Mensch & Musik

4 In diesem Leben Musiker – und im nächsten? Konrad Lepetit, Anna Garzuly, Philipp Schroeder 6 Italienische Leidenschaft: Alessandro Zuppardo 6 In der Region mehr Präsenz: Ulrich Kaiser 7 Isotopen- statt Instrumentenanalyse: Heinz Fischer

Titel

8 Chorleben in Containern: Ausgerechnet in ihrem großen Jubiläumsjahr sind die Thomaner ausquartiert und wohnen in einer Containerburg. Das Thomasalumnat wird um- und ausgebaut. Der Chor jedoch geht gelassen mit der Situation um: von Hektik im Interim oder Hysterie ums Jubiläum keine Bachs Spur. – Einblicke in den Alltag eines 800-Jährigen Backpfeiffen 12 mit Ethos: Als vor 800 Jahre , das ist auch die Geschichte von 800 20 Jahren die Leitung der Thomaner übernahm, sah er seinen Jahren Ohnmachten auf Emporen und Bühnen. Das von Vorgänger als Leitbild für das eigene schlechter Luft und langem Stehen verursachte Phänomen ist Tun wie auch das des Chores. Daran hat sich bis heute nichts uns auch heute noch vertraut, nicht nur von den Thomanern, geändert, trotz der Erkenntnis, »dass das, was wir machen, sondern von Chören aus aller Welt: Einer der Sänger – er ist anachronistisch ist«. – Ein aktuelles Porträt dem aufmerksamen Zuschauer schon vorher als ein wenig blass aufgefallen – schaut zunächst abwesend in die Ferne und sinkt dann zusammen. Für geübte Chöre ist das nichts Beson- 16 Bach-Kantaten kompakt: Längst gibt es mehrere Gesamt- deres, für die Zuschauer schon: Sie verfolgen meist mit großer einspielungen. Doch keine von ihnen kommt aus . Anteilnahme, wie der Sänger, sobald es ihm nach kurzer Be- Auch die im vergangenen Jahr begonnene Neuedition mit handlung am Spielfeldrand besser geht, wieder seinen Platz dem Thomanerchor wird daran nichts ändern, immerhin aber einnimmt. wird sie das bisher umfangreichste Aufnahmepaket aus der Weniger bekannt ist allerdings, dass solche Ohnmachtsanfälle Bach-Stadt bieten. – Die ersten CDs bei näherer Betrachtung in früheren Jahrhunderten noch viel häufiger vorkamen. Im Mittelalter wurden anfällige Sänger oft aufrecht an der Kir- chenbank festgebunden, damit sie den Chor im kollabierten 20 Hören Sie, wer da singt? Die Chorleiter des Dresdner Zustand wenigstens noch optisch unterstützten. In der Re- Kreuzchors, der Regensburger Domspatzen, des Thomaner- naissance mussten zuweilen Gottesdienste abgebrochen wer- chors und des Tölzer Knabenchors stellten sich einem den, weil der Chor mehrheitlich bewusstlos war und die tücki- Blindtest: Sie bekamen Aufnahmen zu hören, sowohl eigene sche Kombination aus Riechsalz- und Weihrauchgeruch auch als auch von der »Konkurrenz«, und sollten erraten, welcher den Geistlichen in die Waagerechte gezwungen hatte. Zu Jo- Chor was singt. – Sieben Tracks, beurteilt von vier Kennern hann Kuhnaus Zeiten entwickelte sich die Ohnmacht dann zu einer beliebten Strategie, sich dem Alltag zu entziehen. Nach gezielter Hyperventilation gingen ganze Stimmgruppen ge- 26 Von Bärenreiter abgelehnt: Das Buch hieß schlicht »Die schlossen in die Knie. Johann Sebastian Bach wetterte gegen Thomaner« und war die umfangreichste Publikation, die in das »schlimme Collaps-Laster«, das »gerade die capablen Sän- der DDR über den Chor erschien. Das Manuskript war auch ger offt bis zur perfection exerciren u. der Kirchen Music ab- Bärenreiter angeboten worden, der Kasseler Musikverlag träglich sind«. Er ordnete Wechselduschen an und entwickelte aber hatte nicht mit ins Boot steigen wollen. Der Autor eine Technik, Ohnmächtige noch während der Kantate in ahnte, warum. – Ein Besuch bei Wolfgang Hanke Schocklage zu bringen, ohne dabei die eigene Violine abzuset- zen. Die meisten Sänger, die von Bach persönlich ins Bewusst- sein geohrfeigt wurden, verzichteten bald auf die schädliche Angewohnheit. Interview Ann-Christine Mecke 32 Gotthold Schwarz: Seit über 30 Jahren ist er dem Thoma- 17. März, Thomaskirche: »Der Geist hilft unser Schwachheit auf« BWV 226. nerchor als Gesangssolist und Stimmbildner verbunden. Zudem

2 Glosse war er in den vergangenen 20 Jahren mehrmals »Thomaskan- tor i. V.«. Ein kompetenter Partner also für ein Gespräch über jüngere Chorgeschichte und Aufführungspraxis, Stimmtrai- ning und Thomanerklang – und anderes mehr

Titel

37 Ein Chor, 97 Welten: Sie haben sich alle fotografieren lassen, in Zivil oder Chorkleidung, mit Musikinstrumenten oder Sportgeräten in den Händen, mit Plakaten oder Graffiti im Rücken, mit ernst fragenden Augen oder einem Lächeln im Gesicht – die Thomaner im Jubiläumsjahr 2012. Eine Porträt­ 8 serie von Gert Mothes

Leben im Container: Die Thomaner im Behelfsquartier gestern

52 Das Kirchenorchester: 1840 wurde das Theater- und Gewandhausorchester zu Leipzigs Stadtorchester und damit zum kirchenmusikalischen Partner des Thomanerchors. Allerdings kannte man sich längst, hatten die Thomaner doch seit Jahrzehnten schon den Gewandhauschor gegeben. – Histo- rie einer symbiotischen Beziehung, erzählt mit Mendelssohns Hilfe

56 Schweiz, die erste: Thomanerchor und Gewandhaus­ orchester waren schon früher dort. Aber die Konzertreise, die beide Ensembles 1952 durch Romandie und Deutsch- schweiz führte, war die erste gemeinsame. Wie sie sich für die 32 79 Choristen und 41 Instrumentalisten gestaltete, ist in der Chorchronik festgehalten. – Mehr als nur ein Reisebericht Gotthold Schwarz: »Ich will merken, wenn Zeit ist aufzuhören« Rubriken

60 Kinder-Magazin: Fanny & Felix und Weihnacht im April 62 Rätsel-Magazin: Wer hat das fiktive Interview gegeben? 64 Adressen & Impressum 66 Weitwinkel: Ausgewählte Kulturtipps 68 Briefe an die Redaktion 69 Kalender: Gewandhausorchester-Konzerte im Frühjahr 72 Fünfzig Hefte später: Claus Richter

56

Sonderstraßenbahn: Titelfoto (aufgenommen in der Leipziger Thomaskirche): Die Thomaner brechen zu einer Konzertreise auf Gert Mothes

Inhalt 3