Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 2 von 44

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ...... 3

1.1. Das Integrationsverständnis des Odenwaldkreises...... 3 1.2. Definition Personen mit Migrationshintergrund ...... 4 1.3. Die Dimensionen von Integration ...... 4 1.4. Datenquellen ...... 5

2. Rahmendaten ...... 6

2.1. Zusammensetzung der Bevölkerung im ...... 6 2.2. Rechtliche Integration – Ausländer*innen nach Aufenthaltstitel ...... 13

3. Die Dimensionen des Integrationsprozesses ...... 15

3.1. Strukturelle Dimension ...... 1 5 3.1.1. Integration im Bildungssektor...... 1 5 3.1.1.1. Kindertageseinrichtungen ...... 1 5 3.1.1.2. Integration in Schule nach Schulform ...... 20 3.1.1.3. Integration nach Schulabschluss ...... 22 3.1.2. Integration im Arbeitsmarkt ...... 25 3.1.2.1. Ausbildungsbeteiligungsquote ...... 25 3.1.2.2. Arbeitslosenquote ...... 26 3.1.2.3. Migrantenökonomien ...... 31 3.2. Soziale Dimension ...... 35 3.2.1. Aufenthaltsdauer und Bleibeabsicht...... 3 5 3.2.2. Wahlen zum Ausländerbeirat ...... 3 6 3.2.3. Interethnische Ehen ...... 3 7 3.3. Kulturelle Dimension ...... 3 8 3.3.1. Schuleingangsuntersuchungen ...... 3 9 3.3.2. Inanspruchnahme von Integrationskursen ...... 40 3.4. Identifikatorische Dimension ...... 4 1 3.4.1. Einbürgerungen ...... 4 1

4. Zusammenfassung ...... 4 2

5. Schlussbemerkung ...... 4 3

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 3 von 44

1. Einleitung

Der ist seit 2014 Teil des hessenweiten Netzes zur Umsetzung einer modernen und zukunftsorientierten Integrationspolitik im Rahmen des WIR-Programmes. Integration ist im Odenwaldkreis strategisch als Querschnittsaufgabe verortet, denn ein tolerantes und von gegenseitigem Respekt getragenes Miteinander und die Vielfalt der Kulturen ist Grundvoraussetzung für eine lebendige Demokratie.

2014 brachte der Odenwaldkreis zum ersten Mal einen Integrationsmonitor heraus. Jetzt erfolgt dessen Fortschreibung durch den Integrationsmonitor 2.0. Hier sind die Entwicklungen der Integration noch aussagekräftiger aufgezeigt, da ihm nunmehr aktuelle Daten in einer größeren Zeitspanne von 2008 bis 2015 zugrunde liegen. Der Integrationsmonitor 2.0 des Odenwaldkreises vergleicht Daten für Personen mit und ohne Migrationshintergrund bzw. Ausländer*innen und Deutsche in zentralen Bereichen gesellschaftlicher Teilhabe und dient damit der Messung von Integrationsprozessen.

Der vorliegende Monitor liefert Informationen in Form von Zahlen und Fakten, er kann jedoch nur eingeschränkt Aussagen darüber treffen, welche Gründe, Ursachen und Zusammenhänge vorliegen. Dadurch, dass er jetzt schon zum zweiten Mal erhoben wurde, sind Entwicklungen noch deutlicher erkennbar und belegbar. Es ist angedacht, eine Fortführung der Datenerhebung weiterhin in regelmäßigen Abständen durchzuführen.

Der ursprüngliche Aufbau des Integrationsmonitors wurde bewusst beibehalten, um die Entwicklung plastischer aufzuzeigen. Das erste Kapitel beginnt mit dem Verständnis von Integration im Odenwaldkreises, gefolgt von einer Definition des Begriffs Migrationshintergrund. Der Hauptteil beinhaltet das Datenmaterial zu verschiedenen sozialen, politischen und gesellschaftlichen Bereichen und zu Handlungsfeldern, die für einen gelungenen Integrationsprozess ausschlaggebend sind. Der Schlussteil fasst die wesentlichen Aussagen noch einmal zusammen und gibt einen kurzen Überblick.

1.1. Das Integrationsverständnis des Odenwaldkreises

Der Odenwaldkreis ist ein moderner Landkreis, der in hohem Maße Vielfalt und Lebensqualität bietet. Zuwanderung wurde hier immer schon als eine Bereicherung und ein Zugewinn angesehen. Um die Zukunftsfähigkeit des Landkreises zu erhalten, muss eine umfassende Willkommenskultur Teil des Selbstverständnisses und Haltung des Kreises werden. Dabei ist zu beachten, dass sich Migranten*innen auch innerhalb einer ethnischen Gruppe stark unterscheiden. Es kann also nicht von dem Migranten oder der Migrantin gesprochen werden. Bei der Integration geht es daher vielmehr um die Integration aller Menschen in einer sich stets verändernden Gesellschaft. In diesem Sinne ist Integration ein fortlaufender Prozess, dessen Rahmenbedingungen nicht statisch sind. Gesellschaftliche Veränderungen führen zu einer Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen.

Integration ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben von Städten, Gemeinden und Landkreisen. Dahingehend muss eine weitsichtige Ausrichtung hin zu der Anerkennung des Stellenwerts der kommunalen Integrationspolitik, der Festlegung von Integration als ressortübergreifende Querschnittsaufgabe und der Anpassung der kommunalen Gesamtstrategie an die lokal vorhandenen Bedingungen erfolgen. Der Odenwaldkreis als Gebietskörperschaft im ländlichen Raum hat durch seine Überschaubarkeit, seine Kleinteiligkeit und sein größeres Gefühl der Zusammengehörigkeit in der Bevölkerung die Chance, Migranten*innen gut zu integrieren und damit die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass deren Potenziale im eigenen Interesse, aber auch im Sinne des Gemeinwohls optimal genutzt werden können.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 4 von 44

1.2. Definition „Personen mit Migrationshintergrund“

Nach offizieller Formulierung des Mikrozensusgesetzes von 2003 sind Menschen mit Migrationshintergrund „alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborene mit zumindest einem nach 1949 zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil“.

Somit haben 21,03% (2015) der in Deutschland lebenden Menschen einen Migrationshintergrund. Diese Bevölkerungsgruppe ist aufgrund der verschiedenen Herkunftsländer, hinsichtlich ihres Bildungsstands und der Gründe ihrer Migration in besonderem Maße heterogen.

1.3. Die Dimensionen von Integration

Um zu versuchen, Integration zu messen, bedarf es einer geeigneten Methode. Der vorliegende Monitor greift daher auf die Dimensionen der Integration nach Friedrich Heckmann zurück. Friedrich Heckmann ist Leiter des Instituts „europäisches forum für migrationsstudien (efms)“ und Professor für Soziologie an der Universität Bamberg. 1Das von ihm entwickelte System teilt den Integrationsprozess in vier Hauptdimensionen auf.

Diese vier Hauptdimensionen sind:

• strukturelle Dimension • soziale Dimension • kulturelle Dimension • identifikatorische Dimension

Die strukturelle Dimension bezieht sich auf die zentralen Institutionen der aufnehmenden Gesellschaft. Diese Institutionen sind Wirtschaft und Arbeitsmarkt, Bildungs- und Qualifikationssysteme, Wohnungsmarkt und politische Gemeinschaft. Integration drückt sich in dieser Dimension dadurch aus, dass es Migranten*innen und ihren Nachkommen gelingt, gleichberechtigten Zugang zu diesen Kerninstitutionen zu erlangen.

Die soziale Dimension meint den Erwerb von Zugehörigkeit zu einer Gesellschaft. Es geht um private Bereiche und damit verbundene soziale Verkehrskreise, die sich in Freundschaftsstrukturen und der Partnerwahl und Gruppen- und Vereinsmitgliedschaften zeigen. Weiterhin drückt sich die soziale Dimension in der Aufenthaltsdauer und Bleibeabsicht aus.

Die kulturelle Dimension beinhaltet den Spracherwerb und den Erwerb von Kenntnissen über Wertvorstellungen der Aufnahmegesellschaft. Das schließt die Internalisierung von Werten, Normen, Einstellungen und mitunter auch die Veränderung von Glaubenssystemen ein, wodurch es zu einer kulturellen Annäherung (Akkulturation) kommt. Die kulturelle Dimension bezieht sich hauptsächlich auf die Bevölkerung der Migranten*innen, schließt aber auch notwendige kulturelle Anpassungen und Veränderungen seitens der aufnehmenden Gesellschaft ein.

