Die Kieler Nachrichten präsentieren das ZEBRA JOURNAL

DER GROSSE SAISONRÜCKBLICK 2018|19

thw-.de

EDITORIAL/INHALT Ende einer Ära: Zwei TAMO SCHWARZ SPORTREDAKTEUR Titel für Alfred! Ich war bescheiden, hatte zu Saisonbe- rung ist einem Sportlichen Leiter Viktor statement und immer wieder auch viel ginn an dieser Stelle einen verhalten Szilagyi gewichen, der ab dem Sommer Humor.Der 59-Jährige hat sich mit den optimistischen Blick in die Zukunft ge- gemeinsam mit Sabine Holdorf-Schust Titeln Nummer 19 und 20 an der Förde wagt. Ich hatte das Drehbuch für die eine Geschäftsführung mit so lange selbst belohnt, wurde von einer Mann- Abschiedssaison von Alfred Gislason vermisster,tief verwurzelter schwarz- schaft in den Adelsstand erhoben, die mit einem Happy End versehen und weißer Identifikation bilden wird. Ein für ihren Trainer bereit war,weit über ihm den Titel „Ein Titel für Alfred!“ ge- in einem Geflecht aus Verletzungen ihre Grenzen hinauszugehen. geben. Ich lag falsch. Es wurden zwei. mäandernder Kader ist einer neuen Kein Wunder also, dass Alfred Gisla- Liebe Dauergrantler und Skeptiker, Power gewichen –versinnbildlicht son auf 52 Seiten der größte Raum ge- hätten Sie das gedacht? Dass der THW durch Domagoj Duvnjaks Wiederge- bührt. Natürlich lassen wir trotzdem al- Kiel nach der existenziellen Krise der burt in alter Weltklasse. Und Alfred le Erfolge Revue passieren, verabschie- Vorjahre den Neuanfang meistert –und Gislason? Der musste nicht weichen. den Marko Vujin, und dabei der alte Besen doch am besten Der Verein hat an dem Isländer fest- Co. und liefern allen Statistik-Freun- kehrt? Dass der Klub zum ersten Mal gehalten, den Automatismen der Bran- den Futter.Zwei Titel für Alfred! Gisla- seit 15 Jahren die Champions League che widerstanden –und damit das erste son selbst kommt in einem beeindru- verpasst –und am Ende in einer ein- Kapitel eines märchenhaften Abschie- ckenden Abschieds-Interview zu Wort, drucksvollen Katharsis gesundet, am des geschrieben. Gislason hat sein ganz zahlreiche Bilder umspannen seine Triple schnuppert? Ein komplizierter persönliches Märchen genossen, auf Karriere als Trainer (und Spieler), Weg- Beziehungsstatus zwischen Zebras und der großen Bühne der Finalturniere im gefährten verneigen sich mit ihren Fans ist einer neuen Liebe in Schwarz- DHB-Pokal und EHF-Cup noch einmal liebsten Anekdoten und viel Gefühl vor Weiß gewichen. Das Gefühl einer dro- seine ganz große Klasse unter Beweis einer lebenden Legende. Das Ende ei- henden Stagnation in der Vereinsfüh- gestellt –mit taktischer Finesse, Under- ner Ära.

6-12 Der Wegdurch die Liga: Zwei 14-19 Rückblick: Die SG VfLBHW Ha- 20-24 Gislasons letztes Interviewals Stolpersteine warfen die Zebras im Meis- meln warAlfred Gislasons erste Stationals THW-Trainer: Über den Abschied vom terrennen früh zurück, dann starteten sie Bundesliga-Trainer,der THW Kiel seine THW,Nachfolger Filip Jicha und den eine Siegesserie. letzte. Weggefährten erinnern sich. Moment, in dem das Arbeitsamt anrief. GO MA A/I DP LAHN/ AK CH SAS AR/ PA JA SON ER/

ESL 34-39 Abschied: Andreas Wolff (Foto), 40-43 Erfolgsstory 1: Trainerfuchs 44-48 Erfolgsstory 2: Auch interna- PA MarkoVujin, Sebastian Firnhaberund Gislason hattedie richtige Taktik fürs Final tional meldete sich der THW zurück. Kiel

UWE verließen die Zebra- Four im DHB-Pokal –und die zweijährige feiertedie EHF Cup Finals in der Sparkas- S: herde und schlugen neue Wege ein. Titelflauteder Zebras ein Ende. sen-Arena –und am Ende den Titel. TO FO

JUNI2019|ZEBRA JOURNAL | 3 BLICK ZURÜCK:EINE DENKWÜRDIGE SAISON

Eine Saison voller emotionaler Purzelbäume: (links)recktstrahlend den DHB-Pokalindie Luft, die Mannschaft feiert den ersten Titeleiner Saison, in der sie nur haarscharfamTriple vorbeischrammt. FOTO:DPA/AXEL HEIMKEN Was wäre gewesen, wenn...

Eine Saison zum Verlieben: fer nicht haarsträubend addiert hätten? Final Four im EHF-Cup inklusive Titel- Pokalsieg,Final Four goes ...wenn Niklas Landin nicht beim Ballho- gewinn und ein Meisterrennen, das bis len im Kabinentunnel umgeknickt wäre zum letzten Spieltag spannend war und Förde,EHF-Cup-Triumph, und hätte ausgewechselt werden müs- für den besten Vizemeister aller Zeiten Rückkehr in die Champions sen? ...wenn nicht ausgerechnet Mr.Zu- mit der Rückkehr in die Champions Lea- verlässig am Ende Nerven gue endete. „Der THW verdient es, im- League,Feiern, bis der Arzt gezeigt hätte? ...wenn das Zeitstrafen- mer in der Champions League zu spie- kommt. Und wasbleibt? Jede Pendel der (Magdeburger!) Schiedsrich- len“, sagte Kapitän , MengeAppetit auf mehr. ter nicht zu Ungunsten des Rekordmeis- während sich bei seinen Mitspielern so- ters ausgeschlagen hätte? fort nach dem letzten Abpfiff schon wie- Ein Tormehr,ein Remis, und THW und der Appetit auf mehr regte. Duvnjaks VONTAMO SCHWARZ SG wären –rückblickend –punktgleich Spielmacher-Kollege geblieben. Ein Tormehr,und der THW brachte den auf den Punkt: „Mal gucken, Das muss man sich mal auf der Zunge hätte sich am Ende womöglich aufgrund wie so eine Feier wird, wenn wir was zergehen lassen. Der THW Kiel hat in der der besseren Tordifferenz die Meister- Richtiges holen.“ abgelaufenen Saison genau drei Spiele krone aufsetzen und bei einer tollen Tri- Was„Richtiges“ sind Pokal und EHF- verloren. Drei. Von50. Zweimal gegen ple-Feier völlig mit den Fans ausrasten Cup allemal, machen sich in der THW- den SC Mageburg, einmal gegen die SG dürfen. Waswäre, wenn ...? Gram ist an Geschäftsstelle gut in der Vitrine. Weni- Flensburg-Handewitt. Im DHB-Pokal dieser Stelle nicht angebracht: Schließ- ger greifbar,aber dafür vielleicht umso und EHF-Cup strahlten die Zebras aller- lich hat der Bundesliga-Dino alle Ziele wichtiger,ist eine „Kultur“, die Viktor dings mit einer weißen Weste. Bei ge- erreicht, sogar übererfüllt, einen emotio- Szilagyi, Sportlicher Leiter und dem- nauerer Betrachtungsweise hat eigent- nalen Purzelbaum nach dem anderen nächst Geschäftsführer bei den Zebras, lich nur ein Torzum Triple gefehlt. geschlagen. Pokalsieg, ein fantastisches gespürt hat. „Die Stadt war wieder „Das Spiel hätten wir gewinnen kön- schwarz-weiß, die Mannschaft hat die nen“, sagte THW-Trainer Alfred Gisla- Fans mitgenommen. Die Finals in Kiel son und trauerte noch am Saisonende der „ waren besonders toll. Aber wir sind noch allerersten Niederlage beim Nordrivalen Die Stadtwar nicht stabil genug, alles beginnt wieder am 8. September hinterher.Was wäre ge- wieder schwarz-weiß, bei null.“ Wasbleibt? Appetit auf mehr, wesen, ...wenn die Kieler im 98. Landes- „der Traum von Köln“, vom Champions- derby nach einer 11:8-Führung dank ei- die Mannschaft hat die League-Final-Four,von einer erneuten nes überragenden Umschaltspiels mehr Fans mitgenommen. Feier auf dem Rathausplatz. Szilagyi: Stabilität an den Taggelegt hätten? ViktorSzilagyi, „Jeder würde hier gern in einem Jahr auf ...wenn sich Fehlwürfe und Pfostentref- Sportlicher Leiter THW Kiel dem Balkon stehen.“

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DER WEG DURCH DIE LIGA Spannung bis zuletzt Zurück an die Spitze, zurück in die Champions League – so lautete das Ziel für die Bundesliga-Saison der Zebras nachdem fünften Platz in der Vorsaison. Tatsächlich sorgten THW Kiel und SG Flensburg- HandewittimMeisterrennen für Spannung bis zum letzten Spieltag.

VONMERLE SCHAACK

SEPTEMBER

Neue Saison, neueAbwehr-Formation. Zum Auftakt beim selbsternannten „Abstiegskandidat #1“,den Eulen Lud- wigshafen (2. September), präsentierte der THW Kiel der Liga zumersten Mal seine neue „spanische“6:0-Deckung. Die unter Co-TrainerFilip Jicha erarbei- tete offensive Varianteoffenbarte aller- dingsnoch einenMangel an Feinab- stimmung –und auchvorne fanden die Zebras, die ohne den erkrankten Ole Rahmel undden an der Schulter verletz- ten Youngster Gisli Kristjánssonange- reist waren,nur schwer in Tritt. Eulen- Torwart StefanHanemann meldete ers- te Ambitionen auf den Titel „Sieben- meter-Killer“ 2018/19 an (siehe Seite 33), und zur Pause führte der THWnur mit 13:11. Nach Wiederanpfiffsorgte das Schweden-Duo Niclas Ekberg (6/1Tore) und (6) für klarereVer- hältnisse.26:19 hieß es am Ende. Es folgte die Heimpremieren-Party gegen den TBVLemgo (4. September), bei der besonders Neu-Zebra Hendrik Ohne Glanz siegten die Kieler um Kapitän Domagoj Duvnjak (rechts)zum Auftaktbei Jerome Pekeler viel Spaß hatte. Zehn Tore MüllersEulen Ludwigshafen. FOTO:UWE PAESLER schenkteder Kreisläufer seinem Ex- Klub ein. Und auch die neueAbwehr,in Hintertreffen. Eine 14-minütigeTorflau- klas Landin im Tor–allerdingsmit der er mit seinemNationalmannschafts- te nach Wiederanpfiff, ein Bänderriss Schutzbrille wegen einer Einblutung im KollegenPatrick Wiencek das Herz- bei Torwart Niklas Landin und einehar- Auge. „Ein Torwart konnte nichts se- stückinder Mitte bildet, entfaltete in der te Zeitstrafe gegen Christian Dissinger hen,der andere nicht laufen“, sollte ersten Halbzeitihre volle Wucht.Nach in der letztenSpielminute brachen dem Wolff später die Kieler Misere zusam- der 14:9-Pausenführung für die Zebras THW das Genick. Letztere verschaffte menfassen. Nicht das einzige Problem. geriet die Deckung wieder aus dem Flensburg wertvolle Zeit, bevor Holger Zu einfach war ihre Deckungauszuspie- Tritt, ließ den TBV auf 19:20 herankom- Glandorf den entscheidenden Treffer len,zuwenig Geschlossenheit strahlte men.Die Rettung für den THW war die für die SG setzte. Dass er auch die Meis- die Mannschaft aus. Nach einer doppel- eingespielte 3:2:1-Formation. „Wir müs- terschaft entscheiden würde, ahnte da- ten Zeitstrafe gegen Pekeler wegen Me- sen noch viel an uns arbeiten“, lautete malsnoch niemand. ckerns kurz nach der Pause war der Zug das Fazit von THW-Trainer AlfredGisla- Nächste Standortbestimmung,nächs- abgefahren. „Die Art und Weise wie wir son nach dem 28:24-Sieg. te Enttäuschung: Die erste Hälfte beim hierverloren haben, tut richtig weh“, Mit der knappen 25:26-Niederlage bei SC Magdeburg (13.September)gestaltete sagte Pekeler.„Jedervon uns war nur der SG Flensburg-Handewitt (8. Septem- der THWnoch nahezu ausgeglichen mit sich selbst beschäftigt.“ ber) sollten die Kielergegen Ende der (16:18), in der zweiten wurden die Ze- Nach zwei Niederlagen in Folge bau- Saison noch lange hadern. Mitte der ers- bras überrannt. Die Kieler kämpften ten sich die Zebras am Tabellenletzten ten Halbzeit führten die Zebrasmit 11:8. nichtnur mit dem Magdeburger Tempo- SG BBM Bietigheim (16.September,34:20 Dannaber geriet der Angriffins Stot- spiel, sondern auchmit eigenen Verlet- tern,der THW zur Pause mit 13:15 ins zungen. AndreasWolff startete für Ni- Fortsetzung Seite8

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Zum 17-Tore-Sieg gegen die MT Melsungen steuerteLukas Nilsson Warvon den Gummersbachern PouyaNorouzi (links)und Alexander (rechts)fünf Treffer bei. FOTOS: SONJAPAAR Becker nicht zu stoppen: THW-Spielmacher Miha Zarabec.

(13:10)-Sieg) wieder auf. Gisli Nach60temporeichen Minutenmit vie- THWmit dem 29:19 doch noch einen Kristjánsson freute sichüber sein Bun- len Höhen und Tiefen fiel die Entschei- Kantersieg. Nur 45 Stunden späterstan- desliga-Debüt. Einer aber verpasste dung erst ganzamEnde. Domagoj den die Kieler schon wieder auf dem sein erstes Pflichtspiel seit2012für den Duvnjak, der THW-Kapitän, der nach Feld –dieses Mal bei den Rhein-Neckar THW: Marko Vujin. Der Linkshänder seiner Knieverletzung auf dem besten Löwen in Mannheim (13.Oktober). Feu- musste sich einem urologischenEingriff WegzualterStärkewar,nahm sich zwei ertaufe für , der durch unterziehen. Deshalb und wegen der Sekunden vor Schluss den entscheiden- eineWeinhold-Verletzung(Muskelfa- später nötig gewordenen Nachbehand- den Wurf und traf zum 25:24 –per Hüft- serriss)imrechten Rückraum auf sich al- lung sollte der Serbe für weite Strecken wurf durch dieBeine seiner Gegenspie- lein gestellt war.Der norwegische der Saison ausfallen und bis zum Ende ler.„Ich weiß gar nicht, was ich da am THW-Neuzugang spielte bei seinem seines Vertrages im Juninur noch sie- Endegemacht habe, bin aber echt über- Ex-Verein befreit auf, war mit sechs To- ben Spiele für die Zebras bestreiten. glücklich“, sagte der Kroate nach dem ren undeiner100-Prozent-Wurfquote Gegen die MT Melsungen (27. Septem- Sieg, durch den sich der THW am Bergi- bester Kieler.Der THW war nach dem ber) ging das Frustballern der Kieler schen HC vorbei auf Platz fünf der Ta- 11:12-Pausenrückstand spielerisch und weiter.Mit 37:20 (19:10)fegten die Ze- belle schob. „Solche Spiele muss man mental stärker,fand für alles eine Lö- bras die Hessen aus der Sparkassen- gewinnen. Aus diesem Spiel müssenwir sung und versetzteden Löwen die erste Arena. Auf das Tempo-Festivalfolgte lernen.“ Dieser Lernprozess sollte ohne Saison-Niederlage. „Daswar wieder ein Zeitlupen-Handball gegen den HC Er- Christian Dissinger stattfinden.Einen großer Schritt in der Entwicklung der langen (30. September). Die Gäste aus Tagspätergab der THW die Vertrags- Mannschaft“, lobte Gislason.Die ersten Franken verschleppten das Spiel so auflösung mit dem Rechtshänder be- „Big Points“ gaben den Zebras Auf- sehr,dass THW-Trainer Gislason nach kannt. Dissinger wechselte zu Vardar wind. Im Pokal setzten sie sich gegen dem zähen 27:21-Sieg seiner Mann- Skopje. Auch bei den verbliebenen Ze- Leipzig durch, dann siegten sie im Liga- schaft, in der Magnus Landin mit 8/4 To- bras war eine Lernkurve in den ersten Heimspiel ungefährdet gegen den VfL ren bester Schütze war,erneut eine Zeit- Minutenihres Heimspiels gegendie Gummersbach (21. Oktober) mit 31:25. begrenzung für Angriffe in Form einer HSG Wetzlar (11. Oktober)nicht zu er- „Shot Clock“ forderte. kennen. „Erst schlecht, dann gut, dann NOVEMBER Katastrophe“, fasste Alfred Gislason die OKTOBER erste Halbzeitmit den Zwischenständen Die folgende Nationalmannschaftspau- von 0:5, 5:5, 5:10 zusammen, die beim se bot Zeit,Blessuren auszukurieren. Beim SC DHfK Leipzig (7. Oktober) war Standvon 12:12 endete. Nachdem Miha für die Zebras wieder Zittern angesagt. Zarabec ordnend eingriff, feierteder Fortsetzung Seite10

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Noch kurz hallte zu Beginn der Saison Zeitz, der sichmit einem Ver- Prozentder Teilnehmer da- die Causa Christian Zeitz nach. Noch gleich im Streit vor Gericht für,das Bild hängenzulas- vor dem ersten Auftrittder Zebras in vom THW verabschiedet hat- sen, 48 Prozent warenwie der Sparkassen-Arenawur- te, hatte dort zuvorineiner der Verein derMeinung, de dort das Banner mit Reihemit Kieler Legenden Zeitz habediese Ehre ver- dem Konterfei des wie Hein Dahlinger,Mag- wirkt. Linkshänders, der 13 nus Wislander oder Stefan Jahre für den THW Kiel Lövgren einen Ehrenplatz ge- Drei Vertragsverlängerungen gespielt hatte, entfernt. habt. Die Fans standen der Ent- verkündete der THWKiel im Laufe Das hatten Aufsichtsrat scheidung zwiegespalten gegen- der Saison: (bis 2023), und Sportliche Leitung über.Ineiner nicht repräsentativen Miha Zarabec (bis 2021) und Ole Rahmel des Klubsentschieden. Umfrage auf KN-online stimmten52 (Foto, bis 2020).

