Ausgabe 1 – 2018 Blättle www.dorfladen-.at Inspirationen zu dörflicher Lebensqualität und Nahversorgung

Dorfläden blühen auf

Nahversorgung ist Lebensqualität

Lebensqualität durch gute Nachbarschaft

Lebensmittel sind kostbar

Lädala im Dorf lohnt sich! Vorwort Der Erhalt und die Sicherung der Dorfläden ist ein wesentlicher Faktor für den Erhalt der Lebensqualität in unseren Dörfern. Das verdeutlicht der Verein Dorfleben mit mittlerweile 50 Mitgliedsgemeinden.

Durch den Schulterschluss zwischen Land und Gemeinden konnte mit der Nahversorgungsförderung ein Instrument geschaffen werden, die diese wichtige Infrastruktur aufrecht erhält. Die Erhöhung des Investitions- kostenzuschusses zeigt ebenfalls bereits Wirkung. In mehreren Gemein- den wurde der Dorfladen saniert bzw. neu gebaut. Dies ist ein wichtiges Signal, denn es zeigt, dass die nachhaltige Absicherung der Nahversor- gung von allen Partnern ernst gemeint und mitgetragen wird.

Der vom Verein „Dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung“ in Ko- operation mit dem Land und der Wirtschaftskammer Vorarlberg erstellte Nahversorgerbericht ist ein wichtiger Gradmesser für die aktuelle Situati- on der Nahversorgung. Eine nachhaltige Steuerung wird dadurch möglich und konkrete Maß- nahmen können abgeleitet und geplant werden. Mit dem dritten Nah- versorgerbericht aus dem Jahr 2017 wurde die bisher tiefste Analyse realisiert. Umso wichtiger ist es nun, die Ergebnisse allen zugänglich und verständlich zu machen. Sie zeigen auf, warum die Nahversorgung wichtig für unsere Dörfer ist und warum sich der Einkauf im Dorf mehr als nur rentiert. Ich wünsche allen LeserInnen ein erkenntnisreiches Lesen.

Rainer Duelli Bürgermeister Übersaxen Obmann Verein Dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung

Im Namen der Kooperationspartner: Land Vorarlberg und Wirtschaftskammer Impressum Herausgeber: Verein Dorfleben - Dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung Finanzierung: Land Vorarlberg Wirtschaftskammer Verein Dorfleben 2 nach gefragt

Im Gespräch mit Landesstatthalter Mag. Karlheinz Rüdisser

Foto (c) Land Vorarlberg, Fasching Das Land Vorarlberg unterstützt rund Im Bereich Raumplanung tut sich gerade einiges. 50 Dorfläden in Vorarlberg jährlich mit etwa Ein neues Gesetz wird kommen und das Land 1 bis 1,5 Millionen Euro. Warum lohnen sich macht sich intensive Gedanken über die weitere diese Investitionen für das Land? räumliche Entwicklung Vorarlbergs. Die Lebensmittelversorgung im Dorf steht für Inwieweit ist die Nahversorgung in diese Lebensqualität. Kurze Wege sind ökologisch, Überlegungen eingebunden? die Geschäfte dienen als sozialer Treffpunkt In Vorarlberg beschäftigen wir uns schon lange und regionale Produkte sorgen dafür, dass die und genau mit der räumliche Entwicklung. Die Wertschöpfung im Land bleibt. Mit dem Beitrag Landesgrünzone, die seit 1977 besteht, ist sicht- des Landes unterstützen wir diese Entwicklung, und spürbarer Beleg dafür. Im Laufe der Zeit denn sie tragen zur Steigerung der Lebensqua- verändern sich jedoch die Anforderungen und lität in allen Teilen des Landes bei. Neben der Ansprüche und Rahmenbedingungen müssen finanziellen Unterstützung des Landes ist es aber entsprechend angepasst werden. Dies betrifft auch entscheidend, dass die Bevölkerung die auch Überlegungen im Bereich der Nahversor- Dorfläden wertschätzt und dies durch ihren Ein- gung. Wie erwähnt, spielt die Nahversorgung kauf im lokalen Geschäft zum Ausdruck bringt. in kleinen Gemeinden zunehmend auch eine gesellschaftlich bedeutende Rolle. Die Stärkung der Ortskerne unterstützt somit die Ziele der Trotz der starken Konkurrenz im Handel inves- Raumplanung. Auch Überlegungen über die tieren auch viele sehr kleine Gemeinden in ihre Mischnutzung von Flächen werden zunehmend Nahversorger. Sehen Sie darin die Früchte der intensiver diskutiert. Schon daran zeigt sich wie gelebten Zusammenarbeit zwischen Läden, Ge- eng die Themen verflochten sind. meinden und Land? Ich denke die Zusammenarbeit mit den Ge- Sie verfügen mittlerweile ja über einige Jahre meinden funktioniert hier – ebenso wie in Erfahrung als Landesrat. Welche Botschaften geben vielen anderen Bereichen – sehr gut, da wir alle Sie Ihrem zukünftigen Nachfolger oder ihrer Nach- das gleiche Ziel verfolgen. Regionale Nahver- folgerin mit, wenn es um die Nahversorgung geht? sorger heben nicht nur die Lebensqualität, sie Ganz egal wer wo eine Funktion ausübt: Erfolg- sind auch wichtige Arbeitgeber in der Region. reiche Politik ist nur möglich, wenn sich die Eine funktionierende Nahversorgung spielt bei Arbeit am Interesse und Wohle der Bevölke- der Stärkung der Ortszentren eine bedeutende rung orientiert. Das ist bisher ganz gut ge- Rolle und ist ein Gegengewicht zum immer lungen. Ich bin überzeugt, dass dies auch in stärker werdenden Onlinehandel. Zukunft der Maßstab des politischen Handelns in Vorarlberg sein wird. Lädala im Dorf lohnt sich. 3 Vom Bodensee bis zum Piz Buin verstreut über ganz Vorarlberg ist der Dorfladen zu Hause. Dazu zählen über 50 Nahversorger. Sie sind der einzige im Ort, oder zu Fuß ist in einigen Gehminuten kein anderer Laden erreichbar. Von der Zahnbürste bis zum frischen Semmele - im Sortiment haben alle die Waren des täglichen Bedarfs. Beliefert werden die Dorfläden neben regionalen Lieferanten von bekannten Handelsketten. Die Struktur ist sehr unterschiedlich: Genossenschaften, selbstständige Kaufleute oder Metzger und Bäcker mit angeschlossenem Lebensmittelgeschäft.

Andelsbuch Fontanella Lädala im Dorf SPAR Markt Zweigstelle Sonntag Sparmarkt Moosmann Bartholomäberg Gargellen Bärger Lädili Gargellener Dorfladen ADEG Dorftreff

lohnt sich Bartholomäberg-Gantschier Helgas Natur Leben „ ADEG Strolz Damit mein Grund Schwarzenberg OXA Lädele SPAR Markt und Boden auch in Zukunft viel wert ist. Sibratsgfäll Sparmarkt Konsum Dorfladen Bäckerei Dorner Dorf-Lädele Blons SPAR Markt Ländle Metzgerei Dür Brand Sonntag Spar Markt ADEG SPAR Markt Buch St. Gerold Lisa‘s Lädele Zweigstelle Sonntag SPAR Markt Bürserberg Stuben a. Arlberg Dorflädile - Bäckerei Fuchs Klösterle Dorf-Laden SPAR Dorfladen Sulzberg Thal Krumbach Dorfladen Thal „ Sparmarkt Krumbach Weil mir die Le- Thüringerberg Langen b. Sennereigenossenschaft bensqualität SPAR Markt im Dorf wichtig ist. SPAR Supermarkt ADEG Dorfladen Übersaxen Dafins „ SPAR Markt OKV Dorfladen Sennerei Laternser Dorfladen -Zug Viktorsberger Dorfladen SPAR Markt Allerlei Warth/Schröcken Damüls SPAR Markt SPAR Markt ADEG Natter

Doren Marul/ Kramer’s SPAR Nah & Frisch „ -Mühlebach Meiningen Weil kurze Wege über 50 mal ADEG Waltraud Fussenegger Metzgerei Walser zum Einkauf Dornbirn-Watzenegg Raggal Dorfladen Dorfladen Schwendinger Walgau-Bäckerei Stuchly ökologischer und Düns günstiger sind. in Vorarlberg ADEG Düns ADEG „ Egg Großdorf Riefensberg SPAR Markt Landkaufhaus 6 neuer Dorfladen in

