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Informationen an den Umweltausschuß der Gemeindevertretung Ostseebad Heringsdorf Anlage 1 - Trinkwasserversorgung Anlage 2 - Schmutzwasserbehandlung Anlage 3 - Regenwasserbehandlung

Neu Sallenthin Oktober 2007

Anlage 2 Schmutzwasserbehandlung in der Gemeinde Ostseebad Heringsdorf

1. Vorbemerkungen

Grundlage für diese Information an den Umweltausschuß ist der - Erlaß des Ministeriums für Bau, Landesentwicklung und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern vom 22. Dezember 1994 „Ausarbeitung der Abwasserbeseitigungskonzepte der abwasserbeseitigungspflichtigen Körperschaften“ und das - Arbeitsblatt ATV – A 200 der Abwassertechnischen Vereinigung e.V. vom Mai 1997 „Grundsätze für die Abwasserentsorgung in ländlich strukturierten Gebieten, Abwasserbeseitigungskonzeption“

Der Erlaß des Ministeriums ist zwischenzeitlich ausgelaufen. Nach diesem Erlaß war der Zweckverband „Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Insel “ verpflichtet das Abwasserbeseitigungskonzept bis zum 31. März 1996 auszuarbeiten und dem Staatlichen Amt für Umwelt und Natur, Nebenstelle Ueckermünde zur Prüfung vorzulegen. Diese Staatliche Vorgabe wurde vom Zweckverband negiert, warum konnte bisher nicht ermittelt werden.

Die ATV – 200 ist unbefristet für den Zweckverband gültig und wird ebenfalls negiert, warum ist auch hier nicht bekannt. Beide Bestimmungen sind die entscheidenden Planungsinstrumente für die Planung der Schmutzwasserdruckrohrleitung vom Hauptpumpwerk Heringsdorf/ zur Kläranlage Swinemünde.

2. Zeitlicher Ablauf der Abwasserbehandlung für die Gemeinde Seebad Heringsdorf

Die Abwasserbehandlung ist keine staatliche Aufgabe, sondern unterliegt der kommunalen Selbstverwaltung. Gemäß § 2 (2) der Kommunalverfassung MV in Verbindung mit den §§ 40 und 43 des Wassergesetzes MV ist die Schmutzwasserbehandlung als eine pflichtige Selbstverwaltungsaufgabe der Gemeinde zugeordnet. Diese Zuständigkeit hat unsere Gemeinde dem ZVWA Insel Usedom übertragen. Diese Zuständigkeit schließt die Entwicklung und Planung für die kommunale Daseinsfürsorge ein. 2

- 1994 Bundesgesetzblatt 1994 Teil II Seiten 771 u.f. Am 25. März 1994 wurde das Abkommen über die Zusammenarbeit bei der Errichtung einer modernen Kläranlage des neuesten Stands der Technik für die Stadt Swinemünde zwischen Polen und der BRD vereinbart. Ziel war dabei eine deutliche Entlastung des hoch verschmutzten Mündungsbereichs der Swine und damit die Verminderung grenzüberschreitender Umweltbelastungen (insbesondere auch für die Sicherung des Tourismusgewerbes). Das Projekt ist für insgesamt 185 000 Einwohnerwerte (EW) ausgelegt. Die polnische Seite verpflichtete sich, vom ZVWA Insel Usedom eine Abwasser- Schmutzfracht von bis zu 35.000 EW bei einer täglichen maximalen Abwassermenge von höchstens 7.000 m³ abzunehmen und zu behandeln. Die hierzu 2006 ergänzend erfolgten Vereinbarungen zwischen Swinemünde und dem ZVWA Insel Usedom wurden noch nicht öffentlich gemacht. Warum, konnte bisher nicht ermittelt werden.

