Die Krieger Von Ultramar

Die Krieger Von Ultramar

GRAHAM McNEILL Die Krieger von Ultramar Roman Deutsche Erstausgabe WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN In der Reihe WARHAMMER 40000 sind im WILHELM HEYNE VERLAG erschienen: William King: Wolfskrieger William King: Ragnars Mission William King: Der graue Jäger William King: Runenpriester William King: Wolfsschwert Graham McNeill: Nachtjäger Dan Abnett: Geisterkrieger Dan Abnett: Mächte des Chaos Dan Abnett: Nekropolis Dan Abnett: Ehrengarde Dan Abnett: Die Feuer von Tanith Dan Abnett: Tödliche Mission Dan Abnett: Das Attentat Dan Abnett: Der Verräter Dan Abnett: Das letzte Kommando Graham McNeill: Die Krieger von Ultramar Ben Counter: Seelentrinker Dan Abnett: Der doppelte Adler Ben Counter: Der blutende Kelch Graham McNeill: Toter Himmel, schwarze Sonne PHASE I Entdeckung PROLOG Tief hängende Wolken zogen über den blauen Himmel von Tarsis Ultra, getrieben von der leichten Brise, die die dicken Stängel des Getreides beugte. Es war warm und roch durchdringend nach erntereifem Mais, der sich in alle Richtungen ausdehnte, so weit das Auge reichte. Ein großes Vehikel mit hohen Seiten holperte auf ei- nem Weg aus gestampfter Erde durch das sanft schwan- kende Feld. Blitzende Klingen an ausgefahrenen, ge- neigten Armen sensten den Mais auf beiden Seiten ab und beförderten ihn in einen Schüttgutbehälter auf sei- nem Rücken. Die Sonne hatte noch nicht ihren Zenit er- reicht, aber der Behälter war beinahe voll, da sich die Erntemaschine des Landwirtschaftskollektivs Prandium bereits vor Tagesanbruch an die Arbeit gemacht hatte. Rauch aus dem Motor der Erntemaschine durchlief eine Reihe von Filtern und wurde schließlich in einer giftfreien Wolke über dem kleinen Führerhaus ganz vorne in die Luft abgelassen. Die Maschine ruckte zur Seite, bevor einer der beiden Insassen dem waghalsigeren Fahrer die Kontrollhebel entriss. »Corin, ich schwöre, du fährst dieses Ding wie ein Blinder«, schnauzte Joachim. »Wie soll ich denn besser werden, wenn du mich nie fahren lässt?«, fragte Corin, während er empört die Hän- de in die Luft reckte. Er fuhr sich mit behandschuhter 6 Hand durch den widerspenstigen Haarschopf und starr- te seinen Begleiter verärgert an. Joachim spürte den funkelnden Blick seines Freundes und sagte: »Du hättest uns fast in den Bewässerungsgra- ben gefahren.« »Vielleicht«, räumte Corin ein. »Aber ich hab’s nicht getan, oder?« »Nur deshalb nicht, weil ich übernommen habe.« Corin zuckte die Achseln, da er nicht gewillt war, in diesem Punkt zuzustimmen, und ließ Joachim weiterfah- ren. Er zog seine dünnen Handschuhe aus und streckte die Finger, um die Steifheit aus den Gelenken zu vertrei- ben. Die ruckelnden Kontrollhebel einer Erntemaschine festzuhalten und sie damit über die großen Felder zu steuern, war anstrengend. »Diese Handschuhe sind nutzlos«, beklagte er sich. »Sie helfen überhaupt nicht.« Joachim grinste und sagte: »Also hast du sie noch nicht ausgepolstert?« »Nein«, erwiderte Corin. »Ich hatte gehofft, deine Elleiza würde das für mich tun.« »Ich würde nicht darauf warten, sie kümmert sich ohnehin schon um dich, als wäre sie deine Frau.« »Aye!«, lachte Corin. »Sie ist ein gutes Mädchen. Sie passt gut auf mich auf, ja, das tut sie.« »Zu gut«, stellte Joachim fest. »Es wird Zeit, dass du dir eine eigene Frau anschaffst, die sich um dich küm- mert. Was ist mit Bronagh, der Medika in Espandor? Ich habe gehört, sie steht auf dich.