Ein Dorffest für die Nahversorgung

Doren feierte die Neu- der Baustein für die Lebensqualität im eine der Wohnungen im Haus besichti- Ort. Deshalb dankte er Klaus Kramer gen, nachdem das Band zur Eröffnung eröffnung von Kramers ganz besonders für die Bereitschaft, das durchschnitten worden war. Spar– Postpartner & Lotto Wagnis einzugehen. Doren mit seinen 1.100 Einwohnern Schließlich wurden alle Gäste zum Er- hat wieder einen Dorfladen. Wie sehr Klaus Kramer erläuterte, dass er öffnungsfest in die Tiefgarage des Hauses die Bevölkerung der Vorderwälder unbedingt in Doren arbeiten möchte auf Speisen und Getränke eingeladen. Gemeinde das zu schätzen weiß, zeigt und sich deshalb auf das Abenteuer Günter Morscher hatte sich zudem mit die rege Beteiligung an der Eröffnungs- eingelassen habe. Er bedankte sich bei einer Methusalem-Flasche Sekt, also feier. Der Musikverein rückte aus und der SPAR-Organisation, wo er während einer Sondergröße mit 6 Litern Inhalt viele Familien ließen sich den freudi- der Bauzeit sehr viel lernen durfte. vom Burgenländer Weingut Stefan Lang, gen Anlass nicht entgehen. Selbst Guntram Drexel vom SPAR- Neckenmarkt, eingefunden. Auch andere Aufsichtsrat fand den Weg nach Doren. Gäste brachten Einstandsgeschenke mit. Dorfladen, Wohnungen, Arztpraxis Pfarrer Albert Egender sprach Segens- – der Neubau im Ortszentrum ist ein worte und der Musikverein Doren mit Regionale Produkte echter Treffpunkt. Die Gemeinde betei- Kapellmeister Helmut Geist sorgte für Klaus Kramer und seine sieben ligte sich gemeinsam mit der Wohnbau- musikalische Abwechslung. Mitarbeiterinnen Ola, Angelika, selbsthilfe an dem Projekt. Mit Klaus Dagmar, Eva-Maria, Gerda, Silvia und Kramer, der früher als Banker gearbeitet „ Paulina setzen in „Kramers SPAR“ hatte, wurde ein engagierter Pächter „Ikoufa besonders auch auf ein regionales gefunden. Sieben kundige Frauen – guat leba – Angebot. Brot und Mehlspeisen liefert unterstützen ihn bei der Führung des die Bäckerei-Konditorei Alber aus Geschäftes. Das Motto lautet: „Ikoufa – gnüssa Sulzberg, Fleischspezialitäten kommen guat leba – gnüssa – im Dorf.“ – im Dorf.“ vom Nachbar Rainer Moosmann, die „ „Glückseier“ stammen von den frei- so das Motto des neuen Darauf gingen auch die Interviewpart- Dorfladens in Doren laufenden Hühnern der Familie Vögel ner ein, die Mag. Karl-Heinz Marent aus Doren und selbstverständlich gibt vom Verein „Dörfliche Lebensqualität Das neue Geschäft verfügt über knapp es Milchprodukte und Käse von der und Nahversorgung“ zum Mikrofon 300 m² Verkaufsfläche, auf der eine Dorener Sennerei Huban. „Ich bin aber bat. Bürgermeister Guido Flatz erinnerte Auswahl von rund 4.000 Artikeln an- auch froh, dass wir als Postpartner daran, dass ein Dorfladen viel mehr ist geboten wird. Die vielen Gäste zeigten wirken können und dass es mir gelun- als eine Einkaufsmöglichkeit. Er ist ein sich erfreut über die großzügige Gestal- gen ist, auch Lotto wieder im Haus zu wichtiger Treffpunkt, ein entscheiden- tung. Sie durften das Geschäft sowie haben“, betont Klaus Kramer. Lädala im Dorf lohnt sich. 5 Dorfläden als zentraler Bestandteil lebendiger Zentren Das Beispiel aus Doren zeigt. Investitionen in den Dorfladen lohnen sich! In den letzten Jahren waren landauf und landab zahlreiche Neueröffnungen und Renovierungen zu feiern. Neben dem Dorener Laden wurden auch in Bizau und Bartholomäberg Investi- tionen in die Dorfläden getätigt.

Ermöglicht wird dies durch den Schulterschluss Größe ist nicht Alles zwischen Land und Gemeinden, die die Läden Zwei aktuelle Beispiele zeigen: Auch in Kleinst- auch finanziell ordentlich unterstützen und gemeinden kann der Betrieb eines Dorfladens damit die Lebensqualität für Jung und Alt in im Zusammenspiel mit anderen Nutzungen gut unseren Gemeinden fördern. Die Bevölkerung geführt werden. Die Gemeinden Sibratsgfäll trägt mit Ihrem Einkauf in den Läden direkt zu und Düns haben jeweils rund 400 Einwoh- lebendigen Dörfern bei. nerinnen und Einwohner. Trotz der geringen Kaufkraft gehören auch die Dorfläden in diesen Wichtig dabei ist immer: Größe ist nicht alles! Gemeinden zu jenen, die in ihre Infrastruk- Während sich die Einkaufszentren auf der tur investieren. In solch kleinen Strukturen grünen Wiese gerne mit noch mehr Verkaufs- funktioniert dies aber nur über das kluge fläche übertreffen, zeigen zahlreiche Dorfläden, Zusammenspiel von mehreren Nutzungen und dass mit einer klugen Raumaufteilung auch auf durch die Zusammenarbeit mehrerer Personen. kleinem Raum eine gemütliche Einkaufs- „Nur wemmr zemm an an Tisch hockand und atmosphäre mit genügend Produkten geschaf- zemma schaffand, kömmr inra klenna Gmoand fen werden kann. was erreicha,“ bringt es August Dorner, Bäcker- meister in Sibratsgfäll auf den Punkt. Der funktionierende Dorfladen ist somit ein wesentlicher Bestandteil eines lebendigen „ Ortszentrums. Er ist auch für ältere Menschen Nur wemmr zemm oder Eltern mit Kindern zu Fuß oder mit dem an an Tisch hockand Fahrrad gut erreichbar. Dieses Prinzip der und zemma schaffand, kurzen Wege wird von erfreulich vielen Ge- kömmr inra klenna meinden in ihren Raumplanungszielen berück- Gmoand was erreicha! sichtigt und kommt der funktionalen Dichte im Zusammenspiel von Gasthaus, Kindergarten, August Dorner „ Schule, Kirche und Altersheim zugute. Bäckermeister in Sibratsgfäll Dieses Zusammenspiel wird durch die Ände- rungen im Raumplanungsgesetz gestärkt. Das Grillprofis in Sibratsgfäll Land Vorarlberg setzt damit nicht zuletzt den Zusammen mit seinem Bruder Markus, einem Willen um, diese Zentren gegen Zersiedlung Bio-Landwirt, der sich auf die Rinderzucht und Individualisierung zu stärken. Davon profi- spezialisiert hat und dem Grill-Weltmeister tiert nicht nur der Dorfladen, sondern auch die Andreas Franz betreibt er nicht nur den Dorfgemeinschaft als Ganze. Dorfladen sondern bietet gleich auch 6 Dorfladen belebt Orts zentrum

Eröffnung Bärger Lädili Bgm. Martin Vallaster Karl-Heinz Marent Bgm. Rainer Duelli Yvonne Vallaster Bgm. Michael Tinkhauser Landesrat Erich Schwärzler

einen Seminarraum, sowie Grill-Workshops Ein neues Dorfhus für für Einheimische und Touristen an. Düns mit Dorfladen „Durchschnittlich reist ein Gast zu unseren Modellfoto (c) Dorner-Matt Architekten Grill-Workshops aus 600 km Umkreis an. Holland, Deutschland, Niederösterreich, alles ist dabei,“ erzählt August Dorner mit einem verschmitzten Lächeln. Auch die Bäckerei ist direkt in den Laden integriert. So können die Mitarbeiterinnen die bekannten „Hildegard Gewürzkekse“ verpacken, wenn es gerade mal ruhig ist im Dorfladen.