- 1996 Abwasserbeseitigungskonzeption Insel Usedom, Stand März 1996 Die Abwasserbeseitigungskonzeption wurde dem StAUN Ueckermünde noch nicht bestätigt. Alle abwassertechnischen baulichen Maßnahmen wurden in unserer Gemeinde ohne diese staatlich geprüfte Abwasserbeseitigungskonzeption realisiert. Warum die Abwasserbeseitigungskonzeption nicht geprüft und fortgeschrieben wurde, konnte bisher nicht ermittelt werden.

- 1996 Kläranlage Swinemünde Die Kläranlage Swinemünde und die Druckrohrleitung Deutschland – Polen wurde in Betrieb genommen. Die Investitionen für die Druckrohrleitung betrugen ca. 7,- Mio €

- 2003 Abwasserbeseitigungskonzeption Mit Schreiben vom 11.11.2003 teilt der Landkreis OVP, Die Landrätin mit, daß in ihrem Amt kein vom StAUN Ueckermünde geprüftes Abwasserbeseitigungskonzept vorliegt.

- 2004 Abwasserbeseitigungskonzeption Mit Schreiben vom 19.05.2004 teilt der ZVWA Insel Usedom unserem Bürgermeister mit, daß die Abwasserbeseitigungskonzeption – wie im Februar versprochen – erarbeitet wird. Ein neuer Fertigstellungstermin wurde nicht genannt. Warum sich der ZVWA vor dieser Aufgabe weiterhin drückt und herum mogelt, konnte nicht ermittelt werden

- 2005 Information der Bürgerbeauftragten des Landes MV Mit Schreiben vom 25.Januar 2005 teilt die Bürgerbeauftragte u.a. mit, daß der ZVWA Insel Usedom 1996 und 1999 eine Abwasserbeseitigungskonzeption beim StAUN Ueckermünde eingereicht hat, diese jedoch widersprüchlich sei und Fehlinterpretationen enthält., sie wurde nicht bestätigt. In der Einwohnerversammlung des Dorfes Neu Sallenthin am 24. Februar 2004, in Anwesenheit von Vertretern des StAUN und der unteren Wasserbehörde OVP, 3 hatte der ZVWA Insel Usedom den Dorfbewohnern wieder versprochen die Erarbeitung nun endlich bis zum 1. Mai 2004 vorzulegen. Warum das bis heute nicht geschehen ist, konnte nicht ermittelt werden.

- 2006 Kapazitätsüberlastung der Druckrohrleitung Deutschland – Polen Mit Schreiben vom 03.03.2006 teilt der ZVWA Insel Usedom dem Bürgermeister der Gemeinde Heringsdorf mit, daß während des Saisonbetriebes (Urlaubstourismus) die Kapazität der Druckrohrleitung überschritten ist. Dies betrifft die Ortschaften Bansin, Heringsdorf, , , Ulrichshorst, , und Kaminke. Aus diesem Grunde müssen u.a. alle weiteren Hotelbauten seitens des ZVWA abgelehnt werden. Ob eine Erhöhung der maximal 7.000 m³ Abwasserreinigung staatsrechtlich und technisch möglich ist will der ZVWA prüfen. Die Ergebnisse dieser Prüfung sind nicht bekannt.

-2007 Erweiterung der Überleitungskapazität der Druckrohrleitung Polen – Deutschland Z.Zt. erfolgt die Planung der Erweiterung der Überleitungskapazitäten des Schmutzwassers durch den ZVWA wiederum ohne die Vorlage einer geprüften Abwasserbeseitigungskonzeption Nachdem nun ca. 7,- Mio € „in den Sand gesetzt“ wurden (die Leitung sollte den Bedarf von 1996 bis 2026 decken), soll jetzt für weiter ca. 12,- Mio € Bauleistungen entgegen den eigenen Regeln des ZVWA und dem Wasserwirtschaftlichen ATV – Regelwerk realisiert werden. Eine Prüfung der Verantwortlichkeit dieser falschen Planung und das Fehlen einer Abwasserbeseitigungskonzeption wurde bisher von dem Verantwortlichen des ZVWA erfolgreich verhindert.

