Stadt Neuffen Gesamtstädtisches Entwicklungskonzept (GEK) – Phase 1

Stadt Neuffen Gesamtstädtisches Entwicklungskonzept (GEK) – Phase 1

Auftraggeber: Stadt Neuffen Hauptstraße 19 72639 Neuffen Tel: 07025/106-0 Fax: 07025/106-293 www.neuffen.de

Verfasser:

KE LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH

Fritz-Elsas-Str. 31 70174 Tel. +49 711 6454-2142 Fax +49 711 6454-2100 www.kommunalentwicklung.de

Wilhelm Kirschner Lutz Fricke Christian Famira-Parcsetich

Stuttgart, Juli 2014 Stadt Neuffen Gesamtstädtisches Entwicklungskonzept (GEK) – Phase 1

Inhalt

1 Vorbemerkung ...... 1

2 Plangrundlagen ...... 2

2.1 Übergeordnete Planungen ...... 2 2.2 Umliegende Schutzgebiete ...... 3 2.3 Flächennutzungsplan ...... 4 2.4 Aktuelle Bebauungspläne ...... 4 2.5 Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen ...... 6

3 Strukturelle Ausgangssituation ...... 9

3.1 Bevölkerungsentwicklung ...... 9 3.2 Wohnbauentwicklung ...... 10 3.3 Wohnbaupotentiale ...... 11 3.4 Gewerbeentwicklung ...... 11 3.5 Gewerbeflächenpotentiale ...... 12 3.6 Einzelhandel ...... 13 3.7 Bildung und Erziehung ...... 13 3.8 Senioren, Soziales, Gesundheit ...... 15 3.9 Kultur, Sport und Freizeit ...... 15 I 3.10 Tourismus ...... 16 3.11 Verkehr ...... 16

4 Leitziele zur Stadtentwicklung ...... 17

4.1 Wohnungsbau ...... 17 4.2 Gewerbe ...... 17 4.3 Einzelhandel ...... 17 4.4 Bildung und Erziehung ...... 18 4.5 Senioren, Soziales, Gesundheit ...... 18 4.6 Kultur, Sport und Freizeit ...... 18 4.7 Tourismus ...... 18 4.8 Verkehr ...... 18

5 Ausblick – Strategie und Beteiligung ...... 20

Stadt Neuffen Gesamtstädtisches Entwicklungskonzept (GEK) – Phase 1

1 Vorbemerkung

Die Erstellung und regelmäßige Fortentwicklung eines umfassenden gesamtstädtischen Entwick- lungskonzepts (GEK) unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ist für eine erfolgreiche zu- kunftsorientierte Stadtentwicklung unverzichtbar.

Zu einem solchen Konzept gehört vor allem eine Analyse der Bevölkerungsentwicklung, des lokalen Wohnungsbestands und Wohnbedarfs, der Gewerbeentwicklung und des Arbeitsplatzangebots, der Einzelhandelsstruktur und wohnortnahen Grundversorgung sowie des Ortsbildes und der Verkehrs- infrastruktur. Darüber hinaus sind die Angebote in den Bereichen Bildung und Erziehung, Senioren, Gesundheit, Soziales, Kultur, Sport und Freizeit zu untersuchen.

Aus der Analyse und Bewertung der strukturellen Ausgangssituation sind konkrete Zielvorstellungen abzuleiten und in einem Entwicklungskonzept darzustellen.

Das gesamtstädtische Entwicklungskonzept ist schließlich auch Grundlage für einzelne gebiets- bezogene Entwicklungen, bei denen im Rahmen eines städtebaulichen Entwicklungsprozesses flä- chenhafte Missstände beseitigt werden.

Die Stadt Neuffen hat die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH (KE) mit der Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts für die Gesamtstadt beauftragt. 1

In Phase 1 des Entwicklungskonzepts wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt und davon ab- geleitet Leitziele und Leitprojekte definiert.

Die Ergebnisse wurden dem Gemeinderat am 23.09.2014 vorgestellt und in einer Klausurtagung des Gemeinderats am 17.10.2014 erneut diskutiert.

Des Weiteren fand im Rahmen der Erarbeitung des Stadtentwicklungskonzepts am 11.06.2015 ein öffentliches Bürgercafé statt. Hier hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, Ideen und Vorschläge zur Entwicklung von Neuffen vorzubringen.

