Die Zahlenentwicklung der ausländischen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen auf dem Gebiet der Republik Österreich 1939 – 1945 Gutachten im Auftrag der Historikerkommission der Republik Österreich von Florian Freund und Bertrand Perz Wissenschaftliche Redaktion Eva Blimlinger c/o Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien Uni-Campus AAKH Spitalgasse 2-4 A-1090 Wien Wien, 24.01.2000 2. Einleitung 1 3. Begriffsklärungen 4 3.1 Zum Begriff Zwangsarbeit 4 3.2. Geographische Begriffe 8 4. Zivile AusländerInnen 11 4.1. Quellen und Quellenkritik 11 4.1.1. Quellen 11 4.1.2. Auswahl der Stichtage 13 4.1.3. Bezeichnung der verschiedenen Gruppen der zivilen AusländerInnen 14 4.1.4. Anmerkungen zu den einzelnen Stichtagen 18 4.2. Entwicklung der Zahl der zivilen AusländerInnen in der „Ostmark“ bzw. den Alpen- und Donaureichsgauen 23 4.3. Sexualproportion bei den zivilen AusländerInnen in der „Ostmark“ bzw. den Alpen- und Donaureichsgauen 31 4.4. Die regionale Verteilung der zivilen AusländerInnen 38 4.4.1. Die Verteilung der einzelnen Gruppen ziviler AusländerInnen auf die Landesarbeitsamtsbezirke bzw. Reichsgaue 39 4.5. Die Entwicklung der Ausländerbeschäftigung in den Landesarbeitsamtsbezirken bzw. Reichsgauen 46 4.5.1. Wien-Niederdonau 46 4.5.2. Oberdonau 50 4.5.3. Steiermark-Kärnten 52 4.5.4. „Alpenland“ – Salzburg – Tirol (mit Verwaltungsbezirk Vorarlberg) 55 4.6. Die wichtigsten Nationalitäten 57 4.6.1. Belgier / Belgien 57 4.6.2. Dänen / Dänemark 59 4.6.3. Franzosen / Frankreich 60 4.6.4. Italiener / Italien 62 4.6.5. Jugoslawen / Ehem. Jugoslawen / Ehem. Jugoslawien (ohne Kroatien) 63 4.6.6. Kroatien 64 4.6.7. Niederländer 66 4.6.8. Slowaken / Slowakei 68 4.6.9. Ungarn 69 4.6.10. Protektoratsangehörige / Protektorat 71 4.6.11. Polen / Ehem. Polen / Generalgouvernement / Generalgouvernm. u. Bezirk Bialystok 72 4.6.12. Sowjetrussen / Ostarbeiter / Altsowjetruss. Gebiet (Ostarbeiter) 74 4.7. Fluktuation bei den zivilen AusländerInnen 75 4.7.1. Wanderungsbewegungen 75 4.7.2. Fluchten 81 4.7.3. Arbeitsunfähigkeit und Tod 85 4.8. Die Verteilung der zivilen ausländischen Arbeitskräfte auf die Wirtschaftssektoren 86 4.8.1. Entwicklungen in der „Ostmark“ bzw. den „Alpen- und Donaureichsgauen 86 4.8.2. Wien–Niederdonau 91 4.8.3. Oberdonau 94 4.8.4. Steiermark–Kärnten 96 4.8.5. Salzburg – Tirol (mit Verwaltungsbezirk Vorarlberg) 98 4.9. Der Einsatz der zivilen AusländerInnen in den Wirtschaftszweigen nach Nationalitäten 100 4.10 Die Bedeutung der Beschäftigung der zivilen AusländerInnen 112 5. Kriegsgefangene 115 5.1. Die Gesamtzahl der Kriegsgefangenen nach Nationalitäten 117 5.2. Der Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen nach einzelnen Wirtschaftssektoren 126 5.3. Die Gesamtverluste an Kriegsgefangenen in den Kriegsgefangenenlagern auf österreichischem Gebiet 136 6. Ungarische Juden 137 6.1. Exkurs: Ungarische Juden aus Auschwitz im KZ Mauthausen und Außenlagern 139 6.2. „Austauschjuden“ aus Ungarn als Zwangsarbeitskräfte in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland 141 6.3. Ungarische Juden beim „Südostwall“-Bau 144 6.3.1. Als Zwangsarbeitskräfte in Judenlagern 144 6.3.2. Auf den Todesmärschen 145 6.3.3. Als KZ-Häftlinge im KZ Mauthausen