GRAMMATISCHE MISCELLEN.

8. Altnord. Vali und . Der name von Baldrs rächer Vali, über den zuletzt Bugge in seinen Studien über die entstehung der nordischen götter- und heldensagen 215 ff. zusammenfassend gehandelt hat, bietet dem erklärer bekanntlich eine doppelte Schwierigkeit. Die eine liegt in der erklärung der namensform Vali an sich, die andere in der concurrenz der form Ali (Ali eua Vali heitir einn, sonr OUins ok Rindar SE. 1,102. 2,270; vgl. auch 1,228), die über- dies auch neben Vali, dem namen yon Lokis söhn Überliefert ist (t>a vqru teknir synir Loka Vali o k Nari etia SE. l, 184; ffiur ... Nara ok Äla [Vala W, Eß] SE. 2,268; vgl. ßugge a. a. o. 218 anm. 2). Die früheren versuche den namen zu deuten, sind hinfällig geworden durch den nachweis, dass dem namen langes a ge- bührt, nicht kurzes, wie man bis dahin angenommen hatte. Was aber ist dann dies Vali und' wie kommt dies wider zu der nebenform Ali? Bugge führt seinerseits Vali auf *Valhi cder Welsche' zurück und vergleicht ahd. Walaho; die neben- form Ali erklärt er durch die annähme volksetymologischer Übertragung. Dabei bleiben aber doch einige Schwierigkeiten, vor allem die lautliche, dass der mythische name Vali, soweit wir sehen können, nur mit langem a bezeugt ist, während der name der Welschen doch mindestens in der regel Välir lautet (vgl. dazu den historischen namen isl. Vali, Bugge s. 216) und nur in der doch vielleicht nicht mit voller Sicherheit hierher zu beziehenden Vala malmr Hyndl. 9 und Fas. 3, 31 zweimal langes a aufzuweisen scheint. Auch scheint mir Bugges specielle art der volksetymologischen erklärung nicht glaubhaft zu sein. Es wird daher vielleicht gestattet sein, eine andere erklärung zu wagen, die zugleich einen rein lautlichen ausgangs- punkt für die entstehung der nebenform darbietet. Der name Ali wird jetzt wol allgemein auf altes * Anita = ahd. Anulo zurückgeführt, seine nebenform OH auf *Anula (mit

Brought to you by | University Library Technische Universitaet Muenchen Authenticated Download Date | 7/13/15 5:22 AM GRAMMATISCHE MISCELLEN. 583 o aus nasaliertem o, P. z. b. Noreen, Altisl. gr.2 § 73,2). Dann kann aber Vali auch ebensogut auf ein altes *Wanüa zurück- gehen, das in ahd. Wänilo, umgelautet Wenilo (Förstemann l, 1250) sein gegenbild findet. Stand ferner — was ja aus allgemeinen gründen sehr wahrscheinlich ist — wie in dem paare *Anila—*Anula so auch neben *\Vanila einmal die neben- form *Wanulai so musste diese durch *Vqrili, *Voli (mit nasa- liertem 0), *Voli hindurch nach bekannten regeln schliesslich ebenso die form OH ergeben, wie jenes *Anula. In dem end- punkt OH begegnen sich also die beiden einst geschiedenen *Anula und *Wanula9 und in diesem gemeinsamen glied der kette Ah = Oli, Oli = Vali sehe ich denn die quelle für die schlussgleichung Ali = Vali, die in den bekannten beispielen geschichtlich bezeugt ist. Was freilich der in *Wanula, *Wanüa steckende stamm wan- des näheren bedeutet, bleibt unsicher. Es liegt nahe, an den namen der nord. einerseits, an das alts. wanum 'strahlendschön' andrerseits anzuknüpfen. Kurzvocaliges watt- ist jedenfalls auch durch ahd. eigennamen wie Wani-, Wenibert, Waneg&r, WanaMt (Förstemann l, 1251 f.) mit erhaltung des themavocals in der compositionsfuge sichergestellt. Möglicherweise sind übrigens auch noch andere von den alten namen auf -U bez. fern. hierher zu ziehen. So ist mir nicht unglaublich, dass der name Beyla der auf ein urnord. *Baunilö zurückzuführen ist. Dem typus nach entspricht das masc. Bönifa bei Smaragdus, Zs. fda. l, 392 (mit der Variante Honila des cod. Paris, ist Dichte anzufangen), und namen mit Böni- etc. als erstem glied sind häufig (Förstemann l, 274 ff.), vgl. auch den ags. Beanstan ßeow. 524 (doch s. auch Bugge, Zs. fdph. 4,198. Beitr. 12,55). Ob freilich diese namen auch sachlich heranzuziehen sind, ist mir doch zweifelhaft, denn dann bliebe der name Beyla ohne beziehung zu dem namen ihres mannes Byggvir. Dass Byggvir und Beyla mit 'bieger' und 'buckel' richtig tibersetzt werden, muss ich bezweifeln. Schon die form Byggvir kann ich nicht anders verstehen, als wenn ich sie mit Grundtvig, Edda2 200 zu altn. bygg 'gerste' stelle, wie mir denn auch Grundtvigs sachliche erklärung des Byggvir als einer nordischen parallele zu dem schott. Allan Mault und dem eng- lischen Sir John Barleycorn als die allein mögliche erscheint.

