D*· A. PETERMANNS MITTEILUNGEN AUS

JUSTUS PEETHES’ GEOGEAPHISCIEE AISTALT.

HEKAUSGEGEBEN VON

;λ . · Erganzungsheft Nr. 88:

J. Partscb, Die Insel Korfu. Eine geographische Monographie.

B I £3* Λ · ·.'# , , r-ii hi cTA^ r-K,->V-·- KOYl*iAA

Λ Α Τ Ρ Ά Τ Ο Υ AY2Q M A P I·...... Als Beitrage fur diese Zeitsehrift warden Abhandlungen, Aufsatze, Notizen, Liiteraturberiehte und K a rte n in ausgefiihrter Zeichnung oder skizziert, welche sick auf die Gebiete der Geophysik, Antkropogeograpbie, speziellen Landeskunde, ,astronomischen Geographic, Meteorologie, Nautik, Geologie, Anthropologie, Ethnographie, Staatenkunde und Statistik beziehen, erbeten. Ganz besonders sind ver- lafsliclie Notizen oder brieflicke Berickte aus den aufsereuropaisehen Landern, wenn auck nock so kurz, nicht nur von Geograpken von Each, sondern auck von offiziellen Personen, Konsuln, Kaufleute n, Marine-Offizieren und Missionaren, durck welcke uns bereits so wertvolle und mannigfaltige Berichte zugegangen sind, stets willkommen. Rmejournale zur Einsickt und Benutzung, sowie die blofsen unberechneten Elemenie astronomischer, hypsometrischer und anderer Beobachtungen und Nachrichten iiher momentane Ereignisse (z. B. Erdbeben, Orkane), sowie uber politische Territonal- mranderungen etc. werden stets dankbar entgegengenommen. Ferner ist die Mitteilung gedruekter, aber seltener oder schwer zuganglicker K a r te n , sowie aufsereuropdischer, geograpkiscke Berickte entkaltender Zeitungen oder anderer mekr ephemerer ' Flugschriften sekr erwiinscht. — Fiir den Inkalt der Artikel sind die Autoren verantwortlick. Die Beitrage sollen womoglich in deutscher Spracke geschrieben sein, dock stekt auck die Abfassung in einer andern Kultursprache ikrer Benutzung nickt im Wege. OriginalbeitrSge warden pro Druckbogen in Bourgeois-Sckrift mit 6 8 Marie, ijbersetzung'en oder A u sztfg e mit der Halfte dieses Betrages, Litteraturbericllte mit 1 0 P f. pro Zeile in Kolonel - Sckrift, jede /tir die ,.Mitteilungen“ geeignete Orig'inalkarte gleick einem Druckbogen mit 6 8 M arie, Kartenmatcrial und Koilipilatioiieil mit der Halfte dieses Betrages honoriert. In aufsergewoknlichen Fallen bekalt sick die Redaktion die Bestimmung des Honorars fiir Originalkarten vor. An Yerlagsbuchhandlungen und A u to ren richten wir die Bitte urn Mitteilung ihrer Yerlagsartikel bzw. Werke, Karten oder Separatabdriicke von Aufsatzen mit Ausscblufs derjenigen lediglich sckulgeograpkiscken Inhalts bekufs Aufnakme in den Litteratur- oder Monatsbericht, wobei wir jedock im vorkinein bemerken, dafs uber Lieferungswerke erst nack Abscklufs derselben referiert werden kann.

FU R D IE REDAKTION: PitOF. D e . A. S dpan. JUSTUS PERTHES’ GEOGRAPHISCHE ANSTALT. .‘v> ‘i^-· :Sr ■* , ,·ΐ -U ' ' ,.·. 5t*/ r "

Die Insel Korfa.

- Bine geographische Monographie.

Yon , Dr. Joseph Partsch, Professor der Erdkunde an der Universitat Breslau.

■ / v.V ,^-ti · Mit einer Karte der Insel Korfu und 3 Nebenkarten. % _ * __ _ .. * ■ ■

(ERG-ANZUNGSHEFT N o. 88 ZU „ PETER.MANNS MITTEILUNGEN “.) Ihren Forderern

Herrn Prof. Dr. Heinrich Kiepert, Mitglied der Koniglichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, f

uud Herrn Prof. Johannes Romanos, Leiter des Koniglichen Lyceums zu Korfu, v' ■mk-jkj ίνΐΜΜκηηβ·η· B I i? Λ | Ό (:S tH (H Ε Υ Λ Ο Γ Ι Ο Υ KOYPIAA widmet diese Arbeit λα γρΐ'ητογ' *

AY5QN A P I® ...... in d a n k b are r G esinn ung

der Verfasser. INHALT

S e ite S e ite Litterarische Torstndien . . . 1 II. Anthropogeographie der Insel. I. Naturbeschreibung der Insel. I. Die Lage...... 56 I. Der Gebirgsbau .... 7 1. Das nordliche Bergland . 9 II. Die Eneten...... 59 2. Die Inselmitte .... 24 3. Das siidliche Hiigelland. 36 III. Das Innere...... 71 Anhang: Die Erdbeben . 41 1. Strafsen und Dorfer . . . 71 2. Die Yerwertung des Bodens 83 II. Das Klima...... 44 Anhang: Die Malaria . . 53 IV. Bevolkerungs-Statistik . . 92

.ΚΑΚΤΕ: Originalkarte der Insel Korfu. Auf Grund der englisohen Aufnahme und nach eigenen Untersuohungen entworfen und gezeichnet von Prof. Dr. J. Parts eh. Mafsstab 1:100000. — Nebenkarten: 1. Geologische Karte der Insel Korfu. Mafs­ stab 1:300000. — 2. Korfu und Korkyra. Mafsstab: 1:35000. — 3. Die Vermehrung der Bevolkerung von 1766 bis 1879. Mafsstab 1:300 000.

Berichtigung zu Seite 7. ^

Die Beobachtungen der EnglSnder auf (1818) ergaben nicht: Lage 14° 33' 45" N, 19° 55' 38" E; Magnet. Dekl. 14° 33' 45", sondern: Lage 39° 38' 5" N, 19° 55' 38" E; Magnet. Dekl. 14° 33' 45". ErgSnzend eei beraerkt, dale die neuere englische Ortsbestimmung flir den westlichen Oitadellenfelaon (Flag staff bastion) nach dem Medi­ terranean Pilot (III, p. 366) lautet: 39° 37' 7" N, 19° 56' 50" E. Litterarische Vorstudien. Die Landerkunde ist nicht nur in ihrem Inhalte, sondern sichtlichen Schilderung von Korfu schon dem spatern Mittel- auch in ihrer Grundstimmung und dem Ernst ibrer Arbeit alter an, dem Zeitalter der Pilgerreisen nacb dem Heiligen abhangig von der Wahl ibres Gegenstandes. Es gibt Lander, Lande *) und der Kiisten- und Inselbeschreibungen der vene- deren Natur jeden Beobacbter unwidersteblicb in die Bahn tianiscben Seeberrscbaft2); wohl haufte sicb in den Ar- wissenschaftlichen Denkens, jeden Scbriftsteller auf den Platz chiven Yenedigs ein nocb heute nicht erschopfend gebobener des ernsten Lehrers drangt; iiber Island kann niemand schreiben Scbatz von amtlichen Korrespondenzen und Yerwaltungs- ohne von diesem lebrhaften Zuge erfafst zu werden. Und bericbten3), welcbe nicht nur fiir die aufsere Gescbicbte der es gibt Erdenflecke, die auf jeden, der sie betritt, den ent- Insel, sondern auch fiir ihre Naturausstattung und ihre gegengesetzten Zauber zu uben, den wissenschaftlichen Sinn wirtschaftliche Leistungsfahigkeit wertvolle Aufschliisse ent· zu entwaffnen, ihn uberzufiihren scheinen in die bingebende halten; aber das bewufste wissenschaitliche Studium der Stimmung innerlich befriedigten Geniefsens. Zu diesen Landeskunde von Korfu beginnt doch erst mit dem Zu- Inseln der Seligen mufs wobl Korfu gehoren. Die letzten sammenbruch der venetianiscben Herrschaft. Jahrzehnte haben uns mancb liebenswiirdiges Bucb, manchen Die Anregung, welcbe der Abschlufs jeder langen ge- herrlicb aufgebauten Aufsatz iiber diese Insel beschert, scbicbtlichen Entwickelung zu einem Riickbliok auf ihre aber in alien regt sicb munterer als strenger Wissensdurst Wechselfalle und zu einer Priifung ihres Endergebnisses der Pulsschlag warmer Lebensfreude. Nicht nur Karl Brauns bietet, wirkte in diesem Falle besonders frucbtbar, weil die sprudelnde Laune *) und des Freiherrn v. Warsberg nervos 17 Jabre lang unstat schwankenden politischen Schicksale iiberschwangliche, mit liebevoller Begeisterung das Schlich- den Ioniscben Inseln im Geleit ihrer neuen Herrscher, der teste verklarende Phantasie* 2) baben bier einen wiirdigen Franzosen, spater der Englander, eine Menge geistig reg- Gegenstand gefunden, sondern auch dem Geschichtschreiber samer, vielseitig gebildeter Manner zufiihrten, die mit Eifer Gregorovius wird bier seine Wissenscbaft, wenn sie den dem Studium der bisher vom internationalen Verkehr wenig Schleier dammeriger Vorzeit liiften will, unvermerkt zur beriihrten Koloniallander Venedigs sicb zuwendeten. In Dichtung3), und Haeckel legt gern das Bustzeug seiner 1) Deutsche Pilgerreisen nach dem Heiligen Lande, herausgegeben zoologiscben Arbeit beiseite, um von der schonen Insel von Rohricht und Meisner. Berlin 1880. Vier Rheinische Pilger- mit einer Schilderung Abschied zu nehmen, die alle Reize schriften bearbeitet von L. Conrady. Wiesbaden 1882. Die fiir Korfu wertvollste der zahlreichen Pilgerschriften ist Joh. Cotovicus, Itinera- ihres milden, strahlenden Himmels, ihrer farben- und rium Hierosolymitanum et Syriacum. Antverpiae 1619. formenreicben Landscbaft, ibrer freundlichen Bevolkerung 2) Christ. Bondelmontii liber insularum Archipelagi (c. 1422). Lipsiae et Bcrolini 1814. Benedetto Bordone, Isolario. Venezia 1534. zusammenfafst zu einem stimmungsvollen frischen Bilde von T. Porcacchi da Castiglione, L’Isole piu famose del mondo. Venezia uniibertrefflicber Lebenswahrheit4). 1572. ' Viridarium Adriaticum. Augspurg 1588. Coronelli, Memorie storiografiche dei regni della Morea. Venezia 1686. 0. Dapper, Neu- Mit diesem seit lange regen Interesse aller Orient- keurige Beschryving van Morea en de Eilanden gelegen onder de Kusten fahrer und vieler Freunde Italiens und der Adria fiir die van Morea en binnen en buiten de Golf van Venotien. Amsterdam 1688. Tentori, Saggio sulla storia e sulla corografia e topografia landscbaftliche Physiognomie der zuganglichsten und an- degli stati della reppublica di Venezia. Venezia 1789. XII, 479—491. ziehendsten der Inseln des Ioniscben Meeres hat deren 3) Documents inidits relatifs ΐι l’histoire de la Grice au moyen age publids sous les auspices de la chambre des deputes de Grdce wissenschaitliche Erforschung nicht gleichen Schritt ge- par C. N. Sathas. I. Sdrie. Documents tirds des archives de Venise. balten. Wobl gehoren die ersten Yersuche einer Uber- T. I—VI. Paris 1880—1885. — Monumenti storici publicati della doputazione Voneta di storia patria. Venezia 1876 fi'., bisher 11 Bande, untcr dencn fiir Korfu namentlich die Libri commemoriali und das Diplomatarium Yenoto-Levantinum von Bedoutung sind. I diarii di J) lleiseeindriicke aus dem SUdosten. Stuttgart 1878. II, 43— 128. Marino Sanuto. Venezia 1879 ff., bisher 18 Bande. Fiir Korfu wichtig 2) Odysseische Landschaftcn. I. Dae Itoich des Alkinoos. Wien 1878. namentlich Bd. II—V. Wie viel in nicht veroffontlichten Vorwaltungs- 3) Korfu, Eine lonische Idylle. Leipzig 1882. 2. Aufl. 1884. berichten noch verborgon soin kann, zeigt Francesco Grimani (provve- Unere Zeit, 1880, Heft 10. ditoro gonorale da mar 1760), Belazioni storico-politiche delle isolo 4) Korfu. Deutsche Rundschau. Ill, 1875, 477—608. del Mare Ionio. Venezia 1856. Partsch, Korfu. 1 2 Partsch, Korfu. der Litteratur dieser Zeit treten die eiligen Weltreisenden x), stattete. Er behandelt die Topographie mit einer Genauig- welche jede Scholle beschreiben, die ihr Wanderstab noch keit, die vielfach alle modernen Karten hinter sich lafst, so fliichtig beriihrt, entscbieden zuriick hinter Mannern, die bringt manches Merkwiirdige bei fiir die Naturkenntnis der in langerm Aufenthalt die Inseln des Ionischen Meeres bis Insel, bietet eine spezielle Bevolkerungsstatistik (fiir 1803) in ibre entlegenern Teile nailer kennen gelernt und in um- und beleuchtet die Geschicbte, das religiose Leben, den fanglichen Saramlungen von Beobacbtungen und Erkundi- Verwaltungsorganismus und die wirtschaftlichen Leistungen gungen eine zuverlassige Grundlage fiir eine eingehende der Bewohner. Ein andres einheimisches Werk jener Zeit, Schilderung der Natur und des Kulturzustandes gewonnen die Nozioni miscellanee des Lazzaro de Mordo (Corfou 1808), haben. Neben Grasset de St.-Sauveur* 2), den Briidern in denen auch Dr. Pieris botanische Beobachtungen teilweise d’Arbois3), Bellaire4), welche die Gesamtheit der Ionischen niedergelegt zu sein scheinen, ist mir leider trotz aller Be- Inseln behandeln, tauchen in dieser Zeit die ersten mono- miihungen unerreichbar geblieben. graphischen Arbeiten iiber Korfu auf. Die alteste unter Sobald 1814 die Englander sich als Herren auf der Insel ihnen, ein fliichtig und doch breit angelegter Abriss der einrichteten, begannen sofort ihre ernstlichen Bemiihungen, physikalischen Geographie und der hygieinischen Verhalt- diese wertvolle Erwerbung genauer kennen zu lernen. Das nisse der Insel aus der Hand des beriihmten italienischen Studium der Oberflache und der Natur des Landes gait Arztes Carlo Botta, der 6 Monate in franzosischem Dienst ihnen mit Recht als der erste Schritt zur Entwickelung hier weilte, ist vielfach uberschatzt worden5). Ihr Haupt- seiner wirtschaftlichen Krafte. Merkwiirdigerweise sind wert liegt in der ermutigenden Anregung, die sie gebilde- die hochst achtungswerten Friichte der im ersten Jahrzehnt ten Korfioten gab, ibre Insel, die sie doch unendlich viel nach der Besitzergreifung durcbgefuhrten Arbeiten fiir die genauer kannten als der eifrigste Fretnde, zu beschreiben, so Landeskunde von Korfu der Wissenschaft bis heute fast gut sie es vermocbten. Was von diesen Versuchen der ganz vorenthalten geblieben. Wie von der damaligen ge- Eingebornen der Gffentlichkeit vorliegt, die zwischen einem nauen topographischen Aufnahme der Insel deren Karto- voreiligen Anlauf zu systematise!)er Darstellung in grofserm graphie nur sehr beschrankten Nutzen gezogen bat, so ist Style und einem Zuriicksinken zu ordnungsloser bunter ein ungemein inhaltreiches Werk jener Zeit, das die einzige Stoffsammlung unsicher schwankenden Arbeiten des Barons jemals vollendete Spezialbeschreibung der Insel, ihrer Natur Theotoky6), mag trotz des InterBases mancher iiberraschen- und ihrer Kulturverhaltnisse bietet, nur in der Verborgen- der Notizen wenig befriedigend erscheinen. Aber es ist heit erhalten geblieben, von wenigen iiberbaupt gekannt, auch nicht das beste, was die Korfioten damals geleistet von niemand gebiihrend gewiirdigt. Um so sicherer hat haben. Viel wertvoller ist ein nicht veroffentlichter Saggio es an dieser Stelle auf eine etwas ausfiihrlichere Beleuch- di Statistica dell’ Isola di von Dr. Stelio Vlassopulo tung Anspruch. (1811), in dessen Handschrift (4°, 85 Blatt) mein verehrter Herr Professor Romanos in Korfu besitzt ein englisches Freund, Herr Prof. Romanos in Korfu, mir Einsicht ge- Manuskript, das wohl die Jahreszahl seiner Abfassung (1824), aber weder Titel noch Namen tragt; es enthalt auf XXXIII !) Beachtenswerte Mitteilungen fiber Korfu bieten die Reisewerke + 235 Seiten (gr. 4°) eine Beschreibung der Insel. Die von Spon und Wheler 1678, G. A. Olivier 1807 (Reise 1798), Dod- well 1819 (1801), Leake 1835 (1805), Pouqueville 1820, H. W. Wil­ Einleitung gibt ein ubersichtliehes Bild von Lage, Gestalt, liam 1820, Chr. Mttller 1822, Prokesch v. Oaten 1836, Gifford 1837, Relief und Wassernetz, sammelt Nachrichten fiber Erd- Pfickler-Muskau 1840, L. Steub 1841, W. Mure 1842, Cusani 1847, Russegger 1849, E. Spencer 1851, W. Vischer, 1857, Taylor 1859, erschiitterungen, kniipft an die Charakteristik des Klimas Unger 1862, Frhr v. Krogh 1874, K. Braun 1878, de Nolhac 1881, eine eingehende Beurteilung des Gesundheitszustandes der W. Belle 1881, v. Schweiger-Lerchenfeld 1882. Bewohner und sebliefst mit einer scharfen Kritik des kor- 2) Voyage historique litt^raire et pittoresque dans los lies et pos­ sessions ci-devant vdnitiennes du Levant accompagn4 d’un atlas de 30 pi. fiotischen Landbaus, der die gunstigen Naturbedingungen 3 tms. Paris, an VIII. Deutsch in Sprengels Bibliothek der neuen Reise- nur unvollkommen ausnutzt. Dann wil’d in sechs Kapiteln beschreibungen Bd. 111. Weimar 1801. Der Verfasser lebte auf den Inseln als franzosischer Konsul von 1781— 1797. die spezielle Schilderung der fiinf Landscbaften von Korfu 3) Memoire sur les trois departements de Oorcire, d’lthaque et (Levkimo, Mezzaria al Sud, Mezzaria al Nord, Aghiru, Oros) do la Mer Egee. Paris an VI. Die Verfasser waren franzosisehe Stabsoffiziere. und der umliegenden kleinern Eilande in der Anordnung 4) Precis des operations gen6rales de la division franqaise du Le­ geboten, dafs der erste Abschnitt jedes Kapitels die geo* vant. Paris 1805. Daraus im Auszuge die Beschreibung der Republik der sieben vereinigten Ionischen Inseln. Deutsch in Sprengels Biblio­ logischen Beobachtungen des Verfassers, der zweite seine thek der neuen Reisebeschreibungen Bd. XXXIII. Weimar 1807. Der Bemerkungen fiber die Gewasser, die Fauna und die Flora, Verfasser gehorte dem franzosischen Generalstab an. B) Storia naturalo e modica dell’ isola di Corfu. Milano an VII. namentlich aber fiber die Bewohner, ihre landlichen und Meine Citate beziohen sich auf die zweite Ausgabe. Mailand 1823. gewerblichen Arbeiten und ihre Gesundheitsverhaltnisse 6) Des lies Ioniennes. Corfou 1815 (unvollendet). D6tai!s sur Corfou (anonym). Corfou 1826. entwickelt, wahrend der dritte der Geschichte und den Litterarische Vorstudien. 3 Spuren des Altertums gewidmet ist. Ein Anhang von Die Bemiihungen, auf Grund dieser Anzeichen den 14 Seiten enthalt statistische Aufzeichnungen iiber ein Namen des Yerfassers zu ermitteln, blieben zunachst sowohl Krankenhaus und eine Liste der Insekten von Korfu, in Korfu wie in London erfolglos. Erst die Verfolgung Yon den urspriinglich beigegebenen geologischen Karten- einer andern Spur fiihrte zum Ziele. Der Verfasser be- skizzen feblt die der Insel Korfu; die von Fano, Merlera, richtet*), dafs er interessante Funde, namentlich Mineralien sind vorhanden. an das Museum in Malta gesendet habe, und nennt einmal Diese Arbeit ist das Ergebnis wiederholter Wande- den Namen seines dortigen Korrespondenten: Dr. Hennen. rungen wahrend eines siebenjahrigen Aufenthalts auf Korfu. Diesem Manne, dem Leiter des Sanitatswesens der britischen Der Schwerpunkt ihres selbstandigen Wertes ruht in der Streitkrafte im Mittelmeer (-j* 1828) danken wir ein in- Fiille geologischer Beobachtungen; unter ihnen wieder er- haltreiches Werk: Sketches of the Medical Topography of the weisen sich die petrographiscben Bestimmungen und Be- Mediterranean (London 1830), eine nach hygieinischen Ge- zeichnungen meist als treffend und zuverlassig, wahrend sichtspunkten begrenzte und angelegte Beschreibung von die "Wahmehmungen iiber die Lagerungsverhaltnisse spar- Gibraltar, Malta und den Ionischen Inseln. Als eine Haupt- lioher und nicht frei von irrigen Auffassungen sind. Dafs quelle fiir die Schilderung von Korfu nennt nun Hennen die Altersbestimmungen beim Mangel palaontologischer die Mitteilungen eines dortigen Arztes Dr. Benza. Das Grundlagen nicht iiber unsicheres Raten hinauskommen, ist der Autor unsres Manuskripts, wie aus dessen tlberein- und die Anlaufe zu geotektonischen Yermutungen in der stimmung mit manchen auf Dr. Benza zuriickgefiihrten An- Regel fehlgehen, vermag den Wert dieses Beobachtungs- gaben bei Hennen mit Gewifsheit hervorgeht. materials nicht zu beeintrachtigen. Es ist in manchen Zwei Beispiele geniigen 2). Die Beschreibung des Potamo Fallen von dauernder Geltung z. B. fur den Boden der lautet in heiden Schriften folgendermafsen: Stadt Korfu, wo manche dem Yerfasser zugangliche Auf- Hennen: Manuskript: schlusse wohl fiir immer von Mauerwerk verhiillt sind. it arises in that chain of the Potamo takes its rise t)ber die Personlichkeit des Yerfassers erfahrt man mountains, which runs from under ' and dis­ einiges schon aus seinem Werke. Er war Arzt in eng- N. to S., near a point (!) charges itself . . on the ea­ lischen Dieneten; nahezu drei Jahre (1814—1817) stand called Sinarades, and it dis­ stern shore of the island, er bei der kleinen Garnison, welche das Stadtchen Parga charges itself into the har­ nearly 2 miles from the town. in Epirus vor seiner Auslieferung an Ali Pascha besetzt bour (!), at about 2 miles Its course in a straight line hielt1), dann sieben Jahre (1817—1824) in Korfu* 2). Hier NW. of the city. From its may be calculated at 5 miles. fiel ihm die Einrichtung und beinahe sechs Jahre lang die origin to its mouth, not in­ Its waters are very shallow Leitung des Female Venerial Hospital zu, welches der cluding its windings, by except for a few hundred Generalmajor Sir Frederick Adam im Dezember 1817 bei Dr. Benzas measurement, it yards from its mouth, where seinem Amtsantritt als Kommandeur der britischen Truppen is 5 miles: its depth at its its depth varies from 4 to in Korfu griindete, um den ungiinstigen Gesundheitszustand mouth is 4 feet, in the dee­ 2 feet. The breadth at the seiner Soldaten zu beseem und vor weiterer Gefahrdung pest part, its width 50. mouth is about 50 feet. moglichst sicherzustellen. Dafs der Yerfasser indes trotz Noch unzweideu tiger redet folgende Thatsache. Be­ der Gewandtheit, mit der er die englische Sprache hand- sonders ausfuhrlich, mit sichtlicher Freude erzahlt der habt, kein Englander, sondern wahrscheinlich ein Sizilianer englische Arzt in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen, gewesen iet, lafst sich aus der Vorliebe schliefsen, mit der wie es ihm 1818 gegliickt sei, die jahrelang von alien er Erfahrungen, die er auf Sizilien, namentlich im Innern Kollegen vergebens gesuchte Ursache des bosartigen Auf- dieser Insel gemacht, beranzieht fiir die Erlauterung seiner tretens des Fiebers unter der Garnison der Insel Yido zu Auffassung einzelner geologischer Erscheinungen, fiir die entratseln. Sie habe bestanden in der schutzlosen Lage Beurteilung des Klimas, der Pflanzendecke, des Landbaues und der schlechten Bauart der Baracken, in denen die seiner neuen Heimat3). Besonders bezeichnend ist die ge- Soldaten ungewohnlich grofsen Warmeschwankungen, fiirch- legentliche Erwiihnung eines Scirocco, den der Yerfasser terlicher Mittagshitze und feuchtkuhlen Niichten ausgesetzt im Marz 1820, also wahrend seiner korfiotischen Dienstzeit gewesen seien. „I placed the thermometer into these im Innern Siziliens erlebte4). sheds and found it 10 degrees higher than in any of the barrack - rooms at Corfu. In confirmation of my opinion 0 S. XXIX. 45. 49. 118. 175. 2) 8. XIV. 101 und Anhang S. 1—9. 3) 8. XIV. XV. 8. 10. 21. 48. 58. 64. 76. 81. 121. 193. x) S. 151. 4) S. XV. a) Hennon, 8.145 = Mekpt., 8. 86. Hennon, S. 213 = Mekpt., S. 209. 1* 4 Partsch, Korfu. I subjoined (in my half-yearly report) the remark that the Malta. Hier fand er ein trauriges Ende. In einem Tob- company quartered during the hot season in the bomb- suchtsanfall stiirzte er sich drei Stockwerke hoch herab. proofs at Fort Alexander had suffered very little Aus Als ich im Winter 1885/86 das Buch des beklagens- Hennens Bericht iiber die Kasernen auf Vido geht nun werten Mannes genau durcharbeitete, hatte ich den Ein- hervor, dafs dieses Yerdienst der Aufklarung uber die druck, als veralte daneben eine ganze jungere Litteratur. lange ratselhafte Bosartigkeit der dortigen Fieber Dr. Benza Benza hat in der That die Insel unvergleichlich besser zukommt. „Dr. Benza found the thermometer 6 degrees gekannt als alle, die nach ihm dariiber geschrieben haben. higher in the sheds of Vido, than in the hottest quarters Von der ansehnlichen Reihe von Werken, welche wahrend of Corfu; and while the men in the sheds were extremely des englischen Protektorates iiber die Ionischen Inseln er- sickly, those in the adjoining bomb-proofs sent but very schienen, sind viele fiir die Landeskunde von beschranktem few men to hospital, and all slight cases'4. Einen strengern Werte, weil der Schwerpunkt ihrer Darstellung in der Beweis fur die Identitat des Verfassers der Handschrift Erorterung politischer Fragen liegt *). Immerhin bleibt mit Dr. Benza kann niemand verlangen. nach Ausscheidung dieser eine Anzahl von Reiseberichten, Nur auf Grand dieser selbstandigen Beweisfiihrung ge- die in erster Linie eine Beschreibung der Inseln bieten winnt eine von fremder Hand in den Insektenkatalog am wollen2). Aber selbst die besten unter ihnen, das fiir die Schlufs der Handschrift hineingekritzelte, erst nachtraglich physische Geographie und das Wirtschaftsleben sehr inhalt- entzifferte Notiz Glaubwiirdigkeit und Bedeutung fur das reiche, wenn auch in seiner Stoffanordnung nicht recht ganze Manuskript. Sie lautet: Tutti questi insetti raccolti gliickliche Buch von Davy, und das durch treffende Auf- dal Dottor Benza furono spediti entro una cassettina in Inghil- fassung und lebendige Schilderung der Landschaftsbilder terra a Chatam“. anziehende Werk von Ansted, konnen sich an Griindlichkeit, Die Frage liegt nahe, wie es moglich war, dafs die Yollstandigkeit und festem Zusammenhang ihrer Beobach- ganze wertvolle Besohreibung von Korfu, die darin nieder- tungen nicht entfernt mit Benza messen. gelegten Ergebnisse einer — nach Hennens Versicherung1) — Dberholt ist dessen Beschreibung von Korfu bisher nur in amtlichcm Auftrage durchgefuhrten geologischen Aufnahme in einzelnen Punkten durch die Spezialforschung, welche der Insel im Privatbesitz verborgen blieben. Die Antwort erst seit den letzten Jahren der britischen Herrschaft sich darauf gibt das Wenige, was ich uber den Lebensgang des der Insel bemachtigt hat. Zum Abschlufs gelangt ist dieses Dr. Benza durch gefallige Yermittelung des Herrn Biblio- griindliche wissenschaftliche Studium erst nach einer Seite, thekars Spiridion Bussolino von dessen Grofsonkel, dem der archaologischen, durch 0. Riemanns wertvolle Mono­ hochbetagten Herrn Conte A. L. Dusmani, Ex-Segretario graphic, zu welcher die Zukunft nur wenige Nachtrage Generate del Senato dello Stato Ionio, zu erfabren ver- mochte. Dr. Benza kam nach Korfu als Arzt der anglo- siculischen Legion, die zu den ersten britischen Truppen !) Vaudoncourt, Memoirs on the . London 1816. de Bosset, Parga and the Ionian Islands. London 1822. Kendrick, gehorte, welche von Korfu 1814 Besitz nahmen. Er ver- The Ionian Islands. Manners and customs; sketches of the ancient blieb auch nach der Auflosung der Legion in Korfu und history. London 1822. C. Napier, The colonies. London 1833. G. Bowen, The Ionian Islands under British Protection. London 1850. erlangte in erfolgreicher Praxis, auch durch eindringende Bulgari, Les sept Isles Ioniennes et les tra ils qui les concernent. hygieinische Studien einen hohen Ruf als Arzt. Eine Zeit Leipzig 1859. Whyte Jervis, The Ionian Islands during the present century. London 1863. Viscount Kirkwall, Pour years in the Ionian lang war er Protomedico der Insel. Im Jahre 1831 aber Islands, their political and social condition, with a history of the nahm der Lord High Commissioner Sir Fred. Adam bei British Protectorate. 2 Bande. London 1864. A. L. Dusmani, La missione di W. E. Gladstone nelle Isole Ionie. Corfu 1869. seiner Ernennung zum Gouverneur von Madras den auch 2) Goodisson, An historical and topographical essay upon the islands von ihm hochgeschatzten Arzt mit nach Indien. Auch of Corfu, Leucadia, , Ithaka and Zante. London 1822. (A. Schneider) Histoire et description des lies Ioniennes, ouvragerevu dort setzte Benza seine geologischen Studien fort* 2). Nach par Bory de St-Vincent. Paris 1823 mit Atlas. Murray, Handbook einigen Jahren aber stellten sich bei ihm Anzeichen einer for travellers in the Ionian Islands. London 1840. John Davy, Notes and observations on the Ionian Islands and Malta. London 1842, Geistesstorung ein. Um Heilung zu suchen, kehrte Benza 2 Bande. P. Liebetrut, Reise nach den Ionischen Inseln der nord- nach Europa zuriiok und lebte erst in Neapel, dann auf lichen und mittlern Gruppe. Hamburg 1850. A. Mousson, Ein Besuch auf Korfu und Kefalonia im September 1858. Nebst speziellen Zu- satzen. Zurich 1858. D. T. Ansted, The Ionian Islands in the year 1863. London 1863. P. Donato de Mordo, Saggio d’una descrizione 1) S. 168. Dr. Benza has been employed in making a mineralo- geografico-storica della Isole Ionie. Corfu 1865. v. Haurowitz, Erinne- gical and geological survey. rungen an Korfu. Wien 1870. Wiet, Descr. topographique et statis- 2) Mehrere Arbeiten von P. M. Benza iiber die Nilgherries und die tique de l’ile de Corfou. Bull. Cons. Francis 1879, 4. H. Reimer, Northern Circars werden citiert aus Bengal. Asiat. Soc. Journ. IV Korfu. Im Neuen Reich. 1880.1, 845. R. Havass, Les lies Ioniennes 1835, p. 413—437. Madras Journal IV, 1836, 1—27, 240—300. V, et la Mer Ionienne. Bull, de la soc. Hongr. 1882, X. .Rosa v. Gerold, 1837, 43— 70. Ausflug nach Athen und Korfu. Wien 1885. Litterarische Vorstudien. 5 noch wird binzufugen konnen1). Fur die Geschichte der So vereinzelt und unvollstandig nun auch diese vor- Insel iat νο·η dem berufensten Forscher, der seit Jahren die liegenden Spezialuntersuchungen waren, schien doch der italienischen Archive durchsucht, voa Johannes Romanos, Versuch, auf Grund eigner erganzender Studien ein zeit- eine zeitgemaise Darstellung in hoffentlich nicht ferner gemafses geographisches Gesamtbild der Insel zu entwerfen, Zeit zu erwarten. Sie wird die stoffreichen Werke Mus- keineswegs hoffnungslos. Als die Kgl. Akademie der Wissen- toxidis gewifs weit hinter sich lassen. Aber zu der natur- schafteu zu Berlin mir zu einer wissenschaftlichen Bereisung wissenschaftlichen Brforschung liegen bisher nur wenige der Ionischen Inseln die Mittel gewahrte, war in erster Beitrage vor: fur die Geologic aufser vereinzelten Beob- Linie die griindlichere Erforschung von Korfu meine Auf- achtungen von Portlock, Mousson und Melchior Neumayr gabe. Sie beschaftigte rnich vom 26. August bis 19. Sep­ der erste kiihne Versuch Ungers, nach fliichtiger Bereisung tember 1885 und vom 17. Marz bis 8. April 1886. Es der Mitte und des Siidens der Insel fur ihre ganze Aus- gait dabei, nicht nur die starke Ungleichmafsigkeit der dehnung eine Scheidung des Tertiarlandes und der altern Kenntnis der Landesnatur zu beseitigen, soudern nament­ Formationen kartographisch durchzufiihren1 2), namentlich lich eine bisher fehlende unerlafsliche Vbrbedingung landes- aber die bahnbrechende Studie von Theodor Fuchs iiber kundlicher Darstellung zu schaffen. Noch besafs man koine das Tertiar von Korfu3 4); fiir die Flora die Beobachtungen vollkommen befriedigende Ubersichtskarte der Insel. Ungers und Spreitzenhofors ty , sowie Leo Anderlinds Be- Die Geschichte ihrer Kartographie ist rasch erzahlt. merkungen iiber den Landbau der Insel5). Zu den ersten Versuchen drangte das praktische Bediirfnis Die Klimatologie hat in einer altern englischen und von zwei ganz verschiedenen Richtungen her, deren eine einer jiingern, dem osterreichischen Netz angeschlossenen vom Allgemeinen ganz allmahlich zur Darstellung der Einzel- Beobachtungsreihe eine feste Grundlage erlangt6), und findet heiten fortschritt, wahrend die andre sofort mit dem Streben seit Anfang dieses Jahres erneute Pflege auf einer Station, nach hoher Genauigkeit in einem einzelnen Punkte ein- die in der zuverlassigen Hand des Professors Marino liegt. setzte. Die mittelalterlichen Seekarten der Italiener ver- Fiir die an ihren Ergebnissen stark interessierte Hygieine zeichneten die Insel Korfu als wichtige Schiffahrtsstation, und medizinische Geographie ist seit Hennens Werke nicht erst rein schematisch andeutend, dann mit dem Bemiihen, viel geleistet worden7). Die Insel erhalt auch. von den die cbarakteristische Sichelgestalt der Insel wiederzugeben; Bestrebungen, fiir ganz Griechenland die Ergebnisse der endlich tratenin raumlich sorgsam abgewogener Verteilung die Statistik in den Dienst der Gesundheitslehre zu stellen, wichtigsten Ankerplatze (Cassopo, , Timone) und die nur einen bescheidenen Anteil8). bemerkenswerten Klippen und Untiefen hinzu. Damit waren die nachsten Anforderungen des Seemannes befriedigt; 1) Recherches archeologiques sur les lies Ionionnes. I, Corfou. an der Darstellung der innern Topographic der Insel hatte Paris 1879. Fasc. VIII. der Bibliothfeque des ecoles franqaises d’Athines et de Rome. er kein Interesse. Nur das weit in die Ferae winkende 2) Wissenschaftliche Ergebnisse einer Reise in Griechenland und in • Hauptgebirge von Korfu und das als Landmarke wichtige den Ionischen Inseln. Wien 1862, mit geologischer Karte dor Insel Korfu. 3) Die Pliocanbildungen von Zante und Korfu. S.-B. der Kais. Kaetell S. Angelo fiigt die alte Inselbeschreibung des Akad. der Wise., math.-naturw. Klasse. LXXV, 1. Abt., S. 309—320. Buondelmonte (1422) auf ihrer sehr inhaltleeren Karte, Wien 1877. 4) Beitrag zur Flora der Ionischen Inseln: Korfu, Kephalonia und der altesten Einzelkarte der Insel, noch bei. Eine wesentliche Ithaka. Verh. der K. K. Zool.-bot. Ges. in Wien, XXVII. Wien 1878, Bereicherung der Kartell wird erst durch das genaue Stu- 711—734. Dazu Th. v. Heldreich, Gsterr. bot. Ztschr. 1878, S. 50. Einiges noch bei Ascherson, Verh. des Bot. Ver, der Prov. Brandenburg, dium des Terrains der Hauptstadt angebahnt, zu welchem XXII, 1880, S. 50. die Befestigungsarbeiten bei Beginn des 16. Jahrhunderts 5) Mitteilungen fiber die Landwirtschaft in Griechenland. Journal fiir Landwirtschaft 1883, S. 275—303. die Anregung gaben. Um dem Dogen und dem venetia- 6) Landerer, fiber die klimatischen Vorhaltnisse der Ionischen nischen Senat ein klares Urteil iiber diese sehr kostspieligen Ineeln. Archiv fiir Balneologie, I, 334, 1862. W. Winternitz, Skizze fiber die klimatischen Verhaltnisee von Korfu. Mitt, der K. K. Googr. und bei der unmittelbar drohenden Tiirkengefahr fiir den Gee., VII, 1863. Wien. S. 77—92. Borichte der Kommiseion fiir die Zusammenhalt der ganzen venetianischen Seeherrscliaft be- Adria 1—5. Wien 1869— 1880. Jahrb. der K. K. Zentralanstalt fiir Meteor, und Erdmagn., X III—XVI, 1876—1879. F. Bosser, Das Klima deutungsvollen Anlagen zu ermoglichen, liefsen die unter- von Korfu, Heft 4, von A. Mommsens Griech. Jakreszeiten. Schleswig einander nicht ganz einigen Behorden von Korfu 1503 1876. J. Partsch, Das Klima von Korfu. Zeitschr. der Ostorr. Ges, f. Meteor. XIX, 1884, S. 223—226. durch den Ingenieur Zilio ein Modell der Stadt und Festung 7) G. Theriano, Rapporto medico sullo raalattie oecorse durante Korfu ausfiihren, das die Grundlage der Entsoheidung iiber l’anno 1829 nella citta ed isola di Corfu. Corfu 1830. Protondoris- Typaldoe, Essai sur la Pellagro obscrvfeo k Corfou. Atkkncs 1866. C. Zavi- den BefestigungBplan bildete1). Vielleicbt stammen von ziano, L’ile de Corfou au point do vue hygi6nique. Bruxelles 1876. diesem bei den Zeitgenossen in bobem Ansehen stebenden B) Cion Stephanos, Geographic m6dicale de la Grice. Dictionn. Encycl. dee sciences midicales Ser. IV. Tome X. Article: La Grice, p. 363—580. Marino Sanuto, Diarii V. 853. 854. 885. 934, 937, 977. 6 Partscb, Korfu. Modell die Abbildungen der Festung Korfu, die seither in Zusammenarbeiten ungleichwertigen Materials entstanden vielen Beschreibungen und selbst auf manchen Karten der war, zu berichtigen und zu bereichern, und in derselben Insel sich finden. Ohne Frage trug diese Befestigung von Richtung, ohne Schopfung einer neuen, zuverlassigen Grund- Korfu und die erste Probe, welche sie in der Belagerung lage des Ganzen im einzelnen zu bessern, bewegt sich das durch Soliman 1537 zu bestehen hatte, viel dazu bei, in durch originelle Angaben nicht unangenehm auffallende Venedig eine genauere Kenntnis der Stadt Korfu und ihres Kartchen von Goodisson, wahrend der von Bory de St -Vin­ Weicbbildes zu verbreiten. Das Ergebnis dieser Sacblage cent bevormundete Offizier S(chneider) die Verwirrung, die ist das Kartenbild der Insel, welches von der zweiten Halfte er vorgefunden, nur noch steigert. Als letzten Auslaufer des 16. Jahrhunderts bis zum Anfang des 18. sich mit dieser Periode unmethodischer, tastender Versuche mochte kleinen Veranderungen in den grofsen geographischen ich die durch einzelne selbstandige Angaben immerhin Sammelwerken von Belleforest, Ortelius, Porcacehi, Mercator, wertvolle handschriftliche Karte eines korfiotischen Zeichners Jansson, Blaeu, de Witt, Sanson behauptet. Der Urheber nennen, die jetzt im Besitz des Herrn Konsuls Martin Fels dieses Kartenbildes ist Ferrando Bertelli, dessen Karte von sich befindet. Korfu die Jahreszahl 1564 tragt1); wenigstens habe ich Der Beginn einer Kartendarstellung von Korfu auf mit den mir zu Gebote stehenden Hilfsmitteln diesen Grund einer strong wissenschaftliohen Landesaufnahme fallfc Karteutypus nicht auf eine friihere Zeit zuriickzufiihren in die Zeit der franzosischen Herrschaft. Unter ihr ward vermocht. Seine bezeichnenden Eigentiimlichkeiten sind von Dufour eine vollstandige Triangulation der Insel und die liber den rechten Mafsstab weit hinausgehende Dar- der benachbarten albanesischen Kiiste ausgefiihrt, auch stellung der Stadt (Punta S. Sidero, Ponte, Punta di S. eine Spezialaufnahme der Umgegend der Hauptstadt Nicolo, Spianata, Spilea) und ihrer Umgebung (Nekrothalassa auf eine Stunde im Umkreis in sehr grofsem Mafsstab mit Kressida, Saline, Pagiopoli, d. i. Palaopoli mit Quell mit aquidistanten Horizontalen im Abstand von 2 m. Cardachio, die borghi desfati), die Fliisse Euripo, Mesogie, Veroffentlicht ist diese Karte, der erste Versuch in Piniza, S. Barbaro, die Bezeichnung des Gebirges im N dieser Art der Terraindarstellung, nicht worden, nur ver- als Valle di S. Stefano, die allmahlich in eine apokryphe wertet zur Herstellung eines wohl noch in Paris aufbe- Ortschaft sich verwandelnden Biiscbe (selve) der Hohen von wahrten Reliefs. Karusades, die mehrfach eingetragnen namenlosen Dorfer Eine topographische Aufnahme der ganzen Insel brachten (casali). Neben dieses Kartenbild tritt im 17. Jahrhundert erst die Englander zustande. Dafs diese Aufnahme schon ein andres, wesentlich vollkommeneres, das nicht nur eine im ersten Jahrzehnt der engliscben Schutzherrschaft durch- weit reichere Ausstattung mit ziemlich richtig unterge- j gefiihrt worden sei, war bekannt. fiber ihren Wert aber brachten topographischen Einzelheiten bis in die entlegen- und iiber die ganze Anlage des Unternehmens ist nie eine sten Enden der Insel aufweist, sondern auch eine treffende Mitteilung in die Offentlichkeit gedrungen, bis es mir nach allgemeine Auffassung ihres Reliefs und ihres Wassernetzes.* einigen vergeblichen Erkundigungen durch die Vermittelung Das Original dieses auf recht genauer Kenntnis der Insel meines Freundes Prof. Romanos und seines Kollegen Marino ruhenden Entwurfes kenne ich nicht, nur eine schon teil- gelang, bei meiner letzten Anwesenheit in Korfu die Blatter weise verdorbene Nachbildung in Marmoras Geschichte von zu Gesicht zu bekommen. Die grofse Gefalligkeit des Biblio- Korfu (1672). Dies Blatt bildet auch die Hauptgrundlage thekars Spiridion Bussoliuo, der mitten in seiner Ferien- der Karte Matthaeus Seutters im Homannschen Atlas (1759), zeit einige Tage hindurch ausschliefslich meinetwegen sich die in einem naiv auswahlenden Verfahren zugleich an tike Amtsstunden auferlegte, verschaffte mir die unschatzbare Namen, Angaben der Bertellischen Kartenfamilie und Einzel­ Gelegenheit, das ganze, dem militarischen Archiv entlehnte heiten aus einer hollandischen Seekarte mit Tiefenlotungen Kartenwerk in der Bibliothek des Lyceums ungestort zu beimengt2). An der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts untersuchen und in neunfacher Verkleinerung zu kopieren. treten Grasset St. Sauveur und Bellaire mit ihren Versuchen Ein tlbersichtsblatt des Dreiecksnetzes entwickelt die hervor, das krause topographische Bild, das aus solchem Grundlage der Aufnahmen. Die Basis (1547,11 yards = 1414,66 m) lag in der einzigen ausgedehntern Ebene der Ein Exemplar dieser Karte besitzt die Stadtbibliothek zu Inselmitte, im Val di Ropa; zur Kontrolle wurden zwei Breslau. 2) Diese Tiefenangaben finden sich — wie mein Freund F. W. Paul kleinere Grundlinien gemessen : auf der Esplanade der Haupt­ Lehmann in Berlin mir mitteilt — fast samtlich bereits auf dem Pas- caertje van ’t yland Corfu in Joh. van Keulens Groote Nieuwe Ver- stadt und bei Strongyli. Die Hauptstationen der Inselmitte meerdede Zee-Atlas of te Water Werelt. Amsterdam 1694. Der altere lagen auf dem westlichen, hohern der beiden Felsen der Spiegel der Zeevart von L. J. Waghenaer, Amsterdam 1600, kennt die Ziffern noch nicht, gibt aber schon eine recht sorgfaltige tlbersieht der j Citadelle von Korfu (Fortezza vecchia), auf dem Westgipfel Untiefen rings um Korfu. des Berges Agi Deka und dem Berge Agios Georgios an Litterarische Vorstudien. 7 der Westkiiste. An die beiden erstgenannten Punkte ver- nicht so viel, wie man heute von einer Spezialaufnahme mocbte man leicht alle beherrschenden Hohen des siidlichen in diesem Mafsstabe fordern wiirde; ihr Terrainbild ist ganz Inselteiles unmittelbar anzuscbliefsen. Fur den sohwierigern arm an Hohenziffern und Namen, ihr Strafsennetz enthalt IJbergang auf die Nordabdachung der Insel war der Haupt- manche hypothetischen Elemente, ihr Schatz von Ortsnamen gipfel, der Pantokrator, unbrauchbar, weil das Kloster auf ist beschrankt und verbesserungsfahig, die Ausdebnung der seinem Scheitel jedem Punkte nur einen einseitigen Aus- angebauten Bodenflache nicht iiberall scharf ersichtlich; blick lafst. Deshalb wurden als Stutzpunkte fur den tjber- aber es ist doch eine hochzuschatzende wissenschaftliche gang der Dreiecksketten die drei westlichern Gipfel des Arbeit, welche eine Grundlage fiir weit bessere tlbersichts- Stravoskiadi, der Tsuka, des Arakli gewahlt. Von ihnen karten der Insel bot, als wir wirklieh in der ganzen Periods aus beherrschte man direkt den ganzen Nordwesten bis hin- der englischen Herrscbaft erhalten haben. Die englischen aus zu den fernen Eilanden Merlera und Fano und konnte Seekarten ruhen auf diesem schonen offiziellen Aufnahme- durcli Vermittelung zweier Stationen auf dem Lasis und material, verwerten es aber nur fiir die Uferlinie gewissen- am See Antinioti iibergehen auf den Nordostfliigel des In- haft. Die Karte Gironcisx) ist eine achtbare selbstandige selkorpers, dessen Haupfgipfel Viglaes einen kontrollierenden Privatarbeit, welche den Ortslagen und dem Wegenetz er- Riickanscblufs an die Citadelle gestattete. Im ganzen fiihrt folgreiche Aufmerksamkeit schenkt, aber zu einem unwah- das Dbersichtsblatt auf Korfu 46, auf den kleinen Nachbar- ren, schematischen Terrainbild gelangt, auch in der Unge- inseln 7, auf dem albanesischen Festland 13 Dreieckspunkte nauigkeit ihrer Mafsstabsangabe und dem Verzicht auf die auf. Winkel sind nicht angegeben, wohl aber die Lange Einfiigung in das Gradnetz den Mangel wissenschaftlicher von 249 Seiten. Von den Ziffern sind einige so weit er- Strenge verrat. Eine ausgiebige Verwertung der englischen loschen, dafs sie nur mit Hilfe der Rechnnng erganzt oder Originalaufnahme fiir eine tlbersicbtskarte wird jetzt zum wiederhergestellt werden konnten. Diese Zahlen waren fiir erstenmal unternommen. die Verwertung der Karte von unentbebrlicher Wiobtigkeit, Ehe dieses vortreffliche englische Quellenmaterial mir weil die Dreieckspunkte auf den speziellen Blattern nicht zuganglich wurde, hatte ich selbstandig den Versuch wagen immer deutlich eingezeicbnet, in der Natur nirgends unver- miissen, die Ubersichtskarte von Korfu auf andrer Grund­ ganglich markiert und iiberdies mit hochst unzweckmafsigen lage zu entwerfen. Bei der Verkniipfung des albanesischen Benennungen bezeichnet sind. Auffallend und bedauerns- Dreiecksnetzes mit dem apulischen im Dienste der europai- wert bleibt, dafs die einzige angegebene astronomische Orts- scben Gradmessung haben die Offiziere des osterreichischen bestimmung fiir Fort Alexander (das siidostl. Fort) auf Vido Militar-geographiscben Institutes die gegenseitige Lage des (14° 33' 45" N, 19° 55' 38" E) einen Punkt trifft, der Hauptgipfels von Fano und von vier Punkten der Insel in das Dreiecksnetz iiberhaupt nicht einbezogen ist. Die Korfu (Pantokrator, Arakli, Agios Georgios, ostlicher Citadellen- magnetische Deklination fiir die Zeit der Aufnahme wird fels) ermittelt, die geograpbiscbe Breite (39° 37' 12,2") der zu 14° 33' 45" angenommen. Citadellenstation und das Azimut der Richtung von ihr Auf Grund dieser Triangulation haben nun vier Offi- nach dem Agios Georgios (von S iiber W gezablt 80° 8' 49,5") ziere der Royal Engineers die grofse, bis auf alle einzelne genau festgestellt. Der Gedanke lag nahe, die bekannten Hauser und Kapellen genaue topographiscbe Aufnahme der Seiten der osterreichischen Dreiecke als Basen fiir eine Trian- Insel im Mafsstab 1:10560 (six inches to a mile) durchge- gulierung der Insel zu benutzen. Fiir den Raum, der zwischen fiihrt in 13 unregelmafsig begrenzten Sektionen. Die schwie- den vier osterreichischen Fixpunkten lag, wurde diese Ar­ rigsten Gebirgslandschaften des Nordens (Blatt 3 — 6) und beit mit einem Theodoliten, dessen Horizontal- und Ver- Siidens (Blatt 11) sind das Werk des Leut. Huntfield, eines tikalkreis mit Nonius einzelne Minuten gaben, im August Meisters in energischer, treffender Charakteristik mannig- 1885 wirklieh durchgefiihrt. Die weitere Ausdebnung dieser faltiger Bodenformen; die Inselmitte mit den vielen topo- zeitraubenden Arbeit ward Uberfliissig, als ich im Miirz 1886 graphischen Einzelheiten der Hauptstadt und ihres Weich- Zugang zu den englischen Aufnahmearbeiten erlangte. Ein bildes (Blatt 7—10) ist Leut. Worsley zugefallen, der mit Vergleich der Dreiecksseiten des osterreichischen Netzes mit gewissenhafter Sorgfalt eine sehr bilfreiche Kenntnis der denen des englischen ist, da fiir letzteres die Lage der tri- Landessprache verband, Leut. Whitman bearbeitete den gonometrischen Punkte nicht mit voller Genauigkeit bekannt Westflugel des nordkorfiotischen Gebirges (Blatt 2), Leut. ist, schwierig und nur mit anniihernder Sicherheit ausfiihr- Rus. Cooper mit entschieden schwacherm Terrainverstandnis und mancher Unsicherheit in der Verteilung und Recht- !) Carta topografica doll’ isola Corfu sull’ originalo doll’ ing. schreibung der Namen das HUgelland der Nordwestspitze P. A. Grionci disegnata da Fr. G. ltivelli, Parigi 1850. Mafestab angeblich 1:126 720 (1 ongl. Moilo = Vg ongl. Zoll), thataiichlicb un- und des Siidens (Blatt 1, 12, 13), Die ganze Karte leistet gefiihr 1:100 000. 8 Partsch, Korfu. bar. Aber selbst wenn man die Ungewifsheit iiber die Lage Beobachtungen an einem meiner Barometer unterzog. Der der englischen Stationen auf Fano, dem Arakli, dem Agios einzige Ausflug, bei dem diese Hilfe zufallig versagte, die Georgios und dem westlichen Citadellenfelsen mit einem sehr Bewanderung von Levkimo, ergab wesentlich unsicherere grofsen Betrage in Rechnung bringt, bleibt so viel zweifellos, Hohenziffern. dafs die osterreichischen Entfernungsangaben etwas grofser Recht verbesserungsfahig war ferner die sehr magere ausfallen als die englischen. Der Unterschied bleibt in- und nicht immer richtig erfafste Benennung der Orte, Ge- des bedeutungslos fiir die Ubersichtskarte, gefahrdet auch wasser, Berge auf der englischen Karte. Hierbei stand mir keineswegs die Ergebnisse der trigonometrischen Hohen- hilfreich der kundige Rat meines Freundes, Prof. Romanos, messungen. Ich durfte deshalb unbedenklich die englische zur Seite in der Deutung und Rechtschreibung der Namen. Triangulation ineiner tTbersichtskarte von Korfu zu Grunde Aber die Hauptsache blieb doch, die Namen iiberhaupt zu legen. ermitteln. Den dafiir unerlafslichen Verkehr mit Leuten Diese beruht hauptsaclilich auf den englischen Spezial- jeder einzelnen Landschaft eTschlofs mir mit lebendigem aufnahmen, versucht aber, in mancher Richtung sieh iiber Eifer fiir meine Bestrebungen der Schutzer und Forderer den Standpunkt der Hauptquelle zu erheben. Die bisher aller deutschen Besucher der schonen Insel, unser hoch- ziemlich beschrankte Kenntnis des Reliefs verlangte eine verehrter Konsul Herr Martin Fels, teils durch personliche durchgreifende Forderung durch neue Hohenmessungen. Die unmittelbare Empfehlungen, teils durch die Vermittelung meisten trigonometrisch bestimmten Hohenpunkte wurden eines jungen, durch den Olhandel in alien Dorfern von nachgepriift, einige neu hinzugefiigt, besonders aber ein Aghiru und Oros ortskundigen Kaufmanns, Anastasios Vasi- dichtes Netz barometrischer Hohenbestimmungen . iiber die las, der auf vielen Wanderungen mich begleitete, bis ich Insel ausgebreitet. Die Vorbedingungen fiir die Anwend- mit dem Neugriechischen auf bessern Fufs kam und allein barkeit dieses Messungsverfahrens waren recht giinstige bei meine Zwecke verfolgen konnte. Dafs aber mein Dank fiir der alltaglich mehrfach sich bietenden Gelegenheit, einen den verehrten Proxenos und seinen Yertreter Herrn Spen- Anschlufs an einen trigonometrischen Hohenpunkt oder an gelin sich nicht auf manche wertvolle Unterstiitzung meiner den Meeresspiegel zu gewinnen, bei der Geringfugigkeit und Studien im einzelnen beschrankt, brauche ich keinem zu Regelmafsigkeit der Luftdruckschwankungen des Sommers, sagen, der je an fremdem Ufer unter fremdsprachigen Men- endlich — last not least — bei der Piinktlichkeit und Sorg- schen ein Fleckchen Erde unter vaterlandischer Flagge und falt, mit der mein verehrter Freund, Herr Jakob Wartmann auf ihm liebe deutsche Gesichter, den Klang der Mutter- in Korfu, sich der Miihe zweistiindlicher korrespondierender sprache, kurz auf Augenhlicke die Heimat wiederfand.

Naturbeschreibung der Insel. I. Der GeMrgsbau. Eine vom Festland abgeloste Insel birgt nie vollstandig dem 2500 m breiten Nordkanal zwischen der vorspringen- im eignen Boden die Thatbestande, deren Beobachtung zum den Nordostecke der Insel und dem Ufer von Butrinto, trifft erschopfenden Verstandnis ihres Aufbaus ausreicht. Sie will das Lot schon 22 Faden unter dem Wasserspiegel die tiefste als Glied des Ganzen gewiirdigt sein, dem sie urspriinglich Stelle des seichtesten Querschnitts. Eine Senkung der Meeres- angehort. Korfu ist ein nur oberflachlich gesondertes Rand- oberflache um diesen Betrag wiirde nicht nur diese Meer- stiick des epirotischen Festlandes. Wahrend die Hundert- enge in eine Landbriicke verwandeln, sondern die Umrisse fadenlinie, welche den Beginn eines steilen Abfalls des der Insel auch nach andern Seiten in bemerkenswerter Weise Meeresbodens zu bedeutendern Tiefen bezeichnet, von der erweitern: die heute durch flache Gewasser gesonderten Westkiiste der Insel durchschnittlich nur 3—4 km, am Agios Eilande Fano, Mathraki und Diaplo wurden mit dem Nord- Georgios gar nur 1200 m entfernt bleibt, erreicht das zu westkap von Korfu zu einer 24 km langen Halbinsel ver- 20 km Breite sich aufthuende Kiistengewasser, welches die wachsen; auch das Siidostende der Insel wiirde sich um Mitte des langen Inselkorpers vom Festlande trennt, nir- 9 km verlangern. Denkt man sich in dieser Weise den gends 40 Faden Tiefe, und in seiner nordlichen Einfahrt, Sookel der Ineel Korfu entblofst von der Hiille des Meeres, Gebirgsbau der Insel. 9 so tritt deutlicher als im heutigen Umrifs die Nordwest- warts, vom Festland westlich sich niedersenkten. Die an- richtung hervor, welch e die Bodenwellen der Insel beherrscht, ziehende Frage nach der tektonischen Beziehung beider und der starker betonte Hinweis auf diese Himmelsgegend ist durch einen Besuch des Hiigelzuges, der die Lagunen weckt die erste Hoffnung, in dem ausreichend geklarten von Butrinto vom Meere trennt, vielleicht zu entscheiden. Bau der Apenninen fiir die Auffassung der geologischen Zur Zeit meines Besuches war die Stimmung zwischen Erscheinungen auf Korfu die Anlehnung zu finden, welche Griechen und Tiirken so gespannt, dafs Kundige die der unerforschte Boden von Epirus der Gegenwart noch Landung auf tiirkischem Ufer dringend widerrieten. Ich versagt. habe deshalb nur die korfiotische Seite des Nord-Kanals Die Gliederung der Umrisse und des Reliefs fiihren in gesehen, dort aber die Verhaltnisse nicht ganz so einfach vollem Einklang zusammentreffend zu einer natiirlichen gefunden, wie Benza sie auffafste. Das Meer hat an der Dreiteilung der Insel Korfu. Den Norden fiillt ein Berg- Siidostecke des nordlichen Inselteiles drei kleine Buchten land, das in 4 km Breite am Nordkanal beginnt und von ausgenagt, die Bootshafen Agni, Kalami und Kulura. Ihre hier aus, allmahlich zu dreifacher Breite anschwellend, 24 km Ufer enthiillen den wiederholten Wechsel in der Schichten- weit nach WSW zieht. Gegen Norden dacht es sich wechsel- neigung der von kieseligen Lagen durchschossenen Kalksteine. voll zu Vorhiigeln und Ebenen ab; nach Siiden aber kehrt Sie fallen am Westrand der Bucht von Agni N 30 W 24°, es einen Steilabfall, dessen ostliche Halfte in die erste weite zwischen den Hafen Agni und Kalami auch nach NW, Ausbuchtung des Kanals von Korfu hinabtaucbt, wahrend nehmen iiber dem Hintergrund der Bucht von Kalami bei die westliche zwischen den nur 10 km weit entfernten Vlachatiko hprizontale Lage an, um weiter ostlich zwischen Golfen von Ipso und auf dem Hiigelland der Kalami und Kulura in nordostliches Fallen umzuschlagen Inselmitte fufst. Diese streckt sich in wechselnder Breite und endlich im Hintergrund des Hafens Kulura sich wieder 20 km lang nach SE und kehrt ihre Abdachung nordost- zu einem entgegengesetzten Fallen W 15 S 25° aufzurichten. warts gegen die reichgegliederte Uferlinie des Kanals. Der Diese auf kleinem Raum vereinten Schichtenwellen lassen hedeutende Hohenzug, welcher die Westkiiste unmittelbar jede Vermutung iiber den Schichtenbau am Grunde des begleitet, tritt in bestandig siidostlicher Richtung weiterhin Nord-Kanals als voreilig erscheinen, wenn auch weiter quer iiber den Inselkorper an dessen Ostkiiste hiniiber und nordlich am Vorgebirge S. Stefano und auf dem Inselchen hildet dadurch auch den scharfen siidlichen Abschlufs des Tignoso die Sachlage giinstiger fiir Benzas Auffassung sich Mittellandes. An dieser Stelle schwindet die Breite der zu gestalten scheint. Insel zum ersten Male auf 5 km zusammen, Es beginnt der schmale, erst 8 km nach S, dann 22 km nach SE ge- 1. Das Bergland im Norden der Insel streckte Siidabscknitt der Insel, dem geringere Hohen, eine gliedert sich in der sehonen Rundsicht der Citadelle un- kleinlichere Gliederung der Oberflache und eine hafenlose, verkennbar in vier Abschnitte von ungleicher Hohe und unaufgeschlossene Kiiste zugefallen sind. Die Abdachung wesentlich verschiedener Form. Vom Nordkanal an sieht neigt sich auch hier iiberwiegend, aber nicht so ausschliefs- man die Hohen sanft und regelmafsig anschwellen bis zu lich wie im Mittelstiick der Insel, nach Osten. dem ersten ansehnlichen Gipfel Viglaes (782 m). Eine In ausgedehnten Teilen der Insel ist die Oberflachen- hochliegende, aber doch scharf eingekerbte Scharte (644 m) gestaltung ein unzweideutiges Spiegelbild des innern Baus. trennt diesen Ostfliigel des Gebirges von dem machtigen Den hohen schroffen Westrand bilden die Kopfe einer nord- Gebirgsstock des Pantokrator-Massivs. Wie der Pantokrator ostlich oder ostlich fallenden Schichtenfolge, deren Lagen (S. Salvatore, 914 m) selbst den Ostrand dieses Plateaus die sanftern ostlichen Abhange in der Weise eindecken, (700 m) kront, so ist der Westrand zu dem Stravoskiadi dais ein Fortschreiten nach E in der Regel zu immer (849 m) aufgekrempt, der steil zu dem Pafs von Spartila jiingern Bildungen iiberfuhrt. Diese Sachlage tritt in der (424 m) abfallt. Jeneeit desselben beginnt der dritte Ge- Mitte der Insel und an ihrem Siidende deutlich hervor, birgsabschnitt zunachst mit sehr mafsigen Hohen. Erst aber die genauere Untersuchung begegnet ihr auch in ein ein jenseit des Dorfes Sokraki (450 m), das die Kammhohe gro&en Teile dee nordlichen Berglandes. Ostlicher Schichten- deckt, erhebt sich die breite Wolbung der Pylides mit der fall ist in seinem Kern und in seinem Ostfliigel so ent- Doppelspitze Tsuka (619 m). Der Pafs des Hlg. Panteleimon schieden iiberwiegend, dafs Benza kein Bedenken trug, (S. Pantaleone, 317 m) sondert davon den Westfliigel, der ihn zur Erklarung der Ablosung der Insel Korfu vom die unbedeutendste Hbhenentwickelung aufweist, wenn auch Festland heranzuziehen, den trennenden Nord-Kanal aufzu- sein Endglied, der Kegel des Arakli (506 m) mit sehr fassen als eine Synklinale, zu deren vom Meer verhiillter stattlichen Steilwanden die Buchten von Palaeokastritza Mittellinie die Schichten beiderseits, von der Insel ost- iiberragt. Partsch, Korfu. 2 10 Partsch, Korfu. Der Ostfliigel des Gebirges besteht aus wohlge- 40—50 m Hohe. An ihrem Pufse offnet sich als ein schichteten, ungemein kieselreichen Kalken, deren Banke Kreisabschnitt von 10 m Hohe und 40 m Lange der nach auf weiten Strecken stetig etwa 20 om Machtigkeit aufweisen, SW gekehrte Eingang einer etwa 120 m tiefen, 90 m breiten anderwarts aber auf wenige Zentimeter zusammenschwinden Hohle, deren mit Tropfsteinbildungen gezierte Declte mit oder zu mehr als 1 ru Dicke anschwellen. Das Gestein ist ein dem Boden derartig konvergiert, dafs die Hohe des Hohl- gewohnlich dichter, von sparlichen Kalkspat-Adern durch- raums nach innen immer mehr abnimmt. Im Sommer zogener Kalkstein von muscheligem Bruch und weifser, an suchen die Schafherden um so lieber diese schattige Zu- einigen Orton aber rosenrotor Farbung. Br umschliefst in flucht auf, da auf dem Boden der Grotte ein natiirlicher reichlichor Mongo dunkle Pouersteinknauern und -nester, Brunnenschacht sich offnet, dessen uberquellende Wasser- die bald faustgrofs in unregelmafsiger Verteilung mitten in fiille in der nassen Jahreszeit den grofsten Teil des Hohlen- oiner Bank auftroten, bald in betrachtlicher Flachenaus- bodens in einen Sumpf verwandelt. Der Hintergrund dieser dohnung bei goringer Machtigkeit fladenformig der Rich- Hohle ist nur durch eine mafsig dicke Pelsenwand von tung dor Schichtung sich anpasson. Violfach ontwickelt einer kleinern Hohle getrennt, die an der entgegengesetzten sieh oino von diinnen, braunlichen oder blaulichen Hornstein- nordostlichen Seite desselben Hugels sich offnet. Die Ent- lagon durchschossone Schiohtenfolge lichter, plattiger Kalko. stehung beider Hohlen erklart Benza durch Annahme einer Die kiesoligen Einschliisse erliegen leichter als der Kalk der Senkung der untern Schichten, der die hangenden nicht Verwitterung und verwandeln sich, je nach ihrer Zusammen- gefolgt seien. setzung, bald in rotliche, scharfkantige Brocken, bald tlber die Altersstellung dieser Schiohtenfolge, welche — unter Einwirkung der eindringenden Pflanzenwurzeln — den Ostfliigel des nordkorfiotischen Gebirges zusammensetzt, in lockres schwarzes Erdreich. Dann sind die zwisehen werden vielleicht kunftige Funds organischer Einschliisse ihnen eingebetteten Kalkplatten leicht aus dem Boden zu voile Klarheit verbreiten. Benza hat in ihr vergebens heben zur Verwendung als Bausteine. Wirkliche Stein- nach Versteinerungen gesucht. Was ich mit vieler Miihe briicbe sind nur an den Orten angelegt, wo die kieseligen auffand, war der schlechten Erhaltung wegen unbestimm- Einschliisse in der Zusammensetzung des Gesteins ausnahms- bar. So miissen die Lagerungsverhaltnisse vorlaufig als weise mehr zuriicktreten, und reine blendondweifse oder einziger Anhaltspunkt fur die Altersbestimmung verwertet rote klingende Kalkplatten gewonnen werden, welche je werden. nach ihrer Dicke und der mehr oder minder vollkommenen Durchwandert man die Nordostecke der Insel Korfu Ebenheit ihrer Schichtflachen als Mauersteine, Plies- vom Nordkanal bis zum Pantokrator, so begegnet man in platten, bisweilen selbst als Dachplatten fur Bienenstocke dem Olwald iiber den Buehten von Kulura, Kalami und Verwertung finden. Die meisten dieser kleinen Steinbriiche Agni und weiter aufwarts in den steinigen Getreidefeldern liegen bei dem kleinen Bootshafen (oder Proselendi). und Weinbergen von Vigla einem mehrfach zwisehen NE Sie sind neben den ostlichern von Kentroma (spr. Kjen- und SW wecbselnden Fall der im ganzen NW streichenden droma) oberhalb des Bootshafens Agni wohl die einzigen, Schichten. Noch kurz vor dem Steinbruoh (850 m) von die nach der Stadt Korfu Baumaterial aus diesen Schichten Agia Varvara (388 m) sieht man die Schichtenneigung aus liefern. Fur den ortlichen Bedarf arbeitet auf der Katnm- N 15 E 20° nach SSW 30° umschlagen. Erst jenseit hohe der Bruch von Agia Varvara, dessen Kirchlein all- der kleinen Dorfschaft, die um dieses Gotteshaus sich schart, mahlich zum wichtigsten Sammelpunkt der weit zerstreuten verlafst man das Bereich dieser Faltungen und betritt an Gemeinde Sinies sich entwickelt, an der Nordkiiste der von den Hangen des Berges Viglaes ein ausgedehntes, auch Syki an der Bucht von Aprau und andre. Zum Kalk- seine Vorberge Kokorovi, Pardos, Psevdomeri, Prinos ein- brennen werden die Kalksteine dieser Schichten nur im schliefsendes Gebiet mit stetig nordostlicher Schichten­ Notfall verwendet, sie eignen sich dazu weniger als die neigung (E 20—25 N 20—30°). Wie in ein streifiges jungern hornsteinleeren Kalke, deren bald zu gedenken Gewand gehiillt, erscheint die nahezu kahle, graue Berg- sein wird. lehne, iiber deren Schichtenkopfe der rauhe Pfad einformig An einem von mir nicht besuchten Punkte des Nord- fortfiihrt. Am Rande des 90 m tiefen Thales von Sinies abhanges, beinahe eine Stunde siidostlich von Perithia tritt (Wirtshaus 472 m) andert sich plotzlich das Landschaftsbild. in diesem feuersteinreichen Kalk eine ansehnliche Hohlen- Zu Fiifsen liegt ein Gewirr vielverzweigter ziegelroter bildung auf, welche Benza eingehend beschreibt. An dem Schluchten, zwisehen denen schmale, vom Wetter zerfressene Scheitel eines Hiigels ist eine betrachtliche Einsenkung der Hiigelzungen des nahen Zusammensturzes zu barren scheinen. Schichten in 180 m Lange und fast 100 m Breite erfolgt. Am Vereinigungspunkte dieser Furchen des Thalbodens Das Senkungsfeld wird iiberragt von einer Steilwand von liegen die verfallenen Hauser des alten Dorfes Sinies. Bau des nordlichen Berglandes. 11 Dicht bei ihnen sticht ein grofser Fleck schwarzblauer sie ebendort beim ersten Besuche von Korfu wieder. Sie Schiefer heraus aus den lichtern Farben der TJmgebung. waren indes nicht deutlich genug, um eine Bestimmung zu- Die jenseitige Thalwand bildet der steile Osthang des Pan- zulassen. Erst nach wiederholtem Sucben erlangte ich tokrator, bis uber die halbe Hohe mit ostlich fallenden sowohl an den Brunnen von Sinies, wie an denen von Felsplatten glatt gepanzert, liber denen weifsgraiie, wilde Palaeospita, namentlich aber von einer dritten Brunnen- Schroffen hinaufstreben bis zu den Mauern des Gipfel- gruppe noch weiter siidostlich an der verlassenen alten klosters. Dorfstelle Karya (340 m), wo die Verwitterung die Fossilien Steigt man von der festen Felslehne des „ Wachtberges“ aus den miirbe gewordenen Schiefern unverletzt heraus- hinab gegen den Thalgrund, so versinkt der Pfad bald in prapariert, schone Exemplare der Posidonomya Bronni einen Hohlweg, dessen Wande aus losem rotlichen Grus Voltz. Die Schaefer von Karya (Fall N 10 E 10°) schliefsen bestehen, welchen Regenschluchten so vielfach durchfurchen, Schichten ein, die nahezu vollstandig aus dicht iiberein- dafs meist nur schmale Sandzungen, bisweilen gar nur anderliegenden Individuen dieser zierlichen, konzentrisch schlanke Kegel, die an Erdpyramiden erinnern, zwischen gestreiften Bivalve zusammengesetzt scheinen. Nach diesem ibnen stehen bleiben. Man konnte glauben, sicb in einer Fund stellte Herr Hofrat Prof. v. Zittel in Muncben, dem Schuttanhaufung jugendlicben Alters zu befinden. Erst die ich fiir samtliche palaontologischen Bestimmungen und Er- aufmerksamere, die oberste Hiille beseitigende Betrachtung lauterungen zu dem von mir gesammelten Material aus zerstort diesen Eindruck und erweist diese roten Grus- Jura und Kreide von Korfu zu hohem Danke verpflicbtet hiigel als anstebendes Gestein, das eine ungewohnlicb tief bin, die Alterstellung der Schiefer von Sinies fest. Der gehende Verwitterung erfahren hat. Es ist eine aufserst Horizont der Posidonomya Bronni bezeichnet die untere diinnschichtige Folge von 1—2 cm machtigen kieseligen und Abteilung des obern Lias. oft noch diinnern kalkigen und tbonigen Lagen. Die vor- Das Liegende der Posidonomyen-Schichten ist bei Karya herrschenden Hornsteinlagen bedingen durch ihre tiber- nicht aufgeschlossen, bei Palaeospita teils durch die Erosion raschend tief eindringende Verwitterung den brockeligen des Bachs von Sinies beseitigt, teils an der gegeniiberliegen- Zerfall, durcb ihren Eisengehalt die rote Farbung des den Thalwand unzuganglich. Nur beim Dorfe Sinies kann Verwitterungsproduktes. Wenn aucb alle blofsliegenden man es aufsuchen. Etwa 7 Minuten NW von dem grofsen Teile dieses Schicbtenverbandes scbon derartig gelockert Aufscblufs der blauen Schiefer an den Brunnen von Sinies sind, dafs die ortlichen Wirkungen der Schwerkraft die liegt etwas hoher am westlichen Thalhang (491 m) verein- Scbicbten mannigfach verzerrt, gefaltet und zerrissen haben, zelt der oberste Brunnen (απάνω πηγάδι) des Dorfes. Dort so ist docb die konkordante Unterlagerung dieser kiesel- sind in geringer Ausdehnung graue tbonige Kalke und Mer- reicben Sohichten unter den Plattenkalk der Viglaes ebenso gel aufgeschlossen, die unter 32° E 2 N fallen. In ihnen zweifellos erkennbar, wie ihre konkordante Auflagerung auf fand ich eine Reihe Ammoniten, deren Bestimmung Herr die scbwarzblauen Schiefer des Dorfes Sinies. Prof. v. Zittel gemeinsam mit einem andern bedeutenden Diese durch ihre dunkle Farbung auffallenden Schiefer, Kenner des Lias, Herrn v. Suttner, durchfiihrte. Die in denen die Brunnen des Dorfes aufsetzen, gehoren einer tiefste fossilfiihrende Bank des ganzen nur wenige Schritt Schichtenfolge an, die etwas vollkommener in einer ost- langen Aufschlusses, der nur eine Schichtenmachtigkeit von lichen Seitenscblucht des Thalbaches von Sinies, eine Viertel- 1γ m entblofst, lieferte einen Phylloceras aus der Gruppe stunde sudostlicb vom Dorfe aufgeschlossen ist. Die Grt- des Ph. Nilssoni und eine dem Harpoceras Eseri Opp. lichkeit, an deren Brunnen einst eine Ansiedelung stand, ungemein nahestehende Varietat. Aus einer etwa 1 m hoher beifst heut Palaeospita (312 m). Dort siebt man diese liegenden diinnen Bank thonigen Kalkes erhielt ich zahl- dunkelblauen, braunlichgrau verwitternden Schiefer in diinn- reiche wohlerhaltene und vollkommen sicher bestimmbare plattigen Lagen wechseln mit grauen Mergelkalken von Exemplare des Am. (Dactylioceras) Mortilleti Menegli. Eine nicht unbedeutender Harte; auch eine diinne Konglomerat- zweite sehr ahnliche Art steht dem oberliasischen Ammo­ bank ist eingefiigt, und im Hangenden wie im Liegenden nites communis Sow., eine dritte A. (Dactylioceras) Des- dieser Schichtenfolge begegnet man wohlgeschichteten plat- placei d’Orb. iiberaus nahe. Harpoceras war hier durcb eine tigen Kalken, die ganz denen der Viglaes gleichen. Die Form aus der Radians-Reihe, sowie durch einen schlechten Schichten fallen hier E 20 N 24°, bei den Brunnen des Abdruck aus der Gruppe des A. complanatus vertreten. Von Dorfes in unverkennbarer Fortsetzung derselben Banke Phylloceras steht ein schlecht erbaltenes Stiick Ph. zetes E 22 N 18°. In den blauen Schiefern von Palaeospita sehr nahe. wollte Benza zahlreicbe Abdriicke einer kleinen Muschel, Aus diesen Bestimmungen zog Herr Prof. v. Zittel den die er fiir eine Chama hielt, gefunden haben. Ich fand Sohlufs, dafs die Liasablagerungen am Obern Brunnen von 2 * 12 Partsch, Korfu. Sinies dem Medolo der Lombardiscben Alpen am nachsten aus den hornsteinveichen Lagen iibertritt auf den Panto- vergleichbar sind, also auf dor Grenze zwischen mittlerm kratorkalk, ohne iiber das gegenseitige Verhaltnis beider und oberm Lias stehen. Klarheit zu gewinnen. Noch iiberraschender ist es, bei Von diesem festen Standpunkt aus ist vielleicbt nun- einer Wanderung iiber die Karsthochflache im W des Panto­ mehr ein erspriefslicher Riickblick auf die Gesamtheit der krator bis gegen Spartila den Pantokratorkalk bei bestandig jiingern Schichten des Berges Viglaes moglich. Die Mach- ostlichem und siidbstlichem Fallen schliefslich konkordant tigkeit des obern Lias von dem Medolo bis aufwarts zu den auflagern zu sehen auf Flysch. Diese Wahrnehmung drangt Posidonomyenscbiefern kann 40 m nioht iibersteigen. Etwa — wie wir bald sehen werden — zur Annahme eines in ebenso hock oder wenig hoher wird sich die Machtigkeit die obere Kreide fallenden Alters des Pantokratorkalkes und der dariiberliegenden roten, hornsteinreichen Schichten be- zur Aufsuchung einer Diskordanz zwischen dem Pantokrator- laufen. Die Machtigkeit des Plattenkalks der Viglaes dagegen gipfel und dem Thalgrund von Sinies. Diese Diskordanz schatze ich auf mindestens 400 m. Die Verbindung dieser ist in der That vorhanden. ganzen Schichtenfolge gestaltet sich durch die unverkenn- Steigt man von einem der kleinen Bootshafen Glypha bare gleichsinnige Lagerung, noch mehr aber durch die oder Nisaki gegen Sinies empor, so kann man bereits be- Wiederkehr einzelner Banks von Plattenkalk noch zwischen merken, wie die Plattenkalke, auf denen man schreitet, ihr den Liasbildungen so innig, dafs ich an eine Liicke in der ziemlich steiles ostliches Fallen auch jenseit der Schlucht Altersfolge hier nicht zu glauben vermag, sondern die horn­ des Thalbaches von Sinies noch eine Strecke aufwarts bei- steinreichen Schichten und die Plattenkalke fiir unmittelbare behalten, allmahlich aber ihren Fall vermindern und end- Nachfolger des obern Lias, also fiir Tithon (untere Abtei- lich nahezu horizontal einschiefsen unter den Gipfelkalk des lung des Dogger) halten mochte; ohne naturlich die Mog- Pantokrator. Die Richtigkeit dieses Fernblicks bewahrt lichkeit auszuschliefsen, dafs die jiingern Glieder der vor- sich beim kiirzesten Anstieg vom Dorfchen Sinies zum Panto- laufig zusammengefafsten Polge gutgesohichteter hornstein- kratorgipfel. Man erkennt zunach’st, dafs nur die Erosion reicher Kalke um A. Varvara und am Nordkanal dereinst die Liasschichten des Thalgrundes aufgeschlossen hat. Sie als wesentlich jiinger, vielleicht schon als der untern Kreide werden wieder eingedeckt durch plattige Kalke, die den angehorig erkannt werden. Hang des Pantokrator verkleiden. Ihr Fall betragt noch Diese Moglichkeit verdient um so ernstere Beachtung, m 570 m Hohe E 5 N 38°, mindert seine Steilheit aber da gerade das Neokom (untere Kreide) des Apennins, be- schnell auf 11°, endlich zu nahezu horizontaler Lage und sonders des Monte Gargano, hornsteinreiche Kalke aufweist, wolbt sich so unter die hier schichtungslosen rauhen Massen die denen des nordostlichen Korfu sehr ahnlich sein miissen, des Gipfelkalkes hinunter (685 m). wahrend das Tithon zwischen dem Monte Catria und dem Das Liegende der Liasschichten ist in dieser Gegend Gran Sasso ganz zu fehlen scheint, und am Gargano durch nicht entblofst. Wohl aber kommt es — wie schon Benza weit verschiedene Gesteine vertreten ist. treffend herausfand — zum Vorschein in der jahen Sud- Wenden wir nunmehr von dem Lias von Sinies aus front, wenigstens an der Siidostecke des Pantokrator-Massivs. unsre Blicke westwarts, so gleiten sie iiber eine hohe Lehne Den Steilabbruch des Gebirges gliedern hier einige weifs ostlich fallender Plattenkalke empor zu den Gipfelkalken des in die Ferae schimmernde Wasserrisse. Ihr Gestein deckt Pantokrator, Der erste Eindruck ist entschieden der Auf- in massenhafter Anhaufung den schmalen Schuttfufs, der fassung giinstig, dafs diese mit dem mittlern Lias eng ver- den Saum des Gebirges vom Meeresufer trennt. Es ist ein bundenen Plattenkalke einen altera, in dem Scheitel des feinkornig kristallinischer, anscheinend nicht geschichteter Pantokrator (914 m) emportauchenden Gebirgskern eindecken. weifser Kalkstein von splitterigem Bruch. Die manchmal Sieht man vollends den schlechtgeschichteten, grobkornig nahezu dicht erscheinenden Bruchflachen glitzern an zahl- kristallinischen, von kieseligen Einschliissen durchaus freien, reichen Punkten von kleinen Kalkspat - Kristallen. Dieses dagegen an Kalkspat-Drusen auffallend reichen Pantokrator- Gestein liefert gebrannt einen vorzuglichen Kalk. Benza kalk am siidlichen Thor des Gipfelklosters E 5 S 28° fallen, bezeichnet es schon richtig als das Kerngestein (the nucleus) so ist man sehr geneigt, an eine konkordante Auflagerung des Pantokrators und erkennt die mantelformige tTberlage- der Liasschichten auf ihn zu glauben. Aber an dieser An- rung desselben durch die Jurabildungen, die das Thai von schauung, die sich mir zunaohst ebenso verlockend auf- Sinies fiillen und den Berg Viglaes zusammensetzen. In drangte wie Benza, wird man bald irre. Es fallt auf, dafs der That geht das in den Viglaes und ihren nachsten Vor- man auf der Kammhohe des Gebirges beim Ubergang zwi­ bergen E 25 N 30°, dann (bei Palaeospita) E 20 N 24° schen Viglaes und Pantokrator nirgends den charakteristi- gerichtete Fallen, wenn wir weiter nach S kommen, schen dunkeln Liasschichten begegnet, sondern unmittelbar nach SE herum. Es betragt in einem Bruch iiber Nisaki Bau des nordlichen Berglandes. 13 S 10 E 20°, westlich von der Miindung des Wildbachs bleiche Schroffen entschieden von dem einformigen Schich- von Sinies S 12 E 41°. tenbau der Hiigelfundamente abstechen. Wenn man auf Mit diesem Mantel hornsteinreicher Juraschichten wird den Hohen westlich des Thales von Perithia steht — auf man in Yerbindung bringen diirfen die freilich heute durch dem Gipfel des Lasis (827 m) oder auf dem Joch bei Lus­ einen ansehnlichen Meeresraum getrennten Inseln im N der tra (534 m) —, ist man iiberrascht von der Scharfe, mit Stadt Korfu (Vido, Scoglio bruciato, Lazzareto) und die der diese blassen, wilden Gipfelkronen im E des Thales Nordostecken der Stadt selbst (Punta di S. Nieolo), sowie sich abheben von der rotlichen Yerwitterungsfarbung, welche der Fortezza vecchia (Capo S. Sidero). An alien diesen Punkten den Thalgrund und den Thalschlufs beherrscht. Man glaubt stehen wohlgeschichtete, hornsteinreiche Kalksteine an, welche zu bemerken, dafs diese rauhen Gipfel zu einem wenig in ihrer Erscheinungsweise durchaus mit denen des Nordost- unterbrochenen Zuge sich zusammenschliefsen, der vom Panto- fliigels der Insel iibereinstimmen. Auf Yido fand Portlock in kratorgipfel nordostlich iiber den Xerovlaka fortstreicht bis diesen Schichten Ammoniten und Terebrateln; auch M. Neu- zum Kakoplagi bei Lutzes. mayr entdeckte dort Ammonitenreste, ward aber leider an Zu spezieller Untersuchung dieser Hiigelreihe bin ich naherer Untersuchung der Insel gehindert*). Mir sind am nicht gekommen, aber das Zeugnis Benzas tritt erganzend C. Sidero nur zahlreicbe auf den Schichtflachen verteilte braun- ein. Er hat auf dem Wege von den Hohlen, die er ein- lich glanzende Reste von Fischschuppen aufgefallen. Die gehend beschreibt, herab nach Perithia diese Hiigelkette Lagerungsverhaltnisse dieser siidlichsten Vorkommen, fur besucht und schildert ihr von dem Socket entschieden ab- welche ein jurassisches Alter wahrscheinlieh ist, sind an weichendes Gipfelgestein als einen weifsen ungeschichteten, den verschiedenen einzelnen Punkten so wechselnd und in unregelmafsige Massen gegliederten Kalkstein, ohne jeg- unstat, dafs eine zusammenhangende Darstellung derselben liche kieselige Einschliisse, klingend, kantendurchscheinend, kaum moglich ist. grobkornig kristallinisch mit strahlig - blatterigem Bruch, Noch bleibt die Nordabdachung des ostlichen Gebirgs- voll grofser Hohlungen, die oft mit einer dunkelbraunen fliigels zu untersuchen. Auf ihr entspricht dem Thai von Erde gefiillt seien, welche mit deT Terra rossa nicht zu Sinies das Thai von Perithia (420 m). Steigt man von dem verwechseln sei. Die meisten Merkmale dieser Charakteri- Joch, das zwischen den Gipfeln Yiglaes und Pantokrator stik passen vollkommen auf den Gipfelkalk des Pantokrator. beide Thaler verbindet, hinab in das nordliche, so fiihrt Als eine diskordante Auflagerung dieses Kalkes der obern der Pfad iiber dieselben zu brocklichem roten Grus, ver- Kreide wird man also vorlaufig am ehesten dieses Gipfel­ witternden hornsteinreichen Schichten, welche den Grand gestein auffassen diirfen. des Thales von Sinies bildeten, und dicht nordostlich von dem Seine Unterlage, der hornsteinreiche Jurakalk der Viglaes, Dorf Perithia stofsen wir bei seinen Brunnen auf dieselben reicht auf dem Boden des Dorfes Perithia quer iiber das hier nur etwas mehr gelblich gefarbten thonigen Kalke des Thai auf dessen Westeinfassung hinuber und deckt die ganze mittlern Lias mit Harpoceras Eseri Opp. und einem Phyl- Lehne empor bis zu den Hohen von Lustra, bestandig nord- loceras aus der Gruppe des Ph. Nilssoni. bstliches Fallen bewahrend (E 15 N bis E 25 X 21—25°). Geht man von diesem Fossilfundort ostlich hinuber in Bemerkenswert ist auf dieser Strecke in dem Grunde des das Nachbarth-al, das hinab nach Lutzes fiihrt, so kommt letzten „Traphos“*), ehe der W e g zu den Hohen von Lustra man iiber schwach ostlich geneigte hornsteinreiche Schichten ansteigt, ein ansehnliches Nest von Braunstein (445 m). bald in den echten Plattenkalk der Viglaes, der das ganze Manganspuren zeigen sich auch sonst vielfach in diesen Thai von Lutzes mit nordostlichem Fall (E 15 N 32°) be- hornsteinreichen Kalken. An mehreren Punkten (Agni, Aprau.) herrscht und dessen NW-Richtung bedingt2). Aber das findet man auf Bruchflachen dendritische Zeichnungen. Landschaftsbild ist nicht ganz so einformig wie in den siid- Hier nun ist der Kalkstein in betrachtlicher Ausdehnung von lichen Schluchten der Viglaes, well die Hohen zwischen den einer fetten braunlichen Farbung durchdrungen, und inner- Thalern von Perithia und Lutzes (der Xerovlaka, der halb von gefarbten Kalkspathofen treten Braunsteinnester Kakoplagi) augenscheinlich von rauhen, schichtungslosen auf. Die Eingebornen verwenden das Mineral bei dem Zinnen eines lichtgrauen Kalksteines gekront sind, dessen Behr unvollkommenen Farben ihrer Jacken und nennen es — ganz wie den Waid — einfach „Farbe“ (β α φ ή ).