Neues Dorfhaus für Düns Synergien schaffen in kleinen Strukturen ist auch in Düns die Devise. Dort wird nicht nur der Dorfladen neu gebaut, sondern gleich ein ganzes „Dorfhus“. Neben den Räumlichkeiten für den Konsum Düns inklusive Café sind im Kekse verpacken, neuen Dorfhaus auch Wohnungen, Seminar- wenn im Laden grad räume, ein Ärztezimmer, eine Bücherei, sowie nichts los ist. Dorfladen Sibratsgfäll Räumlichkeiten für den Krankenpflegeverein angesiedelt. Der hochkarätig besetzte Architekturwettbewerb fand im Herbst 2016 statt, bei dem auch Karlheinz Marent vom Verein Dorfleben in der Jury mitwirkte. Als Sieger gingen Dorner/Matt-Architekten aus Bregenz hervor.

Diese beiden Beispiele zeigen auf: Auch in kleinen Strukturen kann die Nahversorgung erhalten werden. Das Zusammenwirken meh- rerer Funktionen belebt den Dorfkern und ermöglicht ein Überleben für viele kleine, aber wichtige dörfliche Strukturen. Lädala im Dorf lohnt sich. 7 Am Hang wohnen, im Tal kaufen

Ladner-Stammtisch in Schnifis zeigt auf: Guter Service und Zeit für die Kunden sind wichtig

Das Beispiel Schnifis zeigt, dass sich mit geziel- auch die Gemeindevertreterinnen und -vertre- ter Vorgangsweise Kaufkraft binden lässt und ter selbst gute Vorbilder sein und das Angebot die Umsatzzahlen auch am Hang des Walgaus in der eigenen Gemeinde annehmen. konstant bleiben. Dennoch besteht aufgrund der Größe des Ladens durchaus Optimierungs- Treffpunkt für ein Schwätzle bedarf in der Kostenstruktur. Auch eine Laden- Guter Service zeichnet sich aber nicht nur umgestaltung kann in absehbarer Zeit zum durch eine rasche und freundliche Bedienung Thema werden. der Kunden aus. Der Dorfladen ist auch Treff- punkt und Kommunikationsort, gerade für Der Einladung nach Schnifis zum Gedanken- unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger. austausch folgten 18 Personen, deren Gemein- Deshalb ist es wichtig, dass sich die Mitarbei- den neben dem Bevölkerungswachstum auch terinnen und Mitarbeiter in den Läden Zeit überdurchschnittlich hohe Auspendlerzahlen für die Kundschaft nehmen und ab und an ein und eine im Vergleich mit allen Dorfläden in „Schwätzle“ führen. Das hat nichts mit Faul- Vorarlberg schlechtere Kaufkraftbindung auf- heit oder Trödeln zu tun, sondern stärkt das weisen. Im Gegensatz zum positiven Ausreißer Miteinander und die Identifikation mit dem Schnifis liegt dort die Kaufkraftbindung durch- Laden. Einen besonders hohen Mehrwert kann schnittlich bei nur 14 % bis 25 % der gesamten diesbezüglich eine Kaffeeecke bringen, wie etwa Kaufkraft in der Gemeinde. der Dünser Dorfladen zu berichten wusste.

Service entscheidend Ladnerstammtisch Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten Ein Ladnerstammtisch bietet die gute Gelegen- sich mit konstruktiven Ideen in die Diskussion heit, miteinander und voneinander zu lernen ein. Einig waren sich die Ladnerinnen und und liegt ganz in der Zielsetzung unseres Ladner, dass guter und freundlicher Service das Vereins. Wenn sich ein Dorfladen einer be- A&O eines zukunftsfähigen Dorfladens ist. Al- stimmten Herausforderung gegenübersieht, lerdings bedarf es auch der Unterstützung und kann der Verein Ladnerstammtische organi- Mitarbeit durch Gemeinde und Vereine. Gerade sieren, zu denen Dorfläden aus der Region die Vereine können durch einen Einkauf für bzw. solche geladen werden, die sich in einer Vereinsfeste einen wichtigen Beitrag für den ähnlichen Situation befinden. Das fördert den Bestand der Dorfläden leisten. Hier positionie- gegenseitigen Austausch. Zudem müssen nicht ren sich Dorfläden gut als flexible Dienstleister, alle das Rad neu erfinden, denn vielleicht hat die jederzeit und schnell für Nachschub sorgen. einer der Läden bereits eine passende Lösung Gemeinden können diese Zusammenarbeit len- parat. Ebenso kann der Verein sein aktuelles ken. Eine Möglichkeit ist, die Vereinsförderung Programm und Leistungen präsentieren. Der daran auszurichten, ob die Vereine auch regel- Bedarf wird direkt bei den Ladnerinnen und mäßig im Laden einkaufen. Natürlich sollten Ladnern abgefragt.

8 über den Verein

Factbox Leistungen des Vereins Dorfleben

Ladner-Stammtische sind nicht Regelmäßig werden auch Fach- die einzigen Leistungen, die der veranstaltungen zu relevanten Verein Dorfleben erbringt. Themen angeboten, die die Daneben werden auch aktivie- Förderung der Lebensqualität rende Bürgerbefragungen sowie in unseren Gemeinden zum Ziel Bürgerstammtische durchgeführt, haben. Aktuelle Beispiele sind etwa die in den Gemeinden das Be- die Fachtagung „gut leben“ oder die wusstsein für den eigenen Laden Podiumsdiskussion zum Gasthaus- stärken und bei der Entwicklung sterben in der Krone Dafins. von zukünftigen Maßnahmen behilflich sein sollen. Ziel des Vereins ist es ein Netz- werk an regionalen Produzenten Der Verein setzt aber auch auf aufzubauen, die Produkte exklusiv einer übergeordneten Ebene an. für die Dorfläden zur Verfügung Der alle drei Jahre erscheinende stellen. Das stärkt die regionalen Nahversorgerbericht ist ein Wirtschaftskreisläufe und bringt at- wichtiger Barometer um die traktive Produkte in die Dorfläden. Situation der Dorfläden in Vorarl- berg darzustellen und um gegen- Grundlage für den jetzigen und über der Politik Maßnahmen und zukünftigen Erfolg ist die Notwendigkeiten zu formulieren. Zusammenarbeit von mittlerweile Die Präsentation des Berichts 50 Vorarlberger Gemeinden, dem bringt dem Verein ein hohes Feed- Land Vorarlberg und der back in der Presse, wodurch das Wirtschaftskammer Vorarlberg. Bewusstsein in der Bevölkerung insgesamt gestärkt wird.

Lädala im Dorf lohnt sich. 9 Gutes aus der Region für die Region

Der Trend zur Regionalität ist nun schon seit einigen Jahren erkennbar und Produkte von Produzenten aus der eigenen Gemeinde schmücken immer mehr Dorfläden. Seien es die leckeren Käsekrainer der Metzgerei Moosmann, die es im Dorfladen Doren zu kaufen gibt, oder selbstgehäkelte Kinderschuhe im ADEG Nesensohn in Laterns. Die Produkte sind bei den Kundinnen und Kunden sehr beliebt, egal ob für den Eigenverbrauch oder als Geschenke. So stellen zahlreiche Dorfläden auch gerne Geschenkskörbe für besondere Anlässe zusammen.