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Überwand Göppingens SchlussmannDaniel Rebmannamhäufigsten: In beiden Spielen gegen die Rhein-Neckar LöwenumJannik Kohlba- THW-Topscorer Niclas Ekberg. FOTO:UWE PAESLER cher warEx-Löwe Harald Reinkind topmotiviert. FOTO:SASCHA KLAHN

Beim Gastspiel bei GWDMinden (4. No- (6 Tore) und Niklas Landin, der in den gart mit 32:19 (17:11) in einer Partie, in vember) kehrtenSteffen Weinhold und letzten acht Minutenkeinen Ball mehr der erst Gäste-Torwart Jogi Bitterund Marko Vujin in den Kader zurück. Dafür passieren ließ. dannTHW-KeeperAndreas Wolff (17 fehlte ,der sich im Gegen die verletzungsbedingt um Paraden,2Tore) auftrumpften. Der 32:21 DHB-Einsatzeine Beckenprellungzu- neunAkteure dezimierten Füchse Berlin (11:14)-Erfolgbei Kellerkind SG BBM Bie- gezogen hatte. In Minden riss dann ein (22. November) zündete der THW-Tur- tigheim (22. Dezember) verströmte aller- Außenband bei . Geduld bo schon etwas früher–dank Lukas dings wenig vorweihnachtliche Besinn- hieß alsodie Tugend, mit der die Kieler Nilsson (8 Tore) und Andreas Wolff (10 lichkeit. „Die Abwehr fand 20 Minuten die Gastgeber knackten. Einmal mehr Paraden). Voll durchziehen mussten die lang nicht statt“, schimpfte Trainer Gis- war es Domagoj Duvnjak (8 Tore), der Zebras nicht, um den 26:22-Sieg zu si- lason. Nachdem 10:10 (22.) brachte die zur richtigen Zeit alles an sich riss und chern. Werkonnte es ihnen verdenken Umstellung auf die 3:2:1-Variante den ab der 40. Minute dafür sorgte, dass aus im November,als mit den beiden Quali- entscheidenden Impuls. Verhaltene Ge- einemZwei-Tore-Vorsprungein kom- Spielen für den EHF-Cup gegen Dram- neralprobe für den großen Showdown fortabler 37:29-Sieg wurde. men und dem Pokal-Viertelfinale gegen vor der WM-Pause gegendie Rhein-Ne- Startschwierigkeiten und ein Last-Mi- Melsungen noch zweiweitere Wettbe- ckar Löwen (27. Dezember). Als es darauf nute-Turbo der Zebraszogen sich wie werbe auf dem Programmstanden? ankam, Platz zwei gegen den direkten ein roter Faden durch den Herbst. Beim Verfolgerzuverteidigen, warendie Kie- Heimspiel gegen Frisch AufGöppingen DEZEMBER ler da, drehteneinen 9:12-Rückstand (11. November) hattendie Kieler Proble- binnen drei Minutenineinen 14:12-Vor- me mit der Gäste-Abwehr.Wieder Vordem Spiel bei der TSVHannover- sprung. Wieschon im Hinspieltraf Ha- Duvnjak –diesmal an der Spitze der Burgdorf (2. Dezember) klettertendie rald Reinkindwie er wollte, insgesamt 3:2:1-Abwehr –und Torwart Andreas Zebras zum ersten Mal seit dem 3. Sep- siebenmal. Auch Niklas Landin war mit Wolff (16 Paraden, 1Tor)gaben schließ- tember 2017 in derTabelle wieder auf 14 Paraden und einem Torauf dem Pos- lich den Ausschlag für den 28:26-Sieg, Platz zwei, weilder SC Magdeburg ten.Kampf, Emotionen (Zeitstrafe ge- bei dem Gegenstoß-Verwerter Niclas überraschend gegen Göppingen verlor. gen Gislason),Drama –zwei Minuten Ekberg mit 7/2 Treffern bester Kieler Mit derSouveränität der letzten Minu- vor Schluss entschied ausgerechnetei- Torschütze war.Beim starken Aufstei- ten und starken Einzelleistungen ne Koproduktion der beiden Ex-Löwen ger BergischerHC(15.November) produ- (Duvnjak,Wolff) sicherte der THWKiel Reinkindund Pekeler überden Kreis die zierte der THW-Angriff 20 Fehlwürfe diesen Tabellenplatz durch den 32:25- Partie, die der THW mit 31:28 gewann. und verdankte seinen 27:23 (11:11)-Sieg Sieg beiden Recken. Am Nikolaustag Leise Meisterträumewurden wach. Ir- den Alleingängen von legten sie nach, besiegten den TVB Stutt- gendwann,sodie Hoffnung der Kieler

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Nach Jahren der Planungbe- dass ein Spieler vor der falschen nun Team-Betreuer Michael Menzel. zog der THWimJanuar sein Trainingshallesteht. Stattdessen neues Zuhause in Alten- haben alle nun kurze Wege, Hier wird sich auch , holz, tauschte die Grund- sitzt doch auch die Geschäfts- der zur Saison 2020/21von Paris SG schul-Turnhalle in Russee stelleimselbenKomplex zum THW wechselt, wohlfühlen. und denTennishallen- in Altenholz. Zum ers- Die Verpflichtungdes Welt- CharmeinWellsee gegen ten Mal in der Vereins- klasse-Handballers,die der sein eigenes Leistungszentrum. geschichte haben die Ze- THWimMärz bekanntgab, Seitdem müssen die Zebrasbei der bras außerdem ihre eigene war für viele Kieler Fans die Trainingsplanung keine Rücksicht Kabine –und müssen ihre Nachricht des Jahres. Sago- mehr auf Kinderturn-Termine neh- Trainingskleidung nicht mehr sen unterschrieb einen Dreijah- men, besteht nicht mehr die Gefahr, selbst waschen. Das übernimmt resvertrag.

10 | ZEBRA JOURNAL|JUNI 2019 mit ihren vier Punkten Rückstandauf den verlustpunktfreien Tabellenführer aus Flensburg, würdeder Nordrivale in der Rückrunde schon stolpern. FEBRUAR Alle Mann an Bord, meldete Alfred Gis- lason zum Bundesliga-Start nach der WM-Pause. Bei keinem der Zebras hatte das TurnierderartigeSpuren hinterlas- sen, als dass es gegen Frisch AufGöppin- gen (7. Februar) passen musste.Und das war gut so, denn der THW brauchte die Breite seines Kaders, um die Schwaben zu bezwingen. Herausragender Akteur der Kielerwar Lukas Nilsson mit neun Toren. Beim 29:25-Endstand war der 20. Pflichtspielsieg der ZebrasinFolge un- ter Dach und Fach. Dann aber endete der Höhenflugabrupt. Wieder erwisch- te der SC Magdeburg (17.Februar) die Kieler eiskalt, dieses Mal in ihremeige- nen Wohnzimmer.Den Zebras fehlte es an richtigen Entscheidungen im Angriff, Esprit, Körpersprache.Das 25:28 war nicht nur eine verdiente Niederla- ge gegen die flinke Truppe von Trainer Bennet Wiegert. Wieder war es die Art und Wei- se, die den Kieler Verantwortlichen die Sorgenfalten aufdie Stirn trieb. Der Last-Minute-Turbo zündete dieses Mal nicht, auch wenn Ekbergmit seinem Treffer zum 25:26eineMinute vor Schluss noch für einen kleinen Hoff- BrachteSchützen wie Milan Kotrcvom Bergischen HC regelmäßig an den Rand der Verzweif- nungsschimmersorgte. „Die Meister- lung: THW-Torwart NiklasLandin. FOTO:SASCHA KLAHN schaftist in weite Ferne gerückt“, kon- statierte ein enttäuschterAlfred Gisla- schwer,weil TVB-Keeper Johannes Bit- os“. Mit einem TorinFront und beiBall- son angesichts des Sechs-Punkte-Rück- ter wie wild parierte. „In meiner Statis- besitz für die Zebras versprang dem standes auf Flensburg bei nur noch tik hat er 18 Bällegehalten –und 15 da- sonststarken Steffen Weinhold der Ball einem direkten Duell. von waren freie“, sagte Alfred Gislason –Ausgleichs-Chance für die Füchse. Direkt nach der Enttäuschungschalte- nach dem30:27 (16:16)-Sieg, denseine Doch legte sich und sei- ten die Kieler wiederinden Angriffsmo- Mannschaft mit einer in der zweiten nen Kollegenmit einem Pass auf Links- dus um. „Jetzt brauchen wir noch mal Halbzeit aggressiveren Abwehr er- außen ein Ei ins Nest, denn Niclas Ek- eine ähnliche Serie und müssen hoffen, zwang. Weniger Mühe hatten die Ze- berg hatte ihn erahnt, fing ihn ab und si- dass Flensburg strauchelt“, so Hendrik bras bei ihrem 37:21(18:10)-Erfolg beim cherte so den 30:29 (15:13)-Endstand. Pekeler.Aufbau-Gegner für die Zebras Schlusslicht Eulen Ludwigshafen (28. Ein Signal an die Liga, vor allem aber an war der VfLGummersbach (21. Februar), März). Mit 17 Paradendrückte Niklas den THW selbst: „Wir sind noch dabei“, der ihnen beim 35:22 (20:8)-Erfolg in der Landin dem Spiel seinen Stempelauf. war der Satz des Tages. Schwalbe-Arena in allen Belangen un- PatrickWiencek war mit sechs Treffern Nach einem Monat ohneHeimspiel terlegen war.Auch bei der revanchelüs- erfolgreichster THW-Schütze. Apropos: kehrten die Zebras gegen den Bergi- ternen MT Melsungen (28. Februar) be- Schützenhilfe gab es auch: Währendder schen HC (28. April) in ihr „Wohnzim- standen die Kieler,brauchten für den abstiegsbedrohte VfL Gummersbach mer“ zurück. Die langen Pausen im 29:25 (16:14)-Sieg aber eine Halbzeit mit seinem neuen Trainer,dem Kieler Spielplan waren ihrer Abwesenheitin Anlaufund eine deutliche Steigerungin Torge Greve, mit den Rhein-NeckarLö- der Champions Leagueund der vorzeiti- der Abwehr sowie einen treffsicheren wen den THW-VerfolgerNummereins gen Qualifikation für das Final Fourum Marko Vujin (5 Tore) von der Siebenme- auf Distanzhielt, stahlder SC Magde- den EHF-Cup geschuldet. Beim Wieder- terlinie und 13 Landin-Paraden. burg der SG Flensburg-Handewitt die sehenmit den Fans präsentierte sichvor ersten beiden Punkte.Ein Handball- allem Nikola Bilyk (10 Tore) in Bestform, MÄRZ Abend ganz nach Kieler Geschmack. gefährlich wurde der BHC den Kielern beim 32:24 (17:11)-Sieg nie. Ohne Warmlauf-Phase gingesauch ge- APRIL gen den SC DHfK Leipzig (14.März) nicht. MAI Ohne die wegen eines Ausflugs ins Zwei spannende Duelle lieferten sich Nachtleben suspendierten Franz Sem- die Kieler im April mit den Füchsen Ber- Anders der HC Erlangen (4. Mai), der mit per und Lukas Binder fehlten den Sach- lin.Zuerst im Halbfinale auf dem Weg Nico Büdel einen Spielmacher in seinen sen zweiStammkräfte, und sie verleg- zum DHB-Pokal-Sieg beim Final Four in Reihen hatte, der die Kieler 3:2:1-Ab- ten sich darauf, das Spiel zu verlangsa- Hamburg,dannimLiga-Rückspiel (18. wehr erfolgreich aushebelte. Torwart Ni- men. Spielfluss und Struktur für den April)imFuchsbau. Am Donnerstagvor klas Landin räumte seinen Posten frei- 27:22-Sieg brachte nach der Pause Ostern boten die Teams eine bis zum willig für Andreas Wolff. Gemeinsam mit (10:10)erst THW-Regisseur MihaZara- Schluss knappe, hochspannendePartie. der neu formierten 6:0-Deckung war er bec. Bei den „Wild Boys“vom TVB Stutt- Die Schlussphase bezeichnete Domagoj mitverantwortlich für die Erlanger Tor- gart (21. März) hatten die Kieler es Duvnjak (6 Tore) später als „Riesencha- flaute zu Beginn der zweiten Hälfte

JUNI 2019 |ZEBRAJOURNAL | 11 Jubel mit der „weißen Wand“: Mit dem Sieg im 99.Derbygegen Flens- Ausgekontert: Mit 20 Torenschlugen Rune Dahmkeund Co.GWD Min- burgblieben die Zebras im Meisterschaftsrennen. FOTO:SASCHA KLAHN den –der höchste Saisonsieg der Zebras. FOTO:UWE PAESLER

(zwei Tore in15 Minuten). Die Zebras ga- radenumdie zwei Tore besser machte, beim Alten im Titelrennen,die Entschei- loppierten davon und siegten mit 30:21 die am Ende als 20:18 (11:11) auf der An- dung sollte am letzten Spieltagfallen. (14:12). zeigetafelprangten und den Zebras Umgekehrtes Bild bei der HSG Wetzlar Hoffnunggaben, den Rivalendoch noch JUNI (9. Mai): Nach souveränem Start holte abfangen zu können. Dessen Vorsprung die Kieler das Wurfpech wieder ein. war auf zwei Punkte geschmolzen. Die TSVHannover-Burgdorf machte beim Beim 23:23 sechs Minuten vor Schluss Wieder pausierte die Bundesliga, wie- GastspielinKiel (9. Juni),was siefast herrschte Spannung auf Thriller-Ni- der konnten die Zebras in dieser Zeit ei- schon traditionell macht: den Zebras das veau. Der THW aber war sich der Stärke nen Titel feiern –diesesMal den EHF- Leben schwer.Die Recken fordertenden bewusst, die die aktuelle Mannschaft Pokal. „Wir sind noch nicht fertig“, kün- THW mit ihrer offensiven 6:0-Abwehr so amdeutlichstenvon der aus der Vorsai- digteKiels Sportlicher Leiter Viktor Szi- sehr,dass keinKielerZeit hatte, auchnur son unterschied: der kühle Kopf in lagyivor den entscheidendenLiga-Wo- einen Gedanken an das Fernduell mit brenzligen Situationen. Kiel traf noch chen an. Beim Heimspiel gegen GWD Flensburg zu verschwenden.Erst alsRe- viermal, Wetzlar keinmal. „Wir sind Minden (26. Mai) absolvierte AlfredGis- cken-TrainerCarlos OrtegaseineMann- ziemlichcool geblieben, nachdem wir lasonsein 600. Pflichtspiel an der Sei- schaftmit siebenFeldspielern und lee- 100-mal verschossen haben“, sagte ein tenlinie der Zebras. Nicht nur deshalb rem Torspielen ließ,verschafften die Kie- erleichterter Duvnjak nach dem 27:23 wird er diesenNachmittaginErinne- lersich etwas Luft(15:11/28.), verspielten (15:12)-Sieg, zu dem Rune Dahmke und rungbehalten. Denn beim 39:19 (19:9)- das Polsterbis zur Pause(15:13)aber bei- Steffen Weinhold mit je sechs Treffern Sieg holteseine Mannschaft ihren nahewieder. Im zweiten Durchgang die meisten Tore beisteuerten. höchsten Saisonsieg, hielt Andreas siegte die routinierte Einzelleistung, zum Psychologie spielte auch im zweiten Wolff ebenso viele Bälle wie Minden To- Beispiel in Personvon Steffen Weinhold Nordderby,dem 99. insgesamt zwischen re warf, machte der THW Flensburg im (7 Tore). Während der THW den 30:26- THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt Fernduell klar: Die bessere Tordifferenz Siegsicher hatte, zitterten die Flensbur- (12.Mai), eine wichtige Rolle. Abwehr- haben wir. ger noch. Beim Bergischen HC hatten sie schlacht, Torhüter-Show,verpasste Druck erhöht, Auftrag erledigt,weiter einen Sieben-Tore-Vorsprung vier Minu- Chancen, Emotionen –von der ersten zum TBVLemgoLippe,zum letztenAus- ten vor Schluss auf ein Törchen zusammen- bis zur letztenMinute.Nichtder Ausfall wärtsspiel (29. Mai). Ganz entspannt schrumpfen lassen. In Kiel versammelten von SG-Abwehrchef Tobias Karlsson konnte Gislason seine letzte Auswärts- sich Spieler vor TV-Bildschirmen, starrten (Rückenprobleme) nach knapp 20 Mi- fahrtnicht genießen, gestaltete der TBV Fans auf ihre Handys. Doch die SG siegte nuten entschied das Nord-Duell, nicht Lemgo Lippe die zweite Hälfte nach der mit 27:24 und machte den THW so zum Vi- die vergebenenTempogegenstöße von 17:11-Pausenführung der Kieler doch zemeister.Lange haderten die Zebras nicht Wiencekund Pekeler,nichtTHW-Lea- lange Zeit ausgeglichen.Der 34:26-Sieg mit der verpassten Chance. Stattdessen der Duvnjak mit fünf Treffern, nicht die geriet aber nie in Gefahr.Die Tabellen- stürmten sie als Double-Sieger die Bühne ungewöhnlich indisponierte Flensbur- führung der SG Flensburg-Handewitt auf dem Rathausplatz und feierten mit ih- ger Flügelzange.Niklas Landin war der im Duell mit den Füchsen Berlin zum ren Fans DHB-Pokal, EHF-Cup und die Faktor,der den THW dank seiner16Pa- Unmut der Kieler aber auch nicht. Alles Rückkehr in die Champions League. Zebrastreifen +++ Zebrastreifen +++ Zebrastreifen

An der Spitze des THW Kielgab es in gen Viktor Szilagyi (Foto), bis- kelmann traten ab. Der neue dieser Saison viel Bewegung. Im Ja- her Sportlicher Leiter der Ze- Vorsitzende MarcWeinstock nuar gab der Klub die bras, und Geschäftsstellen- (GeschäftsführenderGesell- Trennung von Ge- leiterin Sabine Holdorf-Schust schafter Big Bau) und Sven Fri- schäftsführer Thorsten zu Geschäftsführern auf. cke (Geschäftsführer Kieler Storm bekannt. Er soll Der Aufsichtsrat formierte Nachrichten) wurden hinein- sich aber weiterhin mit sich im Februarneu. DerVor- gewählt. Olaf Berner als Vorsit- seiner Werbeagentur sitzende ReinhardZiegenbein zender des THWKiel e.V.bleibt im um Sponsorenakquise (Foto rechts) sowie Helmut Wünder- Aufsichtsrat. Zwei weitere Mitglieder kümmern. Ab 1. Juli stei- lich, Frank Dahmke und Hartmut Win- sollen noch benannt werden.

