FH Oberösterreich Studiengang: Sozial- und Verwaltungsmanagement, Studienzweig Sozialmanagement

Quartiersentwicklung in der Gemeinde - den Herausforderungen des demografischen Wandels aktiv begegnen

Bachelorarbeit zur Erlangung des

akademischen Grades

Bachelor of Arts in Business

Verfasserin: Gerda Diesenreither

Gutachter: Prof. (FH) Dr. Anton Konrad Riedl

Unterweißenbach, Juni 2014

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre eidesstattlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht be- nutzt und die den Quellen entnommenen Stellen als solche gekennzeichnet habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbe- hörde vorgelegt.

Unterweißenbach, Juni 2014 Gerda Diesenreither

Danksagung

Besonderer Dank gebührt an dieser Stelle meinem Betreuer Herrn Prof. (FH) Dr. Anton Konrad Riedl, der mich mit seinem Fachwissen unterstützte, mich mit seinen Anregungen immer wieder forderte und somit wesentlich für das Gelingen dieser Arbeit beitrug.

Ich danke Frau Mag.a Dr.in Daniela Palk für die Möglichkeit, mein Praktikum im Dia- koniewerk Gallneukirchen zu absolvieren. Durch Sie wurde die Idee zur Verfassung dieser Arbeit geboren.

Besonders bedanken möchte ich mich bei Herrn Anton Hoser B.A., Amtsleiter der Gemeinde Bad Zell. Dank der vielen Gespräche und konstruktiven Kritik unterstützte er mich beim Verfassen dieser Arbeit. Speziell bei der Ist-Analyse über die Struktu- ren der Gemeinde Bad Zell war er mir eine große Hilfe. Gleichzeitig möchte ich mich auch bei allen Gemeindemitarbeitern für die Unterstützung bei der Datenerhebung bedanken.

Vielen Dank an die vielen Gesprächspartner, die mir Informationen für diese Arbeit zur Verfügung stellten. Im Anhang finden sich die Personen in einer Tabelle aufge- listet.

Bei SR Frau Elfriede Hausleitner möchte ich mich für die Korrektur meiner Arbeit bedanken und bei Herrn Philipp Hinterreither-Kern für die Unterstützung bei der Formatierung.

Ganz besonders bedanke ich mich bei meinem Mann Peter Diesenreither. Er unter- stützte mich in den Jahren während des Studiums tatkräftig und schaffte es immer wieder, mich zu motivieren. Aufgrund der vielen Stunden, die ich zum Lernen benö- tigte, blieb nicht viel gemeinsame Zeit. Danke für das Verständnis.

Ich bedanke mich auch ganz herzlich bei meinen Kindern Christina und Samuel. Durch ihre Selbständigkeit ermöglichten sie mir diese Ausbildung. Es war eine ganz tolle Erfahrung, selber für Prüfungen zu lernen und somit auch die Kinder wieder besser verstehen zu können.

Kurzfassung

Aufgrund des demografischen Wandels und der sich verändernden Familienstruktu- ren steht die Gesellschaft vor vielfältigen Herausforderungen. Eine dieser Heraus- forderungen ist die Betreuung und Pflege der älteren Bevölkerung. In Oberöster- reich wohnt rund die Hälfte der Einwohner in kleinen Gemeinden bis 5.000 Einwoh- ner. Die jüngere Generation dieser Kommunen verlässt oftmals anlässlich besserer Chancen am Arbeitsplatz die Heimatgemeinde. Vor diesem Hintergrund sind be- sonders die kleinen Gemeinden gefordert, geeignete Strukturen für die Betreuung und Pflege der älteren Bevölkerung unter Berücksichtigung der vorhandenen Res- sourcen und der Subsidiarität zu entwickeln. Mit Hilfe neuer Strukturen sollen gute Lebensumfelder und Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Älteren so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden führen können.

Damit passende, nachhaltige Strukturen entwickelt werden können, sind entspre- chende Gesamtkonzepte notwendig. Ein möglicher Weg ist, für die Gemeinden bzw. definierten Sozialräume eine Quartiersentwicklung gemäß Kuratorium Deutscher Altenhilfe vorzunehmen. Dabei werden die Strukturprinzipien Sozialraumbezug, Ganzheitlichkeit und Beteiligung berücksichtigt.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Quartiersentwicklung der Gemeinde Bad Zell. Aufgrund einer umfassenden Ist-Analyse wurden die vorhandenen Strukturen und angebotenen Unterstützungsleistungen für ältere, pflegebedürftige Personen vor Ort eruiert. Daraufhin wurde in Anlehnung an die Age-Wohnmatrix der Age Stiftung mit Hilfe einer Stärken/Schwächen Analyse eine Matrix für die Gemeinde Bad Zell erstellt. Durch diese Matrix ist ersichtlich, in welchen Bereichen in der Gemeinde Bad Zell Handlungsbedarf besteht.

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Abstract

Due to the demographic change and the braking up of traditional family structures society is faced with various challenges. One of those challenges is the assistance and medical attendance for the elderly population. In Upper approximately half of the population lives in communities with up to 5.000 inhabitants. Driven by the better chances of getting jobs the younger generation often moves out of these smaller communities. Therefore smaller communities are challenged to find new structures to ensure assistance and medical attendance for the elderly population left behind. These structures need to be developed with the available resources and on the principal of subsidiarity. In order to ensure a life in their own houses with a good living environment and framework requirement, new structures need to be im- plemented. General concepts which ensure a suitable sustainable structure are needed. A pos- sible answer to this requirement is to engage the “quarter development” in the social community system, according to the “Kuratorium Deutscher Altenhilfe”. In this con- cept structure principles, stress on the social region and the holistic approach are taken in account. The thesis deals with the quarter development of the community Bad Zell. Based on an extensive analysis of the situation today, the already given structures and sup- port offers for high-maintenance elderly people were investigated. Followed by that a SWOT analysis helped to show the age-living-matrix in Bad Zell. The SWOT analysis shows in which areas the community of Bad Zell has a need for action.

II

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 1

1.1 Ausgangslage ...... 2 1.2 Zielsetzung/Forschungsfrage ...... 4 1.3 Aufbau der Arbeit ...... 5

2 Alterungsprozess und Bedürfnisse älterer Personen ...... 6

2.1 Gemeinsamkeiten der Menschen zwischen 60 und 75 Jahre ...... 6 2.2 Altersbilder in der Gesellschaft ...... 8 2.3 Bedürfnisse der älteren Bürger ...... 10

3 Zum Begriff „Quartiersentwicklung“ ...... 12

4 Allgemeines zur Quartiersentwicklung ...... 16

4.1 Strukturprinzipien eines Quartierkonzeptes ...... 17 4.2 Ziele der Quartiersentwicklung ...... 19 4.3 Akteure in der Quartiersentwicklung ...... 21 4.4 Die Phasen der Quartiersentwicklung ...... 23 4.5 Quartiershäuser ...... 25 4.6 Handlungsfelder der Quartiersarbeit ...... 27

5 Die Marktgemeinde Bad Zell als Quartier ...... 29

5.1 Handlungsfeld Wohnen und Wohnumfeld ...... 32

5.1.1 Wohnen und Wohnumfeld privat – Ist Analyse / Entwicklungspotentiale ...... 33 5.1.2 Wohnen und Wohnumfeld organisiert – Ist Analyse/Entwicklungspotential ...... 41 5.1.3 Wohnen und Wohnumfeld institutionalisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotential ...... 46

5.2 Handlungsfeld „Grundversorgung im Alltag“ ...... 47

5.2.1 Grundversorgung im Alltag privat – Ist Analyse/ Entwicklungspotential48

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5.2.2 Grundversorgung im Alltag organisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotentiale ...... 51 5.2.3 Grundversorgung im Alltag institutionalisiert –Ist Analyse/ Entwicklungspotentiale ...... 53

5.3 Handlungsfeld Gesundheit, Pflege & Betreuung ...... 54

5.3.1 Gesundheit, Pflege & Betreuung privat – Ist Analyse/ Entwicklungspotentiale ...... 55 5.3.2 Gesundheit, Pflege & Betreuung organisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotential ...... 57 5.3.3 Gesundheit, Pflege & Betreuung institutionalisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotential ...... 59

5.4 Handlungsfeld Soziale Einbindung ...... 62

5.4.1 Soziale Einbindung privat – Ist Analyse/Entwicklungspotentiale ...... 63 5.4.2 Soziale Einbindung organisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotential . 64 5.4.3 Soziale Einbindung institutionalisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotentiale ...... 68

6 Übertragung der Age-Matrix auf die Gemeinde Bad Zell ...... 72

6.1 Stärken/Schwächen im Handlungsfeld Wohnen und Wohnumfeld ...... 74 6.2 Stärken/Schwächen im Handlungsfeld Grundversorgung im Alltag ...... 75 6.3 Stärken/Schwächen im Handlungsfeld Gesundheit, Pflege & Betreuung ..77 6.4 Stärken/Schwächen im Handlungsfeld Soziale Einbindung ...... 79 6.5 Betrachtung der Matrix ...... 81

7 Zusammenfassung der Ergebnisse...... 82

8 Ausblick und Resümee ...... 86

Literaturverzeichnis ...... 90

Anhang ...... 99

IV

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Unterteilung der Senioren nach Charaktereigenschaften ...... 7 Abbildung 2: Umfassende Quartiersentwicklung ...... 17 Abbildung 3: Zielsystem der Quartiersentwicklung ...... 19 Abbildung 4: Altersstruktur nach Jahren ...... 30 Abbildung 5: Häuser, die von über 60-Jährigen alleine bewohnt werden ...... 35 Abbildung 6: Gemeindegebiet Bad Zell - Bushaltestellen ...... 38 Abbildung 7: Vollzeitbeschäftigte nach Branchen verteilt ...... 49 Abbildung 8: Gesamte mobile Unterstützungsleistungen von 2005 bis 2012 ...... 61 Abbildung 9: Matrix der Ist-Analyse für Bad Zell ...... 73 Abbildung 10: Organigramm – Quartiersentwicklung in Bad Zell ...... 87

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Zuordnung der acht Module zu den Handlungsfeldern ...... 28 Tabelle 2: Verhältnisdaten Bezirk Freistadt – Gemeinde Bad Zell ...... 29 Tabelle 3: Bevölkerungsentwicklung Bad Zell allgemein ...... 30 Tabelle 4: Veränderung der Altersstruktur der Gemeindebevölkerung ...... 31 Tabelle 5: Einpersonenhaushalte der über 60-Jährigen ...... 34 Tabelle 6: Erbrachte Leistungen im Haus- und Heimservice des regionalen SMB ..51 Tabelle 7: Erbrachte Leistungen der HKP in Bad Zell ...... 60 Tabelle 8: Erbrachte Leistungen der FSB „A“ in der Gemeinde Bad Zell ...... 60 Tabelle 9: Anzahl der Einpersonenhaushalte im Vergleich zu Freistadt und Linz ....63 Tabelle 10: Stärken/Schwächen Wohnen und Wohnumfeld - Privat...... 74 Tabelle 11: Stärken/Schwächen Wohnen und Wohnumfeld - Organisiert ...... 75 Tabelle 12: Stärken/Schwächen Wohnen und Wohnumfeld - Institutionell ...... 75 Tabelle 13: Stärken/Schwächen Grundversorgung - Privat ...... 76 Tabelle 14: Stärken/Schwächen Grundversorgung - Organisiert ...... 76 Tabelle 15: Stärken/Schwächen Grundversorgung - Institutionell ...... 77 Tabelle 16: Stärken/Schwächen Gesundheit, Pflege & Betreuung - Privat ...... 78 Tabelle 17: Stärken/Schwächen Gesundheit, Pflege & Betreuung - Organisiert .....78 Tabelle 18: Stärken/Schwächen Gesundheit, Pflege & Betreuung - Institutionell ....79 Tabelle 19: Stärken/Schwächen Soziale Einbindung – Privat ...... 80 Tabelle 20: Stärken/Schwächen Soziale Einbindung - Organisiert ...... 80 Tabelle 21: Stärken/Schwächen Soziale Einbindung - Institutionell ...... 81

V

Abkürzungsverzeichnis

AAL Ambient Assited Living AED AngehörigenEntlastungsDienst AHA Anforderungen einer Hilfsmitteldatenbank aus Sicht pflegender Angehöriger APH Alten- und Pflegeheim BEP Bedarfs- und Entwicklungsplan DORV Dienstleistungen und Ortsnahe Rundumversorgung EAR Essen auf Rädern evtl. eventuell FSB „A“ Fachsozialbetreuer für Altenarbeit GWA Gemeinwesenarbeit HBeG Hausbetreuungsgesetz HH Heimhilfe HKP Hauskrankenpflege KBP Koordinatorin für Betreuung und Pflege KDA Kuratorium Deutscher Altenhilfe MPD Multiprofessionale Dienste MvA Mühlviertler Alm OÖ Oberösterreich RTSH Regionaler Träger Sozialer Hilfe SelbA Selbständig im Alter SHV Sozialhilfeverband SMB Sozialmedizinischer Betreuungsring SONG Netzwerk: Soziales neu gestalten

Vorbemerkung

Der leichteren Lesbarkeit halber werden in dieser Arbeit personenbezogene Be- zeichnungen in jeweils nur einer Geschlechtsform angeführt. Sie umfassen selbst- verständlich Personen weiblichen und männlichen Geschlechts.

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1 Einleitung Die demographische, gesellschaftliche und soziale Entwicklung bedarf einer grund- legenden Neuorientierung der sozialen Infrastruktur, um speziell ältere Personen, die auf Hilfe angewiesen sind, zu unterstützen. Die herkömmlichen Versorgungs- konzepte im Sinne familiärer Betreuung oder in Form eines Aufenthaltes in speziali- sierten Einrichtungen allein sind nicht mehr ausreichend. Soziale Leistungen sollten sich künftig stärker sowohl an den Prinzipien Subsidiarität und Solidarität als auch am Sozialraum orientieren. Es sind lokale am Gemeinwesen orientierte Versor- gungsangebote notwendig, um kleinräumige, bürgernahe Unterstützungsstrukturen zu entwickeln. Schließlich fördern kleinräumige Strukturen die Eigenverantwortung und Solidarität der Menschen vor Ort.1 Meistens ist in den ländlichen Gemeinden noch hohes Sozialkapital vorhanden. Durch die Entwicklung eines Quartierkonzeptes wird das lokale Sozialkapital geför- dert. Somit können die Grenzen der Sektoren Staat, Markt und informelle soziale Netze überwunden werden. Zudem finden in der Entwicklung von Quartierkonzep- ten die spezifischen Leistungen vor Ort Berücksichtigung.2 Im Fokus von Quartier- konzepten steht das Wohnviertel oder eben die Gemeinde, die durch soziale Inter- aktionen und durch eine lokale Identifikation bestimmt ist.

Im Auftrag des Sozialhilfeverbandes (SHV) Freistadt errichtet das Diakoniewerk Gallneukirchen ein „Haus für Senioren“. Es handelt sich dabei um ein Alten- und Pflegeheim (APH), in dem das Hausgemeinschaftsmodell Anwendung findet. In vier Hausgemeinschaften mit je zwölf Einzelzimmern erhalten insgesamt 48 Bewohner eine Wohnmöglichkeit und Pflege. Zusätzlich sind Kurzzeitpflegeplätze, Tages- betreuung sowie fünf Wohnungen mit Betreuung vorgesehen. Sowohl die Gemeinde Bad Zell als auch das Diakoniewerk Gallneukirchen stehen einer Quartiersentwicklung äußerst offen gegenüber. Gemäß Frau Palk, Leiterin des Kompetenzmanagement Seniorenhilfe des Diakoniewerks, soll der Bau des Hauses für Senioren „ (…) ein erster Schritt ins „Quartier“ sein. Das Haus soll nicht „isoliert“ die Pflege sichern, sondern es geht um die positive Bewältigung des demografi- schen Wandels.“3

1 Vgl. Netzwerk Soziales neu gestalten (2009), 7. 2 Vgl. Netzwerk Soziales neu gestalten (2012a), 3. 3 Daniela Palk, Gespräch am 01.07.2013

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Deshalb bietet sich hier die Möglichkeit, für die Gemeinde Bad Zell ein Konzept zu entwickeln, das neue gangbare Wege in der Versorgung der älteren Bevölkerung aufzeigt.

1.1 Ausgangslage In Österreich werden die Menschen statistisch gesehen immer älter. Die steigende Lebenserwartung ist einerseits für jeden einzelnen erfreulich, andererseits stellt die- ser Umstand für die Gesellschaft eine große Herausforderung dar. Schließlich sind für die Versorgung der Älteren immer mehr personelle und finanzielle Ressourcen notwendig. Gleichzeitig sinkt der Anteil der jüngeren erwerbstätigen Menschen und demzufolge sinken die finanziellen Mittel unter anderem auch für das Gesundheits- und Sozialsystem. Mit Dezember 2012 zählte Österreich rund 8,4 Millionen Einwohner. Davon sind ca. 1,5 Millionen 65 Jahre und älter. Laut Statistik Austria wird der prozentuelle Anteil der 65-Jährigen und älteren Personen bis zum Jahr 2030 von derzeit etwa 18% auf rund 24% ansteigen.4 Dadurch wächst der Bedarf an altengerechten Unterstützungsleistungen. Im Jahre 2012 bezogen z.B. durchschnittlich rund 440.600 Bürger in Österreich Pflegegeld.5 Diese Menschen benötigten Pflege und Unterstützung im Alltag. Selbst wenn es durch aktive Gesundheitspolitik gelingt, die Pflegebedürftigkeit zu senken, ist damit zu rechnen, dass in Österreich bis zum Jahr 2030 rund 650.000 Menschen pflege- bedürftig sein werden.6 In den ländlichen Gemeinden kommt verstärkt das Problem der Versorgungssicher- heit aufgrund der oftmals fehlenden Mobilität der älteren Bürger hinzu. Österreich zählt insgesamt 2.357 Gemeinden. Von diesen zählen 2.133 Gemeinden in Öster- reich (rund 90%) bis 5.000 Einwohner. Das heißt, dass 3,6 Millionen Österreicher bzw. 717.156 Oberösterreicher (rund 50% der Oberösterreicher) in kleinen, ländli- chen Gemeinden wohnen.7 Die Menschen dieser kleinen Gemeinden in OÖ leben hauptsächlich in Eigenheimen. Viele dieser Häuser stehen in Alleinlage und die öf- fentliche Verkehrsanbindung ist meist nicht gegeben. Vor diesem Hintergrund sind sowohl die Gemeinden als auch die sozialen Dienstleister besonders gefordert, ge- eignete Strukturen zu entwickeln, damit die Bewohner bis ins hohe Alter attraktive

4 Vgl. Statistik Austria (2014a). 5 Vgl. Statistik Austria (2014b). 6 Vgl. Schneider u.a. (2006),14f. 7 Vgl. Statistik Austria (2013).

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Lebensumfelder und Rahmenbedingungen für die Gewährleistung von Selbstbe- stimmung, Individualität und Lebensqualität vorfinden.8 Themen wie ärztliche Versorgung, Pflege, Betreuung, barrierefreies Wohnen und Mobilität rücken somit immer mehr in den Vordergrund und verlangen dringend nach Lösungen. Ein weiteres Thema in der künftigen Pflege und Betreuung hilfsbedürftiger Men- schen ist der verstärkt eintretende Fachkräftemangel. Es wird immer schwieriger, diesen bewältigen zu können. Deshalb ist in diesem Bereich unbedingt soziale In- novation notwendig. Im Fokus sollten dabei im Sinne einer gelebten Inklusion je- doch nicht nur die älteren, pflegebedürftigen Menschen sondern auch z.B. Men- schen mit Beeinträchtigung stehen, da es bei diesen Gruppen viele Berührungs- punkte und auch gemeinsame Lösungsmöglichkeiten gibt.9

Aufgrund der sich verändernden Familienstrukturen, weg vom Mehrgenerationen- haushalt oftmals hin zum Einpersonenhaushalt, verfügen ältere zu pflegende Per- sonen über immer kleinere familiäre Unterstützungssysteme.10 Trotzdem werden nach wie vor nahezu 80% der Pflegebedürftigen von Angehörigen in den eigenen vier Wänden betreut und gepflegt.11 Die Verantwortung für pflegebedürftige Bürger lastet häufig auf einzelnen Angehörigen. Eine interessante gesellschaftliche Weiterentwicklung jedoch ist, dass sich zuneh- mend Freunde, Nachbarn und Ehrenamtliche als verlässliche Pflegepartner von älteren Menschen engagieren.12 Diese informellen Hilfesysteme werden von formel- len Hilfeformen unterstützt. Damit die informellen Hilfesysteme jedoch weiter ausge- baut werden und Bürger die für sie passende Möglichkeit finden, sich sozial zu en- gagieren, sind neue Versorgungskonzepte und Strukturen notwendig. Diese neuen Versorgungsangebote sollten sich am Gemeinwesen orientieren, um kleinräumige, bürgernahe Unterstützungsstrukturen zu entwickeln. Viele Tätigkeiten in der Alten- betreuung müssen nicht von Professionisten übernommen, sondern können nach wie vor von Angehörigen oder sozial Engagierten durchgeführt werden. Diese not- wendigen neuen Strukturen können in Form einer Quartiersentwicklung aufgebaut werden.

8 Vgl. Kremer-Preiß/Stolarz (2007), 6. 9 Vgl. Michell/Auli (2010), 3f. 10 Vgl. Hill/Kopp (2013), 51. 11 Vgl. BMSK (2005), 1. 12 Vgl. Kruse/Wahl (2010), 167; vgl. Dörner (2012), 56ff.

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1.2 Zielsetzung/Forschungsfrage Diese Arbeit setzt sich mit den bestehenden und erwarteten Herausforderungen in der Versorgung hinsichtlich Pflege und Betreuung älterer, in ländlichen Gemeinden lebender Menschen aus der Perspektive „ein gesamter Ort als sozialräumliches Quartier“ auseinander.

Ziel dieser Arbeit ist es, mit Hilfe von innovativen Modellen des In- und Auslandes anhand eines konkreten Ortes ein grundlegendes Konzept für eine umfassende Quartiersentwicklung zu verfassen. Als Beispielsgemeinde hat die Verfasserin die Marktgemeinde Bad Zell gewählt, weil sie von der Größe, Struktur und sozialen Ausstattung einer typisch oberösterreichischen ländlichen Gemeinde entspricht. Die Autorin ist der Ansicht, dass viele Erkenntnisse daraus auch auf andere Orte über- tragbar sind.

Große Beachtung sollen dabei die Strukturprinzipien Sozialraumbezug, Ganzheit- lichkeit und Beteiligung finden. Um diese Prinzipien bei der Entwicklung des Konzeptes umsetzen zu können, müs- sen folgende Fragen beantwortet werden:

 Was benötigen ältere Bürger, um so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu können?  Wie sehr entsprechen die bestehenden Strukturen der Gemeinde Bad Zell diesen Bedürfnissen bzw. wo besteht Handlungsbedarf?

Dazu ist es notwendig, sich einerseits mit Hilfe von Fachliteratur über die Bedürfnis- se der Menschen im Alter zu informieren und andererseits eine umfassende Ist- Analyse der Strukturen vor Ort durchzuführen. Mit dieser Bestandsanalyse ist es möglich, in den jeweiligen Handlungsfeldern Lücken in der Versorgung festzustellen. Diese Versorgungslücken führen zur nächsten Frage:

 Welche Teile bestehender Modelle im In- und Ausland sind auf die Gemein- de Bad Zell übertragbar und sinnvoll?

Dabei sollen speziell für Bürger des „dritten Alters“ mithilfe dieser Arbeit Möglichkei- ten aufgezeigt werden, wie sie sich für die Gemeinschaft ihren Fähigkeiten entspre- chend einbringen können.

4

In der Beantwortung der Frage:

 „Wie kann in ländlichen Regionen allgemein und im speziellen in der Ge- meinde Bad Zell das „Quartierkonzept“ zur Altersversorgung umgesetzt wer- den?“ wird ein Ausblick auf mögliche zukünftige Erfordernisse, Entwicklungen und Trends gewagt. Es werden etwaige Zuständigkeiten einer Quartiersentwicklung diskutiert und ein Vorschlag, wie ein verantwortliches Team aussehen könnte, erarbeitet. Al- lerdings wird ausdrücklich festgehalten, dass dieses Konzept ohne breit angelegte Beteiligung der Bürger entwickelt wird, da dies den Arbeitsumfang sprengen würde.

1.3 Aufbau der Arbeit Im Anschluss an dieses Kapitel erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem theoreti- schen Hintergrund. Nach einer Behandlung der Altersbilder in der Gesellschaft und der Klärung der Bedürfnisse von älteren Personen in Kapitel 2 werden im Kapitel 3 Begrifflichkeiten definiert. Im Kapitel 4 werden grundlegende Voraussetzungen wie Strukturprinzipien, Ziele und Phasen der Quartiersentwicklung und Handlungsfelder, anhand derer dieses Konzept entwickelt wurde, behandelt. Das Kapitel 5 enthält eine umfassende Ist-Analyse der bestehenden Strukturen und Unterstützungsleistungen für Menschen im Alter in der Marktgemeinde Bad Zell. Die Verfasserin nimmt eine Unterteilung in die vier Handlungsfelder  Wohnen und Wohnumfeld,  Grundversorgung im Alltag,  Gesundheit, Pflege & Betreuung und  Soziale Einbindung vor, um die Komplexität zu reduzieren. Die Handlungsfelder werden in die Katego- rien „Privat“, „Organisiert“ und „Institutionell“ unterteilt. In dieser Arbeit wird anhand der Ergebnisse der Ist-Analyse der Gemeinde Bad Zell in Kapitel 6 eine Matrix in Anlehnung an die Age-Wohnmatrix13 erstellt. Die Matrix soll einen Überblick bezüg- lich Versorgungssicherheit darstellen. Das Kapitel 7 stellt eine Zusammenfassung dar. Mit einem Ausblick und einer persönlichen Stellungnahme wird die Arbeit in Kapitel 8 abgeschlossen.

13 Vgl. Jann (2012), 30ff.

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2 Alterungsprozess und Bedürfnisse älterer Personen Das menschliche Leben lässt sich in vier Lebensphasen gliedern. Während die Phase der Kindheit und Jugend als „erstes Alter“ bezeichnet wird, gilt die Phase der Reife als „zweites Alter“. Der Zeitpunkt, in dem die nächste Phase erreicht wird, wird erheblich vom Bildungswesen (Beginn und Ende der Schulpflicht) und vom Arbeits- markt (Arbeitseintritt und Arbeitsaustritt) bestimmt. Das Verlassen des Erwerbsle- bens stellt den Beginn des „dritten Alters“ dar. Es wird somit vom Sozialversiche- rungssystem und nicht vom Zustand der körperlichen und geistigen Verfassung be- stimmt.14 Hilfebedürftigkeit wird als „viertes Alter“ bezeichnet, wobei dieser Über- gang bei den meisten Menschen zwischen dem 76. und 85. Lebensjahr eintritt. Die- ser Lebensabschnitt ist häufig gekennzeichnet durch physiologische Alterserschei- nungen mit physischen und psychischen Einschränkungen. Die Häufigkeit von chronischen Erkrankungen und Multimorbidität beeinträchtigt die Lebensqualität in dieser Phase deutlich.15 Der Erfolg einer Quartiersentwicklung ist großteils von der Beteiligung der Bürger abhängig. Indem die Verfasserin der Überzeugung ist, dass sich speziell Menschen im „dritten Alter“ aufgrund der freien Zeitressourcen bei einer Quartiersentwicklung einbringen können, behandelt sie diese Personengruppe näher.

2.1 Gemeinsamkeiten der Menschen zwischen 60 und 75 Jahre Menschen im „dritten Alter“ sind meist zwischen 60 und 75 Jahre alt. Da Altern ei- nen individuellen Prozess darstellt, ist es nicht leicht festzumachen. Alte Menschen gelten insgesamt als gesundheitlich, psychisch, sozial und ökonomisch gefährdete Risikogruppe. Das kalendarische Alter alleine sagt jedoch nichts über den individu- ellen Zustand eines Menschen aus. Viel mehr beeinflussen z.B. die Ernährung, die körperliche und geistige Aktivität, die soziale Integration und die Lebenseinstellung das Altern in einem hohen Ausmaß. Jeder Mensch hat somit großen Einfluss dar- auf, wie das eigene Altern von statten geht.16 Das Land OÖ erwähnt im Sozialbericht 2001 eine repräsentative Studie von Bor- chert et. al. Dieser zufolge können Menschen im „dritten Alter“ in vier Gruppen un- terteilt werden. Die Autorin ist der Meinung, dass, obwohl diese Untersuchung be- reits Ende der achtziger Jahre in (West-) Deutschland durchgeführt wurde, die Er-

14 Vgl. Backes/Clemens (2013), 63; vgl. Sternberg (2010) 53. 15 Vgl. Backes/Clemens (2013), 24; vgl. Netzwerk: Soziales neu gestalten (2009), 21; Vgl. Rosenmayr/Böhmer (2003), 254. 16 Vgl. Nigg/Steidl (2005), 46ff.

