für Jugend, Familien und Ge- Jahre liegen. Die CDU/CSU-Bundes- sundheit koordiniert werden. UiD 21 • 26. Mai 1978 • Seite 9

deutig von den Vorstellungen der kom- KOALITION munistischen Parteien Moskauer Rich- tung geprägt waren und demokrati- schen Jugendverbänden nur sehr be- Üble Schmähungen grenzte Einflußmöglichkeiten zur Verfü- Der Vorsitzende der CDU-Opposition im gung stehen. Die zur Verfügung gestell- Landesparlament, Gottfried Milde, er- ten Steuermittel für die Teilnahme einer klärte, seine Partei wolle durch eine deutschen Delegation sollen etwa 900 Anfrage erkunden, ob die ganze SPD/ Mark pro Teilnehmer betragen. FDP-Landesregierung hinter den „üblen Die Bundestagsfraktion der CDU/CSU Schmähungen des höchsten deutschen spricht sich entschieden dagegen aus, Gerichtes" durch den hessischen Mini- diese Summe aus Haushaltsmitteln zur sterpräsidenten Holger Börner (SPD) Verfügung zu stellen. Wir wollen nie- stehe. Börner hatte den Bundesverfas- mand verbieten, nach Havanna zu rei- sungsrichtern in Kassel vorgeworfen, sen, aber dann gefälligst auf eigene durch ihre rechtspolitischen Hand- Kosten! Das Geld der deutschen Steu- lungsanweisungen den politischen Be- erzahler ist zu schade, zu mühsam erar- wegungsspieiraum von Parlament und beitet, um es für ein „demokratisches Regierung einzuschränken. Dazu sagte Feigenblatt" dieses kommunistischen der CDU-Fraktionsvorsitzende, mit sei- Happenings zu verschleudern, denn das ner Schelte am Verfassungsgericht ha- sollen die bundesdeutschen Jugend- be Börner seine „biedermännische gruppen dort darstellen. Maske" endgültig abgelegt. Nun de- monstriere er wieder den „alten Helfer- handbuch-Stil des Bonner Parteige- Wehners jüngste Entgleisung schäftsführers", für den die Partei im- befand bei der mer recht habe. deutschlandpolitischen Debatte am 11. Mai vor dem Deutschen Bundestag, auf Steuergelder die CDU/CSU deutend: „Sie sind ja für kommunistische keine parlamentarische Opposition!' Propagandaschau Als Helmut Kohl darauf forschte, was die stärkste Fraktionn des Deutschen Der bundesdeutsche Steuerzahler soll Bundestages in den Augen Wehners für die Teilnahme deutscher Jugend- denn sei, antwortete der Genossen-Vor- gruppen an den „11. Weltjugendfest- steher: „Eine außerparlamentarische spielen", einer großen kommunisti- Opposition, die sich dieser Möglichkei- schen Werbeschau, die Zeche bezah- ten hier bedient. Das sind sie, sie sind len. Die Koalition ist sogar bereit, so der Parlamentarische Staatssekretär außerparlamentarische Opposition . . ." Fred Zander auf eine kleine Anfrage der Nun ist der Begriff der außerparlamen- CDU/CSU-Fraktion, zusätzliche Mittel tarischen Opposition seit einem runden aus dem Bundesjugendplan dafür zu Dutzend Jahren nicht nur durch die bewilligen, obwohl sie selbst in der Be- Abkürzung APO gekennzeichnet, son- antwortung der Anfrage zugeben muß- dern vor allem durch den Geist, der te, daß schon in der Vergangenheit die hinter dieser APO steckte. Wenn Her- politischen Zielrichtungen und die Ar- bert Wehner also die einzige gewählte beitsmethoden der Weltfestspiele ein- demokratische Opposition in der Bun- UiD 21 • 26. Mai 1972 • Seite 10