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ABSCHIED: ALFRED GISLASON

Vorder „Double“-Feier genossAlfred Gislason ein paar ruhige Minuten auf dem Kieler Rathausbalkon. FOTO:UWE PAESLER Danke,Alfred! Eigentlichbleibt der Kieler son selbst brauchte an seinem letzten letzten Bilder vor maritimer Kiel-Kulisse Rathausbalkonden Zebras Spieltag eine Weile, um diesen Zustand posierte, kam eine Frau auf ihn zu: „Mor- zu erreichen. In sich gekehrt. Welcher gen klappt das bestimmt nicht, aber ich verschlossen, wenn sie nicht Film läuft jetzt wohl gerade ab in seinem wollte einmal Danke sagen für alles, was deutscherMeister geworden Kopf nach 22 Jahren als Bundesliga-Trai- Sie für uns getan haben.“Gislason, der ner? Vielleicht war es die verpasste Meis- Mann, der so grimmig dreinschauen, sind. Für Alfred Gislason terschaft, vielleicht der Abschieds- wild gestikulieren und seine berühmten gelten nach elf Jahren und schmerz, schöne Erinnerungen, viel- „Beleidigungsstunden“ abhalten kann, 20 Titeln mit dem THW Kiel leicht auch die Tatsache, dass er natür- war plötzlich Everybody’sDarling. lich im Mittelpunkt stand an seinem Das war nicht immer so. Schon bei sei- aber nicht die üblichen Regeln. letzten Arbeitstag bei den Zebras. „Das nem ersten Bundesliga-Spiel mit dem ist so gar nicht mein Ding“, sagte er. THW Kiel erntete er kritisch hochgezo- VONMERLE SCHAACK gene Augenbrauen von den Rängen im UND TAMO SCHWARZ Kieler Handball-Tempel. 28:28 am 3...... 2 Der Isländerund der THW September 2008 gegen Aufsteiger Dor- Keine zwei Stunden nach seinem letzten Kiel –eine Rekord-Kombination. magen. Kein guter Einstand in den Au- Spiel als Bundesliga-Trainer saß der Is- gen der erfolgsverwöhnten Anhänger länder auf ebendiesem Rathausbalkon, Und doch war er der Dreh- und Angel- des Turnvereins Hassee-Winterbek nach auf dem er sechs Meisterschaften beju- punkt der vergangenen elf Jahre in der der goldenen Ära Noka Serdarusic. Der belt hatte. Dieses Mal war keine freude- ruhmreichen Vereinsgeschichte des abergläubische Alfred Gislason zog Kon- taumelnde Mannschaft um ihn herum, THW.Ganz Kiel schien ihn an seinen sequenzen, fuhr nie wieder den Wegzur keine Fernsehkameras, keine Freunde letzten Tagen im Amt herzen zu wollen. Arena, der ihm am ersten Arbeitstag dort und Familien auf den Balkon gequetscht. Einen Tagzuvor,nach dem letzten Pech gebracht hatte, zog später ohnehin Gislason saß dort ganz alleine. Abseits, Mannschaftstraining hatten Fans vor der in die Innenstadt. Der kleine Ausrutscher ein Double- und Abschieds-Bier vor sich, Trainingshalle auf ihn gewartet. Manche zu Beginn war schnell vergessen –spä- während auf der Bühne unten auf dem waren gar aus Süddeutschland ange- testens als Gislason und die Zebras am Rathausplatz die Altmeister von 1994 die reist, um sich zu verabschieden. Als Gis- Ende der Saison DHB-Pokal und Meis- 5000 Fans in Feierlaune brachten. Gisla- lason später an der Innenförde für die terschale verteidigt hatten. Der Isländer

14 | ZEBRA JOURNAL|JUNI 2019 Als Spieler auf Halblinks ver- breiteteAlfred Gislason fünf Jahrelang bei TuSEM Essen Angstund Schrecken. 1986 und 1987 wurde der Isländer deutscher Meister. FOTO:IMAGO/WEREK und der THW Kiel –eine Re- kann. Doch eines hatte er in kord-Kombination. Mit sechs seiner Zeit bei den Zebras Titelgewinnen in Hamburg noch nicht gemeistert: den machte er den Rekordmeister großen Umbruch. Der folgte auch zum Rekord-Pokalsie- nach seiner letzten Vertrags- ger.2010holten die Zebras verlängerung 2015,nachdem den Champions-League-Po- der THW seinen 20. Meister- kal zum zweiten Mal nach titel geholt hatte. Und wurde 2007 nach Kiel. 2012 folgte seine schwierigste Zeit in der dritte Streich –plus DHB- Kiel. Pokal und Meisterschaft mit Denn nach dieser Meister- einem unfassbaren 68:0- schaft blieben die Titel aus. Marsch durch die Liga –Re- Zur Verpflichtung von Jung- kord-Triple. stars wie Lukas Nilsson und Nikola Bilyk gesellte sich 68:0-Rekord –besondere Verletzungspech bei den Wegmarkefür Gislason Routiniers. Unvergessen die Pechsträhne, als Christian Dissinger und Steffen Wein- Bei verschiedenen Gelegen- hold verletzt von der Europa- heiten wies Gislason auf die meisterschaft 2016 in Polen Bedeutung dieser Saison, zurückkehrten, Dissinger dieser Mannschaft für ihn sich bei den Olympischen persönlich hin. Erst im März – Spielen in Rio anschließend die durch die Liga stürmende erneut schwer verletzte. Dra- SG Flensburg-Handewitt matisch die Blessuren, unter hatte gerade ihre erste Sai- denen Welthandballer Do- sonniederlage kassiert –sag- magoj Duvnjak litt, sich auf- te er: „Dass der 68:0-Punkte- opferte und nach dem Pokal- Rekord allein bei uns bleibt, sieg 2017 operiert werden ist schon schön. Ich würde lü- musste. Die Folgen sollten gen, wenn ich sagen würde, noch lange nachwirken. Im dass ich da in letzter Zeit nie Herbst 2017 schlitterte der dran gedacht habe.“ THW ungebremst in die Kri- Gislason hat mit dem THW se, rutschte zwischenzeitlich Kiel alle Titel geholt, die man auf Platz zehn in der Tabelle als Vereinstrainer nur holen ab, landete letztendlich auf

Filip Jicha (Mitte) und seine Vor- gänger: Im Som- mer 2008 war Stefan Lövgren (li.) noch THW- Kapitän, Alfred Gislason wurde THW-Trainer. Beide Ämter sollte auch Jicha später bekleiden. FOTO:UWE PAESLER

JUNI2019|ZEBRA JOURNAL | 15 „ Als wir 2011 mit dem THW Kiel an der Vereins-WMinDohateil- nahmen,hattenwir am Tagvor dem Finale gegen Ciudad Real frei. Filip Jichahatte über einentschechischen Kontakteine Jetski-Tour organisiert, inklusive Boot, auf dem wiruns auf- halten konnten. Wir Spieler düstenalso mit den Jetskis übers Wasser,hatten guteLau- ne und richtigviel Spaß.Alfred hingegen saß den ganzen Aufenthalt über auf dem Boot unter Deck, sah durchs Bullauge, wie seine Mannschaft Spaßhatte und Ob Frustoder Freude: An der Seitenlinie ließ Alfred Gis- warselbst die ganze Zeit damit beschäf- lason seinen Emotionen freien Lauf. FOTO:UWE PAESLER tigt, Videoszuschneiden und Spielezu analysieren. Das zeigt ganz gut, wie er als Trainer ist. Er will der Mannschaftsoviele Informationen dem fünften Rang, verpasste die Qualifikation für wie möglichandie Handgeben, ist ein echter Perfektionist. die Champions League –zum ersten Mal seit 15 Er muss sagenkönnen: „Ich habe alles getan.“ Jahren. Gislasons Stuhl wackelte heftig, Kritik prasselte von allen Seiten auf den Cheftrainer spieltezehn Jahrelangbeim THW Kiel ein. Sogar vereinzelte „Alfred raus!“-Rufe wa- ren in der Sparkassen-Arena zu vernehmen. „Die Kritik an mir hat mich nicht komplett „ kalt gelassen“, sagte der 59-Jährige am En- Alfred und mich verbindeteine Vorliebe für guten Wein und guten de der Spielzeit 2017/2018.„Aber hätte ich Fisch –deshalb habenwir den einen oder anderen Tauschhandel gemacht. das Gefühl gehabt, die Sache nicht mehr im Ich versorgte ihn mit australischemShiraz, er michmit Kabeljau. Es gibt Griff zu haben, hätte ich dem Verein eine keinen besseren Kabeljau als den, der frisch direkt vorder Trennung angeboten. Natürlich war es ei- Küste Islands gefangenwird. Voneinem Freund bekommt ne harte Zeit. Aber ich bin zu sehr Isländer, Alfred ihn lebenslang frei Haus geliefert. Er wirdnoch an um aufzugeben.“ In der Vereinsführung Bord filetiert und in großen Blöcken eingefroren. Vordem hielt die Mehrheit an ihm fest, besann sich Verzehr muss man ihn also wiederzerlegen. Als Alfred auf das, was den Klub so viele Jahre lang den Fisch das erste Malpersönlich bei mir vorbeibrachte, ausgemacht hatte: Kontinuität. stand er mit dem etwa sieben Kilogramm schweren Quader in unserem Garten, entdeckte die Sandkiste aus massivem Vonder Mannschaft für Gislason, Robinienholz und zerschmetterte den Block darauf.„So machen vonGislason für die Fans wir Isländerdas“,sagte er.Diese Methode habe ich übernommen. Alfred Gislason war in Kiel längst zu einer Klaus-Hinrich Vater,Präsidentder IHK zu Kiel und Institution gewachsen –über den Handball ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender des THW Kiel hinaus. 2011 stach er zum Auftakt der Kieler Woche im Bayernzelt das Bierfass an, 2014 „ war er Schirmherr des schleswig-holsteini- Alfred ist einMensch zwischen Genie und schen Literatursommers mit dem Schwer- Wahnsinn–und ein Holzkopf.Drei Jahre lang saßen punkt Island. Für den literatur-und musikbe- wir auf jeder Auswärtsfahrtnebeneinander im Bus. geisterten Isländer eine perfekte kulturelle Hatten wir verloren, wardas nichtauszuhalten. Symbiose. Dann sagte er stundenlang nichts, sprang aber plötz- In seinem letzten Jahr an der Kieler Förde ging lich auf und schimpfte laut, zum Beispielwennesihm Gislasons Plan schließlich auf. Auch die frühen zu laut war. DerMannschaft hat er aber nie die Schuld an Niederlagen Bundesliga-Niederlagen in Flensburg und Magde- gegeben,sondern den Fehler bei sich gesucht. Alfred ist eine absolute burg brachten die Zebras nicht aus dem Tritt. Ihr Trai- Autoritätsperson für die Spieler und gleichzeitig wie eine Glucke. Er ner strahlte auf der Zielgeraden eine Lockerheit aus, die schartalle um sich und setzt dannselbst den Deckeldrauf. man nicht anders verstehen konnte als ein „Alles wird Aber, wie gesagt –Genie und Wahnsinn. Als ich ihn einmal gut“. Zum Abschied gab es das Double aus DHB-Pokal auf Island besuchte,mussten wir unbedingt voneinem und EHF-Cup. Vonder Mannschaft für Gislason, von Gis- 15 Meter hohenFelsen in einen Fluss springen. Alles lason für die Fans. Für die Meisterschaft reichte es knapp Männer von55Jahren oder älter–also ich brauch- nicht –ein Punkt fehlte. Ein Schönheitsfehler? Kaum. te das nicht unbedingt, aber für Alfred gehörte Denn so sicherte sich Gislason den letzten noch mögli- das dazu. Er warsonst nicht zufrieden und chen Rekord mit dem THW:Mit nur sechs Minuspunkten sprang natürlich vorweg. wurden die Kieler bester Vizemeister aller Zeiten. Auch vorher schon hatte Alfred Gislason Erfolge gefei- Klaus Elwardt,ehemaliger ert, wurde deutscher Meister als Spieler und Trainer,ge- Geschäftsführer THW Kiel wann mit dem SC Magdeburg die Champions League. Insgesamt bringt es der Ausnahmetrainer auf 31 Titel in Island und Deutschland. Und nach 618 Pflichtspielen und 20 Titeln an der Förde kann Gislason von sich behaupten, mit den Zebras alles erreicht zu haben, was man mit einer Vereinsmannschaft erreichen kann.

16 | ZEBRA JOURNAL |JUNI 2019 „ DASMUSSNOCH MAL GESAGTWERDEN „ Es hat ein Am meisten bisschen gedauert,bis Zeit mit Alfred habe ich auf Alfred und ich beruflich zu- den Auswärtsfahrten verbracht. Vor sammengefunden haben. Er war den Spielen warerimmer sehr es, der mich damals als Spieler angespannt, warimberühmten (2008, d. Red.)aus Kielnach „Tunnel“.Aberwenn wir gewonnen Gummersbach gelotst hat. Noch hatten,haben wir abends oft zusammen bevor ich dortwar,riefermich an gesessen und einen Rotwein getrunken. Dann warer und erzählte mir,dass er nach Kiel entspannt,und wir hatten viel Spaß auch abseits der wechselnwürde. Ein etwasschlechtes Gewis- Handball-Themen. Besonders in Erinnerung geblieben sen hatte er glaube ich schon. Aber so ist der ist mir ein Ereignis in Skopje. Wir spielten dortinder Profi-Sport. Ich hatteeine gute Zeit in Gummers- Champions League gegen Metalurg. Nach der Pause bach. Zehn Jahre später haben sich unsere Wege kamen die Spieler zurück aufsFeld, das Spiel ging weiter – dann doch noch in Kiel gekreuzt. Das hätte er ein- aber Alfred fehlte. Schließlich fanden wir ihn in der Kabine. facher habenkönnen (lacht). In diesemeinen Jahr Er warnoch kurz auf die Toilette gegangen, und unser Be- hatten er,Filip (Jicha, d. Red.)und ich neben all der treuer hatte ihn versehentlicheingeschlossen. Das gab eine harten Arbeit und dem sportlichen Erfolg auch sehr viel Standpauke. Auch wenn wir anderen es nie zugeben würden: Spaßzusammen. Besondersauf Auswärtsfahrten, wenn Wir hattendanach einiges zu schmunzeln... Alfred konnte wir abends mal ein Bier trinken und auch über alltägliche tagelang grummelig sein, wennetwas nicht so lief,wie er es Dinge sprechen konnten. Alfreds Lockerheit hat zur sich vorgestellt hatte. Auch 2011 im Trainingslagerauf LaRéun- guten Stimmung in und um die Mannschaft beigetragen. ion, der Heimat vonDaniel Narcisse, wardas zunächst so. Er wusste aberauch genau, wann er ernst sein musste. Natürlich wollte dortständig jemand etwasvon Daniel oder Es ist unbezahlbar,mit jemandem zusammenzuarbeiten, den anderenSpielern.Das warnicht das, wassich Alfred unter der so viel Erfahrung hat und intuitiv die richtigen Ent- konzentriertem Training vorgestellt hatte. Aber alle zogen im scheidungen trifft. Bestes Beispiel wardas Finalwochen- Training richtig mit, nach drei Tagen hatte Alfred seinenFrie- ende um den DHB-Pokal, als Alfred als einziger Trainer den damit gemacht.Die Reise sollte letztlich ein wichtiger den kompletten Kader eingesetzt hat. Er hat Mut. Und er Baustein sein für das historische 68:0-Triple-Jahr 2012. wusste, wie man ein Final Four spielt.

Sabine Holdorf-Schust, ab 1. Juli Geschäftsführerin THW Kiel Viktor Szilagyi,Sportlicher Leiter THW Kiel

