Aufstieg – Mit Engagement zu Chancengleichheit

Freude – Was gute Organisation möglich macht

Zukunft – Wo Ehrenamtliche Entlastung brauchen Liebe Leserin,

Eckhard Ostermann und sein „Patenkind“ Arda. Die lieber Leser, beiden haben im Projekt Yoldaş der Bürgerstiftung zueinander gefunden. Mehr dazu auf die Aktive Bürgerschaft fördert bürgerschaftliches aktuelles Beispiel ist die Datenschutzgrundverord- Seite 28. Engagement, speziell Bürgerstiftungen und Service nung (ab Seite 39). Wir geben praktische Hilfen, Learning. Was die Menschen, die wir unterstützen, setzen uns für Bürokratieabbau ein und machen dort bewirken und für sich gewinnen, freut uns Vorschläge, um die Rahmenbedingungen für Enga- immer wieder. In diesem bürgerAktiv Magazin gement zu verbessern. Im März 2018 haben sich möchten wir Sie daran teilhaben lassen. Zum Bei- Politiker sowie Vertreter aus Wirtschaft und Gesell- spiel beschäftigte uns, wie der heute 26-jährige schaft bei unserem Forum Aktive Bürgerschaft Denis Brijani auf sein Engagement als Schüler damit auseinandergesetzt (Seite 48). bürgerAktiv zurückblickt (Seite 18). Er hat im ersten Jahrgang bürgerAktivNachrichtendienst Bürgergesellschaft unseres Programms sozialgenial mitgemacht, das Dort diskutierten auch Dr. Cornelius Riese, DZ BANK, Ausgabe 116 – September 2011 seit 2009 läuft und dessen Teilnehmerzahl 2018 die und Katja Suding, MdB. Sie arbeiten in unserem der größte Nachrichtendienst der Marke von 100.000 überschritten hat. Stiftungsrat zusammen. Im Gespräch mit bürger- Aktiv (ab Seite 8) loteten sie den Handlungsbedarf Bürgergesellschaft Um Engagement zu ermöglichen, müssen Men- für Bildung und Chancengleichheit aus. schen in gemeinnützigen Organisationen Ver- antwortung übernehmen. Leider machen ihnen Es ist viel passiert! Wir wünschen eine anregende Vorschriften und Regularien das Leben schwer, Lektüre.

> informativ > kritisch > kompakt Die wichtigen Ereignisse und Entwicklungen rund um das bürgerschaftliche Engagement im In- und Ausland > aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Medien > einmal Dr. Peter Hanker Dr. Stefan Nährlich Gudrun Sonnenberg pro Monat > zusammengestellt von der Stiftung Aktive Vorstandsvorsitzender der Geschäftsführer der Redaktionsleiterin Bürgerschaft > kostenlos > unabhängig > online Stiftung Aktive Bürgerschaft Stiftung Aktive Bürgerschaft bürgerAktiv

Die gemeinnützige Stiftung Aktive Bürgerschaft ist das Kompetenzzentrum für Bürgerengagement der Genossenschaftlichen FinanzGruppe. Sie steht unter der Schirmherrschaft des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Wir wollen bürgerschaftliches Engagement und gemein- nützige Organisationen nachhaltig stärken. Unsere Schwerpunkte liegen auf der bundesweiten Förderung von Bürgerstiftungen und Service Learning in nordrhein-westfälischen und hessischen Schulen. www.aktive-buergerschaft.de/buergeraktiv STIFTUNG AKTIVE

FOTOS: Andreas Bender (links), Julia Grossi/Aktive Bürgerschaft (rechts). TITELSEITE: Michael Taterka / BürgerStiftung Hamburg BÜRGERSCHAFT

2 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 3 Inhalt

Aufstieg

„Hier haben wir unseren Beitrag 8 zu leisten“ 39 50 Cornelius Riese, DZ BANK, und Katja Suding, FDP, im Gespräch über Chancen, Versuch und Irrtum Was ist zu tun? Engagement und Bildung

Bodenständig 14 Was drei engagierte Schüler in Köln-Porz aus ihrem Leben machen wollen

8 „Sie bekommen viel zurück“ Zukunft Teilhabe konkret 17 Wie sich das Engagement der Schüler 47 Meinung: Stefan Nährlich plädiert für „Beitrag leisten“ und Lehrer in Köln-Porz auf das Die nächste Generation Ein-Prozent-Philanthropie auch in Zusammenleben in der Schule auswirkt 32 Wie Verantwortliche der Deutschland

sdorf / amigo pictures (li.), Meinzahn / istock.com (re.) Gründungsgeneration und neue Fürs Leben gelernt Gremienmitglieder in Bürgerstiftungen Fördern und gestalten 18 Denis Brijani, einer der ersten sozialgenial- ihre Aufgaben sehen 48 Forum Aktive Bürgerschaft 2018: Teilnehmer, blickt zurück Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft diskutierten über bessere Poster: Mitmachen bei den Engagementförderung 35 Bürgerstiftungen in Deutschland Was Menschen mit Geld, Zeit und Ideen Was ist zu tun? Freude erreichen können 50 Drei Fragen von der Aktiven Bürgerschaft, sechsmal Antworten von Bundespolitikern „Beglückende Erfahrung“ und Wissenschaftlern 22 Ein Bielefelder Stifterpaar und sein Versuch und Irrtum Engagement 39 Wie Bürgerstiftungen mit den immer neuen Vorschriften und Anforderungen der Ein Jahr mit einer sozialgenial- Behörden fertig werden Jahresbericht 2017 24 Projektleiterin 56 Zehn Punkte zur Transparenz über die Vorbereiten, nachbereiten, motivieren „Es wird mit der Angst gespielt“ Stiftung Aktive Bürgerschaft – und vermitteln, wenn es Konfl ikte 42 Interview mit dem bayrischen Fünf Punkte zur Arbeit und Wirkung der gibt. Wie eine Siegburger Lehrerin das Datenschützer Thomas Petri über Sinn und Stiftung Aktive Bürgerschaft Schülerengagement managt Unsinn der Datenschutzgrundverordnung Weiterlesen – Weitermachen # Mitmachen Jedes Jahr an die Gemeinnützigen 70 Impressum 14 28 Bürgerstiftungen greifen Ideen 44 denken engagierter Menschen auf und helfen Ein Bericht aus Polen, wo die Bürger einen Bodenständig bei der Umsetzung. Oder sie regen Teil ihrer Einkommensteuer umwidmen

Engagement an FOTOS LINKE SEITE: Kai Bienert / Werner Kissel / Aktive Bürgerschaft (oben), Petra Krimphove (unten); RECHTE SEITE: Thomas Herm können

4 INHALT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 5 Aufstieg

Etwas aus seinem Leben machen, Ziele erreichen: Dafür ist Bildung der Schlüssel. Gesellschaftliches Engagement gehört dazu. Service Learning öffnet allen jungen Menschen diesen Weg und trägt zu Chancengleichheit bei. FOTO: baona / istock.com

6 AUFSTIEG BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 7 GESPRÄCH „Hier haben wir unseren Beitrag zu leisten“ Cornelius Riese und Katja Suding beim Forum Aktive Bürgerschaft 2018

Was muss Bildung verbessern, um mehr Chancengleichheit in Deutschland herzustellen, und was können Unternehmen und Politik dafür tun? RIESE: Wir haben drei Kinder, und sicher hat das beitung – sind durch die Digitalisierung „bedroht“. Elternhaus einen prägenden Charakter auch in Das heißt, wir brauchen Mitarbeiter, die lebenslang DZ-BANK-Vorstand Dr. Cornelius Riese und die FDP-Bundestagsabgeordnete Bildungsfragen. Daran ist aus meiner Sicht nichts lernen, mit Unsicherheit umgehen können und auf Katja Suding im Gespräch mit bürgerAktiv. Schlechtes. Gleichzeitig ist die Chancengleichheit Methodenkompetenz zurückgreifen können. Das in Sachen Bildung – über Generationen hinweg – hat gegenüber der reinen Fachkompetenz stetig an ein hohes Gut und für unseren gesellschaftlichen Bedeutung gewonnen. Zusammenhalt von herausragender Bedeutung. Hier BÜRGERAKTIV: Was war das Wichtigste, was Sie in der lichen Menschen. Das geht natürlich nicht ohne haben auch wir als Unternehmer unseren Beitrag BÜRGERAKTIV: Ist es schwer, geeignete Bewerber zu Schule gelernt haben? weltbeste Bildung. zu leisten. Auch möchte ich in Erinnerung rufen: fi n d e n ? Als ich meine ersten Lebensläufe zur Bewerbung SUDING: Ach, das war so vieles! BÜRGERAKTIV: Was bedeutet das für mich als Person geschrieben habe, war es tatsächlich noch üblich, RIESE: Für die klassischen Bankkaufl eute kann man und meine Verantwortung, mir Bildung anzueignen? den Beruf der Eltern anzugeben – aus heutiger Sicht als Daumenregel sagen: Früher haben sich auf RIESE: Ich betrachte die Schule inzwischen mehr aus ein absoluter Anachronismus. Jedenfalls können einen Ausbildungsplatz 30 Bewerber beworben. der Vaterrolle heraus, das überlagert meine Erinne- SUDING: Dass jedes Kind, jeder Jugendliche, jeder wir als Unternehmen heute nur noch eingeschränkt rung… Erwachsene selbst dafür verantwortlich ist, die nachvollziehen, welchen familiären Hintergrund Bildungschancen, die sich ihm bieten, auch zu unsere Mitarbeiter haben. Das ist auch gut so! „Wir brauchen Mitarbeiter, die auf BÜRGERAKTIV: Gut, dann zur Politik: Frau Suding, Sie nutzen, ist das eine. Aber wir Politiker setzen Methodenkompetenz zurückgreifen können“ sind Vorsitzende des Arbeitskreises „Weltbeste Bil- natürlich die Rahmenbedingungen, dass weltbeste BÜRGERAKTIV: Wo sehen Sie die größte Herausforde- dung“. Was muss man sich vorstellen unter „welt- Bildung möglich ist. Und wir haben immer noch rung, um junge Menschen und Unternehmen für die bester Bildung“? eine Situation, wo die Herkunft aus dem Elternhaus Zukunft fi t zu machen? Heute sind – auch durch aktive Suche unserer- einen erheblichen Einfl uss auf den Bildungserfolg seits in den sozialen Medien – vielleicht noch fünf, SUDING: Bildung ist das zentrale Element, mit dem eines Kindes hat. 78 Prozent der Akademikerkinder RIESE: Früher bestand das klassische Berufsbild sechs Kandidaten zu fi nden. Mehr junge Menschen junge Menschen in die Lage versetzt werden, ihr besuchen eine Schule, die Abitur und Hochschul- oftmals darin, dass jemand eine fachliche Ausbil- als früher nehmen dann anschließend ein Studium Leben in die Hand zu nehmen, die Chancen zu zugang ermöglicht. Es sind aber nur 44 Prozent der dung machte, in diesem Beruf 35 Jahre arbeitete auf. Das ist sicher positiv, aus Sicht des Arbeitge- nutzen, die sich ihnen bieten, und sich zu entfalten. Nicht akademikerkinder. Das ist ein ganz erhebli- und dann in Rente ging. Doch die Halbwertszeit bers aber zwiespältig. Insgesamt ist eine ausge- Damit sie für sich und ihre Familie sorgen können cher Unterschied. So etwas darf in einem reichen des Wissens hat sich reduziert und gleichzeitig wogene Balance zwischen Studienabgängern und und der Gesellschaft etwas zurückgeben. Wir set- Industrieland wie Deutschland einfach nicht vor- verlängert sich die Lebensarbeitszeit. Traditionelle Menschen, die das duale System der Ausbildung

zen ja auf den selbstbestimmten, eigenverantwort- kommen. FOTOS: Kai Bienert (li.) / Aktive Bürgerschaft, Werner Kissel / Aktive (re.) Bürgerschaft Berufsgruppen – zum Beispiel in der Sachbear- durchlaufen, wünschenswert. Für uns ist ein

8 AUFSTIEG BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 9 Maß an nationalen Standards und Vergleichbarkeit, als das jetzt der Fall ist.

BÜRGERAKTIV: Was können die Unternehmen leisten?

RIESE: Wenn wir lebenslang lernende Mitarbeiter brau- chen, müssen wir selbst eine lernende Organisation werden. Das betrifft unter anderem die Karrierepfade. Es ist gut, wenn Menschen ihre normale Linientätig- keit für Projekttätigkeit verlassen. Oder wenn sie eine gewisse Zeit lang in unserem InnovationLab oder in einer Prozessfabrik an anderen Themen arbeiten. Dies sind Formate, in denen Mitarbeiter Methoden- kompetenz entwickeln und gleichzeitig die eigene Arbeitstätigkeit optimieren können.

„Wenn man Schulen Freiraum gibt, sind sie an Brennpunkten oft sehr erfolgreich“

Teilnehmer des Projekts „Joblinge“. Es hilft jungen Menschen mit Startschwie- BÜRGERAKTIV: Werden Sie auch nach außen aktiv? rigkeiten, eine Ausbildung zu machen. Die DZ BANK fördert das Projekt.

RIESE: Ja, die andere Dimension ist das gesellschaft- liche Engagement. Bei vielen Bewerbern steht oft- mals die Leistungsorientierung nicht mehr ganz oben. Jüngere Menschen fragen: Trägt mein Beruf Wertschöpfendes zur gesamten Gesellschaft bei? aktuelles Spezialthema, dass – unter anderem kümmern, dass der Unterricht sowohl für die Kinder, BÜRGERAKTIV: Ist der Bildungsföderalismus mit 16 Hier kann gerade die Genossenschaftliche Finanz- durch den Brexit – einige Berufsfelder besonders die gefördert werden, funktioniert, als auch für die Bundesländern und ihrer Hoheit zum Thema Schule Gruppe besonders punkten. Gleich zeitig unter- umkämpft, etwa in Funktionen wie Compliance oder anderen. Und wir haben die Aufgabe, Gefl üchtete nicht ohnehin ein überholtes Modell einer Kleinstaa- stützen wir Bildungseinrichtungen und Universitäten. Risikocontrolling. Das sind oftmals Absolventen der und Kinder von Einwanderern zu integrieren. terei, die man eigentlich abschaffen müsste? Wobei wir in der Flüchtlingskrise gemerkt haben, sogenannten MINT-Fächer, zum Beispiel Mathema- dass wir eine besonders große Wirkung entfalten tiker und Physiker. Da ist es wirklich sehr schwer, BÜRGERAKTIV: Was kann die Schule dafür tun, dass SUDING: Nein, ich will den Bildungsföderalismus nicht können, wenn wir unsere Mitarbeiter für gesell- gute Leute zu kriegen. Herkunft und Bildung stärker entkoppelt werden? abschaffen. Ich will ihn reformieren. Mit der stärke- schaftliche Fragen mobilisieren. Denn sei es für das ren Involvierung des Bundes, was die Standards Thema Flüchtlinge oder seien es Initiativen wie „Job- BÜRGERAKTIV: Frau Suding, wo setzt da die Bildungs- SUDING: Der Bund muss mehr Verantwortung über- angeht, muss auf der anderen Seite das Konzept linge“, bei der Schüler mit Lernschwäche gefördert politik an? nehmen. Finanziell, aber auch inhaltlich: Wir müs- der selbstverantwortlichen Schule weiter gestärkt werden: Wenn wir alle Volksbanken und Raiffeisen- sen hohe Bildungsstandards schaffen, die bundes- werden. Wenn ich auf Hamburg schaue, wo ich her- banken zusammen nehmen, kommen wir auf SUDING: Lehrer müssen ihre Schüler heute ausbilden weit einheitlich sind. Genauso wenig wie es einen komme: Da müssen Sie an einer Schule in Blanke- 180.000 Mitarbeiter, bei der DZ-BANK-Gruppe allein für Berufe und Tätigkeiten, die sie noch gar nicht Unterschied machen darf, aus welchem Elternhaus nese zum Beispiel ganz anders arbeiten als in Stadt- sind es 30.000. kennen, das ist eine paradoxe Situation und eine ein Kind kommt, darf es auch keinen Unterschied teilen, in denen es einen hohen Anteil von Kindern riesengroße Herausforderung für die Schulen. Sie machen, aus welchem Bundesland ein Kind kommt. mit Migrationshintergrund gibt. Wenn man Schulen müssen deshalb die digitale Unterstützung beim Und wir müssen die berufl iche Bildung weiter Freiraum gibt, eigene Konzepte zu entwickeln, sind Lernen nutzen können, um Schüler individueller zu stärken, um die von Herrn Riese angesprochene sie oft gerade an Brennpunkten sehr erfolgreich. fördern. Das setzt die entsprechende Infrastruktur Gleichwertigkeit gegenüber der akademischen Aus- voraus – also Breitbandanschlüsse, entsprechende bildung zu schaffen. Es gibt inzwischen viele Inter- RIESE: Es gibt schon sehr viele praktische Lebens- Endgeräte, Bildungsclouds – und entsprechend aus- netunternehmen in Deutschland, aber es gibt die probleme, die der im Grundsatz sicher sinnvolle Bil- Das Gespräch gebildete Lehrer. Wir müssen uns insgesamt um das entsprechenden Ausbildungsberufe gar nicht. Die dungsföderalismus mit sich bringt. Beispielsweise Thema Lehrkräfte kümmern, denn in den nächsten Ausbildungsverordnung ist seit vielen Jahren nicht beim Thema G8/G9, also der Dauer der gymna- Im März 2018 diskutierten Cornelius Riese und Jahren werden tausende von ihnen fehlen. Und wir angepasst worden. Wir meinen auch, dass man sialen Schulzeit. Wenn Mitarbeiter über Bundes- Katja Suding beim Forum Aktive Bürgerschaft zum müssen uns darum kümmern, dass die Inklusion in mehr Module anbieten muss, so dass man nach landgrenzen hinweg mit Kindern umziehen und in Thema „Nur helfen oder auch einmischen?“ über die gesellschaftspolitischen Aspekte von Engagement. den Schulen läuft. Wir haben viele Kinder mit För- einem Jahr eine Grundausbildung hat, mit der man neue Schulsysteme wechseln, ist diese Vielfalt an Sie arbeiten im Stiftungsrat der Aktiven Bürgerschaft derbedarf, die in den Regelschulen unterrichtet wer- schon etwas anfangen kann, und später vielleicht G8/G9-Modellen nicht gerade hilfreich. Auch bei zusammen. Im Juni 2018 führten sie mit bürgerAktiv ein telefonisches Interview. den. Da fehlen Sonderpädagogen, die sich darum eine Weiterbildung darauf setzt. JOBLINGE FOTO: den Schulabschlüssen bräuchten wir ein höheres

10 AUFSTIEG BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 11 Katja Suding ist stellvertretende Vorsitzende Lehrpläne immer umfangreicher werden. Das ist auseinandersetzt: Wie schafft man sicherzustellen, der FDP und seit Herbst 2017 Mitglied nicht immer ganz einfach. Aber wenn es funktioniert, dass die jungen Menschen den Umgang mit Geld des Deutschen Bundestags. Sie lebt mit ist es sicher eine sehr gute Sache. lernen. Das ist auch ein recht wichtiges Thema in ihren zwei Söhnen in Hamburg, wo sie von 2011 bis 2017 Fraktionschefi n ihrer Partei der heutigen Zeit. Und ja: Ich denke, Engagement in der Hamburgischen Bürgerschaft war BÜRGERAKTIV: Zum Schluss: Haben Sie sich privat, per- bereichert das Leben! und weiterhin FDP-Landesvorsitzende ist. sönlich, ehrenamtlich engagiert und wenn ja, wo? Nach einem Studium (Kommunikations- und BÜRGERAKTIV: Ein schöner Schlusssatz – vielen Dank Politikwissenschaft, Romanistik) arbeitete sie in der PR-Branche. Katja Suding SUDING: Mein parteipolitisches Engagement fi ndet für das Gespräch! setzt sich seit Jahren für Verbesserungen in weiten Teilen ehrenamtlich statt, ob als Mitglied im Bildungssystem ein. Unter anderem des Kreisvorstandes, Landesvorsitzende in Ham- Das Gespräch führten Dr. Stefan Nährlich und ist sie stellvertretendes Mitglied im burg oder stellvertretende Bundesvorsitzende. Als Gudrun Sonnenberg Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung im . Jugendliche war ich beim Malteser Hilfsdienst auf Seit Mai 2018 ist sie Mitglied des Stiftungsrats Veranstaltungen als Sanitäterin, habe beim Blut- der Aktiven Bürgerschaft. spendedienst mitgeholfen. In meinem Auslandsjahr in den USA wurde es in meiner Gastgeberfamilie selbstverständlich verlangt, dass man sich enga- giert, und da hab ich in der örtlichen Bücherei BÜRGERAKTIV: Setzen Sie auf Service Learning – wie Gemeinschaft und Teamgeist funktionieren. ehrenamtlich geholfen. die Verbindung von Lernen und Engagement – und Gerade im Sport ist es möglich, Diskriminierung spielt es für Sie eine Rolle, ob sich ein Bewerber zu überwinden, dadurch dass hier unabhängig von BÜRGERAKTIV: Was haben Sie gelernt? bürgerschaftlich engagiert hat? Sprachkenntnissen und Herkunft alle gleich sind. Bei den Pfadfi ndern oder in den politischen Jugend- SUDING: In der Partei natürlich, mit so einer Organi- RIESE: Auf jeden Fall. Denn indem in einem gemein- organisationen lernen junge Menschen, Verantwor- sation und mit Menschen klarzukommen, Projekte nützigen Umfeld eigenverantwortlich und selbst- tung zu übernehmen und Probleme zu lösen. Sie zu organisieren. Bei den Maltesern habe ich in der organisiert Projekte durchgeführt werden, erwirbt können viele Kontakte knüpfen, auch außerhalb des Ersten Hilfe und in der Grundausbildung als Sanitä- man die bereits erwähnte Methodenkompetenz eigenen Umfeldes und der Familie, und eine wichtige terin eine Menge Fachliches gelernt. Grundsätzlich: und Sozialkompetenz. Das ist ein wichtiger Baustein Netzwerkmischung aufbauen, die ihnen später noch Einfach zu wissen, okay, ich bekomme was von der neben der reinen Wissensvermittlung in der Schule. von Nutzen ist. Gesellschaft und ich gebe auch was zurück, ohne Das Service-Learning-Programm sozialgenial der nach einer Gegenleistung zu fragen. Zu wissen, Aktiven Bürgerschaft ist ja in Nordrhein-Westfalen BÜRGERAKTIV: Machen Sie in Ihrem Umfeld persönli- dass es Spaß machen kann, sich für das Gemein- geboren – ich hoffe, dass wir das noch stärker in che Erfahrungen mit Service Learning? wohl zu engagieren, weil man neue Menschen trifft, andere Bundesländer tragen können. Freundschaften schließt. SUDING: Mein älterer Sohn, der in die 10. Klasse geht, BÜRGERAKTIV: Ermöglichen Sie Ihren Auszubildenden macht gerade ein zweiwöchiges Sozialpraktikum. BÜRGERAKTIV: Herr Riese, wo haben Sie sich engagiert auch, sich bürgerschaftlich zu engagieren? An seiner Schule ist das im Lehrplan verankert. Das und was haben Sie gelernt? fi nde ich sehr sinnvoll, um alle Kinder, auch die, die RIESE: Wir haben für unsere Nachwuchskräfte einen es von sich aus nicht machen würden, dazu zu RIESE: Das ist auf jeden Fall einfacher zu beantwor- sogenannten Malteser-Social-Day, das heißt, dass bringen, etwas zu suchen, wo sie sich einbringen ten als die Frage, was man in der Schule gelernt sie sich im Rahmen ihrer Ausbildung oder ihrer können, und da diese wertvollen Erfahrungen zu hat! – Ich habe die meiste Zeit meines Jugend- Traineeprogramme ein oder zwei Tage in einem machen. lebens auf dem Tennisplatz verbracht. Das brachte sozialen Umfeld bewegen. Aber das hat Grenzen es mit sich, dass ich früh Mannschaftsführer und stellt etwa in einem 18-monatigen Trainee- BÜRGERAKTIV: Könnten Sie sich vorstellen, dass man und Koordinator von Tennismannschaftstrainings Programm eher eine Beimischung dar. Das primäre Service Learning fl ächendeckend an allen Schulen wurde. Und das hat mir einerseits extrem viel Dr. Cornelius Riese ist Mitglied des Vorstands der Anwendungsfeld für Service Learning sehe ich in der und allen Hochschulen anbietet? Spaß gemacht. Aber man muss auch dafür sorgen, DZ BANK. Er studierte Betriebswirtschaftlehre an der Universität Mannheim und promovierte 2005 an der Schule und in den Universitäten. dass alles läuft. Später war ich beim Technischen Technischen Universität Chemnitz über die Industrialisie- SUDING: Ich fi nde es auf jeden Fall sinnvoll, wo es Hilfswerk tätig, als Ersatzdienst zur Bundeswehr. rung von Banken. Bevor er in die Genossenschaftliche BÜRGERAKTIV: Frau Suding, was spielt Service Learning machbar ist. An vielen Schulen geht das ja. Ich kann Heute engagiere ich mich – berufsnäher – vor allem FinanzGruppe eintrat, arbeitete er acht Jahre lang als in Ihren Konzepten für eine Rolle? Herrn Riese ja verstehen, dass das in so einem in Stiftungen. Die Aktive Bürgerschaft gehört dazu. Unternehmensberater. Cornelius Riese, der aus einer Lehrerfamilie stammt, engagiert sich für bessere Bildung 18-monatigen Traineeprogramm vielleicht nicht so Eine andere, die mir sehr am Herzen liegt, ist die unter anderem im Kuratorium der Stiftung Deutschland SUDING: Eine große. Zum Beispiel lernen Kinder und einfach unterzubringen ist. Das ist ja auch in Schu- Stiftung Deutschland im Plus, die sich an Schulen im Plus. Im September 2018 hat er den Vorsitz des Stif-

Jugendliche im Sport als Trainer und Übungsleiter, len die Schwierigkeit, dass die Anforderungen an FOTOS: Werner Kissel / Aktive Bürgerschaft (ii.), Kai Bienert / Aktive Bürgerschaft (re.) mit dem Thema der Überschuldungsprävention tungsrats der Aktiven Bürgerschaft übernommen.

