JUBILÄUM 1949–2019

Zeitung für kommunale Wirtschaft MÜNCHEN, 8. JULI 2019 AUSGABE 7 // 2019 Picture Alliance Picture Foto: Kommunale Unternehmen leisten einen Beitrag zur Zukunftssicherung Grußwort des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zum 70-jährigen Bestehen des Verbands kommunaler Unternehmen

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, existenzieller Bedeutung etwa eine verläss- kommunalen Unternehmen Gehör verschafft. lichen Beitrag zum Wohl unserer Gesellschaft. fische Wandel und die Digitalisierung stellen dem Verband kommunaler Unternehmen liche Energie- und Wasserversorgung für die Denn natürlich ist es keine Selbstverständ- Und sie leisten zugleich einen unverzicht- uns alle vor große Herausforderungen. gratuliere ich herzlich zu seinem 70-jährigen Bewältigung des täglichen Lebens ist, halten lichkeit, was uns die über 250 000 Beschäftig- baren Beitrag zur Zukunftssicherung unseres Ich wünsche dem Verband kommunaler Un- Bestehen. wir sie heute für eine Selbstverständlichkeit. ten in den mehr als 1400 Mitgliedsunterneh- Landes. Mein Wunsch ist, dass sich die Unter- ternehmen und seinen Mitgliedern vor Ort Die Geschichte des Verbandes reicht zu- Umso wichtiger ist es, dass die kommunalen men täglich zur Verfügung stellen: sauberes nehmen der kommunalen Wirtschaft diesen für die kommenden Jahrzehnte alles Gute. rück in das Gründungsjahr der Bundesrepu- Unternehmen in Deutschland mit ihrem Ver- Trinkwasser, eine sichere Energieversorgung, Aufgaben auch in Zukunft mit aller Kraft stel- blik Deutschland. War es in den Mangeljah- band über eine starke Stimme verfügen, die eine umweltgerechte Abfall- und Abwasser- len und sich dabei auch weiterhin auf einen Mit freundlichen Grüßen ren nach dem Zweiten Weltkrieg noch jedem in der Öffentlichkeit und in der Politik den entsorgung, ansehnliche Straßen und Grün- starken Dachverband stützen können. Denn aus leidvollem Erleben bewusst, von welch Leistungen, Problemen und Anliegen der anlagen. Sie leisten damit einen ganz wesent- die Energiewende ebenso wie der demogra-

70 Jahre VKU – eine Erfolgsgeschichte So alt wie das Grundgesetz Die Geschichte des VKU ist so spannend wie die Geschichte der Bundesrepublik: Bei Herausforderungen von der Energiekrise bis zur Digitalisierung steht der Verband seinen Mitgliedern beiseite

ie Geschichte könnte so anfangen: Am den Westzonen zu. Sie hatten vorher schon betriebe), mussten jetzt richtig kaufmän- 11. März 1949 wird auf der Sitzung des auf Initiative von Konrad Adenauer der Wie- nisch arbeiten und hatten damit auch eigene D Beirats 8 des Deutschen Städtetags in dergründung des Deutschen Städtetags (DST) rechtliche und wirtschaftliche Probleme zu Rüdesheim der Beschluss gefasst, einen Ver- zugestimmt. 1949 wurde Ernst Reuter, Berlin, lösen. 1955 war die VKU-Verbandssatzung band kommunaler Unternehmen der Orts- sein erster Präsident und Peter van Aubel, Chef fertig und beschlossen, und der VKU konnte und Kreisstufe zu gründen. Und dann könnte der Wibera Wirtschaftsberatung AG, wurde ins Vereinsregister eingetragen werden. man viele Fakten, die Namen vieler Präsiden- der erste Hauptgeschäftsführer des DST. In die Präsidentenzeit von Manfred Rom- ten und Hauptgeschäftsführer aufzählen und van Aubel formte sehr energisch den neu mel fiel die Wiedervereinigung Deutschland. das war’s dann. Aber so kann man die Ge- entstandenen Städtetag zu einem politisch Gemeinsam mit den kommunalen Spitzen- schichte des VKU nicht erzählen. agierenden Instrument der kommunalen verbänden übernahm der VKU energisch Die Geschichte des VKU beginnt in den Ebene und trennte ihn von allen Funktionen, die Aufgabe, den ostdeutschen Städten und ersten Jahren nach Ende des Zweiten Welt- die eher auf wirtschaftliches Handeln gerich- Kreisen wieder zu ihren 1952 enteigneten kriegs. Diese Jahre waren schrecklich. Man tet waren (Versorgung, Wohnungswesen, Ge- kommunalen Unternehmen zu verhelfen. kann es sich heute nicht mehr vorstellen, wie sundheitswesen, Ernährung). Auf seine Initia- Das Hindernis bestand vor allem darin, dass unsere Städte damals aussahen: zertrümmer- tive gründete der Beirat 8 des Städtetags, dem die 1990 frei gewählte DDR-Regierung par- te Häuser, die teilweise in die Straßen gefal- zwölf Direktoren großer Stadtwerke angehör- allel zum Einigungsvertrag mit der Bundes- len waren. ten, am 11. März 1949 in Rüdesheim/Rhein republik einen separaten Vertrag mit gro- den Verband kommunaler Unternehmen der ßen westdeutschen Verbundunternehmen Wiedergründung des Deutschen Städtetags Orts- und Kreisstufe (VKU). Zunächst muss- abgeschlossen hatte, der diesen das Recht Dann kam das Jahr 1949. Der Parlamentari- ten eine zukunftsfähige Verbandssatzung zusicherte, die in Bezirkskombinaten orga- sche Rat der Westzonen arbeitete an einem erarbeitet und die Mitglieder des Städtetages nisierte ostdeutsche Versorgungswirtschaft neuen Grundgesetz. Die Besatzungsmächte und des Städtebundes davon überzeugt wer- zu übernehmen. Der nachfolgende Streit mit schickten sich an, sich zurückzuziehen: Die den, mit ihren Werken dem VKU nun auch der westdeutschen Verbundwirtschaft ging sowjetische Besatzungszone bewegte sich beizutreten und Beiträge zu bezahlen. Alliance Picture bis vor das Verfassungsgericht, das kein Urteil

auf einen neuen Staat DDR zu, die westlichen In der Folge lösten sich die Stadtwer- Foto: sprach, sondern eine Verständigungslösung Besatzungsmächte stimmten einer Staats- ke aus den Stadtverwaltungen, sie wurden Geschichtlicher Hintergrund: In dem Jahr, in dem der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutsch- empfahl. gründung Bundesrepublik Deutschland in Unternehmen mit eigener Satzung (Eigen- land das Grundgesetz unterzeichnete, wurde der Verband der kommunalen Unternehmen gegründet. // Lesen Sie weiter auf Seite 23 2 | JULI 2019 // ZfK

1949 1950 1951 1952 1953 1954

11. März: Gründung des Verbands Zu Jahresbeginn gibt es 300 Mitglieder in Dezember: In einer Denkschrift beklagt Im Sommer steigt die Zahl der Im Juni wird die ZfK als »Zeitung kommunaler Unternehmen der Orts- sechs Ländergruppen. der VKU, dass die großen Konzerne VKU-Mitglieder auf 505. für Kommunalwirtschaft« gegrün- und Kreisstufe als »energiepolitischer 15. Dez.: Die erste VKU-Hauptversamm- die Elek trizitätswirtschaft »von der Er- Die Strompreise für Sonderkunden wer- det – redaktionell unabhängig Kampfverband« mit zehn Mitgliedern. lung verabschiedet die Verbandssatzung. zeugung bis zur letzten Lampe« in den freigegeben. Stadtwerke sehen sich vom VKU »im Rahmen einer grund- Im September erscheint erstmals der die Hand bekommen wollen. Beim Gas dadurch massiv benachteiligt – die Ener- sätzlich positiven Einstellung zur »VKU-Nachrichtendienst«. Walther Hensel sei die Lage aber entspannter. giekonzerne beliefern Industriekunden kommu nalen Wirtschaft«. Der VKU Oberstadtdirektor deutlich günstiger als ihre Weiterverteiler. beklagt »Mangelware Wasser« – von Düsseldorf, Kapitalmangel behindert dringende VKU-Präsident Investitionen. 1950–1955 »Der VKU war und ist die starke Stimme, die kommunale Unternehmen brauchen« Interview VKU-Präsident Michael Ebling zur Bedeutung der kommunalen Interessenvertretung, zur zentralen Rolle der kommunalen Unternehmen für Daseinsvorsorge und gesellschaftlichen Zusammenhalt, Klimaschutz, Kohleausstieg sowie Partnerschaften als Schlüssel zum Erfolg im digitalen Zeitalter

70 Jahre VKU, ein starkes Jubiläum. Was Es gibt ein Umdenken. Einige haben ge- Wir tun viel für Klimaschutz, reden jedoch bedeutet das? glaubt, dass private Unternehmen alles bes- die Energiewende und unsere Erfolge klein. Ein tolles Jubiläum: Der VKU ist nur wenige ser könnten als öffentliche. Das hat sich als Politik hat sehr wohl die Bedeutung des Wochen jünger als die Bundesrepublik. Zwar Irrglaube und vielerorts als Irrweg erwiesen. Feldes erkannt. Bundesumweltministerin gibt es Stadtwerke schon länger – einige Es hat sich herausgestellt, dass Privatisie- Svenja Schulze wirbt seit ihrem Amtsantritt sind heute über 150 Jahre alt. Dennoch ist rung nicht nachhaltig ist: Wenn Kommunen für wichtige Maßnahmen. Und auch das die Gründung des VKU sehr eng verwoben bestimmte Bereiche der Daseinsvorsorge aus Bundeswirtschaftsministerium arbeitet in- mit der Geschichte der Bundesrepublik und der Hand geben, verlieren sie nicht nur das tensiv an der Umsetzung der Energiewende. vor allem mit der sozialen Marktwirtschaft. entsprechende Know-how, sondern auch die Stadtwerke versorgen die Menschen mit Kontrolle, Schiefgelaufenes wieder einzu- Viel ist die Rede von der entscheidenden ganz Grundlegendem: Strom und Wärme, fangen. Die Menschen erwarten zu Recht, Bedeutung der Digitalisierung und den Wasser und schnellem Internet. Sie entsor- dass ihre Grundbedürfnisse vor Ort zu fai- Chancen, die diese auch für die kommunalen gen Abfall und Abwasser. Das gilt für die ren Preisen sichergestellt werden. Wohnen, Unternehmen bietet. Stimmt das? Menschen in Metropolen, aber auch für die Strom, Wasser und Verkehr dürfen nicht Sicher, aber hier gibt es Unterschiede. Es gibt Menschen auf dem Land. In einer »rein« als Spekulationsobjekte von Finanzinvesto- Stadtwerke, die sind sehr weit. Und es gibt marktgetriebenen Wirtschaft wäre diese ren herhalten. Ökonomisches Handeln und Stadtwerke, die stehen eher noch am An- Versorgung zu fairen Preisen keine Selbst- gesellschaftliche Interessen zusammenzu- fang. Mein Eindruck ist übrigens, dass das verständlichkeit. Der VKU war, ist und bleibt bringen, das können öffentliche Unterneh- weniger eine Frage von Groß und Klein ist, die starke Stimme, die kommunale Unter- men wie Stadtwerke viel besser als private sondern oftmals mit äußeren Rahmenbe- nehmen gegenüber der Politik brauchen. Das Akteure. dingungen und handelnden Akteuren zu- ist heute wichtiger denn je. sammenhängt. Es ist auch wichtig, dass die Wie wichtig ist denn die verbandliche kom- kommunalen Eigner ihren Stadtwerken ge- Warum? munale Interessenvertretung, um künftig nügend Spielraum beim Betreten neuer Ge- Urbanisierung, demografischer Wandel, der öffentlichen Daseinsvorsorge genügend schäftsfelder lassen. Digitalisierung, Energiewende: Wir stehen Gehör und Schlagkraft zu verschaffen? heute vor größeren und schnelleren Verän- Die Bedeutung der Interessenvertretung derungen denn je. Das verunsichert viele, nimmt weiter zu. Einige Herausforderungen, weil Wandel nicht nur Chancen, sondern vor denen unsere Gesellschaft im Moment » auch Risiken beinhaltet. Kommunale Unter- steht, habe ich ja schon genannt. Während nehmen beziehungsweise ihre Daseinsvor- die Aufgaben breiter und komplexer wer- Es ist wichtig, dass sorge sind für die Menschen ein Stabilitäts- den, scheint das Bedürfnis nach einfachen der VKU auch in Brüssel anker und geben ihnen Orientierung. Ob Lösungen zu steigen. Der VKU übernimmt Strom aus der Steckdose oder Wasser aus hier eine wichtige Übersetzungsfunktion. weiterhin gut dem Hahn: Das ist selbstverständlich, im- Er muss die Bedürfnisse der Stadtwerke bün- mer und überall und seit der Gründung der deln und so vermitteln, dass Politik das An- aufgestellt ist. Bundesrepublik über alle Generationen hin- liegen aufgreifen kann. weg. Wie wichtig diese Selbstverständlich- keit ist, sollte keiner unterschätzen: Unsere Können Sie hierfür ein aktuelles Beispiel Können die Stadtwerke hierbei mit den Daseinsvorsorge mit ihren Infrastrukturen nennen? Internetriesen wie Google oder Amazon ist ein Generationenvertrag für Wirtschafts- Nehmen wir etwa die CO2-Bepreisung. Fast und Co wirklich mithalten? kraft, Zusammenhalt und Lebensqualität. jeder ruft jetzt danach. Es ist auch richtig, Mithalten ist hier nicht der richtige Begriff. Si- Emissionen im Nicht-ETS-Bereich mit einem cher, aus dem Silicon Valley kamen in den ver- Bild: Alexander Heimann Glauben Sie, dass man aus früheren Fehlern CO2-Preis zu versehen. Im Detail zeigt sich gangenen Jahren große Innovationen. Aber: der Privatisierung gelernt hat? Stichwort jedoch, wie komplex die dahinterstehenden Für viele der gesellschaftlichen Herausforde- Reprivatisierung kommunaler Wohnungen in Fragen sind. Der VKU hat hier ein Modell mit rungen, vor denen wir stehen, haben Google den 1990er-Jahren und aktuelle Wohnungs- einem Gutachter erarbeitet, das das gesamte fachen könnte. Dazu bräuchte es jedoch eine auf die Straße gehen. Wir haben uns ja im- und Amazon keine Lösung. Es gibt sogar Stim- krise in den Städten? System der Abgaben und Umlagen verein- grundlegende Reform. Für Politik ist es dann mer beschwert, wie unpolitisch die Jugend men, die sagen, das Silicon Valley hätte viele verführerisch, einfach einen Schnellschuss von heute ist. Und kaum melden sich junge Probleme eher noch verschärft. Hier kommen zu wagen, um das Thema vom Tisch zu ha- Menschen zu Wort, fällt einigen im politi- die Stadtwerke wieder ins Spiel. Sie stehen ben. Es ist jetzt aber wichtig, sich verschiede- schen Raum nichts Besseres ein, als mit Be- für gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Impressum ne Modelle und deren Auswirkungen genau lehrungen um sich zu werfen. Klar ist aber Wahrung gleichwertiger Lebensverhältnis- anzuschauen. auch: Klimaschutz steht nicht außerhalb des se vor Ort. Digitale Lösungen sind dafür ein demokratischen Raums. Es braucht breite wichtiger Baustein. Die Stadtwerke können Das ist ein bundespolitisches Beispiel für die Mehrheiten, und die Interessen aller müs- diese besser als ein anonymer Konzern aus Zeitung für kommunale Wirtschaft Stellv. Anzeigenleiter: Bernd Maywald (030-58 580-339), [email protected] Themen des VKU. Wie wichtig ist die Arbeit sen austariert werden. Politik hat etwas den USA auf die Bedürfnisse der Menschen

Anzeigendisposition: Margot Wirthwein des VKU auf Landesebene? mit Kompromissen zu tun. Dass es gelingen vor Ort zuschneiden. Und was noch wichti- Gegründet 1954 von Georg Trurnit Berkenhoff † (089-43 19 85 50), [email protected], Fax 089-43 12 211. Mindestens genauso wichtig. Auch auf Lan- kann, einen guten Kompromiss zu finden, ger ist: Die Digitalisierung stellt uns vor ganz Die ZfK - Zeitung für kommunale Wirtschaft Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 65 von 2019. erscheint in der VKU Verlag GmbH München/Berlin. desebene werden etwa im Bereich der Ener- hat ja die Kohlekommission gezeigt. Unsere neue Aufgaben im Bereich des Datenschutzes. Vertrieb: (06123-92 38-243), [email protected]. Adresse Redaktion, Anzeigen, Vertrieb: giewende die Aufgaben komplexer. Die Ener- Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche Die Stadtwerke schaffen auch hier Vertrauen, Geschäftsführer: Carsten Wagner (030-58 580-220), ZfK – Zeitung für kommunale Wirtschaft, [email protected] - Anschrift: VKU Verlag GmbH, gieversorgung von morgen ist dezentral. Das hat hier als Mitglied der Kommission bei der indem sie verantwortungsvoll mit den Daten Postfach 80 16 11, 81616 München. Invalidenstraße 91, 10115 Berlin fordert vor allem Landesbehörden und zu- Gestaltung eines sozialverträglichen Kohle- der Menschen umgehen. Ich weiß nicht, ob Besucheradresse: Neumarkter Straße 87 Gerichtsstand: Amtsgericht Charlottenburg, HRB 81673 München, Telefon: 089-43 19 85-0 nehmend Genehmigungsbehörden vor Ort. ausstiegs eine zentrale Rolle gespielt. Das sich das auch für globale Internetkonzerne so 123696B. Fax: 089-43 12 258, E-Mail: [email protected] Schwierig ist, wenn diese Behörden unter- war eine herausragende Leistung. sagen lässt. Print+Digital-Jahres-Abonnement, mtl. 29,90 € plus Internet: www.zfk.de schiedliche politische Signale vom Bund Chefredakteur: Klaus Hinkel (030-58 580-340) Versand, [email protected], V.i.S.d.P. Digital-Only-Jahres-Abonnement, mtl. 24,90 €. Bestands- und vom Land bekommen. Wir beobachten Braucht es nicht noch mehr Kooperationen Chefreporter: Armin Leßner (030-58 580-851) kunden erhalten einen Rabatt von 50 % und zahlen gerade, wie der Windenergieausbau stockt, und Partnerschaften? [email protected] 179,40 €. Alle Preise zzgl. der gesetzl. MwSt. Chef vom Dienst: Jürgen Walk (089-43 19 85 28) Mengenbezug-Staffelpreise: ab 10 Expl. 5 %, ab 20 Expl. weil die Genehmigungen nicht Schritt hal- Kooperationen sind der Schlüssel zum Erfolg [email protected] 10 %, ab 50 Expl. 15 %, ab 100 Expl. 20 %. ten mit den Ausbauzielen. Da braucht es viel im digitalen Zeitalter und haben erheblich Bankverbindung: Berliner Sparkasse » Redaktionsleitung München: Elwine Happ-Frank Engagement der Landesgruppen des VKU, an Bedeutung gewonnen. Das gilt für Koope- (089-43 19 85 31) IBAN: DE69 1005 0000 0190 0629 40 Kooperationen sind der Wirtschaft & Politik: Klaus Hinkel, verantwortlich, SWIFTBIC: BELADEBEXXX, USt-Ident-Nr.: DE 123061627 damit Hemmnisse abgebaut werden. Das rationen der Stadtwerke miteinander, aber Jürgen Walk – Recht – SEPA/Gläubiger-ID: DE46ZZZ00000220398 Gleiche gilt aber auch für die Arbeit des VKU Schlüssel des Erfolgs auch für Kooperationen mit Unternehmen Unternehmen & Märkte, Finanzierung: Hans-Peter Druck: Rheinische Druckmedien GmbH in Brüssel. Was dort diskutiert und entschie- anderer Branchen. Neue Energielösungen er- Hoeren, verantwortlich (089-43 19 85 30), Zülpicher Straße 10, D-40549 Düsseldorf den wird, hat direkte Auswirkungen auf die fordern anderes Know-how, das man am effi- [email protected], Die Verbreitung der ZfK wird von der IVW e. V. kontrolliert. im digitalen Zeitalter. Georg Eble – Handel, Vertrieb, Gas, Daten – Beiträge, die mit Namen oder Initialen gekennzeichnet Arbeit der kommunalen Unternehmen. Es ist zientesten in Kooperationen gewinnt. Beim (089-43 19 85 25), [email protected] sind, geben die Meinung des Verfassers wieder. Bei daher wichtig, dass der VKU auch in Brüssel Energiepark etwa arbeiten wir mit Technik & Innovation: Stephanie Gust, verantwortlich Briefen an die Redaktion wird, wenn nichts Gegenteiliges ([email protected]) vermerkt ist, das Einverständnis zur vollen oder auszugs- weiterhin gut aufgestellt ist. Reicht der beschlossene Kohleausstieg, um die Siemens, der Linde Group und der Hochschu- Armin Leßner – Erneuerbare, Dezentrale, Entsorgung, weisen Veröffentlichung vorausgesetzt. Für unbestellte, Klimaziele zu realisieren? le RheinMain zusammen, um verschiedene Wasser, Gas – nicht verwendete Einsendungen wird nicht gehaftet. Brauchen wir mehr Mut und Tempo beim Damit erreichen wir die Klimaziele im Sektoren für die neue Energiewelt zu vernet- Lisa Schwabl – Erneuerbare, Panorama – Kein Teil dieser Zeitschrift (außer die Ausnahmefälle Jürgen Walk – Mobilität, Dienstleistungen, Beleuchtung – der §§ 53, 54 UrhG) darf ohne schriftliche Genehmigung Klimaschutz und bei der Energiewende, wie Stromsektor. Aber das auch nur, wenn die zen. Für die Stadtwerke bedeuten Koopera- Beruf & Erfolg: Georg Eble, verantwortlich des Verlags reproduziert werden. Jede im Bereich eines dies »Fridays for Future« einfordern, auch um Erneuerbaren entsprechend zügig ausgebaut tionen daher auch, dass sie neue Geschäfts- Anzeigen- und Marketingleiter: Rudolf Gruber (089- gewerblichen Unternehmens hergestellte oder benutzte neue Geschäftsfelder der Stadtwerke rund um werden. In den anderen Sektoren gibt es eine felder betreten, mit denen sie bisher weniger 43 19 85 10) verantwortlich für den Anzeigenteil, Kopie verpflichtet gemäß § 54 (2) UrhG zur Zahlung [email protected] einer Vergütung. – ISSN 0946-2740. die neue Energiewelt besser voranzubringen? Menge Nachholbedarf, vor allem im Ver- zu tun hatten. Ich finde es gut, dass sich junge Menschen kehrssektor. Aber ich möchte jetzt auch mal für den Klimaschutz engagieren und damit eine Lanze für die Bundesregierung brechen: Die Fragen stellte Hans-Christoph Neidlein ZfK // JULI 2019 | 3

Jede Veränderung ist eine Chance und ein Aufbruch 70 Jahre VKU Stadtwerke sind Begleiter vor Ort und geben Orientierung, denn sie waren und sind Change-Manager

