SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Tandem Zwischen Exzentrik und Weisheit Elton John wird 70 Sendung: Freitag, 24. März 2017, 19.20 Uhr Redaktion: Bettina Stender Autorin: Christiane Rebmann Sprecher: Peter Binder Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: SWR2 Tandem können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/tandem.xml Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Tandem sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Bestellungen per E-Mail: [email protected] Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? 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Song: Crocodile Rock Der britische Musiker Elton John hat seit Beginn seiner Karriere Ende der 1960er Jahre rund 300 Millionen Platten verkauft. Sein weltweiter Erfolg beruht auf seinen außerordentlichen Fähigkeiten als Komponist, Sänger und Pianist und auf seinen Entertainerqualitäten, die er immer wieder in fantasievoll aufwendigen Bühnenshows bewies. Dabei fühlte er sich nie an ein Genre gebunden. In Popklassikern wie „Rocket Man“, „Crocodile Rock“, „Daniel“, „Saturday Night’s Alright (For Fighting)“ oder „Goodbye Yellow Brick Road“ vermischte er Pop mit sinfonischen Elementen, Rock’n’Roll, Blues oder Gospel. Anlässlich seines 70. Geburtstags am 25. März beschäftigen wir uns mit seinem Leben und seiner Karriere. Zwischen Exzentrik und Weisheit. Ein Portrait des britischen Musikers Elton John. Eine Sendung von und mit Christiane Rebmann. 2. Song: Crocodile Rock Reginald Kenneth Dwight kam am 25. März 1947 in Pinner in der britischen Grafschaft Middlesex zur Welt. Seine Eltern heirateten erst, als er sechs war, und der Junge wuchs teilweise bei seinen Großeltern auf. Er hatte ein gestörtes Verhältnis zu seinem Vater, einem Flight Lieutenant der Royal Airforce und semiprofessionellen Trompeter. Mit drei begann der Junge, Klavier zu spielen, mit sieben bekam er seinen ersten Unterricht, mit elf gewann er ein Stipendium an der Londoner Royal Acadamy of Music, deren Ehrendoktortitel er heute trägt. In seiner Umgebung wurde viel Musik gehört, so konnte er früh anfangen, sich Vorbilder auszugucken. O-Ton Little Richard hat mich als Pianospieler sehr stark beeinflusst. Als Teenager bin ich immer in seine Konzerte gegangen. Mir standen die Haare zu Berge, wenn ich ihn spielen sah. Er war so brillant. Mit 15 verdiente er sich an den Wochenenden gutes Taschengeld als Pubpianist, und mit 17 gründete er seine erste Band Bluesology, die unter anderem Musiker wie 2 Patti LaBelle und Long John Baldry begleitete. Drei Jahre später nannte sich Reggie in Elton John um, nach Long John Baldry und dem Bluesology Saxophonisten Elton Dean. Kurz davor hatte er begonnen, mit dem britischen Texter Bernie Taupin zusammen zu arbeiten. 1969 veröffentlichte er mit mäßigem Erfolg sein erstes Album „Empty Sky“. Erst mit dem zweiten Werk „Elton John“ nahm seine Karriere Fahrt auf. Schuld war „Your Song“, eine vom Jazz und Folk beeinflusste Liebesballade, die ihn an die Spitze der britischen Charts katapultierte – allerdings erst, nachdem sie in den USA ein Hit geworden war. 3. Song: Your Song 1970 war er zum ersten Mal mit seiner Band durch die USA getourt und in kleineren Clubs aufgetreten. O-Ton Meine Musik ist ja eh von der amerikanischen Musik beeinflusst. Sie basiert auf Americana, auf großartiger Bluesmusik. Wir haben damals in Großbritannien alle die amerikanische Musik geliebt. Und deshalb haben alle Bands, die in die USA kamen und Erfolg hatten, amerikanische Musik in ihren Shows gespielt. Oder zumindest waren ihre Kompositionen von der amerikanischen Musik beeinflusst. 1975 war er als einer der ersten weißen Künstler in der TV Sendung „Soul Train“ zu sehen, die sich hauptsächlich auf schwarze Musik konzentrierte. O-Ton Ich war so froh, dass ich in „Soul Train“ auftreten durfte, weil das die Art Musik war, die ich liebte und mit der ich aufgewachsen war. Ich war sehr stolz, dass ich quasi in den Olymp der großartigen Musiker aufgenommen wurde. Als ich in die USA kam, ging ich als erstes nach New York und besuchte das Apollo Theater, nur um es mir von außen anzusehen. Ich besuchte die Motown Studios und die Stax Recording Studios, um mir die Achtspurmaschine anzusehen, mit der diese ganze wunderbare Musik aufgenommen worden war. Elton John ist ein eloquenter, freundlicher, humorvoller Gesprächspartner, der fast doppelt so schnell spricht wie die meisten seiner Kollegen. Zuletzt habe ich ihn 2014 im Backstagebereich des Cesars Palace Hotels in Las Vegas interviewt, wo er gerade eine Konzertreihe gab. Er zeigte sich nachdenklich und selbstkritisch und weit weniger exzentrisch als bei unseren ersten Treffen in den 80er Jahren. Dieses Exzentrische war lange Zeit ein wesentlicher Bestandteil seines Images. „Ich spiele ja Piano und nicht Gitarre – deshalb kann ich auf der Bühne leider nie so sexy aussehen wie all die Gitarrengötter“ – beschwerte er sich mal. „Ich kann nicht meinen Flügel hochheben und mit ihm hinternwackelnd über die Bühne spazieren.