Denkmalpflegeplan 4.5 ______4.5 Siedlungen des 20. Jahrhunderts

Die allgemeine Siedlungsentwicklung der Stadt Sankt Augustin wurde bereits in Ka- pitel 2.2 beschrieben. Wie kaum eine andere Gemeinde im Rhein-Sieg-Kreis hat die Stadt seit den 50er Jahren von der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung profi- tiert. Damit einhergehend entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein überdurchschnittlich reger Siedlungsbau, so dass Sankt Augustin heute über eine für seine Größe ungewöhnliche Dichte an bemerkenswerten Siedlungen verfügt.

Im Anschluss werden die aus Sicht der Denkmalpflege erhaltenswerten bzw. denk- malverdächtigen Siedlungen aus dem Zeitraum zwischen 1950 und 1980 dargestellt. Deren Lage ist in der beigefügten Karte nachzuvollziehen. Hier ist ebenfalls die Sied- lungsentwicklung im 20. Jahrhundert zu erkennen, deren Hinter-gründe, wie erwähnt, in Kapitel 2.2 erläutert wurden.

4.5.1 Siedlungsbau der 1950er Jahre

Wie jede andere Stadt besitzt auch Sankt Augustin Siedlungen aus den 1950er Jah- ren. Diese sind in der Regel in Zeilenbauweise errichtet und waren schon zu ihrer Bauzeit nicht viel mehr als das Angebot von günstigem Wohnraum, kombiniert mit weitläufig angelegten, aber unstrukturierten Freiflächen gewesen. Die Zeilen- bauweise mag, wie schon von den Protagonisten der Moderne propagiert, ökonomi- sche Vorteile gehabt haben, städtebaulich zeigt sie jedoch ihre Schwächen unmittel- bar, indem sie weder lesbare Straßen- noch Grünräume und damit auch keine wie- der erkennbare Adresse ausbildet.

In Sankt Augustin-Ort sind noch einige dieser typischen Siedlungsstrukturen aus die- ser Zeit lokalisierbar, wobei die Architektursprache der eingesetzten „Zweispänner“ auch mit einem später aufgebrachten Wärmeverbundsystem (vgl. Siedlung „Auf der Heide in Sankt Augustin-Ort) noch erhalten geblieben ist. Die über einem rechtecki- gen Grundriss entwickelten Baukörper beherbergen auf zwei Etagen vier Wohnein- heiten. Die Größe der Kuben ist bewusst gewählt, um ein menschliches Maß und eine Überschaubarkeit jeder Einheit zu gewährleisten. Der entwickelte Haustyp ist entlang der Straße „Auf der Heide“ aufgereiht. Die zwischen den Häusern ausgewie- senen Grünflächen dienen als Aufenthalts- und Spielflächen.1

1 Werling 2015/1, S. 9 ff. ______Architekturbüro Vogt-Werling 263

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 1.1 Abb. 1.2

1950er Jahre Siedlung in Sankt Augustin-Ort, Grundriss und Ansicht „Auf der Heide“ (2015) (2015)

Siedlung 1: „Auf der Heide“, Sankt Augustin-Ort

Bauzeit: 1949/50 Bauherr: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft für den Siegkreis m.b.H. Architekt: Emil Steffann, Architekt BDA Köln, Zeughausstr. 13 Bemerkung: EW

Von der ursprünglich größer konzipierten Siedlung ist lediglich ein „Erster Bauab- schnitt“ realisiert worden, welcher die Bebauung entlang der Straße „Auf der Heide“ umfasst. Die südlich dieser Straße angeordneten Häuser liegen parallel, die nördli- chen um 45 Grad von diesem Straßenzug abgeknickt angeordnet. Richtung Westen bzw. Uhlandstraße sollten Reihenhäuser und noch vor der Uhlandstraße sollte ein weiterer bebauter Straßenzug entwickelt werden, der aber nicht umgesetzt wurde.

Die Wohnhäuser sind als zweigeschossige Doppelhäuser mit jeweils vier Wohnein- heiten konzipiert. Die aus Betonsteinen errichteten Kuben wurden mit Kalkmörtel verputzt. Ein ca. 40 Grad geneigtes Satteldach ist mit engobierten Doppelfalzpfannen eingedeckt gewesen. Zwecks Entstehung einer tiefen Laibung sind die versprossten Holzfenster innenseitig angeschlagen gewesen. Auf der Außenseite waren Schlaglä- den angebracht.