desrepublik Deutschland mit dem Kli- SPD-Genosse schee der APO belegt, dann muß damit hält SS-Dolche feil gerechnet werden, daß die SPD-Füh- rung erneut der Versuchung erliegt, in Während Further Sozialdemokraten ihrem politischen Weltbild keine Partei- sich führend am Aufbau des „Bürgerko- en mehr zu kennen, sondern nur noch mitees gegen neonazistische Umtriebe- Sozialdemokraten. beteiligten, bot ihr Langenzenner Par- teigenosse Günther Neumann per Inse- Schulbücher aus der DDR rat in Westernheften HJ-Fahrtenmesser in Hessen mit Aufschrift „Blut und Ehre" und SS- In Hessen bahnt sich, der „Abendpost- Dolche mit Aufschrift „Meine Ehre heißt Nachtausgabe" zufolge, ein politischer Treue" feil, berichten die „Nürnberger Skandal an: Kultusminister Hans Kroll- Nachrichten" (12. Mai 1978). „Angebote mann (SPD) will Schulbücher aus der wie in alten Zeiten", ist das Inserat DDR für den Unterricht zulassen. Nach überschrieben, in dem auch für den Mitteilung des kulturpolitischen Spre- „weltbekannten" deutschen Karabiner. chers der hessischen CDU, Bernhard Original 98 k, der deutschen Wehrmacht Sälzer, hat Krollmann einen entspre- geworben wird. Günther Neumann, der chenden Erlaß dem Hauptpersonalrat in Langenzenn ein Waffengeschäft und dem Landeselternbeirat zur Stel- führt, ist ehemaliger Juso-Vorsitzender lungnahme vorgelegt. Der vorgebliche des Unterbezirks Fürth, er führt den Grund für Krollmanns Absicht ist die SPD-Ortsverein und die SPD-Stadtrats- ,,Preiswürdigkeit und Qualität" der fraktion in Lagenzenn. darüber hinaus Schulbücher aus der DDR. gehört er dem SPD-Kreisvorstand Die staatseigenen Verlage in der DDR Fürth-Land und dem Unterbezirksvor- stand an. werden, wie Sälzer betont, vom SED- Regime ausschließlich unter politischen Praktisch zwei Parteien Erwägungen gesteuert. Das hohe Ziel, Aus der SPD ist der Oberbürgermeister daß kommunistische Lehrbücher in der oberbayerischen Stadt Freising, Ot- hessischen Schulen verwendet werden to Adolf Schäfer, ausgetreten. Der seit können, wird dem DDR-Ministerrat si- 1970 amtierende Oberbürgermeister be- cherlich einige DM (West) weniger beim zeichnete es als deprimierend, daß es Verkauf wert sein. Nach Angaben Säl- linken Kräften in der SPD gelungen sei, zers will Krollmann in seinem Erlaß die Oberhand zu gewinnen und prak- durch angebliche „Sicherungsklauseln" tisch zwei Parteien zu schaffen. die kommunistische Beeinflussung der Kinder verhindern. Die Lehrer sollen Abgewählt verpflichtet werden, den „Stellenwert" Der stellvertretende Fraktionsvorsitzen- politischer Passagen gegenüber den de der SPD-Landtagsfraktion in Düssel- Schülern zu erläutern. In Wirklichkeit dorf, Schulrat a. D. Hans Schwier, wur- sind die Lehrer mit dieser Aufgabe de als Unterbezirksvorsitzender abge- überfordert. Oder sie sind Anhänger wählt. In seinem westfälischen Heimat- einer sozialistischen Bekenntnisschule, ort Halle, Kreis Gütersloh, sind auf- denen Krollmanns Absicht neue propa- grund eines Linksrutsches zwei Abge- gandistische Möglichkeiten verschaffen ordnete aus der SPD-Stadtratsfraktion wird. ausgetreten. UiD 21 • 26. Mai 1978 • Seite 11

DEUTSCHLANDTAG Junge Union: Berufliche Bildung muß Vorrang erhalten

Harte und ausführliche Sachdiskus- Ziel nur Vollbeschäftigung heißen kön- sionen, politische Perspektiven ne. und die Bereitschaft zum Dialog mit Die wichtigsten Voraussetzungen dafür allen Jugendlichen und Jugend- sind die Erhöhung des wirtschaftlichen verbänden prägten den a. o. Wachstums, die Steigerung der Lei- Deutschlandtag der Jungen Union stungsfähigkeit der Wirtschaft, die Ver- Deutschlands zum Thema „Die besserung des Investitionsklimas, die Zukunft der Jugend sichern", der Förderung wissenschaftlich-technischer am vergangenen Wochenende in Innovation, die Verbesserung leistungs- Frankfurt stattfand. Dadurch setzte freundlicher Strukturen im Wirtschafts- die JU ein Zeichen für die an und Steuerrecht, die Förderung der mit- der Sache orientierte politische telständischen Wirtschaft sowie der Be- Arbeit zum Nutzen einer benach- reitschaft zu unternehmerischer Tätig- teiligten Diskussion. keit.