« »Bronagh. Ah, ja, das ist ein Mädchen mit einem wirk- lich guten Geschmack«, sagte Corin lachend. Joachim zog eine Augenbraue hoch und wollte gerade antworten, als die Welt rings um sie explodierte. Ein kra- chender Einschlag traf die Seite der Erntemaschine, und beide Männer wurden in der Fahrerkabine herumge- schleudert, als das riesige Fahrzeug zur Seite ruckte. 7 Joachim spürte Blut auf der Kopfhaut und griff nach den Kontrollen, da sich die Erntemaschine auf die Seite legte. Er riss daran, doch es war bereits zu spät. Die linke Kette glitt von der Straße in den Graben und das ganze Fahrzeug kippte. »Halt dich fest«, rief Joachim, als die Erntemaschine mit dem Kreischen von sich verbiegendem Metall auf die Seite fiel. Glasscherben überschütteten sie, und Joa- chim spürte, wie eine scharfe Kante in seine Schläfe schnitt. Die Maschine krachte auf die trockene Erde des Feldes und wirbelte riesige Wolken aus Mais und Staub auf. Ihre gewaltigen Ketten bewegten sich weiter und zerwühlten die Luft, während der Motor weiterlief. Fast eine Minute verstrich, bis sich die Seitentür des Führerhauses öffnete und ein Paar bestiefelte Füße auf- tauchte. Vorsichtig ließ Joachim sich aus dem Führer- haus gleiten und klatschte schließlich ins knietiefe Was- ser des Bewässerungsgrabens, der zwischen Straße und Feld verlief. Er landete unbeholfen und fluchte, während er sich den verschrammten, ramponierten Kopf hielt. Corin folgte ihm benommen in den Graben und hielt dabei einen Arm dicht vor der Brust. Wortlos begutachteten die beiden Männer den Scha- den an der Erntemaschine. Der Schüttgutbehälter war nur noch eine verbogene Masse aus verbeultem Metall. Rauchende Trümmer und der stinkende Rest von verbranntem Mais waren alles, was von seinem Mittelteil noch übrig war, wo ihn an- scheinend etwas extrem Starkes getroffen hatte. »Bei Guillimans Fluch, was ist passiert?«, fragte Corin atemlos. »Hat jemand auf uns geschossen?« »Das glaube ich nicht«, erwiderte Joachim, indem er auf eine Säule aus weißem Rauch zeigte, die sich gut hundert Meter entfernt im Feld himmelwärts erhob. »Aber was es auch war, ich wette, es hat etwas damit zu tun.« 8 Corins Blick folgte Joachims ausgestreckter Hand. »Was ist das?« »Ich weiß es nicht, aber wenn es ein Feuer ist, müssen wir es löschen, bevor die ganze Ernte verbrennt.« Corin nickte und kletterte unter Schmerzen ins Füh- rerhaus der Erntemaschine zurück, wo er zwei Feuer- löscher von der Rückwand löste und sie nach unten zu Joachim warf. Mit einigen Schwierigkeiten erklommen sie die steile Betonwand des Grabens, und Joachim dreh- te sich um und zog Corin hoch, nachdem er oben ange- kommen war. Sie eilten durch den Mais, wobei ihnen der Weg durch die lange, dunkle Narbe im Boden erleichtert wurde, die zu der Rauchsäule führte. »Bei Macragge, so etwas habe ich noch nie gesehen«, japste Corin. »Ist das ein Meteor?« Joachim nickte und wünschte sich dann, er hätte es nicht getan, da ihm ein heißer Schmerz durch den Kopf zuckte. »Ich glaube ja.