Tage der britischen Musik

12. bis 15. März 2015 | Britische Musik des 20. Jahrhunderts 17. bis 19. April 2015 | Elgar entdecken! 07. bis 10. Mai 2015 | Purcell, Sullivan & Co. Eine Veranstaltungsreihe der Deutschen Sullivan-Gesellschaft e.V. Unter der Schirmherrschaft von Sir Simon McDonald Botschafter des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland „Wir sollten einander durch unsere Kunst kennen und lieben und es muss unsere eigene Kunst sein, nicht ein farbloser Kosmopolitismus. Ich glaube, dass die eigene Gemeinschaft, die eigene Sprache, die Gebräuche und die Religion wesentlich sind für unser geistiges Wohlbefinden. Aus diesen Merkmalen, diesen ,starken Verknüpfungen‘, können wir ein vereintes Europa und eine Weltföderation errichten.“ “We should know and love each other through our art – and it must be our own art, not a colourless cosmopolitanism. I believe that one’s community, own’s own language, customs and religion are essential to our spiritual health. Out of these characteristics, the ,hard knots’, we can build a united Europe and a world federation.”

Ralph Vaughan Williams (1872–1958)

Inhaltsverzeichnis

Grußworte und Einführung Seiten 6 | 7 | 8 | 9 | 28

Programm 12. bis 15. März 2015 Britische Musik des 20. Jahrhunderts Seiten 11 | 19 | 25 „Musik ist ein Zustand der Ewigkeit“ Kammermusik von Holst, Howard, Bliss und Gurney Seite 12 „Die Sterne zum Tanzen bringen“ Die Musik von Tippett, Britten und Vaughan Williams Seite 20 „Sing joyfully!“ Chormusik britischer Komponisten vom 16. bis zum 20. Jahrhundert Seite 26

Programm 17. bis 19. April 2015 Elgar entdecken! Seiten 29 | 31 | 33 „Schwer fassbar und empfindsam…“ Der Komponist Seite 34

Programm 07. bis 10. Mai 2015 Purcell, Sullivan & Co. Seiten 39 | 41 | 47 „Kampf auf 64 Feldern“ Das Ballett „Checkmate“ mit der Musik von Arthur Bliss Seite 38 „Unterhaltung für Aug‘ und Ohr“ Henry Purcell und Arthur Sullivan Seite 44 Dichtung und Musik Vertonungen englischer Lyrik Seite 48

Die Künstler und das Team Seiten 52 | 59 Veranstaltungsorte Seite 61 Partner und Förderer Seite 63 Eintrittskarten Seite 65 Impressum Seite 67 lität, die die britische Krone aus- Grußwort strahlt. Die Komponisten, die die Schwer- punkte der diesjährigen Tage der bri- tischen Musik bilden, genossen zu ihren Lebzeiten alle die Gunst des je- weiligen britischen Monarchen. Henry Liebe Besucher der Purcell komponierte Werke sowohl Tage der britischen Musik! für die Könige Charles II. und James II. als auch für Königin Mary II. Sir Arthur Als Botschafter Großbritanniens in Sullivan und Sir Edward Elgar wurden Deutschland beschäftige ich mich beide zum Ritter geschlagen – von hauptsächlich mit politischen und Königin Viktoria bzw. von Edward VII.. wirtschaftlichen Themen. Umso mehr Elgar wurde 1924 sogar mit dem höfi- freue ich mich, wenn ich auch für die schen Amt „Master of the King’s Mu- kulturellen Beziehungen zwischen sic“ geehrt. unseren Ländern werben kann. Die Veranstaltungsreihe, die dieses Die Deutsche Sullivan-Gesellschaft Jahr in der (auch nicht ganz unkönig- e. V. engagiert sich bereits seit sechs lichen) Kulisse der Stadt Bamberg Jahren mit ihren Vorträgen, Konzerten stattfindet, würdigt auch Großbritan- und Publikationen für die Verbreitung niens heutige Stärke in der Musiksze- und das Verständnis der britischen ne. Ich freue mich besonders, dass der Musik im deutschen Sprachraum. Mit Dirigent Sir Roger Norrington das Er- den Tagen der britischen Musik hat sie öffnungskonzert leiten wird. nun eine Initiative gestartet, die die Vor allem aber verdeutlicht das Pro- besten Aussichten hat, zu einer jährli- gramm die hervorragende Zusam- chen Tradition zu werden. menarbeit zwischen Deutschland und 2015 ist ein besonderes Jahr für die Großbritannien im Kulturbereich – deutsch-britischen Beziehungen. Im eine Zusammenarbeit, die oft auch Juni wird Ihre Majestät Königin Eliz- ohne staatliches Zutun stattfindet. abeth II. zum fünften Mal einen Staats- besuch in Deutschland unternehmen. Ihr Der Staatsbesuch wird die ganze Brei- te und Tiefe der heutigen Beziehun- gen zwischen Großbritannien und Deutschland unterstreichen. Genau 50 Jahre nach dem ersten Staatsbe- Sir Simon McDonald, such in Deutschland 1965 erinnert er Botschafter des Vereinigten Königreichs auch an die Kontinuität und die Stabi- Großbritannien und Nordirland

6 Grußwort

„Im Wesen der Musik liegt es, Freu- Bildung, Kultur und Sport der Stadt de zu machen“, wusste schon der grie- Bamberg sehr freut: Auch Städtische chische Philosoph Aristoteles. Ganz Volkshochschule und Musikschule gewiss werden auch die Veranstaltun- sind mit dabei. gen von „BRITANNIA in BAMBERG – Die „Tage der britischen Musik“ sind Tage der britischen Musik“, die an drei zweifellos eine Bereicherung des kul- Wochenenden im März, April und Mai turellen Lebens unserer Stadt. Allen 2015 stattfinden, den vielen Musik- Besuchern wünsche ich viel Vergnü- freunden in der Region viel Freude gen! bereiten. Die Kunst- und Kulturstadt Bam- Ihr berg ist stolz darauf, Gastgeber dieses neuen und in Deutschland einmali- gen Festivals zu sein, das uns ermög- licht, die Musikkultur Großbritanniens in Vorträgen und Konzerten kennen- Dr. Christian Lange, zulernen. Dabei wird höchste musika- Bürgermeister lische Qualität geboten: Neben nam- haften britischen Musikerinnen und Musikern treten großartige Ensemble aus der Region auf, darunter die Bam- berger Symphoniker und die Musica Canterey. Was mich als Referent für

7 Grußwort

Die britische Musik gehört zu den staltungen immer im Mittelpunkt abwechslungsreichsten und gehalt- stehen: die Freude an der Musik. vollsten in Europa. Von den elisabe- Bamberg ist für die „Tage der briti- thanischen Komponisten über Purcell, schen Musik“ der ideale Standort, Sullivan, Elgar, Vaughan Williams bis denn hier findet sich neben dem „Cen- hin zu Britten bietet sie faszinierende tre for British Studies“ auch ein vielfäl- Klangerlebnisse in allen Gattungen. tiges künstlerisches Potenzial sowie Die ersten „Tage der britischen Mu- aufgeschlossene, kulturinteressierte sik“ in Bamberg vermitteln einen um- Bürgerinnen und Bürger. Für die um- fassenden Eindruck dieser Musikkul- fangreiche Unterstützung, die wir bei tur: Das vielseitige Programm bietet der Vorbereitung vor Ort und von au- Musik der unterschiedlichsten Stile ßerhalb von den verschiedensten Sei- und Epochen, dargeboten von Nach- ten bekommen haben, danken wir al- wuchsmusikern, jungen hochtalen- len ganz herzlich! Auf den folgenden tierten Künstlern und namhaften In- Seiten stellen wir Ihnen das dadurch terpreten. Eines soll bei allen Veran- entstandene Programm vor.

Wir wünschen Ihnen bei unseren Konzerten anregende Unterhaltung!

Meinhard Saremba, künstlerischer Leiter Margit Brendl, kaufmännische Leiterin

8 für Amateure zu schreiben“, betonte Einführung Britten, „eher im Gegenteil – schließ- lich sind sie immer eine wichtige Kraft Bereits in seiner berühmten Anspra- in der Herausbildung unserer Tradition che in der Town Hall in Birmingham gewesen.“ Britten selbst arbeitete nicht wies Arthur Sullivan 1888 darauf hin, nur bei dem von ihm gegründeten „wie sorgfältig und hingebungsvoll Musikfestival in Aldeburgh vielfach mit Musik in England“ seit den Tagen von Jugendlichen und Hobby-Musikern zu- König Alfred ausgeübt wird. Voller Ge- sammen, sondern komponierte auch nugtuung konnte er auf Chronisten etliche Werke für sie. verweisen, die die „englische Manier“ Gemäß Arthur Sullivans Forderung der Instrumental- und Gesangskunst nach einem „Verständnis für Musik, das früherer Epochen rühmten, auf die der Aufführung vorausgehen“ muss, Komponisten aus der Zeit von Königin werden die „Tage der britischen Musik“ Elizabeth I. und auf die Leistungen sei- in Vorträgen, Konzerteinführungen ner Zeitgenossen. Nachdem sich das und -moderationen mit den bekann- reiche Land im 18. und frühen 19. Jahr- ten und neu zu entdeckenden briti- hundert lieber namhafte Musiker an- schen Komponisten vertraut machen. derer Nationen einkaufte, anstatt den Sullivan pries bei seinen Landsleuten eigenen Nachwuchs zu fördern, trug die „melodische Erfindung und den Sullivan selbst wesentlich dazu bei, gesunden Menschenverstand; ihre Großbritannien wieder zu einer be- Kompositionen zeigen eine ,angeneh- deutenden Musiknation zu machen, me Verständigkeit‘, eine menschliche sodass er voller Stolz feststellen konn- Empfindung, eine Übereinstimmung te: „Bei den Fortschritten, die unser mit den Worten und eine Entschlos- Land in den letzten fünfzig Jahren ge- senheit, wodurch sie mehr sind als macht hat, waren wohl keine größer bloß ein technisches, mechanisches als die im Bereich der Musik.“ Puzzle“. Sullivans Engagement für die gute Dies sind wesentliche Merkmale der Ausbildung von Musikern, die er als britischen Musikkultur: Ein Verständnis wesentlich erachtete für ein florieren- für die Wurzeln, Melodienreichtum des Kulturleben, führten seine großen und keinerlei Berührungsängste. Ge- Nachfolger wie Edward Elgar, Ralph nau das sollen die „Tage der britischen Vaughan Williams, Benjamin Britten Musik“ in Bamberg auch vermitteln: und Peter Maxwell Davies im 20. und Ein Bewusstsein für die Tradition der 21. Jahrhundert weiter. „Ich glaube lei- Musik von den vergangenen Jahrhun- denschaftlich an den Professionalis- derten bis in die heutige Zeit sowie mus und denke, dass der Profi sein Me- sorgfältig vorbereitete, hingebungs- tier von Grund auf beherrschen muss, volle Aufführungen der unterschied- aber das sollte ihn nicht daran hindern, lichsten Art für jedermann.

9 Bamberger Symphoniker © Michael Trippel Britische Musik des 20. Jahrhunderts

12.03.2015 | 20 Uhr | VHS | Eintritt frei in Kooperation mit: Rule Britannia! – Musik aus England Grußworte Nick Pickard, Stv. Botschafter des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland Wolfgang Metzner, 3. Bürgermeister Impulsreferat zur Musik britischer Komponisten Meinhard Saremba, künstlerischer Leiter von „BRITANNIA in BAMBERG“ im Anschluss: Podiumsgespräch zur britischen Musik Sir Roger Norrington, Dirigent | Norbert Abels, Chefdramaturg Oper Frankfurt | Florian Csizmadia, Pianist & Dirigent | Meinhard Saremba, künstlerischer Leiter und Rupert Marshall-Luck, Geiger

Musikalische Umrahmung durch die Musikschule Bamberg Arthur SULLIVAN, „Allegro risoluto“ für Klavier Frank BRIDGE, „Sir Roger de Coverley“ für Streichquartett Arthur SULLIVAN, „An Idyll“ für Cello und Klavier

13.03.2015 | 19.30 Uhr | St. Johanniskapelle | Kat. B „Music is a condition of eternity“ Kammermusik von Holst, Howells, Bliss und Gurney

Arthur BLISS, Sonate für Violine und Klavier Herbert HOWELLS, Violinsonate Nr. 3 I. Poco allegro, semplice · II. Allegro moderato, assai ritmico · III. Vivace, assai ritmico Gustav HOLST, Fünf Stücke für Violine und Klavier I. Lied ohne Worte · II. Maya: Allegretto · III. Greeting: Andante · IV. A Spring Song: Allegro tranquillo · V. Valse-Étude: Allegro Ivor GURNEY, Sonate in Es-Dur für Violine und Klavier I. Più allegro · II. Scherzo: Andante con moto · III. Lento · IV. Introduction: [Lento] – Allegro

Rupert Marshall-Luck, Violine | Matthew Rickard, Klavier

11 „Musik ist ein Zustand der Ewigkeit“ Kammermusik von Holst, Howells, Bliss und Gurney