Der Bundesvorsitzende der Jungen Aber auch von seiten der Bildungspoli- Union Deutschlands, Matthias Wiss- tik müssen Voraussetzungen geschaf- mann, wies in seinem Einführungsre- fen werden, die jedem Schüler eine ferat darauf hin, daß Jungsozialisten und optimale Vorbereitung auf das Berufsle- Jungdemokraten als Interessenvertreter ben ermöglichen. Die Schularten müs- der jungen Generation heute ausfallen. sen sich stärker profilieren. Vor allem Zukunftschancen der Jugend sind heu- die Hauptschule bedarf einer gezielten te, so führte Wissmann aus, ein Thema, Förderung. Als Schritte in dieser Rich- das für die JU oberste Priorität genieße. tung forderte der Deutschlandtag die Die JU ist deshalb der Anwalt der jun- Einführung des Faches Arbeitslehre gen Generation. und die Einfügung des Berufsprakti- kums in die Lehrpläne der Schulen. Die heute düsteren Aussichten junger Menschen resultierten aus drei Fakto- Der Vorrang gehört weiter der berufli- ren: die Entwicklung der Geburtenzah- chen Bildung. Sie soll zu einer selb- len, Fehlern in der Bildungspolitik und ständigen Alternative zum allgemeinbil- der wirtschaftlichen Lage. Um die Lage denden Schulwesen werden. Deshalb zu verbessern, sind nach Wissmanns muß auch die Umschichtung bildungs- Ansicht sozialistische Patentrezepte ge- politischer Haushalte in Erwägung ge- nausowenig gefragt wie eine aus- zogen werden. Zum weiteren Ausbau schließlich auf Korrekturen im Bil- des dualen Systems wird die generelle dungswesen ausgerichtete Politik. Des- Einführung eines Berufsbildungsjahres halb beschloß die JU. daß das oberste in Zusammenarbeit von Schulen und UiD 21 • 26. Mai 1978 • Seite 12

Betrieben als anerkanntes erstes Jahr lich unter dem Gesichtspunkt des Kon- der Berufsbildung gefordert. fliktes zu betrachten.

Besonderes Augenmerk richtet die Jun- Abschließend wurden auch die Auswir- ge Union Deutschlands auf die gezielte kungen der Misere auf die Jugendarbeit Förderung der Leistungsschwächeren intensiv beleuchtet. Auf die Politik und Benachteiligten. Ihnen sollen ver- kommt die Verantwortung zu, Jugendar- mehrt Ausbildungs- und Arbeitsplätze beit mehr zu fördern als bisher. Dabei vermittelt werden. sind die freien Träger die beste Garan- Für den Bereich der Hochschulen sieht tie für Qualität und Vielfalt des Ange- die Junge Union Deutschlands eine bots. Um auch Freizeit sinnvoll zu ge- Möglichkeit der Straffung von Studien- stalten, sind Jugendzentren ein Punkt gängen durch eine Studienreform, die der Förderung. der eigentümlichen Funktion der Hoch- Dregger gab Ausblick schulen gerecht wird. Dadurch kann sich die Einführung der Regelstudien- Als Gäste begrüßte die JU den Frank- zeiten erübrigen. furter OB , der klare Perspektiven von einer menschlichen Um in allernächster Zeit dem großen und ideologiefreien Politik aufzeigte. Druck der in den nächsten Jahren von den Schulen drängenden Jugendlichen Alfred Dregger, Vorsitzender der hessi- standzuhalten, schlägt die JU als kurz- schen CDU, gab einen Ausblick auf die fristige Maßnahmen u. a. vor: anstehenden Landtagswahlen. Er be- • steuerliche Entlastung für die Be- tonte den Willen und die Chancen zum reitstellung zusätzlicher Ausbildungs- Sieg, der nach 33 Jahren SPD-Herr- plätze, schaft nötig sei. Nur in Hessen hat der Bürger die Chance, etwas in der deut- • befristete Erhöhung der Lehrdeputa- te der Professoren, schen Politik zu bewegen, erklärte Dregger unter dem Beifall der Delegier- • Ausweitung der Ausbildungskapazi- ten, da in Niedersachsen, Bayern und tät der öffentlichen Hand, Hamburg die Gewinner wohl feststehen • Verbesserung der schulischen Si- dürften. tuation der Gymnasien. Die Grußworte von Vertretern verschie- Jugendarbeit verstärken dener Jugendverbände, insbesondere vom DGB, DAG und CGB, machten Ein wesentlicher Bestandteil der Politik durchaus kritische Positionen deutlich. für junge Menschen ist für die über Nach Meinung des Bundesvorsitzenden 300 Delegierten des Deutschlandtages Wissmann nützt der Jugend jedoch außerdem die Wiedergewinnung der nichts mehr als eine breit angelegte Wertorientierung. So wird eine Erzie- Diskussion. Alles in allem ein durch- hung und Bildung, die dem Schüler schlagender Erfolg für zukunftsorien- Werthaltungen vermittelt und ihn befä- tierte Jugendpolitik, der Deutschland- higt, sein Leben und Verhältnis zum tag der Jungen Union Deutschlands. Es Mitmenschen, zu Staat und Gesellschaft bleibt zu hoffen, dies wurde bei vielen verantwortlich zu gestalten, gefordert. Delegierten deutlich, daß die Union die So wandte sich die JU gegen alle Ver- Vorschläge ihrer Jugendorganisation suche, menschliches Leben ausschließ- auch aufgreifen und durchsetzen wird.- UiD 21 • 26. Mai 1978 • Seite 13