Trotz der vielen Vorteile die regionale Produk- Und für jedes Produkt, das von irgendwoher in Manfred Walser te für die Produzenten, den Händler und den die Region eingeführt wird, fließt Geld aus der beim Fachaustausch mit Landerinnen und Ladner Endverbraucher bieten, ist es nicht einfach Region heraus. Für eine ausgeglichene Han- ein ganzjährig konstantes und attraktives delsbilanz muss entsprechend wieder Ware im Sortiment anzubieten. Die Hintergründe sind selben Wert exportiert werden, damit dieses vielfältig und reichen von einem zu geringen Geld wieder zurückkommt. Je mehr Geld aber Angebot bis hin zu fehlenden Logistikketten. in der Region zirkuliert, desto unabhängiger ist Um diese Lücken zu schließen bilden sich im die Region von äußeren Einflüssen. ganzen Land Initiativen wie die Klostertaler Bauerntafel oder der Regionalmarkt Vorder- Warum ist es trotz dem Trend zur Regionalität so land-Walgau-. schwierig solche Kreisläufe aufzubauen? Ein Experte auf dem Gebiet regionaler Wirt- Der Vorarlberger Markt ist gespalten. Es gibt schaftskreisläufe ist Manfred Walser, der uns eine gut organisierte Struktur für die Er- Handgestrickt im Folgenden einige Fragen dazu beantwortet. zeugung und Vermarktung von Milch und ein schönes Geschenk Milchprodukten, die den meisten Vorarlber- gefertigt im Ort aus dem Dorfladen Laterns ger Erzeugern ein kalkulierbares Einkommen Warum ist es wichtig auf regionale Wirtschafts- verschaffen. Und es gibt eine Reihe innovativer kreisläufe zu setzen und diese auch als Landwirte, die andere Produkte und Erzeugnis- KonsumentIn zu fördern? se ausprobieren und gut davon leben können. Zu dieser Frage lassen sich ganze Aufsätze Wer in Vorarlberg andere Produkte als Milch, schreiben. Ich will zwei Aspekte besonders Käse und Rindfleisch in einer akzeptablen Qua- betonen: lität produziert, der kennt keine Absatzproble- Wenn wir Nahrungsmittel im Supermarkt me. Die Waren werden ihm mehr oder weniger kaufen, wissen wir meistens nicht, wie sie pro- aus den Händen gerissen, direkt ab Hof und duziert wurden. Wir können uns zwar durch mit einer entsprechend großen Wertschöpfung. Zutatenlisten und Kataloge von E-Nummern Für den Aufbau einer Vermarktungsstruktur, arbeiten. Aber das sagt wenig darüber aus, wie die stark genug ist, dass sie verlässlich Läden die Rohstoffe geerntet, gewaschen, sortiert und und Gastronomiebetriebe beliefern kann, steht gelagert wurden. In der Region ist das über- nur das zur Verfügung, was übrig bleibt. Das schaubarer. Wir kennen zwar auch nicht jeden ist zu wenig. Der Markt wäre da – es fehlt das Erzeuger, aber es spricht sich herum, wer wel- Bekenntnis der Landwirte für professionelle Kolasirup eine Spezialität hergestellt che Qualität anbietet. Und im Zweifelsfall kann Strukturen. für das Bärger Lädile, man miteinander reden. Bartholomäberg

10 blühende Orte im ländlichen Raum

Blühende Stadt- und Ortszentren Wir brauchen mehr Zusammenarbeit und Bewusstsein bei jedem Einkauf

„Nur attraktive Ortszentren und Plätze bewährt“, zieht Bgm. Guido Flatz, den Jahren sein, die vor Ort wirken- werden von Einheimischen und Gästen Obmann der Regio Bregenzerwald, den „Schattenseiten“ des Einkaufs im angenommen. Um ein pulsierendes der bisher die Plattform-Aktivitäten Internet stärker bewusst zu machen. Leben zu erhalten und für die Zukunft koordnierte, Bilanz. „Zwei landesweite Immerhin wandert rund die Hälfte des zu sichern, müssen verschiedenste Aktionstage, die Fachveranstaltung Online-Umsatzes derzeit ins Ausland Faktoren berücksichtigt werden. Mit im Herbst 2016 und die gemeinsame ab, was sich indirekt auch auf die At- den blühenden Stadt- und Ortszentren Themenarbeit haben speziell auch die traktivität von Stadt- und Ortszentren wurde eine landesweite Initiative ge- Entscheidungsträger und Akteure in auswirkt. startet, die sich diesem wichtigen The- den Gemeinden unterstützt.“ ma angenommen hat!“ so Bürgermeis- Aktuell wird die Plattform von Man- Eine der sichtbarsten Schattenseiten ter Christian Loacker, von der Initiative fred Böhmwalder von der Wirtschaft des Online-Einkaufs sind die damit „Blühende Stadt- und Ortszentren“. amKumma koordiniert, der Verein verbundenen Wachstumssprünge im „Dorfleben“ und andere Regionen und Verkehr. Nach aktuellen Erhebun- Christian Gemeinden unterstützen nach Bedarf. gen wurden 2016 österreichweit 93 Loacker Bürger- Millionen Pakete an Privatkunden meister von Götzis Raumbild 2030 ausgeliefert – gut ein Drittel mehr als Obmann der Regio „Der Rückhalt für dieses Thema insge- im Vorjahr. „Auf Vorarlberg herunter- am Kumma samt ist groß, obwohl es naturgemäß gerechnet sind das über 4 Millionen im Detail unterschiedliche Positionen Pakete jährlich oder 15.700 Stück pro gibt“, stellt Böhmwalder fest. Eine Werktag“, macht Böhmwalder deut- gemeinsame Erkenntnis: „Wir müs- lich. „Wenn man noch Retouren-quo- sen deutlich vernetzter denken, mehr ten von bis zu 50 Prozent berücksich- Die Plattform besteht seit mittlerweile abstimmen, neue Wege finden – auch tigt, ist ein Teil des Verkehrszuwachses zwei Jahren. Anlass war ursprünglich wenn dadurch der Vorteil des oder der in unserem Land gut erklärbar.“ ein konkretes Raumplanungsvorha- Einzelnen kurzfristig vielleicht gerin- ben, inzwischen beschäftigen sich die ger ausfällt“, so Böhmwalder. Manfred Partner auf breiter Basis mit dem, was Böhmwalder unsere Dörfer und Städte lebenswert Damit das gelingt, tragen die Partner von der Wirtschaft macht. Vom Einzelhandel über das in regelmäßigen Treffen Informatio- amKumma und Gasthaus bin hin zu zahlreichen raum- nen zusammen und tauschen sich aus. Koordinator der Plattform planerischen Themen. Einen positiven Beitrag dazu erwarten „Blühende Stadt- sich die Plattformpartner auch vom und Ortszentren“ Landesweite Kooperation für Aus- „Raumbild 2030“ für Vorarlberg, das tausch & gemeinsame Aktivitäten Rahmenbedingungen für die weitere Partner der Plattform sind Gemeinden, räumliche Entwicklung des Landes Kontakt Regionen, Marketing- und Handels- setzen soll. für ergänzende Informationen steht organisationen, das Land und die Wirt- Manfred Böhmwalder von der Wirt- schaftskammer Vorarlberg. Sie nut- Bewusstseinsbildung in Bezug schaft amKumma zur Verfügung. zen diese Möglichkeit für Austausch auf den online Handel und gemeinsame Aktivitäten. „Diese Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt Telefon 0664 500 9 800 landesweite, breite Form der Koope- der Plattform „Blühende Stadt- und [email protected] ration hat sich in zentralen Punkten Ortszentren“ wird es in den kommen- www.meinzentrum.att

Lädala im Dorf lohnt sich. 11 Üsre Krone in Dafins Dank engagierten BürgerInnen und Unterstüzung der Gemeinde nicht geschlossen.