In der zweiten Hälfte des 19. Jahr- kussiert. Für die Orchestermusik spiel- hunderts nahm das Musikleben in te die Entwicklung der Klangkörper in Großbritannien einen ungeahnten den großen Städten wie London, Bir- Aufschwung, sodass der namhafteste mingham, Liverpool und Manchester englische Komponist der damaligen eine Rolle. Oratorien und Kantaten Zeit, Arthur Sullivan, in einem landes- wurden oft bei den bedeutenden Mu- weit beachteten Vortrag frohlocken sikfestspielen des Landes erstmals vor- konnte, man werde zwar „noch viel gestellt wie etwa bei denen in Leeds, leisten müssen, bevor wir wieder die Birmingham und Norwich oder beim Musiknation werden, die wir in den Three Choirs Festival, das bis heute fernen Jahrhunderten unserer Ge- abwechselnd in den Kathedralenstäd- schichte waren“, doch man könne sich ten Worcester, Gloucester und Here- „des Eindrucks nicht erwehren“, dass ford stattfindet. Chor- und Kammer- man zumindest „am Eingang zum Ge- musik war indes in allen britischen lobten Land“ stehe. Der Weg, um Eng- Regionen lebendig. land als Musiknation seine Vorrang- Aus den an Wales angrenzenden stellung wiederzugeben, bestehe, so Grafschaften Gloucestershire und Sullivan, in der Ausbildung: „Wir müs- Shropshire kamen um die Wende vom sen gelernt haben, Musik zu schätzen, 19. zum 20. Jahrhundert besonders und ein Verständnis für Musik muss viele talentierte Dichter und Musiker der Aufführung vorausgehen. Geben wie Vaughan Williams (aus Down Amp- Sie uns intelligente und gebildete Hö- ney), Gustav Holst (aus Cheltenham), rer, und wir werden Komponisten und Ivor Gurney (aus Gloucester), Herbert Interpreten hervorbringen, die ihrer Howells (aus Lydney) oder Wilfred würdig sind.“ Er selbst trug unter an- Owen (aus Oswestry). Die hügelige derem dazu bei, indem er der 1822 Region der Cotswolds inspirierte nicht gegründeten Royal Academy of Music bloß Künstler, die in der Nähe gebo- 1876 seine National Training School ren wurden. Werktitel wie A Shropshire for Music zur Seite stellte, aus der nach Lad (George Butterworth), Egdon einigen Jahren dann das Royal Col- Heath (Gustav Holst) oder A Glouces- lege of Music hervorging. tershire Rhapsody (Ivor Gurney) spre- Hinsichtlich der Aufführungsmög- chen für sich. Arthur Bliss betonte lichkeiten der Werke englischer Kom- schon in den 1920er Jahren, dass die ponisten war das Musikleben in Groß- Musik aus Großbritannien dennoch britannien im Bereich der Oper vor kein regionales Phänomen sei, son- allem auf die Hauptstadt London fo- dern dass „von einer kosmopolitischen

12 Warte aus beurteilt in England deutli- nem 1920 veröffentlichten Beitrag che Anzeichen für eine musikalische über Gustav Holst für die Zeitschrift Aufklärung zu sehen sind“. Music and Letters definierte er sein Die Künstler standen für die unter- Verständnis des abgeschliffenen Be- schiedlichsten Stilrichtungen und griffs „modern“: „Zwischen der Musik, Temperamente. Gustav Holst (1874- die modern und jener, die ‚im moder- 1934), den das Orchesterwerk The nen Idiom‘ geschrieben ist, liegen Planets weltweit bekannt gemacht Welten. Das ‚moderne Idiom‘ setzt sich hatte, schreckte zurück vor öffentli- zusammen aus einer Handvoll Kli- cher Anerkennung und Lobeslitanei- schees über die Instrumentierung, die en der Medien. Allein die Pressemel- mit einer harmonischen Textur aus dungen zu seinem Chorwerk „The den Werken der vor etwa 25 Jahren Hymn of Jesus“ hatten ihm, wie er be- aktiven Komponisten verwässert wer- kannte, „klar gemacht, welche Wahr- den. Damit hat die Musik von Holst heit in dem Satz ,Wehe euch, wenn nichts gemein; er serviert uns nicht all euch alle Menschen umschmeicheln‘, die harmonischen Spielereien des steckt“. Nach Ansicht seines Freundes letzten Vierteljahrhunderts, er führt Ralph Vaughan Williams verkörperte nicht mit schöner Regelmäßigkeit in Holst in besonderem Maße den Typus jedem achten Takt eine ,große None‘ des „modernen Komponisten“. In ei- ein, er scheut lange Melodien nicht

Orchester Ventuno © Paul Yates

13 14 15 (oft hat er sogar den Mut, sie für sich ausforderung für hochbegabte Inst- allein oder mit nur einer leichten An- rumentalisten. „In die Musik brachte deutung einer Harmonisierung ste- Holst etwas ganz Neues im Bereich hen zu lassen), er lässt nicht ständig der Erwachsenenbildung ein“, meinte acht Hörner das hohe D blöken; er ist Michael Tippett, „nämlich seinen nach- vielfach Bach, Purcell, Byrd und Wilbye drücklichen Einsatz für seine unnach- verpflichtet, und dennoch (oder gera- giebigen Anforderungen an die künst- de deshalb) ist er einer der wenigen lerische Ausführung.“ Der melodische Komponisten, die man als wirklich Reichtum dieser Miniaturen belegt modern bezeichnen kann. Und wenn Holsts Grundhaltung, die auch für sein Holsts Musik modern ist, dann nicht komplexeres Spätwerk Gültigkeit hat. deshalb, weil er sich einige Kunstgriffe „Wir alle beginnen unsere Ausbildung angeeignet hat, die heute als Wunder als Amateure, und im wahrsten Sinne angepriesen werden und morgen ge- des Wortes müssen wir auch Amateu- nauso schal sind wie ein abgestande- re bleiben“, war er überzeugt, „wie je- nes Ingwerbier, sondern weil er über ner japanische Künstler, der als seine einen Verstand verfügt, der Erbe aller Grabinschrift wählte: ,Hier ruht ein al- Jahrhunderte ist und die Sprache ge- ter Mann, dem das Malen Freude be- funden hat, mit der er diesem Ver- reitet hat‘ .“ stand Ausdruck verleihen kann.“ Eine Holsts gelassene Einstellung, dass Beschreibung, mit der man das Werk die Musik, wie er sagte, „nicht bloß etlicher britischer Komponisten des eine Sache ist, die für ein paar flüchti- 20. Jahrhunderts charakterisieren könn- ge Augenblicke oder gar Stunden Er- te. Holsts Fünf Stücke für Violine und regung verschafft – sie ist ein Zustand Klavier gehören zu seinem Frühwerk. der Ewigkeit“, musste Herbert How- Die genaue Entstehungszeit ist nicht ells (1892-1983) im Laufe der Jahre bekannt, veröffentlicht wurden die erst lernen. Er bewunderte wie Holst Miniaturen unabhängig voneinander die englischen Musiker des 16. und zwischen 1902 und 1904. Lediglich 17. Jahrhunderts. In der Folge wurde von der „Valse-Étude“ ist eine öffentli- er vor allem durch seine Sakralmusik che Aufführung zu Holsts Lebzeiten bekannt, doch erlebte er in seiner belegt. Dieses Stück ist der Geigerin Laufbahn als Komponist unterschied- Marie Hall gewidmet, die es 1924 zu- liche kreative Phasen. Sie wurden zu- sammen mit Marguerite Tilleard für meist durch einschneidende äußere die „Gramophone Company“ einspiel- Ereignisse beendet und in neue Bah- te. Holst, der auch ein fähiger Musik- nen gelenkt. Mit seiner Haltung, dass pädagoge war, schrieb diese Stücke „wir jungen Komponisten die Sinfonik mit ihren einfühlsamen Lyrismen und die Sonatenform von neuen Rich- möglicherweise als anregende Her- tungen her angehen müssen“, fand er

16 nicht überall Anhänger. Die harsche „Geh weiter Deinen Weg, schaffe Mu- Ablehnung seines kühnen zweiten sik und Freude, gib nie auf, die engli- Klavierkonzerts verleidete ihm die Ar- sche Musik zu dem zu machen, was beit an umfangreichen Orchesterwer- sie sein sollte und verachte gelassen, ken. Nachdem 1935 sein Sohn Micha- was die Kritiker sagen.“ Während How- el verstorben war, wandte er sich ver- ells aus gesundheitlichen Gründen stärkt der Kirchenmusik zu und schuf der Einsatz im Ersten Weltkrieg erspart mit Hymnus Paradisi eines der bedeu- blieb, war für Gurney anschließend tendsten englischen Chorwerke des nichts mehr wie zuvor. Er gehörte 20. Jahrhunderts. In seiner Kammer- zwar zu jenen englischen Künstlern, musik zeigte Howells eine besondere die den „Great War“ überlebten – im Vorliebe für Streichinstrumente. Seine Gegensatz zu dem Komponisten Werke für Violine und Klavier gehören George Butterworth und dem Dichter zu seinen eindringlichsten Kompositi- Wilfred Owen –, doch er wurde in onen. Die dritte Violinsonate, sein Frankreich verwundet und kehrte op. 38, entstand 1923, nachdem How- traumatisiert von der Front zurück. Im ells als Mitglied einer Musikjury nach Laufe der Zeit erlitt er mehrfach Ner- Kanada gereist war und dort die Ro- venzusammenbrüche bis sich sein cky Mountains bewundert hatte. Un- Zustand schließlich derart verschlech- abhängig davon, ob seine Musik tat- terte, dass er die letzten 15 Jahre sei- sächlich von der schroffen Felsenland- nes Lebens in einer Anstalt verbrach- schaft der „Canadian Rockies“ inspiriert te. Abgesehen von den Kriegserfah- wurde, wie manche meinen, oder rungen wirkten sich möglicherweise eher von englischen Gerbirgsgegen- auch eine Schizophrenie oder die Fol- den, wie andere behaupten, erscheint gen von Syphilis auf seine Psyche die e-Moll-Sonate stringenter und aus. kühner als andere seiner kammermu- Neben seinen Kompositionen hin- sikalischen Stücke jener Zeit. Allein im terließ Gurney auch zahlreiche Ge- Kopfsatz gibt es acht verschiedene dichte, darunter den im November Themen. Auf den traditionellen lang- 1917 veröffentlichten Band Severn samen Satz wartet man vergebens. and Somme. Über 300 Liedvertonun- Das Werk steckt voller Energie bis es gen bildeten den Kern seines Gesamt- gegen Ende in ruhigere Fahrwasser werks. Die instrumentale Kammermu- gerät und Erinnerungen an den Be- sik von Gurney ist noch weitgehend ginn des Einleitungssatzes wieder unentdeckt. Seine Sonate in Es-Dur aufscheinen. für Violine und Klavier entstand Howells Freund Ivor Gurney (1890- 1918/19 und zeigt einen höchst indi- 1937) schrieb seinem Kumpan aus viduellen Ausdruck in einem von per- den Schützengräben in Frankreich: sönlichen Erfahrungen geprägten

17 Werk. Auch wenn die Umstände von me ums Leben gekommenen Bruder Gurneys Leben dazu scheinbar wenig Kennard – und abstrakten Werken wie Anlass boten, so würdigten ihn die seinen Streichquartetten. Die einsät- Seinen in einer Inschrift auf dem Grab- zige Sonate für Violine und Klavier stein zurecht als einen „Liebhaber und bietet eine Fülle musikalischer Ideen, Schöpfer von Schönheit“. die kunstvoll miteinander verflochten Dass Arthur Bliss (1891-1975) ein sind. Das Wesen seiner Musik umriss verhältnismäßig schmales kammer- Arthur Bliss in einem Interview, wobei musikalisches Œuvre zuwege brachte, er auch grundlegende Charakteristika lässt sich nicht zuletzt darauf zurück- der Musik britischer Komponisten an- führen, dass er Zeit seines Lebens ein sprach: „Ich glaube, dass die Grundla- außergewöhnlich selbstkritischer ge aller Musik die Emotion ist, und Künstler blieb. Seinem hohen An- dass ohne die Fähigkeit für tiefe, sub- spruch, dem angestrebten emotiona- tile Empfindungen ein Komponist die len Ausdruck durch eine angemesse- Ressourcen seines Mediums nur zur ne musikalische Umsetzung gerecht Hälfte ausschöpft. Ich glaube, dass zu werden, vermochte er in einem diese Emotion erzeugt werden sollte Sektor, in dem die instrumentale Aus- durch das plötzliche Bewusstwerden sage auf das Wesentliche konzentriert von wirklicher Schönheit, die man bleiben muss, erst als gereifter Cha- selbst erlebt oder sich lebhaft vor- rakter zu genügen. Er erwartete von stellt. Ich glaube, dass die Emotion, Kompositionen eine „Erhöhung des die sich aus der vorgestellten Schön- Lebens“: „Hinter dieser Musik muss heit ergibt, festgehalten und fixiert man eine große Persönlichkeit spü- werden sollte in einer Form, die ihr ren“, meinte Bliss, „die für mich etwas und nur ihr allein vollkommen ange- über Erfahrungen zu sagen hat, die messen ist.“ ich vorher nicht hatte.“ Unter seinen umfangreichen Orchester- und Büh- nenwerken ragen besonders seine Beiträge zur Sinfonik, Film- und Bal- lettmusik heraus wie etwa die Colour Symphony, Things to Come oder Checkmate. Charakteristisch für den stets zügig arbeitenden Komponisten wurde ein Wechselspiel von durch Themen angeregte Musik – wie etwa die Sinfonie Morning Heroes zum Ge- denken an seinen im Ersten Weltkrieg auf den Schlachtfeldern an der Som-

18 14.03.2015 | 19.20 Uhr | Joseph-Keilberth-Saal, Konzerthalle Konzerteinführung Meinhard Saremba, künstlerischer Leiter von „BRITANNIA in BAMBERG“

14.03.2015 | 20.00 Uhr | Joseph-Keilberth-Saal, Konzerthalle eine Veranstaltung der Bamberger Symphoniker

Die Sterne zum Tanzen bringen Orchesterwerke von Tippett, Britten und Vaughan Williams

Michael TIPPETT, Concerto for Double String Orchestra

Benjamin BRITTEN, „Four Sea Interludes“ aus der Oper Peter Grimes, op. 33a I. Dawn · II. Sunday Morning · III. Moonlight · IV. Storm

Ralph VAUGHAN WILLIAMS, Sinfonie Nr. 5 I. Preludio · II.Scherzo · III. Romanza · IV. Passacaglia