12 AUFSTIEG BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 13 on der oft behaupteten „vielleicht in Hennef, da ist es grüner“ Ihr Kosmos ist Köln. Zur Berli- Lethargie einer „Null-Bock- meint Cara. Eine eigene Familie, daran ner Bundespolitik und ihren Themen Generation“ ist bei ihnen verschwendet sie noch keine Gedan- verspüren sie keine Verbindung, was V nichts zu spüren, sie klingen ken. „Erst einmal das Leben leben auch an den Politikern liegt, die sie zielbewusst: Léon Wittwer und Cara und reisen“, sagt sie. Nach Kroatien, aus den Medien kennen. „Barack Tomasseti haben Zusagen für Ausbil- in die USA – und auch mal zum Bal- Obama, den fand ich toll. Der hat die dungsstellen in der Tasche, Ricarda lermann, um zu sehen, ob an all den Fehler gesehen und was getan“, sagt Holz hat einen festen Berufswunsch. Berichten in den Medien über die wil- Cara. Das vermisst sie bei Angela Weiter als drei Jahre, bis zum Ende den Partys auf Mallorca wirklich etwas Merkel. Sonst fällt ihnen kein Politi- der Lehre, schaut derzeit niemand dran ist. ker ein, der sie begeistert. „Wenn ich von ihnen. Wie ihre weitere Zukunft, In eine andere Stadt oder gar in 18 bin, werde ich aber auf jeden Fall ihr Leben, genau aussehen wird, das die weite Welt zieht es derzeit keinen wählen gehen“, sagt Cara. „Sonst darf wird sich dann schon zeigen. von den dreien. Köln-Porz ist ihre Hei- man sich nicht darüber aufregen, was Im Sommer beginnt Léon eine mat, hier wohnen ihre Familien und vor einem nicht passt.“ Ricarda und Léon Lehre bei einem Armaturenhersteller allem auch ihre festen Freundinnen stimmen zu. Einige Dinge bringen sie in der Nähe. In dessen großem Lager und Freunde. Léons Freundin ist erst bereits jetzt auf die Palme: Cara hat Ricarda Holz, Léon Wittwer, Cara Tomasseti (v.l.n.r.) lässt er sich zur Fachkraft für Lager- vor kurzem in seine Straße gezogen, kürzlich Videos im Internet gesehen, logistik ausbilden. Er freut sich darauf, mit ihr verbringt er den größten Teil in denen Menschen einen Hund brutal sein Ausbildungsplatz ist ihm nicht seiner Freizeit. Shoppen, ins Kino, verstümmelt haben. „Das waren Kin- in den Schoß gefallen: „Ich habe 30 spazieren gehen, einfach zusammen der, das muss man sich mal vorstel- bis 40 Bewerbungen geschrieben“, sein. In drei Jahren, so der Plan, wenn len“, sagt sie wütend. Ricarda stimmt SCHÜLER erzählt Léon. Dann hat es geklappt. das erste richtige Gehalt auf dem zu. Tierschutz und die Verletzung von Cara wird nach den Sommerferien in Konto ist, will er mit ihr zusammen- Kinderrechten berühren sie als The- einer Klinik in Porz eine Ausbildung ziehen. Bis dahin wird er bei seinen zur Zahnarzthelferin beginnen. „Ich Eltern wohnen, so wie Cara auch. arbeite gerne mit Menschen“, sagt „Barack sie. Insofern sei dies der ideale Beruf Gute Beziehung zu den Eltern Obama fand für sie. Die beiden fi nden das nicht schlimm, Bodenständig Die Lise-Meitner-Schule war in und das hat auch mit der guten Bezie- ich toll“ den vergangenen sechs Jahren neben hung zu ihren Eltern zu tun. Sie ent- Cara Tomasseti ihren Familien ein wichtiger Anker- stammen nicht einer Generation, die punkt in ihrem Leben. Vor ihnen liegt sich an ihren autoritären Eltern abar- Der Sommer 2018 ist kein gewöhnlicher für Léon (17) und Cara (17): Die beiden nun ein Alltag ohne die Vertrautheiten beitet und für sich selbst einen kom- men. Sie ärgert zudem der viele Müll Teenager erhalten ihre Abschlusszeugnisse der Lise-Meitner-Gesamtschule in Köln- der Schule, ohne ihre Zwänge. Aber plett anderen Lebensentwurf entwirft. auf der Straße, dass Menschen ihren auch ohne all die Begegnungen, die Die 16-jährige Ricarda wird in Abfall einfach fallen lassen. Porz. Für Ricarda (16) wird es ein Jahr später soweit sein. Alle drei haben sich im Schule automatisch mit sich bringt. einem Jahr ihren Realschulabschluss sozialgenial-Schulprojekt „Helping Hands“ und auch privat engagiert. „Das ist schon ein komisches Gefühl“, machen und dann eine Ausbildung zur Kirche, Schülervertretung Wie stellen sie sich ihre Zukunft vor? sagt Léon beim Gang über das Schul- Hebamme beginnen. Ein Praktikum Ihr Engagement docken sie in ihrem gelände. Cara nickt. Es klingt fast ein in diesem Sommer soll zeigen, ob es direkten Umfeld an, nicht an den wenig wehmütig. das Richtige für sie ist. Derweil ver- großen Konfl ikten in Berlin oder Ihre Träume sind bodenständig. dient sie ihr eigenes Geld mit Jobs wie anderswo in der Welt. Léon hilft in Führerschein, Ausbildung, nach der Einkaufen und Rasenmähen, die eine seiner Kirchengemeinde beim Kon-

FOTOS: Petra Krimphove Lehre eine eigene Wohnung suchen, lokale Taschengeldbörse vermittelt. fi rmandenunterricht. Ricarda ist

14 AUFSTIEG BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 15 ZUSAMMENGEWACHSEN

Helping Hands

Neunt- und Zehntklässler der Lise-Meitner-Gesamtschule Köln-Porz engagieren sich in einer sozialen Einrichtung ihrer Wahl im Stadtteil, jeweils zwei Stunden pro Woche. Das Projekt läuft in den Ergänzungsstunden und dauert jeweils zwei Jahre. Im ersten Halbjahr lernen die Schüler, was bürgerschaftliches Engagement ist und wo sie sich engagieren können. Regelmäßig refl ektieren sie das Erlernte und Erlebte. Die Schule ist sozialgenial-Mitglied. „Sie bekommen viel zurück“ Im Helping-Hands-Projekt haben sie ihren Stadtteil von neuen Seiten Was das Schülerengagement für das Zusammenleben in der Lise-Meitner- kennengelernt Gesamtschule und die Vernetzung im Stadtteil bedeutet.

Messdienerin und nimmt wie Léon Schulprojekts einmal in der Woche in regelmäßig an den Versammlungen einem Jugendzentrum bei der Betreu- eweils zwei Stunden in der treffen an jedem Tag im Mikrokosmos lächelt spontan bei ihrem Anblick und der Schülervertretung teil. Dort dis- ung von Kindern. „Wir gehen zum Woche engagieren sich die Schulgelände aufeinander. Die Lise- rappt: „Frau Lebens, Frau Lebens, die kutieren interessierte Schüler, wie sie Beispiel gemeinsam einkaufen und Schülerinnen und Schüler Meitner-Schule hat sich ein friedliches macht immer mit, die ist immer dabei.“ ihren Schulalltag verbessern können, kochen dann zusammen“, erzählt sie. J im Rahmen von Ergänzungs- und respektvolles interkulturelles und Der Gemeinschaft fühlen sich zum Beispiel durch die Umgestaltung Das hat sie sich selbst bei ihrer Mut- stunden in den verschiedensten interreligiöses Miteinander auf die einige auch nach ihrer Schulzeit noch des Raums für die Schülervertreter. ter abgeschaut. Der Umgang und die sozialen Einrichtungen im Stadtteil. Fahnen geschrieben. verbunden. Eine ehemalige Schülerin, Léon, Cara und Ricarda mögen Verantwortung für die Jüngeren tun ihr Klar, sie setzen sich ein, „aber sie Bei Petra Lebens, der didakti- mittlerweile Fußballtrainerin und Lehr- ihren Stadteil und ihre Stadt. Hier gut. Sie sei dadurch selbstbewusster bekommen auch so viel zurück“, sagt schen Leiterin, laufen die Fäden des amtsstudentin, trainiert die Mädchen- ist ihr Zuhause. Was bedeutet das? geworden, sagt sie. Cara ist Einzel- Petra Lebens, didaktische Leiterin der Schüler-Engagements zusammen. mannschaft der Schule. Ein anderer kind, Ricarda hat sich hingegen eine Schule. Sie ärgert es, wenn das Umfeld der Ex-Schüler, mittlerweile Wirtschafts- ruhigere Tätigkeit gesucht. Sie, die Die Schüler spüren, dass sie Lise-Meitner-Schule städtebaulicher informatiker, hilft der Schule bei ihrem „Zuhause ist, zuhause häufi g auf ihre drei jüngeren gebraucht werden, schulen ihre Sünden der Vergangenheit wegen Internetauftritt. Zwei Nachbarn, pen- dass ich mich hier Brüder aufpasst, hilft in der Bücherei, sozialen Kompetenzen, gestalten auf als „Problemkiez“ bezeichnet wird. sionierte Karosseriebauer, basteln mit Bücher einzusortieren und Veranstal- Augenhöhe mit alten Menschen und Der Begriff sei stigmatisierend und Schülern an Fahrzeugen herum. wohl fühle, dass tungen zu organisieren. kleinen Kindern den Alltag. Kommu- unfair gegenüber ihren Schülern, die Der Umgang an der Lise-Meitner- meine Familie hier nikation ist dabei der Schlüssel. In sie ganz und gar nicht so erlebt, wie Gesamtschule zeigt: Es lohnt sich, ist“ Wie will er selbst im Alter leben? Köln Porz, wo viele Bewohner einen es dieses Label vermuten lässt. „Das Kindern und Jugendlichen unvoreinge- Léon wiederum hat seine Helping- Léon Wittwer Hands-Stunden mit Senioren im Altersheim verbracht, bei der Bewir- Die Schüler profi tieren auch sprachlich von ihrer tung der Bewohner mit Kaffee und Arbeit in den sozialen Einrichtungen „Dass ich mich hier wohl fühle, dass Kuchen geholfen oder Spiele mit meine Familie hier ist“, sagt Léon. ihnen gespielt. Der 17-Jährige mag „Sich angenommen fühlen und Sicher- den Umgang mit den alten Men- Migrationshintergrund haben, profi - sind tolle Kinder und Jugendliche. Die nommen und mit Respekt zu begeg- heit“, fügt Cara hinzu, das Gefühl, sich schen. „Das habe ich mir bewusst tieren die Schülerinnen und Schüler schlagen mir keine Bitte aus“, sagt sie. nen, und dafür steht das Kollegium der frei auf der Straße bewegen zu kön- ausgesucht“. Wie will er selber im daher auch sprachlich von ihrer Arbeit Petra Lebens ist Vertrauens- und Schule ein. „Die brauchen keine Rat- nen. Was nicht heißt, dass die beiden Alter leben? „Keine Ahnung“. Für ihn in den sozialen Einrichtungen und den Respektperson in einem, das ist schläge“, sagt Petra Lebens, „sondern nicht schon einmal in brenzlige Situa- selbst ist diese Lebensphase noch Nachbesprechungen im Unterricht. schnell zu spüren, wenn man an jemanden, der ihnen zuhört.“ tionen geraten sind. Léon wurde mal sehr weit weg. „Darüber mache ich Manchmal eröffnet das Engagement ihrer Seite durch das weit verzweigte von Gleichaltrigen verprügelt, weil mir noch keine Gedanken.“ in einer sozialen Einrichtung auch die Schulgebäude läuft. Alle paar Meter Dr. Petra Krimphove diese sich schief angeschaut fühlten. Tür zu einem Ausbildungsvertrag. wird sie mit einer Bitte angesprochen, Angst hat er deshalb nicht. Dr. Petra Krimphove Für die Lehrer werden wiederum mal schütten Schüler ihr Herz aus und Sie kennen die vielen Seiten von im Engagement der Schüler neue Sei- sie tröstet über schlechte Noten hin- Köln-Porz auch aus ihren Helping- ten offenbar, die im regulären Schul- wegt, mal spricht sie ein ernstes Wort Hands-Projekten an der Lise-Meit- unterricht nicht zum Vorschein kom- mit jenen, die nicht alles gegeben

ner-Schule. Cara hilft im Rahmen des FOTO: Petra Krimphove men. 1.300 Schüler aus 60 Nationen haben. Eine Schülerin mit Dreadlocks

16 AUFSTIEG BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 17 SCHÜLER Fürs Leben gelernt

Seit 2009 läuft das Service-Learning-Programm sozialgenial. 2018 überschreitet die Zahl der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler die 100.000. Denis Brijani hat im ersten Jahrgang mitgemacht und profi tiert bis heute – berufl ich und privat.

er heute 26-jährige Denis und dass ich gerne in den Vertrieb sönliche Beratung zuständig. Zuvor Brijani gründete 2009 mit möchte.“ hat er hier eine Ausbildung gemacht. Mitschülern in seiner Stein- Im Projekt spielten die Schüler Bei der Auswahl seines Ausbildungs- Dfurter Handelsschule eine bis zum Verkauf auf dem Markt alle betriebs war ihm der Qualitätsan- Schülerfi rma für den Verkauf von Fair- Prozesse durch, kauften ein und spruch wichtig: Sein Arbeitgeber trade-Produkten. Sie boten sie in der disponierten. „Wir haben unterneh- achte sehr auf gute Produktionsbe- Schule und auf dem Wochenmarkt an. merisches Denken entwickelt“, sagt dingungen bei den Herstellern der von Denis Brijani gewann dabei zwei Ein- Brijani.Er kann sich noch gut daran ihm vertriebenen Büromöbel, sagt er: sichten. Die erste: „Mir war vorher gar erinnern, wie er hinter dem Wochen- „Meine Chefi n legt auf diesen Punkt nicht bewusst, dass es so etwas wie marktstand und in den Schulpau- sehr viel Wert.“ Fairtrade überhaupt gibt“. Seit damals sen Kunden für die fair gehandelten Auch in seinem privaten Konsum Schüler der Verbundschule Möhnesee (Nordrhein-Westfalen) auf dem Weg zum Umweltprojekt schaut er beim Einkaufen auf ökologi- Waren gewinnen wollte. Es brauchte wirkt das sozialgenial-Projekt nach. sche und fair produzierte Waren. Die Argumente, warum die Produkte ihren So greife er zu, wann immer Bananen zweite: Verkaufen macht ihm Freude. höheren Preis wert waren, und er mit einem Fairtrade-Siegel angebo- „Mir hat das Gespräch mit den Kunden hatte sie: Die Schülerfi rma hatte sich ten würden. Und im Büro überlege er sehr viel Spaß gemacht“, sagt er. „Ich zuvor damit auseinandergesetzt, unter zweimal, ob er eine Datei nun wirklich sozialgenial – Schüler habe gemerkt, dass mir der Kontakt welchen sozialen und ökologischen ausdrucken müsse. engagieren sich mit Menschen und die Beratung liegen Bedingungen die Waren in welchen Darüber hinaus steht gesellschaft- Ländern geerntet oder hergestellt liches Engagement derzeit zwar nicht ... ist das Service-Learning-Programm der Stiftung wurden. Erhielten die Arbeiter einen auf seiner Agenda. Denn sein Alltag Aktive Bürgerschaft. Es startete 2009 auf Initiative der WGZ BANK (heute DZ BANK) in Nordrhein- fairen Lohn oder wurden sie ausge- ist mit seinem Job und Hobbies wie Westfalen (NRW) und läuft seit 2016 auch in Hessen. beutet? Wirtschaft hat immer auch Fußball, Fitness und Musik ausgefüllt. Bis Mitte 2018 haben sich insgesamt mehr als 106.000 eine gesellschaftliche, eine ethische Doch ein politisches Thema treibe ihn Schülerinnen und Schüler aus 708 Mitgliedschulen in Komponente. Hinter dem Marktstand um: „Ich mache mir Sorgen, ob ich 2.640 Projekten engagiert. Sozialgenial wird gefördert von der DZ BANK und weiteren Genossenschaftsbanken lernten Denis Brijani und seine Mit- später ein ausreichendes Auskommen und unterstützt vom Ministerium für Schule und schüler, dass Kunden bereit sind, für durch meine Rente haben werde“, Bildung des Landes NRW und vom Hessischen diese Faktoren einen höheren Preis in sagt Denis Brijani. In diesem Punkt Kultusministerium. Kauf zu nehmen. werde für seine Generation zu wenig www.sozialgenial.de Heute ist Brijani Groß- und Außen- getan. Da könne er sich vorstellen, handelskaufmann in einem Büromö- sich in die Debatte einzubringen. belvertrieb in Münster und dort für die Schüler präsentieren ihr Engagement: In Vechta (Niedersachsen) lief Denis Brijani Auftragsabwicklung und für die per- Dr. Petra Krimphove FOTOS: privat (li.), Ralf Emmerich / Aktive Bürgerschaft (re. oben), Timo Lutz Werbefotograife (re. unten) 2015 ein sozialgenial-Modellprojekt an drei Schulen.

18 AUFSTIEG BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 19 Gute Taten machen zufrieden. Doch wenn die Motivation dazu von Dauer sein soll, muss Engagement gut organisiert sein. Bei Bürgerstiftungen fi nden Engagierte, was sie brauchen.

Freude FOTO: Thorsten Arendt / Aktive Bürgerschaft

20 FREUDE BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 21 mehr umtrieben als die Produktion Wieder geht es um den Aufbau eines Erzieherinnen und Erziehern nicht von Fahrradteilen. Also ging er 1995 Netzwerks. Unter dem Dach der Bür- mehr in deren Ausbildung fest veran- wieder an die Uni, nebenberufl ich, und gerstiftung leitet er eine ehrenamtliche, kert ist. Nun begann eine ganz neue studierte Gesundheitswissenschaften. interdisziplinäre Fachgruppe: „Projekt- Engagement-Erfahrung für Barbara In der gleichen Zeit machte seine Frau, management mit gut ausgebildeten Junker, eine mit Freude und Sinn. unausgefüllt in ihrem Berufsalltag als interessierten Menschen, das macht Die Zeit mit den kleinen Kindern war medizinische Fachangestellte, eine Spaß.“ „eine beglückende Erfahrung“ erin- Ausbildung zur Heilpraktikerin. „Die Sorgen bereiten ihm hingegen die nert sie sich und ihr Gesicht beginnt neunziger Jahre waren für uns eine minimalen Erträge seiner Stiftung auf zu strahlen. Sie hat erlebt, wie völlig spannende Zeit“, erinnern sie sich. dem Kapitalmarkt. Sie reichen nicht verschüchterte Kinder sich langsam Dietrich Junker schloss 1997 sein mehr aus, um sinnvolle Projekte zu durch die Musik öffnen, wie das Sin- Studium als „Master of Public Health“ fi nanzieren. Daher entschied er sich gen ihre sprachliche Ausdruckskraft ab, blieb aber noch in der Geschäfts- vor drei Jahren, die Hälfte des Vermö- verbessert, wie hyperaktive Kinder leitung seines Familienbetriebs. 2005 gens für die Verwendung freizugeben. zur Ruhe kommen, wie Jungen und überließ er einem Geschäftsführer die So kann er jedes Jahr neu entschei- Mädchen aus unterschiedlichen sozi- operative Leitung und gründete eine den, wohin sein Geld fl ießt. Unter Stiftung zur Förderung der ambulan- anderem fi nanziert er eine Koordinie- ten Palliativmedizin. Er gliederte sie als rungsstelle in einem Sportverein, der Manche trauen sich nicht Treuhandstiftung der Bielefelder Bür- in das Sieker-Projekt eingebunden ist. gerstiftung an. „Das war damals die Wie erfolgreich dies sein wird, wird alen und kulturellen Hintergründen einzige Adresse, mit der ich zusam- die Zukunft zeigen. Das sieht er recht durch das Singen zusammenfi nden. menarbeiten wollte“, erinnert er sich. gelassen, denn gute Ideen brauchen Von den Kindern Woche für Woche STIFTER Mit den Erträgen aus seiner Stif- Zeit für eine nachhaltige Entwicklung. begeistert begrüßt zu werden, das tung, die inzwischen über ein Kapital Barbara Junker schätzt hinge- sei zudem eine wunderbare Beloh- von 600.000 Euro verfügt, und seiner gen das unmittelbare und ehrliche nung. Junker koordiniert als Projekt- Das Bielefelder Ehepaar Barbara und Dietrich Junker engagiert sich mit und bei der Bielefelder Bürgerstiftung Expertise als Gesundheitswissen- Feedback, das sie als Singpatin im leiterin auch die Einsätze der anderen Singpaten und vermittelt interessierte Bielefelder an Kitas und Kindergärten. Das ist eine Herausforderung, denn es fehlt an Freiwilligen. „Viele trauen „Beglückende Erfahrung“ sich nicht“, bedauert sie. Die Junkers haben die für sie pas- senden Engagementfelder gefunden. schaftler half Dietrich Junker, das Bie- Kita-Projekt erlebt: „Die Kinder zei- Und auch was den Familienbetrieb Mal ist ein strahlendes Gesicht die Belohnung, mal treibt der Wunsch nach lefelder Palliativnetzwerk für die häus- gen direkt, ob ihnen etwas gefällt. betrifft, hat sich alles gut gefügt: Ab liche Versorgung unheilbar kranker Das ist richtig schön.“ Ohne diese dem kommenden Jahr wird der jün- gesellschaftlichen Veränderungen an: Bürgerschaftliches Engagement speist sich und alter Menschen mit aufzubauen. direkte Rückkopplung leidet die Moti- gere, fahrradbegeisterte Sohn als aus den unterschiedlichsten Quellen. So auch bei Barbara und Dietrich Junker. Er brachte die Kooperation von Ärz- vation, so weiß sie aus persönlicher Geschäftsführer das Unternehmen in ten, Pfl egekräften und Hospizdiensten Erfahrung. Vor 20 Jahren leitete sie die nächste Generation führen. auf den Weg und war viele Jahre lang das „Kinder und Jugendtelefon“ des Manager des Netzwerks. Und da in Kinderschutzbundes Bielefeld unter Dr. Petra Krimphove ietrich Junker ist ein Macher, Ihre Heimat, das ostwestfälische ihres Mannes leitete in fünfter Gene- den neuen Strukturen Fachkräfte fehl- dem Dach einer bundesweiten Initia- der Veränderungen bewir- Bielefeld, ist eine unaufgeregte Stadt. ration eine heute 150 Jahre alte Fabrik ten, fi nanzierte er unter anderem die tive, bei der Kinder und Jugendliche ken will. Der Westfale setzt „Bodenständig und solide“, seien die für Fahrradzubehör. Ausbildung von 15 Palliativpfl egern. in Not ein offenes Ohr fi nden. Sie Dsein Geld und seine Kräfte Menschen, so Dietrich Junker. Das Nun stehen die Strukturen des organisierte die Zuständigkeiten und für einen strukturellen Wandel ein: Er Paar fi ndet, dass die Dinge hier ganz Lebensaufgabe gesucht Palliativnetzes in Bielefeld und Jun- war auch selbst am Hörer. „Aber es förderte den Aufbau eines Palliativ- gut laufen. „Das ist eine wichtige Dietrich Junker übernahm die Firma ker hat sich weitestgehend daraus war eine sehr einsame Geschichte“,