Gasthäuser und Dorfläden als Zentren lebendiger Orte

Dorfläden und Konsumgenossenschaften denn ohne es fehlt ein Ort in der Gemeinde, wo wurden ursprünglich geschaffen, um die Feste wie Geburtstage, Taufen oder Beerdigun- Bevölkerung mit wichtigen Waren des tägli- gen gefeiert werden können. chen Bedarfs und Lebensmitteln zu versorgen. Einkaufen ist aber längst nicht mehr der einzige Um dieses Thema an die breite Öffentlichkeit zu Grund in den Dorfladen zu gehen. Sie bewäh- bringen, veranstaltete der Verein Dörfliche Le- ren sich immer mehr in der Funktion als Treff- bensqualität und Nahversorgung am 14.3.2018 punkt mit integrierter Cafe-Ecke. Man trifft die Podiumsdiskussion „Gasthaussterben Quo sich im Dorfladen auf einen Cafe und erzählt Vadis?“ in der Krone Dafins. Dort zeigten fünf sich das Neueste aus dem Dorfgeschehen. Rednerinnen und Redner aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf, wie man dem Gasthausster- In den letzten 70 „ „Gasthaussterben ben entgegentreten kann. Jahren dürften es etwa Quo Vadis?“ 500 Gasthäuser sein so der Titel einer Eugen Fulterer, ein Sohn des ehemaligen Gast- die entweder zuge- Podiumsdisskussion in Dafins haus Kreuz in , verdeutlichte, was es sperrt haben, oder ihre „ emotional bedeutet ein Gasthaus zuzusperren, Betriebsform geändert Umso wichtiger wird diese Funktion als Treff- wenn es sich einfach nicht mehr rentiert und haben. punkt je mehr Gasthäuser für immer ihre Türen die Zukunftsperspektive fehlt. Damit es gar schließen. In den letzten 70 Jahren dürften es nicht so weit kommt braucht es Motivation, etwa 500 Gasthäuser sein, die entweder zuge- aber auch gute Rahmenbedingungen versi- sperrt, oder ihre Betriebsform geändert haben. cherte Matthias Müller vom Schützenhaus in Das geht aus einer Studie des Vereins zum The- Feldkirch. ma Gasthaussterben hervor. Vor allem Klein- gemeinden sind davon betroffen. Gerade dort „Die Gastronomie hat auch viele positive Seiten, nimmt das Gasthaus eine wichtige Stellung ein, man hat frei wenn andere arbeiten und

12 Tagung zu Gasthaus

Üsre Krone in Dafins Dank engagierten BürgerInnen und Unterstüzung der Gemeinde nicht geschlossen. Gasthaus Quo Vadis Die Referenten bei der Abschlussdiskussion, Matthias Müller, Eugen Fulterer, Claudia Marte, Matthias Mayr, Richard Bilge

durch den direkten Kundenkontakt erlebt man wir 300.000 € zusammen um das Cafe Grab- Gasthäuser und Dorfläden viele schöne Momente. Ein Lächeln und ein herr zu kaufen. Renoviert haben wir es dann als Zentren lebendiger Orte Danke der Gäste sind eine große Motivation.“ mit Betrieben aus dem Ort – sie haben aber nur „ das Material verrechnet,“ erzählt Richard Bilgeri den rund 70 interessierten Zuhörerinnen und Ein Lächeln und ein Danke Zuhörern. „Bezogen werden die Produkte alle der Gäste sind eine große regional, über die Sennerei, die Metzgerei, die Motivation. Brauerei Egg und natürlich über den Dorfladen.“ Matthias Müller vom Schützenhaus in Feldkirch „ Factbox Gasthausstudie Gemeinden und Regionen können auch Rah- Im Rahmen einer vertiefenden - Image des Wirteberufs und der menbedingungen setzen. Was in einer kleinen Studie beschäftigte sich der Verein Arbeit in der traditionellen Region wie dem Dreiklang alles gemacht wer- Dorfleben intensiv mit den Hinter- Gastronomie fördern gründen des Gasthaussterbens. - Arbeitsrechtliche Regularien den kann, erläuterte Geschäftsführer Matthias bedarfsgerecht anpassen Mayr: „Synergien zwischen den Akteuren in Um die Zukunft der dörflichen - Verstärkte Unterstützung der Region müssen gehoben werden, ansonsten Gastronomie zu sichern, sind aus bei Betriebsübergaben und wird’s schwierig.“ Sicht des Vereins folgende Maß- Innovationsprozessen nahmen notwendig: - Gasthaussterben in der neuen Trotz aller Schwierigkeiten gibt es aber in Gastronomieausbildung - Entwicklung einer Gastronomie- berücksichtigen immer mehr Gemeinden neue Modelle wie strategie analog zur Tourismus - Regelmäßige Vereins- oder ein Gastronomiebetrieb unter Beteiligung der strategie Dorfstammtische anbieten Bevölkerung funktionieren kann. Innovative - Stärkeres raumplanerisches - Keine Ausweisung von Vereins- Beispiele dafür präsentierten Claudia Marte Eingreifen auf der „Grünen Wiese“ lokalen und Kopplung von vom Verein „üsre Krona“ in Dafins und Richard - Einfachere Verfahren und Aufla- Vereinsaktivitäten an Gastronomie Bilgeri, Obmann der Genossenschaft „üser gen für die (dörfliche) Klein- - Charakter und Eigenständigkeit gastronomie der Betriebe hervorheben Wirshus – Bartle Riefensberg“. Dort wo sich - Regelmäßigen Austausch kein Betrieb mehr halten kann, kann durch das zwischen Behörden schaffen Die gesamte Studie kann unter Engagement der Bevölkerung wieder Neues - Schulterschluss zwischen [email protected] entstehen. „Innerhalb von 3 Wochen, hatten Gemeinden und Sparte stärken angefordert werden.

Lädala im Dorf lohnt sich. 13 Methoden zur Haltbarmachung

Was tun mit überschüssigen Lebensmitteln?

Einfrieren Die wohl einfachste Methode ist das gute alte Einfrieren. Lebensmittel aller Art können bedenkenlos in den Tiefkühler gepackt werden. Essen, das in nächster Zeit nicht verwertet wird, kann ganz einfach und ohne viel Aufwand in das Gefrier- Einfrieren fach gegeben werden und bei Bedarf wieder verwendet werden. Durch das Einfrieren behalten Lebensmittel ihre wichtigen Nährstoffe bei.

Einkochen Obst und Gemüse kann eingekocht werden, in Behälter gefüllt und anschließend im Kühlschrank oder im Gefrierfach aufbe- wahrt werden. Gemüse kann man zum Beispiel zu einem Sugo oder einer Suppe einkochen, während man aus Obst ein feines Kompott zaubern kann.

Trocknen oder Dörren Einkochen Kräuter wie Petersilie, Majoran, Schnittlauch, Koriander usw. können getrocknet und als Gewürze verwendet werden. Ge- nauso kann man Obst in Stücke schneiden und anschließend trocknen oder dörren. Eine ebenfalls gängige Variante ist aus trockenem Brot Semmelbrösel oder Knödelbrot für Semmel- knödel herzustellen. Aus übrig gebliebenen Semmeln kann man zum Beispiel auch einen leckeren Scheiterhaufen machen. Ein weiterer Tipp trockenes Brot wieder weich zu bekommen: Das Brot mit Wasser bestreichen, in eine Alufolie wickeln und für ein paar Minuten in den Ofen geben.

Kaltes Wasser Trocknen oder Dörren Verschrumpeltes Obst und Gemüse in kaltes Wasser einlegen, nach einer Zeit ist es wieder knackig und frisch.

Obst und Gemüsereste verwerten Essensreste können ganz einfach weiterverwertet werden. Aus weichen Äpfel kann man ein feines Apfelkompott oder Apfel- mus kochen. Aus Obst, das an der Kippe steht, kann ein saftiger Kuchen gebacken werden. Übriggebliebenes Obst oder Gemüse kann aber auch in simp- len Salaten verwertet werden. So verleihen zum Beispiel Äpfel, Trauben, Orangen oder Birnen dem Salat einen Frischekick. Obst und Gemüse verwerten