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gebnisse auch heute noch in den westlichen Industrieländern als typisch für das „dritte Alter“ angesehen werden können. Folgendes Kreisdiagramm veranschaulicht die Zusammenstellung dieser Gruppen.

Anteil der Senioren nach Charaktereigenschaften Aktive neue Senioren 1/6 1/4 Sicherheits- und Gemeinschaftsorientierte Senioren Pflichtbewusst-häusliche Senioren 1/3

Resignierte Senioren 1/3

Abbildung 1: Unterteilung der Senioren nach Charaktereigenschaften17

Die erste Gruppe des „dritten Alters“ stellen die „aktiven neuen Senioren“ dar. In Österreich beträgt der Anteil der über 60 bis 75-Jährigen derzeit ca. 1,3 Millionen,18 das bedeutet, dass dieser Gruppe rund 330.000 Personen angehören. Sie nehmen am sozialen Leben teil und genießen es gleichzeitig aus den bisherigen Verpflich- tungen und Zwängen aussteigen zu können. Sie gestalten ihr Leben aktiv und ge- nießen ihre Pension. Diese Gruppe sehr aufgeschlossen für Neues. Sie zeichnet sich durch hohen Bildungsstand und überdurchschnittliches Einkommen aus. Etwa 436.000 Personen der 60-Jährigen und Älteren in Österreich gehören zur Gruppe der „sicherheits- und gemeinschaftsorientierten Senioren“. Zu ihren Vorlieben zählen Ruhe, Zurückgezogenheit, Hobbies und ein aktives Vereinsleben. Sie leben in bescheidenen, aber nicht ärmlichen Verhältnissen und pflegen Kontakte zu den Nachbarn. Die Gruppe der „pflichtbewusst-häuslichen Senioren“ beträgt ebenfalls rund 436.000 Personen. Diese ist gekennzeichnet durch den Wunsch nach emotionaler Sicherheit und von der Furcht vor einer eventuellen Abhängigkeit von anderen. Au- ßerdem prägt die Gruppe die Furcht der eigenen Pflegebedürftigkeit. Einen sehr hohen Stellenwert haben die häusliche Umgebung, Küchen- und Gartenarbeit und

17 Eigene Darstellung: Daten entnommen aus Land OÖ (2001), 145f. 18 Vgl. Statistik Austria (2014a).

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die Besuche von Kindern und Enkelkindern. Bescheidenheit und Sparsamkeit sind häufig weitere Charaktereigenschaften dieser Menschen. Lediglich ein Sechstel, also rund 98.000 Personen dieser Altersgruppe zählen zu den „resignierten Senioren“. Ihr Leben ist von Einsamkeit geprägt und sie verfügen über ein äußerst niedriges Einkommen. Die Angst vor dem Abgeschobenwerden ins Heim ist sehr groß.19

Aufgrund der Untersuchung von Borchert et. al. stellen die „sicherheits- und ge- meinschaftsorientierten“ und die „pflichtbewusst-häuslichen“ Senioren zusammen die größte Gruppe dar. Laut der Studie sind es die Personen dieser Gruppe, die sich für die Gemeinschaft und für Vereinstätigkeiten engagieren.20 Die Verfasserin schließt daraus, dass es bei einer Quartiersentwicklung wesentlich ist, diese Gruppe zu mobilisieren und passende Strukturen zu schaffen. Diese Gruppe soll sich ange- sprochen fühlen und die für sie passende Gelegenheit finden, für die Gemeinschaft tätig zu werden. Ebenso ist in der oben erwähnten Untersuchung ersichtlich, dass nur für einen klei- nen Teil der Menschen des „dritten Alters“ und infolge für die Menschen des „vierten Alters“ die Beobachtungen, die früher fast generell das Altersbild prägten, zutreffen. Der Großteil der Senioren zählt zu den „Jungen Alten“ oder zu den „Neuen Alten“, die derzeit „mitten im Leben“ stehen.21 Trotzdem aber wird die Gruppe des „dritten Alters“ in die Gruppe des „vierten Alters“ aufrücken und die Anzahl der Personen des „vierten Alters“ wird dadurch stark steigen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich liegt derzeit bei Frauen bei 83,3 Jahren und bei Männern bei 78 Jahren. Laut Berechnungen der Statistik Austria nahm die männliche Lebenserwartung von 2000 bis 2002 um 2,4 Jahre zu, jene der Frauen um 1,8 Jahre. Somit hat sich der Vorsprung der Frauen in der Le- benserwartung von 6,0 auf 5,3 Jahre reduziert.22

2.2 Altersbilder in der Gesellschaft Da der Alterungsprozess einen individuellen Prozess darstellt, gibt es auch viele verschiedene Altersbilder, die sich im Laufe der Jahre immer wieder aufs Neue ver- ändern. Während sich positive Altersbilder häufig auf Menschen mit einem hohen

19 Vgl. Land OÖ (2001), 145. 20 Vgl. Land OÖ (2001), 146. 21 Vgl. Thieme (2008), 37f. 22 Vgl. Statistik Austria (2014c).

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gesellschaftlichen Status beziehen, haben negative oftmals unterprivilegierte alte Menschen im Blickwinkel.23 Folgende drei Modelle prägen das Altersbild erheblich:24  das Defizitmodell,  das Aktivitätsmodell und  das Kompetenzmodell.

Das Defizitmodell beruht darauf, dass fortschreitendes Alter mit körperlichem, see- lischem und geistigem Abbau einhergeht. Zudem weist es mit steigendem Alter ex- plizit auf einen beobachtbaren Leistungsrückgang hin.25 Laut Bergler lässt sich das negative Fremdbild vom Alter durch „Mangelnde Beweglichkeit und Wendigkeit, Anfälligkeit für Krankheiten, Neigung zur Bequemlichkeit, mangelnde Umstellungs- fähigkeit, Widerstand gegenüber neuen Arbeitsmethoden, allgemeine Verlangsa- mung des Verhaltens, leichte Ermüdbarkeit usw.“ (…)26 beschreiben. Im vielschich- tigen Alterungsprozess wird jedoch eine Reduktion älterer Menschen nur auf deren Leistungsfähigkeit beruhend nicht gerecht. Da dieses Modell aber keine Gestal- tungsmöglichkeiten offen ließ, wurden in der zweiten Hälfte der 70er Jahre Gegen- modelle erarbeitet und aufgezeigt.27 Das Aktivitätsmodell geht davon aus, dass Glück und Zufriedenheit eines Men- schen von den aktiven Einflussmöglichkeiten auf dessen Umwelt abhängen.28 Die- ses Modell und das Kompetenzmodell finden sich unter anderem in den ersten drei Gruppen der beschriebenen Menschen im „dritten Alter“ in Kapitel 2.1 wieder. Das Kompetenzmodell beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, sowohl die Res- sourcen der eigenen Person als auch die der Umgebung zu nutzen. Somit kann das eigene Leben erfolgreich bewältigt werden. Da sich aber einerseits die Anforderun- gen an das Leben und andererseits die eigenen Ressourcen mit dem Lebensalter verändern, besteht eine altersspezifische Austauschbeziehung zwischen Umwelt und der eigenen Person.29 Obwohl die beiden letztgenannten Modelle eher gegenteilig zum Defizitmodell wir- ken sollten und das Defizitmodell bereits auch in vielen grundlegenden Studien wi-

23 Vgl. Baumgartl (1997), 37. 24 Vgl. Nigg/Steidl (2005),32ff.; vgl. Baumgartl (1997), 37f. 25 Vgl. Nigg/Steidl (2005), 32f; Brandenburg/Domschke (2007), 81. 26 Bergler (1968), 157. 27 Vgl. Baumgartl (1997), 70f. 28 Vgl. Baumgartl (1997), 33f. 29 Vgl. BMASK (2014b), 3; vgl. Brandenburg/Domschke (2007), 81;

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derlegt wurde,30 ist es gegenwärtig noch weit verbreitet. Negative Altersbilder sind in der Sprache, in der Werbung, in den verschlechterten Chancen auf einen Job ab 50 Jahren usw. zu erkennen. Das Alter einerseits lediglich im Blickwinkel des Defizit- modells zu betrachten kann durchaus ein Hindernis sein, das Altern nicht neugierig, offen und aktiv anzunehmen. Andererseits entspricht das Altersbild der „jungen Al- ten“ im Sinne des ewigwährenden „Jugendkults“ ebenso wenig der Realität. Auch diese Sicht des Alters entspricht nicht den tatsächlichen Bedürfnissen und erzeugt häufig neue Zwänge und Stereotypen.31

Die Autorin ist der Meinung, dass bei einer umfassenden Quartiersentwicklung Be- wusstsein für realistische Altersbilder geschaffen werden sollte. Ist dieses Bewusst- sein erst einmal für das eigene Altern vorhanden, werden auch eventuell künftige, mit dem steigenden Alter einhergehende Bedürfnisse thematisiert und diskutiert werden. Infolge dessen können präventive Vorkehrungen getroffen werden. Diese können sich sowohl auf „hard facts“ wie z.B. auf die Wohnsituation als auch auf die „soft facts“, das eigene soziale Netzwerk beispielsweise, beziehen. Der Vielfalt an Maßnahmen, welche getroffen werden können, sind nahezu keine Grenzen gesetzt.

2.3 Bedürfnisse der älteren Bürger Der Alterungsprozess wird äußerst individuell erlebt, trotzdem haben ältere Men- schen des „dritten“ und des „vierten Alters“ gemeinsame Bedürfnisse. Als Beispiele hierfür könnten ein sich veränderndes Wohnbedürfnis, das Bedürfnis nach Autono- mie, das Bedürfnis nach Sicherheit sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in Hin- sicht der Versorgungssicherheit und das Bedürfnis sozialer Beziehungen und Teil- habe an der Gesellschaft angeführt werden.32

Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass Menschen im „dritten“ und im „vierten Alter“ keine anderen (Wohn-) Bedürfnisse als Jüngere haben. Dennoch weist So- warka aber darauf hin, dass (…) „die Grenzen des eigenen Lebensraumes mit zu- nehmendem Alter enger gezogen sind und die Wohnung und das wohnortnahe Um- feld zu den wichtigsten Lebens- und Aufenthaltsorten älterer Menschen zählen“.33 Dies entsteht unter anderem deshalb, da zu Beginn des „dritten Alters“ mit der Pen- sionierung die Arbeitswelt in den Hintergrund rückt und dementsprechend die Frei-

30 Vgl. Nigg/Steidl (2005),33. 31 Vgl. BMASK (2014b), 1. 32 Vgl. Kreimer (2004), 58ff. 33 Sowarka (2002), 91; vgl. Kruse/Wahl (2010), 123f.

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zeit und das Wohnen eine höhere Gewichtung erhalten. Außerdem ergibt sich im höheren Lebensalter oftmals eine starke Verbundenheit mit der Wohnung und der Wohnumgebung, da diese mit vielen Erinnerungen verknüpft werden.34

Die Alterungsprozesse betreffen den gesamten Körper, die Sinnesorgane, das Herz-Kreislaufsystem, die Verdauungs- und Ausscheidungsorgane, das Skelett- und Muskelsystem et cetera.35 Aufgrund dieser funktionellen Einschränkungen ändern sich die Anforderungen an die Wohnung. Findet hier jedoch keine Anpassung an die sich ändernden Bedürfnisse statt, können unzählige „Kleinigkeiten“ die Wohnquali- tät negativ beeinflussen. So erschweren z.B. Hauszugänge mit Stufen und zu we- nig Möglichkeit zum Festhalten, zu schmale Türen, zu enge Badezimmer mit rut- schigen Fliesen, ein hoher Einstieg in die Duschtasse usw. den Alltag. Aufgrund der meist schwindenden Mobilität im Alter sind ebenso die Lage der Woh- nung und die Infrastruktur des näheren und weiteren Wohnumfeldes sehr wichtig. Schließlich ist die Erreichbarkeit von Geschäften, von Dienstleistungseinrichtungen und medizinischer Versorgung für ein selbstbestimmtes Leben wesentlich. Auch die Anbindung an öffentliche Verkehrssysteme stellt einen wichtigen Aspekt der Versor- gungssicherheit dar.36

Menschen im Alter wollen ihr Leben unabhängig führen und die Wohnsituation selb- ständig gestalten. Sobald in dieses persönliche Umfeld eingegriffen wird, sinkt die Autonomie. Obwohl das Bedürfnis nach Selbstbestimmung in dieser Bevölkerungs- gruppe sehr groß ist, besteht gleichzeitig auch das Bedürfnis nach Sicherheit. Infol- ge dessen entsteht unweigerlich ein Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicher- heit.37 Als besondere Herausforderung gilt es hier, künftig neue Wohnformen zu errichten, die individuelle Lösungen bieten, damit das Eine das Andere nicht aus- schließt.

Das Bedürfnis nach Partizipation und guten zwischenmenschlichen Beziehungen ist auch im „dritten“ und „vierten Alter“ ein zentrales Element der sozialen Integration. Zwar sind diese Beziehungen sehr vielfältig,38 können sich aber aufgrund der einge- schränkten Mobilität und/oder aufgrund einer natürlichen Abnahme des Bekannten-

34 Vgl. Höpflinger (2004), 9. 35 Vgl. Nigg/Steidl (2005), 54. 36 Vgl. Kruse/Wahl (2010), 421f. 37 Vgl. Kreimer (2004), 59f; vgl. Frick/Froböse (2012), 26ff. 38 Vgl. Höpflinger (2004); vgl. Kreimer (2004) 58ff.

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kreises verringern. Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ehe- oder Lebens- partner, Geschwister, Freunde usw. bereits verstorben sind, in höherem Alter viel größer. Durch ein gutes soziales Netz besteht im Fall von Hilfs- und Pflegebedürftigkeit die Möglichkeit, Unterstützung im informellen Bereich zu erhalten.39 Um sich dem Thema der Quartiersentwicklung zu nähern, werden im folgenden Ka- pitel die dafür wesentlichen Begriffe definiert.

3 Zum Begriff „Quartiersentwicklung“ Quartiersentwicklung mit dem Schwerpunkt für Senioren bedeutet, das Lebens- umfeld bzw. das Dorf, die Gemeinde, die Region oder die Quartiere so zu gestalten, dass Menschen trotz Hilfe- und Pflegebedarfs mehr Orientierung und Unterstützung im Alltag vorfinden. Bei einer umfassenden Quartiersentwicklung ist darauf zu achten, dass die individu- ell vorhandenen Ressourcen, über die jede Gemeinde bzw. Region, jede Stadt und auch jeder Stadtteil verfügt, möglichst effizient eingesetzt, weiter entwickelt und mit den vorhandenen Strukturen vernetzt werden. Zusätzlich werden in Quartierkonzep- ten verschiedene theoretische und methodische Blickrichtungen berücksichtigt. Als Beispiele hierfür werden Sozialraumorientierung, Gemeinwesenarbeit (GWA) und die Theorie des sozialen Kapitals genannt.40

Bevor nun näher auf die Quartiersentwicklung eingegangen wird, muss geklärt wer- den, wie der Begriff Quartier in dieser Arbeit verwendet wird. Der Begriff Quartier wird in der sozialen Arbeit häufig mit der „Krise der sozialen Stadt“ in Verbindung gebracht. Quartiere sind unter diesem Aspekt verarmende Stadtteile. Die Bewohner entwickeln Normen und Verhaltensweisen, die sich von der Gesellschaft entfernen. Damit einher gehen verminderte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Zusätzlich sind diese Quartiere häufig durch infrastrukturelle Defizite gekennzeichnet. Die Summe dieser Eigenschaften führt häufig zu einem negativen Image, das wiederum einge- schränkte Handlungsmöglichkeiten der Bewohner sowie Stigmatisierung zur Folge hat. In derartigen Quartieren kommt es vielfach zu einer kontinuierlichen Abwärts- entwicklung und die Bewohner können solche Prozesse selbst nicht mehr aufhalten.

39 Vgl. Höpflinger (2004). 40 Vgl. Michel-Auli/Kremer-Preiß (2013), 59.

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Ein stabilisierendes Eingreifen einer integrierten Stadtteilentwicklungspolitik ist hier unbedingt erforderlich.41

Der Begriff Quartier wird aber auch in einem ganz anderen Kontext verwendet. Mi- chell-Auli definiert Quartier im Zusammenhang mit Quartiersarbeit als: (…) „den Stadtteil, die Gemeinde etc., deren Bürgerschaft durch eine gemeinsame Identität und eine soziale Interaktion gekennzeichnet ist.“42 Das „Netzwerk: Soziales neu gestalten“ (SONG) legt den Fokus des Quartierbegrif- fes auf den Alltag und betrachtet dies aus einem doppelten Blickwinkel:43  Aus der Binnenperspektive der dort lebenden und arbeitenden Menschen: Das Quartier ist für die Menschen der Handlungsraum für den Alltag und die Bürger kennen sich im Umfeld aus und fühlen sich zugehörig. Zusätzlich um- fasst das Quartier die vertrauten Wege, die Gebäude, die „Nahversorgung“ wie den Bäcker an der Ecke et cetera.  Aus Sicht der Planung, der professionellen Dienstleister und der innovativen Unternehmen: Hier bedeutet der Quartiersansatz, differenzierte Sozialräume in den Blick zu nehmen und sozialraumorientierte Versorgungsansätze zu erarbeiten. Besondere Bedeutung erhält dabei das gemeinsame Denken und Handeln anstatt alleine in fachlichen Kategorien zu arbeiten.

In dieser Arbeit wird der Begriff Quartier im Sinne der Definitionen nach Michell-Auli und SONG verwendet. Die Gemeinde Bad Zell gilt nicht als verarmt und die Bürger haben keine eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten. Um aber infrastrukturellen Defiziten, welche sich besonders für die ältere Bevölkerung mit dem Einhergehen einer schwindenden Mobilität erschwerend auswirken würden, vorzubeugen, wird für die Gemeinde Bad Zell dieses Konzept entwickelt.

Der Sozialraum ist bei einer Quartiersentwicklung ein wesentlicher Bestandteil, worauf Rücksicht genommen werden sollte. Nach Hinte/Treeß wird der Begriff Sozi- alraum im doppelten Sinne verstanden. Einerseits definiert jede und jeder Einzelne selbst den eigenen Sozialraum. Menschen handeln immer auf Grundlage ihrer Wahrnehmung der vorherrschenden Bedingungen. Deshalb gibt es im Grunde so viele Sozialräume wie Individuen. So reicht der soziale Raum einer allein lebenden

41 Vgl. Oelschlägel (2005), 688f. 42 Michell-Auli/Sowinski (2012), 81. 43 Vgl. Netzwerk: Soziales neu gestalten (2010a), 197.

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Frau, die sehr stark in ihrer Mobilität eingeschränkt ist, im Umkreis etwa nur von der Wohnung bis zum nächstgelegenen Supermarkt. Ein äußerst signifikanter Punkt kann dabei der Garten einer Nachbarin sein, der sich auf dem Weg zum Geschäft befindet und hier die beiden Frauen miteinander reden können. Für einen Jugendli- chen, der im selben Haus wohnt wie die soeben beschriebene alte Frau, können der Garten und der nächstgelegene Supermarkt völlig unbedeutend sein. Sein sozialer Raum wird wesentlich weiter reichen und der Schwerpunkt wird bei ihm z.B. der Stadtteil sein, in dem sich seine Schule befindet. Obwohl jeder einzelne Mensch individuell seinen Sozialraum definiert, gibt es für bestimmte Gruppen Gemeinsamkeiten wie beispielsweise Mütter mit kleinen Kin- dern oder engagierte Ehrenamtliche. Für diese Gruppen gibt es wiederum Überlap- pungen und gleiche Wege, an denen sie sich treffen. Somit verfügt diese Gruppe über einen gemeinsamen Sozialraum.44 Nach Kessl/Reutlinger weist der Begriff des Sozialraums (…)„auf das Phänomen hin, dass Raum immer das Ergebnis menschli- chen Handelns darstellt.“45 Andererseits wird der Sozialraum von Institutionen definiert und als Steuerungsgrö- ße genutzt, um beispielsweise die Geldströme und den Personaleinsatz für dieses Gebiet zu konzentrieren. Zwar umfassen diese großen räumlichen Einheiten nie die vielfältigen individuellen Sozialräume, aber sie werden möglichst aufgrund von sub- jektiv erstellten Gebietsdefinitionen vorgenommen. Daher gelten diese Sozialräume als Bindeglied zwischen den verwaltungstechnischen Kategorien (Bezirksgrenzen) und den lebensweltlich vorgenommenen Raumdefinitionen. Der Sozialraum als Steuerungsgröße muss somit nicht im Gegensatz zu den von den Menschen defi- nierten Sozialräumen stehen.46

In dieser Arbeit wird der Sozialraum vorerst mit dem Gemeindegebiet Bad Zell gleichgesetzt und gilt somit als Quartier. Kommt es aber zu einer Umsetzung dieses Konzeptes, sind noch Diskussionen mit den Akteuren und eine eventuelle Auswei- tung des Quartiers z.B. auf Teile der Region Mühlviertler Alm notwendig.

Die konzeptionelle Ausrichtung sozialer Arbeit wird als Sozialraumorientierung bezeichnet. Grundlegendes Ziel sozialraumorientierter Arbeit ist es, dazu beizutra- gen, die Lebensbedingungen so zu gestalten, dass Menschen mit ihren entspre-

44 Vgl. Hinte/Treeß (2011), 30ff. 45 Kessl/Reutlinger (2007), 23. 46 Vgl. Hinte/Treeß (2011), 30ff.

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chenden Bedürfnissen zufrieden(er) leben können. Außerdem sollen die von Men- schen geschaffenen Lebensbedingungen so verändert werden, dass sie die Integra- tion unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen fördern. Somit geht es nicht darum, Einzelpersonen mit eigensinniger Persönlichkeit mittels pädagogischer Maßnahmen zu verändern.47 Nach Hinte/Kreft ist Ziel der sozialraumorientierten Arbeit die (…) „konkrete Verbesserung der Lebensbedingungen der Wohnbevölkerung in einem Wohnquartier unter aktiver Beteiligung der betroffenen Menschen.“48

Da ein Quartierkonzept ein sozialraumorientiertes Handlungskonzept darstellt, soll- ten die fünf Grundprinzipien der Sozialraumorientierung unbedingt beachtet werden. Diese sind:49  Orientierung an den geäußerten Interessen und am Willen der Menschen,  Unterstützung von Eigeninitiative und Selbsthilfe (Die Menschen sollen er- mutigt werden, sich aktiv zu beteiligen),  Nutzung der Ressourcen der beteiligten Akteure und des sozialen Raums,  Zielgruppen und bereichsübergreifende Orientierung (Zielgruppen spezifi- sche Aktivitäten werden immer im Zusammenhang mit zahlreichen weiteren Aktivitäten im Quartier gesehen) und  Kooperation und Koordination der oft undurchschaubaren Vielfalt sozialer Dienste und zahlreicher vor Ort ansässiger Institutionen.

Damit diese Prinzipien Berücksichtigung finden, ist ein Gemeinwesenarbeiter, in Deutschland „Kümmerer“ genannt, notwendig. Diese Person orientiert sich am Ge- meinwesen. Mit diesem Begriff wird ein sozialer Zusammenhang von Menschen bezeichnet. Dieser Zusammenhang kann sowohl über einen territorialen Bezug (Gemeinde, Nachbarschaft), über Interesse und funktionale Zusammenhänge (Or- ganisationen, Wohnen, Freizeitinteressen) als auch über eine kategoriale Zugehö- rigkeit (Geschlecht, Alter) vermittelt werden.50 Unter Gemeinwesenarbeit (GWA) wird in der Fachliteratur eine Methode der sozia- len Arbeit verstanden. Diese Methode macht ganze Nachbarschaften, Stadtteile und Gemeinden zum Gegenstand sozialpädagogischer Einflussnahme.51 GWA ist stark

47 Vgl. Hinte (2009), 17f. 48 Hinte/Kreft (2005), 870. 49 Vgl. Hinte/Kreft (2005) 869f. 50 Vgl. Stövesand/Stoik/Troxler (2013), 16. 51 Vgl. Müller (2005), 337.

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systemisch orientiert und unterscheidet sich somit von Einzelfallhilfe oder Gruppen- arbeit. Die Aufgabe der Gemeinwesenarbeiter ist es, den Bewohnern in allen wohnungsbe- zogenen und persönlichen Angelegenheiten in den jeweiligen Quartieren zur Verfü- gung zu stehen. Neben der persönlichen Beratung vermitteln sie nachbarschaftliche oder professionelle Hilfe und unterstützen gemeinschaftliche Aktivitäten. Der Fokus dieser Unterstützung wird auf die Beziehungsarbeit gelegt. Mit Hilfe der GWA sollen die Kontakte zwischen den Bürgern und das zivilgesellschaftliche Engagement, Eh- renamt und Freiwilligenarbeit gefördert werden. GWA wird demgemäß lt. Wasel als Herz der Lebensräume bzw. der Quartiere bezeichnet.52 Sie muss sich vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft positionieren und ist gefordert, die unter- schiedlichen Bedürfnisse und Ansprüche bei der Quartiersentwicklung zu berück- sichtigen.53

4 Allgemeines zur Quartiersentwicklung In der Quartiersentwicklung geht es vordergründig nicht darum, einzelne Leistungen für Ältere zu optimieren sondern Sozialräume auf die Bedürfnisse von Menschen mit Unterstützungsbedarf ganzheitlich anzupassen.54 Wird ein Quartier umfassend ent- wickelt, so muss dies deshalb multidimensional geschehen. Zum Einen bedarf es der Quartiershäuser nach den jeweiligen Prinzipien55 und zum Anderen der Weiter- entwicklung des Quartiers. In der folgenden Abbildung sind die Handlungsfelder ersichtlich, an denen in dieser Arbeit die Quartiersentwicklung festgemacht wird. Je nach Bedarf können sie unter anderen Gesichtspunkten zusammengefasst werden. Wichtig dabei ist, dass darin die umfassenden Bedürfnisse der Wohnbevölkerung eines Quartiers Platz finden und so Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Struktu- ren festgelegt werden können. Dabei sind die Strukturprinzipien der Quartiersentwicklung zu beachten und Verant- wortlichkeiten und Beteiligungen zu klären.

52 Vgl. Wasel (2011), 18. 53 Vgl. Teske (2013), 342. 54 Vgl. Michel.-Auli/Kremer-Preiß (2013), 60. 55 Vgl. Michell-Auli/Sowinski (2012) 27ff.

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Quartiersentwicklung

Quartiershäuser Quartier - Leben in der Privatheit - Wohnen und Wohnumfeld - Leben in der Gemeinschaft - Grundversorgung im Alltag - Leben in der Öffentlichkeit - Gesundheit, Pflege & Betreuung - Soziale Einbindung

Abbildung 2: Umfassende Quartiersentwicklung56

In dieser Arbeit wird der Fokus auf die Entwicklung des Quartiers gelegt.

4.1 Strukturprinzipien eines Quartierkonzeptes Jedes Quartierkonzept sollte nach den Prinzipien Sozialraumbezug, Ganzheitlichkeit und Beteiligung entwickelt werden. Damit die Umsetzung eines Quartierprojektes nachhaltig gesichert werden kann, bedarf es einer oder eines Verantwortlichen.57

Sozialraumbezug Nach der Definition, für welchen Sozialraum das Konzept entwickelt werden sollte, ist es wichtig, auf die Besonderheiten der Gemeinde, der Region, des Stadtteiles usw. Rücksicht zu nehmen. Hier ist es beispielsweise wesentlich, ob viele Migranten im Quartier wohnen, wie die Altersstruktur und die allgemeine Wohnsituation der Bevölkerung aussieht (im gemeinsamen Haus mit der jüngeren Generation oder alleine) et cetera. Der Fokus liegt nicht auf Einzelfällen sondern auf der Umwelt, in dem sich die Akteure mit ihren eigenen Interessen bewegen. Unerlässlich ist, de- zentrale anstatt großräumige Lösungsansätze zu suchen und diese an die örtlichen Gegebenheiten und Kenntnisse anzupassen.58 In der ländlichen Gemeinde Bad Zell wird Freiwilligkeit noch gelebt. Die Bereitschaft, den Mitmenschen zu helfen, ist gut verankert. Hier gilt es, diese Ressourcen mit neuen Rahmenbedingungen und zu- sätzlichen Aufgaben evtl. in der Unterstützung der älteren Bevölkerung zu nutzen und weiter zu entwickeln.