1 Heckmann, Friedrich - Bedingungen erfolgreicher Integration - Bayerisches Integrationsforum „Integration im Dialog-Migranten in Bayern“ bei der Regierung von Oberfranken am 28.01.2005 in Bayreuth

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 5 von 44

In der identifikatorische Dimension drückt sich das Zugehörigkeitsgefühl zu der Aufnahmegesellschaft aus. Dieses Zugehörigkeitsgefühl kann sich auf ethnisch- nationale, regionale und/oder lokale Strukturen beziehen. Der Prozess der Identifizierung benötigt allerdings auch bei Vorlage günstigster Vorbedingungen viel Zeit und kann psychologisch-emotional nicht erzwungen werden.

Um die Dimensionen aufzuschlüsseln, ist der Rückgriff auf Indikatoren notwendig. Ein Indikator im Bereich der strukturellen Dimension für Bildungs- und Qualifikationssysteme ist beispielsweise der Schulabschluss. An dieser Stelle ist anzumerken, dass für diesen Monitor nicht alle Indikatoren, die den Dimensionen zu Grunde liegen, herangezogen worden konnten, da nicht für alle Dimensionen ausreichendes Datenmaterial vorlag. So ist beispielsweise der Wohnungsmarkt - wie bereits oben erwähnt - auch ein Indikator der Strukturellen Dimension. Daher werden hier nur die wesentlichsten Daten im Bereich der Integration dargestellt.

1.4. Datenquellen

Die vorliegenden Daten für den Integrationsmonitor 2.0 des Odenwaldkreises beziehen sich meist auf die Jahre 2008 bis 2015. Die Erhebung mehrerer Datenjahre und die damit verbundenen Zeitabstände sollen Entwicklungen aufzeigen. Die Datenlage ist allerdings nicht einheitlich. Es wurden verschiedene Quellen genutzt, was zur Folge hat, dass Daten nicht ohne weiteres miteinander verglichen werden können. Daneben ist in vielen Statistiken lediglich das Merkmal Ausländer*innen ausgewiesen und nicht der Migrationshintergrund. Damit bleiben bei diesen Statistiken ein Teil der Menschen mit Migrationshintergrund außer Acht. Themenbereiche, die sich überwiegend auf Daten nach Staatsangehörigkeit stützen, bilden die Realität nicht korrekt ab. Weiterhin wird der Migrationshintergrund je Datenquelle unterschiedlich definiert.

Auch in vielen aktuellen Statistiken ist immer noch die Unterscheidung nach deutscher und nichtdeutscher Bevölkerung gebräuchlich. Zu beachten ist bei diesen Statistiken, die nur über die Staatsangehörigkeit Auskunft geben, dass die mittlerweile gebräuchliche Definition des Migrationshintergrundes erheblich weiter gefasst ist. Der alleinige Bezug auf die Staatsangehörigkeit verliert an Trennschärfe und verzerrt somit das Ergebnis. Das Konzept des Migrationshintergrundes versucht der zunehmenden Komplexität unserer Gesellschaft gerecht zu werden. Bei diesem Konzept steht die eigene Migrationserfahrung oder die der Eltern im Mittelpunkt. Aber auch diese Konzeptbestimmung hat seine Grenzen. Es darf auch dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass Zugewanderte sich auch innerhalb der Gruppe erheblich unterscheiden.

Dies alles erschwert eine bedarfsorientierte Planung, um die Situation von Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Dennoch lassen sich aussagefähige Schlussfolgerungen bezüglich der Bevölkerungsstruktur im Odenwald ziehen.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 6 von 44

2. Rahmendaten

2.1. Zusammensetzung der Bevölkerung im Odenwald

12,5%

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

Zum Stichtag am 31.12.2008 lebten 98.092 Menschen im Odenwald, wovon 9.559 Menschen Ausländer*innen waren. Das entspricht einem Anteil von 9,7 % an der Gesamtbevölkerung. Im Jahr 2015 waren es zum Stichtag 31.12.2015 97.000 Menschen gewesen, wovon 12.116 Menschen Ausländer*innen waren, was einem Anteil von 12,5 % an der Gesamtbevölkerung entspricht. Zwischen 2008 und 2015 war somit eine Zunahme der ausländischen Mitbürgern*innen im Odenwaldkreis um 2,8 % zu verzeichnen, während der Anteil der deutschen Bevölkerung abnahm.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 7 von 44

Zuwanderung und Abwanderung

Deutsche Ausländer*innen

Fortgezogene 4.208 2.116 2015 Zugezogene 4.095 3.563

Fortgezogene 4.454 1.950 2014 Zugezogene 4.129 2.480

Fortgezogene 4.250 1.851 2013 Zugezogene 4.039 2.102

Fortgezogene 4.329 1.659 2012 Zugezogene 4.036 2.212

Fortgezogene 4.503 1.369 2011 Zugezogene 4.124 1.985

Fortgezogene 4.276 1.129 2010 Zugezogene 3.950 1.357

Fortgezogene 4.389 1.070 2009 Zugezogene 4.101 1.137

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Der Anteil der fortgezogenen deutschen Bevölkerung war im jeweiligen Jahr immer höher als der Anteil der Zugezogenen. Bei der ausländischen Bevölkerung verhielt es sich genau umgekehrt. Hier lag der Anteil der Zugezogenen immer über dem Anteil der Fortgezogenen. Insgesamt blieb der Trend des Rückgangs des Anteils der deutschen Bevölkerung bestehen, während der Anteil der ausländischen Bevölkerung stieg.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 8 von 44

Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit 2015

Deutsche 12.128 Ausländer*innen 12,5%

87,5%

84.872

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Ausländer*innen im Odenwaldkreis 2015 nach Kontinenten

12.000 10.974

10.000

8.000

6.000

Ausländer*innen im Odenwaldkreis 4.000

2.000 758 182 179 9 9 4 1 14 -

(Quelle: AZR-Jahresstatistik zum Stichtag 31.12.2015 des LRA Odenwaldkreis) Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 9 von 44

Verteilung der Staatsangehörigkeiten von europäischen Ausländern*innen im Odenwaldkreis 2015

3.500

3.000

2.500

2.000

Abolute Zahl 1.500

1.000

500

-

Staatsangehörigkeit

(Quelle: AZR-Jahresstatistik zum Stichtag 31.12.2015 des LRA Odenwaldkreis)

Zum Stichtag am 31.12.2015 lebten im Odenwaldkreis 12.128 ausländische Mitbürger*innen, aus 111 verschiedenen Nationen. 10.974 davon stammten dabei aus dem europäischen Ausland. Von den Ausländern*innen aus dem europäischen Ausland waren die Türken*innen (3.223) die stärkste Bevölkerungsgruppe, vor den Griechen*innen (1.839), Rumänen*innen (1.140), Polen*innen (1.056) und Bulgaren*innen (637).

Die meistvertretenen Ausländer*innen aus dem nichteuropäischen Ausland waren Syrer*innen (141), Vietnamesen*innen (109), Thailänder*innen (92) und U.S.- Amerikaner*innen (83).

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 10 von 44

Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit Erbach 2015

Deutsche Ausländer*innen

14%

86%

(Quelle: Hessisches statistisches Landesamt)

Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit 2015

Deutsche Ausländer*innen

14%

86%

(Quelle: Hessisches statistisches Landesamt)

Sowohl Erbach als auch Michelstadt als den beiden größten Städten des Odenwaldkreises lagen zum 31.12.2015 mit ihrem Anteil der ausländischen Bevölkerung von 14% mit 1,5% über dem Anteil des Odenwaldkreises mit 12,5%.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 11 von 44

Anteil der ausländischen Bevölkerung in den Städten und Gemeinden des Odenwaldkreises Stand 31.12.2015

ausländische Bevölkerung deutsche Bevölkerung

14.303

11.534

8.400 8.081 7.725

6.315 5.588 5.865 4.727

3.263 3.069 2.339 2.324 1.995 2.155 1.623 1.867 1.144 901 811 622 595 815 314 212 115 18 127 110 43

(Quelle: Hessisches statistisches Landesamt)

Im Odenwaldkreis waren die Städte und Gemeinden mit dem höchsten Anteil an ausländischen Bevölkerungsteilen mit einem Anteil von 21,7%, Höchst mit einem Anteil von 19,8%, Erbach und Michelstadt mit je einem Anteil von 14%, mit einem Anteil von 12,7% und Bad König mit einem Anteil von 12%.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 12 von 44