JUNI 2019 |ZEBRAJOURNAL | 17 DASMUSSNOCHMAL GESAGTWERDEN „ „Einfach ein Wir mussten in der ChampionsLeague guter Mensch“ nachSkopje, brauchten dringend einen Punkt. Patrekur Johannesson, isländischer Wegbegleiter Ich glaube, dass es die Saison2001/ Patrekur Johannesson(46), 2002war,als wir ehemaliger isländischer am Endedie Cham- Nationalspieler,spielte von pions League gewon- 1996 bis 2003inder Bundes- nen haben. Ich hatte liga für den TuSEM Essen eineBandscheibenverletzung, konnte weder ste- und von 2004 bis 2005 für hen,noch sitzen. Aber Alfred wollte, dass ich mit- GWD Minden. Zwischen komme. Der Gegner sollte bloß denken, dass ich spiele. 2011 und März 2019 warer „Ich zahl dir auch ein Erste-Klasse-Ticket.“Als ich am Nationaltrainer Österreichs Flieger ankam, gab es gar keine erste Klasse. Ichlegte mich und trainierte paralleldie so halb hintenins Flugzeug, bekam vordem Spiel eine Spritze, isländischenKlubs Haukar stretchtemich nur ein bisschen am Tor. Ein klägliches Bild. In Hafnarfjördur und UMF der 55. Minute lagen wir mit zwei Toren hinten. Alfred rannte Selfoss. Ab Juli über- nervösdie Bank rauf und runter,kam auf mich zu: „Kretzsche! nimmt er das Traineramt Er kennt Alfred schon seit seiner Mann oder Maus?“ Er hielt mir einen Vortrag über Ehre und des dänischen Erstli- Kindheit und sieht ihn als Vorbild: Ruhm. 30 Sekunden später stand ich auf dem Feld –Rückraum gisten Skjern PatrekurJohannesson. FOTO:IMAGO Mitte. Ich holte einen Siebenmeter raus, warf ein Tor, wir spiel- Håndbold. Johannes- ten unentschieden. Alfred kam auf mich zu: „Geht doch!“ Das son hat drei Kinder, Er bekameinfachnicht genug waralles. Er hat immer seine eigene Messlatte auch bei anderen sein SohnJohannes Luft und musste erst einmal angelegt. Ich habe ihn schon geliebt für seine Art. Und manch- ist als „Joi Pé“ einer durchpusten,bis er etwas sagen malauch gehasst. Heute zähle ich ihn zu meinen engen Ver- der berühmtesten konnte. Ein anderes Mal lagen trauten. Seine Meinung ist mir wirklich wichtig. Rapper des Landes. wir gegen eine gute Mann- Johannessons Bru- schaft mit sechs, siebenToren Stefan Kretzschmar spieltezwischen1999 und 2006 der Gudni Johan- hinten. AlfrednahmeineAus- unter Alfred Gislason beim SC Magdeburg nesson ist amtie- zeit und sagte: „Jetzt müssen render Präsident wir lachen und dem Gegner zei- Islands. gen,dass wir gutdrauf sind.“Er „ „Ich kenne Al- wollte eine positive Körperspra- Nach dem ganzenZerwürfnis mit Noka fred,seit ich ein che sehen. Am Ende haben wir brauchten wir einen neuen Trainer.Ganzehrlich: kleinerJunge war. mit einem Torgewonnen. Al- Ich hatte nur Alfred auf dem Zettel, hatte kei- Mein Vater war Co- fred ist ein Kämpfer,ein cleve- nen Plan B. Wir kanntenuns nur als Gegner aus Trainer,als er bei rer Kopf, loyal und einfach ein aktiven Zeiten. Mit Stefan Hecker –damals Ma- Knattspyrnufelag guter Mensch. Außerdem hat er nager beim VfL Gummersbach, wo Alfred Trainer Reyjkavik spielte. einen guten Humor. Deshalb war–hatte ich das schon irgendwie hingekriegt. Also rief Ich bin zu jedem bin ich so gerne mit ihm be- ich Alfred an, erwischte ihn im Auto,erfuhr rechts ran, Training mitgegan- freundet. Er war manchmalhart hörte sich an, wasich zu sagen hatte. „Nein,geht nicht!“, gen. Alfred war mein zu uns Spielern.Aber er hat im- lautete seine Antwort. „Alfred, wirmüssen uns treffen!“ Vorbild.Späterhabe mer nur die Wahrheit gesagt. Er lud mich zu sich nachWendgräben ein. Ich dachte:Das ich verfolgt, wie er in Als Trainerist das wichtig. Man kann der doch nicht ernst meinen!?Ich kann doch nicht Essen und Spanien muss auch schwierige Gesprä- mit KielerKennzeichen und womöglich noch mit THW- spielte. Als er nach Is- che führen. Alfred kann das. Er Aufkleber in Magdeburg vorfahren. Das steht doch am land zurückkehrte, wech- hat Ahnungvon Handball, sagt nächsten Tagalles inder Zeitung. Als ich vonder Auto- selte ich nach Akureyri.Ich Sachen wie sie sind und hat die- bahnabfuhr,irgendwann in einen Feldwegeinbog und wollte unbedingt unter ihm se Persönlichkeit. Dassind aus fuhr, bis nichts mehr kam, wusste ich, wasermeinte. Da spielen.Erwar ein genialer meiner Sicht Gründefür seinen warkeineMenschenseele,aberesist wunderschön,was Trainer und schon eine Legen- Erfolg. Alfred und seine Familie sich dortaufgebaut haben. de auf Island.Das erste halbe Wirhaben noch regelmäßig Wir saßen lange zusammen, auch mit Kara, haben Jahr habe ich bei Kara und ihm Kontakt, und wenn wir spre- alles besprochen. Eine gute Entscheidung. zu Hause gewohnt.Ich hatte chen, ist es sofort wieder wie vor meinen Vater frühverloren,Al- 30 Jahren.Vielleicht hat er ab UweSchwenker, Präsident des fred wurdesoetwas wie ein Er- Herbst mal wiederein bisschen Ligaverbandes der Handball-Bundesliga satzvaterfür mich. mehr Zeit. Aberwie ich ihn ken- und von1992bis 2009 Manager In den zwei Jahren, die wir ne, wird er höchstenseinen Mo- des THWKiel. Gislasonist zusammen in Akureyri hatten, nat Pause machen undsich sein Trauzeuge. war Alfred Spielertrainer.Inder danneineneue Aufgabe su- Zeit habenwir drei Titel mit chen. Ob das eine National- Akureyri geholt. Einmal gab es mannschaft ist oder eine Kneipe eine lustige Situation: Alfred oder ein Fitness-Studio, wie er hatte in derersten Halbzeit viel sie neben seinen Aufgabenals gespielt, wir gingenindie Kabi- Spielertrainerzuunserer Zeit in ne und alle warteten auf seine Akureyribetrieb –wir werden Ansprache.Aber die kam nicht. sehen!“ scha

18 | ZEBRA JOURNAL|JUNI 2019 DASMUSSNOCH MAL GESAGTWERDEN „Mein bester Buddy“ Piet Krebs, Alfreds besterFreund „ Unsere Wege Piet Krebs (62) war fünf Jahre lang Zim- –außer dass er vielleicht zehn kreuzten sich 2008 zum ersten mergenossevon Gislason bei TuSEM Es- Prozent weniger lächelt. Du wirst Mal. Ich sprang als THW-Reporter sen, zweimal gemeinsam deutscher niemanden finden,der schlecht ein, Alfred warder neue starkeMann Meister,einmal Pokalsieger,inden über ihn redet. Er war immer au- beim THW.Seit Sommer 2015 war Achtzigern einer der besten Abwehr- thentisch über all die Jahrzehnte, Alfred für die nächsten vier Jahre der spieler, stellvertretender Chefredakteur und was ihm nichtinden Schoß Mensch in meinem Leben, mit dem ich am beim DSF,Geschäftsführer beim HSV fiel, hat er mit vier,fünf Stunden häufigsten telefonierthabe. Telefonieren –das Hamburg. Alfred Gislason ist sein Trau- Videostudiumvor jedem Spiel warimmer so eine Sache. Zwischen 120Sekunden zeuge. Und bester Freund. wieder wettgemacht. und 90 Minuten waralles dabei. Wie seine Laune „Die wilden Achtziger.Ich spielte bei Die Kücheund das Wohn- war, wusste man nach zwei Sätzen. Das warauch GWD Minden, Testspielgegen –wie zimmer von Alfred und Kara gut so.Zoff gab’sauch. Der eine oder andere hießendie noch? –Knattspyrnufelag warendamals schnell der Artikel wurde mit Extrem-Murren oder einem Reykjavík. DenKerl da auf Halblinks Mittelpunkt für unsere Es- taktischen Vortrag über Details defensiver Varia- konnte man nicht halten. Der braucht ei- senerMannschaft.Irgend- tionsbreite quittiert. Das passte. Unsere wichtigs- nen auf die Schnauze, dachte ich. So wa- wo zauberte Kara immer te Konstante hatte allerdings mit Handball nichts ren die Achtziger eben im Handball. Ge- isländischesKonfekther. zu tun –Musik. Wenn irgendwo eine Indie- sagt, getan, aber Alfred schüttelt sich Alfred ist genau das, was Hoffnung, das neue heiße Ding am Hori- nur kurz, und wenige Minutenspäter am du als Freund suchst: Du zont auftauchte, warder Zoff schnell anderen Halbkreis lächelt der Wikinger kannst mit ihm quat- vergessen. Wenn Alfred irgendetwas nach seiner fiesen Rache. Mir schmerzt schen, lachen, saufen, er nicht ist, dann nachtragend. Obwohl der Kiefer. Monate später unterschreibe hat einenunfassbaren er das Jahr 2016 am liebsten zum ich bei TuSEM Essen. Manager Klaus Humor und ein großes Teufel gejagt hätte. Titellos, klar.Aber Schorn zieht ein Foto aus der Jackenta- Herz. Aber du kannst dann starben Prince, George Michael, sche: Das ist noch ein Neuzugang. Al- auch wunderbar mit ihm David Bowie. „Das waren wichtige Bausteine fred! Dieses isländische Kantholz aus schweigen. Oft starrten in meinem Musikgeschmack“,sagte er damals. dem Testspiel! Im ersten Sommer-Trai- wir bei ihm in Wendgräben Einmal bekam ich einen Stapel CDs in einer THW- ningslager biete ich ihm einen Platz in gemeinsam beim Rotwein Tüte, später wurde es digital. Ich revanchierte meinemZimmer.Fünf Jahre lang teilen aufs Lagerfeuer. Und wenn mich –das wurde zur Tradition –bei den Weih- wir uns Bett –und Minibar.Ständig unsere Frauen hinterher nachts-und Saisonabschluss-Interviews. Bruce dachteich: Wasmacht fragten:Na? Wo- Springsteen, Dear Reader,Sigur Rós–Schnitt- der da? Schreibt der Lie- rüber habt ihr ge- mengen. Und wenn so ein Gespräch dann in Paral- besbriefe an Kara, wäh- quatscht? Dann lelwelten abdriftete, hin zum Postrock von rend ich den Flaschenöff- konnten wir das ei- Sigur Rós, die Island mit einem 24-Stunden- ner und die Fernbedie- gentlich gar nicht be- Live-Soundtrack umrundeten, oder zum nung verwalte? Nee, der antworten. Er ist mein letzten Springsteen-Gig in Berlin –dann wardas macht sich Notizen über Trauzeuge, mein bes- Alltagsgeschäft für einen Moment wun- die Trainingseinheiten ter Buddy.Gerne er- derbar entschleunigt. Das kann von unserem Coach Petre innere ich mich auch gerne so bleiben. Wie ver- Ivanescu, sucht sich das an unserTrinkspiel sprochen, Alfred –das neue Beste raus. Da wusste ich „Captain Bluff“, nach Bruce-Album bringe ich schon:Der Wegist vorge- unserer ersten Saison vorbei! zeichnet,der wird seinen während der Ab- Wegauch als Trainer ge- Piet Krebs’ erste Begegnung schlussfahrt nach Tamo Schwarz, hen. Für mich ist Alfred mit Gislason warschmerz- Mallorca. Aber das ist KN-Redakteur die Antwort des Hand- haft. Heutesind sie beste eine andereGe- balls auf Claudio Pizarro Freunde. FOTO:PRIVAT schichte.“ tas

JUNI 2019 |ZEBRAJOURNAL | 19 IM GESPRÄCH

Obwohl er zwischenzeitlich andereAngebotehatte,blieb Alfred Gislason elf Jahrelang Trainer beim THW Kiel. Im Training präsentierteerder Mannschaft in dieser Zeit Tausende Videos. FOTO:SONJAPAAR Absurd, dasseszu Ende ist Am 9. Juni stand Alfred giert haben. Ein schöner Abschluss. sie übergeben wollten? Gislason (59) zum letzten Ja. Auch das macht mich sehr glücklich. Sind Sie glücklich mit dieser letzten Sai- Ich hatte Reinhard Ziegenbein (ehemali- Malander Seitenlinie des son? ger Aufsichtsratsvorsitzender,d.Red.) THW Kiel. Bis nächstes Jahr Sie hat uns gutgetan. Wirkonnten ohne damals versprochen, zu bleiben und eine Champions-League-Spielemehrtrainie- Mannschaft in sehr gutem Zustand zu will er Pause machen, dann ren als sonst, hatten nicht so viele Verlet- überlassen, die zukunftsfähig ist. eine Nationalmannschaft zungen. Die Neuzugänge taten uns gut. übernehmen. Im Interview Ich bin sehr zufrieden damit, wie die SindSie dankbar,dassder Verein Mannschaft gearbeitet hat, mit der Zu- damals an Ihnen festgehalten hat? spricht er über den Abschied sammenarbeit mit Viktor (Szilagyi, Andersherum kann man auch sagen: aus Kiel, Nachfolger Filip Sportlicher Leiter des THW)und Filip (Ji- Wenn nicht Reini (Ziegenbein,d.Red.), Jichaund den Moment,in cha, Co-Trainer und ab 1. Juli Gislasons Dirk Lütje und meine Freunde gewesen Nachfolger,d.Red.)und mit den beiden wären, wäre ich wahrscheinlich vor vier dem das Arbeitsamtanrief. Titeln. Mit dem Meistertitel wäre es eine Jahren gegangen. Und das wäre der ein- überragende Saison geworden, aber fachere Wegfür mich gewesen. Herr Gislason,das letzteTraining, das jetzt sind wir der beste Vizemeister aller letzteSpiel. Wiefühlen Sie sich? Zeiten, haben nur sechs Minuspunkte. Sie wollten aus eigenen Stücken gehen? Alfred Gislason:Eigenartig. Ich habe das Klar kann man sagen, dass wir im Sep- Ich hatte Angebote, die sehr interessant 4000. bis 5000. Video vor der Mannschaft tember ein bisschen Pech hatten. Das waren. präsentiert. Irgendwie ist es absurd, dass Spiel in Flensburg hätten wir genauso es zu Ende ist. Der einzige Unterschied gut gewinnen können. Und in der Woche Zum Beispiel? war,dass die Spieler nach dem Training mit dem Magdeburg-Spiel waren beide Nein, das sage ich nicht. Dankbar bin ich ein gemeinsames Mannschaftsfoto ma- Torhüter verletzt. Das waren die ent- im Grunde nicht, dass sie mich nicht ent- chen wollten. Erst war ich dagegen, dann scheidenden zwei Minuspunkte. lassen haben, als wir auf Platz fünf, sechs habe ich aber doch mitgemacht. Ich bin berührt, wie die Fans nach dem Spiel rea- Istdie Mannschaft in dem Zustand, wie Sie Fortsetzung Seite22

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Alfred Gislason in seinem Geburtsort Akurey- Für den Literatursommer 2014 in Schleswig- Regelmäßig istGislason in seiner isländi- ri auf Island. Dort begann er auch mit dem Holstein mit dem SchwerpunktIsland über- schen HeimatzuBesuch. Sein Lebensmittel- Handballspielen. FOTOS: SASCHA KLAHN nahm er die Schirmherrschaft. punktliegt aber bei Magdeburg. oder sieben standen. Ich hätte das so an- müsst ihr irgendwann die Entscheidung mit der ChampionsLeaguedreht? genommen.DasgehörtzudiesemJob.Es fürdenTHWtreffen,undichmussgehen. Sie braucht noch mehr Unterstützung. ist eher ungewöhnlich, dass ein Trainer Ich wäre dann nicht beleidigt gewesen Wirhaben eine sehr gute Fanbase und ein Abschiedsspiel bekommt und auf der und hätte deswegen nie eine Freund- sehr gute Zuschauer.Aber die lautesten Bank aufhört. Ich weiß, dass mich mehre- schaft aufs Spiel gesetzt. sind sie nicht. Die Mannschaft wird die re Leute entlassen wollten und sich der Halle brauchen, wenn es schlecht läuft. eine oder andere heute daran bestimmt Welche wardie schwierigste Es kommen schwere Spiele und noch nicht erinnern kann. Ich bin dankbar, Zeit für Sie beimTHW? mehr Belastung auf sie zu. Die Mann- dass ich diesen Job zu Ende machen Nach dem Wetzlar-Spiel in der vergan- schaft wird verstärkt. Ich glaube, sie ist – konnte. Hätten sie damals anders ent- genen Saison im September 2017.Schon auch in der Breite –ineinem Zustand, in schieden, wäre ich auch dankbar gewe- davor hatten wir einige Fehler gemacht. dem sie wieder Champions League spie- sen. [lacht] Dann wäre ich ganz sicher Drei Tage später hatte ich eine Rücken- len und es nach Köln schaffen kann. sehr sauer gewesen und wäre drei Jahre OP und konnte in Kielce nicht auf der zu einem anderen Bundesligisten und Bank sitzen, aber wiederum zwei Tage Mussman Lehren aus der voll gegen Kiel gegangen. Das ist meine später stand ich gegen Aalborg wieder Vergangenheit ziehen und eventuell Natur. anderSeitenlinie.Daswareineschwieri- den Kader vergrößern, um die ge Zeit, weil die sportliche Krise mit einer Verletzungsanfälligkeit zu minimieren? Sie störensich an dem Wort dankbar? gesundheitlichen zusammenkam, ich Wirhatten letzte Saison das Problem, Sagenwirso:Ichbinauchdankbarfürdie mit anderen Sachen als nur dem Hand- dass wir viele junge Leute hatten und die Zeit in Magdeburg, obwohl ich dort am ball zu kämpfen hatte. Ich konnte mich erfahrenen Spieler fast komplett ausge- Ende entlassen wurde. Dort habe ich ei- kaum bewegen und kaum sitzen, musste fallen sind. Da mussten wir in Wetzlar mit gentlich genau das gleiche gemacht wie aber trotzdem meinen Job machen. zwei 19-Jährigen auf Halblinks und Mit- hier.Ich hatte Angebote, zum Beispiel te spielen, hatten nur einen Kreisläufer aus Spanien, habe aber an der Mann- und hinten Marko (Vujin, d. Red.), der schaft festgehalten und eine neue Mann- nicht decken konnte. Das ist in der Bun- schaft aufgebaut. Alle sagten, sie stün- „ desliga nicht einfach. Wenn man als Der Planist,bis Januar den voll hinter mir und haben mich letzt- deutscher Verein die Champions League endlich nach und nach verlassen. Da keinen Planzuhaben. Der gewinnenwill,mussman16 MannmitEr- wusste ich, dass es nicht mehr weiter- einzigeTermin, den ichhabe, fahrung im Kader haben. Das ist hier geht. Letztes Jahr hatte ich fast exakt die langsam so. Es ist gut, dass Filip und ich gleiche Situation in Kiel wie damals in ist das Rammstein-Konzert jetzt ein Jahr zusammengearbeitet ha- Magdeburg. Es hätte mich nicht über- mit meinen Söhnen in Berlin. ben. Er kann darauf aufbauen, wird si- rascht, wenn es anders gekommen wäre. cherlich einiges ändern. Aber er muss Aber damals hat der Verein den Charak- keinen Kaltstart machen. ter gezeigt, der ihn auszeichnet. Dafür bin ich dankbar. Haben Sie in der Krise jemals Wienehmen Sie ihn wahr? ans Hinschmeißen gedacht? Er hatte die Aufgabe, eine offensivere Das hatteviel mit Reinhard Das wäre für mich Verrat an der Mann- 6:0-Abwehr hinzukriegen. Am Anfang Ziegenbein zu tun ... schaft gewesen. Ich wusste, was wir für war die neue Linie manchmal zu offensiv. Ich bin mit ihm auch privat gut befreun- Probleme hatten. Ich hatte noch nie vor- DieseAbwehristvielflexiblergeworden. det, das gilt auch für Dirk Lütje. Ich weiß her etwas aufgegeben. Man hätte mich Mittlerweile können wir zwischen der al- auch, dass es Leute gegeben hat, die sag- also rausschmeißen müssen. Ein Trainer ten und der neuen 6:0-Abwehr hin- und ten: „Er hat sich da ein Umfeld aufge- liebt seine Mannschaft, niemand macht herwechseln, dazu kommt noch die 3:2:1. baut, und seine Freunde erhalten ihm dasnurfürdieKohle,esseidenn,eristein FilipwirdjetztnachundnachweitereIm- den Job.“ Ich habe aber all meinen Söldner. pulse geben. Und ich habe sehr viel Ver- Freunden immer gesagt: Trotz aller trauen, dass er das schlau macht. Freundschaft müssen Privates und der Wasfehltder Mannschaft für die nächste Job komplett getrennt sein. Vielleicht Saison, wenn sich wieder das Hamsterrad Haben Sie mit ihm auch darüber