56 Eigene Darstellung 57 Vgl. Michel-Auli/Kremer-Preiß (2013), 60f. 58 Vgl. Michel-Auli/Kremer-Preiß (2013), 60; vgl. Hinte/Treeß (2011), 101.

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Ganzheitlichkeit Ein Quartier sollte ganzheitlich entwickelt werden. Das heißt, dass nicht alleine in fachlichen Kategorien gedacht, sondern auch das ganze Lebensumfeld mitbetrach- tet und Schritt für Schritt ergänzt werden sollte. Diese Ganzheitlichkeit umfasst so- wohl ein wertschätzendes gesellschaftliches Umfeld, eine tragende soziale Infra- struktur, eine generationsgerechte räumliche Infrastruktur als auch bedarfsgerechte Wohnangebote, bedarfsgerechte Dienstleistungsangebote und nicht zuletzt wohn- ortnahe Beratung und Begleitung. Gerade deshalb sind viele verschiedene Akteure, die in Kapitel 4.3 behandelt werden, erforderlich.59

Beteiligung Unverzichtbar für eine erfolgreiche Quartiersentwicklung ist die Beteiligung mög- lichst vieler tätiger Akteure vor Ort. In der Regel arbeitet bei Quartiersprojekten die Kommune mit der Wohnungswirtschaft, mit gewerblichen und sozialen Dienstleitern, mit der Wirtschaft vor Ort und mit bürgerschaftlichen Initiativen zusammen. Schließ- lich wissen die Bürger, was ihnen für ein zufriedenes Leben in der Gemeinde noch fehlt, damit sie ohne wesentliche Probleme ihren Alltag gut gestalten können. Wichtig dabei ist, nicht nur die eigenen Standpunkte zu betrachten, sondern die ge- samte Entwicklung des Quartiers im Auge zu behalten. Bei den Lösungsansätzen sollten sowohl die Meinungen der Professionisten als auch die der Kunden mit ein- bezogen werden. Ziel der Beteiligung der unterschiedlichen Akteure ist es, gemein- same Maßnahmen zu diskutieren, zu entwickeln und wenn notwendig auch anzu- passen. Mit diesen Diskussionen wird bei allen Beteiligten ein gleiches Verständnis möglich. Gemeinsam können Prioritäten gesetzt werden. Außerdem wird durch ho- he Beteiligung breite Akzeptanz in der Bevölkerung erreicht.60

59 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 60f. 60 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 61f; Bayrisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (2010), 31.

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4.2 Ziele der Quartiersentwicklung Das Kuratorium Deutscher Altenhilfe (KDA) hat aufgrund der ganzheitlichen Quar- tiersentwicklung ein Zielsystem festgelegt, das aus sechs Zielbereichen besteht.

Abbildung 3: Zielsystem der Quartiersentwicklung61

Die dargestellten Zielbereiche stehen in einem engen Zusammenhang. Die Ziele 1 bis 4 schaffen die Voraussetzungen dafür, dass die Dienstleistungen wie beispiels- weise Angebote in der mobilen Betreuung der Altenpflege oder auch präventive Maßnahmen wie z.B. Wohnraumberatung für ältere Bürger die volle Wirkung entfal- ten können. Während die Ziele 1 (Wertschätzendes gesellschaftliches Umfeld) und 2 (Tragende soziale Infrastruktur) zu den „soft facts“ zählen, stellen die Ziele 3 (Ge- nerationsgerechte räumliche Infrastruktur) und 4 (Bedarfsgerechte Wohnangebote) „hard facts“ dar.62

 Ziel 1: Wertschätzendes gesellschaftliches Umfeld: Im Quartier soll ein wert- schätzendes gesellschaftliches Klima herrschen. Damit Bürger füreinander Verantwortung übernehmen, ist es häufig notwendig, die gemeinsame Identi- tät zu stärken. Das Stärken der gemeinsamen Identität kann erfolgen, indem gemeinschaftliche Feste gefeiert werden. Es entsteht ein „WIR-Gefühl“. Au- ßerdem gilt es, das Altsein zu enttabuisieren und realistische Altersbilder, bei

61 Abb. entnommen aus: Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 15. 62 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 15f.

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denen Menschen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, zu etablie- ren. Dies führt zu einer größeren Toleranz und auf Basis dieser wird sponta- ne Hilfe leichter ermöglicht.63  Ziel 2: Tragende soziale Infrastruktur: Grundvoraussetzung für einen länge- ren Verbleib in der eigenen Wohnung bei betreuungs- und pflegebedürftigen Personen sind der Aufbau, die Pflege und die Weiterentwicklung von Sozial- beziehungen. Besonderes Augenmerk sollte hier auf gute Nachbarschafts- beziehungen gelegt werden. Bei mangelnder familiärer Unterstützung kön- nen Nachbarn im Sinne des Subsidiaritätsprinzips eine wichtige Ergänzung in der Betreuung darstellen. Im Quartier sollen Kontakt- und Begegnungs- möglichkeiten geschaffen werden.64  Ziel 3: Generationsgerechte räumliche Infrastruktur: Eine weitere Vorausset- zung ist eine generationsgerechte räumliche Infrastruktur. Für ältere Men- schen oder auch für Menschen mit Beeinträchtigung sind barrierefreie öffent- liche Räume und Gebäude, Bereitstellung von Erholungs- und Freizeitmög- lichkeiten, Grünflächen, Sitzbänken und vieles mehr notwendig, um am ge- sellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Ebenso wichtig sind Ein- kaufsmöglichkeiten vor Ort und bei Bedarf eine mobilitätsfördernde Ver- kehrsinfrastruktur.65  Ziel 4: Bedarfsgerechte Wohnangebote: Um einen möglichst langen Verbleib im Quartier zu ermöglichen, braucht es auf die verschiedenen Be- dürfnisse angepasste Wohnangebote wie beispielsweise spezielle Wohn- formen für Menschen mit Demenz et cetera. Es gilt aber auch mittels techni- scher Unterstützung - Ambient Assisted Living (AAL) - die Wohnungen für Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf länger bewohnbar zu machen.66  Ziel 5: Bedarfsgerechte Dienstleistungen und Angebote: Damit Menschen länger in den eigenen vier Wänden oder aber auch im Quartier bleiben kön- nen, sind bedarfsgerechte Dienstleistungen Voraussetzung. Hier geht es um die Bereiche Betreuung und Pflege, Soziales, haushaltsnahe Dienstleistun- gen und um Mobilitätsangebote. Oftmals werden mehrere Angebote benötigt

63 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 16ff. 64 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 20f. 65 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 22. 66 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 23.

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(Hilfemix) und diese entsprechen nur dann dem Optimum, wenn Leistungen koordiniert und aufeinander abgestimmt werden (Schnittstellenprobleme).67  Ziel 6: Wohnortnahe Beratung und Begleitung: Ältere Personen oder pfle- gende Angehörige erhalten Sicherheit, wenn ihnen eine wohnortnahe Bera- tung und Begleitung zur Verfügung steht. Es muss somit eine Anlaufstelle geben, bei der Bürger verschiedenste Informationen erhalten. Bei diesen Auskünften kann es sich um präventive Fragen oder aber auch um den Er- halt des benötigten Hilfemixes handeln. Viele Angebote finden im informellen Bereich statt, deswegen ist eine Katalogisierung der Angebote vor Ort von Vorteil. Lokales Wissen ist für einen bedarfsgerechten Hilfemix unbedingt notwendig. Eine wichtige Aufgabe dieser Beratungsstelle ist auch, Versorgungslücken zu erkennen, um entgegenwirken zu können.68

4.3 Akteure in der Quartiersentwicklung Damit die erwähnten Ziele bei einer Entwicklung bzw. Weiterentwicklung des Quar- tiers erreicht werden können, sind viele verschiedene Akteure und Verantwortungs- träger erforderlich. Diese lassen sich einteilen in die:69  Verantwortlichkeit der Gemeinde, Region oder Stadt,  Verantwortlichkeit der Bürger und in die  Verantwortlichkeit der Unternehmen (Wohlfahrtsträger, hauptamtliche Dienstleister, innovative Gewerbetreibende).

Gemeinde/Region oder Stadt Die Aufgabe der Gemeinde ist es, einen Quartiersentwicklungsprozess einzuleiten, zu moderieren, zu steuern und die Ergebnisqualität zu überwachen, um bei Bedarf durch entsprechende Maßnahmen korrigieren zu können. Durch eine Analyse der Stärken und Schwächen des jeweiligen Sozialraumes werden die Daten für eine Quartiersentwicklung offengelegt. Es geht hier darum, zu eruieren, was den Bürgern fehlt, um in der Gemeinde mit hoher Zufriedenheit leben zu können. Von großem Vorteil ist es, bereits bei dieser Analyse die Bevölkerung miteinzubeziehen. Die Gemeinde trägt gemäß KDA die Umsetzungsverantwortung für ein wertschät- zendes gesellschaftliches Umfeld, für eine tragende soziale und generationsgerech-

67 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 24. 68 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 24f. 69 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 27ff; vgl. Oelschlägl (2005), 690.

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te räumliche Infrastruktur sowie für eine wohnortnahe Beratung und Begleitung. Für diese Verantwortungsbereiche bedarf es eines Akteurs, der die Interessen aller Bürger vertritt. Gerade deshalb sollte diese Aufgabe die Kommune übernehmen.70

Bürger Die Bürger sollten entscheiden, welche Unterstützungen seitens der Familie oder Nachbarschaftshilfe selbst, und in welchen Bereichen diese Unterstützungen von Professionisten bereitgestellt werden könnten. Das Subsidiaritätsprinzip sollte hier konsequent Anwendung finden. Eine große Herausforderung liegt darin, dass die Gesellschaft eine neue Beziehung zum Staat aufbaut, wenn es darum geht, Ressourcen für benötigte Güter und Leis- tungen bereitzustellen. Die Gemeinde und die Bürger bilden eine neue Verantwor- tungsgemeinschaft.71

Wohlfahrtsträger und Unternehmen Die Wohlfahrtsträger und sonstigen Anbieter diverser Dienstleistungen tragen ge- meinsam mit innovativen gewerblichen Anbietern die Verantwortung für bedarfsge- rechte Angebote. Als Beispiele dafür können Wohnungsunternehmen für altersge- rechte Wohnformen und Anbieterorganisationen der Pflege für bedarfsgerechte Dienstleistungen genannt werden. Diese Akteure betrachten die Entwicklung des Quartiers aus der Sicht des eigenen Angebots und berücksichtigen dabei den sozi- alraumorientierten Versorgungsansatz. Dadurch kann aber keine ganzheitliche Ver- sorgung der unterschiedlichsten Bedürfnislagen der Bewohner sichergestellt wer- den. Gerade deshalb sollten bei einer umfassenden Entwicklung die Kommunen, die Bürger und die hauptamtlichen Dienstleister und innovativen Unternehmen mit- wirken.72 Wesentlich für den Erfolg einer Quartiersentwicklung ist die Koordination der zahl- reichen Akteure, um Doppelgleisigkeiten oder gegeneinanderlaufende und sich be- hindernde Ansätze zu vermeiden.73

70 Vgl. Michel-Auli/Kremer-Preiß (2013), 27f. 71 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 28. 72 Vgl. Michell-Auli/Kermer-Preiß (2013), 30. 73 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 14.

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4.4 Die Phasen der Quartiersentwicklung Wenn durch eine Quartiersentwicklung Inklusion erreicht werden soll, muss sie ziel- gruppenspezifisch stattfinden. Die Erfahrungen des KDA zeigen, dass es durchaus möglich ist, beispielsweise mit dem Blickwinkel für die ältere Generation zu begin- nen. Wird mit der älteren Generation begonnen, so profitieren bei der Barrierefrei- heit Familien mit Kinderwägen genauso wie Menschen mit Beeinträchtigungen. Un- erlässlich ist allerdings, dass nach der konsequenten Umsetzung eine Überprüfung stattfindet, ob diese Maßnahmen auch für andere Gruppen verträglich sind.74

Die Verfasserin ist bei ihren Recherchen darauf gestoßen, dass eine Quartiersent- wicklung entweder von politischer Seite oder von Seite der Wohlfahrtsträger bzw. innovativer gewerblicher Dienstleistungsanbieter initiiert wird. Die Schritte, die bei einer Entwicklung notwendig sind, sind sehr ähnlich.75 Im Folgenden werden die Empfehlungen zur Vorgehensweise nach dem KDA und dem Bayrischen Staatsmi- nisterium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen erläutert.

Die strategische Umsetzung der Quartiersentwicklung kann gemäß KDA in fünf Phasen erfolgen:76  Phase 1: Quartiere identifizieren  Phase 2: Quartiere analysieren  Phase 3: Leitbild oder Vision entwickeln  Phase 4: Ziele und Maßnahmen planen  Phase 5: Umsetzung sicherstellen

Phase 1: Quartiere identifizieren Die Bestimmung der Quartiere, welche Gebiete als Lebensräume weiterentwickelt werden sollen, ist gemäß KDA die Grundvoraussetzung für alle weiteren Schritte.77 Bei einer Quartiersentwicklung seitens der Politik ist die Identifikation ebenfalls von großer Bedeutung. Sie findet in der ersten Phase statt. In diesem Arbeitsschritt werden die demografische Entwicklung, die soziodemografische Situation, die Er-

74 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 40. 75 Vgl. Michell-Auli/Kremrer-Preiß (2013), 41ff; vgl. Bayrisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (2010), 25f; vgl. Oelschlägl (2005), 690. 76 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 41. 77 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 42.

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fassung und Analyse vorhandener Ressourcen berücksichtigt. Zudem wird der Be- darf für die Handlungsfelder und die teilräumlichen Perspektiven beachtet.78 Das vorliegende Konzept wurde für die Gemeinde bzw. für das „Quartier“ Bad Zell verfasst. Bad Zell wird in dieser Arbeit als „Quartier“ bezeichnet, da die Gemeinde- bürger sowohl über eine gemeinsame Identität, als auch über soziale Interaktion verfügen. Diese wird unter anderem durch das aktive Vereins- und Pfarrleben sicht- bar. Aufgrund der finanziell angespannten Situation werden jedoch einige Ziele vorerst „nur“ auf regionaler Ebene zu verwirklichen sein. Beispielsweise wird hier Ziel sechs, die Wohnortnahe Beratung und Begleitung, die in Kapitel 5.4.3 näher erläu- tert wird, genannt. Diese könnte für die Region Mühlviertler Alm verwirklicht werden.

Phase 2: Quartiere analysieren Hierbei geht es darum, die Bedürfnisse der Bürger im Quartier zu erfassen und der Ist-Situation gegenüberzustellen. Bei dieser Bedarfsanalyse ist es äußert wichtig, die verschiedensten Akteure miteinzubeziehen. Auch gemeinsame „Begehungen“ können hier hilfreiche Auskünfte geben und dem Strukturprinzip der Beteiligung wird Rechnung getragen.79 Da Begehungen den Rahmen der Arbeit sprengen würden, wurde lediglich eine Ist- Analyse basierend auf Daten, Fakten und Befragungen von Verantwortlichen der Gemeinde, der in Bad Zell tätigen Organisationen und der Vereine durchgeführt.

Phase 3: Leitbild oder Vision entwickeln Auf Basis der Stärken/Schwächen Analyse ist es möglich, die Ist-Situation näher zu beschreiben. Im Anschluss wird erarbeitet, welche Ziele letztlich erreicht werden sollen. Um diese Ziele zu erreichen, können ein erarbeitetes Leitbild und eine Vision sehr hilfreich sein. Die Vision sollte beschreiben, wie das Leben in der Gemeinde in rund zehn bis fünfzehn Jahren – nach erfolgter Entwicklung – aussehen soll.80 Auch bei der Entwicklung der Vision sollten verschiedene Akteure beteiligt sein.

78 Vgl. Bayrisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (2010), 25. 79 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 75. 80 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß, (2013), 47f.

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Als Beispiel hierfür wird das ZukunftsDORF Legden genannt. Legden arbeitet seit Erstellung des Leitbildes und der Entwicklung der gemeinsamen Vision stetig an der Umsetzung der gemeinsam gesetzten Ziele. 81

Phase 4: Ziele und Maßnahmen planen Partizipation ist auch hier wieder von großer Bedeutung. Die beteiligten Akteure sollten in Workshops erfolgskritisch Ziele, die sich aufgrund der Bedürfnisse der Bürger ableiten lassen, bestimmen. Im Anschluss daran sollten konkrete Maßnah- men erarbeitet werden.82 Wichtig ist, das Zusammenwirken der Maßnahmen zu analysieren. Besonderes Augenmerk ist darauf zu legen, ob die Wirksamkeit einzel- ner Maßnahmen durch das Fehlen anderer behindert wird. Eine wohnortnahe Bera- tung kann beispielsweise nur dann erfolgreich sein, wenn die benötigten Dienstleis- tungen und Angebote vorhanden sind.83

Phase 5: Umsetzung sicherstellen Das Wichtigste in dieser Phase ist, Verantwortlichkeiten klar zu bestimmen, eine Steuerungsgruppe zu definieren und in regelmäßigen Abständen den Status quo der Umsetzung zu erörtern. Vereinbarte Quartalsgespräche zwischen Steuerungs- gruppe und den einzeln verantwortlichen Gruppen können hier sehr hilfreich sein. Mit den regelmäßigen Treffen sollte der Umsetzungsstand der Maßnahmen kontrol- liert und wenn nötig geändert werden.84

4.5 Quartiershäuser Das KDA entwickelte das Altenwohnhaus konsequent nach einer Generationenab- folge weiter. Quartiershäuser werden als die 5. Generation bezeichnet und basieren auf den Prinzipien „Leben in Gemeinschaft“, „Leben in Privatheit“ und „Leben in der Öffentlichkeit“. In der ersten Generation, der Nachkriegszeit Anfang der 60er Jahre, entwickelten sich die ersten Altenpflegeheime. Charakteristisch dafür war, dass die Bewohner in Mehrbettzimmern mit minimaler Ausstattung wohnten und die Pflegebedürftigen als „Insassen“ galten.

81 Vgl. Gemeinde Legden (2011), 10. 82 Vgl. Bayrisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (2010), 30f. 83 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 41ff. 84 Vgl. Michell-Auli/Kremer-Preiß (2013), 55f; Bayrisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (2010), 34f.

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Mitte der 60er und 70er Jahre folgte die zweite Generation. Die Bewohner wurden wie Patienten behandelt und das Heim wurde nach dem Leitbild eines Krankenhau- ses gebaut und geführt. Das Pflegeheim wurde kaum als Wohnort für ältere Men- schen gesehen. Eine eventuelle erforderliche Rehabilitation erfolgte außerhalb. Durch Einrichtung von zentralen Gemeinschaftsräumen wurde lediglich dem Be- dürfnis nach Kommunikation Rechnung getragen. Die dritte Generation entstand in den 80er und 90er Jahren. Hier standen die pflege- rischen Anforderungen mit Verbindung der grundlegenden Wohnbedürfnisse im Vordergrund. Es wurden allmählich Einzelzimmer gebaut und die Schwerpunkte bei der räumlichen Gestaltung lagen bei der Selbständigkeit, der Individualität und den kommunikativen Begegnungsmöglichkeiten im öffentlichen, halböffentlichen und privaten Bereich. 85 Die Vorbilder der vierten Generation finden sich in Frankreich und den Niederlan- den. Sie werden seit etwa 1995 errichtet und als stationäre Hausgemeinschaften geführt. Das Besondere hierbei ist die Loslösung von zentralen Versorgungseinhei- ten wie Großküche und Wäscherei, wodurch schließlich „Anstaltsstrukturen“ in den Altenpflegeheimen aufgelöst werden. Die Quartiershäuser gelten als die fünfte Generation. Seit ca. 2011 werden die drei Prinzipien „Leben in Privatheit“, „Leben in Gemeinschaft“ und „Leben in der Öffent- lichkeit“ mit Einzelappartements, dem Hausgemeinschaftskonzept und einem sozial- räumlichen Versorgungsansatz umgesetzt.86

„Leben in Privatheit“: Jedes Individuum soll selbst bei großer Pflegebedürftigkeit entscheiden können, ob und wann es die Gemeinschaft sucht. Gerade bei Wohn- formen, bei denen ein Leben in Gemeinschaft sehr betont wird, kann die Gefahr bestehen, dass diese Privatheit vernachlässigt wird. Mit dem Recht auf Privatheit geht einher, dass es in Quartiershäusern möglich ist, gewohnte Verhaltensweisen wie z.B. Kaffeekochen mit Angehörigen oder Freunden fortführen zu können. Die Privatheit ist die Grundlage für eine möglichst hohe Le- bensqualität.87

„Leben in Gemeinschaft“: Hier bildet sich der Kern der 4. Generation, die Haus- gemeinschaft, ab. Das Leben in der Hausgemeinschaft findet in kleinen Gruppen

85 Vgl. Kreimer (2004), 67; vgl. Michell-Auli/Sowinski (2012), 16f. 86 Vgl. Michell-Auli/Sowinski (2012), 16f. 87 Vgl. Michell-Auli/Sowinski (2012), 18ff.

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statt, das von familienähnlichen Strukturen gekennzeichnet ist. Das Kochen und die alltäglichen Aufgaben des Haushaltes werden so weit wie möglich gemeinsam mit den Bewohnern erledigt. Auch gemeinsame Aktivitäten wie beispielsweise Gärtnern in der Gruppe werden gefördert.88

„Leben in der Öffentlichkeit“: In diesem Themenfeld geht es darum, es den Be- wohnern zu ermöglichen, das Quartiershaus zu verlassen und sich z.B. im vertrau- ten Café oder im Park aufzuhalten.89

4.6 Handlungsfelder der Quartiersarbeit Für die Entwicklung eines Quartiers gibt es viele Aspekte, die berücksichtigt werden sollten. Die unterschiedlichen Handlungsfelder sollten dabei in eine strategische Gemeindeentwicklung, Regionalentwicklung oder Stadtteilentwicklung integriert werden. Die Angebote und Strukturen setzen somit dort an, wo Senioren aber auch Menschen mit Beeinträchtigungen Schwierigkeiten in der Bewältigung des Alltags vorfinden. Nach umfassenden Recherchen stellte die Verfasserin fest, dass bei ei- ner Quartiersentwicklung die Handlungsfelder sehr unterschiedlich sein können und deren Anzahl von vier bis elf reicht.90 Damit sämtliche Bedürfnisse für Menschen im Alter bei einer Quartiersentwicklung Berücksichtigung finden, wurden als Grundlage für dieses Konzept zusätzlich zu den Handlungsfeldern die acht Module beachtet, die für das Ermitteln des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes in Deutschland herangezogen werden. Diese sind:91 1) Mobilität, 2) Kognitive und kommunikative Fähigkeiten, 3) Verhaltensweisen und psychische Problemlagen, 4) Selbstversorgung, 5) Umgang mit krankheits-/therapiebedingten Anforderungen und Belastungen, 6) Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte, 7) außerhäusliche Aktivitäten und 8) Haushaltsführung.

88 Vgl. Michell-Auli/Sowinski (2012), 56ff. 89 Vgl. Michell-Auli/Sowinski (2012), 80f. 90 Vgl. Bayrisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (2010),15ff; Vgl. Oelschlägel (2005), 690; vgl. Gemeinde Legden (2011), 9; vgl. Stadtentwicklung Olten (2014), 8f. 91 Vgl. Ghode (2011), 41.

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Da alle Module in Beziehung zueinander stehen und sich gegenseitig beeinflussen, ist eine eindeutige Zuordnung zu einem Handlungsfeld oftmals nicht möglich. We- sentlich ist jedoch, dass alle der acht Module in den Handlungsfeldern Beachtung finden. Um die Komplexität zu reduzieren, wird diese Arbeit an folgenden vier Handlungs- feldern festgemacht, in denen wiederum die erwähnten acht Module Berücksichti- gung finden sollten. Diese lauten:  Wohnen und Wohnumfeld,  Grundversorgung im Alltag,  Gesundheit, Pflege & Betreuung und  Soziale Einbindung.

Folgende Tabelle solle einen Überblick darstellen, in welchem Handlungsfeld die acht Module zugeordnet werden.

Modul Handlungsfeld 1) Mobilität Wohnen und Wohnumfeld 2) Kognitive und kommunikative Soziale Einbindung Fähigkeiten 3) Verhaltensweisen und psychi- Gesundheit, Pflege & Betreuung sche Problemlagen 4) Selbstversorgung Grundversorgung im Alltag 5) Umgang mit krankheits-/ Gesundheit, Pflege & Betreuung therapiebedingten Anforderun- gen und Belastungen 6) Gestaltung des Alltagslebens Wohnen und Wohnumfeld und soziale Kontakte Soziale Einbindung 7) Außerhäusliche Aktivitäten Soziale Einbindung 8) Haushaltsführung Grundversorgung im Alltag

Tabelle 1: Zuordnung der acht Module zu den Handlungsfeldern92

Auf Basis dieser vier Handlungsfelder werden im folgenden Kapitel die in der Markt- gemeinde Bad Zell vorhandenen Ressourcen erfasst. Danach werden sie erläutert

92 Eigene Tabelle

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und gleichzeitig Entwicklungspotentiale im Hinblick auf die Unterstützung in der Gemeinde mit dem Fokus auf ältere Bürger aufgezeigt. Die Ergebnisse der erfolgten Literaturrecherche zeigen, dass es für die Entwicklung eines Konzeptes zur Quartiersarbeit wichtig ist, das selbständige Wohnen auch bei Unterstützungsbedarf zu erhalten, das Leben in Gemeinschaft zu ermöglichen und gegenseitige Hilfe und Eigeninitiative zu fördern.93

Quartiersentwicklung ist nicht auf Menschen im Alter beschränkt. Die beschriebenen Handlungsfelder können jederzeit auch für die Entwicklung von Unterstützungsan- geboten anderer Bevölkerungsgruppen dienen. Im vorliegenden Konzept wurde der Fokus jedoch auf die Quartiersentwicklung älterer Menschen gelegt.

5 Die Marktgemeinde Bad Zell als Quartier Die Marktgemeinde Bad Zell liegt im Bezirk Freistadt im Mühlviertel und ist rund 30 km von Linz entfernt. Das Gemeindegebiet weist eine hügelige Landschaft auf und wird teilweise von Flussläufen begrenzt. Es ist 45,5 km² groß und liegt auf ca. 513 m Seehöhe. Von der Gesamtfläche werden 63% landwirtschaftlich genutzt. Der Wald- anteil des Gemeindegebietes beträgt rund 32% und es herrschen ländliche Struktu- ren vor. Neben dem Hauptort ist die Gemeinde in dreizehn kleinere Ortschaften ge- gliedert.94 Der Bezirk Freistadt zählt 27 Gemeinden und um die Gemeinde Bad Zell der Größe, der Einwohnerzahl und der Bevölkerungsdichte nach einordnen zu können, gibt folgende Tabelle einen Überblick.95 Die Rangordnung erfolgt von der größten zur kleinsten Gemeinde.

Marktgemeinde Bezirk Freistadt Rang im Bezirk Bad Zell Größe 994 km² 45,5 km² 7 Anzahl der Einwohner 65.148 Personen 2.781 Personen 8 Bevölkerungsdichte  65 je km²  61 je km² 11

Tabelle 2: Verhältnisdaten Bezirk Freistadt – Gemeinde Bad Zell96

93 Vgl. Netzwerk: Soziales neu gestalten (2010b), 12ff. 94 Vgl. Marktgemeinde Bad Zell (2014a). 95 Vgl. Statistik Austria (2013). 96 Eigene Tabelle auf Basis von: Statistik Austria (2014d).

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Bad Zell zählte im Jahr 1869 insgesamt 2.277 Einwohner. Definiert man diesen Zeitpunkt zum Ausgangspunkt (2.277=100%) so wuchs die Bevölkerungszahl der Gemeinde seither bis zum Jahr 2013 um lediglich 22%, während im politischen Be- zirk Freistadt die Einwohnerzahl um 40% und die Oberösterreichs um 93% stieg.97

Gemeinde Politischer Bezirk Bundesland Jahr absolut 1869=100 absolut 1869=100 absolut 1869=100 1869 2.277 100 46.492 100 736.856 100 2012 2.781 122 65.148 140 1.418.498 193

Tabelle 3: Bevölkerungsentwicklung Bad Zell allgemein98

Altersstruktur der Gemeindebevölkerung: Zum Stichtag 31. Dezember 2012 wohnten in Bad Zell lt. Statistik Austria 2.781 Per- sonen. Unten angefügte Grafik veranschaulicht die Verteilung der Gemeindebevöl- kerung nach Altersgruppen.