Bevölkerung nach Altersstruktur Odenwaldkreis 2011

Personen ohne Migrationshintergrund Personen mit Migrationshintergrund

65 und älter 1.680 19.300

50-64 3.350 16.920

30-49 6.220 19.750

18-29 4.030 8.400

Unter 18 5.240 11.140

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Bevölkerung nach Altersstruktur im Odenwaldkreis 2015

Deutsche Nicht-Deutsche

65 oder älter 1.139 20.608

45 bis 65 3.289 27.495

15 bis 45 6.485 25.634

6 bis 15 692 7.030

Unter 6 523 4.105

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Im Vergleich zu der einheimischen Bevölkerung war die Altersstruktur der ausländischen Bevölkerung sowohl in 2011 als auch in 2015 insgesamt deutlich jünger. Nur 9% der ausländischen Mitbürger*innen waren in 2015 65 oder älter, während bei der deutschen Bevölkerung dieser Anteil mit 24% erheblich höher ausfiel. Im Alter von 15 bis 45 war der Anteil der Ausländer*innen in 2015 mit 54% deutlich größer als bei den Deutschen mit 30%. Ein Blick auf das Alter der nicht deutschen Bevölkerung macht deutlich, dass diese maßgeblich zur Verjüngung des Odenwaldkreises beitragen und somit einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft entgegenwirken. Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 13 von 44

2.2. Rechtliche Integration – Ausländer*innen nach Aufenthaltstitel

Aufenthaltstitel von Ausländern*innen 2008

Ausländische Personen insgesamt

50,0% Davon EU-Staatsangehörige

4779 Davon Drittstaatsangehörige Unbefristete Aufenthaltserlaubis 9559 Befristete Aufenthaltserlaubnis

50,0% 4780

2942 6617 31,1% 68,9%

(Quelle: Ausländerzentralregister der Ausländerbehörde des Kreisausschusses Odenwaldkreises)

Im Jahr 2008 waren von 9.559 ausländischen Einwohnern*innen im Odenwald 2.942 Personen EU-Staatsangehörige und 6.617 Drittstaatsangehörige. Insgesamt hatten 2008 4.780 ausländische Einwohner*innen eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis und 4.479 ausländische Einwohner*innen eine befristete Aufenthaltserlaubnis. Von den Personen mit befristeter Aufenthaltserlaubnis besaßen 2008 16 Ausländer*innen eine Duldung. Prozentual wiesen somit in 2008 31,1% eine EU-Staatsangehörigkeit und 68,9% Drittstaatsangehörigkeit auf. 2008 hatten 50,0% eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis und 50,0% eine befristete Aufenthaltserlaubnis. Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 14 von 44

Aufenthaltstitel von Ausländer*innen 2015

Befristete Aufenthaltserlaubnis

Unbefristete Aufenthaltserlaubnis

0,16% 0,30% Befr. AE zum Zwecke der 0,58% 0,87% Ausbildung

5,64% 4,99% Befr. AE zum Zwecke der Erwerbstätigkeit 0,69% Befr. AE aus v., h. und p. Gründen

Befr. AE aus familiären Gründen

41,14% Aufenthaltserlaubnis n. bes. Aufenth. Unbefristete 30,87% Niederlassungserlaubnis V.d. Erford. e. Aufenthaltstitels befr. Antrag auf Aufenthaltstitel gestellt

EU-Recht, EU-Aufenthaltstitel 11,55% 1,11% 1,21% 0,45% 0,44% Duldung

Aufenthaltsgestattung

Ohne Aufenthaltstitel, Duldung o. Gestattung

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

Zum 31.12.2015 verfügten im Odenwaldkreis 4.984 Ausländer*innen über eine Duldung oder Gestattung ohne Aufenthaltstitel, 3.740 über eine unbefristete Niederlassungserlaubnis, 1.399 über einen EU-Aufenthaltstitel, 683 über eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis, 605 über eine befristete Aufenthaltserlaubnis aus familiären Gründen, 147 waren von dem Erfordernis eines Aufenthaltstitels befreit, 135 verfügten über eine Aufenthaltsgestattung, 106 über eine befristete Aufenthaltserlaubnis aus völkerrechtlichen, humanitären und politischen Gründen, 84 über eine Aufenthaltserlaubnis nach besonderen Aufenthaltsrechten, 70 über eine befristete Aufenthaltserlaubnis, 55 über eine Duldung, 53 hatten einen Antrag auf einen Aufenthaltstitel gestellt, 36 verfügten über eine befristete Aufenthaltserlaubnis zum Zwecke der Erwerbstätigkeit und 19 zum Zwecke der Ausbildung.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 15 von 44

3. Die Dimensionen des Integrationsprozesses

3.1. Strukturelle Dimension

3.1.1. Integration im Bildungssektor

3.1.1.1.Kindertageseinrichtungen

Zusammensetzung in Kindertageseinrichtungen 2008

Ohne Migrationshintergrund Mit Migrationshintergrund

51 669

183 1.584

0-3 Jahre 3-6 Jahre

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Zusammensetzung von Kindertageseinrichtungen in 2016

Deutsch Ausländisch

125 778

473 1322

0-3 Jahre 3-6 Jahre

(Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder)

Diese Grafiken beziehen sich auf Kinder in Kindertageseinrichtungen im Alter von 0-6 Jahre. Bei der Altersgruppe der 0-3-jährigen hatten in 2016 ausländische Kinder einen Anteil von Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 16 von 44

20,9 %. Bei der Altersgruppe der 3-6-jährigen einen Anteil von 37%. In 2008 waren die Kinder mit Migrationshintergrund in der Altersgruppe der 0-3-jährigen mit 21,8% vertreten, während in der Altersgruppe der 3-6-jährigen der Anteil 29,7% betrug. Die Kinder, die das sechste Lebensjahr überschritten hatten, waren nicht erfasst.

Vorrangige Verkehrssprache in der Familie bei Migrationshintergrund der 5-6 Jährigen 2008

37% Überwiegend Deutsch Überwiegend nicht Deutsch 63%

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Vorrangige Verkehrssprache in Familien bei Kindern ausländischer Herkunft, die in 2016 eine Kindertageseinrichtung besuchten

23%

Überwiegend Deutsch Überwiegend nicht Deutsch

77%

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Kindertageseinrichtungen sind und waren unter dem Aspekt der frühkindlichen und vorschulischen Bildung von besonderer Bedeutung, da Kinder in diesem Alter sehr schnell und effektiv Dinge erlernen. Somit haben besonders Kinder mit Migrationshintergrund hier die Möglichkeit, sich ohne Probleme in den Gebrauch der deutschen Sprache hineinzufinden.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 17 von 44

Als erste Säule im Bildungssystem legen Kindertageseinrichtungen den Grundstein für die erfolgreiche bildungspolitische Integration. Neben dem Spracherwerb unterstützen sie auch den Erwerb von persönlichen und sozialen Kompetenzen, die für den weiteren Lebensweg von großer Bedeutung sind. Kindertageseinrichtungen können also gezielt die positive Entwicklung von Kindern fördern. Dabei haben sie den Vorteil, dass hier auf spielerische Art und Weise Sprachkenntnisse gefördert werden.

Bezüglich der Verkehrssprache wurde in 2016 bei 77% aller ausländischen Familien mit Kindern in einer Kindertageseinrichtung zu Hause vorrangig nicht Deutsch gesprochen. Es ist anzunehmen, dass die Kinder erst in den Kindertageseinrichtungen mit der deutschen Sprache in Berührung kamen. Sie wuchsen dann zweisprachig auf. Im Vergleich dazu war in 2008 die vorrangige Verkehrssprache in Familien mit Migrationshintergrund, deren 5-6- jährige Kinder sich in Kindertageseinrichtungen befanden, bei 37% der Familien überwiegend Deutsch.

Zusammensetzung in Kindertagesreinrichtungen 2008, 2013 und 2016

Deutsch Ausländisch

903 720 787

1.767 1.700 1.795

2008 2013 2016

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Der Anteil der ausländischen Kinder war gemessen an der Gesamtanzahl der Kinder in Kindertageseinrichtungen im Jahr 2016 relativ hoch. Insgesamt hatten 33% aller Kinder in Kindertageseinrichtungen einen nichtdeutschen Hintergrund.