Kann ich auch künftig die Stromrechnung zah- ten für Erhalt und Betrieb der Infrastrukturen, Privatisierung wie in den 1990er­ und 2000er ­ • Sie kann die Wachstumsschmerzen der len? Wie gelingt die Sicherung meines Wohl- während in den Städten immer mehr versorgt Jahren. Bei der Wiedervereinigung stemmte Großstädte lindern, zum Beispiel den Ver­ stands? Wie schütze ich die Erde für meine werden müssen. Die einen haben schnelles sich der VKU gemeinsam mit den kommu­ kehr intelligent steuern oder Bürger vor Kinder? Welche Kosten kommen für den Kli- Internet, die anderen stecken im Funkloch. nalen Spitzenverbänden erfolgreich gegen Überflutungen durch Starkregen schützen. mawandel auf mich zu? Kann ich in meiner Daraus entstehen die eingangs formu­ die Pläne, den Osten an den freien Markt • Sie ermöglicht den Umbau zu einer siche­ Heimat bleiben oder lassen die da oben unser lierten Fragen, deren Kern das Versprechen preiszugeben. »Made in Germany«­Erfolgsge­ ren, bezahlbaren und klimafreundlichen Dorf fallen? Übernehmen Populisten das Ru- gleichwertiger Lebensverhältnisse ist – Basis schichten wurden auf dem Papier »Daseins­ Energieversorgung, zum Beispiel durch der? Kann mein Unternehmen ohne 5G wettbe- für eine starke Wirtschaft, Wachstum und vorsorge – made for Germany« geschrieben. smarte Netze. werbsfähig bleiben? Nehmen mir in zehn Jah- Wohlstand, für Lebensqualität, Zusammen­ Stadtwerke leisten ihren Beitrag, das Verspre­ ren Algorithmen und Roboter den Job weg? Wer halt und die Freiheit, nach Glück zu streben. chen gleichwertiger Lebensverhältnisse zu Gelingt der Umbau von der Funkloch­ zur gibt mir Orientierung in Zeiten des Wandels? Daseinsvorsorge ist fest im Grundgesetz ver­ erfüllen. Sie wollen den Wandel zum Wohle Gigabitrepublik, sind smarte Städte und Re­ ankert. Stadtwerke und kommunale Unter­ aller prägend mitgestalten. gionen die Chance, das zentrale Versprechen Diese Fragen stellen sich viele Menschen, weil nehmen versorgen uns mit Wasser, Strom, Heute gibt es in ganz Deutschland struk­ auch künftig einzulösen: gleichwertige Le­ wir in einer Zeit tief greifender, rapider Ver­ Wärme und schnellem Internet und entsor­ turschwache Regionen – im Osten und Wes­ bensverhältnisse 4.0. änderung leben: Die Megatrends des demo­ gen Abwasser und Abfall – zuverlässig, sicher ten und, ja, auch in Ballungsgebieten. Mit grafischen und gesellschaftlichen Wandels, und bezahlbar, in Stadt und Land. Und, das Blick auf die Megatrends empfehlen manche 70 Jahre VKU – Zeit, ein Versprechen zu erneuern der Digitalisierung, Urbanisierung und des ist mit Blick auf die Herausforderungen viel­ Ökonomen sogar, Dörfer aufzugeben. Auf der Es mag kommunale DNA sein, dass wir bleiben Klimawandels fordern uns heraus. Sie sind leicht noch entscheidender: immer im Wan­ gesellschaftlichen Ebene sei den Ökonomen und Verantwortung übernehmen, wenn ande­ Umbrüche, in denen die einen Chancen se­ del der Zeit – mit allen jeweiligen politischen gesagt: Unsere Heimat und das Versprechen re sich angesichts der Herausforderungen mit Katherina Reiche, Hauptgeschäftsführerin des Ver- hen und von denen sich andere verunsichert und gesellschaftlichen Umbrüchen und He­ bands kommunaler Unternehmen Bild: VKU-Chaperon gleichwertiger Lebensverhältnisse haben schlotternden Knien aus dem Staub machen. und bedroht fühlen. Wahlen stellen alte Ge­ rausforderungen. Das zeigt ein Blick auf die einen Wert, den kein Rechenschieber erfas­ Doch gerade in Zeiten des Umbruchs, in denen wissheiten auf den Kopf, Leitartikel diagnos­ vergangenen 70 Jahre. sen kann. Sie haben weder die ökonomischen so vieles infrage gestellt wird, brauchen Wirt­ tizieren eine gespaltene Gesellschaft. Wir In den folgenden Jahrzehnten leisteten die und sozialen Folgen einer forcierten Urbani­ schaft und Bürger Institutionen, auf die sie wissen, Umbrüche sind Ausgangspunkte für Made in Germany braucht made for Germany Stadtwerke verlässlich ihren Beitrag zum Auf­ sierung noch die Potenziale der Digitalisie­ sich ohne Wenn und Aber verlassen können. Veränderung. Das Ergebnis hängt von unse­ Am Ende des Zweiten Weltkriegs lag Deutsch­ stieg Deutschlands zu einer führenden Wirt­ rung (insbesondere für den ländlichen Raum) Die Geschichte zeigt: Stadtwerke können Wan­ ren Entscheidungen und unserem Handeln land in Schutt und Asche. Die Mütter und Vä­ schaftsnation, zu Wachstum und Wohlstand eingepreist. del gestalten, sind geborene Change­Manager. ab – Stadtwerke geben Orientierung und sind ter des Grundgesetzes wagten den Aufbruch: sowie Zusammenhalt, indem sie das Ver­ Statt mit Schwarzrechnerei Unsicherheit zu Begleiter für den Aufbruch vor Ort, seit 70 Jah­ Sie schufen mit der sozialen Marktwirtschaft sprechen gleichwertiger Lebensverhältnisse Von der Funkloch- zur Gigabit-Republik schüren und unser Land zu spalten, ist unser ren und in Zukunft. Das ist unsere kommu­ die Basis für unseren heutigen Wohlstand. einlösten, für Konzerne in München und für Smarte Städte und Regionen sind die Chance, Anspruch, erneut die Herausforderungen zu nale DNA. Die Stadtwerke widmeten sich den zerstörten Hidden Champions in Westfalen, für hippe die ökonomischen und sozialen Chancen der meistern. Wir wollen die sein, die den Wandel Infrastrukturen: den Kanälen, Stromleitun­ Leipziger und bodenständige Friesen. In Bonn Digitalisierung zum Wohle von Wirtschaft zum Wohle aller gestalten – in den Städten Der permanente Wandel fordert uns gen und Gasnetzen. So leisteten sie ihren Bei­ und Berlin sammelten die Stadtwerke ihre und Bürgern zu nutzen. Drei Beispiele: und auf dem Land. Dafür wird der VKU auch Fakt ist: Wir werden älter, unsere Lebensent­ trag zum Wiederaufbau – und legten zugleich Kräfte im Verband kommunaler Unterneh­ • Sie wertet den ländlichen Raum als Wohn­ künftig in Berlin und Brüssel sowie in allen würfe vielfältiger. Und schnelles Internet ist einen elementaren Teil des Fundaments, auf men, um gute Rahmenbedingungen für die und Arbeitsort auf. Autonomes Fahren Landesgruppen vor Ort um politische Unter­ längst so wichtig wie Strom und Wasser. Auf dem die Deutschen wenig später das Wirt­ Verwirklichung dieses Versprechens zu schaf­ kann den ÖPNV verbessern; schnelles In­ stützung werben. Für den Aufbruch im Wan­ dem Land schultern immer weniger die Kos­ schaftswunder erbauen sollten. fen – auch in Zeiten der Liberalisierung und ternet ermöglicht Homeoffice. del – für Zusammenhalt, Mut und Zuversicht. 4 | JULI 2019 // ZfK

Akteure einer aktiven Strukturpolitik Gleichwertige Lebensverhältnisse Die Bundesregierung wird demnächst die strukturpolitischen Weichen dazu stellen. Die Leistungen der kommunalen Unternehmen bilden die Basis dafür

Lebensqualität in Stadt und Land: In der Kommission arbeiten Vertreter von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden, darunter auch des VKU, zusammen. Den Vorsitz hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (3. v. l.). Bild: Picture Alliance

ommunen sind Orte politischer Wirk- Mit ihrem Know-how sind deutsche Un- turpolitische Weichen stellen, die auch und Die Leistungen der kommunalen Unter- sorge besser und billiger sei. Auch auf euro- lichkeit. Dort zeigt sich, ob das Zusam- ternehmen weltweit führend. Als Partner vor allem dem Wohlergehen der Kommunen nehmen bilden die Basis, mit der wir die päischer Ebene werden immer wieder Versu- K menleben von Menschen gut orga- der Entwicklungsarbeit leisten sie auch einen dienen sollen. Unser Ziel ist es, gleichwertige Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse si- che unternommen, die Handlungsfähigkeit nisiert ist. Die kommunalen Unternehmen wesentlichen Beitrag zum entwicklungspoli- Lebensverhältnisse in allen Teilen unseres chern wollen. Kommunale Unternehmen ge- kommunaler Unternehmen zugunsten von haben einen wesentlichen Anteil daran, dass tischen Engagement Deutschlands. Landes zu schaffen. nießen das Vertrauen der Bürgerinnen und mehr Wettbewerbsfreiheit zu beschneiden. die Daseinsvorsorge in Deutschland sehr gut Mit ihrem Engagement im Breitbandaus- Dazu hat die Kommission »Gleichwerti- Bürger. Kommunale Unternehmen sind dem Letztlich hat sich jedoch die Leistungs- funktioniert. Ein breites Spektrum an Ver- bau werden kommunale Unternehmen selbst ge Lebensverhältnisse« Vorschläge erarbei- Gemeinwohl verpflichtet. Sie gewährleisten kraft der kommunalen Unternehmen durch- und Entsorgungsdienstleistungen garantiert zu Akteuren einer aktiven Strukturpolitik. Die tet. In der Kommission haben Vertreter von im Interesse der Bürgerinnen und Bürger eine gesetzt. Ich wünsche mir auch weiterhin eine den Menschen in den Städten und Gemein- flächendeckende Versorgung mit leistungs- Bund, Ländern und kommunalen Spitzen- Dienstleistungsstruktur, die dezentral ist und starke Interessenvertretung der kommunalen den eine funktionierende Infrastruktur. fähigem Internet und Mobilfunknetz ist die verbänden zusammengearbeitet. Aufgrund Marktkonzentrationen entgegenwirkt. Wirtschaft. Doch auch kommunale Unternehmen Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit der der Empfehlungen der Kommission werden müssen sich den Herausforderungen der Zu- Städte und Gemeinden. meine beiden Kolleginnen (die Bundesmi- Bewährte Interessenvertretung kunft, insbesondere dem digitalen Wandel, nisterinnen Julia Klöckner und Franziska Der Verband kommunaler Unternehmen, stellen. Sie leisten bereits heute einen wirk- Eine neue Heimatpolitik Giffey) und ich richtungsweisende Maßnah- 1949 in Rüdesheim am Rhein gegründet, ver- samen Beitrag. Sie sind wichtige Akteure der Die Bundesregierung hat sich eine neue Hei- men vorschlagen. tritt die Interessen kommunaler Unterneh- Horst Seehofer Energiewende und der Recyclingwirtschaft. matpolitik auf ihre Fahne geschrieben. Sie soll Ob diese Erfolg haben, wird sich in den men und feiert in diesem Jahr sein 70-jähriges Bundesminister des Sie sichern die Verfügbarkeit von sauberem dazu beitragen, verloren gegangenes Vertrau- Kommunen zeigen. Denn, wie gesagt: Kom- Jubiläum. Eine starke Interessenvertretung Inneren, für Bau und Trinkwasser. Sie entwickeln nachhaltige For- en in Politik und Verwaltung zurückzugewin- munen sind Orte politischer Wirklichkeit. gegenüber der Politik ist notwendig und hat Heimat men der Mobilität, dezentrales Energiema- nen. Die Lebensbedingungen der Menschen Dort beweist sich, ob politische Strategien sich bewährt. Es gab starke Stimmen, die Pri- nagement, intelligente Wohnungen und neue sollen spürbar verbessert werden. Die Bun- fruchten. Dort zeigt sich, ob sie das Leben der vatisierungen forderten, weil eine private Wege der Kundenkommunikation. desregierung wird deshalb demnächst struk- Menschen tatsächlich verbessern. Erbringung von Leistungen der Daseinsvor-

Wegbereiter der deutschen Energiewende Aufgaben im Wandel Während es früher um klassischen Umweltschutz ging, bieten kommunale Unternehmen heute sektorenübergreifende Konzepte an

orientiert, regional verankert und haben das Seit den 1990er-Jahren engagieren sich kom- Ohr nah an den Bürgerinnen und Bürgern vor munale Unternehmen im Bereich der nach- Ort. Nicht zuletzt dadurch leisten kommu - haltigen Energieversorgung und leisten ele- nale Unternehmen mit ihren Angeboten ei- mentare Beiträge zum Klimaschutz. nen wichtigen Beitrag für eine hohe Lebens- Die Kommunen haben früh die Notwen- qualität und eine nachhaltige Entwicklung digkeit einer auf erneuerbaren Energien unserer Kommunen – den Orten, in denen basierenden Strom- und Wärmeversorgung wir leben. erkannt. Gerade kommunale Unternehmen bieten immer stärker sektorenübergreifen- de Konzepte an, die neben der klassischen Strom- und Wärmeversorgung auch die Be- » reiche Mobilität, Abfall oder Abwasser integ- Kommunale Unternehmen rieren. haben oft die richtigen Nahe bei den Menschen Kommunale Unternehmen zählen damit Antworten auf drängende ohne Frage zu den Wegbereitern der deut- schen Energiewende. Gleichzeitig arbeiten sie Umweltprobleme vor Ort, nahe bei den Menschen, eng orien- gefunden. tiert an den Bedürfnissen der örtlichen Ge- meinschaft. Kommunale Unternehmen sind ein ungemein wichtiger Teil der kommuna- Insbesondere im Bereich der Umwelt- und len Selbstverwaltung. Klimapolitik zählten und zählen die kommu- Herzlichen Glückwunsch dem VKU und nalen Unternehmen auch in Niedersachsen den kommunalen Unternehmen für 70 Jahre häufig zu Vorreitern. Sie haben oft die richti- erfolgreiches Wirken! Umwelt- und Klimapolitik: Viele Unternehmen in Niedersachsen zählen auf diesem Gebiet zu den Vorreitern. Bild: AdobeStock gen Antworten auf drängende Umweltpro- bleme gefunden. ie kommunalen Unternehmen in B kommen. Für uns Bürgerinnen und Bürger den Zeitgeist bestimmten, stand auch das Deutschland bieten nichts weniger als sind diese Leistungen meist eine Selbstver- unternehmerische Handeln der Kommunen Vom Wasser bis zum Abfall D öffentliche Daseinsvorsorge an. Sie ver- ständlichkeit, und ihre Bedeutung wird uns unter hohem Druck, Privatisierungen waren In den 1970er/1980er-Jahren galt dies vor Stephan Weil sorgen uns mit sauberem Trinkwasser, sie häufig erst dann bewusst, wenn wir einmal an der Tagesordnung. Inzwischen wird der allem für den klassischen Umweltschutz. So Ministerpräsident des kümmern sich um unsere Abfall- und Abwas- darauf verzichten müssen. hohe gesellschaftliche Wert der kommuna- haben die kommunalen Unternehmen einen Landes Niedersachsen. Er war von 2007 bis 2012 serentsorgung, sie beliefern uns mit Strom, Die kommunalen Unternehmen haben in len Unternehmungen wieder anerkannt. großen Anteil an der hohen Qualität unserer Präsident des VKU Gas oder Fernwärme und sie sorgen mit ihren den vergangenen 70 Jahren gute, aber auch Starke kommunale Unternehmen tragen zu Wasserversorgung, an einer erfolgreichen Angeboten des öffentlichen Personennahver- durchaus schwierige Zeiten erlebt. Als vor Beschäftigung und Wertschöpfung in den Kreislaufwirtschaft und der umweltgerech- kehrs dafür, dass wir zuverlässig von A nach 20 Jahren Liberalisierung und Deregulierung Kommunen bei. Sie sind am Gemeinwohl ten Abwasserentsorgung und -aufbereitung. ZfK // JULI 2019 | 5

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VKU und Wibera legen nach vierjähriger Absatzkrise im Wasser- und Gaspreise werden aus der staatlichen Arbeit die erste Version des »Betriebs- deutschen Stein- Preisbindung entlassen. vergleichs« vor. Ziel: durch Erfahrungs- kohlebergbau. Die austausch von mittleren und kleineren Förderung sinkt Betrieben zur Rationalisierung der kom- innerhalb von zwei munalen Wirtschaft. Jahren um ein Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschrän- Fünftel. kungen (GWB) tritt in Kraft. Hermann Brügelmann Max Adenauer, Oberstadtdirektor von Köln, VKU-Präsident 1956–1965 Hauptgeschäftsführer des VKU 1949–1956 Ein neues Energiezeitalter Dezentralität Das ist ein Hauptprinzip der Energiewende. Den Stadt- und Gemeindewerken kommt dabei eine entscheidende Rolle zu

ie Energieerzeugung ist eine der tra- den »mittelständischen Betrieben« der Ener- angemessenen Umfang zu ersetzen, sind Wirtschaftlichkeit anderer, klimaschonender leistungsfähige und innovative Stadt- und

genden Säulen des Wirtschaftsstand- giewirtschaft bei ihrer sinnvollen Umsetzung wirksame Investitionsanreize für CO2-arme Erzeugungsarten endlich einen adäquaten Gemeindewerke. orts Deutschland. Vor 70 Jahren dachte deshalb eine entscheidende Rolle und Verant- gesicherte flexible Leistungen insbesondere CO -Preis im europäischen Emissionshandels- Gleichzeitig ist aber auch wichtig, dass die D 2 man dabei unwillkürlich noch an rauchende wortung zu. in Süddeutschland notwendig. Ich begrüße system. Darüber hinaus geht es darum, CO2 heute schon vielfach bestehende konstruk- Schornsteine: Schornsteine von Kraftwerken. Für die kommunalen Versorgungsunter- deshalb die Einführung eines Kapazitätsbo- insgesamt einen angemessenen Preis zu ge- tive Zusammenarbeit zwischen den Stadt- Sie waren viele Jahre und Jahrzehnte Sym- nehmen bedeutet der Ausstieg aus der Kern- nus zur Förderung von Kraft-Wärme-Kopp- ben. Es ist höchste Zeit, dass wir die Anstren- werken und den vier großen Energieversor- bol für den wirtschaftlichen Wiederaufbau energie und der Kohle die Chance, sich auch gungen auf allen Ebenen massiv verstärken. gungsunternehmen in Deutschland – zum

und Aufstieg Deutschlands nach dem Krieg. und gerade bei der Energieerzeugung noch Mit einer solchen CO2-Bepreisung würden Beispiel bei gemeinsamen Investitionen in Spätestens nach der Nuklearkatastrophe stärker zu engagieren. Vor allem der Ausbau die Preise von Waren und Dienstleistungen erneuerbare Energien – fortgesetzt und ver- von Fukushima ist Deutschland allerdings der erneuerbaren Energien findet ja vor allem die ökologische Wahrheit sagen, und zwar bei stärkt wird. Eine solche Kooperation auf Au- in eine neue Entwicklungsstufe der Energie- vor Ort in den Städten und Gemeinden und in » jeder privaten und jeder unternehmerischen genhöhe scheint mir der richtige Weg zu sein. erzeugung eingetreten. Es geht nicht mehr ihrer Umgebung statt. Hier gilt es also, stärker Es geht nicht mehr nur Entscheidung über alle Sektoren hinweg – vor Eine Kooperation, bei der jede Seite ihre spezi- nur um die Stromerzeugung, sondern um den als bisher die vorhandenen Potenziale für die dem Hintergrund der aktuell deutlich zuneh- fischen Stärken einbringt und diese zum Nut- Umgang mit Energie insgesamt. Dieses neue Erneuerbaren, allen voran Windenergie- und um die Stromerzeugung, menden Sensibilisierung der Bevölkerung für zen der Unternehmen und der Allgemeinheit Energiezeitalter muss nicht nur durch Wind- Photovoltaik-Anlagen in der Freifläche, zu den Klimaschutz ein kluge Entscheidung! einsetzt. Partnerschaft im Wettbewerb – ein kraft- und Solaranlagen, Biomasse- und Was- nutzen. Gerade die Stadt- und Gemeindewer- sondern um den Für das Gelingen der Energiewende ist der solches Miteinander wird der Energiewende serkraftwerke geprägt werden, sondern auch ke haben als örtlich verankerte Unternehmen Umgang mit Energie Ausbau und die Modernisierung der Verteil- weiter starke Impulse geben. durch einen intelligenten, technologisch an- die Gelegenheit, so gemeinsam mit den Bür- netze sowie deren Umbau zu so genannten spruchsvollen und nachhaltigen Umgang mit gerinnen und Bürgern den Klimaschutz vor insgesamt. »Smart Grids« mindestens genauso wichtig Energie. Dann bringt die Energiewende neue Ort voranzutreiben. wie der Ausbau der Übertragungsnetze. Denn Produkte und Geschäftsmodelle hervor, die Seit Jahren investieren die Stadt- und Ge- eine intelligente Vernetzung von Erzeugung, sowohl für große Energiekonzerne als auch meindewerke in die hocheffiziente Kraft-Wär- lungs-Anlagen, wie sie im Eckpunktepapier Speicherung, Transport, Verteilung und Ver- Winfried Kretschmann Ministerpräsident des Landes für kommunale Energieunternehmen neue me-Kopplung. Mit diesen Anlagen leisten sie der Bundesregierung zur Umsetzung der brauch kann die Integration des fluktuieren- Baden-Württemberg Chancen und Möglichkeiten bieten. einen bedeutsamen Beitrag zur Erreichung strukturpolitischen Empfehlungen zum Koh- den Stroms aus erneuerbaren Energien sowie Die Energiewende ist ein Großprojekt, unserer Klimaziele. Wenn es nun darum geht, leausstieg vorgesehen ist, ausdrücklich. die Effizienz der Energieversorgung verbes- aber eines ihrer Prinzipien ist die Dezentrali- die mit dem Ausstieg aus der Kohleverstro- Auch benötigen wir für den erfolgreichen sern. Auch in diesen Feldern sehe ich große tät. Stadt- und Gemeindewerken kommt als mung wegfallenden Kapazitäten in einem Kohleausstieg und damit die Steigerung der Chancen und Betätigungsfelder für flexible, 6 | JULI 2019 // ZfK

Innovationskraft und Entwicklungsfreude Kommunale Unternehmen Sie sind seit sieben Jahrzehnten eine »sichere Bank«. Für die Zukunft stehen wichtige Themenfelder wie saubere Mobilität, Digitalisierung, Energiewende und Kreislaufwirtschaft an

»Leitstelle« der regionalen Ver- und Entsorgung: Die kommunalen Unternehmen stellen hochwertige Dienstleistungen unter Berücksichtigung der Verbraucherinteressen zur Verfügung. Bild: Stadtwerke Mainz

er Verband kommunaler Unternehmen wohlorientierten Wertschöpfung ausrichtet. des Handwerks und des Dienstleistungssek- telligenten Stadt sowie Energiewende und ist mit seinen rund 1500 Mitglieds- Kommunale Unternehmen erbringen ihre tors sichern die kommunalen Unternehmen Kreislaufwirtschaft wichtige Themenfelder D unternehmen seit sieben Jahrzehnten Leistungen im Wettbewerb mit privatwirt- mittelbar die Arbeitsplätze für circa 440 000 an. Ich wünsche dem Verband kommunaler eine verlässliche Bank: Sie gewährleisten für schaftlichen Marktteilnehmern. Sie handeln Menschen. Unternehmen und seinen Mitgliedern auch die Bürger und Bürgerinnen sowie für die » dabei als Bürgerschaftsunternehmen im im 70. Jahr des Bestehens weiterhin Innova- Wirtschaft eine nachhaltige, zuverlässige doppelten Sinne: Sie erwirtschaften Erträge, Regionaler Wirtschaftsfaktor tionskraft und Entwicklungsfreude. Versorgung mit Strom, Gas, Fernwärme und Weit über 80 Prozent der die den Bürgern und Bürgerinnen und der Die Bürgerinnen und Bürger kennen und Trinkwasser sowie eine umweltverträgliche Wirtschaft über die Finanzierung öffentlicher schätzen die Vorteile öffentlicher Ver- und Entsorgung von Abwasser und Abfällen. Da- Kunden von Stadtwerken Dienstleistungen zugutekommen, und be- Entsorgung. Weit über 80 Prozent der Kunden rüber hinaus obliegt ihnen die Aufgabe des sind mit den Leistungen rücksichtigen außerdem die Verbraucherinte- von Stadtwerken sind mit den Leistungen öffentlichen Personennahverkehrs, sodass sie ressen an einer Bereitstellung hochwertiger ihres Unternehmens vor Ort zufrieden. Mit mit den von ihnen betriebenen Bussen, Stra- ihres Unternehmens Ver- und Entsorgungsstrukturen. den Stadtwerken werden die Attribute Zuver- Ministerpräsidentin ßenbahn- und U-Bahn-Netzen entscheidend Die aus ihrer Arbeit resultierende regional- lässigkeit, Kundennähe, wichtiger regionaler des Landes Rheinland-Pfalz zur Mobilität der Einwohner beitragen. vor Ort zufrieden. und lokalwirtschaftliche Wertschöpfung ist Wirtschaftsfaktor und Umweltorientierung Städte und Gemeinden als Eigentümer ein volkswirtschaftlich beachtlicher Beitrag. verbunden. erwarten, dass sich das wirtschaftliche Han- Als Auftraggeber für die lokalen mittelstän- Für die Zukunft stehen mit sauberer Mo- deln dieser Unternehmen an der gemein- dischen Unternehmen der Bauwirtschaft, bilität, Digitalisierung als Element einer in-

Citizen Value statt Shareholder Value Kommunalwirtschaft Sie ist ein zuverlässiger Auftraggeber für regionale Unternehmen und ein Jobmotor obendrein. Die Bürger schätzen ihre Leistung für das Gemeinwohl

er Verband kommunaler Unternehmen wachsenden Anforderungen der Digitalisie- (VKU) kann nach 70 Jahren selbstbe- rung sein. Der Ausbau wird nicht ohne die D wusst auf die Vergangenheit und in die kommunalen Unternehmen funktionieren, Zukunft blicken: Von der Energieversorgung daher forcieren wir die zunehmende Einbin- über die Wasserwirtschaft und die Abfallent- dung der Energieversorger und des VKU beim sorgung bis zum ÖPNV genießen öffentliche FTTB-Ausbau, »der Glasfaser bis zum Gebäu- Unternehmen einen großen Vertrauensvor- de«. Aktuell werden zusammen mit Akteuren sprung. Die Kunden schätzen die Nähe ihrer aus dem kommunalen Raum die Anforderun- Stadtwerke, ihrer Entsorgungsunternehmen gen für ein hessisches Pilotprojekt beim Glas- und ihrer Wasserverbände wegen des Ser- faserausbau gesammelt und diskutiert. Denn vices, aber auch wegen der Kontrolle. Denn nur gemeinsam kann die Digitalisierung er- Stadtwerke, die Energiepreise erhöhen, müs- folgreich gestaltet werden. sen sich einer kritischen Diskussion vor Ort stellen. Den Bürgerinnen und Bürgern ist Selbstbewusster Auftritt durchaus bewusst, was die Kommunalwirt- Keine Frage, die Kommunalwirtschaft steht schaft für das Gemeinwesen leistet: vom vor einer ganzen Reihe von großen Heraus- Sponsoring für Kultur über Angebote zur forderungen. Für mich ist es aber auch keine Energieeinsparung bis hin zur Gewinnab- Frage, dass sie diesen Herausforderungen mit führung an die Rathäuser, die der Finanzie- großem Selbstbewusstsein begegnen kann. rung von Kindertagesstätten und Sportplät- Anders als noch vor einigen Jahren muss sie zen zugutekommt – kurz: Citizen Value statt sich nicht für ihre Existenz rechtfertigen, ganz Shareholder Value. Die Kommunalwirtschaft im Gegenteil. ist zudem ein verlässlicher Auftraggeber für Der VKU feiert in diesem Jahr seinen regionale Unternehmen und ein Jobmotor 70. Geburtstag. Der Verband kann auf viele obendrein. Rund zehn Milliarden Euro inves- Erfolge zurückblicken, beruht auf Werten und tieren die Mitgliedsunternehmen des VKU verkörpert ein erfolgreiches Modell, das auch jedes Jahr, und über 80 Prozent der Aufträge für die Zukunft passt. Insofern steht für den gehen an örtliche Unternehmen. VKU und die Politik viel Arbeit an, aber diese Arbeit können wir frohgemut anpacken. Ich Partner der Politik gratuliere zum Jubiläum und freue mich auf Die kommunalen Unternehmen genießen unsere weitere Zusammenarbeit. das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Kunden und sind starke Partner der Politik. Der VKU steht ihnen seit 70 Jahren Gigabit-Strategie: Damit sorgt Hessen in den kommenden Jahren für Glasfaser-Hochleistungszugänge zum Internet. Bild: Shutterstock mit Rat und Tat in allen wichtigen politischen Handlungsfeldern zur Seite. Gemeinsam Die Hessische Landesregierung hat sich Zudem unterstreicht das Land die Bedeutung net. Wichtig dabei ist die Zusammenarbeit Volker Bouffier können die Mitgliedsunternehmen des VKU zum Ziel gesetzt, die Chancen der Digitalisie- seit Mitte Januar mit der Einrichtung des zwischen Land, Kommunen und kommuna- Ministerpräsident manches dazu beitragen, gesamtstaatliche rung verantwortungsvoll zu nutzen. Ihr Fun- Ministeriums für Digitale Strategie und Ent- len Unternehmen beim Ausbau. Wir wären in des Landes Hessen Zielsetzungen zu erreichen. Aktuell erfolgt dament ist der Breitbandausbau. Insgesamt wicklung in der Hessischen Staatskanzlei. Mit Hessen nicht so weit, wenn die kommunalen dies ganz konkret bei der Umsetzung der Di- summieren sich die Maßnahmen des Landes der Umsetzung der Gigabit-Strategie für Hes- Unternehmen nicht so tatkräftig den Ausbau gitalisierung, die uns in nahezu allen Wirt- Hessen für den bisherigen Breitbandausbau sen sorgen wir in den kommenden Jahren für vorangetrieben hätten. Nur ein vollständi- schafts- und Lebensbereichen begegnet. auf insgesamt rund eine halbe Milliarde Euro. Glasfaser-Hochleistungszugänge zum Inter- ger Glasfaser-Rollout kann die Basis für die