Altersstruktur 80 und älter 4% 0 bis 19 60 bis 79 23% 18%

0 bis 19 20 bis 39 40 bis 59 60 bis 79 80 und älter 40 bis 59 20 bis 39 29% 26%

Abbildung 4: Altersstruktur nach Jahren99

Die Gemeinde Bad Zell zählt zum oben genannten Stichtag 639 Kinder und Jugend- liche im Alter von 0 bis 19 Jahren (23%). Die Gruppe der 20 bis 39-Jährigen zählt einen Anteil von 26% (726 Personen) und der größte Anteil von 29% (815 Perso-

97 Vgl. Statistik Austria (2014d). 98 Eigene Tabelle auf Basis von: Statistik Austria (2014d). 99 Eigene Abbildung auf Basis von: Statistik Austria (2014d).

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nen) entfällt auf die Altersgruppe der 40 bis 59-Jährigen. Hier spiegeln sich die ge- burtenstarken Jahrgänge wider. Die 60 bis 79-Jährigen haben einen Anteil von 18% (485 Personen). Der Anteil der 80-Jährigen und Älteren beläuft sich auf 4% (116 Personen).

Veränderung der Altersstruktur 2001 – 2012 In der Regionaldatenbank des Landes Oberösterreich ist ersichtlich, dass sich die Wohnbevölkerung der Gemeinde Bad Zell von 2001 bis 2012 zwar in absoluten Zahlen wenig verändert (eine Steigerung von 2.716 auf 2.781 Personen), sich aber die Bevölkerungsverteilung nach dem jeweiligen Alter stark verschoben hat. Dies ist in folgender Tabelle ersichtlich.

Bevölkerung Bevölkerung Veränderung Prognose am am 2001 - 2012 2030100 31.12.2001 31.12.2012 Bevölkerung 2.716 2.781 1,0% 2.745 gesamt 0 bis 19 Jahre 773 639 -17,4% 556 20 bis 39 Jahre 812 726 -10,6% 579 40 bis 59 Jahre 621 815 31,2% 701 60 bis 79 Jahre 440 485 10,2% 725 80 Jahre und älter 70 116 65,7% 184

Tabelle 4: Veränderung der Altersstruktur der Gemeindebevölkerung101

Die Anzahl der 0 bis 19-Jährigen ist um 17,4% gesunken. Insgesamt beträgt der Rückgang in dieser Altersklasse 134 Personen. Die Anzahl der 20 bis 39-Jährigen ist ebenso um 10,6% gesunken (86 Personen), während die Anzahl der 40 bis 59- Jährigen um 194 Personen gestiegen ist. Das entspricht einem prozentuellen Zu- wachs von 31,2%. Die Anzahl der 60 bis 79-Jährigen ist um 10,2 % gestiegen (45 Personen), und die über 80-Jährigen verzeichnen einen Zuwachs von 46 Personen, das ergibt eine Veränderung von 65,7%. Vergleicht man die Altersstruktur der Gemeinde Bad Zell mit der des gesamten Be- zirkes Freistadt und der des gesamten Bundeslandes, kann festgehalten werden, dass diese nicht wesentlich abweicht. Während das Durchschnittsalter in Bad Zell 40,4 Jahre beträgt, beträgt es in der Bezirkshauptstadt Freistadt 41 Jahre und in der

100 Vgl. Anton Hoser, Email am 16.04.2014 101 Eigene Tabelle auf Basis von: Statistik Austria (2014d).

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Landeshauptstadt 42,7 Jahre. Die Gemeinde mit dem niedrigsten Durchschnittsalter in OÖ ist Rechberg mit 36,7 Jahren und die mit dem höchsten ist Hinterstoder mit 48,2 Jahren.102

Familienstrukturen Der soziale Wandel, die Veränderungen im Bereich der Paarbeziehungen und die damit einhergehenden sich verändernden Familienstrukturen schreiten auch in den ländlichen Gemeinden voran.103 Die Großfamilien lösen sich auf, beide Ehepartner gehen einer Erwerbsarbeit nach, Kinder sind aus beruflichen oder privaten Gründen vom Heimatort der Eltern weggezogen und somit wird die Übernahme der Pflege im familiären Bereich immer schwieriger. Laut Statistik Austria sind von den rund 900 gemeldeten Haushalten in Bad Zell et- wa 20% Einpersonenhaushalte. Im Vergleich zu Freistadt mit 36% und Linz mit 52% ist der Anteil der Einpersonenhaushalte noch sehr gering. Trotzdem ist auch in Bad Zell bei den Einpersonenhaushalten im Vergleich zur Erhebung aus dem Jahr 2001 (152 Einpersonenhaushalte) eine Steigerung um rund 20% (181 Einpersonenhaus- halte) zu verzeichnen.104

5.1 Handlungsfeld Wohnen und Wohnumfeld Das Thema „Wohnen“ umfasst viel mehr als bloß das Thema „Wohnung“. Speziell mit zunehmendem Alter verbringen die Menschen lt. Studien immer mehr Zeit in den eigenen vier Wänden.105 Die Verfasserin ordnet diesem Handlungsfeld zwei der in Kapitel 4.6 genannten Module, die zur Ermittlung des Pflegebedürftigkeitsbegriffes in Deutschland herangezogen werden, zu. Diese sind die Module 1 „Mobilität“ und 6 „Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte“, wobei festgehalten wird, dass „soziale Kontakte“ im Handlungsfeld Soziale Einbindung noch näher behandelt wird. Wesentlich bei diesem Handlungsfeld ist, das jeweilige Wohnumfeld mitzubetrach- ten und weiterzuentwickeln, damit die Gestaltung des Alltagslebens auch im höhe- ren Alter so selbstbestimmt wie möglich erfolgen kann. Mit der Betrachtung dieses Handlungsfeldes wird das Ziel 4 des Zielsystems der Quartiersentwicklung gemäß KDA berücksichtigt.

102 Vgl. Alexander Wisbauer, Email am 15.04.2014 103 Vgl. Peuckert (2005), 390. 104 Vgl. Statistik Austria (2014d). 105 Vgl. Hochtief Construction (2014).

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In unserer Gesellschaft hat das Thema Wohnen im hohen Alter noch nicht seinen gebührenden Stellenwert gefunden. Aufgrund der großen Vielfalt des Angebotes ist es sicherlich einfacher, mit 20 eine Studentenwohnung, mit 35 eine Wohnmöglich- keit mit Kindern und mit 50 eine passende Wohnung als Paar oder aber auch als Single zu finden. Viel schwieriger wird es für ein 85-jähriges Paar, welches im viel zu großen Eigenheim oder im vierten Stock in der Mietwohnung ohne Fahrstuhl wohnt, eine passende Wohnung zu finden.106 Genau hier setzt die Quartiersentwick- lung an. Es sollen neue Wohnformen entwickelt und gemeinsam mit Gemeinden und Investoren errichtet werden. Beispiele könnten ambulant betreute Wohngrup- pen oder Generationenwohnhäuser sein. Die Bedürfnisse von älteren Bürgern sol- len dabei Berücksichtigung finden.

5.1.1 Wohnen und Wohnumfeld privat – Ist Analyse / Entwicklungspotentiale Privates Wohnen stellt das „normale“, „unorganisierte“ Wohnen dar. Es handelt sich dabei um Eigenheime auf der einen Seite und Mietwohnungen am freien Woh- nungsmarkt auf der anderen Seite. Sie werden ganz „normal“ mit allen Vor- und Nachteilen bewohnt. Einen Vorteil im privaten Wohnen stellt die hohe Autonomie dar. Die hohe Verantwortung für das Eigenheim wiederum kann sich aber speziell im höheren Alter belastend auswirken und somit zum Nachteil werden. Schließlich muss z.B. jährlich das Heizmaterial organisiert, der Garten – wenn vorhanden – gepflegt und allgemeine Reparaturen durchgeführt werden. Auch das Alltagsleben muss beim privaten Wohnen in der Regel selber ohne professionelle Hilfe gestaltet werden. Das Organisieren von Arztterminen und sozialen Kontakten kann in höhe- rem Alter durchaus beschwerend sein.

Die Anzahl der Wohngebäude in der Gemeinde Bad Zell beläuft sich auf 807 Häu- ser und die Anzahl der Wohnungen beträgt insgesamt 1.052. Die Nutzung durch Gebäudeeigentümer überwiegt mit einem Anteil von rund 88%.107 Lediglich 13% der Wohnungen sind ebenerdig und ohne Zutrittschwellen bzw. verfügen über einen Personenlift.108 Von den über 60-Jährigen Gemeindebürgern wohnen insgesamt 108 Personen alleine. Das entspricht einem prozentuellen Anteil dieser Personengruppe von rund 18%. Folgende Tabelle veranschaulicht dies.

106 Vgl. Kruse/Wahl (2010), 410. 107 Vgl. Statistik Austria (2014d). 108 Vgl. Anton Hoser, Email am 29.04.2014

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Von 60 bis 70 Von 71 bis 80 Von 81 bis 100 Allein in Allein in Allein in Allein im Allein im Allein im der Woh- der Woh- der Woh- Haus Haus Haus nung nung nung 11 14 20 11 26 12

Tabelle 5: Einpersonenhaushalte der über 60-Jährigen109

In oben angeführter Tabelle ist ersichtlich, dass 37 Personen der 60 bis 100- Jährigen alleine in einem Haus und 57 Personen derselben Altersgruppe alleine in der Wohnung leben. Hierbei wird jedoch festgehalten, dass sich diese Wohnungen in einem Zwei- oder Mehrfamilienhaus befinden können. Fünf alleinstehende Bürger der über 60-Jährigen wohnen im Betreubaren Wohnen und neun alleinstehende dieser Personengruppe leben in einer Wohngemeinschaft. Sie werden von der Pro Mente OÖ betreut. Diese scheinen in Tabelle zwei nicht auf. Im April 2014 werden in der Gemeinde 15 Wohnungen zum Kauf und sieben zur Miete angeboten. Der Großteil davon befindet sich direkt im Ortszentrum. Von die- sen insgesamt 22 Wohnungen sind 15 barrierefrei.110

109 Eigenen Tabelle auf Basis von: Anton Hoser, Email am 08.08.2013 110 Vgl. IMMMO (2014).

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Auf folgender Abbildung ist das Gemeindegebiet Bad Zell zu sehen. Die roten Punk- te stellen schematisch die Lage jener Häuser dar, die von über 60-Jährigen alleine bewohnt werden.

Abbildung 5: Häuser, die von über 60-Jährigen alleine bewohnt werden111

Insgesamt wohnen 37 Personen der über 60-Jährigen Bad Zeller alleine im Haus. Die Häuser befinden sich oftmals in Alleinlage. Wenn bei diesen Personen die eige- ne Mobilität nachlässt und keine unmittelbaren Nachbarn in der Nähe wohnen, spitzt sich die Lebenslage schon bei der Bewältigung einfacher Alltagsarbeiten zu. Tätig- keiten wie beispielsweise der Einkauf von Lebensmitteln und evtl. Arztbesuche kön- nen zu Problemen führen. Die Teilhabe an der Gesellschaft wird erschwert und die Wahrscheinlichkeit, dass Bürger vereinsamen, nimmt zu.

111 Abb. verändert entnommen: Landkarte der Marktgemeinde Bad Zell (o. J.)

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Entwicklungspotentiale im Handlungsfeld „Wohnen privat“ Bestimmte Lebenslagen bringen bestimmte Anforderungen mit sich. Nun ist der Wohnraum eines Hauses für eine einzelne Person oftmals zu groß und für betagte Menschen wird es zur Last, für ein ganzes Haus Verantwortung zu tragen. In den in der Tabelle 4 genannten Einpersonenhaushalten sind immerhin schon zwölf Perso- nen über 80 Jahre alt. Ein zentrales Ziel bei der Entwicklung eines Quartiers ist die Erhaltung einer wei- testgehenden Selbständigkeit und Selbstbestimmung der älteren Bevölkerung bzw. die Aufrechterhaltung oder Wiedergewinnung bereits verlorener Kompetenzen.112 Dieses Ziel kann durch ein passendes Wohnkonzept sehr gut erreicht werden, in- dem auf das Wohnumfeld und auf die Mobilität Rücksicht genommen wird. Im Orts- gebiet der Gemeinde Bad Zell stehen zwar 15 barrierefreie Wohnungen zum Kauf bzw. zur Miete bereit, es braucht hier aber eine „Begleitung“ und ein Zusatzangebot. Eine barrierefreie Wohnung stellt noch kein „Wohnen mit Service“ dar.

Um die Lebensqualität der älteren Bevölkerung zu verbessern und die vorhandenen Wohnflächen effizienter zu nutzen, ist es sinnvoll, Personen bei bestehendem Inte- resse hinsichtlich neuer Wohnformen zu informieren. Oftmals müssen neue Ideen verbreitet werden, damit Bürger die für sie passenden Möglichkeiten erkennen. Es sollte Bewusstseinsbildung erfolgen und eruiert werden, ob alleinstehende ältere Personen zusammenziehen wollen und eine Partei somit das Eigenheim verkauft oder vermietet. Natürlich muss das Haus, in welchem künftig zwei oder mehrere ältere Personen in einer Wohngemeinschaft wohnen, möglichst barrierefrei sein bzw. saniert werden. Da dies oftmals einen sehr hohen Aufwand (finanziell und ar- beitstechnisch) bedeutet, ist eine vielleicht bessere Variante, das Haus zu verkau- fen. Die ältere Generation könnte eine passende neue Wohnform, auf die später noch näher eingegangen wird, wählen.

Eine weitere Möglichkeit, die Wohnform den eigenen Wohnbedürfnissen anzupas- sen, ist ein organisierter Wohnungstausch. Hier ist ein gangbarer Weg, eine Platt- form zu errichten, zwischen Anbieter und Nachfrager zu vermitteln und beratend zu unterstützen.

112 Vgl. Kremer-Preiß/Stolarz (2006), 23.

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Damit derartige Möglichkeiten aber überhaupt erst in der Bevölkerung angedacht werden, benötigt es einer umfassenden Wohnraumberatung.113 Sie beginnt mit dem Aufzeigen neuer Möglichkeiten, erfordert meist infolge eine umfassende Rechtsbe- ratung und bedarf letztendlich der Planung und Unterstützung des Umzuges. Nimmt eine Gemeinde diese Aufgaben ernst, sind durchaus Einsparungen möglich, da sta- tionäre Aufenthalte in APH verzögert oder sogar vermieden werden können. Bei einem Workshop des KDA am 14. Oktober 2011 in Köln bezog sich Frau Kre- mer-Preiß auf den Kreis Unna und betonte: „In den letzten beiden Jahren ergaben sich für den Kreis Netto-Einsparungen von geschätzt 2,4 Mio. € durch verhinderte Heimunterbringungen, die sich auf die Leistungen der Wohnberatungsstellen zu- rückführen lassen.“114

Wohnumfeld privat – eine Ist Analyse/Entwicklungspotentiale Das Wohnumfeld ist ein großer Teil dieses Handlungsfeldes. Besondere Beachtung findet dabei der Anschluss an den öffentlichen Verkehr bzw. die Mobilität im Allge- meinen und barrierefreie Begegnungsmöglichkeiten. Eine Herausforderung für jede Gemeinde stellt eine generationsgerechte räumliche Infrastruktur dar. Diese umfasst Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, das barrierefreie Erreichen von öffentlichen Plätzen und ausreichende Unterstützungsmöglichkeiten, mobil zu bleiben. Speziell im ländlichen Bereich trägt die bedarfsgerechte Erfüllung der Anforderungen an die Mobilität sehr wesentlich zu einem Sicherheitsgefühl und zu einem hohen Zufriedenheitsgefühl seitens der Gemeindebürger bei. Mobilität bedeutet zum Einen sicher versorgt zu sein und zum Anderen die Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe. Mit Unterstützungsleistungen, mit denen die Mobilität gefördert wird, wird das Ziel 3 der Quartiersentwicklung gemäß KDA „Generations- gerechte räumliche Infrastruktur“ verfolgt.

113 Vgl. Hochtief Construction (2014). 114 Kuratorium Deutscher Altenhilfe (2014).

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Das Gemeindegebiet Bad Zell zählt 12 Haltestellen. Die öffentlichen Verkehrsanbin- dungen sind auf folgender Karte ersichtlich:

Abbildung 6: Gemeindegebiet Bad Zell - Bushaltestellen115

115 Abb. verändert entnommen aus: Doris (2013).

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An der B 124 von Linz nach Bad Zell und dann weiter nach Königswiesen wird vom OÖ Verkehrsverbund Linienverkehr angeboten. Im Gemeindegebiet sind für diese Strecke sechs Haltestellen eingerichtet. Im Umkreis von 300 m Luftlinie dieser Hal- testellen (das entspricht etwa einem Fußweg von 500 m) befinden sich 237 Haus- halte. An der Landesstraße L 576 Richtung Unterweißenbach befinden sich 3 Haltestellen mit acht Haushalten im Umkreis von 300 m, an der L 572 von der Haltestelle Schartmühle Richtung befinden sich 3 Haushalte im Umkreis von 300 m und an der L 1454 Richtung und L 1424 Richtung Perg befinden sich jeweils 4 Haushalte im Umkreis dieser 300 m Luftlinie. Dies bedeutet, dass von den gemeldeten 900 Haushalten per Anfang August ledig- lich 247 Haushalte gut an den öffentlichen Verkehr angebunden sind. Alle weiteren Personen der restlichen 653 Haushalte sind auf ein eigenes Kraftfahrzeug oder auf die eigene Organisation bezüglich Mobilität angewiesen.

Entwicklungspotentiale im Wohnumfeld/Mobilität Damit die Mobilität der Gemeindebürger erhalten bzw. verbessert werden kann, bedarf es verschiedener Ansätze. Zum Einen sollten ergänzende Fahrmöglichkeiten zum öffentlichen Verkehr angeboten werden und zum Anderen sollte für jene Per- sonen, welche mit dem eigenen KFZ am Verkehr teilnehmen, etwas für den Erhalt der Mobilität unternommen werden. Trotz guter Anbindung der 247 Haushalte an den öffentlichen Verkehr werden diese Verkehrsmittel von gehbehinderten oder auch älteren Personen wegen der nicht behindertengerechten Fahrzeuge selten genutzt. Es sollten in der Gemeinde Bad Zell behindertengerechte und herkömmliche Fahrzeuge für Taxidienste zur Verfü- gung stehen. Innovative Ideen zur Ergänzung der Mobilität sind notwendig.

 Installieren eines „Dorfmobils“ Mit einem Dorfmobil oder Dorftaxi kann die Mobilität gefördert werden. Ein bereits seit 2002 funktionierendes Modell ist das Dorfmobil Klaus – Steyrling – Kniewas.116 Der Ankauf eines Kraftfahrzeuges für die Gemeinde oder aber sogar für zwei bis drei Gemeinden der Region kann hier zu einer Lösung führen. Mit einem „Gemeindetaxi“ kann sowohl für Jugendliche als auch für die ältere Generation die Mobilität erhöht werden.

116 Vgl. Dorfmobil KSK (2014).

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 Ausweiten des Jugendtaxis auf die Senioren Eine weitere Möglichkeit ist, das Angebot des bereits bestehenden Jugend- taxis in der Gemeinde auch auf die ältere, nicht gehbehinderte Bevölkerung auszuweiten. Derzeit ist es so, dass alle Bad Zeller Jugendlichen im Alter von 16 bis 20 Jahren einmal pro Woche einen Gutschein im Wert von € 4,-- erhalten, den sie bis zum Jahresende verbrauchen können.117 Eine Auswei- tung dieses Angebotes auf Senioren könnte sinnvoll sein.  Nutzung der Schulbusse zur Verbesserung der Mobilität Die Nutzung der eingesetzten Schulbusse ist ebenfalls eine Möglichkeit, die Mobilität für die nicht gehbehinderten Gemeindebürger zu verbessern. Da die Schüler nachmittags zu verschiedenen Zeiten nach Hause gebracht wer- den, ist anzudenken, bei den Retourfahrten die Senioren in das Ortszentrum zu fahren und zur vereinbarten Zeit wieder nach Hause zu bringen. Eine Ko- operation verschiedener Partner ist auch hier wieder notwendig.  Fahrunterricht für ältere Autofahrer Damit diese Personengruppe weiterhin mit dem eigenen KFZ am Verkehr teilnimmt und sich auch sicher fühlt, kann mit einer Fahrschule eine Schu- lung organisiert werden. Inhalt dieser Lehreinheiten können Auffrischungen des theoretischen Wissens umfassen. Das Hauptaugenmerk sollte auf Ände- rungen in der Straßenverkehrsordnung gelegt werden. Je nachdem, wie die- ser Kurs in Anspruch genommen wird, ist anzudenken, ob infolge bei Bedarf für die Teilnehmer ein Fahrsicherheitstraining angeboten wird.  Körperliche Bewegung fördern Die Mobilität umfasst auch das ureigenste Fortbewegen – das Gehen. Es können Treffen angeboten werden, in denen sich die Teilnehmer gemeinsam bewegen und das Gleichgewicht trainieren. Eine Zusammenarbeit mit der Kuranstalt (im Gebäude der Kuranstalt befindet sich ein Fitnessraum) und den Verantwortlichen der Gesunden Gemeinde kann angedacht werden. Speziell in den Wintermonaten wäre ein gemeinsames Angebot der Kuran- stalt und Gesunden Gemeinde für „Bewegung und Gymnastik im Wasser“ anzudenken. Das Thema Sturzprävention sollte ebenfalls Platz finden. Ziel ist es, das Sicherheitsgefühl, die Mobilität, den Spaß an der Bewegung und das Wohlbefinden der Senioren zu stärken. Bessere Fitness bedeutet länger mobil und eigenständig zu sein. Hier gilt es, das Bewusstsein zu schärfen.

117 Vgl. Marktgemeindeamt Bad Zell (2014b).

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5.1.2 Wohnen und Wohnumfeld organisiert – Ist Analyse/Entwicklungspotential Das organisierte Wohnen richtet sich ausdrücklich an Menschen mit Unterstüt- zungsbedarf. Es orientiert sich nicht explizit an den Bedürfnissen älterer Personen, sondern vielmehr auch an Menschen mit körperlichen und psychosozialen Beein- trächtigungen. Die Wohnungen sind teilweise von Privaten oder aber auch von Insti- tutionen angemietet. Im organisierten Wohnen findet keine Vollbetreuung, sondern lediglich eine Teilbetreuung statt.

Pro Mente OÖ begleitet und betreut seit 1990 in Bad Zell psychosozial beeinträch- tigte Menschen. Die Betreuung wird zwischen Voll- und Teilbetreuung unterschie- den. Während die Vollbetreuung in institutionelles Wohnen eingeordnet wird, findet die Teilbetreuung im organisierten Wohnen ihren Platz. Rund 27 Bewohner werden von Pro Mente OÖ je nach Bedarf teilbetreut. Diese Betreuung kann von wöchentlichen Besuchen bis hin zur täglichen Versorgung und Fürsorge reichen. Von diesen 27 Bewohnern wohnen acht Personen in der Grub- mühle. Es ist ein angekauftes Bauernhaus in der Nachbargemeinde Schönau, das von Betreuern und Bewohnern gemeinsam bewirtschaftet wird. Zwei Personen wohnen in einer Wohnung, die Pro Mente OÖ in der Gemeinde Schönau angemietet hat. Die restlichen Personen leben in vier angemieteten Wohnungen in Bad Zell. Eine Wohngemeinschaft besteht aus jeweils zwei bis sechs Plätzen. Die Leiterin der Teilbetreuung wies explizit darauf hin, dass es in den nächsten Jahren aufgrund der steigenden Pflegebedürftigkeit der Bewohner zu Problemen in der Machbarkeit der Betreuung kommen wird, da die angemieteten Wohnungen nicht barrierefrei sind.118

Seit August 2004 werden direkt im Ortsgebiet in einem ehemaligen Gasthaus Asyl- werber betreut. Insgesamt finden 48 Personen eine Wohnmöglichkeit. In der Regel sind die Asylwerber im Alter von 20 bis 45 Jahren und alleinstehend. Sie werden von der Caritas betreut. Der Großteil der Asylwerber erhält einen negativen Be- scheid und muss zurück in die ehemalige Heimat. Jene Flüchtlinge, welche einen positiven Bescheid erhalten, müssen innerhalb von vier Monaten das Haus für Asylwerber verlassen und sich selber eine Wohnung und eine Arbeitsstelle suchen. Diese verlassen Bad Zell wieder, da sie in Stadtnähe wohnen möchten.119

118 Vgl. Adelheid Hackl, Interview am 18.09.2013 119 Vgl. Margarete Aschauer, Interview am 09.10.2013

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Betreubares Wohnen Hier handelt es sich um eine besondere Wohnform für Menschen im Alter, die Selb- ständigkeit, Selbstbestimmtheit und Sicherheit verbindet. Sie stellt eine Alternative zur vollstationären Betreuung (Alten- und Pflegeheim) dar und wurde für Menschen mit leichtem Hilfe- und Betreuungsbedarf entwickelt. Die Wohnungen sind barriere- frei, ca. 50 m² groß und werden von den Mietern individuell möbliert.120 In Bad Zell gibt es derzeit fünf betreubare Wohnungen. Alle werden von Personen, welche über 60 Jahre alt sind und einen Singlehaushalt führen, bewohnt.121 Jede dieser Woh- nungen ist mit einer Notrufanlage (Rufhilfe Rotes Kreuz) ausgestattet. Jedem Be- wohner steht eine halbe Stunde soziale Betreuung pro Woche durch eine fachlich geeignete Ansprechperson (Beratung, Vermittlung, usw.) zur Verfügung. Sollte ein Bedarf an Pflege- und Betreuungsleistungen bestehen, so wird diese Leistung in der Regel vom Anbieter mobiler Dienste, der für diese Gemeinde vom SHV beauftragt wurde, zugekauft.122

Entwicklungspotential des betreubaren Wohnens Die Erfahrung zeigte, dass das Modell des betreubaren Wohnens oftmals nicht ziel- führend ist. Bei einer fortschreitenden Demenz beispielsweise ist es unmöglich, die Bewohner auf sich alleine gestellt in der Wohnung zu belassen. Somit führt das oft letztendlich zu einem stationären Aufenthalt in einem Altenpflegeheim (APH).

 Bewohner teilen sich die Kosten einer Alltagsmanagerin Erste Ansätze könnten sein, dass z.B. eine Wohnung einer Anlage für betreubares Wohnen nicht vermietet wird. Die Räumlichkeiten könnten zu einem Gemeinschaftsraum inklusive Küche umgebaut werden. So wäre ge- meinsames Kochen mit Unterstützung einer Alltagsmanagerin möglich. Ge- meinschaft entsteht und die Mieter entwickeln ein neues Miteinander. Sie können sich mit den noch vorhandenen Ressourcen gegenseitig unterstüt- zen. Ein derartiges Vorgehen erfordert Kooperation mit vielen Akteuren. Es müss- ten mit dem Land OÖ notwendige Änderungen der Wohnbauförderrichtlinien erarbeitet werden. Da die Finanzierung der Pflege vordergründig in den Zu- ständigkeitsbereich der Regionalen Träger Sozialer Hilfe (RTSH) fällt und für

120 Vgl. Land OÖ (2014). 121 Vgl. Anton Hoser, Email am 09.07.2013 122 Vgl. Land OÖ (2014).

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die Wohnbauförderung das Land OÖ zuständig ist, müssten diese Aspekte natürlich bei den Verhandlungen Berücksichtigung finden. Schließlich ist es für die „Öffentliche Hand“ günstiger, das Wohnen an sich zu fördern, damit die Mieten finanzierbar bleiben und eine eventuelle Pflege zugekauft werden kann, als einen ständigen Aufenthalt einer pflegebedürftigen Person (Hotel- und Pflegekomponente) zu finanzieren. Dem Ziel des Landes OÖ „Mobil vor Stationär“ würde ebenfalls entsprochen. Da die Bewohner meist Pflegegeld beziehen, wäre hier anzudenken, dass jede Person einen prozentuellen fi- nanziellen Anteil für den Alltagsmanager leistet. Die erforderlichen Pflegetä- tigkeiten könnten nach wie vor von den mobilen Diensten zugekauft werden. Neue technische Errungenschaften beispielsweise AAL sollten in der Aus- stattung der Wohnungen Berücksichtigung finden. Zusätzliche Unterstützung bei der Betreuung durch das informelle Netzwerk würde diese Wohnform abrunden.