2013 hatten 31,7% der Kinder in Kindertageseinrichtungen einen ausländischen Hintergrund. Im Vergleich dazu waren es 2008 erst 29%.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 18 von 44

Kinder in öffentlich geförderter Kindertagespflege 2008 nach Deutschkenntnissen

10%

In der Familie wird vorrangig Deutsch gesprochen In der Familie wird vorrangig nicht 90% Deutsch gesprochen

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Kinder in öffentlich geförderter Kindertagespflege 2013 nach Deutschkenntnissen

4%

In der Familie wird vorrangig Deutsch gesprochen 96% In der Familie wird vorrangig nicht Deutsch gesprochen

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Kinder in öffentlich geförderter Kindertagespflege 2016 nach Deutschkenntnissen

2%

In der Familie wird vorrangig Deutsch gesprochen 98% In der Familie wird vorrangig nicht Deutsch gesprochen

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Die Zahl der Kinder, die aus Familien stammten, in denen vorrangig nicht Deutsch gesprochen wurde, hat in der Zeit von 2008 bis 2016 von 10% auf 2% abgenommen. Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 19 von 44

Kinder in öffentlich geförderter Kindertagespflege 2016 nach Herkunft

11%

deutsche Kinder Kinder ausländischer Herkunft 89%

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Insgesamt befanden sich in 2016 179 Kinder in öffentlich geförderter Kindertagespflege, in 2008 waren es erst 160. In 2016 wurde nur in 4 Herkunftsfamilien vorrangig kein Deutsch gesprochen, in 2008 noch in 12. Von den 179 Kindern in 2016 waren 20 ausländischer Herkunft. Für 2008 liegen diese Zahlen nicht vor.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 20 von 44

3.1.1.2.Integration in Schule nach Schulform

Alle Schüler*innen nach Schulformen der 8. Klassen 2008/2009

Deutsche Ausländer*innen

Förderschule 52 18

Hauptschule 125 72

Realschule 271 48

Gymnasium 298 30

Gesamtschule 207 13

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Alle Schüler*innen nach Schulform 2015/2016

Deutsche Ausländer*innen

Förderschule 382 33

Mittelstufe 360 44

Gymnasium 1.345 57

Gesamtschule 4.296 326

Förderstufe 10 0

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Die oben abgebildeten Schaubilder beziehen sich auf die Verteilung der Schüler*innen in den Schuljahren 2008/2009 und 2015/2016 auf die verschiedenen Schularten. Die Berufsschulen waren dabei nicht berücksichtigt. Daneben stellt das erste Schaubild nur die Verteilung der Schüler*innen der 8. Klassen dieses Jahrganges dar.

Beide Diagramme weisen auf eine Diskrepanz hinsichtlich der Zusammensetzung der Schülerschaft hin. Ganz deutlich wird hier die ungleiche Verteilung von deutschen und ausländischen Schülern*innen an den Schulen im Odenwaldkreis. Besonders signifikant zeigt sich dieser Unterschied an den Gymnasien. Hier waren Schüler*innen ausländischer Herkunft stark unterpräsentiert. Im Schuljahr 2008/2009 waren 9,1 % der Schüler*innen der 8. Klassen in den Gymnasien ausländischer Herkunft. Im Schuljahr 2015/2016 waren es sogar nur 4 % der gesamten Schüler*innen an den Gymnasien.

Bezüglich der Gesamtschulen, die eine Alternative zum dreigliedrigen Schulsystem darstellen. (Hier werden die drei Schulformen miteinander kombiniert.) fällt auf, dass sich der Anteil der Schüler*innen mit nichtdeutscher Herkunft in 2008 bei 5,9 % und in 2015 bei 7 % bewegte. Beim Besuch der Mittelstufenschule hatten in 2015 11 % der Schüler*innen eine ausländische Abstammung. In 2008 gab es diese Schulform noch nicht. Der Anteil der ausländischen Schüler*innen in der betrug damals 36,5 %. Hier war der Anteil der Schüler*innen mit ausländischer Herkunft am größten. An den Förderschulen - das sind Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 21 von 44

solche, die sich darauf spezialisiert haben, Kindern mit eingeschränkten Möglichkeiten ein gesondertes Lernumfeld mit individueller Unterstützung und Betreuung zu bieten – hier sind ausländische Kinder in 2008 mit 25,7 % und in 2015 mit 8 % vertreten.

An den einzelnen Schulformen waren Kinder und Jugendliche mit ausländischer Herkunft sehr unterschiedlich vertreten. Je höher der Bildungsgrad war, desto geringer wurde der Anteil der Schüler*innen mit nichtdeutscher Herkunft an den jeweiligen Schulen. Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 22 von 44

3.1.1.3.Integration nach Schulabschluss

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Mit den entsprechenden Schulbesuchen von Kindern mit nichtdeutscher Herkunft gingen auch oft niedrige Schulabschlüsse einher. Am Ende des Schuljahres 2014/2015 waren 4 % der Abiturienten ausländischer Herkunft, 43 % der Realschulabsolventen, 30 % der Förderschulabsolventen im Förderschwerpunkt Lernen und 18 % der Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 23 von 44

Hauptschulabsolventen. Von allen Schülern*innen, die ihren Bildungsgang vorzeitig abbrachen, waren 18% der Schüler*innen ausländisch.

Erklärungsversuche zum Ausmaß und Zustandekommen der Ungleichheiten kann der Monitor nicht liefern. Das ist auch nicht Ziel und Anspruch des vorliegenden Dokuments. Angemerkt sei jedoch, dass es viele verschiedene Einflussfaktoren auf die Bildungschancen gibt. 2Bedingt durch kulturelle Defizite, mangelnde Deutschkenntnisse sowie ethnische Diskriminierung sind Migrantenkinder und –jugendliche einer Reihe von Schwierigkeiten ausgesetzt, die sie aus eigener Kraft nicht überwinden können. Insgesamt spielt für den Schulerfolg der Migrationshintergrund eine mitentscheidende Rolle, ist aber nicht die einzige Ursache, die sich auf schulische Erfolge bzw. Misserfolge auswirken kann.

Die soziale Herkunft der Eltern, d.h. das Bildungsniveau der Eltern ist ebenfalls eine Einflussvariable, die sich auf die Schullaufbahnen von Kindern und Jugendlichen auswirken.3Es ist daher eher von einen Zusammenspiel von Migrationshintergrund und sozialer Herkunft der Eltern auszugehen.

Ableitend aus diesen Zahlen lässt sich sagen, dass Schüler*innen mit nichtdeutschem Hintergrund über ein geringeres Bildungsniveau verfügten als ihre deutschen Mitschüler*innen. Sie hatten insgesamt niedrigere Schulabschlüsse. Was hier deutlich zu Tage kam, war ein Bildungsgefälle zwischen deutschen Schülern*innen und Schülern*innen mit nichtdeutschem Hintergrund. Kinder mit nichtdeutschem Hintergrund hatten aufgrund ihrer geringeren Qualifizierung schlechtere Aufstiegschancen und waren somit schlechter in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Schlechte Schulabschlüsse erschwerten die Ausbildung und entsprechend setzte sich der negative Trend in der Arbeitswelt fort. Viele konnten am Arbeitsmarkt nicht ausreichend partizipieren, weil sie die Voraussetzungen nicht erfüllten.

Einem überdurchschnittlichen Teil von Menschen mit nicht deutscher Herkunft gelang die Integration ins Bildungswesen nicht in ausreichender Form und daraus folgend scheiterte auch die Integration in anderen wichtigen Bereichen des Lebens.

Längerfristiges Ziel muss es sein, die Bildungsabschlüsse zwischen Personen mit und ohne Migrationshintergrund anzugleichen und damit die Teilhabemöglichkeiten der ausländischen Bevölkerung zu erweitern.

2 Siehe: http://www.bmbf.de/pub/bildungsreform_band_vierzehn.pdf, abgerufen am 15.07.2014 3 Bundesjugendkuratorium-Migration unter der Lupe: Der ambivalente Umgang mit einem gesellschaftlichen Thema in der Kinder- und Jugendhilfe, Seite 131 Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 24 von 44

Alle Schulabgänger hessenweit

Alle Schulabgänger nach Schulabschluss 2008/2009 hessenweit

Abitur

Realschulabschluss

Hauptschulabschluss

Ohne Schulabschluss

0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% 100,0%

Ohne Schulabschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss Abitur Deutsche 5,5% 18,2% 43,9% 30,9% Ausländer*innen 14,5% 36,5% 37,5% 10,4%

(Quelle: Integration nach Maß – Der Hessische Integrationsmonitor 2013, Seite 64)

Alle Schulabgänger nach Schulabschluss 2014/2015 hessenweit

Abitur

Realschule

Hauptschule

Förderschule

Ohne

0 5000 10000 15000 20000 25000

Ohne Förderschule Hauptschule Realschule Abitur Deutsche 782 1.106 7.017 19.292 20.504 Ausländer*innen 307 347 1.919 3.291 1.189

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Vergleicht man beispielhaft die Daten des Odenwaldkreises mit den Daten von Gesamthessen, so ergeben sich Unterschiede. In 2008/2009 hatten hessenweit 10,4 % der ausländischen Schüler*innen das Abitur gemacht, während 14,5 % die Schule ohne Schulabschluss verlassen hatten. Von den deutschen Schülern*innen hatten im gleichen Zeitraum 30,9 % das Abitur gemacht, während nur 5,5% die Schule ohne Abschluss verlassen hatten.