Bamberger Symphoniker Sir Roger Norrington, Dirigent

19 Die Sterne zum Tanzen bringen Die Musik von Michael Tippett, Benjamin Britten und Ralph Vaughan Williams

In seiner Autobiographie Those benswirklichkeit orientierten künstle- Twentieth Century Blues berichtet Mi- rischen Arbeit prägen die Musik der chael Tippett, dass sich ihm bei der bedeutenden britischen Komponis- Lektüre einer Briefsammlung Giusep- ten des 20. Jahrhunderts. pe Verdis „eine seiner Bemerkungen Michael Tippett (1905-1998) war für immer eingeprägt hat: ,Alle Kom- im Gegensatz zu dem acht Jahre jün- ponisten wollen nur in ihrem Elfen- geren Benjamin Britten eher ein Spät- beinturm leben, aber sie müssen hin- entwickler. Erst mit Anfang Dreißig ausgehen auf den Marktplatz.‘“ Auch schrieb er seine ersten für ihn gülti- britische Künstler haben stets einen gen Werke. Mit einer Klaviersonate Bezug zur Praxis im Sinn, dem Tippett und einem Streichquartett tastete er wie auch die meisten seiner Kollegen sich Ende der 1930er Jahre an die Or- gefolgt sind. Sie gestalteten Werke, chestermusik heran. In seinem Kon- die sowohl die Geruhsamkeit pastora- zert für zwei Streichorchester (Concerto ler Abgeschiedenheit suggerierten for Double String Orchestra) vereinte als auch emotionale Höhepunkte und Tippett schließlich Gestaltungsprinzi- Abgründe des Daseins. Benjamin Brit- pien der Barockzeit mit Klangelemen- ten stellte sich der Öffentlichkeit, in- ten der Gegenwart. „Ich betrachtete dem er mit der English Opera Group die beiden Orchester nicht als Vehikel ein Ensemble für Kammeropern sowie für eine konzertante Satzweise, wie mit dem Aldeburgh Festival sogar ei- man sie womöglich in den Concerti- gene Musikfestspiele gründete. Und no-Gruppen von Händels Concerti Ralph Vaughan Williams war davon grossi findet“, meinte Tippett, „viel- überzeugt, dass „eine Komposition mehr waren sie als antiphonale Grup- nach ihrer Erstellung nur halb fertig pen gedacht.“ Dieser antiphonale, ist, und solange nicht der eigentliche also „gegeneinander tönende“ Effekt, Klang hergestellt wird, diese Kompo- verweist auf „sakrale Concerti“ wie Ga- sition nicht existiert“. In seiner poin- brielis „Symphoniae Sacrae“ oder tierten Ausdrucksweise resümierte frühbarocke liturgische Gesänge, in Vaughan Williams: „Hätte sich Odysse- denen beim Kehrvers eine Gemein- us etwa an den Mast binden lassen schaft einer Vorsängergruppe ant- müssen, wenn ihm die Sirenen – an- wortet. Zugleich hielt sich Tippett for- statt zu singen – mit Noten bedruck- mal bewusst an deutsche Vorbilder, tes Papier unter die Nase gehalten wenn neben dem einleitenden dra- hätten?“ Diese Bekenntnisse zur einer matischen Sonatenallegro und dem sinnlichen und zugleich an der Le- Sonaten-Rondo-Ausklang mit Koda

20 der langsame Satz dem Lied-Fuge- musste, ein Meinungsklima“ zu schaf- Lied-Schema aus dem Andante in fen, in dem „eine Wiederholung sol- Beethovens f-Moll-Streichquartett op. cher Gewalttaten nie mehr hinge- 95 nachgebildet ist. Auf dieser Grund- nommen“ würde. Und so finden sich lage wollte Tippett durch Einbeziehen in dem Konzert Anweisungen wie außereuropäischer Elemente etwas „dolce“, „cantabile“ oder „scherzando“, völlig Eigenständiges gestalten. Zur die die Interaktion lebhaft gestalten Zeit der Entstehung hörte er Platten und dafür sorgen, dass das Wechsel- von Bessie Smith und las Bücher über spiel der Beteiligten Vergnügen berei- Jazz. In dieser neuen Musikform sah er tet und Zuversicht vermittelt. eine Möglichkeit dem, was er als Ge- Während Tippett mehrere Werke zu fühlsduselei der Romantik empfand, allen Gattungen beitrug, sah sich etwas entgegenzusetzen. Und so mu- Benjamin Britten (1913-1976) in er- tet nicht nur der rhythmischen Vitali- ster Linie als Opernkomponist. Peter tät des 1. und 3. Satzes etwas Jazziges Grimes gehörte im Juni 1945 zu sei- an. Im 2. Satz verwendet der Kompo- nen ersten großen Erfolgen. Daraus nist mit „blue notes“ gezielt Klänge, gingen als sein Opus 33a die Vier die der Musik in Dur-Tonarten auch Meeres-Intermezzi (Four Sea Interlu- einen herausfordernden, melancholi- des) hervor, die nur eine Woche nach schen bzw. moll-artigen Anstrich ver- der Londoner Premiere des Bühnen- leihen. Das Konzert für zwei Streichor- werks erstmals in Cheltenham vorge- chester wurde im April 1940 in Lon- stellt wurden. Die Oper basiert auf der don von einem Orchester mit arbeitslosen Musikern aus aufgelös- ten Kinoorchestern uraufgeführt, die der Tonfilm um ihre Haupteinnahme- quelle gebracht hatte. Mit der vitalen Musik dieses zur Zeit des Spanischen Bürgerkriegs und kurz vor dem Zwei- ten Weltkrieg entstandenen Werks wollte Tippett bewusst Hoffnung ver- breiten. Es ist seinem Freund Jeffrey Mark gewidmet, der, traumatisiert durch die Erfahrungen im Ersten Welt- krieg, an manischer Depression litt. Dem engagierten Pazifisten Tippett wurde beim Anblick der Kriegsgräber in Flandern überdeutlich, dass er „zu- sammen mit anderen daran arbeiten Benjamin Britten

21 1810 erschienenen Versdichtung „The standteil der Handlung. Vier davon Borough“ von George Crabbe aus fasste Britten anschließend zu den Brittens heimatlichem Suffolk. Erzählt „Sea Interludes“ zusammen. In den wird die Geschichte des Fischers Peter Abschnitten „Dawn“ (Dämmerung), Grimes, dem vorgeworfen wird, am „Sunday Morning“ (Sonntagmorgen), Tode seines jungen Gehilfen Schuld „Moonlight“ (Mondschein) und gewesen zu sein. „Storm“ (Sturm) weisen die illustrati- Nach Auffassung von Brittens Le- ven Elemente der Musik über sich bensgefährten Peter Pears, der als ers- selbst hinaus – die Klangmalerei wird ter die Hauptrolle verkörperte, kommt zum Symbol. „Das Meer und die Un- der Polarität zwischen Grimes und der wetter stellen die Stürme des Lebens Dorfgemeinschaft eine zentrale Rolle dar, Grimes’ innere Unruhe“, erläuterte zu. Erst gut fünfzehn Jahre nach der der kanadische Tenor Jon Vickers, ei- Erstaufführung räumte der Kompo- ner der führenden Vertreter der Titel- nist Britten ein, dass die Grundkon- rolle. „Für mich war dieses Stück über stellation von Individuum gegen die Angstgefühle und die Zurückwei- (Volks-)Masse „ironische Zwischentö- sung eines Menschen ein Kunstwerk ne zu unserer eigenen Situation hat- von geradezu gewaltigen Ausmaßen. te“. Als homosexuelles Paar stand man Dies ist eine Geschichte von den Ängs- nicht nur in Konflikt mit den herr- ten der Menschheit.“ schenden gesellschaftlichen Normen, Ralph Vaughan Williams’ (1872- offiziell musste man die Beziehung 1958) zwei Jahre vor Brittens Durch- sogar geheim halten. „Wir konnten bruch uraufgeführte Sinfonie Nr. 5 ist nicht sagen, dass wir körperlich litten, nicht minder kontrastreich und steht aber natürlich spürten wir eine unge- auch in Bezug zu einer Oper. Sie bildet heure Anspannung“, bekannte Brit- den denkbar schärfsten Kontrast zu ten. „Ich glaube, dass es teilweise die- der sieben Jahre vorher herausge- se Empfindung war, die uns dazu brachten 4. Sinfonie. Diese ist noch brachte, aus Grimes einen gepeinig- reich an aggressiven Dissonanzen und ten Idealisten zu machen und nicht enthält für etliche Beobachter schon den Schurken, der er bei Crabbe war.“ Verweise auf den drohenden Krieg. Nach dem Vorbild von Dmitri Schosta- Die „Fünfte“ hingegen wirkt auf den kowitschs Oper „Lady Macbeth von ersten Blick eher entspannt, abgeklärt Mzensk“ und Alban Bergs „Wozzeck“ und legt ein Wiederanknüpfen an die finden sich in Brittens Opus 33 sechs „Pastoral Symphony“ von 1922 nahe. Orchesterzwischenspiele. Sie sind kei- Doch bereits dieses Werk war doppel- neswegs nur koloristische Verbin- bödig und pendelte – vier Jahre nach dungselemente zwischen den Sze- dem „Great War“ – zwischen der Sehn- nen, sondern ein wesentlicher Be- sucht nach friedvollem Landleben

22 und der Darstellung von Klangschlei- seine erst acht Jahre nach der Sinfonie ern, die das bedrückende Bild von uraufgeführte John Bunyan-Verto- Rauchschwaden des Geschützfeuers nung als „Moralstück“. Die Sinfonie ist auf mit Leichen übersäten verlasse- bereits vom Ethos dieser Oper ge- nen Schlachtfeldern vermitteln. „Es ist prägt, zumal in ihr Themen, die für das wirklich Musik aus Kriegszeiten“, be- Bühnenwerk vorgesehen waren, for- kannte auch der Komponist, „es geht mal weiterentwickelt wurden. Selbst nicht um herumhüpfende Lämmlein.“ wenn man die Sinfonie als abstrakte Dementsprechend bietet auch die 5. Musik betrachtet, entdeckt man Kon- Sinfonie zuweilen eine fragile . flikte und innere Unruhe. Ähnlich wie Das Werk hat die bisher kleinste Or- beim Widmungsträger Sibelius bilden chesterbesetzung von Vaughan Wil- mitunter eher mosaikartige Klangpar- liams’ Sinfonien. Es entstand zwischen tikel anstatt lang ausgesponnene 1938 und 1943 in einer Zeit als Fragen Themen die Bausteine der sinfoni- nach Moral und Verantwortung im- schen Satzweise, die reich an Binnen- mer drängender wurden, da die briti- spannung ist. Zudem wirkt die Tonali- sche Beschwichtigungs-Politik gegen- tät gelegentlich instabil, wenn bei- über Hitler gescheitert war und der spielsweise der Beginn zwischen Zweite Weltkrieg sich schon über Jah- C- und D-Dur pendelt. Daraus entwi- re hinzog. Doch diesmal bedurfte es ckelt sich eine Art Suche nach einer für Vaughan Williams nicht der explo- festen tonalen Grundlage – ein sionsartigen Brutalität der „Vierten“, „Pilgrim’s Progress“ der musikalischen um eindringliche ambivalente Klang- Art! Der polarisierende Anfang bildet bilder heraufzubeschwören. Die er- einen Auftakt für eine Klangreise vol- sehnte Ruhe, die die zumeist zwischen ler Poesie, Ambiguität und Harmonie, tonalen und modalen Klangbereichen bis im Epilog wieder Motive der Einlei- changierende 5. Sinfonie auf den ers- tung aufgegriffen werden, gemäß ei- ten Eindruck vermittelt, kann leicht ner Maxime aus Nietzsches Also aus dem Gleichgewicht gebracht wer- sprach Zarathustra: „Man muss noch den. Dies geschieht sogar im „Roman- Chaos in sich haben, um einen tan- za“ überschriebenen 3. Satz, in dem zenden Stern gebären zu können.“ Die das zarte Gewebe von Streichern und Erfahrung von zwei Weltkriegen blieb Holzbläserstimmen im Mittelteil durch folgenreich für Vaughan Williams’ Fortissimo-Attacken einer geballten Schaffen. „Ein langes und abwechs- Bläser-Phalanx bedroht wird. lungsreiches Leben hat mich gelehrt, Etliche der musikalischen Themen dass die Welt politisch einer neuen Vi- übernahm Vaughan Williams aus sei- sion der Eintracht bedarf“, resümierte nem Opernprojekt The Pilgrim’s Pro- er, „und es obliegt häufig dem Künst- gress. Der Komponist bezeichnete ler, den Weg zu weisen.“

23 EUROPAS GRÖSSTES MUSIKHAUS

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William BYRD (1540-1623) · · · · · · · · · · · · Sing joyfully William BYRD Prevent us, O Lord William BYRD Praise our Lord, all ye Gentiles Thomas WEELKES (1576-1623) When David heard Orlando GIBBONS (1583-1625) The eyes of all wait upon thee John CALLCOTT (1766-1821) O snatch me swift Arthur SULLIVAN (1842-1900) The long day closes C. Hubert H. PARRY (1848-1918) Never, weather-beaten sail Herbert HOWELLS (1892-1983) Here is the little door

Ralph VAUGHAN WILLIAMS (1872-1958) [arr.] The dark eyed sailor Ralph VAUGHAN WILLIAMS [arr.] The spring time of the year Ralph VAUGHAN WILLIAMS Silence and music C. Hubert H. PARRY Tell me, O love Thomas MORLEY (1558-1603) Phillis, I fain would die now Thomas MORLEY Now is the month of maying John DOWLAND (1563–1626) [arr. Doveton] Flow, my tears (Lachrimae pavan) William BYRD Though Amaryllis dance in green Orlando GIBBONS The silver swan Thomas WEELKES Hark, all ye lovely saints above