Entwicklungspotential – Ambulant betreute Wohngruppen installieren Ambulant betreute Wohngruppen können ein zusätzlich passendes Angebot darstel- len. Sie folgen in der Grundstruktur den Prinzipien der ambulanten Versorgung und sind keine Heime. Die Bewohner haben den Status eines Mieters, der sich die benö- tigte Betreuungs- und Serviceleistung zukauft. Somit sind die Bewohner auch „Frau bzw. Herr im Haus“ und das Unterstützungspersonal ist Gast. Wohngruppen oder auch betreute Wohngemeinschaften unterliegen nicht den heimrechtlichen Anforde- rungen an die Wohnraumgestaltung. Dasselbe gilt auch für den Personaleinsatz.123 Weitere Grundprinzipien der ambulanten Wohngruppen sind Nachhaltigkeit und Quartiersbezug. Da sie nicht in stationären Einrichtungen integriert oder eingeglie- dert sind, ist es leichter möglich, sie auch in kleinen Gemeinden zu errichten. Somit würde es Bewohnern ermöglicht, in der vertrauten Gemeinde bleiben zu können und es ist einfacher, nachbarschaftliche Kontakte zu erhalten. Die tragende soziale Inf- rastruktur kann dadurch genützt werden. Die Bertelsmann Stiftung und das KDA haben das Buch „Leben und Wohnen im Alter. Betreute Wohngruppen – Fallbeispiele und Adressenliste“ herausgegeben.124 Darin sind gute Beispiele für ambulant betreute Wohngruppen in Deutschland ent- halten.

123 Vgl. Kremer-Preiß/Stolarz (2006), 10f. 124 Vgl. Bertelsmann Stiftung/KDA (2004).

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Folgende Typen ambulant betreuter Wohngruppen wären auch auf Bad Zell über- tragbar:

 Typ A: Sicherung einer „Rund-um-die-Uhr-Versorgung“ Dieses Modell wendet sich an Personen, die nur noch wenig Orientierung aufweisen (Menschen mit Demenz). Ein Praxisbeispiel dieses Typs ist die ambulant betreute Wohngemeinschaft „Pohlstraße“ in Berlin. Sechs Bewoh- ner mit Demenz wohnen zusammen und werden tagsüber in einer Doppel- besetzung von Pflege- und hauswirtschaftlichen Kräften betreut. Die Nacht- bereitschaft wird hauptsächlich von Studierenden oder Zivildienstleistenden übernommen.125

 Typ B: Gewährleistung einer stundenweisen Betreuung Die Zielgruppe dieses Typs sind somatisch Erkrankte oder Personen mit psychischen Beeinträchtigungen. Es wird eine stundenweise Betreuung or- ganisiert. Im Fokus steht, die Bewohner zu fördern, zu stabilisieren und bei Bedarf auch zu unterstützen. Ein Praxisbeispiel hierzu ist die „Helmstedter Straße“ in Braunschweig. Vier Frauen im Alter von 67 bis 97 Jahren, die vor allem an psychischen Erkrankungen leiden und eine stundenweise Betreu- ung benötigen, leben zusammen. Die Betreuung setzt sich aus einer Pflege- kraft, einer Sozialpädagogin, einer Hauswirtschaftskraft und Zivildienstleis- tenden zusammen.126 Eine Zusammenarbeit der Gemeinde Bad Zell und Pro Mente OÖ könnte zielführend sein.

 Das „Lemgoer Modell“ oder „Bielefelder Modell“ Neben diesen zwei Typen gibt es zusätzlich unterschiedlich konzeptionelle Ausrichtungen. Erwähnenswert ist hierbei das „Lemgoer Modell“. Bei diesem Modell handelt es sich um einen quartiersbezogenen Ansatz des Wohnens mit Versorgungssicherheit ohne Betreuungspauschale.127 Im Quartier Schil- lerstraße/Göthestraße in Lemgo, rund 20 Kilometer von Bielefeld entfernt, hat beispielsweise die Wohnbaugenossenschaft Lemgo eine Siedlung mit rund 170 Wohnungen. Die Siedlung wurde Anfang der 50er Jahre erbaut und

125 Vgl. Kremer-Preiß/Stolarz, (2006) 13f. 126 Vgl. Kremer-Preiß/Stolarz, (2006) 13f. 127 Vgl. Wohnbau Lemgo eG (o. J.), 3.

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die Wohnungen waren alle ähnlich konzipiert. Da sich die Bedürfnisse der Mieter aufgrund des Alters geändert hatten, hatte die Genossenschaft mit dem Problem einer starken Fluktuation (rund 13%) zu kämpfen. So be- schloss sie, die Wohnungen unter dem Fokus des energetischen Gesichts- punkts und der sozialen Komponente zu renovieren. Um den Mietern Si- cherheit zu geben, begann die Genossenschaft mit der Freien Altenhilfe zu- sammenzuarbeiten. Diese ist im mobilen Bereich tätig und betreibt das Nachbarschaftszentrum. Dabei handelt es sich um ein Haus in der Siedlung mit insgesamt sieben Wohnungen, einem Büro der freien Altenhilfe und ei- nem Gemeinschaftsraum. Die sieben Wohnungen sind an stark pflegebe- dürftige Personen vermietet. Ein entsprechendes Versorgungsangebot wird bereitgestellt. Die Mitmieter mit geringem Hilfebedarf bzw. auch die umlie- genden Bewohner profitieren, da sie bei Bedarf von den Pflegefachkräften der Freien Altenhilfe Dienstleistungen per Einzelabrechnung erhalten kön- nen. So wird Versorgungssicherheit rund um die Uhr nicht nur den sieben Mietern, sondern auch vielen umliegenden Nachbarn geboten. Den Gemeinschaftsraum stellt die Wohnbaugenossenschaft Lemgo den Bürgern ohne Verrechnung zur Verfügung. Die Freie Altenhilfe wiederum or- ganisiert Treffen für Interessierte in der Nachbarschaft, damit Begegnung stattfindet. Der Vorteil für die Wohnbaugenossenschaft Lemgo ist, dass sie einen star- ken Rückgang der Fluktuation verzeichnen konnte (nur noch rund 3 %). Die Bürger bleiben mit dem Wissen der Versorgungssicherheit in den nun reno- vierten Wohnungen und die Freie Altenhilfe ist Ansprechpartner für sämtliche soziale Belange. Die Person, die für sämtliche Pflegeangelegenheiten und soziale Belange zuständig ist, wird zur Hälfte von der Freien Altenhilfe und zur Hälfte von der öffentlichen Hand finanziert.128 In diesem Modell wird Kooperation gelebt. Davon profitieren alle Beteiligten. Die Verfasserin ist der Überzeugung, dass Wohnen mit Versorgungssicher- heit auch in Bad Zell genutzt werden würde und in Zukunft Kooperation vieler Akteure immer wichtiger wird, um den Herausforderungen des demografi- schen Wandels gewachsen zu sein.

128 Vgl. Gerda Diesenreither (2013), 10ff.

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5.1.3 Wohnen und Wohnumfeld institutionalisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotential Unter institutionellen Wohnformen werden Wohnformen definiert, welche Verträge mit den RTSH oder mit dem Land OÖ haben. Sie stellen den Bewohnern bei Bedarf umfassende Pflege und Betreuung zur Verfügung bzw. führen diese auch durch. Das Angebot richtet sich ausdrücklich an Menschen mit umfassendem Unterstüt- zungsbedarf. Häufig ist die Pflegestufe 3 eine Voraussetzung, um in Oberösterreich im institutionalisierten Wohnen, in einem APH, aufgenommen zu werden.

Im Bezirk Freistadt war per 31.7.2013 ein Bedarf an 167 Wohnplätzen für Menschen mit Beeinträchtigung (voll- und teilbetreute Wohnplätze bzw. Einrichtungen für geis- tig/körperlich und/oder psychisch Beeinträchtigte)129 gemeldet. Durch eine gute Quartiersentwicklung könnten sich bei einem eventuellen Ausbau derartiger Ange- bote Standortvorteile für die Gemeinde Bad Zell ergeben.

Pro Mente OÖ bietet derzeit in Bad Zell acht psychisch beeinträchtigten Personen eine Vollbetreuung. Diese Bewohner sind so stark psychisch beeinträchtigt, dass sie auch nachts Betreuung benötigen. Diese erfolgt im Wohngemeinschaftsmodell und das so genannte „Basishaus“ befindet sich direkt am Marktplatz Bad Zell. Problema- tisch ist, dass die Räumlichkeiten dieses Basishauses nicht barrierefrei sind. Das Durchschnittsalter der Bewohner liegt bei rund 55 Jahren. Viele von ihnen weisen mittlerweile erhöhte körperliche Pflegebedürftigkeit auf.130

Entwicklungspotential – Haus für Senioren in Bad Zell Das Diakoniewerk Gallneukirchen errichtet im Auftrag des SHV Freistadt in Bad Zell ein Haus für Senioren. Der Spatenstich erfolgte im September 2013 und im Jahr 2015 soll es bezugsfertig sein. Es ist das erste Haus für Senioren im Bezirk Frei- stadt, welches als Hausgemeinschaftsmodell konzipiert ist. Die grundlegenden Prinzipien des Hausgemeinschaftsmodells sind Überschaubar- keit, Geborgenheit und Gemeinschaft. Zudem basiert das Modell auf dem Prinzip einer familienähnlichen Kleindimensionalität. In jeder Hausgemeinschaft sollen zwölf ältere, pflegebedürftige Menschen wohnen und jeder aus der Bewohnergruppe hat innerhalb der geräumigen und barrierefreien Wohnung ein eigenes Zimmer mit Vor-

129 Vgl. Petra Kierlinger-Seiberl, Email am 08.08.2013 130 Vgl. Adelheid Hackl, Interview am 18.09.2013

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raum, Bad und WC. Den Mittelpunkt bilden ein großzügig angelegter Gemein- schafts- Wohn/Essbereich und eine offene Küche, die alle Bewohner gemeinsam nützen. Durch das Wahrnehmen von verschiedenen Tätigkeiten der Bezugskräfte (Alltagsmanagern) entfaltet sich das familiäre Leben in der Hausgemeinschaft.131 In vier Hausgemeinschaften mit je zwölf Einzelzimmern sollen insgesamt 48 Be- wohner Wohnmöglichkeit und Pflege erhalten. Zusätzlich sind Kurzzeitpflegeplätze, Tagesbetreuung und fünf Wohnungen mit Betreuung in unmittelbarer räumlicher und organisatorischer Anbindung zum geplanten Haus für Senioren vorgesehen.132 Da das Diakoniewerk Gallneukirchen starkes Interesse an einer Quartiersentwick- lung in Bad Zell zeigt, ist es naheliegend, dass sich das künftige Haus für Senioren auch nach außen öffnet, so dass mehr vom „normalen Alltag“ im Heimalltag spürbar wird und es sich zu einem Quartiershaus entwickelt.

5.2 Handlungsfeld „Grundversorgung im Alltag“ Grundversorgung bedeutet, dass alle Menschen Zugang zu lebenswichtigen Gü- tern haben. Ein angemessener Preis wird dabei für den Erhalt der Güter des tägli- chen Bedarfs vorausgesetzt. Da es sich in ländlichen, oft benachteiligten Gebieten nach betriebswirtschaftlichen Kriterien häufig nicht lohnen würde, manche dieser Güter anzubieten, investiert der Staat in die entsprechend benötigte Infrastruktur. Typische Beispiele dafür sind die Wasserversorgung, der Straßenbau, die Strom- versorgung, das Postwesen et cetera. Die Versorgung mit diesen Gütern wurde grundsätzlich dem Markt entzogen, dem Wohlfahrtsstaat zugeordnet und somit als „Daseinsvorsorge“ bezeichnet.133 Der Begriff „Daseinsvorsorge“ beinhaltet nach Michell-Auli auch die Schaffung, Sicherung und Entwicklung (notwendiger) sozialer Lebensbedingungen der Bürger. Sehr entscheidend für die Lebensbedingungen in einer Gemeinde sind dabei die Strukturen vor Ort.134 Diese Strukturen werden durch eine systematische Entwick- lung eines Quartiers unter Berücksichtigung der Ganzheitlichkeit und Beteiligung bearbeitet und weiterentwickelt.

Da für die Versorgung älterer Bürger die Grundversorgung und die Daseinsvorsorge wesentliche Bestandteile darstellen, diese beiden Begriffe aber die Unterstützung

131 Vgl. Palm/Bogert (2007), 33. 132 Vgl. Daniela Palk, Gespräch am 1.07.2013 133 Vgl. Aubin (2013), 8f. 134 Vgl. Michell-Auli (2011),11.

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bei der Haushaltsführung nicht beinhalten, wurde für dieses Handlungsfeld der Beg- riff „Grundversorgung im Alltag“ gewählt. Schließlich gilt ein funktionierender Haus- halt als essentielle Voraussetzung für den Verbleib in den eigenen vier Wänden.

Diesem Handlungsfeld werden somit zwei der in Kapitel 4.6 genannten Module zu- geordnet. Hierbei handelt es sich um die Module 4 „Selbstversorgung“ und 8 „Haus- haltsführung“. Nach Ansicht der Autorin besteht sowohl bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln als auch bei Unterstützungsangeboten im Haushalt in vielen Gemeinden im ländli- chen Raum Handlungsbedarf.

5.2.1 Grundversorgung im Alltag privat – Ist Analyse/ Entwicklungspotential In diesem Handlungsfeld finden sich jene Angebote, die für die Deckung der Güter des täglichen Bedarfs benötigt und privat angeboten werden. Im Vorfeld werden die land- und forstwirtschaftlichen und die gewerblichen Struktu- ren der Gemeinde näher betrachtet, um ein Gesamtbild bezüglich der Grundversor- gung zu erhalten.

Land- und Forstwirtschaft in Bad Zell Im Dezember 2010 wurden in Bad Zell 66% der land- und forstwirtschaftlichen Flä- che im Haupterwerb (96 Betriebe), 30% im Nebenerwerb (100 Betriebe) und 8% der Fläche in Personengemeinschaften bewirtschaftet. Der Strukturwandel ist hier deut- lich zu erkennen, da 1999 noch 102 Haupterwerbsbetriebe und 125 Nebener- werbsbetriebe zu verzeichnen waren.135 Vergleicht man den prozentuellen Anteil der land- und forstwirtschaftlichen Fläche, die im Haupterwerbsbetrieb bewirtschaftet wird, mit dem des gesamten Bezirkes Freistadt, so ist ersichtlich, dass dieser um 4% und im Vergleich zu Oberösterreich sogar um 18% höher ist.136 Hier spiegeln sich die ländlichen Strukturen wieder.

135 Vgl. Statistik Austria (2014d). 136 Vgl. Statistik Austria (2014d).

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Gewerbestruktur der Gemeinde Bad Zell Eine Erhebung zur Gewerbestruktur im Juli 2013 ergab, dass insgesamt 71 Unter- nehmen ihren Sitz im Gemeindegebiet hatten. Folgendes Säulendiagramm veran- schaulicht die Aufteilung der Vollzeitbeschäftigten in den einzelnen Sparten.

180 160 140 120 100 80 60 40 20 0

Abbildung 7: Vollzeitbeschäftigte nach Branchen verteilt137

Das Kurhotel bietet gemeinsam mit der weiteren Gastronomie Beschäftigung für 154 Vollzeitkräfte. Das ergibt einen Anteil von rund 34%. Die zweitgrößte Branche der Gemeinde ist das Baugewerbe einschließlich der Einrichtungsunternehmen mit 111 Vollzeitarbeitskräften. In der Gesundheitsbranche finden 54 und in der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs 43 Vollzeitkräfte einen Arbeitsplatz. Die Branchen KFZ und Landmaschinenhandel beschäftigen gemeinsam 34 Vollzeitarbeitskräfte. In den Dienstleistungsbetrieben sind 26 Vollzeitkräfte beschäftigt. Das Marktgemein- deamt mit sämtlichen dazugehörigen Aufgaben beschäftigt 28 und das Finanz- und Versicherungswesen rund 11 Vollzeitkräfte.

Nahrungsmittel und Güter des täglichen Bedarfs sind nicht mehr im Ortskern, son- dern hauptsächlich entlang der B 124 erhältlich. Im Ortskern befinden sich eine Bä- ckerei, zwei Banken, ein Zahnarzt, die Apotheke, das Marktgemeindeamt, die Rot- Kreuz-Dienststelle, die Polizeidienststelle, ein Friseur, eine Änderungsschneiderei, ein Uhrmacher und die Bürogebäude des Maschinenringes und der Pro Mente OÖ. Somit kann es auch für ältere und körperlich beeinträchtigte Personen, die zwar im Ortskern wohnen, aber nicht mit einem eigenen KFZ mobil sind, schwer werden,

137 Eigene Abbildung: Daten erhalten von Anton Hoser, Email am 08.07.2013

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sich mit Nahrungsmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs zu versorgen. Kleidung und Textilien sind im Umkreis von 15 bis 20 Kilometern erhältlich. Auch hier sind öffentliche Verkehrsmittel notwendig.

Entwicklungspotentiale in der Grundversorgung – Güter des täglichen Bedarfs  Mobiler Laden oder Lieferservice Da am Marktplatz kaum noch Güter des täglichen Bedarfs erhältlich sind und somit der Einkauf nur noch mit dem Auto zu bewerkstelligen ist, ist ein „Mobi- ler Laden“ anzudenken. Diese Initiative könnte in Kooperation mit mehreren Anbietern, nämlich mit den regionalen Bauern und mit einem Lebensmittelhändler gestartet werden.  Kooperation mit dem „Mühlviertler Alm-Kisterl“ Eine andere Möglichkeit ist die Kooperation mit den Projektinitiatoren des „Mühlviertler Alm Kisterls“. Auf einer gemeinsamen Internetplattform haben Biobetriebe und konventionelle Bauern aus der Region MvA die Möglichkeit, ihre Produkte anzubieten. Konsumenten können von zu Hause ihr persönli- ches Obst- und Gemüsekisterl zusammenstellen und wöchentlich bei einer der zentralen Verteilerstellen abholen. Damit auch ältere, nicht mobile Bürger dieses Angebot nutzen können, ist eine Zusammenarbeit mit der Zeitbank 55+ Ortsgruppe Bad Zell möglich. Die Mitglieder des Vereins könnten das bestellte „MvA Kisterl“ liefern.  Dorfladen auf Vereinsbasis Eine Möglichkeit wäre, einen Dorfladen mit Cafe in der Nähe des Hauses für Senioren in Verbindung mit einem kleinen Büro, in dem Dienstleistungen an- geboten bzw. vermittelt werden, zu installieren. Ein bereits umgesetztes Mo- dell ist der DORV-Laden Pannesheide rund 80 Kilometer von Köln entfernt. Dieser bietet zusammen Dienstleistungen und Ortsnahe Rundum Versor- gung.138 Der Vorteil bei diesem Laden gegenüber dem Lieferservice wäre, dass die soziale Komponente berücksichtigt wird und somit der Partizipation Rechnung getragen wird.  Seniorenfreundlichkeit bei bestehenden Supermärkten Die bereits bestehenden Supermärkte sollten auf ihre Seniorenfreundlichkeit überprüft werden. Kriterien sind hier beispielsweise, ob Kundentoiletten vor-

138 Vgl. DORV-Laden Pannesheide (2014).

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handen sind, ob die Auspreisung mit großen Schildern erfolgt und ob Mög- lichkeiten bestehen, dass sich Kunden auf Bänken ausruhen können. Ein weiteres Kriterium für Seniorenfreundlichkeit ist, ob das Personal im Umgang mit Menschen mit Demenz (z.B. eine Dame kommt schon am selben Tag zum dritten Mal und kauft Milch) geschult ist. Bewusstseinsbildung und rea- listische Altersbilder unterstützen die Seniorenfreundlichkeit. Besonders der- artige Initiativen fördern ein wertschätzendes gesellschaftliches Umfeld.

5.2.2 Grundversorgung im Alltag organisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotentiale Jene Bürger, die bei der Selbstversorgung und bei der Haushaltsführung Hilfe benö- tigen, erhalten nach erfolgter Bedarfsmeldung in der Gemeinde organisierte Hilfe vom Sozialmedizinischen Betreuungsring.

Hilfe für Ältere und Betreuungsbedürftige vor Ort Der regionale Sozialmedizinische Betreuungsring (SMB) Bad Zell/Schönau/ bietet ergänzend zu anderen Sozialdiensten unbürokrati- sche, rasche und kostengünstige Unterstützung bei der Haushaltsführung in Form eines organisierten Haus- und Heimservices. Die Leistungen werden durch Betreue- rinnen aus dem eigenen Ort erbracht, damit lange Anfahrtswege vermieden werden. Weil der regionale SMB keinen Vertrag mit dem SHV Freistadt hat, wird er in die Kategorie „organisierte Grundversorgung“ eingereiht. Der Preis pro Leistungsstunde wird einheitlich unabhängig vom Einkommen verrechnet.139 Die erbrachten Stunden der letzten Jahre sind in folgender Tabelle ersichtlich.

Haus- und 2005 2010 2012 Heimservice Klient 8 8 10 Geleistete Stunden 472 2.086 1.647 Tabelle 6: Erbrachte Leistungen im Haus- und Heimservice des regionalen SMB140

Die Unterstützungsleistungen des regionalen SMB haben sich von 2005 auf 2012 im Stundenausmaß mehr als verdreifacht. Dieses Ergebnis zeigt, dass besonders die Hilfen im Alltag immer mehr an Bedeutung gewinnen.

139 Vgl. Margit Haider, Email am 14.08.2013 140 Eigene Tabelle auf Basis von: Margit Haider, Email am 14.08.2013

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Der regionale SMB bietet für ältere und kranke Menschen, die sich nicht mehr selbst mit Essen versorgen können, Essen auf Rädern (EAR) an. Diese Leistung wird in Bad Zell im Vergleich zu weiteren Gemeinden der Region nicht gut angenommen. So erhielten im Jahre 2012 lediglich vier Personen hin und wieder das Essen auf Rädern. Hier ist zu hinterfragen, ob tatsächlich kein Bedarf an dieser Dienstleistung besteht oder ob die Dienstleistung zu wenig bekannt ist. In umliegenden Gemeinden mit ähnlich großen Einwohnerzahlen werden regelmäßig täglich rund zehn Portio- nen geliefert. 141

Entwicklungspotential – Grundversorgung im Alltag organisiert  Helfernetzwerk Für ältere Personen werden kleinere Reparaturen in der Wohnung oder im Haus oftmals zum Problem. Die Personen sind auf Hilfe angewiesen und wissen nicht, an wen sie sich wenden können. Deshalb werden beispielswei- se Leuchtmittel nicht sofort ausgewechselt (zu wenig Licht kann zur Sturzge- fahr führen) oder der Heizkörper nicht entlüftet et cetera. Um hier Unterstüt- zung zu bieten, ist eine Möglichkeit, ein Helfernetzwerk zu installieren. Men- schen unterschiedlichsten Alters, Berufsstandes und Leistungspotentials könnten sich daran beteiligen. In der bayrischen Gemeinde Kirchanschöring gibt es bereits seit einigen Jahren ein derartiges Helfernetzwerk. Hilfebieten- de wenden sich in Kirchanschöring an die Gemeinde und dort werden sie weitervermittelt. Die Zeiteinteilung erfolgt frei nach Absprache der Hilfesu- chenden und der Hilfeanbietenden. Verrechnet werden die Stunden jeweils über die Gemeinde. Die Helfer erhalten einen einheitlichen Stundenlohn und die Kosten für die Klienten sind vom Einkommen unabhängig. Einen Teil der Sozialabgaben trägt die Gemeinde, damit sich jene, die Hilfe brauchen, die- se auch leisten können.142 In der Gemeinde Bad Zell könnte der regionale SMB ein derartiges Netzwerk installieren bzw. die angebotenen Unterstützungsleistungen ausbauen. Al- lerdings wäre ein eventueller Zuschuss für Sozialausgaben seitens der öf- fentlichen Hand abzuklären.

141 Vgl. Gerda Diesenreither, Email am 22.04.2014 142 Vgl. Gerda Diesenreither (2013), 4f.

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 Zeitbank 55+ Ortsgruppe Bad Zell Die Zeitbank 55+ ist ein überparteilicher, gemeinnütziger Verein, der Nach- barschaftshilfe aktiv fördert. Bürger helfen sich gegenseitig, wenn einmal Hil- fe nötig ist. Es kann sich dabei um Haus- oder Gartenarbeit, Schneeräumar- beiten, kleinere Reparaturen, Einkaufsfahrten, um die Betreuung von Haustieren oder auch um den Vertreib der Langeweile handeln. Dafür be- kommt niemand Geld, sondern Zeit. Mitglieder erhalten die geleistete Ar- beitszeit auf einem Stundenkonto gutgeschrieben. Benötigt ein Mitglied selbst Hilfe, kann es die angesparte Zeit in Anspruch nehmen. Besonders wichtig dabei ist, dass jede Leistung gleich viel zählt. Es ist auch möglich, in jungen Jahren ein Stundenguthaben anzusparen und dieses erst im Alter zu verbrauchen. Es handelt sich hierbei nicht um professionelle Hilfe, sondern um freiwillige, unentgeltliche Nachbarschaftshilfe.143 Dieses Modell wurde von der SPES Akademie in Schlierbach entwickelt und verbreitet. In der Re- gion MvA gibt es bereits fünf Ortsgruppen, die gemeinsam einen Verein bil- den. Somit ist eine regionale Einbindung gegeben.

Sowohl das Helfernetzwerk als auch die Zeitbank 55+ könnten Unterstützungsleis- tungen anbieten. Die Verfasserin ist der Ansicht, dass beide Strukturen gerechtfer- tigt sind, da die Wahlmöglichkeit aufgrund der Individualisierung wichtig ist.

5.2.3 Grundversorgung im Alltag institutionalisiert –Ist Analyse/ Entwicklungspotentiale Ältere Bürger, welche bei der Selbstversorgung und der Haushaltsführung Hilfe be- nötigen, erhalten nach Bedarfsmeldung auch bei der Bezirksstelle des Roten Kreu- zes institutionelle Hilfe. Der Unterschied zur organisierten Hilfe ist jener, dass das Personal eine abgeschlossene Heimhilfeausbildung vorweisen muss. Die Betreuung durch die Fachsozialbetreuer für Altenarbeit (FSB „A“) ordnet die Verfasserin dem Handlungsfeld Gesundheit, Pflege und Betreuung zu.

Heimhelfer (HH) unterstützen betreuungsbedürftige Personen bei der Haushalts- führung und bei den alltäglichen Aktivitäten. Zu den wichtigsten Aufgaben der HH zählen hauswirtschaftliche Tätigkeiten (Saubermachen, Aufräumen), das Beheizen der Wohnung und evtl. die Beschaffung von Brennmaterial, die Unterstützung beim

143 Vgl. SPES (2014).

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Einkauf, die einfache Aktivierung (z.B. Anregen zur Beschäftigung) und die Förde- rung von sozialen Kontakten.144 Der Selbstbehalt der Leistung der HH ist einkommensabhängig. Seit 1. Jänner 2014 ist das Rote Kreuz multiprofessioneller Anbieter für den Bereich Pflege und Betreu- ung in der Gemeinde Bad Zell. Die Organisation hat mit dem SHV Freistadt diesbe- züglich einen Vertrag.

Zusätzlich zum regionalen SMB wurde die Heimhilfe vor der Einführung der multi- professionellen Dienste (MPD) seit September 2009 zu einem kleinen Teil vom Be- zirksverband des SMB durchgeführt. Im Jahr 2010 wurde eine Klientin mit 53 Stun- den pro Jahr und im Jahr 2012 wurden fünf Klienten mit einem Gesamtausmaß von 131 Stunden betreut.145

5.3 Handlungsfeld Gesundheit, Pflege & Betreuung Damit ein langfristiger Verbleib älterer Menschen in ihrer Wohnung und in ihrer Ge- meinde gewährleistet wird, ist eine quartiersbezogene Ausstattung mit Servicean- geboten in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Betreuung notwendig. Die Errei- chung für Ziele 2 (Tragende soziale Infrastruktur) und 5 (Bedarfsgerechte Dienstleis- tungen) werden hiermit verfolgt. Eine Abstimmung dieser Angebote und eine quar- tiersbezogene Organisation sind unbedingt erforderlich. Das Besondere an Quar- tierkonzepten ist die Ergänzung dieses Handlungsfeldes mit bürgerschaftlichem Engagement. Die Partizipation der Gemeindebürger trägt wesentlich zum Erfolg eines Quartierkonzeptes bei.146 Schließlich können Besuchsdienste und Nachbar- schaftshilfe von den Bürgern im Rahmen der Betreuung selbst übernommen wer- den. Das erhöht nicht nur das „Wir“ Gefühl sondern hält aufgrund des Gefühls, ge- braucht zu werden, länger fit. Diesem Handlungsfeld ordnet die Autorin die Module 3 (Verhaltensweisen und psy- chische Problemlagen) und 5 (Umgang mit krankheits-/therapiebedingten Anforde- rungen und Belastungen) zu. Bescheid zu wissen, wie der Umgang mit Menschen mit Demenz gut gelingen kann, trägt wesentlich zur Lebensqualität der Betreuen- den und der zu Pflegenden bei. Der Bereich der Pflege gewinnt allgemein für ältere Personen zunehmend an Be- deutung.