’) Portlock, Kemarke on the white limestone of Corfu and Vido. Benza meint, dasselbe Gestein, die hornsteinreichen Platten- Quart. Journal of the Geol. Soc. of London. 1 ,1845, p. 87—90. M. Neu- kalke, reiche westlich bis nach Lavki, und mayr, Die geographieebe Verbreitung dor Juraformation. Denkschriften der math. Kl. derKais. Akad. der Wissensch. zu Wien 1885. L, S. 109. Strinila. Das ist nicht richtig. Auf einer Wanderung vom 2) Nur dicht oberhalb Lutzes rich ten sich die Schichten zu saigerer Stellung auf, um eine kurze Strecko in entgegengesetztes Fallen x) Korfiotische Bezeichnung fur Wasserrifs, Schlucht (Herkunft: (W 15 8 75°) umzuscblagen. τάφρος). 14 Partscli, Korfu. Pantokrator iiber den Lasis (827 m) bis Episkepsi (290 m) Schichtenfall waren beim Mangel ausreichender Oberflachen- habe ich es nirgends angetroffen, und auf dem besonders aufschliisse nicht vollkommen sicher zu beobachten. interessanten Gange von Agios Panteleimon (140 m) iiber 3) Dicht ostlich von Lavki beginnt ein weifser, klein- die Hoben von Lavki (426 m) und von Lustra (534 m) naob k6rnig kristallinischer, rauh anzufiihlender Dolomit, welcher Perithia betritt man es erst, wenn man den Bergriicken von der Verwitterung leicht erliegt und deshalb fiir Bauzwecke Lustra bereits erstiegen bat und den Abstieg gegen Peri­ vollig unbrauchbar, dagegen dem Gedeihen kraftigen Wald- thia beginnt. Ich verspracb mir von dieser Wanderung wuchses auffallend gunstig ist. Der Berg nordostlich von das Auffinden einer deutlichen Grenze zwischen den iiber Lavki, zwischen den Thalern von Lavki und Perithia, be- dem Flysch liegenden Kalken und den jurassischen Ablage- steht ganz aus diesem miirben Gestein und fiihrt danach den rungen, die sich in den Aufbau des ganzen Panto krator- charakteristischen Kamen Saprovuno (Faulberg); desgleichen Gebirgsstockes teilen, und war naraentlich darauf gespannt, der dicht bewaldete Berg Kuramilas, siidlich liber Lavki. wo ich die charakteristischen Liasablagerungen, die ich von Die Fallriehtung des Saprovuno-Dolomits1) ist E 15 N 38°. Sinies her kannte, wiederfinden wiirde. Zu meiner Ent- Danach ist es wahrscheinlich, dafs der Dolomit und viel- tauschung traten diese auf dem ganzen Wege nirgends auf. leicht schon die blauen Schiefer diskordant zusammenstofsen Yielmehr ergab sich von NW nach SO folgendes Profil: mit dem Kalk, der den Flysch eindeckt. Dagegen folgen 1) Auf dem Flysoh *) von A. Panteleimon lagert gleich- nunmehr iiber dem Dolomit· bis nach Perithia lauter gleich- sinnig geschichtet ein weifser, dichter, sehr wenig Hornstein sinnig fallende Schichten. einschliefsender Kalkstein von muscheligem Bruch, durch- 4) Hat man das Thalehen zwischen Lavki und den zogen von einem Kalkspatgeader, das durch ungleichmafsige Hohen von Lustra uberschritten, so beginnt ein grauer, ganz Yerwitterung bald eine schwach hervorragende charakteri- diinnsohichtiger kristallinischer Kalk, mit feinen kieseligen stische Zeichnung auf den Verwitterungsflachen hervorbringt, Lagen durchschossen, weiche der Yerwitterung augenschein­ bald die Zerkliiftung des Gesteins zu bedingen scheint. Hier lich leichter erliegen und dann das Gestein bisweilen in und da sind auch vollkommen kristallinische Lagen einge- einen Wechsel von festem Kalk und lockern roten Erd- schaltet. Die deutlichen 10—30 cm machtigen Schichten schichten verwandeln. Fall E 6 N 37°. fallen wie die der Flyschmergel und -sandsteine SE. Der 5) Jenseit der von einer rotlichen Verwitterungsdecke Kontakt beider Schichtenkomplexe (in etwa 210 m Hohe) verhiillten Pafshohe von Lustra (534 m) folgt zunachst ein ist hier durch Schutthalden verhiillt, aber weiter westlich iiber grauer, dichter, schrattig verwitternder Kalk. Fall der Banke dem Dorfchen A. Panteleimon und in der grofsen Schlucht E 23—29°. (μέγα λάκκος 210 m) vor Episkepsi ist die unmittelbare 6) Durch Aufnahme von Hornsteinknollen scheint dieses konkordante Auflagerung vollkommen deutlich blofsgelegt. Gestein allmahlich iiberzugehen in den echten Plattenkalk Beim Emporsteigen gegen Lavki notierte ich die Fall- der Viglaes, der E 15—25 N 20° fallend, das ganze Thai richtungen dieses Kalkes in geringem Wechsel zwischen von Perithia fiillt. S 15 —18 E 28 — 37°. Sowie man sich dem Dorfchen Lavki (426 m) nahert, andert sich die Landschaft. Die Danach gewinnt man den Eindruck, dafs der Sapro­ bisher durch Ginster- und Baumheidegestriipp und einzeln vuno-Dolomit und vielleicht die ihm benachbarten blauen stehende Knoppereichen allenthalben hindurchschimmernde Mergelschiefer von Lavki die altesten Glieder dieses Quer- Sehichtung der Gesteinsbanke wird von einer zusammen- schnitts durch das Gebirge sind. In dieser Auffassung be- hangenden Bodenkrume verhiillt. Weiche Wiesen und starkte mich ein Gang durch die Schlucht des Baches von tiefgriindiges Ackerland spannen auf einer kleinen Hoeh- Perithia unterhalb dieses Dorfes zwischen dem Ostabfall flache sich aus. Man betritt augenscheinlich ein besser ver- des Saprovuno und dem Westabsturz des Kakoplagi. Der witterndes, fruchtbareres Gestein. Das sind: unterste Teil dieser ziemlich steil geneigten Schlucht von dem Hofe Lossotatiko (140 m) aufwarts bis iiber 220 m 2) die hellblauen blatterigen Mergelschiefer, in denen Meereshohe liegt im Saprovuno - Dolomit, der hier nur die Brunnen von Lavki angelegt sind. Eine vor kurzem mit frischerm Aussehen minder verwittert auftritt und vollendete Brunnengrabung hatte reichliche Gesteinsproben E 31—37 N 26—31° fiillt. Dann wird der Ravin eine zu Tage gefordert. Organische Einschlusse waren nicht Strecke weit ungangbar. Der oberste Teil der Schlucht von darin. Die anscheinend sehr geringe Machtigkeit und der

*) Seine Zusammensetzung stellte freundlichst Herr Dr, Kohler, 1) Ee wird sich unten zeigen, dafs wahrscheinlich die Schichten- Assistent am chemischen Laboratorium dor Uniy. Konigsberg, durch folge hier umgekohrt, also der Kalk trotz der Auflagerung auf den zwei Analysen fest: Ga 0 30 .6 9 (31.06), Mg 0 21 .3 4 (21.17), Flysch alter ist als dieser. Vgl. S. 16. CO2 47.58 (47.58), Spuren yon Eisen. Bau des nordlichen Berglandes. 15 310 m bis 410 m Meereshohe, also bis in unmittelbare Nach- gegen den Rand und ist demgemals durch ziemlich tiefe barschaft von Perithia, schneidet erst in machtige schichtungs- Erosionsthaler in Riicken zerschnitten, deren Richtung der lose kristallinische Kalke ein, dann dariiber in homsteinreichen Neigung der einst zusammenliangenden Oberflache entspricht. Plattenkalk, dessen Pall zwischen E40 S 26° und E 10 S 40° Da die Thalausgange fast ausnahmslos in ansehnlicher Hohe wecbselt. Nach aufwarts verflacht sich die Lagerung sicht- an der Wand des Massivs sich offnen und aus enger licli, und es ist nicht unmoglich, dais die nahezu horizon­ Elamm ihre Regenbache mit einem Sturz iiber den noch tal lagernden Liasmergel der Brunnen von Perithia regel- nicht durchsagten Socket des Gebirges hinabschicken ins recht auf diesen Plattenkalken in gleichsinniger Lagerung Yorland, bleibt dessen Yerkehr mit den Hochthalern aufruhen. Dann hatten wir obere und untere Plattenbalke, schwierig. Deshalb sind diese Thaler schwach bevolkert getrennt durch die versteinerungsreichen Liasschichten zu und bewahren noch betrachtliche Reste der alten Bewal- unterscheiden. Aber wahrscheinlicher ist es mir, dais nur dung, namentlich kraftige Knoppereichen in lockern, park- eine Schichtenstorung, bei der die Liasschichten auf be- artigen Bestanden. Im aufsersten Hintergrund zweier be- nachbarte jiingere Plattenkalke hinaufgeschoben wurden, hier nachbarter Thaler liegen die hochsten Dorfchen der Insel: den Lias bis in ein Niveau emporgebracht hat, in welchem Strinila (670 m) und Betalia (ca 630 m). er durch die Erosivkraft des Baches von Perithia auf- Im Gegensatz zu dieser durch die Erosion kraftig ge- geschlossen werden konnte. Diese Annahme erklart viel- gliederten nordlichen und nordwestlichen Abdachung des leicht am besten das isolierte, raumlich beschrankte Auf- Massivs weist der iibrige grofsere Teil seiner Oberflache treten der Liasmergel mitten in einem ausgedehnten Gebiet keine bestimmte Neigung und keine klar entwickelte Thal- von Plattenkalken, die augenscheinlich nicht samtlich auf bildung auf, sondern bildet ein festgeschlossenes Karstplateau dem Lias liegen, sondern in der Schlucht ihn zu unter- von iiber 700m Hohe, das 3 km breit zwischen einem teufen scheinen. Die Lagerungsverhaltnisse in dieser 2 km langen Westrand und einem doppelt so langen Ost- Schlucht erfahren eine kleine weitere Verwickelung da- rand trapezformig sich ausspannt. Der Westrand schwillt durch, dafs iiber dem Saprovuno-Dolomit und liber dem zu der breiten Pyramids des Stravoskiadi empor (849 m), Plattenkalk eine diskordant aufgelagerte, vom Wildbach den Ostrand iiberhoht der Kamm, dessen Nordspitze das durchschnittene Soholle jiingern hornsteinfreien (Pantokrator-) Pantokratorkloster tragt (914 m), und von ihm durch Kalkes steiles nordwestliches Fallen zeigt. eine gegen Perithia hinabziehende Mulde getrennt erhebt Jedenfalls ist bei diesen nicht ganz einfachen Yerhult- sich an der Nordostecke des Trapezes der dritte beherr- nissen um Perithia eine spezielle fachmannische Unter- schende Gipfel, der Lasis (Λ ά α η ς , gewohnlich *ς τ ο υ Λ ά α η , suchung unerlafslich. Sie wird dariiber sichere Aufklarung 827 m). Zwischen diesen Bergen liegt eine Karstlandschaft bringen, ob — wie es mir scheint — der Saprovuno- von typischem Geprage. Nicht die mechanische Zerstorungs- Dolomit, den ich nirgend anderswo wiederfand, alter ist kraft oberflachlich fliefsenden Wassers (Erosion), sondern als die mit dem Lias so eng verkniipften homsteinreichen die chemische Losung des Kalksteins durch Wasser, das Plattenkalke, also vielleicht in Parallels gesetzt werden auf der «Oberflache verweilt oder im Schofse des Gesteins darf mit den Dolomiten, welche im Apennin mehrfach als durch Spalten und Hohlraume sich seinen Weg sucht oberstes Glied der Trias bekannt geworden sind, oder ob (Korrosion), hat hier die entscheidende Rolle in der Model- er in engere Verbindung zu bringen ist mit den jiingern, lierung des Gebirges iibernommen. In die ehemals sicher den Flysch iiberlagernden Kalksteinen. Dann entsprache weit ebenere Flache sind jetzt, dicht bei einander liegend, er dem Dolomit, welcher auf Kephalonia die Unterlage des Tausende von Trichtern eingesenkt, bald wenige Meter im Hippuriten-Kalkes bildet. Durchmesser haltend, bald zur Grofse wirklicher Kessel- Nach diesem Blick auf die altesten geologischen Bil- thaler von mehreren Hundert Metern Umfang entwickelt. dungen des Dordkorfiotischen Gebirges, die dessen Oetfliigel Hier und da kann man verfolgen, wie die Trichter hinter- zusammensetzen und in dem Socket des Pantokrator- einander sich in einer zusamr^enhangenden Reihe anordnen. Massivs verschwinden, beansprucht dieser Gebirgsstock Dann sind wohl auch viele durch Einsturz der trennenden unsre Aufmerksamkeit. Mit schroffen Wanden erhebt er Eelsenrippen so verschmolzen, dafs Strecken zusammenhangen- sich nahezu allseitig auf einer Grundflache, die von N der Thalgriinde entstehen. In solch einem Thai, das wohl nach S von Agios Panteleimon bis zum Meeresufer nahezu den Zug eines ehemals unterirdischen Flufslaufes bezeichnet, 6 km Lange hat bei einer zwischen 4 und 3 km schwan- fiihrt der Weg vom Pantokrator nach Spartila lange fort. kenden Breite. Die Oberflache des Massive zerfallt in zwei Anderswo sind die Karsttrichter anscheinend ganz regellos Abschnitte von wesentlich verschiedenem Relief. Der N verteilt, so dafs der Weg in mannigfaohen Windungen sich und NW besitzt eine ausgesprochene Abdachung vom Innern zwischen ihnen hindurchzieht oder in stetem Wechsel bergauf 16 Partsch, Korfu, bergal) aus einem Trichter iiber den trennenden Kalkriegel in auflagern auf dem Kalkstein der westlichern Hohen, ander- den benachbarten iibergeht, die rauhesten, unwegsamsten seits einschiefsen unter die Kalke des Pantokrator-Massivs. Hiigel mbglichst meidend. Diese Senkungen in dei· un- Der erste Eindruck ist entschieden der Annahme giinstig, ebenen Hochflache sind meist mit Terra rossa gefullt, dem dafs bier der Flysch eine obere und eine untere Stufe der unloslichen Riickstand, den die Auflosung der durcb Thon- Kreidekalke trennt. Aber die zweite Moglicbkeit, dafs hier erde und Eisen verunreinigten Kalksteine hinterliefs. Von durch die Gebirgsfaltung der Flysch als Kern einer Mulde dieser weichen rotbraunen Erde sticht fur das Auge und mit nordostlich geneigter Axenebene eingeklemmt ist zwischen die Empfindung des Pufses gleich unangenebm ab der den untern und den obern Muldenschenkel eines und des- rauhe hellgraue Felsenrabmen eines locherig zerfressenen selben unter ihm liegenden Kalksteine, gewinnt an Wahr- Kalkes, der durch die schmalen, scharfen Leisten, in die scheinlichkeit, wenn man bemerkt, dafs am Siidhang des ihn bisweilen die Verwitterung zerteilt, und durch die Gebirges die Zwischenlagerung des Flysch zwischen die zahlreichen, unregelmafsig gestalteten Hohlungen den Tritt ostlichern und die westlichern Kalksteine nicht hinabreicht fortwahrend gefahrdet. Diese Kalksteine sind nahezu bis an den Meeresspiegel, sondern eine Uferwanderung von vegetationslos; aller natiirliche Pflanzenwuchs und aller Pyrgi iiber Barbati nach Glypha dauernd an Kalkstein- Anbau fliichtet sich in die vor Wind geschiitzten, warmen hohen voriiberfiihrt. Steigt man vom untern Ende Spar- Kessel voll fruchtbaren Erdreichs. Es ist ein absonder- tilas (348 m) gerade siidwarts an der Lehne hinab nach licher Anblick von der Pantokrator-Hohe herab auf diese Pyrgi, so verlafst man den Flysch schon nach 10 Minuten zahllosen roten Oasen in der grauen Kalkwiiste; man fiihlt in 278 m Meereshbhe. Wendet man sich aber von Spar- sich an Strabos Gleichnis von dem Pantherfell erinnert. tilla in siidostlicher Richtung iiber das Kirchlein der Pa- Sparlich verteilt stehen in den roten Trichtern schmal- nagia mit dem schonen Quell (335 m) hinab gegen Villa blatterige, mattgrune Baumchen, deren magere Laubkronen Barbati, so bleibt man weit. langer im Flysch. Er fiillt auf diinnem Stamm schon erfreulich sind in dieser kahlen sicherlich weit abwarts das kleine baumreiche Thai, wel­ Landschaft; es sind wilde Birnbaume (άγραπιδιαις). In ches die Vorhohen bei Pyrgi vom Gebirge scheidet. Ich den best zuganglichen Kesselthalchen mit Terra rossa bis habe sein unteres Ende nicht erreicht, da mein Weg mich hart an den Pufs des Pantokrator liegen Maisfelder des ostwarts abfiihrte, also in den auflagernden Kalk, der zu- ziemlicht fernen Dorfes Spartila, zu welehem der grofste erst weifs, kristallinisch kornig, schlecht geschichtet er- Teil dieser Karsthochflache gehort. schien, weiterhin aber deutliche Schichtung annahm und Von dem geologischen Bau des Plateaus vermag ich grofse Hornsteinknauern einzuschliefsen begann. Nahe bei nach drei eiligen Wanderungen dariiber wenig zu sagen. einem Wirtschaftsgebaude der begiiterten Familie Cola Die Gesteinsbeschaffenheit wechselt bedeutend. Nicht iiber- (etwa 150 m), wo die Pfade nach Barbati und nach Glypha all herrscht der ungeschichtete, kristallinische Kalk, oft sich trennen, fallt der wohlgeschichtete Kalk mit Horn­ — namentlich am Lasis, bei Betalia und Strinila — wolil- steinknollen S 30 W 43°. Man steht hier wahrscheinlich geschichtete dichte Kalke mit Hornsteinknollen. Wo das nahe an der Muldenbiegung. Der Muldenkern, der Flysch, Fallen sicher zu beobachten war, schwankte seine Rich- fallt beim Panagia - Kirchlein N 25 E 32°, iibereinstim- tung in der Regel zwischen NE und SE. Gewifs wird mend der darauf ruhende Kalk des obern Muldenflugels. kiinftig die genauere Untersuchung zu einer speziellern Der untere Schenkel der geneigten Mulde zeigt in den Gliederung der Kalksteine der Hochflache gelangen, die Uferhugeln zwischen Barbati und Pyrgi dieselben horn- ich vorlaufig unter dem Namen Pantokrator-Kalk zusammen- steinreichen Kalke mit dem Fallen E 19 N 57°, und in fasse. Bis jetzt ist bei dem anscheinend vollstandigen Man­ ihm sind mit diesen Kalken unmittelbar verbunden Lagen, gel an organischen Einschlussen noch nicht einmal seine deren Verwitterungsflachen kleine, aber unverkennbareFrag- Alterstellung mit voller Sicherheit ermittelt. Unzweifel- mente von Hippuriten aufweisen. Bestatigt sich, wie ich haft ist am ganzen Nord- und Westrand und am westlieh- hoffe, diese Auffassung der nur stellenweise aufgeschlosse- sten Teil des Stidrandes, bei Agios Panteleimon, Episkepsi, nen, meist durch die Triimmerablagerungen des Gebirgs- Omali, Sgurades und Spartila die gleichsinnige Autlage- fufses verhiillten LagerungsverhaltnisBe, dann wird man die rung des Kalksteine auf den Flysch. Die daraus zunachst in ihrer landschaftlichen und petrographischen Physiognomie gezogene Folgerung, dafs der Kalkstein junger sei als der ganz auffallend ahnlichen Kalksteine im Westen und im Flysch, erscheint mir nunmehr als voreilig. Osten des Passes von Spartila fur gleichalterig, und zwar Auf der Pafshohe iiber Spartila sieht man die schie- fur Hippuritenkalk erklaren. Dann wird aber auch im ferigen Mergel und die Sandsteine des Flysch in deutlich ganzen westlichen und nordlichen Umkreis des Pantokrator- nordostlichem Fallen (N 25—43 E 45—58°) einerseits massivs der Flysch unter Hippuritenkalk liegen, und in r j Λ '