______Architekturbüro Vogt-Werling 264

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 2.1 Abb. 2.1

1950er Jahre Siedlung in Meindorf, „Dürerstr.“ Grundriss und Ansicht (2015) (2015)

Siedlung 2: „Dürerstr.“, Meindorf, Kleinsiedlerstellen mit Einliegerwohnung Bauzeit: 1951 Bauherr: Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft des Hilfswerkes der Evangeli- schen Kirchen in Deutschland mit Sitz in Düsseldorf Architekt: Karl R. Hoffmann , Luisenstr. 29 Bemerkung: EW

Im Bereich der Duererstraße entstand 1951 in kürzester Zeit ein komplett neues Wohngebiet für Vertriebene, Flüchtlinge und Ausgebombte. Die als Doppelhäuser entwickelten eingeschossigen und traufständig angelegten Baukörper besaßen auf der Gartenseite noch einen Schuppen, der für Gartengeräte oder für die Kleintierhal- tung genutzt werden konnte. Die Standardausstattung war zunächst gering. Mit wachsendem Wohlstand wurden die internen Funktionen, z.B. durch den Einbau ei- nes Badezimmers verändert und auch das Mobiliar den modernen Bedürfnissen an- gepasst. Teilweise hat man die aus Hohlblock- und Normalschwemmsteinen errichte- ten Baukörper durch Garagenanbauten ergänzt und die rückseitigen Gärten zu Ra- senflächen umgenutzt. Heute zeigt sich die ursprüngliche Bebauung überformt. Der ehemalige Duktus der Siedlungshäuser lässt sich nur noch an dem Doppelwohnhaus „Dürerstr. 6/8“ festmachen, weshalb dieses Gebäude als erhaltenswert (EW) einge- stuft wurde. ______Architekturbüro Vogt-Werling 265

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 3 Abb. 4

1950er Jahre Siedlung in Hangelar, „Anton- Ausschnitt aus dem Bebauungsplan „Humper- Groß-Str.“ (2015) dinckstr. (2015)

Siedlung 3 und 4: „Anton-Groß-Str./Humperdinckstr.“, Hangelar Mietwohnungen für den Bundesgrenzschutz in Hangelar Bauzeit: 1953/59 Bauherr: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft für den Siegkreis m.b.H. Siegburg, Wellenstr. 22 Architekt: I. Bauabschnitt (Anton-Groß-Str./1953), Dipl.-Ing. Helmut Schmitz -Bad Godesberg, Poststr. 1 II. Bauabschnitt (Humperdinckstr./1959), Dipl.-Ing. Georg v. Solodkoff Siegburg, Markt 22 Bemerkung: EW

Die Bebauung entlang der Anton-Groß-Straße ist 1953 durch einen von Helmut Schmitz aufgestellten Bebauungsplan eingeleitet worden. Es wurden zunächst zehn Wohnhäuser errichtet. Diese sind als zweigeschossige Zweispänner mit jeweils vier Wohneinheiten konzipiert, wobei unter dem Satteldach noch eine weitere WE ange- legt wurde. Die aus Hohlblocksteinen errichteten Baukörper sind mit Kalkmörtel ver- putzt, die Holzfenster zweiteilig angelegt worden. Auf der Gartenseite haben sich großteils noch die aus Metall gefertigten, filigranen Balkonbrüstungen erhalten.

Die Bebauung entlang der Humperdinckstraße geht auf Georg v. Solodkoff zurück. Der Duktus der Baukörper ist mit jenen des I. Bauabschnittes vergleichbar.

______Architekturbüro Vogt-Werling 266

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 5.1 Abb. 5.2

1960er Jahre Siedlung in Menden, „Klöck- Straßenansicht-Detail aus der Eingabeplanung ner-Mannstaedt-Str.“ (2015)

Siedlung 5: „Klöckner-Mannstaedt-Str.“, Menden Bauzeit: 1952/53 Bauherr: Klöckner-Mannstaedt-Werke“, Architekt: Mannstaedt-Werke/Bauabteilung Bemerkung: EW

Bei der Siedlung handelt es sich um 17 zweigeschossige und als Zweispänner ange- legte Wohnungsbauten. Die Baukörper sind als Arbeiterhäuser der Klöckner- Mannstaedt-Werke in Troisdorf entlang der gleichnamigen Straße errichtet worden. Mittlerweile sind die meisten Wohneinheiten (vier pro Baukörper) privatisiert worden. Die schlichten, aber zeittypischen Fassadenbildungen zeigen entsprechend den da- hinter befindlichen Nutzungen unterschiedlich große Fensteröffnungen, die durch Faschen von der übrigen Wandfläche abgesetzt sind. Die Fenster sind mittlerweile erneuert worden. Die ca. 45 Grad schrägen Dächer, eingedeckt mit altfarbenen Rheinland-Falzziegeln, sind fast alle noch mit kleinen, verschieferten Gauben be- stückt. Das Mauerwerk ist im Wesentlichen aus Bimshohlblocksteinen, die Decken als Hohlkörperdecken ausgeführt worden. Die Geschosstreppen hat man in Holz rea- lisiert.

