Christian Friedrich Hornschuch (1793-1850). Materialien zu einer Biographie. von Eduard Hertel Christian Friedrich Hornschuch gilt als Repräsentant der romantischen Naturphilosophie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dessen botanische Verdienste hat Mauritz Dittrich in seiner Studie von 1956 ausführlich gewürdigt. Es fehlt bis heute eine genauere Darstellung seiner Entwicklung zum geachteten und anerkannten Wissenschaftler. Hierzu benötigt man entsprechende Dokumente, die den früheren Biographen nur unzureichend vorlagen. Im Zuge der Erstellung einer Biographie zu Heinrich Christian Funck stieß der Verfasser auf Briefe von Hornschuch an Funck, die sich teils im Naturkunde-Museum Bamberg, teils im Besitz von Dr. Werner Funck (Braunau) befinden. Mit ihrer Auswertung kann die Biographie dieses bedeutenden Botanikers erhellt werden. Wir erleben Hornschuch allerdings fast aus- schließlich aus Briefen an Funck; Gegenbriefe sind bis auf wenige Entwürfe nicht bekannt, sie gingen wohl verloren. Die Biographie wird, so gesehen, sicher verzerrt, weil einseitig aus dem Blickwinkel von Hornschuch berichtet wird. Doch erhellen die Briefe Hornschuchs Entwicklung und beleuchten sein Verhältnis zu Heinrich Christian Funck. Eine Biographie zu Christian Friedrich Hornschuch läßt sich nicht ohne dessen Bindungen an seine Lehrer Hoppe und Funck denken. Der Briefwechsel mit Hoppe scheint verloren, dagegen sind die Briefe an Funck fast vollständig erhalten. Sie beleuchten die Lehrjahre in Regensburg und Gefrees, die Alpenreisen mit Hoppe, die Zwischenzeit in Coburg bis zur Dissertation, den Aufbruch nach Greifswald und seine Zeit zunächst als Demonstrator, später als Professor an der Universität, seine Arbeiten als Direktor des botanischen Gartens und des zoologischen Museums. Darüber hinaus erfährt man aus Amtschreiben etwas von Hornschuchs Verwaltungstätigkeit. Nicht ausgewertet wurden Briefe Hornschuchs aus Skandinavien, die sich im Besitz des Familienarchivs befinden. Sie würden sicher das Bild von Hornschuch erweitern, da seine Vermittlerrolle zu den Naturwissenschaftlern Skandinaviens eine hervorragende Rolle in seinem Leben spielt. Leider fehlen auch weitgehend Briefe an Nees von Esenbeck und Jakob Sturm, mit denen Hornschuch im Zusammenhang mit der Herausgabe der „Bryologia germanica“ intensiv zusammenarbeitete, auch solche an Bruch und Schultz, die für die Bearbeitung bestimmter Familien vorgesehen waren. Auch vom Schriftverkehr nach und von England ist uns nichts bekannt. Briefe an die Geschwister und Verwandten könnten im Familienarchiv Hornschuch in Schorndorf zu finden sein. Zu Johann Friedrich Laurer liegt eine umfangreiche Veröffentlichung vor. Sie enthält zahl- reiche Details zur Biographie, die bezüglichen Briefe werden jedoch hier nur am Rande aus- gewertet. Nachdem Laurer sich in Greifswald eingefunden hatte, lebten er und Hornschuch in den ersten Jahren auf engstem Raum zusammen. Nach Laurers Promotion und Anstellung an der medizinischen Fakultät trennten sich die Lebenswege beider zunehmend. Editorisches Bei der Transkription der Briefe müssen bestimmte Vereinbarungen getzroffen werden: Rechtschreibung und Grammatik der damaligen Zeit weichen in mancher Hinsicht von heute gültigen Regeln ab. Man hat also die Wahl, den Text den heutigen Normen anzupassen oder die originale Schreibweise möglichst beizubehalten. Das Letztere wird hier versucht, wobei bestimmte Schreibgewohnheiten unberücksichtigt bleiben: Verdopplungsstriche über Kon- sonanten werden aufgelöst, „verschluckte“ Endungen ausgeschrieben. Die zahlreichen wis- senschaftlichen Namen werden von Hornschuch meist abgekürzt. Wo es notwendig erschien, sind sie in eckigen Klammern ergänzt. Im übrigen wird vom Orginaltext nur abgewichen, wenn erforderlich; so sind hinzugefügte Kommas nicht als Korrektur, sondern als Lese- und Verständnishilfen zu verstehen. Bei Unterstreichungen ist oft nicht sicher, ob von Hornschuch oder nachträglich von Funck vorgenommen. Die in den Briefen vorkommenden Orts-, Personen- und Pflanzennamen werden in Anmer- kungen näher erklärt. Die verwendeten lateinischen Namen für Pflanzen und Tieren sind nicht in heute gültige Nomenklatur übertragen. Der Text der Briefe wird nicht in der Zeilenanordnung des Orginals wiedergegeben, sondern fortlaufend geschrieben. Anrede- und Schlußformeln entsprechen dem Orginaltext, nur sind die Zeilenabstände verändert und durch Querstriche abgekürzt. Zusätze am Ende des Briefes oder randlich sind als solche gekennzeichnet. Zur Unterscheidung vom Kommentar sind die Briefe kursiv gesetzt. Im übrigen kann eine zweifelsfreie Übertragung immer nur angestrebt werden. Doch gelang es im Zuge der Arbeit mit den Dokumenten fast alles zu entziffern und die Bedeutung des Textes einwandfrei zu erschließen. Die Apotheke in Rodach1 Der