netzwerks und engagiert sich mit der Triebfeder, sich zu engagieren“, sagt in den neunziger Jahren, obwohl er zurückgezogen. „Das läuft“, sagt er. erinnert sich Barbara Junker. Nicht Bielefelder Bürgerstiftung Bürgerstiftung für Kinder aus sozial Dietrich Junker. Wo es dennoch hake, keine rechte Berufung dazu verspürte. Zeit für Neues: Er baute das Ärztenetz nur wegen manchen Scherzbolden Sie vernetzt engagierte Bürger und bietet schwachen Familien. Seine Frau Bar- müsse man sich einbringen: „Immer „Ich bin meinem Vater zuliebe einge- Bielefeld auf, das er nun managt. Vor am anderen Ende der Leitung, son- Dienstleistungen für Stifter. bara koordiniert die Initiative „Musik im nur stöhnen und meckern hilft schließ- stiegen“, sagt er. Das Ende des Fami- drei Jahren verlagerte er zudem seine dern sie vermisste in und nach den Kindergarten“ der Bielefelder Bürger- lich keinem.“ lienbetriebs einzuläuten, war damals Zusammenarbeit mit der Bürgerstif- Gesprächen auch das Gefühl, dass www.bielefelder-buergerstiftung.de www.aktive-buergerschaft.de/ stiftung. Das Projekt vermittelt ehren- Barbara und Dietrich Junker sind keine Option für ihn. Doch: „Es gärte tung auf die Gesundheitsprävention ihr Einsatz etwas beim Gegenüber buergerstiftungsfi nder amtliche Singpaten in Kitas und Kin- beide in Bielefeld aufgewachsen und in mir. Das war einfach nicht meine von Kindern in dem sozial schwa- bewirkte. dergärten. Barbara Junker freut sich haben zwei Söhne großgezogen. Lebensaufgabe.“ chen Bielefelder Stadtteil Sieker. „Wir 2011 hörte sie vom Singpaten-Pro- Die Bürgerstiftung Bielefeld wird unterstützt jede Woche auf und über den Spaß, Dietrich Junker wurde 1955 geboren, Dann erkrankte der Vater an Par- fördern dort über Bewegungsprojekte jekt „Musik im Kindergarten“ bei der von der Volksbank Bielefeld-Gütersloh. den die Kleinen am Singen haben. Barbara 1958, beide als Kinder von kinson. Da wurde Dietrich Junker klar, nachhaltig die Kinder in Grundschu- Bürgerstiftung, das initiiert wurde, um Deren direktes und unmittelbares Selbständigen. Ihr Vater führte eine dass ihn die Versorgungsdefi zite im len und zwei Kitas mit fast 100 Pro- Musik nachhaltig in Kitas zu etablieren

Feedback ist ihre größte Motivation. Drogerie in der Innenstadt, der Vater deutschen Gesundheitswesen weit FOTO: Petra Krimphove zent Migrationshintergrund“, sagt er. – da die musikalische Ausbildung von

22 FREUDE BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 23 EIN JAHR MIT … … einer sozialgenial- Projektleiterin

An der Gesamtschule Siegburg haben sich im Schuljahr 2017/18 zehn Schüler „sozialgenial“ engagiert. Für ihre Lehrerin Barbara Schmiedek hieß das: Vorbereiten, nachbereiten, motivieren. Und vermitteln, wenn Erwartungen und Realität auseinanderklafften. Eine Aufzeichnung.

September 2017 September/Oktober In der folgenden Phase spielt sich Ser- vice Learning nicht nur in Schmiedeks Barbara Schmiedek schreibt einen Vorarbeit: Die Schülerinnen und zwei Wochenstunden ab, sondern, so Was sind eure Stärken und Schwächen? Was habt ihr im Engagement gelernt? Lehrerin Barbara Schmiedek (li.) im Dialog mit ihren Schülern Brief an die Neuntklässler ihrer Schule. Schüler sollen sich selbst besser hat sie es mit den Kollegen abgespro- Es ist eine Art Werbetext für ihr sozial- einschätzen können mit Hilfe einer chen, die Deutschlehrerin übt parallel genial-Angebot, Service Learning wird Stärken-Analyse. Für so etwas gibt in ihrem Unterricht Bewerbungsschrei- für die Neuntklässler in sogenannten es erfreulicherweise schon gut entwi- ben und Lebenslauf. Die Gesellschafts- November 2017 es nochmal suchen. Die Schülerin Tätigkeit der Sozialarbeiter, die sie als Ergänzungsstunden angeboten. Die ckelte Instrumente. Schmiedek arbeitet lehre-Kollegen thematisieren, warum bewirbt sich bei einem Seniorenheim, „rumstehen und quatschen“ wahrzu- Schülerinnen und Schüler haben mit dem „Profi lpass“, der, anders als Engagement wichtig ist. Gute Nachricht nach den Ferien: Fast doch irgendwie ist der Wurm drin – nehmen behaupten. Schmiedek hängt die Wahl – sie könnten sich auch als manche anderen Tools, nicht komplett alle Schülerinnen und Schüler haben hier kommt überhaupt keine Reak- sich rein: „Für die Jungs wäre es gut, Streitschlichter ausbilden lassen, im berufsorientiert ist. einen Platz für ihr Engagement in tion. Also nochmal suchen. Am Ende wenn sie das Projekt durchhalten“. Sanitärdienst der Schule engagieren Dann besucht die Lehrerin mit Oktober 2017 einer Einrichtung bekommen. Zwei klappt es bei einem Seniorenzentrum Denn: Für viele der Schülerinnen oder einen Kunstkurs wählen. Für ihren Schülern die Freiwilligenagen- gehen in ein Jugendzentrum, andere nahe der Schule, wenn auch erst ab und Schüler ist das Projekt eine diejenigen, die seit der achten Klasse tur Siegburg. Die hat schon über ein Rechtzeitig vor Beginn der Herbstferien Einsatzorte sind ein Wohnheim für Januar. Aber: geschafft! Chance, außerhalb der schulischen Spanisch lernen, steht ohnehin schon Patenprojekt Kontakt zur Schule, in am Ende des Monats müssen die Erwachsene mit Beeinträchtigungen, Leistungserwartungen, die sie manch- fest, dass sie den Ergänzungsunter- dem ehrenamtlich handelnde Erwach- Bewerbungen abgeschickt sein. Aus- eine Offene Ganztags-Grundschule, mal nicht erfüllen können, ihre Stärken richt mit der Sprache belegen müssen. sene Schülern zur Seite stehen, die gerechnet das Tierheim, das ganz eine inklusive Kindertagesstätte, ein Dezember 2017 zu zeigen und Selbstwirksamkeit zu Schmiedeks Brief verteilen die Schwierigkeiten mit dem Lernen oder oben auf der Engagement-Wunschliste Se niorenzentrum. Schmiedek hält spüren. Daher ist es für sie besonders Klassenlehrer, bevor die Schüler die der Selbstorganisation haben. Schmie- vieler Schüler steht, scheidet als Ein- sich so lange wie möglich aus den Bis auf die Nachzüglerin verbringen wichtig, Phasen der fehlenden Moti- Kurse wählen. Erfolg: Zwölf junge deks junge Leute erhalten hier eine Ein- satzort aus. Denn es macht zur Bedin- Bewerbungen heraus. „Aber wenn jetzt alle Schüler ihre Ergänzungsstun- vation durchzuhalten. Schmiedek hält Leute fi nden sich zum ersten Tref- führung: Was genau ist eigentlich unter gung, dass die Schüler Vereinsmitglied es hakt, schalte ich mich einma- den in den Einsatzorten. Schmiedek sie immer wieder dazu an. Die Unter- fen bei Schmiedek ein. Sie gleicht bürgerschaftlichem Engagement zu werden. Aber es gibt genug Alternativen. lig ein, maile oder telefoniere“, sagt hält über die elektronischen Medien stützung des Projekts durch die Eltern die Vorstellungen ab: Was schwebt verstehen? Was ist ein Ehrenamt? Wel- Barbara Schmiedek schreibt wie- sie. Kommt dann nichts, rät sie den Kontakt. Wer will, kann sie in ihrem ist in diesem Engagementkurs eher ihnen vor und was ungefähr kommt che Möglichkeiten zum Engagement der, diesmal: Infobriefe an die Leitun- betroffenen Schülern umzudisponie- Büro in der Schule aufsuchen. gering, sprachliche Verständigungs- auf sie zu? Zwei Schüler entscheiden gibt es? Jeder erhält eine Mappe, in gen der Einrichtungen, die sie den ren. Probleme gibt es im Jugendzen- schwierigkeiten, fehlende Zeit und sich nochmal um. Zehn werden sich der die Einrichtungen verzeichnet sind, Schülerinnen und Schülern mitgibt, In diesem Jahrgang hakt es tat- trum: Die beiden 15-jährigen Jungs vielleicht auch eine andere Vorstellung „sozialgenial“ engagieren. die freiwillige Helfer suchen. Zurück in wenn sie dort vorstellig werden. Was sächlich bei einer Schülerin. Erst identifi zieren sich nicht so recht mit von „Lernen“ spielen dabei eine große Nun muss Schmiedek einen wei- der Schule, gleichen die jungen Leute zwei Schüler sogar noch vor den ist sie krank, dann bewirbt sie sich ihrer Aufgabe dort. Sie sollen mit jün- Rolle. teren Brief schreiben, diesmal an die diese möglichen Einsatzorte mit den Ferien schaffen. „Manche sind ganz bei einer Einrichtung für psychisch geren Kindern kochen und einkau- Mit der Jugendzentrumsleiterin Eltern. Sie müssen ihr Einverständnis Ergebnissen aus ihren Stärkenanaly- schön aufgeregt“, erzählt Schmiedek, Kranke. Dort bekommt sie eine fen, fi nden die damit verbundenen vereinbart Schmiedek, bis Februar geben, dass die Schüler sich außer- sen ab. Sie fragen sich: Was kann ich „aber viele gehen auch zu zweit in die Zusage. Doch dann überlegt die Ein- Anforderungen aber nicht angemes- abzuwarten. In der Schule bindet

halb der Schule engagieren. gut, was anderen nützt? Einrichtungen, dann geht das.“ Franke Maximilian FOTO: richtung es sich anders. Nun heißt sen. Lieber orientieren sie sich an der sie den Abteilungsleiter ein, eine

24 FREUDE BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 25 Barbara Schmiedek

... unterrichtet seit 2016/17 Deutsch und Praktische Philosophie an der Gesamtschule der Kreisstadt Siegburg, deren Didaktische Leiterin sie ist. Mit sozialgenial sammelte sie zuvor bereits in Sankt Augustin und Bonn Erfahrungen. In Siegburg führte sie sozialgenial 2016/17 als AG für die Siebtklässler ein und bietet es seit 2017/18 auch im Rahmen des Ergänzungsunterrichts für ältere Schüler an. Regelmäßig engagiert sie sich in den Kreativwerkstätten der Aktiven Bürgerschaft.

Die Gesamtschule Siegburg

... ist eine vierzügige Oberschule im Aufbau. Sie startete im Schuljahr 2013/14 mit einem 5. Jahrgang. Im Schuljahr 2017/18 hatte sie rund 540 Schülerinnen und Schüler und 52 Lehrende.

Hier jubeln und winken die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Siegburg. Sachliches Ambiente: der Eingang zur Schule

zusätzliche männliche Ansage fällt Februar 2018 ist schön!“, sagt Schmiedek. Denn Schmiedek führt Refl exionsgespräche Juli 2018 bei diesen beiden Schülern, bedingt hier kann sie die jungen Menschen mit ihnen: Wie bewerten sie ihr Enga- durch ihr Rollenverständnis, auf frucht- Barbara Schmiedek erkundigt sich in neuen, anderen Rollen erleben. Sie gement? Schriftlich lässt sie sie Sätze Krönender Abschluss: Die Schülerin- bareren Boden, hofft sie. beim Jugendzentrum, wie sich die sind stolz, sie kennen sich aus, sie vervollständigen, die zum Beispiel mit nen und Schüler erhalten ihre Zertifi - beiden Jungen machen. Die Rück- können viel erklären. Freudige Über- „Besonders gefallen hat mir...“ beginnen. kate und gefeiert wird mit einem gro- meldung ist durchwachsen, aber raschung: Die beiden „Sorgenkin- Es kann ja nicht jeder alles gut in Worte ßen Eisessen. Und dann sind Ferien! Januar 2018 insgesamt geht es jetzt in Ordnung. der“ aus dem Jugendzentrum haben fassen – unter dem Strich können aber Für die Schüler. Die Lehrerin hat noch Offenbar hat das Gespräch des Kol- ihren Rollenwechsel bewältigt, viel- fast alle etwas für sich mitnehmen. eine Aufgabe zu bewältigen, nämlich Die Nachzüglerin kann nun auch ihr legen Abteilungsleiter mit den Jungs leicht auch, weil sie vom Hausmeister mit der Schulleitung die Planung des Engagement beginnen. In der Schule die erhoffte Wirkung entfaltet. Der aus der Küche abgezogen und zum nächsten Schuljahres abzusprechen: ist es jetzt tatsächlich ruhig. Ab und Einsatz kann also weitergehen. Für Bauen von Palettenmöbeln einge- Juni 2018 Lässt sich Service Learning als Ergän- zu fragen die Klassenlehrer bei den die Zukunft macht Schmiedek schon- setzt wurden. Auffl iegen tut dagegen zungsfach auf die Klassen 8, 9 und 10 sozialgenial – Schüler Schülern nach, wie es läuft. Gele- mal ein kleines Fragezeichen an das ein Mitschüler, der in einem Heim für Barbara Schmiedek bestellt bei der ausweiten und in den siebten Klassen engagieren sich gentlich kontrolliert Barbara Schmie- Jugendzentrum als geeigneten Ein- behinderte Menschen arbeiten sollte: Aktiven Bürgerschaft die Zertifi kate, als AG anbieten? Wenn ja, wie müs- dek die Anwesenheitsbögen, die sich satzort: „Es ist vielleicht schwierig für Er ist nur dreimal hingegangen. Doch mit denen sie den Schülerinnen und sen die Stundenpläne aussehen? Nach ... ist das Service-Learning-Programm die Schüler von den Einrichtungen die Schüler, die Rolle zu wechseln, insgesamt ist die Rückmeldung aus Schülern ihr Engagement bescheinigt. dem Schuljahr ist vor dem Schuljahr. der Stiftung Aktive Bürgerschaft. Es startete 2009 in Nordrhein-Westfalen abzeichnen lassen müssen. Einmal wenn sie das Zentrum auch ganz nor- den Einsatzorten sehr positiv. „Die Diese schreiben ihrerseits mithilfe der Aber jetzt sind trotzdem erstmal Ferien. (NRW) und läuft seit 2016 auch meldet sich eine Grundschullehrerin, mal in ihrer Freizeit aufsuchen.“ Schüler haben sich super entwickelt“, Lehrerin Dankeskarten an ihre Ein- Auch für Barbara Schmiedek. in Hessen. Bis Mitte 2018 haben weil der Schüler, der sich in der Offe- lautet der Satz, den Barbara Schmie- richtungen. Schmiedek wiederum sich insgesamt mehr als 106.000 nen Ganztagsgrundschule engagiert, dek am meisten zu hören bekommt. holt Rückmeldungen der Einrichtun- Gudrun Sonnenberg Schülerinnen und Schüler aus 708 Mitgliedsschulen in 2.640 Projekten geschwänzt hat. Er begeistert dort gen ein: Wie ist es aus ihrer Sicht März/April 2018 engagiert. Sozialgenial wird gefördert die Kinder mit einer Fußball-AG, sie gelaufen? Soll es im nächsten Jahr von der DZ BANK und weiteren haben ihn prompt vermisst. Ein klei- Jetzt macht Schmiedek eine Rund- Mai 2018 mit neuen Schülern weiter gehen? Genossenschaftsbanken und unterstützt nes Gespräch reicht zum Glück, um tour durch alle Einrichtungen, ver- Im vergangenen Jahr, als Schmiedek vom Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW und vom Hessischen die Sache in Ordnung zu bringen. einbart Besuchstermine und lässt Ende des Monats kehren die Schü- eine sozialgenial-AG mit Siebtkläss- Kultusministerium. sich dann von den Schülerinnen und lerinnen und Schüler aus den Ein- lern betreute, waren alle Einrichtungen Schülern die Einsatzorte zeigen. „Das sätzen in die Schule zurück. Barbara FOTOS: Maximilian Franke Barbara (li.), Schmiedek (re.) sehr zufrieden. www.sozialgenial.de

26 FREUDE BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 27 FREIWILLIGENMANAGEMENT Bürgerstiftung Wiesloch

Die BürgerStiftung Wiesloch initiiert und stärkt bürgerschaftliches Engagement in # Mitmachen der Stadt. www.buergerstiftung-wiesloch.de www.aktive-buergerschaft.de/ buergerstiftungsfi nder Zeitstifter sind bei Bürgerstiftungen in bereits laufenden Projekten willkommen. Die Bürgerstiftung Wiesloch wird unter- Sie können bei ihnen aber auch eigene Ideen umsetzen. stützt von der Volksbank Kraichau.

chwimmen lernen? In einem wollen, als historisch interessierter Hausaufgaben. „Ich bin stolz auf den Kurs mit Fünfjährigen? Nicht Mensch. Doch blieb er im Sommer Jungen und wie er sich entwickelt“, Zuwendung beabsichtigt: Sven Peterhänsel (li.) und Michael Segler auf ihrer Smalltalk- zu machen mit Arda, er ist 2015 auf dem Hamburger Straßenfest sagt er. Im Grunde ist sein Enga- Bank in Wiesloch, dahinter die Plakate der Schulkinder Sschließlich schon acht. Also „Altonale“ an einem Stand mit einem gement ein Selbstläufer. Trotzdem muss Eckhard Ostermann ran. großen Stadtplan von Hamburg und nimmt er gerne an den Aktivitäten teil, Geduldig versucht er, dem Jungen die der Frage „Wo ist dein Lieblingsort?“ die die BürgerStiftung Hamburg den Schwimmzüge beizubringen. Der hängen. Eine Frau von der Standbe- Mentoren anbietet: Moscheebesuche, Kleine rutscht und spielt lieber. Doch treuung zog ihn ins Gespräch. Fünf Ausfl üge, Workshops etwa über türki- Minuten später hatte Ostermann sche Kultur und Gepfl ogenheiten. „Die BürgerStiftung Hamburg begriffen, dass er bei der Bürger- sind super organisiert und da kommt stiftung gelandet war, und dachte: unheimlich viel bei rum“, sagt Oster- ilo Krieg-Sieber ist „Zeitschen- Inzwischen ist Krieg-Sieber auch soll. „Uns war die gelebte Nachbar- Sie wirbt gezielt um Ehrenamtliche und begleitet „Warum sich eigentlich nicht für Kinder mann. Und die Mentoren geben sich kerin“ bei der Bürgerstiftung in das Organisationsteam des Pro- schaft wichtig“, sagt Peterhänsel. Die ihr Engagement mit Workshops und Coaching. engagieren?“ gegenseitig Ausfl ugstipps. Wiesloch. Das geht so: Men- jekts mit eingestiegen. „Wir organi- Bürgerstiftung sagte ihre Unterstüt- Eckard Ostermann hat sich anregen lassen. Yoldaş, das Projekt der Bürger- Arda ist inzwischen zehn Jahre alt. L schen spenden ebendiese in sieren die Erstkontakte, lernen die zung zu, und daraufhin holten Segler stiftung, in dem sich Hamburger Manchmal hat er Verabredungen mit Form von Gesprächen und Gesell- eines Abends erwischt Ostermann ihn Bürger um türkischstämmige Kinder Freunden und er entwickelt eigene schaft an Senioren, die viel allein sind. Bürgerstiftung Wiesloch dabei, wie er selbstvergessen ein paar kümmern, gefi el ihm. Der 53-jährige Interessen. Irgendwann wird Oster- Krieg-Sieber besucht seit den sechs Für Menschen, die sich mit eigenen Ideen engagieren wollen, Züge macht. Jetzt packt er den Jun- Unternehmensberater hat selbst mann loslassen. „Ich hoffe aber, dass Jahren des Projektbestehens einmal gen: „Du kannst es!“ Drei Wochen spä- keine Familie, aber sieben Nich- ich eine Bezugsperson für ihn bleiben pro Woche eine inzwischen 96-jäh- hat sie die passenden Prozesse. ter hat Arda sein Seepferdchen und ten und Neffen. „Mit denen komme kann“, sagt er. Nicht auszuschließen, rige Dame, spricht mit ihr, hört ihr zu. Ostermann ein Erfolgserlebnis mehr. ich gut zurecht, deshalb konnte ich dass er mit einem neuen Patenkind Rund 40 engagierte Menschen tun es Betreffenden auf beiden Seiten ken- und Peterhänsel die Kunstpädago- Dabei hatte er sich doch eigent- mir vorstellen, mich um ein Kind zu weitermacht, wenn Arda keine Zeit ihr gleich. nen und stellen passende Tandems gin Constance Berger ins Boot und lich im Denkmalschutz engagieren kümmern.“ Wie alle Yoldaş-Mentoren mehr für ihn hat. Das Projekt entstand aus einem zusammen“, sagt sie. Sie fragen diese ihre Nachbarin, die Grafikerin musste Ostermann sich mit einem Runden Tisch zur Unterstützung der nach, wie es läuft, und unterstützen, Jessica Füllenbach. Sie gestalteten Lebenslauf und einem Motivations- älteren Mitbürger in Wiesloch. Dort wenn es Probleme gibt. Für Krieg- mit Zeichnungen von Bergers Zweit- schreiben bewerben und ein poli- bildete sich eine Arbeitsgruppe, die Sieber bietet die Bürgerstiftung, zu klässlern die Plakate, während sich zeiliches Führungszeugnis vorlegen. das Zeitgeschenk-Konzept entwi- deren Gründungsstiftern sie gehörte, Segler und Peterhänsel eigenhändig Dann besuchten ihn die beiden pro- ckelte. Bei der Bürgerstiftung fand die noch mehr; sie hat auch im Netzwerk an die Herstellung der Bank mach- jektverantwortlichen Frauen von der Gruppe die benötigte organisatori- Asyl mitgemacht. ten. Eine gute Erfahrung, bilanzie- Bürgerstiftung in seiner Wohnung, um sche Unterstützung. Getreu ihrem Ziel, Projektbezogener haben Sven ren die vier rückblickend. Jessica zu sehen, wie er lebte. Es folgte eine den Ideen der Wieslocher Bürger eine Peterhänsel, Michael Segler, Cons- Füllenbach: „Das besondere an sol- erste Einweisung: Zu Beginn zusam- Heimat zu bieten, siedelte die Bür- tance Berger und Jessica Füllenbach chen ehrenamtlichen Projekten ist ja men mit der Mutter treffen, zuhause, gerstiftung das Projekt unter ihrem mit der Bürgerstiftung zusammen- auch, dass Menschen, die sich teil- das Kind kennenlernen, da kam auch BürgerStiftung Dach in ihrem Schwerpunkt „Plus- gearbeitet: Zu den Gesprächen zur weise vorher gar nicht kannten, mit die Betreuerin von der Bürgerstiftung punkt Alter“ an. Seither fördert sie Verbesserung des Zusammenlebens, Unterstützung der Bürgerstiftung ein mit. Das fünfte Treffen verbrachte Hamburg die Zeitschenker mit Geld für Fortbil- die die Stiftung 2017 veranstaltete, Projekt zusammen entwickeln, und