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Sollte es nun so unpassend sein, wenn dem Byggvir, dem 'Herrn Gerstenkorn* die Beyla Trau Bohne' als frau zur seite tritt, als die zweite nahrhafte dienerin des fruchtbarkeit- spendenden ? Ja, vielleicht ergibt sich bei der gleichung Beyla = *Baunilö auch noch eine besondere beziehung für die worte mit denen seine schmährede schliesst: oll est, deigja, dritin! Altn. deigja ist doch ursprünglich die 'teigmacherin* oder 'bäckerin', mag auch nachher der begriff sich technisch verschoben haben (das wort wird z. b. von den pfarrers- köchinnen gebraucht, Fritzner l2, 240). Und wenn nun Loki die Bohne als die 'teigerin' anredet (ähnlich wie Walther seine vro Bone activ als vastenkiuwe ' fastenkauerin' statt passiv als 'fastenspeise', Walther 17,28; vgl. auch Wilmanns zur stelle), so fällt einem fast unwillkürlich die bohne ein, die am drei- königstag, am schluss der alten zwölfnächte, in den kucbenteig verbacken wurde, und dritin hiesse sie, weil sie teigüberdeckt wider aus der masse auftaucht in die sie hineingeknetet war. Auch sonst spielt ja die bohne in agrarischen gebrauchen viel- fach eine rolle (Hehn5459). Dass die bohoencultur im norden sehr alt ist, zeigt zur genüge die echt skandinavische form des wortes baun etc. Bedenklich ist nur die frage, ob diese cultur dort je so stark entwickelt war, dass sie zur Schaffung einer so typischen figur, wie es die *ßaunüö sein würde, anläse geben konnte. LEIPZIG, S.januar 1894. E. SIE VERS.

Berichtigungen. Beitr. 17,322, z. 8 /. sät. (st. waDg.). — 18,145,24 erzeigt. — 170,27 mythische. — 184,11 abschnitt. — 232,1 jedoch auch (5*. ferner). — 242, 10 v. u. 866 (st. 886). — 245,15 wurzelauslaute. — 246,19 v. u. wird er- zielt. — 248, l ob-nübilus. — 250,15 aber (st. auch). — 250, 5 v. u. *pyes-ä (&\.*pes-a). — 254,11 v.u. (Kluge; l v.u. mal. — 255,12 er-bunne, and. — 257, l v. u. an (st. daher). — 258, 11 verbindet',. — 258,9 v. u. 250 (9t. 244). — 259,10 v. u. b-. — 259,5 v.u. 251 (st. 225). — 260,7 -€hon — 260,10 ein. — 260, 7 v. u. 458 anm. — 260, 5 v. u. ).

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