Das gesamtstädtische Entwicklungskonzept ist neben der Grobanalyse mit gebietsbezogenen inte- grierten städtebaulichem Entwicklungskonzept (ISEK) Grundlage für den Antrag auf Aufnahme der städtebaulichen Erneuerungsmaßnahme „Stadtkern IV“ in ein Programm der städtebaulichen Er- neuerung.

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2 Plangrundlagen

2.1 Übergeordnete Planungen

Die Stadt Neuffen liegt im Landkreis südlich von Nürtingen im Schnittpunkt der Landstra- ßen L 1250 und L 1210.

Nach dem Landesentwicklungsplan gehört Neuffen zur Region Stuttgart und ist dort der Randzone um den Verdichtungsraum zugeordnet. Die Stadt liegt auf keiner Entwicklungsachse.

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Quelle: Verband Region Stuttgart, Regionalplan

Im Regionalplan ist Neuffen als Gemeinde mit Eigenentwicklung ausgewiesen.

Die Stadt hat allerdings die Funktion eines Kleinzentrums. Der Nahbereich des Kleinzentrums um- fasst die Stadt Neuffen und die Gemeinden Beuren und Kohlberg. Der Nahbereich ist dem Mittel- zentrum Nürtingen zugeordnet.

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2.2 Umliegende Schutzgebiete

Neuffen liegt am Fuße des Albtraufs. Aufgrund seiner besonderen naturräumlichen Lage ist die Stadt vollständig von einem Landschaftsschutzgebiet „Neuffen“ umgeben.

Darüber hinaus sind weite Teile der Gemarkung Vogelschutzgebiet und FFH-Gebiet. Hinzu kommen die Naturschutzgebiete Neuffener Heide und der Steinbruch Hörnle.

Die gesamte Gemarkung liegt zudem innerhalb des Biosphärengebiets „Schwäbische Alb“.

Durch diese Situation ist die zukünftige bauliche Entwicklung weitgehend auf die Nutzung innerört- licher Potentiale beschränkt (Flächen innerhalb des FNP = grün; Flächen zwischen Bauleitplänen und Schutzgebieten = gelb; Flächen aktueller Schutzgebiete = rot).

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Quelle: Erich Ernst Kuhn, Untersuchung innerörtlicher Entwicklungspotentiale der Stadt Neuffen

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2.3 Flächennutzungsplan

Der Flächennutzungsplan der Stadt Neuffen wurde im Jahr 1997 aufgestellt. Die dort dargestellten Bauflächen, insbesondere Wohnbauflächen, wurden bisher nicht ausgeschöpft. Die Stadt sieht über die in Planung bzw. Umsetzung befindlichen Gebiete hinaus gegenwärtig kei- nen weiteren Bedarf an Bauflächen und verfolgt somit im Moment auch keine Fortschreibung des Flächennutzungsplans.

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2.4 Aktuelle Bebauungspläne

Bebauungsplan „Stadtkern II, 1. Änderung“ Für die Neuordnung des „Hirschpost-Areals“ und angren- zender Bereiche wurde eine zentrale innerörtliche Fläche mit einem Bebauungsplan überplant. Mit dem Ziel, hier eine barrierefreie Wohnbebauung mit Dienstleistung, Gastronomie und Einzelhandel zu verwirk- lichen, wird ein letzter, den Ortskern stärkender und auf die demographische Entwicklung der Bevölkerung zugeschnittener Baustein realisiert. Weitere verfügbare Entwicklungspotentiale sind innerhalb der Gemarkung marginal und auf Baulücken bzw. Ersatzbauten in Baulücken beschränkt (s. 3.3 Baulückenkataster).

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Bebauungsplan „Taschetwiesen - Erweiterung“ Aufgrund der weiterhin anhaltenden Wohnraumnachfrage in der Randzone des Verdichtungs- raumes, zu dem Neuffen gehört, wird auch künftig mit weiteren Zuzügen nach Neuffen gerechnet. Mit der Erschließung ab Sommer 2014 wird erstmals seit dem Jahr 2000 nach der Erschließung des Baugebiets „Auchtert II“ wieder ein Wohngebiet am Ortsrand entstehen.

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Bebauungsplan „Stuttgarter Straße“ Zur Sicherung des Gewerbestandortes wurde das GE-Gebiet nach Osten über die Stuttgarter Straße hinaus erweitert. Insbesondere örtliche Betriebe mit Erweiterungsbedarf können sich hier auch neu etablieren.