Vocalis, Konzertchor aus Frankfurt Robin Doveton, Chorleiter

25 Sing joyfully! Chormusik britischer Komponisten vom 16. bis zum 20. Jahrhundert

Die bedeutendsten Phasen der frü- dem außergewöhnlichen Maß, mit hen englischen Musik liegen in der dem religiöse und politische Kämpfe Zeit der Renaissance und im 15. Jahr- und später noch angewandte Wissen- hundert, als der französische Dichter schaft unsere Energien beansprucht Martin le Franc den besonderen Stil haben. Wir gaben uns damit zufrie- der englischen Polyphonie als „Conte- den, Musik zu kaufen, während wir nance Angloise“ pries. In der Folge Kirchen, Dampfmaschinen, Eisenbah- bereicherten Komponisten wie Tho- nen, Baumwollspinnereien, Verfas- mas Tallis, William Byrd, Thomas Weel- sungen, Ligen gegen die Getreidezöl- kes, Orlando Gibbons, Thomas Morley le und Parteiausschüsse machten.“ John Dowland und Henry Purcell die In der seinerzeit auch publizierten weltliche und die sakrale Musik. Mit Ansprache vermittelte Sullivan seinen Beginn des 18. Jahrhunderts begann Landsleuten einen Überblick über die man in Großbritannien, Künstler aus Bedeutung der Musik seines Landes. anderen Ländern zu hofieren und die eigenen zu vernachlässigen. In seiner programmatischen Rede „Über Mu- sik“, die Arthur Sullivan am 19. Okto- ber 1888 in Birmingham hielt, sprach er sein Bedauern darüber aus, dass man „seit fast 200 Jahren die hohe Stellung verloren“ habe und sich „so berühmten Ausländern anvertraut hat wie Händel, Haydn, Spohr, Men- delssohn (bis jetzt der Lieblingskom- ponist der Engländer) und der italieni- schen Oper, die ausschließlich die Aufmerksamkeit der vornehmen Klas- sen auf sich gezogen hat und sich wie ein großer Moloch über alle Bemü- hungen um die eigene Musik rück- sichtslos hinwegsetzte und sie beisei- te drückte“. „Nach meiner Auffassung“, so Sullivan, „liegt die Ursache dafür größtenteils an dem Enthusiasmus, mit dem man Handel betrieb, und an o: Thomas Tallis, u: William Byrd

26 Von den keltischen Barden sowie den Glanzzeit der englischen Musik, in der Gesängen und Manuskripten des Mit- berühmte Namen wie Morley, Week- telalters schlug er den Bogen bis in es, Wilbye, Ford, Dowland und Orlan- die Neuzeit: „Palestrina schrieb zwei- do Gibbons wie Sterne funkeln. Diese fellos bedeutendere Werke als alle sei- Namen mögen einigen von Ihnen un- ne Zeitgenossen, unsere eigenen bekannt sein, aber diese Männer gab Komponisten Tallis und Byrd einge- es wirklich und ihre Werke leben; sie schlossen. Aber es ist kaum übertrie- leben nicht nur durch ihr technisches ben, wenn man feststellt, dass die Können, ihre reine Stimmführung und englischen Vorläufer von Tallis und die reiche Harmonik, sondern durch Byrd – Edwards, Redford, Shepperd, den Strom schöner Melodik, der durch Tye, White, Johnson und Marbecke, all ihre Werke fließt – eine Melodik, die die zwischen 1500 und 1550 wirkten – selbst uns modernen, erschöpften den Vorgängern von Palestrina auf Kreaturen noch wahre Ohrwürmer dem Kontinent weit voraus waren. Sie bietet und zu der es einfach nichts besaßen nämlich eine genauso gute Vergleichbares gibt. Diejenigen von Technik, überragten sie aber weit in Ihnen, die Werke wie ‚Silver Swan‘ von ihrer melodischen Erfindung und ih- Gibbons und ‚Since first I saw your rem, wie ich es nennen würde, gesun- face‘ von Ford gehört haben, werden den Menschenverstand ihrer Musik. mir, da bin ich sicher, beipflichten.“ Ihre Kompositionen zeigen eine ‚an- Inspiriert von dem reichhaltigen genehme Verständigkeit‘, eine musikalischen Schatz vergangener menschliche Empfindung, eine Über- Epochen, haben britische Komponis- einstimmung mit den Worten und ten wie der Pepusch-Schüler John eine Entschlossenheit, wodurch sie Bennett, der Haydn-Eleve John Wall mehr sind als bloß ein technisches, Callcott, Arthur Sullivan, Hubert Parry mechanisches Puzzle, was nur weni- – der fast ein Vierteljahrhundert lang gen Komponisten auf dem Kontinent, das Royal College of Music in London wenn überhaupt, vor 1550 gelungen leitete –, Edward Elgar, Raph Vaughan ist. Ich brauche nur den bekannten Ti- Williams, Gustav Holst und Benjamin tel des entzückenden, beliebten Mad- Britten bis in unsere Zeit das Reper- rigals ‚In going to my lonely bed‘ (von toire von Chören in aller Welt berei- Edwards, 1523-1566) zu nennen, um chert. viele der hier Anwesenden davon zu überzeugen, dass das, was ich sage, stimmt. So sah unsere Situation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aus, und die nächsten fünfzig Jahre, die sich daran anschlossen, sind die

27 Grußwort

Es freut mich außerordentlich, eini- auch bewusst, dass seine Musik der- ge Worte für das „Elgar entdecken!“- zeit in der Bundesrepublik zuneh- Wochenende in der schönen Stadt mend häufiger gespielt und genossen Bamberg beizusteuern. wird. Vor dem Hintergrund dieser po- Mein Großonkel Edward Elgar lieb- sitiven Entwicklung ist es dem großar- te Deutschland und seine Musik und tigen Engagement von Meinhard Sa- betrachtete sich selbst als jemand, der remba und seinen Freunden zu ver- in der Tradition von Brahms und an- danken, drei Tage mit Elgars Musik zu deren europäischen Komponisten organisieren. Ich weiß, dass diese aus- schrieb. Als junger Mann hat er mit gezeichnete Initiative auf die Unter- seiner Frau Alice Deutschland oft be- stützung der bauen sucht, insbesondere Wagner-Auffüh- kann und ich bin hocherfreut, dass rungen in Bayreuth und München. der Elgar Family Charity Trust dazu Beide konnten Deutsch, obgleich beiträgt, das Wochenende zu fördern. Edward die Sprache nicht so gut be- Im Namen der Familie Elgar hoffe herrschte wie Alice. Er erzählte gerne ich, dass Sie sehr viel Freude an Elgars die Geschichte von einer Straßen- wunderbarer Musik haben und dass bahnfahrt, bei der er eine Fahrkarte dieses April-Wochenende in Bamberg bis zur Endstation benötigte. Da er zukünftig ähnliche Veranstaltungen das richtige deutsche Wort nicht in Deutschland anregen wird. wusste, fragte er nach dem „letzten Ruheplatz” und so ließ man ihn Mit besten Wünschen schließlich beim Friedhof aussteigen! Bis zum Ersten Weltkrieg hatte El- gars Musik in Deutschland einen aus- gezeichneten Ruf, doch in letzter Zeit ist „Land of Hope and Glory” so popu- Hilary Elgar lär geworden, dass es mitunter scheint, als sei dies das einzige Stück, das Elgar geschrieben hat. Mir ist allerdings

28 Elgar entdecken!

23.03. bis 18.04.2015 | VHS | Eintritt frei gefördert durch: Elgars Enigmas Begleitausstellung zum Elgar-Wochenende

in Kooperation mit:

17.04.2015 | 19 Uhr | VHS | Eintritt frei Klänge aus einer anderen Welt Vortrag und Film über Elgars Oratorium „” Edward ELGAR, The Dream of Gerontius, op. 38 Florian Csizmadia, Pianist, Dirigent & Musikwissenschaftler Philip Langridge, Catherine Wyn-Rogers, Alastair Miles, Andrew Davis (Dirigent), BBC Symphony Orchestra and Chorus (Aufnahme aus St. Paul’s Cathedral)

18.04.2015 | 14 Uhr | VHS | Eintritt frei Elgar und Deutschland Edward Elgar: The Man behind the Mask Filmportrait des Komponisten von John Bridcut in englischer Sprache, Dauer: 89 Minuten

18.04.2015 | 16 Uhr | VHS | Eintritt frei „…imitated from Bavarian Volkslieder and Schnadahüpfler“ Elgars Chorwerk „From the Bavarian Highlands“, op. 27 1. The Dance (Sonnenbichl) – Allegretto giocoso 2. False Love (Wamberg) – Allegretto ma moderato 3. Lullaby (In Hammersbach) – Moderato 4. Aspiration (Bei Sankt Anton) – Adagio 5. On the Alm (True Love, Hoch Alp) – Allegro piacevole 6. The Marksmen (Bei Murnau) – Allegro vivace Chor der Musikschule Bamberg | Astrid Schön-Röder, Chorleiterin

29 30 18.04 2015 | 19.30 Uhr | Festsaal im Bistumshaus St. Otto | Kat. A3 Portraitkonzert Edward Elgar „So elusive and delicate…“ Elgars Violinsonate, op. 82 I. Allegro: Risoluto · II. Romance: Andante · III. Allegro non troppo

Maja Hunziker, Violine | Florian Csizmadia, Klavier

„Love alone will stay“ Elgars Liederzyklus „“, op. 37

1. „” (Roden Noel) 2. „” () 3. „” (Elizabeth Barrett Browning) 4. „” (Richard Garnett) 5. „” (Adam Lindsay Gordon)

Deborah Humble, Mezzosopran | Florian Csizmadia, Klavier

„A devil of a fugue!“ Werke für Streichorchester von Purcell, Sullivan und Elgar

Edward ELGAR, Edward ELGAR, Serenade für Streichorchester, op. 20 I. Allegro piacevole · II. Larghetto · III. Allegretto Henry PURCELL, Chacony in g-Moll, Z. 730 Arthur SULLIVAN, Romanze in g-Moll (Fassung für Streichorchester von Robin Gordon-Powell) Edward ELGAR, Elegy für Streicher, op. 58 Edward ELGAR, Introduction and Allegro, op. 47 Edward ELGAR, „

Orchester Ventuno, Nürnberg | John Lidfors, Dirigent

Lesung aus Briefen und Tagebüchern Ila Stuckenberg, Schauspielerin | Matthias Tuzar, Schauspieler

31 – Anzeige – 19.04.2015 | 11 Uhr | Café Graupner, Lange Straße 5 | Eintritt frei Treffen des Elgar-Freundeskreises Gäste sind herzlich willkommen!

19.04.2015 | 17 Uhr | Spiegelsaal der Harmonie | Kat. A „It’s ghostly stuff“ Kammermusik von Sullivan, Britten und Elgar

Edward ELGAR, Streichquartett op. 83 I. Allegro moderato · II. Piacevole (poco andante) · III. Finale (Allegro molto)

Benjamin BRITTEN, Simple Symphony (Fassung für Streichquartett) I. Boisterous Bourrée (Burschikose Bourrée) · II. Playful Pizzicato (Putziges Pizzicato) · III. Sentimental Sarabande (Sentimentale Sarabande) · IV. Frolicsome Finale (Fröhliches Finale)

Arthur SULLIVAN, Duo concertante für Cello und Klavier

Edward ELGAR, Klavierquintett, op. 84 I. Moderato – Allegro · II. Adagio · III. Andante – Allegro

Bamberger Streichquartett (Raúl Teo Arias, Violine I; Andreas Lucke, Violine II; Branko Kabadaic, Viola; Karlheinz Busch, Cello) Karlheinz Busch, Solo-Violoncello Natalia Solotych, Klavier

33 „Schwer fassbar und empfindsam…“ Der Komponist Edward Elgar

Zu den ersten bedeutenden Kom- Die beiden Komponisten kannten ponisten, die ihre Werke für die Plat- sich seit den 1890er Jahren persön- tenindustrie einspielten und für Rund- lich, als Elgar gerade anfing, sich einen funkübertragungen dirigierten, ge- Namen zu machen. Sullivan, dem El- hörte Edward Elgar (1857-1934). gar viele Anregungen verdankt, un- Damit engagierte er sich in den terstützte ihn dabei. Beide fühlten 1920er- und 1930er Jahren für die sich, wie Elgar es in einem Brief an den neuen Medien seiner Epoche zu einer 15 Jahre älteren Kollegen formulierte, Zeit, als er kaum noch mit aktuellen „nicht den Schulen verbunden“ und Stücken in Erscheinung trat. Es gibt erarbeiteten sich ihre Stellung als die sogar Mitschnitte, wie er im Novem- führenden britischen Komponisten ber 1929 am Klavier improvisiert, ei- ihrer Ära abseits der akademischen nem Instrument, dem er eher distan- Institutionen, an denen Musiker wie ziert gegenüberstand, obwohl er es Hubert Parry und Charles Villiers Stan- als Musiker regelmäßig nutzte. Über ford wirkten. Diesen standen sie weit- Klaviermusik wisse er wenig bis nichts, gehend distanziert gegenüber, eben- bekannte er gegenüber einer Freun- so wie später Benjamin Britten. din, und in Vorträgen betonte er, dass Hatten die gebürtigen Londoner man eine Orchesterkomposition nicht Purcell und Sullivan ihre Karriere in über das Klavier angehen könne. „Al- der Hauptstadt gemacht, so wuchs El- les ist ,arrangiert‘ oder arrangierbar gar weitab der Kulturmetropole in für das Klavier“, ärgerte er sich. „Da- Worcester in den West Midlands auf. durch entstand der Eindruck, Musik Dort besaß sein Vater ein Musikge- werde immer erst am Klavier kompo- schäft, in dem Edward von Jugend an niert und dann anschließend für das die Werke der alten und neuesten Mu- Orchester ,arrangiert‘ “. Bei der Arbeit sik studieren konnte. „Als ich mich hatte Elgar hingegen stets die Klang- entschieden hatte, Musiker zu werden eigenschaften des Orchesters oder und feststellte, dass die Lebensum- bestimmter Instrumente im Sinn. Be- stände mich daran hindern würden, reits 1899 pries ihn die Tageszeitung blieb mir nur übrig, mich selbst zu un- The Guardian als den „bedeutendsten terweisen“, schilderte er seinen Wer- Meister orchestraler Wirkungen, den degang. „Ich sah und lernte einen unser Land je hervorgebracht hat, aus Großteil über Musik durch die Flut an genommen vielleicht Sir Arthur Sul- Musikstücken, die durch die Firma livan“. meines Vaters ging. Ich las alles, spiel- te alles und hörte alles, was ich be-