8 | JULI 2019 // ZfK

Eine enge Verbindung Im Dienst der Bürger In diesem Sinn wurde vor 70 Jahren auf Initiative der großen Städte und des Städtetags der VKU gegründet

Öffentliches Freibad in München: Kommunale Unternehmen sind Garant für die Lebensqualität vor Ort. Bild: SWM/Markus Schlaf

or über 150 Jahren hat sich in Deutsch­ die Geburtsstunde der kommunalen Da­ lich, nicht um mit ihren Bürgern und Steuer­ land die Erbringung von Leistungen seinsvorsorge. zahlern in Wettbewerb zu treten, sondern V für die Bürgerinnen und Bürger durch Der Deutsche Städtetag hat schon in einer um öffentliche Pflichten zu erfüllen, […]. So die Kommunen etabliert. Die überwiegende Denkschrift im Jahr 1926 zum Thema »Städ­ dient ihre wirtschaftliche Betätigung der Aufgabenerfüllung durch Private entsprach te, Staat, Wirtschaft« Position zur Aufgaben­ Fürsorge für die breiten Schichten der Be­ nicht den Anforderungen derjenigen, die in wahrnehmung der Kommunen bezogen: völkerung. Gas, Wasser und Elektrizität sind den Städten Verantwortung trugen. Das war »Die Gemeinden betätigen sich wirtschaft­ für viele unentbehrliche Lebensbedürfnisse,

Sichere Versorgung: Stadtwerke stellen Elektrizität, Gas und Wasser für Wohnungen bereit. Bild: Shutterstock

deren sichere und angemessene Befriedi­ gung heute mehr denn je öffentliche Auf­ gabe ist.« Dieser Grundsatz galt auch schon, als vor 70 Jahren der Verband kommunaler Unter­ nehmen auf Initiative der großen Städte und des Deutschen Städtetages gegründet worden ist. Stadtwerkechefs und Oberbür­ germeister waren der Auffassung, dass die kommunalen Unternehmen eine starke Stimme brauchen. Es gab immer eine enge Verbindung zwischen dem Städtetag und dem VKU. Im Interesse der Menschen in den Städten pflegen wir seit jeher einen engen Austausch. » Kommunale Unternehmen sind Garant für die Lebensqualität vor Ort. ÖPNV: Kommunale Unternehmen wirtschaften nicht renditegetrieben. Bild: Shutterstock

»Kommunale Unternehmen bilden mit ih­ Verband. Der VKU ist dabei nicht nur eine ren Infrastrukturen und Dienstleistungen starke Interessenvertretung, sondern auch das Fundament für den Wirtschaftsstand­ eine Dialogplattform für den Austausch über ort Deutschland. Sie stellen sich dem Wett­ gelungene Projekte und für Innovationen. bewerb und arbeiten zuverlässig, effizient Wir wünschen dem VKU ein erfolgreiches und innovativ für das Wohl ihrer Kunden Wirken in den für Kommunen elementa­ […]. Kommunale Unternehmen sind Garant ren Handlungsfeldern der Daseinsvorsorge: für die Lebensqualität vor Ort und stehen dezentrale Energiewende, ressourcenscho­ für eine moderne Daseinsvorsorge.« So be­ nende Kreislaufwirtschaft, qualitätsvolle schreibt das aktuelle Leitbild des VKU die Trinkwasserversorgung, umweltgerechte Aufgaben der kommunalen Unternehmen. Abwasserentsorgung und Aufbau schneller Diese Gemeinwohlorientierung ist der Kern Breitbandnetze. Ich freue mich auf viele wei­ der Kommunalwirtschaft. Kommunale tere Jahre enger Zusammenarbeit. Unternehmen wirtschaften eben nicht ren­ ditegetrieben. Sie schaffen einen Mehrwert nicht nur für die Städte, sondern auch für die lokale Wirtschaft als Auftraggeber und ins­ besondere für die Bürgerinnen und Bürger. Helmut Dedy Zentrale Herausforderungen der Städte, Hauptgeschäftsführer des wie die Digitalisierung und intelligente Ver­ Deutschen Städtetags netzung sowie der Klimaschutz und die Kli­ mafolgenanpassung, werden nur mit den kommunalen Unternehmen erfolgreich ge­ staltet werden können. Und die kommuna­ len Unternehmen brauchen einen starken ZfK // JULI 2019 | 9

1960 1961 1962 1963 1964

Das Atomgesetz Der VKU hat 680 Mitglieder. Durch das »Gesetz zur Förderung der Das Bundeswirtschaftsministerium gibt tritt in Kraft. Februar: Die Sturmflut in Hamburg und an Rationalisierung im Steinkohlebergbau« einen Erlass an die Energieaufsichtsbehörden Oktober: Olden- der Nordsee tötet mehr als 300 Menschen. gibt es erstmals Prämien für die Still- der Länder heraus. Kraftwerke mit einer burg stellt als Zehntausende sind tagelang von Strom, legung von Steinkohlebergwerken. Leistung von weniger als 300 Megawatt sollen erste deutsche Gas und Wasser abgeschnitten. nicht mehr genehmigt werden. Großstadt von Stadtgas auf Erdgas um. Kurze Zeit später Werner Jacobi, Hauptgeschäftsführer folgt Bielefeld. des VKU 1956–1970 Das alte Gaswerk verliert mit der Umstellung von Stadt- auf Erdgas seine Bedeutung. Vordenker der kommunalen Wirtschaft Relevanz Der VKU ist heute eine starke Stimme, die auf Länder- und Bundes-, aber auch auf europäischer Ebene Gehör findet

und Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten. sind dies die Kriterien für Beständigkeit, auch Städte und Gemeinden den VKU, der eben- Damit meine ich insbesondere den Wohl- in Zeiten des Umbruchs. falls sein gesamtes politisches Gewicht in die stand einer zuverlässigen, transparenten Da- Heute stehen Kommunen und Stadtwerke Waagschale legen muss, um gleichwertige seinsvorsorge in den Bereichen Energie, Was- mit der Energiewende wieder vor einer Zei- Lebensverhältnisse für die Menschen im ge- ser/Abwasser und Abfall in den Städten und tenwende, die wir mit Blick auf die gewaltige samten Land zu gewährleisten. Der Deutsche Gemeinden. Aufgabe nur gemeinsam bewältigen können. Städte- und Gemeindebund wird den VKU Nach dem Wiederaufbau unseres Landes Wie damals müssen wir die richtigen Wei- stets partnerschaftlich dabei unterstützen, stellte die Liberalisierung der Energiemärk- chen stellen, um die erneuerbaren Energien die kommunale Wirtschaft für die Heraus- te Ende der 1990er Jahre eine Zeitenwende dezentral so aufzustellen, dass Preisstabilität forderungen der Zukunft fit zu machen. Wir dar und verstärkte zusätzlich die Bedeutung und Versorgungssicherheit für die Menschen, freuen uns auf die weitere gute, kooperative des VKU. Nicht wenige haben damals den aber auch für die Unternehmen gewähr- und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Stadtwerken den Untergang vorausgesagt. leistet sind und die Wertschöpfung vor Ort Kommunen und Stadtwerke haben dagegen verbleibt. Denn der Erfolg der Energiewende bewiesen, dass sie in der Lage sind, Geschäfts- wird im ländlichen Raum, der 90 Prozent der modelle zu überprüfen, anzupassen und fort- Fläche Deutschlands ausmacht, entschieden. zuentwickeln. Neben dem fachlichen Know- Gleichzeitig müssen wir sektorenübergrei- how spielen bei diesen Anpassungsprozessen fend denken, die Infrastruktur vernetzen und Gerd Landsberg Hauptgeschäftsführer vor allem die lokale und regionale Veranke- digitalisieren. Dazu benötigen wir den Mut, des Deutschen Städte- rung und damit Vor-Ort-Kenntnis, aber auch innovative Ideen zuzulassen, und die Ent- und Gemeindebundes er Verband kommunaler Unterneh- Verantwortung gegenüber den Menschen in schlossenheit, qualifizierte junge Menschen men (VKU) begeht in diesem Jahr den der Kommune eine wesentliche Rolle. Zusam- für unsere kommunale Wirtschaft zu be- D 70. Jahrestag seines Bestehens. Hierzu men mit der kommunalen Eigentümerschaft geistern. Um dies umzusetzen, brauchen die gratulieren die Kommunen ganz herzlich. Der VKU hat allen Grund zu feiern, denn er kann voller Stolz auf eine jahrzehntelange Erfolgs- geschichte zurückblicken. Der Verband und seine Verantwortlichen haben es stets ver- standen, sich den Umständen der jeweiligen Zeit anzupassen und sich fachlich und perso- nell gut aufzustellen. Der VKU ist heute eine unverzichtbare, starke Stimme, die überall Gehör findet, sowohl auf Länder- und Bun- des-, aber auch auf europäischer Ebene. Insbesondere gilt: Ohne einen starken Verband gibt es keine starken Stadtwerke. Und ohne starke Stadtwerke wiederum gibt es keine starken Kommunen. Die Bedeu- tung des VKU ergibt sich nicht ausschließ - lich aus der Anzahl seiner 1480 Mitglieder. Seine Kraft zieht er insbesondere auch aus seinen hervorragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Verband hat stets bewiesen, ein Vordenker der kommunalen Wirtschaft zu sein. Eine Institution, die es versteht, stets wahrnehmbar und effizient die Interessen der kommunalen Unterneh- men zu vertreten. » Geburtstage sind die Tage, an denen man das, was war, betrachtet, das, was ist, bewertet und das, was sein wird, voller guter Hoffnung erwartet. (Samuel Butler*)

Das Gründungsjahr 1949 ist nicht nur wegen der Gründung der Bundesrepublik Deutsch- land und des Inkrafttretens des Grundgeset- zes von großer Bedeutung. In gleicher Weise wie die staatspolitische und rechtliche Neu- ordnung unseres Staatswesens haben auch die Gründung und die Aufnahme der Arbeit des VKU gezielt dafür gesorgt, dass der Wie- deraufbau unseres Landes überhaupt möglich war. Gerade Artikel 28 des Grundgesetzes, also das garantierte Recht der Selbstverwaltung der Kommunen, dürfte der Treibstoff für den kommunalwirtschaftlichen Motor gewe- sen sein, der den Schwung gebracht hat, um Fragen der Daseinsvorsorge voranzutreiben. Denn ohne eine gut funktionierende kom- munale Wirtschaft als Betreiber der grund- legenden Infrastrukturen für Menschen und Unternehmen wäre auch kein Wirtschafts- wunder denkbar gewesen. Dies umfasste Damals wie heute: Die Kommunalwirtschaft ist Be- aber nicht allein volle Auftragsbücher in der treiber der grundlegenden Infrastrukturen, ohne die Wirtschaft sowie Vollbeschäftigung, sondern weder seinerzeit das Wirtschaftswunder noch heute war ein wesentlicher Grund für Wohlstand die Bewältigung neuer Herausforderungen wie eine sektorenübergreifende Vernetzung denkbar sind. * Samuel Butler war ein britischer Schriftsteller, Bilder: Entsorgungsbetriebe Berlin und Essen Komponist, Philologe, Maler und Gelehrter. 10 | JULI 2019 // ZfK

Besser als der freie Markt Moderne Daseinsvorsorge In den vergangenen Jahren hat es eine erfreuliche Renaissance der kommunalen Unternehmen gegeben. Sie engagieren sich nicht nur in den klassischen Feldern, sondern auch in der Telekommunikation und Breitbandversorgung

Flächendeckende Versorgung: Die allgemeine Verfügbarkeit von Telekommunikation und Breitband hat große wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung. Bilder : Shutterstock

ie Gründung des VKU als Vertretung der garantiert. Eine wesentliche Ausprägung die- Gebietskörperschaften können diese Aufga- Partnerschaft eingehen. Ebenso ist es mög- kommunalen Unternehmen jährt sich ses Rechts ist es, dass die Landkreise, Städte ben etwa durch Regiebetriebe unmittelbar lich, für die Erledigung der Aufgaben der Da- D2019 zum 70. Mal, ebenso wie die Annah- und Gemeinden – stets im Rahmen der gel- durch die Kommunalverwaltung erledigen, seinsvorsorge organisatorisch eigenständige me des Grundgesetzes für die Bundesrepublik tenden Gesetze – eigenständig darüber ent- sie können mit anderen Kommunen hierfür kommunale Unternehmen zu gründen. So Deutschland. Dort ist bekanntlich in Artikel scheiden können, in welcher Organisations- Zweckverbände bilden, sie können private wie die Sparkassen in kommunaler Träger- 28 Absatz 2 den Gemeinden und Gemeinde- form sie die ihnen obliegenden Aufgaben der Dritte mit der Aufgabenerledigung beauftra- schaft die geld- und kreditwirtschaftliche verbänden das Recht auf Selbstverwaltung Daseinsvorsorge erledigen. Die kommunalen gen oder mit diesen eine öffentlich-private Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft in ihrer jeweiligen Trägerkommune sicher- stellen, erfüllen die kommunalen Unterneh- men ihre jeweiligen öffentlich-rechtlichen Aufgaben der Daseinsvorsorge als Teil der mittelbaren Kommunalverwaltung. Auf die- se Weise können eine strikte Verpflichtung auf das Gemeinwohl und unternehmerisches Denken und Handeln bei der Aufgabenerfül- lung in Einklang gebracht werden. Zu den Bereichen, in denen die Land- kreise, Städte und Gemeinden mittels ihrer kommunalen Unternehmen Daseinsvorsor- ge betreiben, gehören klassischerweise die Energie- und Wasserversorgung, die Abwas- serentsorgung, die Abfallbeseitigung und die Straßenreinigung. Kommunale Unterneh- men aus all diesen Bereichen werden vom VKU vertreten, sodass dieser sich immer wie- der mit der Frage konfrontiert sieht, ob einzel- ne Bereiche der Daseinsvorsorge nicht viel- » Kommunale Unternehmen dienen ausschließlich den Bedürfnissen der örtlichen Gemeinschaft.

leicht flexibler und kosteneffizienter durch den freien Markt erbracht werden können. Der VKU wird dem zumeist entgegenhalten können, dass die kommunalen Unternehmen auf Grundlage des kommunalen Selbstver- waltungsrechts als Dienstleister ausschließ- lich den Bedürfnissen der örtlichen Gemein- schaft dienen. Da sich vielfach gezeigt hat, dass der freie Markt aufgrund seiner Ausrichtung auf kurz- fristige Renditeziele jedenfalls nicht allein in der Lage ist, verlässlich und flächendeckend Versorgungs- und Entsorgungsleistungen zu erbringen, hat es in den vergangenen Jahren eine erfreuliche Renaissance der kommuna- len Unternehmen gegeben. Diese engagieren sich auch in den Bereichen Telekommunika- tion und Breitbandversorgung, die aufgrund ihrer großen wirtschaftlichen und gesell- schaftlichen Bedeutung zur modernen kom- munalen Daseinsvorsorge gehören. Der VKU mit seinen Sparten Energiewirt- schaft, Wasser/Abwasser, Telekommunika- tion und Abfallwirtschaft als Vertretung der kommunalen Unternehmen ist in der ganzen Breite ihrer Daseinsvorsorgeaufgaben gut aufgestellt. Ich gratuliere dem VKU zu seinem Reinhard Sager 70-jährigen Bestehen und wünsche ihm, dass Präsident des er auch in den kommenden Jahrzehnten in- Deutschen Landkreistages nerhalb der kommunalen Familie als kompe- tente und kraftvolle Stimme der kommuna- len Unternehmen auftritt. ZfK // JULI 2019 | 11

1965 1966 1967 1968 1969

Die Kartellbehörden erklären Preise und Die Energiebranche wehrt sich gegen die 11. November: Die Wirtschaftsminister der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Tarife der Vorlieferanten zur Grundlage für Jahresbeginn 1968 geplante Einführung Länder wollen bei Kommunalunternehmen Gemeinschaft beschließen, die Wirtschafts- und für die Tarife der Verteilunternehmen. der Mehrwertsteuer von zehn Prozent – die steuerliche Abzugsfähigkeit von Kon - Währungsunion stufenweise zu verwirklichen. sie befürchtet Preissteigerungen für Strom, zes sionsabgaben abschaffen – mit aus- Ruhrgas erhält das Monopol zum Import von Gas, Wasser, Wärme und Investitionen. drücklich gewünschter Gewinnschmälerung russischem Erdgas. nur für kommunale Unternehmen. Ohne Entscheidung verschwindet die Reform in Arnulf Klett den Aktenschränken. Oberbürgermeister von Stuttgart, VKU-Präsident 1966–1974

Stadtwerke on stage Lebensqualität Die Energiewende ist kein Rockkonzert mit nur einem Star, sondern ein buntes Festival mit vielen Playern. Mit dabei: die kommunalen Unternehmen Bild: Shutterstock

äre die Energiewende ein Rockkon- In der Energiewende haben kommunale den größtmöglichen Komfort bietet. Wie lässt spiel für Energieeffizienznetzwerke, Energie- wird dann 100 Jahre und die dena 50 Jahre zert, könnte man meinen, dass der Unternehmen eine zentrale Bedeutung. Denn sich zum Beispiel erneuerbare Energie für spar-Contracting und Energiemanagement. alt sein. Dann organisieren wir zusammen W Headliner gerade eine Pause macht. im Energiesystem Stadt kommen wichtige alle Sektoren nutzbar machen? Wie können Wir tauschen uns über Perspektiven für ein Konzert und feiern den Erfolg. Denn der Kostüme werden gewechselt, Instrumente Infrastrukturen auf engem Raum zusam- Wärmespeicher, Elektrofahrzeuge oder elek- Strom- und Gasnetze sowie für digitale Märk- ist möglich, wenn wir den richtigen Rahmen gecheckt, die Bühne umgebaut, aus den Laut- men – für Strom, Wärme und Gas, für Wasser, trische Anlagen in Haushalten und Unter- te aus und suchen nach Strategien und Mus- setzen, Innovationen fördern, Akteure vor Ort sprechern sind bekannte Nummern von einer Abwasser und Abfall, für Wohnen, Arbeiten, nehmen als Puffer für das Stromnetz dienen? terbeispielen für die urbane Energiewende. zur tragenden Säule machen und die unter- Playlist zu hören. Doch wer den etwas ruhige- Mobilität, Kommunikation und Freizeit. Die Wie kann die Digitalisierung genutzt werden? Schließlich nutzen wir in Dena-Projekten ger- schiedlichen Ebenen bestmöglich vernetzen. ren Moment nutzt und genauer hinhört, der Entwicklung in all diesen Bereichen ent- Und welche Rolle übernehmen Bürgerinnen ne vorbildliche Ansätze in den Kommunen Gemeinsam können wir noch viel bewe- kann weitere Klänge aus anderen Richtungen scheidet über die Lebensqualität der Men- und Bürger, Unternehmen und öffentliche als Anschauungsobjekte für Delegationen aus gen – oder, um beim Konzert zu bleiben: Let wahrnehmen. Wer sich umschaut, der sieht schen und auch über das Gelingen der Ener- Einrichtungen in diesem Wandel? dem Ausland. there be light, sound, drums, guitar / Let there zahlreiche kleinere Bühnen mit Bands, die ihr giewende. Die Energiewende ist in vielerlei Mit Blick auf diese guten Erfahrungen be rock! Publikum gut zu unterhalten scheinen. Und Hinsicht eine urbane Energiewende. Wer Schwierige Rahmenbedingungen wünsche ich, im Namen der Dena, dem VKU Happy Birthday, VKU! wer sich schließlich auf den Weg zu diesen die urbane Energiewende gestalten will, für Der aktuelle Rahmen macht es oft schwer, herzlich alles Gute zu seinem 70-jährigen Be- Bühnen macht, der kann viele neue, aufre- den sind kommunale Unternehmen unerläss- auf diese Herausforderungen zu reagieren. stehen. Auf dem großen bunten Energiewen- gende Stile und Sounds entdecken. Denn die liche Partner. Aber der VKU kämpft als Spitzenverband der de-Festival haben wir bereits viele spannen- Energiewende ist, genauer gesagt, kein ein- Die Herausforderung liegt vor allem dar- kommunalen Wirtschaft dafür, dass sich das de Partner in den Kommunen kennengelernt Andreas Kuhlmann faches Rockkonzert mit einer einzigen Bühne in, die wachsende Zahl an Komponenten, die ändert. Gleichzeitig gehen viele kommunale und freuen uns darauf, weitere zu entdecken. Vorsitzender der und einem Superstar. Sie ist ein buntes Festi- Energie erzeugen, übertragen, speichern oder Unternehmen bereits voran und entwickeln Die langfristige gemeinsame Perspektive Geschäftsführung der val, voller Überraschungen und wechselnden verbrauchen, in einem System zu integrieren Lösungen. Die Deutsche Energie-Agentur kann ich mir schon gut vorstellen. Deutschen Energie-Agentur Höhepunkten. Zu den Entdeckungen, die man und aufeinander abzustimmen – und zwar (Dena) arbeitet deshalb seit Langem mit dem In 30 Jahren wollen wir die klimapoliti- (Dena) dabei machen kann, gehören insbesondere: so, dass das System gleichzeitig sicher funk- VKU und vielen seiner Mitglieder zusammen. schen Ziele erreicht haben. Deutschland und kommunale Unternehmen. tioniert, bezahlbar ist, das Klima schützt und Gemeinsam engagieren wir uns zum Bei- die ganze Welt sind klimaneutral. Der VKU 12 | JULI 2019 // ZfK

»Sich frei zu verhalten, fällt Menschen leichter, wenn sie in ein vertrautes, sicheres Netz der Kommune eingebunden sind«, weiß Alt-Bundespräsi- dent Joachim Gauck.

VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche und VKU- Präsident Michael Ebling (l) begrüßen auf der Matinee zum 70-jährigen Bestehen des Ver- bands den Bundespräsidenten a.D. Joachim Gauck.

(v.l.n.r.) Bundespräsident a.D. Joachim Gauck, der niedersächsische Minis- terpräsident Stephan Weil, VKU-Präsident Mi- chael Ebling, Rachel King, Botschaftsrätin der Bot- schaft Großbritanniens in Deutschland, VKU-Vize- präsident Karsten Specht und VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp.

Das Prinzip Dezentralität ist ein wesentlicher Teil der deutschen Verfassung, betont Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, der von 2007 bis 2012 VKU-Präsident war.

Ein Gewinnerteam im Wandel Relevanz Auf der Matinee zum 70. Jubiläum des VKU war nicht nur Zeit für Glückwünsche, sondern es wurde einmal mehr deutlich, wie wichtig die Kommunalen in Zeiten des Wandels für die Demokratie und die Menschen vor Ort sind

u seinem 70. Jubiläum am 26. Juni hatte spielen: »Die Megatrends des demografischen sie in ein vertrautes, sicheres Netz der Kom- präsident und VKU-Präsident in den Jahren »Wir haben viele Herausforderungen, wie der VKU zur festlichen Matinee in die und gesellschaftlichen Wandels, der Digitali- mune eingebunden sind, wo Dinge verläss- 2007 bis 2012. Weil ergänzt: Der Staat habe den Wiederaufbau, die Rohstoffkrisen oder Zbritische Botschaft nach Berlin geladen sierung, Urbanisierung und des Klimawan- lich funktionieren und Menschen vor Ort, die als »aktiver Staat« die Aufgabe, sich um die die Wiedervereinigung gemeistert«, so der und feierte mit rund 200 Gästen aus den dels fordern uns heraus. Die Kommunalen sich dort auskennen und die wir persönlich grundlegenden Dinge der Daseinsvorsorge Mainzer Oberbürgermeister. »Heute liegen Mitgliedsunternehmen, politischen Spitzen- geben den Menschen Orientierung und sind kennen, die dort wohnen und ansprechbar zu kümmern, lasse dem Bürger aber auf der die Herausforderungen im Klimaschutz, der verbänden und dem Bundestag. Schon in der Begleiter vor Ort.« sind, entscheiden.« anderen Seite auch die für ihn notwendigen Energiewende oder der Digitalisierung. Das Eröffnungsrede von VKU-Hauptgeschäftsfüh- Wie wichtig dieser Halt auch für die Frei- In dieser wichtigen Rolle als stabilisie- Freiräume. In diesem Sinne leisteten die kom- sind globale Fragen, aber beantwortet und rerin Katherina Reiche wurde deutlich, dass heit und Demokratie in Deutschland ist, stell- rendes Element sind die kommunalen Unter- munalen Unternehmen »einen Beitrag zur entschieden werden sie in den Städten und Kommunen und ihre Unternehmen nicht nur te Joachim Gauck, Bundespräsident außer nehmen auch fest im Grundgesetz verankert: Verfassung«. Gemeinden. Die Kommunalen schaffen also viel erreicht haben in all den Jahren, sondern Dienst heraus: Die Kommunalen seien »Part- Das Prinzip der Dezentralität sei wesentlicher VKU-Präsident Michael Ebling blickte ab- Zukunft und setzen sich kraftvoll für das Ver- insbesondere in aktuell bewegten Zeiten eine ner der Demokratie vor Ort«, denn »sich frei Teil der deutschen Verfassung, verdeutlicht schließend noch einmal auf die Geschich- sprechen gleichwertiger Lebensverhältnisse entscheidende Rolle für die Bürger vor Ort zu verhalten, fällt Menschen leichter, wenn Stephan Weil, niedersächsischer Minister- te des VKU und seiner Mitglieder zurück: ein.« Lisa Schwabl ZfK // JULI 2019 | 13 » Der VKU ist mehr als ein Wirtschaftsverband. Unsere Mitglieder sind die Manufakturen für Lebensqualität und agieren in der kommunalen Familie.

VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche auf der Matinee zum 70-jährigen Jubiläum des VKU

Ins Gespräch vertieft: (v.l.n.r.) Niedersachsens Ministerpräsident Ste- phan Weil, der frühere VKU-Hauptgeschäfts- führer Hans-Joachim Reck und Thomas Abel, VKU-Vizepräsident Geschäftsführer der Ab- Karsten Specht teilung Wasser/Abwasser und Telekommunikation beim VKU mit weiteren Gästen der Matinee.

VKU-Vizepräsident Guntram Pehlke im Gespräch mit dem Bei- geordneten des Städtetags Detlef VKU-Vizepräsident Raphael, Leiter des Dezernats Patrick Hasenkamp Umwelt und Wirtschaft, Brand- und Katastrophenschutz. Bilder der VKU-Matinee: Till Budde (10), Catharina Tews (1) 14 | JULI 2019 // ZfK

1970 1971 1972 1973 1974

In Koblenz fährt der erste elektrische Bus. Eine vom VKU initiierte Umfrage ergibt zwar Mai: Die Bundesregierung präsentiert in Auch nach dem ersten Ölpreisschock liegt der 22. Mai: Der VKU gründet einen Ausschuss hohe Sympathie der Bürger für örtliche den Jahren des ersten Ölpreisschocks Anteil von Mineralöl am Primärenergieverbrauch der für Öffentlichkeitsarbeit – in einer Zeit Versorgung – zeigt aber auch, dass nur die den »Obernolte-Entwurf« – einen Refe- Bundesrepublik noch deutlich über 50 Prozent. heftiger Angriffe aus der Politik gegen Hälfte der Befragten wusste, von kom- renten entwurf für ein neues Energie- die Kommunalwirtschaft und wachsender munalen Unternehmen beliefert zu werden. wirtschafts gesetz mit erheblichen staat- Konzentrationstendenzen zugunsten der lichen Eingriffsmöglichkeiten. Er wird großen vier Energiekonzerne. nach viel Kritik der Verbände, aber dennoch ziemlich unvermittelt, zurückgezogen. Verbandstagung 1971: Der VKU will stärker in der Öffentlichkeit wirken. Starke Stromnetze für die wachsende Mainmetropole Versorgung Frankfurt ist einer der internationalen Top-Standorte der Datenverarbeitung. Die explodierende Kapazitätsnachfrage ist eine große Herausforderung

it ihrem mehr als 14 000 Kilometer ter Stromnetzes im europäischen Vergleich an das vorgelagerte Höchstspannungsnetz umfassenden Versorgungsnetz ge- spitze. 2017 lag die durchschnittliche Unter- über Umspannwerke im Norden und Süden Mwährleistet die Mainova AG die si- brechungsdauer mit rund neuneinhalb Minu- der Stadt. Die Mainmetropole liegt außerdem chere Energie- und Wasserversorgung in ten deutlich unter dem bundesweiten Mittel an der Grenze eines weiteren Übertragungs- Frankfurt und der Region Rhein-Main. Für die von rund 15 Minuten. netzgebietes und kann deshalb im Notfall Stromversorgung stellt besonders der zuneh- Der sichere Betrieb der Frankfurter Strom- auch Strom aus dieser Regelzone beziehen. mende Energiebedarf der Rechenzentren eine netze und die zuverlässige Versorgung der Die Kraftwerke im Stadtgebiet stellen die Herausforderung dar. Zusammen machen sie Kunden haben für Mainova oberste Priorität. dritte Säule dar. Diese bieten mit einer instal- bereits ein Fünftel des Frankfurter Strombe- Grundlage dafür ist ein auf drei Säulen ru- lierten elektrischen Erzeugungsleistung von darfs aus. Denn die Mainmetropole ist einer hendes Konzept. Säule Nummer eins ist die etwa 400 Megawatt eine zusätzliche Absiche- der internationalen Top-Standorte der Daten- optimierte Netzarchitektur. Ringnetzstruktu- rung bei Engpässen. verarbeitung mit dem größten Internetkno- ren im Mittelspannungsbereich sorgen dafür, Mainova hat in den vergangenen Jahren ten der Welt. Grund sind die hervorragenden dass beispielsweise im Falle eines Kabelfeh- hohe Investitionen in die Infrastruktur und Standortbedingungen: Neben der Anbindung lers eine Wiederversorgung mit Strom inner- Erzeugung getätigt – zum Beispiel im Frank- an zahlreiche Hochgeschwindigkeits-Daten- halb kürzester Zeit erfolgen kann. Die zweite furter Osten. Das Areal wandelt sich vom leitungen ist die Zuverlässigkeit des Frankfur- Säule bildet Frankfurts doppelte Anbindung indus triell geprägten Randbezirk zum Hot-

Transformatoranlieferung für ein neues Umspannwerk: Mainova baut die Infrastruktur aus. Bild: Mainova

spot für Digitalisierung. Damit wächst auch frage nach Stromnetzkapazitäten gegeben: der Energiebedarf. Die Mainova-Tochter Netz- Während alle bisher getätigten Leistungszu- dienste Rhein-Main GmbH (NRM) verstärkt sagen auch realisiert werden können, über- deshalb die dortige Energie-Infrastruktur auf steigt die Summe der darüber hinaus aktuell Hoch- und Mittelspannungsebene. angefragten Netzanschlüsse für Rechenzen- tren die langfristig zur Verfügung stehenden Platzprobleme in der Stadt Kapazitäten. Denn auch wenn der tatsächli- Seit Gründung der Mainova 1998 ist das che Bedarf bisher noch hinter den angemel- Frankfurter Stromnetz um rund 800 Kilome- deten Leistungen zurückbleibt, müssen die- ter auf knapp 7600 Kilometer angewachsen. se vorgehalten werden. Mit dem Abschluss Mehr als 30 Umspannwerke verteilen sich von Anschlussverträgen verpflichtet sich der über das Frankfurter Stadtgebiet. Der wach- Netzbetreiber, die vereinbarten Kapazitäten sende Bedarf ist auch ein Platzproblem. 2010 dauerhaft zur Verfügung zu stellen. machte der regionale Energieversorger mit Bis zum Jahr 2030 werden die Verbräu- dem ersten unterirdischen Umspannwerk che laut aktueller Netzlastprognose der NRM auf sich aufmerksam. Oberirdisch kaum weiter stark steigen. Dabei sind neben den größer als eine Garage, reicht das hand- Rechenzentren auch das allgemeine Wachs- ballfeldgroße Bauwerk 17 Meter tief unter tum der prosperierenden Stadt Frankfurt so- die Erde. wie die Entwicklung der Elektromobilität und Mit rund 800 Megawatt erreichte die Last- die insgesamt fortschreitende Digitalisierung spitze im Frankfurter Stromnetz vergangenen berücksichtigt. Sommer einen neuen Höchstwert. Treiber Neben den bereits geplanten oder schon der Entwicklung sind vor allem die Rechen- im Bau befindlichen Netzausbaumaßnahmen zentren. Inzwischen zählt die NRM über 50 prüft Mainova deswegen aktuell Möglichkei- entsprechende Liegenschaften in ihrem Netz- ten zur Ausweitung der Stromnetzkapazi- gebiet. 500 000 Quadratmeter Fläche nehmen täten für Frankfurt. Die Herausforderungen die Serverfarmen in Frankfurt bereits ein, im Bereich der Netze werden also auch in Tendenz weiter steigend. Zukunft weiter steigen. Zudem muss der Aus- Um die explodierende Kapazitätsnach- gleich zwischen Stromverbrauch und -erzeu- frage bedienen zu können, arbeitet die NRM gung vor allem auf der Verteilnetzebene eng mit den Kunden zusammen. So hat der organisiert werden. Dabei wird vieles davon Frankfurter Netzbetreiber vor rund zwei Jah- abhängen, dass die Regulierungsbehörden ren erstmals ein Umspannwerk mit der Leis- den Ausbau der Verteilnetze attraktiv halten. tung einer Kleinstadt von 25 000 Einwohnern Insbesondere muss sichergestellt sein, dass im Auftrag eines Rechenzentrumsbetreibers die Verteilnetzbetreiber für ihre Investitionen gebaut. Der Vorteil: Da die Spannung direkt eine angemessene, das heißt auskömmliche vor Ort von 110 Kilovolt auf 30 Kilovolt um- Verzinsung für das von ihnen eingesetzte Ka- gewandelt wird, entfallen Transportwege. pital erhalten. Außerdem ist die Anlage bereits auf einen wachsenden Anschlussbedarf seitens des Kunden ausgelegt. Die Betriebsführung liegt weiterhin beim Netzbetreiber. Allein in den vergangenen vier Jahren hat Constantin H. Alsheimer die NRM Anschlussverträge von zusammen Vorstandsvorsitzender rund 400 Megavoltampere abgeschlossen. der Mainova AG Dies entspricht 50 Prozent der heutigen Ge- samtnetzlast im Frankfurter Netz. Noch nie hat es eine derart hohe und kurzfristige Nach- ZfK // JULI 2019 | 15

1975 1976 1977 1978 1979

Die Gaswirtschaft löst sich Am 15. Februar tritt die Trinkwasserver- Der Verband Erster großflächiger Smog-Alarm im Ruhrgebiet – vom Kubikmeter und führt ordnung in Kraft. Sie verpflichtet Industrie 680 Mitglieder die Konzentration von Schwefeldioxid ist zu hoch. die Kilowattstunde als und Einleiter von Abwasser, Kläranlagen Abrechnungseinheit ein. zu bauen oder (ab 1981) eine Abgabe zu zahlen. Herbst: Die Verbands tagung verabschiedet »zehn The- 14. April: Umzug des VKU innerhalb von Köln von sen zur Stellung der kommu- der Marienburger Straße in einen Neubau an nalen Versorgungsunter- der Brohler Straße. Gast bei der Einweihung des nehmen in Wirtschaft und Hans Koschnick Gebäudes ist Kanzler Helmut Schmidt, der per Gesellschaft«. Bürgermeister von Bremen, VKU-Präsident 1975–1978 Hubschrauber eintrifft.

geistern – auch dank der Zusammenarbeit mit dem VKU an Publikationen, auf Veran- staltungen, in Workshops sowie der Pres- Die Energiewende ist eine se- und Öffentlichkeitsarbeit konnten wir in den vergangenen Jahren gemeinsam wichtige Akteurinnen und Akteure vernetzen, sichtbar machen und Gemeinschaftsaufgabe zeigen: Erneuerbare Energien schaffen mehr Wert für alle. Transformationsprozess Dafür brauchen Organisationen wie die AEE die Glückwünsche zum Jubiläum Unterstützung von starken Partnern wie den kommunalen Unternehmen und dem VKU Zum Jubiläum des VKU gratu- liere ich persönlich und im Namen aller Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter der Agentur ie Energiewende in Deutschland ist in Menschen vor Ort und können ein wichtiger bieten die erneuerbaren Energien also riesi- für Erneuerbare Energien ganz herzlich! Wir vollem Gang. Sie wird aber nur gelin- Faktor für die Transformation sein. Seit 70 ge Chancen: Sie bringen Geld in die Kassen freuen uns auf weitere Jahre einer vertrau- Dgen, wenn wir Kräfte bündeln und alle Jahren haben diese Unternehmen eine star- von Städten, Gemeinden und Landkreisen, ensvollen und engen Zusammenarbeit – für mitnehmen. Denn nicht nur Regierungen ke und verlässliche Stimme, die in Politik schaffen Arbeitsplätze und verbessern somit und mit kommunalen Unternehmen, die sind dafür verantwortlich, der menschenge- und Öffentlichkeit gehört wird: den VKU. die Kaufkraft in der jeweiligen Region. die Energiewende in Deutschland nach vorn

machten Erderwärmung zu begegnen. Ener- Diese kommunale Wertschöpfung ist ein Shutterstock Foto: bringen und gemeinsam mit der Gesellschaft giewende, Klimaschutz und Umweltschutz Erneuerbare bieten riesige Chancen Treiber für die Energiewende in Deutsch- die dezentrale Energiewende die Möglichkeit, umsetzen. sind vielmehr Gemeinschaftsaufgaben, die Der VKU ist Heimat für kommunale Unter- land. Sowohl größere Städte als auch ländlich sich unabhängig zu machen und die erneu- Herzlichen Glückwunsch zu 70 Jahren Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft nehmen und trägt dazu bei, dass Deutsch- geprägte Kommunen können Finanzmittel erbare Stromversorgung dezentral zu gestal- starker Verbandsarbeit für kommunale Un- und Bürgerinnen und Bürger stemmen land ein starker Wirtschaftsstandort ist und so in der eigenen Region halten – und müs- ten – davon profitieren dann vor allem die ternehmen! müssen. Wir als Agentur für Erneuerbare bleibt. Das hilft, den Ausbau der erneuerbaren sen diese eben nicht für Energieimporte aus- Bürgerinnen und Bürger, die sich an den Pro- Energien begleiten und unterstützen die Energien weiter voranzubringen: Windräder, geben. Stadtwerke sind ein entscheidender jekten beteiligen können. Energiewende, brauchen aber Interessenver- Photovoltaikanlagen, Geothermie, Wasser- Akteur in diesem Feld. Sie setzen mit ihrer tretungen sowie starke Partnerinnen und kraft und Bioenergie bieten eine sichere Expertise Erneuerbare-Energien-Projekte um, Für den Ökostrom-Ausbau begeistern Partner. Der für Deutschland so wichtige Stromversorgung, Wärmepumpen, Pellethei- machen die Verteilnetze fit für Erneuerbare Viele Menschen und Kommunen sehen und Robert Brandt Geschäftsführer der Transformationsprozess mit einem Upgrade zungen, Solarthermieanlagen sowie Biogas und kümmern sich neben der Strom- auch nutzen diese Chancen bereits. Die Agentur für Agentur für Erneuerbare des Energiesystems ist ohne kommunale Ak- halten unsere Gebäude warm und Biokraft- um die Wärmeversorgung. Erneuerbare Energien erzählt seit über zehn Energien (AEE) teure wie Stadtwerke, Entsorgungsbetriebe stoffe, Elektromobilität sowie künftig erneu- Darum ist es so wichtig, dass der VKU sei- Jahren ihre Geschichten und steht ihnen mit und andere kommunale Unternehmen un- erbarer Wasserstoff machen uns mobil. Für ne Arbeit sichtbar macht und Forderungen Rat und Tat zur Seite, um für die Energiewen- denkbar. Diese genießen das Vertrauen der Kommunen und kommunale Unternehmen an die Politik adressiert. Gleichzeitig bietet de und den Ausbau der Erneuerbaren zu be- 16 | JULI 2019 // ZfK

1980 1981 1982 1983 1984

Die vierte Kartellrechtsnovelle tritt in Mai: Der VKU gründet den »Ausschuss für Im Juli tritt die Großfeuerungsanlagen- Kraft. Ihr Schwerpunkt ist die Miss- kommunale Wasserversorgungsfragen«. Verordnung in Kraft. In Großkraft- brauchsaufsicht gegenüber Energiever- Hintergrund: Der Betriebsvergleich hatte werken müssen Rauchgasfilter einge- sorgern. Die Laufzeit von Konzessions- gezeigt, dass Wasserpreise häufig baut werden. Kraftwerksbetreiber verträgen wird auf 20 Jahre beschränkt. zu günstig nach Aufwands-, aber nicht nach empfinden die neuen Grenzwerte als Vollkostenrechnung kalkuliert wurden. »katastrophal«. Manfred Rommel Karl Ahrens Oberbürgermeister von Stuttgart, Hauptgeschäftsführer VKU-Präsident 1979–1996 des VKU 1970–1989 Moderne Versorger werden Umsorger Kooperationen Die Thüga bietet Stadtwerken verschiedene Formen der Zusammenarbeit an: einfache Rahmenverträge, Beteiligungen an Start-ups oder gemeinsame Plattformen. Zu den Services gehören

auch »Werkzeugkoffer« für die E-Mobilität und die intelligente Stadt Batteriespeicher bei Eins Energie: Der Energiedienstleister gehört zum Beteiligungsportfolio der Thüga. Bild: Eins Energie

ereits vor 20 Jahren hat die Liberali- Erzeugung, Handel, Speicher, Vertrieb, Netz Markt verlangen, dass sie sich – ihre Kul- Stärkung ihrer Wettbewerbs- und Zukunfts- beispielsweise im Bereich Elektromobilität sierung des Energiemarktes zu mehr oder Messwesen, treffen unterschiedlichste tur, ihr Geschäftsmodell, ihre Produkte und fähigkeit. Ganz gleich, ob es beispielsweise einen »Werkzeugkoffer« an, mit dem Stadt- B Wettbewerb und höherem Kostendruck Unternehmen aufeinander, auch solche, die Dienstleistungen – fortlaufend weiterentwi- um die gemeinsame Beschaffung von Rohren werke und Kommunen die Voraussetzungen geführt. Die heutige Situation ist für uns also sich auf einzelne Wertschöpfungsstufen spe- ckeln, wenn sie auf dem immer komplexeren und Zählern, um die digitalisierte Energiebe- für eine lokal emissionsfreie und vernetzte bei Weitem nicht neu und die Entwicklung zialisiert haben. Spielfeld der Energiebranche weiter mitspie- schaffung oder um die gemeinsame Entwick- Mobilität schaffen können. Das Spektrum von damals längst nicht abgeschlossen. Ver- Stadtwerke wollen für ihre Kunden Dienst- len wollen. Für ein einzelnes Unternehmen lung und den Betrieb von IT-Lösungen geht. der Tools in diesem »Werkzeugkoffer« reicht sorger, die ihre Prozesse nicht optimieren und leister entlang der kompletten Wertschöp- ein erheblicher Kraftakt. Der bessere Weg: zu- Oder darum, attraktive Online-Angebote zu von Muster- und Rahmenverträgen über ihre Produkte nicht erneuern, verlieren ihre fungskette sein. Sie verstehen sich nicht mehr sammen mit Gleichgesinnten den Wandel in launchen. Bereits seit vielen Jahren erarbei- White-Label-Lösungen, Informationsporta- Konkurrenz- und damit auch ihre Zukunfts- als reine Versorger, sondern als Umsorger, die Angriff nehmen. ten die Thüga-Partner gemeinsam Strategien, le, Standortanalysen für Ladesäuleninfra- fähigkeit. Eine weitere Folge der Liberalisie- Ansprüche und Wünsche ihrer Kunden er- Im Verbund der Thüga-Gruppe arbeiten schaffen Standards, entwickeln White-Label- struktur sowie Carsharing-Modelle bis hin rung ist die stark fragmentierte Energiewelt kennen und zufriedenstellen. Denn deren Er- rund 100 kommunale Unternehmen der Ener- Produkte und erzielen Skaleneffekte, um den zu ganzheitlichen Mobilitätskonzepten für von heute. In jeder Wertschöpfungsstufe, ob wartungen und der sich ständig verändernde gie- und Wasserwirtschaft gemeinsam an der Wandel der Energiewelt von Anfang an mit- Städte und Gemeinden. zugestalten. Grund zum Ausruhen ist das Erreichte für uns aber nie: Deshalb hat sich die Thüga im vergangenen Jahr grundlegend neu aufge- » stellt, um insbesondere unsere branchenweit anerkannte Beratung noch schlagkräftiger Stadtwerke werden sowie noch flexibler zu machen und auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit der knapp zu Smart-City- 100 Fachfrauen- und -männer zu fördern. In Generalunternehmen. den neu gegründeten Thüga-Kompetenzcen- tern arbeiten Ingenieure, IT-Experten, Kauf- leute, Rechtsanwälte und Vertriebler in agilen Teams zusammen, um die Mitglieder unseres Auch beim Umbau zur intelligenten Stadt Stadtwerkeverbunds über alle Wertschöp- bietet Thüga für Stadtwerke einen modula- fungsstufen hinweg individuell und ganz- ren Baukasten an: von der Erstberatung mit heitlich zu beraten. einem Smart-City-Workshop über konkrete Um Innovationsaktivitäten schneller vor- Produkte wie intelligentes Parkplatzma- an treiben zu können, scoutet zum Beispiel nagement oder Zählerfernauslesung bis hin das Kompetenzcenter Innovation unserer zum konkreten Ausrollen von Smart-City-In- Beratung intensiv für die Thüga-Gruppe den frastruktur wie IoT-Funknetzplanung. Thüga »Markt an guten Geschäftsideen«. Dank möchte Stadtwerke zu Smart-City-General- unserer Beteiligung am dritten High-Tech unternehmern machen. Das kommunale Gründerfonds können wir Ideen aus Nischen- Know-how und die lokale und regionale bereichen der Energiewirtschaft identifizie- Verankerung der Thüga bieten beste Voraus- ren, die Potenzial für die Weiterentwicklung setzungen dafür. Aber wichtig ist, dass nicht der Thüga-Gruppe haben. Inzwischen haben jeder für sich aus eigenen Kapazitäten an sei- wir uns sogar an vier Start-ups beteiligt, die ner eigenen Lösung »tüftelt«, sondern dass heute gut aufgestellt und im Markt etabliert wir gemeinsam Maßnahmen und Produkte sind – auch dank unserer Unterstützung bei entwickeln, die bei Bedarf individuell zuge- der Skalierung ihrer Produkte und Dienstleis- schnitten werden können. Eine weitere Form tungen. Mit ihnen arbeiten unsere Partner- der gelebten Kooperation bei Thüga. unternehmen vor allem in neuen Geschäfts- feldern zusammen. Kooperationen sind kein Allheilmittel Die genannten Beispiele zeigen: Standardi- sierung beschleunigt Prozesse, steigert die Effizienz und somit die Wertschöpfung und schafft damit Sicherheit für alle Kooperati- » onspartner. Doch jenseits der Möglichkeiten, Das Kompetenzcenter die eine Standardisierung bietet, sollte man auch immer mögliche Grenzen im Blick ha- Innovation scoutet ben. Die beginnen zum Beispiel dort, wo die gute Geschäftsideen. eigene Marke Gefahr läuft, durch die Koope- ration zu verwässern. Abhängig von der Komplexität der kon- kreten Aufgabenstellung muss die geeignete Auch der sogenannte »E-ccelerator«, der Kooperationsform gewählt werden. Bei Thüga Thüga-eigene Inkubator für Elektromobilität, praktizieren wir verschiedenste Formen der der als Beschleuniger für Ideen und Produkte Zusammenarbeit: von der losen Zusammen- fungiert, ist ein gelungenes Beispiel für un- arbeit bis zur ausgeprägten Standardisierung. ser Management von Innovationen und die Das kann über einen schlichten Rahmenver- Kooperation in der Gruppe. Im E-ccelerator trag geschehen oder, wie aufgezeigt, über Be- durchläuft jedes Projekt iterativ mehrere Pha- teiligungen bei Start-ups oder gemeinsame sen: von der Ideengenerierung über die Proto- Plattformen. Kooperationen sind kein All- typ- und Produktentwicklung bis hin zur Ver- heilmittel, aber sie sind gerade auf regionaler marktung und zum Betrieb. Am Ende jeder und kommunaler Ebene ein Erfolgsfaktor im Phase steht ein Pitch-Tag – hier entscheidet Wettbewerb. Und nicht zuletzt können die das interdisziplinär und gruppenübergrei- Stadtwerke mit Kooperationen auf allen Ge- fend besetzte Entscheidergremium, ob und bieten auch weiterhin einen starken Beitrag wie ein Projekt effizient weiter vorangetrie- zur Daseinsvorsorge leisten. ben und in ein konkretes Produkt oder eine Dienstleistung umgewandelt werden kann.