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2.5 Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen

Sanierungsgebiete „Stadtkern I“ und „Stadtkern II“ Die Stadt Neuffen hat 1977 die Kommunalentwicklung mit der Erarbeitung einer Grobanalyse be- auftragt, in der die städtebaulichen Missstände und Mängel im Stadtkern ermittelt wurden. Die Grobanalyse war Grundlage für den Antrag auf Aufnahme des Sanierungsgebiets „Stadtkern I“ in das Landessanierungsprogramm.

Wesentliche Maßnahmen im Sanierungsverfahren „Stadtkern I“ (1978-1994) waren die Instandset- zung und der Umbau des „Großen Hauses“ als Stadtmuseum und Stadtbücherei sowie die Instand- setzung des Melchior-Jäger-Hauses“.

Weiter wurden 20 private Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt und das Wohnumfeld durch die Gestaltung der Straßen, Wege und Plätze verbessert.

Im Sanierungsgebiet „Stadtkern II“ (1994-2005) stand die Realisierung der Stadtkernumfahrung im Vordergrund. Grundlage hierfür war die bereits 1978 durchgeführte Verkehrsuntersuchung des Büros Bender/Stahl.

Nach Fertigstellung der Stadtkernumfahrung konnte die Hauptstraße und weitere Verkehrsflächen verkehrsberuhigt und hochwertig gestaltet werden. 6

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Aktuelles Sanierungsgebiet „Stadtkern III“ Die Sicherung der überörtlichen Versorgungsfunktion Neuffens– unter Berücksichtigung der Einstu- fung als Kleinzentrum –ist im aktuellen Sanierungsgebiet das wichtigste Ziel.

Dieses Ziel ist mit der Ansiedlung des großflächigen Lebensmittelmarktes an der „Paulusstraße“ umgesetzt. Mittlerweile hat sich der Lebensmittelmarkt am Standort voll etabliert. Eine Verdrängung anderer Einzelhändler hat sich nicht eingestellt. Vielmehr stärkt der Markt als Frequenzbringer den Einzelhandel im Stadtkern!

Damit wurde das Einzelhandels- und Dienstleistungsangebot in zentraler Lage in Neuffen gesichert.

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Weiteres übergeordnetes Sanierungsziel ist die Stärkung der Wohnfunktion im Stadtkern. Dafür werden die oberen Stockwerke der geplanten Neubauten im „Hirschpost-Areal“ für Wohn- zwecke genutzt. Es werden seniorengerechte Wohnungen gebaut.

Für die Neubebauung wurde der Bebauungsplan „Stadtkern II- 1. Änderung“ aufgestellt. Mit Umsetzung des Projektes „Hirschpost-Areal“ wird ein weiterer wichtiger Meilenstein für die Stadtentwicklung geschaffen.

Mit den durchgeführten Neuordnungen und der momentan noch laufenden Modernisierung, In- standsetzung und Erweiterung des Rathauses sind

. die wohnortnahe Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs gesichert, . die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel deutlich verbessert, . eine Nachverdichtung für Wohnzwecke erreicht und

. das Dienstleistungsangebot der Stadt bürgerfreundlicher gestaltet. 8

Die Gesamtschau der bisherigen 3 Sanierungsgebiete zeigt die konsequente Vorgehensweise zur Erneuerung des historischen Stadtkerns von Neuffen.

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3 Strukturelle Ausgangssituation

3.1 Bevölkerungsentwicklung

Die Einwohnerzahl der Stadt Neuffen ist seit dem Jahr 1990 um rund 400 Personen angewachsen. Der Bevölkerungshöchststand wurde im Jahr 2003 mit rund 6.300 Einwohnern erreicht. Danach ist ein Bevölkerungsrückgang um fast 200 Einwohner zu verzeichnen. Insgesamt kann die Entwicklung seit 1990 als leicht wachsend bezeichnet werden.

6.400

6.200

6.000

5.800 Einwohner

5.600

5.400

5.200

5.000 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Mrz 12 9 Quelle: Statistisches Landesamt

Das Statistische Landesamt geht in seiner Vorausberechnung davon aus, dass Neuffen bis zum Jahr 2030 einen geringen Bevölkerungsrückgang um rund 100 Einwohner verzeichnen wird. Neuffen wird dann rund 6.000 Einwohner zählen. Im Vergleich zum Landkreis Esslingen, der Region Stutt- gart und dem Land Baden-Württemberg lassen die Prognosen für Neuffen einen leichteren Einwoh- nerrückgang bis 2030 erwarten.

