Exkursionsbericht Hamburg Sommersemester 2016

Exkursionsbericht Hamburg Sommersemester 2016

t t a l b k c e D amburg r H emeste rs Somme 2016 10. bis 14. Mai 2016 Institut für Kulturmanagement – PH Ludwigsburg 1 NavigaNavigattion (Iinhaltsoverzeichnnis) Seemannsgarn 4. Freitag, 13. Mai Editorial.........................................................................3 Gespräche über Theater und Fußball....................24 Die ZEIT 1. Dienstag, 10. Mai von Lisa-Marie App und Nora Modrau Roter Teppich, Gold und Marmor...........................5 Weg von den Wasserglas-Lesungen........................26 Deutsches Schauspielhaus Hamburg Literaturhaus Hamburg von Daniela Freundorfer und Andrea Zeisberg von Florian Mittelhammer und Klara Sandmann 2. Mittwoch, 11. Mai Ein außergewöhnlicher Spielort...............................28 Morgenreport zum Erlösmanagement......................8 Kampnagel Stage Entertainment von Anne-Sophie Grunwald und Christina Rauch von Johannes Gerlitz und Lena Schiller 5. Samstag, 14. Mai Weit mehr als eine Großbaustelle..........................10 KuMa was here!.........................................................31 Elbphilharmonie und Laeiszhalle Street Art Tour von Franziska Rauch und Rieke Weber von Katharina Boas und Lilian Luley RATTAAATAAATAATATATAAT...........................13 „Lasst uns die Revolte beginnen!“.........................33 SofaConcerts Rote Flora von Elena Abramian und Catrin Schönhals von Jule Böttcher und Moritz Sack 3. Donnerstag, 12. Mai Das Beste kommt zum Schluss................................36 Kulturpolitisch aktive Welterbestadt......................16 Flaschenpost-Extra: Kopf & Steine GmbH Kulturbehörde der Stadt Hamburg von Seggen Mikael von Lisa-Marie Kosack und Moritz Steinhauer Die Crew Man sieht nur mit den Füßen gut.........................18 Impressum.............................................................. ...42 Kontorhausviertel und Speicherstadt von Sonja Hanschke und Jana Mießner Kulturerbe ist im Web verfügbar...........................21 Museum für Kunst und Gewerbe von Iulia Maria Popa und Katrin Sarstedt 2 SeemanSeemannsgnarn (Editorisal) garn „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“ Lucius Annaeus Sene Wer in Ludwigsburg den Masterstudiengang Kultur- Dass wir von ihnen noch vieles lernen können, wenn wissenschaft und Kulturmanagement studiert, kommt es darum geht, ein Projekt erfolgreich durchzuführen, um eine Seemannsmetaphorik wie diese kaum herum. wurde schnell deutlich. Irgendwie schafften sie es so- Wir alle wissen nunmehr im Schlaf: Möglichst präzise gar, die wenigen Sonnenstunden, die Hamburg im Jahr Ziele sind die Steuerungsgrundlage einer Kulturunter- zur Verfügung stellt, für uns zu reservieren. Auch nehmung! wenn uns ab und an eine frische Brise erwartete: Das war genau der richtige Wind für uns! Zumindest war Für uns Studierende stand im Mai 2016 das Ziel unse- dann die Müdigkeit, wenn wir nach einem langen und rer kulturellen Unternehmung jedenfalls fest: Der ereignisreichen Tag drohten, in den Seilen zu hängen, Hamburger Hafen sollte es sein! Den Kulturkompass gleich wie weggeblasen. Vielleicht war der Hamburger gen Norden gerichtet, machten wir uns auf, die Himmel am Ende auch nur ein wenig traurig, uns Kulturmetropole Hamburg zu erkunden. Fünf Tage nach fünf Tagen schon wieder verabschieden zu müs- voller neuer Eindrücke und zahlreicher Gespräche mit sen – die Regenwolken zogen jedenfalls gerade dann Kulturschaffenden aus den verschiedensten Bereichen wieder am Himmel auf, als unser Zug den Hamburger – vom Deutschen Schauspielhaus über das Start-Up Hauptbahnhof verließ. Wir wären wohl gerne noch ein SofaConcerts und die ZEIT-Redaktion bis hin zu wenig länger in Hamburg geblieben, hatten wir doch Kampnagels Hallen war einiges dabei. Am Ende der eine tolle und bereichernde Zeit. Unser Fazit: Ham- Exkursion hieß es dann „Steuer hart backbord!“ und burg Rules!* wir erhaschten noch einen Blick auf die linke Kultur- szene in Hamburg. Nun wollen wir jedoch die einzelnen Berichte für sich selbst sprechen lassen und wünschen viel Vergnügen Damit wir auch ja nicht vom (Ex-)Kurs abkamen, wa- beim Lesen! Ahoi! ren für die Navigation innerhalb Hamburgs wir Stu- dierende selbst verantwortlich: Jeder Programmpunkt Eure Redaktion wurde von einem Zweierteam aus der Gruppe ange- peilt, welches dann auch den jeweiligen Beitrag für diese Schatzkarte verfasste – auf den nächsten Seiten nachzulesen. So ging niemand über Bord und das Ge- lingen der Exkursion war sicher: Das ist gute Organi- * (englisch für Hamburger Regeln) sation! An dieser Stelle sei ein großes Dankeschön an 1992 in Kraft getretenes Regelwerk der die Verantwortlichen der Exkursionsplanung, Frau Vereinten Nationen über den Transport von Dr. Christiane Dätsch und Frau Ellen Heidelberger Waren auf dem Seeweg. Geregelt M.A. ausgesprochen, die viel Zeit und Leidenschaft in werden Aspekte des Transports, die Vorbereitung dieser Exkursion investiert haben. des Be- und Entladens von Schif- Vielen Dank für diese wunderbar vielseitige und un- fen und Haftungsangelegenheiten. vergessliche Woche in Hamburg! 