______Architekturbüro Vogt-Werling 267

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 6.1 Abb. 6.2

Siedlungsbebauung in Sankt Augustin-Ort, Lageplan „Am Kirschbäumchen 2-9“ (2015) (2015)

Siedlung 6: „Am Kirschbäumchen 2-9“, Sankt Augustin-Ort Bauzeit: 1954-1956 Bauherr: Gemeinnützige Baugenossenschaft des Amtes Menden in SGBG.-Mülldorf Architekt: Helmut Becker, Architekt Siegburg, Frankfurter Str. 22 Bemerkung: EW

Die Bebauung entlang der Straße „Am Kirschbäumchen 2-9“ ist 1954 durch einen von Helmut Becker aufgestellten Bebauungsplan eingeleitet worden. Die Realisie- rung erfolgte zwei Jahre später. Es wurden sieben Wohnhäuser errichtet. Diese sind als zweigeschossige Zweispänner mit jeweils zwei 3-Zimmer- und zwei 4-Zimmer Wohneinheiten angelegt worden, wobei sowohl unter dem Satteldach als auch im Keller für jede Wohneinheit entsprechende Abstellräume vorgesehen wurden. Die aus Hohlblocksteinen errichteten Baukörper sind mit Kalkmörtel verputzt, die Holz- fenster ursprünglich zweiteilig angelegt gewesen.

______Architekturbüro Vogt-Werling 268

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 7.1 Abb. 7.2

Siedlungsbebauung in Sankt Augustin-Ort, „Am Straßenansicht, Aus der Eingabeplanung von 1957 Kirschbäumchen 8-23“ (2015)

Siedlung 7: „Am Kirschbäumchen 8-23“, Sankt Augustin-Ort Bauzeit: 1957/1958 Bauherr: Wohnungs- und Siedlungsbau GmbH des VdK von Nordrhein- Westfalen e.V. in Düsseldorf SGBG.-Mülldorf Architekt: Hubert Lansch, Architekt Troisdorf, Am Sanderhof 4 Bemerkung: EW

Die Bebauung entlang der Straße „Am Kirschbäumchen 8-23“ ist 1957 durch den Architekten Hubert Lansch eingeleitet worden. Die eineinhalb geschossigen und frei- stehenden Eigenheime sind mit einer zusätzlichen Einliegerwohnung ausgestattet worden. Die Fundamente einschließlich des aufgehenden Kellermauerwerks sind aus Stampfbeton gefertigt worden. Ansonsten hat man Ziegelsteine verwendet. Die Dacheindeckung ist mit „altfarbenen Rheinlandfalzziegeln“ bewerkstelligt worden. Fenster und Außentüren wurden in einer Kiefernholzkonstruktion hergestellt. Die Ge- schosstreppe besteht aus Buchenholzauftritten, die Setzstufen und Wangen aus Tannenholz.

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Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______4.5.2 Siedlungsbau der 1960er Jahre

Nachdem in den 1950er Jahren die dringendsten Aufbauprobleme gelöst und die Wohnungsnot einigermaßen bewältigt waren, entstanden zunehmend Konzepte für weitere Siedlungen, v.a. an den Stadträndern. Auch bei diesen herrschte der Zeilen- bau vor, wobei die großen Dimensionen der Siedlungen durch eine vertikale Akzen- tuierung (höhere Mitte) gemildert wurden. In der Folgezeit bemühte man sich, Zeilen zu differenzieren, zu knicken, Teilräume zu bilden und Siedlungsbereiche deutlicher zu unterscheiden. Das Wohnhochhaus als Solitärgebäude trat als neues Element der Differenzierung des starren Zeilenschemas hinzu. Statt etwa gleich hohe Zeilen- und Reihenbauten zu verwenden, wurden nun Zeilenbauten mit Punktwohnhäusern und Flachbauten (häufig Gartenhofhäuser mit Flachdach) gemischt. Thema war, der Mo- notonie zu ähnlicher Bautypen durch eine größere Variationsbreite in der Form und in der Höhe zu begegnen.