Skaleneffekte dank Baukastenprinzip Das Ergebnis unserer zahlreichen Koopera- Michael Riechel tionen und Projekte sind Produkte und Leis- Vorstandsvorsitzender tungen, mit denen wir für unsere Partner- der Thüga AG unternehmen einen Mehrwert gegenüber Einzelengagements schaffen. Inzwischen bietet Thüga ihren Partnerunternehmen ZfK // JULI 2019 | 17

ieber VKU, nun bist Du 70 Jahre alt und ran, uns entsprechend einzubringen. Ich bin kein bisschen leise. Das ist auch gut so! überzeugt, bei übergeordneten Aufgaben L Wir selbst sind vor über 90 Jahren als Ge- kommen wir nur gemeinsam voran und pro- meindeverbund gegründet worden und bün- fitieren davon, dass der Verband unsere Inte- deln die Ver- und Entsorgungsleistungen für ressen bei politischen Entscheidern vertritt mittlerweile 60 Gemeinden sowie den Kreis und gekonnt in der öffentlichen Wahrneh- Ostholstein und vertreten ihre Interessen. mung platziert. Wir wissen also, wie wichtig es ist, sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen, um Wir halten Deutschland am Laufen gemeinsam Ziele zu erreichen. Oft wird unsere Arbeit als selbstverständlich Unser Geschäft ist die Daseinsvorsorge. hingenommen. Was es aber bedeutet, zuver- Das klingt zunächst eher nüchtern, wer sich lässig Tag für Tag diese Leistungen abzulie- aber näher damit auseinandersetzt, merkt fern, das können wir nur durch kontinuierli- schnell, was sich hinter diesem Begriff ver- che Kommunikation in die Köpfe und Herzen steckt: Die kommunalen Unternehmen hal- unserer Kunden bringen. Gerade in den ver- ten Deutschland am Laufen. Das aufzuzeigen, gangenen Jahren hat es der VKU verstanden, daran arbeitet der VKU seit 70 Jahren beharr- unsere wichtige Arbeit aus dem »stillen Käm- lich und erfolgreich. merlein« herauszuholen und überregionale Daseinsvorsorge – für uns heißt das in Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Das hat Sauberes Trinkwasser: Stadtwerke sind im Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz tätig – für Einwohner und Touristen. Bild: Shutterstock erster Linie, da zu sein für unsere KundInnen auch zu einem Selbstverständnis geführt, und die BürgerInnen in unserem Verbands- dass wir heute mit Überzeugung sagen: Wir gebiet. Wir wollen, dass Menschen auch in halten Deutschland am Laufen! Zukunft gut in der Region leben können. Da- Dass der VKU trotz seiner 70 Jahre noch für arbeiten über 530 KollegInnen Tag für längst nicht zum alten Eisen gehört, merkt Tag, das ganze Jahr über. Dass wir dabei nicht »Der VKU versteht es, uns man auch daran, dass er aktuelle Trends auf- nur auf uns selbst gestellt sind, dafür sorgt greift, als Impulsgeber für Neuerungen agiert der VKU. Er setzt sich auf regionaler und na- oder auch innovative Lösungen selbst entwi- tionaler, aber auch europäischer Ebene für die ckelt – von der Crowdfunding-Plattform bis Belange kommunaler Unternehmen ein. Der wirksam zu inszenieren« zur Serviceplattform KommunalDigital. Mit VKU versteht es, uns immer wieder auf die der digitalen Transformation der Kommunal- politische und die öffentliche Bühne zu - set Gleichwertige Lebensverhältnisse Bei übergeordneten Aufgaben wirtschaft wartet eine weitere wichtige Zu- zen und wirksam zu inszenieren. Er gibt uns kunftsaufgabe auf uns, die keines unserer Un- wichtige Rückendeckung für unsere tägliche kommen wir nur gemeinsam voran ternehmen gänzlich allein bewältigen muss. Arbeit vor Ort. Lieber VKU, bleib weiterhin so agil, hab immer ein offenes Ohr, misch Dich ein, geh Immerwährend wichtige Aufgaben Was uns beim ZVO antreibt, ist das Ziel, Starkregenereignissen oder Hitzesommern, munale Familie zusammenbringt, um sich voran – so können wir gemeinsam noch viel Unser Geschäft kommt nie aus der Mode. gleichwertige Lebensverhältnisse für die die unter anderem die Abwasserbeseitigung gemeinsam Fragestellungen anzunehmen bewegen. Ganz im Gegenteil: Heute sind Themen wie Menschen zu schaffen, ganz gleich wo sie und Trinkwasserversorgung vor erhebliche und an Lösungen zu arbeiten, ist unerlässlich Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz aktu- wohnen – ob in der Stadt oder in ländlichen Aufgaben stellt. Dem Klimawandel ist es und schafft wichtige Synergieeffekte. Diese eller denn je. Mit unseren Leistungen sorgen Gebieten. Die wenigsten würden heute in ein nämlich gleichgültig, ob Menschen auf dem Solidarität hilft jedem von uns, sein Geschäft wir für die Grundpfeiler modernen Lebens in Haus ziehen, das keinen Strom- oder Trink- Land oder in der Stadt wohnen. Die Herausfor- vor Ort erfolgreich weiterzuentwickeln, denn einer bei Einwohnern und Urlaubern belieb- wasseranschluss hat. Ähnliche Ansprüche derung für uns als kommunale Unternehmen hier kennen wir uns am besten aus und wis- Gesine Strohmeyer Verbandsvorsteherin des ten Region: mit sauberem Trinkwasser, einer entwickeln sich gerade, was den Anschluss wird es sein, hier Lösungen zu entwickeln und sen, was gebraucht wird. Zweckverband Ostholstein warmen Heizung, schnellem Internet, einer ans schnelle Internet angeht. Innovationen mit voranzutreiben, die auch in Beide Seiten sind für das gute Zusam- (ZVO) umweltschonenden Entsorgung von Müll Die Gesellschaft entwickelt sich weiter mehreren Jahrzehnten noch Bestand haben. menspiel verantwortlich. So hat der VKU und einer gewissenhaften Aufbereitung von und damit ihre Bedürfnisse. Auch der Klima- Dabei einen starken Branchenverband wie ein offenes Ohr für die Anliegen seiner Mit- Abwasser. wandel hinterlässt seine Spuren, sei es bei den VKU an der Seite zu haben, der die kom- gliedsunternehmen, und wir tun gut da- 18 | JULI 2019 // ZfK

1985 1986 1987 1988 1989

November: Die öffentliche Wasserwirt- Am 26. April explodiert im nordukrai- Juni: Sechstes Hauptgutachten der In Baden-Württemberg wird der 14. September: Gründung der ASEW – »Arbeits- schaft verabschiedet ein neues nischen Kernkraftwerk Tschernobyl der Monopolkommission. Zur Bekämpfung »Wasserpfennig« eingeführt. gemeinschaft für sparsame Energie- und Wasser- Grundsatzprogramm. Daran sind neben Reaktor des Blocks 4. Radioaktiver von Konzentration im Energiesektor Aus dieser Abgabe für die Nutzung von verwendung« im VKU. dem VKU der BDEW-Vorgänger Bundes- Niederschlag verbreitet sich weiträumig soll der Querverbund aufgelöst werden. Grundwasser werden Zahlungen verband der deutschen Gas- und vor allem über Nord- und Mitteleuropa. Doch der VKU setzt sich durch: Gerade an Landwirte geleistet, die durch die Wasserwirtschaft (BGW) und der DVGW die Zerschlagung des Querverbunds Ausweisung von Wasserschutz- beteiligt. Die Kernforderungen: das fördere die Konzentrationstendenz. 680 gebieten Einnahmeausfälle haben. Vorsorge- und das Verursacherprinzip. Mitglieder

Lebenswerte Stadt der Zukunft Smart City Die Wiener Stadtwerke forschen intensiv zur Frage, wie eine starke Rolle in der »intelligenten Stadt« aussehen könnte

or 70 Jahren wurden aus den darnie­ tung und Friedhöfe oder Garagen zum Port­ derliegenden Resten städtischer In­ folio. Vor 40 Jahren nahm die erste Wiener V frastruktureinrichtungen die Wiener U­Bahn­Linie den Betrieb auf. Ab den 1960er Stadtwerke gegründet. Glücklicherweise noch Jahren entstanden große KWK­Kraftwerke immer im Eigentum der Stadt, blickt das Un­ und Landmarks wie die Hundertwasser­Müll­ ternehmen heute auf eine wahre Erfolgsge­ verbrennungsanlage Spittelau. 50 Jahre nach schichte zurück und stellt sich mit konkreten ihrer Gründung werden die Wiener Stadt­ Zukunftsstrategien auf spannende Zeiten ein. werke 1999 aus der Gemeindeverwaltung Die Geschichte der Wiener Stadtwerke ausgegliedert und zur Aktiengesellschaft, seit reicht zurück bis ca. 1900, als die Elektrizi­ 2017 sind die Wiener Stadtwerke eine GmbH tätswerke, die Gas­ und Stromversorgung und damit noch besser vor Privatisierung ge­ sowie die Verkehrsbetriebe kommunalisiert schützt. wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg ge­ Lassen wir kurz Zahlen sprechen. 70 Jah­ sellten sich sukzessive die Fernwärme und so re nach der Gründung gehören die Wiener unterschiedliche Geschäftsfelder wie Bestat­ Stadtwerke mit einem Umsatz von 3,5 Mrd. Wien: Die vor 70 Jahren gegründeten Wiener Stadtwerke befinden sich noch immer im Eigentum der Stadt. Bild: Shutterstock

Euro und 15 000 MitarbeiterInnen zu den 25 größten Unternehmen Österreichs. 822 000 der knapp zwei Millionen WienerInnen be­ sitzen eine Öffi­Jahreskarte um 365 Euro, die » Wiener Linien befördern mit 1100 Fahrzeu­ Bis 2030 werden gen 2,6 Mio. Fahrgäste pro Tag, das sind 38 Prozent Anteil am Modal Split in Wien. zusätzlich 600 Megawatt Die Netzgesellschaft Wiener Netze ist für 28 900 Kilometer Netze (Strom, Gas, Photovoltaik-Leistung Fernwärme) verantwortlich und sorgt mit einer Netz­Zuverlässigkeit von 99,99 Pro­ gebaut. zent für höchste Versorgungssicherheit. Eine Million Haushalte werden von Wien Energie mit Strom und Gas versorgt, die nicht zuletzt den großen Herausforderun­ 380 000 Wohnungen und Großkun­ gen der nächsten Jahre geschuldet sind. Denn den erhalten Fernwärme. Wipark ist mit globale Megatrends wie Bevölkerungswachs­ 23 000 Stellplätzen Wiens größter Garagenbe­ tum, Urbanisierung, Digitalisierung und Kli­ treiber. Bestattung und Friedhöfe sorgen für mawandel werden die Wiener Stadtwerke, 12 000 Bestattungsleistungen im Jahr, es wie so viele andere Unternehmen, noch viele werden 550 000 Grabstellen auf 46 Friedhö­ Jahre auf Trab halten. Wie die Smart City der fen betreut. Zukunft und eine möglichst starke Rolle der Stadtwerke darin aussehen könnte, steht seit geraumer Zeit im Zentrum der Forschungs­ und Innovationsbemühungen. Hand aufs Herz: Es ist nicht immer alles » so leicht in Wien, wie es dieser kurze Ab­ Die Wiener Stadtwerke riss vermuten lässt. Die Wiener Stadtwerke buhlen in hart umkämpften Märkten um erzielen sechs Prozent der Kunden, Rückstellungen für zukünftige Pen­ direkten Wertschöpfung sionsleistungen engen den wirtschaftlichen Spielraum ein. Zum 70­jährigen Jubiläum des der Stadt. Verbands kommunaler Unternehmen, dessen Mitglied auch die Wiener Stadtwerke sind, kann man nichtsdestotrotz die selbstbewuss­ te Botschaft übermitteln: Ohne kommunale Europaweites Vorbild Unternehmen wäre die Gesellschaft unglei­ Beeindruckende Zahlen, die dennoch weniger cher, viele Leistungen nicht mehr für alle aussagekräftig sind als so manches interna­ Bevölkerungsschichten oder in bedeutend tionale Ranking, in dem Wien den Spitzen­ schlechterer Qualität verfügbar. platz erobert. Klar ist: Die Wiener Stadtwer­ Das sollte man nicht kleinreden. Es ist loh­ ke sind das Fundament der vielgepriesenen nenswert und schön, in einem Unternehmen Lebensqualität in der Stadt. Der Konzern ist in öffentlichem Eigentum die lebenswerte Wirtschaftsmotor und Top­Arbeitgeber in der Stadt der Zukunft gestalten zu können. Auf Region, bildet hunderte Lehrlinge zu Arbeits­ möglichst erfolgreiche kommende Jahrzehn­ kräften der Zukunft aus und ist für sechs Pro­ te im Dienste aller! zent der direkten Wertschöpfung der Stadt verantwortlich. Das Wiener Modell der Da­ seinsvorsorge in einer starken kommunalen Hand ist heute europaweites Vorbild. Von Hamburg bis London erfolgten viele Rekom­ munalisierungen in den Sektoren Energie, Wasser und Abfall, weil die Qualität der pri­ vaten Leistungen nicht stimmte, die Preise zu hoch und obendrein die Arbeitsbedingungen schlecht waren. Wien ist da anders. Eine funktionierende Infrastruktur braucht permanente Investitionen. Die Wiener Stadtwerke nehmen in den kom­ menden fünf Jahren über vier Milliarden Euro in die Hand, um den Ausbau in den Bereichen Mobilität und Energie voranzu­ bringen. Große Schwerpunkte sind der Aus­ Martin Krajcsir (l.) ist Generaldirektor, bau der Öffis (U2xU5) sowie Investitionen Peter Weinelt ist Generaldirektor- in erneuerbare Energieträger. Bis zum Jahr Stellvertreter der Wiener Stadtwerke 2030 sollen zusätzliche 600 Megawatt PV­Leis­ tung Sonnenstrom für 250 000 Haushalte ge­ baut sein. Bleibende Werte für Generationen, ZfK // JULI 2019 | 19

1990 1991 1992 1993 1994

22. August: Die DDR-Regierung schließt Der Verband nimmt 27. Okt.: Mündliche Verhandlung des Bun- Zu Jahresbeginn tritt infolge eines Urteils mit westdeutschen Energiekon zernen bei der Mitglieder- desverfassungsgerichts über die Kommu- des Bundesverwaltungsgerichts eine die »Stromverträge« zur Übernahme der versammlung die nalbeschwerde gegen die »Stromverträge« versorgerfreundliche Reform der Konzes- Energiekombinate ab. Kommunen dürfen Entsorgung als von 1990 in Stendal. Ergebnis ist ein Ver- sionsabgaben-Verordnung in Kraft. nur Minderheitsanteile halten. neue Aufgabe in gleichsvorschlag: Kommunen sollen örtliche Juni: Der VKU gründet die Arbeitsgemein- 9. Nov.: Der VKU beschließt den Bau eines seine Satzung auf. Versorgungsanlagen erhalten und dafür schaft Entsorgung in kommunalen Unter- zweiten Verwaltungsgebäudes in Köln. Die Landesgruppen auf Gesellschaftsanteile an Regionalversor- nehmen (»Arge Entsorgung«). des VKU in den ost- gern verzichten. Dies war die Basis für den 20. Nov.: Das Bundesverwaltungsgericht deutschen Bundes- Aufbau von Stadtwerken in Ostdeutschland. kippt kommunalfeindliche Regelungen ländern entstehen. 680 Mitglieder Felix Zimmermann beim Konzessionsabgaben-Recht. Hauptgeschäftsführer des VKU 1989–1999

E-Autos, E-Bikes und E-Scooter: Entega engagiert sich für die saubere Mobilität. Bild: Entega Foto: Entega Foto:

Und auch gewerbliche Kunden haben dass die Ladesäule in verschiedenen Portalen Mit 70 verschiedene Ladestationen für Autos und auffindbar ist. Unternehmen, die eine größere E-Bikes zur Auswahl. Das Besondere dort: Umrüstung planen, bieten wir zudem ein La- Neben dem Kauf bieten wir auch ein Con- deinfrastruktur-Audit an. Marie-Luise Wolff tracting an, das heißt, sie können eine La- Wir bei Entega sind sicher: Neben Energie- Vorstandsvorsitzende mitten im Wandel desäule in einem Rundum-sorglos-Paket und Wasserversorgung sind wir auch Infra- der Entega AG mieten. Dann übernehmen wir neben der In- strukturdienstleister der Zukunft. Wir stehen stallation auch den Betrieb, die Wartung und für moderne Daseinsvorsorge in allen für das Stabile Grundversorgung Die kommunalen die Abrechnung. Außerdem sorgen wir dafür, Leben wichtigen Bereichen. Versorger treiben nicht nur die Energiewende voran. Als Infrastrukturdienstleister beschleunigen sie auch die Verkehrswende

as haben das Grundgesetz, der Ves- Noch Anfang 2017 gab es in ganz Hessen pa-Roller, die Schauspielerin Meryl 642 öffentlich zugängliche Ladepunkte. In nur WStreep und der VKU gemeinsam? Sie einem Jahr haben wir gemeinsam mit dem alle feiern in diesem Jahr ihren 70. Geburts- hessischen Wirtschaftsministerium diesen tag! Mindestens dem VKU kann ich dafür an Bestand um 109 Ladesäulen mit 218 Lade- dieser Stelle herzlich gratulieren. Und sicher punkten erhöht. Das entspricht einem Zu- ist es kein Zufall, dass der Verband exakt das- wachs von 33 Prozent innerhalb eines Jahres. selbe Geburtsjahr hat wie die Bundesrepublik Und: Es ist ein wichtiger Beitrag zur Lösung Deutschland. Ohne eine stabile Grundversor- des viel diskutierten Henne-Ei-Problems: Weil gung wären weder das Wirtschaftswunder zu wenige Lademöglichkeiten bereitstehen, denkbar gewesen noch eine nachhaltige poli- tische Entwicklung. Dass Strom, Wasser und Gas als Grundlagen des modernen Lebens von der öffentlichen Hand bereitgestellt werden » und dem Auf und Ab der Märkte nur bedingt ausgeliefert sind, gehört zu den Kennzeichen Unternehmen, die der sozialen Marktwirtschaft in unserem Land und schafft Sicherheit für die Menschen. eine größere Umrüstung planen, bieten wir ein Energiewende hat historische Dimension Daran hat sich bis heute nichts geändert – Ladeinfrastruktur- auch wenn sich ansonsten fast alles geändert hat. Besonders der nahezu gleichzeitige Aus- Audit an. stieg aus Kernkraft und Kohleverstromung macht die Energiewende zu einem Projekt kaufen zu wenige Menschen Elektroautos. von historischem Ausmaß, das ohne die kom- Und weil es zu wenige E-Autos gibt, kommt munalen Versorgungsunternehmen nicht zu der Ausbau der Ladestationen nicht voran. stemmen wäre. Sie gewährleisten auch unter Noch immer werden deshalb von deutsch- erschwerten Bedingungen Versorgungssi- landweit rund 60 Mio. Kraftfahrzeugen nur cherheit für die Bürgerinnen und Bürger. Sie 83 200 elektrisch angetrieben. Auch wenn erzeugen Energie auf konventionellen ebenso dies verglichen mit 2017 eine Steigerung von wie alternativen Wegen; sie entwickeln in- über 50 Prozent bedeutet, ist es noch deutlich novative Technologien, von der intelligenten zu wenig, um nach der Energiewende auch Netzsteuerung bis hin zum Ausbau von Netz- die Verkehrswende einzuleiten. kapazitäten, und sie leisten beträchtliche Bei- träge im Kampf gegen den Klimawandel. Öffentliches und privates Engagement Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss deshalb weitergehen – und der VKU hat die Rahmenbedingungen dafür klar beschrie- » ben: eine fair ausbalancierte Mischung aus Netzausbau durch die öffentlichen Versorger Wir unterstützen die einerseits sowie ein dynamisches Lade- und Anschaffung der Lastmanagement inklusive Pufferspeichern aufseiten des Ladepunktbetreibers anderer- Lade stationen mit einem seits. Öffentliches und privates Engagement müssen auf diese Weise Hand in Hand ge- Förderbetrag in Höhe hen, wenn die Verkehrswende vorankom- men soll. von 200 Euro. Aber: Auch das private Engagement wird von den kommunalen Unternehmen unter- Das alles macht die kommunalen Versor- stützt. Bei Entega zum Beispiel können Pri- ger schon heute zum Treiber der Energiewen- vatkunden verschiedene Ladestationen für de. Aber es macht sie in wachsendem Umfang Zuhause erwerben. Wir unterstützen die An- auch zum Treiber der dringend notwendigen schaffung der Ladestationen mit einem För- Verkehrswende. Denn: Allein kann die Ener- derbetrag in Höhe von 200 Euro. Außerdem giewirtschaft die Erreichung der Klimaziele bieten wir unseren Kunden eine Entega-La- nicht sicherstellen. Auch alle anderen Sekto- dekarte. Damit können sie Ökostrom für nur ren müssen ihren Beitrag leisten, insbesonde- 40 Euro im Monat an 7500 Ladepunkten in re der Verkehrssektor. Aber auch er kann sich ganz Europa tanken – so oft sie möchten. auf die kommunalen Versorger verlassen, wie Allein in Deutschland stehen dazu bereits nicht zuletzt das Beispiel der Entega zeigt. 2770 Ladepunkte zur Verfügung. 20 | JULI 2019 // ZfK

Immer in Bewegung... Historische Bilder Vieles hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert bei der Versorgung der Bürger mit Strom, Gas, Wärme oder Wasser

Stromabsatz fördern: Als an ASEW und Energie- sparen noch nicht zu denken war, betrieben die Versorger Absatz- förderung: Wie bitte? Sie haben immer noch keinen Im Notfall schnell vor Kühlschrank? Dann wird Ort: Die Männer von es jetzt aber Zeit, wirbt die der Rohrnetzwache der damalige GEW aus Köln in Frankfurter Gasgesell- den 50-er Jahren mit ihrem schaft rückten aus, wenn Infomobil. Bild: ZfK-Archiv es irgendwo nach Gas roch – hier auf einem Bild aus dem Jahr 1924. Bild: Mainova

Als Rechner noch keine Man will‘s ja schön warm haben: Elektronen im Hirn hatten: Stadtgas war in den 50er Jahren Dieses Bild seriöser Herren ein mühsames Kleingeschäft. aus dem Jahr 1910 zeigt die Viele verwendeten es nur zum Buchhaltung der Stadtwerke Kochen – geheizt wurde mit Kohle Düsseldorf. oder Koks. Im Bild freuen sich die Bild: Stadtwerke Düsseldorf Technischen Werke Stuttgart über ihre 1000. Heizgaskundin. Bild: ZfK-Archiv ZfK // JULI 2019 | 21

... im Dienst an den Kunden

Besuch vom Kanzler: 1978 weiht der VKU in Köln seine neu gebaute Zentrale in der Brohler Straße ein – im Beisein von Bundeskanzler Helmut Schmidt. Bild: VKU-Archiv

Dem Sturm sei Dank: Sie kommt, sie kommt nicht, sie kommt... Eigentlich hätte Bundeskanzlerin 2017 in den USA sein müssen – doch ein Schneesturm verhindert Erleuchtung mit der die Landung. So hat die Isetta: Ein Mitarbeiter Kanzlerin Zeit, den VKU der Main-Gaswerke bei seiner Verbandsta- aus Frankfurt repariert gung 2017 zu besuchen. eine Gasleuchte der Bild: VKU öffentlichen Straßenbe- leuchtung. Bild: Mainova

Kanal mit Ei-Profil: Ganz schön eng ging es manchmal in der Kanalisation der 50er Jahre zu – hier ein Bild aus Würzburg. Bild: Stadtwerke Würzburg 22 | JULI 2019 // ZfK

1995 1996 1997 1998 1999

Juli: Der VKU gründet die »Arbeits- 7. Oktober: Das Kreislaufwirt- 29. April: Der deutsche Der Verband startet seine erste gemeinschaft Telekommunikation«, schafts- und Abfallgesetz Strommarkt wird ohne Dachmarken-Kam pagne unter dem Motto nachdem der Verband kurz zuvor entzieht den Kommunen mit Übergangsfrist dem »Stadtwerke – wir sind da«. die Telekommunikation in seinen den Bau- und Gewerbeabfällen Wettbewerb geöffnet. Katalog der satzungsmäßigen Auf- sowie den hausmüllähnlichen gaben aufgenommen hatte. Gewerbeabfällen wichtige Zuständigkeiten.

Gerhard Widder »Gelbe Säcke« Oberbürgermeister von Mannheim, VKU-Präsident 1996–2007

Das Bremer Modell für die Stadtreinigung Rekommunalisierung 20 Jahre lang waren die Abfalllogistik und die Straßenreinigung in privater Hand. 2018 hat sich der Stadtstaat für die Gründung einer Anstalt öffentlichen Rechts mit zwei Public-Private-Partnership-Gesellschaften entschlossen

ie Freie Hansestadt Bremen hat sich Anderthalb Jahre ist es her, dass zum 1. Ja- Kommunal-private Partnerschaft nach 20 Jahren privatisierter Abfall- nuar 2018 Die Bremer Stadtreinigung, Anstalt Ende 2018 wurden im Bremer Rathaus die Fotos: Tristan Vankann, Bremer Stadtreinigung D logistik und Straßenreinigung für des öffentlichen Rechts, gegründet wurde. Es Leistungsverträge für den operativen Start Vertragsunterzeichnung im Bremer Rathaus: (v. l.) Dirk Peter, Geschäftsführer Nehlsen, Volker Ernst, Geschäftsfüh- eine Rekommunalisierung entschieden. Das ist eines der größten Rekommunalisierungs- im Juli 2019 unterzeichnet. Daniela Enslein, rer ALB und SRB, Daniela Enslein, Vorstand Die Bremer Stadtreinigung und Geschäftsführerin von ALB und SRB, und Kommunalunternehmen »Die Bremer Stadt- projekte der deutschen Entsorgungswirt- Vorstand Die Bremer Stadtreinigung AöR Hans-Dieter Wilcken, Geschäftsführer Nehlsen. reinigung AöR« ist seit 1. Januar 2018 für schaft. Mit über 200 Mitarbeiterinnen und und Geschäftsführerin von Abfalllogistik Abfallentsorgung und Stadtsauberkeit in Mitarbeitern ist das kommunale Unterneh- Bremen (ALB) und Straßenreinigung Bremen Bremen verantwortlich. Seit 1. Juli 2018 sind men verantwortlich für die Abfallwirtschaft (SRB), Dirk Peter und Hans-Dieter Wilcken, ferner zwei Public-Private-Partnership-Ge- und Stadtsauberkeit in Bremen. Die Grün- beide Geschäftsführer der Nehlsen GmbH sellschaften für das operative Geschäft der dung des neuen Betriebs stellt die Weichen & Co. KG, sowie Volker Ernst, Geschäftsfüh- Abfalllogistik und Straßenreinigung/Winter- zu mehr kommunalem Einfluss bei der - Auf rer von ALB und SBR, besiegelten mit ihren dienst in Bremen Stadt zuständig. gabenwahrnehmung in Bremen. Unterschriften für die Abfalllogistik und

Recycling: 16 Bremer Stationen sind jetzt in kommunaler Hand.