106

104

102

100

98 1990 = 100 1990 96

94

92

90 2010 2015 2020 2025 2030

Neuffen Landkreis Esslingen Region Stuttgart Baden-Württemberg

Quelle: Statistisches Landesamt

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Für die zukünftige Planung ist die Entwicklung der Altersstruktur entscheidender, als die leicht sinkende Einwohnerzahl.

90 und mehr 91 85 bis unter 90 66 80 bis unter 85 67 75 bis unter 80 86 70 bis unter 75 75 65 bis unter 70 111 60 bis unter 65 142 55 bis unter 60 4 50 bis unter 55 -102 45 bis unter 50 -134 40 bis unter 45 -157 35 bis unter 40 -40 30 bis unter 35 13 25 bis unter 30 3 20 bis unter 25 -79 15 bis unter 20 -105 10 bis unter 15 -96 5 bis unter 10 -44 unter 5 -21 -200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200 Veränderungen 2010 - 2030 (absolut) Quelle: Statistisches Landesamt

Hier zeigt sich, dass die Altersgruppen unter 55 deutlich an Stärke verlieren und gleichzeitig die Altersgruppen ab 55 Jahren erheblich anwachsen.

3.2 Wohnbauentwicklung 10

Neuffen zählt derzeit 2.838 Wohnungen in 1.758 Gebäuden. Der Wohnungsbestand ist seit 1990 um rund 600 Wohnungen (26,8 %) angewachsen. Der Zuwachs an Wohnungen ist damit deutlich höher als der Zuwachs der Bevölkerung.

135

130

125

120

115

110 1990 = = 100 1990

105

100

95

90 1990 1995 2000 2005 2010 Wohnungen Einwohner Quelle: Statistisches Landesamt

Die Belegungsdichte der Wohnungen beträgt heute 2,2 Personen pro Wohnung. 2001 waren es noch 2,3 Personen pro Wohnung. Aus diesem Entwicklungstrend wird deutlich, dass auch bei rückgehender Einwohnerzahl weiter mit einem Zuwachs an Wohnungen zu rechnen ist.

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3.3 Wohnbaupotentiale

Die innerörtlichen Wohnbaupotentiale wurden im Oktober 2011 in einer Untersuchung des Vermes- sungs- und Planungsbüros Dipl.-Ing. Erich Ernst Kuhn dargestellt.

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Quelle: Erich Ernst Kuhn, Untersuchung innerörtlicher Entwicklungspotentiale der Stadt Neuffen 2011

In der Untersuchung wurde ein theoretisches Wohnbaupotential von 9,5 ha festgestellt. Große Teile dieser Flächen sind allerdings aus verschiedenen Gründen (Eigentümerinteresse, städ- tebauliche oder stadtökologische Gründe etc.) in absehbarer Zeit nicht zu aktivieren.

3.4 Gewerbeentwicklung

In Neuffen arbeiten derzeit 1.385 Beschäftigte. Seit 2000 sind die absoluten Beschäftigtenzahlen leicht gesunken. Die Zahl der Beschäftigten fiel seitdem insgesamt um 300 Personen. Dieser Verlust resultiert aus dem Rückgang der Beschäftigung im produzierenden Gewerbe. Die beiden anderen Sektoren konnten hingegen leicht zulegen. Die Anteile der Beschäftigten in den einzelnen Wirtschaftssektoren haben sich in den vergangenen 10 Jahren demnach wie folgt verschoben:

. Produzierendes Gewerbe: 54,4 % (Vergleich 2000: 65,9 %), . Handel und Gastgewerbe: 22,2 % (2000: 15,5 %) und . Sonstige Dienstleistungen: 23,4 % (2000: 18,6 %).