In Sankt-Augustin-Menden ist zum Beispiel mit der Bebauung entlang der Guten- bergstraße eine jener typischen Siedlungen der 1960er Jahre gelungen. Die Guten- bergstraße wirkt hierbei wie ein Rückgrat der rechtwinkelig dazu aufgereihten Zeilen- bauten, die mit einem Flachdach abgeschlossen, als Zweispänner angelegt, pro Ein- heit auf vier Etagen acht Wohneinheiten bilden. Die Baukörper sind als Nord-Süd- Typen konzipiert, zweiseitig belichtet und haben ihren Wohnraum mit Loggia auf die Westseite hin orientiert. Der Außenbereich dient unmittelbar vor der Ostseite der Ku- ben als Erschließungszone, auf der West- bzw. Gartenseite werden hauptsächlich Pflanzbeete angeboten.

Als Beispiel für die angesprochene Vertikalisierung in der Architektur ist Ecke Mit- telstr./Gutenbergstr. ein 15 Stockwerke hohes Wohnhochhaus (Kaiserbau)2 als Soli- tärgebäude gebaut worden, dem nach Osten hin ein zweigeschossiger Kubus vorge- lagert ist, der im EG Ladenlokale und im OG Wohnungen und Büros beherbergt

Auch das zweigeschossige Einfamilienreihenhaus mit Satteldach wurde vielerorts durch teppichartig verdichtete Bungalow- oder Atriumhäuser ersetzt. Hier mag als Beispiel die Buisdorfer Siedlung in der „Bodelschwingstr.“ zählen. Die dort noch zu lokalisierenden ein- bzw. eineinhalbgeschossigen flach abgedeckten Baukörper sind gegeneinander versetzt angeordnet worden. Leider sind schon einige der sensibel konzipierten Häuser überformt, aber das Haus „Bodelschwingstr. 6 zeigt noch recht gut, wie der ursprüngliche Kubus geplant war. Dort haben sich auch noch einige bauzeitliche Details erhalten, wie z.B. die geschweifte Meidinger Scheibe (Napole- onhut).

2 Der sog. „Kaiserbau“, der mit seinen 15 Stockwerken sämtliche übrigen Gebäude überragt und als inoffizielles Wahrzeichen von Menden betrachtet wird, beherbergt 296 Wohnungen, in denen etwa 600 Menschen wohnen. ______Architekturbüro Vogt-Werling 270

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 8.1 Abb. 8.2

1960er Jahre Siedlung in Sankt Augustin-Ort, Auszug aus dem Lageplan „Berliner/Danziger-Str.“ (2015) (2015)

Siedlung 8: Berliner Str. / Danziger Str. in Sankt Augustin-Ort Bauzeit: 1960-65 Bauherr: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft für den Siegkreis m.b.H. Siegburg, Wellenstr. 21 Architekt: Helmut Becker Siegburg, Bernhardstr. 33 Bemerkung: EW

Der erste Bauabschnitt dieser Siedlung umfasst den nordwestlichen Teil des Gelän- des, welches von der Pestalozzistraße im Norden, der Berliner Straße im Süden und Osten und der Danziger Straße im Westen begrenzt wird. Mehrere Stichstraßen er- schließen das Innenfeld. Dieser erste Bauabschnitt umfasste eine 246 Wohneinhei- ten große Siedlung einschließlich dem Bau von 90 Garagen. Die Bebauung ist zwei-, drei- und viergeschossig angelegt und als Mietwohnungen vergeben worden. Als Randbebauung des Wohngebietes sind ein- und zweigeschossige Einfamilienhäuser errichtet worden.

Zwischen den Baukörpern erstreckt sich eine großzügige Grünanlage mit altem, er- haltenswertem Baumbestand und weitläufigen Rasenflächen.

______Architekturbüro Vogt-Werling 271

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 9.1 Abb. 9.2

Stralsunder Str. (2015) Lageplan (2015)

Siedlung 9: Siedlungsbauten im Umfeld der Stralsunder Str. bzw. der Liegnitzstr. Mülldorf Bauzeit: 1961/62 Bauherr: „Rheinland“ Köln Gemeinnützige Wohnungs-und Siedlungsgesellschaft m.b.H. Siegburg-Mülldorf Architekt: Uecker & Wenzel Architekten Siegburg, Hopfengartenstr. 54 Bemerkung: EW

Die im Umfeld der Erschließungsstraßen Stralsunder Str. bzw. Liegnitzer Str. errich- teten 17 Baukörper sind als dreigeschossige Zweispänner über einem rechteckigen Grundriss angelegt. Der obere Abschluss ist über ein Walmdach gewährleistet. In späterer Zeit hat man die Brüstungsfelder der Balkone mit vertikalen Stahlstreben miteinander verbunden.