aT Bau des nordlichen Berglandes. diesem selbst die Altersfolge der Schichten umgekehrfc sein, er iiber seme ig · gegliederfee-' Nordwestabdachung das jiingste Glied zu unterst liegen. und iiber die ganze Flyschlandschaft einen lehrreichen Die Machtigkeit des Flysch, der bei Spartila bis iiber tTberblick gewahrt. Die Kuppe und ~ der Westhang, das weifs in die Feme schimmernde Kircblein (A. Arsenios, anscheinend auch Teile der sanft geneigten Nordseite 458 m) emporreicht, und oberhalb der Pafshbhe, an der dieses Berges, sind von westlich fallenden Kalken Siidwesteoke des Stravoskiadi * Berges, bei einem kleinen eingedeckt, ebenso auch einige andre flache Gipfel des Busch von Cupressus horizontalis in 490 m Hohe endet, Yorlandes, wie der dem Dreifaltigkeitsberge ostlich diirfte im ganzen 160 m, also — unter der Annahme, gegeniiberliegende Priodi nordwestlich von Episkepsi. dafs hier in einer zusammengeprefsten Mulde dieselben Ob diese Kalke als Fortsetzung des Pantokrator* Schichten doppelt wiederkehren — in Wahrheit 80 m be- Kalkes aufzufassen sind oder eine jiingere Auflagerung tragen. Auf der Nordabdachung des Gebirges wird die auf dem Flysch darstellen, mufs vorlaufig dahingestellt Machtigkeit der Flyschablagerungen bedeutender. Sie bil- bleiben. den hier ein 1—3 km breites Yorland vor dem West- Nach W und nach N zu lafst sich die Oberflache des und Nordfufse des Pantokrator - Massive. Die Wildbache, Flysch in immer niedrigeres Niveau hinab. Beim obern welche bei starken Regengiissen von dem kahlen Kalk- Quell von Nyphaes liegt sie nur noch 176 m hoch. Dort gebirge niederschiefsen, schneiden tiefe, weitverzweigte ist sie in flacher Lagerung eingedeckt von weifsen, dichten, Schluchten in die miirben Gesteine ein, deren Oberflache von Kalkspat-Adern durchzogenen oder feinkornig kristalli- auch anderwarts auf weite Strecken ihren Schichtenbau nischen Kalken, die bald in dicken Banken, bald in diinnen unverhiillt erkennen lafst, da nur an den Wasserlaufen Platten geschichtet sind. Eine schmale Bucht ist dicht junger frischer Waldwuchs aufkommt, auf den trocknen ostlich von Nyphaes von NW her in diese Kalke eingelas- Hohen aber ein recht sparliches natiirliches Pflanzenleben sen. Ihr Grund besteht aus den Flyschmergeln mit Braun- und ein wenig ausgebreiteter Weinbau die matten stum- kohlenspuren, ist aber vollig verhiillt von iippigen Mais* pfen Farben dieses Hiigellandes diirftig bekleidet. Weitaus feldern, dank dem kraftigen Quell, der am Rande des siid- vorherrschend unter seinen Schichten, die beim ersten Blick lichen Kalkhiigels hervorbricht. Den nordlichen kront ein Erinnerungen aus den Karpaten wachrufen, sind graue und Kirchlein des Heil. Konstantin (205 m). Von ihm aus griinlich-graue diinnschieferige Mergel. Nicht selten treten iibersieht man ein nordwarts ziehendes Thalchen, in dessen dazwischen diinne Mergelkalkbanke von ansehnlicher Harte Grund weiter abwarts der Mergelschiefer wieder aufge- auf, bisweilen auch reine Kalksteinlagen, die dann recht schlossen ist, wahrend die beiderseitigen Hohen von auffallend ihre Umgebung iiberragen. Weit sparlicher kom* wenigen flachliegenden Banken eines gelblich - weifsen men lockere, ziemlich grobkornige Sandsteine von braun- sandigen Kalksteins bedeckt sind, auf dessen Verwitterungs- licher Farbung vor, am haufigsten nahe an der Grenze flachen grofse Clypeaster zum Vorschein kommen. Der- gegen den Pantokrator-Kalk. Organische Einscbliisse sucht selbe — wohl schon zur Tertiarformation gehorige — man iiberall vergebens, nur Spuren von Braunkohle trifft Kalkstein begrenzt mit seinen fast horizontalen Schichten man unterhalb des Quells (320 m) von Omali und an- in augenscheinlich diskordanter Auflagerung auch weiter geblich auch am obern Quell (176 m) von Nyphaes. Die ostlich unter Episkepsi und Agios Panteleimon die schie- Lagerungsverbaltnisse sind am Gebirgsrande iiberall ein- ferigen Flyschmergel. Ihre Ostgrenze diirfte nicht weit fach; immer schiefst der Flysch gleichsinnig fallend unter jenseit des letztgenannten Dorfes liegen. Auch ihre West- den Ealkstein des Massive ein, am Cypressenwaldchen iiber grenze habe ich nicht selbst gesehen; aber Benza ver- dem Pafs von Spartila N 10 E 26°, bei Sgurades ziem­ sichert, sie reichten im Westen des Berges A. Triada bis lich genau E 30°, bei Episkepsi E 26 N 55°, in der nach dem Dorfe Klimatia. Ebenso weit westlich diirften grofsen Schlucht (μίγα λάκκος) jenseit dieses Dorfes sie auch hart am Nordfufse der Hauptlcette des Gebirges E 15—18 S 49—56°, bei Agios Panteleimon S 28 E 45°. entlang ziehen. Dort lagert in dem Wasserbett (300 m) In der Thalschlucht, welcher der Weg von Episkepsi nach bei dem Dorfchen Zygo (330 m), das zwei Kuppen eines Nyphaes folgt, stehen die Banke der dem Flysch eingebetteten Sandsteinriickens und den Sattel zwischen ihnen einnimmt, harten Mergelkalke ungewohnlich steil und bewirken da- der diinnschichtige Sandstein des Flysch, N 30 E 40° durch die Bildung hoher Thalstufen. Im allgemeinen aber fallend, auf einem kieseligen Kalk, dessen Zugehorigkeit schlagt dae Fallen in einiger Entfernung vom Gebirge zu der Schichtenfolge des (Hippuriten-) Kalkes der Haupt- nach W und NW um, so entschieden in dem Sockel des kette kaum zweifelhaft ist trotz der Konglomeratauf- Klosterberges A. Triada (463 m), welcher der Nordwest- lagerung, welche deren Nordhang an dieser Stelle bis ecke des Pantokrator - Maesivs derartig gegeniiberliegt, dafs zu 400 m Hohe aufwarts • verhiillt. Steigen wir iiber Partscli, Korfu. 3 18 Partsch, Korfu. diese ungemein groben , viele kopfgrofse Blocke ein- den Hohen vollkommen verschwundenen Decke tertiareT schliefsenden Kalkkonglomerate an dem Kloster A. Niko- Bildungen. laos (371 m) und dem Kirchlein A. Varvara vorbei nach Von dem Schichtenbau des Gebirges habe ich, zumal dem Dorfe Sokraki empor, so iiberrascht uns dessen auf weiten Strecken jegliche Schichtung fehlt, hier auf einer merkwiirdige Lage auf der Kammhohe des Gebirges einzigen eiligen Wanderung ebensowenig ein zusammen- (450 m) mit entziickendem Niederbliob nach Norden und hangendes Bild erlangen konnen, wie in den Bergen west­ Sudan. lich von Sokraki, welche die Bewohner dieses Dorfes und Der Gebirgsabschnitt zwischen den Passen die des Flyschlandes unter dem Namen Pylides zusammen- von Spartila und S. Pantaleone (A. Panteleimon), fassenJ). Der Riicken wolbt sich von Sokraki aus zunachst in dessen Mitte die scbwache Einsattelung von Sokraki sanft empor bis in die Nahe eines kraftiger aufstrebenden liegt, besteht ganz aus dem der Karstbildung giinstigen Doppelgipfels, der Tsuka (619 m), jenseit deren ein rasche- weifsen kristallinischen Kalk mit Trichtern und Kessel- rer Abfall zum Pantaleone-Pafs (317 m) hinabfuhrt. Nach thalern voll Terra rossa, der physiognomisch vollkommen dem Siiden, gegen Skripero (126 m), kehrt dies Gebirge eine Pantokrator - Kalk gleicht und von ihm wohl auch der jahe, nahe unter den obersten Zinnen beginnende Wand, Altersstellung nach nicht verschieden ist. Der Hippuriten- wahrend im Norden zwischen den ersten Abfall des fund bei Pyrgi bestimmt sein Alter in vollem Einklang mit Gipfels und den steilen Absturz des Sockels sich eine der mehrfach sichtbaren tTberlagerung durch Flysch. Wan- malsig geneigte, wellig gegliederte schiefe Ebene (Hauser dert man von Sokraki, dessen sorgfaltiger Weinbau jede 480 m) einschaltet, die mit ihren Becken voll Terra rossa, Felsenwanne voll roter Erde ausnutzt, auf den Hohen fort ihren wilden Sirnbaumen und vereinzelten Spuren des gegen Spartila, so fiihrt der Weg eine Stunde lang ohne Anbaus mitten zwischen kahlen Felsrippen ebenso auf- erheblichen Wechsel der Hohe in einer tiefen Rinne fort, fallend an das Plateau des Pantokrator erinnert, wie diet iicki- die den etwa 500 m hohen Hauptkamm in zwei parallele schen Schrattenbildungen der Tsuka an dessen rauhen Riicken scheidet. Auf einem flachen Sattel (386 m), der Gipfel. Das vorherrschende Gestein, ein weifser, kristalli- freien Ausblick nach beiden Seiten gestattet, wendet sich nisch-kbrniger Kalk ohne jede Hornsteineinschliisse, stimmt dann der Pfad ein wenig abwarts auf den siidlichen Ab- ebenfalls mit dem des Pantokrator uberein, aber auch hier hang, und nun gewahrt man, dafs der Gebirgsriicken hier wecken einzelne abweichende Gesteinsvarietaten die Hoff- eine ansehnliche Breite besitzt. Seine Oberflache bietet nung auf kiinftige speziellere Gliederung der Schichtenfolge. im S der Kammhohe Raum zur Entwickelung eines an- In den Fundamenten des Gebirges tritt an der Strafse, sehnlichen, beinahe 1 km langen Kesselthales (360 m) ohne welche von Skripero aus den Pantaleone-Pafs ersteigt, be- oberflachlichen Abflufs. Das Wasser, welches im Winter reits in betrachtlicher Ausdehnung die Kalkbreccie auf, den westlichen Teil dieser von roter Erde erfullten frucht- welche im Westfliigel des Gebirges vorherrscht. Ein baren Senke in einen See verwandelt, entweicht durch Anklang an dessen Verhaltnisse liegt auch in den Konglo- eine Katavothre oder, wie der Korfiote sagt, durch eine meraten vor, die an einzelnen Punkten der Nordlehne und Ruphistra (355 m), und das Volk bezeichnet eine kraftige besonders am Abhang gegen den Pantaleone - Pafs das Quelle, die am Fufse des Gebirges zwischen Pyrgi und Grundgebirge zu bedecken beginnen. Agios Markos dem Felsen entspringt (50 m), als den Abzug Der Pantaleone-Pafs scheint nicht eine ganz zufallige, der Wasser dieses Hochthales. Sein Name „Katapinos“ durch Erosion entstandene Liicke des Kammes zu sein, ist ebenso bezeichnend wie die Benennung „Vothynas“ fiir sondern ein schon im Schichtenbau des Gebirges vorge- einen viel kleinern westlich benachbarten Kessel (321 m), zeichneter, durch die Erosion zu orographischer Geltung der nicht mehr fest geschlossen ist, sondern zum Quell- gebrachter Sattel. Wie die Banke des Kalksteins und der gebiet des Wildbaches von A. Markos gehort *). Die iiber- mit ihm innig verwachsenen Kalkbreccie vom Pylides siid- raschendste Thatsache, welche fiir die Beurteilung derEnt- westlich zu ihm abfallen und in nordostlicher Neigung aus stehung des Katapinos bedeutsam erscheint, ist das Auf- ihm wieder emporsteigen zu dem nachsten Berge, den die treten von grauem mittelkornigen miirben Gips und gips- durchwirkten Mergeln in seiner Nordwestecke. Das ist der x) Dio Landleute sprechen: Bilides oder Bilida. Prof. Romanos zweifelt indes nicht im mindesten, dafs die Schreibung T l v l i S e s die einzige in einem Senkungsfelde erhaltene Rest einer von 2 einzig richtige ist. Sowohl dieser Name, wie der schon von Vlasso- pnlos (1811) gebrauchte der Tsuka scheint weiter westwarts nicht iiblich zu sein. In Chorepiskopus wenigstens wollte niemand von diesem 2) Von den Hohen, welche den Katapinos umgeben, fuhrt die nord- Namen etwas wissen. Dort nennt man denselben Berg Mattaona. Viel- ostliche am Pafs von Spartila den Namen Spartera, die siidliche heifst leicht verbirgt sich diese Namenform hinter der von mir nie ver- Igumeni (Ιίγονμένη), ihr ostlichster Auslaufer, der hart an die Bucht nommenen Bezeichnung Mayronas bei H. Kiepert und auf andern von Pyrgi herantritt, Teangri ( Τ ο α γ / , μ ί ) . Karten. Bau des nordlichen Berglandes. 19 Leute im Pafshaus Kavlokodrako *) nennen, so scheint auch isoliertes, nur durch einen schmalen Isthmus (260 m) mit dessen Tundliche Kuppe einer sanften Schichtenwolbung des dem Hinterland zusammenhangendes Stuck dieses Endabfalls Grundgebirges zu entsprechen. An sie schliefsen sich in ist die trotzige Felsenbastion des Kastells S. Angelo (330 m), welligem Verlauf der siidwestwarts fortsetzenden Kamm- Hier, an dem durch den hohen Absturz gegen das offne hohe zwei nahezu gleicli hohe Buck el2). Der schon an Meer aufgeschlossenen Westende stehen langs des Ufers ihnen hervortretende Gegensatz zwischen dem schroffen der nordliche und der siidliche Kalkgebirgszug in unver- Absturz nach SE und einer ganz sanften nordwestlichen hiillter Verbindung (Schichtenfall E). Sie erscheinen nur Abdacbung verscharft sich noch jenseit des scliwacb ein- als die erhohten Rander eines und desselben Massivs. gesenkten Joches der Annakapelle (322 ra). Die Siidwest- Fiir die Altersstellung seiner Gesteine fehlt jeder un- eoke des ganzen Gebirgszuges (375 m) hat gar nicht mehr mittelbare palaontologische Anhalt. Wahrscheinlich wird die Gestalt eines Kammes, sondern eines Plateaus, das nach dieses ganze Kalkgebirge noch zur Kreideformation zu SE und S in jahen Wanden abbricht, nach N in mafsiger rechnen sein, wenn auch zu einer altera Abteilung der- Neigung allmahlich an Hohe verliert. Dicht an dem siid- selben als der Hippuritenkalk um Sokraki. An seine lichen Plateaurande erhebt sich iiber dem Weiler Yutulades Terrainformeri wird man hier nur an einem Punkte er- ein kurzer, schroffer Felsriicken: sein Westende bildet der innert: am Siidfufse des Chelidoni liegt beim Dorfe Vistona Kegel des Arakli (506 m), der beherrschende Gipfel dieses ein kleines, aber vollkommen typisches Kesselthal mit rot- Teiles von Korfu, der Punkt schonster Rundsicht auf der braunem, fruchtbarem Erdreich. Das herrschende Gestein ganzen Insel. Ihr Hauptgebirge erscheint allerdings von ist ein wachsweifser, feinkornig-kristallinischer, von Kalk- hier aus in ungiinstiger perspektivischer Yerkiirzung, in spat-Adern durchzogener Kalkstein von splitterigem Bruch, welcher die Gipfel sich gegenseitig teilweise verdecken, meist ohne deutliche Schichtung. Mit diesem Kalkstein, aber iibersichtlich entrollen sich vor einem formenreichen der sparlich Hornsteinknollen eingeschlossen enthalt, ist Berghintergrunde die von Olwald verkleideten Hohenziige nun auf das engste verkniipft eine uberall mit ihm zu- der Inselmitte, getrennt durch flache Griinde mit blinken- sammen auftretende, augenscheinlich rein aus seiner Zer- den Wasserspiegeln und das wechselvoile Hiigelland des triimmerung hervorgegangene und durch feste Verkittung Nordens samt den draufsen in der blauen Flut schweben- der eckigen, kleinen Kalkbrocken und der seltenen Horn- den Inseln. Entfernter schauen, bis in den Fruhsommer steinsplitter entstandene Breccie. Die Versicherung Benzas, mit Schneekronen geziert, die akrokeraunischen Berge her-^, dafs am Westabhang des Arakli gegen Lakones dieser iiber. Siidwarts taucht der Blick unmittelbar iiber steile Kalkstein mit Sandstein wechsellagere, iiberrascht mich und Lehnen nieder in die runden Felsennischen der dunklen, bedarf der Bestatigung. Ein Irrtum ware gerade in diesem von weifser Brandung und einem Streifen blassen Strandes Falle leicht moglich und verzeihlich, weil Konglomerate gesaumten Buchten von Palaeokastritza, und im NW nahe und Sandsteine wesentlich jungern Alters an vielen Punkten gegenuber bezeichnen die silbergrauen Zinnen einer niedri- des Massivs, nicht nur an seiner Oberflache, sondern auch gern, doch in wildern Formen entwickelten zweiten Kalk- an Teilen der Abhange das Grundgebirge verkleiden. Wenn steinkette die Grenze des kleinen Hochlandes, welches zu man von Dukades emporsteigt zum Pafs A. Anna, auf Fiifsen des Arakli sich ausbreitet. diesem selbst, am Arakli, bei Makrades und Krini, ja auf Diese zweite Kette des westlichen Gebirgsfliigels, die der Gipfelflache des Kastells S. Angelo kann man haufig ibren Steilabfall nach Nordwesten gegen die Bucht von eine diinne Schale von Sandstein oder Konglomerat dem Aphiona und die Dorfer Prinila und Spagus kehrt, be- Gestein auflagern sehen. Wo sie geringe Machtigkeit hat, ginnt iiber dem grofsen letztgenannten Dorfe mit dem erscheint sie als ein schichtungsloser, uberall eng an die schroffen, massigen Gipfel Katarrachti und erreicht in dem Formen des Grundgebirges sich anschmiegender Hbergufs, dreigipfeligen Schrattenkalkmassiv des Chelidoni - Berges Wo sie aber in ansehnlicher Maohtigkeit erhalten ist, er- (475 m) ihre hochste Erhebung. Yon da nimmt die Hohe kennt man, dafs sie diskordant dem Kalkstein und seiner des Gebirges, nicht aber die Rauheit seiner kahlen Fels- Breccie aufruht. Am besten aufgeschlossen sind die Yer- hiigel bestandig ab, bis es mit nahezu lotrechten Wanden haltnisse am Pantaleone-Pafs und in seiner westlichen zum Meere abbricht. Ein durch eine Erosionsschlucht Nachbarschaft. Steigt man von den nachsten Dorfern des Nordhangs, x a v l o s = penis erectus, χ ο ν δ ρ ά χ ι (vom antiken χ ο ν δ ρ ο ί ) = plumpe Masse. Das lotzte Wort kotnmt in deT Form χ ό ν δ ρ α χ α Β Arkadades (187 m) und Kastellanus gegen die Pafshohe auch selbstandig als Bergname auf Korfu vor; der ganze Name K a v l o - empor, so fiihrt die Fahrstrafse, bevor ihre Windungen χ ό δ ρ α χ ο kehrt wieder bei einem Gipfel im SIS von Perithia, der auch , Hexenkirche1 Άναραϊδοχχληοία heifst. beginnen, unter weifsen Felswanden hin, vor denen abge- 2) Der westlichere heifst Eakamia. loste Blocke und Pfeiler wild duroheinandergestiirzt in 3* 20 Partsch, Korfu. wunderlichen Stellungen sieh gegeneeitig stiitzen. Diese genau bestimmen, da beide Klappen nur von der Innen- Wande bestehen aus dem weifsen feinkornig kristallinischen flache sichtbar sind. Zu den vorhergehenden Arten konnen Kalkstein des Gebirges und seiner Breccie. Erreicht man diese Deckelklappen nicht gehoren, da die Anzahl der ihre Hohe, so siebt man auf diesem Gestein zunachst eine Rippen eine ganz verschiedene ist. Lags grobsandigen Konglomerats aus wohl abgerollten 6. Ostrea sp. Unbestimmbares Fragment. Kalkstein- und sparlichen Hornsteinfragmenten aufliegen. Dieses Konglomerat gebt durch das Zuriicktreten seiner Weiter westlich dicht oberhalb des Dorfchens Alima­ groben Bestandteile rasch iiber in einen gelblichen sandigen, tades wiesen dieselben, nur hier etwas miirber, erdiger ent- bier und da auch Hornsteinsplitter einschliefsenden Kalk­ wickelten Kalke eine etwas reichere Fauna auf. Herr stein, der durch grofse Steinbriiche (280 m) aufgeschlossen Theod. Fuchs bestimmte daraus: ist und nach aufwarts wiederum von Konglomerat bedeckt 1. Fusus cf. glomoides Gend. wird. Der zu Penster- und TbUreinfassungen, Scbwellen, 2. Chenopus an Pleurotoma sp. Treppenstufen und Quadern verarbeitete Baustein — τ ά 3. Rissoina sp. μ ά ρ μ α ρ α — bildet in einer Gesamtmachtigkeit, die auf 4. Trochus cf. patulus Brocc. 20 m anzuschlagen sein diirfte, sehr machtige E 15 S 37° 5. Cytherea an Tapes sp. fallende Banke, und auch das uber ihm lagernde, mit 6. Cytherea sp., kleine, stark gewolbte Form. Sandstein wechsellagernde Konglomerat fallt E 5 S 21°. 7. Lucina spinifera Mont, sehr haufig. Sowohl beim Ansteigen gegen den Pafs, wie auch auf dem 8. Lucina cf. borealis Linnd. westlich dariiber anstrebenden Hiigel sieht man das Grund- 9. Lucina cf. multilamella Duh. gebirge, den weifsen kristallinischen Kalk bald hervortreten, 10. Cardita scalaris Sow.? bald verschwinden unter der Decke der Konglomerate und 11. Limopsis cf. anomala Lam. der mit ihnen eng verbundenen , Marmarab Diese augen- 12. Pinna sp. scheinlich diskordant auf dem Gebirgskalk aufruhenden 13. Pecten cf. Besseri Andrzejowski an Vindas­ jungern Gesteine reichen in einer zusammenhangenden cinus Font. Decke westwarts bis gegen Alimatades (271 m), wo sie 14. Pecten sp. cf. scabriusculus Math. E 34 S steil zu fallen scheinen (293—309 m). Das Alter 15. Ostrea sp. dieser Schichten wird durch den Reichtum der ,Marmara* an Der Pecten Besseri, welcher — wiewohl spezi- organischen Einschliissen bezeichnet. Der bests Kenner des fisch nicht mit Sicherheit bestimmbar — sich doch nur auf Tertiars der Mittelmeerlander, Herr Theodor Fuchs, Leiter miocane und auf keine bekannte pliocane Art zuriickfuhren der geologisch-palaontologischen Abteilung des K. K. Natur- lafst, ist entscheidend fur die tlberweisung dieser Kalk- historischen Hofmuseums zu Wien, hat die grofse Giite sandsteine ins Miocan. gehabt, meine Sammlung zu untersuchen und ist zu folgenden Dariiber folgen pliocane Bildungen. Da wir Bestimmungen gelangt. ihnen in sehr grofser Ausdehnung in alien Teilen der In dem Steinbruch am Pantaleone-Pafs finden sich: Insel begegnen werden, empfiehlt es sich vielleicht, hier ihre Gliederung zu besprechen. Benza hat — natiirlich 1. Zerdriickte Steinkerne einer groisen Bivalve, wahr- ohne ihren Platz in der ganzen Altersabstufung der sedi- scheinlich einer Cytherea sp. mentaren Formationen bestimmen zu konnen — doch schon 2. Cardium hians Brocc. Drei gut erkennbare richtig die Reihenfolge der einzelnen Hauptglieder des Steinkerne. Pliocans erkannt, rein auf Grund sorgfaltiger und bei 3. Cardium multicostatum Broco. Ein gut er- seinen vielen Wanderungen immer neu gepriifter Beob- haltener Steinkern. achtung der Gesteinsbeschaffenheit und der Lagerungsver- 4. Pecten sp. Gut erhaltene fast vollstandige Unter- haltnisse; denn die heute sich bietende Stiitze der Er- klappe, iibereinstimmend mit P. Besseri Andrzejowski fahrungen in Nachbargebieten fehlte fiir ihn ebenso voll- (= P. Sievringensis mihi), sowie mit P. vindascinus standig, wie der bei der Seltenheit organischer Einschliisse Font. Diese beiden einander aufserordentlich nahe stehen- selbst heute in Korfu meist vergebens gesuchte Anhalt den Arten lassen sich mit Sicherheit nur durch die Deckel- an palaontologische Altersmerkmale. Ausgehend von den klappen unterscheiden. einfachen Verhaltnissen von Levkimo behalt er die dort 5. Pecten sp. Zwei Deckelklappen, welche offenbar zuversichtlich erkannte Gliederung dann auch in nord- einer Art aus der Gruppe des P. benedictus Lam. und lichern, minder durchsichtigen Hiigellandschaften bei. Er ad uncus Eichw. angehoren; doch lafst sich die Art nioht unterscheidet: Bau des nordlichen Berglandes. 21 1. Zu unterst blaue und graue Thone und Mergel. Alters, die mit den fossilfiihrenden Kalksandsteinen, den 2. Dariiber Sande und lockre grobe Sandsteine. Marmara, innig verbunden sind. Die TJnterscheidung dieser 3. Flotze von spatigem oder amorphem Gips. miocanen und der pliocanen Konglomerate ist im N der 4. Konglomerate. Insel nicht allzu schwierig. Desto mehr im mittlern Korfu, Die grofste Schwierigkeit verursacht auch ihm gerade wo diese Frage zum Angelpunkt der Altersbestimmung der petrographisch so charakteristische Horizont der Gipse, ganzer Bergmassen wird. da dieselben nicht nur mit den Sandsteinen im Liegenden Treten wir mit dieser Vorbereitung an die Betrachtung und mit den Konglomeraten im Hangenden durch Wecbsel- des Pliocans im nordwestlichen Korfu heran. Tiber den lagerung verbunden sind, sondern oft, wenn die trennenden miocanen Kalksandsteinen liegen — auf der Pafshohe des Sande oder Sandsteine fehlen, mit den Thonen und Mergeln Pantaleone nur in ganz schwacher Entwickelung erhalten — der untersten Stufe in sehr innige Verbindung treten. blaue Mergel, bei Alimatades aber — augenscheinlich dis- Dieser TJmstand erklart die Auffassung Moussons, der Lev- kordant ■— recht ansehnliche Mergel- und Gipsablagerungen. kimo nicht besuchte und auf Grund der Beobachtungen im Die Hauptmasse des Mergels liegt ganz entschieden unter nordlichen und mittlern Tertiargebiet der Insel die Gipse dem Gips und reicht in unmittelbarer Beriihrung mit den mit der untersten Etage, den Mergeln, als Einlagerung miocanen Konglomeraten bei Vutulades bis auf den obersten verband, zu alleroberst die Konglomerate anerkannte und Band des Plateaus (375 m) hinauf. In den Wasserrissen zwischen diese beiden Stufen mit einigem Zogern, ohne dicht hinter Alimatades weist dieser Mergel eine Machtigkeit sichere Entscheidung zu wagen, die Sandsteine einschob. von etwa 10 m auf und enthalt eine nicht sehr reiche Fauna. Th. Fuchs endlich unterscheidet auf Zante mit grofser Ich brachte von den iiberaus zerbrechlichen Einschliissen Bestimmtheit, auf Korfu mit dem Anspruch auf Wahr- sehr wenig unverletzt nach hause. Nur Lucina spini- scheinlichkeit: fera Mont, und Odontostoma cf. plicata Mont., 1. blauen Subapennin-Tegel, hlieben fur Herrn Theod. Fuchs bestimmbar. Unmittelbar 2. gelbe Sande, auf diesen Mergeln ruht dicht westlich von Alimatades ein 3. Konglomerate mit Gipsflotzen etwa ebenso machtiger grofser Gipsstock (Scheitel 309 m), und nimmt auch fur Korfu die auf Zante sicher erkannte auf dem ich einzelne Stiicke des charakteristischen braun- Thatsache an, dafs die machtigen spatigen Gipsflotze nicht lich-grauen, locherigen Kalksteins fand, der im Tertiar des dem Miocan, sondern dem Pliocan, ja in Yerbindung mit mittlern und siidlichen Korfu ein selten fehlender Begleiter den Konglomeraten der hochsten und jiingsten Abteilung des Gips ist. Der obere Band der Gipsinsel scheint unter dieser Formation angehoren. Die Ubereinstimmung zwischen einer diinnen Mergellage zu verschwinden, und in ahnlicher Fuchs, dem auf der Hohe der modernen Tertiarforschung Weise tauchen in etwas hoherer Lage, sowohl an der Anna- stehenden Gelehrten der Gegenwart, der auf Grund der Kapelle (322 m), wie in der Nahe von Yutulades (370 m) umfassenden Erfahrung in andern Gebieten seinen Schlufs kleine Gipsflecke aus einer Mergelhiille empor. fur Korfu zog, und Benza, dem unermudlichen Beobachter, Am Fufs des Arakli verschwindet der Mergel unter einem der — nur durch die Analogien seiner sicilischen Heimat wenig machtigen grobkornigen Sandstein, der auch weiter vorbereitet — 60 Jahre friiber die Lagerungsverhaltnisse westlich, auf Mergel ruhend, bei Makrades (300 m) und des korfiotischen Tertiars zergliederte, ist so augenfallig, Krini (313 m) das Grundgebirge verhiillt. dafs sie selbst auf einen Widerstrebenden mit iiberzeugen- Die pliocanen Gips- und Mergelbildungen sind nun aher der Kraft einwirkt. keineswegs auf die Oberflache des Massivs, das der Arakli Wer Benzas Gliederung des korfiotischen Pliocans, die kront, beschrankt, sondern umfangen in wesentlich tieferer TJnterscheidung von vier petrographisoh so deutlich sich Lage auch dessen Fufs im Siiden und Norden. Benza be­ abhebenden Gliedern vernimmt, konnte die Aufnahme eines nch tet, dafs an der Wurzel des Isthmus, welcher den Fel- korfiotischen Tertiargebietes fur eine hochst einfache, vor sen des Klosters Panagia Palaeokastritissa an das Ufer unter unerwiinschten Zweifeln sichere Sache halten. Darin wiirde Lakones kniipfe, in geringer Ausdehnung Gips, iiberlagert er an Ort und Stelle sich getauscht finden. Die merk- von Mergel, anstehe. Er war geneigt, diesen Gips — den wiirdfge Verkniipfung der Gipsflotze mit dem Hangenden iibrigens auch Unger, Ansted und v. Warsberg „aus dem wie mit dem Liegenden, ihre bisweilen ganz unmittelbare Kalkstein hervorbrechen^ lassen — in Verbindung zubringen Beriihrung mit den Mergeln und Thonen an der Sohle des mit den ausgedehnten Gipslagern am Nordrande des Ge- Pliocans ist nicht das Einzige, was im einzelnen Schwierig- birges bei Prinila, Spagus, Vatoniaes, Arkadades und alle keiten macht. Es tritt noch hinzu die von Benza nicht diese Vorkommen als Teile eines grofsen Gipsflotzes im bemerkte Existenz von altera Konglomeraten miocanen Fundament des Arakli-Massivs aufzufassen, wie er denn auch 22 Partsch, Korfu. die Kalkstein- und Breccienmasse des Gipfels selbst als eine Erscbeinungsweise auftritt, soil nocb weiter nordlich bei Auflagerung auf dem groben pliocanen Sandstein von Vutu- Armenades, wo ich bei fliichtiger Durchfahrt iiberall nur lades und Makrades betrachtet. Davon kann natiirlioh nicht Sand auf Mergel sah, kristallinisch korniger Gips vorkom- die Rede sein. Vielmehr scheinen diese Gipspartien rings men. Ostlicb von Arkadades liegt sowobl an der Strafse um den Fufs des Massive nur die Niveauveranderung zu iiber Kastellanus am Fufse der wilden Felswande (225 m), bezeichnen, welche die Umgebung des beute nocb bochragen- als aucb an der Strafse nacb Chorepiskopus (bier in Be- den Gebirgsstockes im Yergleicb mit dessen Oberflache riihrung mit alterm Konglomerat 220 m) blauer Mergel. erlitten bat. Weiterhin aber betritt diese Strafse eine ausgedehnte Gips- Da icb nacb Palaeokastritza nicht gekommen bin, be- partie (194 m). Gips bildet vollstandig den Isthmus (178 m), gniige iob miob daffir mit Benzas (von Mousson und Unger welcher den steilen Hiigel von Chorepiskopus (Dorf 172 m) bestatigter) Angabe und wende micb den Erscheinungen an das Gebirge kniipft; Gips auch bis zu etwa 200 m Hobe des Hiigelvorlandes am Nordrande des Gebirges zu. die Fundamente dieses Hiigels, dessen plattes Dacb eine Dort tritt in den Tertiarbildungen an mehreren Punkten starke Konglomeratbank liefert (231 m). Die Hoffnung aber, deutlich die Reihenfolge zu Tage: zu unterst blaue Mergel, am Nordfufs dieser freien Hohe in der Gegend des Albero dariiber Sand, darauf Gips, zu oberst Konglomerate. Ent- grande (103 m) den Gips wiederzufinden, erfiillt sich nicht, fernt man sich weiter vom Gebirge, so verschwindet der sondern die Konglomerate bilden von nun ab nordwarts den Gips vollstandig, und nur die tiefern Glieder der Schichten- Thalgrund und seinen Rahmen, folge, blaue Mergel und Sande (mit ein paar ibnen wohl Ob weiter ostlich in dem Thai, das von Zygo bis in unmittelbar angehorigen Konglomeratbanken), reichen hin- die Nahe von Chorepiskopus den Fufs des Pylides begleitet, aus ins Vorland. oder in dem nordlich von diesem Thai bleibenden Hiigel- Verfolgen wir den Zug des Gipsgiirtels von W nacb E. land von Valanio, Kyprianades, A. Duli noch irgendwo Gips Prinila (273 m) steht noch auf dem Kalk der dabinter auf- auftritt, ist mir unbekannt, da ich diese Gegend nicht be- ragenden Gebirgswand des Chelidoni, aber nordwestlich von suchte. Auch Benza berichtet von ihr nur das ausgedehnte dem Dorfe soil fiber der Bucht von Aphiona ein schieferiger Auftreten von feuersteinfiihrenden Konglomeraten, welche Gips in ansebnlicher Machtigkeit zu Tage treten, aufrubend bei A. Duli und Nyphaes den Flysch zu bedecken begannen. auf blauem Mergel. Spagus (130—160 m) steht mit seinem Ob dies nun dieselben Konglomerate sind, welche den Hiigel obern Rande noch auf dem Gebirgskalk und seiner Breccie, (V τ ψ ρ ά χη ν) von Chorepiskopus decken, oder altere, denen aber ein Teil des Dorfes steht bereits auf Gips, der nordost- des Pantaleone-Passes vergleichbar, kann nur die Unter- lich davon den aussichtsreicben Hiigel „Vunos“ (168 m) am suchung an Ort und Stelle ergeben. Rande des Megapotami- Thales vollstandig zusammensetzt. Dagegen gehoren sicher mit den Konglomeraten von Dieser Gips besteht aus grofsen, durcb ein thoniges Binde- Chorepiskopus als Reste einer und derselben, grofsenteils mittel verkitteten glitzernden Selenit-Tafeln und enthalt zerstorten Schicht zusammen diejenigen, welche den auf- zablreicbe kleine Nester von Scbwefel. Mitunter nimmt er fallendsten der platten Vorhiigel des Gebirges eindecken, eine vollkommen schieferige Struktur an. Die Gipsformation die felsige Bastion fiber Manatades. Das Volk gibt ihr den scheint hier von W nach E an Breitenentwickelung schnell bezeichnenden Namen „die zerspaltenen Felsen“ {σ χ ιβ μ ΐν α zuzunehmen. Denn die grofsartige Schlucht, welche dicbt λ ιθ ά ρ ια ). Der machtige Felsklotz ist in der That schon nordlich vom W-Ende des Dorfes in die Hohen des Berges stark von Wasserrunsen zerrissen, und viele haushohe Massen Merovigli einschneidet und das Liegende des Gipses (20 m sind abgesttirzt und bedecken die tiefern Gehange. Aber Sand und darunter wieder etwa 40 m blaue Mergel) ent- immer noch kront der kleine Tafelberg, als einzige be- blofst, liegt schon aufserbalb seiner Verbreitungsgrenze. deutende Erhebung (ca240 m) zur Uberschau des ganzen Hiigel- Weiter ostlicb aber gewinnt die Gipsbildung schnell eine landes gewifs am besten geeignet, den Hohenriicken, welcher sehr betrachtliche Ausdehnung. Sie bildet nicht nur grofse von Arkadades aus zwischen dem westlichern Thai des zur Teile der Hiigelstufe, auf welcher die Fahrstrafse von Spa­ Bucht von Aphiona rinnenden Megapotami und dem grofsern gus iiber Vatoniaes nach Arkadades fiibrt, und erlangt bier Thai des Typhlopotamo nordwarts ,streicht und so viele iiber der letzten Briicke (165 m) vor Arkadades in deut- Dorfer tragt, dais er eine der Hauptstrafsen nach dem licher Auflagerung auf Mergel eine Machtigkeit von 30 m, aufsersten Norden der Insel an sich fesselt. Ich bin dieser sondern sie bildet nacb der durch Ortskundige bekraftigten Strafse einmal zu Wagen gefolgt. Sie ffihrt meist oben Versicherung Benzas den Untergrund der Sand- und Konglo- auf der sandigen Hohe fort, die gelegentlich — so bei Per- merathiigel von Agro, Aspiotades und Manatades. Wahrend lepsimades (150 m) — wieder von einer festen Konglomerat- hier allenthalben der Gips in der bei Spagus gefundenen platte bedeckt ist, mit Niederblick in die Mergelgrunde Bau des nordlichen Berglandes. 23 der Thaler zur Eechten und Linken. Erst bei Armenades nachsten Hiigel, erlangen weiter ostlich in der Ebene des (81 m) steigt die Strafse nieder in ein Thai und iibersetzt Armyro-Fliifschens nach Benzas Versicherung junge marine tief eingerissene Mergelschluchten, um jenseit von Kava- Kalktuffe von rotlieh-gelber Farbe eine ansehnliche Ent- dates an sich wieder emporzuziehen und nach langwieriger wickelung. Sie sollen sich darstellen als ein lockeres, miirbes Umgehung mancher Schluoht die Hohen (140 m) iiber Ma- Aggregat von Muschelfragmenten, verkittet durch ein kal- gulades zu erreichen., Die nahe Wallfahrtskirche Psili Theo- kiges Bindemittel. Benza vermutet, dais dieser Tuff, der tokos („die hohe Mutter Gottes“, 179 m) gewahrt eine gute allerdings nur an wenigen Stellen aufgeschlossen sei, doch Umsicht, auch nordwarts hinuber auf die letzte der niedrigen den Untergrund der ganzen Armyro-Ebene bilden moge. Hiigelreihen, die von Avliotes und Perulades. Das Bild ist Die einformige geologische Ausstattung des jungtertiaren nicht farblos, aber einformig. Wohl blickt zwischen den Hiigellandes des nordwestlichen Korfumacht sich fiir dieBe- gelben Sandhugeln hier und da ein stahlblauer Streifen des siedelung storend geltend. Schon an festen Bausteinen ist regungslosen Meeres herein, wohl leuchtet von mancher Mangel. Nur wo die Sandsteine einige Festigkeit erlangen, Hohe ein weifses Kirchlein oder die hohe Glockenwand eines z. B. bei Perulades, werden sie fiir Bauzwecke brauchbar, fordern halb in Olbaumen versteckten Dorfes, wohl teilen sich in aber immerhin' einen Schutz durch Anwurf. Noch empAnd- die Aachen Thalgriinde, die mit unverkennbaren Spuren licher ist der Mangel an Kalb. Jetzt erleichtern gute Strafsen winterlicher Dberschwemmung den undurchlassigen thonigen die Zufuhr guter Baumaterialien, namentlich des Kalks vom Boden verraten, Weinland, Felder, Wiesen und Schilfbiische, Gebirge her. Aber ehemals war die Landschaft in diesem aber die Grundlinien der Landschaftsgliederung geben doch Punkte stark auf Zufuhr zur See angewiesen. Von den immer diesel bengleichhohen, gleichgeformten, gleichfarbigen nachsten Inseln — die Benza samtlich besucht hat — ist Sandhohen. Einen durchaus andern Anblick gewahren Erikusa (Merlera) selbst nicht wesentlich besser gestellt. diese von N, von der See aus gesehen. Sie kehren ihr eine Es besteht auch nur aus Mergeln mit aufruhendem Lehm schroffe, gleich Kreidefelsen in die Feme schimmernde Steil- und Sandstein, der selten eine befriedigende Festigkeit er- wand zu; denn die Brandung zerstort bestandig die blauen langt. Merkwiirdig ist auf dieser Insel das Auftreten von Mergel des Ufers und zwingt die lockern Sandmassen zu Tripel1). Aber auf den westlichern Inseln treten archi- immer neuen Abbriichen. Selbst der schmale Ufervorsprung tektonisch wertvollere Gesteine auf. Von Othonus (Fano) des C. Drasti soil nur ein weifser Sand- und Sandsteinwall besteht nur die grofsere ostliche Halfte aus den jung­ sein. Das einzige von mir besuchte Yorgebirge Kephali tertiaren Mergeln und Sandsteinen. Schon diese sind hier (C. Arilla der Karten, 76 m) dankt dagegen seine Erhaltung durch bedeutende Harte ausgezeichnet und werden als Bau- der grofsen Festigkeit seiner Konglomeratbanke. Nicht steine, eine blauliche thonige Varietat auch zur Herstellung weniger ale vier mehrere Meter machtige Banke fest verkitteter von Wetzsteinen gebrochen. Jenseit der Westgrenze dieser NagelAuh lagern hier, durch losern Sandstein getrennt, iiber· jiingern Bildungen, welche durch das Auftreten eines Quarz- einander und trotzen dem Wellenandrang, der schon in konglomerates bezeichnet ist, besteht die kleinere, bergige dem Haufwerk abgesturzter Blocke seine Angriffskraft Westhalfte der Insel aus weifsem, wohl geschichtetem kri- verliert. stallinischen Kalkstein, der im allgemeinen SE fallt. Auf Getrennt von dem Hugelland, in welchem das Kloster seiner OberAache, die im Merovigli zu 390 m Hohe ansteigt, der „hohen Mutter Gottes“ eine der hochsten Gipfelplatten liegt ein abAufsloses Kesselthal, an der W-Kiiste eine ge- einnimmt, liegt wie eine Insel in weiter Niederung die ost- raumige Grotte. Der Kalkstein bietet wegen der Eben- lichere Hiigelgruppe von Karusades (162 m). Auch ihre Aachigkeit und deutlichen Trennung seiner Schichten ein gegen die Seeseite hin von frischem Buschwerk verhiillten leicht zu gewinnendes und vorziiglich verwendbares Bau- Hohen bestehen aus Sand und Lehm, der auf einer Unter- material und gibt einen guten Maurerkalk. Geologisch iiber- lage von Mergeln ruht. Der Sand enthalt einige pliocane raschend mannigfaltig ist das kleine siidostlich von Fano Muscheln. Die Schichtung fallt, wie in dem ganzen liegende Mathraki. Die Felsscholle Trachia vor seinem niedern Hiigelland, sanft NNE. W-Ufer besteht aus einer harten Kalkbreccie * 2), die N-Spitze Die Niederung, welche die Hohen von Karusades von *) Die Yenetianer holten fiir ihre Spiegelfabriken Tripel aus Korfu. dem durch die jiingern Konglomerato gebildeten Gebirgs- Auf der Insel selbst ist er aber nirgends bisher gefunden worden. rande bei Agi Duli und Sphakera trennt, liegt nicht ein- Jener Tripel kam vielmehr nur durch Vermittelung dos Stapolplatzes Korfu nach Vonedig; er stammte von Agi Saranta (Santi Quaranta) mal 20 m iiber der See. Bei verschwindend geringem Ge- in Epirus. falle verfallt sie in der nassen Jahreszeit der Versumpfung. 2) So Bonza. Davy I, 84 moint, ,Drakea‘ bestohe aus fouerstein- Wahrend die hier noch fortdauernden Ablagerungen ihrem fiihrendom Kongloraerat und reichlieher ontwickoltem Sandstein mit Muschelrosten, dcssen Schichten 20—30 Puls machtig soien. Das Ufer Material nach abhangig sind von der Beschaffenheit der (70 Fufs) umgoben pilzformigo Folsenklippen. 24 Partsch, Korfu. der Insel und eine Hohe an der Mitte der E-Kiiste aus mergeln ruht. Dieser Yorhiigel ist, soweit ich ihn begangen dem Kalkstein des westlichen Fano. Im iibrigen berrschen habe, ganz mit einem Triimmergestein bedeckt, mit einer Mergel und Lebm; nur an der Mitte der W-Kiiste, gegen- schonen Breccie, in welcher scharfkantige Brocken weifser iiber Tracbia, tritt ein schwarzlicher Gips auf. Diaplo scheint und rotlicher Kalke des dariiber aufragenden Gebirges durch nur jungtertiare Bildungen zu haben. Dagegen bilden die ein ziegelrotes dichtes Bindemittel verkittet sind. Benza beiden Kalkfelsen Karavi („das Schiff“) ostlich von Ma- fand noch die Erinnerung lebendig, dafs viele Fufs tief unter thraki und Era via oder Korakonisi siidlich vom Yorgebirge dieser Breccienhulle der spater wieder verschiittete Bruch Kephali die erwiinscbten Mittelglieder, die von den Kreide- des vorigen Jahrhunderts den bunten Marmor aufgeschlossen kalken von Fano und Mathraki uns iiberfiihren zu dem habe, und beschreibt das Gestein nach Blocken, die er in nachsten verwandten Teil der korfiotischen Kiiste: an das der Nachbarschaft zerstreut sah und nach Proben, die in Vorgebirge von Aphiona mit Porto Timone. dem Schmuck einiger Gebaude von Korfu, namentlich in "Wie schon der Anblick der Karte erraten lafst, und die der Kirche des Heil. Jason und Sosipatros, Yerwendung ge- Ansicht aus der Feme deutlich verrat, ist diese hohe fel- funden haben. Dieses Gestein zeigt fleischrote, gelbe und sige Halbinsel ein isoliert aus dem Tertiarland emportau- weifsgraue Farben in Bandera vereint, die bald geradlinig, chendes Stiick altern Gebirges, Sie besteht teils aus weifsem bald wellig, bald im Zickzack verlaufen und trotz ihrer kristalliniscben Kalkstein mit sparlich eingemengtem Horn- fasten Yerkittung unter einem bedachtsam gefiihrten Hammer- stein, teils aus einer lediglich aus diesem Kalkstein ent- schlage sich voneinander losen, wie die Schalen einer Zwiebel. standenen, an Ort und Stelle wieder verkitteten Breccie, Es ist ein Cipollino. Auch ein weifser Marmor mit honig- deren Bruchflachen kleine eckige Kalkfragmente und ver- farbenen Flecken kommt vor, nur ausnahmsweise rein weifser. einzelte Hornsteinaplitter durch ein kalkiges Bindemittel sebr Eine wesentliche Unvollkommenheit dieses Gesteins liegt in fest verbunden zeigen. Yon der Wurzel der Halbinsel (127 m), dem haufigen Auftreten kleiner Hohlraume, welche leicht ■wo ihre Wande aus der Hiille der Mergel und Sande sich die schonste Politurflache entstellen und jeden Gedanken an berausheben, welche den Hintergrund der beiden anliegen- statuarische Yerwendung des weifsen Marmors ausschliefsen. den Bucbten bilden, schwillt ihre Hohe nur wenig an. Dann Dieser Umstand hat wohl ebenso sehr, wie die anscheinend schneidet von der NW-Seite her der Bootshafen Porto Timone nicht ganz unbehinderte Zuganglichkeit des Gesteins und so tief in die Landzunge ein, dafs nur eine bei starken die Schwierigkeit seiner Verfrachtung vor Herstellung eines Westwinden von der Brandung iiberschaumteFelsensehwelle ordentlichen Weges die ausgedehntere Verwertung dieses die niedrigere Kuppe des aufsersten Yorgebirges an die Marmors von Spartila gehindert. Aufserhalb der Insel Halbinsel knvipft. Eine zweite Insel des sonst auf das scheint er nur einmal in einen Prachtbau Eingang gefunden Gebirge beschrankten Kalksteins miifste bei A. Athanasios zu haben: in das Konigliche Schlofs zu Neapel. und Messaria mitten im tertiaren Hugellande liegen, wenn Benzas Angabe iiber den Untergrund beider Orte richtig ist. Aber die Nachricht ist so iiberraschend, dafs sie der Be- 2. Die Inselm itte statigung bedarf. ist von dem nordlichen Gebirge bestimmt geschieden durch So bietet das nordliche Bergland der Insel Korfu mit dessen Steilabfall. Ihr tertiares Hiigelland, unter welchem der im NW vorgelagerten Hugellandschaft ein ziemlieh die Gesteins des Gebirges meist tief begraben liegen, er- mannigfaltiges geologisohes Bild. Einzelne Zuge desselben scheint ale ein Senkungsfeld neben dem schroff abbrechen- sind durcbaus auf diesen Abschnitt der Insel bescbrankt, den Horst. Selbst ihr aus altern Schichten aufgebauter so die Flyschbildungen und vielleicht auoh das Wenige, was westlicher Bergrahmen hangt mit dem Gebirge des Nordens alter ist als oberer Lias. In den Schilderungen der Insel nicht fest zusammen, sondern ist davon durch das Thai ge- aus dem vorigen und dem Anfang dieses Jahrhunderts wird sondert, in welchem die Strafse nach Palaeokastritza zur als ein besonderer Vorzug ihres Gebirges in der Regel der Westkiiste hinabsteigt. Diese Schlucht, die ich nur einmal Besitz von Marmor hervorgehoben. Yon diesem Yorkommen bei starkem Regen durchfuhr, macht durchaus den Eindruck kann hier nur anhangsweise die Rede sein, da der Auf- einer Erosionsfurche, und wenn auch Benza mit Reoht her- schlufs schon zu Benzas Zeit wieder verschiittet war, und vorhebt, dafs vor ihren beiden Ausgangen ganze Felsen- niemand mir die Ortlichkeit genau anzugeben wufste. Nach hiigel liegen, welche von den Wanden des nordlichen Ge­ Grimanis ausfiihrlichem Bericht mufs dieser Marmor unter- birges durch Absturz sich losgelost haben, so mochte ich halb von Spartila auf dem Vorhiigel Grovolithia auftreten doch ohne nahere Untersuchung nicht glauben, dafs die als Einlagerung in den kristallinischen, ungeschichteten, Terra ganze Schlucht eine Bruchspalte sei, deren sudliche Lippe rossa bildenden Kalkstein (grebano), der unter den Flysch- durch ein Absinken sich von der nordlichen getrennt habe. Die Inselmitte. 25 Der Bergriicken, welcher von diesem Thai an die West- merksamkeit erregt, bestebt aus diinnen, im Wechsel ver- kiiste der Insel begleitet und am Pafs A. Theodoros (240 m) einten Lagen grauen, ziegelrot verwitternden thonigen mit dem Kalkgebirge Agi Deka verwacbst, wird durch den Kalkos und dunklen Hornsteins. Die Schichtflachen des tiefen Einschnitt von Ermones, in welchem der Abflufs des Kalkes sind vielfacb vollkommen bedeckt von dicht ge- Yal di Bopa seinen Ausweg zum Meere findet, in zwei scharten Individuen der Posidonomya Bronni. Dicht dar- Fliigel geteilt. Der kiirzere nordliche, den man am passend- unter folgen vollkommen entwickelte Posidonomyen-Schiefer, sten naoh den beiden grofsen Dorfern seines Osthangs weiter dickbankige, dichte Kalksteine mit eingeschalteten Liapades und benennen konnte, zeigt eine wenig Hornsteinlagen, sebr abnlicb den Hornsteinkalken, die auf gegliederte Kammlinie. Sein Hauptgipfel, der Kurkuli den wenig machtigen (20 m) Posidonomyen-Gesteinen ruhen. (363 m) iiber Giannades1), iiberragt den nordlichern Berg Da ich nun diese letztern bei Sinies ganz dicht iiber den von Liapades und den sudliohern Vigla nicht bedeutend. Mergelscbiefern des mittlern Lias gefunden hatte, und ihr Desto kraftiger ist der Siidflugel geschartet. Er beginnt Auftreten auf dem Gipfel (363 m) eines Bergriickens mit am Thai von Ermones mit seinem hochsten Gipfel, dem allgemein herrschendem ostlichen Schichtenfall an demWest- A. Georgios (392 m), sinkt dann zu 95 m Hohe herab, urn abbruch gegen das Meer die Entwickelung einer ansehn- in dem Aussichtsfelsen von Peleka wieder 272 m booh an- lichen altern Schichtenfolge mit Sicherheit zu versprechen zusteigen. Sattel, die bis zu 116 m Hohe niedergehen, schien, vermutete ich, dafs an diesem Teil der Westkiiste trennen davon die siidlichsten Erbebungen bei Sinarades, wohl die altesten Schichten von ganz Korfu zu Tage treten, den Taxiarchen-Hiigel (236 m) und den Kegel Merovigli und nicht nur der untere Lias, sondern vielleicht gar noch (282 m). Rhat aufgeschlossen sein mochte. Da mir die unaufschieb- Fur diesen ganzen Hohenzug ist der schroffe, nicht bare Abreise eine Untersuchung dieses augenscheinlich selten in einzelnen Stufen lotrechte Abfall gegen das Meer recht schwer zugangliehen Aufschlusses an wilder Steilkuste und die sanftere ostliche Abdacbung charakteristisch. Dieser' unmoglich machte, begriifste ich mit freudigem Danke im Gegensatz entspringt aus der' beinabe ausnahmslos ostlich Marz d. J. das freundliche Anerbieten des Herrn Prof. Dr. gekehrten Neigung der Schichten, die nach W ihre abge- Rich. Lepsius in Darmstadt, den kurzen Aufenthalt in brocbenen Kopfe wenden. Da indes das Streichen der Korfu bei Gelegenheit seiner Reise nach Griechenland ver- Schichten keineswegs genau mit dem nordwestlichen Streichen werten zu wollen fiir die Untersuchung irgend welcher des Gebirges iibereinstimmt, sondern beinahe liberal! der geologischen Frage, deren Losung mir nach meiner Kennt- meridian en Richtung sicb mehr nahert, sind nicht alle Teile nis der Insel besonders wichtig schiene. Auf meine Bitte dieses Bergzuges aus denselben Schichten aufgebaut, sondern besuchte Prof. Lepsius, wiewohl Unwetter einen ersten Ver- eine Wanderung in siidbstlicber Richtung fiihrt von den such vereitelte, diesen bisher noch von niemand unter- altern zu immer jiingern Bildungen iiber. suehten Teil der Westkiiste. Er stellte fest, dafs der ganze Den Hauptanteil an dem Aufbau des nordlichen Bergriicken nordwarts vom Gipfel Kurkuli aus den iiber Gebirgsfliigels baben hornsteinreiche plattige Kalke, dem Posidonomyen-Horizont folgenden Hornsteinkalken be- deren Ahnlichkeit mit den Jurakalken der Yiglaes schon stehe und fiihrte im SW von Liapades, am Siidrand des Benza aufgefallen ist. Dafs diese petrographische tjber- Vorgebirges, das den Buchten von Palaeokastritza gegen- einstimmung wirklicb auf gleicher Altersstellung beruhe, tiber liegt1), den scbwierigen Abstieg iiber die Steilhange erkannte ich bei der Besteigung des Kurkuli. Sein Gipfel, zum Meere aus. Sie bestehen fast ganz aus Hornsteinkalk. dessen roter Weinbergboden schon von weitem die Auf- Nur an ihrem untern Ende tritt eine 15 m machtige Lage schwarzer Mergel und diinnschichtiger schwarzer Kalke mit 0 Ich halts an dem von den Bauern erfragten Namen Kurkuli fur vielen schwarzen Hornsteinlagen auf. Darin fand Prof. Lep­ den Berg von Giannades fest, veil schon der alte Vlassopulo den Namon in dieser Form und dieser Anwendung kcnnt. Aber die von ihm zu- sius bald die zahlreichen, meist schlecht erhaltenen Posi- gefiigte Bemerkung, der Berg trage einen optischen Telegraphen, weckt donomyen, die Schichtflachen bedeckend, dazu Algen und doch Bedenken, ob nicht eine Verwirrung vorliegt. Fttr den Telegraphen, durch den die Franzoscn die Verbindung zwischen der Hauptstadt und dem kleine braune glanzende Reste von Fischschuppen. Dar- Kastell 8. Angelo herstellten, lag der nordlichere Berg von Liapades ent- unter beginnen, das Yorgebirge zusammensetzend, wieder schieden besser. Ihn bezeichnet auch Benza ganz scbarf und unverkennbar ale die Hohe, wolche fiir dio Stadt den Anblick des Kastelle S. Angelo ver- die lichten Kalke mit vielen schwarzen Hornsteinlagen, decke, und gerade diesen Hiigel nennt Benza Kukkulos (oder Korako- nur etwas diinnschichtiger als im Hangenden, noch etwa pholia). Wohl kennt auch die englischc Aufnahme diese Verdoppelung dee Namcns; sie nennt den Kurkuli von Giannades Cucciili ( κ ο υ κ ο ύ λ ω ν 100 m machtig aufgeschlossen, durchschnitten von einer Kappe, Kapuze) und iibertragt den Namon Gucculds auf eine Vor- hoho dee Gebirges etwa balbwegs zwischen Liapades und Kanakadee. Aber diese nochmalige Versetzung des Namens macht die Bereehtigung 1) Auf dor onglisohen Karte fiihrt es den unverstiindliclien Namen seiner Verdoppelung nur noch zweifelhafter. Nilyothoros. Partsch, Korfu. 4 26 Partsch, Korfu. senkrechten Verwerfungsflache. Der Scbichtenfall ist im 2. Cardium hians Brocc. allgemeineu ESE 20—30°. Auf der Nordseite des Vor- 3. Cardium nov. sp. cf. ecbinatum Linnd. (Sehr gebirges treten, wie Prof. Lepsius von Palaeokastritza aus hautig im obern Miocan von Toscana.) erkennen konnte, die Posidonomyenschichten nicht mehr 4. Lucina spinifera Mont. zu Tage, sie sind dort ganz verhiillt von den im Kap 5. Lucina cf. Dujardini Desh. sattelformig aufgebogenen obern Hornsteinkalken. 6. Pectunculussp. Durcb diese wertvolle Mitteilung, fur die ich Herrn 7. Pecten sp. cf. benedictus Lam. Prof. Lepsius zu lebbaftem Danke verpflichtet bin, ist fest- 8. Pecten sp. cf. scabriusculus Math. gestellt, dafs die Posidonomyen - Schichten hier zwischen Geht man auf dem sehlechten Fahrweg von Marmaro zwei reeht machtigen Schichtenfolgen des hornsteinreichen in sudlicher Richtung dem Westrande des Val di Ropa Kalkes lagern. Damit ist auch die Hoffnung sehr herab- entlang, so sieht man aufser dem Triimmergestein des gestimmt, dafs etwa kunftig noch im Quersclinitt des Hornsteinkalkes — bald Konglomerat, bald Breccie — und Gipfels Kurkuli, wo die Posidonomyen-Gesteine allerdings diesem Kalk selbst (E 16 S 22° Fall) einen kleinen Auf- in bedeutender Meereshohe liegen, altere Ablagerungen als schluis blauen Mergels und steht bald nachher vor dem Lias sicb finden konnten. grofsen Gipshugel von Karkavelas (Fufs 53, Gipfel 78 m), Die obern Hornsteinkalke bilden nun die Hauptmasse welcher — wie ein Isthmus — den sandigen Hiigelriicken des Gebirges von Liapades und Giannades. Noch am des Weilers Ropa an die westliche Thalwand unter Gian­ untern Ende des letztgenannten Ortes steben sie zu Tage. nades anheftet. Die aus dem wasserreichen Thalgrund Welche Schichten sicb auf sie auflagern, ist dort nicht er- (37 m) heraufkommende Strafse nach Giannades fiihrt wohl kennbar. Aber wenig nordlicher, wenn man vom Kurkuli 1 km weit auf den glitzernden Lehnen dieser geschichte- gegen Marmaro hinabsteigt, trifft man in der ziemlicb be- ten Gipshohe (Fall E 18 S 17°) empor, deren Gestein als standig E 20—22 N 20—30° fallenden Schichtenfolge zu- ‘ein durch ein thoniges Bindemittel verkittetes Agglomerat nachst, nahe der obern Grenze der Hornsteinkalke zwischen grofser, bis drei Zoll im Durchmesser haltender Selenit- ihnen eine machtige Bank grauen, kristallinischen Kalks tafeln sich darstellt. Was zwischen dem obern Ende (104 m) mit Hornsteineinschliissen, Neigung zu cavernoser Verwit- der Gipslandschaft und dem ersten Auftreten des Horn­ terung und Bildung von Terra rossa, dann auf der obersten steinkalkes unter Giannades (124 m) liegt, entzieht sich Schicht des Hornsteinkalke eine mindestens 10m machtige leider der Untersuchung. Aber hei der Stetigkeit der Decke von Konglomeraten, die aus der Zerstorung des Lagerungsverhaltnisse in diesem ganzen Gebirgsabschnitt Hornsteinkalks ihr gauzes Material bezogen haben (225 m). kann man kaum zweifeln, dafs der Gips auf blauem Merge!, Mit den Triimmern dieser Konglomerate gemischt fand dieser auf den miocanen Kalksteinen und Konglomeraten ich wenig weiter abwarts (207 m) ein loses Gesteinstiick aufruhen wird. In der Schlucht, welche das grofse Dorf mit kleinen, aber doch kaum zu verkennenden Hippuriten- Giannades (124—168 m) im S begrenzt, ruht auf dem Eragmenten. Der Mangel an Aufschliissen lafst die Schichten­ Hornsteinkalk zunachst ein diinnbankiger gelber Sandstein, folge nicht vollstandig erkennen1). Ihren Abschlufs bilden wohl als Vertreter vou anderwarts grobern Triimmer- die bis zur Hohe von 136 m emporreichenden miocanen gesteinen. Kalksteine von Marmaro (85 m) und Kanakades (84 m), die Diese Triimmergesteine (Breccien und Konglomerate) deutlich auf hornsteinfiihrendem Kalkkonglomerat ruhen und treten nordlich von Giannades iiberall in recht bescheidener wieder von einer Bank desselben bedeckt werden. Diese Entwickelung auf. Wohl wird man in ihnen mindestens gelben, sandigen miooanen Kalke, durchaus mit den „ Mar­ zwei, durch zwischengelagerte Kalksteine getrennte Hori­ mara" des Pantaleone-Passes iibereinstimmend, sind durch zonte unterscheiden mussen; aber in jedem haben sie nur die Steinbruche der beiden Dorfer in betrachtlicher Aus- ganz wenige Meter Machtigkeit. Das andert sich indes dehnung aufgeschlossen. Das erleichterte mir das Sammeln schon auf den Hohen hinter Giannades, wo eine, unmittel- ihrer Fauna. Herr Theodor Fuchs bestimmte daraus: bar auf dem Hornsteinkalk ruhende Lage, die man bald 1. Venus cf. Dujardini Desh. als Breccie, bald als Konglomerat bezeichnen moohte, zu mindestens 15 m Machtigkeit anschwellend, die Kammhohe !) Weiter nordlich, jenseits der Schlucht von Kanakades fand des Gebirges mit grotesken Felsenschlossern ziert, wahrend Benza in einer kleinen Ebeno, westlicb von dem Hiigel Kukkulos oder nur ausnahmsweise noch das Gestein, aus dessen Zerstorung Korakopholia, der fiir Korfu den Anblick des Kastells S. Angelo ver- decke, zahlreicbe Blocks eines grobkornigen, locherigen Quarzits (Buhr- sie hervorging, zu Tage tritt. Auf diesem Triimmergestein, stone, Millstone), der nur durch seine geringe Festigkeit und wegon das bisweilen machtige Blocke des Hornsteinkalke einschliefst, der Beimengung von Kalk ungeeignet werde zur Herstellung von Mfihl- steinen. Mir ist solch ein Gestein nirgends aufgestofsen. ruht an vereinzelten Punkten eine dicke Bank zuckerkornig Die Inselmitte 27 kristallinischen weifsen Kalksteins. Ob von ibm odor von einer nocb jiingern, schon ganz abgotragonon Lage ein treten auf dem seewarts gekehrten Abhang hinter Sina- grofser Kalkblock stammt, der auf dem Schutthiigol an dor rades wieder machtige, schlecht geschichtete Konglomerate oboraten Kircbe von Giannades liegt und zur Halfte ala und Breccien zu Tage, hier und da aber auch das unzer- ein Agglomerat von organischen Resten erscheint, vermag storte Gestein des Gebirgskerns, ein milchweifser, anschei- ich nicbt za sagen. nend ungeschichteter kristallinischer Kalkstein ohne Horn- Je weiter man nach SE fortschreitet, desto gewaltiger stein, aber auch ohne jegliche organische Einschliisse. Bei entwickeln sich die Konglomerate. Sie bilden augenschein- dem volligen Mangel von selbstandigen Altersmerkmalen lich die wilden Gipfelschroffen des Berges Vigla, vielleicht dieser Triimmergesteine bei Sinarades wird es erlaubt sein, auch die auffallende, durch einen Abbrucb entblofste Wand sie vorlaufig mit den ahnlichen Bildungen von Peleka und hoch an seiner Ostseite, und greifen allmahlich auch auf dem Agios Georgios zusammenzufassen, wiewohl sie von dem Westabhang gegen das Meer in immer tiefere Regionen diesen nicht etwa nur durch eine oberflachliche Auflage­ hinab. Da gerade hier das Streiohen der Schicbten (N 25 W) rung, sondern durch eine wirkliche Liicke getrennt scheinen, mit dem Streiohen des Gebirges (W 29 N magn.) einen in welcher die' machtige Gipsformation allein den Aufbau bemerklichen Winkel bildet, sinkt die Oberflaohe der Horn- des Bergriiokens iibernimmt. steinkalke (Fall E 25 N 20°) ziemlich schnell in immer Benza hat auch in diesem Gebirgsabschnitt die Gipsab- niedrigeres Niveau herab und iiberlafst den Aufbau des lagerungen beider Abhange durch ein zusammenhangendes Gebirges immer vollstandiger dem auflagernden Triimmer- unterirdisches Gipsflotz, im Fundament des Gebirges, verbun- gestein. Doch erst jeneeit der Pforte von Ermones, am den sich vorgestellt und war geneigt, die Entstehung der Beginn des Siidfliigels des Gebirges, scheint sie Pforte von Ermones durch ortliche Zerstorung des von ganz unter den Meeresspiegel hinabzutauchen. losenden Wasserlaufen durchzogenen GipsfLotzes und den Dort erreichen die Konglomerate ihre grofsartigste Ent- Einsturz seiner festen Gesteinsdecke zu erklaren. Zu dieser wickelung in dem hochsten und schonsten aller Berge am Vermutung scheint ihn eine abweichende Auffassung der Westrand der Inselmitte: in dem scblanken Agios Georgios Lagerungsverhaltnisse bei Peleka gefiihrt zu haben, dessen (392 m). Sie setzen in wohlgesonderten dicken Banken, schmaler Kamm derartig von Gipsen umgeben ist, dafs man nordostlich (durchschnittlich E 30 N 34°) fallend, ganz sich leicht versucht fiihlen, bann, sie als die Unterlage des allein den Steilhang dieses Berges zusammen von der kleinen Gipfelkalkes und der mit ihm verbundenen Konglomerate Gipfelplatte der Bergkirche bis hinab zu dem schmalen, zu betrachten. Aber an andern Stellen weicht jeder Zweifel, von teilweise iiberhangenden Wanden gesaumten Strande beim dafs der Gips auf, nicht etwa unter den machtig entwickel- Kloster der Madonna im Myrtenbusch (Μνρτιωτισσα 39 m). ten Konglomeraten liegt. Hier und da schalten sich zwischen die groben Konglo­ Das nordlichste mir bekannte Vorkommen der "Westseite merate, die aus nicht immer vollkommen gerundeten Kalk- trifft man wenig siidlich von Myrtxotissa beim Anstieg vom gerollen sehr verschiedener Grofse, Hornsteinstiicken und Strande gegen Peleka. Dort bedeckt ein schwarzgrauer, sparlichen Quarzgerollen bestehen, sandige oder thonige miirber, erdiger Gips von schieferiger Struktur die unterste Lagen ein, und auf der Kammhohe, an der kleinen Scharte, Staffel (54 m) des Konglomerat-Gebirges. Er scheint noch welche vom Gipfel die siidliche Schulter des Berges trennt siidlich vom Pfade auf derselben Stufe des Abhanges zwei (332 m), treten einige schrattig verwitterte Banke feinkornig grofse, graue Hiigel zu bilden. Dariiber aber folgt ein roter kristallinisohen Kalksteins auf, welche auch am Osthang, miirber Sandstein, der zusammen mit einem kalkhaltigen hoch iiber der Staff el der Weiler Vato (91 m) und Chelia Lehm, den die Yerwitterung ebenfalls rotet, die Hohen in gleichsinniger Auflagerung das Triimmergestein bedecken. zwischen dem Siidabfall des A. Georgios und dem Felshiigel Der Kalkhorizont, dem sie angehoren, ist fast uberall durch von Peleka verkleidet. Erst wenn man den Fufs dieses die Erosion zerstort; andre Reste davon findet man weiter Hiigels nahezu erreicht hat, stofst man beim Weiler Pla- nordlich iiber Giannades, weiter siidlich in dem Aussichts- koto, der einen Sattel (157 m) des Kammes fiillt, wieder felsen von Peleka (272 m). Die Konglomerate, welohe diesen auf flach liegenden Gips (145 m). Ein von grauen, rot tragen, diirften ganz mit denen des Agios Georgios zu ver- verwitternden Mergeln verhiillter Bergvorsprung trennt diesen knupfen sein, wenn auch jiingere Bildungen in den tren- Gips oberilachlich von dem auf der Westseite des Kammes nendenJochen (95; 125; 157m) den Zusammenhang oberflach- von Peleka liegenden ausgedehnten Gipsvorkommen iiber der lich verhiillen. Noch siidlich von Peleka bilden sie einen kleinen Bucht von Kontoxalo (κοντο\ς α?]γιαλό[ς]). Die keck aufragenden kurzen Felsgrat (Vigla 177 m), ehe sie ganze Berglehne im Hintergrund ihrer kleinen Strandebene unter der diohten Hiille einer merkwiirdigen Gipsformation besteht aus einer diinnschicbtigen Wechsellagerung von 4* 28 Partsch, Korfu. Gips und graublauem Thon. Mitunter Bind beide in einem die Hohlraume dem Gestein fast ganz, aber unten im Thal­ so innigen Gemenge vereint, dafs eine sehr harte, thonige, grund zwischen Varypatades und Peleka kann man den von Gipsnadeln durchspickte Masse entsteht, in deren Ober- tibergang des Gipfelgesteins in das locherige, rauchwacken- flache das Regenwasser fingerdicke, von scharfen Randern ahnliche braune Gestein an vielen Felsblocken mit voller gesaumte Erosionsfurchen eingrabt. Anderwarts trifft man Deutlichkeit beobachten. diinne, feste, zum Decken der Hauser verwendete Tafeln Dieser braungraue Deckkalk und der Gips bilden vom von Gipsmergel, oder auch sehr ebenflachige Platten (πλάκες) Skaphona ab siidwarts die meist von Weinbergen bedeckte eines licktgrauen, tbonigen Gipses, der sich fur Inschriftstafeln Kammhohe, den nachsten tiefen Sattel (116 m), die folgende uber Kirchenthiiren und Hausthiiren vortrefflich eignet. flache Hohe (165 m) und den iiber ihrem Sudende aufstre- Aber auch Banke, in denen grofse, im Sonnenschein weit- benden Hiigel mit der Kirche des streitbaren Erzengels, bin blitzende Selenittafeln durch ein an Menge sehr zuriick- des Taxiarchen (236 m). Wenige Schritte von der Kirche tretendes tboniges Bindemittel verkittet sind, treten auf. stehen die Gipsbanke, auf denen sie gegriindet ist, zu Tage. Sie umschliefsen bier und da winzige Scbwefelnester. Die Aber eine rechte Yorstellung von der Machtigkeit dieser Schichten, welche manchmal nahezu horizontal liegen, manch- Gipsformation gewinnt man dock erst, wenn man iiber die mal schwach ostlich fallen (E 10 N 20—25°), erwecken Steilhange im Westen einen Abstieg zum Meere sucht und zunachst entscbieden den Eindruck, als bildeten sie das an dessen Ufer entlang eine etwas muhselige, aber an Fundament des Berges von Peleka; aber wenn man — zu- iiberraschenden Landschaftsbildern ungemein reiche Wande- letzt durch Obstgarten, in denen der Boden nacb dem rung unternimmt. Schwinden der vom Sickerwasser gelosten und weggefiihrten Uberschreitet man von Sinarades (160 m) aus den Kamm Gipsunterlage zonenweise zerspalten und im Absinken be- in dem Sattel (199 m) unmittelbar siidlich vom Taxiarchen - griffen ist — emporkommt bis auf die Kammhohe, siebt hiigel, so erreicht man heim Abstieg gegen das Meer bald man, wie aus dem Gips, von ihm freilich heut nicht mehr den Gips (158 m). Unter diesem kommen aber sofort Konglo- so vollstandig wie ebemals umfangen, die Konglomeratklippe merate zum Yorschein, die mit so steilem Absturz gegen des Vigla-Felsens herausragt (Fufs 155 m, Gipfel 177 m, das Meer abfallen, dafs von ihren Wanden machtige Pfeiler Gips der naohsten Umgebung bis 168 m). Auch unten am sich gelost haben und teils mit ihren gewaltigen, wild iiber- Meer hat Benza an einem Vorgebirge wenig siidlicb von einander gestiirzten Triimmern den schmalen Strand ttber- Konto'ialo die Auflagerung des Gipses auf quarzfiihrendes decken, teils, des gleichen Schicksals gewartig, in wunderlich Konglomerat beobachtet. unsicherer Stellung noch auf dem jahen Hange sich auf- Der im Yigla-Grat hervortretende Kern des Hohen- recht behaupten. Die Zerspaltung der Felsen (der Ort heifst riickens mufs weiter siidlicb sich zu weit geringerer Hohe bezeichnend „Schistos“) erschwert die Beurteilung der Fall- erniedrigen. Schon der nachste kleine Gipfel (179 m), der richtung ihrer rohen, dicken Banke. Aber schon von der folgende Pafs (150m) und ein zweiter Gipfel, Skaphona obersten Felsenkanzel, die einen Niederblick auf die Bran- (181m) besteben aus Gips, und am Fufse der Steilwand, dung gewahrt (140 m), sieht man in dem flachen TJfer- welche der Skaphona dem ostlichen Thalgrund zukehrt, gewasser die von den Wellen durchgekammten, nahezu offnet sich eine Katavothre (ρ ο ν φ ίΰ τρ α 77 m), welche das saigern Schichten etwa N 40 W streichen. Die genauere stehende Wasser dieses Thales durch den Schofs des Gips- Untersuchung der frischen Abrasionsflache, iiber die einige berges hindurchleitet gegen das Meer. Der Quell Lutzia von der Brandung noch nicht entwurzelte Pilzformen, als am Meeresufer gilt als ihr Abfiufs. Auf dem Scheitel des Reste der bereits abgetragenen Felsmassen, in halber Manns- Skaphona lagert sich auf den schwach W 10 S fallenden hohe herausragen, findet den Fall der Konglomeratbanke Gipe ein mit ihm auch sonst nicht selten verbundenes Deck- E 38 IST 80°. Weiter nordlich verschwindet der felsige, gestein, ein dichter, braunlich-grauer, fester Kalkstein von zerrissene Hang der Konglomerate ganz unter dem Gips, schwach bituminosem Geruch. Es ist, wie mein ver- der ganz allein das furchtbare Kliff bildet, mit dem der ehrter Freund Prof. Dr. Liebisch in Gottingen auf Grand Taxiarchenhiigel seewarts abbricht. Wo die Neigung des genauerer Untersuchung meiner Handstiicke mir bestatigte, Gipshangs sich ermafsigt, haben Strandkiefern und Pinien dasselbe Gestein, welches in sehr weiter Verbreitung im sich angesiedelt, aber bisweilen vielleicht gerade durch ihre korfiotischen und kephalonischen Tertiarland auftritt und tief eindringende Wurzel den lockern Zusammenhalt des gewohnlich durch eine Menge unregelmafsig begrenzter, Erdreichs gefahrdet und Abrutschungen veranlafst, bei denen von Kalkspat erfiillter kleiner Hohlraume und eine ihnen sie mit ins Sinken kamen. Bieten so die obern Lehnen entsprechende locherige Verwitterung ein aufserst charakte- das Bild eines wechselvollen, durch keinen menschliohen Ein- ristisches Ansehen gewinnt. Hier auf dem Skaphona fehlen griff gestorten Kampfes der Baumvegetation urn einen leicht Die Inselraitte. 29 zu bezwingenden, schwer zu behauptenden Boden, so haftet der mit den Bestandteilen der Kalkkonglomerate noch zahl- das Auge am Steilufer kleiner Buchten, zwiscben denen reiche Bruchstiicke braunen bituminosen Dolomite enthielt, miihselig zu umgehende Felszungen vorspringen, auf der und an der Nordseite des Passes A. Theodoras, dessen Hohe ungedampften Farbenkraft nackter Gesteinssehichten. Braune, schon von Felsen des Kalksteins des AgiDeka-Berges ein- graue, auch blendend weifse Lagen eines dfinnschichtigen, gerahmt ist, reicht hoch hinauf der locherige, braunliche mfirben, blatterigen Gipses wechselnmit schwarzen und dunkel- Deckkalk der grofsen Gipsformation. Dieses selbe Gestein, braunen, bald recht machtigen, bald ziemlich schwachen das aufserordentlich auffallend charakterisiert und doch Banken eines bituminosen Dolomit (Stinkstein), der, auch schwer zu schildern ist1), beherrscht ziemlich vollstandig ohne dais man ihn reibt, besonders stark in der Mittags- das Hiigelland am Nordfufse des ZehnHeiligen-Berges, die glut seinen scbarfen Geruch ausstromt. An einer Stelle Hiigel von Kynopiastes, Psorarus, Kastellanus und das soli, wie Benza vernahm, fliissiges Peoh ihm entquellen; Thai (125 m) zwischen Kastellanus und Sinarades. wir haben beide vergebens danach gesucht. An dem Yor- Dieses Thai stellt, dem Belief der Landschaft nach sich gebirge, das die starkste Entwickelung der bituminosen als das Quellthal des Potamo dar. Der geologische Scbichten zeigt, treibt in.sie eine Pinie 6 m tief ihre "Wurzel Bau des Thales zwischen Sinarades, Kastellanus, Varypa- sprengend hinein. Einige Quellen brechen, hart am Meeres- tades und Peleka ist wegen des Mangels befriedigender ufer aus diesen Gips- und Stinksteinschichten heraus. Schon Aufschliisse schwer zu beurteilen. Die beiden Querschnitte, Benza hebt verwundert hervor, dais sie prachtiges, wohl" auf denen ich beobachtete, bieten daffir keine vollkommen schmeckendes und gesundes Wasser fiihren. Bei der ein- ausreichende Grundlage, fiihren aber doch zu einer nicht zigen, an der ich eine Weile rastete, fand ich dies leicht ganz unwahrscheinlichen Yermutung. Der beim Anblick begreiflich. Der Gips bildete hier wohl eine vollstandige, des Terrains sofort auftretende Gedanke, dies Thai sei eine aber doch nur eine diinne Verkleidung der Felswand. Der grabenformige Senkung zwischen zwei parallelen, ehemals aus ihr springende Wasserstrahl bat wenige Quadratfufs des verbundenen Hohenriicken, findet eine Bekraftigung in der etwa nur einen Pufs unter der Felsenfront liegenden Konglo- Thatsache, dafs das jiingste hier vertretene Gebilde, der merates blofsgelegt. Hier sieht man mit uberraschender braungraue, locherige Kalkstein (Deckkalk des Gipses) den Deutlichkeit, dafs die N 38 E 55° fallenden Gipsschichten ganzen Thalgrund fiillt und auf den Hohen teils fehlt, toils in diskordant abstofsen von der Oberflache des altera Konglo- weit hoherm Niveau liegt, wahrend die Hauptmasse des merates. Die auch durch ihre hohe Temperatur (18,8° C. beiderseitigen Hiigelrahmens aus altera Ablagerungen be- 20./III. 86, 2. p. m., Luft 14,8 C.) auffallende Quelle ist steht. Der Berg von Peleka fallt nach E stufenformig leicht zu linden: sie liegt ostnordostlich dem kleinen Fels- ab. Der Gipfel besteht aus weifsem, kristallinisch kornigem inselchen nahe gegeniiber, auf dessen Hohe, nur fur kletternde Kalk, der auf dem Konglomerat des Dorfes (205 m) zu Verehrer erreichbar, das Kirchlein der Panagia Kyra- ruhen scheint. Zu Fiifsen der Wande dieser Gesteine und dikaea steht. "Wie dieser steilwandige Felsklotz scheint auch von ihnen wahrscheinlich diskordant abstofsend lagert eine die nordlichere Gordi-Klippe, in der die Brandung ein Fel- schmale, aber ziemlich machtige Gipsstaffel (110—139 m). senthor geoffnet hat, aus Konglomeraten zu bestehen. Bei Steigt man von ihr abwarts, so findet man die unterste der Sparlichkeit der Inselbildungen vor der Westkiiste von Stufe des Abhangs (74 m) und den Thalgrund von Kyperi Korfu ist es wohl schwerlich ein Zufall, dafs gerade vor (46 m) zusammengesetzt aus dem locherigen Deckkalk. Wenn der leicht dem Wellendrang erliegenden und immer waiter nun fiber diesem Grund im E wieder die Wand eines zuriickweichenden Gipskiiste diese harten Felsenknollen die Gipsstockes (wohl 50 m hoch) aufragt, dessen Scheitel und Abrasionsflache der seichten Ufergewasser iiberragen. Auch die am weitesten vorspringenden Vorgebirge dieser Kiiste, !) Benza schildert auf der Wanderung von nach Chlomo dieses Gestein, a porous kind of lime of a brownish colour, folgendcr- so das von hohen Pinien geschmuckte hinter dem Berge raafsen: «It is generally scattered at the foot or on the acclivities of Skaphona und die den Konto'ialos umrahmenden sind Konglo- calcarious mountains of a conglomerate composition. Its colour is gonerally brownish grey; not very hard, easily desintogratod, strongly meratzungen, welche der Gebirgskern aus der Htille der effervescing with the acids, leaving a very little sandy residuum ; its diskordant auflagernden Gipsformation hervorzustrecken texture is full of small cavitios resembling that kind of amygdaloida, scheint. in the cavities of which we find the cubicito; these cavities are in gene­ ral angular and by times filled with the same materials of — but Wie weit der Gips und die ihn begleitenden Gesteine softer than — the stone itself; often they aro empty. The soil whore sich in diesem Gebirge siidwarts erstrecken, vermag ich this carbonate of lime or — we may call it — amygdaloid indu­ rated marl is found is very fertile; such is the valley undor Sina- nicht genau zu sagen. Den spitzen Gipfel Merovigli (283 m) rades, in which this stone is very abundant.“ Th. Fuchs bozeichnet es siidwestlich iiber Sinarades fand ich noch bedeckt mit einem als „crdiges, locheriges, Tauchwackenartiges Gipsgostein von dunkol- brauner Farbe“. Er orkannte auf Zanto seinen Zusammenhang mit losen, wieder zusammengebackenen Verwitterungsschutt, pliociinon Gipsen und Konglomeraten. 30 Partsch, Korfu. Riickseite wieder der Deckkalk zu bilden scheint, so kann Danach stellte Herr Theodor Fuchs das Alter dieses man hier der Annahme einer grofsern Dislokation am Ost- Kalksteins fest. Er ist ober-miocan und entspricht dem rande des Thales nicht wohl entgehen. Dafs aber auch jfingern Leithakalke des Wiener Beckens. Natica redempta, amWestrand die losen Triimmermassen des locherigen Kalkes Area turonica sind bisher aus dem Pliocan nicht bekannt, einen Bruch der Schichten verhiillen, wird sehr wahr- und auch die vorliegenden Pecten lassen sich nur auf mio- scheinlich, wenn man weiter sudlich an der Ruphistra des cane Formen, und zwar auf solche des jungern Leitha- Skaphonahiigels steht. Seine steile Ostwand besteht aus kalkes zuriickfiikren. Gips, der nur eine dtinne Kappe des braunlich-grauen Es ist nun nicht ganz leicht, dieses palaontologische Deckkalks tragt. Zu ihren Ffifsen aber liegt im ganzen Ergebnis fur die Altersbestimmung der benachbarten geo- Thalgrund nur dieser selbe, bald kompakte, bald locherige logischen Gebilde zu verwerten, weil die Lagerungsver- dunkle Kalkstein. Hier ist die Absenkung des Thalbodens haltnisse bisher nicht befriedigend aufgeklart sind, und auch an dessen Westsaum vollkommen deutlich. tiberschreitet kunftig jeder Versuch dazu bei dem Mangel an guten Auf- man von hier aus (77 m) iiber das Kloster A. Anargyri schliissen ernsten Hindernissen begegnen wird. 1st die (101 m) und die ostlich davon liegende Senke (90 m) den oben festgehaltene Auffassung fiber die grabenformige ganzen Thalgrund, so stofst man an seinem Ostrande (97 m), Senkung des Thalgrundes und speziell seine Begrenzung am Pulse des Hiigels von Varypatades, auf ein ganz ver- im E durch eine Dislokation richtig, dann ergibt zunachst schiedenes Gestein. Es ist ein rotlieh gelber, feinkorniger, die dortige Berfihrung zwischen dem Deckkalk des Gipses wenig sandiger Kalkstein, ziemlich undeutlich geschichtet, und dem Leithakalk keine bestimmte Altersbeziehung. leicht zu bearbeiten, aber an der Luft allmahlich an Harte Wir Kennen dann hier das Liegende des Leithakalks fiber- gewinnend. Deshalb wird er jenseits Varypatades an haupt nicht, sondern haben auf das Hangende einzugehen. einigen Stellen, die aber nur sehr diirftige Aufschliisse Auf dem kleinen Sattel, in welchem die Fahrstrafse, ehe liefern, gebrochen. Auch im Altertum hat er architek- sie Varypatades erreicht, nordlich von diesem Orte seinen tonische Verwendung gefunden, z. B., wie Benza bemerkte, Hugelrucken uberschreitet (140 m), liegt auf dem Leitha­ in den Saulen und dem Architrav des kleinen dorischen kalk blauer Mergel (rotlieh verwitternd). Wie wohl ich Tempels beim Quell Kardaki im alten Korkyra. Dieser ihn gerade durch eine Brunnengrabung aufgeschlossen fand, Kalk , der die Hugel von Varypatades (193 m) und traf ich hier in ihm keine organischen Einschlusse, wohl Kalapbationes (182 m) zusammensetzt und nach Benza aber im SE von Kalaphationes am Abhang des Panagia- bis nahe an Kastellanus heranreicht, fiihrt eine nicht sehr berges (180 m) gegen Psorarus hin zahlreiche Austern. artenreiche, aber in einem an organischen Resten so armen Herr Theodor Fuchs bestimmte freundlichst: Hiigelland doch immer hochst willkommene Fauna. Herr 1. Ostrea su bar at a Mayer, eine sehr ausgesprochene Theodor Fuchs ubernahm freundlichst auch die Bestimmung auffallende Form, welche bisher nur aus dem obern dieser Fossilien. In meiner kleinen Sammlung waren folgende Miocan von Vigoleno bekannt war. erkennbar. 2. Ostrea cf. digitalina Eichw., breit, dickschalig Von Varypatades: mit zahlreichen schmalen Rippen. 1. Natica redempta Micht. 3. Pecten cf. Besseri Andrz. 2. Pectunculus sp. cf. pilosus Linnd. 4. P o r i t e s sp. Bisher nock nie pliocan gefunden *). 3. Lima squamosa Lam. Auf dem blauen Mergel aber liegt, an dem Pantokrator- 4. Pecten cf. aduncus Eichw., stark gewolbt mit Kirchlein (167 m) dicht fiber dem Pafs Gips in augen- zahlreichen schmalen Rippen. scheinlich sehr geringer Machtigkeit. Auch jenseit Kala­ phationes gegen Psorarus hin soli eine Gipspartie auf Von Kalaphationes: Mergel vorkommen, und am Sudhang des Dorfhugels von 1. Natica sp. Vyro habe ich in Berfihrung mit einem Kalk, der mit dem 2. Panopaea sp. von Varypatades petrographisch vollstandig fibereinstimmt, 3. Venus an Cytherea sp. anscheinend auf diesem Kalk, Gips anstehen sehen. Ist 4. Cardium hians Brocc. 5. Cardium sp. aus der Gruppe des C. turonianum dieser Gips, der in ganz beschrankter Entwickelung sich Mayer, aber mit zahlreichern Rippen und ohne hier sporadisch erhalten hat, nun dem Alter nach gleich- Stacheln. !) Nur von don Austern steht es fest, dafs sie in dem Mergel 6. Area turonica Duj. eingeschloesen liegen. Der Pecten und Porites stammen aus dom dar- 7. Pecten cf. Besseri Andrz. untor liegenden Kalk, den der Mergel bedeckt. Die Inselmitte. 31 zusetzen mit der grofsen Gipsformation von Sinarades und Teichen am Ost- und Nordfufse des Hfigels Anemomylos; Peleka? Ich wage diese Frage nicht entscheidend zu be- Katavothren eroffnen ihnen durch seine Gipsmasse den antworten. Lange hielt ich mich fiberzeugt, dais hier zwei Durchgang ins Ropa-Thai. Wenig nordlich vom Weiler Gipsetagen zu scheiden seien, die dann, nach dem mir A. Giannis liegt, wiederholten Erkundigungen nach, gefalligst mitgeteilten Urteil des Herrn Th. Fuchs, mit bei einer Wassermfihle noch eine Ruphistra, die ebenfalls verschiedenen Gliedern des Tertiars in Parallele zu stellen dem Ropa-Thai ihr Wasser unterirdisch zufuhren soil. waren: die untere (von Peleka und Sinarades) mit den Vielleicht wiederholen sich ahnliche Erscheinungen auch miocanen Mergel- und Gypsschichten des Schlier, die obere an andern Orten in dem weiten Umkreis des Val di Ropa, (Yarypatades, Yyro) mit der grofsen, schon dem Pliocan dessen Rand an starken Quellen reich ist. Die bedeutendste zuzurechnenden italienischen Gipsformation. Dieser Schei- unter ihnen und vielleicht die kraftigste Quelle der ganzen dung lag die Voraussetzung zu Grunde, dafs der Kalk von Insel ist die unter den Inselbewohnern weitbekannte Varypatades am Fufse des Hiigels auf dem Deckkalk der Kephalovrysi bei Kokkini nahe der SW-Ecke des weiten Gipsformation des Skaphona auflagert. Lafst man diese, Thales. Ich habe sie nicht gesehen, darf aber der Lage rein aus dem topographischen gegenseitigen Verbaltnis, nach vermuted, dafs sie einen grofsen Teil des Wassers nicht aus einer sichern stratigraphischen Beobachtung her- von den Hohen zwischen Peleka und dem A. Georgios geleitete Annahme fallen, wie es oben geschah, so vereinigt, so die unsichtbaren Abfliisse der Weiher auf der schwindet der wesentlichste Grund, zwei Gipsetagen zu Terrasse von Vato und Chelia. trennen, und der ganze Gips des westlichen Korfu riickt Das Val di Ropa, die ausgedehnteste Thallandschaft dann, ebenso wie der des nordlichen, in die Stellung der Insel, streckt sich 8 km 'lang in einer zwischen 1200 der italienischen Gipsformation fiber dem Leithakalk ein. und 3000 m wechselnden Breite am Fufse des Haupt- Die grofse Konglomeratformation der Hohen von Peleka gebirges der Inselmitte entlang vom A. Georgios bis an und Sinarades wfirde dann ins Miocan gehoren, die Hohen bei Liapades. Im Norden schliefst sich daran, Fiir diese Vereinigung der korfiotischen Gipse in eine durch niedrige Hiigel nur unvollkommen abgeschnurt, zu Stufe spricht einigermafsen auch der mindestens angedeu- Ffifsen der grofsen Dorfer Liapades und Gardelades ein tete topographische Zusammenhang, den zwischenliegende demselben Wassergebiet zugehoriges Thalchen, Valle Gai- Gipspartien zwischen dem Gips von Peleka und dem von darana. Mit Zurechnung dieses sumpfigen Beckens wfirde Karkavelas (bei Giannades) vermitteln, der sicher fiber dem die ganze Thalfolge eine Lange von 10 km erlangen. Von Leithakalk liegt. Die Existenz solcher Mittelglieder konnte dem Hauptthal wird an der sudlichen Halfte der Westseite ich allerdings nicht personlich beobachten, sondern nur ein breiter Wiesenstreifen, das Mikro Livadi, abgesondert durch Erkundigungen feststellen, welche in der Entwicke- durch eine dem Vigla-Berge parallel ziehende sandige Hfigel- lung eines halb verhfillten Wassernetzes ihre Bestatigung welle, deren Nordende durch den Gipsstock von Karkavelas finden. Die charakteristische Eigentfimlichkeit verschwin- unter Giannades an den westlichen Thalrahmen angeheftet dender Wasserlaufe, der wir schon im Quellthal des Potamo wird. An diesen Sandrucken schmiegt sich der Weiler begegneten, kehrt auch weiter nordwarts mehrfach wieder. Ropa, der durch seine zentrale Lage um so zweifelloser Dicht an der Strafse nach Peleka liegt im nordlichsten die Berechtigung gewann, dem weiten Thalgrund den Namen Winkel des Thalgrundes von Kyperi ein auch im Sommer zu leihen, weil kein grofserer Ort sich in der Niederung nicht ganz austrocknender Weiher, nach dem Besitzer Vali- selber angesiedelt hat, sondern alls volkreichern Dorfer aniti benannt (45 m). Sein Abflufs zieht unterirdisch nord­ sich von dem Sumpfland ferngehalten und den festen warts durch eine kleine Hugelschwelle nach einem oder Felsgrund luftigerer Hohen vorgezogen haben. mehreren ahnlichen Teichen, die ihrerseits wieder mit ver- Die Mitte des Val di Ropa, beim Ubergang der borgenen Adern Anschluis zu finden scheinen an das grofse Fahrstrafse nach Giannades, liegt 34 m hoch, sein tief- Wassergebiet des Val di Roppa. Unmittelbar ostlich von ster Punkt, an der Vereinigung seiner Wasserlaufe zum dieser noch nicht naher untersuchten Wasserverbindung Abflufs seewarts, gewifs unter 30 m. Valle Gaidarana liegt ein Hfigelzug mit der Ruine einer Windmiihle; er dfirfte schwerlich tiefer als 60 m liegen. Das Gefall des trennt von der SE-Ecke des Val die Ropa das kleine Grundes ist also allerdings schwach, aber doch nicht so Thai Ropili (44 — 40 m). Auch die Gewasser dieses goring, dafs er von Natur aus zur Versumpfung unweiger- Thales, das die Strafse von der Hauptstadt nach dem Val lich verurteilt ware. Erschwerend fallt bei der Entwasse- di Ropa durchzieht, nachdem sie den Weiler A. Giannis rung ins Gewicht die augenscheinlich ziemlich ungleiche (S. Zuan) gestreift, finden keinen offnen Abzug, sondern Verteilung des Gefalles und die wiederholte Einsohnfirung sammeln sich in etlichen, im Friibjahr recht ansehnlichen des Thalbodens durch Hfigelzungen, welche von den Thai- 32 Partsch, Korfu. wanden so weit vorspringen, dafs eine Gliederung des Gardelades und Skripero und noch am Gebirgsrand bei Tieilandes in leichter versumpfende Beckon begiinstigt wird. A. Markos in grofser Ausdehnung vorherrschend fand, Namentlich Valle Gaidarana ist nur durch einen schmalen nehme ich an, dafs sie an der Zusammensetzung des ganzen Thalweg, man mochte sagen: durch einen Flaschenhals, von Olwald bedeckten Hiigellandes im Osten des mit dem Hauptthal verbunden. Es ist sehr glaublich, dafs Ropa-Thales den grofsten Anteil nehmen. Der Gips dieser kleine Thalkessel noch in der Neuzeit besonders scheint hier nur selfcen noch unter ihnen hervorzutreten. lange den Charakter eines Sees behielt. Die Karte bei Benza kennt nur zwei bedeutende Gipsstocke in diesem Marmara verzeichnet ihn noch als „lago Gaudar“, wahrend Gebiet: den des Hugels Murgades, 3 km siidlich von dem das grofse Ropa-Thal, dessen standigen See schon das Gebirgsrand zwischen Skripero und Korakiana (pulveriger, 16. Jahrhundert entleert hatte, nur als wasserreicher Thal- erdiger Gips, stark mit Thon gemischt, wenig Selenit) und grund (valle S. Zorzi) erscheint. Im Winter bedeckt sich den, welcher dem Dorfchen Ipso den Namen gab (Aggre- noch heut der grofste Teil beider Thaler mit grofsen zu- gat von Selenittafeln, auch Fasergips, im Liegenden an- sammenhangenden Wasserspiegeln. Ich habe diesen Zu- scheinend blauer Thon). Der erstere ist auf der englischen stand, in dem die Natur selbst hier nivelliert, nie gesehen. topographischen Aufnahme durch einen Bach, der in seinem Am 19. Marz 1886, als ich auf der Hohe des A. Georgios Schofse verschwindet, kenntlich. Dafs auch zwischen ihm das Ropa-Thal wie eine Karte zu Fufsen ausgebreitet und dem Vorkommen von Ipso Gipslager unter der Ober- vor mir hatte, schieden sich auf seinem Grunde zwei unter flache vorhanden sind, wird wahrscheinlich durch den Wasser gesetzte Flaehen, eine siidliche im Anschlufs an Erdfall, der sich im Winter 1885/86 bei Korakiana zutrug. den Quell Kephalovrysi rings um den tiefsten, alle Ge- Leider hatte man sich mit der Verschiittung desselben so wasser vereinenden Punkt des Thales und eine grofsere beeilt, dafs schon im nachsten Friihjahr davon nichts mehr nordliche, die, 3,5 km lang, die Mitte des Thales bis zu sehen war. Vermutlich wird auch weiter siidlich in nordwarts zur Breite von Marmaro fiillte und durch eine grofserer Entfernung vom Gebirgsrande die kiinftige Er- minder feuchte Schwelle von jener gesondert war. Aber forschung noch manchen Gipsstock auffinden. Darauf dieses grofsere Uberschwemmungsterrain war kein einiger deutet die Menge abflufsloser Becken und verschwindender Seespiegel, vielmehr trat aus ihm nicht nur an der schmal- Bache, welche das hydrographische Bild des Hiigellandes sten Stelle bei Karkavelas der niedrige Chausseedamm im E des Ropa-Thales so verwickelt und schwer ver- der quer hindurchziehenden Strafse hervor, sondern das standlich gestalten. Zwei Fliifschen teilen sich in nicht ganze Gitterwerk einer quadratischen Felderteilung. Sie ganz klarer Weise in dieses Gebiet: der Wasserlauf der hat an der langen Dauer der tlberschwemmung, vom Thaler Gaidarana und Ropa und der Stravopotamo, dessen November bis Ende April, auch wohl Mai, wahrschein- fernste Quellen im Grunde zwischen Skripero und Dukades lich einen grofsern Anteil als der thonige Boden und die (110 m) nur in der Regenzeit den Anschlufs an den bei natiirliche Verteilung des keineswegs ganz unzulanglichen Krevatzula miindenden Unterlauf zu gewinnen vermogen. Gefalles. Zwischen beiden liegen in dem Val S. Onufrio, dem ostlichen In die Abflufsrinne des Val di Ropa, das zur Bucht Parallelthal des Val di Ropa, und in benachbarten, davon von Ermones hinabziehende Thai, habe ich nur von der durch kleine Hiigelschwellen gesonderten Becken eine Reihe Hohe des A. Georgios einen Blick werfen konnen, Nur stehender Gewasser von stark wechselndem Umfange. Die in der nassen Jahreszeit rauscht aus dem uberschwemmten meisten verschwinden in heifsen Sommern ganz und ent- Flachland ein munterer Bach, an dem 10 kleine Miihlen blofsen ihren weifslichen thonigen Boden, bisweilen auch klappern, durch diese kurze Schlucht. Im Hochsommer einen limnischen Kalktuff; die bestandigsten sind die aus- schwindet er zu einem diirftigen Wasserfaden zusammen gedehnte Kavrolimni, ein boser Malaria - Herd, und und, wenn auch dann die untersten Miihlen im Gange der nordlichere kleine Miicken-See, Kunupena (ca 80 m) bleiben, danken sie dies lediglich einem ungewohnlich an der Strafse nach Gardelades, wie ein schwarzes Auge starken selbstandigen Quell, der in diesem Grunde unter aus tiefer Hohlung heraufblickend. Ob diese Seen wirk- einer der machtigen Felsmassen, die von den Hohen ab- lich abflufslos sind oder unterirdisch mit einem der be­ gestiirzt sind, hervorbricht. nachbarten Wassersysteme in Verbindung treten, ist noch Die ostliche Einfassung des Val di Ropa bilden auf nicht entscheidend aufgeklart. Aber dafs auch in dieser der kurzen Strecke, welche ich kenne, die braunlichen, lbche- Gegend bald Schliirflocher (ρονφ ίσ τρα ι) der Oberflaohe rigen Kalke, die gerade hier, am Hiigel Anemomylos, Wasser entziehen, bald starke Quellen unterirdische Bache sich wieder als Bedeckung eines Gipsstockes erweisen. Da zu Tage treten lassen, steht fest. Die englische Aufnahme ich sie auch weiter nordlich an den Fahrstrafsen nach verzeichnet einige solche Falle, und der starke Bach einer Die Inselmitte. 33 Miihle Bredano wird als der Abflufs von Katavothren an- bunden zu sein mit dem graubraunen, bald gleichmafsig gesehen, welche Theotoky nach Valle Gaidarana, Vlassopnlo dichten, bald von Hohlraumen mit Kalkspat-Einschliissen wohl richtiger ins Thai S. Onufrio verlegt. Von der geo- durchsetzten und dann zu locheriger Verwitterung geneigten logischen Beschaffenheit des ganzen Hiigellandes zwischen Kalkstein, der unmittelbar westlich von diesem Aufschlufs den deni Ropa-Thal, Ipso und Govino ist wenig bekannt. Thalgrund jenseit Varypatades bedeckt. Da diese enge Ver- Benza versichert, es herrsche hier ein Kalkstein, dessen bindung mit dem Deckkalk der Gipsformation auch fiir den obere Schichten eine starke Verwitterung erfahren hatten. schwarzen Kalk von Pustapidima zuzutreffen scheint, diirfte Speziell ein Hiigel, der wegen seiner die Umgebung etwas die Vergleichung beider Vorkommen berechtigt, und ein vor- uberragenden Hohe zur Zeit der franzosischen Herrschaft laufig nicht zu unterschatzender Anhaltspunkt fiir die Alters- als Stationspunkt der optischen Telegraphenverbindung der bestimmung des Kalkes von Pustapidima gewonnen sein. Hauptstadt mit dem Castell S. Angelo gedient babe, be- Benza hat das wohl erst durch den Strafsenbau aufgedeckte stehe aus Kalk. Ich halte es nach den sparlichen Auf- Vorkommen bei Varypatades nicht gebannt, und an einem schliissen, die ich an der Strafse nach Skripero sab, fur ostlichern Punkte, wo in einem vereinzelten Hiigel ostlich sehr wahrscheinlich, dafs es sich immer um denselben, vom Haus Theotoky anscheinend dieselben Schichten wieder vielfach locherig-verwitterten, braunlich - grauen Kalkstein auftreten, miissen sie nach seiner Schilderung viel weniger handelt, den ich als Deckkalk des Gipses bezeichnete. Ab- charakteristisch entwickelt sein, so dafs er einen Vergleich weichende Zusammensetzung bemerkte Benza nur an den mit dem Pustapidima-Kalk nicht wagte. Vorgebirgen. Kephalo Ipso besteht aus Kalk-Kongloment. Die Verwandtschaft dieser Gesteine hat uns aus dem Fustapidima, die Halbinsel, welche die Bucht von Govino Norden der Inselmitte bereits zuriickgefuhrt in das Thai abschliefst, bietet nur an der aufsersten, ganz lose ans des Potamo. Sein Lauf ist recht geeignet, die charak- Land geknupften Spitze (Punta) einen ausgiebigen Auf* teristischen Grundziige der Oberflachengestaltung des mitt- schlufs. Hier scheinen Schichten eines gelblich-grauen, lern Korfu in einfachster Form zur Anschauung zu bringen: locherigen, stark verwitterten Kalksteins aufzuruhen auf die parallele Anordnung der drei HUgelreihen, die vom hohen einem tief schwarzblauen, von starken weifsen Kalkspat- Westufer bis zu dem Weichbild der Hauptstadt, an Hohe adern durchschwarmten Kalkstein von splitterigem Bruch, in regelmafsiger Stufenfolge abnehmend, den Leib der Insel der vollkommen geschichtet ist, unter dem Hammer klingt gliedern, die flachen, zu winterlicher Versumpfung geneigten und bei Reibung einen schwefeligen Geruch aufweist. Beim Langsthaler dazwischen, deren Boden von W nach 0 wohl Graben von Brunnen, deren Wasser denselben unangenehmen eine ahnliche Abstufung zeigen, aber eine so schwache, dafs Geruch hat, fanden die Leute in dem Kalk metallisch schon der echte Hauptquell dee Potamo, Kyperi, im west- glanzende Korner, die sie fiir Gold hielten. Sie erwiesen lichsten Langsthal, am Fufse des Berges von Peleka nur sich als wertlos, waren also wohl Schwefelkies. Aufserdem 46 m tiber der See liegt. Ein kleines Durchbruchsthal mit erregten weilsliche Kalksinterbildungen in Spalten und an raschem Gefall fiihrt das Wasserchen durch die Hiigel- der Oberflache des schwarzen Gesteins die Aufmerksamkeit schwelle des braunlich-grauen, locherigen Kalkes iiber in des Volkes. Sie wurden ebenso wie manche Kalkspatadern den thonigen Grund des ostlichern Langsthales von Tri- fiir versteinerte Knochen gehalten. Daher der Name des klino. Der Potamo durchfliefst die Wiesen seiner siidlichen Platzes: το. κοχχαλα, daher auch die auf ein unzuverlassiges Halfte (Briicke 19 m), die zwischen dem Kalkriicken von fremdes Zeugnis begriindete Notiz bei dem Abbe Portis, Varypatades und Kalafationes und den niedrigern Sandstein- am Vorgebirge Pustapidima gebe es fossile Gebeine. Die hohen von A. Georgios und Vyro bis in die Nahe von Schichten des Gesteins liegen nahezu horizontal, nur an Kastellanus hinaufreicht, und tritt dann durch eine kurze der Nordseite der Punta erkennt man ostliches Fallen. Enge in den nordlichern Abschnitt des Thales (Briicke 14,5 m), Benza, der diesen von mir nicht besuchten Punkt sehr in dem mitten zwischen ausgedehnten Weingarten der Hof aueflihrlich beschreibt, meint, kein andres Gesteinsvorkommen Triklino liegt. Den Untergrund dieses Thalbeckens bildet der Insel mit dem hiesigen schwarzen Kalk vergleicken zu nach Benza blauer Thon, nur schwach von einer sandigen konnen. Aber ich flihlte mich stark an seine Beschreibung Lage verhiillt, den ostlichen Abschlufs ein auf dem Thon erinnert, als ich an der Strafse nach Varypatades, einige auflagernder Riicken miirben roten Sandsteins, den bei Minuten oberhalb der obern Potamo - Briicke (19 m), einen A. Aphra und Evropuli ein hornsteinfuhrendes Kalkkonglo- wohlgeschichteten, von weifsen Kalkspatadern durchzogenen merat eindeckt. In der ansehnlichen Hiigelschwelle dieses schwarzen bis schwarzblauen Kalkstein von bituminosem Sandsteins, welche nach Benza von Vyro in festem Zu- Geruch anstehen sah (80 —100 m). Er fiel E bis sammenhange sich nach NW verfolgen lafst bis in die Nahe E 20 N 18—40° und schien durch Wechsellagerung ver- des Stravopotamo, offnet sich zwischen den Hohen von Alipu Partecli, Korfu. 5 34 Partsch, Korfu. und Evropuli eine Pforte von mafsiger Breite. Durch sie dafs nur die Zugehorigkeit zu L. v. Bucks Planulati sich mit tritt dor Potamo hinaus in das von thonigen Schichten be- Wahrscheinlichkeit erkennen liefs. Es ist bedauerlich, dafs herrsclite Kiistenland. Yon der Bucht von Govino (Kon- Neumayr an der vollen Ausnutzung der Gelegenheit zur tokali) bis an die Lagune von Kalichiopulo erstreckt sicb Erneuerung dieser Funde gehindert wurde; sonst wiirden durch das ganze Weichbild der Hauptstadt eine hiigelige wir gewifs durch ihn Genaueres uber die Altersstellung Zone blauer und grauer Thone und Mergel, die nur ver- dieses Kalksteins erfahren haben, als die Vermutung Port- einzelt — so am Monte Oliveto, an den Hohcm der ehe- locks, dais er zur Juraformation gehore. Dieser ungeschick- maligen Forts S. Rocco und S. Salvatore — von dunnen tete fossilfuhrende Kalk bildet nun, wie Benza mit Ent- Sandsteinkappen bedeokt sind und erst an den Kalkfelsen schiedenheit ausspricht, Portlock aber nur vorsichtig anzu- der Fortezza Nuova und des Fort Abrabam ihre Ostgrenze deuten, nicht fest zu versichern wagt, den altesten Kern finden. der Insel Vido, auf den sich im NW, N und E mantelfor- In den Aufschliissen dicht bei der Stadt Korfu hat mig der hornsteinreiche, versteineruDgsleere Plattenkalk des Th. Fuchs pliocane Fossilien gefunden. (Murex trunculus Viglaesberges auflagert. Linne. Cardium edule Linne. Cardium echinatum Linnd. Dieser mitunter von ganzen Hornsteinlagen durchschos- Tapes decussata Linne. Mytilus aquitanieus Linne. Venus sene, in der Verwitterung zu breccioider Umwandlung nei- verrucosa Linne. Peoten pes felis Linne.) gende Kalkstein bildet SW einfallend am C. Sidero die Grund- Aus den Thonen des Thales Triklino sind vorlaufig lage der Felsen der Alton Festung und den nordostlichen noch keine Fossilfunde hekannt, welche die Entscheidung Ufervorsprung der Stadt Korfu, die Punta di S. Nicolo, brachten, ob in ihnen genau derselbe geologische Horizont nach Portlock auch den untersten Teil der Felshohe der vorliegt oder ein etwas alterer. Die erstere Moglichkeit Neuen Festung. Aber die Hauptmasse der grofsen Festungs- ist wahrscheinlicher, wiewohl der iiberraschend steile Fall hugel von Korfu, der beiden malerisch schroffen Felsen der der Konglomeratbanke beim Kloster A. Evangelismos (82 m) Fortezza vecchia (51 und 65 m), sowie der klotzigen Felsen- auf der Hohe von Evropuli (E 15 N 68°) die entgegen- bastionen der Fortezza Nuova und des Fort Abramo besteht gesetzte AuffassuDg nahelegt. aus einem lichtgrauen, kristallinischen Kalkstein, der, selbst Der Kustenvorsprung, welcher die S tadt Korfu tragt, schichtungslos, auf dem wohlgeschichteten Plattenkalk auf­ ist ebenso wie die Inseln Vido, Scoglio brueiato, Lazzaretto lagert und von Benza mit dem Kalkstein hinter Sinarades, ein Rest weit altern, ansoheinend ganz der Juraformation von Portlock mit dem Kerngestein verglichen wird. zuzurechnenden Gebirges. Seine Aufschliisse sind heute Organische Einschlusse enthalt er nicht. grofsenteils von Mauerwerk verhiillt und, selbst wo sie often Auf diesen mesozoischen Gesteinen ruht nun innerhalb blieben, dem Fremden nicht immer zuganglich, da dieVer- der Citadelle auch eine jungtertiare Auflagerung. Schon wendung zu Quarantanezwecken die beiden Inseln, die Aus- Benza kannte am Westfufse des Flaggenfelsens (hinter den dehnung der heut noch erhaltenen Festungswerke betracht- Stallen des alten Palastes) eine Sandsteinbank, und Portlock liche Teile des Stadtterrains dem Studium entriickt. Gerade berichtet, dafs die Aushebung eines ausgedebnten Hohlraums deshalb gewinnen hier Benzas Angaben aus der Zeit des — vermutlich einer der grofsen Cisternen — im Felsboden Umbaus der Festung im Verein mit einer Spezialstudie des der Citadelle einen harten gelben Kalksand aufgeschlossen Kapt. Portlock einen besondern Wert. habe, der mit schwarzem, blatterigem Then wechsellagerte Die wichtigste Ortlichkeit ist augenscheinlich Vido. Den und ein fiinfzolliges Braunkohlenflotz, unter diesem aber hochsten Teil der Insel (Fort Alexander 43 m) bildet ein zahlreiche Einschaler einschlofs, die einem Buccinum der ungeschichteter, sehr fester kristallinischer Kalkstein mit Touraine glichen. zahlreichen kleinen Hohlraumen, welche eine nicht kristalli- Jenseit des Grabens nun, der die Citadelle von der sierte, weifslich-graue kalkige Substanz fiillt. Die Ver- Stadt trennt, ist seit lange am Uferrand im SE der Es­ witterungsflachen sind voll grofser Hohlungen, in denen eine planade, nahe der alten Porta Raimonda ein Braunkohlen­ schwarze Erde, bisweilen auch ein ockerfarbenes Pulver sich flotz bekannt. Es steht in ganz geringer Hohe uber dem findet. Da dieser Kalkstein zum Kalkbrennen sich vortreff- Meeresspiegel an in mehrzolliger Mach'tigkeit zwischen Sand- lich eignet, wird er in kleinen Briichen ausgebeutet. Dort stein und dunklem schieferigen Mergel. Seine Fortsetzung fanden die von Portlock aufmerksam gemachten Arbeiter unter dem Boden der Esplanade ist durch Erdarbeiten beim organische Einschliisse, an einem Punkt nur Terebrateln Brunnengraben, wie bei Festungsbauten angetroffen worden. — eine der T. pala nahestehende Art, die Portlock T. Sea- Nicht weit von diesem Punkte entfernt, an den Aufsen- toniana nannte —, an einem andern Ammoniten in reich- werken der Porta Raimonda, kannte Benza, anscheinend im licher Menge, doch in so mangelhaftem Erhaltungszustand, Sandstein, ein Gipsvorkommen. Die Inselmitte. 35 Wahrend diese pliocanen Bildungen im Boden der ende. Die steilwandigen Schluchten, um deren Wurzeln heutigen Hauptstadt nur in untergeordneter Entwickelung die Hausergruppen und Kirchlein des Dorfes, zwischen Ol­ auftreten, beherrschen sie vollkommen die Halbinsel des wald halb versteckt, sich anmutig verteilen, sind in graue antiken Korkyra, deren Gipfel (70m), im Olwald ge- Mergel eingeschnitten. Die Gesamtheit dieser pliocanen borgen, die Ruinen eines Himmelfahrtskirchleins (A. Ana- Bildungen umhiillt den schroffen Kalkstock des Bergkirch- lipsis) decken. Der 900 m breite Isthmus, weleher sie zwi- leins Agia Kyriaki (280 m), auf dessen Siidseite im Thai von schen der Bucht von Kastrades und der Lagune von Kali- Benitze Th. Fuchs dieselbe Schichtenfolge wiederfand: zu chiopulo an den Inselkorper kniipft, ist ganz niedrig und uriterst einen versteinerungsleeren blauen Mergel, dariiber anscheinend recht jugendlichen Alters. Benza berichtet, machtige spathige Gipsflotze und zu oberst Sandsteine und dafs der erst 1819 wieder zugeschiittete, 40 Fufs breite, Konglomerate. 5 Fufs tiefe Graben, durch welchen die Franzosen 1810 Der von einer breccioiden Yerwitterungslage umhiillte die Lagune mit der Bucht verbinden und das Hiigelland der Kalkstein des Berges A. Kyriaki ist ein Yorposten des alten Stadt zur Insel machen wollten, nur Schichten mit Mu- machtigen Kalkgebirges, welches mit den beiden stattlichen scheln aufgeschlossen habe, die heute noch in der Lagune Massen des ZehnHeiligen-Berges (A. Deka) und des lebten, und ist geneigt, darin eine Bestatigung zu finden Kreuzberges (Stavro) die Inselmitte abschliefst gegen fiirMarmoras Versicherung, das alte Korkyra sei durch einen den siidlichen Teil des Inselkorpers. Den von der Haupt- Meeresarm von der Hauptinsel getrennt gewesen. Ja, er strafse nach Levkimo iiberschrittenen Sattel (240 m) zwischen geht noch weiter und schliefst aus dem Befund, dafs die beiden Bergen decken noch die pliocanen Sandsteine und Verwandlung des alten Hafens von Korkyra in die seichte* Konglomerate. Auch das Dorf Agi Deka (206 m) steht auf kaum flachen Nachen zugangliche Lagune nicht durch An- einer TerrasBe tertiarer Mergel und in den von Olwald er- haufung von Schlamm erfolgt sei, sondern durch einen fiillten Thalgrund, weleher dieses Dorf von dem ostlich Riicktritt des Meeres. Man kann diesen Schlufs geradezu gegeniiberliegenden Gasturi trennt und seine Gewasser halb auf den Kopf stellen, wenn man ein irriges Glied der Kette gegen Benitze, halb — auf meist verdeckten Wegen — gegen beseitigt. Da die alten Quellen mit Sicherheit erkennen die Lagune von Kalichiopulo hinabsendet, sch einen sich lassen, dafs Korkyra nicht auf einem Inselchen, sondern Mergel und bleiche Gipsfelsen zu teilen, vielleicht auch der auf einem Ufervorsprung lag, und da dessen Verbindung locherige, braunlich-graue Kalkstein, der im Westen der Insel­ mit dem Hinterland noch heute nur wenige Fufs iiber dem mitte den Gips begleitet. Wenigstens bedeckt er in grofser Meeresspiegel liegt, steht es fest, dafs eine wesentliche Ande- Ausdehnung die Lehnen, an denen die Strafse sich gegen rung des Meeresniveaus seit dem Altertum hier nicht statt- das Dorf A. Deka hinaufwindet und auch die niedrigen gefunden hat. Yorhohen um Kynopiastes. Das Gebirge selbst aber bauen Die Hauptmasse der Halbinsel A. Analipsis bilden plio- Kalksteine hohern Alters auf: vermutlich gehoren sie der cane Sande und lose Sandsteine. Auf ihnen liegt hier und Kreideformation an. Yorherrschend ist ein sehr undeutlich, da eine schwache Bank hornsteinfiihrenden Kalkkonglome- bisweilen gar nicht geschichteter, weifser, feinkornig-kristal- rats, auch wohl eine kleine Tuffablagerung kalkhaltiger linischer Kalk mit ziemlich zahlreichen faustgrofsen Nestern Quellen, unter ihnen — nach Benzas Beobachtung — an von dunklem, bald braunlichem, bald blaulichem'Hornstein, dem Steilabfall ostlich vom Weiler Analipsis ein Gipsstock, deren rasche Yerwitterung einen bedeutenden Beitrag liefert der auf blauem Thon ruht. Bei Anemomylos kannte Ylasso- zur Bildung des roten, mit Hornsteinbrockchen untermisch- pulo ein kleines Lignitvorkommen. Eine nahere Unter- ten thonig-sandigen Bodens, weleher namentlich auf den suchung des Kliffs, mit welchem die Halbinsel ostlich gegen Hohen des Stavro ausgedehnte Weinbergs tragt. Auf den das Meer abbricht, unterliefs ich, da bereits Th. Fuchs sich obersten Graten und Kopfen ist dieser Kalkstein schrattig davon iiberzeugt hatte, dafs dort die Lagerungsstorungen ausgewittert. In tiefern Lagen aber ist er sehr oft in in- des aufserordentlich verstiirzten Terrains keinen klaren Ein- niger Weise, durch allmahlichen tTbergang verbunden mit blick in die Gliederung der Schichtenfolge gestatten. einer rein aus seiner Zerstorung hervorgegangenen Breccia, Derselbe milrbe pliocane Sandstein bildet auch das male- in weleher scharfkantige Kalk- und Hornsteinfragmente durch rische Inselchen vor dem Ausgang der Lagune ein kalkiges Bindemittel sehr fest verkittet sind. In seiner von Kalichiopulo und die nachsten Hohen im Siiden der normalen urspriinglichen Erscheinungsweise besitzt das Ge- tlberfahre (Perama). Erst 2 km siidlich von ihr tritt aus stein die vollkommenste Ahnlichkeit mit dem Kalkstein, den Sandhiigeln ein Gipsstock hervor, der vom Meere aus der zwischen Barbati und Pyrgi in enger Verbindung mit ,quer durch sie hindurchstreicht; die Fahrstrafse nach Gas- Hippuritenschichten vorkommt, hat aber selbst bisher noch turi streift kurz vor der Einfabrt in dieses Dorf sein West- nirgends Yersteinerungen geliefert. Die Lagerungsverhalt-