Während in 2014/2015 hessenweit 5 % der ausländischen Schüler*innen das Abitur gemacht haben, waren es im Odenwaldkreis nur 4 %. Daneben haben im Odenwaldkreis 26 % der Schüler*innen die Schule ohne Abschluss verlassen, während es hessenweit 28 % waren. Die Förderschule haben in Hessen 24 % abgeschlossen, dagegen waren es im Odenwaldkreis 30 %.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 25 von 44

3.1.2. Integration im Arbeitsmarkt

3.1.2.1.Ausbildungsbeteiligungsquote

Ausbildungsbeteiligungsquote (Duales System) bei Jugendlichen

1000 900 800 700

600 500 400 Absolute Zahl 300 200 100 0 2008/2009 2013/2014 2014/2015 Gesamtzahl 946 814 669 davon Ausländer*innen 98 120 108

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Die Ausbildungsbeteiligungsquote bei den ausländischen Jugendlichen lag im Schuljahr 2008/2009 bei 10,4% und stieg von 14,7 % im Schuljahr 2013/2014 auf 16,1 % im Schuljahr 2014/2015 an. Damit ist ein Anstieg von insgesamt 5,7 % in 6 Jahren zu verzeichnen, was als positiv anzusehen ist.

Bei der Interpretation der Daten muss aber bedacht werden, dass nicht alle Schüler nach der Schule eine Ausbildung absolvierten. Schüler, die ein Studium begannen, ein Freiwilliges Jahr, Praktika usw. absolvierten, waren in dieser Statistik nicht erfasst. Die Bezugsgröße bildete von daher lediglich der Anteil aller Auszubildenden, die mit der Größe von 100 % gleichgesetzt wurde.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 26 von 44

3.1.2.2.Arbeitslosenquote

Bestand an Arbeitslosen 2008 1400 1200 1.210 1000 800 Deutsche 600 646 Ausländer*innen 400 286 415 200 49 124 0 15 bis 24 Jahre 25 bis 49 Jahre 50 bis 64 Jahre insgesamt insgesamt insgesamt

(Quelle: Bundesagentur für Arbeit)

Bestand an Arbeitslosen 2013 600

500 493 438 400 347 344 Deutsche 300 263 200 211 220 200 189 Menschen mit Migationshintergrund 125 100

0 15 bis 25 bis 35 bis 45 bis 55 und 24 34 44 54 älter

(Quelle: Bundesagentur für Arbeit)

Bestand an Arbeitslosen 2015 450 422 400 390 350 306 300 288 250 248 268 Deutsche 215 220 200 154 150 136 Menschen mit 100 Migationshintergrund 50 0 15 bis 25 bis 35 bis 45 bis 55 und 24 34 44 54 älter

(Quelle: Bundesagentur für Arbeit)

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 27 von 44

Insgesamt waren im Odenwald in 2008 2.733, in 2013 2.830 Personen und in 2015 2.647 Personen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote bei ausländischen Personen lag in 2008 bei 21,6 %. Der Anteil der Arbeitslosen mit Migrationshintergrund erreichte in 2013 26 % und in 2015 29 %. Entgegen des Rückgangs der Gesamtzahl der Arbeitslosen im Odenwaldkreis nahm damit der Anteil der Arbeitslosen mit Migrationshintergrund von 2008 auf 2013 um 3,4 % und von 2013 bis 2015 um 3 % zu. Hier zeigt sich, dass Menschen mit Migrationshintergrund überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen waren.

So waren beispielsweise in der Sparte der 35- bis 44-jährigen 2013 607 Personen arbeitslos gemeldet, während es 2015 556 waren. In 2008 wurden die Altersgruppen noch nicht so differenziert erfasst. Hier waren in der Altersgruppe der 25- bis 49-jährigen 415 Ausländer*innen betroffen. Die Gesamtzahl von 607 arbeitslosen Personen der 35- bis 44- jährigen in 2013 bzw. 556 arbeitslosen Personen in 2015 setzte sich aus 344 Arbeitslosen deutscher Herkunft und 263 Arbeitslosen mit Migrationshintergrund bzw. 288 Arbeitslosen deutscher Herkunft und 268 Arbeitslosen mit Migrationshintergrund zusammen. Das entspricht einem jeweiligen Anteil von 57 % und 43 % im Jahr 2013 bzw. 52 % und 48 % im Jahr 2015. Somit liegt ein deutliches Ungleichverhältnis vor.

Eine Gegenüberstellung der aktuelleren Jahre 2013 und 2015 lässt erkennen, dass der gesamte Anteil der Deutschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen waren, um 14,38 % zurückgegangen war, wohingegen die Bevölkerungsteile mit Migrationshintergrund, die von Arbeitslosigkeit betroffen waren, um 7,84 % gestiegen war. Die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit Migrationshintergrund in der Altersklasse der 15- bis 24-jährigen war von 2013 auf 2015 um 8,8 % gestiegen. Auch hier wurde eine negative Entwicklung der Arbeitsmarktsituation für Menschen mit Migrationshintergrund deutlich.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 28 von 44

Arbeitslose nach Migrationshintergrund 2012, 2013 und 2015

2000 1800 1600

1400 1200 1000 800

Absolute Anzahl Absolute 600 400 200 0 Ohne Mit Migrationshintergrund Migrationshintergrund 2012 907 968 2013 1.822 1.008 2015 1.560 1.087

(Quelle: Bundesagentur für Arbeit)

Der Odenwaldkreis waren im Dezember 2012 2.776, im Dezember 2013 2.830 und im Dezember 2015 2.647 Menschen arbeitslos gemeldet. Davon wurden im Dezember 2012 1.875 Personen, im Dezember 2013 2.088 Personen und 2015 1.939 Personen zu ihrem Migrationshintergrund befragt. Die Angaben der Befragten beruhten auf freiwilliger Basis. Es war festzustellen, dass die Anzahl der arbeitslosen Menschen mit Migrationshintergrund von 968 in 2012 auf 1.087 in 2015 stieg.

Bestand an Arbeitslosen insgesamt nach Migrationshintergrund im Dezember 2015

3.000

2.500

2.647 2.000 1.939 1.500 1.560 1.000

Anzal (absolut)Anzal 1.087 500

0 Arbeitslose insgesamt Darunter: Befragte mit Ohne Mit Angaben zum Migrationshintergrund Migrationshintergrund Migrationshintergrund

(Quelle: Bundesagentur für Arbeit) Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 29 von 44

Bestand an Arbeitslosen insgesamt nach Migrationserfahrung im Dezember 2015 Insgesamt Davon Ausländer Davon Deutsche (Spät-) Aussiedler

800 774 700

600 557 500 400

Anzahl (absolut)Anzahl 300 303 200 217 187 147 100 115 0 Mit Ohne Migrationserfahrung Migrationserfahrung

(Quelle: Bundesagentur für Arbeit)

Von den 2.647 Arbeitslosen im Dezember 2015 wurden 1.939 im Rahmen einer freiwilligen Befragung von der Bundesagentur für Arbeit zu ihrem Migrationshintergrund um Auskunft gebeten. Davon hatten 1.087 angegeben, über einen Migrationshintergrund zu verfügen. Von diesen hatten wiederum 303 angegeben, keine Migrationserfahrung zu haben, 774 hatten angegeben über Migrationserfahrung zu verfügen.

Für den Odenwald ließ sich somit ein sehr hoher Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund an der Gesamtzahl der Arbeitslosen konstatieren. Sie waren überproportional im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung von Arbeitslosigkeit betroffen und schienen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt mit besonderen Hürden kämpfen zu müssen. 4Grund für die Arbeitslosigkeit von Migranten*innen war nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit häufig eine unzureichende Schul- und Berufsausbildung. Diese Einschätzung ließ sich auf die Situation im Odenwald übertragen, da viele Menschen mit Migrationshintergrund hier vor Ort über eine unzureichende Schul- und Berufsausbildung verfügten.