Straßenreinigung/Winterdienst und die da- vermeidung, Mülltrennung und Recycling mit verbundenen Veräußerungen der Mehr- nahezubringen: Für Schulen hat Die Bremer heitsanteile an den gemeinsamen PPP-Ge- Stadtreinigung außerschulische Lernorte sellschaften Abfalllogistik Bremen GmbH entwickelt. Diese beinhalten eine Fahrt zu und Straßenreinigung Bremen GmbH den diversen Entsorgungsanlagen bei der »Tour Weg in das Bremische Entsorgungsmodell. de Müll« oder den Besuch einer interaktiven Die Geschäftsführung der beiden neuen Ge- Ausstellung zum Thema Ressourcen und sellschaften haben Daniela Enslein von kom- Nachhaltigkeit bei der »Tour Global«. Für die munaler und Volker Ernst von privater Seite Zielgruppe Kindergarten und Grundschule übernommen. gibt es einen Verleih-Lernkoffer voller Spiele, Bücher und Filme, anhand derer die Themen Investitionen in den Fuhrpark Müll, Trennung, Vermeidung spielerisch erar- Von der wendigen Kehrmaschine bis zum beitet werden können. Auch ein Repair Café leistungsstarken Müllwagen: Insgesamt wur- wird in verschiedenen Stadtteilen auf den Re- den 15,2 Millionen Euro in neue Fahrzeuge cycling-Stationen angeboten. investiert. Elf Millionen davon flossen in den Fuhrpark für die Abfalllogistik der Müllab- Digitalisierung des Unternehmens fuhr, 4,2 Millionen in den Fuhrpark der Stra- Mit all unseren Leistungen bieten wir den ßenreinigung und des Winterdienstes. Damit Bremerinnen und Bremern einen opti- wurden die Bedingungen von Die Bremer malen Service und sind der kompetente Stadtreinigung aus den Leistungsverträgen Ansprechpartner, wenn es um Abfallent- erfüllt. Die Bremer Stadtreinigung hat mit sorgung und Stadtsauberkeit geht. An den vier E-Pkw, einem E-Kastenwagen und zwei zukünftigen Herausforderungen wie der E-Bikes ebenfalls in die Zukunft investiert. digitalen Ausrichtung des Unternehmens Das Unternehmen setzt auf eine moderne, sowie der Optimierung der Abfallwirtschaft umweltfreundliche Technik, die die Arbeit für und Stadtsauberkeit in Bremen arbeiten wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter er- kontinuierlich und engagiert. Hierbei ist der leichtert sowie die Sicherheit erhöht. VKU für uns ein hilfreicher Partner und Im- pulsgeber. Vielfältige Aufgaben Wir danken dem VKU anlässlich seines Die Bremer Stadtreinigung organisiert die 70-jährigen Bestehens für seine Unterstüt- Logistik und Entsorgung von 390 000 Rest- zung und wünschen uns weiterhin eine gute müll-, Bio- und Papiertonnen. Über 40 000 Partnerschaft in der Zukunft. Sperrmüllabfuhren werden jedes Jahr termi- niert und durchgeführt. Fast 300 Container- plätze werden bereitgestellt und gepflegt. Zur Sauberhaltung unserer schönen Han- sestadt reinigt Die Bremer Stadtreinigung Insa Nanninga 2420 Kilometer öffentliche Straßen und Rad- Vorstand Die Bremer wege, leert 3600 öffentliche Abfallkörbe, Stadtreinigung sammelt Schrotträder und unzulässige Ab- lagerungen ein. Zu ihren Aufgaben gehören weiterhin die öffentlichen Toiletten, ein Kon- troll- und Beratungs- sowie der Winterdienst. Hinzu kommen insgesamt 16 Recycling-Sta- Daniela Enslein Vorstand Die Bremer tionen in Bremen, die von Die Bremer Stadt- Stadtreinigung, reinigung betrieben werden. Geschäftsführerin Für die wertvollsten Multiplikatoren, die Abfalllogistik Bremen und Kinder und Jugendlichen, sucht Die Bremer Stadtreinigung Bremen Stadtreinigung immer wieder neue pädago- gische Wege, um ihnen die Themen Abfall- ZfK // JULI 2019 | 23

2000 2001 2002 2003 2004

Das »Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Der VKU gründet in Brüssel ein eigenes Der 1912 gegründete Verband kommu- tritt in Kraft. Europa-Büro. naler Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Der Strom-Terminmarkt startet in Frankfurt, (VKS) wird mit dem VKU verschmolzen in Leipzig steht er in den Startlöchern. und nennt sich »VKS im VKU«. Die Leipzig Power Exchange (LPX) und die European Energy Exchange (EEX) aus Frank- Michael Schöneich furt fusionieren zur EEX mit Sitz in Leipzig. Hauptgeschäftsführer des VKU 2000–2007 Handelsraum der Energiebörse EEX Die Bedeutung der lokalen Ebene nimmt zu Systemdienstleistungen Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz rüstet seine Infrastruktur für die erneuerbaren Energien aus, zum Beispiel Südwest-Kuppelleitung: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident bei der Freischaltung der Thü- mit der Thüringer Strombrücke ringer Strombrücke. Bild: Jörg Carstensen/dpa

erzlichen Glückwunsch zum 70. Ge- menarbeit mit dem VKU sehr konstruktiv Die VNB stehen durch die Energiewende klar, dass die Bedeutung der Verteilnetze be- konstruktiv zusammenarbeiten müssen. burtstag! Der Verband kommunaler und vertraulich. So wurde 2014 in einem vor ebenso großen Aufgaben wie wir. Mehr ziehungsweise der lokalen und regionalen Dann können wir auch in Zukunft das Ge- HUnternehmen (VKU) feiert in diesem »10-Punkte-Programm« eine Kooperation als 90 Prozent der rund 1,7 Mio. Erneuer- Ebene zugenommen hat und weiter zuneh- samtsystem sicher betreiben und unseren Jahr ein rundes Jubiläum – hierzu möchte bei den sogenannten Systemdienstleis- men wird. Beitrag zu einer gesicherten und zuverlässi- ich als Vertreter eines Übertragungsnetz- tungen beschlossen. Gerade vor dem Hin- Ebenso wie das Verteilnetz muss das Über- gen Stromversorgung für unsere Gesellschaft betreibers recht herzlich gratulieren. Im tergrund der zunehmenden Erzeugung tragungsnetz ausgebaut und verstärkt wer- leisten. Vergleich zum VKU stecken wir bei 50Hertz erneuerbarer Energien und der damit ver- » den. Hier gibt es auch bei 50Hertz das eine oder noch in den Kinderschuhen, denn unter bundenen Einspeisung volatiler Energie- Wir müssen über andere Projekt, dessen Umsetzung schneller diesem Namen firmieren wir erst seit 2010. flüsse bildet das Programm eine notwendi- verlaufen könnte. Aber im Großen und Gan- Der VKU ist ein wichtiger Verband in unse- ge Arbeitsgrundlage, damit wir gemeinsam alle Netzebenen zen kommt der Netzausbau bei uns recht gut rer Branche, vertritt er doch unter anderem den Herausforderungen der Energiewende voran, die »Thüringer Strombrücke« sei hier Frank Golletz Vorsitzender der die Interessen der Stadtwerke und auch der gerecht werden können. Dies spiegelt sich zusammenarbeiten. erwähnt. Manchen Unkenrufen zum Trotz Geschäftsführung Verteilnetzbetreiber (VNB). auch in unserer Regelzone wider, dort be- »performen« wir also gar nicht so schlecht. von 50Hertz In unserer Regelzone mit den Städten trug der Anteil regenerativ erzeugter Ener- bare-Energien-Anlagen sind am Verteilnetz Insgesamt bin ich überzeugt, dass wir zum Hamburg und Berlin sowie den ostdeut- gie am Gesamtverbrauch im Jahr 2018 be- angeschlossen – und mit dem Thema Sektor- Bewältigen der Herausforderungen einer schen Flächenländern läuft die Zusam- reits 56,5 Prozent. kopplung und speziell der E-Mobilität wird dekarbonisierten Welt über alle Netzebenen

Jubiläum des VKU Fortsetzung von Seite 1 Die Geschichte des VKU ist so spannend wie die Geschichte der Bundesrepublik

Rechtskommentare zu ihrem Fachgebiet he- raus, andere betätigten sich auf ihrem Gebiet in wissenschaftlichen Gremien oder gaben ihr Wissen in Universitäten und Hochschulen weiter. Viele promovierten in dieser Zeit oder schlossen ihre Dissertationen ab.

Umzug in die Hauptstadt Die finanzielle und damit personelle Ausstat- tung der VKU-Geschäftsstelle war anfangs recht bescheiden. Das entsprach der Situa- tion in den Mitgliedsunternehmen. Auch die räumliche Situation war der damaligen Lage angemessen ärmlich. Erst 1978 bezog man ein eigenes Gebäude in Köln-Marienburg, immer in Nähe zum Städtetag und zur Bun- desregierung in Bonn. Zur Einweihung des Gebäudes kam der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt höchstpersönlich mit dem Hubschrauber eingeflogen, ein Zeichen für Kölner VKU-Zentrale 1978: Zur Einweihung kam der die bis heute sehr guten Verbindungen des damalige Bundeskanzler Schmidt. Bild: VKU-Archiv Verbands zur Politik des Bundes und der Bun- desländer. Eine große Ehre erwies Bundes- Liberalisierung der Energiemärkte kanzlerin Angela Merkel mit ihrer Rede auf Ende der 1990er Jahre änderten sich die euro- der VKU-Jahrestagung 2017 in Berlin. Mit päischen Binnenmarktregeln für Strom und dem Umzug der Bundesregierung nach Ber- Gas. Die Märkte wurden liberalisiert. In vielen lin zog auch der VKU nach Berlin, zunächst in Städten wuchs die Sorge, unter diesen Bedin- Mietobjekte am Hausvogteiplatz und Alexan- gungen ihre Stadtwerke nicht mehr zukunfts- derplatz, 2008 dann in ein eigenes Gebäude sicher betreiben zu können. Es kam zu zahl- in der Invalidenstraße. Nicht alle Mitarbeiter reichen Verkäufen der Werke oder zu starken konnten oder wollten den Umzug nach Berlin Beteiligungen inländischer und ausländi- mitmachen. scher privater Versorgungsunternehmen. Der VKU versuchte, sich dagegen zu stemmen, oftmals vergeblich. Viele Städte bereuten spä- ter diese Schritte. » Inzwischen sind die VKU-Mitgliedsun- Viele Städte bereuten ternehmen in einem neuen Zeitalter ange- kommen, dem Zeitalter der Digitalisierung später den Verkauf der technischen und wirtschaftlichen Vor- gänge. Wieder müssen sich der Verband und ihrer Stadtwerke. seine Organe und Arbeitsgremien mit einem grundlegenden Problem seiner Existenz be- fassen. Die Mitarbeiter der Hauptgeschäfts- Seit Beginn des VKU wurde Wert auf eine stelle und der Landesgruppen werden auch gute Veröffentlichungspraxis gelegt. In den diese Aufgabe erfolgreich lösen, wie die Män- früheren Jahren waren die sogenannten ner und Frauen vor ihnen. Über diese Perso- Gelbhefte wichtig für die fachliche Weiterga- nen soll auch noch etwas gesagt werden. Der be grundlegenden Wissens an die Mitglieds- ganze VKU-Apparat hätte über die vergange- unternehmen und die Öffentlichkeit. Später nen 70 Jahre nicht funktioniert, hätte es nicht kam auch noch eine wissenschaftliche Schrif- engagierte und kluge Menschen gegeben, die tenreihe des VKU (»Kommunalwissenschaft- diese Arbeiten verrichteten. liche Forschung und Praxis«) dazu. Legendär Es war vielleicht eine Besonderheit dieses ist die glückliche Verbindung des VKU zur Zei- Verbandes, dass er seinen Mitarbeitern auch tung für kommunale Wirtschaft ZfK seit 1954. Spielräume für eine persönliche fachliche Aber das wäre schon wieder eine eigene Ge- Entfaltung ließ. Manche von ihnen gaben schichte. Wolf Gottschalk 24 | JULI 2019 // ZfK

Stadtwerk mit eigenem Software-Unternehmen IT-Dienstleistungen Die Stadtwerke Schwäbisch Hall haben dank ihrer IT-Schmiede eine einzigartige Konstellation. Ein Rückblick anlässlich des 20-jährigen Bestehens

ass die Dienstleistungssparte Sherpa-X ßen, die über die benötigten Tools verfügte. der Stadtwerke Schwäbisch Hall 2019 Da Somentec aufgrund veränderter Markt- D ihr 20-jähriges Bestehen feiert, geriet anforderungen einen Partner suchte, sind wir auf der diesjährigen E-World im Trubel um schnell übereingekommen, dass eine mehr- die Einführung des neuen Produkts Heiz- heitliche Beteiligung für beide Seiten der beste kostenabrechnung ein wenig in den Hinter- Weg wäre, den künftigen Herausforderungen grund. Dabei ist es ein besonderes Jubiläum: des Energiemarktes erfolgreich begegnen zu 1999, nur ein Jahr nach dem Startschuss der können.« Energiemarktliberalisierung, waren die Hal- Die Tandem-Strategie hat sich bewährt. So- ler bereits als operativer Abwickler von Ver- mentec fungiert intern nicht nur als Lieferant triebsprozessen für neue Energielieferanten der Software für das neue White-Label-Pro- tätig, die Endkunden in fremden Netzen ver- dukt Heizkostenabrechnung. Mittlerweile ist sorgen wollten. Mit Greenpeace Energy als XAP im gesamten Stadtwerke-Schwäbisch erstem Kunden fing alles an. Heute unter- Hall-Konzern die operative Lösung für ERP stützt der kommunale Versorger neben dem und Abrechnung. Für den Bereich Sherpa Kerngeschäft bundesweit rund 70 Strom- und Klassik sorgt daneben eine rund zehnköpfige Gasversorger mit über 400 000 Endkunden im Mannschaft für die Weiterentwicklung der After-Sales-Bereich. bewährten hauseigenen Software. Als »im deutschen Energiemarkt einzigartige Kon- Zwei Treiber der Digitalisierung stellation« bezeichnet Pfitzer die Zusammen- Ohne die Verdienste anderer Beteiligter zu arbeit mit Somentec. »Wir sind ein Stadtwerk schmälern, darf man zwei Personen hervor- mit einem eigenen Software-Unternehmen, heben, die den Aufbau der Dienstleistungs- das unsere Geschäftsprozesse mit eigener sparte maßgeblich vorangetrieben und sie Software unterstützt. Und diese Software erfolgreich gemacht haben: Der visionäre setzt uns, was das Thema Abrechnung anbe- Energiemanager Johannes van Bergen, von langt, keine Grenzen.« 1990 bis Anfang 2015 Geschäftsführer der Stadtwerke Schwäbisch Hall, baute in seiner Ladesoftware bald startklar Amtszeit das Unternehmen zum Vorreiter Outsourcing: Von den IT-Dienstleistungen der Stadtwerke Schwäbisch Hall profitieren insbesondere Newcomer im Energiemarkt. Bild: SW Schwäbisch-Hall In der Elektromobilität sehen die Stadtwerke beim Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung und Schwäbisch Hall ein weiteres neues Feld der erneuerbaren Energien um und war Geburts- Prozessunterstützung für andere Stadtwerke. helfer zahlreicher kommunaler Neugründun- schnell unentbehrlich. Mit seiner Festeinstel- ware sukzessive selbst zu entwickeln. Zunächst bunden werden. Die heute unter der Dach- »Wir sind mit 49,9 Prozent an der Firma HKS gen mit Schwäbisch Haller Beteiligung. Darü- lung 1995 wurde ihm zugleich die Leitung der konnte sie die Kunden nur bei den bisherigen marke Sherpa-X angebotenen Dienstleistun- Systeme GmbH in Paderborn beteiligt, die ber hinaus hatte er den richtigen Riecher und Abteilung Planung/Projektierung und IT über- Lieferanten und Netzbetreibern kündigen be- gen florieren – und sie werden zielstrebig Ladesäulen für Elektromobile entwickelt und den Mut, die Stadtwerke als Serviceprovider tragen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Pfitzer sein ziehungsweise anmelden. Weitere Module wie ausgebaut. herstellt«, berichtet Pfitzer. »Die Finalisierung mit eigenständiger IT-Abteilung in Position Entwicklertalent schon unter Beweis gestellt, Abrechnung und Fahrplanmanagement folg- der Ladesoftware steht kurz bevor, dann sind zu bringen und damit ein ganz neues Ge- indem er eine spartenübergreifende Abrech- ten just in time mit dem Auftauchen entspre- Mehrheitsbeteiligung an Somentec wir startklar.« Fazit anno 2019: Das Erbe von schäftsfeld zu entwickeln. nungslösung für Sondervertragskunden er- chender Anforderungen.« Ein Resultat dieser Ausbaustrategie war die Johannes van Bergen liegt bei den heutigen Von Beginn an involviert und Motor der schuf, die lange Jahre operativ im Einsatz war. Parallel begannen Pfitzer und seine wach- mehrheitliche Beteiligung an der Somentec Protagonisten der Stadtwerke Schwäbisch Dienstleistungssparte war Ronald Pfitzer, seit sende Mannschaft, die neuen Dienstleis- Software GmbH 2013. »Wir hatten vermehrt Hall in guten Händen. 2012 neben Gebhard Gentner sowie bis 2015 Auftrag von Greenpeace tungsaktivitäten für Strom- und Gaslieferan- Anfragen von Stadtwerken und Netzbetrei- neben van Bergen, Geschäftsführer der Stadt- Mit dem Beginn der Liberalisierung 1998 und ten auszubauen und zu professionalisieren. bern erhalten, die unsere Dienste auch in werke Schwäbisch Hall und zuständig für Fi- der gewonnenen Ausschreibung von Green- Die Haller hatten einen Nerv getroffen, denn nichtregulierten Sparten wie Wärme- und nanzen, Personal, Informationstechnologie, peace Energy war Pfitzer als Entwickler erneut insbesondere Newcomer im Energiemarkt Wasserversorgung oder Contracting in An- Ronald Pfitzer Energiehandel, Vertrieb und Marketing. 1992 gefordert. »Wir hatten uns am Markt nach einer profitierten davon, keine eigene System- und spruch nehmen wollten«, erläutert Pfitzer. Geschäftsführer der war Pfitzer als IT-Freelancer zu den Stadtwer- Software umgeschaut, die in der Lage wäre, die Prozesslandschaft aufbauen und betreiben »Eine entsprechende Software für die immer Stadtwerke Schwäbisch Hall ken gestoßen. Der Spezialist für Software-Ent- speziellen Anforderungen der neuen Prozesse zu müssen. Heute denken auch viele eta- komplexer werdenden Geschäftsprozesse für Energie, IT und Finanzen wicklung, zunächst verantwortlich für die im Stromvertrieb schlank abzubilden«, erin- blierte Energieversorger über Outsourcing nochmals selbst zu entwickeln, wäre mit den IT-Ausrüstung der Mitarbeiter sowie den nert er sich. »Ein solches Tool war aber nicht nach, weil Kostenvorteile winken und keine verfügbaren Ressourcen unmöglich gewesen. Ausbau der IT im Unternehmen, machte sich verfügbar. Also habe ich begonnen, die Soft- Ressourcen zulasten des Kerngeschäfts ge- So sind wir auf die Firma Somentec gesto-

Kleine Geschichte der IT in der Energiewirtschaft

Firmenhistorie Die Entwicklung von Somentec Software, Tochtergesellschaft der Stadtwerke Schwäbisch Hall, ist ein Spiegel des Energiemarkts. Drei Protagonisten des Unternehmens im Gespräch

Herr Ladehoff, 1994 haben Sie mit Christian uns bestellt. Bei Entwicklern, die sich bis da- Rückkauf der Anteile begonnen. Im Rahmen rung unserer neuen Sherpa-Dienstleistung biläumsjahr werden wir unseren Umsatz im Hartlieb und Olaf Polak sowie drei weiteren hin überwiegend mit anderen Themen be- der Übernahme durch die Stadtwerke Schwä- Heizkostenabrechnung. Bis Mitte 2019 wird Vergleich zum Gründungsjahr voraussichtlich Mitarbeitern Somentec Software gegründet. schäftigt hatten, von einem Unternehmen, bisch Hall kehrten wir zur GmbH zurück. die Umstellung der Stadtwerke Schwäbisch verzwanzigfachen, von rund 700 000 D-Mark Wie verlief der Start? das noch nicht gegründet war und zunächst Hall und aller unserer Beteiligungsunter- damals auf deutlich über sieben Millionen Ladehoff: Ich hatte schon vorher eine eigene nur ein halbes Dutzend Mitarbeiter beschäfti- Die mehrheitliche Übernahme folgte 2013. nehmen auf XAP abgeschlossen sein. Unab- Euro heute. Wir blicken auf eine Entwicklung kleine Softwarefirma, die hauptsächlich für gen würde! Das neue System haben wir XAP Herr Pfitzer, was war hier Ihre Motivation? hängig von internen Aufgaben soll Somentec zurück, die von kontinuierlichem Wachstum ein auf Hardware spezialisiertes IT-Haus in genannt, um auszudrücken, dass damit x-be- Pfitzer: Das hängt vor allem mit unseren ener- weiterhin als eigenständiger IT-Dienstleister geprägt ist. Allein von 2015 bis 2018 konnten Südhessen arbeitete. Diese IT-Firma erhielt liebige Medien abgerechnet werden können. giewirtschaftlichen Dienstleistungen zusam- am Markt agieren und wachsen. wir den Umsatz um 30 Prozent steigern. Seit Anfang der 90er-Jahre den Auftrag, eine Ab- Am 1. Juni 1995, nach gut einem Jahr Ent- men, die wir unter dem Namen Sherpa seit vie- 1994 hat es nur zwei Jahre gegeben, in denen rechnungssoftware für einen Fernwärme- wicklungszeit, wurde XAP beim Pilotkunden len Jahren für externe Marktpartner erbringen. IT-Dienstleister stehen durch die regel- die Erlöse nicht zugenommen haben. Durch versorger in Ostdeutschland zu entwickeln. in den Produktivbetrieb gesetzt. Diese Leistungen für den After-Sales-Bereich mäßigen Prozessänderungen der Bundes- unsere Partnerschaft mit den Stadtwerken Dieses Wärmeabrechnungsprogramm, kurz fokussierten damals ausschließlich den Strom- netzagentur unter enormem Lieferdruck. Schwäbisch Hall hat sich unsere Marktprä- WAP, basierte auf einem in meiner Firma ent- Wie haben Sie die ersten Jahre überstanden? und Gasvertrieb. Wir wollten das Geschäft auf Nimmt die Dynamik weiter zu? senz deutlich verbessert. Wir wachsen im in- wickelten Warenwirtschaftssystem, das mit Polak: In der Anfangsphase generierte die den Netzbetrieb sowie die Wärme- und Was- Hartlieb: Den sechsmonatigen Versionszyklus ternen wie externen Geschäft. Für die nächs- rund 100 Installationen im Rhein-Main-Ge- Betreuung unserer Software-Lösungen für serversorgung ausdehnen, weil auch in diesen hatten wir in unserem Softwareproduktma- ten zwei bis vier Jahre ist mir nicht bange. biet sehr erfolgreich war. WAP fand in den Warenwirtschaft, Steuerberater und Hotels Märkten der Outsourcing-Bedarf zunahm. Ein nagement mit einer geänderten Organisation, Das Interview führte Gerhard Großjohann neuen Bundesländern rasch eine Reihe von noch genügend Arbeit und Umsatz. Das In- zweites Sherpa selbst zu entwickeln, kam für Verstärkung des Tests und einer neue Versions- namhaften Anwendern. teresse an der neuen querverbundtauglichen uns nicht infrage. Also haben wir nach einer planungsrichtlinie schnell in den Griff bekom- In den frühen 90er-Jahren begannen die Fern- EVU-Software war aber so stabil, dass wir geeigneten Software für die neuen Aufgaben men. Für unsere Kunden und unseren Vertrieb wärmeversorger in Ostdeutschland, sich um 1996 beschlossen, unsere Aktivitäten ganz auf gesucht und in Somentec den Partner gefun- ist es allerdings immer noch gewöhnungsbe- die Konzessionen für die Strom-, Gas- und die Energiewirtschaft zu konzentrieren. den, der uns genau dieses Werkzeug zur Ver- dürftig, dass wir die neuen Versionen nach Wasserversorgung zu bewerben und sich zu fügung stellen konnte. Und da es sich für uns Termin und nicht nach Inhalt planen müssen. integrierten Stadtwerken zu entwickeln. Also Somentec war zwischenzeitlich eine AG. um ein strategisch wichtiges Produkt handelte, Die Umsetzung ständiger Format- und Prozess- mussten auch diese Sparten abgerechnet Ladehoff: 2001 haben wir einen privaten Fi- erschien es uns sinnvoll, kein einfaches Kun- änderungen bindet Ressourcen und bewirkt, werden. Christian Hartlieb und ich, beide von nanzinvestor an Bord geholt und uns in diesem den-Lieferanten-Verhältnis einzugehen, son- dass wir echte Innovationen in der Software (v. l.) Olaf Polak und Christian Hartlieb Haus aus Softwareentwickler, sahen großes Zuge zur Aktiengesellschaft umgegründet. Mit dern eine enge Kooperation zu suchen. langsamer umsetzen können, als wir uns das Geschäftsführer von Somentec sowie Potenzial für eine neue EVU-Standardsoft- den größeren Kapitalressourcen und der da- wünschen. Bei den Formatänderungen, Inte- Ronald Pfitzer ware. Was fehlte, war ein eigener Vertrieb, mals technologisch modernsten Software im Wie verteilen sich die Anteile heute? rimsmodellen und Interimsmodellen des In- Sprecher der Geschäftsführung von Somentec und der sich auf diese Zielgruppe fokussieren Versorgermarkt konnten wir das Wachstum Pfitzer: Die Stadtwerke Schwäbisch Hall hal- terimsmodells müssen wir uns notgedrungen Geschäftsführer der Stadtwerke Schwäbisch Hall konnte. Mit Olaf Polak fanden wir den geeig- zunächst beschleunigen, wurden dann aber ten 84 Prozent an Somentec, Olaf Polak und mit den Vorgaben oft genug sinnlos im Kreis neten Spezialisten und gründeten am 1. Juli durch die Gesetzgebung gebremst. Die Verbän- Christian Hartlieb jeweils acht Prozent. drehen. Zu erwarten ist, dass uns mit der MaKo 1994 die Somentec Software GmbH. devereinbarung entfaltete in der Branche nicht 2020, dem Zielmodell und der Umsetzung des den erwarteten Veränderungsdruck. Die Ver- Wie fällt Ihr Fazit nach nunmehr sechs Jahren Messstellenbetriebsgesetzes noch längere Zeit Uwe Ladehoff Mitgründer und bis 2013 Hartlieb: Geburtshelfer war übrigens ein sorger hielten sich mit Investitionen zurück. Partnerschaft aus? eine große Dynamik bevorsteht. Geschäftsführer von außergewöhnlicher und heute undenkbarer Erst mit Inkrafttreten der zweiten EnWG-No- Pfitzer: Unsere Erwartungen an die Koopera- Somentec, heute Privatier Vorgang: Schon im Februar 1994 hatte ein velle 2005 setzte sich das Wachstum wieder tion haben sich schon heute erfüllt. Somen- Wie geht es Somentec heute? Wie bewerten namhafter ostdeutscher Versorger eine neu fort. 2010 haben wir, die Altgesellschafter, im tec liefert beispielsweise mit XAP.heizkosten Sie die Perspektiven? zu entwickelnde Multi-Utility-Software bei Einvernehmen mit dem Finanzinvestor den einen wesentlichen Baustein für die Realisie- Polak: Wir sind finanziell kerngesund. Im Ju- ZfK // JULI 2019 | 25