5 '* 36 Partsch, Korfu. nisse sind vielfach ganz unklar. Wahrscheinlich herrscht gefullter Isthmus kniipft daran das S-Ende der Insel, ein siidliches und siidostliches Fallen vor. nahezu gleichseitiges Dreieck, das von dem schroff zum Der breite Aufbau des A. Deka, dessen von Wasser- Meere abbrechenden Hohenzug seiner siidwestlichen Grund- rissen durcbfurchte felsige Hange recbt stattlich aus den linie sich abdacht nach der Ebene von Nieder-Levkimo bis weichen Formen des griinen Hiigellandes sich herausheben, zu den Salzgarten ihrer flachen NE-Spitze. tragt zwei nabezu gleich hobe Gipfel, welcbe in der An- Das Thalbecken des Mesongi reicht mit den sicht von der Hauptstadt aus so schon sicb decken, dafs die fernsten Wurzeln seines Wassernetzes im NW nicht ganz Spitze des vordern nordostlichen Berggiebels dem langern bis an den Pafs A. Theodoi'os beran, sondern bleibt von siidwestlicb dabinterliegenden Kammchen aufgesetzt, mit ihm durch ein selbstandiges Thalchen gescbieden, durch ihm perspektiviscb verwachsen erscheint. Tbatsachlich liegt welches am Westabhang des Berges Agi Deka die Schluchten zwischen beiden Gipfeln ein mit thonigemVerwitterungsschutt von Ober- und Nieder-Garuna ihr Regenwasser zum west- und Kalkbrocken gefiilltes Thalchen mit einem kleinen lichen Meere hinabsenden. Die Fahrstrafse fiihrt von der Pantokrator-Kloster (529 m). Der NE-Gipfel bietet die herr- Pafshohe (240 m) in sanfter Neigung iiber die Riickwand liche Aussicbt auf den Kanal von Korfu, die Hauptstadt dieses steilen Thalchens, tief unter dem Bergnest Apano- und die Hiigelwellen der Inselmitte samt dem wirkungs- Garuna (ea 400 m) hin und beginnt erst an dem nied- vollen Hintergrund der Kette von Nord-Korfu und der fern rigern Joch (205 m) von Kato-Garuna, welches die west- hereinscbauenden, noch im Spatfruhling mit Schneekronen licbe Kiistenkette, die Berge von Garuna, Pavliana und gezierten Kerauniscben Berge; aber erst der dreikopfige, A. Matthias an den Zehn Heiligen-Berg kniipft, den steilern nur 1—2 m niedrigere SW-Gipfel erschliefst den Niederblick Abstieg ins Wassergebiet des Mesongi. Ich habe nur in auf das weite griine Thai des Mesongi und seinen Hiigel- eiliger Fahrt Garuna gestreift. Benza fand in der Schlucht rahmen. In wesentlich andrer Anordnung und neuen reiz- zwischen dem Ober- und Niederdorf eine Bank balkreichen vollen Profilen vereinen sich alle Teile dieses Landschafts- Sandsteins, der durch einen Bruch gegenwartig aufge- bildes in der Rundeicht des Stavro (450 m), des nordliehsten schlossen sein mufs; denn ich sah Platten davon in nord- Hauptes eines langen, massigen Kalkzuges. Nur ein Berg- lichern Dorfern. land, dessen Formen und Farben in raschem Wecbsel der Der Thalgrund, in welchem der Mesongi seine Gewasser Perspektive vor dem Auge des riistigen Wanderers immer sammelt, reicht in einer ziemlich bestandigen Breite von wieder zu neuen, iiberraschenden Bildern zusammenfliefsen, 3,5 km von dem auffallend stufenformigen Siidabfall des wird auf engem Raum den empfanglichen Fremdling lange Berges Agi Deka reichlich 7 km weit siidwarts bis an das obne Ermiidung fesseln konnen. So ist Capri. So sind auch Bergland von Chlomo. Er ist bedeckt von den Yerwitte- einige Teile von Korfu. Was die aus der Feme nach der rungsprodukten der umfangenden Berge, einem an kleinen schonen Insel Pilgernden sehen, ist ein fur die Fiille der Kalkbrocken und Hornsteinsplittern reichen Boden, der durch darin umschlossenen Landschaftsbilder ixberraschend kleiner die Neigung zur Versumpfung an einzelnen Steilen eine Raum. Nur wenige dringen ins Innere der Thaler der undurchlassige Unterlage verrat, vermutlich die blauen Inselmitte, sehr wenige ahnen, welche Herrlichkeiten hinter Thone, die am Thalrand mehrfach sichtbar sind. Die zahl- den nordlichen Bergen liegen, und niemand fuhlt sich ver- reichen Hiigel, welche aus dem Grunde emporsteigen und sueht, iiber den Zehn Heiligen-Berg hinaus in eine nahezu im W eine ziemlich breite Vorstufe des Bergrahmens verrufene unbekannte Landschaft zu dringen, einen tiefern bilden, scheinen grofsenteils aus hornsteinfiihrendem Kalk- Einblick zu gewinnen in konglomerat zu bestehen, doch kannte Benza unter ihnen auch einen Gipshugel, der, meinen Erkundigungen nach, beim Dorfchen Zygono zu liegen scheint. Das 3. Das Hugelland des sudliclien Korfu. sehr mafsige Gefalle des Thales ist siidwarts gerichtet. So Der erste Blick auf die Karte durchschaut seine Gliede- zieht auch seine Haupt-Wasserader, bis sie eine Meereshohe rung in drei wesentlich verschiedene Abschnitte. Die IJfer von kaum noch 10 m erreicht hat. Dann wendet sie sich des ersten siidwarts gerichteten begleiten schroffe Kalkge- siidostlich und rinnt, verstarkt durch den westlichern Bach birge, zwischen denen das breite Thalbecken des Mesongi, von Gardiki dem ostlichen Meere zu durch eine breite des grofsten Flusses der Insel liegt. Daran schliefst sich Pforte, welche zwisohen dem Bergland von Chlomo und ein schmaleres, siidostlich streichendes Stuck des Inselkor- den Hiigeln von Moraitika sich offnet. pers; seine nordostliche Halfte fiillt das Bergland von Ober- Diese felsigen Hiigel von etwa 150—200 m Meereshohe Levkimo, die siidwestliche die Niederung des Strandsees von bilden das Siidende des Stavrogebirges und bestehen wie . Ein scbmaler, durch die Hiigel von Marathia dieses aus dem Kalkstein des Agi Deka - Berges und seiner Bau des slid lichen Hugellandes. 37 Breccie. Der Schichtenfall in diesem ganzen Gebirge, das dringe der Schall vom Aufschlag eines hinabgelassenen dem Thai des Mesongi jahe Felsenmauern, dem Meer einen Steines empor. etwas mafsigern, allerdings aucli von schroffen Stufen unter- Ein durchaus verschiedener blaulicher Kalkstein voll brochenen Abbang zukebrt, diirfte vorwiegend sudostlich heller Kalkspat-Adern bildet nach Benza den fernsten der gerichtet sein. Vor dem Westfufs bilden jiingere Schichten siidlich vom A. Matthias, unweit des Strandsees von Ko- eine sanfter geneigte Yorstufe. Oberhalb des Dories Stron- rissia belegenen Felsenhugel, den Chondrakas. Die Yer­ gyli beim Kirchlein der Panagia (107 m) schliefst ein kleiner mutung liegt nahe, dafs dieses Gestein, wie das von Bruch die machtigen Banke eines kalkreichen, gelblichen Fustapidima, der Entstehung und dem Alter nach mit Sandsteins auf, der S 35 "W 51° fallt und weiter abwarts dem braunlich-grauen Kalke zusammengehort, der im mitt- iiberlagert wird von einem blendendweifsen, diinnschichtigen, lern Korfu die Gipsformation begleitet und auch hier in kieselreichen Kalk von betrachtlicher Harte, der dicht neben ganz geringer Entfernung (1200 m) in den Hiigeln von der Strafse S 35 W 30—40° fallt und einen guten Cbaussee- Braganiotika wieder in Gesellschaft des Gipses auftritt. Viel- Schotter liefert. Auf diesem Kalkstein ruhen dann Banke leicht hat gerade die Zerstorung eines alten Gipsstockes an von Kalkkonglomerat. Weiter nordlich schwankt das Fallen dieser Stelle in dem sonst fest geschlossenen Rahmen des des Sandsteins zwischen S 30 E und S 20 W 30 — 70°. Mesongi-Thales die Liicke geoffnet, welche heute dieses An einigen PuDkten erkennt man, dafs die Auflagerung auf Thai mit dem Uferland des Sees von Korissia so frei zu- den Kalkstein des Gebirges gleichsinnig erfolgt. Aber, dafs sammenhangen lafst, dafs nur der Zufall die Lage der dieses Verhaltnis uberall zutrifft, steht keineswegs sicher. Wasserscheide bestimmt. Tiber die Altersstellung dieser Scbichten, mit denen Benza Die Niederung des Strandsees von Korissia ganz ansprechend den Sandstein von Garuna in Yerbin- zieht 12 km lang in 13- bis 1400 m Breite dem Westufer dung bringt, geben nirgends organische Rests sicbern Auf- der Insel entlang, vom Siidfufse des A. Matthias bis zu den schlufs. Soweit Yergleicbe mit andern Teilen der Insel Hugeln von Vitulades. Der See selbst, den nur eine Neh- zu einer Yermutung berechtigen, mochte man am ehesten rung gelblich-roten Sandes vom Meere scheidet, fiillt in an Miocan denken. der Regenzeit beiDahe die ganze nordliche Halfte dieser Hoher entwickelt ist die westliche Thai wand in den Kustenebene; sein Becken ist 5,4 km lang und an einer Bergen von Garuna und Pavliana (442 und 466 m) und Stelle liber 1 km breit. Die weite, ziemlich gut angebaute in dem A. Matthias (465 m), der zwischen den beiden schwach Ebene rings um seine Ufer ist von einer marinen Tuff- gewolbten Buckeln seines waldigen Riickens ein Kloster tragt. bildung bedeckt, die allerdings nicht uberall frei zu Tags Auch diese Berge, die sehr steil gegen das westliche Meer, liegt, sondern vielfach unter einer diinnen Hulle von auf- wesentlich sanfter gegen die gleichnamigen Dorfer ihres geschwemmtem Yerwitterungsschutt, Sand und Humus ver- Osthangs und gegen das Thai des Mesongi abfallen, be- schwindet. Der rote Tuff besteht aus Sand und Bruchstiicken stehen aus dem Kalkstein des Zehn Heiligen-Berges. Ostlicher von Seemuscheln, die anscheinend mit Resten von Wasser- und nordostlicher Schichtenfall scheint vorzuherrschen, aber pflanzen urspriinglich verbunden waren durch ein kalkiges am Sudabfall des A. Matthias gegen den Yorhugel des alten Zement. Das aus der bedeutenden Porositat sich ergebende Kastells Gardiki n eigen sich die Schichten des feinkornig- geringe Gewicht, die Fiigsamkeit fiir Bearbeitung im frischen kristallinischen, am Gipfel schrattig verwitterten Kalksteins Zustande, die Eigentiimlichkeit, an der Luft allmahlich barter S 20—30° W 50—60°, an einer Stelle genau S 55°. Die und fester zu werden, machen diesen Tuff zu einem belieb- Ostabdachung bedecken bis zu betrachtlicher Hohe kalkreiche ten Baustein, nach welchem nicht nur die nachste Umgebung, Sandsteine in stetig nordostlichem Fallen (E 10—39 N 42°) sondern auch etwas entferntere Dorfer, wie Neochori, greifen. wechsellagernd mit Konglomeraten. Letztere setzen dann Auch fiir den Bau des Kastells von Gardiki ward er ver- allein das breite Hiigelvorland des Berges vom Dorfe wendet. Unter Argyrades soil eine Hohle im Tuff mit A. Matthias (130 m) bis hinaus nach Yuniatades (100 m) einer kleinen Bildnische die urspriingliche Stelle der Ver- zusammen. In ihnen sind faust- bis walnufsgrofse Rollstucke ehrung des heiligen Nikolaus bezeichnen, die jetzt durch ein einee dichten, ofter auch kristallinisch-kornigen, weifslichen besonderes Kirchlein ersetzt ist. Kalkes mit sparlichen Hornsteinbrockchen durch ein kalkig- Die Unter lage des Kalktuffs bilden Schichten, die nicht sandiges Bindemittel verkittet. Benza hebt den Reichtum an alter sein konnen als oberes Pliocan. Das ist am besten Hohlen im Kalkstein und in der Kalkbreccie des A. Matthias sichtbar an einer kleinen Bucht, eine Viertelstunde nord- hervor; auch Vlassopulo erzablt von einem auf dem West- lich vom See; die Ortlichkeit heifst Alonaki oder wegen hang wenig unter dem Gipfel sich bffnenden natiirlichen des Hervortretens einer kraftigen Quelle Vrysi. Dort sieht Scbacht von · ungeheurer Tiefe; erst nach 7 Sekunden man unter dem Tuff eine Sohicht muschelreichen Sandes, 38 Partsch, Korfu. darunter 3 m blauen speckigen Tegel, in ihm eine 60 cm erinnert, und auch Gips eelbst (213 m) mit einem weifsen machtige bitumenreiche Bank; zu unterst ist ein ganz aus Kalkstein eng verbunden. Ziemlich genau in gleicher Hohe Konchylien zusammengesetzter Kalk erschlossen, welcher liegt auf dem entgegengesetzten Abhang des Berges das Bruchstiicke des braungrauen Kalkes der Gipsformation Dorf Chlomo (Whs 210 m) und dicht hei diesem, noch dies- einscbliefst, also jiinger ist, als dieses Glied des untern seits der ersten Schlucht, die der Weg nach Argyrades Pliocans. Dazu stimmt vollkommen das Bild seiner Fauna. uberschreitet, sah Benza das Konglomerat wieder auf Gips Die von mir gesammelten Proben vermocbte Herr Theodor aufruhen. Gips tritt nach ihm auch beiderseits, im W wie Fuchs samtlich auf ganz gemeine lebende Mittelmeerarten im E, in dem Fundament des Hiigelzuges auf, welcher, bei zuriickzufiihren (z. B. Mactra triangula Ren.; Cardium pa­ Chlomo in siidlicher Richtung an das Gebirge sich an- pillosum Poli.; Pecten flexuosus Poli); auch die an manchen schliefsend, die Dorfer Kuspades (70 m), Vasilatika (78 m) noch erkennbaren Farbenflecken sprechen fur das junge und Korakades (125 m) tragt und ganz iiberwiegend Sande Alter der Ablagerung. und Mergel, nur bei dem mittelsten Dorfe eine kleine Partie Der Platz hat friih durch seine bituminose Schioht dichten, grofslocherig verwitternden Kalkes von breccioider Aufmerksamkeit und Hoffnungen erweckt. Am 22. Januar Struktur aufweist. Die ostlichen Vorhiigel dieses Ruckens 1806 berichtete der kephalonische Professor Yaliano Car- am Meer bei Bukari sollen grofsenteils aus spathigen Gips- buri dariiber an den Senat der Sieben Inseln. Nament- flotzen bestehen, und entsprechend steht am Westfufse des lich aber hat Benza, der bei der Aufsuchung des Punktes, Hiigels von Kuspades Gips an. ganz so, wie ich neuerdings, von der mifstrauischen Auch in dem niedrigern Westfliigel des Berglands tritt Bevolkerung mehr gehindert als unterstiitzt wurde, das der innige Zusammenhang dieses Konglomeratgebirges mit Yorkommen genau beschrieben. Er unterscheidet richtig der Gipsformation hervor. Die aus dem Thale des Mesongi die Beschaffenheit der obersten, mit Thon und Sand stark sanft emporsteigende Fahrstrafse schneidet unter Braga- gemisehten Lagen, in denen die vegetabilische Struktur niotika (50 m) zunachst in den braunlich-grauen Kalk (40 m) sich noch ziemlich genau erkennen lafst, und die der untern ein, der den Gips bedeckt, und bleibt auch bis kurz vor Teile der Bank, welche, armer an Thon, schon volikommener Argyrades fast bestandig in diesem dunkeln Gestein. Nur in Erdpech verwandelt sind, auch mit geringerer Schwierig- hier und da tritt ein Gipsstock (bei Braganiotika 58 m) an keit sich entziinden lessen. Der Gedanke an technische die Oberflache, oder lagert sich eine Scholle von Konglo­ Yerwendbarkeit ist bei diesem kleinen, abgelegenen Vor- merat auf. Einformig geht es eine halbe Stunde lang durch kommen vollig ausgeschlossen. Wenn Benza die Moglich- das von sparlichen Feldern unterbrochene Buschland fort, keit betont, dafs in der benachbarten Niederung doch eine Strecke weit schnurgerade (la linea 40 m). Dann tritt vielleicht machtigere bauwiirdige Lager erbohrt werden die Hohe von Argyrades in Sicht. Die Strafse zieht an konnten, ist wohl auch bei ihm der Wunsch der Yater ihr empor, immer noch durch den braunlichen locherigen des Gedankens gewesen. Kalk. Aber in ihm offnen sich neben der Strafse, kurz Im Gegensatz zu dem flachen Ufersaum von Korissia ehe man die Pafshohe (103 m) erreicht, auffallende Kessel- ist das ostlich benachbarte Land von zusammenhangenden thalchen. Man ahnt den Gips. Auf de^Hohe steht er an. Hiigeln eingenommen, welche zunachst nur sanft anschwellen, Dicht neben der Strafse bildet ein mindestens 20 m mach- aber in der Nahe der Ostkiiste sich noch einmal zu 300 m tiger Gipsstock, der einen hier und da zerrissenen Mantel Hohe erheben, so dafs wir die ganze kleine Gruppe wohl des braunlich-grauen, etwas bituminos riechenden Deckkalkes als das Bergland von Ober-Levkimo zusammenfassen tragt, die Kuppe des aussichtsreichen Kapellenberges des konnen. Die beiden Hauptgipfel, die runde Kuppe des Taxiarchen (132 m), den kein Fremder unbesucht lassen Merovigli (318 m) von Chlomo und der dicht nordwestlich sollte, der diese Strafse zieht. Die Unterlage des Gipses, von ihm in schlankerer Kegelform zu nahezu gleicher Hohe den Sockel und die Hauptmasse der ganzen Erhebung bildet aufstrebende Maltauna bei Spilaeo, bestehen aus einem das Kalkkonglomerat. Davon uberzeugt man sich ebenso sehr machtig entwickelten Konglomerat — Benza nennt es deutlich beim Abstieg nach SE gegen Neochori, wie bei der Breccie —, welches in einem kalkig-sandigen Zement wohl- Bewanderung des siidwestlich an den Taxiarchenhiigel sich an- gerundete Gerolle sehr ungleicher Grofse von weifsem kri- schliefsenden Dorfhugels von Argyrades. Auch im Dorfe stallinischen und dichten Kalkstein mit eckigen Hornstein- selbst treten, wie Benza bemerkte, noch an zwei Stellen brocken ungemein fest verbunden enthalt. Zwischen beiden Gipsflotze aus dem Konglomerat der Strafsen heraus, ein­ Gipfeln, von ihrem Konglomerat dberlagert und anderseits mal beim Eingang ins Dorf von S her (von Perivoli), wieder auf demselben ruhend, zeigt sich ein schwarzlich- nochmals in der Gasse zur Spiridions-Kirche am Fufse eines grauer Kalkstein (247 m), der an das Deckgestein des Gipses grofsen Olbaums. Der Fufs der Konglomerathohe von Ar- Bau des siidlichen Hiigellandes. 39 gyrades ruht iiberall auf Mergeln, im W an den Brunnen (74 m) Sandsteinplatte zwischen Schluchten, deren Rander iiberall des Dorfes, wie im E in dein sumpfigen, quelligen Grunde die Grundlage blauer Mergel entblofsen. Die weitere Fahrt des Thales von Egripo. Der Quellreichtum des untern nach den fiinf grofsen Dorfern von Nieder-Levkimo fiihrt Randes der Konglomerate macht das Hervortreten ihrer durch einen recht einformigen Landstrich zwischen diinn undurchlassigen thonigen Unterlage besonders auffallend. bewachsenen Mergelhiigeln hindurch, die samtlicb ihre Die Qaellen unter Neochori (βρνσι του Πετρίτη 12 m) ge- aufgebrochene Steilwand gegen SSW, die sanfte Lehne ihrer horen zu den starksten der ganzen Insel. Auch im Relief Schichtenneigung nach NNE kehren. Allmahlich stellt sich der Landschaft spricht der Gegensatz der steilen Konglo- in den Mergeln eine immer reicher werdende Fauna ein. merathohen und der flachen Mergelgriinde zu ihren Fiifsen Das erste, oberste der Dorfer, Ringlades (38 m), liegt ungemein eindrucksvoll sich aus. Im W bieten die kleinen zwischen Mergelhohen, die von einer Unzahl mariner Mu- Vorspriinge des Konglomerathiigels von Argyrades (Yigla scheln erfiillt sind. Hier hat schon Unger fleifsig gesam- 109 m, A. Giannis 113 m) einen namentlich beim Sinken melt, hier Th. Fuchs den besten Anhaltspunkt fur die der Sonne durch die satte Farbenkraft von Himmel, Meer speziellere Gliederung des korfiotischen Tertiars gefunden. und Land fesselnden Niederblick auf das Weinland der Er war iiberrascht von der Vollstandigkeit, mit der hier Kiistenebene, auf die Lagune, die weite See und ihre nie- bis ins einzelne hinein die charakteristischen Glieder, welche drigen Inselklippen; im S aber senkt sich der Hiigel des er im Wiener Becken unterschieden, sich wiederfanden. malerischen Dorfes nieder zu dem schmalen Felsenisthmus Der Badener Tegel fand sein Gegenstiick in dem blauen (51 m), der zwischen zwei Tiefebenen die Hohen von Ma- Tegel von Ringlades, der in sanfter Neigung ostlich durch rathia und Rumanades an die nordlichern Erhebungen die Dorfer Anaplades, A. Theodoros, Potami sich iiber das kniipft. Fliifschen von Nieder-Levkimo hiniiber verfolgen liefs. Darauf Diese Hohen sind der einzige Teil von Nieder-Lev- ruhen, dem Grinzinger Tegel entsprechend, der blaue Tegel kimo, in welchem uber den Mergeln und Sanden, die sonst von Melikia und grauer Tegel jenseit dieses Dorfes. Er allein den Boden dieser Landschaft zusammensetzen, noch verschwindet an der Riickseite der Uferhiigel unter einem, eine kleine Auflagerung von Konglomeraten entwickelt ist, den Neudorfer Schichten entsprechenden gelben Sande mit also auch der einzige Teil, der in seinen Bodenformen noch Konkretionen, dessen steiles Kliff wieder von einer Bank ein wenig an Ober-Levkimo anklingt. Vollkommen gerun- blauen Tegels mit Badener Fauna gekront ist. Gerade die dete Kalkgerolle sind mit Quarz- und Hornsteinsplittern Wiederkehr dieser aus dem Wiener Becken bekannten durch ein Bindemittel, das neben Kalk auch Mergel und Wechsellagerung macht die Ubereinstimmung vollstandig. Sand enthalt, vereinigt. Ich kenne diese Konglomerate nur Nordlich von dem durch die lange Dorfzeile gelegten aus Benzas Beschreibung und aus der Fernsicht, vermochte Profile, das Fuchs untersuchte, liegt eine flache, sandige aber den unmittelbaren Zusammenhang der Konglomerate Ebene, die mit der Landspitze der Salzgarten sanft, von von Argyrades mit denen der Gipfelplatte von Marathia Untiefen umgeben, ins Meer einschiefst. Siidwarts sieht (ca 110 m) von der Strafse aus mit Sicherheit zu erkennen. man die Wellen kahler Tegelhohen, von flachen, zur Ver- Unter den ostlichern Hohen ist das Hexenschlofs, Anara'i- sumpfung neigenden Griinden getrennt, weiter ziehen bis dokastro (144 m) die bedeutendste. Die verwitterten Fels- an eine den Horizont begrenzende Hiigelkette. Ihren Fufs blcicke des Konglomerates geben diesem Gipfel das An- erreicht man am schnellsten durch eine Strandwanderung sehen einer alten Burgruine. Wahrend an seinem Ostabhang von Melikia aus. Man Uberschreitet dabei einige, auch im das Konglomerat in einem auffallenden Felsriicken hinabzieht Sommer nicht vertrocknende Bache. An der Miindung des gegen das Meer, und im N von Casa Politi sich dem Strande einen (Potami Sotiri) ist das Ufer auffallend reich an an- nahert, fiihrt ein Abstieg nordwarts in die feuchte Wiesen- geschwemmten Bimssteinstiicken. Erst bei dem Hofe Pan- niederung von Egripo iiber die Unterlage des Konglomerates tatika treten die Mergelhiigel wieder hart ans Ufer heran. hinab, zunachst auf ziemlich festen Sandstein, wie er auch Sie zeigen die Fauna von Ringlades. Auf ihnen baut sich in den untern Teilen der Konglomerate von Argyrades nun, vollstandig aus lockern Pliocanbildungen das schroffe auftritt, dann auf blauo Thone, deren Hugelstufe die Dorfer Kliff des Capo Bianco (ca 125 m) auf. Die untersten Glieder Rumanades und Kolokythi tragt. seiner Schichtenfolge bestehen ganz iiberwiegend aus blauem Auch am Westfufse des Hiigels von Marathia, an dem und grauem Tegel; nur vereinzelt schalten sich Banke die Fahrstraise entlang fiihrt, sieht man die kalkhaltigen festen Kalkmergels oder eines mergeligen Sandsteines ein, Thone anstehen, und waiter siidlich beherrschen sie, soweit der hart und feinkornig genug ist, um Wetzsteine zu nicht Sand oder lockere Sandsteine sich auflagern, allein liefern. In der obern Halfte der Wande herrschen lockere die Landschaft. Perivoli (56 m) liegt auf einer kleinen weifsgelbe Sande und lockere Sandsteine mit sparliclien 40 Partsch, Korfu. thonigen Zwischenlagen. Diesen lichten Sanden dankt das umgeht man die siidliche Riickwand des waldigen Grundes Vorgebirge, weit in die See hinausschimmernd, seinen Namen. und tritt bei dem Kloster wieder ins Freie. Dicht an Wenn die Brandung die blauen Tegel am Fufse des Kliffs seiner Mauer endet das Land. Die unter dem Fufse sich unterspiilt, brecben die hartern Sandstein- und Mergel- losenden Schollen des Randes hiipfen iiber den jaben Hang kalklagen, der Stiitze beraubt, nieder. Lange Streifen hinab in die nur gedampft vernehmbare Brandung. Es ist dieser widerstandsfahigen Schichten liegen, wie abgebrocbene eine Klosterlage, nicht so schon, aber ganz so sinnig ge- Simse, auf dem scbmalen Strandsaum. Ich babe aufser wahlt, wie die von Kipuria auf Kephalonia. Die buschigen dem Weifsen Vorgebirge nur noch die von Konkretionen Vorhugel verschleiern den Ausblick ins Niederland. Nur erfiillten Sand- und Sandsteinhiigel von Spartero (ca 115 m) der sinkenden Sonne zu offnet sich in unbegrenzter Weite der besucht, aber Benza versichert, dafs ganz dieselben Bil- Ausblick auf das Meer — wie eine Ahnung der Ewigkeit, dungen auch weiter nordwestlich das an Hohe allmahlich ab- Werfen wir nach dieser Bewanderung der ganzen Insel nehmende Steilufer hinter Kritika und Vitulades zusammen- einen Blick auf diegeologische Karte,so finden wir sie setzen. Uberall kehren die einformigen Hohen die abgebroch- weit abweichend von dem vorlaufigen Entwurf, den Unger enen Kopfe ihrer sanft nordostlich fallenden Schichten gegen vor 25 Jahren wagte. Der Kreidekalk, der bei ihm reieh- das Meer. Der Absturz ist zu jah, um irgendwo eine Unter- lich zwei Drittel der ganzen Flache deckte, ist stark ein- suchung der Schichtenfolge zu gestatten. Der sanfte Ost- geschrankt, einerseits durch den Nachweis von Jura im hang, an dem die Dorfer Spartero (100 m), tiefer Dragotina NE und im Westrand der Inselmitte, anderseits durch (52 in), Neochori, Bastatika (39 m) und weiter nordwarts die bedeutende Erweiterung des Herrschaftsgebietes des Kritika liegen, ist grofsenteils von Buschwerk verhiillt, Tertiars, das nicht nur in der Mitte der Insel ein weites, aber jeder Aufschlufs zeigt denselben Fossilreichtum wie von altern Gebirgen umschlossenes Becken fiillt, sondern die Hugel von Ringlades und Melikia. Bemerkenswert ganz unbeschrankt den S der Insel, die Landschaft Lev- ist, wie tief sofort am Fufse des westlicbsten hochsten Sand- kimo, beherrscht und noch in einem ausgedehnten dritten riickens die Thaler eingeschnitten sind. Zwischen Capo Verbreitungsgebiete, dem NW von Korfu ansehnlich ent- Bianco und Spartero hat man einen nur 17 m iiber der wickelt auftritt. Das Miocan allerdings ist in geringer See liegenden Grund zu durchschreiten, der in einem Ausdehnung erhalten, aber das untere Pliocan bildet aus- Durchbruch zwischen beiden Hohen seinen Abzug nach W gedehnte Hugellandschaften, mit seiner jiingsten Abteilung, nimmt. Auch die Gewasser des Osthanges liegen hart am den mit Gips enger verbundenen Konglomeraten sogar an- Fufse der hochsten Hohen nur in einem Niveau von etwa sehnliche Bergstocke. Die Landmassen, denen das Material 20 m und schleichen tragen Laufes durch das wellige dieser und der miocanen Konglomeratanhaufungen ent- Mergelland dem Meere zu. nommen ist, sind nur bei dem nordlichsten Tertiarbecken Nieder-Levkimo hat wenig Lockendes fiir den Reisen- ziemlich vollstandig erhalten in der Hauptgebirgskette der den: tiickische Luft, schlechte Brunnen, unschone, kahle Insel. Im mittlern und siidlichen Tertiarland geben die Hiigel, eine elende, armliche Bevolkerung. Aber an einen iiber 1000 Fufs hohen Konglomeratgebirge dagegen Zeugnis Punkt denke ich — auch wunn ich von dem Hause eines von der Versenkung betrachtlicher alter Gebirge. Denn lieben Gastfreundes absebe — gern zuruck. Das ist das weder der schmale Streifen des Juragebirges von Liapades Kloster Arkodila (114 m) auf dem schroffen Uferrand am und Giannades, noch die Kreidekalkberge der Stavrokette Capo Bianco. Eine starke Stunde lang ging es von Me­ sind ausreichend, die Bildung der riesigen Gerollmassen zu likia am Strande entlang, auf hellem, weichem Sande, in erklaren, welche in ihrer Nachbarscbaft, anscheinend an einer stillen Flut gliihenden, blendenden Mittagslichtes. der Miindung von Fliissen in das Tertiar-Meer sich ab- Nur leise fachelte die Meereswoge Kiihlung, wie sie in ein- gelagert haben, wahrend in einiger Entfernung vom Ufer schlaferndem Gleichmafse brandend das Ufer schlug und feinere Sedimente sich bildeten. Vielleicht kann in Zukunft ihren Schaumkranz wechselnd vorschob und wieder riick- einmal der Versuch gemacht werden, gerade im Anschlufs warts schliirfte. Mit dem Gefiihle der Aufmunterung be- an die Verbreitung und Machtigkeit dieser Konglomerate ginnt endlich der Aufstieg am Rande eines Sandkliffs. Aber den Verlauf der Uferlinien der Miocan- und Pliocanzeit und iiberall von der glitzernden See wie von den bleichen eventuell selbst die Reliefverhaltnisse und das Wassernetz Hohen strahlt grelles Licht in verwirrender Vervielfaltigung ihrer Landmassen annahernd zu rekonstruieren. Heute ist wieder. Der flache Scheitel des Sandberges ist erreicht. fiir die vorbereitende Aufgabe einer genauen, einheitlichen Man erwartet jenseits das Meer. Aber ein paar Schritte Gliederung des Tertiars von Korfu noch viel zu leisten, abwarts fiihren an den Rand eines fliisternden Waldthals. und das Gebiet, das besonders wichtig fiir das Verstandnis Im Schatten von Cypressen, Eichen, Eschen, Erdbeerbaumen der geologischen Geschichte dieser Insel sich erweisen mufs, Erdbeben. 41

die benacbbarte Festlandkiiste, ist von der Forschung noch Datum. Quelle. unberiihrt. 1773, Mai Starkes Erdbeben. Schaden an Ge- Gaz. de France. Dieser Mangel des unerlafslicben Anschlusses aller Be- bauden, angeblich der dritte Teil 2. Juli, unter der der Stadt in Triimmem. Rubrik Venedig obachtungen an gleichlaufende Wabrnehmungen auf dem 23. Mai. Kontinent macht sich nicht nur bei der verwickelten Auf- 1786, Jan.Endc Eine Periode starker Erdbeben. Stowe, Erklarung gabe der Entschleierung der weit hinter uns liegenden Febr. 5. Grofse Zerstorungen. Der Palast der Konstellatio- des Gouverneurs niedergeworfen. nen, Berlin 1791. Epochen der Erdgesohicbte geltend, sondern auch bei den 126 Tote, noch mehr Verwun- S.357.Gentlemens geologischen Vorgangen, die unter den Augen der lieutigen dete. Magaz., Vol. LVI, S. 262. Bevolkerung sich vollziehen. Es ist sehr wahrscheinlich, 1809, Mai 4. Schon in der Nacht vom 3. zum 4. Eine 16 S. starke dais die meisten der Erdbeben, welche Korfu erschiit- sollen Erdstofse die Bewohner Broschiire, Ob- beunruhigt haben (so Barbiani). servations meteo- tern, ihm gemeinsam sind mit dem nahen Epirus. In Der anonyme korfiotische Be- rologiques faites einer Reihe von Fallen ist dies mit Sicherheit bezeugt. obachter verzeichnet den ersten a Corfou par un leichten Stofs 11 a. m. Um 1 2 \ Corcyrden. De- Aber noch ist es durchaus unmoglich, die Ausdehnung ■ p. m. erfolgt ein heftiger, der scription de l’ann. dieses seismischen Bezirkes und die Richtung und Fort- 1 Minute gewahrt haben soil. 1809. Moniteur Es folgen noch 4—5 schwachere 15. Mai, 19. Juni. pdanzungsweise der Erschiitterungswellen auch nur an- bis zum Abend. Alle Stofse waren Journ. des Debats nahernd zu bestimmen. Nicht mit dem Anspruch auf von E nach W gerichtet. Unter- 18. Juni. irdisches Getose. Beschadigungen Vollstandigkeit, sondern lediglich, um doch einmal damit an Gebauden unbedeutend. Ver- einen Anfang zu machen, stelle ich bier die mir bekannten heerend trat das Erdbeben nur auf dem gegeniiberliegenden Fest- Erdbeben auf Korfu chronologisch zusammen und fdge bei, land auf, namentlich bei Konispoli. was mir iiber gleichzeitige Erschiitterungen des Festlandes Die Erdstofse dauern den ganzen Monat fort. bekannt ist1). Aus dem Altertum ist merkwiirdigerweise Juni 6.8. fiir die samtlichen Ionischen Inseln kein Zeugnis iiber Erd- 11.16. | Erdstofse. Juli 18. Erdstofs. stofse erhalten. Die altesten Nachrichten entstammen dem Aug. 10. Erdstofs. Mittelalter. *) 1813, Dez. Das Erdbeben von Sarachovitza auf Pouquevillo I, 431 dem Festland ist auch auf Korfu und Ann. de Chi- fiihlbar. mie et de Phys. Datum. Quelle. XIV, p. 408. 1818 Ein Erdbeben lost am Berge Stavro Benza. 968, Dez. 18. Drei Erdstofse im Laufe des Tages. Liudprandi Lega- Eelsmassen ab, die niederstiirzen Vier Tage spater (Dez. 22.) Sonnen- tio Constantino- bis an die Strafse zwischen Stavro finsternis. Die vielfach auftretende politana 64. Mon. und Strongyli. Yorstellung der ungevrohnlichen Germ. Scr. Ill, Starke dieses Erdbebens findet in 362. 1819, Sept. 4. 9 p. m. Zwei heftige nach N ge- Arago.OeuvresXII, der Quelle keine Begriindung. richtete Stofse. Die Glocken p. 114. Quart. 1650 Starkes Erdbeben. Viel Schaden an A. Marmora, His- schlagen an. Benza verzeichnet Journ. Roy. Inst. Gebauden, namentlich an derBastei toria di Corfu, fiir 1819 nur ein leichtes Erd­ IX, p. 205. A. Athanasios. p. 417. beben. 1666, Nov. Weit verbreitetes Erdbeben. Dreed. Gel. Anz. 1820 Erschiitterung des Berges Stavro. Benza. Ein Stiick der Mauer stiirzt ein. 1756. S. 179. Der Quell von Drymopoli (sudlich 1704, Nov. 11. von Benitze) hort auf zu fliefsen. 1732 vor Marz Ziemlich kraftiger Stofs. Grofses Mercure de France Erst nach zwei Jahren (im Winter Getose an der Fortezza, wo die 1732. mars. 1822/23) bricht er wieder hervor. See anzuschwellen schien. 1821 Ein scharfer Erdstofs. Benza. 1743 Bedeutendes Erdbeben. Die Palaste 1822 Ein scharfer Erdstofs. Benza. dee Provveditore und des Bischofs 1823 Am Himmelfahrtstage wirft ein Erd- Benza. leiden. bebon auf dem Festland 2000 Hauser 1745 Regierungsgebaude, Bischofspalast Montg.Martin, Hist. nieder. Namentlich Saiada, unmit- und andreGebaudeniedergeworfen. ofBrit.Col.V,327. telbar gegeniiber von Korfu, leidet 1756, Fobr. 13. Recht starker Stofs. Gaz. de France. schwer. Auf der Insel fiihlt man 3. April. im Laufe des Tages drei Erdstofse. Juni 19. Die Befestigungen von Suli duroh Erdbeben zerstort. *) Die wichtigsten Hilfsmittel fiir diesen kleinen Erdbebenkatalog 1823, Juli 20. Ein scharfer Stofs in Korfu. Dies Benza. waren: C. v. Hoff, Chronik der Erdbeben und Vulkanausbriicbe. Gotha Erdbeben tritt auf dem Festlande 1840, 1841. — A. Perrey, Mdmoire sur les tremblements de terro res- heftiger auf und zerstort dort eentie dans la pf-ninsule turco-he!16nique et en Syrie, Mdm. des sav. einigc Hauser. itr, publics par l’acad. roy. de Belgique XXXIII, Bruxelles I860. — 1825, Jan. 19. Vormittags. Das grofse Erdbeben Davy I, 190. It. Mallet, Catalogue of recorded earthquakes, lteport of the British von S. Maura auch in Korfu Association for the advancement of science XXII — XXIV. London fiihlbar. 1853—1855. — Barbiani (D. G. etB. A.), M6moire sur les tremblemonts 1832, Dez. Eines Morgens vor Tagesanbruch Sketches of Corfu, de terre dans Pile de Zante. — J. F. Jul. Schmidt, Studien iiber Erd­ zwei starke Stofse. Hauser be- London 1835, beben. Leipzig 1874, 2. Aufl. 1879. schadigt. p. 435. Partscb, Korfu. 6 42 Partscb, Korfu.

Datum. Quelle. Datum. Quelle. 1848, Febr. 13. In der Nacht vom 12. zum 13. Erd- Barbiani. 8 h. 40 p. m. ein sebr starkes stofse, vielleicht gleichzeitig mit Beben und im Laufe der nacbsten denen in Zante. Nacbt 4 schwachere Stofse em- 1856, Okt. 12. 2 b. 10 (oder 20) a. m. Stofse yon J. Schmidt. Fur pfunden batte, erleidet am 2. Marz 70 Sekunden Dauer. Grofses Erd- Avlona Calza- 8 p. in. eine starke Erscbutterung beben, von Damaskus bis Malta, vara, Met. Beob- und von nun ab tiiglich bis zum 16. Palermo, Neapel, Chambery, Zit- achtungen, auf- Ernsten Schaden stiftet nur das tau. Zerstorend in Rhodos, Kar- bewahrt in der Beben am „ Abend des 2. In pathos, Kasos, Kreta. Sehr hef- k. k. Centr.-Anst. Smoctina (Cimoctina) werden 9, in tig auch in Aylona, wo die Be- fiir Met. zu Wien. Velca 8 Hauser niedergeworfen wohner ins Freie fliichten. und 4, bzw. 3 Personen verletzt. 1857, Aug. Tag ? 8 h. 50 p. m. Leicbtes Erd- Calzavara. Beide Orte liegon im Griva-Ge- beben, das aucb in Avlona ver- birge, spiirt wird. Nov. 9. 9 b. 15 p. m. Stark. Eine starke 1858, Sept. 20. 5 h. 30, 5 b. 45, 7 h. 5 p. m. A.' Perrey. Calza- Erschiitterung trifft gleichzeitig Wellige Erschiitterungen aus NE. vara. (9 b. 30) aucb Avlona, das den Der Hauptsitz des Erdbebens lag ganzen Sommer iiber baufig Erd­ in dem damals sebr baufig und beben verspiirte. stark ersebiitterten Epirus. Aylona 1867, Febr. 1. 8 h.. 50 p. m. Starkes Beben. yerzeichnet yom 11. Dez. 1857 15 Sek. bis 29. Nov. 1858 43 Tage mit „ 4. Grofses Erdbeben in Kephalonia Erdbeben, die meist aus NE ge- (6 h. 4 — 15 a. m.) in Korfu kommen zu sein scbeinen. Die recbt stark bemerkbar in einer starksten treffen Sept. 20., 5 p. m. Dauer von 45 Sek. Weitere Stofse 5 b. 30, 7, lib. 40 und Okt. 9., 12 b. 20 p. in. und 9 h. 45 a. m. Am 20. Sept, „ 5. 6 h. 40 a. m. stiirzt in Avlona ein tiirkisches Marz 19. 1. a. m. mafsig. Betbaus ein, andre Gebaude April 23. 6 p. m. ziemlicb stark. werden beschadigt, die Bewobner Sept. 20. 5 a. m. Erdbeben und Seewogen. nachtigen in Garten und Hofen. 1868, Marz 20. 12 b. 20 a. m. Aucb dieses Erd- In Kanina fallt ein Haus ein. Den beben ist, wie samtliche im Yor- grofsten Scbaden erleidet der Di- jahre, lediglicb die Fernwirkung strikt Delvino (Chimara, Vuno, kraftigerer Erschiitterungen, wel­ Drymades). Dieselbe Gegend wird che Kepbalonia treffen, aber aucb aucb am 9. Okt. am hartesten im festlandischen Griecbenland getroffen. In Yuno, Drymades, und auf der apuliscben Halbinsel Chimara, Chiaparo, Pylori, Ku- wahrnehmbar sind. dessi, Borsi, Cuni und Progonati 1870, Juni 23. 1 p. m. Leichter Stofs. Dabovich. sind iiber 700 Hauser von Grand „ 24. 5 i p. m. Zwei Stofse aus N. Dabovich. aus zerstort, die iibrigen unbe- 4 Sek. Grofses Erdbeben, von wohnbar und ebenfalls so mitge- Aden bis Neapel und Urbino. nommen, dais sie meist eingerissen und durch Neubau ersetzt werden Nov. 13. 6 h. 20 a. m. Zwei Erdbeben, viel- J. Schmidt nacb leicht ira Zusammenhang mit der miissen. Auch in den fernern offiziellemBericbt. Dorfern gegen Janina zu soli der grofsen an Erschiitterungen reichen Scbaden bedeutend sein; so in Periode in Pbokis. Argyrokastro und Gardiki. Korfu spiirt aucb dieses zweite Erdbeben 1871, April 9. 1 h. 30 a. m. schwacher Stofs, J. Schmidt nach nur unbedeutend. 2 h. 30 und 7 h. 30 starkere, offiziollemBericht. Okt. 9. 9 b. 30 a. m. die einigen Schaden stiften. Starker 1861, April Schwacher Erdstofs, vielleicht der- ale die Stadt sollen die Dorfer selbe, den Aylona April 3, 9 h. dee Gebirges, sowohl Strongyli 5 p. m. spiirt. am Stavro, wie die im N der 1862, Febr. 19. Erdstofs. Insel die Erschiitterungen gefiihlt „ 22. Starker Erdstofs: Wohl derselbe, haben. Die Zeit der Stofse gibt den Aylona 7 b. 22 p. m. notiert. Dabovich etwas abweichend an: 1865, Marz 5. 12 h. 33 p. m. Starker Stofs. J. Schmidt nacb 3, 5, 7, 10 b. a. m. „ 6. 8 b. 29 p. m. Starker Stofs. Aufzeichnungen 10—18. Fortsetzung der Erschiitterungen, „ 14. 10 b. 10. Ein starker und drei des Hofgartners besonders stark am 17. 4 p. m. kleine Stofse. 11 h. 20. Ein Klotzscher,welche Juni 4. 9 a. m. momentaner Stofs. starker, spater schwachere. bis 1868 Marz 1872, Jan. 12. unsicher. „ 15. 4 h. 40. 8 h. 25 a. m. Heftige reichen. Febr. 11, 9 h. 50 p. m. Zwei wellige kurze Dabovich. C. Ren- Stofse, andre 10 h. 10 a. m., Stofse. Starker trifft das Erd- du,Nr. 14,p .128. 4 b. p. m. Im ganzen 17 in beben das Festland. Janina ver- 18 Stunden. zeichnet in 1 Stunde 18 Stofse. „ 27. 1 und 1 h. 55 p. m. Ziemlicb stark. Saiada, gegeniiber von Korfu, wird April 2. 9 h. 45 p. m. arg beschadigt. „ 3. 6 b. 25 p. m. 13—15. Erdstofse in Korfu und Janina. Aug. 29. 9 b. 50 p. m. Sebr starker Stofs. 19. Abends. 1866, Marz 2. Abends. Korfu empfindet die Er- Calzavara, Met.Be- 1873, Marz 15. ca 1 a. m. Sehr heftiges Erdbeben - schutterungen mit, welche Epirus obachtungen von um Mitternacht vom 14. zum 15. erleidet. Avlona,das scbonFebr. 28. Avlona. in Avlona. Gewifs dasselbe Erd- Erdbeben. 43

Datum. Quelle. Katastrophen, welohe 1773 und 1786 iiber Korfu herein- brachen, uns in diesem Lichte erscheinen werden, wenn beben, welches 12 h. 50—53 a. m. Mittelgriechenland vom Euripos ein gliicklieher Zufall den Schleier hebt, der iiber den bis nach Phokis schwer erschiittert. gleiohzeitigen Schicksalen des albanesischen Festlandes Nov. 15. 11 h. 27 p. ra. Starker welliger Dabovich. Stofs aus E. 2 Sek. ruht? Jedenfalls gehort in die Reihe der Yorzuge, die 1874, Sept. 17. 9 h. 35 a. m. Starker welliger Korfu vor den Schwesterinseln des Ionischen Meeres vor- Stofs aus SE. 1875, Aug. 15. 9 p. ra. Leichtes Erdbeben. Starkes ’Εφημέριέ άρχ. 221. aus hat, auch der bedeutungsvolle mit hinein, dafs Korfu in Chalkis. sein Gedeihen nicht durch so schwere seismische Erschei­ Sept. 7. 4a. m. ’Εφημέριέ άρχ. 249. Dez. 10. 4 h. 40 a. m. Kurzer Stofs. Die Dabovich. Th.Fels. nungen gefahrdet sieht wie S. Maura, Kephalonia und ’Εφημέριέ άρχ. 350 verlegt die Zante. Erschiitterung auf Dez. 11 5 a. m. 1879, Nov. 20. 3 a. ra. Dabovich. Die Seltenheit von ernstlichen Erderschiitterungen auf 1880, Juni 18. Kleines Erdbeben. Th. Fele. Korfu mag wohl auch ihren Anteil haben an der Sicher- Die Durchsicht dieser kurzen Lists legt den Zweifel heit, mit welcher gegenwartig die Bewohner der Insel den nahe, ob fiberhaupt Korfu als ein besonderer Herd seis- Gedanken an eine Niveauveranderung ihres Landes misoher Erscheinungen gelten kann. Denn in den moisten ablehnen. Auch bei den altera korfiotischen Schriftstellern Fallen lafst sich eine Abhangigkeit seiner Erschiitterungen ist mir keine Bemerkung iiber eine Hebung des Landes von kraftigern Bodenbewegungen in groiserer oder ge- oder ein Sinken des Seespiegels entgegengetreten. Nur ringerer Entfernung erkennen. Dafs so groise seismische Botta kennt eine Uberlieferung, das Meer habe einst bis Yorgange, wie die am 12. Oktober 1856 und am 2^. Juni hart an die Porta Spilea herangereicht, von der es schon 1870, welche das ganze ostliche Mittelmeerbecken erfafsten, zu seiner Zeit durch einen mit Hausern besetzten Ufer- aucb Korfu nicht unberfihrt lassen konnten, ist selbstver- streifen von 100 Schritt Breite getrennt war, und Benza standlich. Aber aucb Erdbeben von geringerm Wirkungs- vertritt selbstandig die Vermutung, ein Riickzug des Meeres umfang mufsten die Insel in Mitleidenschaft ziehen bei habe den Isthmus der Halbinsel des alten Korkyra fiber ihrer engen Nachbarschaft mit stark beimgesuchten Er- den Seespiegel hervortreten lassen und den Umfang wie scbiitterungsgebieten. Ob die kalabrischen Erdbeben mit- die Tiefe der Lagune von Kalichiopulo bestandig ver- unter bis nach Korfu heriibergegriffen haben, ist nicbt recht mindert. Mir sind keine Thatsachen bekannt, die in fiber- sicher nachweisbar, aber ganz augenfallig reicht der Wellen- zeugender Weise fiir eine Anderung der Uferlinie durch scblag vieler Erdbeben der sudlichern Inseln (S. Maura 1825, eine aufsteigende Bewegung des Landes oder eine Senkung Kephalonia 1867 —1868, Zante? 1848) und mancher des Meeresspiegels in historischer Zeit sprachen. Die jungen schweren Erschiitterung des Kontinents nacb Korfu hiniiber. marinen Bildungen der Uferlandschaften: die Tuffebenen Die enge Yerbindung der Bewegungen des korfiotischen von Korissia und Armyro, die Sandebene von Nieder-Lev- Bodens mit den fast immer mit grofserer Heftigkeit auf- kimo, die Nehrungen, welche die Strandseen Antinioti tretenden Erdbeben von Epirus (1809, 1813, 1823, (Αντινιώτη) im N, Korissia im W der Insel vom Meere 1856, 1857, 1858, 1861, 1862, 1866, 1872, 1873) wiirde sondern, konnen samtlich alter sein, als die Besiedelung der gewifs noch deutlicher und noch allgemeiner hervortreten, Insel durch die Griechen. Auch die kleinen Deltabildungen wenn wir liber die Schicksale beider Gebiete seit Jahr- ihrer Flfisse treten fiber den Zug der Uferlinie so unmerk- hunderten durch so vollkommen parallel laufende Auf- lich hervor, dafs ihr Wachstum schwerlich durch eine zeichn ungen unterrichtet waren, wie sie nur fiir die wenigen Hebung des Landes unterstfitzt worden sein kann. Nicht Jahre der Beobachtungen Calzavaras in Avlona uns ge- die Krafte des Erdenschofses haben, seit der Menech von boten sind. Der Induktionsschlufs, den Benza aus den der schonen Insel Besitz nahm, an ihrer Oberflache und Erfabrungen weniger Jahre, die er gut iibersah, zu ziehen an ihren Umrissen verandernd gearbeitet, sondern lediglich wagte, die Erdbeben Korfus seien nur Nebenerscheinungen aufsere Einwirkungen, die des Meeres und die atmospha- starkerer Bodenbewegungen benachbarter Gebiete (earth­ rischer Machte. Klimatisohe Bedingungen sind es auch, die quakes of relation), hat wirklioh eine grofse Wahrschein- den Wert der geologischen Ausstattung des Landchens lichkeit fiir sich. Wer kann sagen, ob nicht selbst die begrenzen. 44 Partsch, Korfu.

II. Das Klima. Beobachtungsergebnisse der meteorologischen Station des osterreichischen Netzes. (Beobachter: Kapitan Dabovich 1869—1879.) 39° 38' N. Br. 19° 33' E. L. v. Gr. 30 m Seehohe.

Luftdruck, Millimeter. Temperatur C. Feuchtigkeit. Kegen. Bew. Tage mit

M ittel. Korr. Mit. 1 M ittlere ab s. rel. °la M ittl. M ittel. D iff. 7 + 2 + 1 0 + 1 0 T age. M en g e.. 1—10 (Jew. B litz. mm. Mittel. Min. 4 3

Dezember . . . 7 5 8 ,3 7 6 7 ,9 7 4 4 ,6 2 3 ,4 11,63 11,79 7,0 75 4 0 16,7 2 2 7 ,7 6,3 6,5 1,5 Januar .... 6 0 ,2 68,8 4 6 ,3 22,5 10,14 10,30 7,0 7 4 4 3 11,8 143,4 5,8 4,1 0,4 Februar . . . 5 9 ,6 6 8 ,8 4 6 ,4 22,4 10,46 10,64 7,4 7 4 41 12,1 126,4 5,6 3,8 0,9

Marz .... 5 6 ,8 65,0 4 5 ,1 19,9 11,71 11,92 9,4 69 32 10,9 1 1 2 ,7 5,4 4,7 1,3 April .... 5 7 ,2 64,0 4 7 ,6 1 6 ,4 15,33 15,42 10,4 71 38 9,5 6 1 ,2 4,9 2,8 0,5 Mai...... 5 7 ,9 6 2 ,9 5 1 ,3 11,6 19,28 19,32 14,5 70 38 5,3 28,8 3,7 1,4 0,9

Ju n i...... 5 8 ,2 6 2 ,7 5 3 ,8 8,9 23,46 23,45 16,1 6 8 3 4 3,4 11,4 2,4 1,0 0,5 J u l i ...... 5 6 ,8 61,3 5 2 ,6 8,7 25,42 25,75 16,5 . 6 4 32 1,4 5,4 1,2 0,6 0,9 August .... 5 7 ,0 61,7 5 2 ,3 9,4 25,79 25,97 14,7 65 33 2,6 31,3 1,5 1,2 1,5

September. . . 58,8 6 3 ,8 52,3 11,5 23,44 23,70 12,4 67 33 4,5 77,5 2,4 1,5 2,1 Oktober . . . 5 9 ,2 6 5 ,6 5 1 ,4 14,1 19,08 19,35 9,7 74 4 0 11,8 2 0 1 ,0 5,0 4,5 4,3 November . . . 5 4 ,6 6 6 ,6 4 5 ,8 2 0 ,8 14,74 14,95 8,9 75 43 14,5 2 5 3 ,4 6,5 6,5 2,0

Jah r...... 5 9 ,5 7 1 ,2 3 9 ,6 31,6 17,81 17,71 11,3 70,5 29 1 0 4 ,4 1 2 7 9 ,7 4,2 38,6 16,8 (a b s. Min. 2 5 .)

Haufigkeit der Winde in Prozenten Tage mit Sturm (6—10) N NE E SE s SW W NW Calmen J u l i ...... 7,1 3,8 2,8 9,4 2,3 3,1 9,4 22,0 40,0 0,3 Dezember . . ■ 3,3 2,8 11,1 23)8 6,4 6,3 9,3 8,3 28,7 4,4 J a h r ...... 4,3 2,5 7,0 20,0 4,5 5,0 9,2 12,6 34,9 24,9 In den Ergebnissen der meteorologischen Beobachtungen Die Temperatur von Korfu steht im Jahresmittel von Korfu spiegelt sich die klimatiscbe Wirkung aller (17,7° C.) etwas hoher, als man der geographischen Breite nach Eigentumlichkeiten seiner Lage. Sie sind nieht erschopft erwarten sollte, und weicht von diesem mittlern Stands im durch seine Zugehorigkeit zum mildesten Teil der ge- kaltesten Monat (Jan. 10,3°) wie im warmsten (August 26,0°) mafsigten Zone (39~° N), die TJmarmung eines freundlichen nicht so weit ab, wie in anderen Orten des ostlichen Mittel- warmen Meeres, die Stellung vor dem westlichen, bergigen meerbeckens. Betrachtet man die Wellenlinien der Iso- Rande der griechischen Halbinsel am Eingang zur Adria, — thermenkarten des Mittelmeeres, so liegt Korfu im Jahres­ sondern kaum minder bedeutsam ist die Geschlossenheit mittel auf einer betrachtlichen Erhebung der Linie gleicher des Beckons, zu dem der Kanal von Korfu sich erweitert, Warme, die siidlich von Smyrna und Athen verlauft und der Schutz, den diesem Beckon namentlich die Hohe seines weiter westlich Siciliens Nordkiiste streift; im Sommer liegt nordlichen Bergrahmens sichert. Man darf nie vergessen, Korfu in einem Wellenthal, im Winter auf einem Wellen- dafs nur die Warme, die Peuchtigkeit, die Stromungen berg der ihm zufallenden Isotherme. Eine Berechnung der dieses Luftsees von Mittel-Korfu, welcher an den Bewe- funftagigen Warmemittel gibt ein eindrucksvolles Bild des gungen der freien Atmosphare iiber der offenen See nicht sanften, gleichmafsigen Steigens und Fallens der Tempe- ganz unbeschrankt teilnehmen kann, in den Beobachtungen raturkurve im Kreislauf der Jahresperiode. Man mochte der Hauptstadt ihren Ausdruck finden. Fiir den fiachen Korfu als einen Ort idealen Seeklimas mit vollig abge- Siiden und ganz besonders fiir die Nordabdachung der Insel stumpften Gegensatzen feiern. Aber die Bewohner, die wiirde die Errichtung meteorologischer Stationen sicher nicht nach den am Schreibtisch sauber ausgerechneten recht erhebliche Yerschiedenheiten ans Licht bringen. — Mitteln langjahriger Schattentemperaturen urteilen, sondern Das Klima. 45 nach den wecbselnden Empfindungen ihres physiologischen Beschrankung — nach den Erquickungen, die der Reich- Warme- und Kaltegefuhles, wollen von dieser erstaunlichen tum an herrlichen Priichten, Eis, Tzintzibirra (Ginger-beer) Gleichmaisigkeit, von dor ewig lauen Luft ihros Insol- und vor allem die marchenhaft klare See in wonnigem klimas Bich nicht iiberzeugen lassen; und wer einmal die Bade bietet. Aber jede solcke Zufluckt beseitigt nur vor- stillo Glut korfiotischer Sommortago durchmackto und bei iibergehend die unwidersteklicke Erscklaffung, die — nament- oinem steifen Friihlingswinde in oinor offnon Barko die lick bei Siidwind — jede Bewegung zu einer Anstrengung Gliedor erstarren fiihlte, wird die Berecktigung ihrer Ein- macht und die eifrigste Arbeitslust herabstimmt. Auch die wendungen nickt kurzwog ableknon. Nacht bringt keine Erfrisckung. Selbst unter dem ein- Hennen, ein im Mittolmoor vollig keimisck gowordener fachen Laken bei dem mbglichen Minimum von Bekleidung englisckor Arzt von anerkanntem Rufo, kann nickt umkin, erwacht man, wenn der Larm des nacktlichen Strafsen- an die Mitteilung, dais die hochsten, seiner Zeit in Korfu lebens durck das offne Penster heraufdringt, oft mit dem wakrgonommenon Tomperaturen sick zwisckon 29 und driickenden Gefiihle iibermafsiger Warme. Und doch steht 33° C. gehalten hatten, sofort die Erklarung anzuschliefsen, das Thermometer nicht hoher, als man es anderwarts oft genug dafs or — trotz der mafsigen Hohe dieser Maximaltempe- okne das geringste Unbehagen steigen sak, selbst mittags raturen — dock die Hitzo in Korfu driickonder gofundon meist unter 30°, des Nachts nickt viel uber 20°. kabe, als an irgend welchem andern Orto. Er legt nack- Der Grund fiir diese lastige, die korperlicke und geistige driicklicbst Verwakrung ein gogon jeden Versuch, die An- Kraft beschrankende Wirkung der Hitze in Korfu liegt nehmlichkeiten des Klimas von Korfu rein auf Grund von wohl zum Teil in der betrachtlichen Peucktigkeit der Luft, Thermometerbeobachtungen zu beurteilen. Seither haben namentlick aber in dem Mangel ausgiebiger Luftbewegung, nun allerdings die Stationsboobachtungen viel hohore sommer- der gerade fiir das Becken von Korfu im Sommer charak- licko Warmeextreme ergebon. Die von Capt. Dabovick teristisck ist. In keinem Monat ist vollige Windstille so mit musterkafter Sorgfalt vorsekene Station vorzoicknoto, haufig wie im Juli oder August. 40 und 45 Prozent aller seit sio ein Maximumthermometer besafs, alljakrlich Sommer- Windbeobacktungen in diesen Monaten sind Calmen, und tage mit einer Augenblickstemperatur von mehr als 40°; auck in den Fallen, in denen ein Luftzug bemerkbar ist, so an vier aufeinanderfolgenden Tagen 1877 (27.—30. August) erreickt er nicht haufig eine erfrisckende Starke. Dieses 42,6, 41,o, 41,8, 40,5. Aber diese Ziffern haben eben nur stille Briiten heifser, ziemlich feuchter Luft mackt die Bedeutung fur den Beobachtungsplatz, das Dack eines Transpiration, die bei trockner, bewegter Atmosphare ge- Hauses, welches unmittelbar von der kraftig riickstrahlenden radezu erfrischend wirken kann, so lastig und beklemmend. Wand eines nordostlichen Nachbargebaudes iiberragt wird. Am Schreibtisch zu arbeiten, wenn auch bei ruhiger Haltung Ein Normalmafs fiir die Maxima der Luftwarme von Korfu trage Schweifsperlen auf die Stirn treten, das gibt man war dort nicht zu gewinnen. Man wird dafiir auf rasck auf, um dem Bann dieses ermattenden Luftkreises zu die altera Beobachtungen zuriickgreifen miissen; sie entrinnen. Und das Entrinnen ist kier nickt sckwer. Man bieten nirgends Maxima von mehr als 38°, meist brauckt sick nur wenig uber die Ktistenregion zu erheben, kaum 30°. Hennens Bekauptung erklart sick also nicht so spiirt man, selbst auf den mafsigen Hohen der Insel- aus einer Mangelhaftigkeit der ihm vorliegenden Ther- mitte, schon den wohlthuenden Ubergang in trocknere, mometerablesungen, sondern ist im vollsten Umfange be- nicht so vollig stagnierende Luftsckickten. Im grofsten rechtigt. Sonnenbrand kann man da wandern und beobackten, okne Wenn man im Sommer nach erfrischender Seefahrt vor je von dem Gefiikl der stumpfen, dumpfen Resignation be- Korfu anlegt, schlagt einem nahezu einschiichternd der schlicken zu werden, das unten in der schwiilen Stadt auck keifse Lufthauch seiner weifsen Hausermassen entgegen. den Ruhrigen uberwaltigt. Mit nachsichtigerm, bald vielleicht mit dankbarem Blick Diese heifse Zeit wahrt von Anfang Juli bis ins erste schiitzt man die engen, krummen Strafsen und ikre plumpen, Drittel des September. In diesen zekn Wochen halt sick schattigen Laubengange. In ihnen herrscht auck in den die Mitteltemperatur aller Pentaden iiber 25° C. Die heifeesten Tagesstunden einiges Leben, wahrend die von Lage des Temperatur-Maximums des Jahres wechselt zwiscken greller Sonnenglut iibergossene Spianata, wie ausgefegt, diesen Grenzen. Diese lange Dauer einer gleichmafsig hoken verodet daliegt. Alle Welt erkennt die Sommerhitze als Pemperatur wird teilweise bedingt durck die anhaltende Herrin der Lebensordnung an; im Preien sucht man sie Geriugfiigigkeit der Wolkenbildung (12—15 Prozent des durch einen Sonnenschirm, in den vier Wanden durck das Himmelsraumes) und die Seltenheit atmospkariscker Nieder- zwangloseste Negligee ertraglick zu machen und greift schlage — auf Juli und August zusammen fallen im Durch- — der Fremdling mit Begier, der Kundige mit bedachtiger scknitt alljakrlich 4 Regengiisse —; erst im September 46 Partsch, Korfu. fiihrt die Abnahmo der Tageslange und das Eintreten kraf- Korfu den Winterstationen der Riviera weit iiberlegen und tigerer Regen eine willkommene Abkiihlung herbei. steht hinter Sicilien nicht weit zuriick. Man mufs nacb Aufserhalb des flochsommers tritt in Korfu nicht leicht Afrika gehen, um einem wesentlich warmern Winter zu iibermaisige Hitze ein, wenn auch die Sonnenstrablung begegnen. Die winterlichen Monatstemperaturen der wich- scbon im Fruhling eine recbt kraftige Wirkung zu erzielen tigsten klimatischen Kurorte gibt (grofsenteils nach Hann) vermag. Als ein entscbiedener Vorzug des korfiotiscben folgende Zusammenstellung. Klimas mufs das nahezu vollstandige Feblen des trocknen, Breite. Nov. Dez. Jan. Febr. Marz. beifsen sicilianischen Sciroccos gelten. Allerdings hebt G o r z ...... 45° 56' 7,5 3,5 3,1 4,2 7,5 S. Remo .... 43°50' 11,8 8,8 8,4 9,7 10,8 Grimani unter den Gefahren, die dem Gedeihen der Ol- N iz z a ...... 43° 41' 12,1 9,2 8,4 9,0 11,0 baume scbaden konnen, das Auftreten heifser, trockner Cannes...... 43° 32' 11,5 8,6 8,9 9,3 10,6 K o rfu ...... 39° 38' 15,0 11,8 10,3 10,6 11,9 Siidwinde im Mai gegen Ende der Bliitezeit hervor; aber Palermo .... 38° 7’ 15,5 12,3 11,0 11,5 12,8 in den Beobacbtungsjournalen von Dabovicb, die icb im Catania .... 37° 30' 15,4 12,1 10,9 11,5 12,9 Original vollstandig durchgesehen, finde icb dafiir keine Der Yorzug Korfus vor der Riviera liegt namentlich in der sicbere Bestatigung, und Benza, der den Soirocco seiner grofsern Sicherheit vor unerwiinschten Kalte- und Schnee- sicilischen Heimat mit solcher Aufmerksamkeit beobachtet perioden, wie sie wiederbolt in den letzten Wintern den hat, dafs Hennen eine besondere Sciroccoschilderung aus ligurischen Ufersaum heimgesucbt baben. Nur sehr selten seiner Feder abdruckt, erklart mit voller Bestimmtheit, sinkt das Thermometer in Korfu ein wenig unter 0°, In dafs er in den sieben Jabren, die der Abfassung seiner der ganzen elfjahrigen Beobachtungszeit hat Dabovich dies Inselbeschreibung vorbergingen, unter den uberaus haufigen nie wahrgenommen, nur zweimal (1869 Januar 25., 1875 SE-Winden von Korfu nie einen vom Charakter des sici­ Februar 3.) genau 0°, einmal (1877 Januar 26.) -f- 0,5° lianischen Scirocco bemerkt habe. Die heifsesten Winde, notiert. Allerdings mufs man sich erinnern, dafs die die er in Korfu erlebt, und die mitunter in ihren Wirkungen meteorologische Station boch iiber dem Erdboden nicht bei auf das menschliche Wohlbefinden einigermafsen an den jedem leichten Frost einen Riickgang des Quecksilbers unter Glutwind Siciliens erinnert hatten, seien immer aus N oder 0° beobachtet. Die Vegetation auf dem flachen Lande um NE gekommen. Namentlich im Juni 1822 sei ein Tag Korfu hat in dieser Zeit mehr als einen Reif bekommen. mit Nordwind ihm aufgefallen durch die ungewohnlich hohe Aber inwieweit dabei Hohenlage, Entfernung vom Meere Temperatur (34,4° C), die triibe Atmosphare und die ab- als mitwirkende Ursachen eine Rolle spielten, ist nicht zu spannende, erschlaffende Wirkung auf Korper und Geist. ermitteln. In jedem Falle kann die wunderbare Milde des Diese Bemerkung eines guten Beobachters findet nun ihre korfiotischen Winterklimas als fest erprobt gelten. Zwei vollste Bekraftigung in den Erfabrungen Dabovicbs. Die Thatsachen sprechen recht deutlich dafiir: Dasselbe Jahr- Minima der Luftfeucbtigkeit. (nie unter 25 Prozent) und zehnt, in welchem die Station Korfu niemals Temperaturen die Maxima der Temperatur fallen entweder mit Calmen unter 0° zu verzeichnen hatte, brachte den sudlichern oder mit Winden aus N und NE zusammen. Dafs je ein Stationen Patras, Athen, Smyrna Temperaturen bis herab echter Scirocco mit vollkommen ausgepragten Charakter- zu—70 ! Die niedrigsten Temperaturen, die seit Menschen- eigentiimlichkeiten, extremer Trockenbeit, hoher Temperatur, gedenken in Korfu aufgezeichnet wurden, die des ungewohn- stauberfiillter Atmosphare und lastigen Wirkungen fiir das lich kalten Januar 1858, der im ganzen Mittelmeergebiet Woblsein des Menscben in Korfu beobachtet worden ware, bis siidwarts nach Kreta Frost und Schneefalle von ver- babe ich nirgends bezeugt gefunden. heerender Kraft aufwies, gingen nicht tiefer herab als bis Dieser Umstand ist bemerkenswert fur diejenigen, welche zu —2,6°! Mit diesen Verhaltnissen, die das mittlere Korfu bei der Wahl eines klimatischen Kurortes ins Auge jahrliche Minimum fiir Korfu entschieden iiber 0° (1,6°) fassen. Fiir sie sind natiirlich die Warmeverbaltnisse des heraufheben, halt keine der Winterstationen der Riviera Winterhalbjahres von besonderm Interesse. Bei ihrer den Vergleich aus. Wiirdigung im Vergleich mit den klimatischen Tabellen der Damit stimmt iiberein die Seltenheit von Schneefall in Riviera und Siciliens ist es vielleicht nicht uberfliissig, da- Korfu. Die Berge des gegeniiberliegenden Festlandes em- ran zu erinnern, dafs iiber den Tbermometerablesungen pfangen meist schon Mitte November eine weifse Decke, der Station Korfu nicht das woblwollende Auge eines Bade- die bis iiber die Mitte des Marz hinaus neue Verstarkung arztes, sondern der niichterne Blick eines unbefangenen, erfahren kann und noch an Sommers Anfang die korfio- treuherzigen Seemannes gewaltet hat. Was man von vorn- tische Landschaft mit einem Anflug alpiner Reize ziert. herein erwarten mufs, ergibt sich aus den Beobachtungs- Aber nur voriibergehend senkt sich in den kaltesten reihen mit Sicherheit, In der Milde seines Winters ist Monaten ab und zu eine Schneekappe auf das Haupt des Das Klima. 47 Salvatore nieder; manchmal verlangert sie sich wohl zu der Citadelle trennt. Er kann auch im Winter unter einem auch die Bergflanken einhiillenden Mantel; doch ein mehrstiindiger Besonnung sich recht stark erwarmen. Aber seltenes Scbauspiel ist es fiir die Korfioten, auf wenige diese Wirkung verfliegt rasch, sowie die Sonne sich ver- Stunden eine diinne Flockendecke iiber die Dacher ihrer birgt, oder ein rauher Luftzug von E her sich erhebt. Fiir Stadt gebreitet zu sehen. Unter 11 Wintern (1869—1879) die hier iibenden Truppen mufs dieser Wechsel besonders boten es nur 3, und es ist gewifs bezeichnend fiir die fiihlbar sein. Kein Wunder, dafs die englischen Offiziere starke Beschrankung der Moglichkeit des Schneefalls am die Spianata das Erntefeld der Arzte (the harvest-field of Meeresufer von Korfu, dafs diese 3 Schneefalle, ebenso the physicians) nannten. wie ein spaterer von Herrn Fels notierter, ganz nahe an Diese nicht zu verhehlenden schnellen Warmeanderungen dem Gipfelpunkt des korfiotischen Winters, an der durch- sind ein unwillkommener Zug in dem Bilde eines sonst so schnittlich kiihlsten Pentade des Jabres lagen (31. Januar freundlichen Klimas. Nur darf man darin koine besondere bis 4. Februar 9,7°). Sie trafen 1870 Januar 28, 29; Eigentiimlichkeit des korfiotischen Winters erblicken. Dieselbe 1874 Februar 2.; 1875 Februar 7., 8.; 1880 Januar 23. Erscheinung kehrt naturgemafs in all den Winterstationen Allerdings ist dieses Eintreffen des winterlichen Temperatur- wieder, die den lockenden Ruf entziickender Milde nicht der minimums nicht an eine sicher feststehende kurze Spanne niedrigen geographischen Breite, sondern der kraftigen Wir­ Zeit gebunden. Nicht selten tritt — zumal nach einem kung der Sonnenstrahlung bei schwach bewolktem Himmel milden Winter — am Anfang des Marz ein scharfer Kalte- und der Steigerung dieser Wirkung durch giinstige ortliche riickfall ein, der selbst in den langjahrigen Mittelwerten Verhaltnisse, namentlich durch annaherndvollstandigen Schutz recht auffallend erkennbar ist. Aber auch wenn in seinem gegen rauhe Winde danken. An der Riviera weisen ein- Geleite vielleicht bisweilen ein fliichtiger Schneefall sich sichtsvolle und aufrichtige Beobachter mit nachdriicklicher einstellt, bleibt die Sparlichkeit der Schneefalle an der Warnung auf dieselbe Erkaltungsgefahr hin. Der dort ge- Inselkiiste einer ihrer ausgepragtesten klimatischen Charak- fiirchtete Mistral und die Tramontana fiigen zu ihr viel- terziige. fach noch eine andre, zarten Naturen gewifs noch empfind- Noch in einer besonders wichtigen Beziehung, in den lichere Belastigung hinzu: die Erfullung der Luft mit Ergebnissen fiir die Starke der monatlichen und der tag- Kalkstaub. Ich bin ein paar Stunden in Nizza gewesen, lichen Warmeschwankung, machen die Beobachtungsreihen ohne etwas zu sehen, aus dem einfachen Grunde, weil es von Korfu einen entschieden giinstigen Eindruck. Aber in unmoglich war, die Augen aufzuschlagen; ich habe kaum diesem Punkte wird wieder die Grenze ihrer Leistungs- irgendwo einen ahnlichen Hexentanz abscheulicher Staub- fahigkeit bemerkbar. Die Lufttemperatur im Schatten gibt wirbel erlebt. In Korfu ist man vor ahnlichen Erfahrungen kein der physiologischen Warmeempfindung proportionates sicher. Die meisten Winde bringen reine Seeluft und auch Warmemafs. Mit Recht erklart Hennen: „Die genauesten die iiber die Insel heriiberstreichenden (W und NW) finden Beobachtungsregister konnen unmoglich eine Yorstellung nirgends auf ihrem Wege ein staubiges Blachfeld. Auch geben von dem Wechsel des Warmegefiihls bei einer An- der unangenehm kiihlenden Wirkung der Luftbewegung derung in der Richtung und Starke der Luftbewegung; ist man hier nicht vollig preisgegeben. v. Warsberg hebt man mufs an Ort und Stelle gelebt haben, um das be- mit Recht hervor, dafs die reiche Gliederung der Kiisten- schreiben oder auch nur sich selber da von ein Bild machen linie in der Nahe der Hauptstadt bei jedem Winde min- zu konnen". In der That stimmten alle urteilsfahigen destens ein geschiitztes Ufer bietet. So verwickelt ein und unbefangenen Leute, die ich befragte, darin iiberein, sorgfaltiges Abwagen der Yorteile und Mangel von weit dafs der Winter und die Ubergangsjahreszeiten in Korfu auseinanderliegenden Ortlichkeiten sich auch gestaltet, so recht empfindliche, plotzliche Temperaturschwankungen viel wird man als sioher festgestellt anerkennen miissen, bringen. Namentlich der erfahrungsreiche Dabovich ver- dafs das Winterklima von Korfu durch hohern Stand der Bicherte mir, das Quecksilberniveau konne mauerfest stehen Luftwarme dem aller ligurischen Stationen iiberlegen ist; oder nur ganz leise sich andern, wahrend das Auftreten als wahrscheinlich wird man hinzufiigen konnen, dafs es einer Wolkendecke, welche die Wirkung der Sonnenstrahlung in der Gesamtwirkung der iibrigen klimatischen Elements, dampft, oder ein rasch einsetzender Ostwind von den welche noch Einflufs gewinnen auf die Stimmung des rauben Bergen des Festlandes im Augenblick die behag- subjektiven physiologischen Warmegefiihls, den Yergleich lichste Warmestimmung in einen Frostschauer iiberfUhre. mit ihnen durchaus nicht zu scheuen braucht. Besonders greifend sind diese plotzlicben Umschlage des Dafs auch in dieser letztern Beziehung die Probe der Witterungscharakters auf der Esplanade, dem grofsen freien Erfahrung einst zu einem fiir Korfu noch giinstigern Ur- Platz, der die schonste Hauserfront der Stadt im E von teile gelangen konnte, ist mir nicht wahrsoheinlich. Da- 48 Partsch, Korfu. gegen spriclit zu vernehmlich der wesentliche Unterschied, diese spricht deutlich die Fiille des Thaufalls, der im welcher zwischen Korfu und Ligurien in der Starke und Herbst und Friihling beinahe alltaglich sich einstellt und Yerteilung der Luftfeuohtigkeit und der Niederschlage nur wahrend der Diirre des Hochsommers und anderseits besteht. Es ist bekannt, dais die Empfindlichkeit der im Winter zur Seltenheit wird, in der Zeit der haufigsten Warmeschwankungen sich mit der Luftfeuchtigkeit steigert. Regen und der starksten Bewolkung. Nun stebt in Korfu sowohl der absolute Wassergehalt der Die Ausdehnung der Wolkendecke des Himmels Luft wie ihr Sattigungsgrad roerklich hoher als an gehorcht einer sehr sicher und regelmafsig entwickelten der Riviera, und zwar mit einer Entschiedenbeit, welche jahrlichen Periode. Sie erreicht im Juli und August ihren auch ohne genaue Beobachtungen bisweilen die Aufmerk- recht geringfiigigen niedrigsten Stand (12 und 15 Prozent samkeit erregt. Namentlich der haufige Siidostwind kann des Himmelsgewolbes) und steigert sich im Spatherbst und so reicblicbe Feuchtigkeit herbeiffihren, dafs die Mauern, Winter zu ganz betrachtlichen Durchschnittswerten (No­ die Steinfliese in Hausfluren, das Strafsenpflaster sichtlicb vember 65, Dezember 63, Januar 58 Prozent). In der sich benetzen, und man unwillkiirlich sicb fragt, ob es nicht Himmelsklarheit steht der korfiotische Winter hinter dem geregnet babe. Falle extremer Trockenheit dagegen, wie der Riviera unleugbar zuriick. Nur diirfte es schwer sie an der Riviera nicbt selten eintreten, mit einem Sinken sein, die Tragweite dieses Unterschiedes abzuwagen, Der der relativen Feuchtigkeit auf weniger als 20 oder gar unmittelbare Vergleich der Ziffern fiir den Anteil der Be­ unter 10 Prozent, sind in Korfu vollig unerhort; man bat wolkung an der Fiillung des sichtbaren Himmelsraumes dort selten 30, nie weniger als 25 Prozent beobachtet. ist nur von sehr beschranktem Werte, wenn man eine Gerade in den Wintermonaten ist in diesem Punkte der Station mit ziemlich freiem Horizont, wie Korfu, Orten Gegensatz zwischen der trocknen Luft der Riviera und gegen iiberstellt, die, wie S. Remo oder Mentone, in einem der feuchten Korfus sehr ausgesprocben. Wahrend bier engen Bergrahmen nur einseitig ganz freien Ausblick auf die mittlere relative Feuchtigkeit in den Monaten Oktober das Himmelsgewolbe haben. Ja, man darf hinzufiigen: der bis Februar sicb zwischen 74 und 75 Prozent halt, stehen weitaus grofste Teil der Wolkendecke ist fiir das Klima die entsprechenden Ziffern fiir Porto Maurizio zwischen eines Ortes ziemlich gleickgiiltig. In erster Linie wichtig 54 und 62. Die eigentiimlich anregende Wirkung trockner ist nur der kleine Teil, der eine Beschattung ausiibt. Also Luft auf zarte oder erschlaffte Naturen bleibt sicher ein nicht Schatzungen der relativen Ausdehnung der Wolken­ besonderer Vorzug des ligurischen Gestades. Gewifs wird decke, auch nicht Zahlungen der heitern und triiben Tage, auch die hohere Luftfeuchtigkeit, wie sie Korfu eigen ist, sondern Beobachtungen fiber die Dauer des Sonnenscheins wieder in andrer Richtung einen therapeutischen Wert wurden die praktischen Fragen, welche sich an das Be- haben. Aber wer dariiber bei den Arzten Belehrung sucht, wolkungsstudium kntipfen, am entscheidendsten fordern. empfangt gegenwartig noch den Eindruck, dafs die An- Wer mochte sagen, ob diese Art der Beobachtungen fiir schauungen fiber die physiologischen Wirkungen hoher und den korfiotischen Winter nicht einen geringern Abstand geringer Luftfeuchtigkeit noch nicht zu voller Festigkeit von den giinstigen Verhaltnissen der Riviera erweisen sich abgeklart haben. wiirde, als die bisher ausschliefslich gefibte Methode? Aber Trotz der reichlichen Ansammlung von Wasserdampf ein Unterschied wird immer bleiben. Das verbiirgt schon in der untersten Luftschicht ist seine Kondensation zu die Haufigkeit und anhaltende Kraft der winterlichen Neb el in Korfu keine haufige Erscheinung. Nur in Becken- Niederschlage. formen des Bodens, iiber der Lagune von Kalichiopulo, Die Zahl der Regentage in Korfu betrug in elfjahriger dem Hafen von Govino, der Sohle des feuchten Kessels Beobachtungszeit: von Ropa ist in jeder Jahreszeit eine Neigung zur Ent- Okt. Nov. Dez. Jan. Febr. Marz. Winterhalbjahr. wickelung von Morgennebeln erkennbar, die, bis die Sonne Mittel . . . 11,8 14,5 16,7 11,8 12,1 10,9 77,8 zu kraftigerer Wirkung sich erhebt, gleich Seen diese Max. . . . 19 17 25 17 17 22 95 (1869—1870) Griinde fiillen. Die Hauptstadt aber sieht selbst im Winter Min. . . . 6 10 10 4 4 5 60 (1873—1874) ihre Uferfelsen nur selten von wallenden Nebelmassen urn- In San Remo ergibt eine neunjahrige Periode von Be­ flossen. In dieser Thatsache findet die Geringfiigigkeit obachtungen : der Schwankungen der Luftwarme ihren klarsten Ausdruck. Mittel . . . 6,6 5,2 5,7 5,5 4,1 5,7 32,8 Die untern Luftschichten werden augenscheinlich nicht Also Korfus Winter hat zwei- bis dreimal so viele Regen­ stark in Mitleidenschaft gezogen von der bedeutenden Ab- tage wie der des ligurischen Kurortes. kiihlung, deren der Boden und die Oberfiache der Pflanzen Die Ziffern sehen vielleicht trfibseliger aus als die infolge der nachtlichen Ausstrahlung fahig sind. Fiir Wirklichkeit. Die meisten Regen sind rasch vorfiber- Das Elima. 49 ziehende, kraftige Gusse und beschranken den Aufenthalt iiberraschend ist, die meisten und ergiebigsten Regen auf im Freien nur wenig. Aber es kommen allerdings nicht die drei letzten Monate des Jahres. Nur in ihnen steigert nur Tage, sondern Wochen, in denen ein Wolkengeschwader sich die Regenhohe durchschnittlich iiber 200 mm, am nach dem andern duster aus Siiden heraufzieht, auf Stunden hochsten im November (Mittel 253, 1871 608 mm), dessen Daminerungsschatten uber die Landschaft breitet und unter zweite Halfte das sehr scharf ausgesprochene Maximum kraclienden Donnerschliigen immer neue Platzregen nieder- der Regendichte und der Niederschlagsmenge umschliefst. schiittet. Diese Gusse aus der Urne des Siidwindes bringen Die ersten drei Monate des Jahres halten ihre durchschnitt- indes keine Abkuhlung der Luft. „Sie bleibt warm und liche Regenhohe zwischen 110 und 150 mm und sind milde, wie geheizt. Korfu dampft dann formlich von lauer in den einzelnen Jahrgangen viel weniger gleichmafsig mit Feucbtigkeit. Die Wiesen griinen friscli wie Alpenmatten, Niederschlagen bedacht, bald recht reichlich, bald nahezu die Bliiten des Friihjahrs schliefsen sieh in verschwende- karg. Bei aller Mannigfaltigkeit der Regenverteilung ver- riscber Fiille auf. Man eriibrigt auch jeden Tag so viel mag man indes doch zwei haufig regenarme Perioden aus regenfreie Zeit, um einen kurzen Spaziergang zu machen; dem mit Feuehtigkeit reich gesegneten Winterlialbjahr her- aber weitere, grofsere Ausfliige miissen fur einige Zeit auszuheben. Die erste trifft mit der Jahreswende (n. St.) unterbleiben.'* (v. Warsberg.) Dem Freunde erregten zusammen; sie fiel im Sicilisch-ionischen Meere schon den Wolkenspieles und wechselvoller Himmelsansicht bieten Alten auf und war bei ihnen unter dem Namen „die Eis- diese winterlicben Regenperioden ein fesselndes Schauspiel. vogeltage“ (Λλκνονίδες ημίραι) bekannt, weil ihre Wind- Aber allzu zart besaiteten Personen, die jeder Blitzstrahl stille, Warme und Himmelsklarheit nach dem Volksglauben bis ins Mark erbeben lafst, werden die Licht- und Schall- die Briitezeit des Eisvogels freundlicher gestalteten t). Die effekte der zahlreichen, schweren und zum Teil recht an- zweite am Anfang des Marz ist anderer Natur; sie ist oft haltenden Wintergewitter tiefere Eindriicke machen, als mit rauhen ostlichen und nordostlichen Winden und einem man ihnen wiinschen darf. Hat dann jemand die Gefallig- empfindlichen Kalteriickfall verknupft, den manches derbe keit, ihrer angstliehen Phantasie noch mit der Schilderung Sprichwort des Volkes verwiinscht. der furchtbaren Gewitterkatastrophe vom 21. September 1718 Mit grofser Scharfe hebt sich von der regnerischen weitere Nahrung zuzufiihren, ihnen auszumalen, wie der winterlichen Jahreshalfte (Ende September bis Ende Marz) Blitz die Pulvervorrate der Citadelle entziindete, und unter die trockne Sommerszeit ab. Yom April bis zum den Triimmern der in die Luft gesprengten Werke mit Juli mindert sich die Regenmenge in geometrischer Pro­ dem Generalkapitan Pisani 350 Leute begraben wurden, gression, jeder Monat empfangt nur halb so viel Regen, so konnten solche leicht erschutterte Seelen ganz aus dem wie der vorangehende. Noch ehe die Sonne ihren hoch­ Gleichgewicht geraten. Thatsachlich ist die Haufigkeit der sten Stand erreicht, beginnt schon die vollig regenarme Gewitter auf Korfu sehr bedeutend, aber die Blitzgefahr, Zeit. Die Durchschnittsziffern der meteorologischen Beob- soweit man aus den Erfahrungen weniger Jahre schliefsen achtungen, welche den drei Sommermonaten zusammen kann, nicht auffallend grofs, schwerlich grofser als anderwarts. 7 Tage mit Regen und eine Regenhohe von 48 mm zu- Nicht selten sind die Gewitter des Winters und der weisen, konnten die Yorstellung wecken, als stelle sich in Ubergangsjahreszeiten von Hagelschlagen begleitet, dieser Zeit doch regelmafsig nach zwei heiteren Wochen welche verheerende Kraft erlangen konnen. Das schlimmste, ein wohlthuender, mafsig ausgiebiger Regentag ein, der die ganz ungewohnlich starke Hagelwetter ward 1809 in der diirstende Pflanzenwelt rechtzeitig wieder erfrische. That­ Nacht vom 15. zum 16. (3. zum 4. a. St.) Dezember be- sachlich ist die Verteilung der atmospharischen Wasser- obachtet. Ein Zeuge versichert, die Eiskorner hatten stellen- spende nie an nailer nd so regelmafsig. Vielmehr fallen in weise klafterhoch (!) die Strafsen erfiillt; ein andrer, man langen Diirreperioden ein paar kaum zu bemerkende, vollig habe am Morgen nach der furchtbaren Nacht nicht wirkungslose Spriihregen, und ausnahmsweise schiittet ein auf die Strafse gehen konnen, ohne bis zu den Knieen in wilder Gewittergufs in wenig Stunden mit verheerender die Hagelbrocken einzusinken; mehrere Tage wahrte die Kraft machtige Wassermassen aus, die jah verrauschen, Arbeit des Wegraumens der allmahlich fest zusammen- ohne die Trockenheit wesentlich zu lindern. Wahrend gesinterten Eismasse. Das war ein Naturvorgang, welcher 11 Jahren war der Juni 4-, der Juli 6-, der August 4mal sich vielleicht in vielen Jahrhunderten nie wiederholen wird. Aber auf 4 oder 5 Hagelwetter von mafsiger Kraft Simonides frgm. 12; dazu Bekkcr, Anecd. I 377, 27. Aristoph. kann man in jedem Winter rechnen. Vogel 1593. Aristot. Tiergesch. V, 28. Apoll. Khod. I, 1086; dazu Die Verteilung der winterlichen Niedersohlage vereint Schol. Plutarch, Gesundheiterorechriften 8, S. 126 d. Ubor das Gliiok der Homer 9, S. 321 d. tlbor die Goschicklicbkoit der Tiere 35, mit einer Regelmaisigkeit, welche fiir den Mittel-Europaer S. 983 a. Lucian, Alkyon. Partecb, Korfu. 7 50 Partsch, Korfu. ganz regenlos oder nur mit einer Regenmenge von weniger Wanden, die in langgestreckten, bauchig zuriickweichenden als 1,5 mm bedaoht. Dagegen hatte dor August in 4 Jahren Hohlungen die unverkennbaren Spuren wild strudelnden einzelne kurzo Regengiisse, die mehr als 20 mm, zwei, die Wassers tragen, so empfangt man den lebhaftesten Ein­ mehr als 50 mm Wasserhohe in wenigen Stunden lieferten. druck von der grofsen Ungleichheit der Verteilung der Wie iiberwiegend der Eindruck der Regenlosigkeit im Ge- Regen liber den Jahreskreislauf. samtbilde des korfiotischen Sommers ist, lebrt wohl die Sie bedingt den auffallenden Wechsel in der Wasser- Thatsache, dafs die 6 Dekaden vom 20. Juni bis zum f iihrung der Flufslaufe und Seen. Das im Winter 18. August wahrend der 11 Beobachtungsjahre meist (je von Feuchtigkeit iiberquellende Eiland sieht wahrend der 8-, 9-, 6-, 8-, 7-, 6mal) vollig regenlos blieben, und die Sommerdiirre die meisten Adern seines Wassernetzes ver- Dauer der langsten ununterbrochen regenlosen Zeit durch- siegen, die weiten Grunde der Winterseen trocken werden. schnittlich 58 Tage betrug und sich 1879 auf 109 Tage Nicht alle Teile der Insel werden von dieser Austrocknung (26. Mai bis 10. September) steigerte. Gewohnlich gehen in gleicher Weise betroffen: am starksten die Mitte, viel von der Sommersonnenwende 7 Wochen ohne nennens- weniger der Norden, Yon seinen zahlreichen Wasseradern werte Niederschlage voriiber; erst gegen Mitte August er- erreichen jedenfalls zwei auch im heifsesten Sommer das frischt kraftiger Gewitterregen die schmachtende Landschaft Meer: das Megapotami und der Typhlopotamo. Ersteres ein wenig, ein erster Vorbote des regenreicben Herbstes. sammelt bei Vatoniaes die Quellen des Arakli - Massivs, Die grofse TJngleichheit der Regenverteilung kommt viel- schlangelt sich dann durch die Niederung, welche Spagus leicht am besten zum Ausdruck in der Thatsache, dafs von von Manatades trennt und schleicht zwischen Sandhiigeln der jahrlichen Regenmenge nicht einmal 4 Prozent auf das westwarts hinaus in die Bucht von Aphiona. Der Typhlo­ Sommervierteljahr (Juni bis August) entfallen, 58 Prozent potamo hat im Winter seine fernsten Quellen in den Flysch- sich auf die drei letzten, 30 Prozent auf die drei ersten schluchten zwischen Sgurades und Zygo und begleitet den Monate des Jahres vereinigen, wahrend 13 Prozent den Nordrand des Pylides - Gebirges. Dieser ganze Oberlauf Ubergangsmonaten (April, Mai, September) verbleiben. trocknet schon im Friihjahr aus. Erst die kraftigen Quellen Die ganze jahrliche Regenhohe ist bedeutend: von Melisudi, kaum eine halbe Stunde siidostlich von 1280 mm nach Dabovichs Beobachtungen (1869 — 1879). Chorepiekopus schaffen einen perennierenden Bach. Seine Bibliothekar Mackenzie erlangte auf Grund einer 22 jahrigen Yereinigung mit dem ostlichern Bach von Omali (Quell 320 m) Reihe (1840—1862 ?) einen niedrigern Mittelwert (1084 mm), und der westlichern Glyphada, welche durch die starken englische Ingenieure aber (1853—1858) einen weit hohern Quellen von Malakus auch im Hochsommer vor der Aus­ (1466 mm). An der Ungleichheit der Ergebnisse mag die trocknung bewahrt wird, bildet unweit Agi Duli in etwa verschiedene Lage der Beobachtungsplatze den Hauptanteil 30 m Meereshohe den Typhlopotamo, einen ungefahr 10 m haben. Jedenfalls ist die Regenmenge von Korfu viel be- breiten Flufs, der mit rasch abnehmendem, zuletzt ganz deutender als die der apulischen Kiiste und scheint selbst geringem Gefalle der Bucht von Sidari zustrebt. Boote die des albanesischenFestlandsufers noch zu iiberbieten. Und dringen in seine Mundung etwa 2 km weit ein. Die tiefe doch ist die Hauptstadt sicher nicht der am starksten be- Lage des Bettes des Typhlopotamo und sein geringes Ge­ netzte Teil der Insel. Weit gewaltigere Wassermassen falle geben ihm weder fiir die Bewasserung des Landes, miissen sich iiber das Bergland des Nordens ergiefsen. noch fiir Miihlenbetrieb einen namhaften Wert. Nur die Wohl fehlen dort meteorologische Aufzeichnungen, aber die Quellbache treiben ein paar Miihlen, so der Melisudi und der Wildbache graben mit kraftigem Griffel das Zeugnis ihrer Bach von Omali, auch die Quelle Kamarella bei A. Duli. In verheerenden Wasserfulle ein in die Lehnen des Gebirges. der Niederung saumen Schilfbiische mehrfach den Flufs. Sie Namentlieh auf der obersten Stufe des Thales von Sinies, bringen den Besitzern eine recht gute Rente, wenn nicht eine durch welches die feuchten siidlichen Winde hinaufsteigen plotzliche Hochflut nach starken Gewittergiissen sie wegrafft. miissen gegen die Kammhohe, sind die Thalwande bis zu Weiter ostlich tritt das felsige Hiigelland naher an die volliger Wertlosigkeit zerrissen von zahllosen, immer weiter Kiiste heran und versagt seinen einzelnen Bachen die Ver- urn sich fressenden Schluchten, welche im Grunde zu- einigung zu kleinen Flufssystemen. Das Gebiet der sammenschiefsen zu einem tief eingesagten Pelsenbett. Flyschmergel hat einige kraftige Quellen. Die beiden Das entsprechende Thai des Nordhanges, Perithia, hat augen* machtigsten oberhalb und unterhalb von Nyphaes bilden den scheinlich minder stark von Wildwassern zu leiden. Klettert wertvollsten Bach des ganzen nordlichen Korfu. Er bewassert man im Hochsommer trocknen Pufses in einer tiefen, ein ergiebiges Kulturland, und 21 Miihlen sind an seinem schattigen Klamm, die den Schofs der Berge aufschliefst, Laufe verteilt. Im Winter haben sie alle Wasseriiberflufs. Fiir aufwarts iiber rundliche, geglattete Felsbanke zwischen Friihjahr und Sommersanfang setzt ein altes Herkommen fest, i c ' /' -j ; /.;