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Das produzierende Gewerbe verzeichnet einen Rückgang von mehr als 10 %, der sich zugunsten des Handels und Gastgewerbes sowie der sonstigen Dienstleistungen auswirkt

1200

1000

800

600 Beschäftigte 400

200

0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Produzierendes Gewerbe Handel und Gastgewerbe Sonst. Dienstleistungen Quelle: Statistisches Landesamt

3.5 Gewerbeflächenpotentiale

Neuffen verfügt nur über wenige gewerbliche Bauflächen. Die Erschließung des neuen Gebiets „Stuttgarter Straße“ dient auch aus diesem Grund zur Deckung des vorhandenen örtlichen Eigen- bedarfs. Es sind keine Neuansiedlungen vorgesehen. 12

GE „Stuttgarter Straße“

Quelle: Erich Ernst Kuhn, Untersuchung innerörtlicher Entwicklungspotentiale der Stadt Neuffen 2011

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3.6 Einzelhandel

Die Stadt Neuffen hat bisher die Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel am Stadtrand gezielt verhindert. In den Sanierungsgebieten „Stadtkern I“ und „Stadtkern II“ wurden die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel verbessert. Entsprechende Maßnahmen waren . der Bau der Stadtkernumfahrung, . die Verkehrsberuhigung der Hauptstraße, . die Gestaltung der Straßen, Wege und Plätze in der Altstadt, . die Unterstützung der privaten Eigentümer bei der Erneuerung ihrer Gebäude.

Des Weiteren konnte im Rahmen der laufenden städtebaulichen Erneuerungsmaßnahme „Stadtkern III“ ein Supermarkt (Rewe Markt Paulusstraße) in integrierter städtebaulicher Lage angesiedelt werden. Damit konnte der zentrale Versorgungsbereich „Altstadt“ deutlich gestärkt und der bestehende Kaufkraftabfluss vermindert werden.

Entwicklungsoptionen innerhalb des zentralen Versorgungsbereiches finden sich in den Verkaufsflä- 13 chen des Hirschpost-Areals. Durch die Wiedernutzung von Leerständen bestehen weitere Entwicklungsmöglichkeiten.

3.7 Bildung und Erziehung

Neuffen hat am Standort „Schulzentrum Halde“ eine Werkrealschule und eine Realschule. Die Grundschule ist im Stadtzentrum am „Unteren Graben“ untergebracht.

600

500

400

300 Schülerzahl 200

100

0 1990/91 1993/94 1996/97 1999/00 2002/03 2005/06 2008/09 2011/12

Grundschule Werkrealschule Realschule

Quelle: Statistisches Landesamt

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Die Entwicklung der Schülerzahlen zeigt für die Grundschule einen stagnierenden Verlauf in den letzten 10 Jahren. Die Hauptschule, die mittlerweile in eine Werkrealschule übergegangen ist, musste hingegen seit dem Schuljahr 2002/2003 einen starken Rückgang von über 100 Schülern (50 %) verkraften. Die Realschule konnte in den letzten 10 Jahren allerdings einen Gewinn von über 100 Schülern verzeichnen. Ziel ist es, beide Schulen am Standort Neuffen zu sichern. Die Einführung einer Gemeinschaftsschule ist derzeit kein Thema im Gemeinderat, da diese Schulform von den Verantwortlichen der Realschule abgelehnt wird. In der Nachbargemeinde ist ab dem Schuljahr 2014/2015 eine Gemeinschaftsschule eingerichtet. Mit Ausnahme des Gymnasiums sind damit alle Schulformen im Neuffener Tal vertreten.

Die Kindergärten sind auf sechs verschiedene Standorte im Stadtgebiet verteilt. Die Kleinkindbe- treuung ist in diesen Standorten integriert. Die Stadt Neuffen hat den Ausbau für den Rechtsan- spruch für Kinder unter drei Jahren abgeschlossen. Die geschaffenen Plätze reichen derzeit aus.

14

Kindergarten Stadtkern; Quelle: Stadt Neuffen

Die Erwachsenenbildung wird durch die Außenstelle der VHS-Nürtingen abgedeckt. Die Kurse und Veranstaltungen finden in den vorhandenen Räumlichkeiten (Schulen, Sporthallen) statt.

Bücherei und Stadtmuseum befindet sich im Großen Haus in der Altstadt.

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3.8 Senioren, Soziales, Gesundheit

Neuffen verfügt über ein privates Alten- und Pflegeheim – „Haus Geborgenheit“. Die BruderhausDiakonie aus macht mit dem betreuten Wohnen für geistig Behinderte (WINT – Wohnen im Neuffen Tal) Teilhabe möglich.