4 Tipps zm haltbar Lebensmittel sind wertvoll! machen So werden Lebensmittelabfälle vermieden

Hochwertige Nahrungsmittel sind kostbar und ein Grundele- zu raten, immer nur das einzukaufen, was man ment zum Überleben. Trotzdem werden tagtäglich erschreckend auch wirklich verwerten kann. Tipp hier: Sich große Mengen an wertvollen Lebensmitteln weggeworfen. vor dem Einkaufen in Ruhe hinsetzen und eine Jährlich landen in Österreich rund 157.000 Tonnen Lebensmit- Einkaufsliste erstellen. Am besten nebenbei tel sowie Speisereste im Restmüll.1 In Vorarlberg sind es laut einen kleinen Snack essen, denn bekanntlich der Abfallanalyse rund 11 kg an genießbaren Lebensmitteln die wird ein Einkauf mit Hunger um einiges teurer. jeder von uns jährlich in den Müll wirft. Nur 5 kg davon landen Regionale Produkte 2 im Biomüll. Auf regionale Qualität sollte gesetzt werden. Beim Einkaufen in regionalen Dorfläden und Um kostbare Lebensmittel vor dem Müll zu bewahren, helfen Märkten bekommt man nicht nur qualitativ folgende Tipps, die im Alltag einfach durchzuführen sind: hochwertige Lebensmittel, sondern unterstützt auch noch regionale Bauern und Händler. So Mindesthaltbarkeitsdatum Leicht verderbliche Lebensmittel tut man nicht nur dem eigenen Körper etwas Abgelaufenes nicht gleich wegwer- werden allerdings mit einem Ver- Gutes, auch die Region und Ihre (Land-) Wirt- fen! Grundsätzlich sollte immer brauchsdatum („zu verbrauchen schaft profitieren davon. bis …“) gekennzeichnet. Das Ver- im Hinterkopf behalten werden: Quellen: brauchsdatum ist jene Frist, inner- Es handelt sich beim Mindesthalt- 1) http://www.umweltv.at/lebensmittel-sind-kostbar/allgemein/ barkeitsdatum um einen gesetz- halb derer ein Produkt verbraucht 2) Umweltverband: Broschüre Lebensmittel sind kostbar, 2016 lich festgelegten Zeitpunkt, bis zu werden soll. Bei Fleisch und Fisch 3) http://www.umweltv.at/lebensmittel-sind-kostbar/allgemein/ diesem das Lebensmittel minimal sollte unbedingt das aufgedruckte Verbrauchsdatum eingehalten wer- genießbar ist. Dies bedeutet auf Bildquelle: Ursprungsfotos vor Collage: shutterstock.com gar keinen Fall, dass am Fällig- den, sonst droht schlimmstenfalls 3 keitsdatum das Produkt plötzlich eine Lebensmittelvergiftung. ungenießbar oder gar für den „ Körper schädlich ist. Schrecken Sie In Vorarlberg sind nicht davor zurück, abgelaufene es rund 11 kg Lebensmittel weiter zu verwenden. Hier ist wichtig, auf den eigenen an genießbaren Instinkt zu hören, die 5 Sinne Lebensmitteln einzuschalten und das Produkt auf die jeder von uns seine Genießbarkeit zu testen. jährlich in den Folgende Tipps können dabei Müll wirft. helfen: 1.) Ist Schimmel oder sind „ sonstige Auffälligkeiten erkenn- Abfallanalyse bar? 2.) Hat es einen eigenartigen, Umweltverband 2016 verdorbenen Geruch? Riecht das Einkaufen Produkt anders als es üblicherweise Oft neigt man beim Lebensmittel riecht? 3.) Wie fühlt es sich an? einkaufen dazu mehr in den Korb zu packen als vorgesehen. Vor Wenn man seine Sinne aktiviert, allem die immer weiter sinkenden lässt es sich leicht feststellen ob das Preise und Angebote in herkömm- Lebensmittel noch genießbar ist oder lichen Marktketten verleiten eben nicht. Unsere Vorfahren beka- uns dazu. Dabei ist vor allem bei men immerhin auch kein Fälligkeits- frischer Kost wie Obst, Gemüse, datum auf ihr Essen gedruckt. Fleisch, Fisch und Milchprodukten

Lädala im Dorf lohnt sich. 18 Chutney Dorfladen Grundrezept goes online

Obst und Gemüse können für ein feines Chutney Als moderner Service für Touristen und verwendet werden. Chutneys basieren auf Obst und Berufstätige können Kunden in Zukunft Gemüse, Zucker für die Süsse, Essig und Gewürzen. noch komfortabler über ein Online-Portal Sie sind schnell gezaubert und sind dann etwa ein bis Waren im Dorfladen bestellen. Erste Dorf- zwei Wochen im Kühlschrank gelagert haltbar. läden starten bereits mit dem Testbetrieb.

Neben dem klassischen Online-Portal bietet der Webshop regionale Spezialitäten, Themenein- käufe und informiert über die Besonderheiten der Dorfläden.

Das Chutney-Grundrezept funktioniert folgendermaßen:

1kg Obst oder Gemüse, besonders gut geeignet sind Zwetschken, Äpfel oder Beeren, Rote Beete, Kürbis und Paprika 250 g Zucker ½ L Essig (bei säuerlichem Obst, eher 250 ml Essig plus 250 ml Wasser) 1 - 2 Zwiebeln 1 TL Salz 2 EL Senfpulver oder grob zerstoßene helle Einkaufen leicht gemacht: Nachdem Kunden Senfkörner (falls orhanden)v online ihre Bestellung gemacht haben,wird die Ware im Dorfladen zur Abholung gepackt und Die in Ringe, Halbringe oder Würfel geschnittenen bereitgestellt oder in vielen Dorfläden sogar auf Zwiebeln werden in etwas neutralem Öl angedünstet, Essig, Wunsch nach Hause zugestellt. Zucker und die restlichen Zutaten( kleingeschnittenes Obst oder Gemüse) hinzugeben. Etwa 20 Minuten köcheln lassen und in saubere Gläser abfüllen. Verdampft die Flüssigkeit zu schnell, etwas Wasser nachfüllen - nicht zu viel, denn das Chutney sollte kaum Flüssigkeit enthalten. Dieses schnelle Chutney ist ca. 1-2 Wochen im Kühlschrank haltbar.

Wird das Chutney beim Selbermachen etwa eine Stunde gekocht, noch heiß in sterile Schraubgläser abgefüllt und luftdicht verschlossen, hält es sich kühl gelagert, etwa im Keller, monatelang.

Quelle: https://www.nachhaltigleben.ch/food/rezepte/chutney-grundrezept- und-diverse-rezepte-zum-selber-machen-3354 16 Laden und Tourismus

Urlaubsgäste im Dorfladen

Knapp 2,5 Millionen Gäste im Jahr verbringen ihren Urlaub in Vorarlberg. 2016 wurden 8,95 Millionen Nächtigungen gezählt. Dieser zusätzliche Schub an Kaufkraft allein müsste doch eigentlich das Überleben der Dorfläden sichern, liegen sie doch dort, wo unser Land besonders schön ist.

Ein Stück weit stimmt das sogar, denn einzelne Regionale Spezialitäten Michaela bedient gerne Dorfläden erzielen tatsächlich während der So ist etwa der Umsatz des Silbertaler Spar- Gäste aus Nah und Fern Dorfladen Silbertal Saison dank der Urlaubsgäste erheblich höhe- Markts oder des Dorfladens in Klösterle in der re Umsätze. Das gilt allerdings nur für einige Hochsaison etwa doppelt so hoch wie in der wenige Standorte, denn die Urlaubernäch- Nebensaison. Ein wichtiger Faktor sind dabei tigungen konzentrieren sich stets auf einige auch Produkte aus der Region, die bei den wenige Gemeinden in den Tourismuszentren Gästen besonders beliebt sind. Vom „Sura Käs“ am Arlberg, im Montafon sowie im Rheintal. aus dem Silbertal konnte in einem halben Jahr Seit 1984 verzeichneten immerhin 61 der 96 rund eine Tonne im Silbertaler Laden verkauft Vorarlberger Gemeinden einen Rückgang der werden. Doch auch andere Produkte wie etwa Nächtigungszahlen. internationale Zeitungen oder eine gute Wurst- semmel locken die Gäste in den Dorfladen. Schafwollkissen Auf das Kerngeschäft konzentrieren D´s Schofwoll-Pfülfli Sportoutlets und Diskonter entlang der Haupt- Solche Beispiele zeigen auch, dass es nicht um verkehrsachsen verhindern ebenfalls, dass die einseitige Abhängigkeit der Dorfläden vom Einzelhändler in den Dörfern mehr Umsatz Tourismus handelt. Dorfläden leisten durch machen können. Während einst manche Dorf- ihre Arbeit einen aktiven Beitrag zum Wohl läden noch Wintersportartikel im Sortiment und zur Aufenthaltsqualität der Gäste und stär- führten, sind diese nun fast zur Gänze aus den ken so den Tourismusstandort mit. Ein weiterer Regalen verschwunden. „Es geht besser, wenn Bonus sowohl für Einheimische als auch für man sich auf das Kerngeschäft konzentriert,“ Ferienwohnungsgäste ist bald der Dorfladen berichtet Josef Dönz aus dem Dorfladen Silbertal. online-shop. Die Gäste können sich bequem

daheim per Computer ihre Lebensmittelaus- Lokal und international Hohe Nächtigungszahlen alleine bringen also wahl zusammenstellen und sie dann nach ihrer - beides wird von den Gästen nicht unbedingt einen höheren Umsatz. Von Ankunft im Urlaubsort abholen oder je nach gerne eingekauft einem All-inclusive Hotel, in dem sich die Gäste Laden in die Ferienunterkunft zustellen lassen. allerhöchstens zum Schifahren aus dem Haus bewegen, hat kein Dorfladen etwas. Attraktiver sind da Gäste, die in Ferienwohnungen ihren Urlaub verbringen. Aktive Ladnerinnen und Ladner verstehen, wie man die Gäste zum Ein- kauf im Dorfladen bewegen kann.