P> I Ο 7 - j Das Klima. ( a y s o n α ϊ>ι& 51 dafs Mittwocbs und Sonnabends das Wasser fiir die Be- entspringt so nahe dor Kuste, ""dafe'' Garten rieselung der Maisfelder unterhalb Nyphaes dient, und die von ihm Nutzen ziehen konnen. Nehmen wir noch den drei untersten Miihlen feiern. Im Hochsommer zehrt die ganz nahe am Meer hervorbrechenden starken Wasserlauf Bewasserung der Felder den Bach vollstandig auf; die bei Ipso und den durch ein paar kraftige Quellen dauernd untern Miihlen stellen dann ibre Thatigkeit ganz ein. gespeisten Miiblbach von Ermones, der das Yal di Ropa ent­ Diese Wassermiihlen gewinnen fiir das Landvolk des Nor- wassert, hinzu, so diirfte die Reihe der nie erloschenden dens eine iiberraschend weit reichende Bedeutung, da Wind- fliefsenden Gewasser der Inselmitte erschopft sein. mublen — welche auf Kephalonia in Unzahl die Hiigel Weit auffallender als das Yersiegen der Bache ist in kronen — auf Korfu heut vollstandig fehlen, und die Dampf- dem Bilde der Landschaft Mittel-Korfu die starke Ein- miihlen der Hauptstadt natiirlich nur deren Umgebung be- schrankung der stehenden Gewasser dieses Gebietes durch dienen. Desbalb werden zu dem Miiblbach von Nyphaes die Trockenheit des Sommers. Von den ausgedehnten die Feldfriichte aus betrachtlicher Entfernung herbeigefiihrt. Wasserbecken, welche im Winter und Friihling die Thal- Die ostlichern Bache von Sphakera und Perithia schwinden kessel der Mezzaria fiillen, bleiben in der heifsen Jahres- im Sommer zu ganz unbedeutenden, das Meer nicbt er- zeit nur kiimmerliche Reste iibrig, unter denen der in reicbenden Wasserfaden zusammen. einem tiefen Grunde eingebettete „Miickenseeu Kunupena Besonders eingreifend andert die Sommerdiirre die hydro- bei Gardelades, der flache „Krebssee“ Kavrolimni (Ab- graphisebe Ausstattung der Inselmitte. Der Stravopo- kurzung von Καβονρολίμνη) im Thale S. Onufrio nebst den tamo schwillt im Winter bisweilen fiircbterlicb an, liegt Sumpfen hinter Ipso und Govino die bedeutendsten aber im Sommer trocken. Der Potamo, den manche fur sind. Die Ausdehnung der im Winter iiberschwemmten, den grofsten Flufs der Insel ausgeben, wiewohl er ent- in Sommer dem Anbau zuganglichen Bodenflache in schieden nicbt nur binter dem Mesongi, sondern aucb hinter diesem Gebiete diirfte mit 18 qkm eher unter-, als iiber- dem Typhlopotamo zuriicksteht, dankt lediglich dem Ein- scbatzt sein. dringen des Meerwassers in seine Miindung die ansehnliche Der Siiden der Insel umschliefst ihren bedeutendsten Breite (16 m) und Tiefe (0,5 — 1 m), welche zwei statt- Flufs, den Mesongi. Seine Miindung gestattet Booten ein liche Briicken fiir die Kiistenstrafse und den Fabrweg nach Eindringen etwa 2 km weit aufwarts in dem etwa 20 m dem Flecken Potamo fordern und Kahnen die Einfabrt bis breiten, 2 m tiefen Bett, das zur Hochwasserzeit nicht in die Nahe dieses Ortes moglich machen. Im Hochsommer ganz ausreicht fiir die Aufnahme der Wassermenge. Diese hort der Potamo bei starker Trockenheit iiberhaupt auf, wird nur zum kleinern Teile von den Bachlein geliefert, einen zusammenhangenden Wasserlauf zu bilden. An der welche die Berge von Stavro, Agi Deka, Pavliana, Agios Briicke, bei welcher die Strafsen nach Peleka und Varypa- Matthias in das Landbecken, das sie umhegen, niedersenden. tades sich trennen, habe ich ihn im August vollstandig Der kraftigste Quellflufs des Mesongi ist vielmehr der starke trocken geseben. Der Quell von Kyperi, den ich als den Bach von Gardiki. Am Fufse der Hohe, welche die Ruinen Hauptquell des Potamo betrachte, vermag nicht das Fliifs- der mittelalterlichen Feste tragt, entspringen drei starke chen ausreichend zu speisen. Ob im Winter das Thai von Quellen, welche die flache Umgebung versumpfen, aber nach Sinarades, das dem Relief nach als urspriingliches Quellthal wenigen Hundert Schritt sich zu einem muntern Fliifschen des Potamo zu betrachten ist, zur Verstarkung des Flufses zusammenschliefsen, das zehn Miihlen treibt. Erst dieser einen Beitrag liefert, ist mir sehr zweifelhaft; wahrschein- wirkungsvolle Wasserzuschufs macht unterhalb der. Briicke lich wird es ganz durch Katavothren entwassert. Dafs der der Hauptstrafse naoh Levkimo den Mesongi zu einem an- Potamo nirgends mit einer nutzbaren Wasserkraft sich in sehnlichen Flufs, der bei starkerer Besiedelung des Thales den Dienst der menschlichen Arbeit stellt, ist bei dieser auch dem Verkehr dienstbar sein konnte, da vor der Miin- unstaten Wasserfiihrung und dem ganz geringen Gefall dung ein brauchbarer Ankerplatz ist. leicht erklarlich. In dieser Beziehung eteht er hinter dem Viel wasserarmer sind der perennierende Miihlbach schonen Kressida-Bach, der auf seinem ganz kurzen Lauf von Egripo und das Potdmi von Levkimo, in welchem bis zur Lagune von Kalichiopulo drei Miihlen treibt, ent- Barken, wenn sie erst die schwierige Barre iiberwunden schieden zuriick, desgleichen hinter dem Bach von Benitze, haben, binauffahren konnen bis zum gleichnamigen Dorfe. an dem 22 Miihlen klapperten, ehe er fiir die Wasserver- Fur den Transport der Bodenerzeugnisse von Levkimo sorgung der Hauptstadt so stark in Anspruch genommen (Melonen!) wie des Salzes und der Fischereiertrage ist wurde, dafs sein Wasserrest ganz von der Berieselung der dieses Fliifschen von kaum 10 m Breite und 1,5 m Tiefe Orangengarten des reizenden Thalchens aufgezehrt wird. nicht ohne Bedeutung. Anderseits gefahrdet es sein Ufer- Der etarke Quell des noch siidlicher gelegenen Drymopoli land durch winterliche Hochfluten. 1* 52 Partsch, Korfu. Die Zahl ausdauernder Wasserlaufe auf Korfu ist dem- Seeleute raumen das ganz unumwunden ein und suchen nach trotz der Starke des gesamten Jahresniederschlages diese Schwierigkeit durch sorgsame Beobachtung besonderer recht gering, die Moglichkeit, durch kiinstliche Bewasserung Wetterkennzeichen zu uberwinden. Ein ziemlich untriig- dem Pflanzenwuchs fiber die Sommerdiirre hinwegzuhelfen, liches scheint die Haufung weifser Wolkenballen am von Natur aus beschrankt. Pantokrator-Gipfel. Das deutet — auch wenn die Luft Die auffallende Ungleichheit der Verteilung des Regens um Korfu vollig still liegt — auf Maestro (NW) im Freien. iiber die Jabresperiode findet ibre Erklarung in dem ent- Der Wolkenschirm auf den Hohen liegt in Wirklichkeit schiedenen Gegensatz der Luftbewegung des Sommers nicht so ruhig, wie man von fern aus meint, sondern er und Winters. Da die Gesetze, denen sie geborcbt, nur in behauptet nur durch bestandige Erneuerung in einem zusammenhiingendem tlberblick iiber ein weiteres Gebiet kraftigen nordlichen Luftstrom seinen Platz und seine Aus- erkennbar werden *), mag es bier geniigen, einfacb den dehnung. Seine untere Grenze liegt in der Hohenschicht, Thatbestand in Erinnerung zu rufen: das gleichmafsige in welcher die ins Becken von Korfu niedersinkende Luft sich Vorwalten mafsig starker nordlicher Winde iiber dem ganzen so weit erwarmt, dafs ihre Nehelmassen wieder zerfliefsen. ostlichen Mittelmeer wahrend des Sommers, und anderseits Wie unter den siidlichen Winden der Scirocco, so ist die verwickeltere, wecbselvollere Gestaltung der Witterung unter den nordlichen der Maestro der Konig. Seine Herr- der andren Jahreszeiten infolge der Entwickelung und schaft erstreckt sich bauptsachlich iiber die Sommermonate. Ortsveranderung besonderer Minima des Luftdruckes, welche Sie kommt besonders erfrischend der Nordabdachung der in den einzelnen Becken des Mittelmeeres auftreten und Insel zugute, viel weniger der Umgebung der Hauptstadt. iiber ihnen eine cyklonale Luftbewegung in Gang Diese verspiirt von den Wirkungen des Luftstromes aus bringen. hohern Breiten nur eine ungesckmalert: die Aufheiterung Fur Korfus Witterung ist in der winterlicben Jahres- des Himmels und die daraus sich ergebende Seltenheit halfte oft ein siidwestlich im Ionisch-sicilischen Meere Jagern- der Niederschlage bei hochgesteigerter Temperatur. Die des Minimum entscbeidend, oft ein nordwestliches iiber der Bewegung der Atmosphare ist gering, das stille Briiten Mitte der Adria. Demgemafs herrschen die siidlichen Winde der Luft zwischen den Hauserzeilen der Stadt iiberaus durchaus vor, besonders der Siidost. Bei der Durcbsicht driickend und peinlich. Dankbar freut sich der Burger der Beobacbtungslisten von Korfu tritt in den Winter- jedes frischern Lufthauches, der iiber das flache Ufer der stiirmen ungemein haufig ein und derselbe Gang des Wind- Seestrafse bei Kastrades hinweht. Er preist ihre Baum- wechsels hervor: ein anbaltendes Stiirmen aus SE, dann reihen als „die Lungen der Stadt “ (ot πνινμόνίζ της ein allmahliches, manchmal durcb Riickschritte unter- Κ ίρ χ νρ α ς). Und doch ist hier nicht einmal der Wechsel brochenes Drehen des Windes zu S, SW, dann ein rascher lokaler Luftstromungen, welcher die Kiisten heifser Lander Fortschritt iiber W nach NW unter schneller Abschwachung mittags mit einer Seebrise erquickt, wahrend nachts Land- der Windstarke. In solcben Fallen scheint ein barometri- wind eintritt, in der Regelmafsigkeit und Starke entwiekelt, wie sches Minimum aus dem Hauptbecken des ostlichen Mittel­ anderwarts in Griechenland. Nur diefrei ins weite Meer hin- meeres westlich von Korfu vorbeizuziehen nach dem adria- ausblickenden Ufer des Nordens und Siidens der Insel geniefsen tischen Meere. Die dadurch hervorgerufene Sturmperiode voll diesen heilsamen Luftaustausch zwischen Land und Meer. wahrt in der Regel etwa 2—3 Tage, begleitet von kraf- Die Hauptstadt empfangt gerade von ihrer Seeseite, tigen Regengiissen und nicht selten von Gewitterbildung. dem Kanal, her, bisweilen recht scharf ausgepragte Land- Bezeichnend fiir diese siidlichen Winde ist oft die Ver- winde. Nordost- und Ostwind bringen ihr die driickendste hiillung des Landes bis tief herab mit einem dustern, Sommerhitze wie die rauhesten Liifte des Winters. Es unsicher begrenzten Wolkenscbleier. Bei der Richtung wird als eine Wohlthat empfunden, dafs sie nicht allzu des Kanals von Korfu und seiner Offnung gegen Siiden haufig sich einstellen. werden diese siidlichen Winde, namentlicb der SE auch in Viel genauer, als es hier versucht ward, hat Baron diesem Gewasser ziemlich ungeschwacht empfunden. Theotoky die Eigentiimlichkeiten der einzelnen Winde von Im iibrigen ist fiir die Ortslage der Hauptstadt gerade Korfu zu schildern unternommen; jeder Strahl der 32teiligen der Umstand bezeichnend, dafs man in dem Binnen- Windrose erhalt ein mit zuversichtlicher Scharfe aus- gewasser des Kanals nicht leicht die draufsen im freien gefertigtes Signalement. Dieser bis zur Haarspalterei ge- Meere herrschende Luftbewegung zu beurteilen vermag. Die 1 steigerte Unterscheidungseifer wird erklarlich, wenn man weifs, welch besondern Wert die Volksmeinung auf der 1) Neumann und Partsch, Physikalische Geographic von Griechen- Insel den verschiedenen Luftstromungen fiir die Erhaltung land. Breslau 1885. S. 94—123. oder Ersckiitterung der Gesundheit der Bevolkerung bei- Das Klima. 53 mifst. Dabei wird nicht nur auf die pbysikalischen Eigen- namentlich Sokraki auf luftiger Hohe, Strinila und Lavki scbaften der Winde geachtet, sondern auch auf die Gesundheit auf dem Pantokratorstock, nachstdem auch Spartila, Sinies, der Landstriche, aus welchen sie kommen. Man scbreibt Perithia sind gesund, wenn es auch in keinem von ihnen ihnen eine grofse, meist eine iibertriebene Fahigkeit zu, an Leuten fehlt, welche bei der Arbeit im niedern Lande Krankheitskeime aus der Feme herbeizubringen. dem Fieber verfallen sind und es dann auch in der reinen Wiewohl die Malaria schon seit dem Altertum in Luft der Hohen nicht bald wieder abschiitteln konnen. Korfu heimisch*) und offenbar auf seinem Boden fest ein- Die Arbeitskrafte der Bergdorfer werden gerade von geburgert ist, macht noch heute die Volksmeinung auf der den ungesunden und deshalb ganz diinn bevolkerten Thalern Insel die beriichtigten Lagunen von Butrinto auf dem gegen- der Inselmitte stark in Anspruch genommen. Die mit Ol- iiberliegenden Festlande verantwortlich fur die alljahrlich wald bedeckten Hiigelrucken und die zwischen ihnen ein- gegen Ende des Sommers eintretende Yerschlechterung des gesenkten Thalbecken von S. Onufrio, Ropa, Ropili, Tri- Gesundheitszustandes in der Umgebung der Hauptstadt. klino sind samtlich entschieden ungesund und gleich den Nun ist allerdings Butrinto eines der sohlimmsten Fieber- sumpfigen Griinden der Kiiste um Ipso und Govino, gleich nester des ganzen Mittelmeergebietes. Es ward durcb seine der verschlammten Lagune von Kalichiopulo beriichtigt Sumpfmiasmen immer das Grab der Garnisonen, welche fur durch bosartige Fieber und die in ihrem Gefolge sich ein- Yenedig, spater fiir die Franzosen als Herren Korfus den stellenden langwierigen Storungen der Yerdauungsorgane. wichtigen Vorposten zu behiiten hatten. Von hier tragen Yon den Yorstadten Korfus leidet namentlich das an die Luftstromungen die fiircbterlichen Miickenschwarme und mit Lagune heranreichende Kastrades schwer durch Malaria. ihnen sicherlich auch den Infektionsstoff der Malaria uber Der Felsgrund der Stadt selbst aber, zumal die Citadelle, den schmalen Nordkanal hiniiber an die Nordostspitze von kann zu den von Natur aus gesunden Teilen der Insel ge- Korfu. Dies Kap S. Stefano gilt fiir eine der ungesun- rechnet werden. Die Fremden, welche lediglich die obern desten Stellen der ganzen Insel; die Umgegend ist gar Stockwerke der grofsen Hotels an der luftigen Esplanade nicht dauernd bewohnbar. Der kurze Aufenthalt, den die bewohnen und nur auf fliichtigen Touren die Umgebung Bauern des hohen Bergdorfes Sinies hier nehmen miissen, durchstreifen, brauchen die Malaria nicht im mindesten zu um das Feld zu bestellen und zu ernten, geniigt, ihre Ge­ fiirchten. Auch die Umgebung umschliefst manche gesunde, sundheit ernstlich zu gefahrden. Fiir diesen Punkt und zu Yillenanlagen einladende Hiigel. Wahrend noch Peleka seine nachste Umgebung (Kulura, Kassopi) ist der nach- und selbst Yarypatades einigermafsen zu leiden haben unter teilige Einflufs der fieberbriitenden Siimpfe des Festlandes den Miasmen der im Winter von Seen und Teichen ge- aufser Zweifel; aber dafs Inselteile, welche 15 km von fullten Thalgrunde, bilden die Hiigel von Sinarades, Kastel- Butrinto entfernt liegen, getrennt durch ein breites, insel- lanus, Kalafationes, die Abhange des Zehn Heiligen-Berges freies Gewasser, von dorther ihre Malaria empfangen, ist mit Garuna, Kamara, Agi Deka und der Hohenzug von hochst unwahrscheinlich. Die Insel hat zweifellos ihre Gasturi ein von den Fiebern ziemlich vollstiindig verschontes eignen Krankheitsherde. Bergland. Doch unmittelbar am Fufse des Berges von Schon der Norden ist davon nicht ganz frei. Der Um- Gasturi, auf dem eine frische, korperlich hochst vorteilhaft kreis des grofsen Strandsees Antinioti (St. Katharina) ist entwickelte Bevolkerung gedeiht, schleichen tiickische Fieber nicht umsonst von grofsern Ansiedelungen gemieden. durch die entziickenden Orangengarten von Benitze und Drei Viertel der Fischer dieser Lagune fand Benza leidend dem siidlich benachbarten Drymopoli. unter hartnackigem Fieber. Miicken und Malaria verscheuchen Die gesunde Luft der Berge weht auch noch um die im Sommer die Bevolkerung der ganzen Niederung; sie Hohen von Stavro und Pavliana. Selbst das grofse Berg- entweicht in das kiihle Quellthal von Perithia am Fufse dorf A. Matthias hat noch eine kernige, nicht durch Malaria des Pantokrator. Im ganzen Hiigelland des Nordens und heruntergebrachte Bewohnerschaft. Sonst aber liegt der Nordwestens treten Malariafieber nicht gerade selten auf, ganze Siiden der Insel unter dem schweren Druck der wiewohl schwerere Formen hauptsachlich die Niederung iiberall festgewurzelten Malaria-Endemie. Sie beschrankt dee Typhlopotamo zu treffen scheinen. Die Bergdorfer, sich nicht auf die ode Umgebung des grofsen Strandsees von Korissia und auf die Dorfer Braganiotika und Argyra- *) Varro, de rc rust. I, 4, 5: «Non hie Varro noster, cum Cor- des, deren Bewohner die Tuffebene um diese Lagune in cyrae esset exercitue ac classis, ct oranee (lomus ropletao eseent aegrotie ac funcribus, immisso fencstris novie aquilone ot obstructs pestilentibus Anbau genommen haben, sondern beherrscht die Gesamt- ianuaque permututa cetoraque eius generis diligentia suos comites ac heit der thonigen und sandigen Hiigel bis hinaus an die familiam incolumem rcduxit?“ Date cs sich hier um Mafsregeln gegen Malaria bandelt, lehrt dor Zusammenhang, namentlich das Vorher- Siidspitze der Insel. Uberall fallt das elende Aussehen gehende. der Bevolkerung auf. Oft genug sieht man Leute mit ver- 54 Partsch, Korfu. bundenem Kopf vor der Hausthiir sitzen oder auch, auf dem aber trat das Freiwerden verborgener, bisher unschadlicher Boden liegend, die Warme der Sonnenstrahlea zuhilfe Krankheitskeime bervor im Jabre 1810, als die Franzosen im nebmen gegen den schiittelnden Fieberfrost. Am starksten Interesse der vollkommneren Befestigung der Hauptstadt es betroffen sind auch bier die niedrigen Lagen, aber auch unternahmen, von der Lagune von Kalichiopulo nach der ziemlich ansebnlicbe Hohen, wie die von Marathia und Bucht von Kastrades einen Graben zu zieben. Die Arbeit Rumanades, erweisen sich als fruchtbare Nahrboden des batte kaum begonnen, als schon die Malaria mit uber- Krankheitsstoffes. Selbst in Chlomo, dem hochsten Dorfe rascbender Heftigkeit unter den Arbeitern sich zeigte, und Levkimos, wo einst ein byzantinischer Kaiser Zuflucht auch unter den standigen Bewohnern des Ortes Kastrades suchte vor einer die Hauptstadt verheerenden Seuche1), ist statt der sonstherrschendenmildenFieberformensehr schwere die Malaria ein nie vollig fehlender boser Gast. Gallenfieber (febris biliosa remittens) und Fieber mit Ent­ Die Malaria ist in ihrem Auftreten nicht strong auf wickelung von Petechien (Blutungen unter der Haut) auf- eine bestimmte Jahreszeit beschrankt. Doch erreichen Zahl traten. Wegen des bedeutenden Menschenverlustes mufste und Heftigkeit der Erkrankungen ziemlich regelmafsig im die Anlage des Grabeus halbvollendet aufgegeben werden. August, September und bisweilen noch im Oktober ibren Die Englander liefsen 1819 die schon ausgefiihrte Strecke hochsten Stand. Dafiir sind offenbar meteorologische Ver- wieder zuschlitten; sie war durch die Ansammlung faulender haltnisse mafsgebend. Als gefahrlich gilt namentlich der organischer Stoffe, die in ihrem stehenden Wasser sich Zeitpunkt der ersten Niederschlage nacb der langen heifsen hauften, zu einem Pestherd fur die ganze Nachbarschaft Durreperiode, zumal wenn auf diese Regen nochmals warme geworden. Wie in diesem Fall, bereitet auch sonst die Witterung folgt. Dafs bei diesem Zusammenwirken von Zersetzung organischer Substanzen fur die Entwickelung hoher Temperatur und einer gewissen Feuchtigkeitsmenge der Malariakeime einen gunstigen Boden. Das ist, wenn fur die reichlicbe Entwickelung des vorher rubenden Krank- auch Davy gegen diese Auffassung wie gegen samtliche beitsstoifes eine langer vorhaltende DurchfeuchtuDg des Erfahrungen auf diesem schwierigen Gebiete sich sehr Bodens von Wichtigkeit ist, scheint bervorzugeben aus der skeptisch, ja direkt ablehnend verhalt, doch kaum zu be- hier — wie anderwarts — ausgesprochenen Yorliebe der streiten. Namentlich haben die kiinstlich angelegten Weiher, Malaria fur thonigen, das empfangene atmosphariscbe Wasser in denen Hanf und Flachs eingeweicht werden, bevor ihre festhaltenden Boden. Die weiten welligen Hugellandschaften Verarbeitung beginnt (λινοβρόχια), einen anerkannt iiblen der pliocanen Thone in Nieder-Levkimo und im Umkreis Einflufs auf die Gesundheit ihrer Umgebung. Hier macht von Korfu und Govino sind am scbwersten belastet, das die Bevolkerung selbst ein einwandfreies Experiment, wenn durchlassige Kalkgebirge und die Sandstriche entschieden ge- sie mit der Anlage solcher Tiimpel in der Nahe ihrer siinder. Scbreitet die Ansammlung von Feucbtigkeit aber Wohnplatze die eigne Gesundheit schadigt und sie fort bis zur Bedeckung gauzer Thalgrunde mit zusammen- wiederherstellt durch Beseitigung dieser Brutstatte der bangenden Wasserspiegeln, dann lafst die Malaria wieder Fieberkeime. nach; die Wasserbedeckung scheint die Krankheitserreger Die Vorkebrungen des Yolkes gegen die Malariagefahr an der weitern Entwickelung zu bindern oder ibnen bescbranken sich fast ganz auf einige Vorsicht in der Wahl mindestens den Zugang zu der freien Atmosphare ab- des Wohnplatzes. Die sumpfigen Griinde werden von An- zuschneiden. Sobald aber im Friibjahr die Winterseen siedelungen gemieden; Dorfer und Einzelhofe riicken wieder schwinden, lagert auf dem entblofsten, doch noch moglichst in bohere Lagen, zum Teil geradezu auf den lange feuchten Boden wieder Fieberluft. Diese Seethaler Gipfel von Hiigeln empor. Inwieweit in der Hausanlage scheinen aufser dem Maximum der Erkrankungen an der der korfiotiscben Dorfer die allgemein beobachtete Regel, Grenze von Sommer und Herbst noch ein zweites, schwacheres das Erdgeschofs als Vorratsraum und Kiiche, den ersten Maximum im Friihling aufzuweisen. Stock als Wohn- und Scblafraum zu benutzen, einem Der aus diesen Wahrnehmungen sich ergebende Ein- ricbtigen Mifstrauen gegen die unmittelbare Nahe des Erd- druck, dafs die Krankheitskeime grofsenteils im Boden ihren bodens entsprungen ist, wird sich scbwer ermitteln lassen. Sitz haben, wird durch einzelne Beobachtungen noch weiter Jedenfalls ist diese Hauseinteilung hygieinisch zweckmafsig. verstarkt. Dais gerade solche Feldarbeiten, bei denen ein Selbstverstandlich hiitet sich der Korfiot auch, unter freiem Auflockern, Furchen, Umgraben des Bodens vorgenommen Himmel zu nachtigen, und beschrankt schon den Aufent- wird, leicht die Gesundheit der Landleute gefahrden, weifs halt im Freien am Abend und in den friihen Morgen- man in den Malaria-Gegenden iiberall. Besonders deutlich stunden auf das Mafs des Unerlafslichen. Er geht der Fiebergefahr nach Moglichkeit aus dem Wege. An einen Corp. Script. Hist. Byz. XXXYI Georgios Phrantzes S. 411. Kampf gegen den unsichtbaren Feind denkt er nicht und Das Klima. 55 kann er fiiglich kaum denken. An guten oder wenigstens einmal eine sichere Diagnose, eine erschopfende Kenntnis gut gemeinten Ratschlagen dafiir hat es niemals gefehlt, des Ursprungs der Malaria die Wege bahnt und beleuchtet, aber ihre Durchfiihrung erheischt reichere Mittel und eine wird der Mensch doch vielleicht noch lange dieser Krank- kraftigere Regierung, als Korfu heute besitzt. heit gegeniiber in einer gedriickten Verteidigungsstellung Ansted erbliokt eine Hauptursache der Malaria der verharren und sich darauf beschranken miissen: ihr Mittelmeerkiisten in dem Mangel einer kraftigen Flut und Herrschaftsfeld und ihre Nahrungsquellen moglichst ein- Ebbe. Daraus entspringe die haufige Unterbindung des zuengen, ihren Angriffen geschiokt auszuweichen und die lebendigen Zusammenhangs abgescblossener Ufergewasser Widerstandskraft des eignen Organismus durch zweckmafsige mit der offnen See und die Entstebung stiller, fieberreicher Lebensweise umsichtig zu kraftigen. Yollig verschwinden LaguneD. GeliDge es, sie wieder in frisohere Wechselbezie- wird die Malaria nach menschlicher Yoraussicht aus dem hungen mit dem freien Meere zu bringen, so gestalte sich der Naturbilde Korfus nie. Gesundheitszustand der Kiisten schnell vorteilhafter. Dieser Sie wirft unleugbar einen Schatten auf das freundliche, Gedanke — dessen grundsatzlicbe Berechtigung hier nicht lockende Klitoa der Insel. Aber man darf diesen Schatten ή aber gepriift warden soli — konrite vielleicht mit vor- sich nicht dusterer vorstellen, als er wirklich ist, und iibergehendem Erfolge bei den Strandseen Antinioti und namentlich die Grenzen seiner Wirksamkeit nicht ubersehen. Korissia sich verwirklichen lassen; fur die stehenden Ge- Nur in hochst seltnen Fallen nimmt die Malaria einen epide- wasser am Eanal von Korfu im Weichbilde der Hauptstadt mischen Charakter an und beherrscht dann vorubergehend kann daraus kein Nutzen erwachsen. Bei der seicbten fast die ganze Insel. Unter gewohnlichen Yerhaltnissen Lagune von Kalichiopulo liegt der Plan ibrer volligen ist sie endemisch, beschrankt auf bestimmte, ihrer Ent­ Austrocknung, ihrer Verwandlung in eine bebaute Flache wickelung besonders gunstige Ortlichkeiten. Nur wer an zweifellos naher; aber die Durchfuhrung dieser wiinschens- dieBen recht wohl bekannten Krankheitsherden verweilt, werten Veranderung bangt nicht ausschlieislich von dem unterliegt der Gefahr, durch reichliche Aufnahme der guten Willen der Regierung ab; die Lagune ist Privat- Malariakeime die nur dadurch, nicht etwa durch Ansteckung eigentum. Wie in diesem Falle konnte auch anderwarts sich iibertragende Krankheit zu erwerben. Der Fremde, die Ausfiillung seichter Becken, die Herstellung eines welcher in dem gesundesten Yiertel der Hauptstadt wohnt, ununterbrochenen Gefalles der Gewasser einzelne Fieber- braucht die Malaria nicht zu fiirchten. Die meisten Be- herde beseitigen. Aber eine durcbgreifende Entsumpfung sucher von Korfu haben von der Existenz des libels auf der Insel, eine Aufhebung des auf weiten Flachen sich der Insel keine Ahnung; ihnen kommen hochstens auf vollziehenden Yorgangs periodiscber Uberschwemmung ist Ausfliigen nach Govino, Ipso, Benitze einzelne Leidende zu bei der ausgedebnten Entwickelung kesselformig geschlossener Gesichte. Bei der Frage nach der Befahigung Korfus, Thaler eine Unmoglichkeit. Es ist auch sehr fraglich, ob die Stelle eines klimatischen Kurortes einzunehmen, kommt die Bevolkerung selbst in Thalstrecken, welche einer voll- die Malaria der Umgebung, welche der Fremde nur fluchtig kommenen Entwaeserung fahig sind, mit ihrer Herstellung durchzieht, durchaus nicht so schwerwiegend in Betracht, einverstanden sein wiirde; denn bei der langen Dauer der wie man von feme glauben mochte. Wenn erst die Kor- trocknen Zeit beruht auf zeitweiliger Uberschwemmung fioten die Gesundheit der engen, innern Stadt mit hoherer die Anbaufahigkeit und Ertragskraft des Landes. Nur Sorgfalt hiiten, fiir die passende Aufnahme der Wintergaste eine tiefgreifende Umgestaltung der Landwirtschaft konnte in grofserm Umfang Sorge tragen und fiir die Yermehrung die Winterseen entbehrlich macken. Schliefslich aber darf der Annehmlichkeiten des Aufenthaltes ernstlicke Anstren- man nicht vergessen, dafs nicht die Siimpfe allein die gungen machen werden, wird Korfu — trotz der Malaria Malariakeime beherbergen und zur Entwickelung bringen. seiner Umgebung — leicht einen starkern Fremdenzuflufs Die trocknen Thonhiigel von Levkimo sind ebenso ungesund. als bisher auf sich ziehen konnen, wenn auch die weitere Dort zerrinnt uns die schmeichelnde Selbsttauschung, dafs Entfernung und die Unbequemlickkeit der kleinen Seereise wir gegen die Malaria in ernstlichem, ihre Wurzeln erfas- seinen Winterverkehr immer in viel besoheidenere Grenzen sendem Kampfe etwas Nennenswertes ausrichten konnten. verweisen wird, als das glanzende Treiben in den Kurorten Auch wenn der heute im Dammerlicht tastenden Therapie der Riviera. 56 Partsch, Korfu.

Anthropogeographie der Insel. I. Die Lage. Wer einmal Korfu besuchte und von einer Hohe der von Korkyra sein kleines Delta ins Meer vorschiebt, im Inselmitte die mit weifsen Dorfchen und Kirchlein ge- Herzen von Epirus, unweit der Reste des Heiligtums von kronten Hugelwellen ibres Olwaldes uberblickte, dem bleibt Dodona, aber der Flufs bahnt keinen bequemen Zugang es unvergefslich, wie zu beiden Seiten des tiefblauen Golfes zum Innern, und es bleibt fraglich, ob an ihm entlang die die Enden des Eilandes, als umhegten sie nieht eine Meeres- Pilgerstrafse fiihrte, auf welcher nicht nur Korkyraer, strafse, sondern einen Alpensee, perspektivisch zusammen- sondern auch Brundisiner und Tarentiner zu dem be- fliefsen mit den Bergen des Festlandes, und wie die wilden riibmten Orakel hinaufzogen*). Wahrscheinlicb bat schon Gebirge Albaniens bis in den Mai hinein mit schimmern- damals die Abgescblossenheit des epirotischen Binnenlandes den Sehneebauptern das milde Friihlingsbild beherrschend seinen Verkehr mit Korkyra stark eingescbrankt. und adelnd uberragen. Man erkennt, dafs aucb an ihrem Unter den Herren der Insel in spatern Zeiten baben Fufse zwiscben bergenden Hohen freundliche Buehten sicb namentlich die Venetianer mit voriibergehendem Erfolge offnen; aber dies Ufer ist wenig belebt, nur ganz ver- den Versucb gemacht, einzelne Punkte des epirotischen einzelt bebt von den kahlen Lebnen das Gemauer einer Ufers festzubalten. Sie legten Hand auf die Fischereien Ortscbaft undeutlicb sicb ab. Den Korfioten fragt man von Butrinto und die Salzgarten von Saiada und fanden vergebens nach den Golfen und Yorgebirgen, selbst nacb in einer Zeit, wo das Mittelmeer von Seeraubern wimmelte, den meisten Siedelungen seines Gegengestades; es ist ibm und die turkiscbe Macbt die kleinen selbstandigen Staaten fremder als weit entlegene Kiisten, zu denen nie sein Auge, der Halbinsel verschlang, die Sicberung der scbonen Fest- aber taglicb sein Denken und die Hoffnung seiner Arbeit landshafen gegeniiber von Korfu unerlafslich. Namentlich hiniiberreicbt. Butrinto erschien ihnen als der wertvollste Schutz und Diese Abkehr der Insel von dem einzigen, unmittel- „ das rechte Auge der Insel"2). Aber fast alle ihre bar in ibrem Gesicbtskreis liegenden Kustenstreifen ist Burgen Sopoto, Butrinto, Strovili, Bastia, erlagen all- offenbar eine Folge des gegenwartigen politiscben Gegen- mahlich, nachdem sie ihren schweren Beruf eine Zeitlang satzes. In frubern Zeiten hat sich immer bei ihren Be- notdiirftig erfullt hatten. Eine weitergreifende Bedeutung wohnern die Neigung gel tend gemacht, auf dem Festlande fiir die Erschliefsung des innern Epirus im Interesse des Fufs zu fassen. Wie viele altgriechische Inselstaaten, hatte korfiotischen Handels konnten sie nie erlangen3), da zu den auch Korkyra im Zeitalter seiner Bliite seine „Peraea“1 *); naturlichen Schwierigkeiten dieser Aufgabe noch uniiber- sehr ausgedehnt kann dieser Kontinentalbesitz indes nicht windliche politische Hindernisse hinzutraten. Unter ihrer gewesen sein, denn die der Insel gegeniiberwohnenden Einwirkung ist die Trennung der Schicksale und der In- Chaoner und Thesproter erscheinen als selbstandige Stamme teressen des Festlandes und der Insel immer vollstandiger unter Korkyras Gegnern. Vermutlicb hatte der Inselstaat sich darauf beschrankt, die wertvollsten Teile des nahen 1) fiber die BeziehuDgen zwiscben Korkyra und Dodona vgl. Strabo Festlandufers in seine Gewalt zu bringen, in erster Linie VII Exc. 4, p. 329 C. C. I. Gr. 1841. Karapanos, Dodone et ses mines. Paris 1878. p. 72. 73. — Auf einem der Bleitiifelchen von gewifs die fur die Ernahrung des dicbt bevolkerten Eilandes Dodona fragen Keisende, welchen Weg sie zur Kiiste einschlagen und fiir seinen Handel unschatzbar wicbtigen Fischereien sollen: η sis ’EU rav περιέλ&ωμερ i) sis 'Ανακτόρων. Da die 'E lir o i aus Stepk. Byz. als ein thesprotischer Stamm bekannt sind, ist dio in den Lagunen von Butbroton und die fetten Weidegriinde nordlichere der beiden bier erwahnten Strafsen vielleicht ein gegen- voll kraftiger Rinderherden. Ob dieser Kiistenstricb aucb iiber von Korkyra das Meer erreichender Weg. Vgl. Hermes XVIII, S. 469. Prok. b. Goth. IV, 22. die Grundlage lebhafter Handelsbeziehungen nach dem 2) Sathas, Docum. ined. V, 2 50, 30: »la tutela ed occbio dextro di Innern von Epirus bildete, ist scbwer zu sagen. Wohl questa isola“. Marino Sanuto, Diarii II, 234: «la cbiave di Corfu». 8) Allerdings miindete auch in dieser Zeit gogeniiber von Korfu liegen die Quellen des Tbyamis (jetzt Kalamas), der gegeniiber eine belebte Strafse. Auf ihr ritteu die venetianiseben Kuriere, welche die Verbindung zwiscben Venedig und seinem Gesandten an der Pforte l) Thnk. I ll, 85. vermittelten. Marino Sanuto, Diarii II, 169. 234. Die Lage. 57 geworden. Von den schwersten Priifungen der Insel blieb eines Hirschgeweihes in den einformigen Kiistenrand hinein. das Festland, von dessen hartesten Kampfen die Insel An der albanesischen Kiiste gegeniiber offnet sich aller- unberiihrt. Nur insofern sind die ungliicklichen Freiheits- dings hinter der Felsenzunge des Keraunischen Vorgebirges bestrebungen der epirotischen Kiistenbewohner auch fiir (Cavo Glossa, C. Linguetta) die geraumige Bucht von Korfu bedeutsam geworden, als diesem wiederholt bis in Avlona, eine unschatzbare Zuflucht der Schiffe, namentlich die jiingste Zeit eine Bevolkerungsvermebrung erwuchs bei siidlichen Stiirmen; aber die Berge, die sie umfassen, durch die Ubersiedelung grieobiscber und albanesischer unterbinden ihr zugleich den Verkehr mit dem Hinterlands Fliichtlinge, denen das osmanische Joch die Heimat ver- und machen sie zu einer Sackgasse, welche die Schiffahrt leidet batte. nur gezwungen aufsucht und nicht ohne Zeitverlust wieder So sind die Beziehungen der Insel zu dem Festland, verlafst. Nordlich von ihr dehnt sich schutzlos ein mit dem sie einst als Glied angehorte, lockerer, als die enge Untiefen gesaumtes, obendrein von Fiebern verodetes Nachbarschaft erwarten lafst. Sie beschranken sich beinahe Flachufer aus; siidlicher folgt eine fest geschlossene, auf die Erbscbaft, welche sie aus den Zeiten ihres Zu- unmittelbar zu 2000 m hohen Bergen aufstrebende Steil- sammenbanges mit dem Kontinent bewahrt hat. Aber kuste von abschreckender Wildheit, seit alter Zeit gefurchtet auch diese Erbschaft ist weder ungescbmalert, nocb frei wegen der jahen Windstofse, die aus ihren Schluchten von fremden, aus der Ferae hinzugetretenen Beigaben hervorbrechen, und.wegen der Gewitterstiirme, die an ihren geblieben. Die Flora hat durch den Willen des Menschen Hangen mit ungewohnlicher Gewalt sich entladen. Die eine starke Umgestaltung erfahren. Die Fauna ist, wie- verkehrsfeindliche Natur dieser Kiistenstrecke, an der nur wohl die Enge der Strafse zwischen Insel und Festland wenige, bei unwirschem Wetter nicht wohl erreichbare bis in historische Zeiten herab zufalligen Nachschub ge- Nischen als Bergeplatze dem Schififer winken, wiirde die stattete1), auffallend verarmt. Von wild lebenden Sauge- enge Nachbarschaft der beiden Halbinseln ziemlich vollstandig tieren besitzt die Insel nur noch den Hasen, den Igel, das entwerten, wenn nicht ein wenig sudlicher die Insel Korfu Wiesel und den Schakal. Namentlich aber ist der Kern 60 km lang dem Festland sich vorlegte und das schone der altesten Bevolkerung, welche naturgemafs von dem Kiistengewasser, das sie mit ihren gegen das Land vor- benachbarten Festlandsgebiete aus heriibergekommen sein springenden Enden umfangt, zu einem grofsartigen Becken mufs, friih untergegangen in der Mischung fremder, von voll sicherer Hafenbuchten umgestaltete. So ist Korfu andern Seiten her zustromender Elemente, in deren Auf- der natiirliche Stiitzpunkt des Seeverkehrs zwischen Italien treten sich durch Korfus ganze wechselvolle Geschichte und Griechenland. hindurch die bemerkenswerte Tbatsache bewahrte, dafs die Diese Stellung der Insel lockte hierher im achten Jahr- Insel ihrer Lage gemafs mit fernern Gestaden leiohter hundert v. Chr. die Korinther und vor ihnen schon die folgenreiche Beziehungen anzukniipfen vermag als mit dem Eretrier ills Kolonisten, und nach dem Aufbluhen Korkyras Lande, dem sie vorgelagert ist. zum Range einer selbstandigen Seemacht die Athener als Seit friiher Vorzeit bedeutsam und durch die Natur weitstrebende Bundesgenossen. Und so oft Italien und die der Umgebung gewissermafsen privilegiert ist die Verbindung griechische Halbinsel allein oder als Fronton der ostlichen Korfus mit Unteritalien. In einem Meere, dessen Natur und westlichen Mittelmeerlander in Gegensatz traten, in die Anwohner zur KUetenschiffahrt erzieht, gewinnt jede den Tagen des Pyrrhus, wie beim Anbruch der mace- engere Einschniirung der trennenden Wasserflache zwischen donischen Kriege, vor Pharsalus .wie vor Actium, in dem ‘benachbarten Landern eine ganz besondere Bedeutung. Ringen der Ostgoten mit Byzanz, wie in dessen Ver- Die beiden Mittelmeerhalbinseln, auf denen die Kultur des teidigungskampfen gegen die Ubergriffe der Normannen, Altertums ihre hochste Entwickelung erreichte, treten nur immer war Korfu das erste Ziel des Angreifers oder der an einem Punkte einander naher, dort, wo zwischen den wiohtigste Hort der Verteidigung. Minder haufig bdzeugt Becken des Adriatischen und des Ionischen Meeres die Terra und doch dauernder und fruchtbarer war der Wert der d’Otranto nicht mehr als 80 km von Albanien entfernt Insel fiir das friedliche Schiffahrtstreiben. Sie war lange bleibt. Der Wert dieser Annaherung wird indes durch die der erste der festen Aufhangepunkte, an denen die Kette Beschaffenheit der beiderseitigen Kiisten otwas verringert. des italienischen Orientverkehrs haftete. Erst die Neuzeit Die Siidostecke der Apulischen Halbinsel ist vollig hafenlos. mit ihrer schnellern Schiffahrt und ihren geradorn Kursen Erst 70 km nordlich von Otranto bohrt der schone Natur- hat diese Abhangigkeit gelost. Heute trifft in Korfu nur der hafen von Brindisi seine langen schmalen Aste wie Gabeln *) italienische Verkehr nach den griechischen Gewassern mit dem Schiffahrtszuge zusammen, welcher der Achse der Adria *) Aelian, Hist. anim. Y, 56. folgt und wohl seit alterer Zeit, als die Geschichte es Partsch, Korfu. 8 58 Partsch, .Korfu. nachweist , die wichtigste Lebensader der Handolsbliite vielleicht auch die Ackerbauer des ostlichen Italiens ver- Korfus gewesen ist. sorgte. Das entschiedene Vorwalten siidostlicher Winde und Die Erbschaft dieses Handels scheint nach dem Sinken die im Nordkanal bei Korfu besonders kraftig bemerkbare Korkyras eine Zeit lang Syrakus angetreten zu haben. Aber nordweetliche Stromung der Gewasser langs der ganzen Korkyra war seiner Lage nach aus diesen Beziehungen nie albanesischen Kiiste mufsten die griecbischen Kolonisteu volligzu verdrangen. Erst als selbstandige grofse Handelsplatze von Korkyra friih nordwarts in die Adria hineinfiihren. im Hintergrunde der Adria sich entwickelten, verlor es an diese Dem Zuge dieser natiirlichen Gewalten nachzugeben und unwiderruflich die Stellung einer selbstandigen Vermittlerin den liburnischen Seefahrern, mit denen man schon auf des Weltverkehrs fiir die adriatischen Ufer und ihre Hinter- Korfu zusammentraf, in ihre Heimat zu folgen, erscbien lander und sank herab zu einer Station des Handels, der um so unbedenklicher, da in der besten Schiffahrtszeit von Ravenna, Venedig, Triest seine Faden nach alien Teilen wabrend des Hochsommers eine sehr regelmafsig eintretende des Orients spann. Als Yenedig 1204 den Grund zu Periode anhaltender Nordwestwinde die Riickfahrt sicher- seiner Machtstellung im ostlichen Mittelmeerbecken legte, stellte. Dafs wirklich die Korkyraer mit besonderm Eifer flel sein Auge zunachst auf Korfu. Beim Aufschwung der fur ihre Handelsbestrebungen diese Richtung wahlten, wird angiovinischen Macht im Norden und Sudan der Adria schon durch die Thatsache erhartet,. dafs die einzigen durfte Korfu als Glied in der Kette ihrer Besitzungen iiberwiegend korkyraischen Kolonien, von denen uns un- nicht fehlen. Aber schon 1386 trat die Insel freiwillig zweideutige Kunde erhalten ist, Apollonia (Avlona) und in die Reihe der venetianischen Unterthanen und blieb von Epidamnos (Durazzo) auf diesem Handelswege lagen. Aber da an bis zur Auflosung des gealterten venetianischen deutlicher spricht vielleicht noch die in zeitgenossischen Staates erst das wichtigste Yerbindungsglied, dann der Berichten in giinstiger und abholder Beleuchtung gleich wertvollste Rest seines iiberseeischen Besitzes. In zahl- scharf betonte Isolierung der kommerziellen und politischen reichen Erlassen preist der venetianische Senat mit Interessen Korkyras gegeniiber den lebendigen Wechsel- ziirtlicher Gesprachigkeit die Bedeutung der Insel fiir beziehungen zwischen den iibrigen griechischen Seestaaten *), den Zusammenhalt der weit verstreuten und bestandig Das Fernbleiben des aufbliihenden Korkyra von dem Wett- gefahrdeten Posten im Ionischen und Agaischen Meere1), bewerb im Handelstreiben des Agaischen uud des Sieilischen und so oft Korfu ernstlich bedroht war, klapperte der Meeres und die Ausbeutung einer eignen, von den iibrigen mit geringen Mitteln arbeitende Mechanismus dieses merk- Griechen damals noch kaum beriihrten Handelsdomane kann wiirdigen Staatswesens in besonders angstlicher Geschaftig- trotz des Mangels ortlich bestimmter Angaben naturgemafs keit. Die venetianische Herrschaft hat in Korfus land- gar nichts andres bedeuten als die vorwiegende Pflege des schaftlicher Physiognomie, in der Anlage seiner Hauptstadt, adriatischen Handels durch das Inselvolk. Dafs der Name in Sprache und Denkart der Bewohner, in Handel und seiner Heimat in einer Kolonie der eng befreundeten Wandel unverwischbare Spuren zuriickgelassen. Wie viele Knidier, im Schwarzen Korkyra (jetzt Curzola) unter den wichtige Platze dieses Meeres, wird namentlich der „Schlussel dalmatinischen Inseln wiederkehrt, darf um so unbedenk- der Adria" auf lange hinaus das historische Geprage der licher als ein Anzeichen so weiter Ausdehnung der korky­ alten Herrin tragen. raischen Handelsbeziehungen aufgefafst werden, da ein Nach dem Fall Venedigs empfing die Bedeutung der bestimmtes Zeugnis vorliegt, dafs im Norden der Balkan- Lage von Korfu in dem Wettstreit fern wohnender Nationen halbinsel, anscheinend an der Save oder Donau die von um seinen Besitz eine dem Inselvolkchen selbst wenig’ Istrien emporgebrachten korkyraischen Waren mit den Aus- willkommene Huldigung. Die Entkraftung der Machte, fuhrartikeln der pontischen Griechen zusammentrafen * 2). Es die friiher um die Herrsohaft des ostlichen Mittelmeeres zu •ist ein Zufall, dafs gerade korkyraische Thongefafse hierbei ringen pflegten, gab Raum fiir das Ubergreifen von Staaten, hervorgehoben werden, denn die Gegenstande des Adria- deren Schwerpunkt vollstandig aufserhalb des Mittelmeer- Handels waren gewifs hochst mannigfach. Der Lage der gebietes lag. Franzosen, Russen, Briten stritten sich um Verhaltnisse nach wird man auch Metallwaren und Gewebe, die Ionischen Inseln. Es war — was die Inselgriechen Salz und Wein zu den wichtigsten Bedurfnissen rechnen auch sagen mogen — das beste Los, das ihnen unter den miissen, mit welchen damals der korkyraische Handel damaligen Yerhaltnissen zufallen konnte, wenn der Wiener die Jager und Viehziichter des dalmatinischen Ufers, Friede sie unter Englands Schutzherrsohaft stellte. Fiir England fiel bei der Besetzung von Korfu weniger. dessen χ) Thuk. I, 37. 2) (Aristoteles), de mirab. auscult, 111. !) Sathas, Docum. in6d. II, 265; III, 588; Y, 222. Die Kiisten. 59 bedeutsame Lage an der Pforte des Adriatischen Meeres welohe der Schutz fremder, hoher stehender Yolker, wenn ins Gewicht — denn yon dieser Seite her hatte England nicht entwickelt, so doch erhalten hat, wahrend das griechi- wenig zu hoffen und wenig zu fiirchten —, sondern viel- sohe Festland unter dem Barbarenjoche auf eine tiefere raehr die Moglichkeit, von hier aus die Yorgange auf der Kulturstufe herabsank. Auf die weitere Hebung der wirt­ Balkanhalbinsel und in der Levante zu beobachten und schaftlichen Leistungstahigkeit wird urn so entschiedener gegebenen Falls wirksamen Einflufs auf sie zu gewinnen. das Streben der korfiotischen Patrioten sich richten miissen, Der Voraussicht dauernder Verwickelungen im Umkreise des da gerade in dem heute noch nachwirkenden Einflufs auf ostlichen Mittelmeerbeckens gait der Aufwand fiir die Be- den Landbau, die Gewerbthatigkeit und den Handel die festigung der Insel, deren Hafen fiir die englische Flotte Schattenseite der langen Yerbindung mit Venedig liegt, die Yorziige voller Sicherheit, vielseitiger Bewegungsfreiheit das seine Herrschaft nicht sowohl zur naturgemafsen all- und vorgeschobener Lage gliicklich vereinte. In der Hand seitigen Entwickelung der okonomischen Krafte der Insel der grofsten Seemacht der Welt erweiterte sich die Wirk- ausniitzte, sondern seine eignen Interessen entscheidend samkeit Korfus fiir die Beherrschung der Seewege des werden liefs. fiir die Begrenzung und die Leitung der Arbeit Mittelmeers entschieden iiber die alten Grenzen hinaus. und des Wohlstandes seiner Untergebenen. Nun sind die Zusammen mit Malta vermochte es die Yerbindung des Korfioten des einzigen Nachteils, den die Lage ihrer Insel westlichen mit dem ostlichen Mittelmeerbecken der britischen ihnen eingetragen, der beschrankenden Abhangigkeit von .Flotte zu sichern, jeder feindlichen zu gefahrden. Aber fremden Einwirkungen ledig; sie haben jetzt zu zeigen, gerade in der Zeit in welcher die Vorbereitungen zur ob sie besser als die Fremden die natiirliohen Yorziige zu Durchstechung der Landenge von Suez dieser Lage an verwerten vermogen, welche ihrer Insel als Mitgift zu- den Kreuzwegen des Mittelmeeres wieder erhohte Bedeutung ‘gefallen sind. Beleuchtet von einer Sonne, die, wenig von fiir den Weltverkehr in Aussicht stellten, naherten die Wolken verhiillt, hier mit nahezu gleich wirksamer Kraft lange niedergehaltenen Bestrebungen zur Losung des Zu- wie in Morea und Sicilien Olive, Reben und selbst Orangen sammenhanges zwischen Grofsbritannien und den Ionischen zeitigt, umflossen von einer Luft, deren Feuchtigkeit das Inseln sich ihrem Ziele. Der Entschlufs, die iibrigen Inseln Eiland mit reichlichern Regenspenden netzt als irgend ein aufzugeben, wurde England nicht schwer, aber gem hatte Mittelmeerufer dieser Breite, umfangen von einem Meer, es dafiir Korfu als vollstandigen Besitz behalten. das wunderbar des Winters Harten mildert und den Mit den Triimmern der gesprengten englischen Werke grofsern Teil des Jahres iiber der Schiffahrt freundliche, flog auph ein gutes Stiick der Bedeutung Korfus fiir den sturmfreie Bahnen bietet, ist Korfu berufen in weiterer Gang der Weltbegebenheiten in die Luft. Fiir Griechen- Ausdehnung als heute ein herrliches Gartenland zu werden, land ist die Insel als fernstes, am weitesten von den Zielen das reichlich eine gliickliche Bewohnerschaft bei mafsiger seiner Zukunft abliegendes Glied minder durch ihre Lage Arbeit nakrt. wichtig, als durch die wirtschaftlichen und geistigen Krafte,

II. Die Kiisten. II. *) Welchem Teile der Insel die Vorziige der bedeutsamen Kiisten der offnen See, des „Wildmeers“ (άγριοπίλαγος ), Lage hauptsachlich zugute kommen mufsten, das konnte wie die Korfioten es nennen. Das lebhafte Schiffahrts- zu keiner Zeit zweifelhaft sein. Wohl wechseln am Nord- treiben der verkehrsreichen Insel vereinte sich zu alien und Westrand der Insel Flachufer mit steilen Kliffs, fest- Zeiten in dem Kanal zwischen ihr und dem Festland. geechlossene Bergwande mit Buchten von reich gegliedertem Diesem Gewasser, das wie ein Binnensee zwischen den Umrifs in iiberaus reizvoller Mannigfaltigkeit; aber iiberall, kahlen, grauen Bergen Albaniens und den reicher begriinten auch in den meisten felsumrahmten Golfen, tost bei See- Hohen von Korfu seinen blauen Spiegel ausspannt, kehrt wind die Brandung. Nur etliche Fischerboote und kleine auch der grofste Teil der Insel seine Abdachung, sein An- Kiistenfabrer beleben bei sicherm Wetter diese schutzlosen gesicht zu. Nach ihm richten die wasserreiohsten der wenigen Fliisse ihren Lauf, und im selben Sinne streben

*) Mediterranean Pilot III. London 1880. p. 264—278. Seekarton die Verkehrsstrafsen der ganzen Insel auf einen Vereinigungs- der englischen Admiralitat Nr. 206. 1460. punkt an diesem Ufer hin: nach dem bemerkenswerten 8 60 Partsch, Korfu. Kiistenvorsprung, der es in eine kleinere nordliche und eine ursprungliche Beschrankung des Namens auf die Citadelle*), doppelt so weite siidlichere Bucht teilt. und auch der erste, der den Namen zugleich in Anwendung Dieser Vorsprung war der unverkennbare Platz fiir die auf die Stadt und die ganze Insel gebraucht, Liudprand Hauptstadt der Insel. Der sanfte Eingriff der Bucht (968), nennt ihn in volltonender, die Deutung sichernder von Kastrades teilt ihn in zwei Halbinseln; die siidliche Form* 2). Erst spater nehmen die gekiirzten und um· wird durch die Lagune von Kalichiopulo so bestimmt von gestalteten Namen Korphos, Corphoy, Kurpho, Korfu dem Inselkorper abgetrennt, dafs nur ein flacher Isthmus uberhand. von 900mBreite den Zusammenhang erbalt; die nordliche Fiir die Entwickelung einer Stadt vor dem Thore des ist fester mit der Insel verwachsen in 1400 m Breite und byzantinischen Kastells lagen die natiirlichen Bedingungen verjiingt sich in nordostlicher Richtung nur langsam; sie nicht ungiinstig. Gegen die vorherrschenden Winde aus wiirde einen ziemlich plumpen Umrifs behalten, wenn nicht SE war der Golf von Kastrades allerdings nur ungenugend an ihre Ostseite eine schmale, 600 m weit ins Meer vor- geschiitzt, desto besser das nordlich von den Citadellen- springende Halbinsel sich schlosse, auf der zwei schroffe felsen, in ihrem WindschattenliegendeUfergewasser, welchem Kalkfelsen zu 65 und 51 m Hohe keck emporsteigen. Dies die breit vorgelagerte Felsinsel Yido3) eine ebenso wirk- stolze Zwillingspaar ist die schone Landmarke, das Wahr- same Deokung gegen nordliche Luftstromungen gewahrte. zeichen der Stadt Korfu. Mag man von Norden oder von Diese geraumige Rhode ist einer der besten Ankerplatze Siiden her in den Kanal einfahren, immer fesseln diese des Mittelmeeres. Die mafsigen Meerestiefen hart unter der beiden, vorlaut iiber die Kustenlinie der Insel hervortreten- Nordwand der Citadelle luden dort naturgemafs zur Anlage den Hohen das Auge. Sie sind, als die Stiirme der eines noch vollkommener geschiitzten kleinen Molen-Hafens Volkerwanderung sich gelegt hatten, der erste feste Hort ein. Yon dieser Gelegenheit zogen erst die Venetianer fiir die neue Begriindung staatlicher Ordnung und stadti- Nutzen, aber auch sie in so nachlafsiger, unvollkommener schen Lebens auf der verwiisteten Insel gewesen. Auf Ausfiihrung, dafs die Berichte iiber die fortwahrenden arm- ihnen erhob sich eine kleine byzantinische Festung, ein lichen Flickereien an diesem Molenbau sich durch Jahr- wichtiger Stiitzpunkt des ostromischen Reiches fiir die Ver- hunderte hindurchziehen. Der bestehende winzige Hafen bindung mit seineu italischen Besitzungen, spater ein heifs an diesem Platze kann nur ein paar kleine Kiistenfahrer umstrittenes Bollwerk gegen die iiber die Adria heriiber- bergen. Ein zeitgemafeer Molenbau, der auch grofsen dringende Macht der Normannen. In den Berichten iiber Schiffen ein unmittelbares Anlegen gestatten rnufste, ist die wechselvollen Kampfe um den Besitz dieser Burg noch heut’ eine unerfiillte Forderung der korfiotischen (1081 — 1154) sind iiberschwengliche Schilderungen ihrer Handelswelt. von Natur schon widerstandsfahigen, durch die Kunst noch Es war ein gliicklicher Zufall, dafs die Lage des ge- weiter verstarkten Lage erhalten *). Lehrreicher als ihre schiitzten Ankerplatzes die Entwickelung der Stadt entlang ins Ungemessene gehende Groteskmalerei ist ihr Schweigen dem Nordufer begiinstigte. So wuchs sie am schnellsten in einem wichtigen Punkte. Die Festung war damals in den Raum hinein, den sie erfiillen rnufste, um eine ver- offenbar noch keine Insel. Erst spater haben, vielleicht schon teidigungsfahige Lage zu gewinnen. Dazu gehorte in die Byzantiner, vielleicht erst die Venetianer den schmalen erster Linie die unmittelbare Anlehnung an die felsige Graben ausgehoben, der sie gegenwartig von der Stadt Hohe, welche 1000 m westlich von dem Felsenpaar der trennt, die unter dem Schutze ihrer Mauern sich entwickelt alten Citadelle (Fortezza Vecchia) iiber das Meeresufer sich hat und von ihr den Namen empfing. erhebt. Dort errichteten die Venetianer die Fortezza Nuova. Wenn auch fiir das griechische Wort κ ο ρ υ φ ή , der Gipfel, Sie bildet zusammen mit der Citadelle in dem vollendetern keine byzantinische Nebenform κ ο ρ ν φ ό ς nachweisbar ist, Ausbau, den beide durch die Englander erfuhren, den aus der man in oft beobaohteter Weise als Accusativ der einzigen noch bestehenden Rest der beriihmten Befestigungen Mehrzahl κ ο ρ υ φ ο ν ς , die Grundform des heutigen Korfu, her- der Stadt, welche seit dem Nahen der Tiirkengefahr be- leiten konnte, ist doch kaum ein Zweifel moglich, dafs die standig verbessert wurden und in den Jahren 1537 und beiden Gipfel der byzantinischen Feste die Taufpaten der 1) a. a. 0. p. 95 : την Κερκυραίων ακραν, η νυν όπικέκίηται Stadt gewesen sind. Niketas Choniata bezeugt ausdriicklich die Κ ο ρ ν φ ώ . 2) Legatio Constautinopolitana. Mon. Germ. Script. Ill, p. 362: J) Nicetas Choniata (C. Scr. Hist. Byz. XXIII) p. 104. ε ο τ ι δ ε »ad Coriphus pervenimus. — tota Coriphus, magna scilicet insula, / Κβρκχιραίων ακρα alytlap πασα καί άγχινεφής, είικοειδηί την trem uit.“ ϊέαιν και νψικόρνμβοΐ , προξνενενκνΐα 0s το βά&ιοτον τής ϋ’αλάααης' 3) Sie hiefs ira Altertum Ptychia, im Mittelalter nach einer Kircho, rίτραι δε περιερρώγεοαν αύτήν άμφικρημνοι καί απότομοι, το ΰ die fiir die alteste Kor'fus gait, S. Stephano; die in derNeuzeit tiblichen 'ipos νπερ την άδομένην αορνον. Joannes Cinnamus (C. Ser, Hist, Namen Insula Maripetri oder Malipieri und Vido gehen beide auf einen iyz. XXVI) p. 99, ehemaligen Besitzer Guido Malipieri zuriick. Die Kiisten. 61 1716 die ernstesten Proben glucklich bestanden*). Die Wenn also Korfu die Mauerkronen seiner Festungshugel alte Stadtmauer legten die Englander schon in den ersten nur noch tragt wie ein ausgedienter Krieger den alten, Jahren ihrer Schutzherrschaft nieder; eines der wenigen einst im Pulverdampf bewahrten Waifenrock, so wird docb Uberbleibsel davon ist die Porta Reale, ein dem Yerkehr fiir die Anlage und die Bauart der Stadt ihre militarische zweifellos hinderlicher, aber von der Bevolkerung mit Zart- Vergangenheit von unverwischbarer Bedeutung bleiben. lichkeit erhaltener Thorbogen an der Westseite der Stadt. Die Sicherheit der Citadelle forderte nicht nur ihre Ab- Er bat den ganzen Giirtel von Aufsenwerken iiberdauert* trennung von dem Stadtgrund durcb einen 15 m tiefen, an deren Ausbau die Englander so viel Miihe und Mittel 25—40 m breiten Graben, der die alte Festung zur Insel verschwendeten: die Forts Abraham und Salvatore der macht und heute als Hafen fiir kleine Barken dient, sondern Landseite, wie die grofsartigen Befestigungen der Insel auch jenseit dieses Grabens die Erhaltung eines freien, Yido. Sie war bis zum Anfang unsres Jahrbunderts ein von ihr unbeschrankt beherrscliten Platzes. Das ist die lieblicher Olberg, erwies sicb aber 1799 als ein so gefahr- schon im 16. Jahrbundert auf den alten Karten erschei- licher Stiitzpilnkt des Angriffs auf die Stadt, dafs die nende Esplanade (Spianata), welche die Englander zu einem Franzosen sich entschlossen, sie mit in den Befestigungs- stattlichen, von Baumgangen umzogenen Exerzier- und ring bineinzuziehen. Den Englandern erschien sie dann Promenadenplatz von 450 m Lange und 150 m Breite als der Sehliissel der ganzen Festnng. Sie legten auf ihr umgestaltet haben. Ihre Ostseite bietet am Nord- und drei starke Ports an, nicht aus Steinen, sondern aus Thalern Siidende vom hohen lifer freie Ausblicke auf das Meer und erbaut, wie der Herzog von Wellington einmal bemerkte. auf die felsigen Flanken der mitten vor ihr lagernden Mit Staunen sieht man heute das grofse Triimmerfeld, das steilen Citadellenhiigel; am Zugang zur Burgbriicke steht ihre Sprengung hinterlassen hat. Es ist eine Statte hoffnungs- das komisch genug dreinschauende und doch eine ehrwiirdige loser Verwiistung. Erinnerung weckende Rokoko-Standbild des wackern Branden- Was heute noch von den Pestungswerken iibrig ist, burger Grafen Joh. Matthias von Schulenburg, an dessen die Mauerkronung der kiinstlich abgeplatteten und von heldenmiitigem, zahen Widerstande 1716 der Angriff der Menschenhand auch zu hoherer Schroffheit abgearbeiteten * 2) Tiirken zerschellte. Die schmale Nordseite nimmt die Pelsenhiigel, die ausgedehnten Kasematten, ihre zum Teil wiirdige Front des Schlosses ein, das fiir die Lord-Ober- in den Felsen gehauenen Batterien, die heute nur schwach Kommissare der Ionischen Inseln errichtet ward. Am besetzten Kasernenbauten und Offiziershauser, — das alles hoherliegenden Siidende des Platzes, wo die luftige Strada bewahrt wohl ausreichend die historische Physiognomie, Marina beginnt, verewigt ein rundes Saulentempelchen das das Landschaftsbild einer ungewohnlich malerischen See- wenig ruhmliche Andenken des ersten dieser englischen festung, kann aber fiir den Fall kiinftiger kriegerischer Gouverneure, Lord Maitland. Die langste westliche Seite Verwickelungen nicht mehr ernstlich in Betracht kommen. des Platzes aber nimmt die stattlichste Hauserfront der Die so drohend niederschauenden Felsen sind von der Stadt ein. Ihr gehoren die vornehmsten Hotels und Kaffee- Yerwitterung so arg angefressen, dafs schon der Donner hauser, auch das Kasino der gebildeten Kreise mit wohl- der eignen Kanonen von den Wanden der Fortezza ausgestatteten Leseraumen an, und am aufsersten Fliigel, machtige Stiicke der aufsern Schale losen wiirde. Auf in der hochstgelegenen Siidwestecke der schone Palast des eine Beschiefsung mit den machtigen Projektilen der heutigen Lyceums mit herrlichem Blick auf die Citadelle, das Meer und Marinegeschutze sind „der Phaaken luftige Burgbohen“ die dammerig blau heriiberschauenden Kiistenberge von Epirus. sicherlich nicht eingerichtet. In der freien Atmosphare dieses sonnenhellen, von schattigen Gangen umfangenen und halbierten Platzes fiihlt der Fremde sich am wohlsten. Hier vereint sich, um