34 kommen konnte. Ich bin ein Autodi- Tochter eines Generalmajors, geheira- dakt auf dem Gebiet der Harmonie, tet hatte. Alice Elgar war nicht nur eine des Kontrapunkts, der Form, und kurz talentierte Autorin und Übersetzerin, gesagt, bei allem, was das ,Geheimnis‘ die unter anderem Werke von E.T.A. der Musik ausmacht.“ Dies führte Hoffmann ins Englische übertrug, sie dazu, dass Edward Elgar mit seinen unterstützte ihren Mann auch bei der Orchester- und Chorwerken, den Sin- Arbeit. Dieser wiederum vertonte etli- fonien, den Solokonzerten für Violine che ihrer Gedichte. In den 1890er Jah- bzw. Cello sowie seiner Kammermusik ren reisten beide vielfach nach ausgesprochen individuelle Beiträge Deutschland. Das Ergebnis war sein zu den verschiedenen Genres leistete. Opus 27 „From the Bavarian High- Lediglich für die Oper engagierte er lands” – Chorlieder, die nach Aufent- sich, abseits der Metropole London, halten in Oberbayern, zumeist bei nicht. Garmisch, entstanden waren. „Adap- Dem aus einfachen Verhältnissen ted from the Volkslieder and Schnada- stammenden Elgar gelang der gesell- hüpfler“ verkündete der Klavieraus- schaftliche Aufstieg, nachdem er im zug, und in der Tat hatte Alice Elgar Mai 1889 Caroline Alice Roberts, die die Texte in Anlehnung an entspre- chende Vorlagen gestaltet, wobei die Untertitel an bevorzugte Urlaubsziele in der Region erinnerten. Dort entwi- ckelten die Elgars Sympathien für die Musik der Einheimischen und erleb- ten auch originale „Schnadahüpfer’l“ und Schuhplattler im Lokal eines Ho- tels. Vom ersten, dritten und sechsten der ursprünglichen Chorlieder gestal- tete Elgar später noch die Orchester- suite . Seinen Durchbruch hatte Elgar erst mit Anfang Vierzig im Juni 1899 mit der Uraufführung der Enigma Varia- tions in der Londoner St. James’s Hall unter der Leitung von Hans Richter. Mit orchestralen Mitteln illustriert El- gar darin einige Freunde von sich und seiner Frau. Auch wenn die mit Abkür- zungen versehenen Überschriften der Edward Elgar einzelnen Teile sich nicht für alle er-

35 schlossen, genossen die Zuhörer das glikanischen Welt auf sich warten. Bei Wechselspiel von intimen Momenten Aufführungen im katholischen Rhein- und überschäumender Lebensfreude. land wurde die Vertonung des Ster- Die Premiere des Liederzyklus’ Sea bens und der Himmelsreise eines Pictures im Oktober desselben Jahres alten Mannes als „Klänge aus einer in Norwich konsolidierte Elgars Stel- anderen Welt“ gelobt, doch die Ver- lung im englischen Kulturleben. Der antwortlichen des namhaften „Three Ursprung des Werks liegt in einem Choirs Festival“ in Elgars Heimatstadt kleinen Lied, das er 1897 auf Worte Worcester bestanden noch 1902 dar- seiner Gattin anlässlich eines Urlaubs auf, für eine Darbietung in der anglika- auf Capri geschrieben hatte. Im fol- nischen Kathedrale Worte wie „Maria“ genden Jahr brachte er es als „Lute durch „Jesus“ zu ersetzen und von Song“ heraus. Bereits damals wurde „souls“ zu singen anstatt „souls in Elgar nahegelegt, daraus einen Zyklus Purgatory“ (Seelen im Fegefeuer). Die zu machen. Doch erst als er den Auf- Vorstellung vom Fegefeuer, also eines trag erhielt, für das Musikfestival in Läuterungsortes nach dem Tode, ist Norwich ein Opus für die Staraltistin den protestantischen Kirchen fremd. Clara Butt beizusteuern, griff er die Dennoch findet sich heute in der Ka- Idee wieder auf. Noch während er in- thedrale zu Worcester das Elgar-Fens- tensiv mit der Fertigstellung der Enig- ter, das 1935 – ein Jahr nach dem Tod ma-Variationen beschäftigt war, wähl- des Komponisten – zu dessen Geden- te er Texte unterschiedlicher Autoren ken eingeweiht wurde. Es zeigt meh- aus, die er unter einem verbindenden rere Szenen aus The Dream of Geron- Thema zusammenfassen konnte. Aus tius. dem „Lute Song“ wurde mit leichten Auch bei kleiner dimensionierten Umstellungen das zweite Lied „In Ha- Werken erwies sich Elgar stets als ein ven (Capri)“. In dessen auf- und abstei- Könner. Als ausgebildeter Geiger ge- genden Arpeggi liegt der Keim des langen ihm besonders aparte Werke musikalischen Materials, aus dem die für Streichorchester, die verschiedene Musik des Zyklus‘ entwickelt wurde. Phasen seiner Laufbahn beleuchten. Mit dem Oratorium The Dream of Neben einigen Miniaturen ragen da- Gerontius hatte Elgar indes einen bei besonders die Serenade, op. 20, schweren Stand. Elgar war – 300 Jahre von 1892 heraus, die im Kern auf drei nach William Byrd – wieder der erste frühere Stücke für Streicher zurück- namhafte englische Komponist, der geht. Die Überschriften der ursprüng- als Katholik erzogen worden war. Auf- lichen Fassungen – Spring Song grund der Textvorlage von Kardinal (Frühlingslied), Elegy und Finale – Henry Newman ließ die Akzeptanz schimmern im Klangcharakter der von The Dream of Gerontius in der an- endgültigen Version noch immer

36 durch. Sein Opus 47, Introduktion und mittlung von Musik, anstatt noch viele Allegro, entwarf Elgar 1905 für Streich- neue Stücke zu entwerfen. Eine dritte quartett und -orchester, um das Re- Sinfonie blieb unvollendet, als er im pertoire der aufstrebenden engli- Februar 1934 starb. Die europäische schen Instrumentalisten um ein virtu- Musik verdankt ihm eine Fülle gehalt- oses und klangprächtiges Stück zu voller Kompositionen. „Elgars Gespür bereichern. Eine besonders schwieri- für Orchesterfarben war unerreicht, ge Passage im Allegro-Teil bezeichne- und nur sein Freund Strauss konnte te er selbst als „eine teuflische Fuge“. mit seinem kunstvollen Einsatz der In- Die Elegy für Streicher, op. 58, ent- strumente konkurrieren“, meinte der stand 1909 in Erinnerung an seinen Dirigent Adrian Boult. „Ständig lausch- deutschen Freund , der te er nach neuen Klängen, und als ich Jahre lang als Lektor des Verlags No- einmal, während im Orchester vor ei- vello seine Werke betreut hatte. Für nem Konzert die Instrumente ge- ihn hatte Elgar bereits zehn Jahre zu- stimmt wurden, mit ihm in der Galerie vor die „Nimrod-Variation“ in seine der Queen’s Hall saß, spürte ich plötz- eingefügt. lich seinen Ellbogen in meinen Rip- Als der Erste Weltkrieg die bis dahin pen: ‚Hör’ Dir mal die Trompete an, guten Verbindungen zwischen Groß- Adrian. Verblüffend, nicht wahr? Und britannien und Deutschland zer- wenn ich so etwas für ihn schreiben schlug, wandte sich Elgar verstärkt würde, hieße es, das sei unspielbar!‘“ der Kammermusik zu. Schockiert über Auch Vertreter der jüngeren Generati- die politischen Entwicklungen zog er onen zollten ihm – wenn auch mitun- sich für eine Weile mit Alice nach Sus- ter verspätet – Respekt. Als Benjamin sex zurück. Den Tagebüchern seiner Britten 1971 Elgars The Dream of Ge- Frau zufolge fing er mit seiner Violin- rontius mit Peter Pears in der Haupt- sonate, op. 82, die „Magie des Waldes“ rolle für die Schallplatte einspielte, ein, die „so schwer fassbar und emp- machte er sich das Werk in seiner findsam“ ist. Auch das Streichquartett, Wertschätzung so zu eigen, dass er op. 83, und das Klavierquintett, op. bei den Proben immer von den „bei- 84, stehen unter dem Eindruck der den Akten“ sprach, gerade so, als ob politischen Ereignisse. Den ersten Satz es sich um eine Oper handelte. Mit seines Opus 84 charakterisierte Elgar seinen Orchesterwerken, Oratorien als „seltsame Musik“ – „Ich mag sie, und Kantaten hatte Elgar bewiesen, aber es ist geisterhaftes Zeug.“ dass man auch ohne Opern zu schrei- Der Tod seiner Frau im April 1920 ben, ein formidabler Musikdramatiker bedeutete für Elgar einen schweren sein kann. Schlag. Er widmete sich in den folgen- den Jahren lieber als Dirigent der Ver-

37 Kampf auf 64 Feldern Das Ballett Checkmate von Arthur Bliss

Für seine Filmmusiken und Bühnen- de Valois den Auftrag erhielt, ein Stück werke wählte Arthur Bliss (1891-1975) für das Sadler’s Wells Ballet zu schrei- stets höchst ungewöhnliche Themen: ben, schlug er das Thema „Schach“ als Sie reichen von der Science-Fiction- Grundlage vor. „Der Ursprung des Geschichte Things to Come (Was kom- Schachspiels dürfte mit der nicht men wird), für die der Regisseur Wil- überlieferten Historie verloren gegan- liam Cameron Menzies einen Roman gen sein; doch unabhängig davon, ob von H. G. Wells adaptierte, bis zu ei- es nun aus Persien, Indien oder China nem Schach-Ballett. Als der leiden- stammte, alle scheinen darin überein- schaftliche Schachspieler Bliss zustimmen, dass es wilde und 1937 von Ninette barbarische Hintergründe gibt“, schrieb Bliss. „Persönlich bevor- zuge ich den Mythos, dass es von einem Minister des persi- schen Hofes erfunden wurde, Tanz um Dein Leben! der das Königreich vor dem sadistischen Kriegstreiben seines Herrschers bewahren ein Jahrhunderte altes Kampfspiel Schach - wollte. Soll doch der Schah

!“ - ein Tanzprojekt mit Figuren aus Elfenbein, „Checkmate mit der Musik von Arthur Bliss Jade oder geschnitztem Holz morden und gewin- Komm zum Casting: nen, anstatt mit Menschen am 10. Januar 2015! aus Fleisch und Blut.“ Werde eine von 32 Schachfiguren!

Choreographie: Oliver Essigmann Dramaturgie: Meinhard Saremba

Proben ab Januar zwei mal wöchentlich.

Öffentliche Aufführung: 7. und 8. Mai 2015 JuZ in Bamberg Info und Anmeldung: 0178 3779900 „CHECKMATE in Bamberg“ Förderer: Kooperationspartner:

Veranstalter:

38 Purcell, Sullivan & Co. Vokalmusik aus Großbritannien

07.05.2015 | 19.30 Uhr | JuZ Bamberg | Kat. C und 08.05.2015 | 16.00 Uhr | JuZ Bamberg | Kat. C Checkmate! gefördert durch: Tanzprojekt mit der Musik zu Checkmate von Arthur Bliss in Kooperation mit: Aufnahme: Royal Scottish National Orchestra, Dirigent: David Lloyd-Jones, Naxos 8.557641

1. Prolog – Die Spieler (Prologue – The Players) 2. Tanz der roten Bauern (Dance of the Red Pawns) 3. Tanz der vier Springer (Dance of the Four Knights) 4. Auftritt der schwarzen Dame (Entry of the Black Queen) 5. Mazurka der roten Springer (The Red Knight‘s Mazurka) 6. Zeremonie der roten Läufer (Ceremony of the Red Bishops) 7. Auftritt der roten Türme (Entry of the Red Castles) 8. Auftritt des roten Königs und der seiner Dame (Entry of the Red King and Queen) 9. Der Angriff (The Attack) 10. Das Duell (The Duel) 11. Die schwarze Dame tanzt (The Black Queen Dances) 12. Finale – Schachmatt (Finale – Checkmate)

Oliver Essigmann, Choreograph Ange Aoussou, choreografische Assistenz Bamberger Jugendliche, Tanz

39 Die Deutsche Sullivan-Gesellschaft e. V. engagiert sich für britische Komponisten, insbesondere die Verbreitung und das Verständnis des Gesamtwerks von Arthur Sullivan (1842-1900) im deutschen Sprachraum.

Dazu gehört sein Wirken als Komponist (Oper, Chor- und Orchesterwerke, Kammermusik, Lieder, Part Songs, Schauspielmusik usw.) sowie als Dirigent, Musikforscher und -förderer. Unterstützen Sie unser Engagement für die englische Musik!

