Jubiläum 1949–2019
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JUBILÄUM 1949–2019 Zeitung für kommunale Wirtschaft MÜNCHEN, 8. JULI 2019 AUSGABE 7 // 2019 Picture Alliance Picture Foto: Kommunale Unternehmen leisten einen Beitrag zur Zukunftssicherung Grußwort des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zum 70-jährigen Bestehen des Verbands kommunaler Unternehmen Sehr geehrte Leserinnen und Leser, existenzieller Bedeutung etwa eine verläss- kommunalen Unternehmen Gehör verschafft. lichen Beitrag zum Wohl unserer Gesellschaft. fische Wandel und die Digitalisierung stellen dem Verband kommunaler Unternehmen liche Energie- und Wasserversorgung für die Denn natürlich ist es keine Selbstverständ- Und sie leisten zugleich einen unverzicht- uns alle vor große Herausforderungen. gratuliere ich herzlich zu seinem 70-jährigen Bewältigung des täglichen Lebens ist, halten lichkeit, was uns die über 250 000 Beschäftig- baren Beitrag zur Zukunftssicherung unseres Ich wünsche dem Verband kommunaler Un- Bestehen. wir sie heute für eine Selbstverständlichkeit. ten in den mehr als 1400 Mitgliedsunterneh- Landes. Mein Wunsch ist, dass sich die Unter- ternehmen und seinen Mitgliedern vor Ort Die Geschichte des Verbandes reicht zu- Umso wichtiger ist es, dass die kommunalen men täglich zur Verfügung stellen: sauberes nehmen der kommunalen Wirtschaft diesen für die kommenden Jahrzehnte alles Gute. rück in das Gründungsjahr der Bundesrepu- Unternehmen in Deutschland mit ihrem Ver- Trinkwasser, eine sichere Energieversorgung, Aufgaben auch in Zukunft mit aller Kraft stel- blik Deutschland. War es in den Mangeljah- band über eine starke Stimme verfügen, die eine umweltgerechte Abfall- und Abwasser- len und sich dabei auch weiterhin auf einen Mit freundlichen Grüßen ren nach dem Zweiten Weltkrieg noch jedem in der Öffentlichkeit und in der Politik den entsorgung, ansehnliche Straßen und Grün- starken Dachverband stützen können. Denn aus leidvollem Erleben bewusst, von welch Leistungen, Problemen und Anliegen der anlagen. Sie leisten damit einen ganz wesent- die Energiewende ebenso wie der demogra- 70 Jahre VKU – eine Erfolgsgeschichte So alt wie das Grundgesetz Die Geschichte des VKU ist so spannend wie die Geschichte der Bundesrepublik: Bei Herausforderungen von der Energiekrise bis zur Digitalisierung steht der Verband seinen Mitgliedern beiseite ie Geschichte könnte so anfangen: Am den Westzonen zu. Sie hatten vorher schon betriebe), mussten jetzt richtig kaufmän- 11. März 1949 wird auf der Sitzung des auf Initiative von Konrad Adenauer der Wie- nisch arbeiten und hatten damit auch eigene D Beirats 8 des Deutschen Städtetags in dergründung des Deutschen Städtetags (DST) rechtliche und wirtschaftliche Probleme zu Rüdesheim der Beschluss gefasst, einen Ver- zugestimmt. 1949 wurde Ernst Reuter, Berlin, lösen. 