17 Nahversorgungsfakten

Ausgaben des Einkommens

Ausgaben sonstige für Lebensmittel Ausgaben

44% 0 m²56% 1950

heute 14% 0 m86%

Verkaufsfläche pro Laden

durchschnittlicher durchschnittlicher Nahversorger in Vorarlberg Supermarkt in Vorarlberg

167,80 m² 620,00 m²

Wandel des Handels in Vorarlberg

Lebensmittelhändler Verkaufsflächen Anzahl der in Vorarlberg aller Lebensmittelhändler Wohnbevölkerung

1970

578 Läden 42.681m² 277.000 Einwohner

2000

252 Läden

heute 203 Läden 110.000 m² 384.000 Einwohner

Die Anzahl der Läden Die Verkaufsflächen Die Bevölkerung ist hat sich mehr als haben sich mehr als um ein gutes Drittel halbiert. verdoppelt. gewachsen.

18 Zahlen und Fakten Bunter werdendes Land bunter werdendes Angebot im Lebensmittelhandel

Vorarlberg ist ein buntes Land mit unterschiedlichen Regionen. Während einige vom Tourismus leben, wie etwa das Montafon oder der Arlberg ist das Rheintal längst zu einem urbanen Lebens- raum zusammengewachsen und wächst durch seine hohe Anziehungskraft auch weiterhin.

Nicht nur die Städte wachsen, auch die Immer weniger Ausgaben gerade eben wegen ihrer „Kleinheit“. kleinen Gemeinden in den Hangberei- für Lebensmittel Ein Beispiel dafür ist das Bärger Lädili chen wie etwa Bildstein, Viktorsberg Durch den gewachsenen Wohlstand in Bartholomäberg, das durch den in- oder Übersaxen verzeichnen einen seit den 1950er Jahren ist der Anteil novativen Umbau des Ladens Personal- stetigen Bevölkerungszuzug. Aber die der Ausgaben für Lebensmittel stark kosten sparen kann und gleichzeitig die Zeit in der der Wohnort auch der Ar- zurückgegangen. Während die priva- Attraktivität und Aufenthaltsqualität beitsort war ist lange vorbei. In nur 33 ten Haushalte im Jahr 1950 noch 44 % des Ladens deutlich erhöht hat. Gemeinden in der Talsohle des Rheintal ihres Einkommens für Lebensmittel und des Walgaus arbeiten 80 % der Er- ausgaben, sind es seit rund 10 Jahren Während die Dorfläden eine durch- werbstätigen. Viele kleine Gemeinden nur noch 14 %. Hingegen sind die Aus- schnittliche Verkaufsfläche von rund werden dadurch zu „Schlafgemeinden“. gaben für Einrichtungsgegenstände, 167,8 m² aufweisen, liegt derselbe Elektroartikel oder Freizeitaktivitäten Durchschnittswert für einen Super- In nur 33 Gemeinden stark gestiegen.2 markt in Vorarlberg bei rund 620,0 m² in der Talsohle des Rheintal 4. Daneben gibt es aber noch andere Ungleiche Konkurrenz Kennzahlen, die die Unterschiedlichkeit und des Walgaus arbeiten Trotz des bunten Wettbewerbs nimmt verdeutlichen. So verfügen die Dorflä- 80 % der Erwerbstätigen. die Konzentration auf einige wenige den nach eigenen Angaben über durch- Unternehmen zu. So sind österreich- schnittlich neun bis zehn Stellplätze für Doch längst sind es nicht mehr nur die weit 64 % aller Geschäfte mit Vollsor- PKWs, während ein durchschnittlicher Diskonter oder Einkaufszentren, die timent in Besitz von REWE und SPAR. Supermarkt schon 30 bis 50 Stellplätze viel Kaufkraft an sich binden und den Ebenso ist der Umsatz im Lebensmitte- aufweisen kann. kleinen Läden das Leben schwer ma- leinzelhandel zwischen 2002 und 2015 chen. Die großen Lebensmittelhändler österreichweit von € 13,9 Mrd. auf Quellen: investieren kräftig in den online- € 19.5 Mrd. angestiegen, während die 1) https://diepresse.com/home/wirtschaft/econo- Handel – auch um vor der Konkurrenz Anzahl der Geschäfte von 6.598 auf mist/5232415/Billa-zieht-die-AmazonBarrikade-hoch aus dem Ausland wie etwa Amazon 2) https://de.statista.com/statistik/daten/stu- 3 1 5.508 abnahm. gewappnet zu sein. die/75719/umfrage/ausgaben-fuer-nahrungsmittel- in-deutschland-seit-1900/ Dennoch zeigen einige Dorfläden, dass Auch Tankstellenshops, 32 gibt es 3) Nielsen, 2016, S.8f. man sich bei Weitem nicht verstecken davon mittlerweile im Ländle, sind mit 4) eigene Berechnungen nach WKV 2017: o.S. und muss, denn es gibt einige Dorfläden, ihren attraktiven Öffnungszeiten am Nahversorgerbefragung 2017 die bei Kennzahlen wie dem Umsatz Abend und am Sonntag ein Magnet für pro Quadratmeter Verkaufsfläche mit Kunden, die noch Mehl, Milch oder Supermärkten wie Billa und Sutterlü- Butter brauchen. ty konkurrieren können – trotz oder 10 Lädala im Dorf lohnt sich. 19 1950 Der heutige Kreisverkehr mit Interspar und Mer- kur an der Grenze von Feldkirch und Rankweil in den 1950er Jahren. Am oberen Bildrand die Kreuzung zwischen der heutigen Landesstraße 190 und der Schweizer- straße in Brederis. Der Mühlbach bildet die Grenze zwischen beiden Gemeinden.

1980 Derselbe Ausschnitt aus den 1980er Jahren. Der Bau der Rheintalautobahn ist gut erkennbar sowie neue Einzelhandelsgroßstrukturen, die die Land- schaft und das Ortsbild deutlich verändern.

2015 Heutige (Stand 2015) Ansicht desselben Aus- schnittes. Immer mehr Einkaufszentren und Dis- konter haben sich an diesem verkehrsgünstigen Standort angesiedelt. Der Mühlbach als Grenze zwischen den Gemeinden ist kaum mehr ersichtlich.