Publikationen Buchreihe „SullivanPerspektiven“

Sullivan-Journal (ISSN 2190-0647) – Magazin der Deutschen Sullivan-Gesellschaft –

Konzerte, Begegnungen, Aufführungsbesuche Alle Mitgliederversammlungen der DSG werden nach Möglichkeit mit einem Vortragsprogramm und/oder dem Besuch einer Sullivan-Aufführung verknüpft. www.deutschesullivangesellschaft.de

– Anzeige – 09.05.2015 | 13 Uhr | Grüner Saal der Harmonie | nur für Mitglieder Mitgliederversammlung Die Deutsche Sullivan-Gesellschaft e. V. engagiert sich der Deutschen Sullivan-Gesellschaft e.V. für britische Komponisten, insbesondere die Verbreitung und das Verständnis des Gesamtwerks von Arthur Sullivan (1842-1900) 09.05.2015 | 16 Uhr | Spiegelsaal der Harmonie | Kat. C im deutschen Sprachraum. Dichtung und Musik Dazu gehört sein Wirken als Komponist If music be the food of love (Oper, Chor- und Orchesterwerke, Kammermusik, Lieder, Part Songs, Schauspielmusik usw.) Shakespeare-Szenen und -Lieder sowie als Dirigent, Musikforscher und -förderer. Mit Shakespeare-Vertonungen Unterstützen Sie unser Engagement für die englische Musik! von Gerald Finzi, Henry Purcell, Roger Quilter, Arthur Sullivan und Peter Warlock Theaterschule Bamberg & Musikschule Bamberg Publikationen Buchreihe „SullivanPerspektiven“ There is sweet music Englische Chormusik

Benjamin BRITTEN (1913-1976) Hymn to the virgin

Thomas TALLIS (1505-1585) Why fumth in fight, O nata lux

John FARMER (1570-1601) Fair Phyllis

Orlando GIBBONS (1583-1625) The Silver Swan

Thomas WEELKES (1576-1623) Hark all ye lovely

John BENNETT (1735-1784) All creatures now

Thomas MORLEY (1557-1602) The Month of Maying Sullivan-Journal (ISSN 2190-0647) – Magazin der Deutschen Sullivan-Gesellschaft – Edward ELGAR (1857-1934) There is sweet music Arthur SULLIVAN (1842-1900) Echoes Konzerte, Begegnungen, Aufführungsbesuche Cantaloupes, Chor aus Regensburg Alle Mitgliederversammlungen der DSG werden nach Möglichkeit mit einem Vortragsprogramm und/oder dem Besuch einer Walter Hansch, Chorleiter Sullivan-Aufführung verknüpft. www.deutschesullivangesellschaft.de

41 09.05.2015 | 19 Uhr | Spiegelsaal der Harmonie | Kat. A Portraitkonzert Purcell & Sullivan Ritter, Tod und Teufel Arthur Sullivans Lieder, Kantaten und Opern

Ruddigore (1887) Geisterszene „When the night wind howls”

The Prodigal Son (1869) Rezitativ und Arie des Vaters

The Golden Legend (1886) Arie der Elsie „The night is calm”

„The Lost Chord“ (1877)

The Yeomen of the Guard (1888) Arie der Elsie „'Tis done! I am a bride!“

Iolanthe (1882) Rezitativ und Arie des Lordkanzlers „When you’re lying awake“

The Beauty Stone (1898) Rezitativ und Arie des Teufels „Since it dwelled in that Rock“ Rezitativ und Arie der Saida „Mine at last!“ & Szene Saida und der Teufel „So all is lost forever“

Ivanhoe (1891) Rezitativ und Arie des Templers „Woo thou thy snowflake“ Rezitativ und Arie der Rebecca „Lord of our chosen race“ & Szene Rebecca – Templer „Take thou these jewels“

Julia Bell, Sopran Matthias Eschli, Bariton Lionel Fawcett, Bass Cantaloupes, Chor Susanne Wendel, Klavier

42 Orpheus Britannicus Vokal- und Instrumentalmusik von Henry Purcell

Ode for the birthday of Queen Mary, Z. 323 (1694) Instrumentalfassung von „Come, ye sons of art“ „I was glad“, Z. 19 (1685) „Hosanna to the highest“, Z. 187 Funeral Music for Queen Mary, Z. 860 (1695) March · Man that is born of a woman · Canzona · In the midst of life · Canzona · Thou knowest, Lord, the secrets of our hearts · March Abdelazer, Z. 570 (1695) Ouverture aus der Musik zum Trauerspiel King Arthur, Z. 628 (1691) Arie der Venus „Fairest Isle“ Abdelazer (1695) Rondeau – Air (Nr. III) – Air (Nr. VI) Dido and Aeneas, Z. 626 (1688) Chor Nr. 11. To the hills and the vales Chor Nr. 38. With drooping wings Zwei Kanons Five Reasons – I gave her cakes Ode for the birthday of Queen Mary, Z. 323 (1694) „Come, ye sons of art“

Julia Bell, Sopran Lionel Fawcett, Bass Benjamin Sebald und Florian Zeh, Trompeten Markus Koppmann, Tenorposaune Gerhard Himmel, Bassposaune Christoph Günther, Trommel Gerhard Weinzierl, Cembalo und Orgel Streichquartett des E.T.A. Hoffmann-Gymnasiums (Elisabeth Kuen, Violine I; Lona Frießner, Violine II; Johanna Seggelke, Viola; Veronika Firsching, Cello) | Ruth Ellner, Einstudierung Chor der Musica Canterey Bamberg | Norbert Köhler, Musikalische Leitung

43 „Unterhaltung für Aug’ und Ohr“ Henry Purcell und Arthur Sullivan

Die moderne englische Musikge- ben drastisch eingeschränkt worden schichte beginnt mit Arthur Sullivans war. In der Restaurationszeit wurden 1861/62 entstandener Musik zu Musiker wieder gebraucht und die Shakespeares Drama The Tempest, Künste kamen in den Genuss der kö- womit der Komponist zugleich eine niglichen Schirmherrschaft. Purcell Brücke schlug zu Henry Purcells Tem- erlebte die Regierungszeit von König pest-Musik aus dessen Sterbejahr Charles II. (1660-85) und dem katholi- 1695. Beide Künstler gaben der engli- schen König James II. (1685-88), der in schen Oper wesentliche Impulse, stets der „Glorreichen (weil unblutig verlauf- eingedenk der Haltung, die bereits enden) Revolution“ vom alten protes- 1692 im Gentleman’s Journal zum tantischen Adel abgesetzt und durch Ausdruck gebracht worden war, dass seine älteste Tochter Mary und deren nämlich „andere Nationen den Namen Gemahl Wilhelm von Oranien ersetzt ,Oper‘ nur für solche Stücke verwen- wurde. Mary II. zählte zu den belieb- den, in denen jedes Wort gesungen testen Herrscherinnen des Landes wird; doch die Erfahrung hat uns ge- und Purcell beschenkte sie mit meh- lehrt, dass unserem englischen Genie reren Geburtstagsoden. Als sie uner- das ewige Singen nicht gefällt – ein wartet früh mit nur 32 Jahren an den englischer Gentleman wünscht, wenn Pocken verstarb, komponierte er eine sein Ohr befriedigt ist, seinen Geist umfangreiche, bewegende Trauermu- beschäftigt, folglich Musik und Tanz sik. Durch den Einfluss ihres Mannes, fleißig vermischt mit gesprochener Wilhelm III. von Oranien, konnten sich Komödie oder Tragödie“. Sowohl Sul- Künstler zunehmend weniger der livan als auch Purcell schrieben vor- wiegend Opern mit gesprochenen Dialogen – darüber hinaus erlangten sie aber auch Bedeutung durch ihre Sakral- und Instrumentalwerke, Lie- der, Chöre und die Musik für Theater- stücke. Henry Purcell (1659-1695) war bei seiner Arbeit schon in jungen Jahren stark in das Kulturleben bei Hofe ein- gebunden. Er hatte das Glück, gegen Ende der puritanischen Ära aufzu- wachsen, während der das Musikle- Henry Purcell

44 Gunst des Königshauses erfreuen. In denn „beide waren reich mit der Gabe seinen letzten Lebensjahren wirkte der Melodik gesegnet“ und „stellten Purcell vor allem freiberuflich für das ihrem Werk weder eine Theorie zur Theater. Hierfür entstanden neben Büh- Seite, noch liebäugelten sie mit einer nenmusiken auch mehrere seit dem Philosophie“. 19. Jahrhundert als „Semi Operas“ be- Bei Purcell finden sich, wie auch bei zeichnete Werke: „Halb-Opern“ wie Sullivan, mitunter die gleichen Gestal- The Fairy Queen oder King Arthur, die tungselemente für „ernste“ sakrale eine Verbindung darstellen von Schau- Werke wie für das Unterhaltungsthea- spiel und Musiktheater, bei denen le- ter. Auch integrierten beide die unter- diglich allegorische Figuren singen, schiedlichsten Einflüsse in ihren nicht die Protagonisten des Schau- Personalstil. Fast eineinhalb Jahrhun- spielteils. „Semi Operas“ boten – wie derte nach Purcell erhielt England mit es Purcells Textdichter John Dryden Arthur Sullivan (1842-1900) wieder ausdrückte – „Unterhaltung für Aug’ einen Komponisten von Rang, der mit und Ohr“: Ein opulentes Spektakel mit seiner Bühnenmusik zu Shakespeare- einem Riesenaufwand an Personal, Stücken, seinen Orchesterwerken, Material und Dekoration, mit dem das Oratorien und Kantaten, seinen Lie- Publikum gut vier bis fünf Stunden di- dern und Chorwerken sowie seinen vertiert wurde. Purcell blieb vor allem Opern der englischen Musik erneut zu durch die Qualität seiner Musik in Er- internationalem Ansehen verhalf. Die innerung. Kurz nach seinem Tod wur- „Oper der Zukunft“ war für Sullivan, de er in einer 1698 von Henry Playford wie er in einem Interview äußerte, „ein herausgegebenen Sammlung seiner Kompromiss“ zwischen der französi- Lieder als „Orpheus Britannicus“ ge- schen, der italienischen und der deut- würdigt. Im Vorwort hieß es: „Er wurde schen Schule, bei dem die „Vorzüge besonders für seine Vokalmusik be- der drei“ zusammengeführt werden, wundert, weil er eine ausgeprägte Be- um Handlungen zu gestalten, die gabung besaß, die Kraft der engli- schen Worte auszudrücken, womit er die Gefühle all seiner Zuhörer beweg- te.“ Doch in den folgenden Jahrzehn- ten geriet Purcell allmählich in Ver- gessenheit und erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts begann man in England, seine Leistungen anzuerken- nen und seine Werke herauszugeben. Arthur Bliss stellte ihn in einem Essay in den 1920er Jahren Mozart zur Seite, Arthur Sullivan

45 „Charaktere aus Fleisch und Blut er- schen Liederzyklus) und betätigte möglichen, mit menschlichen Gefüh- sich auch musikwissenschaftlich mit len und menschlichen Leidenschaf- Beiträgen zur Erstausgabe von Groves ten“. Aufgrund der Dominanz von berühmtem Musiklexikon und der Literatur und Sprechtheater in Groß- Entdeckung etlicher Manuskripte von britannien, sah man es nicht als unge- Schuberts Musik zu Rosamunde in wöhnlich an, dass es in den meisten Wien. Mit seinen Bühnenwerken – zu von Sullivans Opern noch gesproche- denen man durchaus auch jene an ne Dialoge gab. Vorbild hierfür waren Berlioz’ Opus La Damnation de Faust die deutschen Opern von Weber, Lort- angelehnten Werke zählen kann wie zing und Marschner, die er während das „opernhafte“ Oratorium The Pro- seines Studiums am Leipziger Konser- digal Son und die teilweise auch sze- vatorium kennengelernt hatte. Die nisch erprobten dramatischen Kanta- Freundschaft mit Gioachino Rossini ten The Martyr of Antioch und The inspirierte Sullivan überhaupt erst, Golden Legend – prägte Sullivan die Opern zu schreiben und so ist es nicht unterschiedlichen Archetypen des weiter verwunderlich, dass er wie der englischen Musiktheaters in einer Italiener mit gleicher Hingabe komi- Epoche, in der sich die deutsche Oper sche, lyrische, romantische und dra- längst neben der italienischen und matische Bühnenwerke komponierte. französischen etabliert hatte und die Wie Purcell leistete er wesentliche Bei- tschechische Oper dank Smetana be- träge zu allen Genres. „Ich bin der Mei- reits eine solide Grundlage erhalten nung, dass die Musik als Kunstgattung hatte. Mit Sullivan wurde die engli- in England sehr bald zum Teufel ge- sche Oper in einem eigenen Theater hen wird, wenn nicht ein paar begeis- etabliert, doch erst durch Britten wur- terte, geschickte, fähige und junge de sie nach dem Zweiten Weltkrieg ausgebildete Musiker die Sache in die auch akzeptiert. Britten schätzte seine Hand nehmen“, hatte Sullivan als jun- Vorgänger durchaus, legte eine Bear- ger Mann in einem Brief geschrieben beitung von Purcells The Fairy Queen und sich in der Folge tatkräftig für die vor und schuf mit der Oper Gloriana, Entwicklung des heimischen Musikle- die zur Krönung von Elizabeth II. ent- bens engagiert: Er schrieb ein Cello- stand, ein Pendant zu Sullivans Oper konzert und eine gehaltvolle Sinfonie Ivanhoe, die Königin Victoria gewid- (zu einem Zeitpunkt als Dvořák und met ist. In einem Vortrag formulierte Brahms als Sinfoniker noch kein Be- Sullivan prägnant einen Grundsatz, griff waren), Chor-, Orchester- und an dem sich britische Musiker vor und Kammermusik, Oratorien und Kanta- nach ihm weitgehend orientierten: ten, über hundert Lieder (darunter „Musik soll zum Herzen sprechen und mit „The Window“ den ersten engli- nicht zum Kopf.“

46 10.05.2015 | 17 Uhr | Festsaal im Bistumshaus St. Otto | Kat. A To a Poet Liederzyklen von Finzi, Quilter und Vaughan Williams