“ Er machte das vor allem am Anfang seiner Karriere durch spektakuläre Bühnenshows wett. So trat er in grellbunten Tier- oder Fabelverkleidungen auf, 3 verziert mit Straußenfedern, Flügeln oder Tentakeln, deren Design wohl auch seinen zunehmenden Drogenkonsum widerspiegelten. Dazu die überdimensionalen Brillen, hinter denen er sich versteckte. Später gab er zu, dass er damit nur verbergen wollte, dass er sich klein und hässlich fühlte. 4. Song: Bennie and the Jets - Live „Bennie and the Jets“, in einer Live Version vom Boxset des Albums „Goodbye Yellow Brick Road“, das 2014 anlässlich des 40. Geburtstages seines Erscheinens veröffentlicht wurde. Das Werk hatte ihn damals auf eine neue Ebene katapultiert, was Ruhm und Plattenverkäufe betraf. O-Ton Live lief es bei uns damals ja schon lange sehr gut. Aber dieses Album hob uns in die Chefetage der Superstars. Wir waren damals zu viert. Davey Johnstone an der Gitarre, Nigel Olson am Schlagzeug, Dean Murray am Bass und ich. Wir hatten Bernie Taupin, der die Songs schrieb und Gus Dudgeon, der das Album produzierte. Mit diesem Team funktionierten wir wie eine gut geölte Maschine. Wir waren jung und taten das, was uns Spaß machte. Und wir waren damit auch noch sehr erfolgreich. Was kann man sich mehr wünschen? Die Zusammenarbeit lief so gut, dass sich Elton John häufig nach einem langen Studiotag zurückziehen und die Band allein weiter werkeln lassen konnte. O-Ton Wir spielten die Instrumentaltracks ein und meinen Gesang. Danach ging ich ins Bett, und sie blieben und nahmen noch den Harmoniegesang auf. Am nächsten Tag stand ich auf, ging ins Studio und hörte mir an, was sie aufgenommen hatten. Wir waren sehr gut auf einander eingespielt. Ich habe meinen Musikern nie gesagt, was sie spielen sollten. Gute Musiker steuern eigene Ideen bei. Viele Songs aus der Zeit wiesen schon auf den zunehmenden Drogenkonsum der Musiker hin. Wäre das Stück “Rocket Man” ein Hit geworden, wenn damals bekannt gewesen wäre, dass es hier um Drogen ging? O-Ton Sie beziehen sich auf die Zeile „High as a kite by then“ – schwer zu sagen. Das war mein erster großer Pop Hit. Er hatte einfach einen guten Refrain. Was die Drogen betrifft: Damals waren eine Menge Drogen im Umlauf. Andere Drogen als heute. Das war alles hauptsächlich Pot und Kokain. Ich kann nicht sagen, ob diese Anspielung womöglich sogar dafür gesorgt hat, dass diese Platte ein Hit wurde. Ich denke, es war einfach ein guter Song. 5. Song: Rocket Man live In den 70er Jahren bis zu seinem Entzug Anfang der 1990er Jahre stand Elton John häufig unter Drogen, wenn er auf die Bühne ging. 4 O-Ton Das ist etwas, auf das ich nicht stolz war, und auf das ich auch heute nicht stolz bin. Aber es hat mich damals vor dem Tod bewahrt, dass ich weitergearbeitet habe, während ich Drogen nahm. Ich kann allerdings nicht sagen, dass ich durch die Drogen live besser gespielt hätte oder kreativer gewesen wäre. Andere Musiker haben das in den 60er und frühen 70er Jahren von sich behauptet. Vielleicht haben sich die Drogen ja bei Kollegen wie Jimi Hendrix, Jefferson Airplane, den Rolling Stones, den Beatles und Bob Dylan positiv aufs Schreiben ausgewirkt. Ich habe auch ohne Drogen genügend Energie und Kreativität in mir. Der massive Alkohol- und Drogenmissbrauch habe dazu geführt, dass er sich extrem egoistisch verhalten habe, sagt er. Nachdem er das erkannt hatte, zog er die Konsequenzen. Ende der 1980er Jahre war er dem aidskranken US Amerikaner Ryan White begegnet, der sich mit 13 an einer Blutkonserve infiziert hatte. Der Künstler unterstützte ihn und seine Familie bis zu Ryans Tod im Alter von 18 Jahren. Die Begegnung habe ihn verändert, sagte Elton später. 1992 gründete er die Elton John Aids Foundation. O-Ton Ich hatte mich viel zu lange nur mit mir selbst beschäftigt. Ich hatte zwar eine Platte mit Dionne Warwick, Stevie Wonder und Gladys Knight aufgenommen.
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