Datenquelle der Luftbilder: Land Vorarlberg – data.vorarlberg.gv.at

20 Raum- planung und Einkauf

Raumplanung kann Nahversorgung fördern

Zukunftsfähige Raumplanung kann einen Mit entsprechend strikten raumplanerischen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Regularien könnten sich auch die stetig steigen- Nahversorgung zu stärken. Aktuell beste- den Förderungsausgaben in Grenzen halten. hen viele Schlupflöcher, die es den Großen Der Verein Dörfliche Lebensqualität und auf dem Markt ermöglichen, kleinen Nahversorgung unterstützt daher eine striktere Dorfläden immer mehr Wasser abzugra- Handhabe des Landes in Bezug auf die Errich- ben. Der Verein Dörfliche Lebensqualität tung oder Erweiterung von Einkaufszentren und Nahversorgung setzt auf Änderung: und Diskontern. Bei der Novelle des Vorarlberger Raum- planungsgesetzes gehört die Lebensqua- Über den eigenen lität der Bürgerinnen und Bürger in den Tellerrand blicken Vordergrund gestellt. Entscheidend wird in Zukunft auch sein, ob bei der Raumplanung in den 96 Vorarlberger Hauptproblem derzeit: Unter 600 m² Verkaufs- Gemeinden das Denken jeweils an der Gemein- fläche ist keine Widmung als Einkaufszentrum degrenze enden soll. Der Diskonter, der sich erforderlich. Supermärkte, Diskonter oder an der Grenze der Gemeinde A ansiedelt, kann Tankstellenshops vermelden dadurch ungebro- massive Auswirkungen auf die Versorgungsla- chenes Wachstum. Die Dorfläden leiden dabei ge in den Nachbargemeinden B und C haben. vor allem unter den Sünden der Vergangenheit, Überörtliche Zusammenarbeit ist in immer unter Einkaufszentren, die sich ausnahmslos an mehr Bereichen ein Gebot der Stunde. Sie ge- Erreichbarkeit und Größe orientieren – ohne hört auch in Sachen Nahversorgung vermehrt Rücksicht auf gewachsene Strukturen oder na- berücksichtigt. turräumliche Rahmenbedingungen. So weisen die beiden Einkaufszentren am Kreisverkehr Ebenso wie die Gemeinden bei der Ansiedlung an der Ausfahrt Feldkirch-Nord eine Verkaufs- von Diskontern über den Tellerrand blicken fläche auf, die jene der 50 Dorfläden beinahe sollten, sollte dies auch das Land tun. Im Zuge übersteigt. der aktueller Diskussionen wird gerne mit Einkaufszentren-Giganten auf der deutschen Entsprechend formulierte Grundsätze für und Schweizer Seite argumentiert. Das zeigt, Raumplanung und Flächenwidmung könnten dass es auch eine Landesgrenzen-überschreiten- aber ebenfalls die Nahversorgung und damit de Abstimmung braucht, damit man sich nicht das dörfliche Leben im Blick haben – und somit gegenseitig in den Ruin treibt und gewachsene die Überlebensfähigkeit der Dorfladen stärken. Strukturen diesseits und jenseits der Grenzen Die Grundsätze müssen sich aber an einigen zerstört. entscheidenden Schwerpunkten ausrichten. Dazu gehören etwa die Bevölkerungsentwick- lung, Pendlerverflechtungen oder die Kauf- kraftabschöpfung bzw. -bindung sowie die gesamte versiegelte Fläche.

Lädala im Dorf lohnt sich. 21 Lebensqualität durch gute Nachbarschaft In einer funktionierenden Dorfgemeinschaft lässt es sich gut leben

Eine vitale Dorfgemeinschaft trägt besonders viel zum Wohlbefinden sowie zur Gesund- heit aller Bewohnerinnen und Bewohner bei. Das ist ein entscheidendes Ergebnis einer Arbeit, die Studierende des Fachbereichs Soziale Arbeit der Fachhochschule Vorarlberg in 30 Vorarlberger Gemeinden durchgeführt haben. Ergebnisse und Schlussfolgerun- gen aus diesen Fallwerkstätten wurden im Rahmen einer Fachtagung besprochen.

Wolfgang Dür fordert, Der Verein „Dörfliche Lebensqualität und Nah- dass Menschen ihren Lebens- versorgung“ hatte die Erhebungen in enger Zu- raum gemeinschaftlich und sammenarbeit mit der Fachhochschule (unter aktiv gestalten. So steigt die Lebensqualität für alle. Federführung von Oliver Mössinger und Martin Geser) vorbereitet. Studierende im dritten Se- mester schwärmten in die Gemeinden aus und erkundigten sich nach Erfolgsmodellen, die sich in ganz unterschiedlich strukturierten Gemein- den Vorarlbergs bewähren. Die Fachtagung „gut leben“ zeigte auf: Es ist viel mehr als nur die Geborgenheit einer Familie, die ein mög-

Was ist gutes Leben? lichst gutes Leben ermöglicht. Vereine gehören Bgm. Guido Flatz im dazu, gute Nachbarschaft, eine funktionierende Austausch mit den Tagungs- Nahversorgung oder leistbares Wohnen. teilnehmerInnen

Mag. Karl-Heinz Marent, Geschäftsführer des Vereines, konnte dazu in der Fachhochschule zahlreiche Bürgermeisterinnen und Bürger- meister begrüßen, ebenso Fachleute aus dem Bereich der Sozialarbeit und des Gesundheits- wesens sowie Studentinnen und Studenten. Die Arbeiten der Studierenden bestätigten dabei, was erfahrene Fachleute vortrugen: Gemein- Gerald Koller wesenarbeit, Maßnahmen gegen Isolation und vom Forum Lebensqualität ist sich sicher: Der traurige Blick Anonymität, Kontakte zwischen den Generatio- in die Vergangenheit hilft uns nen sind Bausteine für ein gutes Leben. nicht bei der Bewältigung von Zukunftsthemen. Miteinander muss sich bewähren Dieses Miteinander muss sich auch in kriti- schen Situationen bewähren, es darf keines- wegs nur ein Schönwetterthema sein, wenn-

22 gut leben schafft Gesundheit

Lebensqualität durch gute Nachbarschaft

Ideen zum guten Leben diskutierte FH-Studentinnen Katharina Riegler und Franziska Fussenegger mit Bürgermeister Hans Bertsch und Sozialreferentin Irmgard Hagspiel, Kennelbach.

gleich das regelmäßige Feiern von Festen ein belebtes Dorfzentrum, eine intakte Natur- ein wesentlicher Bestandteil einer gelungenen und Kulturlandschaft sind Bausteine für gutes Gemeinschaft ist. Darauf verwies Gerald Koller Leben. Es bestehen natürlich auch Herausfor- vom Forum Lebensqualität. derungen. Wer im Alter vereinsamt, wo die Er warnte davor, das Heil in der vermeintlichen Jugend keinen Raum für ihre Interessen findet, Sicherheit der Vergangenheit zu suchen. Dort wo es keine Fortschritte gibt bei der Integration sei die Zukunft nicht zu finden und die gelte es Zugezogener und das Ehrenamt zur Belastung mit besonnenem Mut in Angriff zu nehmen. wird, da stehen Herausforderungen an. Priv. Doz. Mag. Dr. Wolfgang Dür, Direktor des Wiener Instituts für Gesundheitsforschung, Schwerpunktthemen für meine Gemeinde – erläuterte deutlich, dass das Leben in eher Zielsetzungen ländlichen Gebieten eine höhere Qualität bietet Die Ergebnisse werden nun vom Verein Dorfle- als im städtischen Bereich. Eine Ursache für ben für die Mitgliedsgemeinden aufbereitet und geringere Lebensqualität ist unter anderem die gemeinsam Zielsetzungen definiert. Daraus sol- hohe Verkehrsbelastung. Am wesentlichsten len erste Schritte zum „guten Leben“ abgeleitet ist aber die aktive Gemeinschaft, egal ob in der werden. Es gilt aus den Erfahrungen zu lernen Stadt oder auf dem Land: Wo Menschen bereit und bestehende Projekte weiter zu entwickeln sind, sich einzubringen und sich nicht nur auf bzw. in weiteren Gemeinden umzusetzen. fremde Hilfe verlassen, steigt die Chance auf ein gelungenes Leben. Projekt „gut leben“ Das Projekt „gut leben“ des Vereins Dorfleben, Bausteine für ein gutes Leben wird gefördert aus Mitteln des Fonds Gesundes Einig waren sich die Fachleute auch darin, dass Österreich und des Gesundheitsförderungs- jede Gemeinschaft versuchen muss, miteinan- fonds Vorarlberg. der zu definieren, was denn eine hohe Lebens-

qualität ausmacht. Johannes Herburger MA und DSA Oliver Mössinger MA fassten etliche der Ergebnisse aus den Arbeiten der Studieren- www.gut-leben.info den in 30 Gemeinden im Land zusammen. Ein- deutig ist: Wo Menschen zusammenhalten, lebt es sich besser. Vereine und Dorfgemeinschaft, Lädala im Dorf lohnt sich. 23 lädala im Dorf lohnt sich

Impressum Herausgeber: Verein Dorfleben - Dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung über 50 mal Scheffelstraße 9, 6900 Bregenz Obmann: Bgm. Rainer Duelli Dorfladen Geschäftsführer: Mag. Karl-Heinz Marent MBA Redaktion: Johannes Herbuger MA, Alfons Kopf in Vorarlberg Gestaltung: Gudrun Sturn, www.frausturn.at Finanzierung: Land Vorarlberg, Verein Dorfleben www.dorfladen-vorarlberg.at Druck: ABC-Druck, Rankweil Kontakt: [email protected]