3 1. Dienstag 4 Wir begeben uns auf die Planken, die die Welt bedeuten. Deutsches Schauspielhaus Hamburg Roter Teppich, Gold und Marmor Bahnhofsnah und mittendrin – das Deutsche Schauspielhaus Hamburg zwischen Tradition und Veränderung Im ersten Gespräch unserer Exkur- Auf den ersten Blick wenig „Thea- der Hansestadt aufgrund vieler sion stellt uns der leitende Drama- ter der Zukunft“ – oder doch? verschiedener Häuser und einer le- turg Dr. Jörg Bochow nicht nur Schon in den 1970ern, mit Peter bendigen Szene viel Konkurrenz. Iseine Arbeit vor, die sich – wie Zadek als Intendant, versuchte das Außerdem begegne man in Ham- das Schauspielhaus selbst – zwi- Deutsche Schauspielhaus, sich von burg einem großstädtischen, sehr schen ehrwürdiger Tradition und Bürgertum und klassischen Insze- wandelbaren und aktiven Publi- neuen Konzepten bewegt, sondern nierungen als Maß aller Dinge zu kum, welches sich von Inszenie- auch die 'Kantine': im zweiten lösen. Neue Konzepte, inzwischen rung zu Inszenierung für ein Kellergeschoss, zwischen langen durchaus streitbar, setzten sich Theater entscheide und viele ver- Gängen und unzähligen Türen. schon damals durch: Zadek löste schiedene Häuser besuche, so Bo- Das Deutsche Schauspielhaus in das für den Theaterbetrieb so chow. St. Georg besteht seit 1900 und wichtige Abonnement auf, um zeit- zählt noch heute zu den größten gemäßer zu sein. In den 1970ern Gerade Konflikte sind Sprechtheatern Deutschlands. Vor wurde so nicht nur eine ähnliche Bochow wichtig: allem Bürgerliche besuchten das Strukturierung wie im Kino an- Was genau ist denn Theater zur Gründerzeit – selbst gestrebt; die Umstände waren vor eigentlich das Kaiser Wilhelm II. im Dezember allem andere. Generell wurde das „Deutsche"? 1900. Glanz und Gloria sind auch Theater sehr stark besucht und heute noch in diesem im Neo-Ba- hatte wenig Konkurrenz. Um dieses Publikum zu erreichen, rockstil ausgestatteten Theaterge- Und von wenig Konkurrenz, davon ist für Bochow vor allem die Ver- bäude spürbar; dicker roter kann heute wirklich keine Rede ankerung in der Stadt sehr wichtig. Teppich, Goldverzierungen und mehr sein. Gerade im Vergleich zu Das Schauspielhaus nimmt bei- Marmorwände schmücken die Stuttgart, wo Bochow bereits als spielsweise am Projekt NEW Gänge und Räume ebenso wie die Chefdramaturg und stellvertreten- HAMBURG teil, in welchem die zahlreichen Büsten vergangener der Intendant am Staatstheater von Immanuelskirche auf der Veddel, Intendanten. 2005 bis 2013 tätig war, gibt es in angesichts einer schrumpfenden 5 Freundorfer und Zeisberg – Roter Teppich, Gold und Marmor Deutsches Schauspielhaus Hamburg Über wenig Konkurrenz kann das Schauspielhaus nicht klagen. Dennoch ist die Auslastung hoch. Und Schlangen vor dem Eingang bilden sich nicht nur durch Kulturmanagement-Studierende. evangelischen Gemeinde und der Vielleicht aufgrund des spontanen willen – das Deutsche Schauspiel- pluralistischen religiösen, kulturel- hanseatischen Publikums und des haus macht seiner Betitelung als len und politischen Prägungen der „Luxusproblems“ der großen Kon- 'bahnhofsnah' alle Ehre. So liegt es Stadtteilbewohner zum Mittelpunkt kurrenz, vielleicht aber auch auf- tatsächlich nicht nur fünf Gehmi- für Begegnungen und kulturelle grund der Tradition des Hauses nuten entfernt vom Hamburger Produktionen im Stadtteil werden zwischen Bürgernähe und Reform- Hauptbahnhof, sondern damit auch soll. Zudem versucht das Deutsche mitten im urbanen Zentrum, um- Schauspielhaus, aktiv Spuren in geben von den verschiedensten der Stadt zu hinterlassen und die Menschen und verschiedensten Handschrift des Theaters dort zu Ansichten und Bedürfnissen. Um verankern. Hier ist das Projekt diese auch zukünftig erreichen zu “pay what you can” zu nennen, können, versucht das Schauspiel- bei welchem nicht nur der Titel haus, nicht nur programmatisch definitorisch verstanden werden aktuell zu bleiben; seit dieser kann, sondern bei dem zusätzlich Spielzeit werden außerdem keine eine Performance mit anschließen- fingerdicken gedruckten Spielzeit- der Party vor allem junge Leute bücher mehr hergestellt, deren ins Haus bringen soll. Gerade Reichweite (nicht die Reichweite Konflikte sind Bochow dabei zum nächsten Papierkorb) zuletzt wichtig; so wurden Diskussionen eher unklar blieb. Mit dem da- angeregt: Was genau ist denn ei- durch gesparten Geld soll nun Pla- gentlich das „Deutsche“ am Deut- katwerbung ermöglicht werden – in schen Schauspielhaus? Was ist den U-Bahnen Hamburgs, die dem

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