144 Vgl. AMS (2013). 145 Vgl. Anita Wabro, Email am 10.09.2013 146 Vgl. Hochtief Construction (2014), 19.

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Es empfiehlt sich in Zusammenhang mit Pflege und Betreuung ein Case Manage- ment einzurichten. Case Management stärkt das Selbstmanagement und die Ei- genverantwortung. Außerdem soll die Koordination von formellen und informellen Sach- und Dienstleistungen gefördert werden. Zusätzlich können dabei Kooperati- onsbeziehungen zu den einzelnen Leistungserbringern intensiviert werden.147

5.3.1 Gesundheit, Pflege & Betreuung privat – Ist Analyse/ Entwicklungspotentiale Die medizinische Versorgung im Gemeindegebiet Bad Zell übernehmen zwei prakti- sche Ärzte. Bad Zell ist eine der wenigen Gemeinden im Bezirk, die von zwei Allge- meinmedizinern versorgt werden. Ebenso hat ein Facharzt für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde in der Gemeinde seine Ordination. Eine Apotheke ist am Marktplatz vorhanden. Im Bezirk Freistadt gibt es insgesamt 55 niedergelassene Ärzte für Allgemeinmedi- zin, davon haben 33 Allgemeinmediziner Verträge mit den Krankenkassen. Das entspricht einem prozentuellen Anteil von 60%. Das Durchschnittsalter der nieder- gelassenen Kassenärzte für Allgemeinmedizin im Bezirk Freistadt beträgt ca. 53,5 Jahre. In der Annahme, dass die Ärzte mit 65 Jahren den Ruhestand antreten, wer- den hier in den nächsten zehn Jahren 15 Kassenärzte (ca. 45%) für Allgemeinmedi- zin in Pension gehen. Verglichen mit Oberösterreich ergibt sich keine wesentliche Abweichung.148

Sowohl das Landeskrankenhaus in Freistadt als auch die Krankenhäuser in Linz sind mit dem Auto in rund 30 Minuten erreichbar. Fachärztezentren sind in Freistadt (rund 30 Min. Fahrzeit), Perg (rund 15 Min. Fahrzeit) und Gallneukirchen (rund 25 Min. Fahrzeit) anzutreffen. Die Versorgung kann hier somit als gut eingestuft wer- den, wobei in Bezug auf Fachärzte Verbesserungspotential in der räumlichen Vertei- lung der Ordinationen vorhanden ist.

Entwicklungspotential private medizinische Versorgung  Haus für Senioren – Kompetenzzentrum für alle Pflegeangelegenheiten Das künftige Haus für Senioren könnte als Kompetenzzentrum für alle Pfle- geangelegenheiten entwickelt werden. Dabei könnten Fachärzte zu be- stimmten Zeiten ihre Dienste vor Ort anbieten. Somit kommt die Hilfe zu den

147 Vgl. Hochtief Construction (2014), 20. 148 Vgl. Michaela Stieringer, Email am 28.4.2014

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Betroffenen und nicht umgekehrt. Besonders im Bereich der Neurologie und Psychologie ist das eher „einfach“ in der Umsetzung (keine oder kaum Gerä- te erforderlich). Speziell für Menschen mit Demenz sind längere Autofahrten oftmals sehr anstrengend. Eine genaue Diagnose nach einer derartigen Stressbelastung zu stellen, ist sehr schwierig oder überhaupt nicht möglich. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass ein Augenarzt je nach Bedarf im künfti- gen Haus für Senioren seine Dienste anbietet. Im Bezirksseniorenheim Un- terweißenbach werden schon für stationäre Bewohner je nach Bedarf au- genärztliche Untersuchungen im Haus angeboten.149 Eine Ausweitung die- ses Angebotes auf ältere Gemeindebürger wäre anzudenken.

Therapeuten In Bad Zell gibt es ein Massagefachinstitut. Die Angebote reichen von der Fußre- flexzonenmassage, der Lymphdrainage, der Bindegewebsmassage bis hin zur Segmentmassage.150

Pflege und Betreuung Die informelle Pflege und Betreuung in Bad Zell ist sehr hoch. So wurden im Juli 2013 lediglich 17 ältere Bürger in einem APH betreut.151 Da in Bad Zell 130152 Per- sonen über 79 Jahren sind, würde der Bedarfs- und Entwicklungsplan (BEP) des Landes OÖ für die Gemeinde 26 Plätze in einem APH vorsehen.153

Entwicklungspotentiale – Unterstützung der privaten Pflege und Betreuung  Organisieren von Heilbehelfen Da ältere pflegende Angehörige zwar manchmal noch in der Wohngemeinde mit dem eigenen KFZ fahren, sich aber aufgrund des höheren Verkehrsauf- kommens nicht mehr so sicher fühlen, um in die nächstgelegene Stadt zu fahren, ist es hilfreich, Unterstützung bei der Beschaffung der verordneten Heilbehelfe anzubieten. Ein Weg ist, den älteren Bürgern anzubieten, die Verordnungsscheine ins künftige Haus für Senioren oder zu einer sonstigen Ansprechstelle zu bringen. Dort werden sie an den zuständigen Lieferanten

149 Vgl. Johanna Seiser, Gespräche am 28.04.2014 150 Vgl. Anton Hoser, Email am 08.07.2013 151 Vgl. Anton Hoser, Email am 08.07.2013 152 Vgl. Statistik Austria (2014d) 153 Der BEP 2006 des Landes OÖ sieht vor, dass rund 20,3 Normplätze für je 100 über 79-Jährige zur Verfügung stehen sollten.

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weitergeleitet. Dieser liefert einmal pro Woche die Heilbehelfe ins Haus der Senioren. Somit werden nicht nur die pflegenden Angehörigen bzw. die zu Pflegenden unterstützt, sondern auch die Umwelt geschont und Ressourcen gespart.  Ambient Assisted Living (AAL) – altersgerechte Assistenzsysteme AAL verbindet neue Technologien, Produkte und Dienstleistungen mit dem sozialen Umfeld und hat als Ziel, die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensabschnitten, vor allem aber im Alter zu erhöhen. AAL kann besonders für ältere und hilfsbedürftige Personen einen wesentlichen Beitrag für mehr Sicherheit und Unabhängigkeit leisten. Der Mensch steht bei AAL im Mittel- punkt. Neben der innovativen Technik spielen somit ethische, soziale, ergo- nomische, rechtliche und wirtschaftliche Aspekte eine wesentliche Rolle.154 Die Marktgemeinde Bad Zell nimmt als Mitglied der Region Mühlviertler Alm an einem AAL Forschungsprojekt teil. In einem Vorprojekt soll eruiert wer- den, ob und wenn ja, welche technischen Hilfsmittel in den eigenen vier Wänden zum Einsatz kommen sollen. Dies bietet Bürgern die Möglichkeit, die Technik kostenlos zu testen und auch zu nutzen. In weiterer Folge kön- nen Berührungsängste bezüglich des Einsatzes der Technik sowohl bei An- gehörigen als auch bei den Betroffenen abgebaut werden. Die Technik bietet Unterstützung in der Betreuung und in der Bewältigung des Alltags und kann für alle Betroffenen das Sicherheitsgefühl steigern.

5.3.2 Gesundheit, Pflege & Betreuung organisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotential Die Pflege und Betreuung der älteren Bevölkerung findet nur zum Teil organisierte Unterstützung. Der organisierten Unterstützung ordnet die Verfasserin die Rufhilfe zu, da mit Hilfe der Technik Sicherheit vermittelt wird. Überdies zählt sie die 24- Stunden-Betreuung zu diesem Angebot, weil es möglich ist, mit Hilfe von Agenturen geeignete Betreuer zu organisieren. Der Großteil der Angebote findet jedoch im institutionellen Bereich statt.

Rufhilfe Befinden sich ältere, pflegebedürftige Personen häufig alleine in der Wohnung, kann das Tragen eines Handsenders Sicherheit vermitteln. Kommt es beispielsweise durch Stürze oder Unfälle zu einer Notsituation, können die Teilnehmer durch

154 Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2013).

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Knopfdruck direkt über die Freisprecheinrichtung zur Rettungsleitzentrale eine Verbindung herstellen. Der Rot-Kreuz- Mitarbeiter kann sofort die erforderlichen Hilfsmaßnahmen organisieren (Verständigen einer Ansprechperson, Entsenden eines Rettungswagens usw.). Durch die Teilnahme an der Rufhilfe erhalten die Pflegebedürftigen und deren Angehörige das Gefühl der Sicherheit.155 In Bad Zell bietet das Rote Kreuz die Rufhilfe an.

24-Stunden-Betreuung Da es Familienmitgliedern nicht möglich ist, ihre betreuungsbedürftigen Angehöri- gen rund um die Uhr zu versorgen, wird die 24-Stunden-Betreuung durch selbstän- dige oder unselbständige Betreuungskräfte in Anspruch genommen. Streng rechtlich betrachtet haben dabei die Betroffenen vor der Novellierung der Gewerbeordnung im Jahr 2007 gegen die Gewerbeverordnung verstoßen. Deshalb trat am 1. Juli 2007 ein neues Hausbetreuungsgesetz (HBeG) in Kraft. Ebenso wur- de eine Novellierung der Gewerbeordnung durchgeführt. Somit ist es seither mög- lich, die 24-Stunden-Betreuung in Privathaushalten legal in Anspruch zu nehmen.156 In Bad Zell nahmen im März 2014 sechs Pflegebedürftige die Dienste der 24- Stunden-Betreuung in Anspruch.157

Entwicklungspotential Betreuung & Pflege  Aufbau einer Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz Menschen mit Demenz und deren Angehörige werden vor viele Probleme und Fragen gestellt. Eine gründliche Information über das Thema Alzhei- mer/Demenz und die vorhandenen Hilfsangebote ist sehr wichtig und hilf- reich. Die nächstgelegene Demenzservicestelle befindet sich rund 15 Kilometer entfernt in . Hier gibt es die Möglichkeit, mit Angehörigen hinzufah- ren und eine Testung bzw. Einstufung durch eine Psychologin durchführen zu lassen. Die betroffenen Personen können entweder ein gefördertes Ein- zel- oder Gruppentraining in Anspruch nehmen.158 Ein Gruppentraining für Betroffene in der Gemeinde zu installieren, ist ein großer Vorteil, da die Anfahrtswege verkürzt werden. Regelmäßige Treffen

155 Vgl. Rotes Kreuz (2014). 156 Vgl. BMASK (2014a). 157 Vgl. Anton Hoser, Email am 29.04.2014 158 Vgl. M.A.S Alzheimerhilfe (2013).

58

können sowohl von den Betroffenen als auch von den Angehörigen positiv erlebt werden.

5.3.3 Gesundheit, Pflege & Betreuung institutionalisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotential Für die Unterstützung der Pflege und Betreuung im mobilen Bereich in OÖ sind die RTSH verantwortlich. Damit dem Grundsatz „Mobil für Stationär“ entsprochen wird, hat der SHV seit der Gründung des Pflegefonds 1993 mehrere Unterstützungsleis- tungen ins Leben gerufen. Für die Versorgung in der mobilen Betreuung und Pflege der Gemeinde Bad Zell wurde das Rote Kreuz als Anbieter der multiprofessionellen Dienste beauftragt. Eine Zusammenarbeit mit weiteren Stellen wurde initiiert, um die Angebote gut zu vernetzen. Unter institutionalisierter Hilfe werden jene Unterstüt- zungsangebote verstanden, bei denen die Finanzierung mittels Verträgen zwischen den anbietenden Organisationen und den RTSH geregelt ist.

Die älteren Bürger, die Pflege & Betreuung benötigen, erhalten nach erfolgter Be- darfsmeldung beim Anbieter der multiprofessionellen Dienste Unterstützung. Häufig ist eine Zusammensetzung von mehreren mobilen Unterstützungsleistungen not- wendig, um den Verbleib in der gewohnten Umgebung zu gewährleisten. Hierbei übernehmen die mobilen Dienste wie Hauskrankenpflege (HKP) und die FSB „A“ einen wesentlichen Teil.159

Hauskrankenpflege Bei der HKP handelt es sich um Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger, wel- che zahlreiche Aufgaben wie z.B. Setzen von Kathetern und Sonden, Verabreichen von Injektionen, Verbandswechsel usw. in der häuslichen Umgebung der Klienten übernehmen. In Österreich stieg von 2005 bis 2010 die Anzahl jener Kunden, die Leistungen der HKP in Anspruch nahmen, um 20,5%. Laut Bedarfs- und Entwick- lungsplan (BEP) 2006 soll der Versorgungsgrad der Pflegebedürftigen durch Ange- bote der HKP bis zum Jahr 2020 von 11,6% auf 14,0% erweitert werden. Für alle Betreuungsbedürftigen wurde ein durchschnittlicher Betreuungsaufwand von 3,735 Std./Monat – bisher waren dies 2,55 Std./Monat – berechnet.160

159 Vgl. BMASK Sozialschutz (2014c), 79. 160 Vgl. Land OÖ (2011), 17.

59

Fachsozialbetreuer für Altenarbeit FSB „A“ sind für eine ganzheitliche Hilfestellung der Pflegebedürftigen zuständig. Ihre Aufgaben umfassen Unterstützung der Körperpflege, Beratung, Information, Betreuung und Organisieren von Pflegebehelfen.161 Das Ziel ist es, hilfsbedürftigen Menschen ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Wohnumfeld zu ermöglichen.

In der Gemeinde Bad Zell wurden die Leistungen der HKP vom Roten Kreuz durch- geführt. Infolgender Tabelle sind vom Jahr 2005 bis 2012 die geleisteten Betreu- ungsstunden der HKP ersichtlich.

2005 2010 2012 Klienten 18 21 21 Geleistete Stunden 547 630 424

Tabelle 7: Erbrachte Leistungen der HKP in Bad Zell162

Für die Arbeiten im Rahmen der FSB „A“ war bis einschließlich 31.12.2013 in der Gemeinde Bad Zell die Caritas zuständig. Die geleisteten Stunden sind infolgender Tabelle ersichtlich.

2005 2010 2012 Klienten 14 17 21 Geleistete Stunden 779 1280 1525

Tabelle 8: Erbrachte Leistungen der FSB „A“ in der Gemeinde Bad Zell163

In den Tabellen 6 und 7 sind die tatsächlich erbrachten mobilen Unterstützungsleis- tungen in der Pflege und Betreuung ersichtlich. Während die Leistungen der HKP rückläufig sind, ist eine eindeutige Steigerung bei der Leistungen der FSB „A“ er- kennbar. Die Ursache könnte darin liegen, dass vermehrt auf die Aufgabenteilung zwischen den einzelnen Berufsgruppen geachtet wird. Schließlich sind die Leistun- gen der FSB „A“ vom Jahr 2005 auf 2012 nahezu um 50 % gestiegen. Folgende Grafik soll einen umfassenden Überblick über die erbrachten Unterstüt- zungsleistungen in Bad Zell der HH, der FSB „A“ und der HKP ermöglichen.

161 Vgl. AMS (2013). 162 Eigene Tabelle auf Basis von: Johann Binder, Email am 17.09.2013 163 Eigene Tabelle auf Basis von: Anton Hoser, Email am 08.07.2013

60

2500

2000

1500 HKP FSB-A 1000 HH gesamt

500

0 2005 2010 2012

Abbildung 8: Gesamte mobile Unterstützungsleistungen von 2005 bis 2012164

In der Abbildung 9 ist die Entwicklung der erbrachten Unterstützungsleistungen gra- fisch dargestellt. Das Ergebnis ist ein zusätzlicher Motivator für eine aktive Quar- tiersentwicklung. Mit dem Aufbau von guten Nachbarschaftshilfen wie z.B. der Zeit- bank 55+ und einem Helfernetzwerk, wie in Kapitel 5.2.2 erläutert, kann ein Teil der Aufgaben der HH anders organisiert werden.

Tageszentrum Die Räumlichkeiten der ehemaligen Post wurden adaptiert. Seit Mai 2013 bietet das Diakoniewerk Gallneukirchen eine Tagesbetreuung für Senioren an. Derzeit ist das Tageszentrum jeden Mittwoch von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Die Betreuung er- folgt durch eine FSB „A“. Die Fachkraft wird von ehrenamtlich Engagierten und von Mitgliedern der Zeitbank 55+ unterstützt. Das Angebot soll je nach Bedarf auf weite- re Tage ausgeweitet werden. Nach Fertigstellung des Hauses für Senioren in Bad Zell wird das Tageszentrum dort seinen Platz finden.

Koordinatorin für Betreuung und Pflege Im Bezirk Freistadt sind seit 2011 zwei Koordinatorinnen für Betreuung und Pflege (KBP) mit Koordinationsaufgaben im Bereich der mobilen Betreuung und Pflege betraut. Ihre Aufgabe ist es, insbesondere bei multiplen Problemlagen individuelle

164 Eigene Abbildung: Daten erhalten von Johann Binder, Email am 17.09.2013; Anton Hoser Email am 08.07.2013; Anita Wabro, Email am 10.09.2013; Margit Haider, Email am 14.08.2013

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Bedarfsanalysen durchzuführen. Zusätzlich wirken sie am Bedarfsobjektivierungs- verfahren vor einer Aufnahme in ein APH mit.165 Sie vernetzen und koordinieren die angebotenen Versorgungsleistungen und arbeiten mit allen Leistungserbringern im Sozial- und Gesundheitsbereich zusammen. Eine präventive Individualbetreuung von betroffenen Personen ist keinesfalls mög- lich. Schließlich betrug im Jänner 2013 die Anzahl der Einwohner im Bezirk rund 65.000.166 Würde im Vorfeld, sobald Betreuungs- oder Pflegbedürftigkeit besteht, ein Case-Management installiert werden, könnte die Betreuung in den eigenen vier Wänden oftmals länger aufrecht erhalten werden. Mit entsprechender Koordination und umfassenden Unterstützungsleistungen könnte einer Überforderung des beste- henden Betreuungssystems entgegengewirkt werden.

Entwicklungspotentiale Pflege & Betreuung institutionalisiert  Implementierung des AngehörigenEntlastungsDienstes Damit die pflegenden Angehörigen in ihrer unverzichtbaren Tätigkeit zusätz- liche Unterstützung erhalten, sollte der AngehörigenEntlastungsDienst (AED) bekannt gemacht werden. Die Richtlinien für den AED wurden im Oktober 2013 vom Land OÖ erarbeitet und noch im Dezember beschlossen.167 Zielgruppe sind pflegende Angehörige, die die Pflege und Betreuung einer Person mit Pflegegeldstufe 3 bis 7 durchführen. Für Personen mit einer di- agnostizierten Demenz kann der AED bereits ab der Pflegestufe 1 in An- spruch genommen werden. Der Entlastungsdienst wird nach Bedarf halbtags oder ganztags vereinbart. Insgesamt kann der AED von Betroffenen 120 Stunden pro Jahr in Anspruch genommen werden. Eine rasche Bekanntma- chung kann für pflegende Angehörige eine große Unterstützung darstellen.

5.4 Handlungsfeld Soziale Einbindung Unter sozialer Einbindung wird in dieser Arbeit das Ausmaß verstanden, in dem Menschen in Kontakt zu ihrem gesellschaftlichen Umfeld stehen. Es wird zwischen privater sozialer Einbindung (Familie, Freunde, Nachbarn), organisierter sozialer Einbindung (Mitgliedschaft in Vereinen) und institutionalisierter Einbindung (Kontakt zu Pflege- und Betreuungspersonen) unterschieden. Je besser sich eine Person mit der jeweiligen Gruppe identifizieren kann bzw. je intensiver zwischenmenschliche

165 Vgl. SHV Freistadt (2014). 166 Vgl. Land OÖ (2013a). 167 Vgl. Land OÖ (2013c).

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Beziehungen gepflegt werden, desto stärker wird die soziale Einbindung wahrge- nommen. Gute soziale Einbindungen beugen der Einsamkeit vor.168 Die Module 2 (Kognitive und kommunikative Fähigkeiten), 6 (Gestaltung des Alltags- lebens und soziale Kontakte) und 7 (Außerhäusliche Aktivitäten) finden in diesem Feld Zugehörigkeit. Ein wertschätzendes gesellschaftliches Umfeld und eine tra- gende soziale Infrastruktur, d. h. funktionierende Sozialbeziehungen in allen drei Bereichen sind Grundvoraussetzungen jeder Quartiersentwicklung. Begegnen sich Bürger einer Gemeinde wertschätzend, übernehmen sie eher Verantwortung fürein- ander. Für die soziale Einbindung im Alter ist es unbedingt erforderlich, das Altsein zu enttabuisieren und realistische Altersbilder169 zu etablieren.170

5.4.1 Soziale Einbindung privat – Ist Analyse/Entwicklungspotentiale Bad Zell ist eine kleine ländliche Gemeinde, deshalb kennen sich die meisten Bür- ger persönlich. Fehlende Anonymität kann aber in sozialen Angelegenheiten auch ein Grund dafür sein, dass die angebotene Hilfe eher nicht oder nur zögernd ange- nommen wird. Am 31.10.2011 waren in der Gemeinde Bad Zell 21% Einpersonenhaushalte, 20% Zweipersonenhaushalte, 16% Dreipersonenhaushalte, 21% Vierpersonenhaushalte und 22% Fünfpersonenhaushalte gemeldet. Somit ist die soziale Einbindung im pri- vaten, familiären Bereich im Vergleich zu Städten noch sehr gut gegeben. Folgende Tabelle zeigt einen Vergleich der Anzahl an Einpersonenhaushalten der Gemeinde Bad Zell mit den Einpersonenhaushalten der Bezirkshauptstadt Freistadt und der Landeshauptstadt Linz.

Bad Zell Freistadt Linz Prozentueller Anteil der 21% 36% 52% Einpersonenhaushalte Durchschnittliche 3,21 2,25 1,85 Haushaltsgröße Tabelle 9: Anzahl der Einpersonenhaushalte im Vergleich zu Freistadt und Linz171

Nachbarschaftshilfe wird noch gelebt und Tradition hoch geschrieben. Allerdings ändern sich auch in Bad Zell die Familienstrukturen, weg vom Mehrgenerationen- haushalt hin zu kleineren Haushalten. Deshalb besteht besonders für ältere Perso-

168 Vgl. Stangl (2012). 169 Siehe Kapitel 2.2 170 Vgl. Michell-Auli (2011), 7. 171 Eigene Tabelle auf Basis von: Statistik Austria (2014d).

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nen, die nicht mehr so mobil sind und in Alleinlage wohnen, die Gefahr der Verein- samung bzw. der Isolation.

5.4.2 Soziale Einbindung organisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotential Dem Handlungsfeld „Soziale Einbindung organisiert“ werden die Vereine zugeord- net. Die Gemeinde Bad Zell zählt 27 aktive Vereine in den verschiedensten Berei- chen. Die Kategorie Sport umfasst elf Sektionen, die Kategorie Kultur zählt acht und zu den Kategorien Kirche und Sonstige werden je vier Vereine gezählt.172 Die Ge- meindebürger haben somit viele Möglichkeiten, soziale Kontakte über organisierte Mitgliedschaften bei einem Verein nach Wahl zu pflegen. Nachfolgend werden jene Vereine bzw. Organisationen erwähnt, welche sich mit dem Thema „Älter werden“ bzw. der demografischen Entwicklung beschäftigen. Bevor diese jedoch näher erläutert werden, findet ein kleiner Exkurs zum Gemein- deverband Mühlviertler Alm statt. Dieses Konzept wurde zwar für die Gemeinde Bad Zell entwickelt, in der Umsetzung wird aber einiges nur möglich sein, wenn gemein- deübergreifend für die Region Mühlviertler Alm gearbeitet wird.

Exkurs: Gemeindeverband Mühlviertler Alm (MvA) Bad Zell ist seit 2007 Mitglied des Gemeindeverbandes MvA. Dieser umfasst zehn Gemeinden. Der Verband feierte 2013 sein bereits 20-jähriges Jubiläum. Seit dem Beitritt wirkt Bad Zell an vielen umfassenden Projekten im Bereich der Regionalent- wicklung mit. Zu diesen Projekten zählen unter anderem: 173  gemeindeübergreifende Tourismusprojekte (es entstand durch diese Zu- sammenarbeit Europas größtes Reitwegenetz),  bäuerliche Kooperationsprojekte,  die Einrichtung einer regionalen Jugendtankstelle (aktive Jugendarbeit) und  verschiedene Sozialprojekte.

Seit nunmehr drei Jahren arbeitet die Projektgruppe „Lebensqualität im Alter in der Region MvA“ aktiv daran, das Bewusstsein der Bevölkerung für das Thema Alter zu schärfen. Die Gruppe veranstaltet Vorträge, Fortbildungsangebote und setzt weitere

172 Vgl. Marktgemeinde Bad Zell (2014c). 173 Vgl. Mühlviertler Alm (2014).

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Aktivitäten, damit die ländlichen Gemeinden den Herausforderungen des demogra- fischen Wandels gewachsen sind.

Zeitbank 55+ Ortsgruppe Bad Zell Der bereits in Kapitel 5.2.2 erwähnte Verein Zeitbank 55+ bietet besonders für Älte- re Hilfe und soziale Einbindung. So organisiert die Ortsgruppe Bad Zell beispiels- weise für Bad Zeller Senioren jede zweite Woche ein Treffen in den Räumlichkeiten des Tageszentrums. Diese Zusammenkünfte sind für ältere Personen gedacht, da- mit diese soziale Kontakte auch außerhalb der eigenen vier Wände pflegen können. Es wird miteinander gespielt, gelesen, gesungen und geplaudert. Für jene Perso- nen, die nicht mehr sehr mobil sind und trotzdem teilnehmen möchten, werden pri- vate Taxidienste organisiert.

Pensionistenverband und Seniorenbund in Bad Zell In der Gemeinde Bad Zell sind beide Organisationen vertreten und veranstalten Wandertage, Seniorennachmittage, Ausflüge und sonstige Treffen. Vordergründig bieten die Gruppen Veranstaltungen im Unterhaltungsbereich an. Es herrscht man- gelndes Bewusstsein zur Problematik des demografischen Wandels. Das Älter Werden an sich mit den möglich einhergehenden Herausforderungen wird kaum thematisiert. Hier gilt es, mit aktiver Bewusstseinsbildung gegenzusteuern.

Entwicklungspotentiale  Gründung eines Seniorenbeirates Es sollte sowohl ein Seniorenbeirat in der Gemeinde als auch auf regionaler Ebene gegründet werden. Dieser sollte parteipolitisch und weltanschaulich unabhängig sein. Die Aufgaben des Seniorenbeirates sollten sein, die Inte- ressen aller älteren Bürger der Region gegenüber der Kommunalpolitik und der Öffentlichkeit zu vertreten. Relevante Themen wären beispielsweise:174 Wohnen und Soziales, Altenhil- fe, Kultur/Bildung/Sport und Ordnung/Sicherheit/Verkehr. Der Beirat sollte die Aufgabe eines Ideenlieferanten übernehmen.  Stammtisch für pflegende Angehörige Pflegende Angehörige stehen oftmals unter einer hohen psychischen und physischen Belastung. Um sie in dieser schwierigen Alltagssituation zu un-

174 Vgl. Bertelsmann Stiftung (2006), 86.

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terstützen, wurden die Stammtische gegründet. Betroffene haben unter fach- lich professioneller Leitung die Möglichkeit zum Erfahrungs- und Informati- onsaustausch. Sie treffen sich einmal im Monat für zwei Stunden in geeigne- ten Räumlichkeiten der Gemeinde, um sich unter Gleichgesinnten austau- schen zu können. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Voranmeldung möglich.175 In der Gemeinde Bad Zell gab es von 2009 bis 2013 einen derartigen Stammtisch. Er wurde ruhend gemeldet, da er nicht mehr in Anspruch ge- nommen wurde. Gemäß der Leiterin des Stammtisches ist es sehr schwer, mit der betreffenden Zielgruppe in Kontakt zu treten. Die Fachhochschule Oberösterreich führte im Wintersemester 2012/2013 das Projekt „Anforderungen einer Hilfsmitteldatenbank aus Sicht pflegender Angehöriger“ (AHA) durch. In diesem Projekt wurden unter anderem Ge- sprächsgruppenleiter von Stammtischen für Pflegende interviewt. Einige In- terviewauszüge daraus bestätigen die Aussage der Leiterin. Im Interview 5 hieß es: „Pflegende Angehörige trauen sich nicht etwas zu holen oder zu fragen (…) haben Scheu darüber zu sprechen und Hilfe anzunehmen.“176 Die Verfasserin ist überzeugt, dass ein derartiger Erfahrungsaustausch unter pflegenden Angehörigen sehr wertvoll sein könnte. Deshalb würde sie die Gründe eruieren, warum der Stammtisch in Bad Zell nicht mehr in Anspruch genommen wurde. Sind die Gründe des „Scheiterns“ bekannt, kann reagiert werden. Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung sind für die Inan- spruchnahme dieses Angebotes wesentliche Faktoren. Auf jeden Fall sollte die Botschaft vermittelt werden, dass es keine Schande ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen.  Selbständig im Alter (SelbA) SelbA ist ein Trainingsprogramm für ältere Menschen und wurde vom Katho- lischen Bildungswerk Oberösterreich ins Leben gerufen. Es basiert auf ei- nem ganzheitlichen Ansatz für mehr Lebensqualität im Alter und fördert so- wohl die physische als auch die psychische Gesundheit.