22 | ZEBRA JOURNAL |JUNI 2019 gesprochen, wasesmenschlich bedeutet, ein Trainer zu sein? Darüber haben wir nicht gesprochen. Natürlich wird jetzt mehr Druck auf ihn zukommen. Normalerweise lässt einen das kalt. Oft merkt man den Druck erst nach der Saison, wenn man ihn nicht mehr hat. Filip hat als Spieler oft sehr viel Abschieds-In- Verantwortung übernommen. Deshalb terview: Alfred wird das als Trainer auch kein Problem Gislason mit den für ihn sein. KN-Redakteuren Tamo Schwarz Kann man heuteüberhaupt noch so ein (links) und Merle Trainer sein,wie Sie es zu Ihrer Anfangszeit Schaack. in Kiel waren? Stichwort Härteund Kom- FOTO:SONJAPAAR munikation. Sie sagen ja selbst, dassSie sich verändert haben... die Jüngeren kommen mit einer anderen In welche Richtung soll es denn gehen?Ist Die Spieler haben sich geändert. Wenn Ansprache besser klar,damuss man auch Entwicklungsarbeit eine Option? ichhintermichindenBusgucke,machen mehr reden. Wenn es ein interessantes Projekt ist, die alle was im Internet: Spiele spielen, würde ich das auch machen. Aber es teilweise gegen Kumpels in anderen Waskommt jetztbei Ihnen?Sie haben müsste Perspektive haben. Wenn man in Ländern. Mit älteren, erfahrenen Spie- schon gesagt, keine Bundesliga mehr,aber einem Land mit vielen talentierten Spie- lern kann man anders umgehen. Meine eine Nationalmannschaft könntenSie sich lern Aufbauarbeit leisten soll, muss man „Beleidigungsstunden“ habe ich abge- vorstellen. Waswärereizvoll? mehr als ein halbes Jahr Zeit dafür ha- halten, um einen Effekt zu bekommen. DerPlanist,bisJanuarkeinenPlanzuha- ben. Es wird immer davon geredet, dass Ich habe die Spieler nicht aus reiner Bos- ben. Der einzige Termin, den ich habe, ist es für den Welthandball wichtig ist, dass haftigkeit zusammengefaltet. Wenn ich das Rammstein-Konzert in Berlin mit man den Handball in den USA und China zum Beispiel einen Marcus Ahlm zusam- meinen Söhnen Elfar und Andri. Dann groß macht, damit die Sportart olympisch mengeschissen habe, wusste ich ganz gucke ich, ob irgendeine Nationalmann- bleibt. Aber dazu braucht man acht Jah- genau, was kommt: Der war immer stink- schaft Interesse hat. Ich kann mir re. Ansonsten sind als Trainer natürlich sauer.Und dann gab es zwei Möglichkei- schlecht vorstellen, dass ich nichts ma- eher die Mannschaften reizvoll, mit de- ten: Entweder,erzeigte mir,dass er es che.Abersokönnteesauchkommen.Mit nen man etwas erreichen kann. besser kann, oder dass ich falsch liege. über 60 Jahren will ich nicht mehr die Für mich war der Effekt der gleiche. Aber Endlos-Schleife Bundesliga. Sie sind studierterHistoriker.Was wird

JUNI 2019 |ZEBRAJOURNAL | 23 Seine handballfreie Zeit will Alfred Gislason ganz entspannt auf sich zukommen lassen. FOTO:SONJAPAAR

über die ÄraGislason in Kiel späterinden Ihren Kindern nach Mallorca? Und plötzlich hatte ich zwei Jobs. Das Handball-Geschichtsbüchernstehen? Nein.DiesehenihrZuhauseinWendgrä- mache ich nie wieder. Das ist für mich sehr schwer zu sagen. Als ben jetzt mit anderen Augen. Als Teen- ich in Magdeburg entlassen wurde, hät- ager fanden sie das kleine Dorf mitten im Wassoll mehr Zeit einnehmen? ten mich dort viele gerne persönlich aus Wald richtig doof. Jetzt finden sie es su- Vielleicht mache ich eine Umschulung. Sachsen-Anhalt herausgefahren. Zehn per.Mein jüngster Sohn, der in Magde- Eine lustige Geschichte: Ich musste mich Jahre später sah das ganz anders aus. burg studiert, möchte trotzdem seine ja arbeitslos melden, drei Monate vor Wohnung dort behalten. Vertragsende. Dashabe ichgemacht und AberinKiel würden die LeuteSie eher bekam eine E-Mail mit einem Termin: 14 festbindenals aus der Stadt jagen... Istfür die Zeit unmittelbar nach Uhr am Montag nach dem Final Four in Es ist ein guter Zeitpunkt für eine neue Saisonende irgendetwas geplant? Hamburg. Am Donnerstag vor dem Final Ära mit Filip und Viktor.Das ist der natür- Wirfahren Richtung Herzogenaurach. Four rief eine Frau von der Arbeitsagen- liche Lauf der Dinge. DorthabenwirmitderganzenFamilieei- tur an und sagte: „Arbeitsagentur Kiel, ne Ferienwohnung gemietet und wollen wir können nichts für Sie tun. Sie sind Waslassen Sie in Kiel zurück? die Kellerwirtschaften und Biergärten nicht vermittelbar [lacht]. Wenn Sie aber Meine Tochter Ada bleibt hier.Meine genießen. Mein ältester Sohn Elfar mit einen Beratungstermin wahrnehmen Kinder waren immer sehr zufrieden hier. den vier Enkelkindern ist auch dort. wollen, können Sie gerne vorbeikom- Ich hoffe, dass ich auch handballerisch men –ansonsten viel Glück in Ham- etwas hinterlassen habe. Wiesieht ab sofort ein perfekter burg!“Weilichjaumziehe,mussichmich TaginWendgräben aus? ab 1. Juli in Magdeburg arbeitslos mel- Gibt es rückblickend privat Wirhaben 160Obstbäume, alles seltene den. Jetzt überlege ich, dort zum Arbeits- Wermutstropfen?Zum Beispiel Sorten. Und einen Acker,darauf wird nur amt zu gehen und mich zum Brennmeis- mit Blick auf Kinder und Enkelkinder? Bio angebaut. Es ist toll zu sehen, welche ter fortbilden zu lassen. Das wäre witzig. Entweder man macht den Job richtig unglaubliche Vielfalt an Leben sich dort oder gar nicht.Meine Familie hat immer in den letzten 15 Jahren entwickelt hat. Wiegeht es Ihrem Körper? gewusst, wie ich ticke. Meine Frau Kara Außerdem habe ich ein Waldstück. Da Den Knien geht’sschlecht. Frank Pries hat extrem viel ausgehalten und auf sich liegtseitdemTornadovorzweiJahrenal- hatmirgeradeSpritzeninbeideKniever- genommen. Vorzehn Jahren fragte mein les kreuz und quer,und ich hatte seitdem passt, die auch Daniel Narcisse immer Sohn, warum wir nicht mal nach Mallor- keine Zeit. Damit fange ich jetzt an. Rum- bekommen hat. Mal sehen, sonst brau- ca oder in den Skiurlaub fahren. Wirsind sitzen und nichts tun, das kann ich nicht. che ich mal ein künstliches Gelenk. Aber immer nach Island oder in unser Haus das war es wert –50000 Sprungwürfe, da nach Wendgräben gefahren. Wenn man Wird die Zeit bis Januar komplett muss man auch irgendwie landen... das ganze Jahr unterwegs ist, will man handballfrei? das nicht auch noch im Urlaub sein. Für IchwerdeschoneinpaarMalvorbeikom- Waspassiert mit Ihrem Videomaterial? die Kinder waren unsere 15,16Umzüge men und Spiele schauen. Auch zur Halle Ich übergebe alles an den THW.Der zwischen Island, Spanien und innerhalb inMagdeburgistesnichtweit.Nachmei- THW hat mir damals einen Server für von Deutschland bestimmt nicht leicht. ner Entlassung in Magdeburg fand ich es mein Büro gekauft, auf dem sicher acht Aber inzwischen wissen sie auch einiges großartig, Zeit zu haben. Irgendwann bis zwölf Terabyte an Videos lagern. Der daran zu schätzen. Sie haben mehr erlebt wurde ich ein bisschen unruhig. Dann kommt in Filips Büro, und er kann von als ihre Cousinen und Cousins mit der kamen die Isländer auf mich zu und zwei überall auf der Welt darauf zugreifen. Bergkette in Akureyri um sich herum. Wochen später Gummersbach, wo der Vorher kopiere ich mir das aber noch al- Und sie sprechen einige Sprachen. Trainer abgehauen war.Damals hatte ich les. Das wird ein paar Tage lang dauern... zwei Monate lang alles am Haus fertig Müssen Sie jetztals allererstesmit gemacht, was vorher nur halbfertig war. Interview:MerleSchaack,TamoSchwarz

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Kurz vorSchlusswurde es noch einmal knapp,doch Trainer Maik Machulla (Mitte) und die SG Flensburg-Handewitt siegten im letzten Saison- spiel beim Bergischen HC und feierten im Düsseldorfer ISSDome die dritteMeisterschaft der Vereinsgeschichte. FOTO:DPA Ein stolzerMeister Nur kurz, für eine Stunde,war jetzteinpacken. Wirhaben in der gan- ersten Saison als Chefcoach noch das die Meisterschale in Kiel. zen Saisonzwei Spiele mit insgesamt Vermächtnis desSchweden verwaltet, drei Toren Unterschied verloren, ver- war die zweite Meisterschaft ein Tri- Dauerhaft ist und bleibt sie dienter geht es nicht. Ich bin unglaub- umph seiner Mannschaft. Nicht weniger vorerst beim nördlichen lich stolz auf diesesTeam“, sagte Lasse als sechs neue Akteure hatte er einge- Svan, der erfolgreichste SG-Spieler aller bautund Abgänge von Stars wie THW- Rivalen in Flensburg. Zeiten. Torwarttrainer Mattias Andersson mit Im Vorjahrhatte die Endspurt-Schwä- spielerischerLeichtigkeit und einem VONRUWEN MÖLLER che der Rhein-NeckarLöwen der SG in durchdachten Konzept weggesteckt. die Karten gespielt. Nach 14 Jahrenoh- Vranjes gehörte via Twitter dann auch ZweiTagenachdem die SG Flensburg- ne Meistertitel überwog damals vor al- zu den ersten Gratulanten. Handewitt mit einem 27:24-Erfolg beim lem die Erleichterung über das Erreich- Stolz war auch der langjährige Kapi- Bergischen HC ihren Titel verteidigt te. Jetztwurdedie Leistung bestätigt tän Tobias Karlsson, der 2006 ein halbes hatte, war der alte und neue deutsche und zwar auf souveräne Art und Weise. Jahr lang fürden THW auflief und dort Meister zu Gast im Kieler Landeshaus. In 17 Heimspielen gab es keinen Punkt- erstmals Meister wurde. Nach 501 Ministerpräsident DanielGünther und verlust. Dazublieb man zwischen zwei Pflichtspielen in zehn Jahrenfür die SG der bekennendeSG-Fan,Landtagsprä- Niederlagen in Magdeburg über ein beendeteder Schwede seine Karriere sident Klaus Schlie,hatten die SG zum Jahr in der Liga unbesiegt. Und nach der „perfekt“, wie er sagte. Empfang geladen. Da die meisten Spie- Derby-Pleite (18:20) in Kiel am 30. Spiel- Mit RasmusLauge verlässt ein zweiter ler bereits in Sachen Nationalmann- tag ruhig. „Die Mannschaft hat große Ex-Kieler die SG (nach Veszprém). Ne- schaft unterwegs waren oder wie Meis- mentale Stärkebewiesen,und auch da- ben der Meisterschaft verabschiedete er tertrainerMaik Machulla im verdienten rauf bin ich stolz“, sagte Machulla, der sich mit der persönlichen Auszeichnung Urlaub weilten, war lediglich eine klei- sich ansonsten darüberfreuen kann, als bester Bundesliga-Spielerder Saison ne Delegation erschienen. endgültig aus den Fußstapfen seines 2018/19. Geschäftsführer Dierk Schmäschke Vorgängers Ljubomir Vranjesherausge- Mit demGewinn der Meisterschaft hat gehörte dazu und unterstrich,welches treten zu sein. Hatte Machulla in seiner die SG dafür gesorgt, dassdas 100. Lan- Gefühl bei der SG nach der dritten Meis- desderby mit dem THW ein ganz beson- terschaft der Vereinsgeschichte ange- deres wird.Am21. Augusttrifft sie im sagt ist: Stolz. Egal wen man während „ prestigeträchtigen Supercupauf den des Flensburger Party-Marathons an Die Mannschaft Pokalsieger Kiel. Im nächsten Duell der Pfingsten auf die überwiegende Ge- hat große mentale beiden Nordrivalen geht es also gleich fühlslage ansprach, die Antwort war im- wieder um einen Titel. Gespielt wird in mer wieder: Stolz. Stärke bewiesen,und Düsseldorf, seit dem letzten Spieltag die „Diejenigen,die vor einemJahr ge- auch daraufbin ich stolz. zweite Heimat der SG,die beim Meister- sagt haben, dasswir die Meisterschaft Maik Machulla, schaftsfinale von über 2000 Anhängern geschenkt bekommen haben, können Trainer der SG Flensburg-Handewitt unterstützt worden war.

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SAISON-STATISTIK

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BUNDESLIGASAISON 2018/2019-TORJÄGER UND ZEITSTRAFENSÜNDER

Handball-Bundesliga |Saison 2018/2019 Torschützen davonSiebenmeter 1. SC Magdeburg 256 (97) 2. TimHornke TBVLemgo Lippe 215 (104) 3. MarcelSchiller Frisch Auf! Göppingen 207 (98) 4. TSVHaannover-Burgdorf 190 (60) 5. Niclas Ekberg 187 (89) 6. SC DHfDHfK Leipzig 176 (31) 7. Arnor Thor Gunnarsson Bergischer HC 173 (69) 8. Andy Schmid Rhein-Neckar Löwen 164 (26) 9. Lasse Mikkelsen MT Melsungen 164 (41) 10. Maximilian Holst HSGWetzlar 160 (108) . . 41. Domagoj Duvnjak 108 (0) 47. Lukas Nilsson 100 (0) 55. Steffen Weinhold 94 (0) 58. Nikola Bilyk 91 (0) 69. Hendrik Pekeler 84 (0) 73. Patrick Wiencek 80 (0) 79. Magnus Landin 79 (15) 114. Harald Reinkind 58 (0) 151. Rune Dahmke 43 (0) Handball-Bundesliga

179. Miha Zarabec 32 (0) uelle: 190. Ole Rahmel 28 (0) |Q 213. MarkoVujin 19 (11) Eine perfekte Symbiose: Matthias Mu- 254. 5 (0) Sebastian Firnhaber sche und das Magdeburger Tempospiel. 260. Niklas Landin 4 (0) Der SCM kontertesich durch die Liga, 268. Andreas Wolff 3 (0) bevorersich kurz vordem Jahres- Gisli Kristjánsson 3 (0) KN-Gra fi k| [email protected] wechsel mit drei Niederlagen in Folge aus dem Meisterrennen verabschiedete. Linksaußen Musche warauf dem Weg zum Torschützenkönig aber nicht mehr zu stoppen. FOTO:IMAGO/JAN HUEBNER

Handball-Bundesliga |Saison 2018/2019 Zeitstrafen Rote Karten 1. SC DHfK Leipzig 29 1 2. Csaba Szücs Bergischer HC 27 3 3. Petter Øverby HC Erlangen 27 2 4. Ilija Brozovic TSVHannover-Burgdorf 25 0 Frederic Stüber Eulen Ludwigshafen 25 0 JakovGojun Füchse Berlin 25 0 7. Philipp Müller MT Melsungen 23 2 Vetle Rønningen SG BBM Bietigheim 23 2 9. Ilija Abutovic Rhein-Neckar Löwen 23 1 10. Tobias Schimmelbauer TBVStuttgart 22 1 11. Nejc Cehte TSVHannover-Burgdorf 22 0 12. KaiDippe Eulen Ludwigshafen 21 4 . . 22. Steffen Weinhold 20 0 40. Patrick Wiencek 16 0 44. Hendrik Pekeler 15 0 65. Domagoj Duvnjak 11 0 116. Magnus Landin 6 0 131. Niclas Ekberg 5 0 Rune Dahmke 5 0 Handball-Bundesliga

153. Lukas Nilsson 4 0 uelle: Kiels Top-Scorer Niclas Ekbergin |Q den Fängen des Rüpels der Liga: Nikola Bilyk 4 0 Bastian Roscheck vomSCDHfK 180. Harald Reinkind 3 0 Leipzig musste unterm Strichfastein 196. Miha Zarabec 2 1 ganzes Spiel auf der Strafbank ver- 225. Christian Dissinger 1 0 bringen. FOTO:IMAGO/PICTURE POINT LE Alfred Gislason 1 0 KN-Gra fi k| [email protected]

32 | ZEBRA JOURNAL |JUNI 2019 BUNDESLIGASAISON 2018/2019–PARADEN UND SIEBENMETERKILLER

Handball-Bundesliga |Saison 2018/2019 Torhüter -Paraden 1. Füchse Berlin 327 2. TVB1898Stuttgart 321 3. Nikolas Katsigiannis HC Erlangen 311 4. Jannick Green SC Magdeburg 289 5. Benjamin Buric SG Flensburg-Handewitt 282 6. Nebojsa Simic MT Melsungen 281 7. Christopher Rudeck Bergischer HC 274 8. Till Klimpke HSGWetzlar 272 9. Peter Johannesson TBVLemgo Lippe 256 10. DomenicoEbner SG BBM Bietigheim 251 . . 12. Niklas Landin 239 15. Andreas Wolff 213 Torhüter -gehaltene Siebenmeter 1. Stefan Hanemann Eulen Ludwigshafen 24 2. Jannick Green SC Magdeburg 23 3. Nikolas Katsigiannis HC Erlangen 21 Milos Putera SC DHfK Leipzig 21 5. Johannes Bitter TVB1898Stuttgart 20 6. Till Klimpke HSGWetzlar 17 Handball-Bundesliga

7. Christopher Rudeck Bergischer HC 16 uelle: 8. Silvio Heinevetter Füchse Berlin 15 |Q DomenicoEbner SG BBM Bietigheim 15 Niemand konnteMusche (re.)stoppen?Einer doch. Silvio Heine- Jürgen Müller SG BBM Bietigheim 15 vetter hielt in der Liga die meistenBälle –auch diesenSieben- 11. Andreas Wolff 14 . meter im Vorweihnachts-Duell zwischen dem SCM und Berlin, das . 19. Niklas Landin 10 Heinevetters Füchse gewannen. FOTO:IMAGO/CHRISTIAN SCHROEDTER KN-Gra fi k| [email protected]

