Christian Humm Politische Talkshows in Deutschland ©2012 (neu gesetzt 2021) CC-BY 4.0 DOI 10.5281/zenodo.4541440 Wissenschaftliche Hausarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magister Artium M.A. Politische Talkshows in Deutschland Eine Analyse am Beispiel der Eurokrise\ " Christian Humm 17.12.2012 (Version vom 23. Februar 2021) Betreut von Prof. Dr. Hans-Jurgen¨ Bucher (Universit¨at Trier) Als ich meine Magisterarbeit 2012 uber¨ politische Talkshows geschrieben habe, waren diese gerade mal wieder Thema ¨offentlicher Diskussionen: Die ARD hatte ihre TV- Talkschiene gerade ausgeweitet und nun verhandelte in nunmehr funf¨ abendlichen Polit- talkshows das politische Zeitgeschehen im Hauptprogramm. Ubrig¨ geblieben sind davon nur noch drei { Beckmann und Gunther¨ Jauch wurden zwischenzeitlich eingestellt. Auch die Themen haben sich naturlich¨ ver¨andert. War im Untersuchungszeitraum noch die sogenannten Eurokrise eines der beherrschenden Themen in den Sendungen, so durfte¨ im Moment wahrscheinlich vor allem uber¨ COVD19 getalkt werden. Meine Arbeit ist nun fast neun Jahre alt. Inzwischen hat sich die Welt weitergedreht und auch ich wurde¨ sie wahrscheinlich nicht noch einmal genauso schreiben. Vielleicht enth¨alt sie trotzdem noch einen Funken Erkenntnisgewinn oder ist nutzlich¨ als Datenlieferant. Deswegen habe ich die Arbeit { nachdem ich es jahrelang vor mir her schob { nun doch in diversen Abendstunden neu gesetzt. Diesmal nicht mehr mit LibreOffice sondern mit LATEXund, fur¨ die Abbildungen, R. Inhaltlich wurden keine Ver¨anderungen vorgenom- men. Etwaige Fehler bitte ich zu entschuldigen. Auch wurde die Sprache nicht gegendert, dies m¨ochte ich allerdings noch nachholen, sobald es zeitlich m¨oglich ist. Die Arbeit, der zugrundeliegende Quellcode, die R-Skripte und ein Teil der Daten sind ¨offentlich verfugbar¨ in einem Repository bei GitHub (github.com/cmlnet/polittalks). Das Dokument selbst liegt zudem bei Zenodo bereit, versehen mit einer DOI. Neue Versionen mit weiteren Fehlerkorrekturen werden ebenfalls dort hochgeladen. { Christian Humm; Karlsruhe den 15.02.2021 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 7 1.1. Forschungsstand . 9 1.1.1. Ergebnisse . 10 1.1.2. und Defizite . 12 1.2. Fragestellung . 13 2. Methodik und Vorgehen 15 2.1. Quantitative Inhaltsanalyse . 15 2.2. Qualitative Analyse . 16 2.3. Definition und Typologie der Talkshow . 19 2.3.1. Die Talkshow im Allgemeinen . 19 2.3.2. Typologien . 20 2.3.3. Die politische Talkshow und ihre gesellschaftliche Rolle . 20 2.4. Anforderungen an politische Talkshows . 23 2.4.1. Pluralit¨at................................ 24 2.4.2. Relevanz . 25 2.4.3. Journalistische Professionalit¨at . 25 2.4.4. Zusammenfassung . 26 2.5. Die Eurokrise als journalistische Herausforderung . 27 3. Politische Talkshows in Deutschland 29 3.1. Eine kurze Geschichte des (Polit-) Talks . 29 3.1.1. Der Beginn: Erste Talkshows in den USA . 29 3.1.2. Deutschland: Erste Anf¨ange im H¨orfunk . 30 3.1.3. Nachkriegszeit: Rundfunkdiskussionen als Demokratieerziehung . 30 3.1.4. Der Sprung ins Fernsehen . 30 3.1.5. Der deutsche Talkshowklassiker: Der Internationale Fruhschoppen¨ 31 3.1.6. 1960er: Mehr Konfrontation . 31 3.1.7. 