RECHTSPOLITISCHER KONGRESS Die Politik darf nicht über das Recht gestellt werden

Am 18./19. Mai fand in Karlsruhe ausgestatteter Staat die notwendige der 2. Rechtspolitische Kongreß der Handlungsfähigkeit und die Kraft besit- CDU/CSU statt. Mehr als 450 ze, die Freiheit des einzelnen Bürgers Juristen aus allen Bereichen der zu sichern. Hierzu sei es aber auch Justiz, der öffentlichen Verwaltung erforderlich, dem Rechtsstaat die recht- und der Wirtschaft haben sich lichen Möglichkeiten zur Gewährlei- zwei Tage lang mit wichtigen stung der Rechtssicherheit an die Hand Fragen der Rechtspolitik ausein- zu geben. andergesetzt. Vorbereitet wurde der In einer Grundsatzrede setzte sich Hel- Kongreß durch eine Dokumentation mut Kohl ebenfalls mit dem Leitthema „SPD und das Recht" mit einem des Kongresses auseinander: daß Vorwort von Heiner Geißler (vgl. Recht die Freiheit sichere. Helmut Kohl Dokumentation dieser Ausgabe). stellte heraus, daß sich in den letzten zehn Jahren auch in der Rechtskultur Aus gutem Grund stand auch dieser unseres Landes Entwicklungen vollzo- Kongreß unter dem Leitthema gen haben, die besorgniserregend sei- „Recht sichert die Freiheit". In seiner en. In drei Bereichen sei die Entwick- Eröffnungsrede wies Friedrich Vogel, lung besonders schwerwiegend: MdB, Vorsitzender des Bundesarbeits- — im Verhältnis von Recht und Politik, kreises Christlich Demokratischer Juri- — in der Diskussion über wichtige sten (BACDJ), darauf hin, daß dieser Grundwerte unserer Verfassung und Kongreß bewußt die Thematik des 1. — in der Wechselbeziehung zwischen Rechtspolitischen Kongresses aufge- Bürger und Rechtsstaat. griffen habe. Damit werde dokumen- In diesem Zusammenhang ging Helmut tiert: Kohl auch auf die systematische Kam- „1. Das Kongreßmotto ist das Gütezei- pagne der SPD/FDP-Koalition gegen chen unserer Rechtspolitik. das Bundesverfassungsgericht ein. Er 2. Das Kongreßmotto steht für die Kon- wies die maßlose Kritik insbesondere tinuität unserer Rechtspolitik. der SPD am höchsten deutschen Ge- 3. Das Kongreßmotto signalisiert heute richt entschieden zurück: wie vor zweieinhalb Jahren, daß Frei- „Wer immer wieder bereit dazu ist, mit heitssicherung durch Recht zukunfts- seiner Politik die Belastbarkeit der Ver- weisende Hauptaufgabe unserer fassung zu erproben, wer sich in ihren Rechtspolitik bleibt." Grenzen politisch beengt fühlt und Ur- Friedrich Vogel machte deutlich, daß teile des Bundesverfassungsgerichts als nur ein starker, rechtsstaatlichen Prin- politischen Übergriff empfindet,der stellt zipien verpflichteter und mit Autorität die Politik über das Recht. UiD 21 • 26. Mai 1978 • Seite 14