Ostermann schon mit dem Jungen Die BürgerStiftung Hamburg will dungen – dazu gehören Schulungen brachte Michael Segler zwei Ideen dass am Ende etwas ganz eigenes allein. zur Selbsthilfe anstiften und das im Umgang mit alten Menschen, über mit: Eine Smalltalk-Bank, die mit entsteht.“ Aus der Runde verlautet, Arda wird von einer alleinerziehen- Verantwortungsbewusstsein junger ihre Krankheiten und ihre psychische Mulden in der Sitzfläche dafür sorgt, ein Folgetreffen zum Nachdenken den Mutter großgezogen, Ostermann Menschen fördern. Situation – und mit Öffentlichkeitsar- dass die Menschen, die auf ihr sitzen, über weitere Aktionen sei bereits sieht ihn im Durchschnitt einmal die beit, die vor allem darin besteht, zum sich einander zuzuwenden. Und eine geplant. www.buergerstiftung-hamburg.de Woche. Sie unternehmen was zusam- www.aktive-buergerschaft.de/ Mitmachen aufzurufen, wenn neue Plakataktion, die Freundlichkeit und Eckhard Ostermann mit „Patenkind“ Arda men, oder Ostermann hilft bei den buergerstiftungsfi nder FOTOS: Michael Taterka / BürgerStiftung Hamburg (li.), Rosemarie Stindl / Bürgerstiftung Wiesloch (re.) Ehrenamtliche gebraucht werden. Rücksichtnahme in der Stadt fördern Gudrun Sonnenberg

28 FREUDE BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 29 Zukunft

Bürokratie und der Kampf mit den Finanzen: Das sind die ständigen Begleiter vieler Verantwortlicher in Nonprofi t-Organisationen. Wie kann ihre Arbeit erleichtert werden? FOTO: ChristianFOTO: Keller / istock.com

30 ZUKUNFT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 31 GREMIEN Die nächste Generation

In vielen Bürgerstiftungen übernehmen zurzeit neue Gesichter Verantwortung. Wo sehen sie die Herausforderungen, und wie passt das zu den Vorstellungen ihrer Aus dem Fotobewerb der Bürgerstiftung: Am U-Bahnhof Rathaus Neukölln. Kollegen aus der Gründungszeit?

Aufgabe, neben dem Bewährten krete Projekte kennen, die uns sonst auch die Öffnung für Neues voranzu- nicht begegnen.“ Um jüngere und Lauffähig machen treiben“, sagt er. Genau dafür holen berufstätige Menschen über die schließlich die Vorstandskollegen Unterstützung eines Projekts hinaus Einer konsolidiert, einer treibt die Öffnung voran: Im Vorstand der Bürgerstiftung Leute wie ihn ins Team. Heim küm- für die Mitarbeit in der Bürgerstif- Neukölln spiegelt sich der Wandel des Stadtteils wider Bürgerstiftung Neukölln mert sich um die Onlinekommunika- tung zu gewinnen, will Heim auch die tion. Berufl ich in der Kampagnenkom- interne Kommunikation digitalisieren. Sie fördert Kultur und Bildung und kümmert sich um Kinder und oziales Elend, Gewalt an Philippe Laville, Gründungsstifter Er meint damit: sich auf die Schwer- munikation unterwegs, macht er hier „Denn Menschen, die berufstätig sind, Jugendliche im Bezirk. Schulen, Straßenkriminalität und, bis auf eine Unterbrechung, seit punkte konzentrieren, auf Professio- sein berufl iches Wissen nutzbar. „Die haben nicht so viel Zeit für Sitzungen und Banden: Als „Bronx von damals bis heute Vorstandsmitglied. nalität setzen – „wir brauchen Leute, Reichweite der sozialen Medien ist in Gremien.“ Wenn diese Strategie www.neukoelln-plus.de Berlin“ galt Berlins größter „Und was für eine Stiftung wir sein die Projekte managen können“ – und größer als ein Flyer“, sagt er. Online aufgeht, wird es schon klappen mit www.aktive-buergerschaft.de/ S buergerstiftungsfi nder Stadtbezirk Neukölln 2005 – dem Jahr, wollten: Andere fördern? Oder selbst bei allen Projekten von Anfang an auf Spenden, Crowdfunding und digitale der Verstärkung. Er selbst ist ja das als eine Gruppe kämpferischer Bürger Projekte machen?“ eine solide Finanzierung achten. Vernetzung sind seine Stichworte: beste Beispiel dafür, dass die Zusam- Die Bürgerstiftung Neukölln wird die Bürgerstiftung gründete. Sie woll- Sie ließen sich zu beidem einiges „Ja, aber“, sagt zu diesen Zielen „Da lernen uns Menschen über kon- menarbeit funktioniert. unterstützt von der Berliner Volksbank. ten das Zusammenleben verbessern einfallen. Eine Trödelmarktgruppe sein jüngster und neuer Vorstands- und dem Image „Problembezirk“ das fi nanziert aus Verkaufserlösen Mini- kollege Thomas Heim. Er wurde im Bild der Initiativen, Kreativen und des projekte im Bezirk. Die Bürgerstiftung November 2017 in das Gremium kulturellen Lebens entgegensetzen, entwickelte ein Mentorenprojekt für gewählt, nachdem er sich erst als – all das, was es in dem Bezirk auch Schüler aus Haupt- und Sekundar- Pate bei den „Neuköllner Talenten“ Viel schöner geworden gibt. Aber wo anfangen? schulen, rief einen Bürgerpreis ins und dann in der Geschäftsstelle bei Am Anfang kannte sie keiner, heute schmiedet der Vorstand Drei-Jahres-Pläne: Die „Damals haben wir nach Ideen Leben, unterstützte Kulturprojekte. der Bürgerstiftung engagierte. Ja: Bürgerstiftung Region Neumarkt setzt auf eine Kontinuität des Wandels. gesucht, was wir machen könnten. Sie veranstaltete Theater-Wettbe- Er möchte auch die vorhandenen Vielfalt galt allgemein als Problem, wir werbe für Kinder und einen jährlichen Projekte auf eine gute Basis stellen – hingegen sahen dieses interkulturelle Fotowettbewerb, sie initiierte Dialoge nicht zuletzt, weil die Bürgerstiftung ine Stadt mit 40.000 Ein- lang war sie die einzige in der Ober- Vorstand, weitere sechs Jahre im Gemeinwesen als Chance, Potenzial und einen Chor gibt es auch. ihr Geld immer neu einwerben muss. wohnern und 90.000 Men- pfalz. „Wir haben sehr viel Aufbauar- Stiftungsrat, und seit Juni 2018 ist und Stärke von Neukölln“, sagt Jean- Nachdem die Bürgerstiftung dank Aber: Heim, 35 Jahre alt, will die schen in der Region: Das ist beit und Öffentlichkeitsarbeit geleistet“, sie wieder im Vorstand, dessen vier einer Förderung der Aktion Mensch Bürgerstiftung auch für neue Ideen E das Einzugsgebiet der Bür- sagt Finn. Sie mussten sich Projekte Vorgänger im Frühsommer 2018 nach e.V. für das Projekt „Neuköllner und Zielgruppen öffnen. Menschen gerstiftung Region Neumarkt in der ausdenken und Kooperationspartner jahrelanger Arbeit aus Zeit- oder per- Talente“ fi nanziell und organisatorisch wie er, die seit ein paar Jahren neu Oberpfalz im Nordosten Bayerns. Es suchen, und immer wieder galt es zu sönlichen Gründen ihr Amt abgegeben in eine andere Liga aufgestiegen ist, nach Neukölln hinzuziehen, Kreative, sei „überschaubar“, meint Vera Finn, erklären, was eine Bürgerstiftung ist. haben. „Um die Kontinuität zu halten“, steht für Laville heute die Konsoli- Familien, Berufstätige. Sie sollen die 2. Vorstand der Bürgerstiftung, „man „Wir haben wirklich bei Null angefan- sei sie wieder eingestiegen, sagt Finn. dierung im Vordergrund. „Wir haben Bürgerstiftung als Anlaufstelle für ihre kennt sich.“ Leider betraf das nicht gen“, sagt Finn. Damit läuft sie offene Türen ein: „Wir einen guten und seriösen Ruf“, sagt Projekte wahrnehmen. immer auch die Bürgerstiftung. Die Sie hat die Bürgerstiftung von bauen voll auf die Basisarbeit des er, „und jetzt müssen wir die Bürger- „Als neues und jüngeres Vor- musste nach ihrer Gründung 2006 Anfang an begleitet, als Gründungs- alten Vorstands, der die Bürgerstif-

Thomas Heim Jean-Philippe Laville stiftung auf Dauer lauffähig machen.“ standsmitglied sehe ich es als meine FOTOS: Rebecca Rodenwald (li.), privat (re.) erst bekannt gemacht werden; jahre- stifterin, die ersten sechs Jahre im tung sehr gut in der Region ver-

32 ZUKUNFT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 33 Eine Nestschaukel für die Kleinsten, fi nanziert von der Bürgerstiftung Region Neumarkt

netzt hat“, sagt Helmut Rauscher, fi ndet sie gut, was die Bürgerstiftung Bürgerstiftung Region der der neue 1. Vorstand ist. Er hat macht. Besonders am Herzen liege sich schon in vielen Stiftungsgremien ihr das Vorhaben, die Bürgerstiftung Neumarkt engagiert und wurde von einem Mit- über die Stadt Neumarkt hinaus in Sie fördert Initiativen und organisiert glied des Stiftungsrats gefragt, ob er den Dörfern der Region bekannter zu eigene Projekte, um Versorgungslücken im Vorstand mitarbeiten kann. Als ehe- machen. Ganz wie ihre Vorgänger und zu schließen. maliger Finanzvorstand der Pfl eiderer Mitstreiter setzt sie dabei auf persön- AG bringt er Erfahrung, Stiftungs- liche Kontakte: „Es geht immer am buergerstiftung-region-neumarkt.de www.aktive-buergerschaft.de/ Know-how und Steuerkenntnisse mit. besten, wenn die Leute ein Gesicht buergerstiftungsfi nder Die dritte im Bunde, Sophie Stepper, vor Augen haben.“ Ziel ist, dass bald kommt aus der örtlichen Raiffeisen- auch aus den Dörfern Menschen Die Bürgerstiftung Region Neumarkt bank. Sie wurde von ihrem Vorgänger sich mit Projektideen, Kooperations- wird unterstützt von der Raiffeisenbank Neumarkt i.d.OPf. Josef Dunkes angefragt, der als Vor- wünschen und Hilfeersuchen an die stand der Neumarkter Raiffeisenbank Bürgerstiftung wenden – so wie es zugleich ihr Vorgesetzter ist und nach in Neumarkt selbst schon gang und zwölf Jahren die Staffel weitergeben gäbe ist. wollte. „Komplett überrumpelt“ sei sie Denn man kennt sie inzwischen, gewesen, aber habe dann doch zuge- die Bürgerstiftung. „Die Arbeit ist sagt. Dunkes hatte frühzeitig genug viel schöner geworden“, sagt Vera gefragt, um sie noch in die Buch- Finn. „Die Leute kommen zu uns und haltung und den Schriftverkehr der suchen unsere Hilfe, auch andere Stif- Bürgerstiftung einarbeiten zu können. tungen sprechen uns an.“ Jetzt ist die Außerdem hat sie sich im Stiftungs- Herausforderung, neues Stiftungska- wesen fortgebildet. Jetzt fühlt Stepper pital zu akquirieren, Spenden zu gene- sich gewappnet für die Aufgabe. Als rieren und die Mitarbeit immer neuer Anfang 30-Jährige ist sie nicht nur die Engagierter zu ermöglichen. Nicht einzige Voll-Berufstätige im Vorstand, zuletzt deshalb hat der neue Vorstand sondern leitet auch einen Generations- die Entwicklung eines Drei-Jahres- wechsel ein. Bedeutet das was für sie? Plans an den Beginn seiner Amtszeit „Vielleicht bringe ich an der einen gestellt, denn, so Helmut Rauscher: oder anderen Stelle frischen Wind „Eine gute Mittelfristplanung hilft auch, rein, weil ich ganz neu bin und noch neue Mitglieder für die Gremien zu keine Stiftungserfahrung habe“, sagt gewinnen.“ sie. „Im Moment bin ich aber noch in

der Findungsphase.“ Grundsätzlich Gudrun Sonnenberg Sophie Stepper, Helmut Rauscher, Vera Finn (v.l.n.r.) FOTOS: Vera Finn, Bürgerstiftung Region Neumarkt

34 ZUKUNFT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 35 36 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 37 Engagierte

Geld Ideen Mitmachen mit Geld, Zeit Zeit, Ideen konkret! für die Viel Wenig für Projekte ­Bürgerstiftung Viel Wenig Bürgerstiftungen haben viele ­Angebote für Menschen und Organisationen, die Später Dauerhafte nach ­ nach ­ Jetzt Zustiftung Einmalige ­Spende Gelegentlich Zielgruppen nach ­ geographischen Regelmäßig Räumen Regelmäßig Gelegentlich gesellschaft­ PR Konzept sich engagieren wollen. Erbe längerfristig lichen Heraus­ forderungen Vermächtnis Zweckfreie Kinder + Spende Projektmitarbeit Jugendliche Zustiftung Lokal Werbe­ Social Media Eigenes Projekt kampagnen Lokales umsetzen Updates Bildung Praktische Hilfe ­Engagement Zustiftung in ­ Wahl in Anlassspende Kommission zu bei Bedarf Migranten Stiftungsfonds oder Gremien Mitarbeit in der best. Anlass Regional Würdigung ­ Treuhandstiftung Geschäftsstelle Beiträge für von Stiftern und Newsletter Stiftungsfonds Experten- ­ Gesundheit Engagierten gründen Zustiftung für ­ Know-how Ältere Mitgliedschaft im Stifter­ Geschäfts­ Weiterbildung Mensche Vorstand anbieten Überregionales forum bzw. Stifter­ führung Stifter­ Engagement versammlung gewinnung Vortrag Umwelt Vorsitz Öffentlich­ Menschen mit Mitwirkung in Treuhand­stiftung keitsarbeit Behinderungen ­gründen ­Arbeitsgruppen Mitglied Regelmäßige Wohnen Andere ­ Spende Fundraising anstiften Stiftungsrat ­ Patenschaft bzw. Kuratorium Mobilität Betreuung Matching Funds von Projekten Lassen Sie sich inspirieren und sprechen Sie die ­Bürgerstiftung in Ihrer auflegen Freundeskreis Vorsitz Nähe an. Der neue Bürgerstiftungs­finder weist den Weg: Ernährung Koordination ­ mitstiften + ­ Mitglied von Ehrenamt­ www.aktive-buergerschaft.de/buergerstiftungsfinder mitgewinnen lichen Bestehende ­ Andere rechtsfähige Büro und ­ Stiftung Verwaltung Zulegung zur Geschäfts­ ­Bürgerstiftung besorgung durch Bürgerstiftung Modell zum Ertasten der Stadt Chemnitz, ein Projekt der Bürgerstiftung Chemnitz

BÜROKRATIE Versuch und Irrtum

Transparenzregister, Umsatzsteuer, zuletzt der Datenschutz: Immer neue Vorschriften bringen Vereine und Stiftungen an ihre Grenzen. Wie Bürgerstiftungen damit umgehen – eine Momentaufnahme aus dem Mai 2018.

hemnitz im Frühsommer gescheitert: „Da antworten nur wenige“, seine Zeit in Anspruch nimmt? Anja 2018. Seit einigen Wochen sagt Poller, „besser spreche ich die Poller schätzt ihren eigenen Aufwand bringt Anja Poller immer Leute persönlich nochmal an.“ sich einzuarbeiten auf zwei Wochen. CVordrucke zu den Veran- Anja Poller leitet die Geschäfts- Sie bekommt es ja bezahlt. Aber „ein staltungen ihrer Bürgerstiftung mit. Es stelle der Bürgerstiftung, arbeitet Ehrenamtlicher müsste da Urlaub sind Erklärungen, mit denen die Unter- hauptamtlich, und ihr Rat ist sehr nehmen“, sagt sie. Poller arbeitet Voll- zeichner ihr Einverständnis bekunden, gefragt in diesen Tagen. Denn sie zeit bei der Bürgerstiftung. Ihre Stelle dass die Bürgerstiftung ihre Mailadres- gehört zu den wenigen Menschen, die wird über eine Förderung der Stadt sen speichern darf. Eigentlich tut sie sich auskennen mit der neuen Verord- fi nanziert. Dafür koordiniert die Bür- das längst, aber seit 25. Mai 2018 ist nung und kostenlos ihr Wissen teilen. gerstiftung die Freiwilligenarbeit. Im endgültig die neue Datenschutzgrund- Die neuen Datenschutzanforderungen März und April hat sie den Vereinen verordnung in Kraft und es braucht sind kompliziert, und welcher enga- in der Region kostenlose Weiterbil- eine explizite Zustimmung, die der gierte Bürger, sei es im Verein, sei es dung angeboten. „So viel Zulauf hat- Bürgerstiftung so noch nicht vorlag. in einer Bürgerinitiative oder einer Stif- ten wir noch nie!“, sagt sie. Sogar aus Der Versuch, die Zustimmung per tung, hat schon die Zeit, sich damit zu Dresden hätten sich Teilnehmer ange- Mitmachen bei den Bürgerstiftungen in Deutschland E-Mail anzufordern, ist weitgehend befassen, wenn bereits das Ehrenamt meldet. „Wenn ich weiterhin zehn

Zusammenstellung: Dr. Stefan Nährlich | Grafi k: Ayşe Gökmenoğlu FOTO: Thomas Hermsdorf / amigo pictures

38 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 39 Präsentationen quasi im Hintergrund Christoph Sebbel den Kampf mit lediglich erster Schritt: „Die eigentli- auf den Sitzungen, hauptsächlich geht immer neuen Vorschriften. Für die che Arbeit ist die Umsetzung, und die es um Verwaltungsthemen.“ Geschäftsführung der Bürgerstiftung kommt noch“, musste er erkennen. Er kann er auf die Infrastruktur der Volks- hofft, den Anforderungen zunächst Immer neue Vorschriften bank Haltern zurückgreifen, deren mit Hinweisen etwa auf der Home- Selbst bei einer Stiftung wie der Bür- Vorstand er ist. Doch alles lässt sich page oder Spendenbescheinigungen, gerstiftung „Halterner für Halterner“ so nicht abdecken, beim Datenschutz wie die Bürgerstiftung mit den Daten im nordrhein-westfälischen Haltern, müssen die Ehrenamtlichen ran. Es umgeht, Genüge zu tun. Außerdem die stolz darauf ist, mit einer Verwal- kümmert sich Vorstandsmitglied sorgt er für die schriftliche Dokumen- tungskostenquote von nur 0,5 Prozent Franz-Josef Berheide darum. Was ihm tation der Datenverarbeitung. Nicht auszukommen, stöhnen die Verant- zunächst als größte Herausforderung dass er keine Erfahrungen mit Büro- wortlichen inzwischen. „Mühsam“ fi n- schien, nämlich, herauszufi nden, was kratie hätte, war er doch vor seiner det der geschäftsführende Vorstand genau zu tun ist, entpuppte sich als Pensionierung Konrektor einer Real- schule, dort pädagogischer Leiter und verantwortlich für die Sicherheit des Projekt KUKS – Kinder, Kunst und Schule der Bürgerstiftung München: Gebäudes. Doch die elektronischen Dirigent Alexander Liebreich, Schirmherr des Projekts, in Aktion Vorschriften sind ein neues Feld für ihn. „Ich fi nde das alles reichlich über- zogen“, sagt er, „die großen Unterneh- men wie Facebook verkaufen unsere Daten und wir müssen sehen, wie wir zurechtkommen.“

„Ärgerliche Unsicherheit“ Volle Tische, beste Stimmung, aber teures Nachspiel: Bürgerbrunch in Münster Den Verdruss teilt er nicht nur mit den Kolleginnen an den entfernteren Enden der Republik. Auch in der Nachbar- schaft kocht die Seele; namentlich in Münster. Ob Datenschutz, Trans- Anrufe pro Woche bekomme, bie- Bürgerstiftung mache.“ Ihre Arbeit an dem gestiegenen Finanzvolumen parenz oder Gemeinnützigkeitsrecht: ten wir im Juni und September noch- in der Geschäftsstelle bekommt sie der Stiftung, sagt sie. So sei aus den Hans-Peter Kosmider, Vorstands- mal Termine an“, sagt Poller. im Umfang von zehn Stunden pro 50.000 Euro der ersten Jahre ein För- vorsitzender der Stiftung Bürger für Woche bezahlt, und ihre Antwort auf dervolumen von 250.000 Euro pro Münster, sieht in dem Aufwand, den die selbstgestellte Frage lautet klar: Jahr geworden, hinzu komme die die Bürokratie verursacht, nur eine Diese bezahlte Arbeitszeit geht für Verwaltung von Treuhandstiftungen. von zwei Seiten der Erschwernis: „Halbes Jahr nur den bürokratischen Aufwand drauf. Dabei steigen die Anforderungen auch „Ärgerlich ist auch die Unsicherheit, Die eigentliche inhaltliche Vorstandsar- in anderer Hinsicht. Will Birnbaum För- ob man es nun richtig macht“, sagt verwaltet“ beit kann nur außerhalb, im Ehrenamt dergelder beantragen, so sind mindes- er. Seit 2009 im Vorstand der Bürger- Petra Birnbaum, München stattfi nden. Denn die Datenschutzver- tens fünf Formulare auszufüllen – frü- stiftung, weiß er nur zu gut, wovon ordnung ist ja nur ein Tüpfelchen auf her verlangte die Stadt nur eins. Fließt er spricht, nachdem vor ein paar dem i in der Stiftung. Dazu kommen dann das Geld, schlägt die Bürokratie Kafkaeske Szenarien noch Jahresabschlüsse, das Berichts- nochmal richtig zu: Wer gefördert wird, Im Süden der Republik, in Mün- wesen und oben drauf immer neue muss mit 15 bis 16 Seiten pro Projekt chen, kämpft sich Petra Birnbaum, Regelungen. So gingen dem Daten- ausführlichst die Verwendung der Mit- geschäftsführendes Vorstandsmitglied schutz voran das Transparenzregister tel dokumentieren. der Bürgerstiftung München, durch und der Legal Entity Identifi er (LEI) für Besonders frustrierend fi ndet kafkaeske Szenarien: „Wir haben die Finanzinvestitionen. Petra Birnbaum, dass die Mühsal einen neuen Schrank zum Zusper- „Das erste Halbjahr habe ich nur mit den Vorschriften auch in die Vor- Die Bürgerstiftungen ren kaufen müssen, um Unterlagen mit Verwaltungsarbeiten verbracht“, standssitzungen vorgedrungen ist. Die Bürgerstiftung für Chemnitz fördert fi nanziell und Die BürgerStiftung München versteht sich als Plattform zu lagern, wir brauchten eine neue resümiert Birnbaum. Eigentlich würde Bei den monatlichen Sitzungen dis- ideell das bürgerschaftliche Engagement in der Stadt. für engagierte Münchner Bürger. Sie wird unterstützt von Festplatte. Alle Ehrenamtlichen, die sie gerne mehr Fundraising machen kutierten nun auch die ehrenamtlichen Sie wird unterstützt von der Volksbank Chemnitz. der Münchener Hypothekenbank. im Büro den Computer nutzen, haben und sich in der Münchner Engage- Kollegen breit über Datenschutz und In Haltern am See hilft die Bürgerstiftung bedürftigen www.buergerstiftung-chemnitz.de Verschwiegenheitserklärungen unter- mentszene vernetzen, in der gerade Rechtsfragen. Die Gremienmitglieder Menschen. Sie wird unterstützt von der Volksbank buergerstiftung-haltern.de schrieben. Wir müssen ein Handbuch viel Spannendes passiere. Doch dazu nähmen diese Themen sehr ernst, Haltern. www.buerger-fuer-muenster.de anlegen und, und, und.“ Sie stöhnt: komme sie nicht mehr oft. „Anfangs sagt Birnbaum, aber dadurch ver- www.buergerstiftung-muenchen.de www.aktive-buergerschaft.de/buergerstiftungsfi nder „Im Moment frage ich mich, ob ich konnte ich mehr inhaltlich in unseren kehre sich das Verhältnis zwischen In Münster fördert die Bürgerstiftung Engagement, um Mit- und Eigenverantwortung der Bürger zu stärken. eigentlich nur noch für die Bürokratie Projekten arbeiten.“ Dass ihr inzwi- Haupt- und Nebensachen: „Die Pro- Sie wird unterstützt von: Vereinigte Volksbank Münster,

arbeite oder auch noch was für die schen dafür die Zeit fehlt, liegt auch jektanträge laufen als Powerpoint- FOTOS: Stiftung Bürger für Münster (li.), BürgerStiftung München (re.) Fiducia & GAT IT, PSD Bank Westfalen-Lippe.