1970er: Die erste deutsche Talkshow . 32 3.1.8. 1980er: Krawall und Remmidemmi . 33 3.1.9. 1990er: Talk im Turm und Sabine Christiansen . 33 3.1.10. Die heutige Situation . 35 3.2. maybrit illner . 35 3.3. Gunther¨ Jauch . 36 3.4. Anne Will . 37 3.5. hart aber fair . 38 4 Inhaltsverzeichnis 3.6. Menschen bei Maischberger . 39 3.7. Beckmann . 39 3.8. log in . 40 3.9. Unterschiede & Gemeinsamkeiten . 41 4. G¨aste- und Themenstruktur 44 4.1. Themenstruktur . 44 4.1.1. Themenbereiche . 44 4.1.2. Themencluster . 48 4.1.3. Titelgebung . 50 4.2. G¨astestruktur . 51 4.2.1. Personenspektrum . 51 4.2.2. Gesellschaftliche Rollen . 55 4.2.3. Parteizugeh¨origkeit . 65 4.2.4. Demografie . 68 4.3. Zwischenfazit . 72 5. Einzelanalyse { Die Eurokrise im Polittalk 75 5.1. Die untersuchten Folgen . 75 5.2. Sendungselemente . 76 5.2.1. Er¨offnung . 76 5.2.2. Abschluss . 81 5.2.3. Serviceelemente . 83 5.2.4. Gespr¨achsorganisation und restliche Moderation . 84 5.2.5. Einspieler . 86 5.2.6. Umgang mit Akteursgruppen . 90 5.3. Diskurstopoi . 98 5.3.1. Ursachen der Krise . 98 5.3.2. L¨osungen der Krise . 105 5.4. Besetzung von Schlusselbegriffen¨ . 110 6. Fazit 113 Literatur 120 Abbildungsverzeichnis 132 Tabellenverzeichnis 133 A. Anhang 134 A.1. Zus¨atzliche Tabellen . 134 A.1.1. Alle Talkshowfolgen zum Thema Eurokrise\ . 134 " A.1.2. Themenbereiche nach Sendungen . 135 A.1.3. Talkshows im deutschen Fernsehen . 136 A.1.4. Politikbereiche nach Sendungen . 137 5 Inhaltsverzeichnis A.1.5. G¨astegruppen nach Sendungen . 138 A.1.6. Parteizugeh¨origkeit in allen Sendungen . 139 A.2. Transkripte . 140 A.2.1. Transkriptionsregeln . 140 A.2.2. Weitere Trankriptausschnitte . 140 A.3. Codebuch zur quantitativen Inhaltsanalyse . 143 A.3.1. Definitionen . 143 A.3.2. Formale Kategorien . 143 A.3.3. Inhaltliche Kategorien . 143 6 1. Einleitung Viel ist schon uber¨ Talkshows geschrieben worden und oft wurde das Genre bereits totgesagt { dennoch sind sie aus der deutschen Fernsehlandschaft weiterhin nicht weg- zudenken. Zumindest das was landl¨aufig als politische Talkshow verstanden wird, erfreut sich fortgesetzt großer Beliebtheit. So weitet die ARD im letzten Jahr erst ihre abend- liche Talkschiene aus. Seit dem 11. September 2011 strahlt so alleine Das Erste von Sonntag bis Donnerstag funf¨ abendliche Polittalks1 aus. Hinzu kommt eine Sendung im ZDF2 und diverse weitere bei den privaten Sendern und den Dritten Programmen. Und obwohl diese Masse zur Inflation“ (G¨abler 2011a, S. 116) gefuhrt¨ habe und das ein- " " zelne Exemplar dadurch entwertet\ (G¨abler 2011a, S. 116) worden sei, kommen weitere Polittalks auf den Markt. So hatte am 11. November 2012 Absolute Mehrheit bei Pro- Sieben Premiere3, die mit Stefan Raab als Moderator ein eher ungewohntes Gesicht fur¨ einen Polittalk bietet4. W¨ahrend die Ara¨ der sogenannten Daily Talks tats¨achlich an ihrem Ende angelangt zu sein scheint und sich mit Britt aktuell nur noch ein Vertreter dieser Art im deutschen Fernsehen findet (Niggemeier 2009), deuten allein schon die beiden oben beschriebenen Entwicklungen auf eine weiterhin gegebene Relevanz dieser Form der Politikvermittlung und -darstellung hin. Dass nicht nur Programmplaner, sondern auch die breitere Offentlichkeit¨ diese Relevanz sieht, machen zwei Vorf¨alle beispielhaft deutlich: Zum einen die St¨orung der Gunther¨ Jauch Sendung am 6. Mai 2012 durch einen Studenten der Ernst-Busch-Schauspielschule. 