DIE ZUKUNFT DER GLOBALEN GÜTER in DER WISSENSGESELLSCHAFT Auf Der Suche Nach Einer Nachhaltigen Politik Zum Schutz Des Geistigen Eigentums

DIE ZUKUNFT DER GLOBALEN GÜTER in DER WISSENSGESELLSCHAFT Auf Der Suche Nach Einer Nachhaltigen Politik Zum Schutz Des Geistigen Eigentums

DIE ZUKUNFT DER GLOBALEN GÜTER IN DER WISSENSGESELLSCHAFT Auf der Suche nach einer nachhaltigen Politik zum Schutz des geistigen Eigentums Dokumentation einer Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung am 8. November 2002 Hrsg. von der Heinrich-Böll-Stiftung Zuletzt erschienen als Dokumentationen zum Thema „Wem gehört das Wissen?“ DIGITALES URHEBERRECHT – Zwischen ‚Information Sharing‘ und ‚Information Control‘ – Spielräume für das öffentliche Interesse an Wissen? Dokumentation einer Tagung im April 2002 in Berlin. Thema war das Verhältnis zwischen privatwirtschaftlichen Verwertungsinteressen und den Interessen der Öffentlichkeit, in der Sprache des Internets: der „public domain“. Die Diskussionsbeiträge, Überlegungen und An- regungen sind in drei Kapitel gegliedert: Geistiges Eigentum in der Wissensgesellschaft, Ur- heberrecht und Wissenschaft, Urheberrecht und Kultur. (Dokumentation Nr. 22) SAVE PRIVACY – Grenzverschiebungen im digitalen Zeitalter Dokumentation einer Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung im Juni 2002. In Zusammenar- beit mit Netzwerk Neue Medien, Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. und der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst. Thema war die Frage, ob wir bereit sind, Privatsphäre und Anonymität dagegen einzutau- schen, daß man uns als Kunden die Wünsche von den Augen abliest oder unser Wissen und Können in Qualitäts- und Wissensmanagementsystemen erst richtig würdigen kann. (Dokumentation Nr. 25) Dokumentationen der Heinrich-Böll-Stiftung, Nr. 26 DIE ZUKUNFT DER GLOBALEN GÜTER IN DER WISSENSGESELLSCHAFT. Auf der Su- che nach einer nachhaltigen Politik zum Schutz des geistigen Eigentums Dokumentation einer Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung am 8. November 2002 in Berlin Herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung 1. Auflage, Juni 2003 bei der Heinrich-Böll-Stiftung Alle Rechte vorbehalten Die vorliegenden Beiträge müssen nicht die Meinung der Herausgeberin wiedergeben. Bestelladresse: Heinrich-Böll-Stiftung, Hackesche Höfe, Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin, Tel. 030-285340, Fax 030-28534109, E-mail: [email protected] Internet: www.boell.de 2 Inhalt Ralf Fücks 5 Vorwort Andreas Poltermann 7 Global Commons. Einführung in Idee und Absicht der Konferenz Brian Kahin 14 What’s Wrong with the Development of Intellectual Property Policy? 21 Auszüge aus der Diskussion Martin Kretschmer 23 Copying the Digital Millennium Copyright Act: European struggles with information control Auszüge aus der Diskussion 35 Bernd Lutterbeck 37 Stifling Innovation – the Case of Software Patents 48 Auszüge aus der Diskussion Daniel Alexander 51 Integrating Intellectual Property Rights and Development Policy Rainer Kuhlen 66 Bausteine zur Entwicklung einer Wissensökologie – Plädoyer für eine nachhaltige Sicht auf den UN-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS) Auszüge aus der Diskussion 98 Auf der Suche nach einer nachhaltigen Politik zum Schutz des geistigen Eigentums. 102 Eine Paneldiskussion 3 4 Ralf Fücks Vorwort „Wem gehört das Wissen?“ Das ist eine Frage, die uns als Stiftung bereits seit geraumer Zeit beschäftigt. Wir haben im Jahr 2000 begonnen mit einer Tagung in Kooperation mit dem „Netzwerk Neue Medien“. Themen waren damals vor allem die Diskussionen um Digital Rights und um die Patentierung von Software. Im folgenden Jahr veranstalteten wir als bishe- rigen Höhepunkt im Themenfeld Wissenspolitik den Kongress „Gut zu Wissen – Links zur Wissensgesellschaft“ an der Berliner Humboldt-Universität, der ein breites Spektrum an neu- en Fragen behandelte, die mit dem Übergang zur Wissensgesellschaft verbunden sind. Dazu gehörte auch ein Panel zur Frage „Wem gehört das Wissen?“. Das gleichnamige Buch kann ich sehr empfehlen als Überblick über die zentralen politischen Kontroversen und Konflikte, die mit dem Thema Wissensgesellschaft verbunden sind. Im April 2002 folgte die Tagung „Digitales Urheberrecht – Zwischen ‚Information Sharing‘ und ‚Information Control‘“, in deren Zentrum die Auseinandersetzung mit dem Referenten- entwurf zur deutschen Urheberrechtsnovelle stand. Es gelang uns damals, das neu formierte Verbraucherministerium für verschiedene Fragen in diesem Kontext zu interessieren. Dazu gehörte vor allem das Recht auf Privatkopie, das entwertet wird, wenn Kopierschutzmaßnah- men die Kopie für den privaten und nichtkommerziellen Gebrauch verhindern und ihre Um- gehung verboten wird. Ein zweites Konfliktthema war damals die Kennzeichnungspflicht für Kopierschutzmaßnahmen. Mit der Forderung nach einer solchen Kennzeichnungspflicht hat sich das Verbraucherschutzministerium damals durchsetzen können, nicht jedoch mit seinen