40 ZUKUNFT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 41 Jahren eine Betriebsprüfung des gemacht, ein Papier mit steuerpoliti- mider. Im Wahlkampfsommer 2017 Finanzamts einige äußerst unange- schen Forderungen aufzusetzen. Es lud die Bürgerstiftung zusammen mit nehme Folgen zeitigte. Unter anderem beinhaltet unter anderem eine Ände- lokalen Vereinen vier Bundestagsab- musste die Bürgerstiftung Umsatz- rung der Körperschaftssteuer, Ände- geordnete bzw. -kandidaten ein, um steuer für Einnahmen aus ihrem Bür- rungen der Abgabenordnung und eine ihnen die Forderungen ans Herz zu gerbrunch nachzahlen, die sie längst Änderung des Umsatzsteuergesetzes. legen. Die Abgeordneten hätten was weitergespendet hatte. „Das Finanzamt sollte bei der Beurtei- gelernt, gibt Kosmider seinen Ein- „Die Regulierungen sind komplex lung von Steuerpfl ichten die letzte druck wieder. Er will am Ball bleiben. und oft praxisfern, und das nimmt zu“, Verwendung einer Einnahme zum Wenn die Parlamentarier in Berlin ihre kritisiert Kosmider. Weil die Bürgerstif- Maßstab machen, also nicht wie sie Arbeit aufgenommen haben, wird er tung Münster mit ihren Erfahrungen entsteht, sondern wofür sie verwendet sie fragen, was von seinen Forderun- nicht allein da steht, sondern auch wird. Wenn eine Einnahme gemein- gen sie umzusetzen gedenken. andere Nonprofi t-Organisationen nützig verwendet wird, sollte sie nicht betroffen sind, hat sie sich die Mühe körpersteuerpfl ichtig sein“, sagt Kos- Gudrun Sonnenberg

INTERVIEW Prof. Dr. Thomas Petri

Der Bayerische Landesbeauftragte für den Datenschutz Prof. Dr. Thomas Petri ist Jurist und einer von zwei Daten- schutzbeauftragten Bayerns. Er wurde 2009 vom Landtag in sein Amt gewählt. Zuvor war er in Schleswig-Holstein für die Aufsicht über den Datenschutz in der Privatwirtschaft und in Berlin allgemein für datenschutzrechtliche Kontrolle „Es wird mit der zuständig. Angst gespielt“

Hat Bürokratie auch ihr Gutes? Der Bayerische Landesbeauftragte Datenschutzrechts kann die Aufsichtsbehörde da gleichwohl umfassend informieren und die Bürger für den Datenschutz, Thomas Petri, wirbt allen Mühen zum Trotz und dort ein bisschen großzügiger sein. können der Verwendung ihrer Daten widersprechen. Insbesondere, wenn die Verarbeitung nicht auf einem für die neuen Regelungen des Datenschutzes. Es bleibt dennoch kompliziert. Ist es utopisch, Vertragsverhältnis beruht. Wenn daran mehrere Stel- zu hoffen, dass Datenschutz auch mal weniger len beteiligt sind, brauchen sie nicht mehr von einer bürokratisch vonstatten geht? Stelle zur nächsten zu laufen, sondern die Beteiligten Das Problem ist, dass vernetzte Datenverarbeitung müssen einen Ansprechpartner benennen, der dann lle stöhnen über die Regelungen der Die Dokumentationspfl icht, das Management der kompliziert ist. Der Gesetzgeber macht immerhin verantwortlich agiert. europäischen Datenschutzgrundver- Betroffenenrechte – das ist schon sehr aufwendig. Unterschiede. Bei den technisch-organisatorischen ordnung (DSGVO), die seit Ende Mai Anforderungen ist der Maßstab, welches Risiko für Müssen wir eine Welle von Abmahnungen durch A2018 endgültig in Kraft ist. Können Warum sind die Anliegen der „Kleinen“ nicht die Daten besteht. Wer beispielsweise Gesundheits- einschlägig spezialisierte Kanzleien befürchten? Sie uns irgendwie für den Kampf mit den Vor- besser berücksichtigt worden? daten verarbeitet, muss höhere Aufl agen erfüllen als Ja, manche bringen sich in Position. Es wird mit schriften motivieren? Es wurde im europäischen Gesetzgebungsprozess jemand, der nur eine E-Mail-Adresse speichert. Das der Angst gespielt; es gibt schon Leute, die sich Man muss unterscheiden: Im internationalen Daten- thematisiert, dass der Bäcker um die Ecke nicht mit hängt auch ein Stück weit von der Größe der verar- die DSGVO zu Eigen machen, um Umsatz zu gene- verkehr, wo Unternehmen Waren und Dienstleistun- großen Unternehmen wie Facebook oder Google beitenden Stelle ab. Wenn eine Stelle klein ist, ver- rieren. Deshalb geben wir ja auch Hilfestellung. Wir gen in ganz Europa anbieten, ist die Datenschutz- gleichzusetzen ist. Trotzdem hat der europäische arbeitet sie in der Regel viel weniger risikoträchtige haben viele Informationen ins Netz gestellt, auch mit grundverordnung (DSGVO) stark und ergibt extrem Gesetzgeber nur ein paar Punkte davon für klei- Daten als ein großer Konzern oder eine riesengroße Musterformulierungen. Für kleine Unternehmen und viel Sinn. Denn hier gibt es jetzt nicht mehr 27 ver- nere Unternehmen oder Vereine aufgenommen. Behörde. Vereine zum Beispiel fi ndet sich auf der Seite meiner schiedene Rechtsordnungen, sondern nur noch Zum Beispiel sind sie vom Verzeichnis für Verarbei- Schwester-Behörde, auf lda.bayern.de, neben vielen eine einzige. Für sehr kleine Unternehmen, Kom- tungstätigkeiten ausgenommen, wenngleich doch Verbessert sich denn wenigstens wirklich was anderen Hinweisen eine Blaupause für ein Verzeichnis munen oder Idealvereine habe ich dagegen nicht so die wenigsten davon profi tieren werden, weil andere für die Verbraucher? der Verarbeitungstätigkeiten. gute Nachrichten: Für sie bringt die DSGVO eigent- Regelungen diese Ausnahme wieder zunichtema- Ja, denn die Verantwortlichen müssen jetzt die lich nur Aufwand. Da gibt es nichts zu beschönigen. chen. Aber es gibt auch Spielräume, im Vollzug des BayLfD FOTO: Betroffenen in allgemeinverständlicher Sprache und Interview: Gudrun Sonnenberg

42 ZUKUNFT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 43 POLEN „Ein Prozent“ in Polen

• Jeder Bürger kann ein Prozent seiner Einkommensteuer für wohltätige Zwecke umwidmen. • Rund die Hälfte der polnischen Steuer- zahler macht davon Gebrauch. Jedes Jahr an die • 2017 wurden rund 660 Millionen Zloty (etwa 153 Millionen Euro) umgewidmet. • Das meiste Geld geben die polnischen Steuerzahler an Organisationen, die für Einzelpersonen Geld sammeln. • Die Empfänger sind rund 9.000 als Gemeinnützigen gemeinnützig anerkannte und über- prüfte Organisationen.

Stiftung Alivia, Vorstellung des Jahresreports. Die Stiftung reicht umgewidmete denken Steuergelder an Krebspatienten weiter.

Polnische Bürger können ganz einfach ein Prozent ihrer jährlichen Einkommensteuer an eine gemeinnützige Organisation ihrer Wahl

übertragen. So entscheiden sie, was mit einem Teil ihrer Abgaben Körper wieder wohl zu fühlen. Für fl ießt dabei an Organisationen, die wie dem Ausland angewiesen wären. Nun passiert. Der Löwenanteil hilft bedürftigen Personen. die junge Buchhalterin viel Geld. Eine Alivia als Vermittler auftreten und Sub- geht der Löwenanteil aber an bedürf- Rekonstruktion der Brust wird zwar konten für bedürftige Privatpersonen tige Privatpersonen. in Polen von der öffentlichen Kran- einrichten. Direkt an die Bedürftigen „Der Ein-Prozent-Mechanismus kenkasse bezahlt, doch arbeiten die dürfen die umgewidmeten Steuern subventioniert das unzureichende orota Wójcik ist gerade gemeinnützigen Organisation das ist der Ein-Prozent-Mechanismus ein Spezialisten auf diesem Fachgebiet nicht gehen, sondern nur an als ge- Sozial- und Gesundheitssystem“, 24 Jahre alt, da wird bei Finanzamt das Geld überweisen soll. Segen. „Er ermöglicht es uns, über- in der Regel nicht für die staatlichen meinnützig anerkannte Organisationen. sagt Wygnański. Für die Bedürftigen ihr Brustkrebs diagnosti- Dafür muss er nur eine Nummer auf haupt zu existieren“, sagt Wojciech Krankenhäuser. Nach der ersten Ope- müsse ein besseres und gerechte- Dziert. Die Ärzte raten ihr zur seiner Steuererklärung angeben. Wiśniewski, der Pressesprecher der ration war Dorota todunglücklich: „Es Zuwendungen ungleich verteilt res Sozialsystem geschaffen werden. Amputation der linken Brust, da der Häufi g wird das System auch als Stiftung. Andere Mittel etwa von der sah aus, als hätte man mir einen Ten- Stiftungen und Nichtregierungsorga- Solange der Steuerzahler zwischen Krebs extrem aggressiv ist und sich Ein-Prozent-Philanthropie bezeichnet. EU seien immer an konkrete Projekte nisball unter die Haut genäht“, sagt nisationen (NGO), die sich mit Politik, einer Operation für ein todkrankes im ganzen Körper auszubreiten droht. Dabei ist der Begriff „Philanthropie“ gebunden. Für das Tagesgeschäft, sie. Doch Geld für einen weiteren Kultur oder Sport beschäftigen, werden Vier Tage später wacht sie aus der irreführend, denn es werden keine die alltägliche Hilfe für die Patienten, Eingriff hatte sie nicht – bis sie auf Ali- seltener von den Steuerzahlern als Narkose auf. Mit einer Brust weniger privaten Mittel aufgewendet, sondern sei es dagegen schwieriger, Gelder zu via traf. Dort wurde ihr ein Subkonto Wunschempfänger genannt, weil sie „Wir werden und dem Gefühl, keine richtige Frau Geld, das ohnehin als Einkommen- bekommen. 2016 brachte der Ein-Pro- eingerichtet. Nun hatte jeder Steu- kaum mit den emotionalen Aufrufen immer mehr mehr zu sein. Obwohl die Operation steuer gezahlt werden muss. Ver- zent-Mechanismus Alivia Knapp drei erzahler die Möglichkeit, ein Prozent der Hilfsorganisationen konkurrieren ihr das Leben gerettet hat, kann sie gleichbare Systeme gibt es in vielen Millionen Zloty ein (etwa 700.000 Euro). seiner Steuer für die Rekonstruktion können. So gingen 2017 alleine über gebraucht“ sich nicht freuen. Ländern Mittel- und Osteuropas: Etwa Insgesamt ist die Summe, die in Polen von Dorotas Brust umzuwidmen. So 20 Prozent der Mittel – 150 Millionen Wojciech Wiśniewski, Alivia Heute – sechs Jahre später – in Ungarn, Rumänien, der Slowakei durch „Ein Prozent“ zusammenkommt, gelangte die benötigte Summe über Zloty (47 Millionen Euro) der 660 Millionen geht es Dorota wieder gut, wie sie und seit 2017 auch in Moldavien. In stetig gestiegen, seitdem 2004 die Alivia zu ihr. Zloty – an die Organisation „Zdążyć z sagt. Dazu beigetragen habe die der Slowakei etwa kann man zwei rechtlichen Grundlagen geschaffen Der Fall von Dorota Wójcik – Hilfe Pomocą”, die Geld für schwerkranke Kind und Geld für eine demokratie- Stiftung Alivia, die Krebspatienten in Prozent seiner Steuer einer gemein- wurden: 2017 waren es 660 Millio- für ein ästhetisches Problem – ist und behinderte Kinder sammelt. Bei fördernde NGO entscheiden müsse, Polen unterstützt. Die Stiftung kann nützigen Organisation widmen und, nen Zloty (etwa 153 Millionen Euro). insofern eine Ausnahme als die Stif- der Mehrheit der 9.000 registrierten habe die NGO kaum Chancen. Dazu solche Hilfe leisten, weil sie zu jenen wenn man sich im Vorjahr freiwillig Rund die Hälfte der Polen hatte in der tung in den meisten Fällen Krebs- Organisationen kommt dagegen kaum sagt Alivia-Sprecher Wiśniewski, dass gehört, die von der zweckgebunde- engagiert hat, sogar drei Prozent. In Steuererklärung eine gemeinnützige kranken hilft, die beste Therapie etwas an. Der Soziologe und NGO- auch er sich ein besseres Gesund- nen Widmung von Steueranteilen pro- den meisten dieser Länder wurde das Organisation angegeben, der sie ein zu bekommen. Denn die besten, Experte Jakub Wygnański sieht darin heitswesen wünschen würde, aber: fi tieren – in Polen auch Ein-Prozent- System in den Neunziger- oder den Prozent ihrer Steuer des Jahres 2016 modernsten Medikamente werden ein großes Problem. „Ein Prozent“ sei „Es ist so, wie es ist. Wir werden immer Mechanismus oder einfach nur „ein frühen Nuller-Jahren eingeführt, um zukommen lassen wollten. oft nicht von der staatlichen Kranken- ursprünglich dafür gedacht gewesen, mehr gebraucht. Der Staat macht viel Prozent“ genannt. Das geht so: Der nach dem Ende des Kommunismus kasse bezahlt. So wie Alivia ergänzen um NGOs zu stärken, die der Regie- zu wenig.“ Steuerzahler kann ein Prozent seiner die Bürgergesellschaft zu stärken. Subkonto bei der Stiftung viele gemeinnützige Organisationen rung auf die Finger schauen sollten. Wygnański kritisiert auch, das Einkommensteuer umwidmen und Für die Stiftung Alivia und die 20.000 Zloty (4.700 Euro) brauchte in Polen das marode Gesundheits- Durch ihn sollte auch vermieden wer- System habe echte Philanthropie

entscheidet selbst darüber, welcher Krebspatienten, die von ihr profi tieren, Dorota Wójcik, um sich mit ihrem Stiftung AliviaFOTOS: system. Mit Abstand das meiste Geld den, dass diese auf Finanzierung aus nicht gestärkt, sondern im Gegen-

44 ZUKUNFT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 45 MEINUNG Teilhabe konkret

Ein Plädoyer für die Ein-Prozent-Philanthropie

von Stefan Nährlich einen Teil der Steuer umzuwidmen, würde jedes Jahr ins Bewusstsein Dorota Wójcik konnte mit Hilfe der Ein-Prozent- ie jährliche Einkommensteu- rücken, wie wichtig es ist, das Enga- Philanthropie eine Operation bezahlen ererklärung ist eine Pfl icht- gement der Vereine und Stiftungen in übung. Und nicht gerade Deutschland fi nanziell zu unterstützen. Werbung mit hilfesuchenden Patienten für die Umwidmung der Steuer Dvergnügungssteuerpflichtig, Durch Steuermittel und durch Spenden. sondern erzwungen und notwendig. Ohne Außerdem: Gespendet wird nicht nur aus rei- Einfl uss auf die Verwendung der Steuermittel. So nem Altruismus, auch steuerliche Gründe spielen empfi nden wohl die meisten Steuerzahler. eine Rolle. Steuerliche Abzugsmöglichkeiten gibt Mit dem Konzept der sogenannten Ein-Prozent- es bei der Ein-Prozent Philanthropie jedoch nicht. Philanthropie könnte der Staat daran etwas ändern. Auch das spricht gegen einen befürchteten Rück- teil geschwächt. „Die Leute haben Ob eine Organisation den Status Ein Prozent in Wie in anderen europäischen Ländern würde dann gang bei privaten Spenden. das Gefühl, dass sie durch ‚ein einer gemeinnützigen Organisation ein Teil der Einkommensteuer nicht in den Staats- Der Nutzen dieses Konzeptes überwiegt meiner Prozent‘ schon etwas Gutes getan (Organizacja Pozytku Publicznego, Deutschland? haushalt fl ießen, sondern an eine vom Bürger, Meinung nach die Befürchtungen: haben. Deswegen wollen sie nicht OPP) und damit das Recht auf „Ein vulgo Steuersubjekt, selbst gewählte gemeinnüt- - Gemeinnützige Organisationen leben nicht von Die Umwidmung von mehr spenden. Dabei hätten sie diese Prozent“ zuerkannt bekommt, ent- Steuergeldern auch in Deutschland zige Organisation gehen. Auf dem Formular wird Ehre und Wohlwollen allein, schon gar nicht, wenn Steuern ja sowieso bezahlen müssen“, scheidet in Polen ein Gericht. Es gibt einzuführen, ist von der Aktiven die Steuernummer des Vereins oder der Stiftung die Aufgaben immer weiter zunehmen. Rechnungen sagt er. Allerdings hat der polnische klare Kriterien. Zum Beispiel muss Bürgerschaft in einem offenen eingetragen und die Überweisung erfolgt anonymi- müssen bezahlt werden und da hilft Geld. Jährlich Brief zur Bundestagswahl 2017 Staat Anreize für wirkliche Philan- die Organisation ihre gemeinnützige siert durch die Finanzbehörden. Ein Stück konkreter könnten durch die Ein-Prozent-Philanthropie eine vorgeschlagen und auf dem Forum thropie mit der Einführung von „ein Tätigkeit zwei Jahre ausgeübt haben, Aktive Bürgerschaft 2018 mit Teilhabe. Milliarde Euro oder mehr an zusätzlichen Finanzmit- Prozent“ nicht gemindert – nach wie bevor sie ein Recht auf die Steuergel- Wissenschaft und Politik diskutiert Seit 20 Jahren gibt es dieses Konzept. In teln in den gemeinnützigen Bereich fl ießen. vor kann jeder Bürger durch Spenden der bekommt. Wer von „ein Prozent“ worden. Deutschland nicht. Obwohl sich nach einer Emnid- - Bürokratie ist inzwischen ein Hauptproblem in seine Steuerlast senken. profi tieren will, muss sich vom Staat Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes Deut- vielen Vereinen und Stiftungen, auch und gerade auf die Finger schauen lassen und scher Stiftungen aus dem Jahr 2009 fast 70 Pro- im Bereich öffentlicher Fördermittel. Viele Ehren- Keine Kirchensteuer in Polen genaue Berichte über die Verwen- zent der Deutschen vorstellen können, eine solche amtliche klagen über unübersichtliche Fördertöpfe, Insgesamt hält der Soziologe das Sys- dung der Mittel und die Aktivitäten Möglichkeit zu nutzen. Liegt das nur daran, dass komplizierte Antragsverfahren und einengende tem aber für gut. Denn es sei besser, der Organisation erstellen. Dadurch die Politik nicht will? Zweckbindung. Die Ein-Prozent-Philanthropie kann die Bürgerinnen und Bürger könnten werden die gemeinnützigen Organi- Kritiker befürchten, dass nicht alle Vereine und ohne all das auskommen. selbst entscheiden, was mit ihren sationen zu Transparenz gezwungen. Stiftungen gleichermaßen davon profi tieren würden, - Dass „die Politik“ die Bürgerinnen und Bürger Steuergeldern passiere, als dass dies Dorota Wójcik hat der Ein-Prozent- dass bekannte Organisationen und solche mit mehr nur bei Wahlen braucht, wird inzwischen bis tief in die Kirche, die Parteien oder Beamte Mechanismus letztendlich ermöglicht, Geld, hauptamtlichen Mitarbeitern und gefälligen die Mitte der Gesellschaft so empfunden. Schlei- für sie täten. In Polen gibt es keine eine weitere Brustoperation machen Themen im Vorteil wären. Das Beispiel Polen zeigt, chendes Gift für jede Demokratie. Hier bietet sich Kirchensteuer. Außerdem würden die zu lassen. Heute fühlt sie sich wieder dass die Befürchtung nicht ganz von der Hand eine Möglichkeit für echte und konkrete Bürgerbe- Bürger jedes Jahr, wenn sie die Steu- wohl mit ihrem Körper. Jetzt engagiert zu weisen ist. Außerdem erwarten manche einen teiligung mit einfachen Mitteln. ererklärung ausfüllten, daran erinnert, sie sich selber bei Alivia, um Krebs- Rückgang privater Spenden nach dem Motto, ich Liebe Abgeordnete des Deutschen Bundes- dass es die gemeinnützigen Organi- kranken zu helfen. gebe ja schon einen Teil meiner Steuern. Tatsäch- tages: Sie haben es in der Hand. Setzen Sie das sationen gebe. Das bringe die Bürger lich aber sinkt die Zahl der Spender in Deutschland Thema auf Ihre Agenda. dazu, sich mit deren Tätigkeit ausein- Jörg Winterbauer, Journalist in seit mehr als zehn Jahren, auch ohne Ein-Prozent- anderzusetzen. Warschau Philanthropie. Genauso gut könnte man daher auch Dr. Stefan Nährlich ist Geschäftsführer der Stiftung

FOTO LINKEFOTO SEITE: privat; SCreenshot: Ayse Gökemoglu. RECHTE FOTO SEITE: Julia Grossi/Aktive Bürgerschaft belebende Effekte vermuten. Denn: Die Möglichkeit, Aktive Bürgerschaft.