Fazit: Es erscheint jetzt dringend geboten, daß sich unser Bürgermeister, unsere Gemeindevertretung Heringsdorf und unser Ausschuß für Umweltschutz gegenüber dem ZVWA Insel Usedom, Verbandsvorsitzender Herr Uwe Hartmann, durchsetzt und endlich die „Abwasserbeseitigungskonzeption“ erarbeiten läßt, dem StAUN Ueckermünde zur Prüfung vorlegt und als verbindliche Arbeitsgrundlage an die Planungsbüros übergibt. Es sollte dringend vermieden werden: - Das gegen das Bundesgesetzblatt von 1994 verstoßen wird und mehr als täglich 7.000,- m³ Schmutzwasser zur Kläranlage Swinemünde transportiert werden. - Das weiterhin täglich mehr als 7.000,- m³ Grundwasser aus unserem Gebiet entnommen, zu Schmutzwasser gemacht und gereinigt in die Ostsee gepumpt werden. Es sollte dringend , im Rahmen der Ausarbeitung der „Abwasserbeseitigungskonzeption“ geprüft werden, wie dieses gereinigte Abwasser dem Wirtschaftskreislauf „Wasser“ wieder zugeführt werden kann. - Das weiterhin ohne Vorlage einer Abwasserbeseitigungskonzeption die restlichen Dörfer im Osten der Insel an die Kläranlage in Swinemünde angeschlossen werden, wie es bereits vom ZVWA beschlossen wurde. Nach der internationalen Vereinbarung Polen / BRD ist das nicht möglich, da jetzt bereit die zulässige Menge mit 7.000,- m³ Abwasser erreicht ist. 4

Anmerkung: Wesentlicher Bestandteil einer Abwasserbeseitigungskonzeption ist die Ermittlung der kostengünstigsten Art der Abwasserbehandlung für die Bewohner unserer Gemeinde für mindesten bis ins Jahr 2040.

Es handelt sich um einem prinzipiellen Irrtum, wenn einige Gemeindevertreter und Mitglieder der Verbandsversammlung des ZVWA Insel Usedom meinen, bei der Abwasserbeseitigungskonzeption handelt es sich um den Versuch für die Bauwirtschaft eine maximale Auftragssituation zu schaffen.

3. Gebühren für die Abwasserbeseitigung

Grundlage für die Erhebung von Gebühren für die Abwasserbeseitigung ist die Satzung des ZVWA Insel Usedom vom 02. Mai 2007. Die Abwassergebühren betragen danach: - Einrichtung I, zentrale Abwasserbehandlung : 3,18 €/m³ zusätzlich Grundgebühr zwischen 5,- und 100,- € - Einrichtung II, zentrale Abwasserbehandlung : 2,93 €/m³ Grundgebühr wie vor

Das bedeutet für unser Rechenbeispiel aus der Anlage 1: Beispiel 2 Personen, jährlich mit 58,4 m³ Abwasser 58,4 m³ x 2.93 €/m³ = 171,11 € Grundgebühr 12 x 5,- € = 60,00 € gesamt 231,11 € entspricht 3,96 €/m³

Beispiel Hotel, 300 Betten, 40 % Auslastung, mit 10.950,- m³ Abwasser 10.950 m³ x 2,93 €/m³ = 32.083,50 € Grundgebühr 12 x 10,- € = 120,00 € gesamt 32.203,50 € entspricht 2,93 €/m³

Fazit: Je mehr der Kleine Mann spart, je teurer ist seine Abwasserbehandlung bei der zentralen Abwasserbehandlung. Eine öffentliche Erklärung seitens des ZVWA gibt es dafür nicht! Warum? Lt. Grundgesetz der BRD, Artikel 3 (1) sind alle Menschen vor dem Gesetz gleich. Ist die Gebührensatzung des ZVWA kein „Gesetz“? Wenn nicht, muß der ZVWA erklären, warum es diese frappierenden Unterschiede für die Bürger gibt.

Rüdiger Franzke

Verteiler: - Mitglieder des Umweltausschußes - Dorfbewohner u.a.