und im Außenlager Gunskirchen 146 6.4. Gesamtschätzung 147 7. KZ-Häftlinge 148 7.1. KZ- Häftlinge in Mauthausen, Gusen und Außenlagern 149 7.1.1. Die Zahl der nach Mauthausen deportierten Personen 149 7.1.2. Nationale und kategorielle Zusammensetzung 152 7.1.3. Todeszahlen 157 7.1.4. Arbeitseinsatz der KZ-Häftlinge 159 7.1.5. Zahl der befreiten KZ-Häftlinge 162 7.1.6. Altersverteilung der befreiten Häftlinge: 165 7.2. Im April/Mai 1945 in das KZ Mauthausen bzw. in das Auffanglager Gunskirchen deportierte ungarische Juden 171 7.3. Außenlager des KZ Dachau 171 8. Zusammenfassung 173 8.1. Zivile AusländerInnen 174 8. 2. Kriegsgefangene 175 8. 3. Ungarische Juden 176 8. 4. KZ Häftlinge 177 9. Anhang 179 2. Einleitung Das nationalsozialistische Deutschland organisierte im Zweiten Weltkrieg einen bis dahin beispiellosen Masseneinsatz von ausländischen Zwangsarbeitskräften.1 Für die Entwicklung der Arbeitskräftepolitik im nationalsozialistischen Deutschland können drei Perioden unterschieden werden: * Die Periode vom „Anschluß“ bis zum Kriegsbeginn, die von der Beseitigung der Arbeitslosigkeit durch die beginnende Rüstungskonjunktur gekennzeichnet war; * die Periode von Kriegsbeginn bis zum Scheitern der deutschen „Blitzkriegsstrategie“ im Winter 1941/42, geprägt von der Heranziehung von Kriegsgefangenen und den Anfängen des „Ausländereinsatzes“ in der Kriegswirtschaft und der Herausbildung einer abgestuft diskriminierenden Behandlung der verschiedenen Gruppen von AusländerInnen; * die Periode von 1941/42 bis 1944/45, die vom systematischen und massenhaften Einsatz ziviler AusländerInnen, Kriegsgefangenen, KZ-Häftlingen und Juden in der Kriegswirtschaft geprägt war. Zweck dieser Studie war, in möglichst kurzer Zeit eine fundierte, detaillierte Zusammenstellung von Zahlen der ausländischen ZwangsarbeiterInnen, die zwischen 1940 und 1945 auf dem heutigen Gebiet der Republik Österreich eingesetzt waren. Diese Zahlen sollten in ihrer Entwicklung auf der Zeitachse, nach den Herkunftsländern, nach Geschlecht und nach Einsatz in den Wirtschaftssektoren dargestellt werden. Die Forschung über Zwangsarbeit im Nationalsozialismus hat seit den 80er Jahren wesentliche Ergebnisse erbracht. Die grundlegende Entwicklung für Österreich wurde 1 Ulrich Herbert, Fremdarbeiter. Politik und Praxis des „Ausländer-Einsatzes“ in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches. Berlin / Bonn 1985; ders. (Hrsg.), Europa und der „Reichseinsatz“. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in Deutschland 1938-1945, Essen 1991, 7. u.a. von den Verfassern bereits Ende der 80er Jahre bzw. Anfang der 90er Jahre dargestellt.2 Durch die aktuelle Diskussion über Entschädigung hat sich der Schwerpunkt der Untersuchungen nun auf die Frage der Zahl der zur Zwangsarbeit herangezogenen Personen verlagert. Auf Basis des bisherigen Forschungstandes haben wir nun wesentlich ausführlicher als bisher und z.T. mit neuen Quellen versucht, umfassend die zahlenmäßige Entwicklung des Arbeitseinsatzes von zivilen AusländerInnen, Kriegsgefangenen, KZ-Häftlingen und ungarischen Juden nachzuzeichnen. Wir haben uns dabei auf die Präsentation des Zahlenmaterials beschränkt und keine weiter gehenden Interpretationen