Einwänden gegen das Umgehungsverbot für Kopierschutzmaßnahmen. Für uns ist die Verknüpfung von Verbraucherschutz, digitalen Rechten und Wissen als öf- fentliches Gut ein zukunftsträchtiger Ansatz, der neue politische Allianzen eröffnet. Es ist ei- ne spezifische Eigenschaft von geistigen Werken, dass sie unendlich reproduzierbar sind, wie schon Walter Benjamin erkannt hat. Das Internet hat diese Möglichkeit noch um ein Vielfa- ches sowohl beschleunigt als auch erweitert. Zwischen diesen neuen technischen Möglichkei- ten und der Warenform von Wissensprodukten, die als privates Eigentum verwertet werden, besteht ein latenter Konflikt, der im öffentlichen Interesse geregelt werden muss. Dazu bietet der neue rot-grüne Koalitionsvertrag einige interessante Ausblicke. Er schreibt nämlich dem Verbraucherschutzministerium eine Querschnittsfunktion zu, und ein erklärter Schwerpunkt auf diesem Feld soll der Verbraucherschutz in der Informations- und Dienstleistungsgesell- schaft sein. Über den Konflikt über das Urheberrecht hinaus stehen eine ganze Reihe von wichtigen Ge- setzgebungsverfahren zu umstrittenen Fragen der Wissenspolitik an. Dazu gehören vor allem die Biopatentrichtlinie der Europäischen Kommission und die EU-Initiative zur Softwarepa- tentierung. Wir hoffen, dass diese Themen trotz ihrer Komplexität die ihnen gebührende öf- fentliche Aufmerksamkeit finden werden. Hier fallen Schlüsselentscheidungen für die Zu- kunft der Wissensgesellschaft. Auch der Punkt der Koalitionsvereinbarung, der dem Thema Nachhaltigkeit als globale Her- ausforderung gewidmet ist, ist für unsere Tagung heute bedeutsam und wird im Titel unserer Konferenz angesprochen. Die Bundesregierung will sich an den anstehenden Verhandlungen 5 im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) unter den Leitlinien des Fairen Handels und der Erhaltung der globalen Güter beteiligen. Das ist zumindest eine interessante und viel ver- sprechende Absichtserklärung für das drittgrößte Industrieland unserer Erde. Dazu gehört auch eine Revision des TRIPs-Abkommens, das die Frage der intellektuellen Eigentumsrechte einseitig zu Gunsten der wissensbasierten transnationalen Konzerne regelt. Mit diesen Ab- sichtserklärungen greift der Koalitionsvertrag neue gesellschaftliche Initiativen auf, die Verbraucherinteressen und das Interesse an der Erhaltung und Pflege öffentlicher Güter kop- peln. Die Avantgarde auf diesem Gebiet bilden vor allem diverse Gruppierungen zum Verbraucherschutz in den USA, z.B. die Consumer Union, das Consumer Project on Tech- nology, die Electronic Frontiers Foundation oder das Electronic Privacy Information Center. Wie so oft sind in den USA bereits Trends erkennbar, die künftig auch nach Europa über- schwappen werden. Zum Schluss ein kurzer Ausblick auf die weiteren Planungen der Stiftung zum Themenkreis Wissensgesellschaft und Wissenspolitik: Im Zentrum unserer Arbeit im Jahr 2003 werden Projekte zur Vorbereitung und kritischen Begleitung des World Summit on Information So- ciety stehen, der in zwei Etappen 2003 in Genf und 2005 in Tunis stattfinden wird. Wir be- greifen es als unsere Aufgabe, mit dafür zu sorgen, dass diese UN-Konferenz von einer regen öffentlichen Information und Diskussion begleitet wird und dass es zivilgesellschaftliche In- tervention schon im Vorfeld dieser Konferenz gibt in dem Sinne, dass nicht nur die Experten und die ökonomisch Interessierten die Themen bestimmen, sondern auch die Zivilgesell- schaft ein entscheidendes Wort mit zu reden hat. Ralf Fücks ist Mitglied des Vorstandes der Heinrich-Böll-Stiftung. 6 Andreas Poltermann Global Commons – Einführung in Idee und Absicht der Konferenz Im Deutschen Bundestag wird zur Zeit der Regierungsentwurf zum neuen Urheberrechtsge- setz beraten, das die entsprechende EU-Richtlinie umsetzen soll. Neben einigen notwendigen Anpassungen an die veränderten Bedingungen der digitalen Umwelt sind hier voraussichtlich auch umstrittene Paragraphen enthalten, die einseitig auf die Förderung von Informations- märkten und die Kommodifizierung geistiger Erzeugnisse setzen. Das geplante Gesetz soll den rechtlichen Rahmen für Kontrollsysteme wie das Digital Rights Management schaffen, die Umgehung von Kopierschutzsystemen verbieten und bisher als „fair use“ erlaubte Nut- zungsformen wie die Kopie für den privaten nichtkommerziellen Gebrauch be- oder verhin- dern. Gefährdet wird dadurch eine Praxis, auf der zu guten Teilen die kulturelle Tradierung und die Entfaltung von Innovation und Kreativität beruhen. Die EU-Richtlinie orientiert sich weitgehend am US amerikanischen Digital Millenium Copy- right Act (DMCA) von 1998. Sie läuft damit Gefahr, auch die nicht intendierten Nebenfolgen eines rigiden Kontroll- und Verwertungsregimes zu befördern, die sich in den USA bereits abzuzeichnen beginnen. Das neue Copyrightregime nämlich droht - durch seine Ausrichtung an Informationsmärkten und privaten Verwertungsinteressen den Bestand öffentlich zugänglicher

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