Mobile Daseinsvorsorge in Gemeinden des Amtes Südtondern Bericht Langfassung Niebüll, 11. Mai 2011 ews gggroup gmbh LindenArcaden • Konrad-Adenauer-Straße 6 • D-23558 Lübeck Telefon 0451-480 550 • Telefax 0451-480 55 55 • Email [email protected] © ews group 2011 Seite 1 Inhalt Einleitung 5 Vorgehen 14 1. Daten-Analyse 16 1.1 Daseinsvorsorge im Kreis Nordfriesland 17 - Strukturelle und demographische Entwicklung im Kreis Nordfriesland 17 1.2 Daseinsvorsorge NF / Untersuchungsraum 21 - Versorgungsstrukturen / Angebote im Bereich der Daseinsvorsorge Nordfriesland / Untersuchungsraum 22 1.3 Daseinsvorsorge außerhalb des Kreises Nordfriesland 42 - Ausgewählter Angebote der Mobilen Daseinsvorsorge außerhalb des Kreises Nordfriesland (Best Practice) 44 © ews group 2011 Seite 2 Inhalt 2. Bedarfsermittlung 60 2.1 Bedarfe an eine Mobile Daseinsvorsorge im Untersuchungsraum 63 - Dagebüll 63 - Enge-Sande 72 - Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog 79 - Galmsbüll 85 - Ladelund 92 - Neukirchen 103 - Risum-Lindholm 111 - Stedesand 121 - Tinningstedt 127 2.2 Prämissen für eine Mobile Daseinsvorsorge im Untersuchungsraum 137 © ews group 2011 Seite 3 Inhalt 3. Umsetzung 138 3.1 Konzept für eine Mobile Daseinsvorsorge 141 3.2 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung 145 3.3 Zeit- und Maßnahmenplanung 147 Abschließende Empfehlungen 149 Gesamtpräsentation 151 Danksagung 152 © ews group 2011 Seite 4 Einleitung In einer wachsenden Zahl von kleinen Gemeinden – so auch im Kreis Nordfriesland – brechen immer mehr Aspekte der – insbesondere stationären – Grundversorgung und Daseinsvorsorge weg. In einigen Dörfern sind sie bereits fast vollständig verschwunden. Der immer deutlicher wahrgenommene demographische Wandel führt zudem zu immer mehr älteren und deshalb oft auch immobileren und multimorbiden Menschen. Aus diesem Grund haben neun Gemeinden des Amtes Südtondern innerhalb der AktivRegion Nordfriesland Nord sich zusammengeschlossen, um überprüfen zu lassen, obhbdillitiKtfüibilDib es machbar und sinnvoll ist, ein Konzept für eine mobile Daseinsvorsorge zu entwickeln und zu realisieren. Ausgangspunkt für Überlegungen ist dabei auch das erfolgreiche schleswig-holsteinische Modell MarktTreff, das bisher ausschließlich stationär Angg,ggebote wie Lebensmitteleinkauf, Dienstleistungen und Treffmöglichkeiten unter einem Dach bündelt. So wurde innerhalb der Modellvorhaben der Raumordnung (MORO), Teil des Gesamtprojektes „Region schafft Zukunft“, diese Machbarkeitsstudie an die ews group, Lübeck, in Auftrag gegeben, um mit den und für die Gemeinden Dagebüll, Enge-Sande, Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog, Galmsbüll, Ladelund, Neukirchen, Risum-Lindholm, Stedesand und Tinningstedt zu untersuchen, welche Realisierungschancen ein „mobiler Markttreff“ oder ähnliche Konzepte haben. © ews group 2011 Seite 5 Einleitung xxx Untersuchungsraum © ews group 2011 Seite 6 Einleitung Wichtig war bei der Machbarkeitsstudie, außer Angeboten aus den Feldern Einkaufen und Dienstleistungen auch gesundheitliche, soziale und Bildungsangebote einzubeziehen und zu klären, ob und wie sie mobil angeboten werden können und sollen. Thema war nicht die Versorgung mit Wasser, Strom und Gas. Mobilität wurde im Untersuchungsraum der neun Gemeinden von vornherein zweigleisig begriffen: Variante 1: Angebote zu den Menschen bringen Variante 2: Menschen zu den Angeboten bringen Durch die neuen mobilen Angebote sollen in Dörfern ohne eine entsprechende Grundversorgung diese wichtigen Aspekte der Daseinsvorsorge wieder hergestellt werden – ohne dabei wirtschaftlich in Konkurrenz zu noch bestehenden Unternehmungen, Einrichtungen und Angeboten in den beauftragenden Gemeinden selbst oder anderen Dörfern zu treten. Lag be im Themen fe ld Ein kau f e in Sc hwerpun kt darau f, un terne hmer isc he w ir tsc ha ftlic he Fragen besonders im Fokus zu haben – ohne die soziale Funktion, die Kaufleute insbesondere im ländlichen Raum wahrnehmen –, so war bei gesundheitlicher und sozia le r / psyc ho -sozi al er B etr euun g int en siv das A ugenm erk dar auf z u ri cht en , Zeitfenster schaffen zu können, die genügend Räume für Gespräche, für sozialen Austausch, für Zuhören ohne (großen) Zeitdruck schaffen. © ews group 2011 Seite 7 Einleitung Als einer der Schlüsselpunkte innerhalb der Machbarkeitsstudie hatte sich bereits vor Beginn abgezeichnet (was sich während des Erarbeitens bestätigte): Lässt sich bei Angeboten, die zu den Menschen gebracht werden, der offensichtliche Widerspppg(ggruch zwischen den beiden Hauptsegmenten (Versorgung mit Lebensmitteln / Produkten – soziale / gesundheitliche Versorgung) lösen? Denn: Lebensmittel-/Einzelhandel und teils auch Dienstleistungen haben Interesse an einer hohen Geschwindigkeit bei der Mobilität: Erreichen möglichst vieler Standorte innerhalb kürzester