JUNI 2019 |ZEBRA JOURNAL|33 ABSCHIED: ANDREASWOLFF

Im Finale um den EHF-Cup brachteAndreas Wolff die Zebras mit seinen Paraden auf die Siegerstraße.Für den Torwart waresder erste internationale Vereinstitel. Nun will er mit Kielcedie ChampionsLeague gewinnen. FOTO:UWE PAESLER Ganz oder gar nicht

Er kamals frischgebackener ner Alfred Gislasonverstärkt auf den be- ich mir dann viele Gedanken gemacht, Europameister,wollte mit sonnenen Dänen.Wolffist unzufrieden michmit meinem Charakterauseinan- mit seinen Einsatzzeiten, vor allem in dergesetzt. Wenn ich gut spiele, fühle dem THW Kiel deutscher Top-Spielenwünschtersich mehrVer- ich mich frei und mache mir keine Ge- Meister werden. Doch eine antwortung. Ganz oder gar nicht. Er äu- danken. Wenn es mal nicht so gut läuft, ßert dasöffentlich. Zurückhaltung, das bin ich den ganzen TagamGrübeln, su- Liebesbeziehung wurde die ist nichts für den hyperehrgeizigenKee- che Ursachenund Ansätze, das dreijährigeLiaison zwischen per,der sich selbst auch mal nur halb iro- schnellstmöglich abzustellen. Ich bin Andreas Wolff und den nischals „Großmaul“ bezeichnet. dannzudem Schluss gekommen,dass In Vertragsverhandlungen mit THW- ich die Zeit effektiver nutzen muss“, er- Zebras nicht.Sein letztes Manager Thorsten Storm können sich innert er sich an die Phase,die die Zei- Jahr an der Förde versöhnte die Parteien nicht einigen, es kommt chen wieder auf „auf“ stellten.„Ich bin den Torwart mit Kiel, zum Bruch. Wolff entscheidet sich für ei- daran gereift, als Mensch gewachsen.“ nen Wechsel zum polnischen Serien- In seiner letztenSaison in Kiel macht nun geht er nach Kielce. meisterViveKielce.Seine Position als der 28-Jährigeseinen Friedenmit dem Nummer zwei hinterLandin ist damit THW. „Im dritten Jahr gab es in und um VONMERLE SCHAACK zementiert. Auch weil er in einemLeis- die Mannschaft herumdas, was man tungs-Loch steckt. „Diese Situation hat sich von einem Wechsel zum THW Kiel Sein ehemaliger Trainer Gottfried Kunz michwirklich aufgefressen“, wird er erwartet: ein Wir-Gefühl und absolute bescheinigte Andreas Wolff einst: „Bei später sagen. „Über den Sommer habe Professionalität“,sagt er mit Blick auf dir gibt es nur himmelhochjauchzend das neue Führungsduo Filip Jicha und oder zu Tode betrübt“ –soerzählt es der Viktor Szilagyi. Auch Wolffs Spielantei- Torwart.Was zu seiner Zeit beim TV le steigen wieder, mit seinenParaden Kirchzell stimmte, traf fürWolff auch in „ hat er unter anderem maßgeblichenAn- seinen drei Jahren beim THW Kiel zu. Ich kann nur mit teil am EHF-Cup-Sieg der Zebras. Groll Rückblickend bezeichnet der 28-Jähri- vollem Herzen spielen, ist da keiner mehr,stattdessen kann ge die Zeit als „Auf und Ab“. Wolff sich inzwischen eine Rückkehr Erste Saison: Auf. Wolff liefert Para- also nehme ich es immer nach Kiel vorstellen. „Sollten mich mei- den am Fließband, teilt sich die Einsatz- mit,wohin ich gehe. ne Wege irgendwannnach Kiel führen, zeiten mit seinem Keeper-Kollegen Ni- Andreas Wolff wäreich darübernicht unglücklich“, klas Landin. Im zweiten Jahr setzt Trai- wechselt zum polnischen Serienmeister sagter.

34 | ZEBRA JOURNAL |JUNI 2019 Hinter Niklas Landin warWolff (li.) zuletzt nur Nummer zwei, unter- Im Torder Deutschen, die bei der WM auf Platz vier landeten, war stützteden Torwart-Kollegen aber vonder Seitenlinie. FOTO:UWE PAESLER Wolff hingegen unangefochtene Nummer eins. FOTO:DPA

Zunächst gehtesnun aber nach Polen. Auch davon, wie seine erste Saison mit Auge“ darauf zurück. Ob ein Stück sei- Für vier Jahre hat Wolff in Kielce unter- Kielceendensoll, hat er schon eine ge- nes Herzens schwarz-weiß bleibe? Wolff schrieben,will mit dem Klub die Cham- naue Vorstellung: beim Final Four um lehnt sich zurück. „Na ja, das mit dem pions Leaguegewinnen. Zeit, um sich die Champions League in Köln. Am Herzen ist so eine Sache“, sagt er.„Mein vorzubereiten, hatte er genug. Der Per- liebsten mit Kielce,Kiel, Veszprem und Herz gehört einzig und allein dem fektionist gibt zwar zu Protokoll, noch Flensburg als Halbfinalisten. „Diese Handball. Ich kannnur mit vollem Her- kein Polnisch zu können. Im nächsten vier Mannschaftenbringen eine un- zen spielen,also nehme ich es immer Atemzug erklärt er schon Besonderhei- glaubliche Fan-Base mit.“ mit, wohin ich gehe.“ ten der polnischen Grammatik. „Meine Ein Wiedersehen mit dem Ex-Klub im „All in“ in Kielce. Andreas Wolff po- Hunde kann ich schon vorstellen“,sagt KampfumEuropasKrone –das ist ganz kert hoch, will die Champions League er dann. „Und einenSatzhabe ich noch nach demGeschmack des Krimi-Lieb- gewinnen. Ganz oder gar nicht. Him- gelernt: Langsam,aber sicher.Das wird habers. Am Ende des Auf und Abs in melhoch jauchzend oder zu Tode be- meine Standard-Antwort.“ Kiel blickt Wolff „mit einem lachenden trübt.

JUNI 2019 |ZEBRAJOURNAL | 35 ABSCHIED: SEBASTIAN FIRNHABER

Vonder A-Jugend zu den Profis, vomRückraumspieler zum Kreisläufer und Abwehrspezialisten: Mit viel Disziplin erarbeitetesich Sebastian Firnhaber (Mitte) beim THW Kiel seinen Platz in der Bundesliga. Jetzt hofft er in Erlangen auf mehr Spielanteile. FOTO:SASCHA KLAHN Der Azubi hat ausgelernt

Sebastian Firnhaber erfüllte Dahmke und Firnhaber trennt nur ein chenkörperlicheFitness zu den durch- sich mit dem Sprung in die Jahr Altersunterschied. Schon in der trainiertesten Zebras gehörte. THW-Jugend kreuzten sich ihre Wege, Auchseine Rolle als Ersatzmann, die Profimannschaft des THW später spieltensie gemeinsam fürden ein weniger positiv eingestellter Kiel einenKindheitstraum. TSV Altenholz,schafften nacheinander Mensch als Firnhaber wohl als Bankdrü- den Sprung in die Profi-Mannschaft der ckerbezeichnet hätte, füllte er mit größ- Nun will er in Erlangenden Zebras. ter Professionalität aus. Nach Heimspie- nächsten Schritt vom Azubi Nun trennen sich ihreWegewieder. len, in denen er nicht zum Einsatz kam, zum Vorarbeiter machen. Firnhaber gehtnachErlangen, weil sei- ging er trainieren, um fit zu sein, wenn er ne Einsatzzeiten beimTHW zuletzt gebraucht wurde.Das war zum Beispiel Mangelwarewaren.AmKreis und in der beim Final Four um den DHB-Pokal An- VONMERLE SCHAACK Abwehr hatte der 25-Jährige mit Patrick fangApril der Fall. Patrick Wiencek war Wiencek und HendrikPekeler zwei angeschlagen, Hendrik Pekelerkassier- Es warenschon viele Lieder gesungen Spieler von Weltklasse-Format vor sich. te im Halbfinale gegen die Füchse Ber- und einige Bier getrunken auf der Sai- Firnhaber,den THW-Trainer Alfred Gis- lin die Rote Karte –und Firnhaber son-Abschlussfeierdes THW Kiel, da er- lasonmal als „Azubi“ bezeichnete, sagt: sprang in die Bresche. Die Kieler feier- griff Rune Dahmke das Mikrofon, um „Ein Azubihat irgendwannausgelernt. ten den Finaleinzug und einen Tagspä- einfach mal zu sagen, was die 5000 Fans Dannmuss er schauen, wo er besserzur ter den Pokalsieg. „Ich habeetwas zum seiner Ansichtnach überSebastian Geltung kommt und manchmal den Be- Titel beigetragen–das hat mich un- Firnhaber wissensollten: „Es macht so triebwechseln. In meinem Fall ist das glaublich glücklich gemacht“, sagte viel Spaß, ihn um sich zu haben.Ergibt eben der Verein.“ Firnhaber,der auch zugibt, dass die Zeit einemeinfach eine gute Zeit, ist so ge- Das Bild des fleißigen Arbeiters passt in Kiel nichtimmer leichtfür ihn war. wissenhaft, kümmertsich um alle.“ zu Firnhabers Handball-Karriere.Als „Man trainiert, um zu spielen und um Kind schrieb er in Freundschaftsbücher Erfolgemit der Mannschaft zu feiern. als Berufswunsch „THW-Spieler“. Als Und es fällt schwerer,sich über Siege zu 15-Jähriger zog er ins Handball-Internat freuen, wenn mankeinen Anteil daran nach Hildesheim,stieß 2012 zur THW- hat.“ Jugend. 2017 wurde er Drittliga-Meister Mit zweiTiteln –dem DHB-Pokal und mit demTSV Altenholz,woervom dem EHF-Cup –verlässt Firnhaber nun Rückraumspieler auf Kreisläufer um- Kiel, um seinenTraum vom Handball- schulte. Im gleichen Jahr unterschrieb profi-Dasein in Erlangen weiter zu le- er seinen Profi-Vertrag beim THW Kiel. ben.Verabschiedet wurde er von 5000 Am 14.Mai 2017 erzielteerimSpiel ge- Fansauf dem Rathausplatz, die auf Ini- gen die FüchseBerlinsein erstes Bun- tiative seines slowenischen Mann- desliga-Tor.Als Handball-Talentbei- schaftskameraden Miha Zarabecseinen Aufdem Wegzum Pokalsieg sprang Firnha- zeichnet sich der 1,98-Meter-Mann Spitznamen „Flamme“ sangen. „Das ber in die Brescheund freutesich über seinen nicht. „Wenn ich ein Talent habe, ist das hat er einfach verdient“, fand sein lang- Anteil am Gewinn der Trophäe. FOTO:PAESLER wohl meine Disziplin“, sagt er,der in Sa- jähriger Weggefährte Rune Dahmke.

36 | ZEBRA JOURNAL|JUNI 2019 ABSCHIED:CHRISTIAN DISSINGER Discos HappyEnd

Es wareinmal... ein Handball- lenbogen. Doch nicht nur das: Seit neun Märchen. Das Märchenvon Monaten warten die Spieler auf ihr Ge- halt. Der russische Millionär und Mäzen Christian Dissinger –im Sergey Samsonenko will sich am Ende Oktoberbeim THW Kiel der Saison zurückziehen. Alles bricht auseinander.„Wirsind bei Vardar aber aussortiert,imJuniChampions- nicht nur Teamkollegen, sondern 18 Brü- League-Sieger mit Vardar Skopje. der,die noch enger zusammengerückt sind, als es zu Ende zu gehen schien“, sagt Dissinger. VONTAMO SCHWARZ Die Nachricht vom Aus des Königs- klassen-Siegers von 2017 kommt unmit- Da istdas Ding: Christian Dissinger und die Washat dieser Christian Dissinger alles telbar vor dem Viertelfinale gegen Sze- Trophäe. FOTO:EHF/MARCEL LÄMMERHIRT mitgemacht: früher Toddes Vaters, Ver- ged. Jetzt erst recht! Vardar zieht ins Fi- letzungen, Vereinswechsel, Europa- nal Four in Köln ein, schafft im Halbfinale hen müssen“, dass der Wechsel eine gute meister 2016,Olympia-Bronze, dann eine furiose Aufholjagd gegen Barcelona Lösung sei. „Ich bin niemandem böse in wieder eine schwere Verletzung. Das (29:27) und besiegt Kielce im Finale Kiel“, betont Dissinger,der noch ein Jahr Happy End, es scheint auch beim THW (27:24). Der Underdog, den es bald nicht Vertrag bei Vardar hat und bleiben will. Kiel nicht auf den 27-Jährigen zu warten. einmal mehr zu geben scheint, hat sich „Zu99,9Prozentgehtesweiter,vielleicht Saisonbeginn, es ist kein Platz mehr im erneutdieeuropäischeKroneaufgesetzt. sogar besser als zuvor.“ Noch ein Happy Zebra-Gefüge für Disco, wie Alfred Gis- Und mit ihm Christian Dissinger,der End? Die nordmazedonische Regierung lason den Rückraumspieler nennt. Not- Deutsche in Skopje. „Diese Geschichte von Ministerpräsident Zoran Zaev hat bremse, Trennung im Oktober,Christian ist unglaublich“, sagt der 27-Jährige drei nach dem Triumph ihre Unterstützung Dissinger wechselt nach Mazedonien zu Tage später.„Ich spüre keine Genugtu- zugesagt, das Geld soll bald wieder flie- Vardar Skopje. ung, sondern bin einfach wahnsinnig ßen, auch Samsonenko will nun bleiben. „Was wollen die mit dem? Waswill der glücklich,dassinnerhalbvonachtMona- Eine Rückkehr in die Bundesliga schließt dort?“, heißt es in der Szene. Dissinger ten die schönen Seiten des für er nicht aus. Momentan sei er aber „sehr beißt sich durch. Meister,Seha-League- mich zurückgekehrt sind. Das ist Sport!“ glücklich und zufrieden“ –der Champi- Sieger,wieder eine Verletzung. Der El- Er habe „schnell akzeptieren und verste- ons-League-Sieger Christian Dissinger.

JUNI2019|ZEBRA JOURNAL | 37 ABSCHIED: MARKOVUJIN

Es gibt zwei MarkoVujin. Hommage an Den Handballspieler in den Augen der Fans, der in sieben Jahren und 359 Spielenstolze 1554 Tore für einen Verkannten den THW Kiel warf.Und den Menschen. EineAnnäherung.

VONTAMO SCHWARZ

Den Monat März im Jahr 2018 wird Mar- ko Vujin nicht vergessen. Der Mensch Marko Vujin. Der zweimal hinter seinem Schutzpanzer zu erkennen ist. Einmal am 1. März. Es ist ein absurdes Schauspiel: Der Serbe erlöst seinen Klub fast mit dem Schlusspfiff mit dem 32:31 per Siebenmeter gegen die MT Melsun- gen. Auf einmal: „Marko! Marko!“-Rufe, nachdem der Linkshänder eben noch zum wiederholten Mal ausgepfiffen wur- de. Gnadenlos. Vujin polarisiert, die Fans schmeißen ihr Langzeitgedächtnis über Bord, lassen ihren Frust mit wenig Fin- gerspitzengefühl an dem Rückraumspie- ler aus. Projektionsfläche, sensibler Star. „Diese Pfiffe tun weh. Ich habe auch an mich selbst hohe Erwartungen. Ich habe keine Ahnung, was ich falsch gemacht habe.“ Düstere Traurigkeit trübt seine Augen, als scheine er zu sagen: Warum lieben mich die Fans nicht? Ihn, den „Mr.Zuverlässig“, der im Sommer 2012 aus Veszprém nach Kiel wechselt und bis zum13.September 2018 insgesamt 340-mal am Stück im Zebra- kader steht, kein Spiel verpasst, ehe ein urologischer Eingriff am Kieler Universi- tätsklinikum eine erste Kieler Zwangs- pause bedeutet. Ihn, den mit 962 Treffern siebtbesten Bundesliga-Torschützen der THW-Geschichte, den serbischen Natio- nalspieler,den Bundesliga-Torschützen- könig von 2014 (übrigens der erste Kieler seit Predrag Timko 1980), den Mann mit dem magischen linken Handgelenk. Der Moment, in dem alles aus MarkoVujin herausbricht: In letzter Sekunde hatder Serbe mit Diesen Marko Vujin sehen die Fans nicht einemverwandeltenSiebenmeterdenSieggegendieMTMelsungengerettet. FOTO:UWEPAESLER mehr.