46 ZUKUNFT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 47  Dr. , MdB (B90/Grüne), Vereinen und Stiftungen neue Finanzie- konnte sich für viele Vorschläge der Aktiven Bürgerschaft begeistern. rungsquellen erschließen, das Engage- ment junger Menschen fördern, Büro- kratie abbauen: Darum ging es im März 2018 beim Forum Aktive Bürgerschaft in der DZ BANK am Brandenburger Tor in Berlin. Die Podiumsrunde „Fördern ohne zu vereinnahmen“ diskutierte Vor- schläge der Aktiven Bürgerschaft. „Nur helfen oder auch einmischen?“: Darauf antwortete eine zweite Runde am Nach- mittag. In vier Themenräumen konnten die Teilnehmer diese und weitere Fragen vertiefen. Die Dokumentation erscheint 2019.

Kai Bienert, Werner Kissel

 Die Teilnehmer ließen sich von den Debatten anregen.

 Wie politisch ist Engagement? Der Historiker Prof. Dr. Paul Nolte (li.), FU Berlin, und Katja Suding, MdB (FDP), auf dem Podium im Forum der DZ BANK am Brandenburger Tor in Berlin.

 Werner Böhnke, bis September 2018  Themenraum Immobilienerträge: Hier diskutierten Stiftungsratsvorsitzender der Aktiven Christiane Biedermann (li.), Programm-Leiterin Bürgerschaft, eröffnete die Veranstaltung. Bürgerstiftungen der Aktiven Bürgerschaft, und Ulrich E. Deissner, Bürgerstiftung Braunschweig.  Themenraum Politische Rahmenbedingungen: Svenja Fördern und Stadler, MdB (SPD) gestalten

 Themenraum zeitgemäßes Beim Forum Aktive Bürgerschaft 2018 Stiftungshandeln: Michael Alberg-  Themenraum Service Learning: Seberich (li.), Geschäftsführer Beyond diskutierten Engagierte, Experten und Politiker Julia Oberdörster (li.), Siegburg, Philanthropy, im Gespräch mit Jonas und Prof. Dr. Karl-Heinz Gerholz, Rugenstein, Programm-Manager bei der über Engagement und seine Förderung. Universität Bamberg, befassten Aktiven Bürgerschaft sich mit Wirkung.

 Dr. , Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD), würdigte den Einsatz vieler Engagierter.

 Prof. Dr. Edgar Grande, WZB, Beobachter der Zivilgesellschaft, in der Diskussion über Engagementförderung

 Wie kann man Engagement fördern, ohne es zu vereinnahmen? Dr. Inga Michler (re.), Wirtschaftsreporterin der Zeitung „Die Welt“, im Gespräch mit  Wie politisch darf privates Engagement sein? Das fragten Prof. Dr. Tanja Klenk (li.), Helmut Schmidt Dr. Stefan Nährlich, Geschäftsführer Universität Hamburg, und Michael Sauer, Vorstandsmitglied der Stiftung Aktive Bürgerschaft und Leiter Aktive Bürgerschaft, und Dr. Anna der Vertriebsdirektion Nord der R+V Versicherung, die Teilnehmer ihrer Podiumsdiskussion. Christmann, MdB (B90/Grüne)

48 ZUKUNFT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 49 AUSBLICK Was ist zu tun?

Die Bedeutung der Zivilgesellschaft wächst – zusammen mit ihren Herausforderungen. Doch engagierten Bürgerinnen und Bürgern wird das Leben oft unnötig schwer gemacht. Trägt die Politik der Entwicklung Rechnung? Und was empfehlen Experten? Die Aktive Bürgerschaft hat dazu drei Fragen:

1. Was steht für Sie ganz oben auf der engagementpolitischen Agenda in dieser Legislaturperiode?

2. Wie gedenken Sie die im Koalitions- vertrag angekündigte Entbürokratisierung im Engagementbereich konkret umzusetzen bzw. wie wäre sie zu erreichen?

3. Wie verstehen Sie die Rolle der Zivilgesellschaft bei der Bewältigung gesellschaftlicher Aufgaben: Soll bürgerschaftliches Engagement grundsätzlich staatlichem Handeln vorausgehen (subsidiärer Vorrang) oder staatliches Handeln ergänzen?

Drei Bundespolitiker und drei Wissenschaftler geben Antwort. FOTO: Meinzahn / istock.com

Das Paul-Löbe-Haus in Berlin

50 ZUKUNFT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 51 „Ehrenamtliche sind unverzichtbar“

Franziska Giffey, SPD Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Priorität hat für mich die Engagementstiftung des Bundes, Einer meiner gesellschaftspolitischen Schwerpunkte ist die wir bis Mitte nächsten Jahres ins Leben rufen wollen – die nachhaltige Stärkung von Ehrenamt und bürgerschaft- 1. sie soll eine beständige Brücke in die Zivilgesellschaft sein 1. lichem Engagement. Mein Haus erarbeitet deshalb ein und sowohl Planungs- als auch Finanzierungssicherheit schaf- Gesetz zur „Förderung von Ehrenamt und Bürgerschaftlichen fen. Außerdem wird sie die Zivilgesellschaft in die Lage versetzen, Engagement“. Darin werden wir die wichtigsten Bereiche zentral über die Beteiligung in den Gremien konkret mitwirken zu können. regeln, notwendige Aktualisierungen formulieren, bürokratische Es geht nicht darum, eigene Leuchtturmprojekte zu fi nanzieren. Hindernisse abbauen, Unklarheiten korrigieren und mögliche Die Stiftung soll als Kooperationsstiftung die Zivilgesellschaft in Lücken füllen. Wir wollen einen rechtlichen Rahmen schaffen, der ihren Strukturen nachhaltig stärken und speziell auch ihre digita- Alexander Hoffmann, CDU fl ächendeckend, verbindlich und nachhaltig Ehrenamt und bürger- len Kompetenzen fördern. Ganz oben auf der Agenda steht aber MdB, Vorsitzender des Unterausschusses Bürgerschaftliches schaftliches Engagement anerkennt und unterstützt. So wollen auch die Weiterentwicklung der Freiwilligendienste. Wir wollen Engagement im Deutschen Bundestag und werden wir den sozialen und gesellschaftlichen Zusammen- BFD, FSJ, FÖJ und IJFD im nächsten Jahr auch für diejenigen halt besonders in ländlichen Regionen noch intensiver begleiten. öffnen, die aufgrund besonderer persönlicher Verhältnisse einen Vollzeit-Dienst nicht schaffen. Wir wollen mit den neuen Regelungen eine größtmögliche Mir geht es vor allem um die Frage, an welchen Stellen Entbürokratisierung bestehender Vorschriften erreichen, Engagement geschieht freiwillig und kann nicht politisch und womit bürgerschaftliches Engagement erschwert wird 2. etwa im Zuwendungs- und Gemeinnützigkeitsrecht. Es verordnet werden, die Politik muss aber für die geeigne- 1. – und was wir als Politiker tun können, um diese Hinder- geht darum, Vorschriften so weiterzuentwickeln, dass besonders 2. ten Rahmenbedingungen sorgen – und, wo immer mög- nisse zu beseitigen. Hier habe ich vor allem die Problematik mit kleinere Vereine und Organisationen entlastet werden. Dazu wer- lich, bürokratische Hürden aus dem Weg räumen. Mein Leitspruch dem erweiterten Führungszeugnis im Blick. Wir müssen meiner den wir die enge Abstimmung mit dem Bundeskanzleramt und lautet daher: Wir kümmern uns um die Kümmerer! Das sind wir Meinung nach zu einer Vereinfachung in Form einer Unbedenk- den anderen Ressorts suchen. Wir wollen den Menschen mehr den mehr als 30 Millionen Menschen schuldig, die sich in unserem lichkeitsbescheinigung kommen. Raum und Zeit für die eigentlichen Aktivitäten für unsere Gesell- Land freiwillig für eine gute Sache engagieren. Auch im Engage- schaft und zur Stärkung unseres Zusammenhaltes geben. mentbereich muss Bürokratie abgebaut werden. Ich werde mich Wer sich freiwillig und unentgeltlich für unsere Gesell- dafür in der Zusammenarbeit mit den betreffenden Ministerien schaft engagiert, der sollte durch engagementfreundli- Die Aufgaben, die im Rahmen der Zuwanderung seit stark machen. 2. che Rahmenbedingungen vom Staat gefördert und nicht 2015 an unser Land gestellt wurden, können wir ohne durch unnötig viel Bürokratie ausgebremst werden. Ich möchte 3. ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement nicht Das Grundgesetz gibt klar vor, welche Aufgaben der daher in die Unterausschusssitzungen immer wieder Bürgerinnen Horst Seehofer, CSU erfüllen. Wir brauchen deshalb nicht nur in Ausnahmesituationen, Staat und seine Institutionen zu erfüllen haben. Engage- und Bürger einladen, die über ihre ehrenamtliche Tätigkeit berich- Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat sondern jederzeit, dort, wo Gemeinschaft und Gesellschaft gelebt 3. ment ist hingegen eigenständig, selbstmotiviert, freiwillig ten und uns anhand von ganz konkreten Beispielen aus der Praxis wird, eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen – und das muss es auch bleiben. Es kann staatliches Handeln aufzeigen sollen, wo und wie wir als Politik künftig etwas besser allen Beteiligten. Hier ist jeder gefragt: Politik, Verwaltung, Zivilge- zwar ergänzen. Aber es darf niemals zum Lückenbüßer staatli- machen können. sellschaft, Wirtschaft, Kirchen, Organisationen, Verbände und Ver- chen Handelns werden. Denn das wird all jenen, die sich freiwillig eine. Jeder von uns muss mit anpacken und für eine lebenswerte engagieren, nicht gerecht. Sie gestalten die Zukunft mit und über- Wir wissen, wie unverzichtbar der Einsatz der Ehrenamt- Gesellschaft sorgen, in der möglichst alle Menschen ihre Heimat nehmen Verantwortung. Für sich, für andere, für die Gesellschaft. lichen in vielen Bereichen ist. Gleichwohl darf es nicht fi nden. Der Staat wird hierfür immer nur einen Rahmen bieten kön- 3. sein oder auch nur der Eindruck entstehen, dass sich nen. Unser Land ist auf die Zusammenarbeit mit allen Teilen einer der Staat aus seiner Verantwortung weit zurückziehen und die

lebendigen und demokratischen Zivilgesellschaft angewiesen. FOTOS: Henning Schacht / BMI (li.), Thomas Imo / Photothek (Mitte), Alexander Hoffmann / Laurence Chaperon Ehrenamtler allein lassen würde – dem ist nicht so.

52 ZUKUNFT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 53 „Den wachsenden Anteil der Bürokratie sichtbar machen“ Dr. Holger Backhaus-Maul Leiter des Fachgebiets Recht, Verwaltung und Organisation am Institut für Pädagogik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Im Fokus der Engagementpolitik des Bundes sollten weni- Eine engagementpolitische Agenda der Bundesregierung ger die einzelnen Engagierten stehen als vielmehr die ist nicht gewollt und folglich auch nicht erwartbar. Vielleicht 1. Förderung ermöglichender Rahmenbedingungen. Eine 1. ist es mittlerweile auch egal, denn die laufende Legislatur- besondere Rolle spielt dabei die Unterstützung bundesweit täti- periode könnte kürzer ausfallen als eigentlich vorgesehen. Sollte ger Netzwerke, die als Interessenvertretung und fachliche Foren aber eine engagementpolitische Agenda aus dem Nichts auftau- Dr. Rudolf Speth für bürgerschaftliches Engagement fungieren. – Keine Forcierung chen, so sollte die zukünftige Bundesregierung Gesellschafts- Politikwissenschaftler, Publizist und Privatdozent der Monetarisierung! Vorschlägen für eine Erhöhung der Ehren- und Ordnungspolitik, die öffentliche Engagementinfrastruktur als an der Freien Universität Berlin amts- und Übungsleiterpauschale ist eine klare Absage zu ertei- Kern element kommunaler Daseinsvorsorge sowie die Selbstorga- len. Gleiches gilt für die wieder in die Diskussion gebrachte Idee nisations- und Selbstbestimmungsfähigkeit der Bürgerinnen und von Rentenpunkten. Sie würden einer Verregelung des Engage- Bürger in den Mittelpunkt stellen. ments Vorschub leisten. – Nach wie vor ungelöst ist die lokale Die engagementpolitische Agenda für die 19. Legislaturpe- Engagementförderung durch den Bund. Weder die dauerhafte Bürokratie ist toll – eine gesellschaftliche Errungenschaft! riode sieht dürftig aus. Die gemeinnützigen Organisationen Förderung eines einzelnen Einrichtungstyps noch die zeitlich Bürokratie ist – jenseits alltagspopulistischer Annahmen 1. brauchen mehr frei verwendbare Mittel. Eine Möglichkeit begrenzte Unterstützung einzelner Kommunen sind zufriedenstel- 2.– die Art und Weise, wie Herrschaft in modernen demo- wäre, dass alle Einkommensteuerzahler ein bis zwei Prozent ihrer lende Lösungen. Ob die angekündigte Engagementstiftung dazu kratisch-kapitalistischen Gesellschaften organisiert und kulturell Steuerschuld gemeinnützigen Organisationen und Stiftungen beitragen kann, Engagementstrukturen vor Ort zu unterstützen, eingehegt ist: Funktionale Spezifi zierung und Arbeitsteilung sowie zukommen lassen können. Notwendig wäre auch, Service Lear- hängt von ihrem Auftrag, ihrer Konzeption und der Mitwirkung Schriftlichkeit und Transparenz sind Gütekriterien einer moder- ning stärker zu unterstützen, damit gerade junge Menschen lernen, der Zivilgesellschaft ab. nen Bürokratie. Bürokratische Organisations- und Verfahrens- sich zu engagieren. Dringend notwendig ist auch ein zentrales weisen generieren Effi zienz und Effektivität, die auf Seiten von und öffentlich einsehbares Transparenzregister für gemeinnützige Staatliche Engagementpolitik und zivilgesellschaftliches Bürger*innen wiederum Legitimation für Staat und Verwaltung Organisationen. Handeln stehen in einem Spannungsverhältnis. Einerseits erzeugen. Von einer derart modernen Bürokratisierung des Enga- 3. sind Zivilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement gements können Bürger*innen in Deutschland aber nur träumen. An erster Stelle sollte deutlich werden, wie groß der Büro- in einem sozialstaatlichen System auf die Unterstützung des Staa- Funktionale Spezifi zierung, Arbeitsteilung, Schriftlichkeit und kratieanteil bei Engagierten ist. Dies könnte durch eine tes und öffentliche Förderung angewiesen. Andererseits zeigt die Transparenz der Zivilgesellschaft – schön wärs. Und überhaupt: 2. Befragung von Organisationen erreicht werden. Eine Stu- Praxis staatlicher Engagementpolitik etwa bei der Pfl ege oder den Nach wie vor fehlt es in Staat, Kommunen und Gesellschaft in die von Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ) zeigt, dass 80 Prozent Freiwilligendiensten, dass das Engagement der Bürger vor allem Deutschland am erklärten engagementpolitischen Willen und der der zivilgesellschaftlichen Organisationen ehrenamtlich geführt als Dienstleistung gesehen und gefördert wird. Demgegenüber Bereitschaft zur Umverteilung politischer Macht. Engagement ist werden. Viele von ihnen klagen über zunehmende Bürokratisie- treten die zivilgesellschaftliche Logik und die Demokratie för- in Deutschland eben kein integraler Bestandteil von Politik und rung. Für Engagement bleibt dann immer weniger Zeit und die Prof. Dr. Gisela Jakob dernde Seite des Engagements in den Hintergrund. Hinzu kommt, Verwaltung. Und die Zivilgesellschaft selbst: Sie ist in Deutschland Frustration nimmt zu. Den wachsenden Bürokratieanteil sichtbar Professorin am Fachbereich Soziale Arbeit dass der Einsatz klassischer Instrumente staatlichen Handelns zumeist fragil und ressourcenmäßig prekär ausgestattet ... zu machen, wäre ein erster wichtiger Schritt in Richtung Entbü- der Hochschule Darmstadt wie Gesetze und Geld für die Zivilgesellschaft kontraproduktiv rokratisierung. sein kann. Die personenbezogene Förderung in Form von Ehren- Die Rolle der Zivilgesellschaft bietet reichlich Stoff zum amts- und Übungsleiterpauschalen oder auch den Entgelten im Träumen. Angesichts des globalen Siegeszuges auto- Auf diese Frage gibt es keine generelle Antwort. Bei Bundesfreiwilligendienst haben letztendlich die Monetarisierung 3. kratischer und diktatorischer Staats- und Wirtschafts- politischem Engagement (Protest, Interessenvertretung) des Engagements forciert. formen ist das Plädoyer für eine subsidiäre Gesellschafts- und 3. kommt es auf die Engagierten selbst an. Bei vielen The- Ordnungspolitik mit moderner Bürokratie und starker Zivilgesell- men (AIDS, Umweltschutz) sind Engagierte Pioniere. Auf anderen schaft mittlerweile aber ein merkwürdig defensives und zugleich Gebieten geht es um eine gute Zusammenarbeit, beispielsweise aber alternativloses Statement, – übrigens sowohl gegenüber den bei den Arbeitsmarktzugängen für Gefl üchtete. In den wenigsten Feinden von Demokratie, Rechts- und Sozialstaat als auch rein Fällen geht es um eine Ergänzung, weil damit ein staatlicher Vor-

FOTOS: Kai Bienert / Aktive Bürgerschaft (li., Mite), Bernd Hartung (re.) selbstbezüglichen politischen Eliten. rang einhergeht.

54 ZUKUNFT BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 55 JAHRESBERICHT Name, Sitz, Anschrift und Gründungsjahr

Stiftung Aktive Bürgerschaft, Berlin Gründungsjahr: 2014 1. Reinhardtstraße 25, 10117 Berlin Vorläuferorganisation: Aktive Bürgerschaft e. V., 1997

Vollständige Satzung sowie Angaben zu den Zielen unserer 2. Organisation

2017 Satzung in der von der Senatsverwaltung für Justiz und landesweit in Nordrhein-Westfalen und Hessen in mehr als Verbraucherschutz Berlin (Stiftungsaufsicht) anerkannten 700 weiterführenden Schulen Service-Learning-Projekte, die Fassung vom 10. Dezember 2014. Zum Herunterladen unter Bürgerengagement und Unterricht verbinden. www.aktive-buergerschaft.de/satzung. 3. Engagementkompetenz weiterentwickeln: Cor- porate Citizenship verbindet gesellschaftlichen Nutzen mit Selbstverständnis der Stiftung Aktive betrieblichen Vorteilen und kann dazu beitragen, Unterneh- men und Banken zu starken Partnern engagierter Bürger Bürgerschaft und gemeinnütziger Organisationen zu machen. Corporate- Zehn Punkte zur Citizenship-Programm VR engagiert: Wir sind bundesweit Unsere Vision: Die Aktive Bürgerschaft engagiert sich für Ideen- und Impulsgeber für das gesellschaftliche Engage- eine gerechte und leistungsfähige Bürgergesellschaft. ment von mehr als 800 Genossenschaftsbanken und deren Gerecht, weil sie breiten Bevölkerungsschichten über mittelständischen Partnern. die Institutionen der parlamentarischen Demokratie hinaus 4. Engagementpolitik mitgestalten: Unser Ver- Transparenz über gesellschaftliche Mitgestaltung und Teilhabe bietet. Leis- ständnis von Bürgergesellschaft weist Staat und Politik tungsfähig, weil sie Ressourcen für das Gemeinwohl bereit- eine ordnungspolitische Gestaltungsaufgabe zu. Sie soll in stellt und Kräfte zur Bewältigung gesellschaftlicher Heraus- kritisch-konstruktivem Dialog mit Personen und Institutio- forderungen freisetzt. nen der Bürgergesellschaft stattfi nden. Bürgergesellschaft- Programm bürgerAktiv: Wir informieren bundesweit mehr die Stiftung Unsere Mission: Wir wollen bürgerschaftliches Engage- als 20.000 Fach- und Führungskräfte in Gesellschaft, Politik, ment und gemeinnützige Organisationen nachhaltig stärken. Staat, Wirtschaft und Wissenschaft regelmäßig über wichtige Dabei sind für uns vor allem die Eigenständigkeit und Ereignisse und neue Erkenntnisse. die Wirkungsfähigkeit bürgerschaftlichen Engagements und gemeinnütziger Organisationen von Bedeutung. Aktive Bürgerschaft: Gutes besser tun! Wir machen inno- 1. Engagementstrukturen auf- und ausbauen: Bür- vative Engagementkonzepte praxistauglich und setzen sie gerstiftungen ermöglichen es breiten Bevölkerungsschichten, mit Partnern bundes- oder landesweit um. Stifter zu werden. Sie können nachhaltig das Eigenkapital der Die gemeinnützige Stiftung Aktive Bürgerschaft ist das Bürgergesellschaft stärken und fördern gemeinnützige Pro- Kompetenzzentrum für Bürgerengagement der Volksbanken jekte und Organisationen vor Ort. Bürgerstiftungs-Programm Raiffeisenbanken. Die Stiftung steht unter der Schirmherr- mitStiften: Wir unterstützen bundesweit 400 Bürgerstiftungen schaft des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken bei Managementaufgaben, Projekten und der Gewinnung und Raiffeisenbanken. Wir arbeiten vornehmlich operativ in von Stiftern und Aktiven. eigenen Programmen. 2. Engagementbereitschaft wecken und fördern: Unser Handeln orientiert sich an den genossenschaft- Service Learning in Schulen erreicht herkunftsunabhängig lichen Werten der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und und frühzeitig junge Menschen und kann nachhaltig das Inte- Selbstverwaltung. Wir arbeiten ohne öffentliche Zuwendun- resse und die Bereitschaft für Bürgerengagement wecken. gen und sind parteipolitisch neutral. Mit dem EU-Programm Service-Learning-Programm sozialgenial: Wir unterstützen „Aktive Bürgerschaft“ stehen wir in keinem Zusammenhang.