4 Siehe: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/bundesagentur-jeder-dritte-arbeitslose-hat-auslaendische- wurzeln/8267782.html, abgerufen am 18.07.2014 Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 30 von 44

Bestand an Arbeitslosen mit Migrationshintergrund im Dezember 2015 nach Rechtskreisen

900 800 700

600 500 400

Absolute Zahl Absolute 300 200 100 0 SGB II SGB III Ohne Migrationshintergrund 450 402 Mit Migrationshintergrund 844 243

(Quelle: Bundesagentur für Arbeit)

Differenziert nach den beiden Rechtskreisen zur Gewährung von Arbeitslosengeld zeigte sich, dass der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund (65%), die Arbeitslosengeld II nach SGB II bezogen haben, den Anteil der Menschen ohne Migrationshintergrund (35%) deutlich überstieg. Bei der Gewährung von Arbeitslosengeld I war das Verhältnis entsprechend dem Bevölkerungsanteil eher ausgeglichen. Hier verfügten 38% der Bezieher von Arbeitslosengeld I über einen Migrationshintergrund, während 62% das nicht taten.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 31 von 44

3.1.2.3.Migrantenökonomien

Unter dem Begriff der Migrantenökonomie wird die:5„selbstständige Erwerbstätigkeit von Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland und abhängige Beschäftigung von Migranten*innen in von Personen mit Migrationshintergrund geführten Betrieben, die in einem spezifischen Migrantenmilieu verwurzelt sind“ verstanden.

Gewerbeanmeldungen Einzelunternehmer*innen in Hessen 2015 nach Staatsangehörigkeit 1,8% 0,9% 4,6% 2,8% 0,9%

5,1% deutsch polnisch rumänisch 10,5% türkisch bulgarisch italienisch griechisch 73,4% ungarisch

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

In 2015 wurden in Hessen insgesamt 11.681 Gewerbeanmeldungen als Einzelunternehmer*innen durch ausländische Mitbürger*innen vorgenommen. Davon waren 4.611 polnischer, 2.230 rumänischer, 2.015 türkischer und 1.222 bulgarischer Herkunft.

Gewerbeanmeldungen Einzelunternehmer*innen in Hessen 2015 35.000 30.000

25.000 20.000 15.000 10.000 Absolute Anzahl Absolute 5.000 0 deutsch ausländisch Anmeldungen 32.274 11.681

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

5 Siehe: http://middleeastmessenger.christina-schlegl.de/wp-content/uploads/ethnischeokonomie.pdf, abgerufen am 24.07.2014 Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 32 von 44

Gewerbeneugründungen Odenwaldkreis 2015

30%

ausländisch deutsch

70%

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Im Odenwaldkreis wurden in 2015 30% der Gewerbeneugründungen durch ausländische Mitbürger*innen vorgenommen.

Selbständige nach Migrationshintergrund 2013

1.904 7.526 20,2% 79,8% Ohne Migrationshintergrund Mit Migrationshintergrund

(Quelle: imap- Erfolgreich mit Vielfalt durch Qualifizierung und Netzwerkarbeit, Seite 3)

Im Odenwaldkreis hatten in 2013 20,2 % der Selbstständigen einen Migrationshintergrund. Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 33 von 44

Verteilung nach Städten

600

500

400

300

200

100

0

(Quelle: imap- Erfolgreich mit Vielfalt durch Qualifizierung und Netzwerkarbeit, Seite 4)

Die absolute Anzahl der von Migranten*innen geführten Unternehmen war 2013 in Erbach, Michelstadt und Bad König am höchsten. In Erbach gab es 505 von Migranten*innen geführte Unternehmen, in Michelstadt waren es 424 und in Bad König waren es 384 Unternehmen. Die geringste Anzahl an Migranten*innenunternehmen war in zu verzeichnen.

Tätigkeitsfelder

519 Sonstige Dienstleistungen 2340 19 Verarbeitendes Gewerbe 86 23 Pflege 119

182 Gastronomie 307

Handwerk 563 964 329 Handel 2659

0 500 1000 1500 2000 2500 3000

Personen mit Migrationshintergrund Personen ohne Migrationshintergrund

(Quelle: imap - Erfolgreich mit Vielfalt durch Qualifizierung und Netzwerkarbeit, Seite 6)

Migranten*innenunternehmen waren in den Sonstigen Dienstleistungen und im Handwerk am stärksten vertreten. Unter Sonstige Dienstleistungen waren Dienstleistungen im EDV- Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 34 von 44

Bereich, Aufstellung von Geldspiel- und Unterhaltungsautomaten, Gebäudereinigung oder Hausmeisterservice zusammengefasst. 6Eine im Jahr 2013 vom imap GmbH-Institut für Interkulturelle Management- und Politikberatung- durchgeführte Studie ergab folgende Ergebnisse:

Viele der befragten Unternehmer*innen waren im Odenwald tief verwurzelt. Es handelte sich bei den Migranten*innenunternehmen um eine sehr heterogene Gruppe aus unterschiedlichen Herkunftsländern (Türkei, Rumänien, Polen, Bulgarien, Ex-Sowjetunion, Spanien). Bezüglich der Entwicklungen wurde generell ein positiver Trend verzeichnet. Es gab zunehmend mehr Migranten*innenunternehmen und gleichzeitig stieg auch die Qualität der Unternehmen an. Die Beweggründe für die Selbstständigkeit der Unternehmen waren unterschiedlich. Sie reichten von Risikobereitschaft bis hin zu mangelnden Perspektiven am regulären Arbeitsmarkt. Migranten*innenunternehmen verfügten über viele Potenziale: Sie brachten eine Ausweitung der Anzahl von Arbeitsplätzen mit sich und bereicherten den Ausbildungsmarkt. Mit der Gründung eigener Unternehmen waren auch viele betriebsinterne und -externe Hindernisse verbunden. Den Migranten*innen fehlte es an betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und am Qualifikationsniveau. Weiterhin unterschätzten sie den damit einhergehenden Arbeitsaufwand. Betriebsexterne Herausforderungen waren aus Sicht der Migranten*innenunternehmen die Scheu vor Kontakt mit deutschen Institutionen und zum Teil zu großes Vertrauen in „eigene“ Netzwerke.

6 Erfolgreich mit Vielfalt durch Qualifizierung und Netzwerkarbeit- Ergebnisse der Strukturanalyse und Befragung, imap GmbH- Institut für Interkulturelle Management- und Politikberatung (Hrsg.), 2013

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 35 von 44

3.2. Soziale Dimension

3.2.1. Aufenthaltsdauer und Bleibeabsicht

Aufenthaltsdauer in 2015 100%

90%

80%

70%

60%

50%

Prozentanteile 40%

30%

20%

10%

0% durchschnittliche Anzahl durchschnittliches Alter Aufenthaltsdauer in Jahren weiblich 5.854 40 19,1 männlich 6.262 38,9 18,2

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

Im Jahr 2015 lebte die weibliche ausländische Bevölkerung durchschnittlich 19,1 Jahre in Deutschland, während die männliche ausländische Bevölkerung durchschnittlich 18,2 Jahre ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland hatte. Das ergibt eine durchschnittliche Bleibedauer der gesamten ausländischen Bevölkerung von 18,6 Jahren. Somit kann davon ausgegangen werden, dass die meisten der hier lebenden Ausländer*innen über eine hohe Bleibeabsicht verfügen.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 36 von 44

3.2.2. Wahlen zum Ausländerbeirat

Wahlbeteiligung bei der Ausländerbeiratswahl in Breuberg 2015

Wähler 85 6,3%

1.272 Nichtwähler 93,7%

(Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt)

Die letzten Ausländerbeiratswahlen im Odenwaldkreis haben in 2015 stattgefunden. Ein Ausländerbeirat als ein kommunales Pflichtgremium ist in Gemeinden einzurichten, in denen mehr als 1.000 ausländische Einwohner*innen gemeldet sind. Er vertritt die Interessen der ausländischen Bewohner*innen in der jeweiligen Kommune und ermöglicht ausländischen Bewohnern*innen ein Mitspracherecht. Die Wahl eines Ausländerbeirats auf Kreisebene ist freigestellt.

Der Ausländerbeirat versucht die Perspektiven von Ausländern*innen transparent zu machen. Jene Ausländer*innen, die nicht im Besitz einer deutschen Staatsbürgerschaft sind, können sich auf diesem Wege kommunal einbringen und mitbestimmen.