Kieler Jung:Vujin und Ehefrau Tijana freuen sich über Söhnchen Matej Milan

Noch einmal März 2018.Am15. März Glückliches Paar bringt Vujins Ehefrau Tijana den kleinen an der Förde: Im Matej Milan auf die Welt. Einige Wochen März2018be- später berichtet der 34-Jährige, wie seine kommen Marko Welt auf einmal kopfsteht, die Gefühle Vujin und seine überschwappen. Wenn sich Vaterstolz Ehefrau Tijana und Emotionen ihren Wegbahnen, be- zum erstenMal kommt der Schutzpanzer Risse. Nachwuchs: Der Alfred Gislason stellt sich vor seinen kleine MatejMilan Schützling, die Mannschaft stärkt ihm erblicktdas Licht demonstrativ den Rücken. Vujin selbst der Welt. Ein reagiert mit Trotz: „So etwas macht mich Kieler Jung. nicht fertig, ich habe als Kind zwei Kriege FOTO:SASCHA KLAHN erlebt in Jugoslawien, vier Monate lang

38 | ZEBRA JOURNAL|JUNI 2019 Am letzten Spieltag entrollten die THW-Fans Sieben JahreMarkoVujin, der mit René Toft Hansen (oben, links)und Filip Jicha den 20.Meis- ein Banner. FOTO:UWE PAESLER tertitel feiert und mit Niclas Ekberg(unten, links)inder Eistonne posiert. FOTOS: SASCHA KLAHN im Keller geschlafen –ich kann damit umgehen.“ „ Markoist einer Der 2,01-MeterMann aus Backa Palan- ka (Plankenburg) mag das Leben in Kiel. der lustigsten und Der Handballer,der einst zu den Welt- herzlichsten Menschen, besten auf seiner Position gehörte. Der Mensch. Die Fans pfeifen ihn aus. Immer die ich je getroffen habe. wieder.„Die Kritik an Marko Vujin ist Christian Dissinger, sehr ungerecht geworden“, sagt Sport- Ex-Zebraund Haus-Mitbewohner chef Viktor Szilagyi. Er,der sich sieben Jahre lang in den Dienst der Mannschaft tigsten und herzlichsten Menschen, die stellt, im Spätherbst seiner Karriere klag- ich je getroffen habe“. Sagt Christian los hinnimmt, zuweilen nur noch für Sie- Dissinger,der drei Jahre lang mit Vujin in benmeter von der Bank zu kommen, hat Kiel-Russee in einem Haus lebte, viel die Zuneigung der Fans verloren. Viel- Zeit mit dem Serben verbrachte. Er wir- leicht weil sein manchmal spröder Auf- ke, so Dissinger,distanziert, sei aber alles tritt stets auch eine Portion Sensibilität, andere als arrogant: „Er ist nett, offen, Distanz, aus der Sicht der Fans womög- Ratgeber,genießt ein hohes Standing in lich aufreizende Arroganz zwischen den der Mannschaft, ist Familienmensch. Ich Zeilen mitbringt. Vujin ist sanft, zurück- konnte mit jedem Problem zu ihm kom- haltend, braucht seine Komfortzone, be- men, wir hatten eine tolle Zeit.“ stimmt kein Freund von der Knochen- Im November kehrte Vujin nach der OP mühle Trainingslager,kein Freund von in Kiel in den Kader zurück, im März ab- rabiaten Gegenspielern. Aber wer ist das solvierte er bei GOG Gudme im EHF- aus, am letzten Spieltag entrollten die schon? Cup sein letztes Spiel für die Zebras, er- Fans in der Kurve ein Transparent mit ei- Dafür hat er ein magisches Handge- zielte seinen 1554. und letzten Treffer. nem Trikot mit Vujins Nummer 41. „Du lenk, den Blick für den Nebenmann, ein Danach wurde eine Nachbehandlung bist einer von uns.“ Abschied von Marko großes Herz, ist ein „Freund fürs Leben“ nötig, war die Saison für ihn beendet. Ei- Vujin. Dem Handballer.Dem Menschen. (Domagoj Duvnjak) und „einer der lus- ne offizielle Verabschiedung steht noch Sve najbolje, Marko Vujin!

JUNI 2019 |ZEBRA JOURNAL | 39 DER WEG ZUM TITEL IM DHB-POKAL

Glückselige Zebras im Funkenregen: Der Erfolg beim Final Four in Hamburgwar die erste Belohnung in einer fulminanten Saison. In der Stunde des Triumphes dachten die Kieler mit einem Trikot auch an den erkranktenMarkoVujin (rechts). FOTO:DPA/AXEL HEIMKEN Der elfte Streich des Rekord-Pokalsiegers

Erfolgsstory Nummer eins: Wiencek (2008-2010)haben ebenfalls Achtelfinale:THW gegen DHfK der DHB-Pokal. Die eine Essener Vergangenheit. Und zu Leipzig in allen Belangen überlegen guter Letzt stehen sich mit Lucas (Tu- Sehnsucht nach Titeln – SEM) und Sebastian Firnhaber (THW) Steffen Weinhold fehlt im Achtelfinale erfüllt,manifestiert in einem auch noch zwei Brüder gegenüber. Auf gegen den SC DHfK Leipzig verletzt dem Feld haben alle Familienbande (Muskelfaserriss), und alles entwickelt beeindruckenden Pokal- Pause. Die Zebras werfen sich vor 2250 sich etwas zäh, bis der zuvor formschwa- Durchmarsch, an dessen Zuschauern (einsamer Erstrunden-Re- che LukasNilsson eingewechselt wird. Ende sogar noch eine kord)warm für die neueSaison, besie- Mit insgesamtacht Toren, einem be- gen TuSEM mit 39:23 (19:11).Zum ersten herzten Auftritt stellt der Schwede („Ich offene Rechnung beglichen Mal stehen Niklas und Magnus Landin hatte ein gutes GefühlimArm“) die werden kann. Elfter Pokal- (8 Tore) beim Rekordmeister gemein- Weichen auf Sieg. Getragenvon Andre- sieg,aber Rekord-Champion sam auf dem Feld, tragen mit blindem as Wolffs18 Paraden, setzt sich der Gast- Verständnis und viel Tempo zu einem geber auf 20:12 (40.) ab. Alfred Gislason warder THW in dem attraktiven Handball-Nachmittag bei. kanneinen Gang zurückschalten, Wettbewerb sowiesoschon. Im Finale wartet Zweitliga-Aufstei- wechselt durch, gibt Sebastian Firnha- ger BayerDormagen.AmEnde einer Mi- ber und Gisli Kristjánsson Spielpraxis, VONTAMO SCHWARZ ni-Gala mit Traumpässen und Kempa- gönnt Alleinunterhalter Harald Rein- Stafetten, mit 15 Paraden von Andreas kind(Weinhold verletzt, Vujin erkrankt) First Four:Die Zebras geben Wolff, sieben Treffern von Neuzugang eine Verschnaufpauseund zeigt sich mit sich in Göttingen keine Blöße Hendrik Pekeler und Niclas Ekberg so- dem 31:23 (15:8) „sehr zufrieden“ –Vier- wie dem letzten Treffer von Christian telfinale! Aufgalopp in die Saison mit 16 regiona- Dissinger in Schwarz-Weiß überhaupt len Erstrundenturnieren. Der THW Kiel zieht der THW durch ein 44:27 (24:13) „Losfee“ Dominik Klein bringt den spielt beim Gastgeber Northeimer HC in ins Achtelfinale ein. Kielern Glück für das Viertelfinale der S-ArenainGöttingen. Halbfinal- gegner in diesem „First Four“ ist TuSEM „Wir wollen unbedingt mit unseren Essen.Dakommt Wiedersehensfreude „ Fansnach Hamburg“, sagt Patrick Wir wollen auf, denn Alfred Gislason wurde mit Wiencek. Überdie Auslosung mit „Los- dem TuSEM 1986 und 1987 deutscher unbedingtmit unseren fee“Dominik Klein dürfte sich der Kie- Meister als Spieler,THW-Sportchef Fans nach Hamburg ler Abwehr-Riese gefreut haben. „Mini“ Viktor Szilagyi (2001-2005), Rechtsau- Patrick Wiencek, ßen Ole Rahmel (2011-2013)und Patrick THW-Kreisläufer,vor dem Viertelfinale. Fortsetzung Seite42

40 | ZEBRA JOURNAL |JUNI 2019

Jetzt haben auch die Hartgesottensteninder Arena Tränen in den Augen: Kiels Domagoj Duvnjak verabschiedet seinen im Pokal-Halbfinale verletzten LandsmannDomagoj Pavlovic mit Küssen ins Krankenhaus. Eine große Geste eines großen Sportlers. FOTO:ALIBEK KÄSLER

Klein („Ich habevorher den ein oder an- Domagoj Duvnjak zu Boden, bleibtre- Final Fourumden DHB-Pokal in Ham- deren Anruf aus Kiel bekommen“) be- gungslosliegen. EineSchockwelle geht burg ein. schert den Zebrasein Heimspiel gegen durch das weiteRund, die Partieist 24 die MT Melsungen.Nur noch ein Schritt Minutenlang unterbrochen. Totenstille! Halbfinale in Hamburg:Zaubern bis zum Final Four. Am Abend wird sich herausstellen: Pav- und Zitterngegen die Füchse Berlin Zwischen EHF-Cup-Qualifikation in lovichat sich den rechten Außenknö- DrammenamSonntag und Pokal-Vier- chel gebrochen. Duvnjak verabschiedet Hamburg, Final Four,wie immer eine telfinale gegen Melsungen am Dienstag seinen kroatischen Landsmann mit Küs- Perlemit vier Fanlagern in der ausver- bleibt den Spielernvon Trainer Alfred sen,ist erschüttert, bei der MT scheint kauften Barclaycard Arena im Volks- Gislason im November nur eine Trai- kein Spieler mehr so recht bei sich zu park.„Hier regiert der THW!“,skandie- ningseinheit. Bloß nicht zu sicherfüh- sein –schlecht vorbereitete Würfe, tech- ren die Zebra-Anhänger beim 11:5 (24.) len! In der Liga hatte der THW das Hin- nische Fehler,überhastete Aktionen bil- gegen die Füchse Berlin.Eine Weltklas- spiel mit 37:20 gewonnen. Wesentlich den den Nährboden für Kieler Tempo- se-Abwehr(Pekeler/Wiencek), Niklas hügeligerwird auch der Wegnach handball. Bis zur Pause (19:8) gehtbei Landin im Torsowie Domagoj Duvnjak Hamburgnicht. Ein 31:19 (19:8) stehtam den Gästen nicht mehr viel. und Miha Zarabec im Angriff ziehen be- Endeauf der Anzeigetafel, doch das Re- Rotation beim THW –alle dürfen ran, sonders und Johan Koch den sultat gerät zur Nebensache. sogar der jungeIsländer Gisli Zahn. FlughshowimBerliner Hoheits- Nach nur 31 Sekunden sackt Melsun- Kristjánsson, der eben noch beimTHW gebiet –Magnus Ladin bedient Niclas gensDomagoj Pavlovic nach einer II in der Oberligaausgeholfen hat. Po- Ekberg zum Kempa-Tor (13:6/27.), das harmlosenAktion mit THW-Kapitän kalfight?Keine Spur! „Den Melsungern ist Zauberei. war heute das ganze Spiel über klar, So geht’snicht weiter,das sei verraten. dassHandball manchmal nicht das Foulvon Hendrik PekeleranFrederik Wichtigste im Leben ist“, sagt Marko Simak, Videobeweis,Rote Karte (36.). Vujin. Der THW Kielzieht zum16.Mal in Der THW „verliert völlig die Linie“ (Gis-

Links: TitelNummer eins istgesichert: Torwart Niklas Landin stemmt strahlend den DHB-Pokal in die Höhe. Es istder elfte Pokalsieg für die Zebras.

Rechts: Alfred Gislason (v.li.), ViktorSzilagyi und Filip Jicha sind die Archi- tektendes Erfolges. Sie haben sich das Siegerbier nach dem Finale redlich verdient. FOTOS: SASCHA KLAHN

42 | ZEBRA JOURNAL |JUNI 2019 AktivpostenimHalbfinale gegen die Füchse: Sieg! Ignacio Plaza Jimenezenttäuscht (li.), Freude auf die Weinhold-Weise: Die Nummer Miha Zarabec (Mitte). FOTO:SASCHA KLAHN Rune Dahmkejubelt. FOTO:DPA/AXEL HEIMKEN 13 weistden Wegins Finale. FOTO:SASCHA KLAHN lason). Fuchs Hans Lindberg trifft zum wechselnde Führungenund zu allem für Alfred geholt haben“, ergänzt Tor- 19:20 aus Sicht der Berliner(57.). Es geht Überfluss eineVerletzung bei Magde- wart Niklas Landin. Dieser „Pott“ –der hin und her,auf und ab, MagnusLandin burgs ,der mit einem erste Titelgewinn seit dem Pokalsieg trifft, Niklas Landinpariert gegen Matti- Mittelfußbruch ausscheidet. Die „weiße 2017 –ist nicht nur Balsam für die Seelen as Zachrisson,und dann nimmt Duvnjak Wand“ der Fans des Rekord-Pokalsie- der Kieler Handballer, sondern auch für das Zepter in die Hand –23:20.Die Par- ger schwingt sich in neue Dezibel-Sphä- die Seelen derFans,die in der Hambur- tie endet 24:22 (13:7), der THW Kiel steht ren auf, und bis zum 24:16 (45.) findet ger Arenaund in der Kieler Forstbaum- im Finale. der SCM nach der Pause überhauptnur schule mitgefiebert haben. Am Abend noch dreimal eine Lückeinder Kieler Finale: Elfter Pokalsieg und Defensive, hinter der Niklas Landin18 die Revanche am SC Magdeburg Paraden feiert. Der THW läuft Konter um Konter –Ekberg, Reinkind, Dahmke, Wasfür ein emotionaler Moment: Kapi- jetzt ist der Kieler Gigant nicht mehr zu tän Domagoj Duvnjakruft bei der Sie- halten. Magdeburg wirft alles in die gerehrung Trainer Alfred Gislason her- Waagschale, stiftetmit einer offensiven bei. Er soll als erster den Pokal in die Hö- Deckung Verwirrung,doch dieser Po- he stemmen, diese Saison ist seine. Alles kal-Triumph–der elfte in der Vereins- endet im Funkenregen mit überborden- geschichte –ist dem THW Kielnicht den Gefühlen. mehr zu nehmen. Vorausgegangen war ein am Ende un- gefährdetes 28:24 (14:13)imFinale ge- Funkenregen, Feierstimmung gen den SC Magdeburg.Die Scharte ge- und Appetit auf noch mehr Titel Da fallen THW-Trainer Alfred Gislason (vor- gen den SCM, der die Kielerinder Bun- ne)eine Menge Steine vomHerzen: Pokal- desligaindieser Saison zweimal besiegt Siegerehrung, Funkenregen,sektge- sieg! FOTO:DPA/AXEL HEIMKEN hatte, ist ausgewetzt. Dasist auch Alfred tränktfreut sich Alfred Gislason überdie Gislason zu verdanken, der sich wieder „großeGeste“ seines Kapitäns. Die schwapptdie ausgelasseneStimmung einmalals Taktikfuchs erweist, im End- „weiße Wand“ stimmtmit ein, feiert den aus der Halle in den Bus und aus dem spiel ein frisches Ensemble mit Lukas noch immersotitelhungrigenCoachmit Bus zur Feier im Kieler Restaurant „To- Nilsson, Nikola Bilyk und Harald Rein- „Alfred! Alfred!-Sprechchören, wäh- ni’s“. Soll es das schon gewesen sein? kind ins Rennen schickt. Der Norweger rend sich der Isländerins Getümmel Mitnichten! „Jetzt genießen wir den ers- hat ein Faible für wichtige Spiele, avan- stürzt und später sagen wird: „Dieser Ti- ten Titel der Saison, aber der EHF-Cup ciert mit sechs Toren zum besten Schüt- tel und auch die Geste von Dule(Doma- als zweiter Titel wäre schon schön.“ Und zen der Zebras. goj Duvnjak, d. Red.)bedeuten mir ex- Gislason gibt einen ersten Vorge- Nichts,was das Finale nicht hat: ge- trem viel.Jetzt ist sicher,dassich nicht schmack auf das,was da noch kommen haltene Siebenmeter (der SCM scheitert ohne Titel aus Kiel weggehen werde.“ wird:„Wirhaben noch jede MengeAp- viermal von der Linie), ruppigen Nah- „Wenn man will, kann man sagen, petit auf mehr Titel. An mir soll es nicht kampf, konterstarke Magdeburger, dass wir diesen Titel auch ein bisschen liegen.“

Großer Kapitän, große Geste:Domagoj Duvnjak (rechts)winktseinen Feier-Finale im Restaurant „Toni’s“ in der KielerHafenstraße.Alfred Trainer Alfred Gislason herbei, der den PokalinHamburgals ersterin Gislason (Mitte) freut sich am Ende eines erfolgreichen Final-Four- die Luft stemmen soll. FOTO:SASCHA KLAHN Wochenendes auf ein Gläschen Rotwein (Mitte). FOTO:UWE PAESLER

JUNI 2019 |ZEBRAJOURNAL | 43 DER WEG ZUM TITEL IM EHF-POKAL

Achtung,der istschwer! Auch den EHF-Cup,findet Kapitän Domagoj Duvnjak (rechts), soll bitteschön Trainer Alfred Gislason als ersterden Fans präsentieren. Das warbeim DHB-Pokal auch schon so. FOTO:UWE PAESLER Da ist das Ding! Triumph im eigenen Wohnzimmer

ErfolgsstoryNummer zwei: der kal gestartet –1998, 2002 und 2004 en- 6865Fans sehen die Rückkehr der Kie- vierte Triumph der dete das internationale Bemühen mit ler in den EHF-Cup, die 30 Minuten lang dem Titelgewinn. Das ist auch anno von Fehlern,Fehlpässen und Fehlwür- Vereinsgeschichte im EHF- 2018/2019 wieder das Ziel,daraus macht fen geprägt ist. Andreas Wolff (18 Para- Cup. Die Zebras machen aus eigentlich niemandinder Zebraherde den)macht den Unterschied aus. Ab- wirklich einen Hehl. wehrumstellung, Ballgewinne,Tempo- der Not der verpassten Erste Mini-Etappe: Der ultimative spiel –aus dem 16:14 zurPause wird Champions League eine EHF-Cup-Zuschauerrekord (Füchse schnell ein 22:14 (39.).Trainer Alfred Tugend und holen den Titel in Berlin gegen Nantes, Saison2014/2015, Gislason will nichts riskieren, will jedes 6371Zuschauer)soll geknackt werden. TorVorsprungmit an den Drammens- ihrem eigenen Wohnzimmer. Gegner in Qualifikationsrundedrei ist fjordnehmen. Elf Tore Polster geben der norwegischeKontrahent Drammen ihm recht. „Ich kann gut verstehen, dass VONTAMO SCHWARZ HK.Dawar doch was? Genau:2008gab Alfred in der Halbzeit etwas lauter wur- ...... es zweiSiege in der Königsklasse für die de“, sagt Hendrik Pekeler. Qualifikation: Die Kieler Reise startet Zebras. Der Pokalsieger–trainiertvon Rückspiel in Drammen, nur noch ein mit zwei Spielen gegen Drammen und mit dem Ex-Han- Schritt bis zur Gruppenphase. 60 Kieler noveraner Joakim HykkerudamKreis – Fanssind direktmit der Fähre aus Kiel Das AbenteuerEHF-Cupbeginnt mit ei- ist von argem Verletzungspech geplagt. oder via Hirtshals und Larvikmitgereist, nem guten Gefühl. Dreimal zuvor war Das Hinspiel in Kiel endet mit einemkla- die Verantwortlichen des DHK müssen der THW Kiel im „kleinen“ Europapo- ren 34:23 (16:14), die Rekordmarkefällt! erst einmal mit Gabelstaplerneinezu-