« Sie erreichten den Rand des Kraters und blieben er- staunt über den Anblick stehen. Wenn es ein Meteor war, sah er nicht im Entferntesten so aus, wie die beiden Männer ihn sich vorgestellt hat- ten. Annähernd kugelförmig und aus einem leprösen braunen Material bestehend, ähnelte er einem riesigen Edelstein, der in ein Hitzeflimmern gehüllt war. Die Oberfläche sah glatt und glasig aus, wahrscheinlich in- folge der Reise durch die Atmosphäre. Nun, da sie das Objekt vor sich sahen, konnten die beiden Männer er- kennen, dass nicht etwa Qualm in stinkenden Wellen von ihm aufstieg, sondern Dampf. Geysire des übel rie- chenden Dampfes entwichen aus Spalten in seiner Ober- fläche wie durch Überdruckventile. Sogar vom Krater- rand konnten sie die intensive Hitze spüren, die das Objekt ausstrahlte. »Tja, das Ding brennt nicht, ist aber noch verdammt 9 heiß«, sagte Joachim. »Wir müssen es abkühlen, sonst könnte es immer noch das Feld in Brand setzen.« Corin schüttelte den Kopf und beschrieb das Zeichen des Adlers über dem Herzen. »Auf keinen Fall. Ich geh da nicht runter.« »Was? Warum nicht?« »Das Ding gefällt mir nicht, Joachim. Das ist was Schlimmes, das spüre ich.« »Sei kein Idiot, Corin. Das ist nur ein großer Stein, und jetzt komm.« Corin schüttelte vehement den Kopf und hielt Joachim den Feuerlöscher hin, den er in der Hand hielt. »Hier. Wenn du da runtergehen willst, dann geh, aber ich gehe zur Erntemaschine zurück. Ich rufe Prandium und lasse jemanden herkommen, der uns abholt.« Joachim sah, dass Corin nicht mit sich reden ließ, und nickte. »Ich sehe mir das Ding mal genauer an«, sagte er. »Ich komme gleich nach.« Er hing sich einen Löscher über jede Schulter und klet- terte vorsichtig in den Krater. Corin beobachtete ihn, bis er unten angelangt war, und machte sich dann auf den Rückweg zur Ernte- maschine. Er berührte seinen verletzten Arm und zuckte zusammen, als direkt über dem Ellbogen Schmerzen aufloderten – er fühlte sich gebrochen an. Er warf einen Blick zurück, als er ein lautes Zischen hörte, als werde Wasser auf eine heiße Ofenplatte gegossen, ging aber weiter. Das Zischen hielt an. Plötzlich gab es einen lauten Knall. Dann setzten die Schreie ein. Corin erschrak und fuhr herum, als er Joachim vor Schmerzen brüllen hörte. Der Schrei seines Freundes verstummte abrupt und ein heulendes Kreischen ertön- te, absolut fremdartig und absolut Grauen erregend. Corin fuhr herum und rannte zur Erntemaschine, wobei ihm die Furcht Flügel verlieh. 10 Im Führerhaus war ein Gewehr, und jetzt wünschte er sich verzweifelt, er hätte es mitgenommen. Er lief durch die in die Erde gerissene Furche, stolper- te über eine Wurzel im Boden und fiel auf die Knie. Hin- ter ihm ertönten schwere Schritte. Etwas Großes und unmenschlich Schnelles raste durch den Mais. Er hörte Stängel brechen, als es immer näher kam. Corin hatte keinen Zweifel, dass es ihn jagte. Er ächzte vor Furcht, rappelte sich auf und lief weiter. Er riskierte einen Schulterblick und sah eine verschwom- mene Gestalt wie einen Geist aus seinem Blickfeld in den Mais verschwinden. Die Schritte von etwas Großem schienen von überall- her auf ihn einzudringen. »Was bist du?«, schrie er im Laufen. Er rannte blindlings weiter, erreichte die Grenze des Maisfelds und stürzte kopfüber in den Bewässerungs- graben. Er landete schmerzhaft, da er sich den verletzten Ellbogen am Beton stieß, und schluckte brackiges Was- ser, als er vor Schmerzen aufschrie. Er kroch Wasser speiend rückwärts und schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen. Er schaute hoch, als eine dunkle Gestalt den Himmel über ihm verdeckte. Corin blinzelte das Wasser in seinen Augen weg und sah seinen Verfolger deutlich.

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