1955 war die VKU-Verbandssatzung band kommunaler Unternehmen der Orts- sein erster Präsident und Peter van Aubel, Chef fertig und beschlossen, und der VKU konnte und Kreisstufe zu gründen. Und dann könnte der Wibera Wirtschaftsberatung AG, wurde ins Vereinsregister eingetragen werden. man viele Fakten, die Namen vieler Präsiden- der erste Hauptgeschäftsführer des DST. In die Präsidentenzeit von Manfred Rom- ten und Hauptgeschäftsführer aufzählen und van Aubel formte sehr energisch den neu mel fiel die Wiedervereinigung Deutschland. das war’s dann. Aber so kann man die Ge- entstandenen Städtetag zu einem politisch Gemeinsam mit den kommunalen Spitzen- schichte des VKU nicht erzählen. agierenden Instrument der kommunalen verbänden übernahm der VKU energisch Die Geschichte des VKU beginnt in den Ebene und trennte ihn von allen Funktionen, die Aufgabe, den ostdeutschen Städten und ersten Jahren nach Ende des Zweiten Welt- die eher auf wirtschaftliches Handeln gerich- Kreisen wieder zu ihren 1952 enteigneten kriegs. Diese Jahre waren schrecklich. Man tet waren (Versorgung, Wohnungswesen, Ge- kommunalen Unternehmen zu verhelfen. kann es sich heute nicht mehr vorstellen, wie sundheitswesen, Ernährung). Auf seine Initia- Das Hindernis bestand vor allem darin, dass unsere Städte damals aussahen: zertrümmer- tive gründete der Beirat 8 des Städtetags, dem die 1990 frei gewählte DDR-Regierung par- te Häuser, die teilweise in die Straßen gefal- zwölf Direktoren großer Stadtwerke angehör- allel zum Einigungsvertrag mit der Bundes- len waren. ten, am 11. März 1949 in Rüdesheim/Rhein republik einen separaten Vertrag mit gro- den Verband kommunaler Unternehmen der ßen westdeutschen Verbundunternehmen Wiedergründung des Deutschen Städtetags Orts- und Kreisstufe (VKU). Zunächst muss- abgeschlossen hatte, der diesen das Recht Dann kam das Jahr 1949. Der Parlamentari- ten eine zukunftsfähige Verbandssatzung zusicherte, die in Bezirkskombinaten orga- sche Rat der Westzonen arbeitete an einem erarbeitet und die Mitglieder des Städtetages nisierte ostdeutsche Versorgungswirtschaft neuen Grundgesetz. Die Besatzungsmächte und des Städtebundes davon überzeugt wer- zu übernehmen. Der nachfolgende Streit mit schickten sich an, sich zurückzuziehen: Die den, mit ihren Werken dem VKU nun auch der westdeutschen Verbundwirtschaft ging sowjetische Besatzungszone bewegte sich beizutreten und Beiträge zu bezahlen. Alliance Picture bis vor das Verfassungsgericht, das kein Urteil auf einen neuen Staat DDR zu, die westlichen In der Folge lösten sich die Stadtwer- Foto: sprach, sondern eine Verständigungslösung Besatzungsmächte stimmten einer Staats- ke aus den Stadtverwaltungen, sie wurden Geschichtlicher Hintergrund: In dem Jahr, in dem der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutsch- empfahl. gründung Bundesrepublik Deutschland in Unternehmen mit eigener Satzung (Eigen- land das Grundgesetz unterzeichnete, wurde der Verband der kommunalen Unternehmen gegründet. // Lesen Sie weiter auf Seite 23 2 | JULI 2019 // ZfK 1949 1950 1951 1952 1953 1954 11. März: Gründung des Verbands Zu Jahresbeginn gibt es 300 Mitglieder in Dezember: In einer Denkschrift beklagt Im Sommer steigt die Zahl der Im Juni wird die ZfK als »Zeitung kommunaler Unternehmen der Orts- sechs Ländergruppen. der VKU, dass die großen Konzerne VKU-Mitglieder auf 505. für Kommunalwirtschaft« gegrün- und Kreisstufe als »energiepolitischer 15. Dez.: Die erste VKU-Hauptversamm- die Elek trizitätswirtschaft »von der Er- Die Strompreise für Sonderkunden wer- det – redaktionell unabhängig Kampfverband« mit zehn