Im Odenwaldkreis gibt es bislang keinen Kreisausländerbeirat. Ein Ausländerbeirat ist im Odenwald bei der letzten Wahl nur in Breuberg zustande gekommen. Es waren insgesamt 1.375 Personen wahlberechtigt, von denen jedoch nur 85 Personen diese Berechtigung in Anspruch genommen haben. Das entspricht einem Anteil von 6,3% aller Wahlberechtigten. Woher diese geringe Wahlbenachteiligung rührt, ist nicht ganz nachzuvollziehen. Vielleicht wird die Arbeit der Beiräte in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen. Unter Umständen müssten die Beiräte auch in die Lage versetzt werden, nicht nur zu beraten, sondern sich in den kommunalen Gremien wirkungsvoll und sichtbar einzubringen.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 37 von 44

3.2.3. Interethnische Ehen

Interethnische Ehen

450 insgesamt 418 davon interethnisch 400 398 380 350 300 250 200 150 Anzahl (absolut) Anzahl 100 50 48 40 24 0 2008 2012 2014

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

Unter einer interethnischen Ehe ist eine Ehe zwischen Menschen verschiedener Herkunft zu verstehen. Die Beziehungen von Zuwanderern*innen und der einheimischen Bevölkerung sind ein wichtiges Anzeichen für die soziale Integration. Insgesamt waren 2008 40 (10,5%) von 380 Ehen im Odenwaldkreis interethnisch, 2012 waren es 24 (5,7%) von 418 und 2014 waren es 48 (12,7%) von 398. Somit war von 2008 bis 2014 ein Anstieg von insgesamt 2,2% der binationalen Ehen zu verzeichnen. Ein genereller Trend zeichnet sich jedoch seit 2008 bis heute dadurch noch nicht ab. Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 38 von 44

3.3. Kulturelle Dimension

3.3.1. Schuleingangsuntersuchungen

Schuleingangsuntersuchungen

700

600

500

400

300

Anzahl (absolut)Anzahl 200

100

0 Einschulungskind ist deutsch Einschulungskind hat einen Migrationshintergrund 2009 612 248 2013 526 260 2015 506 305

(Quelle: Gesundheitsamt Odenwaldkreis)

Die Schuleingangsuntersuchung ist eine umfassende Untersuchung, die von der Prüfung der Koordination/Grobmotorik bis hin zur Prüfung der Wahrnehmungssinne reicht. Hauptaugenmerk liegt dabei also auf dem gesundheitlichen Zustand der Einschulungskinder. Von 860 Einschulungskindern im Jahr 2009 hatten 248 (28,8 %) einen Migrationshintergrund, im Jahr 2013 waren es 260 (33,1 %) von 786 Kindern und im Jahr 2015 305 (37,6 %) von 811 Kindern. Somit stieg der Anteil der Einschulungskinder mit Migrationshintergrund seit 2009 um 8,8 %. Die Schuleingangsuntersuchungen finden im Zeitraum von Oktober bis Januar vor Jahresschulbeginn statt.

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 39 von 44

Schuleingangsuntersuchungen bei Kindern mit Migrationshintergrund

250

200

150

100 Absolute Anzahl 50

0 Das Kind spricht kein fehlerfreies Das Kind spricht fehlerfreies Deutsch Deutsch 2009 109 139 2013 158 107 2015 91 214

(Quelle: Gesundheitsamt Odenwaldkreis)

Neben der allgemeinen gesundheitlichen Konstitution der Einschulungskinder beinhaltet die Untersuchung auch die Prüfung der Deutschkenntnisse von Kindern mit Migrationshintergrund. Dabei waren zwischen 2009 und 2015 eindeutige Fortschritte zu verzeichnen. So war der Anteil der Kinder, die fehlerfreies Deutsch sprechen, von 2009 bis 2015 um 14,1% gestiegen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Förderung im Bereich der Kindertageseinrichtungen schon erste Erfolge zeigt. Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 40 von 44

3.3.2. Inanspruchnahme von Integrationskursen

Integrationskurse

2008 250 250 2013

200 2015

169 171 150

120 100 115 114 87

Anzahl (absolut)Anzahl 86 71 50

0 Neue Zulassungen Neue Kursabsolventen und Kursteilnehmer Verpflichtigungen

(Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge)

Die Integrationskurse sind thematisch beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angesiedelt. Das dargestellte Diagramm bezieht sich auf den Zeitraum vom 01.01. bis 31.12. der Jahre 2008, 2013 und 2015. In 2008 waren 115 Personen, in 2013 waren 169 und in 2015 waren 250 zu Integrationskursen im Odenwaldkreis zugelassen. Davon haben in 2008 114 Personen, in 2013 120 Personen und in 2015 171 Personen den Integrationskurs tatsächlich begonnen. Von dieser Gruppe wiederum haben 86 in 2008, 87 in 2013 und 71 Personen in 2015 den Kurs bis zum Ende durchgeführt. Die Angabe an dieser Stelle sagt nichts darüber aus, ob die Teilnehmer*innen den Kurs auch bestanden haben. Eine Berechtigung für den Integrationskurs erhalten die Personen vom Jobcenter, von der Ausländerbehörde oder aber vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge selbst. Wird die Berechtigung für den Kurs vom Jobcenter ausgestellt, so handelt es sich um eine verpflichtende Maßnahme, wohingegen es sich seitens der Ausländerbehörde um eine empfohlene Maßnahme handelt. Die Integrationskurse sind für ein halbes Jahr angelegt und umfassen 700 Stunden, je nach Ausrichtung des Kurses kann die Gesamtdauer auch 1.000 Stunden betragen. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn es sich um einen Jugendintegrationskurs, einen Alphabetisierungskurs oder um einen Integrationskurs für Frauen handelt. Jeder Integrationskurs besteht aus einem Sprachkurs und einem Orientierungskurs. Die Themen des Sprachkurses reichen von „Arbeit und Beruf“ bis hin zu „Wohnen“. In dem Orientierungskurs werden die Teilnehmer*innen mit Themen wie „Deutsche Rechtsordnung“, „Geschichte“ und „Kultur“ vertraut gemacht. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt in den Integrationskursen auf der gesellschaftlichen Orientierung.

Nach erfolgreichem Bestehen der Abschlussprüfung erhalten die Teilnehmer*innen das „Zertifikat Deutsch“. Mit dieser Bescheinigung können sie die Niederlassungserlaubnis beantragen und haben eine wichtige Voraussetzung für die Erlangung der deutschen Staatsangehörigkeit erfüllt. Spätaussiedler*innen und Personen, die den Kurs wiederholt besucht haben, sind nicht mit aufgeführt. Die Zahl der berechtigten Spätaussiedler*innen lässt sich für die einzelnen Bundesländer nicht verlässlich ermitteln, da das Bundesamt die Anschrift des/der Spätaussiedlers*in frühestens mit der Anmeldung zum Integrationskurs erhält. Dann besitzt die Person aber bereits den Status des/der Teilnehmers*in. Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 41 von 44

3.4. Identifikatorische Dimension

3.4.1. Einbürgerungen

Einbürgerungen im Odenwaldkreis

2015 49

2012 150

2008 110

0 50 100 150 Anzahl (absolut)

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

Wer dauerhaft in Deutschland lebt, aber noch nicht deutscher Staatsangehöriger ist, kann sich einbürgern lassen. Einen Anspruch auf Einbürgerung hat in der Regel, wer

o seit acht Jahren rechtmäßig seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hat o sich zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland bekennt o ein unbefristetes Aufenthaltsrecht oder einen anderen privilegierten Aufenthaltstitel hat o mit der Rechts- und Gesellschaftsordnung und den Lebensverhältnissen in Deutschland vertraut ist o seinen Lebensunterhalt für sich und seine unterhaltsberechtigten Familienangehörigen ohne Inanspruchnahme von Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II bestreiten kann o seine bisherige Staatsangehörigkeit aufgibt oder verliert o über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt o nicht wegen einer Straftat verurteilt ist

Durch eine Einbürgerung wird man gleichberechtigte*r Staatbürger*in unserem Land und erwirbt folgende Rechte:

o das uneingeschränkte Recht zu wählen und gewählt zu werden (aktives und passives Wahlrecht auf Kommunal-, Landes-, Bundes- und EU-Ebene) o die freie Wahl des Aufenthalts und Wohnsitzes innerhalb Deutschlands und in allen anderen Ländern der Europäischen Union o die uneingeschränkte Berufsfreiheit Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 42 von 44

o visafreie Reisemöglichkeit in viele Länder und dort den Schutz der deutschen Auslandsvertretung7

Die Einbürgerung ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Integration, da durch sie erst zahlreiche Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe geöffnet werden. Für viele Menschen ist die Entscheidung dazu nicht nur eine Formalität, sondern die bewusste Entscheidung, von nun an als Deutsche oder Deutscher hier zu leben. Es zeigt, dass Zugewanderte und ihre Nachkommen den Lebensmittelpunkt für sich und ihre Familien in Zukunft in Deutschland sehen. Wer sich einbürgern lässt, muss über ein festes Einkommen verfügen und die deutsche Sprache erlernt haben. Daraus lässt sich ableiten, dass die Einbürgerung eher das Ergebnis von Integration als deren Voraussetzung ist.