D Einen genauon Plan der Festung dee vorigen Jahrhunderts ent- frische Luft zu schopfen und das Wohl Europas zu be- halt die Kartc von Korfu im Homannecben Atlas. Die Geschichto der raten, des Abends die gesprachige Gesellschaft der Stadter Befestigungen von Korfu ist noch zu schrciben. Arcbivalisohe und Lokal-Forscbungen miisscn sich daboi die Hand reichen. Das gcdruckt in den Arkaden der Hauserreihe um kleine Kaifee-Tischchen vorliegende Material ist unzuliinglich. verteilt oder im Freien auf und nieder schlendernd; 2) Marino Sanuto, Diarii III, 1398: »al monte di San Sydro era una eniinenza di saio vivo, cbe feva quasi uno bastion a lo inimicho, hier auch sammelt sich an hohen Festen das geschmuckte e si poteva per mar inontar sul monte; l’banno fatto dirupar fino a Landvolk, um einer feierlichen Prozession sich anzuschliefsen raso aqua; et etiam dentro la citadella non si resta dirupar el saxo vivo.“ Dafs namentlicb die Nordostecke der Fortezza Vecchia bei oder harmlos scherzend und lagernd an den Klangen der C. S. Sidero durcb diese Arbeiton stark umgestaltot und betrachtliche Militarmusik sich zu erfreuen. frfiber in sanfter Abdacbung gegen das Meer sicb neigende Felsenmasson beeeitigt wurden, scbeinen die altesten Abbildungen dee Kaatelle zu Zu der Geraumigkeit und dem modernen behaglichen bestiitigen. Charakter der Esplanade und der nachsten geradegerichteten, 62 Partsch, Korfu. siohtlich fur den Wagenverkehr berechneten Parallelstrafse Beseitigung des alten Stadtwalles eroffnete die Strafsen steht nun in auffallendem Gegensatz die Physiognomie der einem weit ausgiebigern Luftwechsel. Die energische Hand- alten Yenetianer-Stadt, die von der Esplanade nordwestlich habung der Strafsen- und Baupolizei befreite die ohnehin hinabreiclit an den Rand des Hafens. Sie besteht aus engen Wege von vielen Treppenvorspriingen, Buden und einem schwer zu entwirrenden Netze enger, vielfacb ge- sonstigen Verkehrshindernissen und gewohnte die Bevolke- wnndener Gassen, deren hohen, hart zusammengedrangten rung ganz im Gegensatz zu dem friihern venetianischen Hausern man sofort die ebemalige Einschniirung in einen Regiment an ein Mafs von Ordnung und Sauberkeit, das engen Mauergurtel ansieht; so unnatiirlich ist das Yer- erheblich iiber dem Durchschnittsniveau italienischer Ge- haltnis ihres beangstigenden Hobenwachstums zu der sittung steht. Namentlich aber hat die englische Ver- winzigen Grundflache. Eine krumme, merklich absteigende waltung der Stadt das Notigste beschert, was ihr fehlte: Hauptstrafse von der Esplanade hinab zum Hafen, eine gutes Trinkwasser. andre westwarts binaus zur Porto Reale vereinen in ihren In diesem Mangel lag der ernsteste Nachteil der Natur- schmalen Betten das regste Treiben. Von friib bis spat ausstattung der Ortslage. Die wenigen Brunnen, von denen drangt sich hier ein Gewimmel gerauschvoll thatiger oder einer in der Citadelle liegt, sind vollig unzureichend und mufsig lungernder Manner. Die Frauenwelt bleibt schon liefern zum Teil brackisches Wasser. Die nachsten leben- hier, an der Scbwelle des Orients, dem Strafsenleben auf- digen Quellen liegen weit aufserhalb der Stadt auf der fallend fern. Desto mehr riickt nicbt nur der Handel, Halbinsel von A. Analipsis und auf den Hugeln von Alipu. sondern auch das Handwerk der Manner in die Offentlich- Nur aus der Bastion A. Athanasios rinnt gewohnlich ein keit heraus. Nahe am Hafenthor haben die Geldwechsler schwacher Wasserfaden. In friedlichen Zeiten konnte man ihre Tiscbe, unweit liegen die Buden der Garkoche, die in das Wasser aus halbstiindiger Entfernung vor den Thoren stinkendem Olbad Fische, Sepien und sonstiges Ungetier wohl herbeisebaffen, namentlich zu Kahn aus dem kraftigen scbmoren, dazwischen prangen die dicht gereibten Korbe Quell Kardaki (ital. Cardacchio), auf welchen die vor der Obsthandler. In Buden, die iiber die Gassenfront vor- Korfu ankernden Schiffe vollstandig angewiesen waren. springen oder auch in den Arkaden des Erdgeschosses und Aber sowie die Gefahr einer Belagerung drohte, sah man den in ibnen sich offnenden dunklen Laden ist allerhand sich mit Bangigkeit ganz iiberwiegend auf Zisternen be- Kram, meist in wunderlicher Mannigfaltigkeit aufgestapelt, schrankt. Auf deren Anlage nahmen die Yenetianer schon so dafs es dem an strenge Sonderung der Waren gewohnten bald nach der Besitzergreifung von Korfu eifrig Bedacht *), Europaer schwer wird, zu erraten, wohin er fur die Be- Aber das Wachstum der Stadt machte immer neue Behalter friedigung irgend welchen Wunsches sich zu wenden hat. notwendig* 2). Am Ends der venetianischen Herrschaft be- Das Volk, welches die Strafsen feilschend, larmend, plau- safs — abgesehen von zahlreichen Zisternen in Privat- dernd, gaffend fiillt, ist recht bunt zusammengewurfelt. hausern — die Stadt 13 grofse staatliche Wasserreservoirs, tTber die europaische Tracht der Stadter waltet die noch welche zusammen 160500 Kubikfufs zu fassen vermochten; halb am Alten hangende der Landleute vor, welche wohl vier davon lagen in der Citadelle und sicherten ihrer Be- den groben, breiten Strohhut und eine kurze Jacke an- satzung einen Vorrat von 50000 Kubikfufs. Diese Vor- genommen haben, aber den Pluderhosen, den langen kehrungen wurden zunachst durch grofse englische Zisternen- Strumpfen und den breiten, kurz geschnabelten Schuhen bauten von musterhafter Einrichtung iibertroffen, dann treu geblieben sind. Sparlicher schreiten Albanesen in aber in ihrem Werte stark herabgesetzt durch eine grofs- weifser steifleinener Fustanella oder im zottigen Schafpelz artige Quellenleitung, welche — mit Umgehung des Sees durch die Menge. Fremde Matrosen, die paarweise breit- von Kalichiopulo — der Stadt aus 11 km Entfernung das spurig sich Bahn brechen, langrockige Juden, nacktbeinige herrliche Quellwasser vom Kirchlein A. Nikolaos im Hinter- Fischer, ausrufende Wassertrager vollenden das wechsel- grunde des Thales von Benitze zufuhrt. Mit einem Kosten- volle Bild. Keine polizeiliche Fursorge, sondern rein der aufwand von 30000 L St. ward dieses gewaltige Werk Ordnungssinn der jeglichen Ausschreitungen abholden Be- 1831 unter dem Gouverneur Sir Fred. Adam vollendet, volkerung halt das Getriebe dieses Verkehrs in ungestortem und als Kalksinterabsatze die Rohren verstopften, die eiserne Gange. Rohrenleitung unter dem Nachfolger Sir Howard Douglas "Wenn auch die wesentlichsten, bezeichnenden Elemente J) Sathas, Doc. inedits III, 589. Verfiigung eines Zisternenbaus dieser Ansieht der Altstadt Erbstiicke aus alter Zeit sind, (1414), cum in terra nostra et burgo Corpboy tempore estatie non sit bleibt es doch unverkennbar, wie bedeutend das alte Korfu aqua potabilie, sed est opus ire extra per πήΙΗατθ unum vel circa. 2) Marino Sanuto, Diarii II, 233: la terra (d. h. die Festung) durch die fiinf Jahrzehnte englischer Herrsohaft an Schon- venendo le zente dentro non hari aqua per uno meso (a. 1488). II, 382. heit, Wohnlichkeit und Gesundheit gewonnen hat. Die 543. 595. 872. ΠΙ, 756. 961. 980. 988. 1195. Die Kxisten. 63 5 km weit durch einen gemauerten Aquadukt ersetzt, der Grundstocks der Bevolkerung nicht mehr klar zu analy- taglich iiber 600 000 Gallonen liefert. Gegenwartig ist dies sieren. Nur die Juden und die Fremden vermag man ge- vortreffliche Wasser den Korfioten schon zu einem so selbst- sondert zu iibersehen. In Korfu wohnen 3000 Fremde verstandlichen, unentbebrlicben Lebensbediirfnis geworden, (1329 Englander, 854 Italiener, 695 tiirkische Untertbanen). dais sie kaum sich vorstellen konnen, wie man friiher obne DieZablder Juden wird gewohnlich auf 5-bis 6000 angegeben, diese Wohlthat bestehen konnte. Gewifs steht der Wasser- iibersteigt aber thatsachlich nicht 2700. Der Ursprung leitung von Korfu kein so schimpflicher Verfall in Aussicht, dieser jiidischen Kolonie ist dunkel. Nacb der in ihr selbst wie der, welcher die herrliche englische Hochquellenleitung lebenden Tradition ware sie so alt wie unsre Zeitrechuung. auf Ithaka aufser Wirksamkeit gesetzt bat. Aber Benjamin von Tudela versicbert im 12. Jahrhundert, es Ohne Zweifel hat die verstandige Fiirsorge der eng- gebe in Korfu nur einen Juden. Gregorovius vermutet, lisohen Regierung fiir die Hauptstadt der Ionischen Inseln der Sturz des alten Byzantinerreichs am Anfange des die Anziehungskraft Korfus erbeblich gesteigert und viel 13. Jahrhunderts und die aus ihm sich ergebenden leb- beigetragen zu der seit Anfang unsres Jabrhunderts sicht- haftern Beziehungen des Abendlandes zum europaischen lich steigenden Entwickelung der Stadt. Sie ist friih iiber Orient hatten eine Einwanderung der Juden von Konstan- die Schranke ihrer Befestigungen hinausgewachsen. Viel- tinopel her angeregt. Jedenfalls waren sie unter den leicht alter als die Stadt selbst ist ihr siidlicher Vorort Anjous schon zahlreich. Mit dem Jahre 1323 beginnen Kastrades, der am Meeresufer entlang zieht bis zur Wurzel die Urkunden iiber ihre Privilegien, die ihnen auf Korfu der Analipsis-Halbinsel. Die alteste urkundliche Erwahnung eine wesentlich giinstigere Stellung als anderwarts sicherten. stammt alierdings erst aus dem Jabre 1370. Wahrend Im Jahre 1492 erhielten sie eine namhafte Verstarkung bier und in den weiter von der Stadt entfernten Hauser- durch Fliichtlinge aus Spanien und Portugal, 1540 durch eine gruppen der Analipsis-Halbinsel selbst (Anemomylos, Stratia, Zuwanderung aus Neapel und Calabrien, die auf den Dialekt Phygareton) Gartenbau, namentlicb Gemiisezucht auf frucht- der korfiotischen Juden nicht ohne nachhaltigen Einflufs barem, thonigen Boden, der aus zablreichen Brunnen und geblieben sein soil. Von der Yertreibung der Juden aus Zisternen ausreichend bewassert werden kann, eine betrieb- dem venetianischen Gebiet im Jahre 1571 blieben die der same Bevolkerung nahrt, fiillt Fischerleben und gewerbliche Insel ausgenommen. Trotz mancher voriibergehenden Be- Arbeit die nordwestlicbe Ufervorstadt Mandukio. Auf der driickung haben sie hier sich ohne ernste Schwierigkeit Landseite vor der Porta Reale wachst die jiingste Yorstadt behauptet und sind in rascher Yermehrung begriffen. 1766 S. Rocco den in ihr sicb verzweigenden Landstrafsen ent­ zahlte man 1171·, 1820 iiber 1500, 1879: 2652. Sie lang. Die Vororte zahlen beinabe 9000 Einwohner, bleiben indes mit ihrem standigen Wohnsitz auf die Stadt wahrend 16 500 in den engen Gassen der innern Stadt bescbrankt. Nur umberziehend trifft man sie auf dem sicb zusammendrangen. So umschliefst die genannte Stadt freien Lands, zumal wenn die Olernte naht. Ein schwacber, naliezu den dritten Teil der Bewobnersobaft der ganzen aber immer noch nicht in der Mischung vollig aufgegangener Insel. Wie ungleich die verschiedenen Epochen ihrer Tropfen unter den hier zusammengeflossenen Bevolkerungs- politiscben Gescbichte auf den Gang ihrer Bevolkerungs- elementen sind die auf dem Lande zerstreut als Schmiede vermebrung eingewirkt haben, zeigen folgende Ziffern. und Kesselflicker lebenden Zigeuner. Ihre Zahl hat 100 1499: 15735. 1534:14246. 1576: 7550. 1766: 12344. nie weit iiberstiegen. Die alteste Erwahnung fallt ins 1803:12028. 1864:25581. 1879:251391). Jahr 1464. In der ZuBammensetzung dieser Bevolkerung spiegeln Die trotz des Fallens der gesetzlichen Yerpflichtung sich die lebhaften BeziehuDgen Korfus mit der Aufsenwelt. (1622) noch heute fortdauernde Yereinigung der jiidischen Die griecbische Bevolkerung ist bier stark gemischt mit Bevolkerung in der Hauptstadt ist eines der Zeichen der neapolitanischem, venezianiscbem, albanesischem Blut. Da vollstandigeu Zentralisierung des Handels der Insel. Sie aber die Italiener grofsenteils schon der griechiscben Kircbe besitzt nur diesen einen Brennpunkt ihrer Beziehungen sich angescblossen haben und die romisch-katholiscbe Ge- mit der Aufsenwelt. Yon der seefahrenden Bevolkerung meinde trotz der starken Zuwanderung in unserm Jahrhundert der ganzen Insel (674 ν α υ τ ικ ο ί) wohnen 88 Prozent (590) nur eine geringe Zunahme aufweist (1766: 1257, 1820: in der Stadt. Ihre eigne Rhederei ist nicht bedeutend. iiber 2000, 1879: 2334), ist dieee alte Mischung dee Sie besafs 1879 193 Fischerkahne und kleine Kiistenfahrer und 127 Fahrzeuge fiir den auswartigen Verkehr. Gerade :) Quellen: Marino Sanuto, Diarii II, 595. Sathae, Doc. inddits VI, an einem Hauptverkelirsplatze des grofsen Seeverkehrs p. 296. Anagrafi di tutto )o Stato della rep. di Venezia 1768 I, 132. wird die einst regere Schiffahrtsthiitigkeit des Kiistenvolkes Vlaeaopulo, Saggio etatietico, f. 19. Donato de Mordo, Σταηοτιν,η itje 'Ellaioi. ΓΐΧη&υομόε 1879. ί ν Ά & ή ν α ι ε 1881. lahmgelegt durch die iibermachtige Leistungsfahigkeit der 64 Partsch, Korfu. grofsen Kauffahrer, namentlich der Dampfer. 1885 1) be- Zwischen Govino und Korfu liegt die Mundung des riihrten Korfu: Potamo, auf ihrem linken Ufer die Salzgarten, deren Segolschiffe fiber 30 tons, beladen 195 mit 19997 tons, ira Ballast Ertrag ehemals unter den Erzeugnissen der Insel eine sehr 14 mit 1011 tons. wichtige Stelle einnahm. Wie alt sie sind, lafst sich nicht Segelscliiffe unter 30 tons, beladon 369 mit 5889 tons, im Ballast 15 mit 264 tons. bestimmen. Vielleicht stainmen sie schon aus dem Alter* Dampfer, 977 mit 816887 tons (1884: 830 mit 680304 tons). turn. Der Versuch einer vollstandigen Zusammenstellung Unter den Dampfern waren 529 mit 499188 tons 6sterreich* der antiken Nachrichten fiber Salzgewinnung und Salzhandel ungarische, 290 mit 185827 griechische, 97 mit 74673 tons Italiener, 53 mit-53202 tons Briten. ffihrt leicht zu dem Ergebnis, dafs beide in hoberm Grade Audi die Kriegsscbiffe, besonders haufig Teile des eng- als heute von klimatischen Yerhaltnissen abhangig waren. lisohen Mittelmeergeschwaders, ankern, wenn sie die Insel Bei der beschrankten Bekanntschaft jener Zeiten mit den beruhren, immer auf der Rhede der Hauptstadt im. Scbutze Salzlagern des Erdenschofses war die Salzgewinnung mehr der Insel Vido. Als Korfu der Hauptstiitzpunkt der vene- als jetzt ein Yorrecht der Zone regenarmer Sommer. Wahr- tianischen Seemadit war, empfand man das Bediirfnis nach scheinlich hat auch das alte Korkyra diesen Vorzug fiir einem besondern geschlossenen Kriegshafen mit ausge- die Entwickelung seines Handels auf der Adria ausgenutzt. dehnten Docks und Arsenalen. Da ein soleher vor Korfu Die historischen Zeugnisse fur den Salzhandel von Korfu selbst nur mit grofsen Arbeiten und nicht ohne Schadigung gehen allerdings nur bis in das Mittelalter zuriick, sicher des Verkehrs der Handelsschiffe herstellbar war, entschied bis unter die Herrschaft der Anjous; zahlreicher werden man sich fur die 7 km weiter nordwestlioh sich offnende sie erst in der venetianischen Zeit, in welcher die Salzwerke Bucht von Go vino. Sie bot einen engen, leicht zu ver- eine Hauptquelle fiir die Bestreitung der Bedfirfnisse der teidigenden Eingang und jenseit desselben ein geraumiges, Yerwaltung der Insel waren. Korfu versorgte namentlich 4—5 Faden tiefes Becken mit flach einschiefsenden Ufern. die albanesischen und dalmatinischen Kolonien Venedigs Auch von der Landseite konnte man sie durch wenige Be- (Durazzo, Scutari, Dulcigno, Cattaro, Ragusa, Spalato) mit festigungen um so leichter unnahbar machen, weil sie teil- Salz, das von ihnen aus ins Innere der Balkanhalbinsel weise von ungangbarem Sumpfland umfangen wird. Nach verfrachtet wurde *). Yon dem Betriebe der Salinen an dem letzten turkischen Angriff auf Korfu begannen die der Mundung des Potamo, in der Lagune von Kalichiopulo Yenetianer an diesem Naturhafen grofse Anlagen fur (Nekrothalassa) und an der Aachen Landspitze von Levkimo Magazine, Arsenale und Werften2). Der Capitano' delle haben Cotovicus und Vlassopulo sorgfaltige Schilderungen navi sollte hier seinen Sitz nehmen. Aber das an diesem entworfen. Die Salzgarten der Lagune wurden wegen Ufer geweckte Leben wich bald wieder der fruhern Stille. deren fortschreitender Yerschlammung scbon 1805 auf- Die Malaria verodete rasch die kaum geschaffenen An- gegeben; die an den beiden andern Punkten sind noch siedelungen. Der Wind streicht durch die Thur- und erhalten, scheinen aber geringe Pflege zu geniefsen. Fensterhoblen der noch in ungebrochner Festigkeit da- So hat das mittelalterliche und moderne Korfu in seiner stehenden Mauern der ausgedebnten verlassenen Gebaude. gesunden, sichern Lage an einem vortrefflicben Ankerplatz Wohl hat noch 1799 hier eine russisch-tiirkische Flotte sich recht gut eingerichtet und manches, was ihm sein geankert, und die Franzosen bauten zu Seiten der Einfahrt Felsenufer nicht bot, in seinem Weichbild zu erobern ver- 1807 wieder Batterien; noch 1814 lief eine englische sucht. Dieses nicht in jedem Falle von Erfolg gekronte Fregatte ein. Aber seither ist der schon friiher schwer Hinausgreifen fiber den eignen Mauerring nach den Yor- zu durchfahrende Eingang in der Verwahrlosung schnell zfigen der nacbsten Umgebung bezeichnet deutlich die der Yersandung anheimgefallen. Ein korfiotischer Deputierter Schwachen der Ortslage von Korfu und macht es verstand- vertrat einmal den Gedanken, Govino zu einem Haupt- lich, dafs die ersten Fremdlinge, die von der Insel dauernd Kriegshafen des neuen Griechenlands zu machen. Aber zu Besitz ergriffen, nicht dem lockenden Anblick der ins Meer Brnsthafter Erwagung wird dieses Projekt nicht leicht kommen. vorspringenden Zwillingsfelsen nachgaben, nicht sie zur Akro- Dagegen spricht doch noch sehr vieles andre als das teure pole der neu zu grundenden Stadt erkoren, sondern die in Lehrgeld, das die Yenetianer hier zu zahlen hatten. minder auffallende Formen sich kleidenden Hfigel der siid- lichern Halbinsel, deren Olwald heute die Ruine des Himmel-

B Dio etwas hohern Ziffern der Statistik dee Jahres 1886 be- .eichnen kerne Verkehrssteigerung, sondern entsprangen lediglich aus B Von den vielen Urkunden sei als Beispiel eine (1423) heraus- ler Bezeichnung Korfus zur Quarantanestation fiir die nach dem griechi- gfihoben: Sathas, Doc. inidits III, 947. Der «Comes Catari“ bittet, chen Gewaeser gebenden Schiffe der Adria. mit korfiotisohem Salz yersehen zu werden, quoniam propter intemperiem 2) Einige Gebaude tragen die Jahreszahl ihrer Erbauung; wenn ich aeris non habet salem ad praesens ad sufficientiam pro caravanis, quae aich recht erinnere: 1758, quotidie illue yadunt et iturae sunt pro sale. Die Kiisten. 65 fahrts-Kirchlein (A. Analipsis, 70 m) birgt. Dort griindeten hochsten Hiigelwolbung ergofs einen armstarken Wasserstrahl, die Korinther am Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. an dem nocb lange, nachdem die alte Stadt schon wieder K orkyra1). in Triimmer gesunken war, die in die Feme ziebenden Hier offnote sich ihren kleinen Schiffen ein von schiitzen* Schitfer ibre Wassertonnen fiillten.Aber auch auf dem den Hohen umfangenes Hafenbecken, das jenseit der engen andern Hang hinab gegen den Hafen rieselten einige Einfabrt (400 m) zu iiberraschender Weite (2500 m lang, Wasserchen, freilich keins auch nur annahernd vergleichbar 1800 m breit) sicb auftbat: die beutige Lagune von mit dem gegeniiber ins SW-Ufer des Hafens einmiindenden Kalichiopulo* 2). Die jetzt kaum fur flacbe Kabne binlang- starken Bach (Kressida). Das erste Erfordernis jeder dauern- liche Wassertiefe wird auch damals nicht bedeutend ge- den Ansiedelung an dem sonnigen Uferrand des Mittel- wesen sein, aber gewifs vollkommen ausreichend fiir die meeres, lebendiges Wasser, war hier reichlich geboten, und Schiffsgefafse jener Zeit. Die flach einschiefsenden Ufer die Stadt mufste schon zu betrachtlicher Grofse anwachsen, waren Seeleuten willkommen, die noch an der Gewohnheit ebe es notwendig wurde, durcb einen Aquadukt ibr auch hingen, ihre leichten Fahrzeuge auf das trockne Ufer zu die Quellen. zuzufiihren, welche 3 km weiter nordwestlich ziehen. Der Hafeneingang liefs sicb leicbt durcb Damm- jenseit des Helena - Hiigels heute die Weiler Alipu und bauten so weit verschmalern, dafs eine Kette ibn zu Canal Albanese tranken.2) scbliefsen vermochte. Der tief ins Laud eingreifende Hinter- Fiir die weitere Entwickelung ihres Schiffsverkehrs blieb grund naherte sich dem ebenfalls einbuchtenden Ufer des die Stadt nicht auf den versebliefsbaren Hafen ibrer West* freien Meeres bis auf 5- oder 600 m (heute 900 m).3 *9) Nur seite beschrankt, der nacb der Phyle der Hylleis (Ύ λ λ α ϊκ ό ς eine scbmale, leicht zu verteidigende Landenge also kniipfte λ ι μ ή ν ) benannt ward, sondern auch an ihrem geraumigern die 2 km laDge Hiigelzunge, welche den Hafen im Osten Nord-Ufer, am Rande des freien Meeres entwickelte sicb, vom Meere schied, an das Inselland. Die Hohen dieser vermutlich im Schutze eines Hafendammes, der dem Andrang Halbinsel, die in ibrem mittlern Teile zu den ansehn- des Scirocco wehrte, ein vielleicht noch regeres Schiffer- licbsten Kuppen (70 und 65 m) anschwollen, boten der leben. Dort war der Hafen des Alkinoos mit den Werften Anlage einer vom Hafen aus emporsteigenden Stadt keine und Schiffsarsenalen. Minder wichtig war fiir das alte zu steile Lehne, bracben aber nacb aufsen zum offnen Korkyra der nordlicbere sebone Ankerplatz, welcher den Meere mit so jaben, unzuganglichen Wanden ab, dafs eine Yerkehr der heutigen Hauptstadt aufnimmt. Aber immer- kiinstliche Schutzwehr nacb dieser Seite nahezu entbehr- hin konnte auch er als dritter Hafen Korkyras mitgezablt licb wurde. werden, wenn man die reiche maritime Ausstattung der Aus diesem Steilrand brechen zwei kraftige Quellen her- Inselstadt bervorheben wollte.3) vor; namentlich die nordlicbere (Kardaki) am Fufse der Auf die Einzelbeiten der Topographie werfen die Be- richte iiber die Schicksale Korkyras, namentlich iiber seine erbitterten innern Kampfe, nur diirftiges Licbt. So viel *) So schreiben die Miinzen und Inschriften, Kerkyra die Mehrzahl der Scbriftsteller. Uber das alte Korkyra und seine Geschicbte vgl.: ist erkennbar, dafs der vornebmste, woblhabendste Teil der G. C. A. Muller, De Corcyraeorum republics (Gottingen 1835); Musto- xidi, Delie cose corciresi I (Korfu 1848 [seltenes, stoffreiches Werk, !) Dm dieses Quells willen suchten vielfach Flotten vorubergehend leider unvollendet; icb danke dor Giite in eines Preundes Eomanos ein die Halbinsel des alten Korkyra auf. Bei Marino Sanuto, Diarii Exemplar]); J. Janske, De rebus Corcyraeorum p. I (Breslau 1849); X, 320. 389 sind mehrere Berichte eines yenetianischen Admirals von W. Vischer, Archaologisches und Epigraphisohes aus Korkyra, Megara Pajopoli, d. i. Palaeopoli, datiert. und Athen (Basel 1854); namentlich aber 0. Riemanns sorgfaltige 2) Von Resten eines Aquadukts sprechen schon Spon und Wheler. Monographic (Paris 1879, Bibl. des icoles franc. d’Athimes et de Rome, Aber erst die Ausgrabungen dcr Franzosen 1811 bei Gelegenheit des F. 8 ). Einige sehr beachtenswerte Bemerkungon fiir die alteste Zeit Versuches, einen Kanal von der Lagune bis in die Bucht von Kastrades bietet v. Wilamowitz-Mollendorf, Homerische Untersuchungen (Berlin zu fiihren, stellten die Richtung dieser Wasserleitung fest; sie strebte 1884), 8. 178. Dio Miinzen stellt zusammen: Postolakas, Κ α τ ά λ ο γ ο ς aus der Gegend des Hiigels A. Elena, der bei den Belagcrungen Korfus τών άρχαίων νομισμάτοτν τών νήοων Κερχύρας etc. ( Λ Ο 'ή ν η ο ι 1868). ofter als Standpunkt feindlicher Batterien erwahnt wird, der alten Stadt 2) So schreibe ichnach der altesten mir bekannten Urkundo (1565). zu (vgl. Goodisson). Sathas, Doc. inedits. V, 318: „un lago che se chiaraa Necrothalassa di 3) Dber die Hafen des alten Korkyra vgl. Skyl. PeripL 29 (Geogr. Callichiopulli“ . Kalichiopulo ist der Name eines ehemaligen Eigentiimers Gr. nim. od. C. MUller I, p. 34): λιμένας ί'χουσα τρεις κατά την πάλιν dor Lagune. τούτων ό εις κλειοτός. Eustath. zu Dion. Perieg. (Geogr. Gr. min. II, 3) Dafs auch im Altertura die Analipsis-Halbinsol zusammenhing p. 310): δυο δέ λιμένας ή Φαιακίς ί'χει, ών {λάτερος ’Αλκίνοον λέγεται. niit Korfu, nicht eine solbstandige kleine Insol war, bezeugt ausdriick- Thuk. Ill, 72: ό μεν δήμος ές την άχρόπολιν χαΐ τα. μετέωρα lich der Scholiast zuApoll. Rhod. IV, 1174— 1175 unter Berufung auf τής πάλεως καταφεύγει καί αντοϋ ξυλλεγεις ίδρνΟ’η χαι τον 'Γλλαΐχδν den flea M ove τής Ενρώπηκ des Apollonides: ή τών Κερχυραιων λιμένα ειχον οί δέ [όλιγοιλ τήν τε άγυραν κατέλαβον, ούπερ οί ini χεροονήοου χεϊται. Dafs auch die unleugbare Verbreitorung des πολλοί ωκονν αυτών, καί τον λιμένα τον προς αυτή καί προς τήν Isthmus soit dem Alterturn nicht auf einer Hebung des Landes, sondern ή π ε ιρ ο ν . Dafs an lotztorm die ν ε ώ ρ ια lagen, ergibt III, 74, 2. Den auf blofsen Anschwemmungen am Rande der Lagune beruht, lehrt die Namon des Ilyllaischen Hafens von der dorischen Phyle herzuleiten, tiefe Lage der antiken Grabstiitton. Das bcriihmte Mcnekrates-Denkmal scheint mir ntihorliogend und sicherer als der Verweis auf den dalraa- steckt houto so tief im Boden, dale sein Fufs nur ganz wenig hbher tinischen Stamm dor "Τ λλο ι odor 'Τ λ λ ε ϊς . Steph. Byz. s. v. Dion, sein kann als der Mocresspiegel. Perieg. 386, Partsch, Korfu. 9 66 Partsch, Korfu. Stadt mit der Agora am Nordende der Hiigelkette gelegen S. Salvatore 1843 und in den folgenden Jahren fand man haben mufs, zu Fiifsen des Hiigels, den heute der Park mit auf dem Boden der Vorstadt Kastrades eine betrachtliche der Kgl. Villa Monrepos ziert. Langs der Lagune von Menge alter Grabmaler, namentlich eine Reihe sprachlich Kalickiopulo streckten die von Handwerkern und Scbiffern hochinteressanter archaischer Inschriften. Die merkwiirdigete bewohnten Viertel Bioh siidwarts bis zum Eingang der darunter ist die des Menekrates-Grabmals, eines 5 m im Lagune. t^ber die Lage der Akropolis kann man nur un- Durchmesser haltenden cylindrischen Baues von 1,4 m siohere Vermutungen aufstellen; manche nehmen dafiir den Hohe, der auf einem heute nicht mehr blofsliegenden Sockel siidlicbsten Hiigel, der die Einfahrt in den Hyllaischen ruht und oben in einem aufgesetzten flachen Kegelstumpf Hafen unmittelbar beherrscbte und durch eine Senke seinen Abschlufs findet.* *) Einen dem spatern Altertum (48 m) von den nordlicbern losgelost ist, andre ziehen angehorigen Friedhof hat man weiter siidwestlich, naher den hocbsten Punkt der ganzen Halbinsel, die Statte des an der Lagune aufgefunden und ausgebeutet.2) Himmelfahrts-Kirchleins vor. Noch weniger besitzt man fiir Das Menekrates-Denkmal liegt nur 5 Minuten von der die Bestimmung der Lage einzelner, von den alien Quellen Esplanade entfernt. Die Totenstadt des alten Korkyra genannter Gebaude ausreichende Anhaltspunkte. Die Heilig- reicht hart an das muntre Treiben seiner Erbin heran. tiimer des Zeus und des Alkinoos, des Dionysos und der Man kann die Burghugel, die herrliche Zierde des neuen Dioskuren sind spurlos verschwunden, und nur die eitle Korfu nicht ansehen, ohne sich zu fragen, ob diese stolzen Sucht, alles wissen zu wollen, konnte zu unstaten Ver­ Felsenbastionen denn wirklich ganz leer und bedeutungslos, mutungen iiber die Gottheit des einzigen Tempelchens an- als waren sie gar nicht vorhanden, der lebhaften Stadt des regen, dessen Ruinen noch in unserm Jahrhundert auf- Altertums gegeniiberliegen und unbeachtet sich spiegeln gedeckt und dem raschen Verfall iiberantwortet wurden. konnten in den Gewassern derselben Bucht. Wohl hat Es ist ein kleiner, heute nur noch im Grundrifs erkennbarer eine frivole Mythendeutung den beiden Felsenknollen eine dorischer Tempel oberhalb des Quells von Kardaki, so hart absonderliche passive Rolle zugewiesen in der Ausmalung an den Steilrand des hohen Ufers herangeriickt, dafs ein der Sagenwendung, welche das auffallend gebriimmte, sichel- Teil schon vor der Ausgrabung in die Tiefe gesunken formige Korkyra, die alte Drepane fiir die versteinerte war.Abgesehen von diesem kleinen Heiligtume, das in Sichel des Kronos erklarte.3) Aber diese Geschmacklosig- Verbindung mit unterirdischen Wasserleitungen gestanden keit scheint erst der Neuzeit anzugehoren. Ansprechender zu haben scheint, sind unvollstandige Reste alter, nicht nnd fiir jeden Kenner der korfiotischen Kustenszenerie von mehr zu deutender Pundamente, einzelne Werkstiicke und sehr bestechender tlberzeuguDgskraft ist die Behauptung, Saulenfragmente, Munzen und Scherben, die gelegentlich nur diese Felsen konnten der Anschauung Vergils vor- — aber jetzt immer seltener — der Spaten des Land- geschwebt haben, als er von dem endlich schwindenden manns ans Tageslicht bringt, die einzigen tTberbleibsel der Fernblick auf „ der Phaeaken luftige Burgen “ sang.4) Aber Pracht und des Wohlstandes, welcheinnerhalb der Mauern des auch die sichere gesehichtliche tiberlieferung schweigt iiber alten Korkyra sicb entfaltet hatten. So griindlich hat der Mauer- diese Felsenzinnen nicht so vollstandig, wie man gewohn- bau Korfus im 15. und 16. Jahrhundert mit den Triimmern lich angenommen hat. seiner Vorgangerin aufgeraumt. Nicht einmal der Umfang In den Biirgerkampfen, welche am Beginn des pelopon* der Stadt ist mehr mit Genauigkeit zu umgrenzen. Von nesischen Krieges der Macht Korkyras den ersten schweren ler alten Stadtmauer will man wohl ab und zu, so an der Stofs gegeben, enden zwei Siege der Demokraten mit der Wurzel der Halbinsel beim Kloster A. Theodoros (unweit tJberfiihrung ihrer iiberwundenen Gegner nach einer kleinen iiidwestlich von der alten Kirche Panagia di Palaeopoli) vor Korkyras Ufer liegenden Insel. Im zweiten Fall wird Reste gefunden haben, aber die Angaben sind so unsicher diese Insel Ptychia genanntj das ist — wie wir aus den ind ortlich ungenau, dafs sie nicht fest verwertbar erscheinen. Ortsbestinunungen der Ptolemaeus-Karte mit zweifelloser Vor der Mauer breitete sich die Nekropole des alten Gewifsheit ersehen — Vido. Das erete Mai aber wird kein lorkyra aus.2) Bei der Zerstorung der alten Bastion Name, sondern nur die Lage der Insel vor dem Hera- Tempel bezeichnet. Trotz der Ahnlichkeit der Sachlage sind die meisten Erklarer uberzeugt, dafs hier nicht Ptychia, *) Railton in Band IV der Antiquities of Athen and other places l etc., London 1830. Tiibinger Kunstblatt 1823, Nr. 78. irell, Gesch. des doriscben Styles, Stuttgart 1870, S. 27. Otfr. Muller, α) Mustoxidi S. 374. Franz. Arch. Zeitg. 1846, N. 48. Ross. fall. Lit. Zeitg. 1835, Nr. 106. Riemann a. a. 0. S. 18—21. 34—36. Jahrb. f. l’hil. und Pad. LXIX S. 535. Riemann, S. 30. 2) Xenoph. Hell. VI, 2, 20: o l S e [soil, /{ορχυραίοι^ έπεί εγγύς 2) Viscber, Erinnerungen, S. 23. οΰ τείχους ίγένοντο, άνεοτρέφοντό τε χαΐ από των μνημάτων Ι'βαΙΙον 3) Scbol. Apoll. Rhod. IV, 983 ff. αΐ ήχόντιζον. Mustoxidi a. a. Ο. S. 217. Riemann S.'21—2. 4) Verg. Aen. I ll, 291: protinus aerias Phaeacum abscondimus arces. Die Rusten. 6? sondern eine andre Insel gemeint sein miisse. Die Suche legenen Oligarchen dorthin fliichten, ergreift die Biirger- nach ihr hat nun den Altertumsforschern viel Not ge- schaft die Besorgnis, sie konnten dort zu neuem Widerstande macht. Aufser Yido giebt es namlich keine andre Insel sich aufraffen und einen Anschlag gegen die siegreichen in unmittelbarer Nahe der alten Stadt, welche geeignet Demokraten vorbereiten. *) Diese Befiirchtung konnte sich ware, als Gewahrsam fur 400 Gefangene zu dienen. Die nicht auf die Zahl der Fliichtlinge griinden — ihrer waren kleine Felsenklippe vor dem Eingang der Lagune von nur 400 —, nur auf die starke, beherrschende Lage des Kalichiopulo, Pontikonisi, ist viel zu eng. Urn nur eine Heraions. Demgemafs bestimmen die Demokraten die iiber- Einsiedlerklause und eine Kapelle aufzunehmen, mufste sie wundenen Gegner zur Ubersiedelung auf die ,, Insel gegen- durch kunstliche Aufschiittung erst ein wenig erweitert iiber dem Heraion", nach Vido. Wenn man an Ort und werden. Vierhundert Leute hatten darauf nicht Eaum. Stelle diesen Bericht liest, wird man sich schwerlich der Die Lokalhistoriker Mustoxidi und Prof. Romanos sind des- Yermutung entschlagen konnen, dafs das Heraion auf den halb geneigt, an eine nachtragliche Verwachsung der ge- Felsen der heutigen Citadelle thronte. Es naher an die suchten Insel mit dem Ufer von Korfu zu glauben. Romanos alte Stadt heran oder gar in sie hineinzuriicken, geht nicht vermutet, vielleicht sei die Felsmasse der Citadellenhiigel an. Die einzige Stelle, an der spater das Heraion noch mit dieser antiken Insel identisch. Allerdings trennt heute erwahnt wird, verlegt es unverkennbar in einige Entfernung nur ein schmaler Graben die Portezza vecchia von der nordlich von der Stadt und kennt bei ihm einen besonderen, Esplanade. Aber dieser Kanal konne — so meint auch von dem Haupthafen der Stadt offenbar verschiedenen Riemann — recht wohl im Altertum eine bedeutendere Ankerplatz.2) Das waren die Gewasser, in denen heute Breite besessen haben. Mir scheint dieser Ausweg un- der Yerkehr von Korfu sich vereinigt, vielleicht speziell betretbar. Die hohen Ufer des Citadellengrabens sind nicht die Ufernische am Nordfufse der Citadellenfelsen. Um den junges Schwemmland oder Schutt der liistorischen Zeit, Tempelbezirk der Hera schloss sich der Vorort Herais. sondern Tertiarbildungen, die augenscteinlich in festem Die nnmittelbar das Heraion Korkyras beriihrenden Zusammenhange von der Esplanade nach der Citadelle Zeugnisse der alten Quellen sind so knapp, dafs es viel­ hiniiberreichten, bevor die Byzantiner oder vielleicht erst leicht erlaubt ist, auch in weiterer Feme eine kleine die Venetianer zu vollkommenerer Befestigung der Burg- Unterstiitzung zu suchen fiir die Yersetzung dieses Tempels felsen den Graben zogen, der sie zu einer Insel machte. in eine so freie, selbstandige, landschaftlich bedeutsame Im Altertum war der Zusammenhang der Pelsen mit dem Lage. Konnte den Kolonisten, die Korkyra griindeten, Stadtterrain des heutigen Korfu sicherlich noch ganz un- bei der Auswahl des Platzes fiir ihren Hera-Tempel nicht unterbrochen. Es bleibt dann thatsachlich nichts andres die Erinnerung an das Heiligtum derselben Gottin vor iibrig, als „die Insel vor dem Heratempel" fiir Ptychia den Thoren ihrer Yaterstadt vorgeschwebt haben? Auch (.Vido) zu halten. Dafs Thukydides im 4. Buch den Namen das Heraion Korinths lag weit vor der Stadt auf einem nennt, im 3. die Insel nur der Lage nach bestimmt, kann hohen felsigen Vorgebirge. 3) kein Bedenken erwecken. Die zweite Bestimmungsweise Das ist keine blofse Yermutung. Aus dem Boden des ergab sich naturgemafs daraus, dafs sie an Vorgange an- alten Korkyra ist sohon lange eine Bestatigung dafiir empor- knUpft, die im Heraion selbst sich abgespielt hatten. Die gestiegen. Der Gottin, die sie auf dem weit vorspringenden voile Sicherheit, dafs das Altertum, ganz wie die Neuzeit, Kap ihrer Peraea verehrten, hatten die Korinther den nur eine Insel vor dem Ufer des Stadtgrundes kannte, Beinamen „ Akraia" gegeben. Sie trugen gerade die Ver- gewahrt die Urkunde C. I. Gr. 1840, in welcher Ptychia ehrung dieser „ Gottin des Vorgebirges“ mit hiniiber nach ohne Nennung des Namene einfach als „ die Insel“ erwahnt wird. Diese kurze Bezeichnung war ganz wie die moderne !) Tbuk. I ll, 75,4: κα&ίζουοιν is τό Ή ραϊον Ικέται xal γίγνονται „il scoglio“ nur moglich, wenn keine zweite Insel vor- οίκ iXaaoovs τετρακοοίων. Ό δε δήμος, δείοας μή τι νεωτερίοωσιν, handen war. άνίοιηοίτε αύτονς πείοας xal διακομίζει es την προ τον'ΙΙραίον νηβον. 2) Diod. X III, 48: {Κόνων) πίενσας εις Κέρκυραν, εξακοοίονς Wenn nun die „ Insel vor dem Hera-Tempel“*) keine μεν των ίκ Ναύπακτον Μεοαηνΐιον κατέίιπεν εν τη πόλει. αυτός δε andre ist als Yido, so liegt die weitere Frage vor: Wo μετά των νεών παρέπλευοε, καί καΟ'ωρμίο&η προς τψ της Ήρας τ ε μ έ ν β ι. lag das Heiligtum der Hera? Es mufs eine fiir die Stadt 8) Χοη. Hell. IV, 5, 5. Liv. XXXII, 23 : promontorium est adver- bedrohliche, feste Lage gehabt haben. Denn als die unter- sue Sicyonom Junonis, quara vocant Acraeam, in altum oxcurrens. Strabo VIII, 6, 22 p. 380 C. Plut., Kleom. 20. Eurip., Medea 1879. Apollod. I, 9, 28. Suidas s. y. α ΐξ . Obor die Ortlicbkeit Lo Bas, *) Thuk. IV, 46, 2. — III, 75, 4. 79, 1. Auf Miillor-Strilbings Revue Arch. 1844, p. 174. E. Curtius, Dio Peraea von Korinth und Auffaeeung der Thukydideischon Daretellung (Jahrb. f. klass. Phil. dio Escbatiotis. Rhein. Mus. N. P. IV, 1846, S. 200 ff. Peloponnesos, Supid.-Bd. XIV, 1886) der korkyriiischen Wirren einzugobon, iat Berlin 1852, 11, S. 553. 598. Eorcbbammer, lialkyonia, Berlin 1857, bier nicht der Platz. S. 11. 68 Partscb, Korfu. der Insel des Wes tens. Ein Grenzstein ihres Temenos ist schmucken mit hocbragenden, weit in die blaue See hin- unter den Inschriften des alten Korkyra erhalten : ausschimmernden Tempeln, von denen keine Saule die H0PF02 HIAP02 Stiirme der Jabrhunderte iiberdauert hat. Wenigstens von der Ausdebnung der alten Stadt ge- TAS ΑΚΡΙΑΝ winnt man aus dem Studium der Ortlichkeit und der Er- Mit dem Namen mufsten sie auch die in ibm ausge- innerungen eine insoweit sichere Vorstellung, dafs man sprocbene Lage des Heiligtums mit heriibernehmen in die die weit ubertriebenen Schatzungen, die teilweiee fiir ihre neue Pflanzstadt. Nun gestaltet sich die friiher so Volkszabl laut wurden, auf das rechte Mafs zuruckfuhren schwankende Fragestellung anders. „Wo liegt beim alten kann. Die alte Stadt war grofser, aber nicht ganz doppelt Korkyra das Vorgebirge, welches das Heiligtum der Hera so grofs, wie das beutige Korfu mit seinen Vororten. Sie Akria trug?“ Auf diese Prage gibt es nur eine Antwort kann fuglicb nicht mehr als 50000 Einwobner besessen mehr: Es ist das Pelsenpaar der Citadelle. haben, aber es liegt auch kein Grand vor, weit unter diese Diese Worte waren geschrieben, als mich der Wunsch Zahl berabzugehen. erfafste, die Ortlicbkeit der bier verkniipften Heiligtiimer Das alte Korkyra, wie das moderne Korfu haben beide von Kolonie und Mutterstadt genauer zu vergleichen. lob den Vorzug einer zentralen, den ganzen Verkehr der Insel habe selbst nie auf der Landspitze bei Korintb gestanden, an sich ziehenden Lage gemein. Sie mufsten notwendig deren Gottin icb hier zuhilfe rufe. Bucher sind in alle andern Landungsplatze der Ostkiiste zu solcher Lage selten von Nutzen. Ohne* iibermafsige Er- ganz geringfiigiger Bedeutung herabdrucken. Den einzigen, wartung griff ich nach Forchhammers Halkyonia und iiber- welchen das Altertum nennt, vermag man heute gar nicht flog die begeisterte Schilderung, die er von jener Landspitze mit Sicherbeit nachzuweisen. *) Die ganze Kiiste von entwirft. Betroffen las ich von dem sie fiillenden „langen Niedei’-Levkimo wird heute der vorliegenden Untiefen halber Bergrucken mit zwei Spitzen an den Enden, gleicb dem gemieden. Nur in die Miindung des Potami laufen kleine Berg mit zwei Spitzen, von denen Korfu Kiistenfabrer ein. Der erste gute Ankerplatz liegt am seinen Namen hat“. Ganz unwillkiirlich, ohne eine Vorgebirge Bukari unter den Hohen von Korakades. Einen bestechende Ahnung der daran sich knupfenden Folgerung nordlichern an der Miindung des Mesongi benutzen die erfafste der scharfe Beobachter die auffallende Ahnlicbkeit Schiffe, welche das Ol dieses Flufsthales holen. Aber der des Felsenpaars der korinthischen Hera mit den Zwillings- einzige von einer Dorfschaft besetzte Punkt der ganzen felsen von Korfu. Diese Ahnlichkpit, die dem Fremdling Sudhalfte der Ostkiiste ist Benitze2), der Ort, nach dessen nicbt entging, mufste den Korinthern, die erfiillt mit den Orangengarten und muntern Quellen die Besucher Korfus Bildern der Heimat in die Feme zogen, wie eine gebieteri- so gern hinuberrudern. Schon die Alten fanden Gefallen scbe Offenbarung auf die Seele fallen. Am fremden Ufer an dem wohlbewasserten Thai hinter der sonnigen Marina. harrte schon des Opferfeuers der zweigipfelige Felsenaltar Riemann beschreibt die Rests romischer Bader. Nordlich der beimischen Gottin. von Korfu deckt nicht nur Vido, sondern auch die Lazareth- So mussen neben der armlichen schriftlichen tlberliefe- Insel (A. Dimitrios) einen Ankerplatz, der zeitweise, wenn rung und den kargen Resten des Altertums hier die Ort- die Quarantine auf diesem Inselchen viel Ankommlinge zu- lichkeiten selbst, ihre reichgegliederten Umriese wie ihr sammenpfercht., recht belebt ist. Der Hafen Govino ist ausdrucksvolles Relief dazu mitwirken, vor dem Geiste heute verodet. Eher ankern bei Krevatzula oder Ipso einige spaterer Gescblechter die alte Kaufstadt wieder aufzubauen, Schiffe, urn Wein oder Ol zu laden. Nur dem lokalen die CJfer der stillgewordenen, kaum von einzelnen Fischer- Bootverkehr dienen die Landeplatze Pyrgi im Hintergrund nachen noch durchscbnittenen Buchten neu zu beleben mit des Golfes von Ipso unter Spartila, Glypha am untern dichtgereihten Hauserzeilen und felsige Vorgebirge zu Ends der Schlucht von Sinies. Zu der Steilkiiste dieser weit zerstreuten Gemeinde gehoren auch die kleinen Boots- ’) Muetoxidi, Cose Corciresi LXXXIII, p. 254—260. 0. Wachs- hafen Nisaki, im Schutz eines machtigen ins Meer gestiirzten muth, Inschriften aus Korkyra, Rhein. Mus. N. F. XVIII, S. 578. Berg- Felsblocks, Agni, Kalami und Kulura (Karagol). An dem mann, Hermes II, 1867, S. 139. Inscr. Gr. Antiquiss. ed. Iioehl, Berlin 1882, Nr. 346. Fttr die Erklarung der Inschrift hat mehr ge- letztgenannten, der durch einen kleinen Molo wider den schadet, als geniitzt Hesych. s. v. Άκρια. η Άιϊηνά εν "Αργεί έπί frei hineinwehenden NE besonders geschiitzt werden mufste, uvos άκραί ίδρνμένη. εοτι δέ καί ή "Ηρα καί"Αρτέμιέ καί ’Αφροδίτη ηρυοαγορενομένη έν "Αργεί, κατά το όμοιον έπ άκρω ίδρνμέναι. Hier fragt es sich nur, welche Gottin die Begriinder Korkyras, die 1) Thuk. I, 30, 4: άντεοτρατοπεδενοντο δε ol Κορκνραϊοι επί Korinther, so benannten. Das ist Hera. Der Pundort der Inschrift rrj Λευκίμντ) νάνοι τε και πεζψ. 51, 3. III, 79, 3. (Kirche S. Eufomia in Palaeopoli) erlaubt — wie Muetoxidi schon er- 2) Die Kartell des 16. Jahrhunderts nenneu den Bach des Ortes kannte — keinen Schlufs auf den alten Standplatz. Pinitza. Dies soli in der That die alteste Namensform gewesen sein. Die Kiisten. 69 beginnt der Nord-Kanal. Bei seiner Durcbfahrung halten volk benannten Stadt gar nichts zu thun hatte, hat man sich die Schiffe nahe an der albanesischen Kiiste, um die weniger ins Auge gefafst. Der Ruf, den diese Kultstatte Untiefen zu vermeiden, welche die vor dem korfiotischen anscheinend in romischer Zeit genofs, spricht nicht ent- Ufer liegenden Klippen umgeben. Yor dem Kap S. Stefano scheidend dagegen. Ein Heiligtum, dessen Ufer die Schiffer lassen die aus tiefem Wasser knapp bis zum Meeresspiegel oft mit dem lebendigen Dankesgefiihl der Rettung aus See- heraufreichenden Felsen der Serpa dem sichern Fahrwasser gefahr betreten, ist bald in vieler Munde. Solch eine nur eine Breite von 1800 m. Weiter nordwarts meidet Stelle war Kassiope, das schon im Altertum mehrfach als der Dampferknrs das Leuchtturm-Inselchen Tignoso; denn Station von Seefahrern erwahnt wird und im Mittelalter nacb N setzt es sich in blinden Klippen fort, und etwa von unzahligen Pilgerschiffen nach dem Wettergraus der 700 m ostlich von ihm ragt der kleine Felsen Barchetta akrokeraunischen Kiisten als rettender Hafen freudig be- wenige Fufs iiber das Meer empor. Dieses unreine Fahr- griifst worden ist. Das Kirchlein der Madonna von Kasopo, wasser entwertet die Buchten der NE-Spitze von Korfu, seine Wunderlampe, der heilkraftige Feigenbaum an seiner den kleinen Bootshafen S. Stephano und auck den schonen Pforte, dessen. Blatter das Fieber vertreiben, die Geschichte Ankergrund des Bolana-Busens. von dem Drachen, der hier einst gehaust, und das „zer- Erst jenseit desselben begegnen wir an der Nordkiiste brochene Stetlin“ auf der Halbinsel fehlen kaum in einer von Korfu einem seit alten Zeiten von den Schiffern der der Pilgerschriften, welche Korfu beriihren. Die Opfer- Adria und des Ionischen Meeres viel genannten Seepiatz, freudigkeit der hier Landenden brachte dem Kirchlein reiche dem Dorfchen Kasopo, welches die Stelle der antiken Stadt Gaben, die freilich nicht immer ihm zu gute kamen. Im Kassiope einnimmt. Wiewohl sie erst in der Romerzeit Jahre 1537 fiel es der Zerstorung anheim. Uber die erwahnt wird *), ist diese Ansiedelung doch sicher sehr alt. Wiederherstellung berichtet die Inschrift iiber dem Eingang: Sie entsprang einem Bediirfnis, welches die antike Schiff- HOC TEMPLVM DIVAE GLORIOSEQVE fahrt nicht minder lebhaft empfunden haben diirfte, als die SEMP. VIRGINI MARIAE DICATVM mittelalterliche. Bei starkem Slid- oder Siidost-Wind, welcher A TVROIS SEVISSIMIS PIRATTIS der stets bemerkbaren Stromung im Nord-Kanal erhohte DEYASTATVM FVIT . INDE CV . A . Kraft gibt, vermochten kleine, von N kommende Segelschiffe PETRO . FRAN. MALIPETRO TRI die Einfahrt in das Becken von Korfu nicht zu erzwingen, REMIVM GVBERNATORI RESARC sondern mufsten vor dem Nordeingang der Strafse giinstiges ITVM ESSET NEC NO POSTEA A Wetter abwarten. Auch Schiffe, welche von S kommend PHILIPPO PASCALICO SINI ADRIA den Kanal gliicklich durchfahren hatten, aber im freien TICI PREFECTO AMPIATVM TAND Meere auf steife nordliche Winds stiefsen, waren hier zum EM A NICCOLAO SVRIANO CL Aufenthalt genotigt. Sie fanden einen sichern Bergeplatz ASSIS VENETAE PROVISORE MA in den beiden einander erganzenden Buchten (Kasopo und ΧΙΜΑ CAR1TATE DYCTO MAGIS Kasopetto) zu Seiten der breitkopfigen Halbinsel, an deren AVCTVM AC ILLVSTRATYM FYIT schmaler Wurzel heute die Kirche der Panagia von Kasopo ANNO MDLXXXX steht. Nach einer unverbiirgten, aber an und fur sich Leider hinderten mich die Karfreitagsfeierlichkeiten in nicht unwahrscheinlichen Uberlieferung bat sie sich aus dem iiberfiillten Kirchlein an dem Besuch des Innern, das den lluinen eines antiken Tempels erhoben, der dem vielleicht noch interessante Votivinschriften oder Weihge- Schutzgott Kassiopes, dem auf korkyraischen Miinzen der geschenke enthalt. Nur an dem nahen Brunnen fand ich Kaiserzeit erscheinenden Zeus Kasios geweiht war. Wie noch eine venetianische Inschrift: viele Dinge, von denen man nichts weifs, ist die Erwahnung [Antoni]0 MARINO PRIOLO 2 do dieses orientalischen Kults eine Handhabe weitgehender [PrjOCONSVLE REPARATVM Vermutungen iiber alte Beziehungen des Ortes zum fernen PETRO BALBI PROVISORE ET Osten geworden. Die Moglichkeit, dafs der Zeus Kasios PREFECTO CORCYRE erst in spater, hellenistischer Zeit hierher verpflanzt worden Die Hoffnung, antike Inschriften oder andre bemerkens- ist und urspriinglich mit der, nach einem epirotischen Kiisten·· werte Reste des alten Kassiope eingemauert zu ffnden, fiihrte mich hinauf in den Mauerring des mittelalterlichen i) Cic. ad fam. XVI, 9, 1. Strabo VII, 7, 5 p. 324. Plin. N. b. Kastells, welches die breite Hohe der felsigen, nur durch IV, 12, 5 2 . Suet. Nero 22. A. Gel line XIX 1, 1. Ulp. Digest. XIV, eine niedrige Landzunge an die Insel gekniipften Halbinsel I, 1, 12. Prok. b. Goth. IV, 22. Postolakas, Κατάλογον τών νομια- μ ά ι ω ν Nr. 370— 392. Muatoxidi a. a. O. S. 147. 148. 240. Ineckr. einnimmt. Die Feste hat seit der Zerstorung durch die 75 und 76. Venetianer (1386), welche bei der Besitzergreifung der 70 Partsch, Rorfu. Insel nur hier auf Widerstand stiefsen, wenig gelitten. Der der Hauptort Chorio in fester, nur durch eine Engschlucht gauze Mauergurtel ist ziemlich wohl erhalten. Gewifs be- zuganglicher Lage, Daphni mit dem kraftigsten Quell, Argy- ziehen sich auf ihn die Bemerkungen der Pilgerschriften ratika, Malitzatika, Vikenzatika, und der Landung3platz iiber die zerstorte Stadt. Yon dem alten Kassiope ist keitt Ammos an einer offnen Bucht der Siidkiiste vereinen sich Stein auf dem andern geblieben. Nicht einmal Lage und auf der hohen Westhalfte der Insel. Wiewohl ihre rauhen Ausdehnung sind mit Sicherheit bestimmbar. Wahrschein- Berge aus Kreidekalk aufgebaut sind, vermogen die Be­ lich stand es siidostlich von der Wurzel der Halbinsel am wohner aus Mangel an Feuerholz den Kalk nicht zu brennen Rande einer fruchtbaren Kiistenebene.x) und miissen ihre Hauser aus Trockenmauern auffubren Die Malaria, welche vielleicht schon der Entwickelung oder die Zwischenraume der Steine mit kalkhaltigem Lehm des alten Kassiope enge Grenzen setzte, macht weiter west- des Niederlandes verschmieren. Die felsigen Hohen sind lich betrachtliche Teile des Kiistensaumes, namentlich die mit wohlriechenden Stauden bedeckt, die dem Honig der Umgebung des Strandsees Antinioti nahezu unbewohnbar. Insel einen guten Ruf sichern. Nachst dem von Cerigo Die Buchten von Aprau, A. Georgios und Sidari bieten gilt er fiir den besten der Ionischen Inseln. Aber der nur bei siidlicben Winden brauebbare Ankerplatze. Die Fleifs der Bevolkerung hat den widerspenstigen Boden doch erste ist vollig ode, die beiden andern haben Landungs- auch dem Ackerbau dienstbar gemacht, zumeist dem Wein. stellen von rein ortlicher Bedeutung; in Rhoda(iL Γ ε ώ ρ γ ιο ς Nur in windgeschiitzten Thalchen stehen hier und da ein της Γόδας), wo antike Miinzfunde das Alter des kleinen paar Olbaume. Fruohtbarer von Natur aus ist der aus Kiistenverkebrs verbiirgen, verladen die Bewohner der Hiigel tertiaren Mergeln und Sanden bestebende Osten der Insel. von Karusades und Spbakera ihre Olernte, in Sidari die Hier liegen zwischen Weinbergen und Weizenfeldern die Dorfer des aufsersten Nordwestens, welchen zwischen den kleinern Orte Agrimatika, Damaskatika, Daltatika, Mitzila- Vorgebirgen Drasti und Kephali steile Sandkliffs saumen. tika, Kasimatika, Mastoratika, Diliatatika und auf der von Auch die Inseln, auf welche diese stillen Ufer hinaus- Untiefen umgebenen Nordostspitze Kastri (100 m) das blicken, liegen aufserbalb des Verkehrslebens, wenn aucb Leuchtfeuer und die Reste des venetianischen Kastells. bestandig die Segel grofser Scbiffe an ihrem Horizonte Der Gesundheitszustand der Bevolkerung ist vortrefflich. scbweben, und beinahe taglich die Rauchsaulen vonDampfern Es gibt viele hochbejahrte Leute, und das Aussehen der an ihnen voriiberziehen. Im Altertum sind sie ganz un- Bewohner, die durch ihre prachtigen gesunden Zahne und bewohnt geblieben. 2) Aber ihre Namen werden bereits ge- ihr ausnehmend feines Haar die Aufmerksamkeit des beob- nannt: Oth(r)onos (in italienischem Munde Fano), Erikusa achtenden Arztes erregen, ist so frisch und kernig, dafs (ital. Merlera), Trachia, Malthake (jetzt Mathraki)3). Der die Englander Fano zeitweise als Luftkurort fiir fieber- Name von Diaplo ist erst aus dem Mittelalter uberliefert4). kranke Soldaten verwerteten. Wenn noch heute das niedrige Die kleine Felsinsel Karavi aber scheint schon im Altertum Land der Ostseite weit schwacher bevolkert ist als die ?iir das versteinerte Phaeakenschiff gegolten zu haben. felsigen Hohen des Westens, so liegt die Ursache dafur Heute sind die drei grofsten von ihnen besiedelt. Benza nicht in ungiinstigerm korperlichen Befinden seiner Be­ ind Davy haben sie besucht. Die Bevolkerung von Fano wohner, sondern diese Bevolkerungsverteilung ist eine Erb- 1803 mit Merlera zusammen 773, 1823 allein 688, 1879 schaft aus den Zeiten der Unsicherheit des Mittelmeeres. Ί3) verteilt sich auf 13 Dorfchen. Die sechs grofsern, Vor den Korsaren der Berberei zog sich die Bevolkerung auf die schwer zuganglichen Hohen zuriick. Erinnerungen D Mustoxidi (a. a. 0. S. 148) scheint noch deutliche Eeste daYon, an erbitterte Kampfe mit Seeraubern bilden noch heute den annelierte Saulen und Pundaraente gekannt zu haben. 2) Prok. b. Goth, IV, 22. Dort wird die ganze Gruppe unter der wesentlichsten Inhalt der Geschichte der Insel, wenigstens luralform O f r c a v o i zusamraongefafst. Ihr Accusativ ist heute fur die derjenigen Geschichte, die im Bewufstsein der Eingebornen auptinsel iiblich und liegt der italieDischen Namensform derselben zu runde. fortlebt. Anderwarts aber weifs man sich zu besinnen, 3) Steph. Byz. β. v. " Ο & ρ ω ν ο ΐ . Plin. Η. η. IV, 12, 53 giebt die dafs auch die Fanioten und die Leute von den andern nfzahlung: „ante Corcyram Ericusa, Marathe, Elaphusa, Malthace, rachie, Pythionia, Ptychia, Tarachie“. Hier bleiben Marathe und Ela- kleinen Inselschollen zeitweise ein wenig im triiben fischten msa dunkel. Pythionia konnte, da mit Ptychia (Vido) die Aufzahlung und ihre Waifen nicht ausschliefslich fiir die Verteidigung hon auf die Ostseite der Insel iibergeht, l'ignoso sein. Bei Tarachie des eignen Herdes brauchten. Die Entwaffnung der ganzen ; man versucht an τ α ρ ιχ ία ι zu denken. Eine Insel, auf der Pische lgesalzen wurden, konnte die Lazareth - Insel sein, dicht vor den Salz- Bevolkerung des Schutzgebietes durch die Englander erwies rten am Potamo. 4) Prof. Romanos macht mich auf eine Urkunde aufmerksam, in sich gerade auf diesen kleinen, abgelegenen Eilanden als lcber Karl III 1383 dem Korfioten Theodoro Scaliti zu Lehen gibt eine hoebst erspriefsliche Mafsregel. :ulam de lo Othono, insulam Eriguse, Dyapolo, Matraehe cum falconibue insulam Sancti Stephani (jetzt Vido), quae est secus portum civitatis Die kleinere Insel Erikusa (Merlera) ist im Norden rphoy. Buchon, Nouvelles recherches^historiques II, p. 409. 100. (Merovigli 132 mj und Westen von steilen Sandsteinkliffs Die Kiisten. 71 umsaumt. Aber die Siidseite bildet eine gegen nordliche und Spuren einer ahnlichen Schutzwehr waren an dem Winde geschiitzte Bucht. Drei Hiigelriicken durchziehen siidlichen Zugang, in der zur Georgs-Bucht hinabziehenden die Insel von N nach S. Der westliche, welcher am Anker- Schlucht erkennbar. Auch der oberste Gipfel zeigte Fun- platz mit dem Yorgebirge Katergo endet, ist unbewobnt; damente alten Mauerworks. Benza war nicht geneigt, dieses der mittelste tragt die Ortsobaften Turri und Aplati, der Gemauer fiir alter als die Befestigungen des Kastells bohere ostliche die Weiler Dendra und Palaeokalyvia. Die S. Angelo zu halten. Aber an Ort und Stelle fand er die Bevolkerung (1823: 264, 1879: 605) bebaut die Hohen tiberlieferung, zu den Zeiten der Yenetianer seien hier alte mit Wein, die Thaler zwisehen ihnen mit Weizen und Inschriften gefunden worden; man versicherte ihm auoh, Mohrenhirse. Als Gespinstpflanze dient nicht der Flachs, dafs hin und wieder noch alte Miinzen und klei.ne Blei- sondern — wie auf Fano — Spartium junceum. Die stiicke mit eingegrabenen Buchstaben zu Tage kamen, und Gesundheit der Bevolkerung ist nicht so ungestort wie in ein in dieser Gegend ansafsiger alter Beamter wufste ihm Fano. Fieber sind haufiger. sogar den Namen einer hier einst gelegenen Stadt Pam- Die dritte Insel Mathraki ist erst seit etwa hundert phlagona zu" nennen und ihm wunderschone Geschichten Jahren in einen wohlgepflegten Weinberg mit einigen ein- aus den Zeiten ihres langst versunkenen Glanzes mitzu- gestreuten Weizenfeldern verwandelt worden, nachdem die teilen. Gem hatte ich die Bewohner von Aphiona dariiber Bevolkerung der beiden Dorfchen Kato Banda und Apano befragt und die Ortliehkeit selbst naher untersucht; aber Banda (1823: 144, 1879: 237) von ihrem nicht ganz fried- als ich eines Abends hier einriickte, fand ich das kleine lichen Seeleben sich mehr der Pflege des Bodens zuge- Dorfchen vollig menschenleer und mufste eilen, noch mein wendet hat. Im Altertum war es sicher eine ode Scholle. Nachtquartier in Spagus zu erreichen. Sein Name hat sich in neuerer Zeit gelegentlich die Um- Wahrend ein sandiger Strand den Hintergrund der wandlung in Samothrake gefallen lassen mtissen und dann Georgs-Bucht einfafst, erheben sich an ihrer E-Seite wieder einen Stutzpunkt fiir den Nachweis phonizischer Spuren steile Felslehnen. Sie setzen siidwarts fort bis zu einem in diesen Gewassern abgegeben. Nun wissen wir aller- Yorgebirge, fiir das die englische Seekarte nach einem ver- dings, dafs der antike Name der Insel Malthake war. Aber dorbenen Namen des Altertums (C. Palacrum) greift, wie- fur den Phonizierglauben ist das natiirlich ebenso ver* wohl in unmittelbarer Nahe der des Kastells S. Angelo wendbar. zur Verfiigung stand, dessen furchtbares Kliff die Fort- Die Weetkiiste von Korfu besitzt nur in ihrem nord- setzung der Wande des Kaps bildet und von ihnen nur lichen Yiertel eine den Bediirfnissen der kleinen Schiffahrt durch eine tief eingerissene Schlucht getrennt ist. Diese geniigende Gliederung. Die felsige Halbinsel von Aphiona mittelalterliche Feste schaut siidostwarts nieder in die trennt zwei geraumige Buchten; die nordliche, welche bis zierlichen runden Felsenbuchten, welche das Nordufer des zum Vorgebirge Kephali reicht, ist von der offnen See ge- dritten Busens des Weetkiiste, des Golfes von Liapades sondert durch die felsige Inselgruppe Kravia oder Korakonisi, gliedern. *) Das sind die beriihmten Buchten von Palaeo- hinter welcher im Notfall Schiffe bei Seewind ankern kastritza, an denen die tiefe Farbenpracht des Meeres und konnen; die tiefere, siidliche S. Georgs-Bucht bietet nur die rauhen Formen diisterer Felsufer zur Schopfung des bei Landwinden geniigende Sicherheit. Fiir grofse Boote grofsartigsten Bildes der korfiotischen Steilkiiste ineinander- hat die Halbinsel an ihrer NW-Seite einen kleinen, doch greifen. Seit dem 15. Jahrhundert kront das Kloster der vollkommen geschiitzten Hafen, Porto Timone, der ihre Panagia Palaeokastritissa die vorderste Halbinsel, eine aufserste Spitze beinahe vollstandig ablost: nur bei stillem Felsmasse, die nur ein angeschwemmter Sandstreifen an Wetter soli das verkniipfende Felsenband unbenetzt den das Ufer kniipft. Ostlich von ihr liegt der Hafen Meeresspiegel iiberragen. Wie iiber diese winzige Hafen- S. Spiridione; es folgt jenseit einer breitern Felsenzunge bucht, strebt die Halbinsel auch iiber die beiden Golfe, die der geraumigere, im Hintergrund zu einem Kleeblatt von ihre Flanken bespiilen, mit so" steilen Felswanden an, dafs drei Rundbogen sich erweiternde Porto Alipa. So anmutig sie zu einer schwer zuganglichen natiirlichen Feste wird. beide ihre Umrisse entfalten, — viel wert sind sie nicht. Die Franzosen hatten hier am Anfang dee Jahrhunderts Nur fiir die kleinen Kiistenfahrer sind sie zuganglich, und einen militarischen Posten. Aber auch in viel alterer Zeit auch diese haben sich vorzusehen, nicht nur vor dem Siid- mufs hier einmal eine Befestigung bestanden haben. Eine wind, der ungehindert hineinblast, sondern auch vor den bei Benzas Besuch noch 5 Fufs hohe und 2 Fufs dicke jahen Windstofsen, die manchmal iiberraschend von dem Mauer, aus unbearbeiteten Werksteinen mit Mortel auf- steilen Gebirge niederfahren. Uber diesen Buchten liegt, gefiihrt und von einem Thorweg durchbrochen, sperrte den Pfad, der von Porto Timone auf die Felshohe emporfiihrte, x) Ygl. Karton auf Soekarto Nr. 206, 72 Partsch, Korfu. scbeinbar zum Greifen nahe, aber nur auf stundenlangem Giirtel gefiirchteter Untiefen umgeben. Dies unterseeische Umweg erreichbar, auf einer steilwandigen Felsstufe des Yorland der Insel Korfu verringert ihren Abstand von Arakli lang hingestreckt das grofse Dorf Lakoues (200 bis Paxo so erheblich, dafs man wohl begreift, wie auf dieser 270 m). Es ist das. einzige grofsere seewarts gekehrte Dorf Sandbank Hypothesen iiber einen ehemaligen Zusammen- der ganzen Westseite der Insel. Dafs der Golf, der mit hang beider Inseln sich aufbauen konnten. kleinen Nischen noch mehrfach ins Land eingreift, nach Den Schlufs dieser Obersicht des Ufersaumes von Korfu Liapades benannt ward, ist mehr ein Verlegenheitsbehelf mag ein Blick auf seine antike Topographie bilden. als sachlioh begriiudet, denn dieses grofse Dorf liegt jenseit Nur in einem Punkte hat er riickwarts zu dringen bis auf der Kustenberge am Nordende des Ropa-Thales und wendet die ortliche Festlegung von Sagen fernster Vorzeit. So seinen Verkehr ganz iiberwiegend der Hauptstadt zu. alt, wie die Besiedelung Korkyras durch die Korinther, ist An dem Golf von Liapades beginnt die ode, ungegliederte die Yerpflanzung des altgriechischen Sagenschatzes nach Steilkiiste des westlichen Korfu, welclie 26 km weit fort- der Insel. x) Zwei fiir den rechnenden Mythographen nicht setzt bis an die Niederung des Sees von Korissia. Das leicht zu vereinende Sagenkreise werden hier eng mit- nordliche Drittel dieser Steilkiiste taucht seinen Fufs sofort einander verwoben: die Argofahrt und das Bild des seligen in tiefe Gewasser. Aber siidlich vom Berge A. Georgios ent- Phaeakenlandes aus den Irrfahrten des Odysseus. Eine Zeit, wickelt sich vor den tertiaren Konglomerat- und Gipslehnen, welch e iiber die Geschlossenheit des Mittelmeeres im Norden allmahlich an Breite zunehmend, ein Saum seichterer Ufer- noch nicht vollig im blaren war, fand keine Schwierigkeit, gewasser, aus denen vereinzelte Klippen herausragen, die von Kolchis heimkehrende Argo in die Adria und augenscheinlich Reste der hier durch das allmahliche durch sie nach Korkyra zu fiihren. Dort endete die Ver- Vordringen des Meeres zerstorten altera Uferrander. Dies folgung der Fluchtigen durch nachsetzende Kolcher, dort Meer ist vollkommen ode; ich babe darauf nie ein Boot vermahlten sich Medea und Jason — unter dem Schutze gesehen, nur am Strande einmal ein Fahrzeug, das wie ein des guten Phaeakenkonigs Alkinoos. Die sieher bis ins Rest aus vorgescbichtlichen Zeiten sich ausnahm. Es war einzelne durcbgefiihrte Lokalisierung dieser Sage ist fiir ein kleines Binsenflofs: ein 45 cm macbtiges Rohrbett von uns verloren. Den Namen, welche ihre spate tJberlieferung 2 m Lange, binten nabezu 1 m breit, nach vorn durch von der Phaeakeninsel nennt, dem Flufs Aegaeos, dem die Yereinigung seiner niedrigen Borde zu einem Schnabel Melite'ion - Berge vermogen wir nicht mehr ihren rechten zugespitzt und nur durch vier holzerne eingebundene Quer- Platz anzuweisen. Auch von der Art, wie die alten Kor- leisten zusammengehalten. Auch die Ruder, fur deren kyraer die Einzelheiten der Odysseussage auf ihrer Insel Einlage kleine Holzgabeln angebracht waren, bestanden aus unterbrachten, wissen wir nicht viel. Die begeisterten Rohrgeflecht. Davy hat solche urspriingliche Fahrzeuge Homerleser haben freien Spielraum fiir ihre Phantasie bei wohl vom See von Korissia bescbrieben, aber dafs der- der Bezeichnung des Flusses, an dessen Miiudung der gott- gleichen auf das Meer sich wagten, glaubte ich nicht liche Dulder ans Land schwamm, bei der Auswahl des eher, als bis ich gegeniiber dem Insel ■ Kirchlein der idyllischen Platzchens fiir sein Zusammentreffen mit der Panagia Kyradikaea solch eine tlberfahre am Strande Konigstochter. Alles ist in so mannigfacher und immer liegen sah. in so anmutiger Woise wiederzuerkennen im Weichbild der Unter der Breite von Garuna soil binter dem Fels- alten Phaeakenstadt mit zweifachem Hafen, dafs jeder inselcben Tholetho ein kleiner Boothafen S. Nicolo di wenigstens mit seiner Anschauung des alten Sagenbildes Mitika liegen. Yermutlich verladet dort der hoch am voll zufrieden ist.* 2) Nur in einem Punkt kommen viele Westhang des Berges von Garuna liegende Weiler Pentati nicht iiber unentschiedene Zweifel hinaus: bei der Auf- seinen Wein, der zu Vlassopulos Zeit fiir den vorziiglichsten suchung des durch den ergrimmten Poseidon versteinerten der ganzen Insel gait. Von hier ab svidwarts mehren sich Phaeakenschiffes. Der Lage nach hat die kleine Kloster- Klippen und Sandbanks vor der Kiiste. Namentlich vor insel Pontikonisi vor der Einfahrt des Hyllaischen Hafens dem Strandsee von Korissia liegt unreines Fahrwasser bis (Lagune von Kalichiopulo) den ersten Anspruoh; aber sie hinaus zu der 2,5 km vor der Kiiste liegenden Bragonitika- sieht allem andern eher ahnlich als einem Schiff. Deshalb Bank und den Lagudia-Felsen. Auch die steilen Sandkliffs hat man im ganzen Umkreis von Korfu nach einer einem vom Vorgebirge Maga Choro bis Asprokavo (Capo Bianco)

bieten keinen Landungsplatz, wenn auch die Schiffe bei *) y. Wilamowitz-Mollendorf, Homer. Untersuchnngen, Berlin 1884, tvinterlichem Nordoststiirmen gern ihren Windschutz auf- S. 178. Apoll. Bhod. Arg. IV, 982—1223. 2) Eiuon erheiternden Blick in die griindliche Erschopfung aller iuchen und hier, auf gutem Sandgrund ankernd, besseres Moglichkeiten der Deutung gibt die litterarische Ubersicht bei Musto- Wetter abwarten. Im S ist Capo Bianco von einem breiten xidi, Cose Corciresi, p. 651—655. Die Kiisten. 73 Fahrzeug gleichenden Klippe gesucht. Mustoxidi verwies nach Ε dem Festland vorgelagerten Landstreifen. Kassiope lag auf die Barchetta im Nord-Kanal, viele andre auf den ihnen am Westende, Leukimma am Ostende der Insel. Die- Felsen Karavi bei Mathraki, der in der That, von den selbe Anschauung geht durch die alteren Karten der Neuzeit Hohen des Pantaleone-Passes oder des Arakli-Gebirges ge- und unzahlige moderne Schilderungen Korfus hindurch. Wie sehen, so iiberraschend einem unter vollem Segel gebenden tief sie selbst im Bewufstsein der gebildeten Bevolkerung Schiff mit einem Boot am Sterne ahnlich siebt, dafs schon wurzelt, zeigt am besten die falsche Benennung zweier Ver- mancber dieser Augentauschung sicb gefangen gab. Merk- waltungsbezirke (Dimen), welche an den beiden Abhangen wiirdigerweise baften an diesem „ Schiff" nocb Legenden des Hauptgebirges der Insel sich gegeniiberliegen: der eine jiingern Ursprungs, in denen die Sage des Altertums, ins (Agi Duli, Nyphaes) auf der Nordabdachung, der andre Christliche iibersetzt, uns entgegentritt. Benzas Fiihrer aus (Liapades, Gardelades, Dukades, Skripero, Korakiana, A. Aphiona erklarte, der heilige Nikolaus habe dies Schiff ver- Markos) langs des ganzen Siidfufses. Diese beiden Dimen des steinert, weil Herr und Mannscbaft ihm nicht die ge- Berglandes (3Επ α ρ χ ία ’Ό ρ ο υ ς ) werden einander in offizieller Be­ biihrende Verehrung zollten. Ein alter Beamter in Avliotes nennung nicht etwa als nordlicher und siidlicher Dimos gegen- aber lehnte diese Sagenwendung als flaches Gerede ab und ubergestellt, sondern als westlicher (δήμος Έπιζίψνρίων) und erzahlte, auf dem Yorgebirge von Aphiona habe einst eine ostlicher (δήμος ΐΑπηΧιυηών). Mit dieser verfehlten Orien- prachtige Stadt Pamphlagona gestanden, benannt nach der tierung hat man natiirlich zu rechnen! Konigin, die dort herrschte und eine Schwester der Konigin Wenn also Strabo das Vorgebirge Phalakron siidlicher Korkyra war. Ihr Gatte zog mit andern Konigen aus zum ansetzt als die Landzunge von Kassiope, die er an das West­ Kampfe gegen eine fremde, fern wohnende Konigin. Yon ende Korkyras versetzt, so kann damit nur ein Kap im ihren Reizen bezaubert verliefs er seine Waffengefahrten, aufsersten NW der Insel gemeint sein. Die Neuern ent- reichte der feindlichen Fiirstin die Hand und ward in scheiden sich ganz richtig fiir das Vorgebirge Kephali. ihre Niederlage mit verwickelt. Mit seiner Buhlin fliich- Auf dieses weisen auch die Ziffern bei Ptolemaus mit un- tete er nun der eignen Burg zu. Von deren Hohe sah verkennbarer Bestimmtheit hin. Es ist ein Eckpunkt der Pamphlagona das Schiff des ungetreuen Gemahls nahen Insel, der bei einer allgemeinen Charakteristik der Umrisse und betete zu S. Nikolaus, dafs er den Treubruchigen nicht Korkyras nicht zu entbehren war. Hier liegt auch, unweit heimkehren lasse. Der meerbeherrschende Heilige erhorte der Kiiste, das versteinerte Phaeakenschiff. Selbst der heutige ihr Gebet; er verwandelte das Schiff des Frevlers in Stein. Name des Vorgebirges ist sinnverwandt mit dem antiken Die6e christlichen Sagen, in denen der heilige Nikolaus an (φαλακρόν = Glatze). tlber diesen Punkt ist ein Zweifel Poseidons Stelle tritt, bestarkten Benza in der Uberzeugung, nicht mehr gut moglich. dafs einzig dies Karavi imNW der Insel fiir das alte Phaeaken- Unsioherer in der Namensform und der Lage ist das echiff gelten konne. Das ist nachweislich auch schon die Mei- Vorgebirge Amphipyrgos Es ist fiir Ptolemaus der siid- nung des Altertums gewesen. Denn nur auf diese Klippe, lichste Punkt der Insel. Deshalb wird es von Bursian, nicht auf Pontikonisi oder Barchetta pafst die Verlegung des Riemann, C. Muller fiir Asprokavo (C. Bianco) gehalten. versteinerten Schiffs vor das Vorgebirge Phalakron *). Zeichnet man aber nach den ziffermafsigen Ortsbestimmungen Uber die Lage der von den Alten genannten Vorgebirge die Umrisse der Insel und des gegeniiberliegenden Festlan- Korkyras sind allerdings die Gelehrten uneins, aber eine des, so erhellt die Notwendigkeit, der unrichtigen Orientie- Entecheidung ist nicht so schwer zu erzielen, wenn man nur rung der Insel auch in diesem Punkte Rechnung zu tragen. fest den Fehler im Auge behalt, den das ganze Altertum, Amphipyrgos kommt offenbar an die Westkiiste zu liegen. das Mittelalter und vielfach selbst die Neuzeit in der Orien- Da seine Entfernung von Phalakron geringer erscheint, als tierung Korkyras begeht. Wie die Karte des Ptolemaus von Leukimma (C. Levkimo), sn wird man es an der Nord- zeigt und der Text Strabos uDmittelbar erkennen lafst2), halfte der Westkiiste zu suchen haben, vielleicht dort, wo stellten die Alten sich Korkyra vor als einen lang von W in ihrem Zuge eine kraftige Richtungsanderung eintritt; das trafe am ehesten auf das Vorgebirge S. Angelo (das Palacrum der englischen Seekarte). 1) Plin. Η. η. IV, 12, 53; a Pbalacro Corcyrae promunturio ecopulus, in quern mutatam Dlixie navem a simili specie fabula cat. 2) Ptol. Ill, IV, 11. Strabo VII, 7, 5. p. 324 C: ’Όγχησμοί Ιιμην alios, xail·’ ον τα δναμιχα αχρα τής Κορχνραι'ας avu'xenai, xal Ptol. Ill 13, 9 (14, 11). C. Muller entscheidet sich aufGrund naltv alios Κααοιόηη, άφ’ ον ini Βρεντίοιον χίΐιοι έηταχόοιυι des Urteile, das er iiber den Wert der verechiedenen Handschriften nach otabioi· oi b’ t'oni xal ini Τάραντα and allov αχροττηρίον νοτιω- umfassonder Priifung gewonnen, fiir die Lesart ’ Αμψιηνργος. Der τί.ρον τήβ Καοοιόηης ο χαίονοι ΦαΙαχρόν...... elol be νηοϊδβς einen guten Handechrift, welche sie fiihrt (Vaticanus 191), stehcn τα Σνβοτα τής μεν Ήηείρου μιχρον άπέγουοαι, χατα be το ίιψον mehrere andre mit der Schreibung Άμφιπυγοί zur Seite. Die friiher αχρον τψ Κορχυραιαε την Λβνχίμμαν χβίμεναι. yorgezogene Schreibart Ά μ φ Inayos ist minder gut verbiirgt. Partsch, Korfu. 10 η Partsch, Korfu.

Nocli ein altes Vorgebirge wird genannt, Kynoskepliale1), im Volksmund, „Hundskopf“ (κεφαλή του μονργη) heifsen. Es soil nach dem Zeugnis Prokops, der diese Gewasser gut Aber darauf ist die Angabe Prokops ganz unanwendbar. kaunte, gegeu Sonnenaufgang liegen. Da es an Anhalts- Ebenso hoffnungslos ist jeder Versuch, den alten Kiisten- punkten feblt zu bestimmter Erkennung der Orientierung, platz Aktion wiederzufinden, den Cicero auf einer Reise welche diesem Schriftsteller vorschwebte, vermag man nicht von Patrae nach Brundisium beruhrte. Nur so viel ist sieher zu sagen, welches Vorgebirge damit gemeint ist. Die sieher, dafs er an der Ostkiiste der Insel oder in der Uin- moisten denken an S. Stefauo. Die heutige Benennung der gebung von Kassiope gelegen hat. Denn nur in der Haupt- Landspitzen bringt keine Hilfe. Zwar soli — wie mir stadt und im Hafen Kassiope nahm Cicero langern Auf- Romanos versichert — das Vorgebirge von Aphiona heute enthalt* 2).