Der Krankenpflegeverein, das Deutsche Rote Kreuz und die Diakoniestation Neuffener Tal bieten ein vielfältiges Angebot an mobilen Diensten.

Der Treff in der Paulusstraße (TIP) vermittelt verschiedenste Hilfen im Alltag und bietet eine Reihe von Aktivitäten für ältere Menschen an.

Verschiedene kirchliche Einrichtungen decken weitere soziale Dienste ab.

In Neuffen sind vier praktische Ärzte, drei Zahnärzte und mehrere Physiotherapeuten ansässig.

3.9 Kultur, Sport und Freizeit

Neuffen verfügt über ein vielseitiges und reges Vereinsleben. Die Stadthalle kann von den Vereinen für ihre besonderen Veranstaltungen genutzt werden. 15 Daneben haben dort weitere kulturelle Angebote ihren Platz. Die verschiedenen Sportvereine sind in der Sport- und Freizeitanlage „Spadelsberg“ untergebracht. Dort befindet sich auch das Fitnesszentrum „Neufit“.

Sport- und Freizeitanlage Spadelsberg; Quelle: Stadt Neuffen

Durch seine besondere naturräumliche Lage verfügt Neuffen darüber hinaus über vielfältige Mög- lichkeiten der Freizeitgestaltung in der freien Natur und Umgebung.

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3.10 Tourismus

Neuffen liegt im Biosphärengebiet „Schwäbische Alb“. Besonderheiten der Stadt sind die historischen Fachwerkbauten in der Altstadt, die Burg Hohenneuffen sowie die Streuobstwiesen und Weinberge der Umgebung.

16 Schrägluftbild Burg Hohenneuffen bis Achalm; Quelle: Manfred Grohe

Die Übernachtungsmöglichkeiten sind auf Ferienwohnungen und zwei Hotels beschränkt. Dazu kommt ein Wohnmobilstellplatz. In diesem Segment gibt es noch Wachstumspotential. Es gilt daher die Übernachtungsmöglichkeiten mit Nachdruck auszubauen und die touristische Ver- marktung der Stadt insgesamt zu verbessern.

3.11 Verkehr

Mit der Fertigstellung der Stadtkernumfahrung im Jahr 2001 konnten die innerstädtischen Ver- kehrsprobleme weitgehend gelöst werden.

Die Stadtkernumfahrung war Voraussetzung für Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und die Neuge- staltung der Straßen, Wege und Plätze in der Altstadt.

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4 Leitziele zur Stadtentwicklung

Abgeleitet aus der Beschreibung der strukturellen Ausgangssituation werden folgende städtebauli- chen Leitziele formuliert.

4.1 Wohnungsbau

. Aktivierung der vorhandenen innerstädtischen Wohnbaupotentiale . Erneuerung des Wohnungsbestands . Verbesserung der Energieeffizenz im Altbaubestand . Aufwertung des Wohnumfelds durch Gestaltungsmaßnahmen . Schaffung familienfreundlicher Strukturen (Spielplätze, Freiraumangebote etc.) . Angebote für junge Familien . Angebote für altersgerechtes Wohnen . Generationsübergreifende Wohnangebote

4.2 Gewerbe

. Sicherung des Gewerbestandorts durch Erschließung des neuen Gewerbegebietes an der Stuttgarter Straße . Bedarfsgerechte Festlegung weiterer Gewerbebauflächen im Flächennutzungsplan 17

4.3 Einzelhandel

Bezugnehmend auf die Einzelhandelsuntersuchung des Büros für Stadt- und Regionalentwicklung Dr. Donato Acocella von 2010 sollten folgende Zielsetzungen verfolgt werden:

. Durch Zusammenlegung von Geschäftsflächen können größere zusammenhängende Verkaufs- flächen geschaffen werden. Erfahrungsgemäß weisen durch Zusammenlegung entstandene Geschäfte oftmals einen individuellen Charakter auf, ohne das historische Stadtbild zu beein- trächtigen. . Bestehende Leerstände sollten bei der künftigen räumlichen Einzelhandelsentwicklung berück- sichtigt werden. Möglicherweise ergibt sich durch die Zusammenführung mit benachbarten Grundstücken/Gebäuden die Möglichkeit der Realisierung moderner, wirtschaftlich stabilerer Geschäftseinheiten. Dies betrifft in Neuffen vor allem den südlichen Bereich der Hauptstraße. . Untergenutzte Flächen und/oder Brachflächen in der Innenstadt sollten einer höherwertigen Nutzung zugeführt bzw. hinsichtlich ihrer Eignung als räumliches Entwicklungspotenzial unter- sucht werden. Dies betrifft in Neuffen z. B. den Bereich Kelterplatz und den Bereich Paulus- straße/Oberer Graben.