______Architekturbüro Vogt-Werling 272

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 10.1 Abb. 10.2

1960er Jahre Siedlung in Niederpleis, „Park- Schnitt durch einen Maisonette-Typ weg“ (2015) (2015)

Siedlung 10: „Parkweg, u.a.“, Niederpleis Bauzeit: 1963-65 Bauherr: Dr. Detlef Renatus Rüger Köln, Breite Str. 54-56 Architekt: Dipl.-Ing. Hans Stephan (Berliner Senatsbaudirektor a.D.) und Prof. Dr. R. Kappey Berlin, Reichssportfeldstr. 16 Bemerkung: DV

Die Siedlung entstand als „Gesamt-Wohnungsbauvorhaben im Umfang von 476 Wohnungen einschließlich erforderlicher Garagen. Die Wohneinheiten liegen teils in viergeschossigen Zeilenbauten, teils in vier sieben- bis achtgeschossigen Punkthäu- sern und einem 12-geschossigen Hochhaus mit zurückgesetztem Ateliergeschoss. Das Gesamtbauvorhaben war in drei Bauabschnitte gegliedert und ist zwischen 1963 bis 1965 umgesetzt worden. Bei den Wohnzeilen wurden Teile davon als Maisonette- Wohnungen ausgebildet. Die in Massivbauweise errichteten Kuben sind gartenseitig – bis auf die Maisonette-Typen – durch die durchlaufenden Loggien horizontal struk- turiert. Die verklinkerten Giebelflächen werden durch Sichtbetonbänder im Decken- bereich gegliedert. Die Bebauung ist nach wie vor als eine einheitliche Siedlungsbe- bauung lokalisierbar.

______Architekturbüro Vogt-Werling 273

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 11.1 Abb. 11.2

Bebauung entlang der Gutenbergstr. Grundriss-Studie (2015) Gutenbergstr. (2015)

Siedlung 11: „Gutenbergstr.“, Menden Bauzeit: 1964-1966 Bauherr: NEUE HEIMAT Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft G.m.b.H. Düsseldorf, Vagedesstr. 1 Architekt: Planungsabteilung: NEUE HEIMAT Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft G.m.b.H. Düsseldorf, Vagedesstr. 1 Entwurf: Friedrich Karl Gettkandt, Architekt BDA Düsseldorf-Oberkassel, Luegallee 95 Bemerkung: EW

In unmittelbarer Nachbarschaft zum 15-geschossigen „Kaiser-Bau“ sind von 1964- 1966 entlang der Gutenbergstrasse elf viergeschossige Mehrfamilienhäuser errichtet worden. Es handelt sich um viergeschossig angelegte Kuben, die aus Zweispänner- Einheiten zusammengefügt sind. Die Baukörper sind in der Schottenbauweise errich- tet worden. Die Verklinkerung der Fassaden ist Ende der 1990er Jahre vorgenom- men worden.

______Architekturbüro Vogt-Werling 274

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 12.1 Abb. 12.2

Bebauung vom Pappelweg aus Grundriss-Ausschnitt (2015) (2015)

Siedlung 12: Siedlung im Bereich „Wacholderweg, Eibenweg, Niederpleiser Str. und Pappelweg“, Niederpleis Planung einschl. Bauzeit: 1965-1972 Bauherr: Dr. Detlev Renatus Rüger, Köln, Hansaring 115 Architekt: Dipl.-Ing. Hans Stephan Architekt und Senatsbaudirektor a.D. Prof. Dr.-Ing. R. Kappey Architekt BDA Berlin, Reichssportfeldstrasse 16 Bemerkung: EW

Im Bereich der Erschließungsstrassen Wacholderweg, Eibenweg, Niederpleiser Str. und Pappelweg in Niederpleis sind in der Mehrzahl achtgeschossige Mehrfamilien- Häuser zu lokalisieren, die nach 1965 geplant und etwa ab 1970 errichtet wurden. Die Baukörper sind als Zweispänner-Einheiten konzipiert und in der Schottenbauwei- se errichtet worden. Gestalterisch durchaus ansprechend sind die geschachteten Giebelflächen und die, die horizontale Ausrichtung der Baukörper unterstreichenden Lamellen der Loggienbrüstungen.