III. Das Imi ere. 1. Strafsen und Dorfer. sondern rein griechisch geblieben. Auch die unter der Die Musterung der Uferlinie von Korfu zeigte, dafs ftir Herrschaft der Anjous begonnenen, von den Venetianern die Erschliefsung der Insel durch den Weltverkehr nur nicht ernstlich fortgesetzten Versuche, fiir die romische ein sehr kleiner Teil ihrer Umrisse wirklichen Wert be* Kirche Boden zu gewinnen, haben nur in der Stadt sitzt. Betrachtliche Streoken haben nur die negative Be* voriibergehend Erfolg gehabt. Besonders lahmend wirkte deutung, das Landchen zu isolieren, nicht den positiven die Beschwerlichkeit der Verbindung zwischen Stadt und Vorzug einer Zuganglichkeit ftir die Schiffahrt der umliegen- Land auf den Fortschritt des Landbaus. Die Grundbe- den Meere. Darin liegt die in jedem Zeitalter entschieden sitzer wohnten grofstenteils in der Stadt, seit diese begann, ausgesprochene Einheit der Insel begriindet, die Abhangig- hohere Annehmlichkeit des Lebens zu bieten, und kiimmerten keit ihrer ganzen Flache von einem gemeinsamen, die Be- sich, wenn nur leidlich geniigende Ertrage eingingen, nicht ziehungen zur Aufsenwelt unterhaltenden Mittelpunkt. Die um ihr Eigentum, dessen Bewirtschaftung sie vollig Pach* Kraft dieser Abhangigkeit, die Festigkeit des Zusammen- tern oder Anteilsbauern iiberliefsen. Benza erklart, er hanges zwischen dem Herzen des Landes und den fernsten habe mehr als einen Grundbesitzer gekannt, der seinen Gliedern wird wesentlich durch die Leistungsfahigkeit des landlichen Besitz in seinem Leben nie zu Gesicht bekam. Wegenetzes bedingt, welches von der Hauptstadt aus sich Diese Entfremdung der kapitalkraftigen Eigentiimer von iiber die ganze Insel verzweigt. ihrem Grundbesitz, die stiefmiitterliche Pflege desselben Jahrhundertelang waren die Beziehungen zwischen durch arme Anteilsbauern und Pachter, die aus der Hand Stadt und Land auf Korfu hochst mangelhaft entwickelt. in den Mund lebten, mufste notwendig zum Verfall des Wahrend der ganzen Dauer der venetianischen Herrschaft Ackerbaus fiihren. Bescbrankend auf seine Entwickelung gab es auf der Insel nur Saumwege, keine Fahrstrafsen. wirkte auch die Erschwerung der tlberfiihrung seiner Er- Dieser Umstand trug sicherlich bei zu der merklichen Ver- zeugnisse nach der Stadt. Sie driickte den Preis der Ware sebiedenheit in der Entwickelung von Stadt und Land. und den Lohn der Arbeit. Die Hauptstadt erfuhr eine recht tiefgreifende Romanisierung, Man empfangt im Gesprach mit Korfioten oft den Ein- aber deren Wirkung reichte kaum iiber ihre Thore hinaus3). druck, dafs diese Zustande der venetianischen Zeit ihnen Das Landvolk ist davon nie im mindesten beriihrt worden, nicht mehr in Erinnerung sind. Sie wiirden sonst gerechter sein in der BeurteiluDg der englischen Schutzherrschaft. Wenn man sehen will, was die Englander fiir Korfu ge- D Prok. b. Goth. I ll, 27: βκ παλαιόν μεν (ονόμασαν έπιχοίρωι xvvos κεφαλήν αχραν την μιαν Α'ερχνραε τηε νήσου, ή πρόί άνία- leistet haben, so befahre man das herrliche Strafsennetz der χονια ήλιον ίστιν. Insel, zu dem Sir Fred. Adam den Plan entwarf. 1822 2) Cic. ad Att. VII, 2, 3; vgl. ad Pam. XVI, 9. 3) Das Eindringen der italienischen Sprache in die vollig damit bestanden davon erst die kurzen Anfange der Hauptfaden, vertrauten obern Schichten der Gesellsckaft, die GewohnuDg der Be- die Strafsen von der Hauptstadt bis Govino, bis Alipu und volkerung aD amtlicbe und geschaftliche Verbandlungen darin mufs aucb in der Stadt erst im Laufe der Neuzeit sich vollzogen haben. Am bis in die Nahe des Kressida-Bachs. Bald waren alle drei Ende des Mittelalters war auch die Stadt noch so gut wie rein griechisch. machtig ins Weite gesponnen zu vielfacher Verzweigung. Voyage de Hierusalem publ. par Schefer (ϊ. II du Eecueil de yoy. et doc.), Paris 1882, p. 93. Nicht nur alle grofsern Dorfer der Inselmitte sind Das Innere. 75 angeschlossen, sondern in wohlgelegten Windungen ersteigen Die Fahigkeit und der Eifer der Ingenieure tragen im die Strafsen den Pantaleone-Pafs des Nordens wie die Passe Ganzen nicht ihre voile Frucht. Sie werden vielfach lahm- von A. Theodoros und Stavro zu Seiten des Deka-Gebirges, gelegt durch die fur einen Angeborigen kraftig regierter um auch die fernern Landschaften bis in ihre entlegensten Staaten ganz unglaubliche Parlamentswirtschaft, die in dem Winkel zu durchziehen. Nur der schwierigste Teil des kleinen Griecbenland sich entwickelt hat. Die Parteibildung Landes, das Pantokratormassiv samt seinen ostlichen und vollzieht sich dort nicht auf dem Boden fester politischer nordlichen Auslaufern, blieb bisher aufserhalb des Netzes, Grundsatze, sondern im Anschlufs an einzelne, fiibrende an dessen Erweiterung nun die Griechen fortarbeiten. Personlichkeiten. Die Folge davon ist die geringe Starke In manchen Reisewerken aus dem ersten Jahrzebnt der der jeweiligen Mehrheit und namentlich ihre geringe griechischen Herrschaft wird der Verfall der schonen eng- Festigkeit und Zuverlassigkeit. Dieser Umstand sichert lischen Strafsen beklagt. Die Klage ist in dieser Allgemein- dem einzelnen Mehrheitsmitglied einen ganz ungebiihrlichen heit heute nicht mehr am Platze. Wohl kommt es vor, Einflufs auf die Entscheidungen der Regierung, welche, dafs einzelne Strafsenzweige, Sackgassen, an denen nur eine um nur ' ihre Anhanger beisammen zu halten , oft Ortschaft interessiert ist, z. B. die Strecken von Vuniatades ihre Stimmen durch weitgehende Willfa-hrigkeit gegen ihre bis A. Matthias, von Karkavelas bis Marmaro, dauernd in besondern "Wiinsche zu erkaufen hat. Der erste, natur- ganz unfahrbaren Zustand geraten, andre nach starken gemafse Wunsch des Abgeordneten ist die Sicherung seines Beschadigungen wochenlang unausgebessert liegen bleiben; Sitzes durch augenfallige Anstrengungen im Interesse seiner aber die grofsen Hauptstrafsen, selbst eine solche Luxus- Wahler. Bei der Kleinheit der Wahlkreise (8- bis 10 000 strafse, wie die nach Palaeokastritza, sind in vortrefflichem Einwohner) handelt es sich dabei immer um Kirehturms- Zustand. Ein erheblicher Teil der Einnahmen der Insel politik. Strafsenbauten spielen darin eine Hauptrolle. Je (2 Prozent) wird fiir die Erhaltung und weitere Entwicke- nachdem nun bald dieser, bald jener Abgeordnete, unter- lung des Strafsennetzes zuriickgehalten, und einige Ingenieure stiitzt von einer Clique, die auch auf ihn in ahnlicbem sind unter der bewahrten Leitung eines Deutschen, Herrn Falle rechnen kann, den Minister zur Anregung von Vor­ Hofslin, bestandig beschaftigt im Strafsenbau oder wenig- arbeiten oder zur Beschleunigung des Ausbaus einer Strafse stens in dessen Vorbereitung. Eine Menge, zum Teil weit seines Bezirkes gedrangt hat, werden die Ingenieure von aussebender Gedanken unterliegen gleichzeitig ihrer Er- einer Arbeit, die unvollendet liegen bleibt, plotzlich zu einer wagung. Man macht Vorarbeiten zu einer Strafse, welche andern abberufen, der ein gleiches Schicksal bevorsteht. die ganze Insel in geringer Entfernung vom Ufer umziehen Unvollendete Strafsen sind desbalb eine besondre landschaft- soli, und denkt dabei zunachst an die TJmgehung des nord­ liche Eigentiimlichkeit Griechenlands. Auf Kephalonia sah lichen Berglandes, an die Verkniipfung Kasopos mit der ich mehrere; auch auf Korfu feblen sie nicht ganz. Wenn Hauptetadt. Man vergegenwartigt sich die Yorteile und diese Strecken im Anschlufs an fertige Strafsen beginnen Annehmlichkeiten, welche aus der Eroffnung eines zweiten und dann nur langsam mit bedeutenden Unterbrechungen tJbergangs iiber das Gebirge im Pafs von Spartila erwachsen der Arbeit nach neu anzuschliefsenden Ortschaften vor- wiirden. Er konnte ohne Schwierigkeit einerseits den An- riicken — wie z. B. dicht nebeneinander die lange unvoll­ schlufs an die Pantaleonestrafse bei Chorepiskopus gewinnen, endet liegenden Anfange der Strafsen von Pyrgi nach anderseits fortgefiihrt werden nach Nyphaes und Episkepsi Spartila und nach Barbati — so wird man schon die und so endlich die Verbindung dieser beiden Orte herstellen, fruchtlose Zersplitterung der Mittel bedauern. Aber die welche die Englander nicht nur geplant, sondern schon vor- voile Planlosigkeit der Wirtschaft tritt unverhiillt zu Tage, bereitet batten durch Erbauung eines herrlicben Briicken- wenn man mitten in unfahrbarer Gegend ein Strafsen- bogens, der heute als ein ruhmliches, aber nutzloses Denk- stiickchen ohne verstandlichen Anfang und Ende findet. mal ihres Wirkens neben der Furt eines elenden Saum- Ich sah 1885 solch eine Strecke vortrefflich angelegten weges sich uber einen Wildbach hiniiberschwingt. Auch Fahrwegs mitten zwischen den Dorfern Makrades und in der Mitte der Insel bleibt noch manches zu thun; so Lakones. Selbst wenn sie bis zu beiden Dorfern gereicbt empfinden die Bewohner von Sinarades die Verbindung hatte, ware sie immer noch nutzlos geblieben. Denn mit ihrem ausgedehnten Besitz im Ropa-Thal als ein Be- keins von ihnen besafs Fuhrwerk, und Lakones strebte friedigung heischendes Bediirfnis. Aber die Ausfiihrung immer noch vergeblich nach dem Anschlufs an die schone dieser schonen Gedanken riickt nicht vom Fleck, wenn Hauptstrafse, die von der Hauptstadt nach Palaeokastritza nicht zufallig woblhabende Privatleute, wie bei der Strafse fiihrt. So sind eine Menge Strafsen geplant, eine Menge von Pyrgi hinauf nach Spartila die begiiterte Familie Cola, im Stadium vorbereitender Studien, eine Reihe sind im dafiir thatkr'aftig eintreten. Bau oder liegen unvollendet, fertig werden wenige. 10 ^ 76 Partsch, Korfu. tTberbliokt man die Verzweigung des Strafsennetzes, so iiberzeugend spricht fur eine albanesische Ansiedelung der erkennt man leieht, wie klar seine Hauptlinien von der Dorfname Liapades; denn Liitpides — so schreibt den Natur vorgezeichnet waren. Lange vor ihrem kunstgerechten Ort noch die offizielle Statistik — sind die Bewohner von Ausbau dienten sie dem Verkehr. Wahrscheinlich waren Ljaberi, dem keraunischen Bergland bis nordwarts zur sie schon mafsgebend fiir den Zug der allmahlich fort- Yoiutza-Miindung. Auf eine sudlichere Gegend, das Hinter­ schreitenden Besiedelung der ganzen Insel. Leider feblt land von Butrinto, weist der Name Vageniti, welcher in fiir eine Darstellung ihrer Siedelungsgeschichte das einer Urkunde von 1373 die Menge der festlandischen, auf unentbebrlicbste Material. Aus dem Altertum sind fiir das Korfu sefshaft gewordenen Feldarbeiter zusammenfafst t). Land nur einzelne, nicht mehr ortlich. zu deutende Ur- Das zunachst gegeniiberliegende Festland hat iiberhaupt kunden erhalten *). Aucb die Umgestaltung der Ansiede- wohl den starksten Beitrag zu der im Mittelalter auf Korfu lungen im Mittelalter vermag man nicht mehr zu iiber- sich vollziehenden Volksmischung geliefert. Noch in unserm sehen. Gerade iiber der entscheidendsten Periode der Jahrhundert sind nicht nur alljahrlich von den Scharen Byzantinerzeit nach Abschlufs der Volkerwanderung liegt albanesischer Arbeiter, welche zur Olernte auf die Insel volliges Dunkel. Yon den Yerschiebungen der Bevolkerung, heriiberkommen, einzelne Leute auf ihr zuriickgeblieben, die sich in dieser Zeit vollzogen, ist nur ganz zufallig durch sondern bisweilen ganze Auswandererziige, die dem Druck einen von Gregor d. Gr. entschiedenen Streit zweier des Tiirkenjoches entwichen, ihr zugefiihrt worden. Diese Bischofe ein Beispiel der Nachwelt iiberliefert worden: die Kolonien verschwinden immer auffallend schnell unter der Ansiedelung einer epirotischen Kolonie am Kastell Kassiope griechischen Nationalitat, die bekanntlich gerade den Alba- im Jahre 6041 2), in einer Gegend, deren epirotischer Name nesen gegeniiber eine erstaunliche Fahigkeit bewiesen hat, schon daran erinnert, dafs seit alter Zeit dieser Punkt fremde Elemente aufzusaugen und dem eignen Yolkstum starkster Annaherung ans Festland dessen Bewohnern den vollig einzuverleiben. In Kanali Arvanitiko (Canal Albanese) tTbergang auf die Insel erleichtert hatte. hat sich die albanesische Sprache allerdings noch erhalten. Einige Winke fiir weitere Vermutungen bieten die Aber andre Kolonien in Moraitika (1766 Albanesi Villa Ortsnamen, eine Quelle, welche bei dem Mangel an S. Giovanni de Moraiti), in Neochoraki (Neochori Alba­ urkundlichen Grundlagen fiir die Bevolkerungsgeschichte nese), Analipsi &c. sind vollkommen hellenisiert. Die Er- eine hohe Bedeutung gewinnt, aber bei der Unsicherheit fahrungen der Gegenwart machen es ganz begreiflich, dafs der altesten, echten Namenformen nur mit hochster Yorsicht der durch viele Jahrhunderte anhaltende tropfenweise Zu- verwertbar ist. Manche Ortschaften auf Korfu sind augen- flufs albanesischer Elemente fur die Blutmischung der Be­ scheinlich benannt nach der Herkunft einer mittelalterlichen volkerung sehr bedeutend ins Gewicht fallen und doch in Kolonie. Am zuversichtlichsten wird man dies versichern, der Sprache und dem Ortsnamenschatz der Insel nur wenn diese Namen Gebieten entlehnt sind, welche auch geringe Spuren hinterlassen konnte. Yon den Dorf- sonst als Ausgangspunkte mittelalterlicher Auswanderung namen der Insel ist nur einer mit Sicherheit als rein bekannt sind. So findet das korfiotische Lakones Gegen- albanesisch zu bezeichnen: Lutzes im Gebirge des Nordens stiicke in den tsakonischen und mainotischen Ansiedelungen, {λοντσε = Schmutz, Pfiitze; auch als Ortsname in Albanian welche in Akarnanien, Epirus und Thessalien teils aus- nachweisbar). Bei Skripero (vgl. Skripu in Bootien) mockte driicklich bezeugt, teils' aus Ortsnamen erkennbar sind3); man am ehesten an das albanesische Schkrep (Felsenhang) so steht auch dem korfiotiscben Kritika {Κ ρ η τικ ό) die bis denken, und in den Bergnamen Pylides, Maltahna, Kavlo- ins 14. Jahrhundert in ihrer Selbstandigkeit erkennbare kodrako2) konnten vielleicht die albanesischen Worte fiir kretische Kolonie in Thessalien gegenuber^). Diese Stiitze Wald (piil), Berg (malj) und Hiigel (kodre) mit enthalten auswartiger Analogien fehlt bei Athini (Λ&ψιοι, Άόηναΐοι ?) sein. Aber zu einer Gewifsheit ist nicht durchzudringen, und Anaplades, das gewifs von Napoli di Romania (4vu n )u ) da die heutige, nicht leieht festzustellende Schreibart dieser Bevolberungszuschufs und den Namen erhielt. Unmittelbar Namen keinerlei Sicherheit iiber ihre urspriingliche Gestalt

D C. I. Gr. 1840: iv Mol.OY.avu. iv Μ ιν ω ία . iv τα ν ά ο φ (Vido). gewahrt. Nur in einem Punkte hat Albanien auf die (τιl Α ι π ά ρ α . ev τα Ήραΐδι. iv Σ χ ιν ο ΰ ρ ι. iv τα Άλλανίδι χώμα. Landbevolkerung von Korfu einen ganz entscheidenden 1845 εν Καρνχτά. Wiewohl diese Ortlichkeiten anscheinend saratlicli der Stadt naho lagen, ist eine Bestimmung nur in zwei Fallen moglich. Einflufs ausgeiibt. Die prunkvolle Tracht, namentlich die Auch der Name Euboea, der auf Korkyra vorgekommen sein soil (Strabo X, 1, 15. p. 449) und vielleicht eine Hinterlassenschaft der 1) Ί. Ρωμαιώς, Αημοαία Κβρκυραΐκη πράί-is λατινιστί συντε­ alten Kolonisten aus Eretria war, ist nicht mehr topographiscii unter- ταγμένη περί άποδόοεωε ePelobovXwp ex Βαγενετι'ας τής Ήπειρον, zubringen. i v Κ ε ρ χ ν ρ α 1882. a) Gregor. Magn. Epist. XIV, 7. 8. 13. 2) Der S. 19, Anm. 1 mitgeteilte kiihne Deutungsversuch dieses 3) Die Nachweise bei Sathas. Doc. ined. IV, p. XLI. Namens triift, wenn er sich auch auf das feine Spracbgefiihl eines ein- 4) Kantakuzenos II, 25. 278. heimischen Beobachters stiitzt, doch schwerlich das Richtige. Das Innere. 77 Festkleidung der Frauen ist in alien Teilen albanesischen Darf man aus der Vereinigung dieser Namenklasse Yorbildern entlehnt. Darin liegt ein recht gewichtiger auf die aufsersten Enden der Insel im SE und NW den Beweis fiir die Starke des albanesischen Zusatzes in der Schlufs ziehen, dafs diese Hiigellandschaften durch die hier vollzogenen Volksmischung. Stiirme der Volkerwanderung besonders hart betroffen Albanien und Korfu haben auch miteinander eine wurden und spater den kraftigsten Zuflufs fremder Ein- Klasse von Ortsnamen gemein, welche im Westen Griechen- wanderer aufnahmen? Der iibrige Bestand an Ortsnamen lands nur noch in Elis mehrfach wiederkehrt. Das sind wiirde solch einer Yermutung nicht widersprechen. Denn die Namen auf —ades, iiber die mir mein Freund Romanos, gerade diese Teile der Insel haben viele Ortsnamen von der iiberhaupt gerade auf onomatologischem Gebiete mich echt mittelalterlichem Geprage. „Auf die soziale Lage der sehr wirksam unterstiitzte, recht gute Mitteilungen machte. an die Scholle gebundnen Bevolkerung beziehen sich offen- Er schreibt: „ Korfiotische Dorfnamen mit der Endung bar die im NW der Insel vorkommenden Dorfnamen Agi —ades werden zum ersten Male erwahnt in einer Urkunde Duli und Agraphi. Die Agioduli waren die Horigen der von 1347; sie zahlt die Ortschaften auf, welche an der Kirchengiiter *), die Agraphi (ά γρ α φ ο ι) die nicht in die Griindung der Kirche auf dem Pantokrator-Gipfel mit Bei- Rollen der Barone eingetragenen Horigen im Gegensatz zu tragen sich beteiligten t). Darunter kommen vor Sgurades, den ενεπίγραφοι oder γ ρ α μ μ έ ν ο ι, wie noch heute vielfach die Michalakades, Peratimades, Kyprianades, Zacbeirades. Nur abhangige Bauernschaft von Korfu genannt wird 2). Mit dem der letzte dieser Namen scheint in streng regelmafsiger Namen Agi Duli lafst sich der von Chorepiskopus vergleichen; Weise gebildet als Plural des Familiennamens Ζ α χ ειρ ά ς , es war die Pfriinde des Chorepiskopos, eines Erzpriesters, wie ahnlich wie den Ortsnamen Magulades, Gavrades, Dukades wir etwa sagen wurden. Kirchenland kurzweg bezeichnet die Familiennamen Μαγουλάς, Γαβράς, Λουκάς zur Seite auch der am Nordrand des Pantokratorgebirges auftretende treten. Die iibrigen vier sind bereits in falscher Analogic Name Episkepsi ^Επίσκεψις)·, es ist der offizielle byzau- zu den eben angefiihrten Formen hergeleitet von ganz tinische Ausdruck fiir einen der kirchlichen Rechtsprechung anders endenden Personennamen Sguros, Michalakis, Pera- unterworfenen Bezirk.“ Auch der Siiden hat an solchen timos, Kyprianos." Vielleicht liegt darin ein Hinweis auf Namen einen Anteil mit dem Dorfe (E)piskopiana. ein wesentlich hoheres Alter dieser Klasse von Ortsnamen. Noch jiinger sind die schon an frankische Einwirkungen Im selben Sinne ist auch die auffallende Thatsache ver- erinnernden Namen, so in der Nordwestecke der Insel wertbar, dafs gerade die einst kraftig entwickelten Familien, Kastellanus und Kavalluri, in der Inselmitte ein andres welche den einzelnen Dorfern den Namen gaben, heute nicht Kastellanus und Kalaphationes3). nur in den gleichnamigen Ortschaften, sondern iiberhaupt Ziemlich j unger Entstehung diirften dann aufser den bis auf geringe Reste verschwunden sind* 2). Jedenfalls Namen, welche geradezu auf eine Kolonisation hinweisen, sind diese Namen auf —ades beinahe samtlich durch- auch die farblosen Namen sein, welche einfach eine An- sichtige Patronymika. Wenige sind andern Ursprungs, so siedelung bedeuten (Kalyvia, Perivoli, Agros), und die be- die schon erwahnten Liapades und Anaplades. schreibenden, welche die Lage (Yuniotes, Antiperni, Mesaria, Auffallend ist die raumliche Verteilung dieser Orts­ Mesongi) oder einen Zug in der Naturausstattung des Ortes namen auf —ades. Sie drangen sich in der Nordwest- (Krini, Potamo, Pot4mi, Marmaro) hervorheben. Freilich ecke und im siidostlichen Zipfel der Insel in grofster Zahl ist gerade bei manchen von ihnen auch ein ziemlich hohes zusammen. Im NW einer Linie, welche von Karusades iiber Alter nicht ganz undenkbar. Die Entscheidung wird in Kyprianades, den Pantaleone-Pafs, Gardelades, Kanakades bis vielen Fallen die Wortform geben. So wird man eine Giannades zieht, tragen von 45 Ortsnamen nicht weniger im nordlichen Bergland haufige Namenbildung, die Orts­ als 25 diese Form, in Levkimo sieben. Im mittlern Teile namen auf —ila vorlaufig eher fiir byzantinisch als fur der Insel sind die Patronymika auf —ades (vier) auf die antik ansehen diirfen, weil in sie Wortelemonte eintreten, westlicben Hiigelriicken beschrankt. In der Umgebung der die dem Altertum noch fremd zu sein scheinen. Die im Hauptetadt und im Pantokrator-Gebirge fehlen sie fast ganz. Sgurades steht dort vereinzelt da. !) vgl. die Urkundo von 1228 bei Mustoxidi, Coso Corcireei LVII, Z. 26: ότέρα δωρεά άγιοδονλων τριάκοντα κατά διαφόρονε καιρουε x) άπο to χωρΐον τψ ΌμαΙήε, xai Έπιοχέ·ψηε xai Σγονράδων, δωρηϋ'έντων τί] ΈκκΙηοία. Περίγεια, Σινάε, ΣτρηνΙΙαε, Λανχηε, ΣπαρτΙΙαε, ΜιχαΧακάδεε, Θεο- 2) Unediorto Urkunde Michaels 11, Despoten von Epirus (1236) in δίδων, Σωκράχι, Ζυγόν, 'ΡοδΙνεε, Κτηματία, Jiakavew, Περατιμάδων, lateinischer lJbersetzung erhalten im grofsen Archiv zu Noapol (Registri Κνπριανάδων,ΆγιοιδαΰΙοι, ΙΙρομαχήδι, Νυφέε, Παρειά, Ζαχειράδων, Angioini Nr. 359. fol. 49. Karolus 111, 1382 bis 1383). Mitteilung Λευχοράμι. Die Urkunde beiindet sich im Archiv der Steuerbehordo von Prof. Romanos. (είεπραχιορείον) zu Korfu. 3) lluckon, Reck, hist, sur la principaut6 do Mor6e. Paris 1845, 2) Gregoroyiue irrt, wenn or von Dukades das Gegonteil versichert. II, p. 506, 78 Partsch, Korfu. Volksmund selten vernehmbare voile Form dieser Namen desgleichen der Name Kratzalo, welcher nur den bergigen geht auf —ilas aus: Spartilas (d Σπαρτίλας), Strinilas Teil von Aghiru, das Hochland des Arakli und Chelidoni, (d Στρηνίλας), Prinilas (d Π ρ ινίλα ς ). Vollkommne Ana- umfafste. Diesen samtlichen Namen und den darin ver- logien sind der Bergname Kuramilas bei Lavki und der korperten Begriffen kann man getrost eine langere Dauer Flufsname Daphnilas, welchen auf der Karte bei Marmora versprechen als der neuen amtlichen Einteilung in Epar- (1672) der Stravopotamo tragt. Der Reichtum der Ort- chien und Dimen, deren Namenschatz aus willkiirlich unter- lichkeiten an Ginster (σπαρτός), immergriinen Eichen (πρίνος), gebrachten antiken Resten, mittelalterlichen Erinnerungen Erdbeerbaumen (κουραμ ιά, altgriechisch κόμαρος) und Lorbeer und neuen Erfindungen armlich zusammengestoppelt ist. (δά φ νη ) hat diese Namen eingegeben. Bei Strinila ist der Die Landschaft Oros, das nordliche Bergland vom rauhe Kalkstein des Gebirges (στρηνάρια, στρηναρδπιτρα, Nord-Kanal westwarts bis an den Pantaleone-Pafs und den wohl verwandt mit dem antiken στρηνης = rauh) der Typhlopotamo, umschliefst die unwirtlichsten, felsigsten namengebende Besitz gewesen. Es ware von Interesse, Striche der ganzen Insel. Die Scbatzung Benzas, dafs wenn Sprachkenner die Verbreitung und das Alter dieser kaum ein Fiinftel der Bodenflache hier dem Anbau dienst- Wortbildungen, zu denen auf Korfu wohl noch Arilas und bar gemacht sei, wird noch heute zutreffen. Am gleich- Arkodila hinzuzurechnen sind, festzustellen vermochten. Aus mafsigsten mit kleinen zerstreuten Siedelungen bedeckt ist dem Altertum kenne ich keine vollkommen vergleichbaren heute der Ostfliigel des Gebirges, namentlich der sonnige Falle (Aegila, Skandila). Finden sich dennoch welche, so Siidhang. Aber die zahlreichen Weiler, die aus dem Griin konnte die Thatsache Wicbtigkeit gewinnen, dafs diese seines Olwaldes freundlich herausblicken, sind meist erst Namen auf —ilas gerade in dem nordlichen Gebirge auf- im letzten Jahrhundert entstanden. Die Zeit ist noch nicht treten, welches in Orts- und Bergnamen manche recht alte, lange vergangen, in welcher den Inselbewohnern diese echt griechische Elemente bewahrt zu haben scheint (Yistona, Yerteilung auf einzelne Hofe und kleine Hausergruppen Pagi oder Spagus, Peritheia, — Arakli, Chelidoni, Katar- verwehrt war durch die bestandig fiber ihnen schwebende rachti, Lasis, Stravoskiadi). Gefahr des Angriffs von Seeraubern. Wie viele Teile der Diese Haufung alter Namen im Gebirge konnte vielleicht Insel in einem „Wachtberg“ (Vigla oder Merovigli, d. i. darauf deuten, dafs gerade hier die alte Bevolkerung sich ήμίροβίγλη, Tagwache) ein Andenken an die lange Un- reiner, freier von fremdem Zudrang zu behaupten vermochte. sicherheit des Meeres bewahreD, heifst auch der Haupt- Im Ubrigen scheint mir kein Ergebnis der Suche nach gipfel dieses Gebirgsflfigels Viglaes. Fur jene ordnungs- Namen hohen Alters ausreichend festzustehen. Wohl losen Zeiten war der Zusammenschlufs der Bevolkerung in finden sich auch in der Mitte der Insel, welche ein be- grofseren fest gelegenen oder gut verborgenen Ortschaften sonders reiches Gemenge jiingerer Namenselemente empfing, unerlafslich. Die Entwickelung solcher aber war gebunden eine Reihe Namen, die recht wohl aus dem Altertum ver- an die wenigen mit Wasser reichlich versehenen Platze. erbt sein konnten (z. B. Ropa, Ermones), und den Orts- Die hier herrschenden diinnplattigen Jurakalke sind ganz namen Chlomo vermag man bis in die byzantinische Zeit quellarm. Aber uberall, wo die thonigen Liasschichten zuriickzuverfolgen*). Aber im ubrigen mag die Auswahl durch die in das Gebirge eingreifenden Thalfurchen auf- alter Namenformen, aus denen Erinnerungen einer fernen geschlossen wurden, bricht das Wasser in Quellen hervor Vorzeit sprechen konnten, namentlich das Aufspiiren ver- oder sammelt sich wenigstens in ausreichender Menge, um meintlich phonikischer tlberbleibsel (Marathia) denen iiber- zahlreiche Brunnen zu speisen. Diese wasserfiihrenden lassen bleiben, welche auf dem glatten Boden dieser sprach- Fleckchen des Lias zogen naturgemafs die altesten Ansiede- lichen Forschung sich sicherer fiihlen2). Es ist Zeit, von lungen auf sich. An ihren Brunnen liegen die beiden den Namen auf die Dinge iiberzugehen. alten Dorfer Perithia (420 bis 465 m) und Sinies (475 m) zu beiden Seiten des Gebirgskammes, und auch die beiden In der Bevolkerung von Korfu ist noch heute das Be- sfidlichern, tiefer gelegenen Liasvorkommen von Palaeospita wufstsein der angiovinischen Einteilung der Insel (d. h. die alten Hauser 312 m) und Karya (340 m) batten lebendig, welche die Venetianer beibehielten. Die Benen- um ihre Brunnen einst standige Siedelungen gesammelt. nungen der vier Balleien (baiulationes), in welche die Insel Die Sinioten bewahren die t)berlieferung, ihr Dorf habe zerfiel, Oros, Aghiru, Mezzo oder Mezzaria und Levkimo ursprunglich bei den Brunnen von Karya gelegen. Kriegs- (Aleftimo) sind als Landschaftsnamen in Gebrauch geblieben, gefahr — vermutlich die Bedrohung durch Korsaren — bestimmte dann die Bevolkerung, diesen bequemen, der See *) Goorgios Fbrantzes. C. Scr. Hist. Byz. XXXVI, p. 411: i v τφ Χ λ ο μ ψ . ziemlich nahen und weit in sie hinausschauenden Platz 2) Vgl. EJ· Oberhuinroer, Die Pbonizier iu Akarnanien. Mfinchen 1882. aufzugeben und sich tiefer ins Gebirge, ganz an den Fufs Das Innere. 79 des Pantokrator zuriickzuziehen in einen Thalwinkel, den gegen den See Antinioti gelegenen Weilern zu, wenn ein vorgelagerter Hohenriicken (Psevdomeri) so verbirgt, dafs das Versiegen der Brunnen, die Miickenschwarme und das Dorf weder von Korfu noch von der See aus wahr- die Malaria sie aus den tiefer liegenden Wintersitzen nehmbar ist. Hier blieben die Sinioten vereint bis an den verscbeuchen. Anfang, teilweise noch bis zur Mitte unsres Jahrhunderts. Weit ungiinstigere Lebensbedingungen als der Ostflugel Ihre Weinberge und Olwalder dehnten sich von hier iiber des Gebirges bietet menschlichen Ansiedelungen die Ober- eine Meile weit ostwarts an dem hohen Gehauge, das von flache des Pantokrator·Massivs. Die nicht unerheblichen, tiefen Schluchten so zerrissen ist, dafs nur hooh an den freilich schon stark gelichteten Bestande von Knoppereichen Wurzeln all dieser Wasserrisse ein Weg an der Leline in den Thalfurchen, welche den Nord- und Nordwestrand sich fortfiihren liefs. Die weite Entfernung des bebauten gliedern, liefern einen nicht zu unterschatzenden Beitrag Landes vom Dorfe legte vielen den Wunsch nahe, sich zum Erwerb der drei kleinen Bergdorfer. Lavki (426 m) — sobald Ruhe und Frieden auf Land und Wasser auf einem Auslaufer des Gebirges zwischen nordwarts herrschte — lieber bei ihren Feldern und Garten einen ziehenden Thalchen hat ziemlich fruchtbaren Boden und Hof zu bauen. Nach und nach zogen immer mehr Familien lebt vornehmlich von Feldbau und Kleinviehzucht. Strinila aus dem alien, allmahlich verfallenden Dorfe heraus und (670 m) und Betalia (ca 630 m) aber in hohen Thalnischen bauten sich in weiter Zerstreuung im Olwalde neue, weit am Westrande des Karst-Plateaus liegen umfangen von in die Ferae schimmernde Hauschen, dabei immer Zisternen, recht armem Kalkgebirge. Ein Teil ihrer Bevolkerung die zum Teil recht sorgfaltig angelegt und unter gutem sucht Arbeit auf den Feldern des Niederlandes der Insel- Verschlufs gehalten sind. Immerhin sehnen sich auch diese mitte. Vori dem der Gemeinde selbst gehorigen ausge- Leute, trotz der rnilden Kiihle, die das Regenwasser in den dehnten Areale haben fast nur die Weinberge, die unter- tiefern Zisternen annimmt, nach einem Trunk aus leben- halb der Ansiedelungen liegen, wirklichen Wert. Das weite digem Quell. Aus weiter Entfernung, beinahe stundenweit, Karstfeld der Hohe ist wiist bis auf etliche Maisfelder, kommen sie nach den wenigen Brunnen und den seltenen welche auf der thonigen roten Erde der Dolinen viel Quellen (bei Gimara, Γ η μ ά ρ α und Rhu) des diirren Berg- frischer die Sommerdiirre uberdauern als auf den Hiigeln landes, um auf ihren Eselchen in kleinen Tonnen sich den um die Hauptstadt. tiiglichen Trinkwasserbedarf zu holen. Das kostet zwar Die siidliche Halfte des Plateaus gehort bereits zu Spar- nach unsern Begriffen unverhaltnismafsig viel Zeit, aber tila. Dies Dorf hat eine herrliche Lage. Im Angesicht daran mangelt es den Leuten hier nie. des tief darunter hingebreiteten Golfes von Korfu bauen In mehr zentraler Lage fiir all die verstreuten Weiler seine engen, verworrenen Hauserreihen sich auf an einer haben die Sinioten sich nun auch ihr neues Kirchlein ge- steilen Lehne, die uberragt wird von den grauen Felsen- baut, A. Varvara (388 m), wo ich zu Ostern ibre hiibschen wanden des Stravoskiadi. Der Schutz gegen Norden, die Frauen und Madchen beim Abendmahl versammelt fand. voile Wirkung der kraftigen Besonnung ermoglichen trotz Auf den ersten Blick uberrascht die hohe Lage dieser der betrachtlichen Meereshohe (350—390 m) auch zartern Dorfkirche, beinahe 400 m iiber dem Meere, aber sie ist Gewachsen das Fortkommen. An Wasser fehlt es nicht. wirklich die durchschnittlich geeignetste: nahe an einem Aufser etlichen 30 Brunnen brechen hier einige Quellen Sattel (Porta) des Kammes, an dessen beiden Seiten die hervor, eine besonders kraftige unterhalb des Ortes am Hauser sich weit verteilt haben, iiberdies an dem Haupt- Kloster der Panagia. Kein Wunder, dafs der schone Platz wege, der die vielen Schluchten an ihrem obersten, minder mit dem beherrschenden Ausblick auf Insel, Meer und tief gefurchten Ende fassen mufs, um sie leicht zu iiber- Festland schon den Alten gefiel. Romische Miinzen, die queren. Das alte Dorf Sinies am Fufs des Pantokrator man in den Brunnen fand, biirgen fiir die friihe Entstehung ist nur noch ein Ruinenhaufe. Es wiirde vollstandig ver- des Ortes. lassen liegen zwischen den eben so verfallenen Berg- Spartila ist das erste der Dbrfer des Flysohgebietes, wanden. die der Regen zernagt, wenn nicht einige Familien, welches den SW*, W- und N-Fufs des Pantokrator-Massivs deren Felder an dem ungesunden Vorgebirge S. Stefano umgiirtet und durch seinen verhaltnismafsig bedeutenden liegen , wenigstens im Sommer hier oben ausbalten Reichtum an Brunnen und Quellen eine unverkennbare miifsten. Anziehung auf menschliche Siedelungen ausgeiibt hat. Halb verfallen ist auch das alte Bergdorf Perithia Auf ihm liegen hart unter den KalkschrofFen des Gebirges im entsprechenden Thale des Nordbangs. Im Winter Sgurades (412 m), Omali, Episkepsi (270 — 300 m) und ist es ganz unbewohnt. Nur den Sommer bringt hier A. Panteleimon, weiter im Vorland Zyg6 auf einem Sattel die Bevolkerung von Lutzes und den weiter abwarts zwischen zwei Hiigeln (330 m), Klimatia und das viel- 80 Partsch, Korfu. leicht nach semen kraftigen Quellen benannte Nyphaes namentlich beherrscht weite Hiigelgelande, auf deren lich- (ca 170 m)1). Weinbau beherrscht den grofsten Teil dieser tem Sande in vor Glut zitternder Luft die niedrig hangen- Mergelhiigel. den schwarzblauen Trauben zu herrlicher Siifse und Saft- Auf der Hohe des Hauptkammes (450 m), zwei Stunden fiille gedeihen. Der feurige Wein von Spagus wird zu den westlich von Spartila liegt das schone Dorf Sokraki, mit besten der Insel gezablt, — und wie ziert er den anmutigen freier Aussicht auf das mittlere Korfu, zu dem die Kette Ort! Die an der sanft geboschten Lehne locker zusammen- bier sehr schroff abfallt. Den Blick nach Nor den ver- gereihten Hauser verschwinden halb in der Umarmung der schliefst fur den grofsten Teil des Ortes ein kleiner, fruchtbeschwerten Ranken. Die samtliehen Orte am Ge- kaum 20 m hoher Felsriicken, der das Dorf gegen die birgsrand, Prinila unter dem Felsabsturz des Chelidoni, Nordwinde deckt und seinen Weingarten das von Siiden Spagus zwischen dem schroffen Bergfufs des Katarrachti einfallende Licht zuriickstrahlt, Es ist das sauberste Dorf und einer dicht vor dem untern Saum des Dorfes sich des ganzen Berglandes. Wein umrankt die kleinen Treppen- offnenden, tiefen Mergelschlucht, Vatoniaes in einer von aufgange und Yorbauten der Hauser, alle Garten sind gut Wasserrissen immer weiter vertieften Nische des Gebirgs- gepflegt, jede Wanne x’oter Erde auf dem Kalkstein ge- randes, Arkadades unter drohend dariiber hangenden Kalk- wissenhaft mit eingesetzten Rebstocken ausgenutzt. Nur wanden an der Wurzel eines schmachtigen, weit gegen ausreichendes Wasser mangelt dem Ort. Die Brunnen ver- Norden ziehenden Hugelzuges, Chorepiskopus, angeklebt an siegen schon Ende Juni, dann mufs das Wasser, soweit man den Steilhang einer Felsenbastion mit zwei klotzigen, platt sick nicht mit Zisternen begniigt, eine halbe Stunde weit abgeschnittenen Gipfeln, — alle diese Dorfer vereinen mit heraufgeholt werden vom Nikolaus-Kloster. Die Plur des einem grofsartigen Wechsel landschaftlicher Bilder die an­ Dorfes dehnt sich westwarts weit, doch ziemlich nutzlos mutigen Reize einer eifrigen Pflege des Bodens und eines aus iiber die Abhange des Pylides. Yon seiner alien riihrigen, liebenswiirdigen Yolkslebens. Vielleicht liegen Waldung haben die Hirten noch ein paar immergriine hier noch unentdeckt Malernester der Zukunft. An wiir- Eichen mit stachligen Blattern (π ρινά ρ ια ) stehen lassen als digen Vorwiirfen konnte es der Kunst hier nicht fehlen. Schutz der Schafe und Ziegen gegen den Sonnenbrand. Man kann weit durch die Welt gehen, ehe man ein so Den Sudfufs des Gebirges beleben vier wohlgebaute fessolndes Landschaftsbild findet, wie den alten festen Hort Dorfer am Rande der kleinen fruchtbaren Ebenen, welche Aghirus, Angelokastro. den Saum der Berge von den Hiigeln der Inselmitte Zwei tief eingegrabene Schluchten haben aus dem festen sondern. Der ostlichste und der westlichste dieser Orte, Zusammenhange der 1000 Fufs hohen Uferwand die Felsen- A. Markos unweit der Bucht von Pyrgi und Dukades am zunge herausgeschnitten, auf deren Ende der machtige Ausgangspunkt eines Saumweges, der iiber den Pafs A. Anna * Kalksteinklotz emporragt, mit jahen, teilweise uberhangenden nach dem Nordwesten der Insel fiihrt, sind in ihrer Ent- Wanden abbrechend gegen die an seinem Fufse donnernde wickelung merklich zuriickgeblieben hinter den beiden mitt- See, wie gegen die Thalrisse zu beiden Seiten. Nur von leren, Korakiana und Skripero, die zu den stattlichsten der Landseite, vom Dorfe Krini her, ist die natiirliche Ortschaften der ganzen Insel gehoren. Die Ebene zwischen Felsenburg ersteigbar, aber auch hier hebt sie mit steilem ihnen ist sorgfaltig bebaut. Yon Korakiana fiihrt eine Hange 70 m hoch sich ab von dem schmalen Riicken, der kleine Strafse empor zu dem hoch dariiber liegenden So­ sie an das Hinterland kniipft. Die Ortlichkeit ist so voll- kraki , von Skripero die belebte Hauptstrafse in vielen kommen geschaffen fiir eine Festungsanlage der Zeiten mit Windungen hinauf nach dem Pantaleone-Pafs. unvollkommenen Fernwaffen, dafs man meinen mochte, hier Sie vermittelt den ganzen Yerkehr der Hauptstadt mit miisse, seit Mensehen in Aghiru lebten und sich zu wehren dem Nordwesten der Insel, der Landschaft Aghiru* 23). hatten, ein festes Bollwerk zum Schutze des Landes ge- Das ist der am dichtesten besiedelte, am vollstandigsten standen haben. Aber die Entstehung der Burg gehort dem Anbau unterworfene Teil der Insel. Die Olbaumzucht doch wohl erst dem Mittelalter an. Ein schriftliches Zeugnis ist bedeutend, entzieht aber hier nicht andern Nutzge- dariiber scheint nicht vorhanden zu sein. An den Namen wachsen den fiir sie geeigneten Boden. Der Weinbau kniipft sich anscheinend die Angabe, nach welcher Michael II., Despot von Epirus, um die Mitte des 13. Jahr- hunderts das Kastell gegriindet haben soil. Der Zweck J) Die alte Urkunde von 1347 schreibt Ν υ φ έ ς , die offizielle Ortho- war augenscheinlich, beim Landen von Seeraubern oder grapbio Ν ν μ φ α ι . Ihr nabert sich die hier befolgte Schreibart Ν ν φ α ι ί . 2) Die richtige Schreibart dieses Namens kennt niemand, da nie- in Kriegszeiten der Bevolkerung der offnen Landschaft mand ihn versteht. Die Griechen schreiben Γ ν ρ ο ί (z. B. K a a i e l l a - einen Zufluchtsort zu schaffen. In der herrenlosen Uber- νοι Γύρου), die itaiienischen Quellen ziemlich bestandig Aghiru, aelten Ghiru. gangszeit zwischen dem Tode der Konigin Johanna von Das Innere. 81 Neapel (1382) und der tJbergabe der Insel an Venedig noch wirksamer von dem Verkehr mit dem Landvolk ab- (1386) bemachtigten sich die Genuesen voriibergehend der zuschneiden und das Land unter ihre eigne Botmafsigkeit Feste. Das glorreichste Blatt ihrer Gescbicbte ist die zu bringen. Langer als ein Jahr (427 — 425 v. Chr.) Verteidigung gegen die Tiirken 1537. Der grofste Teil scheint diese Blockade der Stadt durch die Scbar der 600 der Bevolkerung von Aghiru, iiber 3000 Menschen, stromten verbannten Aristokraten und ihren Anhang gedauert zu mit ihrer ganzen beweglichen Habe dem Kastell zu und haben, bis mit athenischer Hilfe die Korkyraer das Kastell blieben in und unter seinen Mauern bewahrt vor dem auf dem Berge Istone einnahmen. Das ist alles, was wir Scbicksal der Sklaverei, das viele tausend Bewohner der von dem Berge Istone wissen. Nur dale er ein Dioskuren- andern Landschaften ereilte. Gewifs ist auch 1716 bei der Heiligtum trug, ergibt sich noch aus einer Inschrift. Es zweiten Landung der Tiirken viel Landvolk hierber ge- ist sehr erklarlich, dafs man beim Mangel andrer Anhalts- fliichtet. Die Venetianer und noch die Franzosen unter- punkte fiir die Bestimmung der Lage zunachst an die hielten bier dauernd eine Besatzung. Die franzosische ganz ahnlich benannte Ortschaft von Aghiru dachte. Dem war durch einen optischen Telegraphen auf dem Berge ganzen Dimos des Nordwestens ward nun in rascher An- von Liapades in Verbindung mit der Hauptstadt. Die knUpfung an die Erzahlung des Thukydides der Name Franzosen bauten aber auch unten an den Buchten von der Istonaer beigelegt. Gewifs hat man die feste Burg Palaeokastritza eine Batterie, um eine feindliche Landung der Aristokraten dann im Kastell S. Angelo gesucht. Aber wirksamer hindern zu konnen, als es vom Kastell aus das war sicher ein Fehlgriff. Abgesehen davon, dafs Istone moglich war. Die Englander gaben das Kastell vollkommen augenscheinlich nicht der Name eines Ortes, sondern eines auf. Fur die gegenwartige Kriegfiihrung besitzt es nicht Berges war, und gerade die Berge der Umgegend von mehr seinen alten Wert. Die Hohen von Krini beherrschen Vistona ihre ganz abweichenden Namen aus dem Altertum es vollkommen. Nur als ein in kraftigen, kiihnen Um- heriibergerettet zu haben scheinen, erfordert der Bericht rissen hervortretendes, von der Farbenkraft einer griechi- des alten Geschichtsschreibers unzweifelhaft eine engere schen Kiistenlandschaft verklartes Denkmal wild bewegter Nachbarschaft der Burg der Aristokraten und der Stadt. Zeiten fesselt es heute noch die dankbare Anhanglichkeit Die Wahl des Platzes war getroffen in der Absicht, den der Umwohner und die Aufmerksamkeit jedes Fremdlings, Kampf der Entscheidung naber zu bringen, nicht mehr mit der dieses stille Ufer beriihrt. Zweimal im Jahre, wenn Raubzugen aus einem fernen Schlupfwinkel sich zu be- der Tag der Heiligen kommt, die in den Kapellen des gniigen. Deshalb kann man unter dem Berge Istone sich Kastells verehrt wurden, am Feste S. Michaels und an weder einen Teil des Arakli-Gebirges noch das Pantokra- S. Dominica (Id. Κυριακή) wallfahrtet das Volk, dessen tor-Massiv denken. Eher kommt der Zehn Heiligen - Berg Ahnen hier oben in drangvollen Tagen Rettung fanden, oder A. Kyriaki bei Gasturi in Betracht; aber wer will aus den naehsten Dorfern hinauf in das noch wohlerhaltene uberhaupt bei so unzulanglicher Grundlage der Forschung Gemauer der alten Engelsburg. auf eine sichere Deutung hoffen? Unter den nacbstliegenden Orten erregt einer, Vistona, Der Kranz von Dorfern, welcher sich um den Rand des (Β ία τω να ς) durch seinen Namen Aufmerksamkeit. Er er- Gebirges schliDgt, schliefst nicht die volkreichsten Orte innert an den Berg Istone, auf welchem ein Akt des Aghirus ein. Sie liegen im aufsersten Norden, Avliotes Trauerspiels der grofsen Biirgerkiimpfe von Korkyra seinen und Perulades auf der letzten, unmittelbar dem Meer ent- Abschlufs fand *). Die aus der Stadt verdrangten Aristo- steigenden Hiigelreihe, Magulades weiter landeinwarts am kraten hatten sich zunachst der festen Platze der korkyrai- Fufse des Klosterhiigels der , Hohen Muttergottes ‘. Diesen schen Peraea auf dem Festlande bemachtigt und unter- Dorfern kommt augenscheinlich die Nahe des Ankerplatzes nabmen von dort aus Raubziige, welche den Landbau der Sidari zu statten. Die Nachbarschaft des Meeres hat sicher- Insel schadigten und anscheinend auch den Seeverkehr lich auch die dichte Besiedelung der kleinen isolierten labmlegten, denn Hungersnot brach aus in der Stadt. Hiigelgruppe von Karusades im E der Miindung des Typhlo- Dann gingen sie, entscblossen eine verzweifelte Anstrengung potamo begiinstigt. Sie tragt aufser diesem grofsen Flecken zur vollstandigen Bewaltigung der Gegenpartei zu wagen, noch drei Dorfer: Agraphi, Antiperni und Cavalluri, wie- auf die Insel selbet iiber, verbrannten ihre Schiffe, um wohl sie mit Wasser so diirftig versehen ist, dafs im keine Wahl als Sieg oder Untergang zu haben, und fafsten diirren Sommer die Bewohner von Cavalluri bisweilen mit Fufs auf dem Berge Ietone, um von ihm aus die Stadt Gewalt sich den Zutritt zu dem Brunnen von Antiperni erstreiten. Wie die Stamme der Wiiste um Wasserplatze Blut vergiefsen, kommt es hier manchmal zwischen den *) Thuk. Ill, 85, 2; IV, 46, 1. 2. Steph. Byz.: Ίατωνη· Zqos προοβχέί tfj Κβρηνρα. C. I. Gr. 1874: fteotg Λιοσχόροιε Ίοιωναιοις. durstigen Bauern zu wahren Dorfschlachten. Die Leute, Partecb, Korfu. 11 82 Partsch, Korfu. die auf diesen Hiigeln bei einander wohnen, vertragen sich Meer. Aber man sieht den alten, verwitterten Hausern auch sonst nicht aufs beste. Sie sind fiir ihre Olausfuhr den Stillstand an, der in der Entwickelung des Ortes ein- naturgemafs angewiesen auf den Ankerplatz Rhoda. Dort- getreten ist und in seinem Woblstand einen Riickgang be- bin geht vorlaufig nur ein Saumweg. Bine gute Fahr- deutet. In entgegengesetzter Ricbtung weicht von den strafse ist ein aligemein empfundenes Bediirfnis. Sohon andern Orten das reizende Gasturi ab. Es ist kein fest die Englander beabsicbtigten eine zu bauen. Aber die geschlossenes Dorf, sondern wird von den Verzweigungen vier Orte konnen sich nicbt fiber die zu wahlende Linie einer tiefen Sehlucht, welcbe dicht unter ihm den Abhang einigen. Der Strafsenbau unterbleibt, bis einmal bier ein zerreifst, in mehrere Hausergruppen zerlegt, die alle zwischen friedfertigeres Geschlecht beranreift. kraftigen Olbaumen sich anmutig verbergen. Eine mach- Die mittelste Landschaft der Insel Mezzo oder Mez- tige Platane beschattet den schon gefafsten Quell. Am zaria bat am vollstandigsten dem Einflufs der Venetianer obern Ende des Ortes, nahe einer auf niedrigen Felsen auf den Landbau nachgegeben, sich fast ganz in einen Ol- thronenden Kirche liegt die Villa Braila in wohlgepflegtem wald venvandelt, aus dem Dorfchen und einsame Kirchlein Garten auf der Pafshobe, die den Niederblick auf das wohl iiberaus malerisch, aber docb in sparlicherer Ver- Meer eroffnet. Unmittelbar siidlich von ihr tragt der teilung herausschauen, als die Natur des keineswegs un- Bergriicken die kecke, zierlicbe Felshobe des Kirchleins dankbaren Bodens es bedingt. Vier grofse Dorfer lehnen A. Kyriaki. sich bocb an den Binnenabhang des westlichsten Bergzuges, Das stattliche Gebirge der Zehnbeiligen scbliefst die der dem Meere nur ode Steilabstiirze zukehrt: das wein- Inselmitte scbarf ab. Aber die Landschaft Mezzaria reicht reiche Liapades, Giannades boch fiber der sumpfigen Nie- fiber die Passe zu seinen beiden Seiten nocb binab ins derung des Ropa-Thales, Peleka, wie ein Schwalbennest Thalgebiet des Mesongi, welches als Mezzaria al Sud dem angelieftet an die aussichtsreicbe Hohe, endlich das grofse Lande im Norden des Deka-Berges gegeniibergestellt ward. behabige Sinarades, das seine ziemlich enge Flur sorgsam Hier konnte die Besiedelung bei energischer Ausnutzung bebaut und nocb an der Nutzung des Ropa-Thales bedeu- der Naturausstattung weit dichter werden. Vorlaufig ist tenden Anteil bat. Wahrend diese Reibe kraftig ent- fast nur der Bergring, der das Thai umzieht, in Anbau wickelter Orte den ganzen Westsaum der Inselmitte be- und Besiedelung genommen. Es macht einen befremdenden herrscbt, bleibt weiter ostwarts die Nordhalfte des Hiigel- Eindruck, dafs manche Berge, wie der Stavro, bis zu den landes ganz frei von grofsern Dbrfern, aucb arm an kleinern obersten Gipfeln hinauf auf jeder nur irgend verwertbaren Siedelungen; weite Olbaumwaldungen decken die Hiigel Stufe Weingarten tragen, und die Ebene grofsenteile unbebaut und umschliefsen die Weiher der sumpfigen Griinde. Nur als Buschland daliegt. Namentlich das grofse Dorf A. Matthias die Sudhalfte des welligen Landes tragt auf alien Hfigel- mit seiner kernigen Bewohnerschaft konnte, aucb wenn der spitzen anmutig gruppierte Dorfer, die freilich in der Ferns ausgedehnte, aber freilich schon stark geschadigte Wald, mehr versprechen als ibr Inneres zu balten pflegt. Fast der den Berg bedeckt, ganz geschont wird, seine umfang- alle diese Orte haben denselben Charakter, ahnliche Lage reiche Feldflur am Fufse der Hohen in einen viel er- und ahnliche Bauart. Sie sind aus ein- und zweistockigen giebigern Zustand bringen. Im allgemeinen haben die Hausern, deren Erdgescbofs nur Vorratsraume zu enthalten Dorfer dieses Gebietes ein unfreundlicberes, roheres An- pflegt, eng zusammengebaut. Den Mittelpunkt des Ortes sehen als die im Norden des Deka-Berges. Man nahert bildet in der Regel eine Ervveiterung der Hauptstrafse, sich sicbtlich dem niedrigern Niveau des Woblbefindens die noch nicbt ganz den Namen eines Platzes verdient. und der Gesittung, welches den sudlichsten Teil der Insol Unter den Hausern tritt selten eines durch stattlichere beherrscht. Bauart hervor. Die mittelalterliche Feudalwirtschaft hat Levkimo beginnt mit der Niederung des Sees von bier nicbt in grofsen Herrenhofen oder Schlossern, welcbe Korissia. Aus dieser oden Landschaft am Siidfufse des die AnsiedeluDg beherrschten, ihren landscbaftlicben Aus- Berges A. Matthias erhebt sich ein niedriger Hiigel mit druck gefunden. Selbst die Kirclxen beben sich wenig der wohlerbaltenen achteckigen Mauerkrone eines rnittel- aus der Hausermasse beraus. Nur die gesondert neben ibnen alterlichen Kastells. Es ist die heute ganz verlassene Feste stehenden Glockenwande uberragen die Olbaume, die das Gardiki. Eine Eberlieferung, deren Quelle ich nicht kenne, Ganze zu durchwirken und zu umhiillen pflegen, mit etwas schreibt ihre Erbauung demselben Despoten von Epirus, ansehnlicherer Hohe. Durch ein entscbieden stadtisches Michael II., zu, welcber Angelokastro erbaut haben soli. Anseben unterscheidet sich von den andern Orten der Benza hat in den Ruinen des Mauerrings, der keine andern grofse Flecken Potamo auf einer Hohe nicbt weit von dem Baulichkeiten enthielt, sondern ein. freier Bergeplatz fiir linken Ufer des Flusses, mit freiem Ausblick auf das nabe die Landbevolkerung und ihre Herden in Kriegsgefabr Die Verwertung des Bodens. 83 war, vergeblich nach Inschriften oder andern redenden Resten gesucht. Die Landleute der Gegend erzahlten nur 2. Die Verwertung des Bodens. wertlose Fabeleien von einer Konigin, die hier Hof ge- Auf einer Insel, deren Kultur das dritte Jahrtausend halten hatte und oft zu Wagen nach einem heute ver- ihres Alters schon zur grofsern Halfte hinter sich hat, ist schwundenen Dorfe Prinila (im Siiden von Braganiotika) die Pflanzendecke durch den Eingriff des Menschen so gefahren sei. Die Heerstrafse, welche sie als Beweis fur durchgreifend verandert, dafs ihr Gesamtbild heute weniger die Eohtheit ihrer Dberlieferung bezeichneten, bestand nur den Umfang und Wert der urspriinglichen Naturausstattung in ihrer Einbildung. Es gibt in der angegebenen Richtung als das Ergebnis einer langen, wechselvollen, geschicht- keine Spuren eiues alten Wages. Das Kastell liegt so lichen Entwickelung wiederspiegelt. Den Verlauf dieser niedrig und wird von dem nahen Siidhang des A. Matthias Umwandlung vermogen wir nur hochst unvollstandig zu so vollkommen beherrscht, dafs es jeden Wert verlor, iibersehen. Die Zeugnisse des Altertums sind gerade fiir sobald Feuerwaffen aufkamen. die Inseln an der Grenze der griechischen Staatenfamilie Heute ist die Umgebung des Sees von Korissia unbe- ungemein sparlich. Nur wenn einmal zufallig von den wohnt. Auch das Bergland von Ober-Levkimo umschliefst Kriegsbranden, die das Festland verheeren, ein Funke her- nur lauter armliche kleine Ortschaften. Der erste bedeu- iiberspriiht, wirft er ein fliichtiges Licht auf ihren augen- tende Ort, der freundlichste der ganzen Landschaft, luftig blicklichen Zustand, und bei dem Mangel beredterer tjber- gelegen auf dem Riickgrat der Insel zwischen den Ebenen lieferungen erlangen die alten Miinzbilder als Geschichts- von Egripo und Korissia, wohlhabend durch den vortreff- quellen einen mehr als gewohnlichen Wert. Nach dem lichen Ertrag der Weingarten, welche weithin die westliche Untergang der griechischen Freiheit verstummt auf lange Niederung iiberziehen, ist Argyrades, der einzige unter den jede Nachricht. Die mittelalterlichen Quellen sind grofsen- Pestorten des Jahres 1816, welcher sich von jener Kata- teils noch unerschlossen; erst mit Venedigs Herrschaft strophe wieder erholt hat. Marathia und Rumanades beginnt neues Licht. wurden durch die Epidemie fast vollstandig zu Grunde Unzweifelhaft trug die Insel in der Zeit ihrer alten gerichtet. Von Marathia blieben nur 4 oder 5 Hauser Bliite ausgedehntere W aid ungen, und manche Flotte des Btehen; alle andern erlagen, ehe die Regierung einschritt, seemachtigen Korkyra mag aus heimischem Holz gezimmert dem barbarischen und unklugen Verfahren, jedes von der worden sein, ehe man zu den langer vorhaltenden Forsten Krankheit heimgesuchte Haus niederzubrennen, um die des gegenuberliegenden Festlandes greifen mufste. Der Verbreitung des Unheils einzuschranken. Noch heute ist Fortschritt der Entwaldung ist nicht im einzelnen verfolg- auf der Insel zur Bezeichnung volliger Verwiistung der bar. Jedenfalls fanden die Venetianer bei der Besitz- Vergleich iiblich „zu Grunde gerichtet, wie Marathia“ ergreifung auf Korfu nur einen sehr beschrankten Wald- (συ, Μ α ρ α & ία ). bestand vor, namentlich keine hochstammigen Waldungen, In der flachwelligen Ebene von Nieder-Levkimo ist nur die in der Nahe der Kiiste fiir leichte Ausbeutung bereit- die Reihe der „ Fiinfdorfer “ bemerkenswert, welche den gestanden hatten. Wenn 1402 zur Ausbesserung der Hauptort bilden. Diese Dorfzeile, welche recht ordentlich Befestigungen der Hauptstadt Bauholz von auswarts her- gebaut ist, wiewohl Steine und Kalk von der Nachbarinsel beigeschafft werden mufste *), kann sich die mit einem Paxo heriibergeholt werden miissen, hat im ganzen ihre Finanzzoll belegte Holzausfuhr, welche die Insel zur selben Bevolkerung seit einem Jahrhundert nicht weiter vermehrt. Zeit aufweist* 2), gewifs nicht auf grofses Nutzholz erstreckt Trotz der Tauglichkeit der sandigen Striche fiir den An- haben. Fiir dieses, namentlich fiir Schiffsbaumaterial, waren bau ist die Entwickelung der Gegend sichtlich zum Still- die Venetianer in diesen Gewassern ausschliefslich auf fest- stand gekommen. Hochstens vollzieht sich eine Verschiebung landische Walder angewiesen, auf die von Butrinto und der Bevolkerung aus den niedrigen Ortschaften Melikia und Parga3 4). Das einzige spezielle Zeugnis, welches aus dieser Potdini hinauf in die hoher und deshalb etwas gesiinder Zeit fiir Holzgewinnung auf Korfu vorliegt, bezieht sich liegenden A. Theodoros, Ringlades und Anaplades. Die auf Brennholz *). Die bedeutenden Eichenbestande des Malaria halt nicht nur die Vermehrung der Bevolkerung nieder, sondern stumpft auch ihre Willenskraft und Streb- x) Sathae, Doc. in6d. II , 302. samkeit ab. Die Bewohnerschaft ist mir in keinem 2) obend. II, 373; III, 551; V, 282, 15. andern Teile der Insel so faul, bettelhaft und unehrlich 3) ebend. V, 250, 30. 3 1 3. Wichtigkeit Pargas, por esserli vicino il bosco famoBissirao del Fanaro, dove si attrova ogni sorto di legnarao, erschienen, wie hier. Wie anders sind die Menschen in et massime por far navilli, fregate, barche. der gesunden, frischeri, belebenden Luft dee korfiotischen 4) ebend. Ill, 637. Frondienst der Bauern ad incidondum et conducendum ligna ab igno, pro fornacibus, in quibus fit calcina Berglandes! coraunie. 84 Partscli, Korfu. schwer zugangliclien Gebirges machten sich im Handel der liegt hier ein Waldplatzchen, das auf Korfu sohwerlich Iusel nur durch die starke Ausfuhr der Frucbtbecher der seinesgleichen findet. Knoppereiche (Qu. aegilops) bemerkbar1). Die Schwierig- Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts trug auch der keit, diesen Handel vollstandig zu iiberwachen und dafiir nordlich benachbarte Berg von Garuna auf der Seeseite zu sorgen, dais er wirklich nur die von den Beherrschern einen schonen Eichenwald. Er soli nach Vlassopulo dem gebotene Bahn nach Yenedig einschlage, entsprang aus des Pantokrator nicht nachgestanden haben. Am Anfang der Lage der Eichenwaldungen auf dem der Hauptstadt unsres Jahrhunderts waren noch die Fundamente der abgekehrten Abhang der Gebirge. Daraus ergab sich von Magazine sichtbar, in welchen die Knoppern dieses eben- selbst, dafs die Knoppern nicht durchweg in der Hauptstadt, falls dem Staate geborigen Waldes bis zur Yerladung auf- sondern an kleinen Ankerplatzen des Nordens und Westens bewahrt wurden. Die Stelle dieser Waldung nehmen heute verschifft wurden. Die starksten Eichenbestande lagen die vortrefflichen Weingarten von Pentati ein. auf der Nordabdachung des Pantokrator-Massivs. Dort Das Schicksal der Yernichtung drohte auch dem siid- schatzte man am Anfang des Jahrhunderts auf dem Gebiet lichsten Waldstiick der Insel in dem Thalchen von Arko- von Strinila, Episkepsi, Lavki und Perithia die Zahl der dila am Capo Bianco. Italiener hatten das Waldchen Stamme noch auf 100 000. Seitdem hat sie sicherlich ab- gekauft und schon begonnen, es abzuschlagen. Aber zum genommen, aber noch heute sieht man dort unter den locker Gliick erwies sich der Transport des Holzes ans Ufer zu stehenden parkartigen Bestanden prachtige Exemplare. schwierig und kostspielig. So blieb diesem stillen Thal- Den weitern Yerfall dieses Waldes begiinstigen die ver- winkel sein einziger Schmuck erhalten. wickelten Besitzverhaltnisse. Die Baume sind Staatseigen- Je weniger Korfu an wirklich nutzbringendem, ausge- tum, der Boden aber Feudal-Besitz oder Kirchengut, das wachsenem Walde besitzt, desto ausgedehnter sind noch als Weideland, hier und da auch zum Anbau verwertet heute die Flachen durchaus wertlosen, struppigen, stache- wird. Yon ernsten Vorkehrungen zum Schutze des Waldes ligen Strauchwerks. Kriippelhafte Stecheichen bilden den ist nichts zu spiiren. Der junge Nachwuchs wird durch Hauptbestandteil. Bedeutende Teile der Gebirge und des den Weidegang des Kleinviehs in strauchartiger Yerkiim- Hiigellandes, namentlich die Hiigel von Ober-Levkimo, von merung erhalten und lediglich als Feuerholz verwertet. Ost- Braganiotika und Argyrades bis iiber Chlomo hinaus sind lich und westlich von dem Hauptstock des Gebirges ist damit bedeckt. Sogar in dem Thai des Mesongi nimmt dessen Riicken nahezu vollstandig entwaldet. dies verwunschte Gestriipp betrachtlichen Raum ein, der Der einzige grofsere Waldrest, den sonst die Insel auf- einer bessern Verwertung wiirdig ware. weist, liegt auf der Bergkette, welche den westlichen Die starke Einschrankung des Waldes auf der Insel Rahmen des Mesongi-Thales bildet. Dort tragt der Berg gehort wahrscheinlich zu den Ursachen, welche die wild- von A. Matthias einen dichten Busch von Eichen, Erdbeer- lebende Fauna, die nie ubermafsig reich gewesen sein baumen, Eschen, wilden Olbaumen, untermischt mit hoch mag, allmahlich immer weiter vermindern. Dafs im Alter­ aufgeschossener Baumheide, Myrten- und Lentiskusstrauchern. tum zeitweilig Hirsche iiber den schmalen Kordkanal her- Dieser Mischwald war am Anfang unsres Jahrhunderts uberschwammen, versichert Aelian1). Ob sie jemals auf ein beriichtigter Zufluchtsort fiir alles wilde Yolk, das mit der Insel wirklich heimisch wurden, wissen wir nicht. Der dem Gesetze in Zwiespalt lebte. Die Englander haben Jagdeifer der heutigen Generation ist mit der Yernichtung hier Ordnung geschaffen, aber den verwahrlosten Wald des letzten vierfufsigen Wildprets, des Hasen, beschaftigt. doch nicht seines verwilderten Charakters entbleiden konnen. Fuchs, Wiesel und Igel werden ihn wahrscheinlich iiber- KYaftig entwickelte hohe Stamme sind darin ziemlich spar- leben. Sicher kann man dies behaupten vom Schakal lich vorbanden. Immerbin ist es fiir einen Waldfreund (Canis aureus), der des Nachts die Olwalder um Gardelades aus dem Norden eine wahre Erfrischung, durch diesen uud die Einoden des Buschwerks in Levkimo mit seinem Busch zu wandern. An einem kiihlen Quell, den vielleicht klagenden Geheul erfiillt. Die begeisterteu englischen schon das Altertum iiberbaute, unter einer herrlichen Esche Sportsmen waren also auf Korfu fast ganz auf Vogeljagd beschrankt. Die Winterseen des Val di Ropa und der !) Ebend. Ill, 638: de partibus et locis nostris Corphoi extraota Nachbarthaler waren ihr liebstes Erntefeld. Wollten sie fuit et extrahitur cotidie magna qnantitas valanie que portatur ad partes auf hohere Jagd ausgehen, so fanden sie dazu nur auf Marchie et alio intra Culphum nostrum cum notabili et magno damno introituum liostrorum et mercatorum nostrorum. Yadit pars, quod qui- dem gegeniiberliegenden Festland Gelegenheit, namentlich cumquo amodo in antea oneraverit in Corphoi et tota insula, siye per in den Biisohen von Butrinto. i) Stariam ad cargatoria, valaniam pro conducendo alio quam Venetias, solvere debeat unum ducatura pro quolibet modio de Corphoi ultra alia datia solita. i) Hist. an. V, 56. Die Verwertung des Bodens. 85 Statt der absterbenden jagdbaren Tierwelt dringt Uberwaehung des Wasserabzugs anbaufahig bleibenden heute das Kleinvieh in die Reste der Waldung ein. Ge- Kesselthaler wurden der Versumpfung iiberlassen. Als die rade die ibnen benachbarten Gemeinden sind daran, gewifs Venetianer die Insel empfingen, vermochte die stark ge- seit alter Zeit1), besonders reich. 1766 kamen yon den minderte Bevolkerung nur fur 3 bis 4 Monate des Jahres 16 000 Schafen der ganzen Insel etwa 6000, von 14000 ihren eignen Bedarf an Getreide zu decken. *) Im iibrigen Ziegen 8000 auf die Bergdorfer Sinies, Perithia, Episkepsi, lebte sie von fremder Zufuhr, die man teils mit dem Salz Strinila und Spartila. Die Vermehrung des Kleinviehs ist der korfiotischen Salzgarten, teils mit barer Miinze zu er- unter der englischen Herrschaft nicht sonderlich rasch voi·- kaufen hatte2). Apulien und Aibanien waren nun die geschritten (1833: 18 600 Scbafe, 16 700 Ziegen). Fiir Kornkammern Korfue. Falsche wirtschaftliche Mafsnahmen die Gegenwart feblen ziffermafsige ADgaben. Jedenfalls verscharften allmahlich diese iible Lage. Die Korfioten ist fur ihren Bedarf an Schlachtschafen die Insel noch selbst versprachen sich Hilfe von einem Ausfuhrverbot und heute auf Zufuhr vom Festland angewiesen. In noch bestiirmten die Regierung in diesem Sinne. Venedig ging hoherm Grade gilt dies von dem Bedarf an Hornvieh. darauf nur voriibergehend ein, und mehr als einmal hat Wenn die Ziffern der Statistik nicht vollig triigen, miifste der Senat den korfiotischen Statthaltern strenge Verweise der Grofsviehstand der Insel von 1766—1833 eine erheb- erteilt, wenn sie — in dem sehr begreiflichen Drange, erst liche Abnahme erfahren haben, die sich vielleicht durch fur sich und die Insel zu sorgen — in Zeiten der Teurung die Forderungen der Kriegsjahre erklart. 1766 zahlte Getreideschiffe, denen eine andre Bestimmung zugedacht man 2535 Haupter Spannvieh, 1666 Stuck Weidevieh, war, in Korfu zuriickhielten oder die Lieferung von Ge­ 1833 im ganzen 2341 Stuck Hornvieh. Sehr reich an treide aus den Magazinen Korfus fiir andre venetianische Rindern ist Korfu wohl niemals gewesen. Wenn auch Posten verweigerten3). Man sollte meinen, der unaufhor- alte Miinzbilder die Rinderzucht Korkyras bezeugen und liche Getreidemangel hatte die Regierung bestimmen miissen, in einer schriftstellerischen Erwahnung von Rindertriften den Anbau von Kornfriichten auf der Insel kraftiger anzu- am Meeresufer ihre Bestatigung finden* 2), hat der Schwer- regen und seine Ausbreitung zu fordern. Aber gerade punkt der Grofsviehzucht doch wohl in der Peraea, auf das Gegenteil geschah. In der eigenniitzigen Absicht, die dem festlandischen Ufer gelegen. Die herrlichen Weide- Abhangigkeit der Insel von der Zufuhr, also natiirlieh auch griinde von Buthroton waren gewifs in der Hand der von der Beherrscherin der Adria und des Ionischen Meeres Korkyraer. recht vollstandig zu gestalten, begiinstigte der venetianische Unzweifelhaft eignen sich die Winters uberschwemmten Senat die immer weiter um sich greifende Baumzucht. Er Thalgriinde des mittlern Korfu auch in hervorragendem hatte nichts dagegen einzuwenden, dafs Korfu im 16. Jahr- Grade fur Wiesewachs und Viehwirtschaft. Aber bei der hundert nur fiir zwei Monate des Jahres sich selbst mit Verwertung des Hiigellandes zur Baumpflege und zum Getreide zu versorgen vermochte4). Desto fester war die Weinbau wird man gerade in Zeiten mit beschranktem Insel nun an Venedig gebunden. Seeverkehr Wert darauf gelegt haben, diese Ebenen dem Lediglich privater Unternehmungsgeist brachte am Ende Getreidebau dienstbar zu machen. Der Demeter soli dieses Jahrhunderts dem Feldbau einen erheblichen Zuwachs. die Insel in alter Zeit heilig gewesen sein, und die Sichel- Einige Italiener aus der Mark Ancona eroffneten 1591 gestalt, der ihr alter Name Drepane entsprang, liefs sich dem See, welcher die Mitte des Val di Ropa fiillte, freien recht wohl auch in die Symbolik des Dienstes der Acker- Abzug zum Meere, gewannen seinen trockengelegten Grund gdttin verweben3). Diese Verkniipfung konnte nur ent- dem Anbau und griindeten am Ostrande des Thales eine stehen und sich in der Erinnerung behaupten, wenn die neue Ortschaft Castro Franco5). Ihr Unternehmen war Insel wirklich ausgedehnten Cerealienbau betrieb. Die da- fur tauglichen Flachen waren bedeutend genug, um bei !) Sathas a. a. 0. Ill, 1048, p. 470, 81 (a. 1440): vostra Ixola do Corfu da se medema e molto infertile o sterile, in muodo che la quarta emsiger Bewirtschaftung die Inselbevolkerung, auch wenn parte del’ anno la non poria viver de so raccolto, e so non fosse le sie etwas zahlreicher war als die der Gegenwart, von scaloxie do terra ferma sotoposte a questo rezimento, lo qual sono de soa iurisdicion commenzando de Palormo per lino al Fanaro, quosta fremder Zufuhr ziemlich unabhangig zu machen. Mit der Isola in proeesso de tempo se desabiteria per la povertade cho ό in Entvolkerung der Insel im spatern Altertum verfiel wahr- essa. V, 228 (a. 1494). 2) Sathas a. a. Ο. II, 330 (a. 1403). Dio Albanesen von Avlona scheinlich auch ihr Feldbau. Die nur bei anhaltender und Chimara empfingen von den Korfioton fiir 2 Scheffel Getreide 3 Scheifol Salz. V, 2 80, 39. *) Zeis Μηλώοιοΐ. C. I. Gr. 1870. 3) Sathas a. a. Ο. II, 379 (a. 1406). Ill, 571 (a. 1413), p. 33. 2) Paus. X 9, 3. Xen. Hell. VI, 2, 6. Karl I. von Anjou legto 576 (a. 1413). 635 (a. 1414). 725 (a. 1417). 796 (a. 1421). 919 ein Gestiit auf Korfu an. Hopf, Griechenland im Mittelaltor. Ersch (a. 1428). V, 224. 225 (1489). 228 (1494). 305, 20 (1558). u. Gruber, Enc. (1). 85, S. 323. 4) Sathas a. a. Ο. V, 280, 36. VI, p. 296. 8) Apoll. Ilhod. IV, 986. 6) Cotovicus p. 29, 86 Partscb, Korfu. zunachst von Erfolg gekront. Im folgenden Jahre hielten sammengebrachten Bausteine liegen. Aber der Plan kam die Bewohner der neuen Kolonie und alle Arbeiter, die bei nicht zur Ausfiihrung. Als der Wiener Friede dem See* der Entwasserung des Thales mitgewirkt hatten, in der verkehr des Mittelmeers wieder voile Freiheit gab, und Hauptstadt einen festlichen Umzug, geschmuckt mit den der Zuflufs fremden, namentlich siidrussischen Getreides, Abzeichen ihrer landlichen Verrichtungen. Aber dieser den Kornpreis driickte, schien der Feldbau nicht mehr so Triumphzug, welcber der Freude iiber die erste reiohe lohnend, zumal Ungeschick und Triigheit bei der Feld* Ernte Ausdruck gab, war vielleicht etwas verfrtiht. Das arbeit den Fruchtertrag oft unter die wirklich erreichbare Dorf scheint — wenn es nicht otwa in den Hausern der Hohe sinken liefsen. Der Ackerbau wich wieder in engere Casa Politi fortlebt — wieder verlassen worden zu sein. Grenzen zur tick. Betrachtliche Strecken des gerodeten Vielleicht hat die Malaria seine Entwickelung abgeschnitten. Landes blieben brach und bedeckten sich allmahlich wiedor Jedenfalls blieb dieser erste Versuch, dem Ackerbau wieder mit Niederholz. mehr Boden zu erobern, vereinzelt. Die hoffnungsvolle Unter den Feldfriichten der Insel steht gegenwartig Balm ward nicht weiter verfolgt. Auch spater geht der ohne Frage der Mais (calambocchio, αραβόσιτον) in erster Ertrag der Insel an Cerealien in der Regel nicht iiber ein Linie. Er bedeckt im Sommer den grofsten Teil der Ge- Viertel des eignen Jahresbedarfs hinaus. biete winterlicher Uberschwemmung, aber auch trocknere Nur einmal ward die Insel gebieterisch zu etwas aus- Hohen bis hinauf zum Karstplateau des Pantokrator (hochste gedehnterm Getreidebau gedrangt, als der Sturz Venedigs Felder 750 m). Der Mais ist die Hauptnahrung der land- und der Ubergang des Ionischen Archipels unter franzosische lichen Arbeiterbevolkerung. Sie lebt grofsenteils von Mais- Herrschaft plotzlich die ganzen Lebensbedingungen ihrer brei und Maisbrot, der in frischem Zustande recht wohl- einseitigen Wirtschaft in Frage stellten. Der friiher durch schmeckenden Barbarella. Aber die Ernte der Insel gentigt das venetianische Monopol in eine feste Bahn geleitete nicht dem ganzen Bedarf. Viel wird aus Epirus, auch Olhandel horte in dieser alten Gestalt auf. Es verging aus Apulien herubergebracht, und vielleicht ist gerade einige Zeit, ehe die Korfioten den Vertrieb ihres Ols durch dieser zugeftihrte fremde Mais mehr als der einheimische Ankniipfung neuer Verbindungen ausreichend siehern konnten. schuld an dem Auftreten der Pellagra in Dukades und Wahrend so das alte Zahlungsmittel, mit dem die Insel die andern Orten der Insel. Wenigstens scheint man jetzt Liicken ihrer eignen Produktion deckte, voriibergehend den daruber einig zu sein, dafs nicht die Maisnahrung an und ungestorten Flufs verlor und zu stocken schien, horten die fiir sich, sondern nur der Genufs von verdorbenem Mais regelmafsigen Kornzufuhren auf; denn die Franzosen be· diese bose Krankheit im Gefolge hat. Nachst dem Mais, herrschten das Meer nicht. Der Olpreis sank, die Getreide- der im Spatsommer geerntet wird, ist der schon Ende Mai preise stiegen. Die Insel mufste nun fiir die Versorgung und Anfang Juni reifende Winterweizen die wichtigste mit den wichtigsten Feldfriichten sich mehr auf eigne Fiifse Feldfrucht. Auch Mohrenbirse und Gerste werden gebaut. stellen. Die franzosischen Gouverneure, namentlich der Der Reisbau aber, den man mit befriedigendem Erfolge einsichtsvolle, menschenfreundliche General Donzelot, gaben im Ropa-Thal versuchte, ist bald wieder aufgegeben worden. sich ernste Miihe, die Bevolkerung fiir ausgedehntern Acker­ Auf eine weitere Ausbreitung der Feldwirtschaft ist keine bau zu gewinnen. Sie fiihrten die Kartoffel ein, die sich Aussicht in einer Zeit, in welcher selbst die alten Getreide- hier dauernd behauptet hat und gegenwartig zu den Aus- lander Europas sich kaum der drtickenden Konkurrenz der fuhrartikeln der Insel gehort. Namentlich aber unterstiitzten uberseeischen Gebiete erwehren konnen. Die Ebenen Sud- ue den Anbau von Weizen. Donzelot liefs auf dem linken Rufslands werden wohl dauernd die Versorgung der Ionischen [Tier des Mesongi unter Strongyli betrachtliche Strecken Inseln mit Korn festhalten. ler von Buschwerlc bedeckten Ebene urbar machen, und Der Schwerpunkt des Landbaus auf ihnen wird vor- lie Erfabrung bewies, dafs der Boden, ein Gemenge von aussichtlich immer in Weinbau und Baumzucht liegen. Chon, braunlicher Erde und kleinen Kalkbrockchen, ebenso Korfu steht heute in der Ausdehnung seiner Weinberge, eistungsiahig sei, wie die ganz ahnlich zusammengesetzten wie in der Vortrefflichkeit des erzielten Getrankes hinter Itberuhmten Weizenboden des innern Siciliens. Auch in Kephalonia, Ithaka und Zante weit zuriick. Im Altertum er Ebene des Typhlopotamo war der Erfolg der ersten war das Verhaltnis anscheinend umgekehrt. Sicher war ^ersuche des Anbaus iiberraschend giinstig. Sie ermutigten das alte Korkyra ein Weinland ersten Ranges. Reben, u dem Plane, durch ein Wehr den Flufs aufzustauen, um Ranken, Thyrsosstabe, Bakchos- und Silenbilder, Kruge und ine sommerliche Berieselung der ganzen Niederung ins Becker fiillen in unerschopflich mannigfaltiger Anordnung Verk zu setzen. Benza sah noch an der Furt zwischen die Bildflachen der korkyraischen Mtinzen, und Xenophon l. Duli und Psili Theotoko die fiir dieses Untemehmen zu- schildert das unbandige Behagen, mit dem die lakonischen Die Vervvertung des Bodens. 87 Krieger in die reichen, stattlichen Landhauser des herrlichen Behandlung des Weines. Nur darin, nicht in den natur- Weinlandes der Insel einbrachen. um in der UberfiiJle des lichen Eigenschaften ist der iible Ruf geringer Haltbarkeit Rebensaftes zu schwelgen, bis nur noch aromatischer Muskat begriindet, der dem Wein von Korfu nachgesagt wird. iiber ihre verwohute Zunge ging1). Ohne Zweifel war da- Trotz alledem hat sich in den letzten Jahren die Nachfrage mals Wein der wichtigste Ausfuhrartikel der Insel. Noch nach korfiotischem Wein bedeutend gesteigert. In den bei- die 1386 vereinbarte Urkunde, welche die tjbergabe der den letzten Jahren wurden je 65000 barili (a· 71 1) Insel an Yenedig besiegelte, lafst erkennen, dafs der Wein verschifft. Das gleichzeitige starke Sinken der Olpreise ihr wertvollstes Erzeugnis war. Bei der Zusicherung der drangt die Korfioten entschieden zu einer Ausdehnung des Erhaltung der bestehenden Besitzverhaltnisse werden neben Weinbaus auf Kosten der Olbaumzucht. Es ist im Interesse Hausern, Grundstiicken, Feldern nur noch die Weinberge der Insel nur zu wiinschen, dafs der Wein recht viele der besouders hervorgehoben, und es wird die Besteuerung Hiigel wiedererobere, auf denen er im Altertum herrlich des Weines als Haupteinnahmequelle der Regierung sorg- gedieh. faltig geregelt* 2). Des Olbaums geschieht in der ganzen Gegenwartig steht die Insel noch unter der iibermafsig ausfiihrlichen Urkunde gar keine Erwahnung. Im ganzen vorwiegenden Herrschaft des Olbaums. Dafs er schon 15. Jahrhundert behauptet in den Urkunden die Wein· im Altertum auf Korkyra gepflegt ward, ist selbstverstand- steuer die wichtigste Stelle unter den Einnahmen der Ver- lich, wenn auch nicht ausdriicklich bezeugt. Als die Yene- waltung3). Erst seit dem 16. Jahrhundert beginnt die tianer Korfu ubernahmen (1386), kann der Baum im Ge- planmafsige Einschrankung des Weinbaus zu gunsten der samtbild der Insel und ihrer Wirtschaft nicht annahernd Olbaumpflanzungen. Der Weiubau wird in der Inselmitte so hervorgetreten sein, wie heute. Die grofse Urkunde, von den Hiigeln, die ihm am meisten zusagen, verdrangt, welche die Bedingungen der Besitzergreifung und die Formen er riickt nun in die Thaler hinab und entziebt diese dem der kiinftigen Yerwaltung festsetzt, hat keine Yeranlassung naturgomafs dort angezeigten Ackerbau. Mit Uberraschung gefunden, ihn neben dem Weinstock als Besitztum und nimmt der Fremde, wenn er Korfu betritt, wahr, wie voll- Steuerobjekt zu nennen. Spater wird wohl auch die Be­ standig die Leute hier die alte Regel „ Bacchus amat colles*4 steuerung des Olbaums erwahnt *), aber sie spielt ansehei- vergessen haben. Die Niederung am See Kalichiopulo, das nend keine wichtige Rolle in den Finanzen. Jedenfalls ganze Thai Triklino, die flachen Griinde zwischen Ipso, war der Olertrag der Insel weit geringer als die Wein- Korakiana, Skripero, selbst entschieden zur Yersumpfung ernte. Bei Marino Sanuto, dessen Ziffern allerdings mit neigende Gebiete, wie Teile der Yalle Gaidarana und des einiger Vorsicht aufzunehmen sind, gibt 1510 der Prove- orographischen Quellthales des Potamo sind dem Weinbau ditore Contarini an, die Insel ernte 24000 FaCs (bote) uberantwortet. Auch in Levkimo sieht man unter den Wein und 2000 Fafs Ol2). Bald mufs der Olertrag noch Hohen von Argyrades weite Flachen der Ebene von Korissia tiefer gesunken sein. Die Verwiistung des Landes wahrend mit Wein bepflanzt. Die Bevolkerung ist jetzt schon da- der Belagerung der Hauptstadt (1537) hat sicherlich hin gekommen, diese Lage der Weinberge als die einzig Tausende von Olbaumen vernichtet. Die gleichzeitige empfehlenswerte zu betrachten. Die Leute quellen iiber Entvolkerung der Insel, von deren Bewohnern viele den von albernen Rechtfertigungen dieser einmal eingewurzelten, Tod gefunden hatten, weit mehr noch in die Sklaverei ge- aber entschieden irrigen Gewohnheit. Wenn man die schleppt waren, brachte die ganze Wirtschaft ihres Land- Erfahrungen der Nachbarinseln zu Rate zieht, kann es baus aus dem Geleise, zumal die Unsicherheit von Leben keinem Zweifel unterliegen, dafs gerade die ungeeignete und Besitz bei der Fortdauer von Landungen der Seerauber Lage der Weingarten einen Hauptanteil hat an dem weit jahrzehntelang anhielt. Die Venetianer standen nun vor geringern Erfolge der heutigen Rebenzucht von Korfu. der schwierigen Aufgabe, der verodeten Insel wieder auf- Die besten Weine der Insel, die von Spagus, Liapades, zuhelfen. Unter den M^fsnahmen, welche diesem Zwecke Sinarades, Pentati, schopfen ihr Feuer aus dem trocknen dienen sollten, begegnen wir 1565 der ersten Ver- Boden von Berglehnen und sind frei von dem unwill- c fiigung, welche eine weitere Ausbreitung der Olbaumzucht kommenen erdigen Geschmack, der dem Krevatzula und anregta). andern Niederungsweinen anhaftet. Ein weiterer Nachteil Es ist vollkommen verstandlich, dafs* die Venetianer, erwachst aus der vielfach recht unzweckmafsigen, sorglosen um die entvolkerte Insel moglichst schnell wieder zu wirt- Bchaftlicher Leistungsiahigkeit zu erheben, nach einem M Xen. Hell. VI 2, 6. Athen. 1, p. 33. 2) Muetoxidi, Cose Corciroai, p. LXV—LXVIII. x) Sathae, Doc. inid. I ll, 637, p. 85. 8) Sathas, Doc. indd. II, 551 (a. 1413). 571. 577. 752. 772. 2) I Diarii di Marino Sanuto X, p. 168. 882. 918. 3) Sathae, Doc. indd. V, 324. 88 Partsch, Korfu. Zweige der Landwirtschaft griffon, der auch bei be- auf dem kleinen Territorium von Parga nur 3515 (?), zu- schrankten Arbeitskraften einer bedeutenden raumlichen sammon 1905 917. Nicht alio Landschafton von Korfu EntwickeluDg fabig war und mit dem Lohn eines betracbt- batten sich gleich stark in diese Umgestaltung des Land- lichen Ertrages den Vorteil geringer Miibe verband. Eine baus hineinziehon lassen. Im nordlicben Bergland setzte erheblicbe Mehrung der Olbaume lag damals auch gemafs den das Kliroa dem Anbau eine uniiberschreitbare Grenze. Der allgemeinen Handelsverhaltnissen im Interesse der Ineel. Baum steigt dort nicht iiberall bis 400 m Meereshohe Aber nicht dieses war leitend fiir die Entschliefsungen der empor. Die Bergdorfer Sinies, Lavki, Strinila hatten zu- Venetianer, yielmehr betonen sie schon in jener ersten sammen nur 20 536 Stamme. Im niedrigern Flyschland Urkunde (1565) sehr offen die Wiinsche ihres eignen mocbte der thonige Boden dem Baum nicht recht zusagen; Handels. Um von fremder Olzufuhr unabhangig zu werden, Zygo, Sgurades, Omali, Episkepsi besafsen nur 16432 Stamme. beschliefst der venetianisehe Senafc. aus seinen eignen Be- Derselbe uDgiinstige Umstand war vielleicht von Einflufs sitzungen so viel Ol zu gewinnen, als irgend moglich sei. auf die Zuriickhaltung Levkimos. Die ganze grofse Land- Er wirft sein Auge zumeist auf Korfu, dessen wustliegende schaft wies nur 151595 Olbaume auf, kein einziges Dorf, das Striche teils durch Veredeln wilder Olbaume, teils durch voll 20000 Stamme zahlte, wahrend der Norden und die Stecklinge in Olberge verwandelt werden sollen. Durch die Inselmitte zwei Dorfer mit mehr als 100000 Stammen Drohung der Entziehung des Besitzrecbts denkt man die (Korakiana 129444, Karusades 115490), eines mit mehr als Bewohner zu zwingen, in einer gewissen Frist ihre Od- 60000 (Potamo 63765) und 11 mit 36000 bis 48000 landereien zu bebauen, ihre Oleaster in zahme Olbaume (Cavalluri, Agraphus, Sokraki, Skripero, Dukades, Kontokali- umzuwandeln. Zugleich werden Erhebungen veranlafst Govino, Kalaphationes, Yarypatades, Gasturi, Strongyli, iiber den TTmfang der bisherigen Olgewinnung. Vom A. Matthias) auffiihrten. Am dichtesten vereint waren Ergebnis dieser Yorarbeiten sollten dann die weitern die Olbaume auf dem Hiigelland von Karusades. Seine Schritte abhangen. Fiir ihre Beurteilung fehlt gegen- vier Dorfer batten 212070 Stamme. Der Schwerpunkt wartig nooh das urkundliebe Material. Nur so viel der ganzen Olgewinnung lag aber zweifellos in der Insel­ ist gewifs, dafs sie sehr energisch das ins Auge gefafste mitte. Sie trug nahezu 1 Million Olbaume. Ziel verfolgten. Eine Weile mag die Tragheit der Be­ Alle diese Ziffern wollen als Minimalwerte verstanden sein. volkerung den Erfolg der Verordnungen gelahmt haben. Dafs sie zum Teil nicht unerbeblich binter der Wirklich- Dann aber — vermutlich 1623— ging die Regierung keit zuriickbleiben, mocbte ich daraus schliefsen, dafs die zu einer hochst wirksamen Mafsregel iiber. Fiir diePflanzung Statistik von 1879 auf Korfu (und Paxo) 3 814 730 Ol­ von je 100 Olbaumen ward ein Preis von 12 Zechinen baume vorgefunden bat, wiewohl seit dem Aufhoren der ausgeschrieben. Nun kam iiber die Korfioten ein Wetteifer venetianiscben Pramienwirtscbaft die Zabl der Baume sich in der Anlage von Olivenhainen, von dem sie selber sich unmoglich verdoppelt haben kann, vielmehr seit einigen nie etwas hatten traumen lassen. Unland zu roden war Jahrzehnten schon eine Abnabme ererkennbar ist. mancbem zu miihsam; so zog man es oft vor, Weinberge Man braucbt nur diese ungeheure Zahl der Olbaume zu opfern, indem man zwischen die Rebstocke Stecklinge der Kopfzahl der landlichen Bevolkerung (1766: 32000, des Olbaums einsetzte, welche in fortschreitender Ent- 1879: 51300) gegeniiberzustellen, und zu erwagen, dafs in wickelung allmahlich iiber die Weinpflanzung herauswuchsen manchen Orten der Inselmitte und des Nordwestens auf und durch die Beschattung und die Yerzweigung der jeden Kopf der Bevolkerung 150—200 Olbaume kommen, Wurzeln binnen zwei Jahrzehnten sie zu Grunde richteten. um zu versteben, dafs es sich hier nicht sowohl um Ol- So wurden aus Weingarten Olberge. Um die Dauer dieser garten, als um Olbaumwalder handelt, welche ihrer freien Yerwandlung zu sichern, ward gleichzeitig das Fallen von Entwickelung iiberlassen sind und die Hand des Menschen Olbaumen verboten. * fast nur zur Erntezeit verspiiren. Die Halfte der ganzen Von dem Erfolg dieser Yerordnungen gibt die Zahlung Bodenflache der Insel ist mit Olivenhainen bedeckt. Als des .Tahres 1766 ein ziemlich verlafsliches Bild. Sie fand ein griines Waldgebirge sieht man Korfu emporsteigen, auf der Insel Korfu 1873 730 Olbaume vor, auf Paxo 28 672, wenn man von der Adria her dem Eingang in den Nord- D In dieses Jahr versetzt Grimani das Dekret des Senate, welches Kanal sich nahert, und wie ein einziger Olwald erscbeint die allgemeine Vermehrung der Olbaume angeordnet habe. Den Inhalt die Inselmitte, wenn man von dem Citadellenfelsen ihre der Yerordnung gibt er nicht an. Ansted u. a. reden von der Aus- Hugelwellen bis an den Rahmen felsiger Berge iibersieht. echreibung der Pramie, wie von einer allbekannten Sache. Aber trotz aller Bemnhungen ist es weder mir noch Romanos gelungen, irgendwo Die dichtgescharten Baumkronen fliefsen zu einer matt- den Text dieser hochst wichtigen und charakteristischen Verfiigung auf- zufinden. Ansted lafst fiir jeden gepflanzten Baum 1 Zechine Belohnung grunen, weich anschwellenden Polsterung zusammen und zablen! Ich folge Botta und Davy. geben alien Umrissen der Landschaft eine sanfte, gleich- Die Yerwertung des Bodens. 89 malsige Rundung, von welchor die schlanken, kerzengeraden ausnahmsweise treffen in der langen Zeit von der Bliite Gestalten dunkler Cypressen, bald einzelD, bald gruppenweise im April bis zur Ernte im nachsten Winter (November eingostreut, um so iiberraschender sich abheben. Aber man bis Pebruar) alle Bedingungen des Gedeihens in gliicklicher mufs in das Innere dieses Olwalds treten, um seine wunder- Vereinigung zusammen. Bei dem starken Schwanken des volle Pracht ganz zu erfassen. Licht stehen gewohnlich Ertrages vermag man nur aus der Beriicksichtigung einer die dicken, knorrigen, wundevlich verkriippelten und ge- langern Periods ein Urteil liber das durchschnittliche Lei- wundenen Stamme, in ein graues Gewand rissiger Rinde stungsvermogen des korfiotischen Olbaus zu gewinnen. Die gehiillt, von den weitgreifenden dicken Wurzeln bis empor offentliche Meinung, welche minder vorsichtig verfalirt, zur Entfaltung der breiten Krone, deren schmale Blatter wird in der Schatzung leicht fehlgreifen; sie wird zu tTber- zwischen ihrem bescheidenen, ans Silbergrau anspielenden treibungen geneigt sein. Griin das Blau des Himmels oder in der Nahe des Ufers In der Mitte des vorigen Jahrhunderts war die An- die satte Farbe des dunklen Meeres bindurchquellen lassen schauung verbreitet, der durchschnittliche Ertrag eines und auch den Sonnenstrahlen nicht wehren, sich hindurch- Erntejahres belaufe sich fur Korfu auf 500000 giare zustehlen unter die freundliche Laubwolbung. = 125000 barili (a 711), fur Paxo auf 60000 giare Pern von der Hauptstadt, deren Umgebung bei den = 15000 barili, zusammen also auf 140000 barili, von Belagerungen durch die Tfirken ihres alten Baumschmuckes denen der siebente Teil zur Deckung des einheimischen beraubt ward, trifft man nicht selten ehrwiirdige, uralte Bedarfes ausreiche, wahrend sechs Siebentel, also in jeder Stamme von erstaunlichem Umfang, bald in voller unge- zweijahrigen Periods 120000 barili, nach Yenedig ver- schmalerter Kraft, bald schon so gehohlt, dafs die bis zu 20 frachtet wiirden. Der Proveditore Grimani fand aber bei und 25 m aufstrebende Krone nur von einem Rinden- genauerm Zusehen, dafs in dem Jahrzehnt von 1748 bis gehause nochgetragen erscheint, und man schwer begreift, 1757 die Ausfuhr nach Yenedig im Jahresdurchschnitt wie.der Saft frisch griinenden Lebens emporsteigt in das nicht 60000, sondern nur 46250 barili betrug. Grasset weitverzweigte Geast. Mit Recht haben in stimmungsvollen S. Sauveur begniigt sich am Ende des vorigen Jahrhunderts Schilderungen Mousson, Ansted, v. Warsberg die Herrlich- mit der alten landlaufigen Ziffer 500000 giare fur eine keit des korfiotischen Olwaldes gepriesen. Es wird im Normalernte, 250000 giare fiir den Jahresdurchschnitt ganzen Mittelmeergebiete wenige Stellen geben, an denen des Olertrages. Botta geht sogar auf 600000 giare der von der pflegenden Menschenhand sonst in zahmem == 150000 barili fiir den Ertrag einer Ernte hinauf. Der Wuchs, in schwacher Ast- und Laubentwickelung gehaltene anonyme Verfasser der meteorologischen tlbersicht des Baum so frei und urwiichsig sich entfaltete zur vollen Jahres 1809 erklart 200000 barili fiir eine Yollernte. Da- Hoheit seiner eigenartigen Erscheinung. mit stimmt es, dafs Korfu (ohne Paxo) 1834 236000 barili Aber diese landschaftliche Zierde ist teuer erkauft. erntete. Ein noch hoherer Ertrag, 272000 barili, ist fiir Die Fiille der Krone verringert den Pruchtertrag der 1858 verbiirgt. Seit diesem Jahre liegt die regelmafsige Baume, und ihre Vereinigung zu geschlossenen Hainen ent- statistische Angabe des deutschen Konsuls, Herrn Martin wertet den Boden, der unter ihrem Schatten nicht — wie Pels, vor, der nicht nur fiber die amtlichen Ziffern fiir die zwischen den lockern Baumreihen italienischer Olgarten — Ausfuhr, sondern auch fiber hinlanglich sichere Quellen Getreide oder Gemiise zu tragen vermag, sondern nur zur verfiigt, um den ortlichen Yerbrauch alten und neuen Oles Schafweide sich eignet, bisweilen auch sich mit immer- und die Gesamtmenge jedes Ernteergebnisses annahernd zu griinem Unterholz oder gar mit nichtsnutzigem Parngestriipp bestimmenJ). Seine Aufzeichnungen lassen die Annahme bedeckt. Der Ertrag der Olwalder in Korfu steht nicht Ansteds, dafs der jahrliche Olexport der Insel 150000 bis im rechten Verhaltnis zu ihrer ungeheuren Ausdehnung. 200000 barili betrage und ungefahr eine gleiche Menge Der Olbaum gibt nicht alljahrlich eine Ernte, sondern von dem einheimischen Bedarf aufgezehrt werde, als stark schaltet mit ziemlich bestandiger Regelmafsigkeit zwischen ubertrieben erscheinen, Fiir die zweijahrige Ernteperiode zwei fruchtbare Jahre immer ein Jahr der Ruhe ein. Merk- stellt eich der Durchschnittsertrag von 1858 bis 1883 auf wiirdigerweise gehorchen fast alle Baume der Insel genau derselben Lebensordnung, tragen gleichzeitig Frucht und x) Deutscliee Handelsarchiv 1883, II, S. 489, dazu die Notizen in den spatern Uandon. Um don Wechsel fruclitreichor und unergiebiger versagen sie gleichzeitig. So wechseln auch in der ganzen Jahro zu vcranechaulichcn, sei bier die Hohe des Ernteortrages in barili fiir die Jabro 1858 (d. i, 1857/8) bis 1886 (d. i. 1885/6) angefiihrt: Statietik der Olgewinnung auf Korfu von Jahr zu Jahr 272000, 0, 9000, 55000, 29000, 60000, 10000, 105000, 0, 75000, Ernte und Ausfall. Aber auch die Jahre der Leistungs- 20000, 120000, 1000, 122000, 0, 103000, 3000, 207000, 0, 200000, 0, 190000, 0, 165000, 0, 95000, 5000, 45000, 35000. Der ortlicbe Ver- fahigkeit liefern recht ungleiche Ertrage; auf ein Jahrzehnt brauch scbwankt moist zwischen 6000 und 14000 barili, steigt abor in fallt in der Regel nicht mehr als eine Yollernte; denn nur guten Jahren auf 20000, und sinkt in kargen auf 4000 barili borab. Partsch, Korfu, 12 90 Partsch, Korfu. 140000 barili. In den drei guten Jahren 1875, 1877, 1879 Die Erfiillung dieser Wiinsche setzt allerdings einen hat er sich noch auf 207000, 200000, 190000 barili ge- tiefgreifenden Umschwung in den Lebens- und Arbeits- halten, aber zu der unter der englischen Herrschaft er- gewohnheiten der landlichen Bevolkerung voraus, eine Auf- reichten Hohe wird er sich wohl nie wieder erheben. hebung der nachteiligsten Folge, welche die ubermafsige Seit lange war ein Riickgang des Olpreises bemerkbar. Ausdehnung der Olbaumzucht mit sich brachte. Das ist Er begann mit der Yerdrangung des Ols aus der Beleuch- die Faulheit der Bauern. Da der Olbaum, wenigstens wie tung der Stadte durch mineralische Ole und Gase von er hier gehalten wird, keine nennenswerte Pflege verlangte, hoherer Leuchtkraft. Korfu, das einst die zahllosen Lampen entwohnten sich die Landleute in dem Grade der Arbeit, der Platze, Strafsen und Kanale Venedigs zu speisen hatte, dafs sie nun nicht einmal die einzige ihnen obliegende beleuchtet heute die eigene Hauptstadt mit Gasflammen. Thatigkeit der Ernte ordentlich erledigen. Statt die reifen Nur im Haushalt, in den Kirchen und Klostern, in den Oliven vorsichtig abzunehmen und frisch sofort zu pressen, Kapellen und vor den Bildstockeln, die so zahlreich, wie warten sie, bis sie abfallen, was bei kraftigem Regen oder im alten Griechenland, im Hugelland der Insel verstreut Wintersturmen natiirlich so massenweise geschieht, dafs liegen, verbreiten noch die Ollampchen ihren milden Schein. dann vor Ende des Auflesens ein Teil verdorben ist. Auch Eine weitere Einschrankung des Bedarfs an Olivenol be- bei der Aufstapelung in grofsen Haufen vor dem mit hoehst wirkte die erstaunliche Steigerung und Vervollkommnung unvollkommenen Yorkehrungen und unglaublich langsam der Herstellung andrer pflanzlieher Ole, des Baumwollols, vor sich gehenden Geschafte des Pressens geht viel zu Sesamols u. a., die nicht nur als Maschinenole, als Material Grunde. Die Beschaffenheit des gewonnenen Ols entspricht fur die Bereitung von Seifen und Parfumerien, sondern lediglich wegen der Nachlassigkeit der Ernte und der elenden selbst in den Speisegebrauch Eingang fan den. "Wenn so Olpressen nur selten der Giite der Frucht. einerseits die Nachfrage nach Olivenol sich minderte, steigerte Auf die wirtschaftlichen Verhaltnisse Korfus hat das sich anderseits seine Gewinnung in Landern mit lange ver- Uberwiegen des Olbaumes vor alien anderen Nutzpflan- nachlassigter, neuerdings aber wieder fortschreitender Ge- zen noch in andrer Weise verhangnisvoll eingewirkt. sittung und Leistungskraft, zumal in Nordafrika. Unter Ein Zweig des Landbaus, der nur alle zwei Jahre eine diesen Umstanden war eine fortschreitende Entwertung des Ernte gibt, ist wie dazu geschaffen, den Bauern in die Ols unvermeidlich. Nur feine Speiseole haben Aussicht, Hande der YPueherer zu liefern. Die Bauern sind in der sich dauernd auf dem Markte zu behaupten. Gerade Ole That grofsenteils den Olhandlern verschuldet; ihre Frucht von geringerm Werte, wie Korfu deren in bedeutender ist oft schon fremdes Eigentum, ehe sie reift. "Wiederholte Menge erzeugt, werden von der vollen Schwere iiber- Mifsernten bringen den Landmann, der seine ganze Hoff- machtiger fremder Konkurrenz getroffen. nung auf die Olbaume setzt, in eine iiberaus gedriickte Die natiirliche Folge dieser Yeranderungen im Olhandel Lage. Diese wirtschaftlichen Ubelstande, welche die uber- ist die in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher her- triebene Ausdehnung der Olwalder, wenn nicht geschaffen, vortretende Neigung, endlich den raumlich Ubertrieben so doch zweifellos verschlimmert hat, die Tragheit und die ausgedehnten Olbau auf der Insel enger einzuschranken, Armut des Landvolks, erschweren natiirlich den Ubergang wie es schon am Anfange des Jahrhunderts alle einsichtigen zu einer andern, hoffnungsreichern Wirtschaftsweise. In Beobachter dringend geraten haben. 1835 hatte Korfu allein gleichem Sinne wirken lahmend die verwickelten Besitz- 306, 1879 zusammen mit Paxo und kleineren Nebeninseln und Rechtsverhaltnisse der Anteilswirtsehaft, auf deren nur 295 qkm Olberge. An mehreren Stellen der Insel sah Schilderung ich an dieser Stelle verzichten mufs. Nimmt ich Olbaume roden, um Platz fur Erweiterung von Weinbergen man hinzu die drei bosen F, die Griechenland niederhalten, zu gewinnen. Noch heute gilt unzweifelhaft die Behaup- Fieber, Feste, Fasten, so wird man die Hoffnung auf einen tung Benzas und Theotokys, dafs man einen betraehtlichen raschen Umschwung der bisherigen Wirtschaftsordnung Teil der Olbaume, namentlich alte, wenig leistungsfahige, sinken lassen. Allem Anschein nach wird der Olbaum nur beseitigen konne, ohne den Gesamtertrag an Olivenol im langsam andern Nutzgewachsen weichen. geringsten zu schadigen. Verminderung der iibergrofsen Zahl Unter ihnen steht obenan der Weinstock, aber auch die der Olbaume auf die Halfte — Theotoky meinte gar auf ein Fruchtbaume konnten Raum gewinnen. In niedrigen, Viertel! — des Bestandes, sorgfaltigere Pflege der beibehal- mit Wasser gut versehenen Lagen lohnt der Anbau der tenen besten Baume in geeignetster Lage, bessere Behand- Agrumi am besten. Die schonsten Orangenhaine vereinen lung der Frucht, raschere und vollkommenere Gewinnung sich auf dem siidlichen Teil der Ostkiiste bei Benitze, Dry· des Ols: — das sind nach wie vor die Forderungen der mopoli, Mora'itika und in Nieder - Levkimo. Auch die uu- kundigen Beurteiler der korfiotischen Landwirtschaft. mittelbare Umgebung der Hauptstadt hat prachtige Apfel- Die Verwertung des Bodens. 91 sinen- und Limonengarten. Sparlich sind sie auf der Nord- sieht man ihn, wenn er als Pionier kiinftiger hoherer abdachung der Insel, wiewohl selbst die Hiigel von Spagus Kultur unfruchtbare Felsen lockert und die Verwandlung ihnen noch ausreichende Warme bieten. Langer als Orange ihrer aufsern Schale in nutzbaren Boden vorbereitet. und Limone ist die Cedrate auf der Insel heimisch, aber Besonders iiberraschend ist bei der Strenge der grie- merkwiirdigerweise hat Korfu sich keinen wesentlichen chischen Fasten, welche die Bevolkerung in einem uns un- Anteil an dem starken Handel erwerben konnen, den Parga bekannten Grade auf pflanzliche Nahrung verweist, die noch mit dieser Frucht nach Polen und Rufsland trieb. Aus immer herrschende Vernaehlassigung des Gemiisebaus. irgend welchem geheimnisvollen Grunde stand Korfu in Die Englander haben allerdings in der nachsten Umgebung dem Rufe, die echte Zitrone nicbt in der Vollkommenheit der Stadt eine emsige Kuchengartnerei ins Leben gerufen, zu erzeugen, welche das mosaische Gesetz fordere fiir die die den Boden recht wirksam ausnutzt und mit den ver- bei gewissen Festen und Zeremonien von den Juden begehrte schiedensten Gemiisen, Blumenkohl, Artischocken, Kohl, Frucht. Dagegen gewinnt neuerdings die Mandarine auf Rettigen &c. glanzende Ergebnisse erzielt. Aber das Landvolk Korfu, wie anderwarts, an Yerbreitung. zieht von diesem Fortschritt zumeist passiv Nutzen, — als Die klimatische Abstufung der Bergeshange der Insel Kaufer auf dem stadtischen Markte. Die entlegenern Teile von dem warmen, fiir subtropische Gewachse einladenden der Insel verharren in der alten faulen Geniigsamkeit Kiistensaum bis empor zu rauhen Berglandschaften bietet und behelfen sich zumeist mit wilden Krautern (ά γρ ια natiirlich der ganzen Mannigfaltigkeit siid- und mitteleuro- Χ ά χα να ). Wer in der Fastenzeit dort reist, kann Wunder­ paischer Obstbaume geeignete Standorte. Die Bevolkerung liches Griinfutter mit Ol und Zitronensaft zu kosten be- hat diesen Yorteil bisher noch nicht recht ausgenutzt. Das kommen. Die einzige Beisteiier der fernern Landesteile Weichbild der Hauptstadt ist ein Versuchsfeld, auf dem die zur Tafel der Stadter sind die saftigen Cucurbitaceen geistig regsamern Gartenbesitzer die Tauglichkeit von Levkimos, Gurken, Kiirbisse und herrliche Melonen. Boden und Klima fiir eine Menge wertvoller Gewachse Von technisch wichtigen Pflanzen wird in. sehr geringer erprobt haben, ohne dafs aber aus ihren Brfahrungen wirk- Ausdehnung ■— ich sah sie nirgends — Baumwolle, haufiger same Anregungen fiir den Landbau entsprungen waren. Flachs und Hanf gebaut, als Farbstoff der Waid, zumal im Feigen und Mandeln, Granaten, Pfirsiche, Aprikosen, Norden der Insel. Der Gerbersumach wachst dort wild, Kirschen, Pflaumen, Birnen gedeihen vortrefflich, minder an seinen Anbau und seine Verwertung als Ausfuhrartikel die ein rauheres Klima vorziehenden Apfel, und unter scheint man nicht zu denken. den in neuerer Zeit eingefiihrten Friichten hat die friih Eine den gegenwartigen Zustand getreu wiederspiegelnde reifende japanische Mispel am besten sich eingebiirgert. Ubersicht der Yerteilung des Bodens der Insel unter Aber alle diese Fruchtbaume nehmen im Landschaftsbilde die verschiedenen Zweige des Landbaus liegt nicht vor. — wenn man von der unmittelbaren Umgebung der Stadt Selbst aus der letzten Zeit der englischen Herrschaft sind absieht — nicht annahernd den wichtigen Platz ein, den mir keine statistischen Nachweise dariiber bekannt. So mag man ihnen wiinschen mochte1). Die Tragheit der Bevol- hier eine mehr als fiinfzig Jahre alte Quelle herangezogen kerung, der Mangel an selbstthatiger Unternehmungslust werden, die von Davy mitgeteilte Landbaustatistik der Jahre halt den Obstbau nieder; gerade die von ihm geforderte 1834 und 1835. Sie wird bei der Bestandigkeit der Ver- verstandnisfreudige Sorgfalt geht dem Landvolk hier vollig haltnisse auch fiir die Gegenwart noch einen annahernd ab. Nur was ungepflegt fortkommt, gewinnt rasch Ver- sichern Anhalt bieten. Die zunachst von einigen Druck- breitung, so der viele Strafsen mit seinen sonderbaren fehlern befreiten Ziffern sind umgerechnet in Quadratkilo- fleischigen Gliedern saumende Feigenkaktus; am liebsten meter.