»Wir brauchen mehr denn je ein Miteinander« Anwendergemeinschaft Die Digitalisierung der Energiewende kann nur gemeinsam gelingen

er Befund ist besorgniserregend: 35 Mitglieder an, sind es aktuell 63 Netz- Um einen Tunnelblick zu vermeiden, lässt Deutschland bewegt sich bei der Digi- betreiber, darunter mehrheitlich Stadtwer- sich die Anwendergemeinschaft von exter- D talisierung in vielen Bereichen auf der ke. Die Unternehmen sind für rund 3,3 Mio. nen Experten beraten und sucht gezielt die Stand- statt auf der Überholspur. Ein aktuel- Stromzähler zuständig. Das sind über 30 Pro- Zusammenarbeit mit Hochschulen und Start- les Beispiel ist die Digitalisierung im Messwe- zent der Stromzähler in Ostdeutschland. ups. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. sen. Die Einführung intelligenter Stromzähler Die Anwendergemeinschaft folgt der Ein- So ist im Schulterschluss mit den Hochschu- wird von Spöttern inzwischen in Anspielung sicht, dass wir für die Energiewende mehr len Anhalt (Köthen), Merseburg und Mittwei- an den rasenden Stillstand am geplanten denn je ein Miteinander statt ein Gegenein- da ein Qualitätsmanagementsystem für in- Großflughafen Berlin-Brandenburg als »BER ander und Nebeneinander der Energieunter- telligente Messsysteme auf den Weg gebracht der Energiebranche« bezeichnet. nehmen benötigen. Dies gilt umso mehr mit worden. An der Hochschule Merseburg ist ein Der Vergleich mag übertrieben sein, hinkt Blick auf die Digitalisierung der Energiever- Prüflabor für intelligente Messsysteme - ein jedoch nicht. Erinnern wir uns: Mit dem im gerichtet worden. Gemeinsam mit dem Start- August 2016 verabschiedeten Gesetz zur Di- up exceeding solutions, einer Ausgründung gitalisierung der Energiewende wollten Bund der Hochschule Merseburg, sind zudem Prüf- und Länder die Weichen für eine intelligente » systeme für Netzbetreiber, Prüfstellen und Energieversorgung in Deutschland stellen. Hersteller entwickelt worden. Gelingen sollte diese mit der Einführung in- Die Smart-Meter- Auch das Thema Mehrspartenmetering telligenter Messsysteme, den sogenannten steht für die Anwendergemeinschaft auf der Smart Metern. Verkauft wurden diese als Einführung nennen Tagesordnung. Der Gesetzgeber wird be- Alleskönner, die dank ihrer Fähigkeit zu kom- Zusammenarbeit mit Experten: Die Anwendergemeinschaft Mitnetz Strom profitiert von der Spötter den ,BER der kanntlich ab 2021 den Markt der Wohnungs- munizieren die Energieversorgung auf eine Zusammenarbeit mit regionalen Universitäten. Beispiele dafür sind die Hochschulen Anhalt wirtschaft für den Wettbewerb öffnen. Der- völlig neue Stufe heben sollten. Diese Ankün- (Köthen), Merseburg und Mittweida, mit denen ein Qualitätsmanagementsystem für intelligen- Energiebranche‘. zeit werden die dafür notwendigen Tech - digung schürte bei Messstellenbetreibern, te Messsysteme entwickelt wurde. Fotos: Markus Pfeifer; Thomas Goethe nologien und Prozesse erforscht und erprobt.

Netzbetreibern, Versorgern und Verbrauchern Netzbetreiber aus Ostdeutschland, die sich eine hohe Erwartungshaltung. sich schon jetzt Wasser in den Wein. Denn wende, die zwingend notwendig ist, wollen sorgung, mit der es – Stichwort Sektorkopp- an der Anwendergemeinschaft beteiligen Drei Jahre später, 2019, ist von dieser Eu- die erste Generation der intelligenten Mess- wir unsere ehrgeizigen Klimaschutzziele er- lung – gelingen soll, neben der Stromwende möchten, sind herzlich eingeladen, hinein- phorie nur noch wenig zu spüren. Bis heute systeme bleibt weit hinter den Möglichkeiten reichen. Die Frage muss deshalb lauten, wie auch eine Wärme- und Verkehrswende zu zuschnuppern. Die Verantwortlichen für das lässt ein flächendeckender Smart Meter Roll- zurück. Viele wesentliche Funktionen werden wir die Digitalisierung im Messwesen allen schaffen. Zählerwesen der Mitnetz Strom stehen für out auf sich warten. Ein wesentlicher Grund durch sie nicht erfüllt. Fachleute sprechen bisherigen Widrigkeiten zum Trotz zu einem In der Anwendergemeinschaft werden Auskünfte gern zur Verfügung. ist der Hang zur Überregulierung. Die gesetz- deshalb zu Recht von einem »Smart Meter Erfolgsmodell machen können. alle aktuellen Frage- und Problemstellungen lichen und technischen Anforderungen an light«. Als Reaktion haben sich bereits erste des Smart Meter Rollouts behandelt. Der Bo- das neue Messgerät sind derart komplex, dass Unternehmen enttäuscht vom Markt zurück- Think Tank für den Smart Meter Rollout gen spannt sich von der Technik über die Pro- bislang nur ein Hersteller statt der mindes- gezogen, da sie hier kein lukratives Geschäfts- Zur Beantwortung dieser Frage hat Mitnetz zesse und Systeme bis hin zu den gesetzlichen tens geforderten drei ein intelligentes Mess- modell mehr sehen. Strom einen Think Tank für den Smart Me- und regulatorischen Anforderungen sowie Adolf Schweer system liefern kann. Bei der Digitalisierung im Messwesen ter Rollout in Ostdeutschland gegründet. zur Abrechnung. Kennzeichnend für den Aus- Technischer Geschäftsführer Im laufenden Jahr könnte es nach Exper- den Rückwärts- statt den Vorwärtsgang ein- Seit dem Startschuss im November 2015 hat tausch ist ein lösungsorientierter Ansatz. Alle von Mitnetz Strom teneinschätzungen soweit sein, dass zwei zulegen, ist aus Sicht der Mitnetz Strom der die sogenannte Anwendergemeinschaft für Mitglieder sind gleichberechtigt und haben weitere Hersteller nachziehen werden und es falsche Weg. Denn dies wäre ein verheeren- intelligente Messsysteme eine enorme Sog- eine Stimme. Am Ende entscheidet die Mehr- damit endlich losgehen könnte. Doch mischt des Signal für die Digitalisierung der Energie- wirkung entfaltet. Gehörten ihr zu Beginn heit, wie vorgegangen werden soll. 26 | JULI 2019 // ZfK

2005 2006 2007 2008 2009

Die »Regulierungsbehörde für Tele- Juni: Der VKU be- Der Bundesverband der deutschen Gas- Mit einer Mehrheit von 87 Prozent lehnen Die Anreizregulierung löst zu Jahresbeginn die kommunikation und Post« (RegTP), schließt, seinen und Wasserwirtschaft (BGW) und der die Leipziger Bürger einen Teilverkauf bislang kostenbasierte Regulierung der Strom- und gegründet im Jahr 1998, erhält 2005 als Hauptsitz von Köln Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) ihrer Stadtwerke ab. Gaz de France wollte Gasnetze ab. Neben gesamtwirtschaftlicher und weitere Aufgabe auch die Regulierung nach Berlin zu ver- fusionieren zum Bundesverband der für ein 49,9-Prozent-Paket 520 Mio. Euro branchenbasierter Effizienzsteigerung müssen die der Strom- und Gasnetze. Sie wird in legen. Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). zahlen. Unternehmen auch noch unternehmensindividuelle »Bundesnetzagentur« umbenannt. Zum Der VKU sieht sich weiterhin als Interessen- Das Oberlandesgericht Frankfurt gibt Effizienzvorgaben erfüllen. Jahresbeginn 2006 kommen noch die vertreter kommunaler Unternehmen. hessischer Kartell behörde freie Hand Die Thüga, in der Eon seine Stadtwerke-Beteiligun - Eisenbahnnetze hinzu. beim Vergleich von Wasserpreisen – die gen gebündelt hat, soll rekommunalisiert werden. Beweislast liegt beim Versorger. Hans­Joachim Reck Hauptgeschäftsführer des VKU 2007–2015

Herr Klöpfer, was sind Smart Cities? Smart Cities sind Teamwork Smart Cities sind Städte, die die vorhandene Infrastruktur mit modernen Mitteln optimal Komplexe Technologien Die Aufgaben, die mit dem Wandel hin zu einer intelligenten Stadt nutzen und so ihren Einwohnern die Leistun- gen bieten, die sie in der Zukunft brauchen. zusammenhängen, sind sehr vielfältig und erfordern großes Know-how

Welche Leistungen meinen Sie? Und was wird in der Zukunft so anders als heute? Unsere Kommunen, und insbesondere die Städte, müssen sich in Zukunft neuen Her- ausforderungen stellen. Zum Beispiel nimmt der Straßenverkehr zu, wir brauchen altersge- rechte Angebote für Senioren, und die Ener- giewende verlangt nach neuen Lösungen für eine sichere und bezahlbare Versorgung. An dieser kurzen Aufzählung wird schon deut- lich, wie vielseitig die Themen sind, die auf uns zukommen. Gleichzeitig ist klar, dass die finanziellen Spielräume der Ballungsgebie- te nicht größer werden. Smart Cities können also dabei helfen, die Lücke zwischen Aufga- ben und Finanzen mit moderner Technik zu schließen.

Eine Smart City darf also nichts kosten? Sie darf auf jeden Fall die Stadtkasse nicht über Gebühr belasten. Und da sind wir genau beim Punkt: Wo neue oder größere Infra- Ziel der Smart City: Dort soll die vorhandene Infrastruktur mithilfe der Digitalisierung optimal genutzt werden. Das bietet neue Geschäftsmodelle für lokale und kommunale Versorger. Bild: Adobe Stock

struktur unübersehbare Kosten mit sich brin- der Einsatz innovativer Technologien auch gen würde, setzt das Konzept der Smart Cities vor dem Hintergrund des damit verbunde- auf die intelligente Nutzung vorhandener nen Risikos betrachtet werden – schließlich Infrastruktur, um deren Potenziale optimal hängen unter Umständen Haftungsrisiken nutzen zu können. an Anwendungen etwa für Verkehrssteue- rung oder Brandschutz. Es braucht also eine Wie kann das aussehen? hohe technische Kompetenz, um komplexe Zum Beispiel können wir alle Ladepunkte Systeme zu entwickeln, umzusetzen und zu für Elektromobilität in einer Stadt intelligent betreiben. Hinzu kommt der Aspekt des ge- miteinander verbinden und die Fahrzeuge so sellschaftlichen Wandels: auf dem Weg zu laden, dass sie erst zu einem vorgegebenen einer Smart City müssen unterschiedliche Zeitpunkt voll aufgeladen sind. Das gibt uns Interessen berücksichtigt, Mehrheiten orga- die Flexibilität, nacheinander zu laden und nisiert und Minderheiten geschützt werden. damit mehr Ladepunkte in ein vorhandenes Damit tritt das gesellschaftliche Change Ma- Netz zu integrieren. Ein anderes Beispiel: Wir nagement als Kompetenz neben die tech- haben in Mannheim Ladezonen ausgewiesen, nische Umsetzung. Dritte Kernkompetenz die direkt an die Innenstadt angrenzen. Mit- ist schließlich das Programm-Management, hilfe von kleinen Transpondern in der Stra- um den hochkomplexen Wandel effizient ßendecke können wir nachvollziehen, wie und kostenbewusst zu steuern, zu finanzie- oft und wie lange diese Ladezonen genutzt werden und ob sie richtig dimensioniert sind. Der Zahl der möglichen Lösungen sind dabei keine Grenzen gesetzt – sie ist genauso groß wie die Zahl der Herausforderungen! » Es gibt wichtige Das kostet aber doch auch Geld. Parallelen zwischen der Ja, natürlich sind Investitionen notwendig. Mithilfe digitaler Technologien, der Vernet- Transformation des zung über Funkstandards oder Cloud Com- Energiesystems und der puting können diese Ausgaben aber deutlich geringer ausfallen als beim Aufbau neuer In- Einführung der Smart City. frastruktur. Letzten Endes ist die Frage nicht, ob Städte Geld für Smart Cities ausgeben – keine Stadt kann es sich leisten, dafür kein ren und voranzutreiben. Diese Kompetenzen Geld einzusetzen. sind auch Maßstab dafür, wer diese Program- me aufsetzen und zum Erfolg führen kann. Jetzt sind Smart Cities mit der Technologie, Natürlich sind Stadtverwaltungen immer die dafür gebraucht wird, keine klassische inte graler Teil solcher Vorhaben, weil sie die Domäne von Stadtwerken oder lokalen primäre Verantwortung für die Stadtentwick- Versorgern. Wieso engagiert sich MVV in lung haben und Schnittstelle zu den politi- diesem Geschäftsfeld? schen Entscheidungsträgern sind. Als zentra- Es gibt wichtige Parallelen zwischen der les Element eines Gesamtvorhabens können Transformation des Energiesystems, in der kommunale Versorger aber eine gestaltende wir ein Vorreiter sind, und der Einführung Rolle spielen. Daher verstehen wir uns auch der Smart Cities. Beides findet vor allem auf immer als Partner der Stadtwerke vor Ort, de- dezentraler Ebene statt, insbesondere sind ren lokale Kompetenz unverzichtbar ist. Konzepte für Stadtteile und Quartiere gefragt. Informations- beziehungsweise kommunika- Wenn Sie dieses neue Geschäftsfeld ins Leben tionstechnologische Lösungen können dabei rufen, haben Sie doch sicher auch wirtschaft­ helfen, die Herausforderungen in beiden Be- liche Erwartungen. Mit welchen Plänen reichen zu bewältigen. Wir bringen Know- gehen Sie ins Rennen? how für Planung, Umsetzung und Betrieb Wie immer bei neuen Geschäftsfeldern gilt: essenzieller und sehr zuverlässiger Netze mit, Wir gehen davon aus, dass wir nach einer sind mit den lokalen Gegebenheiten vertraut Anlaufphase Geld verdienen können – sonst und nutzen bereits zahlreiche innovative würden wir die Finger davon lassen. Technologien für Kommunikation, Effizienz und Steuerung. Damit haben wir die wich- tigsten Voraussetzungen dafür, als zentraler Umsetzer zusammen mit Partnern, die das technologische Know-how mitbringen, Smart Cities umzusetzen. Ralf Klöpfer Vorstand der Das heißt, Smart Cities sind immer Teamwork? MVV Energie AG Ja, und zwar deswegen, weil die Aufgaben, die mit dem Wandel hin zu einer »Smart City« zu- sammenhängen, sehr vielfältig sind. So muss ZfK // JULI 2019 | 27

2010 2011 2012 2013 2014

28. Okt.: Der Bundestag 11. März: Die Erde in Japan bebt, ein Streit um die ge- Gaskraftwerke fallen aus der Wirtschaft- Mit einer neuen Dachmarken-Kampagne will beschließt eine Novelle Tsunami zerstört unter anderem plante EU-Richtlinie lichkeit. Die Betreiber des erst 2010 in der VKU das positive Image von Kommunalunter- des Atomgesetzes. Kern- Atomreaktor-Blöcke in Fukushima. zu Dienstleistungen: Betrieb gegangenen Blocks 5 des Kraft- nehmen stärken. kraftwerke, die vor 1980 Am 30. Juni beschließt der Bundes- Viele fürchten eine werks Irsching, Eon, N-Ergie, Mainova Der Bundesgerichtshof sägt mit dem »Wupper- gebaut wurden, sollen tag den Atomausstieg: Der letzte Liberalisierung und und HSE, wollen die Anlage stilllegen, weil tal-Urteil« am Haftungsprivileg: Netzbetreiber acht Jahre länger als Reaktor soll 2022 vom Netz gehen. Privatisierung der sie im Vorjahr nur 1600 Stunden lang lief. müssen für Schäden, die durch Überspannung bislang geplant laufen, Insolvenz des Discounters Teldafax. Wasserwirtschaft Insolvenz des Energiediscounters Flexstrom. entstehen, haften. neuere erhalten 14 zu- durch die Hintertür. sätzliche Jahre. Stephan Weil Ivo Gönner Oberbürgermeister von Hannover, VKU-Präsident 2007–2012 Oberbürgermeister von Ulm, VKU-Präsident 2012–2016 Megatrends und Lebensqualität Daseinsvorsorge Digitalisierung bedeutet im Kern, Lebensqualität zu schaffen und ist damit eine logische Fortschreibung der Partnerschaft zwischen Stadtwerken und Kommunen

ohne das andere nicht möglich. Zwangsläufig sundheit, Mobilität, Kultur, Bildung, Frei- werden über diese Infrastrukturen Daten ge- zeit – entsteht aus dem verantwortungsvol- sammelt und kombiniert, es werden Algorith- len Zusammenspiel der Infrastrukturen, der men ausgelesen und genutzt. Hier braucht es Bereitstellung von Daten und Energie und verlässliche und bewährte Partner, zum Bei- allen daraus ermöglichten digitalen Anwen- spiel Stadt- und Regionalwerke wie badeno- dungen. Es ist die digitalisierte Fortschrei- va, Partner, denen die Kommunen und ihre bung der Daseinsvorsorge, die Gemeinwohl Bürger vertrauen. Noch besser: Partner, an schafft. Und weil es Daseinsvorsorge ist, ist es denen die Kommunen als Gesellschafter be- auch die logische Fortschreibung der Partner- teiligt sind. Denn all diese Daten stehen der schaft zwischen Stadtwerken und Kommune. Allgemeinheit ebenso zur Verfügung wie Smart City: Vernetzte, mobile, sichere und nachhaltige Gemeinden und Städte sind ein Megatrend unserer Zeit. Bilder: Home&Smart spezialisierten Nutzern und Anbietern. Nur wenn die Kommune die Hoheit über ihre In- frastruktur und die dort auflaufenden Daten ukunftsforscher sprechen gerne von Content sowie weitere Online-Services wer- leister, all unsere digitalen Zugänge zu den behält, wenn sie Datenmonopole durch inter- Megatrends. Sie haben für unsere mo- den darüber hinaus als White-Label-Produkte Kunden und Partnern und unsere gesamte nationale Konzerne verhindert, kann sie diese Mathias Nikolay Z derne westliche Welt sechs solcher Me- für Stadtwerke angeboten, die diese in ihren technische und logistische Infrastruktur ele- Daten auch diskriminierungsfrei zur Verfü- Vorstand von badenova gatrends ausgemacht: den demografischen eigenen Online-Auftritt integrieren können. mentare Bestandteile dieser Smart City der gung stellen. und zuständig für Technik Wandel, die zunehmende Urbanisierung, Auch der umgekehrte Weg ist möglich – so Zukunft sein werden. Digitalisierung heißt im Kern also: Lebens- mehr Nachhaltigkeit in unserem Leben, die können Stadtwerke ihre innovativen Ange- Die Energie- und die Digitalisierungsinfra- qualität schaffen, Gemeinwohl erzeugen. Digitalisierung, die künstliche Intelligenz und bote direkt auf dem homeandsmart-Portal strukturen wachsen zusammen. Das eine ist Lebensqualität – auch auf Feldern wie Ge- die Sharing Economy, also die Bereitschaft, platzieren und damit einer breiten Kunden- Produkte und Güter zu teilen. Nimmt man gruppe präsentieren. diese Megatrends als ein kommunales Unter- Ein weiteres Beispiel für Lebensqualität nehmen unter die Lupe, das so wie badenova der Zukunft: die Mobilität! Alternative Mo- in einer Symbiose mit seinen kommunalen bilitätskonzepte und nachhaltige, möglichst Gesellschaftern die Lebenswirklichkeit der klimaschonende Technologien sollen in na- Menschen gestaltet und deren Lebensquali- her Zukunft Lösungen liefern, wie Personen tät gewährleistet, dann schälen sich gleich effizienter, emissionsärmer und komfortabler mehrere große Handlungsfelder heraus. transportiert werden können. Wir engagieren Ein Beispiel ist das Thema »Wohnen der uns in diesem Bereich mit einer ganz spezifi- Zukunft«: Prognosen sehen bei den intelli- schen Herangehensweise. Wir sehen die Mo- genten Haushaltsgeräten einen Anstieg von bilitätszukunft nicht in Insellösungen, son- circa 1,2 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2017 auf dern im Verbund mit zahlreichen weiteren 3,9 Mrd. im Jahr 2021. Jeder Haushalt wird Partnern. Deshalb bieten wir den Kommunen demnach im Jahr 2021 im statistischen Mittel in unserem Marktgebiet interkommunale rund 300 Euro für intelligente Produkte aus Konzepte an, bei denen das Mobilitätsverhal- den Bereichen Steuerung, Kommunikation, ten der Menschen nicht missioniert werden Sicherheit und Komfort ausgeben. Wir bei ba- soll, sondern den Rahmen für die Lösungen denova sind oft gefragt worden, warum wir bildet. So schaffen wir Dienstleistungen und uns mit der bundesweiten Online-Plattform Angebote, bei denen zum Beispiel Eigen- home&smart so stark in diesem Bereich en- tümer von Elektrofahrzeugen entweder zu gagieren. Wir sehen das nicht nur als großes Hause in der eigenen Garage oder bei ihrem Potenzial für neue Geschäftsfelder, sondern Arbeitgeber auf dem Firmengelände ihr Fahr- auch als die Erfüllung unseres Versprechens zeug aufladen können, anstatt mit langer »Wir sorgen für eine lebenswerte Zukunft«. Wartezeit von einer öffentlichen Ladesäule Kurz zur Erläute- abhängig zu sein. rung der Plattform Ein wichtiger Aspekt home& smart: Das in der Zusammenarbeit Web-Portal hat sich in- » von Kommunen und nerhalb von nur zwei ihrem Stadtwerk ist die Jahren zu der führenden Das Thema lokale Infrastruktur. Adresse für Endkunden Wer hier auf nationale in diesen Themenbe- Smart Home oder gar internationa- reichen entwickelt und ist so populär le Konzerne setzt und damit eine Marktlücke bereit ist, Kontrolle und gefüllt. Aufgebaut wur- wie nie. Wertschöpfung aus der de das Start-up unter Hand zu geben, der ver- Federführung des In- abschiedet sich von der novationsmotors InnoEnergy in Zusammen- Mitgestaltung der Zukunft. Bei einer stark arbeit mit badenova und Thüga. Inzwischen diversifizierten und zunehmend dezentra- haben badenova und Thüga das erfolgreiche len Erzeugung spielen die Verteilnetze be- Start-up zu gleichen Anteilen übernommen. ziehungsweise deren Leistungsfähigkeit eine Das Thema Smart Home ist so populär wie immer wichtigere Rolle. Dies gilt auch für die nie: Alexa zieht in immer mehr Haushalte Kommunikationsinfrastruktur. ein, Saugroboter übernehmen die Hausarbeit, Die zunehmende Vernetzung und die und Thermostate regeln die Heizung von Bereitstellung von Daten etwa für Mobili- selbst. Das belegen auch die stetig steigenden tätskonzepte und für die Ausgestaltung von Nutzerzahlen, die das Internetportal home- Quartierslösungen, ist bei Stadtwerken in andsmart.de aufweisen kann. Smart Home besten Händen. Stadtwerke wie badenova und Internet of Things sind wichtige Bereiche haben das Know-how, die genaue Markt- in der künftigen digitalen Energiewelt. Und kenntnis vor Ort und einen über Jahrzehnte Stadtwerke und Energieversorger müssen erarbeiteten Vertrauensbonus ihrer Kunden, sich diesen neuen Entwicklungen stellen, so die sie als verlässlichen Partner kennen. ist unsere Überzeugung. Schon heute ist die Plattform das führende Portal für die The- Kommunale Datenplattformen für Smart City men Smart Home und Sprachassistenten in Der Megatrend unserer Zeit, in den letztlich Deutschland mit durchschnittlich über 1,2 alles mündet, lautet »Smart City«. Das ist eine Mio. Seitenaufrufen im Monat. informierte, vernetzte, mobile, sichere und Das multimediale Informationsangebot nachhaltige Gemeinde oder Stadt, egal ob mit besteht aus Produkttests und Vergleichen zehn-, zwanzig- oder hunderttausend Ein- inklusive Einschätzungen und Analysen, wohnern. Der Schlüssel zu einer intelligen- die dem Endkunden Orientierung und Be- ten Gemeinde- oder Stadtentwicklung ist die ratung in diesem Marktsegment bieten. Zu- Digitalisierung, verknüpft mit kommunalen künftig wird sich home&smart noch stärker Datenplattformen. Wir als badenova wollen als Informationsplattform im Internet für entschlossen und kompetent die Chance nut- das moderne vernetzte Wohnen und Leben zen, die darin steckt, dass all unsere Angebote positionieren. Das Online-Portal mit seinem und Produkte als Energie- und Umweltdienst- 28 | JULI 2019 // ZfK

Wenn aus Geschichte Zukunft wird Neue Geschäftsfelder Nicht erst seit der Energiewende unterliegen Versorger dem Wandel der Zeit. Nachdem in Augsburg Stadtgas aus der Mode gekommen war, versank das alte Gaswerk in einen Dornröschenschlaf. Nun wird es von den Stadtwerken als Kreativ- und Gewerbequartier wiedererweckt

ast 20 Jahre stand die Zeit am Indus­ triestandort im Augsburger Westen still. F Bereits in den 70er­Jahren wurden in den Öfen des Gaswerks die letzten Steinkoh­ len zu Stadtgas verkokt, denn die Stadtwer­ ke Augsburg (swa) rüsteten auf Erdgas um. Nachdem auch die Teleskopbehälter als Spei­ cher im Jahr 2001 ausgedient hatten, kehrte endgültig Stille auf dem Areal ein.