______Architekturbüro Vogt-Werling 275

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 13.1 Abb. 13.2

1960er Jahre Siedlung in Menden, „Ernst- Detail der Eingabeplanung Reuter-Str.“ (2014) (2015)

Siedlung 13: „Ernst-Reuter-Str.“, Menden Bauzeit: 1965/66 Bauherr: Brink u. Co. Grundstücks- und Wohnungsbaugesellschaft, Köln Architekt: H. Kohlmorgen & D. Mansz Bensberg-Refrath, Kauertweg 6 Bemerkung: EW

Die 137 Reihenhauseinheiten große Siedlung bildet ein Geviert, welches im Norden von der Ernst-Reuter-Str., im Süden vom Märkischen Weg, im Westen von der Jun- kerstraße und im Osten von der Röntgenstraße begrenzt wird. Zwei von der Ernst- Reuter-Str. abgehende Stichstraßen (Ohm- und Hertzstr.) erschließen das Innenfeld. Vor allem entlang der Ernst-Reuter-Str. sind unter oben angeführten Architekten schlichte, funktionsbetonte Reihenhäuser errichtet worden, die Beispielhaft für den Siedlungsbau der 1960er Jahre sind. Es handelt sich um zweigeschossige Kuben, die als Betonrahmenkonstruktionen errichtet wurden. Die frei gebliebenen Fassaden- flächen sind entweder ausgemauert oder mit großformatigen Fensterelementen ge- schlossen worden.

______Architekturbüro Vogt-Werling 276

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 14.1 Abb. 14.2

1960er Jahre Siedlung in Sankt Augustin-Ort, Lageplan-Ausschnitt „Friedensstraße“ (2015) (2015)

Siedlung 14: „Friedensstr.“, Sankt Augustin-Ort Bauzeit: 1968 Bauherr: Rhein-Agger-Sieg-Wohnungsbaugesellschaft mbH & Co. KG. Köln, Rubensstr. 2 Architekt: Dipl.-Ing. W. Rehle, Köln, Breitestr. 54-56 Bemerkung: EW

Die „Friedrichstraßen-Siedlung“ ist Ende der 1960er Jahre entstanden. Die Grund- konzeption der zweigeschossigen Reihenhäuser umfasst sechs Zimmer, Küche, Bad, WC sowie einem Hobbyraum. Die Außenwände sind zweischalig aufgebaut, die Außenhaut verklinkert. Als gliedernde Elemente sind Sichtbetonflächen eingesetzt. Die Möglichkeit einer Variabilität in der Grundrissbildung wurde bei der Erstellung der Häuser entsprechend berücksichtigt. Die Bebauung ist nach wie vor als eine einheit- liche Siedlungsbebauung lokalisierbar.

______Architekturbüro Vogt-Werling 277

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 15.1 Abb. 15.2

Kaiser-Bau in Menden, Grundriss-Studie (2015) zum Kaiser-Bau (2015)

Siedlung 15: „Kaiser-Bau“, Menden Bauzeit: 1968 bis ca. 1974 Bauherr: Franz Kaiser Köln, Weinsbergstr. 190 Architekt: Kaiser-Bau KG Planungsabteilung Köln, Weinsbergstr. 190 Bemerkung: EW

Bei dem sog. „Kaiser-Bau“ handelt es sich um ein Wohnhochhaus, welches ein- schließlich eines vorgelagerten, zweigeschossigen Einkaufszentrums um 1968 ge- plant und bis Mitte der 1970er Jahre errichtet wurde. Das 15 Stockwerke hohe Bau- werk besitzt 296 Wohneinheiten, in denen ca. 600 Menschen wohnen. Das Projekt ist im Wesentlichen in der Schottenbauweise errichtet worden. Die einzelnen Wohneinheiten sind zu den jeweiligen Loggien hin vollständig aufgeglast. Der Grund- riss des Hochhauses basiert auf einer zweihüftigen Konzeption, wobei jeweils ein Mittelflur sämtliche Wohneinheiten erschließt. In der Vertikalen übernehmen Flucht- treppenhäuser bzw. Aufzüge die Gebäudeerschließung.