175 Vgl. Gesunde Gemeinde (2013). 176 FH Oberösterreich, (2013), 39.

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In Trainingsblöcken zu je 10 Einheiten treffen sich die Teilnehmer in regel- mäßigen Abständen. Dabei trainieren sie unter Anleitung von ortsansässigen ausgebildeten SelbA-Trainern in gemütlicher Atmosphäre.177 SelbA sollte in der Gemeinde angeboten werden, da es ein weiteres Angebot für ältere Personen darstellt. Durch regelmäßige Treffen wird der Einsamkeit und Isolation entgegengewirkt.

Eine tragende soziale Infrastruktur kann auch über den Zugang zu Bildung, Kunst und Kultur gefördert werden. In der heutigen Wissensgesellschaft ist ein Zugang zu diesen Angeboten sehr entscheidend für die Lebensqualität und die soziale Einbin- dung sowohl in der beruflichen als auch in der nachberuflichen Phase. Durch die Wahrnehmung diverser Angebote nehmen Menschen am gesellschaftlichen Leben teil. Das wiederum fördert das subjektive Wohlbefinden und hat somit auch positive Auswirkungen auf die körperliche und geistige Verfassung.178 Über Bildung, Kunst und Kultur besteht die Möglichkeit, eine positive Entwicklung des generationsüber- greifenden Zusammenlebens in der Gemeinde zu fördern. Die Aktivitäten in diesem Bereich sollten sich an den Voraussetzungen der Gemeinde und an den Interessen der Bürger orientieren.

Entwicklungspotentiale „Soziale Einbindung“ - Bildungsveranstaltungen  Fortbildungen für pflegende Angehörige In Zusammenarbeit mit der Gesunden Gemeinde, den Pensionisten- und Seniorenverbänden und sonstigen regional Verantwortlichen können vor Ort in regelmäßigen Abständen Kurse für pflegende Angehörige abgehalten werden. Als Themen für diese Kurse bieten sich Gesund- und Krankheitsleh- re, praktische Krankenpflege, gesundheitsförderliche Ernährung, Rehabilita- tion und Mobilisation, ergonomisches Arbeiten, Kommunikation, Konfliktver- meidung usw. an.  Vorträge zu rechtlichen Angelegenheiten Vorträge zu rechtlichen Angelegenheiten sind in ländlichen Gemeinden sehr wertvoll, da rund 80% der Bevölkerung im Eigenheim wohnen. Themen könnten dabei allgemeine Informationen zum Wohnungsverkauf oder zur Hausübergabe sein. Fragen bezüglich Sachwalterschaft oder Patientenver-

177 Vgl. Dioezese Linz (2013). 178 Vgl. Hochtief Construction (2014), 27f.

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fügung könnten ebenfalls behandelt werden. Eine Zusammenarbeit mit dem Notar der Region ist hier anzudenken.  Bücherei Die Gemeinde und die Pfarre Bad Zell führen gemeinsam eine öffentliche Bücherei im Pfarrhof. Diese verfügt über ein umfassendes Angebot an Sachbüchern, Reiseliteratur, Biografien et cetera. Das Angebot sollte mit Fachbüchern zu den Themen „Alter“ und „Pflege“ ergänzt werden. Das Team der Bücherei arbeitet mit den Schulen zusammen, organisiert Le- se- und Filmabende und auch Vorträge. Eine Möglichkeit, ältere, nicht mehr mobile oder alleinstehende Personen zu erreichen wäre, „Lesen auf Rädern“ anzubieten. Entweder könnten Bücher zum Ausleihen „bestellt“ werden oder aber noch mobile ältere Personen, Kinder oder Jugendliche besuchen Al- leinstehende und lesen ihnen vor.  Wissensvermittlung von älteren an jüngere Personen Das erworbene Erfahrungswissen der älteren Bürger kann sich als sehr wertvoll erweisen. In der Gemeinde bzw. Region MvA sollten Möglichkeiten geschaffen werden, dieses Wissen zu erhalten bzw. weiterzugeben. Durch eine umfassende Quartiersentwicklung können Wege gefunden und Struktu- ren geschaffen werden, das vorhandene Erfahrungswissen zu bündeln und weiterzugeben. Dieses Wissen kann breit gefächert sein. Es geht von hand- werklichen, schon fast vergessenen Fähigkeiten (Körbe flechten) bis hin zu Erfahrungen im Führen einer ehrenamtlich tätigen Gruppe.

5.4.3 Soziale Einbindung institutionalisiert – Ist Analyse/ Entwicklungspotentiale Hier werden die kirchlichen Angebote zugeordnet. Des Weiteren ist künftig die sozi- ale Einbindung des geplanten Hauses für Senioren, das vom Diakoniewerk Gall- neukirchen betrieben werden wird, einzuordnen. Eine wesentliche Frage diesbezüg- lich wird sein, wie sich das Heim nach außen öffnen wird, so dass mehr vom „nor- malen Alltag“ im Heimalltag spürbar wird und es nicht „isoliert“ die Pflege für die Bewohner anbietet. Die Frage ist also, wie schnell sich das künftige Haus für Senio- ren zum „Quartiershaus“ hin entwickeln kann. Zusätzlich wird in diesem Handlungsfeld das Angebot einer wohnortnahen Beratung und Begleitung eingeordnet, da die Verfasserin die Verantwortung diesbezüglich beim RTSH und somit bei den Gemeinden sieht. Beispielsweise könnte eine Woh-

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nungsgenossenschaft einen Anteil zur Finanzierung eines Gemeinwesenarbeiters übernehmen oder einen Gemeinschaftsraum zur Verfügung stellen.179

Das Pfarrleben In der Gemeinde Bad Zell ist der Großteil der Personen römisch-katholisch und speziell für die ältere Bevölkerung sind kirchliche Feste und Abläufe besonders wichtig. Sie gehören zum Kreislauf des Lebens und geben ihnen Sicherheit und Orientierung. Das Pfarrleben wird als äußerst aktiv bezeichnet. Rund 20 verschiedene Gruppen – angefangen von den Kleinsten bis hin zu den betagten Bürgern – gestalten diese Angebote mit. Die Zu- sammenarbeit zwischen der Pfarre, der politischen Gemeinde und den Vereinen ist sehr gut. Sie ist bei kirchlichen Feiern, bei Umbauarbeiten und bei Festen deutlich spürbar.180 Im Folgenden werden einige Gruppen der Pfarre näher behandelt.

Das Katholisches Bildungswerk organisiert Vorträge zu den verschiedensten Themen wie Glaube, Religion, Länder und Kulturen, Ehe, Familie, Partnerschaft, Erziehung, Gesellschaft, Soziales, Politik, Psychologie, Gesundheit, Kultur usw. Jährliche Kulturfahrten zu Theatern, Operetten, Konzerten, Festspielen usw. runden das Programm ab.181 Das Organisationsteam der Katholischen Frauenbewegung besteht aus elf Frau- en und weiteren 180 Mitgliedern. Das elfköpfige Team trifft sich einmal monatlich mit dem Pfarrer und ist das Bindeglied zu Dekanat und Diözese. Über das ganze Jahr verteilt werden Aktivitäten organisiert. Die Katholische Männerbewegung setzt sich kritisch mit aktuellen Themen aus- einander und organisiert Ausflüge und Vorträge.

Entwicklungspotentiale Das Angebot der Gruppen der Pfarre ist breit gefächert und es werden viele Veran- staltungen organisiert, die jedoch hauptsächlich von den Mitgliedern der eigenen Gruppe besucht werden. Angedacht können generationsübergreifende Projekte werden. Ein Austausch zwischen Jung und Alt erhöht das Verständnis und verbes- sert die Bereitschaft, Verantwortung füreinander zu übernehmen.

179 Vgl. „Lemgoer Modell“ bzw. „Bielefelder Modell“ siehe Kapitel 5.1.2 180 Vgl. Pfarre Bad Zell (2014). 181 Vgl. Pfarre Bad Zell (2014).

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 Generationsübergreifende Projekte Um generationenübergreifende Projekte zu fördern, könnten in Zusammenarbeit mit der Schule Projekte wie beispielsweise Internetschulungen gestartet werden. Jugendliche lernen Senioren den Umgang mit dem PC und übernehmen dies- bezüglich eine Patenschaft. Senioren können im Kindergarten oder auch in der Volksschule eine „Lesepatenschaft“ übernehmen. Gemeinsam mit der Schule kann Großartiges entstehen. Alle Beteiligten können davon profitieren und ein neues Miteinander entsteht.  Zusammenarbeit der Hospizbewegung mit der Pfarre Der Grundgedanke der Hospizbewegung ist es, Menschen mit einer unheilbaren Erkrankung ein würdiges Leben bis zum Schluss zu ermöglichen. Hospiz- Betreuung heißt, körperliches und seelisches Leid soweit wie möglich zu redu- zieren und die Betroffenen im Leben und im Sterben zu begleiten. In einer umfassenden Quartiersentwicklung sollte auch dieser Aspekt nicht feh- len, denn an einer unheilbaren Krankheit zu leiden, kann jeden treffen und die Betroffenen und Angehörigen sind in derartigen Situationen häufig überfordert. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Hospizbewegung sind speziell auf diese Auf- gaben vorbereitet und wissen, dass es besonders wichtig ist, auf die Ängste ein- zugehen und diese zu respektieren.182 In der heutigen Gesellschaft gehören das Altern und das Sterben häufig noch zu den Tabuthemen. Viele ältere Menschen möchten sich aber über ihre Ängste bezüglich des eigenen Sterbens austauschen. Dieses Thema direkt anzuspre- chen, indem beispielsweise eine Vortragsreihe organisiert wird, stellt eine Mög- lichkeit dar. Auch Schützendorf weist in seinem Buch „In Ruhe alt werden kön- nen? – Widerborstige Anmerkungen“ auf die Wichtigkeit dieses Themas hin.183 Eine weitere Möglichkeit ist, Gespräche in Kleingruppen oder unter vier Augen anzubieten, um z.B. eine eventuelle Vorbereitung des Begräbnisses mit der Begleiterin zu besprechen. Mit fremden, nicht familienangehörigen Personen sind derartige Gespräche oftmals „leichter“. Leiter beschreibt in ihrem Buch „Le- bensbegleitung bis zum Tod“, wie wichtig Offenheit und Ehrlichkeit in dieser Le- bensphase sind.184

182 Vgl. Hospiz Bezirk Freistadt (2014). 183 Vgl. Schützendorf (2005), 51f. 184 Vgl. Leiter (1998), 82f.

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Entwicklungspotential „Soziale Einbindung“ institutionalisiert - Wohnortnahe Beratung und Begleitung Damit ein längerer Verbleib in den eigenen vier Wänden möglich ist und sich die pflegenden Angehörigen der Betreuung weiterhin annehmen, sollte die Schwelle, ambulante Pflege in Anspruch zu nehmen, möglichst gering gehalten werden. Die älteren Bürger mit Unterstützungsbedarf und die pflegenden Angehörigen sind in einer doch sehr komplexen Versorgungslandschaft häufig überfordert. Wissen Be- troffene jedoch, wo sie Beratung und Unterstützung erhalten, entsteht das Gefühl von Sicherheit. Mit einer derartigen Beratungsstelle wird Ziel 6 (wohnortnahe Bera- tung und Begleitung) verfolgt. Die Ansprechstelle sollte künftig mit einer leicht merkbaren Rufnummer (z.B. 155) erreichbar sein. Schließlich wird aufgrund der demografischen Entwicklung der Be- darf an Information und Hilfe in diesem Bereich stark ansteigen. Die Projektgruppe „Lebensqualität im Alter“ arbeitet nun schon seit 2010 an einer derartigen Beratungsstelle. Besonders erfreulich ist, dass der SHV Freistadt die Stunden der Sozialberatungsstelle für die Region MvA von vier auf zwanzig Stunden pro Woche erhöht. Dadurch wird es möglich, auch präventive Maßnahmen zu set- zen und wohnortnahe Beratung und Begleitung anzubieten. Die Umsetzung soll im Juli 2014 erfolgen.185

Die Vorteile einer „Wohnortnahen Beratung und Begleitung“186  Eine Bündelung der Ansprechstellen gewährt einen besseren Überblick über die vorhandenen Angebote und einen einfacheren Zugang zu Informationen. Sie liefert damit auch einen Beitrag zu mehr Zugangsgerechtigkeit.  Vernetzungen ermöglichen eine Vielfalt von Lösungen, die zugeschnitten sind auf die speziellen Bedürfnisse der Bürger. Eine einzige Anlaufstelle er- stellt für die unterschiedlichen Bedürfnisse lebenslagenorientierte, individuel- le Angebote mit starker Kundenorientierung.  Die vorhandenen Professionisten zu vernetzen bringt sowohl für die Anbieter als auch für die Kunden Vorteile, weil es den einzelnen Institutionen immer schwerer fällt, die unterschiedlichen Bedarfe ihrer Nachfragegruppen alleine zu erfüllen.

185 Vgl. Alois Hochedlinger, Gespräch am 27.02.2014 186 Vgl. Projektgruppe „Lebensqualität im Alter“ (2011).

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 Hilfe aus einer Hand unter Berücksichtigung regionaler und sozialer Bindun- gen und Beachtung des Subsidiaritätsprinzips gibt den älteren Personen Versorgungssicherheit und den pflegenden Angehörigen flexible Unterstüt- zungsmöglichkeiten.  Für die Gemeinden und Kostenträger wird eine kosteneffiziente Bewältigung gewährleistet.  Doppelstrukturen und Schnittstellenprobleme treten zu Tage und können bearbeitet werden.  Ehrenamtliche können auf Augenhöhe mit Profis zusammenarbeiten und damit einen wichtigen Beitrag zum Wandel von einer Versorgungs- zu einer Mitwirkungsgesellschaft leisten. Auf diese Weise wird es möglich, eine neue Kultur des Miteinanders zu schaffen. Die geteilte Verantwortung von Famili- en, ehrenamtlich Engagierten und professionellen Dienstleistern wird geför- dert. Die Grenzen der Sektoren Staat, Markt, gesellschaftliche Initiativen und informelle Netze werden überwunden und mit den spezifischen Leistungen vor Ort jeweils verknüpft.  Eine bedarfsgerechte Versorgung über einzelne Ressortgrenzen hinweg wird möglich. Die Arbeiten folgen einer Prozesslogik und nicht einer Organi- sationslogik. Nicht die einzelne Organisation steht im Mittelpunkt, sondern der alte Mensch mit seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen.

Eine derartige „Anlaufstelle für alle Pflegeangelegenheiten“ mit einem integrierten Case- und Caremanagement in den Seniorenheimen künftig zu installieren, ist ein wesentlicher Beitrag zur optimalen Versorgung in der ambulanten Pflege.

6 Übertragung der Age-Matrix auf die Gemeinde Bad Zell In Anlehnung an die Age-Wohn-Matrix187 der Age-Stiftung in der Schweiz wurde eine Matrix für die Gemeinde Bad Zell erstellt, um damit das bestehende Angebot bezüglich Versorgungssicherheit und Autonomie der verschiedenen Handlungsfel- der überblicksmäßig zu erfassen. Sie stellt kein präzises Messinstrument dar. Es sollen aber mit Hilfe dieser Matrix allfällige Lücken in der Versorgung aufgezeigt werden.

187 Vgl. Jann (2012), 30ff.

72

Auf der X-Achse werden die Angebote in die Kategorien „Privat“, „Organisiert“ und „Institutionell“ unterteilt. Unter der Kategorie „Privat“ werden dabei jene Leistungen und Angebote eingetragen, die in der selbstständigen Versorgung helfen, die Be- dürfnisse im alltäglichen Leben, insbesondere der älteren Generation, zu decken. Angebote von Vereinen gelten als „Organisiert“. Unterstützungsleistungen, die von freien Wohlfahrtsträgern, Gemeinden oder privaten Anbietern erbracht werden und Verträge mit den RTSH abgeschlossen haben, gelten als „Institutionell“. Sie stellen den Bewohnern bei Bedarf umfassende Pflege und Betreuung zur Verfügung bzw. führen diese auch durch. .Auf der Y-Achse werden die einzelnen Handlungsfelder, an denen das Konzept für die Quartiersentwicklung festgemacht wird, dargestellt. Alle vier Handlungsfelder sind mit dem Bedürfnis der Sicherheit eng verknüpft. Diesbezüglich bezieht sich die Sicherheit nicht nur auf körperliche oder materielle Versorgung, sondern auch auf soziale Einbindung. Unter welchen Gesichtspunkten die Zuordnung bzw. Bewertung bei den jeweiligen Handlungsfeldern erfolgt, wird mit Hilfe einer Stärken/Schwächen Analyse erläutert.

Privat Organisiert Institutionell

Soziale Einbindung 1100 1111 1122

Gesundheit, 77 88 99 Pflege & Betreuung

Grundversorgung 44 55 66 im Alltag

Wohnen und 11 22 33 Wohnumfeld

Abbildung 9: Matrix der Ist-Analyse für Bad Zell188

Legende: Stark weniger stark kaum vorhanden

Jene Handlungsfelder, in denen die vorhandenen Angebote der Gemeinde sehr gut den Bedürfnissen der älteren Personen entsprechen, weisen eine starke Ausprä- gung auf. Durch diese Positionierung entsteht Klarheit, wo Handlungsbedarf be- steht.

188 Eigene Abbildung

73

6.1 Stärken/Schwächen im Handlungsfeld Wohnen und Wohnumfeld Diesem Handlungsfeld werden die Grundbedürfnisse 1 (Mobilität) und 6 (Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte) zugeordnet.

Feld 1 – Wohnen und Wohnumfeld/Privat: Privates Wohnen stellt das „normale“, „unorganisierte“ Wohnen dar. Es handelt sich dabei um Eigenheime auf der einen Seite und Mietwohnungen am freien Woh- nungsmarkt auf der anderen Seite. Das Wohnumfeld wird dabei mitbetrachtet.

Stärken Schwächen  1052 Wohnungen189  13% sind baulich barrierefrei191  rund 900 Haushalte im Dezem-  rund 250 Haushalte (von den ber 2013190 900) haben einen fußläufig er- reichbaren Anschluss an das öf- fentliche Verkehrsnetz192  14 Personen der über 60- Jährigen wohnen in Einzellage alleine im Haus193  AAL wird noch nicht genutzt  „Heimwerkerservice“ fehlt

Tabelle 10: Stärken/Schwächen Wohnen und Wohnumfeld - Privat194

Feld 2 – Wohnen und Wohnumfeld/Organisiert: Das organisierte Wohnen richtet sich ausdrücklich an Menschen mit Unterstüt- zungsbedarf. Es orientiert sich nicht explizit an den Bedürfnissen älterer Personen, sondern auch an Menschen mit körperlichen und psychosozialen Beeinträchtigun- gen. Besteht ein höherer Bedarf an Unterstützungsleistungen für den Alltag, werden die entsprechenden Leistungen zugekauft.

189 Vgl. Statistik Austria (2014d). 190 Vgl. Anton Hoser, Email am 08.08.2013 191 Vgl. Anton Hoser, Email am 29.04.2014; 13% der Wohnungen sind ebenerdig und ohne „Zutrittschwellen“ bzw. verfügen über einen Personenlift. 192 Vgl. Anton Hoser, Email am 08.08.2013 193 Vgl. Anton Hoser, Email am 08.07.2013 194 Eigene Tabelle

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Stärken Schwächen  vier Wohnungen von Pro Mente  Betreubare Wohnungen nicht OÖ angemietet195 - 17 Personen kurzfristig verfügbar teilbetreut  Supermärkte nicht innerhalb von  fünf Betreubare Wohnungen196 300 m Luftlinie  Mitglieder der Zeitbank 55+ kön-  alternative Wohnformen fehlen nen von Mitgliedern Taxidienst in Anspruch nehmen

Tabelle 11: Stärken/Schwächen Wohnen und Wohnumfeld - Organisiert197

Feld 3 – Wohnen und Wohnumfeld/Institutionell: Unter institutionellen Wohnformen werden Wohnformen verstanden, bei denen die Betreiber Verträge mit RTSH haben. Sie stellen den Bewohnern bei Bedarf umfas- sende Pflege und Betreuung zur Verfügung bzw. führen diese auch durch.

Stärken Schwächen  Vollbetreuung für acht psychisch  Nächstgelegene APH 15 km ent- beeinträchtigte Personen durch fernt (BEP sieht rund 26 stationä- Pro Mente OÖ198 re APH Plätze vor)199

Tabelle 12: Stärken/Schwächen Wohnen und Wohnumfeld - Institutionell200

6.2 Stärken/Schwächen im Handlungsfeld Grundversorgung im Alltag Im Handlungsfeld Grundversorgung im Alltag werden die Module 4 (Selbstversor- gung) und 8 (Haushaltsführung) eingeordnet.

195 Vgl. Anton Hoser, Email am 08.07.2013 196 Vgl. Anton Hoser, Email am 08.07.2013 197 Eigene Tabelle 198 Vgl. Adelheid Hackl, Interview am 18.09.2013 199 Lt. Statistik Austria sind zählte Bad Zell im Jänner 2013 130 Bürger, die 79 Jahre und älter waren. Der BEP 2006 des Landes OÖ sieht vor, dass für je 100 über 79-Jährige rund 20,3 Normlätze zur Verfügung stehen sollen. 200 Eigene Tabelle

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Feld 4 – Grundversorgung im Alltag/Privat: In diesem Feld finden sich jene Angebote, die zur Selbstbeschaffung der Güter des täglichen Bedarfs notwendig sind.

Stärken Schwächen  Lebensmittel und Güter des tägli-  Textilien in 15 km Entfernung er- chen Bedarfs im Ortszentrum er- hältlich hältlich (zwei Supermärkte, ein Bäcker, ein Fleischer, Direktver- kauf von regionalen Produkten, zwei Bankfilialen, Postpartner)

Tabelle 13: Stärken/Schwächen Grundversorgung - Privat201

Feld 5 – Grundversorgung im Alltag/Organisiert: Jene Bürger, die bei der Selbstversorgung und Haushaltsführung Hilfe benötigen, erhalten nach Bedarfsmeldung in der Gemeinde organisierte Hilfe vom SMB. Der Unterschied zur institutionellen Hilfe ist, dass es sich hierbei um Nachbarschaftshel- fer handelt. Sie verfügen meist über keine facheinschlägige Ausbildung.

Stärken Schwächen  SMB Ansprechpartner in der  Nur 13% der über 80-Jährigen Gemeinde nehmen Unterstützungsleistungen  Personal aus Bad Zell (kurze im Alltag an Anfahrtswege)  Zielgruppe ist unaufgeklärt, unsi-  „Essen auf Rädern“ cher und scheut sich oft, Hilfe an- zunehmen

Tabelle 14: Stärken/Schwächen Grundversorgung - Organisiert202

Feld 6 – Grundversorgung im Alltag/Institutionell: Ältere Bürger, die bei der Selbstversorgung oder der Haushaltsführung Hilfe benöti- gen, erhalten nach Bedarfsanmeldung bei der Bezirksstelle des Roten Kreuzes insti- tutionelle Hilfe. Das Personal der Organisation verfügt über eine abgeschlossene Heimhilfeausbildung. Die Betreuung durch die FSB „A“ wird dem Handlungsfeld

201 Eigene Tabelle 202 Eigene Tabelle

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Gesundheit, Pflege und Betreuung eingeordnet. Das Rote Kreuz wurde vom SHV Freistadt für diese Unterstützungsleistungen in der Gemeinde beauftragt.

Stärken Schwächen  Rotes Kreuz ist Anbieter der mul-  Stundenanzahl der FSB „A“ und tiprofessionellen Dienste, bietet HH mit 80 Stunden pro Monat Unterstützung bei der Selbstver- begrenzt203 sorgung und Haushaltsführung  Fehlende Koordinationsstelle  HH - geringer Bekanntheitsgrad  mehrere Betreuungspersonen für einen Klienten - Beziehung kann schwer aufgebaut werden  streng getrennte Aufgabengebie- te der Berufsgruppen (FSB „A“, HH und HKP) – in ländlichen Ge- bieten zusätzliche Anfahrtswege

Tabelle 15: Stärken/Schwächen Grundversorgung - Institutionell204 6.3 Stärken/Schwächen im Handlungsfeld Gesundheit, Pflege & Betreuung Dem Handlungsfeld Gesundheit, Pflege & Betreuung werde die Module 5 (Umgang mit krankheits-/therapiebedingten Anforderungen und Belastungen) und 3 (Verhal- tensweisen und psychische Problemlagen) zugeordnet. Auch hier wird wieder un- terschieden, inwieweit bei Betroffenheit eine Unterstützung in den Feldern Privat, Organisiert und Institutionell auf Gemeindeebene gegeben ist.

Feld 7 – Gesundheit, Pflege & Betreuung/Privat: Die medizinische Grundversorgung durch zwei Hausärzte in der Gemeinde ist ge- geben. Die Pflege und Betreuung der älteren Bevölkerung findet zum großen Teil im privaten Umfeld statt

203 Gudrun Fürst, Email am 27.05.2014 204 Eigene Tabelle

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Stärken Schwächen  2 Hausärzte  junge Hausärzte machen keine  1 Apotheke Hausbesuche  1 Zahnarzt  keine Fachärzte vor Ort  Massagefachinstitut (auch mobil)  keine regelmäßigen Kurse für  Mobile Maniküre und Pediküre pflegende Angehörige  informelle Pflege und Betreuung  wenig Unterstützung für pflegen- sehr hoch - 17 Personen werden de Angehörige (kein Stammtisch stationär in APH betreut (lt. BEP für pflegende Angehörige, keine sollten 26 stationäre Pflegebetten Supervision vor Ort) zur Verfügung stehen)205  Wertschätzung der informellen Pflege- und Betreuungsarbeit kaum vorhanden  mangelndes Bewusstsein für re- alistische Altersbilder (Demenz).

Tabelle 16: Stärken/Schwächen Gesundheit, Pflege & Betreuung - Privat206

Feld 8 – Gesundheit, Pflege & Betreuung/Organisiert: Die Pflege und Betreuung der älteren Bevölkerung findet nur zum Teil organisierte Unterstützung. In die organisierte Unterstützung werden jene Angebote eingeordnet, die im Wohnumfeld mit Hilfe von technischen Mitteln Sicherheit vermitteln. Überdies wird die 24-Stunden-Betreuung zu diesem Angebot gezählt.

Stärken Schwächen  Angebot der „Rufhilfe“  Tageweise 24-Stunden-  Rot-Kreuz-Dienststelle im Orts- Betreuung ist nicht erhältlich zentrum  öffentlich organisierte Betreuung  nur sechs Personen nehmen ei- für Menschen mit Demenz vor Ort ne 24-Stunden-Betreuungskraft fehlt in Anspruch.207

Tabelle 17: Stärken/Schwächen Gesundheit, Pflege & Betreuung - Organisiert208

205 Vgl. Anton Hoser, Email am 29.04.2014 206 Eigene Tabelle 207 Vgl. Anton Hoser, Email am 29.04.2014 208 Eigene Tabelle

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Feld 9 – Gesundheit, Pflege & Betreuung/Institutionell: Für die Unterstützung der Pflege und Betreuung im mobilen Bereich in OÖ sind die RTSH verantwortlich. Für die Versorgung in der mobilen Betreuung und Pflege der Gemeinde Bad Zell wurde mit 1.1.2014 das Rote Kreuz als Multiprofessioneller Dienst (MPD) beauftragt.