Mitgliedern. lung verabschiedet die Verbandssatzung. zeugung bis zur letzten Lampe« in den freigegeben. Stadtwerke sehen sich vom VKU »im Rahmen einer grund- Im September erscheint erstmals der die Hand bekommen wollen. Beim Gas dadurch massiv benachteiligt – die Ener- sätzlich positiven Einstellung zur »VKU-Nachrichtendienst«. Walther Hensel sei die Lage aber entspannter. giekonzerne beliefern Industriekunden kommu nalen Wirtschaft«. Der VKU Oberstadtdirektor deutlich günstiger als ihre Weiterverteiler. beklagt »Mangelware Wasser« – von Düsseldorf, Kapitalmangel behindert dringende VKU-Präsident Investitionen. 1950–1955 »Der VKU war und ist die starke Stimme, die kommunale Unternehmen brauchen« Interview VKU-Präsident Michael Ebling zur Bedeutung der kommunalen Interessenvertretung, zur zentralen Rolle der kommunalen Unternehmen für Daseinsvorsorge und gesellschaftlichen Zusammenhalt, Klimaschutz, Kohleausstieg sowie Partnerschaften als Schlüssel zum Erfolg im digitalen Zeitalter 70 Jahre VKU, ein starkes Jubiläum. Was Es gibt ein Umdenken. Einige haben ge- Wir tun viel für Klimaschutz, reden jedoch bedeutet das? glaubt, dass private Unternehmen alles bes- die Energiewende und unsere Erfolge klein. Ein tolles Jubiläum: Der VKU ist nur wenige ser könnten als öffentliche. Das hat sich als Politik hat sehr wohl die Bedeutung des Wochen jünger als die Bundesrepublik. Zwar Irrglaube und vielerorts als Irrweg erwiesen. Feldes erkannt. Bundesumweltministerin gibt es Stadtwerke schon länger – einige Es hat sich herausgestellt, dass Privatisie- Svenja Schulze wirbt seit ihrem Amtsantritt sind heute über 150 Jahre alt. Dennoch ist rung nicht nachhaltig ist: Wenn Kommunen für wichtige Maßnahmen. Und auch das die Gründung des VKU sehr eng verwoben bestimmte Bereiche der Daseinsvorsorge aus Bundeswirtschaftsministerium arbeitet in- mit der Geschichte der Bundesrepublik und der Hand geben, verlieren sie nicht nur das tensiv an der Umsetzung der Energiewende. vor allem mit der sozialen Marktwirtschaft. entsprechende Know-how, sondern auch die Stadtwerke versorgen die Menschen mit Kontrolle, Schiefgelaufenes wieder einzu- Viel ist die Rede von der entscheidenden ganz Grundlegendem: Strom und Wärme, fangen. Die Menschen erwarten zu Recht, Bedeutung der Digitalisierung und den Wasser und schnellem Internet. Sie entsor- dass ihre Grundbedürfnisse vor Ort zu fai- Chancen, die diese auch für die kommunalen gen Abfall und Abwasser. Das gilt für die ren Preisen sichergestellt werden. Wohnen, Unternehmen bietet. Stimmt das? Menschen in Metropolen, aber auch für die Strom, Wasser und Verkehr dürfen nicht Sicher, aber hier gibt es Unterschiede. Es gibt Menschen auf dem Land. In einer »rein« als Spekulationsobjekte von Finanzinvesto- Stadtwerke, die sind sehr weit. Und es gibt marktgetriebenen Wirtschaft wäre diese ren herhalten. Ökonomisches Handeln und Stadtwerke, die stehen eher noch am An- Versorgung zu fairen Preisen keine Selbst- gesellschaftliche Interessen zusammenzu- fang. Mein Eindruck ist übrigens, dass das verständlichkeit. Der VKU war, ist und bleibt bringen, das können öffentliche Unterneh- weniger eine Frage von Groß und Klein ist, die starke Stimme, die kommunale Unter- men wie Stadtwerke