Die ersten Mieter Doch langsam regt sich wieder etwas auf den 70 000 Quadratmetern im Stadtteil Ober­ hausen. Die Stadtwerke bauen das Industrie­ denkmal seit 2017 zum Kultur­ und Kreativ­ quartier um. Und die ersten Mieter sind bereits eingezogen. Allen voran das Staats­ theater – pünktlich zu Jahresbeginn siedelte das Ensemble aus Schauspielern und Tänzern in sein vorübergehendes Zuhause um. Solan­ ge das Stammhaus saniert wird, finden Werk­ stätten, Bühnen und sogar ein eigener Bal­ lettsaal auf 5500 Quadratmetern ihren Platz im Gaswerk.

Anstoß von der Stadt Das Staatstheater war nicht nur als Erstes vor Ort, sondern gab überhaupt erst den An­ stoß für die Umnutzung. Bereits 2015 machte Außen hui, innen viel geboten: So soll das ehemalige Gaswerk nach den Umbaumaßnahmen der Stadtwerke Augsburg aussehen (l). Auch wenn die Umwidmung noch in vollem Gange ist, finden bereits erste Konzerte und sich die Stadt auf die Suche nach einer Inte­ Theateraufführungen auf dem Areal statt. Bilder: swa rimsspielstätte für die geplanten Instandset­ zungsarbeiten des Haupthauses. Nachdem die Stadtwerke ohnehin seit Langem über die Umwidmung zusätzliche Wachstumsim­ werden, an dem sich professionelle Kreative möglich machen«, betont Anac. Vor oder nach Vorreiterrolle im Visier die Zukunft ihres stillgelegten Areals nachge­ pulse bekommt. Dementsprechend soll in den und freie Kultur sowie Unternehmen gegen­ der Arbeit noch schnell zum Sport oder in der Ein weiterer Aspekt, sich an die Entwick­ dacht hatten, ging es schnell nicht mehr nur nächsten Jahren ein Gründerhaus errichtet seitig bereichern und kreativ entfalten, aber Mittagspause ein leckerer Lunch direkt vor lung eines Kultur­ und Kreativzentrums um eine Übergangslösung für die Theater­ werden, auf dem sich Start­ups genauso wie auch Anwohner und Besucher Freiräume mit Ort, das soll kein Problem im Quartier sein. zu wagen, geht in die Richtung eines zwei­ schaffenden, sondern es kam die Idee eines etablierte Firmen auf circa 15 000 bis 18 000 hoher Aufenthaltsqualität erleben können«, Ein eigener Gastro­Bereich gehört genauso ten Standbeins. Seit der Liberalisierung im Kultur­ und Kreativzentrums als Möglichkeit Quadratmetern entwickeln und vernetzen ergänzt Alfred Müllner, Geschäftsführer der zum Gelände der Stadtwerke wie Sportan­ Strom­ und Gasmarkt werden die Geschäf ­ der Stadtentwicklung auf den Tisch. können. »Wir stellen uns ein Netzwerk vor, Stadtwerke Augsburg. gebote und die Etablierung von Reinigungs­ te härter, daher lotet der Versorger für sich wo Gründer von erfahrenen Geschäftsleuten und Lieferservices. neue Geschäftsfelder aus. Und die Konver­ Wirtschaftsfaktor Kreativität profitieren können und umgekehrt«, fasst Work-Life-Balance inklusive Da die Arbeit sprichwörtlich nur das halbe sionsfläche in Oberhausen kam dabei gerade Die Kreativ­ und Kulturwirtschaft macht in Anac zusammen. Auch der Erfahrungsaus­ Damit diese Vision auch tatsächlich eine Leben ist, hat sich der Versorger auch etwas für recht, um sich langfristig breiter aufzustel­ der Schwabengroßstadt immerhin zehn Pro­ tausch und die Kooperationen von verschie­ Chance auf Verwirklichung hat, wollen die die Freizeitgestaltung der Augsburger über­ len. Dennoch sehen die swa das Projekt nicht zent der Wirtschaftskraft aus. Nihat Anac, Pro­ denen Branchen würden durch ein Zentrum swa ihren künftigen Mietern Dienstleistungs­ legt. Die Grünanlagen des Gaswerks bieten nur als neue Geschäftsidee, sondern auch als jektleiter des Gaswerk­Umbaus, ist sich sicher, für die Kreativwirtschaft erleichtert, so Anac pakete anbieten. »Wir wollen die Work­Life­ genug Platz für Festivals und Open­Air­Ver­ Teil ihrer Verantwortung für die Menschen dass der Wirtschaftsstandort Augsburg durch weiter. »Letztendlich soll ein Ort geschaffen Balance der Jungunternehmer so einfach wie anstaltungen. Die Probe aufs Exempel wagte in der Stadt. Als 100­prozentige Tochter der das swa­Team mit dem Modular­Festival im Stadt wolle man aktiv einen Mehrwert für Juni. Erstmals fanden die Konzerte, die bis deren Bürger schaffen. Schließlich wird das zu 30 000 Besucher anlocken, in Oberhausen Gelände nicht nur eine Bereicherung für den statt. Wer bei all den Möglichkeiten dennoch Stadtteil Oberhausen mit seiner vielfältigen nicht die passenden Kontakte knüpfen kann, Bevöl kerungsstruktur, als Zen trum der Kul­ bekommt Starthilfe von den Stadtwerken. tur­ und Kreativwirtschaft wirkt es in die Über sogenannte Netzwerktreffen und Will­ gesamte Stadt und soll mit dem innovativen kommens­Feiern soll sich die frischgebackene Konzept weit über deren Grenzen hinaus­ Nachbarschaft kennenlernen. strahlen.

Nah am Mieter Ateliers bereits geöffnet Bis zum Jahr 2029 wollen die Stadtwerke Die Resonanz der Künstler und Kreativen be­ das Gaswerk so weit fertig umgebaut haben, stätigt den Versorger in seiner Auffassung, dass gut 2500 Kultur­ und Kreativschaffende denn bislang sind alle für die Freizeitkünst­ ihr neues Zuhause beziehen können. Das ler fertiggestellten Räumlichkeiten komplett Besondere dabei: Die Stadtwerke richten sich bei der Detailplanung komplett nach ihren potenziellen Mietern. »Wir wollen nicht für uns bauen, sondern nach den Wünschen der Nutzer«, verdeutlicht Anac den Anspruch sei­ » nes Teams. Dafür hält die 100­prozentige Tochter der Die swa sind Stadt immer wieder das Ohr direkt an die Branche. In Workshops und gemeinsamen auf der Suche Treffen mit Start­ups wollen die swa heraus­ nach neuen finden, was junge Kreative sich von ihrem Arbeitsplatz wünschen. Waren vor zwei Jah­ Geschäftsmodellen . ren noch große Co­Working­Spaces gesetzt, wollen die Stadtwerke nach Rücksprache mit vermietet. 60 Kunstschaffende, von Malern Gründern und Unternehmern nun auch klei­ über Fotografen, Bands bis hin zu Handwerks­ nere, private Büroräume ausgestalten. Wer künstlern, haben ihre Ateliers im Neubau mit Start­ups zusammenarbeitet, muss sich Ofenhaus, in den östlichen Werkstätten und auch auf Wachstum einstellen: Die Büroflä­ im Sozialgebäude im März bezogen. chen seien dementsprechend auf Multifunk­ Bis noch mal annähernd genauso viele tionalität ausgelegt, und auch das Theater Kollegen einziehen können, werden rund könne ohne großen Aufwand und Kosten 18 Monate vergehen. Bis dahin soll nämlich jederzeit rückgebaut werden, wenn das En­ das Reinigergebäude mit weiteren 2500 Qua­ semble wieder in sein Stammquartier zurück­ dratmetern an das Kulturreferat als Haupt­ zieht, betont der Projektleiter. mieter übergeben werden. Refinanzierungsmodell Ressourcen aufgestockt Zu bieten hat das Gaswerk­Areal jede Menge – Dass sich all die Ambitionen des Versorgers für die Stadtwerke geht es als dessen Eigen­ umsetzen lassen, dafür sorgt unter anderem tümer allerdings auch darum, was sie zu­ die jahrelange Erfahrung des Teams mit dem rückbekommen. Insgesamt sind für die Um­ Neu­ und Umbau von Werkswohnungen, widmung zwischen 125 und 135 Mio. Euro Verwaltungsgebäuden und Betriebshöfen. einkalkuliert. Viel Geld, das jedoch durch Da die Gaswerk­Pläne in ihrem Umfang al­ Mieteinnahmen und die Versorgung des Ge­ lerdings nicht zu unterschätzen sind, wurde ländes mit Strom und Fernwärme wieder die fachliche Expertise bei den swa um zwei hereinkommen soll. Ganz im Gegensatz zu den Architekten sowie einen Bautechniker er­ 15 Jahren, in denen das Areal nicht bewirt­ weitert, die gemeinsam mit dem Team um schaftet war. Allein die Instandhaltung koste­ Anac weiterhin Gas geben, um dem Indust­ te die swa einen höheren Millionenbetrag, der riestandort ein zweites Leben einzuhauchen. nicht wieder auf direktem Weg in die Kassen Lisa Schwabl gespült wurde. ZfK // JULI 2019 | 29

Pionierrolle an der Ostsee Nach der Wende In der DDR gab es keine Stadtwerke, sondern Energiekombinate. Gleich nach 1990 ergriff Rostock beherzt die Chance, ein eigenes Stadtwerk zu gründen, das sich zur Erfolgsgeschichte entwickelt hat

it dem Fall der Mauer im November areale, mit Fernwärme und die Lieferung von 60 Meter hoher Wärmespeicher auf dem Ge- 1989 und der acht Monate darauf fol- Gas standen zu Beginn im Fokus. Aber selbst lände des Altkraftwerks wirtschaftlich ist. In- M genden Einführung der D-Mark waren beim Gas musste erst einmal kostenintensiv zwischen ist die Planung so weit abgeschlos- auch in der untergehenden DDR die Weichen umgerüstet werden, weil das bis dahin produ- sen, dass eine europaweite Ausschreibung für eine Reprivatisierung der Wirtschaft ge- zierte Stadtgas auf Erdgas umgestellt werden läuft. »Im vierten Quartal können wir hoffent- stellt. Für kommunale Stadtwerke hatte es in musste. Zugleich begann 1994 der Bau eines lich mit dem Bau beginnen und die Anlage, der zen tralistischen Planwirtschaft keinen modernen GuD-Kraftwerks. Dessen drei Tur- die Strom- und Wärmeproduktion entkoppeln Platz gegeben, dort setzte man stattdessen binensätze haben eine elektrische Leistung hilft, in Betrieb nehmen«, sagt Brünnich. auf Energiekombinate – nach einigen orga- von 108 Megawatt (MW). Zudem beträgt die Der Strom aus der GuD-Anlage kann schon nisatorischen Zwischenschritten waren die- thermische Anschlussleistung 412 MW, zu seit 2001 in das eigene Netz eingespeist wer- se entsprechend den jeweiligen insgesamt denen noch rund zwei Dutzend dezentrale den, die Ertragsgrundlage ist damit deutlich 15 Verwaltungsbezirken gegliedert. Hätte Blockheizkraftwerke kommen. Inzwischen breiter geworden. 2017 – die neueren Zahlen es nach der Wende nicht politischen Druck hat das GuD-Kraftwerk bereits neue, deutlich lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor – aus einzelnen Kommunen gegeben, wären flexiblere Turbinen erhalten. Mit der 2017 wurden knapp 2600 Gigawattstunden (GWh) die Folgen durch einen frühzeitigen Verkauf abgeschlossenen Modernisierung für rund Fernwärme, fast 950 GWh Gas und 566 GWh

von Netzen und Erzeugungsanlagen an die 40 Mio. Euro wurde auch der CO2-Ausstoß um Strom verkauft, jeweils deutlich mehr als in großen Energieunternehmen noch gravieren- rund 50 000 Jahrestonnen gesenkt. den Jahren zuvor. Der Jahresüberschuss be- der gewesen. trug 27,8 Mio. Euro. Brünnich sieht die Ent- Glitzernde Photovoltaikanlagen In der Hansestadt Rostock gab es nach dem Hans-Jörg Scheliga, Gründer und ehemali- Oliver Brünnich, Vorstand der SWRAG, will wicklung durchaus positiv: »Vor zwölf Jahren Weltkrieg für gut zwei Jahre eine kommunale ger Vorstand der Stadtwerke Rostock. den Anteil des Ökostroms rasch steigern. Den Wandel, den die Stadtwerke Rostock hatten wir rund 60 000 Kunden, heute liegen Stadtwerks-Aktiengesellschaft – die Verstaat- AG (SWRAG) in knapp 30 Jahren gestalteten, wir bereits bei 131 000, das ist für uns ein lichung erfolgte lediglich aufgrund einer kann kaum größere Kontraste haben als auf schöner Erfolg und zeigt, dass wir am Markt Energiewirtschafts-Verordnung. Daran erin- »Stromvertrag« die Stromnetze mit der Han- PreussenElektra schon bald. Damit war eine dem Gelände des alten Gaswerkes, der eigent- nachhaltigen Erfolg haben.« nerte sich die Bürgerschaft im Frühjahr 1990 seatische Energieversorgung AG (HEVAG) an wirtschaftliche Grundlage für die Stadtwer- lichen Keimzelle der heutigen Stadtwerke. Es Über die Konzernholding RVV werden die offenbar sehr genau, als sie den Beschluss die damalige Preussen Elektra verkaufte. »Die ke gegeben, allerdings mit einer schweren wurde bereits 1968 stillgelegt. Heute zieht Gewinne der Stadtwerke zur Finanzierung fasste, die Aktiengesellschaft erneut aufleben Energiekonzerne hätten damals die kom- Hypothek: Das alte Heizkraftwerk Marienehe sich dort das glitzernde Blau einer Photovolta- des ÖPNV und zum Teil auch des Verkehrs- zu lassen. »Der politische Wille war bereits munalen Brocken gern mit geschluckt«, sagt musste dringend ersetzt werden – für hohe ikanlage über die Fläche von rund 8000 Qua- flughafens Rostock-Laage genutzt, wobei im Mai auf einer der ersten Tagungen der Scheliga, was dann dazu führte, dass auch Millionenbeträge. In den ersten Jahren des dratmetern. »Rund die Hälfte des von uns als zum Querverbund weitere Beteiligungen der neu gewählten Bürgerschaft gefasst worden: in Rostock über etwa zehn Jahre juristisch Wandels war zudem nicht sicher, wie sich der ,Ostseestrom‘ vermarkteten Produkts kommt Stadtwerke, wie der Rostocker Fracht- und Die Stadtwerke sollten wieder entstehen!«, gefochten werden musste – neben dem All- Absatz von Fernwärme – nicht zuletzt wegen bereits aus erneuerbaren Quellen, die andere Fischereihafen oder die Nordwasser GmbH, erinnert sich Hans-Jörg Scheliga, der dann tagsgeschäft. Hilfreich war zu jener Zeit für der Abwanderung – entwickeln würde. Hälfte aus der Kraft-Wärme-Kopplung«, sagt gehören. Dabei stehen die Zeichen auf Wachs- zum ersten Vorstand des Unternehmens er- die Ostseestadt die Beratung durch die Part- Die Rostocker waren mit die Ersten, die SWRAG-Vorstand Oliver Brünnich. Und der tum, nicht zuletzt weil auch Rostock schon nannt wurde. nerstadt Bremen, so der längst im Ruhestand noch im Juli 1990 die Stadtwerke gesell- Anteil der regenerativen Quellen soll weiter seit Jahren an Einwohnern gewinnt. Bis zum Das Problem war zunächst jedoch, dass das weilende Scheliga. schaftsrechtlich aus der Taufe gehoben steigen. Das allerdings ist angesichts regulato- Jahr 2035, so kündigte Oberbürgermeister Ro- Energiekombinat Rostock zu dieser Zeit eben- Kartellrechtlich erzwungen, mussten im- hatten. Die Versorgung der großen Platten- rischer Bestimmungen mitunter schwieriger land Methling im April an, sollen in Rostock falls in eine Kapitalgesellschaft umgewan- merhin die Gasnetze abgegeben werden, bausiedlungen (rund zwei Drittel des Woh- als gedacht. Schon seit Längerem wird geprüft, 26 000 neue Wohnungen gebaut werden, da- delt wurde und die DDR-Regierung mit dem auch von der Fernwärme trennte sich nungsbestands), zum Teil auch der Zentrums- unter welchen Bedingungen ein neuer, etwa von 9600 bis 2023. Manfred Schulze 30 | JULI 2019 // ZfK

2015 2016 2017 2018 2019

Die Bundesregierung Freude und Ärger über März: Auf der VKU-Verbandstagung spricht Ein Milliardendeal kündigt das Ende der Die Branche bereitet sich auf das Auslaufen der legt das Weißbuch »Ein die Anreizregulierung: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Eigentlich Rivalität zwischen Eon und RWE an: Eon EEG-Einspeisevergütung für alte Wind- und Solar- Strommarkt für die Zwar wird der Zeit- hätte sie in den USA sein müssen, doch ein kümmert sich künftig um die Netze anlagen vor. Das Ende der Förderung bietet für Energiewende« vor. verzug abgeschafft. Schneesturm verhinderte den Flug – und und den Vertrieb, RWE konzentriert sich Stadtwerke vielfältige Ansätze für neue Angebote Das IT-Sicherheitsge- Gleichzeitig wird aber ermöglichte den Besuch bei der kommuna- ganz auf die Erzeugung. rund um erneuerbare Energien. setz (ITSiG) legt neue die Eigenkapitalrendi- len Wirtschaft. Politik und Energiebranche streiten um den Sinn Vorschriften für IT-Sys- te für die kommenden einer Kohlendioxid-Steuer. teme von Betreibern Regulierungsperioden kritischer Infrastruktu- drastisch gekürzt. ren fest. Katherina Reiche Michael Ebling Hauptgeschäftsführerin des VKU seit 2015 VKU-Präsident seit 2016, Oberbürgermeister von Mainz Von den Sparkassen gelernt Öffentlichkeitsarbeit In den ersten Jahrzehnten wirkte der VKU vor allem nach innen: Politik und Fachöffentlichkeit standen im Fokus. Mittlerweile hat sich die PR-Arbeit längst professionalisiert

eißes S auf rotem Hintergrund, ein Punkt obendrauf – klar, Sparkasse. W Das kennen die Leute in Flensburg wie in Oberammergau. Und wenn ein Spar- kassen-Kunde in einer anderen Stadt seine Finanzen regeln will, muss er nicht lange überlegen, wo er hingehen soll. Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit – das mussten die Stadt- werke anerkennen – waren die Sparkassen trotz ähnlicher kommunaler Strukturen sehr erfolgreich unterwegs. Mit den Dachmarken- Kampagnen von 2008 und 2014 wollte der VKU aufschließen. In den ersten zwanzig Jahren nach der Gründung des VKU 1949 fand eine im Ver- band selbst institutionalisierte Öffentlich- keitsarbeit praktisch nicht statt. Es gab ei- nerseits den VKU-Nachrichtendienst sowie verschiedene Schriften, die sich aber nur an die eigenen Verbandsmitglieder wendeten. Andererseits war da natürlich die ZfK, die sich aber ebenfalls eher an ein fachlich vorgebil- detes Publikum sowie die Entscheider der Politik richtete – die außerdem redaktionell unabhängig vom Verband war und darauf auch sehr viel Wert legte. Erst seit einer Mitte der 60er-Jahre ge- fühlten »kommunalfeindlichen Stimmung« gab es im Verband institutionalisierte Ver- Zweite Dachmarken-Kampagne: Das Motto der 2008 gestarteten PR-Aktivitäten lautete »Meine Stadtwerke – gemeinsam stark«. Bild : cw suche, die Öffentlichkeit stärker zu erreichen. 1970 gründete der Verband einen Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit. Was dabei heraus- Unternehmensleiter. Die Versuche, direkt auf Ab 1990 endlich wendete sich der Verband Anzeigenmotiven und später mit einem In- als professionelle Public Relations – mit ein- kam, waren vor allem Broschüren und Hand- die öffentliche Meinung einzuwirken, blieben mit viel mehr Kraft auch direkt an die Kunden ternet-Auftritt. 1999, 2008 und 2014 schließ- heitlichem Außenauftritt, festen Claims und reichungen, vereinzelt auch Seminare für begrenzt. – mit stärkerer Pressearbeit, bundesweiten lich starteten die Dachmarken-Kampagnen eingängigen Logos. Jürgen Walk ZfK // JULI 2019 | 31

ten die Versorger mittlerweile den Kunden 1979 entdeckt, den es zu gewinnen galt – auch deswegen, weil Umfragen ergeben hatten, In den 70er-Jahren war Öffentlichkeitsarbeit dass es eine weitverbreitete Unwissenheit noch ein zartes Pflänzchen. Immerhin hat- über Kommunalunternehmen gab.

munalen Unternehmen – nicht zuletzt deswegen, weil einige größere 2014 Player mittlerweile starke Marken aufgebaut hatten, die ohne den Mittelpunkt. Mit diesem Begriff – so hatte Begriff »Stadtwerke« auskommen. Entsprechend ist dort auch die 1999 es eine Umfrage ergeben – verbinden die Die Sparkassen waren Vorbild bei der aktuellen Dachmarken-Kampa- Nachfrage größer als bei den bisherigen Dachmarken-Kampagnen. Menschen Nähe, Vertrauen und Kompetenz. gne des VKU, die 2014 startete. »Wir halten Deutschland am Laufen«, Der damalige Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck stellt die Die erste Dachmarken-Kampagne des VKU Nicht nur der Verband selbst, sondern auch lautet der Claim. Optisch in den Mittelpunkt rückt das »K« der kom- Markenkampagne vor. rückt den Begriff »Stadtwerke« in den einzelne Stadtwerke konnten sie nutzen. 32 | JULI 2019 // ZfK

... DIE BESTABRECHNUNG?

In der Grundversorgung mit Strom und Gas hatten Energieunternehmen ihren Kunden immer mindes- tens zwei unterschiedliche Preismodelle anzubie- ten: Einen Tarif mit geringerer Grundgebühr und höherem Arbeitspreis, der eher auf Kleinverbrau- cher zugeschnitten war, und einen mit höherer Grundgebühr, aber niedrigeren Kosten für die Kilo- wattstunde – besser für Familien und Haushalte Aus dem Vokabular der Stadtwerke mit höherem Verbrauch. Bis in die frühen 70er-Jah- re mussten sich die Verbraucher im Vorhinein für verschwinden Begriffe, die die Arbeit einen Tarif entscheiden. Als später die elektroni- vergangener Generationen teils über sche Datenverarbeitung Einzug in die Unterneh- men hielt, war es leichter möglich, den jeweils Jahre bestimmt und geprägt haben. günstigeren Tarif auch nachträglich zu berechnen. Die ZfK hat einige davon wieder Doch nicht jedes Unternehmen war sofort bereit, auf Erlöse zu verzichten. Es dauerte mehrere Jah- ans Licht geholt. re, bis sich die automatische Bestabrechnung auf breiter Front durchsetzte. Bild : ZfK-Archiv/Adobe

Nachteile? Heftig war natürlich das Gewicht ... EIN GYROBUS? des Fahrzeugs. Das schwere Schwungrad musste aus Sicherheits- und Effizienzgrün- Wer hat’s erfunden? Die Schweizer, natür- den noch gekapselt werden, damit war der lich. Elektrobusse mit Oberleitung gab es Gyrobus mindestens drei Tonnen schwerer schon seit den 30er-Jahren. Doch die Ma- als ein vergleichbarer Dieselbus. Auch das schinenfabrik Oerlikon ließ den Elektrobus Fahrverhalten soll mit den Schwungspei- von der Leine. Sie entwickelte und baute in chern etwas gewöhnungsbedürftig gewesen den frühen 50er-Jahren den Gyrobus. Alle sein – bewegte Massen halten halt gern ihre vier bis sechs Kilometer fuhr das Fahrzeug Richtung ein. Aber die Gewichtsfrage relati- an einen Stromabnehmer und zapfte Dreh- viert sich beim Blick auf den Elektrobus von strom, der ein schweres Schwungrad an- MAN 20 Jahre später: Die Batterie, die das trieb. Die Energie reichte problemlos für die Fahrzeug im Anhänger mit sich schleppt und folgende Etappe – ohne Abgase, ohne Ober- die für 50 Kilometer reicht, wiegt mehr als leitung und mit nur wenig Lärm. Und die vier Tonnen. Bild : MFO, MAN

Kohlenmonoxid – Vergiftungen und Selbsttötungen waren an ... STADTGAS? der Tagesordnung. Die Qualität des Stadtgases war sehr unter- schiedlich; es bestand etwa zur Hälfte aus Wasserstoff, zu ei- Die alten Gaswerke waren oft eindrucksvolle stadtbildprä- nem Viertel aus Methan, der Rest war Stickstoff, Kohlenmono- gende Gebäude. Kommunen, deren Gasometer nicht der Ab- xid sowie verschiedene weitere Gase. Mit der Entdeckung von rissbirne der 60er-Jahre zum Opfer gefallen waren, nutzen sie Erdgasvorkommen in der Nordsee sowie dem Bau von Pipe- heute häufig noch als Kultureinrichtung, Museum oder Ver- lines beispielsweise aus Russland verlor das Stadtgas in den anstaltungs-Location. Für Nostalgie allerdings besteht kein späten 60er-Jahren an Bedeutung. Damit starb nicht nur das Grund. In den Gaswerken wurde Stadtgas hergestellt – aus der Gaswerk – auch die komplette Netzinfrastruktur bis hin zur Vergasung von Kohle. Es enthielt einen extrem hohen Anteil Hausinstallation und zum Gasherd war ein Fall fürs Altmetall.