Arthur SOMERVELL, „Loveliest of trees“ (A.E. Housman)

George BUTTERWORTH, „The Lads in their hundreds“ (A.E. Housman)

Charles Wilfred ORR, „Along the field“ (A.E. Housman)

George BUTTERWORTH, „When I was one-and-twenty“ (A.E. Housman)

Arthur SOMERVELL, „Into my heart an air that kills“ (A.E. Housman)

Toby YOUNG, Lie Still (Dylan Thomas) 1. „Do not go gentle into that good night“ · 2. „A saint about to fall“ · 3. „Lie still, sleep becalmed“

Gerald FINZI, To a poet 1. „To a Poet a thousand years hence“ (James Elroy Flecker) · 2. „On parent knees“ (William Jones) · 3. „Intrada“ (Thomas Traherne) · 4. „The Birthnight“ (Walter De la Mare) · 5. „June on Castle Hill“ (F. L. Lucas) · 6. „Ode on the rejection of Saint Cecilia“ (George Barker)

Roger QUILTER, Three Shakespeare songs 1. „Come away, Death“ · 2. „O Mistress Mine“ · 3. „Blow, blow, thou winter wind“

Ralph VAUGHAN WILLIAMS, The House of Life (Dante Gabriel Rossetti) 1. „Love-Sight“ · 2. „Silent Noon“ · 3. „Love’s Minstrels“ · 4. „Heart’s Haven“ · 5. „Death in Love“ · 6. „Love’s Last Gift“

Christopher Foster, Bariton Audrey Hyland, Klavier

47 Dichtung und Musik Vertonungen englischer Lyrik

„Die Techniken der Lied-Vertonung ten zählt. Zu seinen besonderen Lieb- ähneln denen der Oper”, schrieb Mi- lingen gehörte Shakespeare, dessen chael Tippett 1989 in einem Essay. Texte aus Theaterstücken und Sonet- „Die Situationen, aus denen sich gute ten ihn immer wieder zu Liedern ins- Lieder ergeben, sind häufig jene, die pirierten. sich in den menschlichen Dramen der Anfang des 20. Jahrhunderts erfreu- Oper herauskristallisieren.“ Tippett er- te sich die Lyrik von Alfred Edward kannte diese Verbindungen auch in Housman (1859-1936) wachsender den Werken seiner Kollegen. William Beliebtheit. Sein 1896 erschienener Shakespeare (1564-1616), dessen Ko- Band A Shropshire Lad enthielt 63 Ge- mödien und Dramen zahllose Werke dichte, die sich in einer präzisen Spra- für das Musiktheater inspirierten, be- che und ausdrucksstarken Symbolik flügelte die Phantasie von Musikern mit dem Leben im ländlichen England besonders. Aber auch Autoren, die auseinandersetzen. Zu seinen Bewun- vornehmlich als Lyriker in Erschei- derern zählten der aus dem Lake Dis- nung traten, brachten in ihre Werke trict stammende Komponist Arthur einen dramatischen Instinkt ein. Somervell (1863-1937), Charles Wil- Die Poesie genoss in Großbritanni- fred Orr (1893-1976) aus Chelten- en schon immer hohes Ansehen. Der ham und der im Ersten Weltkrieg um- Zugang, den die Komponisten wähl- gekommene George Butterworth ten, war indes jeweils sehr individuell. (1885-1916), der in Yorkshire aufge- Elgar meinte, es sei „besser zweitklas- wachsen war. Sie entwickelten ein be- sige Dichtung zu vertonen, weil die sonderes Gespür für Housmans Verse, unsterblichsten Verse bereits selbst die die pastorale Phase der englischen Musik sind“. Sullivan und Britten Musik um die Wende vom 19. zum 20. scheuten nicht davor zurück, sich die Jahrhundert inspirierten. Verse der bedeutendsten Poeten zu Vorwiegend mit Chormusik hatte eigen zu machen. Bis in unsere Zeit sich Gerald Finzi (1901-1956) einen betrachten es englische Komponisten Namen gemacht. Seine Kantate Dies als spannende Herausforderung, sich natalis zählt zu den herausragenden mit Gedichten auseinanderzusetzen. Stücken der Gattung, aber auch sein Manche von ihnen entwickelten sich letztes großes Werk, das Cellokonzert, dabei zu ausgesprochenen Spezialis- erregte viel Aufmerksamkeit. Als Lied- ten, wie etwa Roger Quilter (1877- komponist widmete sich Finzi vor al- 1953), der mit gut 120 Vertonungen lem Thomas Hardy (1840-1928) – al- zu den profiliertesten Liedkomponis- lein sechs seiner neun Zyklen entstan-

48 den nach Texten von ihm. Doch getreu auch Sympathien für Musikrichtun- Elgars Vorstellung, dass man auch Po- gen wie den Jazz. „Ich möchte in der eten der zweiten Garde nicht verach- Lage sein, eine Vielzahl von Klängen ten soll, wählte Finzi mitunter weniger vorzustellen, ohne dabei ein ‚Cross- bekannte Vorlagen. Bei To a Poet han- over-Komponist’ zu werden”, äußerte delt es sich um eine Liedsammlung, Young. „Es gibt ein Vorurteil, dass die nach seinem Tod aus einigen sei- ‚schwere‘ moderne Musik das Publi- ner unveröffentlichten Arbeiten zu- kum außer Acht lässt. Ich glaube, dass sammengestellt wurde. Die Stücke dies nicht sein muss, solange sich der umfassen verschiedene Phasen seiner Komponist der Wirkung auf sein Pub- Laufbahn ab den 1920er Jahren. Eine likum bewusst ist.“ Mit seinen Verto- Kopie des titelgebenden Liedes, „To a nungen von Texten des walisischen Poet“, vergrub Finzi in einer Zeitkap- Dichters Dylan Thomas (1914-1953) sel, als er sein Haus in Ashmansworth beweist Young, dass er bereits als jun- bauen ließ. In dem Gedicht von James ger Komponist seine eigene Stimme Elroy Flecker geht es um die Vorstel- gefunden hat, mit der er einem der lung, dass die „Seele“ eines Künstlers bedeutendsten Lyriker der Weltlitera- durch seine Werke die Jahrhunderte tur wieder neues Leben einhaucht. überdauert. Gerald Finzi hat für diese Wechselwir- Indem Ralph Vaughan Williams’ kung von Vergangenheit und Gegen- (1872-1958) für seinen Liederzyklus wart die treffenden Worte gefunden The House of Life sechs Sonette von als er einmal schrieb: „Mir gefällt die Dante Gabriel Rossetti (1828-1882) Vorstellung, dass es in jeder Generati- wählte, zeigte er, dass er – wie Sullivan on einige empfängliche Wesen gibt, – eine Neigung zur Kunst der Präraffa- für die Kunstwerke noch zugänglich eliten hegte. Vaughan Williams’ Um- sein sollten. Einem guten Freund über gang mit den symbolreichen Versen die Jahrhunderte hinweg die Hand zu Rossettis ist wesentlich vielschichtiger reichen ist angenehm, und die Zunei- und facettenreicher als die eher ro- gung, die ein Individuum nach seinem busten Stevenson-Vertonungen aus Abtreten erhält, ist vielleicht das Einzi- den Songs of Travel, die 1904 im glei- ge, das seinem Werk ein Nachleben chen Konzert uraufgeführt wurden. garantiert.“ Noch im 21. Jahrhundert lassen sich Musiker von Lyrik in englischer Spra- che inspirieren, wie Toby Young (geb. 1990). Er gehört zu den vielverspre- chendsten englischen Komponisten. Young erhielt zwar eine klassische Ausbildung, hegt aber – wie Tippett –

49 Streichquartett des E.T.A. Hoffmann-Gymnasiums Bamberg

Die Künstler

Norbert Abels ist Chefdramaturg an der Oper Frankfurt und Professor für Musikdramaturgie an der Folkwang Hochschule Essen, der Hochschule für Musik und Darstellende Künste so- wie der Universität in Frankfurt am Main. Er publizierte unter anderem eine Benjamin-Britten-Biographie.

Abels, Norbert

Ange Aoussou kommt von der Elfenbeinküste und ist Tänze- rin, Choreographin und Tanzpädagogin für traditionellen afri- kanischen Tanz, modernen Tanz, Jazz Tanz und zeitgenössi- schen Tanz. Sie besitzt eine vierzehnjährige Lehrerfahrung. Es bereitet ihr großes Vergnügen, den Menschen Freude zu brin- gen, indem sie ihnen eine gute Technik des modernen und des traditionellen afrikanischen Tanzes vermittelt. Aoussou, Ange

Das Bamberger Streichquartett wurde 1975 von vier Musikern der Bamberger Symphoniker gegründet. Das Repertoire umfasst Werke des Barock, der Klassik und Romantik bis zur Moderne. Aufgrund der Klang- schönheit und der intensiven Gestaltung hat sich das Bamberger Streichquartett einen Namen „erspielt“, der weit über regionale Grenzen hinausreicht. Bamberger Streichquartett

Die 1946 gegründeten Bamberger Symphoniker sind eines der reisefreudigsten und renommiertesten Sinfonieorchester Deutschlands. Der für das Orches- ter typische dunkel glühende Klang ist in zahlreichen Einspielungen auf Schallplatten und CDs dokumen- tiert. Doch bei Live-Auftritten im akustisch verbesser- ten Joseph-Keilberth-Saal der Bamberger Konzert- Bamberger halle – benannt nach dem ersten Chefdirigenten – Symphoniker kommt er besonders gut zur Geltung.

52 Julia Bell (Sopran) studierte an der Shepherd School of Music der Rice University of Music in Houston und am Royal College of Music in London. Aufgetreten ist sie bereits beim Tower of London Music Festival, der Opera Company of Philadelphia, der Houston Grand Opera und dem Staatstheater Mainz.

Bell, Julia

Das von Walter Hansch gegründete Vokalensemble Cantaloupes aus Regensburg interpretiert vor allem A-Cappella-Literatur aus allen Stilepochen sowie Chormusik von Gregorianik bis Pop. Unter anderem war man auch beteiligt an einer Produktion von Mey- erbeers Oper Les Huguenots am Theater Regensburg sowie an Mahlers „Symphonie der Tausend“ im Pas- sauer Dom. Cantaloupes

Der Dirigent und Pianist Florian Csizmadia war bereits als Chordirektor an der Hamburgischen Staatsoper und Erster Kapellmeister am Staatstheater Mainz tätig. An beiden Häu- sern leitete er auch zahlreiche Ballett- und Opernaufführun- gen. Seit Herbst 2014 ist Csizmadia der Musikalische Leiter der Hamburger Kammeroper. Ab der Spielzeit 2015/16 wird er stellvertretender Generalmusikdirektor (GMD) an der Oper des Theater Vorpommern in Stralsund. Derzeit promoviert er auch Csizmadia, an der Universität Hamburg im Fach Historische Musikwissen- Florian schaft mit einer Studie zum Schaffen von Edward Elgar.

Matthias Eschli (Bariton) arbeitete unter anderem am Natio- naltheater Mannheim, dem Stadttheater Heidelberg und bei der „Jungen Oper“ der Staatsoper Stuttgart. Er ist Ensemble- mitglied der Musikbühne Mannheim, der Opernwerkstatt am Rhein in Köln und der TourneeOper Mannheim.

Eschli, Matthias

53 Oliver Essigmann studierte Ballett an der Hochschule in Köln. Er arbeitete unter anderem mit Paul Chalmer, Nils Christe und Xing Peng Wang. Als festes Ensemble-Mitglied war er an inter- nationalen Bühnen engagiert, beispielsweise den National- theatern in Ljubljana, Prag, Zagreb und der Oper in Leipzig. In Guatemala realisierte er mit Schülern die Choreographie zu Bernsteins West Side Story. Mittlerweile ist er freiberuflich als Essigmann, Tänzer, Choreograph und Ballett-Lehrer tätig Oliver

Lionel Fawcett (Bass) studierte am Royal College of Music in London und wirkte unter anderem an den Städtischen Büh- nen in Köln und Ulm sowie der Kammeroper in Wien. Er ist zudem ein gefragter Liedinterpret und Oratorium-Solist. Zahl- reiche Konzerte im In- und Ausland (England, Frankreich, Schweiz, Österreich, Polen, Ungarn, Italien, Australien, Südaf- rika, Estland) sowie CD-Aufnahmen sind Zeugnisse seiner re- Fawcett, Lionel gen Konzerttätigkeit.

Christopher Foster (Bariton) hat sich mit eindrucksvollen Kon- zert- und Opernaufttritten einen Namen gemacht. Er arbeite- te dabei mit Dirigenten wie Pierre Boulez, Andrew Davis, Marc Minkowski, Phillipe Herreweghe und Frieder Bernius zusam- men. Auf CD ist er in der unter anderem in Purcell-Einspielun- gen mit Trevor Pinnock und Bach-Kantaten mit John Eliot Gar- diner zu hören. 2014 gestaltete er beim Presteigne Festival in Foster, Wales die Uraufführung von Toby Youngs Liederzyklus Lie Christopher Still.

Die australische Mezzosopranistin Deborah Humble war als Ensemblemitglied der Opera Australia und der Hamburgi- schen Staatsoper tätig. In der dort entstandenen Einspielung von Wagners Ring des Nibelungen wirkt sie unter der Leitung von Simone Young mit. Auftritte beim Edinburgh Festival und den Salzburger Festspielen unterstreichen ihr internationales Format. Humble, Deborah

54 Maja Hunziker (Violine) wurde in der Schweiz geboren. Sie studierte an den Musikhochschulen Basel, Detmold und Ham- burg. Maja Hunziker lebt als freischaffende Musikerin in Ham- burg. Sie ist u.a. 2. Geigerin des Nathan Quartett, sowie Grün- dungsmitglied von „ensemble vinorosso“, „Sexteto Cristal“ und „Barockwerk Hamburg“, mit denen sie erfolgreich konzer- tiert. Hunziker, Maja

Ihr künstlerische Laufbahn führte die Konzertpianistin Audrey Hyland von Schottland nach England, wo sie bei der Arts and Britten/Pears School in Aldeburgh arbeitete, bevor sie zur Ro- yal Academy of Music wechselte. In London ist sie auch als Korrepetitorin für das Royal Opera House Covent Garden tä- tig. Hyland, Audrey

Der Dirigent John Lidfors ist Absolvent der Universität für Mu- sik und darstellende Kunst Wien sowie Teilnehmer mehrerer internationaler Meisterkurse, etwa bei Neeme Järvi und David Zinman. Seit 2013 ist er künstlerischer Leiter und Dirigent des Orchesters Ventuno.