1Konkret sind dies Gunther¨ Jauch, Anne Will, hart aber fair, Menschen bei Maischberger und Beck- mann. 2Gemeint ist maybrit illner. Bei Markus Lanzhandelt es sich um eine Personality-Show und nicht um einen Polittalk. 3Absolute Mehrheit soll eine frische politische Talkshow\ sein und will vor allem junge Zuschauer " " fur¨ die politische Diskussion begeistern\ (ProSieben 2012). Dazu sollen funf¨ G¨aste 75 Minuten mit- einander uber¨ drei vorgegebene Themen diskutieren { auf den ersten Blick wird hier altbew¨ahrten Konzepten gefolgt. Hauptunterschied zu den etablierten politischen Talkshows ist, neben dem Mo- derator, der Umstand, dass am Ende der Sendung die Zuschauer uber¨ die G¨aste abstimmen und demjenigen der, uber¨ 50 % der Stimmen bekommt, ein Preisgeld von 100.000 € winkt. Offenkundig wurde sich hier an den verbreiteten Game- und Quizshows orientiert. Raab steht als Ko-Moderator Peter Limbourg, Anchorman der Sat.1 Nachrichten, zur Seite (ProSieben 2012). 4Bereits vor der Premiere hatte Absolute Mehrheit einen ersten Aufreger: Angeblich wurde auf Druck von Bundesumweltminister Peter Altmaier der Grune¨ Volker Becker wieder ausgeladen. Altmaier dementierte und sagte selbst ab, das Thema kam in die Medien und vielleicht liegt hierin auch die wirkliche Erkl¨arung fur¨ diesen Skandal\. " 7 1. Einleitung Dieser hatte durch einen lautstarken Zwischenruf gegen Ende der Sendung auf die ge- plante Schließung selbiger hingewiesen (Bruckner 2012). Zum anderen die Proteste ge- gen den Auftritt von Thilo Sarrazin bei Gunter¨ Jauch am 20. Mai 2012. Dessen neus- tes Buch Europa braucht den Euro nicht\ stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor der " Ver¨offentlichung und die darin enthaltenen kontroversen Thesen veranlassten diverse Politiker dazu die Einladung Sarrazins in die Talkshows scharf zu kritisieren. Rena- te Kunast¨ (Grunen-Fraktionsvorsitzende)¨ etwa ¨außerte: Nationalistischer Unsinn von " Sarrazin passt nicht zum Bildungsauftrag eines ¨offentlich-rechtlichen Senders\, Patrick D¨oring (FDP-Generalsekret¨ar) meinte, dies habe im ¨offentlich-rechtlichen Fernsehen " nichts zu suchen\, und Reinhold Robbe (SPD) sprach davon, dass sich mit Sarrazin nie- " mand mehr in eine Talkshow setzen\ sollte Hans 2012. Daruber¨ hinaus fand w¨ahrend der Sendung vor dem Studio eine Protestkundgebung statt. Beide Beispiele machen deut- lich, dass Polittalks ein hoher Einfluss auf den politischen Diskurs der Bundesrepublik unterstellt wird. W¨are dies nicht der Fall, so h¨atten nicht fuhrende¨ Politiker gegen den Auftritt Sarrazins derart vehement protestiert und auch die protestierenden Studenten h¨atten diese Plattform nicht genutzt. Auch andere Medien schreiben zumindest einigen der Polittalks eine immerhin so hohe Relevanz zu, dass sie regelm¨aßig Kritiken einzelner Folgen ver¨offentlichen. Gleichzeitig kommen Studien allerdings zu wenig schmeichelhaften Ergebnissen. Bereits 2006 stellte eine Untersuchung von Sabine Christiansen fest, die Sendung
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