Kennzeichnend für diese Haltung ist des Grundlagenvertrages mit der DDR eine Äußerung des SPD-Vorsitzenden vom Dezember 1972 erörtert. Die zweite Brandt vor dem Parteivorstand. Nach Abteilung widmete sich dem Rechts- einer SPD-Pressemitteilung vom 24. staatsbegriff. Die dritte Abteilung be- April 1978 erklärte Brandt: schäftigte sich mit dem Schutz der Ver- ,Das Urteil des Bundesverfassungsge- braucher im europäischen Kartellrecht. richts zur Wehrpflichtnovelle hat erneut Die vierte Abteilung nahm sich der von die Frage aufgeworfen, ob wir nicht auf der Bonner Koalition geplanten Neu- eine abschüssige Bahn geraten, wenn regelung der Eltern-Kind-Beziehung an. der Eindruck aufkommt, die Opposition Die Kongreßteilnehmer stellten ganz könne das höchste Gericht zu ihren klar heraus, daß bei einer Änderung Gunsten einsetzen. Die Verfassung ist des Rechts der elterlichen Sorge auch nicht das, was die Unionsparteien mit weiterhin in erster Linie die Eltern für einer gewissen Impertinenz aus ihr ma- die Erziehung der Kinder verantwortlich chen möchten sein müssen. Eigenständigkeit und Diese Grundeinstellung erst schafft je- Selbstverantwortlichkeit der Familie ha- nes Spannungsfeld, auf dem Politik und ben Vorrang vor staatlicher Reglemen- Recht dann immer wieder in einen un- tierung. Die Erziehungsziele sind daher fruchtbaren Konflikt geraten. Die von den Eltern, nicht von staatlichen zwangsläufige Folge davon ist ein Auto- Stellen zu bestimmen. Das Recht der ritätsverlust nicht nur der Politik, son- elterlichen Sorge sollte deshalb nur in- dern auch des Rechts. Der Bürger aber soweit geändert werden, als dies von und die gesellschaftlichen Gruppen ver- der Sache her geboten ist. Hierzu gehö- lieren die Sicherheit darüber, welche ren insbesondere Bestimmungen zum rechtlichen oder politischen Entschei- Schütze gefährdeter Kinder, aber auch dungen sich letztlich durchsetzen wer- das bisher gesetzlich nicht geregelte den. Und wer es sich leisten kann, Recht der Pflegekinder. versucht dann, diese Unsicherheit zu Die Teilnehmer lehnten den vorliegen- seinen Gunsten auszunutzen." den SPD/FDP-Entwurf übereinstimmend Weitere grundlegende Reden auf dem ab, weil er gegen diese grund- Kongreß hielten Bundestagspräsident sätzlichen Erwägungen verstößt. Weder zum Thema „Von der können CDU und CSU der Vorstellung europäischen Wirtschaftsgemeinschaft folgen, daß sich das Erziehungsrecht zur europäischen Rechtsgemeinschaft", der Eltern von einem staatlichen oder Dr. Karl Hillermeier, MdL, Bayerischer gesellschaftlichen Verleihungsakt ablei- Staatsminister der Justiz, zum Thema tet, noch der Vorstellung, daß es darum „Freiheitssicherung und Strafrecht" zu gehen habe, die Kinder aus der und Otto Theisen, MdL, Minister der Stellung eines „Objekts elterlicher Justiz des Landes Rheinland- Pfalz, zum Fremdbestimmung zu befreien". Der Thema „Rechtspolitik der CDU". Koalitionsentwurf leistet einer Schwä- In seinen vier Abteilungen wandte sich chung der Familie Vorschub. der Kongreß der Vertiefung spezieller Die CDU wird die Auseinandersetzung Themen zu. In der ersten Abteilung um den vorliegenden Entwurf in den wurde die verfassungsrechtliche Be- kommenden Monaten offensiv führen deutung des Begriffs „Deutschland" und nicht zulassen, daß der im Grund- und damit das Selbstverständnis der gesetz verankerte Schutz der Familie Bundesrepublik nach dem Abschluß ausgehöhlt wird. UiD 21 -26. Mai 1978 • Seite 15