Mais, Gerste, Hiilsenfriichte Im ganzen Un- Davon Weizen. Hafor. 01. Wein. Baumwolle. Flachs. Weizen. und Gemiise. angebaut. angebaut. Woidoland. 1834 . 16,21 54,ββ 11,99 306,34 56,26 0,28 3,41 4,13 453,26 134,64 70,60 1835 . 24,73 47,84 16,04 306,34 56,26 0,38 3,34 7,66 462,88 125,03 68,69 Der Gesamteindruck der korfiotischen Landwirtschaft ist Nutzen zieht, drangt sich hier ebenso unwiderstehlioh auf, kein befriedigender. Das Urteil, dafs die Bevolkerung von wie bei der matt und nachlassig betriebenen Fischerei in der Gunst der Naturverhaltnisse nur sehr unvollkommen den Lagunen und den fischreichen Meeresgriinden der Insel1).

J) Der Obstbau Korkyras im Altertum mag bedeutender gowcsen J) fiber die antike Fischerei von Korkyra Paus. X, 9, 2. Athen sein. Ov. Metam, XIII, 719: Pbacacum folicibus obsita pomis rura. VII, p. 318. fiber die Fischerei dor Nouzeit und die Mittol, sie zu Juy. V, 151: perpetuus Phaeacum autumnus. Eustath. zu Odyss. hebon, vgl. die sachyoretiindigon Bcraerkungen cines Beuediktiners bei VII, 118. Qrimani, p. 66—71, und die Handschrift Vlassopulos. 12 * 92 Partsch, Korfu. Es findet eine weitere Bekraftigung in der geringen Riihrig- Um gerecht zu sein, darf man nicht vergessen, dafs diese keit der Bevolkerung in gewerblicher Thatigkeit. Liest es' Gewohnung an die Abhangigkeit von fremder Zufuhr, die sich nicht wie eine Satire auf den Fortschritt der Kultur, Unlust zu eignem Schaffen nicht lediglich in der Natur weun der trockne, sachliehe Geschaftsbericht des deutschen des Yolkes begriindet liegt, sondern ihm anerzogen wurde Konsuls nach der Aufzahlung der sechs kleinen Dampf- durch die 400 Jahre selbstsiichtiger venetianischer Herr- muhlen, etlicher Seifenfabriken, einer Fabrik von Spielkarten sehaft, welche alles aufbot, die selbstandige gewerbliche fiir das Regierungsmonopol, einer Fabrik von Handschuhen und Schiffahrtsthatigkeit der Korfioten zu ersticken und den und Strolihiiten und der Werkstatten fiir Mobel- und Wagen- Landbau in eine einseitige Entwickelung zu drangen, aus bau — das ist die ganze industrielle Herrlichkeit von Korfu! — deren verhangnisvollem Geleise er nun schwer wieder her- ausdriicklich hervorhebt, dafs eine Fabrik fiir Seilerwaren auszuheben ist. Jahrhunderte gehoren dazu, um die Wir- sich nicht habe halten konnen? Die Nachfolgerin des kung von Jahrhunderten zu verwischen. seebeherrschenden Korkyra kann keine Seilerei ernahren!

IT. BeviHkerungs - Statistik. In Gebieten mit zuverlassigem, eingehendem und viel- ven1). Beloch betrachtet diese Schatzung, deren Ergebnis seitigem statistischen Material kann der Geograph, wenn er der heutigen Yolkszahl sich nahert, selbst nur als einen seine Arbeit gethan hat, mit dem frohen Gefiihl des Ernte- Minimalwert. Die von ihm offengelassene Moglichkeit, festes nach den langen Zifferreihen greifen und in dem dafs die Bevolkerung auch grofser gewesen sein konne, ist klaren Spiegel der Zahl das scharf umrissene Bild der Er- in der That eine Wahrscheinlichkeit. Die freien Manner gebnisse wiederfinden, zu denen ihn die Durchforschung der sind mit 10000 gewifs nicht zu hoch, eher zu knapp ge- vollen, verwichelten Wirklichkeit gefiihrt hat. Diese Be- schatzt, wenn allein die Zahl der Oligarchen, welche in friedigung ist dem Studium der Insel Korfu nur in recht dem ersten grofsen Biirgerzwist das Leben verloren, 1500 beschranktem Mafse vergonnt. Die Mittel der statistischen betrug* 2). Noch sicherer kann man die Sklavenbevolkerung Arbeit stehen hier in grofsem Mifsverhaltnis zu der Auf- erhohen. Dafs 18000 Sklaven die Flotte bestiegen, wenn gabe, deren Forderungen riickwarts greifen bis in eine nur im ganzen im Gewerbebetrieb im hauslichen Dienst und diirftig erh elite Vergangenheit. der landlichen Arbeit nur 20000 unfreie Manner in kraf- Gerade bei Korfu hat man schon friih das in weiterm tigem Alter vorhanden waren, ist schwer zu glauben. Es Umfange fiir die ganze altklassische Welt erst neuerdings tritt hinzu die Wahrnehmung, dafs die alte Hauptstadt gliicklich erfafste Problem, die Starke der antiken Bevolke­ wesentlich grofser und vielleicht doppelt so volkreich war, rung annahernd festzustellen, zu losen versucht. Dazu lud wie die der Gegenwart. Die landliche Bevolkerung aber die Kenntnis der korkyraischen Seemacht auf dem Gipfel kann schon deswegen und namentlich wegen des ausdriick- ihrer Entwickelung jeden denkenden Leser des Thukydides lich bezeugten gartenmafsigen Anbaus der Inselmitte, von unwiderstehlich ein. Die 120 Kriegsschiffe Korkyras for- der heute weite Strecken ode liegen, nicht schwacher ge­ derten eine Bemannung von 24000 Kopfen. Darunter wesen sein als heute. Ich halte es nicht fiir moglich, mit mogen — wenn das Verhaltnis zwischen Freien und der Schatzung der Bevolkerung der Insel zur Zeit ihrer Sklaven (250 -(- 800) auf den in Feindeshand gefallenen hochsten antiken Bliite unter. 100000 Seelen herabzugehen. Schiffen einen Schlufs fiir die Gesamtheit gestattet — etwa Vielleicht hat mein alter Lehrer Janske mit 110000 das 6000 Freie, 18000 Sklaven gewesen sein. Damit war die Richtige getroffen. Die Lokalpatrioten arbeiten natiirlich waffenfahige Bevolkerung indes nicht erschopft. Mit Zu- rechnung des Landheeres und der in Stadt und Land Zuriickgebliebenen gelangt Beloch fiir die Gesamtzahl der χ) Beloch, Histor. Beitrage zur Bevolkerungslehre. I. Die Be­ volkerung der griechisch-romisohen Welt. Leipzig 1886. S. 191. erwachsenen Manner auf 10000 Freie und 20000 Sklaven, Quelle: Thuk. I, 29, 3. 47. 55, 2. fiir die ganze Bevolkerung auf 30000 Freie und 40000 Sbla- 2) Diod. XIII, 48. vgl. Thuk. Ill, 75, 4. 81, 2. 85. IV, 48. Bevolkerungs-Statistik. 93 mit ganz andern Ziffern. Mustoxidi kam auf 160 000, und 70000 schwanken. Aber zum Gliick tritt einmal auch Theotoky auf mehr als 200 000 Kopfe. ein genauer statistischer Nachweis der Hauserzahl, der ge- Sicherlich beleuchtet der Lichtstrahl geschichtlicher samten und der wehrhaften Bevolkerung der Stadt, sowie Uberlieferung gerade den Gipfelpunkt der Entwickelung der einzelnen Landschaften der Insel auf. Die verschie- Korkyras. Die Zeit, in welcher es 120 Trieren bemannen denen Ziffern darin uberwachen und bestatigen sich gegen- konnte, hat nicht lange gedauert. Wie seine Seemacht seitig. Diese aus dem Marz 1499 stammende Zusammen- zur Zeit der Schlacht von Salamis erst aus 60 Trieren stellung lautet: bestanden hatte, sank sie bald nach dem peloponnesischen Description di case anime homini in C o rfu Kriege wieder auf 80 herab*). Den weitern Ruckgang in la terra (in der Eestung) . . . 355 1805 425 der Yolkszahl und des Wohlstandes im Altertum vermag in la Zuecha (im Judenviertel) . . 180 1000 100 man wohl mit Sicherheit zu erkennen, aber nicht im ein- in el borgo (in der Stadt) . . . . 3417 12930 3500 3952 15735 4025 zelnen ziffermafsig zu verfolgen. Den schwersten, nicht in la Isola balia del O ro s...... 1005 4979 1220 mehr verwundenen Stofs gab der Kraft der Insel die balia de A giru...... 900 4445 933 Landung der Lakedaemonier (373). Sie belagerten die balia de M ezo...... 1085 5170 1071 Stadt, bis Hungersnot sie der Ubergabe nahe brachte, ver- balia de A lefch im o ...... 1433 6746 1707 8379 37075 8963 wiisteten das nach langer Friedenszeit in herrlichem Anbau Auch diese Angabe trifft wieder auf einen Wellen· stehende Land und schleppten so viel Gefangene, Wein, Ge- scheitel der wechselnd auf und niedersteigenden Kurve der treide, Yieh mit fort, als sie auf ihren 60 Sohiffen fort- Yolkszahl. Denn bis zum Ende des 15. Jahrhunderts bringen konnten. Erneute blutige Biirgerkampfe, der Ver- wahrte eine Periode der Bevolkerungsvermehrung!). Das lust der Selbstandigkeit, der tJbergang aus einer lieblosen Vordringen der Turken scheuchte vom Festland zahlreiche Herrenhand in die andre, die Yerwickelung in alle geschicht- Fliichtlinge hiniiber auf die einzige von Venedig behiitete lichen Katastrophen, die an der Grenze der ostlichen und Insel. Im 16. Jahrhundert aber riickte Kriegsgefahr und westlichen Mittelmeei’lander sich abspielten, brachten das endlich Kriegsnot unmittelbar an sie selbst heran. Schon Landchen mit jedem Jahrhundert weiter herunter. Der Titel 1534 ist ein Ruckgang bemerkbar. Die Stadt zahlt nur einer freien Stadt unter der Romerherrschaft klang wie noch 14246 Seelen, wiewohl durch Verstarkung der Be- ein Hohn fur den verodeten, bedeutungslos gewordenen satzung die Zahl der streitbaren Manner auf 4032 sich er- Ort2). Die Goten werden hier nicht mehr viel gefunden halten hat2). 1537 wird bei der Belagerung der Stadt haben 3). durch Soliman ein grofser Teil der Insel entvolkert. Die Yon den Bevolkerungsverhaltnissen der Insel im Mittel- Verluste der heldenmiitig verteidigten Feste sind nicht alter ist vorlaufig noch gar nichts bekannt. Die Venetianer genau bekannt. Die Zahl der in die Sklaverei geschleppten veranstalteten von Zeit zu Zeit zur Feststellung der mill· Landleute geben Zeitgenossen bald auf 15000, bald auf tarischen Leistungsfahigkeit der Bevolkerung, auch wohl 18000 an3). Die aus amtlicher Quelle geschopfte Angabe im Interesse der klaren Erhaltung der Standesgrenzen eine der Einwohnerzahl fiir 1576: 17520 entspricht durchaus statistische Aufnahme (Anagraphi)4). Sathas verspricht, den lange fiihlbaren Wirkungen dieser furchtbaren Kata- die Ergebnisse dieser Erhebungen im Zusammenhange zu strophe4). tlber die Anstrengungen der Yenetianer, der behandeln. Veroffentlicht ist davon meines Wissens noch Insel Ersatz fiir den schweren Verlust zuzufuhren, werden keine Ziffer. Die altesten mir bekannten Angaben macht an der Schwelle der Neuzeit das Tagebuch Marino Sanu- vielleicht die Geschichtsforscher aus den Archiven noch tos5). Darin stehen allerdings fiir die Bevolkerung der reichlichere Naohrichten zu Tage fordern. Jedenfalls hat Insel aus einer und derselben Zeit weit auseinandergehende, t) Sathas, Doc. in6d. V, 224, 31. 2) Sathas, Doc. indd. VI, 296. oifenbar durch Mifsverstandnis des Horers oder Versehen 3) Rede Marco Foscari’s Mon. spect. hist. Slavor. Morid. VIII, des Lesers verdorbene Zahlenangaben, die zwischen 27000 Zagrabiae 1877. Comissiones et relationes Venetae II, p. 136. Sathas, Doc. in6d. V I, 298. Bericht des Proveditore Alex. Contarini von 1540. Auch Paruto (Hist. Vinet., Venezia 1605, p. 613) bleibt bei D Herod. VII, 168. Ieokr. XV, 109. 15000. Andre iibortreiben (Verdizzotti 25000). tJber das Schicksal 2) Strabo, Exc. desYII. Bucbos. 8: ή Κόρχυρα . . . νπο πολέμων der Stadt finde ich naclitriiglich noch eine Angabe in dem cben er- τ ι ν ώ ν χαι τυράννων έφ&άρη' χαϊ νοτβρον νπο 'Ρωμαίοτν έλευ- schienenen 8. Bande von Schofcrs „Eec. do voyages et documents pour δ'βρωΟ'εΙοα ονχ έπτ^νείΧη, άΧχ κπϊ Χοώορία παροιμίαν ΐΧαβεν ,,έΧεν- servir ii l’hist. de la gdogr. depuis le 13e juspu’au 16e si6cle“ , J. Ohes- ίΧίρα Κόρχνρα, χέζ’ οπού ίΧίΙεις ncau, Le voyage de Mr. d’Aramon (1547), p. 156: „La villo fut 8) Prok. b. Goth. Ill, 27. ruinie par Barberousse et ost maintenant comme un grand village non *) Sathas, Doc. in£d. II, 462. IV, p. XXXIX. V, 221. trop peupld, car il emmena du dit lieu plus do dix ou douzo conts 5) Diarii II, 595 (1499). Ill, 253 (1600) Stadt 18000, Insel personnes que hommes, femmes ou enfants.“ 27000 Einwohner. HI, 786 (1500) Insol 70000 Einwohner. X, 968 4) VI. Laraansky, Secrets d’6tat de Vonise. St- Pdtorsb. 1884, p. 649. — (1510) Stadt 30000 Einwohner, 12000 waffenfahige. v. Haurowitz zahlt nach unbekannter Quollo fiir 1578 19221 Einwohner, 94 Partsch, Korfu. sich Korfu nur langsam erholt. Noch einmal hausten die von der Behandlung Korfus in diesem seltenen, nur in Tiirken einige Wochen auf der Insel, ixn Jahre 1716. Die 3 Exemplaren der Nach welt aufbewahrten "Werke durch Yerwustung war wieder grofs, aber bei ihrem eiligen Ab- die freundliche Vermittelung des Yorstandes der Biblioteca zuge schleppten sie nicht so viele Gefangene fort. Fiinfzig Nazionale di S. Marco, Herrn Kastellani, eine vollstandige Jahre spater hat Korfu wieder 44333 Einwohner. Die Abschrift zu erwerben, will ich wenigstens die Einwohner- letzten Jahrzehnte der venetianischen Herrschaft bezeichnen zahlen der einzelnen Orte, welehe diese Zahlung ergab, dann einen Stillstand der Volksvermehrung. Auch die tabellarisch vereinigen mit den allerdings nicht ganz voll- wechselvolle tlbergangszeit von 1797 —1814 war einem standigen der in Ylassopulos Handschrift erhaltenen stetigen Portschritt nicht giinstig. Als die Englander die Statistik von 1803 *) und den neuesten Ergebnissen der Insel besetzten, wird sie nicht mehr als 45000 Bewohner Zahlung von 1879. Die Anordnung folgt der heutigen gezahlt haben. Erst ihre geordnete, thatkraftige Wirtschaft Einteilung in Dimen. brachte eine entsohieden steigende Entwickelung der Volks- Zunahme seit 1766 1803 1879 zahl und der Yolkswoblfahrt. Nach Ablauf der englischen 1766 % Herrschaft ergab die erste griechische Zahlung 1865 1. K a sso p ae i. K a ssio p i...... } 659 707 i 3101 53 71476 Bewohner. 1870 war die Zahl auf 70828 ge- P e r ith ia ...... 1 697 1 sunken, 1879 wieder auf 76469 heraufgegangen. Sinies mit Kulura . . 703 786 1467 109 S p a r tila ...... 398 446 686 72 An dieser Zunahme der Bevolkerung in den letzten S t r i n i l a ...... 361 465 892 153 Jahrhunderten haben nun nicht alle Landschaften gleicli· L a v k i...... 76 114 151 100 Episkepsis .... 392 458 561 51 mafsig Anteil genommen. Der Schwerpunkt der Bevolke- O m ali...... | 124 166 34 rungsverteilung hat sich allmahlich in nordwestlicher Richtung Sgurades ...... { u} verschoben. 2713 3084 4930 82 Von der landlichen Bevolkerung der Insol 2. E p iz e p h y rii. wohnten: 1499 1766 1879 S o k r a k i...... 423 455 688 63 200 in Levkimo (und dem Thai des Mesongi) . 31,6 o/o 22,0 o/0 17,0% Z y g o s...... 138 107 45 In Mezzo...... 24,2 44,2 42,4 V a la n io ...... 127 173 465 266 99 in A g h i r u ...... 20,8 14,0 19,4 Eyprianades .... 82 234 185 in O r o s ...... 23,3 19,8 21,2 K lim a tia ...... 128 180 288 125 N y p h a es...... 581 620 926 60 Agi D u l l ...... 1 261 4471 Augenscheinlioh hatte im Mittelalter eine ziemlich | 278 190 gleichmafsige Verteilung der Bevolkerung auf die vier X a th ates...... \ 89 260 Landschaften sich hergestellt. Der Verlust von 1537 traf 1757 1984 3508 100 h'auptsacblich die Inselmitte. Aber dorthin stromte dann 3. A k ro lo p h ita e. Sphakera...... 95 95 191 100 auch am kraftigsten der spatere Zuwachs. Der Schutz der E avalluri...... 252 237 281 11 Pestung und die Nahe der Stadt, in welehe man den Er- A g ra p h i...... 357 445 692 94 Antiperni . . . . . 137 116 158 15 trag des Landes zu Markte brachte, sicherte der Mezzaria Karusades mit Rhoda . 845 884 1125 33 in dieser Zeit einen wertvollen Vorzug. Gegen Ende der 1686 1777 2447 45 Venetianerzeit erreicht dieses Drangen der Bevolkerung 4. Amphipagitae. nach der Mitte des Landes seine auffallendste Starke; die Perulades mit Sidari . 428 551 833 95 246 178 fernsten Glieder zeigen sich verhaltnismafsig viel schwacher A v lio te s ...... 1 920 84 Exokastrini .... 254 458 j entwickelt. Erst die Strafsenbauten der Englander er- Kuknekades .... ( 40 51] G arnades...... 5S 129 schliefsen sie wirksam. Levkimo allerdings zieht. davon \ 2 3 \ 82 Tamburlates .... 1 23 f keinen erheblichen Nutzen, es verliert weiter an Bedeutung, Magulades...... 378 425 798 111 aber Oros und Aghiru raffen sich auf. Eavadates...... 167 186 417 150 Armenades .... 144 202 344 139 Ein genaueres Urteil iiber die Bedingungen der Yolks- R aktades...... 146 244 414 184 41 85i vermehrung lafst sich nur auf eine mehr ins einzelne Eunavades .... 1 269 1 106 gehende tTbersicht derselben begrunden. Das erste genaue Velonades...... ] 347 469 Gavrades...... I 1 701 Bild der Yolksverteilung auf der Insel gewahrt die grofse Perlepsimades . . · } 147 148 1 157 153 statistische Aufnahme des ganzen Gebietes der Republik A p h io n a ...... 1 1 145) Yenedig in den Jahren 1766—1770 *). Da es mir gelang, 2237 2866 4785 114

*) Anagrafi di tutto lo stato della rep. di Venezia comandata dal *) Vlaseopulo erklart die Unvollstandigkeit: „sono ommessi alcuni Senato ed eeeguita dal Magistrato dei Deputati ed Aggiunti sopra la piccoli villaggi, perche trattandosi di nna capitazione furono lasciati provisione del danaro, Vol. I, p. 130—184. Venezia 1768. fuori quelli che erano affatto miserabili ed impotent! a pagare“ . Bevolkerungs-Statistik. 95

Zunahme se Zunahme seit 1766 1803 1879 1766 1803 1879 1766 % 1766 o/0 5. Istonaei 10. Mesochoritae. 51 Rapsochilades 117 1 Y y r o ...... 196 143 296 Maiaki . . | 209 267 237 \ 189 P s o r a r i ...... 182 198 481 164 Meesaria . 241 j Ralaphationes . . . 402 402 670 66 Chorepiekopi 219 232 452 107 Varypatades . ... . 426 467 631 48 293 i 685 | Rastellani . Peleka mit Myrtiotissa | 290 370 150 196 T r i o l o s ...... \ w Arkadades. 221 248 115 Raphalades | 47 | S inarades...... ' 686 1124 1545 125 Athini . . 39 Ruramades .... 279 310 436 56 Agroe . . 250 ] Rastellani...... 352 350 838 138 A. Athanasios 349 I Rynopiastes .... 423 536 1057 150 | 321 402 177 Manatades 116 | R a r a a r a ...... 166 94 233 40 Aspiotades 176. Agi D eka...... 410 546 823 101 Spagus (Pagi] 637 ] G a s tu rio ...... 1002 818 1144 14 Prinila . . i 423 563 207 l 116 Benitze...... 210 217 283 35 Vatoniaes . 69 j 5024 5575 9162 82 148 68 Alimatades 88 129 Vutulades . 39 36 — 8 11. M e litiie 92 82 153 66 Vistoca 338 323 491 45 245 335 431 76 Stavros . . M akrades...... 196 227 319 63 241 290 332 37 Strongyli . . R r i n i ...... Episkopiana . 77 75 106 38 Lakones mit Palaeoka- 61 69 73 20 313 401 617 97 Morai'tika . . stritza ...... Garuna Ano . 123 310 ^ . „2 2411 2949 5143 113 356 „ Rato . i 297 482 r 122 Pentatis . . 119 6. A p ilio ta e . 200 2731 D u k a d e s ...... 487 352 648 33 Pavliana Ano 274 „ Rato 90 117 l· 42 Skriperon...... 946 563 999 1 \ Vuniatades 44 98 Rorakiana...... 1507 1056 1765 1 830 48 A. Matthias 679 1 . 43 A. Markos .... 272 387 [ 1143 874; Zygono 35 Rrevatzula .... 69 80 82 19 296 175 405 37 Braganiotika Gardelades .... 70 52 62 — 11 L iap ad es...... 627 530 1111 77 Chlomotina Mesongi . 58 4135 6189 50 \ — 22 Spilaeo Rato 55 621 21 47 28 / 7. P a r e lii. „ Ano 1 46 61 76 65 Ranekades 38 1231 A. Dimitries Marmaron. . I 348 { 83 232 f 2454 2410 3835 56 Giannades. . 569 540 936 64 Ropa . . . 96 26 73 12. Leykimmaei Rokkini . . 165 91 45 Chlomos . 285 385 414 46 Vato und Ckelia 99 103 4 90 126 148 64 1277 1511 18 Yasilatika . . 76 100^ Rorakades. . 274 561 193 j 8. P o ta m o g ito n e s . Egripo * . . l 8 0 / Po ta m o s ...... 1537 1339 1526 — 0,6 Neochoraki . 101 52 — 48 E v ro p u li...... 287 258 391 36 Argyrades. 416 392 604 45 | 185 Rolokythi. . 96 93 142 ^ Rontokali...... 215 — 6 — 36 Govino...... J 333 | 127 Rumanadee . 138 83 7) Ryra tu Chryeiku . . ( 56 Marathia . . 79 55 59 — 25 R o m p itzi...... \ 79 62 4 50 82 Perivolion. . 308 285 468 52 B a s t u n i ...... | \ 38 Yitulades . . 75 66 115 53 90 70 R ritika. . . 95 87 124 30 A. Giannis .... | 499 53 A p h ra ...... 236 248 Palaeochorion 126 69 139] 196 102 Neochorion . 84 45 31 A le p u ...... 97 75 f Ranali Arvanitiko . . I ( 206 Dragotina. . 31 46 1 0 2 1 · „ Graekiko . . } 340 { 65 } 66 Sparteron . . 106 82 98 - 7 „ Lementiku . . 1 ( 302 Anaplades. . 748 666 863 15 2999 5013 3641 21 70 A. Theodoros mit Ravos 9. Rerkyraoi. und Panta tika 764 952 1012 32 Rerkyra (Korfu) . . ' 8257 7529 16515 100 Potamion 350 347 315 10 Mandukion .... 1568 1829 3651 133 Melikia. 785 763 585 25 A. Rokoe mit Platytera 274 508 1267 362 5286 6184 17 Rastrades oder Garitza ( 1055 2019 j Anemomylos .... 564 770 Das Ergebnis dieser Vergleichung, die ortlichen Unter- S tratia...... 2246 | i 225 !■ 56 A nalipsis...... 541 ^ 200 schiede der Bevolkerungszunabme, bringt ein Karton zu Phygareton (Pigarotto) 1 294 ) iibersichtlicher Darstellung. Er bedarf kaum einer Er- Seerolk, Fischer &c. . 198 Voile Summe. . . . 12344 12026 25139 lauterung. So scbarf macben die natiirlicben Bedingungen Yergleichhare· Summe , 12344 12026 24941 102 der Volksvermehrung ihre Reobte geltend, Zunacbet fallfc 96 Partsch, Korfu. die bevorzugte Stellung des Berglands vor den Ebenen und durch Eroffnung von Wegen naeb kraftigen Quellen der niedern Hiigeln ins Auge. Zu dieser Erscheinung wirken Nachbarschaft recht wohl der Besiedelung zuganglich gemacht sehr verschiedene Ursachen zusammen. Einen Hauptanteil werden konnten. Wasserreiche Platze (Benitze, Gasturi, bat der Gegensatz der reinen, gesunden Hohenatmospbare Nypbaes) haben friih so viele Leute auf sicb gezogen, als und der an Fieberkeimen reicbern Luft der Niederungen. ihre Umgebung nahren kann. Sie wachsen nur noch lang- Die beriicbtigten Malariagebiete zeigen nicht nur einen sam. Aber dem wasserarmen Kalkgebirge kann noch Stillstand, sondern mebrfach einen entscbiedenen Riickgang mancher neue Wohnplatz abgerungen werden. der Yolkszahl. Ihre Unempfanglichkeit fur eine Mehrung Die Vermehrung der Bevolkerung scbreitet nur sehr monscblicher Siedelungen ist in Levkimo und in den ab- langsam noch fort. Sie vollzieht sich in der Stadt grofsen- flufslosen oder nur unzureichend entwasserten Kesselthalern teils durch Zuwanderung Auswartiger, auf dem Lande aus- der Inselnoitte so scharf ausgesprochen, dafs sie trotz des schlieislicb durch Geburten. Eine erhebliche Verscbiebung Mangels statistiscber Bestatigung aucb am Strandsee Anti- der landlichen Bevolkerung durch Ortswechsel findet nicht nioti und am Kap S. Stefano mit Sicberbeit vorauszusetzen statt. Das Landvolk Korfus ist in hoherm Grade seishaft ist. Selbst in einem Brennpunkt starker Yolksvermebrung, als das der iibrigen Ionischen Inseln. Namentlich zu Kepha- in dem Giirtel der Vorstadte von Korfu, ist der Einflufs lonia tritt Korfu in diesem Punkte in einen folgenreicben gesundheitlicber Unterschiede bemerkbar. Die alteste Yor- Gegensatz. Die Kephalonier wandern, von der Armut des stadt Kastrades und die ganze Analipsisbalbinsel mehren beimiscben Bodens gedrangt, in grofsen Mengen aus, urn ihre Bewohnersohaft viel langsamer als die iibrigen Stadtteile. erst, wenn sie in der Ferae sicb zu einem gewissen Wohl- Aufser der Verteilung der Malaria begiinstigten aber stand emporgearbeitet, wieder heimzukehren in das Dorf, nooh andere Umstande im letzten Jahrhundert eine starkere wo ihre Wiege stand. Erfiillt von den Eindrucken fremd- Volksmehrung auf den Hohen. Sie waren bis zum Ende landischer Gesittung, gewohnt an die Bediirfnisse eines an- der venetianischen Herrschaft thatsacblicb hinter dem spruchsvollern Lebens, steigern sie durch ihr Beispiel die Hiigelland der Inselmitte zuriiekgeblieben in der Verdich- Empfanglichkeit ihrer Landsleute fur eine bebaglichere tung ihrer Bevolkerung. Das baben sie in diesem Jabr- Einricbtung des Hauses und der Lebensweise. Mit Uber- bundert nacbgebolt. Sie boten viel anbaufahiges und seit raschung trifft man auf der vom grofsen Weltverkebr bei- der Entfaltung des Strafsennetzes aucb anbauwiirdig ge- seitegelassenen Felseninsel bis in die entlegensten Berg- wordenes Land der fortschreitenden Besiedelung dar, wahrend dorfer binauf wohlunterricbtete, in der Welt weit umher- die niedern Hiigel — wie die Anhohen von Karusades — gekommene Leute, einen durcbscbnittlicb unerwartet hohen vielfach so vollstandig von Olwald bedeckt waren, dafs eine Stand der materiellen Annehmlichkeiten des Lebens, Sinn wesentlicbe Mehrung der Bevolkerung obne eine tiefgreifende fur Sauberkeit und Ordnung. In dieser Hinsicht steht Umwalzung des Wirtschaftssystems nicbt eintreten konnte. Korfu entschieden zuriick. Sein Landvolk bleibt daheim Im Ostfliigel des nordlichen Gebirges beschrankt sich die sitzen, erfahrt nicbts von der Aufeenwelt und knetet ruhig starkere Zunabme der Bevolkerung noch auf die Scheitel- weiter in dem alten Sauerteige. flacbe und den mit der Hauptstadt leicbter verkehrenden Ein wichtiger Punkt fiir die Gestaltung des Yolks- Siidhang. Im Westflugel aber greift sie iiber den fahrbaren lebens ist das Verhaltnis der Geschlechter zu einander. Pantaleonepafs hiniiber auf die vollkommen fiir den Yerkehr Da fallt zunachst auf Korfu das starke Uberwiegen der mann- erschlossene Nordabdacbung und erreicht dort auf den lichen Bevolkerung auf. Das ist allerdings eine fiir das Hiigeln zu beiden Seiten des Typhlopotamo eine Intensitat, ganze siidostlicho Europa bezeicbnende Tbatsache, aber so die an keiriem andern Punkte der Insel ihresgleicben findet. scharf wie in Korfu diirfte sie nur in wenigen Fallen durch- Aber je mehr man siob von den Hauptstromen des Yer- gebildet sein. Sie tritt in jedem einzelnen Dimos der Insel kebrs entfernt, desto schwacher wird der Zuflufs der Yolks­ bervor und gerade in der Hauptstadt mit reichlicb zu- vermebrung. Die entlegensten Landwinkel (Krini, Aphiona) wanderndem Mannsvolk am scbwachsten. Die Zabl der werden davon wenig beriihrt. mannlichen Bevolkerung iibertrifft die der weiblichen im Wenn in der Bevolkerungsdichtigkeit und der Haufig- Dimos Kerkyra] um 3,7 %, im D. Levkimo urn 12,1 %, feit der Dorfer die Yerteilung von quellendem und im D. Melitiis um 14· %, im D. Mesochoritae um 3,5 °/o liefsendem Wasser eine bedeutende Rolle spielt, kann man im D. Parelii um 6,i °/0, im D. Potamogitones um 15,4 °/o* licht das gleiche von der Bevolkerungszunahme der jiingsten im D. Apiliotae um 14,6 °/q, im D. Kassopaei um 4,4 °/o, Tergangenheit sagen. Sie eroberte vielfacb gerade solche im D. Epizephyrii um 6,4 ° / o , im D. Istonaei um 7,4 ° / o , Oandstriche, die friiber wegen ihrer Quellarmut unbewobnt im D. Amphipagitae um 6,4 ° / o , im D. Akrolophitae (Hiigel jeblieben waren, aber durch sorgfaltige Zisternenanlagen, von Karusades) um 49,7 °/o· Dort sollen neben 1467 mann- Bevolkerungs-Statistik. 97 lichen Einwohnern nur 980 weibliche vorhanden sein. von Korfu ist in den letzten Jahrzehnten eine bedeutende Dieses letztere ungeheuerliche Verhaltnis legt allerdings zu- Unsicherheit eingedrungen durch ein starkes Schwanken nachst den Zweifel nahe, ob die Zahlung voile Zuverlassig- der Bestimmungen des Flacheninhalts. Der Glaube an keit besitzt. Aber im ganzen ist die Thatsache eines starken die vortreffliche offizielle Arealangabe der Englander, welche Uberwiegens der Manner (um 7,9 °/o) zweifellos. Es ist auf 227 square miles = 587,9 qkm lautete, wurde er- nicht wahrscheinlich, dafs sie in einer starken Verschiebung schuttert durch planimetrische Messungen auf der Karte der Verhaltniszahl mannlicher und weiblicher Neugeborner der Ionischen Inseln von Arrowsmith (London 1844). jhren Grund hat. Yielmehr diirfte die entscheidende Ur* Mousson fand auf ihr 268,76 square miles = 696 qkm sache in der gedriickten Stellung der weiblichen Land- als Flacheninhalt Korfus, ein andrer Gelehrter in Perthes’ bevolkerung liegen. Der erste Ausdruck fiir ihre Mifs- Geographischer Anstalt 274,88 square miles = 711,9 qkm. achtung ist die vollstandige Yernachlassigung ihrer geistigen Der letztere kam sogar zu dem Ergebnis, Korfu sei grofser Bildung. Alle Dorfmadchen wachsen ohne jegliche Schul- als Kephalonia. Da ich die Karte von Arrowsmith nicht bildung auf. Von der mannlichen Bevolkerung des Landes kenne, vermag ich nicht, den Ursprung dieser sicher irrigen sind 74,5 % Analphabeten (αγράμματοι), von der weiblichen Angaben naher zu bezeichnen. Mich fiihrte der unmittelbar 99,2 %. Die letzte Zahlung fand auf dem Lande 6852 des auf das Netz der englischen Triangulation begriindete Ent- Lesens und Schreihens kundige Manner, aber nur 227 wurf der beiliegenden Karte von Korfu zu vollem Zutrauen Frauen mit Schulbildung. So lange dieser Ausschluss der in die alte englische Arealangabe zuriick. Wiederholte plani* weiblichen Bevolkerung vom Unterricht ihr von Kindheit metrische Messungen ergaben mir — wenn ich alle drei Lagu- an den Stempel der Erniedrigung aufdriickt, wird sie iiber nen ausschlofs — eine Flache von 592,9 qkm. Das tritt der die unwiirdige Stellung, in der sie heute niedergehalten alten offiziellen Bestimmung so nahe, dafs ich meine kleine wird, eich nicht erheben konnen. Das Weib ist die Abweichung kaum als eine Verbesserung zu bezeichnen wage. Dienerin des Mannes; ihr fallt nicht nur die ihrem Ge- Um die Unterschiede der Volksdichte in den einzelnen, schlecht zukommende hausliche Thatigkeit zu, sondern die durch ungleiche Lage, Hohe und Bodenbeschaffenheit ge- voile Schwere der groben Arbeit, die nach unsern Be- sonderten Teilen der Insel klar hervortreten zu lassen, halt griffen auf die kraftigen Schultern der Manner gehort. die folgende Ubersicht die natiirlichen Hauptabschnitte ihres Es ist ein schmerzlicher Anblick, wenn man beim Eintritt Gebietes auseinander. Flache Einwohner- Auf 1 qkm in ein Dorf nur Weiber auf den Feldern arbeiten, Weiber qkm zahl. zu Bauten Sand auf Schubkarren anfahren und Steine auf Der Nor den...... 254 20818 82 dem Kopf herbeitragen sieht, wahrend die Manner im Er- Das nordwestliche Hugellaud bis Spagus, Arkadades, Sgurades, Epis- gastiri oder Magazino schwatzend beisammensitzen oder mit k e p s i ...... 139 13998 101 der Flinte auf dem Riicken umberstreichen, um gelegent- Das Gebirge...... 115 6815 59 Die Inselmitte...... 178 45642 256 lich einen Vogel wegzuknallen. Bei dieser absonderlichen Der wcstliche und siidliche Berg- Arbeitsteilung fallen natiirlich alle die Schadlichkeiten einer an- rahmen von Gardelades bis Gasturi und B e n itz e ...... 43 7663 178 strengenden, die Gesundbeit gefahrdenden Berufsarbeit, welche Das zentrale Eugelland von Dukades bei uns die Reihen der Manner lichten, auf die Weiber und A. Markos bis Kastellanus und K ynopiastee...... 129 12840 100 mit um so starkerer Kraft, da sie entschieden schlechter Das Stadtgebiet...... 6 25139 ernabrt werden, und die natiirlichen Burden ihres Geschlechts Der Siiden...... 161 10014 62 schon in recht friihem Alter ihnen auferlegt werden. Es Das Gebiet des Mesongi und des Baches von G a r u n a ...... 56 3731 67 ist nicht unmoglich, dafs die schwere Arbeitsbelastung der L ev k im o ...... 105 6283 60 Frauen auf den natiirlichen Zuwachs der Bevolkerung einen Die Insel Korfu...... 598 76469 180 wesentlichen, beschrankenden Einflufs iibt. Aber Vorsicht Wer diese Ziffern iiberblickt, naohdem er im Studium im Urteil scheint bei dieser schwer aufzuklarenden Frage der Natur und der Schicksale der Insel sich auf ihr Ver- um so mehr geboten, da man nicht verkennen kann, dafs standnis vorbereitet, wird zweifeln diirfen, ob er dem Yolk die Insel Korfu schon gegenwartig recht dicht bevolkert von Korfu noch eine eThebliche Mehrung seiner Zahl ist und ohne eine griindliche Umanderung des heutigen wiinschen soli. Sicher liegt nicht darin der Kern der Hoff- Wirtschaftssystems eine wesentliche Bevolkerungszunahme nungen auf einen neuen kiinftigen Aufschwung. Er kann kaum ohne Schaden vertragt. nur eintreten, wenn es gelingt, die seit lange schlummernden In die Beurteilung der Dichtigkeit der Bevolkerung Krafte des Inselvolkes zu frischer Arbeit zu erwecken.

Parted), Korfu. / V· 13 I :: A ! 0 0 H K H Φ MrfTiJOOoAi'ifi ΕΥΛΟΓΙΟΙ' ΚΟΥΡΙΛΑ y \ iF t slieffc ΪΓ?88.

GE0 LQGI3 CHE SKIZZE

^Mafs stab 1:300.00 0 --i--i— 4 I. ' « » » Kilam nUr (HI. S*2°J

E arb en-ETbfIar-uiig : XitUplUtlXs %

T rias ?■ ίίΙΜ&Ι Afioofexu; ConglviaeraXe

I -.j'l li a s I. I F l i o c U n

L.· ■ I J u ir a - MM FliocaneT* Gyps

ΠΠ Breide Wiocaive Con^lomeTate

Fiysch L. , I Alluvium. L—-I Miocan L J Becente marine Tuffe f X j O -V -0 \ '

43. N. Scuerzous Erforschung des Thian-Schan-Gebirgs-Sy stems 1867. II. Hftlfte (1(ίΓ ξ. u. I K.), 4 M. 40 PI. 44. Cerniks technisehc Studien-Expcdition durcli die Gebiete des Euphrat und Tigris. I. iAlfte (56 S. u. 3 K.), *4 M 45. Cerniks tcchnische Studien-Expedition durcli die Gebiete des Euphrat und Tigris. II. Halite (50 S. u. 2 K.) 4 M 46. Bretschneider, Die Pekinger Ebene und das benachbartc Gcbirgsland (44 S. u. 1 K.), 2 M. 20 Pf. ’ 47. Ilaggenuiaehcrs lieise tin Somali-Landc (48 S. u. I K), 1 M. 80 Pf. Heft 43—47 bilden den X. Erganzungsband (1875—1876), 16 M. 40 Pf. 48. Czerny, Die Wirkung der Winde auf die Gestaltung dev Erde (58 S. u. 1 K.), 2 M. 20 Pf. 49. Behni und Wagner, Die Bevolkerung der Erde. IV. (128 S. u. 2 K.), 5 M. 50. Ziippritz, Pruyssenaeres Beisen im Nilgcbiete. I. Halfte (38 S. u. 1 K.), 2 M. 80 Pf. * 51. ZCppritz, Pruyssenaeres Beisen im Nilgebicte. II. Halfte (50 S., 1 K. u. 1 Titelbild), 3 M. 52. Forsyth, Ost-Turkestan und das Pamir-Plateau (78 S. u. 1 K.), 4 M. Heft 48—52 bilden den XI. Erganzungsband (1876—1877), 17 M. 53. Przetvalskys Beise an den Lob-Nor und Altyn-Tag 1876—1877 (36 S. u. 2 K.), 2 M. 54. Die Ethnographic Bufslands, nach A. F. Bittich (50 S. u. 2 K.), 5 M. 55. Beltm und Wagner, Die Bevolkerung der Erde. V. (120 S. u. 9 K. auf 2 Tafeln), 5 M. 56. Credner, Die Deltas (76 S. u. 2 K.), 4 M. Heft 53— 56 bilden den XII. Erganzungsband (1877— 1878), 16 M. 57. Soetbeer, Edelmetall-Produktion (142 S. u. 3 K.), 5 M. 60 Pf. 58. Fiseher, Studien iiber das Klima der Mittelmeerlander (66 S. u. 7 K. auf 3 Tafeln), 4 M. 59. Hein, Der Nakasendo in Japan (40 S. u. 3 K.), 3 M. 20 Pf. 60. Lindeman, D ie Seefischerei (100 S. u. 2 K.), 5 M. Heft 57—60 bilden den XIII. Erganzungsband (1879—1880), 17 M. 80 Pf. 61. R iY oli, J., Die Serra da Estrella (36 S. u. 1 K.), 2 M. 62. Beilin und Wagner, Die Bevolkerung der Erde. VI. (X u. 132 S. u. 3 K.), 5 M. 63. Molm, Die Norwegische Nordmeer-Expedition (24 S., 12 K. u. 12 Durchschn. auf 3 Tafeln), 2 M. 64. Fischer, Die Dattelpalme (87 S. u. 2 K.). 4 M. 65. Berlepscli, Die Gotthard-Balm (79 S. u. 5 K.), 4 M. 60 Pf. Heft 61 —G5 bilden den XIV. Erganzungsband (1880—1881), 17 M. 60 Pf. 66. Dr. P. Sclireiber, Die Bedeutung der Windrosen (36 S. u. 2 K.), 2 M. 20 Pf. * 67. Blunientritt, Ferd., Versuch einer Ethnograpliie der Philippinen (70 S. u. 1 K.), 5 M. 68. Berndt, G., Das Val d’Anniviers und das Bassin de Sierre (59 S. u. 1 K.), 4 M. 69. Behm und Wagner, Die Bevolkerung der Erde. VII. (156 S. u. 2 K.), 7 M. 40 Pf. 70. Bayberger, Der Inngletscher von Euffstein bis Haag (71 S. u. 1 K.), IM . Heft 66—70 bilden den XV. Erganzungsband (1881—1882), 22 M. 60 Pf.

71. Clioroselickin und y . Stein, Die russischen Kosakenheere (41 S. u. 1 K.), 2 M. 20 Pf. 72. Juan Maria Sclnwer, Beisen im oberen Nilgebiet (96 S. u. 1 K.), 4 M. 40 Pf. 73. Dr. Carl Schnmann, Kritische Untersuchungen iiber die Zimtlander (74 S. u. 1 K.), 2 M. 80 Pf. 74. Dr. Oscar Drude, Die Florenreiclie der Erde (74 S. u. 3 K.), 4 M. 60 Pf. 75. Dr. R. y. lendenfeld, Der Tasman-Gletscher und seine Umrandung (84 S., Titelbild u. 2 K.), 5 M. 40 Pf. Heft 71—75 bilden den XVI. Erganzungsband (1883—84), 19 M. 40 Pf. 76. Dr. Fritz Regel, Die Entwickelung der Ortschaften im Thuringerwald (100 S. u. 1 K.), 4 M. 40 Pf. 77. F. Stolze und F. C. Andreas, Die Handelsverhaltnisse Persiens (86 S. u. 1 K.), 4 M. 78. Dr. H. Fritsclie, Ein Beitrag zur Geographic und Lehre vom Erdmagnetismus Asiens und Europas (81 S. u. 5 K.), 5 M. 79. Prof. H. Mohn, Die Stromungen des europdischen Nordmeeres (20 S., 10 Durchschnitte u. 13 Karten auf 4 Tafeln), 2 M. 60 Pf. 10. Dr. Franz Boas, Baffin-Land. Geograpliische Ergebnisse einer 1883 und 1884 ausgefiihrten Forschungsreise (100 S., 2 Karten und 9 Skizzen im Text), 5 M. 40 Pf. Heft 76 — 80 bilden den XVII. Erganzungsband (1885 — 86), 21 M. 40 Pf. 11 Franz Bayberger, Geographisch-geologische Studien aus dem BOhmerwalde (63 S., 2 Karten u. 2 Skizzen im Text), 4 M. 12. Robert v. ScklagintYYeit, Die Pacifischen Eisenbahnen in Nordamerika (31 S. u. 1 K.), 2 M. 60 Pf. 13. Dr. Gustav Berndt, Der AlpenfOhn in seinem Einfiufs auf Natur und Menschenlcben (66 S. u 1 K.), 3 M. 60 Pf. 14. Alexander Supan, Archiv fur Wirtschaftsgeographie. I. Nordamerika, 1880—1883 (58 S. u. 2 K.), 5 M. 5. Gustav Radde, Aus den Dagestanischen Hochalpen, vom Schah-dagh zum D ulty und Bogos (64 S., 2 K. u. 1 Tafel mit An- sichten), 4 M. 40 Pi'. w . --otaR·'·«*·*«**.: ψ*. ( - f ; ■ . -v v '·' *· Heft 81 — 85 bilden den XVIII. Erganzungsband (1886—87), 19 ,M. 60 Pf. 6. Dr. Rudolf Credner, Die Beliktenseen. I. Teil (110 S. u. 2 Obersichtskarten), 5 M(. 60 Pf. 7. Dr. R. v. Lendenfeld, Forschungsreisen in den Australischen Alp>en (37 S. und 3 Karten auf 2 Tafeln), 3 M. . ;

$

Druck dec Engelhard - Reyherechea Hofbuchdruckerei in Qotba. {