Lidfors, John

Rupert Marshall-Luck (Violine) ist bei Konzertveranstaltungen und Festivals in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Irland, der Schweiz, den Niederlanden und den USA ein gern gesehener Gast. Viele CD-Einspielungen – vor allem von Wer- ken britischer Komponisten – sind ein Beleg für die von der Presse gerühmten „inspirierenden und hingebungsvollen In- terpretationen“ bei seinen Darbietungen. Als Musikwissen- schaftler edierte er etliche Notenausgaben, darunter Werke Marshall-Luck, von Holst, Bliss und Gurney. Rupert

55 Die 1969 gegründete Musica Canterey Bamberg en- gagiert sich für die Pflege Alter Musik, insbesondere die stilgerechte Interpretation der Musik der Renais- sance und des Barock. Etliche CD-Einspielungen do- kumentieren die künstlerisch wertvollen Ergebnisse. Der künstlerische Leiter Norbert Köhler, Musiklehrer am E.T.A. Hoffmann-Gymnasium, setzt sich seit 30 Musica Canterey Jahren mit historischer Aufführungspraxis Alter Mu- Bamberg sik auseinander. Im Instrumentalensemble wirken Musiker aus der Region als Gäste der Musica Canterey mit: Benjamin Sebald und Florian Zeh (Trompeten), Markus Koppmann (Tenorpo- saune), Gerhard Himmel (Bassposaune), Christoph Günther (Trommel), Gerhard Weinzierl (Cembalo und Orgel) und das Streichquartett des E.T.A. Hoffmann-Gymnasiums (Elisabeth Kuen, Violine I; Lona Frießner Violine II; Johanna Seggelke, Viola; Veronika Firsching, Cello; Einstudierung Ruth Ellner).

Die Städtische Musikschule Bamberg erschließt und fördert als eine der wichtigsten lokalen Bildungsstätten die musikali- schen Fähigkeiten bei Musikinteressierten jeden Alters. In ei- Städtische nem reichhaltigen Konzertangebot mit Orchester-, Vokal und Musikschule Kammermusik zeigen die Studierenden die gehaltvollen Er- Bamberg gebnisse ihrer fundierten musikalischen Ausbildung.

Roger Norrington gründete mehrere Ensembles, die sich der historischen Aufführungspraxis verpflichtet fühlen, wie den Schütz Choir of London und die London Classical Players. Als Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart übertrug er von 1998 bis 2011 seine diesbezüglichen Erfahrungen auf ein modernes Sinfonieorchester. Er engagierte sich dabei nicht nur für das klassische Repertoire und die Moderne, son- Norrington, dern auch für die Vermittlung englischer Komponisten wie Roger Sullivan, Elgar, Vaughan Williams, Tippett und Britten in Deutschland. Die Aufnahme der ersten Sinfonie von Edward Elgar erhielt als „beste sinfonische Einspielung“ den ECHO Klassik Preis 2001. Norrington ist der Ehrenpräsident der Deutschen Sullivan-Gesellschaft e. V. und seit der Saison 2011/12 Chefdirigent des Zürcher Kammerorchesters.

56 Das Orchester Ventuno ist ein professio- nelles, junges Kammerorchester in der Metropolregion Nürnberg. Werke für Streicher aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert bilden das Kernrepertoire, aber auch Musik aus Barock und Klassik werden in den Konzerten auf spannende Weise thematisch verwandten Stücken Orchester Ventuno aus späterer Zeit gegenübergestellt. „Elegant, temperamentvoll, musikalisch, mitreißend, und voller kräftiger Spielfreu- de“, lobte die Presse die Darbietungen.

Der Pianist Matthew Rickard ist ein engagierter Kammermu- siker und Solist. Er arbeitete mit angesehenen Ensembles wie dem City of Birmingham Symphony Orchestra zusammen und gibt regelmäßig Konzerte in Großbritannien, Irland, Frankreich und den Niederlanden. CD-Einspielungen der Vio- linsonaten von Arthur Bliss, Henry Walford Davies, Granville Bantock und Joseph Holbrooke belegen sein Format. Rickard, Matthew

Natalia Solotych (Klavier) konzertierte in der Ukraine, Russ- land sowie in Westeuropa und tritt bei zahlreichen europäi- schen Musikfestivals auf. Sie nimmt einen Lehrauftrag für Kla- vier und Cembalo an der Universität Bamberg wahr.

Solotych, Natalia

Ila Stuckenberg (Schauspielerin) ist nicht nur als Bühnendar- stellerin aktiv, sie trat auch in etlichen Film- und Fernsehrollen auf. In Gastrollen spielte sie am E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg zuletzt die Madame Chanel in Die acht Frauen von Robert Thomas sowie Lise Meitner und Margaret Reid in Die Bombe von Rainer Lewandowski. Ila Stuckenberg leitet die Theaterschule Bamberg. Stuckenberg, Ila

57 Die von der Schauspielerin Ila Stuckenberg gegründete Thea- terschule Bamberg bereitet auf die Aufnahmeprüfungen für berufsausbildende Schauspielschulen vor und bietet Veran- Theaterschule staltungen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. In fort- Bamberg laufenden Theaterkursen widmet man sich der Grundlagen- arbeit des Schauspielens, arbeitet aber auch immer wieder an größeren und kleineren Theaterprojekten mit dem Ziel der Aufführung. Wichtig ist bei der Arbeit sowohl die künstleri- sche Entwicklung als auch das persönliche Wachstum des Menschen

Matthias Tuzar (Schauspieler) wirkte am Schauspielhaus Wien und am Landestheater Schwaben, war aber auch an Filmpro- duktionen beteiligt. Seit der Spielzeit 2013/14 gehört er zum Ensemble des Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theaters.

Tuzar, Matthias

Der Kammerchor Vocalis wurde 1991 von dem Cambridge-Absolventen Robin Doveton ge- gründet und ist auf die Interpretation englischer Chorkomponisten spezialisiert. Vocalis singt re- gelmäßig Konzerte in Deutschland, aber auch in verschiedenen englischen Kathedralen und hat sogar in Westminster Abbey den Evensong Vocalis musikalisch gestaltet.

Die Pianistin Susanne Wendel war mehrfache Preisträgerin in Kammermusikwettbewerben in unterschiedlichen Besetzun- gen. Konzerttourneen als Kammermusikpartnerin und Lied- begleiterin führten sie nach England, Australien, Kanada, Finnland und Schweden.

Wendel, Susanne

58 Das Team

Margit Brendl berät und unterstützt Unternehmen, Künstler und Kultureinrichtungen rund um das Thema Markenbildung. Als Marketingprofi ist sie bei „BRITANNIA in BAMBERG“ für den kaufmännischen Teil der Veranstaltungsreihe zuständig. Sie verantwortet die Öffentlichkeitsarbeit und ist Ansprech- partnerin für Sponsoren und Anzeigenkunden. Brendl, Margit

Thomas Heinemann verfügt als Kartograph und Grafiker über eine langjährige Erfahrung bei der Gestaltung und Herstel- lung von Printprodukten. Er ist Fan der englischen Musik und mit großem Engagement an der Entwicklung und Umsetzung der Corporate Identity von „BRITANNIA in BAMBERG“ betei- ligt. Heinemann, Thomas

Meinhard Saremba, musikwissenschaftlicher Publizist und Autor, verfasste unter anderem Bücher über englische Kom- ponisten, Janáček und Verdi. Konzerteinführungen und Vor- träge führten ihn nicht nur in die unterschiedlichsten Regio- nen Deutschlands, sondern auch nach Österreich, die Schweiz und Großbritannien. Saremba ist der geschäftsführende Vor- sitzende der Deutschen Sullivan-Gesellschaft e. V. und künst- Saremba, lerischer Leiter von „BRITANNIA in BAMBERG“. Meinhard

59 60 Veranstaltungsorte

Bistumshaus St. Otto Heinrichsdamm 32 | 96047 Bamberg

0951 ∙ 5027100 | www.erzbistum-bamberg.de

Harmonie-Säle Schillerplatz 7 | 96047 Bamberg

0951 ∙ 9647200 | www.ce.bamberg.de

JuZ Bamberg Margaretendamm 12a | 96052 Bamberg

0951 ∙ 30120132 | www.jugendarbeit-bamberg.de

Konzerthalle Bamberg Mußstraße 1 | 96047 Bamberg

0951 ∙ 9647200 | www.ce.bamberg.de

St. Johanniskapelle Oberer Stephansberg 7 | 96049 Bamberg

Volkshochschule Bamberg Stadt (VHS) Tränkgasse 4 | 96052 Bamberg

0951 ∙ 871108 | www.vhs-bamberg.de

61

Partner und Förderer

Herzlichen Dank für die Unterstützung!

mit der Familie von Edward Elgar Strecker- Stiftung

Wir danken dem Verlag „The Amber Ring“ (London), der uns mit seinen neuen Sullivan-Editionen von Robin Gordon-Powell (Ivanhoe, The Beauty Stone, The Prodigal Son u. a.) sehr behilflich war. Kontakt: [email protected]

Herzlichen Dank auch an den Regissseur John Bridcut für eine Kopie seines Elgar-Films und die Genehmigung diese vorzuführen.

Über die Internetplattform STARTNEXT erhielten wir finanzielle Unterstützung durch folgende Personen Martin Beyer | Klaus Blees | Rebecca Broberg | Deutsch-Britische-Gesellschaft Rhein-Neckar | Robin Gordon-Powell | Bruce Greengart | Harmonie-Gesellschaft Mannheim | Annette Horn | Claudia Jacobs | Georg Krug | David Mackie | Richard Meyer | Anthony Murphy | Wolfgang-Armin Rittmeier | Andreas Saremba | Elmar Schafroth | Volker Tosta | Franz Ullmann

Wir bedanken uns für die Kooperation bei den folgenden Organisationen Bamberger Symphoniker Offene Jugendsozialarbeit Bamberg Tanzschule Body & Soul Städtische Musikschule Bamberg Kultur Schule Bamberg Theaterschule Bamberg KulturLiebe Nürnberg Volkshochschule Bamberg Musica Canterey

63 – Anzeige – Kartenpreise

Kategorie Kat. A Kat. A3 Kat. B Kat. C Preis 25,00 € 35,00 € 18,00 € 10,00 € ermäßigt 18,00 € 28,00 € 12,00 € 7,00 € Freie Platzwahl. Der Zutritt zu den Veranstaltungen ist ca. 30 Minuten vor Beginn möglich.

Ermäßigungen Schüler, Studenten und Gruppen ab 20 Personen. Die Berechtigungsausweise müssen beim Einlasspersonal mit der Eintrittskarte vorgelegt werden.

KulturTafel Für alle Veranstaltungen, außer dem Konzert der Bamberger Symphoniker am 14. März 2015, gibt es auch Karten über die KulturTafel Bamberg.

Kartenvorverkauf bvd Kartenservice KulturTafel Lange Straße 39/41 Memmelsdorfer Str. 128 96047 Bamberg 96052 Bamberg 0951 ∙ 98082-20 0951 ∙ 8680-175 www.bvd-ticket.de www.kulturtafel-bamberg.de Öffnungszeiten: erreichbar: Montag bis Freitag: Montag bis Sonntag: 9 Uhr bis 18 Uhr 10 Uhr bis 19 Uhr und Samstag: 9 Uhr bis 13 Uhr

65 Body & Soul e.V. bietet seit 30 Jahren pädagogisch wertvollen Unterricht in Jazz, Hip Hop, Break Dance, Afrikanischer Tanz, Standard & Latein, Zumba. Percussion und Schlagzeug für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. www.body-and-soul-bamberg.de Kronacher Str. 61 | 96052 Bamberg | Tel. 0951 17500 Impressum

Veranstalter Deutsche Sullivan-Gesellschaft e.V. c/o Meinhard Saremba Uhlandstr. 31 68167 Mannheim Email: [email protected] www.DeutscheSullivanGesellschaft.de www.Britannia-in-Bamberg.com www.facebook.com/deutsche.sullivan.gesellschaft Verantwortlich für den Inhalt: Meinhard Saremba, Margit Brendl Texte: © Meinhard Saremba

Corporate Design Thomas Heinemann, Mannheim

Fotonachweis Bamberger Symphoniker © Michael Trippel Bamberger Streichquartett © Sonja Krebs Norbert Abels © Barbara Aumüller John Lidfors © Paul Yates Rupert Marshall-Luck © Em Marshall Sir Roger Norrington © Thomas Müller, SWR Matthew Rickard © Naomi Nakaseko Orchester Ventuno © Paul Yates Reproduktionen und Fotos auf den Seiten 3, 14/15, 21, 26, 30, 35, 44, 45, 66 wurden vom Archiv der Deutschen Sullivan Gesellschaft e. V. Body & Soul e.V. bietet seit 30 Jahren zur Verfügung gestellt. pädagogisch wertvollen Unterricht in Jazz, Hip Hop, Break Dance, Afrikanischer Tanz, Standard & Latein, Zumba. Percussion und Schlagzeug für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. www.body-and-soul-bamberg.de Kronacher Str. 61 | 96052 Bamberg | Tel. 0951 17500 67 www.BRITANNIA-in-BAMBERG.com