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Die neue Mai-Wandzeitung

Europa auf dem richtigen Kurs.

amislcher Ssozial fumfr&i

Neu im Angebot: Achtung Serie: Zum Thema Entwurf des Die SPD auf Kriegsfuß mit der CDU-Grundsatzprogramms Sozialen Marktwirtschaft jetzt als Broschüre Mindestabnahme: 100 Exemplare Preis: 51.— DM pro 100 Exemplare Diese ist unter Beachtung der Min- destbestellmenge ausschließlich beim Bestell-Nr. 5864 IS-Versandzentrum Lohnniveilierung Postfach 6666 Mindestabnahme: 100 Exemplare 4830 Gütersloh 1 Preis: 55,— DM pro 100 Exemplare Telex 9 33 753 iserv d Bestell-Nr. 5865 zu bestellen. Renten Mindestabnahme: 100 Exemplare Preis: 54,— DM pro 100 Exemplare Mindestabnahme: 100 Exemplare Bestell-Nr. 3868 Preis: 17,— DM pro 100 Exemplare Bestell-Nr. 5863 UiD 21 • 26. Mai 1978 • Seite 16

UNION BETRIEBS GMBH 5300 BONN ARGELANDERSTRASSE 173 POSTVERTRIEBSSTOCK Z 8398 CX GEBÜHR BEZAHLT

ten gar in Hannover an der Fünfpro- ZITAT zenthürde scheitern. Der Spiegel, 22. Mai 1978

Wer so begehrt ist und umworben wird Die FDP wird nervös wie die FDP, sollte eigentlich zufrieden sein. Aber ihr Vorsitzender Hans-Diet- Die deutsche Presse befaßt sich in die- rich Genscher hat zur Zeit schlaflose sen Tagen sehr intensiv mit der Exi- Nächte. Mit Sorge und Unbehagen stenzkrise der FDP, hier einige Aus- blickt er auf den anstehenden ersten züge: großen Test nach der Bundestagswahl: Die FDP steckt in einer Bewußtseinskri- In zwei Wochen wählen die Hamburger se. Kurz vor vier Landtagswahlen zwei- und die Niedersachsen ihre Bürger- felt sie an ihrer politischen Orientierung schaft oder ihren Landtag, und je näher wie an der Qualität ihrer Mannschaft. der Termin rückt, um so nervöser wer- den die Freidemokraten. Vor allem Innenminister Maihofer, der seit mehr als einem Jahr aus dem Affä- Kölnische Rundschau, 20. Mai 1978 rengerede, nicht mehr herauskommt, wird zusehends zur schweren Bela- Die Liberalen stecken wieder mal im stung der Liberalen. Schlamassel, und die Existenzangst geht um. Das Stichwort heißt Landtags- Parteichef Hans-Dietrich Genscher, frü- wahlen in Niedersachsen/Hamburg her Hans Dampf der Bonner Politik, ist (und später in Hessen), und das Zittern seit seiner schweren Krankheit im letz- ist sozusagen hörbar; es hat sogar die ten Winter im Kabinett Helmut Schmidt Parteispitze erfaßt. Die Lage, insonder- allmählich in eine Nebenrolle abge- heit in Hannover, scheint derzeit so rutscht. Nun befürchtet die FDP-Spitze, risikoreich, daß selbst Genscher nun die Partei werde in der anstehenden nicht mehr Gelassenheit vorgaukelt, Wahlserie arg gebeutelt; Pessimisten sondern einen Brandbrief verschickte. sorgen sich sogar, die Liberalen könn- Frankfurter Rundschau, 22. Mai 1978

Union in Deutschland — Informationsdienst der Christlich Demo- kratischen Union Deutschlands. Für den Inhalt verantwortlich- «Kü«- Winkler- 530° Bonn. Konrad-Adenauer-Haus, Telefon (0 22 21) 54 41. Verlag: Union Betriebs GmbH, 5300 Bonn, Arqe- landerstraße 173, Telefon (0 22 21) 2180 40. Verlagsleitung: Peter Mullenbach, Gerhard Braun. Bankverbindung: Sparkasse Bonn Konto-Nr. 7504152, BLZ 380500 00, Postscheckkonto Köln, Nr' 2214 31-502, BLZ 370100 50. Abonnementspreis vierteljährlich 9~i UiD DM. Einzelpreis 0,75 DM. Druck: WA-Druck, Düsseldorf.