Im Odenwaldkreis haben sich im Jahr 2008 insgesamt 110 Ausländer und Ausländerinnen einbürgern lassen, in 2012 waren es 150 und in 2015 waren es dagegen nur 49. Die meisten Personen hatten bis zu dem Zeitpunkt der Einbürgerung neun bis fünfzehn Jahre in Deutschland gelebt. Unter gewissen Umständen war es auch möglich, mit unter acht Jahren Aufenthaltsdauer in Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben - beispielsweise wenn die Person einen deutschen Ehepartner oder eine deutsche Ehepartnerin besaß oder einen Integrationskurs erfolgreich absolviert hatte und mindestens über einen Realschulabschluss verfügte.

Trotz der vorhandenen Möglichkeiten entscheidet sich nur ein geringer Anteil der hier lebenden Ausländer*innen für eine Einbürgerung. Das könnte daran liegen, dass neben der starken Verwurzelung in ihren Heimatländern die Einbürgerung für viele Ausländer*innen mit einem zu aufwendigen Verfahren verbunden ist. Eine endgültige Einschätzung zu den Motiven für oder gegen die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft kann der vorliegende Monitor nicht treffen.

Unter dem Motto „Hessen und ich DAS PASST“ wird seit dem Oktober 2016 mit Hilfe einer Einbürgerungskampagne der Hessischen Landesregierung für eine verstärkte Einbürgerung bei der ausländischen Bevölkerung Hessens geworben. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen diese Kampagne auf die Anzahl der Einbürgerungen haben wird. http://integrationskompass.de/hmdj/home/~cmp/Einbuergerung

4. Zusammenfassung

Der Integrationsmonitor 2.0 des Odenwaldkreises entstand im Rahmen des durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration geförderten WIR-Projektes. Er ist der zweite Integrationsmonitor des Odenwaldkreises und gibt Einblicke sowohl über den aktuellen Stand als auch die Entwicklung der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im Odenwaldkreis in der Zeit von 2008 bis 2015. Wie schon der erste Integrationsmonitor soll er damit die Grundlage für die derzeitige und zukünftige Integrationspolitik des Odenwaldkreises bilden.

Mit Hilfe des Integrationsmonitors kann der Stand der Integration von Migranten*innen transparent gemacht und integrationspolitische Handlungsempfehlungen zugunsten der nichtdeutschen Bevölkerung für einen erfolgreichen Integrationsprozess formuliert werden. Im Monitor werden verschiedene Bereiche, ausgehend von der Bevölkerungszusammensetzung, über Informationen zum Bildungsstand, bis hin zu Hinweisen zur Einbürgerung anhand von vorhandenen Zahlen statistisch dargestellt. Dazu wurden verschiedene Datenquellen wie beispielsweise Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes sowie des Statistischen Bundesamtes herangezogen. Je nach vorhandenem

7 Siehe: http://integrationskompass.de/hmdj/home/~cmp/Einbuergerung, abgerufen am 09.03.2017

Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 43 von 44

Datenmaterial konnte die Bevölkerung in einem Teil der Statistiken nach Migrationshintergrund dargestellt werden. Ansonsten erfolgte die Darstellung im Rahmen der Unterscheidung von deutscher und nichtdeutscher Bevölkerung.

Der Monitor belegt, dass der Anteil der ausländischen Bevölkerung im Odenwaldkreis seit 2008 ständig zunimmt und mittlerweile 12,5 % beträgt. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund übersteigt diesen Prozentsatz nochmals und lag laut Zensus 2011 bei 21,4%.

Die ausländische Bevölkerung ist in ihrer Altersstruktur deutlich jünger als die einheimische Bevölkerung und gleicht damit einen Überhang der alten deutschen Bevölkerung zum Teil aus.

Eines der zentralen Ergebnisse des Integrationsmonitors ist, dass die Situation im Bildungssektor und auf dem Arbeitsmarkt von großen Unverhältnismäßigkeiten zu Ungunsten der nichtdeutschen Bevölkerung geprägt ist. Sie erreichen schlechtere Schulabschlüsse und sie sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als die einheimische Bevölkerung. Diese Befunde lassen sich nicht ausschließlich durch Defizite oder durch mangelnde Qualifikationen seitens der ausländischen Bevölkerung erklären. Vielmehr sind es Benachteiligungen, die auch durch die Struktur des Schul- und Arbeitsmarktsystems erzeugt werden.

Bezüglich Kindertageseinrichtungen lässt sich feststellen, dass in 2016 33% aller Kinder in Kindertageseinrichtungen einen Migrationshintergrund hatten und die Tendenz steigend war. Angesichts dieser Tatsache handelt es sich um Zahlen, die mit manchen Städten vergleichbar sind.

Viele Migranten*innen tragen durch die sogenannten Migrantenökonomien zum wirtschaftlichen Wachstum im Odenwaldkreis bei. So wurden im Odenwaldkreis in 2015 30% der Gewerbeneugründungen durch ausländische Mitbürger*innen vorgenommen.

Bezüglich der Einbürgerung scheint es, dass trotz eines beträchtlichen Einbürgerungspotenzials nur ein geringer Teil der hier lebenden Ausländer*innen sich für die Einbürgerung entscheidet. Es lässt sich daher von einem eher geringen Interesse an dem Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit sprechen.

Insgesamt belegt der Integrationsmonitor, dass Migranten*innen - trotz teilweise langen Aufenthalts in Deutschland - insgesamt in vielen Bereichen weiterhin benachteiligt sind. Bemühungen von Seiten der Migranten*innen alleine reichen nicht aus, um eine ausreichende Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen sicherzustellen.

5. Schlussbemerkung

8„Eine hoch entwickelte Gesellschaft, deren Bevölkerung schrumpft und altert, ist auf die Potenziale und Ressourcen aller Menschen angewiesen. Sie muss Zuwanderern daher mehr Teilhabechancen einräumen und sich interkulturell öffnen.“

Integration ist ein vielschichtiger Prozess, der von vielen Rahmenbedingungen abhängig ist. Unter anderem setzt sie ein Verständnis für die wechselseitige Beziehung zwischen Mehrheitsgesellschaft und den zugewanderten Menschen voraus. Auch unter Migranten*innen herrscht eine Vielfalt von Lebensformen und Lebensauffassungen. Migranten*innen sind keine homogene Gruppe. Sie verfügen über unterschiedliche Möglichkeiten, an der Gesellschaft teilzuhaben bzw. Zugang zu ihr zu finden.

8 Siehe: https://www.schader-stiftung.de/service/publikationen/publikation/integrationspotenziale-in-kleinen-staedten-und- landkreisen/, abgerufen am 09.03.2017 Integrationsmonitor des Odenwaldkreises 2.0 Seite 44 von 44

Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die strukturell und querschnittsorientiert verankert werden muss. Dabei betrifft sie alle Bereiche des sozialen Lebens und der Politik. Integration durch Bildung ist dabei von zentraler Bedeutung, ebenso wie der Zugang zum Arbeitsmarkt. Schulische und vorschulische Bereiche beinhalten das größte Potenzial, da fast alle Kinder und Jugendliche diese Bereiche durchlaufen. Wie der vorliegende Bildungsmonitor zeigt, ist es aber immer noch so, dass Kinder mit Migrationshintergrund bildungsbenachteiligt sind. Auch auf dem Ausbildungs- und Ausbildungsmarkt herrschen weiterhin deutliche Nachteile für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Und das nicht nur wegen mangelnder Bildung, sondern auch aufgrund von Diskriminierung.

Die im Monitor ausgewerteten Daten stehen nicht isoliert nebeneinander, sondern sind aufeinander bezogen. So besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand und den Zugangsvoraussetzungen zum Erwerbssystem. Die hier skizzierte Gesamtsituation, die auf einer faktengestützten Grundlage basiert, weist unter dem Aspekt Migration/Integration nach wie vor auf Defizite hin. Dies sollte weiterhin durch entsprechende Maßnahmen geändert werden.