Stärken Schwächen  Rotes Kreuz bietet seit 1.1.2014  Stundenanzahl der FSB „A“ und HKP und FSB an HH mit 80 Stunden pro Monat  Entlastung für Angehörige einmal begrenzt209 pro Woche im Tageszentrum  mehrere Betreuungspersonen für  Überleitungspflege in den Kran- einen Klienten - Beziehung kann kenhäusern vorhanden (organi- schwer aufgebaut werden siert nach Krankenhausaufenthalt  streng getrennte Aufgabengebie- die Versorgung) te der Berufsgruppen (HH, FSB  liegt Heimantrag vor - Prüfung „A“ und HKP) – in ländlichen durch KBP, ob mit Hilfe der mobi- Gebieten zusätzliche Anfahrts- len Dienste Betreuung in den ei- wege genen vier Wänden möglich ist  kurzfristig kaum Kurzzeitpflege- plätze während Urlaubszeit ver- fügbar  fehlende Koordinationsstelle  Case-Management meist nur bei multiplen Problemlagen durch KBP

Tabelle 18: Stärken/Schwächen Gesundheit, Pflege & Betreuung - Institutionell210

6.4 Stärken/Schwächen im Handlungsfeld Soziale Einbindung Im Handlungsfeld Soziale Einbindung werden die Module 2 (Kognitive und kommu- nikative Fähigkeiten,) 6 (Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte) und 7 (außerhäusliche Aktivitäten) eingeordnet. Dieses Handlungsfeld ist sehr umfang- reich und mit den sogenannten „soft Skills“ besetzt.

209 Gudrun Fürst, Email am 27.05.2014 210 Eigene Tabelle

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Feld 10 – Soziale Einbindung/Privat: Bad Zell ist eine ländlich strukturierte Gemeinde und die meisten Bewohner kennen sich persönlich. Unter „sozialer Einbindung Privat“ wird das Ausmaß definiert, mit dem Menschen in Kontakt zu ihrem gesellschaftlichen Umfeld, insbesondere Famili- enmitgliedern, Freunden und Nachbarn, stehen.

Stärken Schwächen  21% der gemeldeten Haushalte  Risiko der Vereinsamung für Be- sind Einpersonenhaushalte wohner von Häusern in Einzellage  gutes informelles Netzwerk besteht  aktive Nachbarschaftshilfe  ändernde Familienstrukturen –  Feiern von gemeinsamen Festen Mehrgenerationenhaushalt zu kleineren Haushalten.211

Tabelle 19: Stärken/Schwächen Soziale Einbindung – Privat

Feld 11 – Soziale Einbindung/Organisiert: Dem Feld „Soziale Einbindung organsiert“ werden die Vereine zugeordnet. Die vie- len Vereine ermöglichen es, dass sich Bürger mit den verschiedensten Interessen organisieren und durch ihre aktive Mitgliedschaft Gemeinschaft erleben.

Stärken Schwächen  27 örtliche Vereine bieten um-  aktiver Seniorenbeirat, der die fangreiche Aktivitäten Bedürfnisse der betreffenden  Gemeinde Bad Zell ist Mitglied Gruppe gegenüber Gemeindepo- der Region MvA litik vertritt, fehlt  Aktive Projektgruppe „Lebens- qualität im Alter“  aktive Ortsgruppe Zeitbank 55+

Tabelle 20: Stärken/Schwächen Soziale Einbindung - Organisiert212

211 Vgl. Hill/Kopp (2013), 51. 212 Eigene Tabelle

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Feld 12 – Soziale Einbindung/Institutionalisiert: Der sozialen Einbindung institutionalisiert werden die kirchlichen Angebote zuge- ordnet. Zusätzlich wird das Angebot der wohnortnahen Beratung und Begleitung in diesem Handlungsfeld eingeordnet.

Stärken Schwächen  aktives Pfarrleben in der Ge-  realistische Altersbilder in der Be- meinde völkerung fehlen - hauptsächlich  katholisches Bildungswerk und Angebote für mobile Senioren kath. Frauen- und Männerbewe-  fehlende Koordinationsstelle gung aktiv  kaum generationenübergreifende Projekte

Tabelle 21: Stärken/Schwächen Soziale Einbindung - Institutionell213 6.5 Betrachtung der Matrix In dieser Matrix ist ersichtlich, dass speziell im Handlungsfeld Wohnen und Wohn- umfeld Handlungsbedarf besteht. Fast alle Menschen wollen bis zuletzt selbstbe- stimmt in den eigenen vier Wänden leben.214 Damit das möglich wird, ist auf Ge- meindeebene Angebotsvielfalt, wie sie in Kapitel 5.1 erläutert wurde, notwendig. Schließlich ist in den verschiedenen Wohntypen die Autonomie der Bewohner un- terschiedlich stark ausgeprägt und entspricht somit den individuellen Ansprüchen.

Die Grundversorgung im Alltag stellt ebenso eine Herausforderung für die ländlich strukturierte Gemeinde dar. Mit schwindender Mobilität benötigen die Bewohner zusätzlich unterstützende Strukturen, um die sozialen Kontakte pflegen und z.B. selbst den Einkauf erledigen zu können. Andererseits benötigen sie Unterstüt- zungsangebote, um Hilfe bei der Führung ihres Haushaltes zu bekommen.

Im Handlungsfeld Gesundheit, Pflege & Betreuung scheint es notwendig zu sein, weitere Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige zu installieren. Ein an- gemessener Bürger-Profi-Mix in der Betreuung ist erforderlich, um den Herausforde- rungen des demografischen Wandels gewachsen zu sein.

Auch im Feld soziale Einbindung gibt es Handlungsbedarf. Eine wohnortnahe Bera- tung bzw. Ansprechstelle für alle Pflegeangelegenheiten ist unbedingt erforderlich,

213 Eigene Tabelle 214 Vgl. Dörner (2012), 7.

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um ein Quartier zu entwickeln. Diese Anlaufstelle sollte vor Ort sein, unterstützen, beraten und informieren. Andererseits muss die Situation vor Ort bekannt sein, um einen bedarfsgerechten Hilfemix mit den Beteiligten entwickeln zu können. Zusätzli- che Aufgabe dieser Beratungsstelle ist es, mit Vorträgen, Workshops usw. das Be- wusstsein für realistische Altersbilder zu schärfen.

7 Zusammenfassung der Ergebnisse Ziel dieser Arbeit ist es, anhand von innovativen Modellen des In- und Auslandes für einen konkreten Ort ein grundlegendes Konzept zum Thema Quartierentwicklung aus der Perspektive „ein gesamter Ort als sozialräumliches Quartier“ zu verfassen. Als Beispielgemeinde hat die Verfasserin die Marktgemeinde Bad Zell gewählt, da sie von der Größe, Struktur und sozialen Ausstattung einer typischen oberösterrei- chischen Gemeinde entspricht.

Damit ein umfassendes Konzept für eine Quartierentwicklung erarbeitet werden kann, muss im Vorfeld die Frage: „Was benötigen ältere Bürger, um so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu können?“ beantwortet werden. Diese Forschungsfrage wurde in Kapitel 2 beantwortet. Obwohl der Alterungspro- zess äußerst individuell erlebt wird, haben ältere Menschen im „dritten“ und „vierten Alter“ gemeinsame Bedürfnisse. Unter anderem zählen sich verändernde Wohnbe- dürfnisse, der Wunsch nach Autonomie, Versorgungssicherheit, soziale Beziehun- gen und Teilhabe an der Gesellschaft dazu.215 Damit auch alle weiteren Bedürfnisse für Menschen im Alter Berücksichtigung finden, wurden zusätzlich als Grundlage dieser Arbeit die acht Module, die zur Entwicklung des neuen Pflegebedürftigkeits- begriffes in Deutschland herangezogen werden,216 beachtet. Diese acht Module finden sich in den vier Handlungsfeldern („Wohnen und Wohnumfeld“, „Grundver- sorgung im Alltag“, „Gesundheit, Pflege und Betreuung“ und „Soziale Einbindung“), die jeweils in „Privat“, „Organisiert“ und „Institutionell“ gegliedert wurden, wieder.

„Wie sehr entsprechen die bestehenden Strukturen der Gemeinde Bad Zell diesen Bedürfnissen bzw. wo besteht Handlungsbedarf?“, diese Frage wurde in Kapitel 5 beantwortet. Mit Hilfe einer umfassenden Analyse wurden die vorhande- nen Unterstützungsangebote für ältere, pflege- und betreuungsbedürftige Personen

215 Vgl. Kreimer (2004), 58ff. 216 Vgl. Ghode (2011), 41.

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der Gemeinde Bad Zell beleuchtet. Anschließend wurde eruiert, in welchem Aus- maß die Angebote den Bedürfnissen dieser Personengruppe entsprechen und in der Age-Matrix in Kapitel 6 dargestellt. Die bestehenden Angebote werden bei der Quartierentwicklung für das Quartier Bad Zell berücksichtigt. Grundlage dafür ist das Zielsystem217 gemäß KDA.

Dem Handlungsfeld Wohnen und Wohnumfeld wurden die Module 1 (Mobilität) und 6 (Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte) zugeordnet, wobei „sozi- ale Kontakte“ im Handlungsfeld Soziale Einbindung näher behandelt wurde. In der Ist-Analyse konnte festgestellt werden, dass nahezu 88% der Bad Zeller in Eigenheimen wohnen.218 Die Häuser bzw. Wohnungen sind meist nicht barrierefrei. Zudem sind sie nur rund zu einem Drittel gut an das öffentliche Verkehrsnetz ange- bunden, das heißt, dass sich in einem Umfeld von rund 300 m Luftlinie eine Bushal- testelle befindet.219 Zwei Drittel der Bürger sind somit auf ein eigenes KFZ angewie- sen, um sich selber mit Gütern des täglichen Bedarfs versorgen zu können. In der erstellten Age-Matrix für Bad Zell ist ersichtlich, dass die sich ändernden Wohnbe- dürfnisse der älteren Bürger sowohl in den angebotenen Mietwohnungen als auch in den Eigenheimen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Alternative Wohnformen für ältere Bürger wie beispielsweise Hausgemeinschaften oder Wohnungen mit Versorgungssicherheit fehlen zur Gänze. Die nächstgelegenen Altenpflegeheime befinden sich jeweils in 15 Kilometern Entfernung. Das Bewusstsein für die sich im Alter ändernden Wohnbedürfnisse ist kaum vor- handen.

Das Handlungsfeld Grundversorgung im Alltag enthält die Module 4 (Selbstver- sorgung) und 8 (Haushaltsführung). Die Ist-Analyse ergab, dass das Angebot der Güter des täglichen Bedarfs in der Gemeinde ausreichend vorhanden ist. So verfügt Bad Zell über zwei Supermärkte, einen Bäcker, einen Fleischer, zwei Bankfilialen und einen Postpartner. Lediglich Textilien werden im örtlichen Handel nicht angebo- ten. Da zur Grundversorgung im Alltag auch geeignete Unterstützungsleistungen im Haushalt zählen, besteht in diesem Feld ebenso Handlungsbedarf. Der regionale SMB und das Rote Kreuz als Anbieter der multiprofessionellen Dienste bieten Un-

217 Das Zielsystem wurde in Kapitel 4.2 behandelt 218 Vgl. Statistik Austria (2014d) 219 Vgl. Anton Hoser, Email am 09.07.2013

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terstützung im Haushalt in Form von Heimhilfe und Nachbarschaftsdienst an. Diese Leistungen werden von den Bürgern kaum angenommen. So sind beispielsweise rund 130 Gemeindebürger über 79 Jahre alt und lediglich 15 Personen (13%) haben derartige Dienste in den letzten 3 Jahren in Anspruch genommen.220 Das Bewusst- sein, Unterstützungsleistungen im Alltag bei der Haushaltsführung annehmen zu können, sollte geschärft werden.

Die Versorgung im Handlungsfeld Gesundheit, Pflege & Betreuung kann auf- grund der Ist-Analyse als gut eingestuft werden. Zwei Allgemeinmediziner, ein Zahnarzt und eine Apotheke stellen die medizinische Versorgung der Bürger sicher. Das Rote Kreuz stellt als Anbieter der multiprofessionellen Dienste die Unterstüt- zungsleistungen bezüglich Pflege und Betreuung mit HKP und FSB „A“ zur Verfü- gung. Handlungsbedarf besteht hier wiederum in der Bewusstseinsbildung, da in der Bevölkerung keine realistischen Altersbilder vorherrschen. Besonders für Angehöri- ge von Menschen mit Demenz ist Aufklärungsarbeit notwendig, damit sie mit den Betroffenen an der Gesellschaft teilhaben können. Angebote für die soeben genann- te Personengruppe wie beispielsweise Trainings mit ausgebildeten M.A.S Trainerin- nen fehlen vor Ort. Auch Unterstützungsleistungen wie ein Case- und Care Mana- gement und rasch verfügbare Kurzzeitpflege sind in der Gemeinde nicht vorhanden.

Obwohl in der Gemeinde 27 Vereine für ein umfangreiches Angebot an Aktivitäten sorgen und auch das Pfarrleben als aktiv eingestuft werden kann, besteht im Hand- lungsfeld Soziale Einbindung ebenfalls Handlungsbedarf. Die meisten Angebote sämtlicher Vereine und Gruppen sind vordergründig für aktive, mobile Bürger. Das Älterwerden an sich mit den einhergehenden Herausforderungen wird kaum thema- tisiert. Auch eine Ansprechstelle für alle Pflege- und Betreuungsangelegenheiten vor Ort, die gemäß KDA den Zielbereich 6 darstellt, fehlt.

In der übertragenen Age-Matrix auf die Gemeinde Bad Zell (Kapitel 6) sind die Handlungsbedarfe der einzelnen Felder ersichtlich. Zusammenfassend wird festgehalten, dass Bewusstseinsbildung für alle vier Hand- lungsfelder erforderlich ist. Zudem ist auf ein wohnortnahes Unterstützungsangebot zu achten. Auf eine mögliche Einbindung von Ehrenamtlichen und Menschen im

220 Vgl. Johann Binder, Email am 17.09.2013; Margit Haider, Email am 14.08.2013; Anita Wabro, Email am 10.09.2013

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„dritten Alter“ in der Betreuung von älteren Gemeindebürgern ist besonderes Au- genmerk zu legen.

Die Frage: „Welche Teile bestehender Modelle im In- und Ausland sind auf die Gemeinde Bad Zell übertragbar und sinnvoll?“ wurde in Kapitel 5 in den jeweili- gen Entwicklungspotentialen der vier Handlungsfelder beantwortet. Die Autorin führte im Rahmen der Projektarbeit „Lebensqualität im Alter“ in der Re- gion MvA führte einige Exkursionen im In- und Ausland durch. Dabei besichtigte sie unter anderem das Sozialbüro Kirchanschöring in Bayern. Die Aufgabengebiete des Sozialbüros decken sich zum Teil mit den erarbeiteten Aufgaben der Projektgruppe der künftig wohnortnahen Beratung, die in Kapitel 5.4.3 erwähnt wurde. Senioren und sozial Engagierte übernehmen in der Betreuung der älteren Mitbürger nach Absprache bestimmte Aufgaben. Diese Unterstützungsleistungen werden über das „Helfernetzwerk“, das in Kapitel 5.2.2 behandelt wurde, organisiert. Eine Übertra- gung bzw. Anpassung an die Bad Zeller Strukturen erscheint durchaus sinnvoll und machbar. Zudem stellen Einkaufsrundfahrten, die zweimal pro Woche übers Sozial- büro organisiert und angeboten werden, eine Verbesserung der Mobilität der Bürger dar. Eine weitere Möglichkeit, die Mobilität der Bürger zu verbessern, ist das besichtigte Modell „Dorfmobils Klaus – Steyrling – Kniewas“ in Oberösterreich. Zusätzlich kann das Lemgoer Modell bzw. Bielefelder Modell angewandt werden. Speziell das Nachbarschaftszentrum bzw. die ambulant betreuten Wohngruppen könnten für die Gemeinde Bad Zell ein zusätzliches Angebot im Handlungsfeld „Wohnen“ darstellen. Vielfältige Wohnungsangebote mit Versorgungssicherheit sollen dazu führen, dass ältere Personen länger in den eigenen vier Wänden leben können. Eine Zusammenarbeit mit dem Diakoniewerk Gallneukirchen, dem künfti- gen Betreiber des Hauses für Senioren, wäre anzudenken. Altersgerechte Assistenzsysteme in den Wohnungen zu installieren, ist eine weitere, zukunftsweisende Unterstützungsmöglichkeit für Menschen im Alter. Das For- schungsprojekt AAL in der Region ist ein erster Schritt, Berührungsängste bezüglich des Einsatzes dieser Technik abzubauen.

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Die Beantwortung der Frage: „Wie kann in ländlichen Regionen allgemein und im speziellen in der Gemeinde Bad Zell das Quartierkonzept zur Altersversor- gung umgesetzt werden?“ erfolgt in den Kapiteln 4 und 5. Anhand dieser Arbeit das Ziel der umfassenden Quartierentwicklung erreicht werden kann, wurden in Ka- pitel 4 die allgemeinen Strukturprinzipien Sozialraumbezug, Ganzheitlichkeit und Beteiligung eines Quartierkonzeptes anhand facheinschlägiger Literatur erläutert. Ebenso wurden die fünf Phasen der Quartiersentwicklung Phase 1 (Quartiere identi- fizieren), Phase 2 (Quartiere analysieren), Phase 3 (Leitbild oder Vision entwickeln), Phase 4 (Ziele und Maßnahmen planen) und Phase 5 (Umsetzung sicherstellen) gemäß KDA behandelt. Die Erkenntnisse daraus wurden in Kapitel 5 berücksichtigt. Der Fokus dieser Arbeit wurde auf die Ist-Analyse der vorhandenen Strukturen ge- legt. Kommt es in der Gemeinde Bad Zell zu einer Quartierentwicklung, sollte eine breite Bürgerbeteiligung erfolgen.

8 Ausblick und Resümee Damit eine umfassende Quartiersentwicklung in ländlichen Regionen allgemein und im speziellen in der Gemeinde Bad Zell umgesetzt werden kann, bedarf es eines Umdenkens aller Beteiligten auf allen Handlungsebenen. Hierzu zählen die Ebenen des sozialen Miteinanders, der Sozialen Arbeit, der Betreuung und Pflege, der Strukturebene von Diensten und Einrichtungen, der Steuerungsebenen der Politik, der Rechtsetzung und der Finanzierung.221 Die Hauptverantwortung der Quartiersentwicklung sollte die Kommune übernehmen, da die Verantwortlichen der Gemeinde die Strukturen vor Ort am besten kennen. Die übergeordnete Verantwortung liegt jedoch laut Ansicht der Autorin beim zustän- digen Sozialhilfeverband, da es sich auch um gemeindeübergreifende regionale Entwicklungen handelt, die politisch unterstützt und mitgetragen werden müssen. Zudem ist es aufgrund der finanziell angespannten Situation unrealistisch, eine wohnortnahe Beratung für jede Gemeinde zu installieren. Die Rahmenbedingungen sollten dahingehend geändert werden, dass Gemeinden die Aufgabe der Quartiers- entwicklung verstärkt wahrnehmen können und auch sollen. In diesem Zusam- menhang sollten Anreize für sozialraumorientierte Versorgungsansätze diskutiert werden.

221 Vgl. Netzwerk: Soziales neu gestalten (2012), 3.

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Folgende Abbildung stellt ein mögliches Organigramm dar, wie sich die Akteure vor Ort zu einem gemeinsamen Projektteam formieren könnten.

Sozialhilfeverband

Marktgemeinde Bad Zell Ansprechstelle für Pflegean- (definierter Sozialraum) gelegenheiten

Kernteam (Steuerungsgruppe) Diakoniewerk Gallneukirchen, Multiprofessionelle Teams, Vertreter der Senioren, Ärzte, Wirtschaft, Pfarre, Zeitbank 55+, Vertreter der Ehrenamtlichen, …

Wohnen & Grundver- Gesundheit, Soziale

Wohnum- sorgung im Pflege & Einbindung

feld Alltag Betreuung

Bad Zeller Bürger

Abbildung 10: Organigramm – Quartiersentwicklung in Bad Zell222

222 Eigene Abbildung

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Die Marktgemeinde Bad Zell sollte die Hauptverantwortung für die Umsetzung der Entwicklung des Quartiers übernehmen. Die verantwortliche Person der wohnortna- hen Beratung sollte als Stabstelle zur Gemeinde eingerichtet werden. Sie sollte den Prozess zusammen mit Gemeindeverantwortlichen koordinieren, moderieren und begleiten. Eine enge Zusammenarbeit mit dem SHV erscheint erforderlich. Da viele Akteure notwendig sind, ist es sinnvoll, ein Kernteam bzw. eine Steue- rungsgruppe zu bilden. Diesem Team sollten Verantwortliche des Diakoniewerks Gallneukirchen angehören. Zudem ist es von Vorteil, wenn dem Team eine Person des Roten Kreuzes als Anbieter der MPD, je ein Vertreter der Senioren, der Ärzte, der Wirtschaft, der Zeitbank 55+, der Pfarre und der Ehrenamtlichen angehören. Von diesen Verantwortlichen sollten sich vier Personen bereiterklären, Arbeitskreise zu den Handlungsfeldern zu leiten. Dazu können nach entsprechender Prioritäten- setzung Maßnahmen initiiert werden. Bevor jedoch Maßnahmen abgeleitet werden, ist es sinnvoll, eine breite Bürgerbe- teiligung zu initiieren. Begehungen im Ortszentrum und Workshops mit Interessier- ten erwecken Aufmerksamkeit und Interesse. Der Phantasie sind hier nahezu keine Grenzen gesetzt. Schließlich wissen die Bad Zeller selbst am besten, was sie in der Betreuung und Begleitung der Älteren übernehmen können und wo sie Unterstüt- zung brauchen bzw. wo bei der notwendigen Infrastruktur Handlungsbedarf besteht. Die Arbeitsschritte der einzelnen Phasen der Quartiersentwicklung sollten gemäß den 5 Phasen des KDA bei der Umsetzung in der Gemeinde Bad Zell bzw. in ländli- chen Regionen allgemein, als Leitlinie gelten.

Die Bürger des „dritten Alters“ können sich über den Verein Zeitbank 55+ gegensei- tig unterstützen. Ebenfalls können sie sich beispielsweise bei der Verbesserung der Mobilität über ein organisiertes Seniorentaxi oder Einkaufsrundfahrten einbringen. Zudem gibt es viele Möglichkeiten, in der Betreuung von Pflegebedürftigen in Ta- geszentren mitzuwirken.

Besonders wichtig erscheint der Verfasserin, dass speziell im Pensionistenverband und Seniorenbund Vorträge organisiert werden, die helfen, ein realistisches Alters- bild in der Gesellschaft zu implementieren.

In der Fachwelt werden „Quartierkonzepte“ als zukunftsträchtige Wohn- und Versor- gungsmodelle für die Altenhilfe diskutiert. Es herrscht Einigkeit darüber, dass bei diesen Konzepten die Bedürfnislagen von Menschen mit Unterstützungsbedarf im

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Vordergrund stehen. Das daraus resultierende Ziel ist, die Lebensräume der Bürger bedarfsgerecht zu gestalten.223 Mit einer Quartiersentwicklung wird an diesem Ziel gearbeitet und die Vision von einer versorgten zu einer „mitsorgenden“ Gesellschaft rückt in greifbare Nähe.

223 Vgl. Michel-Auli/Kremer-Preiß (2013), 59.

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Email-Auskünfte Binder, Johann: Email an: [email protected], Betreff: Informationsanfra- ge, Absender: [email protected], 17.09.2013 20:16

Haider, Margit: Email an: [email protected], Betreff: Anfrage für Quartier- konzept - SMB, Absender: [email protected], 14.08.2013 9:09

Diesenreither, Gerda: Email an: [email protected], Betreff: Liste KlientIn- nen EAR, Absender: [email protected], 22.04.2014 13:16

Fürst, Gudrun: Email an: [email protected], Betreff: Protokoll MvA, Ab- sender: [email protected]

Hoser, Anton: Email an: [email protected], Betreff: Betriebe 2013, Ab- sender: [email protected], 08.07.2013 17:47

Hoser, Anton: Email an: [email protected], Betreff: Inkludiertes Wohnen, Absender: [email protected], 09.07.2013 10:53

Hoser, Anton: Email an: [email protected], Betreff: Haltestellen – Haus- halte, Absender: [email protected], 08.08.2013 09:41

Hoser, Anton: Email an: [email protected], Betreff: Singlehaushalte, Ab- sender: [email protected], 08.04.2014 12:30

Hoser, Anton: Email an: [email protected], Betreff: Bevölkerungsdaten Gemeinde, Absender: [email protected], 16.04.2014 09:46

Hoser, Anton: Email an: [email protected], Betreff: Daten, Absender: ge- [email protected], 29.04.2014 12:42

Kierlinger-Seiberl Petra: Email an: [email protected], Betreff: Wohnplätze Bezirk Freistadt, Absender: [email protected], 08.08.2013 17:36

Stieringer, Michaela: Email an: [email protected], Betreff: Datenanfrage, Absender: [email protected], 28.04.2014 13:21

Wabro, Anita: Email an: [email protected], Betreff: Betreuung Bad Zell, Absender: [email protected], 10.09.2013 16:42

Wisbauer, Alexander: Email an: [email protected], Betreff: Anfrage bezüg- lich Durchschnittsalter, Absender: [email protected], 15.04.2014 09:34

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Sonstige Quellen Aschauer Margarete, Regionalleiterin der Flüchtlingshilfe Region Ost der Caritas, Interview am 09.10.2013

Diesenreither Gerda, Projektleitung „Lebensqualität im Alter in der Region Mühlviert- ler Alm“: Protokoll der Exkursion vom 23. bis 25. Oktober 2013

Hackl Adelheid, Teamleitung Externe Tagesstruktur Bad Zell Pro Mente OÖ, Inter- view am 18.09.2013

Hochedlinger Alois, Bezirkshauptmann Freistadt, Gespräch am 27.02.2014

Landkarte der Marktgemeinde Bad Zell, Ortskern (o. J.)

Landkarte der Marktgemeinde Bad Zell, Ortschaften (o. J.)

Seiser Johanna, Pflegedienstleitung Bezirksseniorenheim Unterweißenbach, Ge- spräch am 28.04.2014

Palk Daniela, Leitung Kompetenzmanagement Seniorenarbeit, Diakoniewerk Gall- neukirchen, Gespräch am 01.07.2013

Palk Daniela, Leitung Kompetenzmanagement Seniorenarbeit, Diakoniewerk Gall- neukirchen, Gespräch am 18.09.2013

Projektgruppe „Lebensqualität im Alter in der Region Mühlviertler Alm“: Protokoll über die Schaffung einer Bürgerservicestellt für alle Pflege- und Betreuungsangele- genheiten, 2011

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Anhang

Personen, die diese Arbeit unterstützten In folgender Tabelle sind jene Personen namentlich mit ihren Funktionen in der Or- ganisation bzw. Einrichtung genannt, die die Autorin bei der Ist-Analyse bzw. bei der Arbeit allgemein unterstützten.

Name Organisation Position Art der Unterstützung Margarete Caritas Regionalleitung Flücht- Interview Aschauer lingshilfe Region Ost Johann Binder, Rotes Kreuz Einsatzleitung im Bezirk Email DGKP Freistadt Adelheid Hackl, Pro Mente Teamleitung Interview MMH Margit Haider Marktgemeinde Gemeindebedienstete Email Bad Zell Gudrun Fürst SHV Freistadt Koordinatorin für Email DGKS Betreuung und Pflege Mag. Alois SHV Freistadt Bezirkshauptmann Gespräch Hochedlinger Anton Hoser, Marktgemeinde Amtsleiter Gespräche, Email B.A. Bad Zell Petra Kirlinger- SHV Freistadt Bedarfskoordinatorin Email Seiberl Mag.a Dr.in Diakoniewerk Leitung Praktikumsbetreuerin, Daniela Palk Gallneukirchen Kompetenzmanagement Gespräche Seniorenarbeit Johanna Seiser Bezirksseniorenheim Pflegedienstleitung Gespräch DGKS Unterweißenbach Michaela Stierin- Ärztekammer OÖ Abteilungsleiter- Email ger Stellvertreterin Bereich Standesführung Anita Wabro SMB Plus Geschäftsführerin Email Mag. Alexander Statistik Austria Direktion Bevölkerung Email Wiesbauer

Personen, die diese Arbeit unterstützten

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