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. Oftmals ergeben sich - wie viele Beispiele in anderen Städten gezeigt haben - durch gegenwär- tig noch nicht absehbare Entwicklungen Chancen für die Umgestaltung bzw. Umnutzung be- stimmter Bereiche des zentralen Versorgungsbereichs. Quelle: Einzelhandelsuntersuchung, Acocella 2010

4.4 Bildung und Erziehung

. Verstetigung der vorhandenen Schul- u. Erziehungsangebote, Qualität sichern . Verbesserungspotentiale Mobilitätsangebote für SchülerInnen untersuchen . Verbesserung des Ausbildungsplatzangebotes . Bildungsangebote für Erwachsene und Senioren aktiv und wohnortnah managen

4.5 Senioren, Soziales, Gesundheit

. Seniorenwohnen an integrierten Standorten fördern . Netzwerke und Selbsthilfegruppen initiieren/fördern - Hilfebörse . Sanierung wie Neubau von Gebäuden und öffentl. Flächen alten- u. behindertengerecht aus- führen, damit die Menschen möglichst lange und gut zuhause wohnen können . Ärztliche und medizinische Versorgung stabilisieren, ggf. Etablierung eines Ärztehauses prüfen

4.6 Kultur, Sport und Freizeit 18

. Pflege und Förderung des vorhandenen breiten Angebotes . Effekte auch für Tourismus nutzen . Naturschutz und ökologische Belange einbinden . Neubau/Sanierung der Stadthalle

4.7 Tourismus

. Anreize zur Erweiterung von Übernachtungsangebot und Gastronomie in verschiedenen For- men schaffen . Auftritt und Marketing der Stadt und der touristischen Möglichkeiten deutlich verbessern . Leitprojekte definieren

4.8 Verkehr

Mit der Fertigstellung der Stadtkernumfahrung wurden wesentliche Verkehrsprobleme gelöst und die Neugestaltung der öffentlichen Flächen möglich. Weiterer Bedarf an Verkehrsmaßnahmen ist aktuell nicht erkennbar. Im Zuge des Ausbaus touristischer Angebote könnte jedoch der Ausbau des Parkraumangebotes notwendig werden.

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5 Ausblick – Strategie und Beteiligung

Die Bürger an den Planungsprozessen zu beteiligen und zu informieren, hat in der Stadt Neuffen seit der Beginn der ersten Sanierung 1978 mit der KE eine gute Tradition (s. Presseberichte). So wurde am 24. September 1978 unter dem Motto „Mit dem Bürger planen“ eine erste Bürgerversammlung zum Beginn der Stadtkernsanierung abgehalten.

Im Mai 2000 wurden ebenfalls in einer Bürgersammlung die für die Umfahrung der Ortsmitte wich- tigen Verkehrsplanungen öffentlich zur Diskussion gestellt. Besondere Projekte und Planungen waren immer wieder Gegenstand öffentlicher Veranstaltungen sowie Klausurtagungen des Gemeinderats. Exkursionen zu realisierten Projekten fanden teilweise gemeinsam mit interessierten Bürgern statt. Eine umfangreiche Zahl gelungener öffentlicher wie privater Projekte und Sanierungsmaßnahmen belegen eindrucksvoll das Engagement der Stadt und ebenso die besondere Wirksamkeit und Leis- tungsfähigkeit der städtebaulichen Erneuerungsprogramme.

Mit Blick auf die sich dem Ende zuneigende Sanierung „Stadtkern III“ sollen für die weitere strate- gische Entwicklung mit einer Bürgerbeteiligung die unter Ziff. 4.0 ff behandelten Themen näher beleuchtet und ggf. Leitprojekte definiert werden. In diesem Zusammenhang wird bereits auch über die Zukunft der Neuffener Stadthalle nachgedacht. Eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung wird klären, ob eine energetische Sanierung der Halle sinnvoll ist oder ob ein Neubau geprüft werden 20 muss.

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