Zeit = schneller Verkaufs-Wagen = Fahrdienst muss Umsatz generieren Soziale Versorgung und Betreuung (die nicht profitorientiert sind) haben Interesse an individuell ausreichender Zeit für das Kümmern um die einzelnen Menschen: Erfüllen der individuellen Betreuungsbedürfnisse = langsamer „Seelsorge“-Wagen = Fahrdienst muss Menschen erreichen ohne massiven Zeitdruck © ews group 2011 Seite 8 Einleitung Vor einer grundsätzlichen Entscheidung, in das Entwickeln eines Umsetzungskonzeptes einzusteigen, war es ausschlaggebend, die Bedarfe an einer mobilen Daseinsvorsorge in den neun Gemeinden zu ermitteln. Dazu wurden bereits existierende Daten zusammengggetragen und zahlreiche Gesp räche vor Ort und telefonisch mit Vertretern der Gemeinden, unterschiedlicher örtlicher und Kreisverbände sowie Bewohnerinnen und Bewohnern geführt. Zudem leiteten Experten und am Projekt Interessierte der ews group Informationen zu. Im Kern der Bedarfsermittlung standen Fragen wie: Was brauchen die Menschen in diesen Dörfern wirklich? Welche kommunalen, Wirtschafts-, sozialen, Gesundheits- und Bildungs-Partner müssen / können mit eingebunden werden? Wie können die unterschiedlichen Logistikansätze bei mobiler Versorgung mit Lebensmitteln / Produkten und bei der sozialen / gesundheitlichen Versorgung in Einklang gebracht werden? Wie können Menschen innerhalb des Projektrahmens für bürgerschaftliches Engagement sensibilisiert, gewonnen und qualifiziert werden? © ews group 2011 Seite 9 Einleitung Ziel war es, möglichst viele angefragte Angebote sinnvoll zu bündeln und innerhalb eines verlässlichen Rahmens – insbesondere bei der Logistik – mobil zu machen. Dabei war eine Mindestgröße für ein entsprechendes Projektgebiet zu definieren, um eine wirtschaftliche Tragfähigkeit erreichen zu können. In seinem bereits kurz nach Erscheinen (Ende März 2011) viel beachteten „Masterplan Daseinsvorsorge“ hat der Kreis Nordfriesland eine zentrale Herausforderung deutlich gemacht: Wie können nicht selbständig mobile Menschen die Orte erreichen, zu denen sie füihfür ihre EitExistenzs ihicherung un d/d / od er TilhbTeilhabe am gese llhftlihllschaftlichen LbLeben ge langen müssen? Zu diesem Kreis zählen Kinder und Jugendliche, zum Teil Behinderte oder Senioren (Personengruppen, die nicht auf das Auto als Fortbewegungsmittel zurückgg)reifen können). Zudem wird im Masterplan darauf hingewiesen, dass mit der zurückgehenden Bevölkerung auch die Angebote wie Kindergärten, Schulen, Supermärkte, Arztpraxen usw. weniger häufig vorhanden und somit schlechter erreichbar sein würden. Das Gleiche gelte für Kultur- und Freizeitangebote sowohl für junge Menschen als auch für altersbedingt mobil eingeschränkte Menschen. © ews group 2011 Seite 10 Einleitung Was Schülerinnen und Schülern bei NachmiNachmittagsangebotenttagsangeboten der offenen Ganztagsschulen große Probleme bereite, mache es auch jungen und alten Menschen sehr schwer, die Angebote der Volkshochschulen zu nutzen: ein ausreichender Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), der es ermöglicht, nach solchen wahrgenommenen Angeboten noch nach Hause zu kommen. Hier zeigte sich bei der Bedarfsermittlung innerhalb der Machbarkeitsstudie, dass insbesondere Frauen stark dazu beitragen, dass heute ein Mobilitätssystem außerhalb des ÖPNV gera de im Un tersuc hungsraum (noc h) zu fun ktion ieren sc he in t: die hilfre ic he Nachbarin, die Mutter als Privattaxi, die Schwiegertochter als Chauffeurin. Das Thema der ärztlichen und gesundheitlichen Versorgung zeigte sich in der Wahrnehmung als nicht so negativ , wie es vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass vorrangig von der derzeitigen Situation ausgegangen wird – ohne eine klare Einschätzung für die künftige Entwicklung im Untersuchungsraum geben zu können. Die widersprüchlichen Auffassungen, die zurzeit postuliert und diskutiert werden (ein Bespiel auf der folgenden Seite), zeigen deutlich, dass klare Anforderungen und entsprechende Lösungsstrategien noch lange nicht auf den Weg gebracht sind zum BiBeisp ilbidiel bei der Frage: ItIst es füSfür Sen ioren von Vor tilteil, wenn der Arz tit ins Haus komm t – oder sollen Senioren bewusst die häusliche Umgebung für den Arztbesuch verlassen? © ews group 2011 Seite 11 Einleitung © ews group 2011 Seite 12 Einleitung Trotz der sich auch im Untersuchungsraum verändernden Rahmenbedingungen war es für die an der Machbarkeitsstudie Beteiligten der ews group beeindruckend, wie ausgeprägt Nachbarschafts- und innerfamiliäre Hilfe im Untersuchungsraum gelebt werden. Als ein wichtiger Faktor und seit langem verankerter Baustein ist dieses breit gefächerte Engagement mit in die Überlegungen und Empfehlungen eingeflossen. Diese gelebte „Hilfe für den Mitmenschen“ ist eine Stärke und ein Wert, die eher gefördert, als durch
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