vorgenommen, die mittels dieser Daten möglich wären. Hauptzweck dieser Studie ist es, Material für die entschädigungspolitischen Fragen bereitzustellen. Darüber hinaus soll sie vor allem auch als Basis für weitere qualitative Forschungen zum Bereich Zwangsarbeit dienen. Hier besteht im Unterschied zur Bundesrepublik Deutschland in Österreich noch einer erheblicher Forschungsbedarf, insbesondere im Bereich des Einsatzes von Kriegsgefangenen und zivilen AusländerInnen in der Landwirtschaft, des bisher nicht erforschten Kapitels des inner- und außerbetrieblichen Repressionsapparates wie z.B. der Arbeitserziehungslager, der Lebens- und Arbeitsbedingungen der verschiedenen Gruppen, besonders der ungarischen Juden, dem Verhältnis von In- und AusländerInnen und der Situation der ausländischen Frauen. Für Hilfe bei der Erstellung dieser Studie haben wir vielen Personen zu danken, namentlich Alice Kanelutti, Verena Pawlowsky und Nicole Schneider. Oliver Rathkolb, Andreas Leuchtenmüller und Hubert Speckner danken wir für die Zurverfügungstellung ihrer Forschungsarbeiten, Alexandra Wenck für die Beschaffung von Quellen aus Berliner Archiven. Mark Spoerer, der für die Historikerkommission parallel zu uns an einer Schätzung über die heute noch lebenden ehemaligen ZwangsarbeiterInnen gearbeitet hat, danken wir für die wertvolle Diskussion und die inhaltlichen Anregungen, 2 Florian Freund/Bertrand Perz, Industrialisierung durch Zwangsarbeit, in: Emmerich Talos, Ernst Hanisch, Wolfgang Neugebauer (Hrsg.), NS-Herrschaft in Österreich 1938-1945, Wien 1988, 95- 114; Florian Freund/Bertrand Perz, Fremdarbeiter und KZ-Häftlinge in der „Ostmark“, in: Ulrich Herbert (Hg.), Europa und der „Reichseinsatz“. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und dem Sekretariat der Historikerkommission, insbesondere der Forschungskoordinatorin Eva Blimlinger für die logistische Unterstützung bei der Durchführung der Arbeit. Zu danken ist auch Karl Stuhlpfarrer und Brigitte Bailer-Galanda für das aufmerksame Lesen und die klärenden Hinweise. KZ-Häftlinge in Deutschland 1938-1945, Essen 1991, S.317-350 3. Begriffsklärungen 3.1 Zum Begriff Zwangsarbeit In der Debatte um die Entschädigung ehemaliger ausländischer Arbeitskräfte wird immer wieder die Frage nach dem Zwangscharakter der Arbeit von ausländischen Arbeitskräften im „Dritten Reich“ gestellt. Begriffe wie Zwangsarbeit, Sklavenarbeit bzw. Slave-Labor oder der NS-Begriff vom „Reichseinsatz“ ausländischer Arbeitskräfte sind in unterschiedlicher Weise sowohl in juristischer, politischer, moralischer und historisch- deskriptiver wie analytischer Absicht verwendet worden und sind auch in der momentanen Debatte nebeneinander in Gebrauch. Wir benutzen im Folgenden davon nur den für die historische Darstellung geeignetsten Begriff, den der Zwangsarbeit, wobei auch dieser Begriff nicht trennscharf zwischen unterschiedlichen Formen des Zwangs, der ausgeübt wurde, um jemand gegen seinen Willen zur Ausführung einer Arbeitsleistung zu bringen, unterscheiden kann. Der hier benutzte Begriff der „Zwangsarbeit“ orientiert sich an von Ulrich Herbert vorgeschlagenen Definitionen. Einerseits, so Herbert, gehe es darum, den Begriff
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