______Architekturbüro Vogt-Werling 278

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 16.1 Abb. 16.2

1970er Jahre Siedlung in Meindorf, „Bodel- Ansichten schwingstr.“ (2015) (2015)

Siedlung 16: „Bodelschwingstr.“, Meindorf Bauzeit: 1969/1970 Bauherr: Privat Architekt: Hans Werner Boos Troisdorf, Taubengasse 100 Bemerkung: EW

Unmittelbar nordwestlich des alten Siedlungsgebietes von Meindorf wurde zwischen der Bodelschwingstraße und der Michelstraße um 1969/70 eine Bungalow-Siedlung ausgewiesen. Die ein- bzw. eineinhalbgeschossigen Baukörper der Bungalows sind gegeneinander versetzt angeordnet. Es handelt sich um Massivbauten, die mit einer aus Ziegeln errichteten Vorsatzschale verkleidet wurden. An den Häusern lassen sich zum Teil noch bauzeitliche Architekturdetails, wie z.B. die geschweiften Meidin- ger Hauben (Napoleonhut) ausmachen. Bis auf den Bungalow „Bodelschwingstr. 6“ sind fast alle in späterer Zeit überformt worden.

______Architekturbüro Vogt-Werling 279

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______4.5.3 Siedlungsbau der 1970er Jahre

Das städtebauliche Leitbild der „organischen, gegliederten und aufgelockerten Stadt“ der 1950er Jahre wurde in den 1970er Jahren durch das Leitbild „Urbanität durch Dichte“ abgelöst. In den „Boomjahren des Wirtschaftswunders“ ging es im Städtebau um Verdichtung, Stapelung und Maßstabsvergrößerung. Die in den 1950er Jahren entwickelte Idee der autogerechten Stadt wurde zum bestimmenden Planungsprin- zip. Streng hierarchisierte und differenzierte Verkehrsnetze prägten zunehmend das Bild der Städte. Neben Großprojekten für Bildung, Kultur und Sport, Dienstleistung und Verwaltung kam es auch im Wohnungs- und Siedlungsbau zu neuen Entwick- lungen. Kennzeichnend waren die deutliche Erweiterung des Repertoires an Wohn- formen und die Entdeckung der Topografie als Thema. Gebaut wurden Wohnanla- gen mit ausgesuchten Gebäudetypologien sowie große Wohnsiedlungen am Rand der Städte mit eigener Infrastruktur. Experimente im Wohnungsbau mit neuen Mate- rialien und Konstruktionen, Grundrissen und Erschließungsformen sowie städtebauli- che Visionen von flexiblen Großstrukturen entstanden aus der beinahe unbegrenzten Technikgläubigkeit. Das enorme Wirtschaftswachstum in Westdeutschland, die ra- sante Mobilisierung und technischen Fortschritte kennzeichneten die Gesellschaft und waren prägend für die planerischen Ideen.

______Architekturbüro Vogt-Werling 280

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 17

1970er Jahre Siedlung in Mülldorf, „Blumensied- lung“ (2015)

Siedlung 17: „Blumensiedlung“, Mülldorf Bauzeit: 1970er Jahre Bauherr: Privat Architekt: Heinrich Emons Siegburg, Hohenzollernstr. 117 Bemerkung: EW

Die Westlich des Ortszentrums von Mülldorf gelegene „Blumensiedlung“ Anfang der 1970er Jahren entstanden. Die Bebauung wird durch ein- und zweigeschossige, flachgedeckte Baukörper (Warmdach) charakterisiert, die mitunter durch Garagen kettenartig verknüpft sind. Die gesamten sichtbaren Außenflächen der Kuben waren ursprünglich (vgl. Blumenstr. 15/17) mit Klinkern verkleidet gewesen. Heute sind die Siedlungsbauten großteils durch An- und Umbauten verunklärt.

______Architekturbüro Vogt-Werling 281

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 18.1 Abb. 18,2

1970er Jahre Siedlung in Birlinghoven, „Rau- Ansichtszeichnung zu den Siedlungshäusern tenstrauch-Siedlung“ (2015) (2015)

Siedlung 18: „Rautenstrauch-Siedlung“, Birlinghoven Bauzeit: 1977/78 Bauherr: Wohnbau Kallscheuer KG Bonn-Bad Godesberg, Hochkreuzallee 1 Architekt: Ing.-Grad Heinz-Jürgen Emons Siegburg, Hohenzollernstr. 117 Bemerkung: EW

Bei der Siedlung handelt es sich um über 80 Einfamilien-Wohnhäuser. In der Regel bilden zwei dieser Baukörper eine formale Einheit, die jeweils durch Garagen ketten- artig miteinander verknüpft sind. Die Bauten sind überwiegend unterkellert, giebel- ständig, 1 ½ geschossig und mit Satteldächern gedeckt. Die tragende Holzkonstruk- tion ist schwarz, die Holzkonstruktion in der Brüstungsebene weiß, die Füllelemente sind ebenfalls weiß gefasst. Die Giebelflächen sind aufgeglast und lassen schon von außen eine recht großzügige Grundrissbildung vermuten.