aus Thüringen stammende Johann Valerius Benjamin Hornschuch war Provisor und stellte am 20 Mai 1783 einen Antrag um eine Konzession in Rodach. Die Konkurrenz aus Coburg erhob Einspruch mit dem Hinweis auf ihr „Ius prohibendi“. Der Rechtslage ent- sprechend empfahl die Regierung, Hornschuchs Antrag abzulehnen: Dem Antragsteller sei auch mit einer Konzession für Materialhandel gedient. Dem Coburger Herzog Ernst Friedrich schien wohl eine Apotheke in Rodach nicht ungelegen, verbrachte der Hof doch alljährlich einige Wochen auf dem dortigen Jagdschloss. Auch der Rodacher Stadtrat erklärte eine Apotheke für wünschenswert. So entschied schließlich der Kanzler Johann Melchior Heuschkel, daß die Zustimmung des Herzogs vorausgesetzt, dem Antrag stattgegeben werden solle, mit der Festlegung, die Konzession auf Hornschuch und seine Leibeserben einzuschränken. Nach Vermittlungen gaben die Coburger Apotheker schließlich nach, auch weil die Rodacher Konkurrenz ihnen nicht abträglich werden konnte. So erteilte der Herzog mit Schreiben vom 27. November 1783 die auf den Antragsteller und seine Nachkommen beschränkte Konzession. Hornschuch erwarb nach mehrfachem Wohnungswechsel das Haus Nr. 77 (heute: Coburger Straße 18) vor dem Elsaer Tor. Das Bürgerrecht für sich und seine Ehefrau Anna Maria Judith erhielt er am 4. Dezember 1788. In den ersten Jahren hatte der neue Apotheker erhebliche 1 Wir folgen im wesentlichen der Darstellung bei Höfner (1978). Schwierigkeiten. In einer Petition an den Herzog vom 13. Dezember 1801 schreibt er u. a.: „Ehe noch ein Arzt hier war, sind Wochen und Monathe verstrichen, bis ich ein Recept zu verfertigen bekam …“ Zudem beantragte der Heldburger Provisor Alexander Maximilian Schmidt aus Altenburg eine Konzession für die Errichtung einer Apotheke in Rodach, mit der Begründung von untragbaren Verhältnissen in der Hornschuch’schen Offizin. Auch bestätigte der Rodacher Stadtrat, von der Landesregierung zur Stellungnahme aufgefordert, die Vor- würfe gegen Hornschuch, der seine Pflichten gröblichst verletze: Hornschuch habe selbst die gebräuchlichsten Drogen nicht vorrätig. Und weiter: „ Natürlich musten bey diesen Umstän- den Ärzte und Nichtärzte um so mehr abgeschreckt werden, weil öfter H. Aptheker verschie- dene Tage verreiset und die Officin ganz geschlossen war, oder befürchten müssen, daß sie, wenn derselbe etwa von seiner nächtlichen Ruhe gestöhrte oder von einer ländlichen Lust- Parthie abgehalten würde, von deßen Weibe einer schnöden Behandlung ausgesetzt werden würden …“. Bürgermeister und Stadtrat befürworteten daher die Übertragung der Konzession auf den Heldburger Provisor Schmidt, der sicher bereit sei, eine Abfindungssumme an Horn- schuch zu zahlen. Außerdem sei Hornschuch kränklich und habe nicht mehr lange zu leben. Zur Klärung der Verhältnisse in der Hornschuch’schen Apotheke befahl schließlich der Herzog eine Visitation durch den Stadt- und Landphysikus. Sie erfolgte unangemeldet im April 1802, mit dem Ergebnis, daß eine Reihe von schwerwiegenden Mängeln festgestellt wurde: zu enge Offizin, in der sich Arzneimittel mit Tabak und anderen Waren mischen, unzulässiges Laboratorium, Mangel an Reinlichkeit und Ordnung. Diese beanstandeten Mängel reichten allerdings nicht für die Entziehung der Konzession aus. Hornschuch wurde ermahnt, die Unzulänglichkeiten abzustellen. Dem Provisor Schmidt wurde freigestellt, zu- nächst in Coburg die Apothekerprüfung abzulegen und sich dann mit Hornschuch zu verglei- chen, falls dieser bereit wäre, die Konzession an Schmidt abzutreten. Höfner (1978) „An den Besitzverhältnissen änderte sich zunächst nichts. Erst als Hornschuch am 26. September 1807, 50 Jahre alt, an Brustwassersucht starb, bat die Witwe um die Genehmigung zum Verkauf der Apotheke samt der Konzession, da ihr einziger, damals vierzehnjähriger Sohn keine Lust zum Apothekerberuf habe. Ihr Gesuch wurde vom Stadtrat unterstützt“. Auch die Landesregierung genehmigte den Verkauf. „Gleichzeitig besann sich indes die Witwe Hornschuch eines ande- ren: der Sohn sollte nun doch die Apothekerkunst erlernen, und bis er zur Übernahme befähigt wäre, sollte die Apotheke verpachtet werden.“ Der Pächter, Apotheker Friedrich Strasser aus dem benachbarten Hildburghausen, war bereit, einen Vertrag auf 10 Jahre abzuschließen. 1811 kaufte er die Apotheke in Eisfeld und fand mit dem aus Schmalkalden kommenden Karl Hagendorf einen Nachfolger. Inzwischen war am 29. Oktober 1811 auch die Witwe, Judith Maria Hornschuch, im Alter von 54 Jahren verstorben. Hagendorf versuchte nach Ablauf der Pacht die Apotheke käuflich zu erwerben. Die Erben entschieden sich aber für den Apothe- kergehilfen Christian Friedrich Anton Hofmann, für den sein Vater, der Pfarrer Johann Georg Christoph Hofmann in Unterlauter
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