56 JAHRESBERICHT 2017 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 57 3. Name und Funktion der Mitglieder der Gremien

3.1 Stiftungsrat (31.12.2017) Johannes Freundlieb Peter Müller Prof. Dr. Michael Vilain Geborenes Mitglied. Mitglied des Vorstandes des Genossen- Persönliches Mitglied. Richter am Bundesverfassungsgericht Persönliches Mitglied. Professor an der Evangelischen Dr. Cornelius Riese schaftsverbandes Weser-Ems e.V. Hochschule Darmstadt Vorsitzender des Stiftungsrates (seit 12.09.2018). Geborenes Prof. Dr. Paul Nolte Mitglied. Mitglied des Vorstandes der DZ BANK AG Prof. Dr. Karl-Heinz Gerholz Persönliches Mitglied. Professor an der Freien Universität Inge Weise Persönliches Mitglied. Professor an der Otto-Friedrich- Berlin Persönliches Mitglied. Vorstandsvorsitzende der Bürger- Uwe Fröhlich Universität Bamberg stiftung Nürnberg Stellv. Vorsitzender des Stiftungsrates. Geborenes Mitglied Prof. Dr. Heribert Prantl (bis 15.02.2018). Mitglied des Vorstandes der DZ BANK AG Jürgen Gießler Persönliches Mitglied. Mitglied der Chefredaktion der Manfred Wortmann Geborenes Mitglied. Mitglied des Vorstandes der Süddeutschen Zeitung Persönliches Mitglied. Kuratoriumsvorsitzender der Bürger- Prof. Dr. Annette Zimmer Bausparkasse Schwäbisch Hall AG stiftung Hellweg-Region Stellv. Vorsitzende des Stiftungsrates. Persönliches Mit- Hans Joachim Reinke glied. Professorin an der Westfälischen Wilhelms-Universi- Dr. Roman Glaser Geborenes Mitglied. Vorstandsvorsitzender der Union Dr. Yvonne Zimmermann tät Münster Geborenes Mitglied. Vorstandsvorsitzender des Baden- Asset Management Holding AG Geborenes Mitglied. Vorstandsvorsitzende der Akademie Württembergischen Genossenschaftsverbandes e.V. Deutscher Genossenschaften e.V. Ralf W. Barkey Dr. Georg Reutter Geborenes Mitglied. Vorstandsvorsitzender des Genossen- Theophil Graband Geborenes Mitglied. Vorstandsvorsitzender der DZ HYP AG schaftsverbandes – Verband der Regionen e. V. Geborenes Mitglied. Vorstandsvorsitzender VR-Leasing AG Jan Röder 3.2 Stiftungsvorstand (31.12.2017) Werner Böhnke Dr. Louis Hagen Persönliches Mitglied. Mitglied des Vorstandes der Volks- Geborenes Mitglied (bis 12.09.2018). Ehem. stellv. Aufsichts- Geborenes Mitglied. Vorstandssprecher der Münchener bank Halle (Saale) eG ratsvorsitzender der DZ BANK AG Hypothekenbank eG Dr. Peter Hanker Dr. Norbert Rollinger Vorstandsvorsitzender. Sprecher des Vorstandes der Michael Bockelmann Prof. Dr. Gisela Jakob Geborenes Mitglied. Vorstandsvorsitzender der R+V Volksbank Mittelhessen eG Geborenes Mitglied (bis 03.08.2017). Ehem. Vorstandsvor- Persönliches Mitglied. Professorin an der Hochschule Versicherung AG sitzender des Genossenschaftsverbandes – Verband der Darmstadt Dr. Alfred Locklair Regionen e. V. Klaus Saffenreuther Stellv. Vorstandsvorsitzender (bis 12.09.2018). Geschäfts- Susanne Kessen Persönliches Mitglied (bis 08.08.2018). Ehem. Vorstands- führer der DZ Immobilien + Treuhand GmbH Alexander Boldyreff Persönliches Mitglied. Mitglied des Vorstandes der vorsitzender der Bürgerstiftung für die Region Mosbach Geborenes Mitglied. Vorstandsvorsitzender der TeamBank AG Schwäbisch Haller Bürgerstiftung Dr. Holger Backhaus-Maul Reinhard Schlottbom Fachgebietsleiter an der Martin-Luther-Universität Halle- Prof. Dr. Prof. Dr. Tanja Klenk Persönliches Mitglied. Vorstandsvorsitzender der PSD Wittenberg Persönliches Mitglied. Bundesminister für besondere Auf- Persönliches Mitglied. Professorin an der Helmut-Schmidt- Bank Westfalen-Lippe eG gaben und Chef des Bundeskanzleramts Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg Willem Buesink Dr. Stefan Schwab Leiter Bereich Politik und Gesellschaft bei der Bauspar- Dr. Alexander Büchel Prof. Dr. Winfried Kluth Geborenes Mitglied. Vorstandsvorsitzender der kasse Schwäbisch Hall AG Geborenes Mitglied. Mitglied des Vorstandes des Genossen- Persönliches Mitglied. Professor an der Martin-Luther- DZ PRIVATBANK S.A. schaftsverbandes Bayern e.V. Universität Halle-Wittenberg Dr. Klaus Möller PD Dr. Rudolf Speth Abteilungsleiter beim Bundesverband der Deutschen Volks- Stephan-Andreas Casdorff Marija Kolak Persönliches Mitglied. Publizist banken und Raiffeisenbanken e.V. Persönliches Mitglied. Chefredakteur Der Tagesspiegel Geborenes Mitglied (seit 15.02.2018). Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Jörg Staff Michael Sauer Dr. Paul Albert Deimel Raiffeisenbanken e.V. Geborenes Mitglied (seit 12.09.2018). Vorstandsmitglied der Leiter der Vertriebsdirektion Nord der R+V Versicherung AG Persönliches Mitglied. Hauptgeschäftsführer des Bundes- Fiducia & GAD IT AG verbandes Druck und Medien e.V. Dr. Kirsten Siersleben Persönliches Mitglied (bis 31.12.2017). Vorsitzender der Katja Suding (Seit 12.09.2018). Leiterin des Generalsekretariats der DZ Peter Erlebach Freien Demokratischen Partei Persönliches Mitglied (seit 09.04.2018). Stellv. Bundesvor- BANK AG und Geschäftsführerin der DZ BANK Stiftung Geborenes Mitglied. Vorstandsvorsitzender des Deutschen sitzende der Freien Demokratischen Partei Genossenschafts-Verlages eG Frank M. Mühlbauer Günter Vogt Geborenes Mitglied. Vorstandsvorsitzender der DZ HYP AG Claus-Dieter Toben Stellv. Vorstandsvorsitzender der VerbundVolksbank OWL eG Geborenes Mitglied (bis 12.09.2018). Ehem. stellv. Vor- standsvorsitzender der Fiducia & GAD IT AG

58 JAHRESBERICHT 2017 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 59 4. 5. Personalstruktur Tätigkeitsbericht

Die Stiftung Aktive Bürgerschaft unterhält eine Geschäftsstelle in der Reinhardtstraße 25 in 10117 Ber- Den Bericht über die Erfüllung des Stiftungszwecks 2017 lin. Die Stiftung hat zum 31.12.2017 insgesamt 14 hauptamtliche Mitarbeiter auf 10 vollzeitäquivalenten und den geprüften Jahresabschluss 2017 hat der Stiftungs- Stellen beschäftigt. rat auf seiner Sitzung am 12. September 2018 entgegenge- nommen und genehmigt. 8. Prüfung und Kontrolle der Dr. Stefan Nährlich Ines Kleemann Mittelverwendung Geschäftsführer Offi ce-Managerin E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Die Mitglieder des Stiftungsrates haben in ihrer Sitzung am Telefon: 030 2400088-11; Fax -19 Telefon: 030 2400088-0; Fax -19 29. Juli 2016 die AWADO Deutsche Audit GmbH Wirtschafts- prüfungsgesellschaft, Steuerberatungsgesellschaft, Schwe- Joachim Bicheler Jutta Lindhorst 6. rin, zum Wirtschaftsprüfer für das Jahr 2017 gewählt. Programm-Manager Service Learning Offi ce-Assistentin (seit 16.04.2018) Der Prüfungsbericht der AWADO bestätigt mit Datum E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Angaben zur vom 29. Mai 2018, dass die Buchführung, die Einnahmen- Telefon: 030 2400088-25; Fax -19 Telefon: 030 2400088-24; Fax -19 Steuerbegünstigung Ausgaben-Rechnung sowie die Vermögensrechnung der Stif- tung Aktive Bürgerschaft den Grundsätzen einer ordnungs- Christiane Biedermann Nora Loewenberg Die Arbeit der Stiftung Aktive Bürgerschaft ist wegen der För- gemäßen Rechnungslegung, den gesetzlichen Vorschriften Leiterin Weiterbildung Programm-Managerin derung der Volks- und Berufsbildung und weiterer Zwecke und der Satzung entsprechen. Die Prüfung der Erhaltung des E-Mail: [email protected] (Elternzeit) nach § 52 der Abgabenordnung als gemeinnützig anerkannt. Stiftungsvermögens und der satzungsgemäßen Verwendung Telefon: 030 2400088-12; Fax -19 Die Feststellung der Gemeinnützigkeit erfolgte mit Bescheid der Mittel der Stiftung hat keine Einwendungen ergeben. Michael Neumann vom 19. Oktober 2017 durch das Finanzamt für Körperschaf- Die Stiftung Aktive Bürgerschaft wendet mit Vorstandsbe- Caroline Deilmann Offi ce-Assistent ten I Berlin. Die Steuernummer lautet 27/605/53851. Die schluss vom 20. April 2015 die Grundsätze guter Stiftungspra- Programm-Managerin Service Learning E-Mail: [email protected] Stiftung Aktive Bürgerschaft ist berechtigt, für Spenden, die xis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen für effektives E-Mail: [email protected] Telefon: 030 2400088-24; Fax -19 ihr zur Verwendung für diese Zwecke zur Verfügung gestellt und uneigennütziges Stiftungshandeln an. Telefon: 030 2400088-18; Fax -19 werden, Zuwendungsbestätigungen nach dem amtlich vor- Judith Polterauer geschriebenen Vordruck auszustellen. Dr. Jörg Ernst Leiterin Umfragen und Analysen Programm-Leiter Service Learning (bis 30.9.2017) E-Mail: [email protected] Telefon: 030 2400088-13; Fax -19 Jonas Rugenstein Programm-Manager Umfragen und Analysen Ays¸e Gökmenog˘lu E-Mail: [email protected] Programm-Managerin Kommunikation Telefon: 030 2400088-15; Fax -19 9. E-Mail: [email protected] Telefon: 030 2400088-0; Fax -19 Regina Sommerfeld 7. Namen von juristischen Assistentin Katja Hartmann E-Mail: [email protected] Gesellschaftsrechtliche oder natürlichen Personen, Veranstaltungs-Managerin Telefon: 030 2400088-24; Fax -19 Verbundenheit und deren jährliche Zahlungen E-Mail: [email protected] Telefon: 030 2400088-17; Fax -19 Gudrun Sonnenberg Mitgliedschaften mehr als 10 Prozent des Redaktionsleiterin bürgerAktiv Gesamtjahresbudgets Bernadette Hellmann E-Mail: [email protected] Die Stiftung Aktive Bürgerschaft ist ideeller Gesellschaf- Programm-Leiterin Bürgerstiftungen Telefon: 030 2400088-16; Fax -19 ter der Phineo gAG. Die Stiftung ist Mitglied der Berliner ausmachen (seit 01.09.2018) Volksbank eG, im Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches E-Mail: [email protected] Dr. Katrin Weiden Engagement, im Bundesverband Deutscher Stiftungen, in Einzelzuwendungen, die über 10 Prozent der gesamten Jah- Telefon: 030 2400088-14; Fax -19 Presse und Kommunikation (bis 11.02.2018) der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik, im reseinnahmen ausmachen, kamen 2017 von der DZ BANK Stiftungsnetzwerk Berlin und in der Worldwide Initiatives for und dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und

FOTOS: Julia Grossi, Linda Fittante, Ralf Emmerich/Aktive Bürgerschaft Grantmaker Support. Raiffeisenbanken.

60 JAHRESBERICHT 2017 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 61 Vermögensübersicht zum 31.12.2017

In EUR 31.12.2017 31.12.2016

10. A. ANLAGEVERMÖGEN Angaben zur Mittelherkunft und zur Mittelverwendung I. Immaterielle Vermögensgegenstände 389,00 472,00 sowie zum Vermögen II. Sachanlagen 19.576,00 665,00 III. Finanzanlagen 3.848,00 3.848,00

Einnahmen-Überschuss-Rechnung 1.1. – 31.12.2017 B. UMLAUFVERMÖGEN I. Sonstige Vermögensgegenstände 13.273,84 0,00 In EUR 31.12.2017 31.12.2016 II. Wertpapiere 101.689,92 100.388,75

A. IDEELLER BEREICH III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten 208.681,24 378.948,25 I. Erträge 696.040,51 710.894,84 Summe Aktiva 347.458,00 484.322,00 Spendeneinnahmen 523.613,17 486.560,00 A. EIGENKAPITAL Sponsoringeinnahmen 172.000,00 224.000,00 I. Stiftungskapital 100.000,00 100.000,00 Sonstige Einnahmen 427,34 334,84 II. Rücklagen 247.458,00 311.090,02 II. Aufwendungen 835.868,52 642.430,22 III. Ergebnis 0,00 73.231,98 Löhne und Gehälter 384.607,93 354.022,19 Summe Passiva 347.458,00 484.322,00 Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung 68.963,65 60.105,18 Mieten für Büro und Veranstaltungen 117.345,39 88.497,26 Nebenkosten für Büro und Veranstaltungen 33.899,72 31.859,14 Bewirtungskosten 10.586,53 12.220,74 Reisekosten 29.188,21 18.232,44 Hauptförderer: Zuwendungen an gem. Organisationen 42.000,00 933,11 Akademie Deutscher Genossenschaften ADG e.V. | Bausparkasse Schwäbisch Hall AG | Bundesverband der Deutschen Druckkosten 47.651,59 16.438,14 Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. | Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank AG (heute DZ HYP AG) | Telekommunikation/Internet 29.656,73 21.448,66 Deutscher Genossenschafts-Verlag eG | DZ BANK AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank | DZ PRIVATBANK S.A. | Fiducia & GAD IT AG | Münchener Hypothekenbank eG | R+V Versicherung AG | TeamBank AG | Union Asset Management Rechtsberatung, Steuerberatungs- und Buchführungskosten 46.635,64 23.194,56 Holding AG | VR-LEASING AG | WL BANK AG Westfälische Landschaft Bodenkreditbank (heute DZ HYP AG) Werbe- und Repräsentationskosten 14.365,94 8.448,79 Sonstige Kosten 4.254,20 3.249,03 Abschreibungen 6.712,99 3.780,98 Förderer: Ergebnis ideeller Bereich - 139.828,01 68.464,62 Bensdorfer Bank eG, Berliner Volksbank eG, Brandenburger Bank eG, Dortmunder Volksbank eG, Emsländische Volksbank B. VERMÖGENSVERWALTUNG eG, Geraer Bank eG, Kölner Bank eG, Märkische Bank eG, Mendener Bank eG, PSD Bank Westfalen-Lippe eG, Raiffeisen- bank eG Großenlüder, Raiffeisenbank eG Lauenburg, Raiffeisenbank Kaarst eG, Raiffeisenbank Rhein-Berg eG, Sylter Bank I. Erträge 2.964,02 4.767,36 eG, VerbundVolksbank OWL eG, Vereinigte Volksbank eG Brakel, Vereinigte Volksbank Münster eG, Volks- und Raiffeisen- II. Aufwendungen 0,01 0,00 bank eG Wismar, Volksbank Allgäu-Oberschwaben eG, Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten eG, Volksbank Bruhrain-Kraich- Ergebnis der Vermögensverwaltung 2.964,01 4.767,36 Hardt eG, Volksbank Darmstadt-Südhessen eG, Volksbank Dreiländereck eG, Volksbank eG Fredenbeck, Volksbank eG Mosbach, Volksbank eG Wolfenbüttel, Volksbank Elsterland eG, Volksbank Halle (Saale) eG, Volksbank Hameln-Stadthagen Jahresüberschuss - 136.864,00 73.231,98 eG, Volksbank Hellweg eG, Volksbank Kirchheim-Nürtingen eG, Volksbank Koblenz-Mittelrhein eG, Volksbank Lahr eG, Volksbank Laichingen eG, Volksbank Mittelhessen eG, Volksbank Mühlheim eG, Volksbank Osterburg-Lüchow-Dannenberg C. VERÄNDERUNGEN KAPITAL/RÜCKLAGEN eG, Volksbank Pforzheim eG, Volksbank Raiffeisenbank eG Greifswald, Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee Veränderung Betriebsmittelrücklage - 136.864,00 64.478,58 eG, Volksbank Raiffeisenbank Starnberg-Herrsching-Landsberg eG, Volksbank Raiffeisenbank Würzburg eG, Volksbank Rathenow eG, Volksbank RheinAhrEifel eG, Volksbank Ruhr Mitte eG, Volksbank Stuttgart eG, Volksbank Tübingen, Volks- Veränderung anderer Rücklagen 0,00 8.753,40 bank Ulm-Biberach eG, Volksbank Waltrop eG, VR Networld GmbH, VR-Bank Nordeifel eG, VR-Bank Westmünsterland eG, Ergebnis 0,00 0,00 Westerwald Bank eG, Wiesbadener Volksbank eG, Zevener Volksbank eG.

62 JAHRESBERICHT 2017 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 63 rien bestehen Kooperationsverträge. Mit mehr als 700 Schu- 2.1 Beratung und Unterstützung len der Sekundarstufen I und II in Nordrhein-Westfalen und Hessen ist sozialgenial das mitgliederstärkste Service-Lear- ning-Programm in Deutschland. Seit Programmstart haben 2.1.1 Materialbox: Die von der Stiftung Aktive Bürger- Fünf Punkte zur sich aktuell mehr als 100.000 Schülerinnen und Schüler in schaft entwickelte Materialbox basiert auf vier Qualitäts- über 2.600 Projekten engagiert. standards. Mit Informationen, Anleitungen und Checklisten, „Was kannst du gut, was anderen nützt?“ Ausgehend Arbeitsblättern und Vorlagen ermöglicht die Materialbox Leh- von dieser Frage setzen sich Schülerinnen und Schüler aus rern und Schulsozialarbeitern die eigenständige Umsetzung der Schule heraus für die Gemeinschaft ein und verknüp- von Service-Learning-Projekten. Arbeit und Wirkung fen Unterricht mit Engagementprojekten. Das ist der Ansatz 2.1.2 Kreativwerkstätten: Mehrmals jährlich bietet die von Service Learning. Die Schüler sammeln außerschulische Stiftung anerkannte Lehrerfortbildungen an. Dort lernen die Lernerfahrungen; sie erleben, dass sie gebraucht werden Teilnehmer in Tagesveranstaltungen, wie Projekte systema- und erfahren Anerkennung. Bei der Umsetzung ihrer Projekte tisch in Stundenpläne und Unterricht eingebunden und die können sie gelerntes Wissen anwenden und persönliche Qualität vorhandener Engagementprojekte verbessert wer- der Stiftung Kompetenzen weiterentwickeln. den kann. Seit 2018 gibt es zusätzlich Kreativwerkstätten für Das Service-Learning-Programm sozialgenial der Stif- Fortgeschrittene. tung Aktive Bürgerschaft verfolgt das Ziel, Service Learning 2.1.3 Campus sozialgenial: Im passwortgeschützten, an Schulen der Sekundarstufe I und II zu stärken. Bislang in neu aufgestellten Online-Mitgliederbereich „Campus sozial- Als gemeinnützige Stiftung ist die Aktive Bürgerschaft xistauglich zu machen und sie mit Partnern bundes- oder Nordrhein-Westfalen und Hessen tätig, wird das Programm genial“ stehen alle Materialien zum Download zur Verfügung. einerseits der sparsamen Wirtschaftsführung verpfl ichtet landesweit umzusetzen. Partner sind für die Stiftung dabei mittelfristig auf weitere Bundesländer ausgeweitet. Dazu Lehrer und Schulsozialarbeiter der sozialgenial-Mitgliedschu- und bestrebt, die von Stiftern und Spendern zur Verfügung sowohl diejenigen Menschen und Organisationen, deren – berät und unterstützt die Stiftung Aktive Bürgerschaft len können eigene Materialien uploaden, Fragen an Kollegen gestellten Mittel für die Verfolgung der ideellen Zwecke ein- Engagement wir unterstützen (Zielgruppen), als auch die- Lehrer, Schulsozialarbeiter und Schulleiter, aus Schulen oder das Team der Stiftung stellen, Antworten zusetzen und die Verwaltungskosten gering zu halten. Ande- jenigen, welche die Arbeit der Stiftung Aktive Bürgerschaft – informiert sie Schulen, außerschulische Partner, Förderer geben und sich in Gruppen zu bestimmten Themen vernet- rerseits will die Stiftung nicht nur faktentransparent sein, son- ermöglichen oder weiter stärken (Förderer). Dabei wirken wir und Partner, Öffentlichkeit und Fachöffentlichkeit über zen. dern auch Einblicke in ihre Arbeitsweise geben und dabei subsidiär und meist im Hintergrund. Die lösungsorientierten wichtige Entwicklungen, 2.1.4 Einzelberatung: Die Stiftung Aktive Bürgerschaft – so weit wie möglich – die Wirkungsorientierung berücksich- Maßnahmen der Stiftung Aktive Bürgerschaft konzentrieren – schafft die Stiftung öffentliche Aufmerksamkeit für Service berät sozialgenial-Mitgliedschulen telefonisch oder per E-Mail tigen. Damit Aufwand und Nutzen der Berichterstattung in sich auf vier Felder. Die Stiftung Learning und trägt zur Stärkung der Reputation dieser zu spezifi schen Themen der Umsetzung von Service Lear- einem angemessenen Verhältnis stehen, greifen wir in dem – berät und unterstützt ihre Zielgruppen, Lehr- und Lernmethode bei, ning, der Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern Jahresbericht jeweils eine Maßnahme aus einem Programm- – informiert ihre Zielgruppen über wichtige Entwicklun- – mobilisiert die Aktive Bürgerschaft mittelbar und unmit- und der Integration von Service Learning in das Schulpro- bereich heraus. gen, telbar fi nanzielle und personelle Ressourcen für Service gramm. – schafft öffentliche Aufmerksamkeit und stärkt die Reputa- Learning in Deutschland. tion ihrer Zielgruppen, – mobilisiert fi nanzielle und personelle Ressourcen für ihre Die Maßnahmen im Überblick und mit kurzen Erläuterungen: Zielgruppen. Als Kompetenzzentrum und Support-Organisation wollen wir 1. so dazu beitragen, dass Gutes besser getan wird. Die Stiftung Aktive Mobilisierung von Ressourcen Beratung und Unterstützung Bürgerschaft als Materialbox Programmförderung durch DZ BANK Kompetenzzentrum und Kreativwerkstätten

Support-Organisation Campus sozialgenial 2. Gewinnung sozialgenial-Regionalförderer

Einzelberatung Als Kompetenzzentrum für Bürgerengagement der Volks- Die Arbeit der Stiftung im banken Raiffeisenbanken nimmt die Stiftung Aktive Bürger- Dialog mit außerschulischen Partnern schaft eine Spezialistenrolle in der Genossenschaftlichen Programmbereich Service FinanzGruppe wahr. Die Stiftung bündelt Fachwissen und Learning Service-Learning-Praxisreihe Erfahrung, Kontakte und Netzwerke, um andere Menschen Förderpreis Aktive Bürgerschaft oder Organisationen in ihrem gemeinnützigen Engagement zu unterstützen. International bezeichnet man solche Institu- Im Jahr 2009 startete dieser Programmbereich mit dem Ser- Newsletter „wissenswert“ tionen auch als Support-Organisationen. Die Aktive Bürger- vice-Learning-Programm „sozialgenial – Schüler engagieren schaft leistet Support, also Unterstützung, durch lösungsori- sich“ in Nordrhein-Westfalen, 2016 wurde das Programm auf Kooperation mit Ministerien entierte Maßnahmen in ihren vier Programmbereichen. Dabei Hessen erweitert. Sozialgenial entstand auf Initiative der WGZ sozialgenial im Internet sind die Bereiche Bürgerstiftungen und Service Learning die BANK (heute DZ BANK) und wird unterstützt vom Ministe- operativ größten Programme. Sie wurden 2002 und 2009 rium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen Aufmerksamkeit schaffen und Reputation stärken Information eingerichtet, um diese innovativen Engagementkonzepte pra- und dem Hessischen Kultusministerium. Mit beiden Ministe-