Siedlung 18a: Dietrich-Bonhoeffer-Str., Mülldorf Bauzeit und Architekt: s.o. Bemerkung: EW

Die Architektur der 15 Häuser ist identisch mit Siedlung 18, es fehlen jedoch die sied- lungsräumlichen Qualitäten der Anlage in Birlinghoven.

______Architekturbüro Vogt-Werling 282

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 19.1 Abb. 19.2

1970er Jahre Siedlung in Hangelar, Kohl- EG-Grundriss kauler Str., (2015) zu den Siedlungshäusern (2015)

Siedlung 19: „Kohlkauler Straße“, Hangelar Bauzeit: 1975/76 Bauträger: Nils Petersen, Planung und Ausführung von Wohneigentum 5206 Neunkirchen-Seelscheid Renzert Architekt: Plan Team, Architektur und Städtebau Bemerkung: EW

Bei der Siedlung handelt es sich um 37 zweigeschossige Reihenhäuser. Die Gara- gen sind durch entsprechende Garagenhöfe zusammengefasst. Kennzeichnend für die ansonsten schlicht zugeschnittenen Baukörper ist, dass ein der im OG befindli- chen Schlafzimmer ca. 1,50 Meter über die darunter befindliche Erschließung aus- kragt. Die Kuben sind flach abgeschlossen, der Wandaufbau mit der Befensterung typisch für den Gestaltungswillen der Zeit. Mittlerweile sind auch schon einige Aus- wechslungen (Modernisierungen) im Fenster- bzw. Türbereich vorgenommen wor- den.

______Architekturbüro Vogt-Werling 283

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______4.5.4 Siedlungsbau der 1980er Jahre

Die Leitbilder des Siedlungsbaus der 1970er Jahre setzten sich im Grunde auch in den 1980er Jahren fort. Spätestens während dieses Zeitfensters werden anstelle der evtl. noch relativ schlichten Zeilen- und Reihenhausstrukturen oft vielfältige Hausty- pologien mit einer sehr diverenzierten und oftmals aus der Topografie entwickelten städtebaulichen Disposition und größeren, komfortabler ausgestatteten Wohnungen entwickelt.

Hierzu zählt z.B. die Mülldorfer Siedlung „Im Spichelsfeld“, die Anfang der 1980er Jahre angelegt wurde und mit der die Planer ganz im Duktus der Zeit eine experi- mentierte und äußerst dichte städtebauliche Konstellation generierten. Diese unkon- ventionelle, aber in sich homogene Siedlungsstruktur ist weitestgehend aus Betonfer- tigteilen hergestellt und bietet neben einer Hauptwohnung auch noch für eine Einlie- gerwohnung den notwendigen Platz. Leider sind schon im Detail einige Veränderung vorgenommen worden, die das Bild der Siedlung verunklären.

______Architekturbüro Vogt-Werling 284

Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.5 ______

Abb. 20.1 Abb. 20.2

1980er Jahre Siedlung, „Im Spichelsfeld“ Lageplan (2015) (2015)

Siedlung 20: „Im Spichelsfeld“, Mülldorf Bauzeit: 1982 Bauherr: Integral Baubetreuungsgesellschaft m.b.H. Sankt Augustin, Rathausallee 96 Architekt: C. Jaspert/G. Lange/H. Luxat Köln, Mettfelderstr. 5 Bemerkung: EW

Die zu Anfang der 1980er Jahre errichtete Siedlung „Im Spichelsfeld“ besteht aus einer unkonventionellen aber in sich homogenen Siedlungsstruktur von zwei- bzw. zweieinhalbgeschossigen Reihenhäusern, die weitestgehend aus Betonfertigteilen errichtet wurde. Die Dachformen sind asymmetrisch angelegt und weit ins Erdge- schoss heruntergezogen. Besonders zeittypisch ist die dunkle, ausgedehnte Platten- verkleidung mit den dazu kontrastierenden, hellen Wandflächen aus Sichtmauer- werk.

______Architekturbüro Vogt-Werling 285