44 | ZEBRA JOURNAL |JUNI 2019

Eine andereFlughöhe: THW-Rückraumspieler Lukas Nilsson (Mitte) Gruppen-Gipfelgegen GOG Gudme: Nikola Bilyk glänzt mit viel betrachtet die Abwehr vonDrammen HK vonoben. Spielfreude –und Spannweite. FOTOS(3):UWE PAESLER sätzlicheTribüneaufbauen. Mit 1527 Da war doch noch was? Genau: Im De- Kieler Fahrkarten-Zähler schnellt in die Zuschauern hatten sie nicht gerechnet. zember erhält der THW Kielden Zu- Höhe, Andreas Wolff hält immerhin se- Es wird ein unterhaltsamer Nachmittag schlag von der Europäischen Handball- henswert, aber das Fehlerfestivalgeht in der Drammenshallen. Und spätestens föderation (EHF) für die Ausrichtung weiter.„Wirsind miteinem blauen Au- beim 12:2 nach nicht einmal 20 Minuten des Final-Four-Turniers im EHF-Cup. ge davongekommen“,bemerkt Alfred ist die StimmungimKieler Lager so rich- „Zusätzlicher Ansporn“(Viktor Szila- Gislason zurecht. tig gut. Der THW auf Schussfahrt! So gyi), „tolle Aussicht“ (Patrick Wiencek) AberSieg ist Sieg, und so soll es im können Kieler Kämpfer wie Domagoj und dazu vielleicht sogar noch einmal Gruppen-Gipfel gegen GOG Gudme ger- Duvnjak und Steffen Weinhold ihre zweiSpiele weniger,dennals Gruppen- ne weitergehen.Mit Konterkaracho Kräfte schonen, kann „Azubi“ Sebasti- sieger würden die Zebrasdas Viertelfi- spielt der THW Gudmes Keeper Ole an Firnhaber einmal aus dem Schatten nale überspringen und direkt ins Final Erevik und seine Vorderleute an die seiner Weltklasse-Positionskollegen Foureinziehen. Wand: 37:23 (19:10). Niclas Ekberg (10 treten, mit acht Treffern zum besten Nachkurzen Startschwierigkeiten Tore), Rune Dahmke (9), Niklas Landin Schützen in Schwarz-Weiß avancieren. wird zu Beginn der Gruppenphase der (18 Paraden) sowie die Spielfreude von Im Rückraum sorgen Harald Reinkind (vermeintlich)dickste Brocken BM Gra- Lukas Nilssonund Nikola Bilyk lassen (4) und Lukas Nilsson (6) für großes nollers auswärts mit 33:22 (18:11) aus dem dem grünschnabeligen dänischen An- Staunen.Sorichtig traurig ist niemand Weggeräumt. VonGöppingenaus griff nicht den Hauch einer Chance. überdas 36:18 (17:9) der Gäste. Schließ- geht’sdirekt nach Spanien,mit einem lich sind irgendwie ja doch alle gekom- 11:1-Laufgeht’sindie Pause,für Rune Bereitsnach vier Gruppenspielen ist men,umden großenTHW zu sehen. Eu- Dahmke und Co. geht’smit zunehmen- der direkte Halbfinal-Einzug perfekt ropa kann wirklich Spaß machen. der Spieldauer zusehends schneller nach vorne, Niklas Landin pariert 19 Mit 500 FansimRücken wollen die Ze- Final-Four-Zuschlag und Bälle, und Domagoj Duvnjak findet:„Ei- bras bei GOG Gudme in Odense den Hinspiele in der Gruppenphase ne rundum gelungene Reise.“ Gruppensieg perfekt machen. Am Ende Deutsch-polnischen Eintopf serviert ist Fünen ein gutes Pflaster, und nach Gruppenphase,imFebruargeht’serst der dreimalige Championseinen Fans dem 26:22 (11:10)heißt es: Nicht schön, weiter.Der EHF-Cup ist eben auch ein beim 26:23 (11:11) gegen KS Azoty-Pu- aber Final Four.Das dänische Rezept: weniger belastendes Milieu als die lawy und seinen(Noch-)TrainerBartosz Härte. Die Kieler Antwort. Domagoj Champions League. Aber Moment mal! Jurecki. Nichts für Feinschmecker,der Duvnjak. Die Freude überden vorzeiti-

Hendrik Pekeler wirdvon Piotr Maslowski (KSAzoty-Pulawy,links) Drammens Keeper Sander Akerlie istnur fast am Ball, Rune Dahmke und PawelGrzelak in die Mangel genommen. FOTO:SONJAPAAR trifft gegendie Norweger.

46 | ZEBRA JOURNAL|JUNI 2019 gen Einzug ins Final Four àlaFörde ist groß, dieabschließenden Gruppenspie- le gegen BM Granollers (34:28) und im polnischen Lublin gegen KS Azoty-Pu- lawy (35:26) sind zur Bedeutungslosig- keit degradiert. Doch der THW spielt seine Matches in GruppeDseriös zu En- de, greiftals Gruppensiegermit blitz- sauberen 8:0 Punkten und +47 Toren nicht in das Rennen um Platz zweiein, das GOG gewinnt.

Losglück für die Zebras: Im Halbfinale wartet erst einmal TTH Holstebro

Das Losglück bleibt den Kielerntreu: Sportamtsleiter Ralf Hegedüs beschert der Mannschaft von AlfredGislason im Halbfinale den dänischenVertreter TTH Holstebro.Enttäuschung bei den Dänen, FreudeinKiel, die zweite Partiebestrei- ten die Füchse Berlin und der FC Porto. Doch der große Favorit auf den Titel ist nur der THW. Und der macht das „Finale to Huus“ durch ein 32:26 (16:14)gegen Holstebro in der „Kathedrale des Handballs“ (Kiels OberbürgermeisterUlf Kämpfer) perfekt. Aber die Messe ist erst spät ge- lesen –weilTTH befreit aufspielt. Gisla- son reagiert schon vor der Pause, jus- tiert, rochiert. Erfahrung (in Person von Domagoj Duvnjakund Steffen Wein- hold) siegt. Die 3:2:1-Deckungbereitet den Boden, das 7:6 des Außenseiters, der den Torwart aus dem Kasten nimmt, spielt dem THW in die Karten, vor 10 011 Zuschauern ist allerdings noch jede MengeLuft nachoben. Am späten Frei- tagabend besiegen die Füchse Berlin den FC Porto mit 24:20 (12:8) und warten am Dieser Siebenmeter ist... nicht drin! THW-Torwart Niklas Landin pariert im Halbfinale den Sonnabend als Kieler Gegner im Finale. Strafwurf vonEHF-Cup-GoalgetterMagnus Bramming (TTH Holstebro). FOTO:DPA/FRANK MOLTER Auf die THW-Physiotherapeuten Ste- phan Lienau, Maik Bolte und Osteopath „Finale to Huus“ gegen die Füchse: bro.Der THW will im Endspiel gegen die Jan Bock wartetjetzt eine Nachtschicht. Pokal phänomenal in der Kieler Arena Füchse Kurs auf das Double aus DHB- Müde Zebrabeine müssen in 24 Stunden Pokalund EHF-Cup halten. Die 60 Mi- wiederfrisch sein. Da wird nach der Eis- Im Spiel um Platz drei gewinnt der FC nuten entwickeln sichzunächst an- tonne massiert und geknetet. Porto mit 28:26 (14:16)gegen TTH Holste- spruchsvoll,vor 10 285 Zuschauernmit- reißend, nach der Pause eher rustikal. Der THW reüssiert mit Routine. Steffen Weinhold auf Halbrechts steht für nicht zu bändigenden Willen,Niclas Ekberg für Spielwitz, Domagoj Duvnjakund Miha Zarabec ziehen die Fäden.Kampf um jedenZentimeter, Duvnjak in den Winkel, Duvnjak mit dem Steal, Gegen- stoß, der Ball kommt zu Harald Reinkind –16:10. Aber die Füchse geben und geben nicht auf, sind beim 17:20 (42.) wieder auf Tuchfühlung. Auftritt Andreas Wolff! Der deutsche Nationaltorhüter pariert gegen Zachariassen, gegen Drux,gegen Lindberg, ist im Kampf und Krampf Fels in derBrandung. Wolff: zehn Minuten ohne Gegentor.Alles kreischt, die Arenafeiert. Noch nie hat der THW Kiel eine solcheEndrunde im Europapokalausgerichtet.Das will bis Diese Aktion vonFrederik Hansen(GOG) ge- Rückspielgegen BM Granollers: THW-Trainer zum letztenSpielzug ausgekostetsein. gen Kiels Steffen Weinhold (vorne)besteht Alfred Gislason istander Seitenliniesichtlich Das Spiel hat alles, was ein Handball- den Textiltestnicht. FOTO:IMAGO/WENGLER unzufrieden. FOTO:UWE PAESLER spiel braucht. BerlinsKeeper SilvioHei-

JUNI2019|ZEBRA JOURNAL | 47 Finale: Kaum ein Durchkommen für den BerlinerPaul Drux (Nr.95) gegen den Kieler Abwehrriegel mit Hendrik Pekeler,Patrick Wiencek und Domagoj Duvnjak (von links). FOTO:UWE PAESLER nevetter wird zuerstaus-,dann wieder („Das war für mich ein extrem bewegen- Saison,inder wir nicht in der Champi- eingewechselt, zieht den Kielern fast der Moment“) ist von der Zuneigung der ons League gespielt haben“, sagt Ab- den Zahn. Lukas Nilsson zaubert sich Fansberührt.„Alfred!Alfred!“-Sprech- wehr-Riese Patrick Wiencek. und seine Mitspieler auf die Zielgerade, chöre brandenauf, immer wieder ver- Am nächsten Morgen lassendie sieht Hendrik PekeleramKreis, 24:19 neigt sich der Isländervor dem Publi- frischgebackenen Double-Gewinner ei- (55.), das Spiel ist entschieden. Das fina- kum. Der vierte EHF-Cup-Gewinn be- ne Tradition wiederaufleben,feiern in le 26:22 (16:10)gerät nicht mehr in Ge- deutet für den 59-Jährigen den 20. Titel- der Forstbaumschule bis zum Muskel- fahr,die Fans singen „Oh, wie ist das gewinn mit dem THW Kiel. Lukas kater mit den Fans. Zum Abschluss wird schön!“,und Jahrhundert-Handballer Nilsson und Niklas Landin tränken ih- der Klub dann auch nochfür seine Gast- Magnus Wislander trägt in weißen ren Coach in Sektfontänen, der be- geber-Qualitäten von EHF-Präsident Handschuhen den Pokal in die Arena. kommt –wie schon beim Pokal-Final- MichaelWiederer geadelt: „Kiel ist de- FourinHamburg –sofort den „Pott“ von finitiv ein guter Boden für Finalturniere. Alfred Gislason: „Das warfür mich Kapitän Duvnjak(„Diesen Titel haben Kielhat die Erfahrungund die Kompe- ein extrem bewegender Moment“ wir auch für Alfred geholt“) weiterge- tenz, ein solches Großturnier auszurich- reicht, stemmt ihn in die Höhe. Kein ten.Ich bin rundum zufrieden.“Und Berlins Trainer Velimir Petkovic ist ein Drehbuchautor hätte dieses Finale bes- auch DavidSzlezak (Geschäftsführer fairerVerlierer: „Die Niederlage fällt ser erdenken können. Vergessenist das EHFMarketing) zeigte sich begeistert: mir leichter,weil wir gegen Alfred ver- Verpassender Champions League. „Ich „Die Atmosphäre und die Organisation loren haben.Erist einer der ganz Gro- glaube, dieser Titel ist eine ganz gute waren herausragend. Das war die beste ßen unsererZunft.“ Gislason selbst Entschädigung für unsereFans in einer Saison des reformierten EHF-Pokals.“

Ausgelassene Freude bei THW-Trainer Alfred Gislason, der auf der ...und ausgiebig mit den Fans der Zebras auf dem Kieler Rathausplatz Bühne zuerstauf Kostenvon Lukas Nilsson Marius Müller-Westernha- isländische Jubel-Rituale zelebrierte. So sehr strahlend hatman den gens „Dicke“ intonierte(links)... Isländerselten gesehen. FOTOS: SASCHA KLAHN

48 | ZEBRA JOURNAL |JUNI 2019

ZU GUTER LETZT Jichas atemloser Sommer

DieÄra Gislason ist Geschichte, schlossen“,sagt Viktor Szilagyi, Sportli- die ÄraFilip Jicha startet mit cher Leiter und ab 1. Juli Geschäftsführer Sport beim THW. einem atemlosenSommer, Jicha und Szilagyi steigern die Kali- nach dem Trainingsstart am bergröße der Vorbereitungsgegner suk- zessive.Los geht’snach demtraditionel- 15.Juli gesäumt von allerlei len Saisoneröffnungs-Golfturnier am 18. Testspielen. Der neueChef- Juli mit einemSpiel beim befreundeten trainer will eben nichts dem Drittliga-Nachbarn TSV Altenholz am 19.Juli.Erst Dritte, dannZweite Liga: Am Zufall überlassen. 24.Juli tritt der deutsche Rekordmeister beim VfL Lübeck-Schwartauan. Ge- VONTAMO SCHWARZ danklich geht es dannam26. Juli beim Abschiedsspiel für Alfred Gislasonnoch Die Knochenmühle ist zurück. Jicha einmal zurück in die Ära des Isländers, wird seinem Lehrmeister Gislason si- ehe der ganze Tross nach Graz ins Trai- cher in nichts nachstehen. Aberauch die ningslager startet (27.Juli bis 4. August). Saison verspricht eine andere Gangart. Dort wird Filip Jicha zum ersten Mal Zurück zu alten Zeitensozusagen. Denn alleinverantwortlich seine Handschrift waren es in der abgelaufenen Spielzeit im Gym,auf der Laufbahn und in der genau 50 Pflichtspiele,könnten in der Trainingshallehinterlassen, ehe es im Saison 2019/2020 bis zu 61 Partien auf die Anschluss darum geht, herauszufinden, Zebras zukommen –34inder Bundes- wo die Mannschaft steht. Getestet wird liga,der Supercup, im Optimalfall sechs beim schwedischenErstligisten Ystads Bekanntes Gesichtander Seitenlinie,aber Begegnungen im DHB-Pokal und maxi- IF HF (7. August), beim Zweitligisten nach einem Jahr als Co-Trainer vonAlfred mal 20 Matches in der Champions Lea- TSV BayerDormagen (10.August)auf Gislason übernimmt Filip Jicha jetzt die allei- gue,die in ihrer letztenSaison im alten dem Wegzur dritten Auflage der „Hel- nige Verantwortung. FOTO:SONJAPAAR Modus noch einmal mit 14 Vorrunden- den des Handballs“ am 11. August mit der Spielen in der Gruppenphase aufwartet. Partie gegen den FC Barcelonaund Pokal am 17./18.August mit der ersten Mit weiteren Neuzugängen will der schließlich beim „Rewe Cup“ am 14.Au- Runde gegen EintrachtBaunatal, Su- Klub der wieder steigenden Belastung gust in Kielgegen das französische Star- percup gegen Flensburg-Handewitt am allerdings nicht begegnen. „Die Kader- ensemble von Paris Saint-Germain. 21. August,die Handball-Bundesliga planung für die neue Saison ist abge- Dannruft die Pflicht:First Four im DHB- startet am 22. August in ihre 54. Saison.

Handball-Bundesliga |Saison 2018/2019 Abschlusstabelle Impressum MeisterPokalsieger für die Champions League qualifiziert für den EHF-Cup qualifiziert Absteiger in die 2. Bundesliga Das Zebra-Journal isteine GESAMT HEIM AUSWÄRTS Sonderveröffentlichung von Platzierung Mannschaft Spiele Tore Tordiff.Punkte Tore Punkte Tore Punkte Kieler Nachrichten und THW Kiel 1. SG Flensburg-Handewitt 34 958 :768 +190 64 :4 491:384 34 :0 467:384 30 :4 Handball-Bundesliga GmbH &Co. KG 2. THW Kiel 34 1018 :806 +212 62 :6 513:382 32 :2 505 :424 30 :4 Verantwortlich für den Inhalt: 3. SC Magdeburg 34 1010 :867 +143 54 :14 521:439 28 :6 489 :428 26 :8 Christian Longardt (Chefredakteur) 4. Rhein-Neckar Löwen 34 960 :851 +109 50 :18 489 :414 27 :7 471:437 23 :11 5. MT Melsungen 34 922:900 +22 42 :26 457:427 24 :10 465:473 18 :16 Redaktion: Tamo Schwarz,Merle Schaack 6. Füchse Berlin 34 923:898 +25 38 :30 470:446 22 :12 453:452 16 :18 7. Bergischer HC 34 891 :880 +11 38 :30 459 :431 24 :10 432:449 14 :20 Layout/Produktion: Susanne Färber 8. Frisch Auf! Göppingen 34 901:899 +2 36 :32 448 :443 17 :17 453:456 19 :15 Projektkoordination: NadineCarstens, 9. HC Erlangen 34 853:882 -29 30 :38 435 :416 20 :14 418:466 10 :24 Kerstin Bittner 10. HSGWetzlar 34 859:883 -24 29 :39 445:444 16 :18 414:439 13 :21 11. SC DHfK Leipzig 34 861:871 -10 27 :41 447:417 20 :14 414:454 7:27 Anzeigen: Svenja Nefen, Leiterin Sales Kieler Nachrichten/ THW Kiel Hand- 12. TBVLemgo Lippe 34 861:885 -24 26 :42 452 :426 18 :16 409 :459 8:26 ball-Bundesliga GmbH &Co. KG 13. TSVHannover-Burgdorf 34 935:960 -25 26 :42 478 :473 17 :17 457:487 9:25 14. TSVGWD Minden 34 941:976 -35 25 :43 497:484 14 :20 444 :492 11 :23 Druck: Kieler Zeitung GmbH &Co, Offsetdruck KG 15. TVB1898Stuttgart 34 912 :998 -86 23 :45 479:501 14 :20 433:497 9:25 16. Eulen Ludwigshafen 34 802:955 -153 14 :54 402:461 9:25 400 :494 5:29 Umschlag: G+D Grafik +Druck 17. VfLGummersbach 34 809 :963 -154 14 :54 403:452 11 :23 406 :511 3:31 GmbH &CoKG 18. SG BBM Bietigheim 34 809 :983 -174 14 :54 412 :487 10 :24 397:496 4:30 Titelfoto: Sascha Klahn KN-Grafik |[email protected] |Quelle: Handball-Bundesliga

50 | ZEBRA JOURNAL |JUNI 2019 Was für eine Saison! Vielen Dank an alle Fans, Partner und Sponsoren für die großartige Unterstützung. Wir freuen uns auf die kommende Saison mit euch! Danke für all die star Momente!

nen, ed Gislason für die schö W Kiel danken wir Alfr ch Als Hauptsponsor des TH d spannende Saison. Au nnschaft für die tolle un ichen Jahre und der Ma Unterstützung. erfolgre Treue und die großartige wir vielen Dank für die iben. allen Fans sagen Jahre Hauptsponsor zu ble türlich auch die nächsten Grund genug für star, na

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