64 JAHRESBERICHT 2017 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 65 2.2 Information Am Veranstaltungstag erfahren die Lehrerinnen und Leh- die eingesetzten Ressourcen (Input) und die konkreten rer im ersten Teil der Kreativwerkstatt, was Service Learning Leistungen (Output) gegenüber. Danach gehen wir den Ver- 2.2.1 Service-Learning-Praxisreihe: Mit verschie- ist, was das Programm sozialgenial konkret auszeichnet und änderungen auf Ebene der Zielgruppe (Outcomes) und auf denen Publikationen und der neuen themenorientierten wie Projekte systematisch in Stundenpläne und Unterricht gesellschaftlicher Ebene (Impact) nach. Service-Learning-Praxisreihe informiert die Stiftung Aktive eingebunden werden können. Diejenigen, die bereits Enga- Wirkungsorientierung bzw. -messung steht stets im Bürgerschaft die Öffentlichkeit über das Programm sozialge- gementprojekte an ihrer Schule anbieten, erhalten Hinweise Spannungsverhältnis von Aufwand und Nutzen. Die Stiftung nial und beteiligt sich am Fachdiskurs über Service Learning. 3. zur Verbesserung der Qualität. Im zweiten Teil der Kreativ- Aktive Bürgerschaft verwendet in diesem Bereich zum einen 2.2.2 Newsletter „wissenswert“: „wissenswert“ ist Beispiel: Die sozialgenial- werkstatt erarbeiten die Teilnehmer eine Projektskizze für ein das Instrument der klassischen Evaluierung. Hieraus ziehen der Newsletter für die sozialgenial-Mitgliedschulen und die Service-Learning-Projekt an ihrer Schule. Dabei werden sie wir Rückschlüsse auf den Nutzen für die Zielgruppe. Zum Service-Learning-Praxis in Deutschland. Er informiert dreimal Kreativwerkstätten unterstützt von den hauptamtlichen Mitarbeitern der Stiftung anderen liefert die jährliche telefonische Projektdatenabfrage jährlich Schulen, außerschulische Partner, Bildungspolitiker Aktive Bürgerschaft und den ehrenamtlichen Expertinnen. Die quantitative Daten zur Zahl der Mitgliedschulen, der Projekte und -förderer über gute Beispiele und aktuelle Themen. Die sozialgenial-Kreativwerkstätten sind regionale Fortbil- Ehrenamtlichen sind oder waren Didaktische Leiterinnen an sowie der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, zeigt 2.2.3 sozialgenial im Internet: Informationen rund um dungsveranstaltungen der Stiftung Aktive Bürgerschaft für Schulen und haben langjährige Erfahrung mit sozialgenial- also die Veränderungen bei der Zielgruppe. Schließlich: Ver- das Thema Service Learning und speziell zum Programm Schulleiter, Lehrer und Schulsozialarbeiter in Nordrhein- Projekten. Sie kennen die Innenperspektive von Schulen und änderungen auf der gesellschaftlichen Ebene können nicht „sozialgenial – Schüler engagieren sich“ bietet die Internet- Westfalen und Hessen. Die Teilnahme an der Kreativwerk- geben zusammen mit den Mitarbeitern der Stiftung praxiser- bezogen auf eine Einzelmaßnahme isoliert betrachtet werden. präsenz der Stiftung Aktive Bürgerschaft. Praxishilfen für Mit- statt ist kostenlos. probte Anregungen für die Umsetzung von Service Learning. gliedschulen usw. sind im Online-Mitgliederbereich Campus In den anerkannten Lehrerfortbildungen wird in das Kon- sozialgenial-Kreativwerkstätten: sozialgenial zugänglich. zept Service Learning eingeführt, das Programm sozialge- nial vorgestellt und vermittelt, wie die Teilnehmenden Enga- Input und Output gementprojekte systematisch in die Stundenpläne an ihrer 2.3 Aufmerksamkeit schaffen, Schule und in ihren Unterricht einbinden können. Im Praxisteil Input der Tagesveranstaltungen erarbeiten die Lehrer und Schulso- Personalkosten 11.000 EUR Reputation stärken zialarbeiter eine Projektskizze für ein Service-Learning-Projekt Reisekosten 5.000 EUR an ihrer Schule. Sie nutzen dabei den Erfahrungsaustausch 2.3.1 Förderpreis Aktive Bürgerschaft: Mit dem Ser- mit Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen und das Fach- Veranstaltungskosten 5.000 EUR vice-Learning-Wettbewerb bzw. dem Förderpreis Aktive Bür- wissen der Stiftung Aktive Bürgerschaft. 4. Gemeinkostenanteil 3.200 EUR gerschaft würdigt die Stiftung das Engagement von Schulen Kreativwerkstätten sind ein wichtiger Bestandteil im Leis- Wirkungsorientierung: Am und ihren Partnern für die Verknüpfung von Engagement und tungskatalog der Stiftung Aktive Bürgerschaft für sozialgenial- Beispiel der sozialgenial- Unterricht. Der Wettbewerb will nicht nur Anerkennung sein, Mitgliedschulen. Sie sind einerseits ein Weg, um Schulen der Output sondern auch dazu beitragen, Service Learning in Deutsch- Sek. I und II auf die Möglichkeiten, die das Lehr- und Lern- Kreativwerkstätten Anzahl Kreativwerkstätten 5 land bekannter zu machen. konzept Service Learning für die Schulen bietet, aufmerksam 2.3.2 Kooperation mit Ministerien: Grundlage der zu machen, und sind andererseits für die Stiftung eine Platt- Bei der Wirkungsorientierung bzw. Wirkungsmessung geht Anzahl Teilnehmer 102 Arbeit im Programmbereich Service Learning sind die Koope- form, um im persönlichen Austausch mit der Zielgruppe ihre es der Stiftung Aktive Bürgerschaft um die Frage, ob und Neu ausgegebene Materialboxen 59 rationsverträge mit den zuständigen Bildungs- bzw. Kultusmi- Bedarfe und künftigen Erwartungen aufzunehmen. inwieweit sie durch ihre Arbeit bzw. einzelne Maßnahmen Neu ausgegebene Zugänge zum 59 nisterien der Länder. Sie regeln die Rahmenbedingungen für Zu den Kreativwerkstätten werden alle Schulen der Sek. oder abgestimmte Maßnahmenbündel eine (positive) gesell- Online-Mitgliederbereich die Umsetzung des Programms sozialgenial und signalisieren I und II in den beiden Bundesländern eingeladen: Schullei- schaftliche Veränderung erreicht. Dafür stellen wir zunächst gleichzeitig die Relevanz des Service-Learning-Ansatzes. tungen, Lehrer und Schulsozialarbeiter erhalten persönliche Einladungen per E-Mail. Zudem werden die Termine auch in den Fortbildungsdatenbanken für Lehrkräfte veröffentlicht. sozialgenial-Kreativwerkstätten: Outcome und Impact 2.4 Mobilisierung von Ressourcen Die Stiftung nutzt außerdem Multiplikatoren wie die zustän- digen Ministerien, Schulämter, Bezirksregierungen und Outcome 2.4.1 Programmförderung durch DZ BANK: Initia- Berufsverbände, um auf die Kreativwerkstätten aufmerksam Neue Mitgliedschulen durch Teilnahme an Kreativwerkstätten 59 tor und bundesweiter Programmförderer von „sozialgenial zu machen. In jedem Schuljahr werden für jedes Bundes- – Schüler engagieren sich“ ist die DZ BANK (früher WGZ- land zwischen drei und fünf Kreativwerkstätten angeboten. Bewertungen der Kreativwerkstätten durch die Teilnehmenden: BANK). Ihr fi nanzielles Engagement ermöglicht es der Stif- Sie werden regional so verteilt, dass Lehrer aus allen Teilen „Die Kreativwerkstatt lud zur (Weiter-)Entwicklung meines Schulprojektes ein.“ 87 % stimmen zu tung Aktive Bürgerschaft, ihre Leistungen für die Schulen des Landes mit einer akzeptablen Anreisezeit an einer der „Ich empfehle die Veranstaltung an Kolleginnen und Kollegen weiter.“ 91 % stimmen zu qualitätsvoll und kostenlos anbieten zu können. Veranstaltungen teilnehmen können. Gastgeber und Partner 2.4.2 Gewinnung sozialgenial-Regionalförderer: der Fortbildungsveranstaltungen sind in der Regel Genossen- „Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen war interessant und informativ.“ 96 % stimmen zu Mit dem neuen Programm „sozialgenial-regional“ will die schaftsbanken. In anderen Fällen werden Angebote öffentli- Entwicklung 01.01.2017-31.12.2017 Stiftung Aktive Bürgerschaft zur breiten und nachhaltigen cher oder gemeinnütziger Weiterbildungsträger genutzt. Verankerung von Service Learning vor Ort beitragen. Volks- Mit der Anmeldung zur Veranstaltung werden die Schu- Neue Mitgliedschulen insgesamt 72 banken und Raiffeisenbanken sollen dabei als Partner und len Mitglied im Programm sozialgenial, sofern sie dies nicht Neue Projekte insgesamt 486 sozialgenial-Regionalförderer gewonnen werden. bereits sind. So profi tieren sie sofort von den Leistungen Neue teilnehmende Schülerinnen und Schüler 16.941 2.4.3 Dialog mit außerschulischen Partnern: Die Stif- für Mitgliedschulen. Sie erhalten eine analoge oder digitale tung Aktive Bürgerschaft pfl egt den regelmäßigen Dialog mit sozialgenial-Materialbox für den Unterricht und den Zugang Entwicklung 01.01.2009-30.06.2018 Dachorganisationen schulischer und außerschulischer Part- zum Online-Mitgliederbereich Campus sozialgenial. Über die Mitgliedschulen 708 ner. Damit bereitet sie den Boden für zusätzliche Einsatzorte Materialbox können sich die Teilnehmer in Service Learning Projekte 2.640 und bessere Engagementmöglichkeiten für die an sozialge- und das Konzept von sozialgenial mit seinen Qualitätsstan- nial teilnehmenden Schülerinnen und Schüler. dards vorab einlesen. Schülerinnen und Schüler 106.803

66 JAHRESBERICHT 2017 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 67 wie die Schulen das im Einzelnen machen, können sie selbst entscheiden. Und die Teilnahme an sozialgenial schließt die 5. Beteiligung an anderen Programmen nicht aus. Wichtig ist, dass mithilfe des sozialgenial-Konzepts am Ende ein gutes Blick hinter die Kulissen von sozialgenial: Service-Learning-Projekt zustande kommt oder ein beste- hendes Projekt verbessert wird. Die Teilnahme am Programm Am Ball bleiben ist für die Schulen kostenlos. Frisch verpackt: Die sozialgenial-Materialbox

Bedarf identifi zieren Schülerinnen und Schülern den Zugang zu gemeinnützigem Engagement öffnen: Die Aktive Bürgerschaft fördert Service Learning mit Praxishilfen, Die Aktive Bürgerschaft begleitet das Engagement von Programm für Selbstversorger Lehrern und Schülern auch durch quantitative Erhebungen. Fortbildungen und Austausch für Lehrer und Schulsozialarbeiter. Durch den Regelmäßig befragt sie die sozialgenial-Mitgliedschulen über direkten Kontakt erfährt sie, was an den Schulen gebraucht wird. ihre Projekte. Die Ergebnisse helfen, Beobachtungen aus In den Kreativwerkstätten erfährt das sozialgenial-Team, den eigenen Kontakten zu verifi zieren, Bedarfe zu erkennen wo die Lehrerinnen und Lehrer der Schuh drückt. Das ist und so die Angebote für die Mitgliedschulen weiterzuent- wichtig, um mit Material und Beratung den Bedarf zu treffen wickeln. Sie dienen außerdem als Grundlage für Projekt- „Was werden Sie nächste Woche umsetzen?“ Mit dieser machen es die anderen?“, diese Frage bringt so ziemlich und die richtigen Angebote zu machen. Denn sozialgenial porträts, mit denen die Aktive Bürgerschaft Lehrenden und Frage endet jede sozialgenial-Kreativwerkstatt, und erst jeder Teilnehmer mit in die Werkstatt. „Kurz und knapp, kein ist so konzipiert, dass es sich selbstorganisiert anwenden außerschulischen Projektpartnern das schulische Service wenn sie darauf geantwortet haben, sind die Teilnehmer Geschwätz“, wie es Dr. Jörg Ernst, Programm-Leiter Ser- lässt. Sobald eine Schule sich angemeldet hat, bekommen Learning veranschaulicht. In vergangenen Jahren vor allem entlassen. Denn in den Werkstätten geht es um Praxis: Wie vice Learning bei der Aktiven Bürgerschaft, beschreibt, bleibt die Lehrer und Schulsozialarbeiter Zugriff auf alle Informati- in Rundbriefen oder Broschüren publiziert, fl ießen sie ab organisiere und gestalte ich Service-Learning-Projekte in deshalb der inhaltliche Input zu Service Learning und dem onen und Materialien, die die Aktive Bürgerschaft exklusiv Herbst 2018 in den sozialgenial-Newsletter „wissenswert“ ein, der Schule? Wie fördere ich Kompetenzen meiner Schüler Programm sozialgenial. für die sozialgenial-Mitgliedschulen zur Verfügung stellt. Das der dreimal jährlich erscheint. In der neuen Reihe „Praxis und wie motiviere ich sie zu selbständigem Handeln? Die Dann kommt schon das erste Praxisbeispiel von einer sind unter anderem die sozialgenial-Materialbox (digital), die Service Learning“ veröffentlicht die Aktive Bürgerschaft jetzt Teilnehmer erhalten Anregungen, die sie an ihren Schulen der beiden ehrenamtlichen Expertinnen, die abwechselnd die die Lehrenden mit Handreichungen, Tipps und Anregungen auch zu Schwerpunktthemen; den Anfang der neuen Reihe sofort umsetzen können. Mit ihrem Programm „sozialgenial – Kreativwerkstätten unterstützen. Sie sind bzw. waren Didak- Schritt für Schritt durch die Umsetzung von sozialgenial- „Praxis Service Learning“ macht die Broschüre „Integration Schüler engagieren sich“ unterstützt die Aktive Bürgerschaft tische Leiterinnen an ihren Schulen und haben selbst lange Projekten führt; ein Portfolio mit erprobten Vorlagen und von Gefl üchteten“. Schulen dabei, Unterricht und bürgerschaftliches Engage- Erfahrung mit sozialgenial-Projekten. Anschließend erarbei- Mustertexten von Mitgliedschulen für Mitgliedschulen und ment zu verbinden. Die Mitarbeiter im Programmbereich ten die Teilnehmenden in Gruppen Skizzen für ihre eigenen die sozialgenial-Zertifi kate, die den Schülern ausgehändigt Ohne die Lehrer wäre alles nichts Service Learning stehen in ständigem Austausch mit den Projekte. Manche denken sich neue Engagementprojekte aus, werden können. Es geht darum, den Lehrern so viel Arbeit sozialgenial-Mitgliedschulen. Informationen über deren Pro- andere arbeiten an der Optimierung ihrer bereits existierenden abzunehmen wie möglich. Weil sich in der Praxis immer Jedes Service-Learning-Projekt steht und fällt nicht nur jekte, die Erfahrungen der Projektverantwortlichen und der Projekte. Wie gewinne ich die Schüler für die Engagementpro- wieder das große Bedürfnis der Lehrenden nach Austausch mit dem Engagement der Schüler, sondern auch mit der außerschulischen Partner geben sie wieder in die sozialge- jekte? Wie fi nde ich Unterstützung im Lehrerkollegium? Wie zeigt, möchte die Aktive Bürgerschaft sie stärker vernetzen Bereitschaft der Lehrer und Schulsozialarbeiter, ihre Zeit nial-Community zurück. Dabei beschreitet die Aktive Bürger- optimiere ich die Zusammenarbeit mit den außerschulischen und auch jene Kollegen ansprechen, die nicht den Weg in die und Energie über das Pfl ichtprogramm in der Schule hinaus schaft verschiedene Wege: Sie erhebt qualitativ und quan- Partnern? Mit dem Erfolg eines Projekts wachsen die Heraus- Werkstätten fi nden. Dazu hat sie im Herbst 2018 das Online- zu investieren. Ohne ihr Engagement wäre alles nichts. Das titativ Daten; sie stellt Konzepte zur Verfügung und Material; forderungen. Viele Teilnehmer interessiert, wie sich aus einer Portal „Campus sozialgenial“ auf den Weg gebracht. Hier spürt die Aktive Bürgerschaft bei allen Gelegenheiten, bei sie organisiert Fortbildungen, Austausch und Vernetzung; sie wenig verbindlichen Arbeitsgemeinschaft ein auf Dauer ange- können die Lehrer offene und geschlossene Gruppen bilden, denen sie ihnen Wertschätzung und Anerkennung bezeugt. berät und unterstützt Lehrer und Schüler mit Anerkennung legtes Wahlpfl ichtfach machen lässt. Und wie sich schlanker sich über ihre Erfahrungen austauschen, selbst Informatio- Dazu gehören scheinbare Nebensächlichkeiten wie Anfra- und Wertschätzung für die Arbeit, die sie in den Service- und effi zienter arbeiten lässt. nen hochladen und gegenseitig ihre Fragen beantworten. So gen nicht erst nach einer Woche sondern sofort zu beant- Learning-Projekten leisten. Den Blick von außen tragen die Programmmitarbeiter können sie auch Gemeinschaftsprojekte mehrerer Schulen worten, oder die attraktiven Räumlichkeiten der Volksban- der Aktiven Bürgerschaft in die Gruppen. Programm-Leiter organisieren. ken und Raiffeisenbanken, in denen die Kreativwerkstätten Jörg Ernst, der sich besonders gut mit bürgerschaftlichem „Service Learning etabliert sich, und es gibt immer mehr stattfi nden, oder die Einladung zum Mittagessen bei diesen „Kein Geschwätz“ Engagement auskennt und zur Wahl der außerschulischen Projekte, die dauerhaft an den Schulen verankert sind“, sagt Veranstaltungen. Aber auch Preisverleihungen für heraus- Projektpartner berät; Programm-Managerin Caroline Deilmann, Jörg Ernst. „Zu dieser Entwicklung möchten wir weiter bei- ragende Projekte – in den vergangenen Jahren ausgelobt Alle diese Wege – Erkenntnisse, Austausch, Rückspiel in die aus langjähriger Programmerfahrung von vielen anderen tragen.“ Denn, so die auch wissenschaftlich dokumentierte im Service-Learning-Wettbewerb, ab 2019 im Förderpreis die Praxis und Anerkennung – kreuzen sich in den Kreativ- Schulprojekten berichten kann, und Programm-Manager Joa- Überzeugung der Aktiven Bürgerschaft, die Erfahrungen von Aktive Bürgerschaft. Nebeneffekt für die Aktive Bürgerschaft: werkstätten für Lehrende und Schulsozialarbeiter. Die aner- chim Bicheler, Lehrer und Experte für Demokratiedidaktik. „Für Selbstwirksamkeit und der Kompetenzgewinn für die Schüler Die Bewerbungen bringen neue Informationen über Service- kannten Lehrerfortbildungen sollen den direkten Einstieg in Projektunterricht müssen die Lehrenden sich umstellen“, sagt in den Projekten können sie nachhaltig an Engagement und Learning-Projekte in Schulen – und das kommt letztlich wie- Service-Learning-Projekte erleichtern. Sie fi nden mehrmals er, „das erfordert eine größere Offenheit den Ideen der Schüler demokratische Beteiligung heranführen. Solchen Wirkungen der allen zugute. im Jahr statt und bieten vor allem Praxisbezug und Aus- gegenüber als der herkömmliche Unterricht. Man muss sehr zuliebe verzichtet die Aktive Bürgerschaft auf jeglichen Dog- tausch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen. „Wie fl e x i b e l s e i n . “ FOTO: Caroline Deilmann / Aktive Bürgerschaft matismus. sozialgenial arbeitet mit Qualitätsstandards, aber Gudrun Sonnenberg

68 JAHRESBERICHT 2017 BÜRGERAKTIV MAGAZIN 2018 69 Weiterlesen

Fakten 20 Jahre und Trends Bürger- Impressum stiftungen Report bürgerAktiv Magazin 2018 Bürgerstiftungen Forum Aktive Herausgeber: 2018 Bürgerschaft 2016 Stiftung Aktive Bürgerschaft Geschäftsstelle Ehrenamtliche stellen Bürgerstiftungen 1996 gründete sich die erste Bürgerstif- Reinhardtstr. 25, 10117 Berlin ein gutes Zeugnis aus: Die Mitmach-Stif- tung in Deutschland, 2016 blickten die Tel. 030 2400088-0, Fax -19 tungen verzeichnen einen kontinuierlichen Teil nehmer des Forums Aktive Bürger- [email protected] Zuwachs an Engagierten. Die neusten schaft auf die Entwicklung zurück und www.aktive-buergerschaft.de Zahlen und wie Bürgerstiftungen die auch in die Zukunft. Die Dokumentation Zusammenarbeit gestalten, ist nachzu- der Diskussionen erscheint im Geschäftsführer: lesen im Report Bürgerstiftungen 2018, Dezember 2018. Dr. Stefan Nährlich, V.i.S.d.P. den die Aktive Bürgerschaft im Septem- www.aktive-buergerschaft.de/forum Redaktion: ber 2018 veröffentlicht hat. Gudrun Sonnenberg, Dr. Stefan Nährlich www.aktive-buergerschaft.de/ Gestaltungskonzept: reportbuergerstiftungen Entlastung schaffen Lothar Ruttner Layout, Grafi k und Hauptamtliche in Bürgerstiftungen Anzeigengestaltung: Praxis-Beispiele Eine Bürgerstiftung zu managen, kostet Ayşe Gökmenoğlu Zeit. Wenn die ehrenamtlichen Vor- Druck: Integration von Gefl üchteten standsmitglieder an ihre Grenzen stoßen, LASERLINE Druckzentrum Berlin KG Schulen tragen im Programm sozialgenial kann die Beschäftigung hauptamtlicher dazu bei, dass die dauerhafte Integration Mitarbeiter helfen. Der Ratgeber „Haupt- Aufl age: 2.000 gefl üchteter Kinder und Jugendlicher im amtliche in Bürgerstiftungen“ von Christi- Das Magazin erscheint jährlich. Schulleben, in der Gemeinde und in der ane Biedermann und Dr. Stefan Nährlich Erscheinungstermin dieser Ausgabe: Gesellschaft gelingt. Sieben Beispiele erscheint im Oktober 2018. September 2018 enthält die Broschüre „Praxis Service ISSN 2567-5443 Learning: Integration von Gefl üchteten“ © 2018 Stiftung Aktive Bürgerschaft von Joachim Bicheler. Sie erscheint im Alle Publikationen der Aktiven November 2018. Bürgerschaft: www.sozialgenial.de www.aktive-buergerschaft.de/shop Herzlichen Dank an die Förderer der Weitermachen Stiftung Aktive Bürgerschaft! Aktive Bürgerschaft 24. Mai 2019: in den sozialen Medien Förderpreis Aktive Bürgerschaft Die Aktive Bürgerschaft zeichnet Engagementprojekte von Bürgerstif- tungen, Schulen und genossenschaftlichen Bankinstituten aus und ver- www.aktive-buergerschaft.de gibt zwei Medienpreise. Bewerbungsschluss ist der 31. Oktober 2018.

www.aktive-buergerschaft.de/foerderpreis www.facebook.com/ Oktober, November 2018: Regionalforen Bürgerstiftungen aktive.buergerschaft Austausch für Aktive in Bürgerstiftungen in Münster, Schwäbisch Hall, Hamburg, Erfurt.

www.aktive-buergerschaft.de/regionalforum https://twitter.com/aktivebuerger Oktober 2018, Frühjahr 2019: sozialgenial Kreativwerkstatt Service-Learning-Projekte gestalten – ein Angebot für Lehrer und Schulsozialarbeiter. www.youtube.com/user/ AktiveBuergerschaft www.sozialgenial.de/kreativwerkstatt

Alle Veranstaltungen der Aktiven Bürgerschaft: www.instagram.com/ www.aktive-buergerschaft.de/veranstaltungen stiftungaktivebuergerschaft

70 WEITERLESEN Förder- preis Aktive Bürgerschaft 2019 Bewerbungsende: 31. Oktober 2018 Preisverleihung: 24. Mai 2019 11 – 13 Uhr, DZ BANK am Brandenburger Tor, Pariser Platz 3, 10117 Berlin

STIFTUNG AKTIVE BÜRGERSCHAFT