Fakultät für Kultur- und Sozialwissen- schaften Sven Devantier Franz Dahlem. Eine politische Biographie Dissertation Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Philosophie (Dr. phil.) im Fach Geschichtswissenschaft an der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften der FernUniversität in Hagen Betreuer: Prof. Dr. phil. Arthur Schlegelmilch Franz Dahlem. Eine politische Biographie eingereicht von Sven Devantier, M.A. Potsdam 2020 INHALTSVERZEICHNIS I. EINLEITUNG 7 1. Forschungsstand und Ansatz 8 2. Fragen an die Überlieferung 15 II. HERKUNFT 1. Politischer Rahmen 18 2. Elternhaus 19 3. Schule und Kirche 21 III. EINTRITT IN DIE ARBEITERJUGENDBEWEGUNG 1. Lehre in Saarbrücken 25 2. Umzug nach Köln 27 IV. ERSTER WELTKRIEG 1. „Burgfrieden“ und Sozialistische Arbeiterjugend 30 2. Kriegsdienst und politische Neuorientierung 31 3. Aufschwung der revolutionären Bewegungen 35 V. REVOLUTION STATT BURGFRIEDE 1. Rückkehr nach Köln 36 2. Im Kölner Arbeiter- und Soldatenrat 37 3. „Sozialistische Republik“ in Köln 40 VI. EINTRITT IN DIE KOMMUNISTISCHE INTERNATIONALE 1. Vereinigung von KPD und USPD 42 2. KPD-Vertreter in Frankreich und Belgien 45 VII. RUHRGEBIET UND AUFSTAND 1. Organisator im Kampf um das Ruhrgebiet 50 2. Aufstandsversuch der KPD 53 VIII. FRAKTIONSKÄMPFE 55 IX. NEUORGANISATION DER KPD 1. Umstellung auf Betriebszellen 59 2. Abteilungsleiter im ZK 61 X. ZWEI „HAUPTFEINDE“ 1. Sozialfaschismusthese 63 2. Revolutionäre Gewerkschaftsopposition 66 XI. TERROR UND ILLEGALITÄT 69 XII. ORGANISATORISCHE UND IDEOLOGISCHE KLÄRUNG 1. Orientierung der Parteiführung durch das EKKI 74 2. Innerparteiliche Klärung 77 3. Brüsseler Konferenz 80 XIII. EINHEITSFRONT VON OBEN 82 XIV. POLITISCHER KOMMISSAR IN SPANIEN 1. Die Entsendung 84 2. Volksfrontpolitik in Spanien 86 3. Kampf gegen innere und äußere Gegner 88 4. Kaderschutz und Kaderausbildung 90 XV. PARTEILEITER IN PARIS 1. Walter Ulbrichts Abberufung 92 2. Terror gegen die Komintern 94 3. Leiter des Sekretariats in Paris 97 4. Der „Fall“ Münzenberg 98 5. Die letzte Bastion 100 6. Verbindung zu Thälmann, Konflikt mit Ulbricht 104 7. Orientierungslosigkeit in Paris 106 8. Das Unmögliche 108 9. Reaktion der KPF 111 XVI. REGISTRIERUNG DES SEKRETARIATS DER KPD 1. Erklärung zum Nichtangriffsvertrag 113 2. Beibehaltung der antifaschistischen Parteilinie 116 3. Verhaftungen und Registrierung 122 4. Freiwillige Registrierung des Sekretariats 123 5. Letzte politische Stellungnahme Franz Dahlems 130 6. Stellungnahme der deutschen Vertreter in Moskau 133 XVII. CAMP LE VERNET 1. Verlegung in das Internierungslager 134 2. Kein Asyl in Frankreich 136 3. Registrierung durch die Kundt-Kommission 137 4. Travail allemand 139 5. Asyl in Mexiko? 140 6. Auslieferung oder Ausreise? 143 7. Politische Haltung im Lager 148 XVIII. AUSLIEFERUNG AN DIE SS 1. Gefängnis in Castres 151 2. Übergabe an der Demarkationslinie 154 XIX. IM VERNICHTUNGSLAGER MAUTHAUSEN 1. Einlieferung 158 2. Aufstand oder nicht? 160 3. Kampf ums Überleben 163 4. Flucht nach Wien 164 5. Klärung in Moskau 166 6. Eigene Ziele 167 XX. PARTEIEINHEIT UND DEUTSCHE EINHEIT 1. Einheitspartei 171 2. Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes 177 3. Westarbeit und deutsche Einheit 179 4. Der besondere deutsche Weg zum Sozialismus 183 5. Staatsgründung 185 XXI. FUNKTIONSENTHEBUNG 1. Schauprozesse in Budapest und Prag 187 2. Unterstützung Noel Fields 189 3. László Rajk 191 4. Rudolf Slánsky 193 5. „Lehren“ für einen Berliner Prozess? 194 6. Untersuchung vor der ZPKK 199 7. Verurteilung ohne Prozess 201 8. Dahlems Protest 205 9. Verfolgung Dahlems eingestellt 210 XXII. KAMPF UM VOLLE REHABILITIERUNG 1. Löschung der Parteistrafe 212 2. Im Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen 214 3. Memoiren als Mittel zum Zweck 217 XXIII. ABSCHLUSS 220 XXIV. ARCHIVE UND LITERATUR 1. Archive 222 2. Zitierte Literatur 2.1. Veröffentlichte Dokumente 222 2.2. Erinnerungen und Publizistik 224 2.3. Forschungsliteratur 226 XXV. ABKÜRZUNGEN 229 XXVI. ERKLÄRUNG GEM. § 7 (6) PROMOTIONSORDNUNG 231 I. EINLEITUNG Die Motivation, die Biographie des Mitglieds des Politbüros der KPD und der SED Franz Dahlem zum Gegenstand einer Dissertation zu wählen, lag vor allem darin begründet, dass zu den 89 Jahren seines ereignisreichen Lebens noch keine umfassende politische Biographie vorliegt. Mitglieder des Politbüros waren bisher selten Gegenstand biographischer Forschung. Sammelbiographien konnten diese Aufgabe nicht erfüllen.1 Es liegen zwar bereits wichtige Forschungsergebnisse zu einigen Spitzenfunktionären vor2, aber die Mitglieder des Politbüros bieten noch viel Potential für quellenfundierte vollständige Studien ihres gesamten politischen Lebens. 3 Beispielhaft seien aus Franz Dahlems Umgebung Wilhelm Zaisser, Heinrich Rau, Anton Ackermann4, Paul Merker, Fritz Heckert5 und Wilhelm Florin genannt, zu denen Teilveröffentlichungen vorliegen, aber keine vollständigen Biographien. Ihre Biographien können aber einen wesentlichen Beitrag auch zu einer Parteigeschichte der KPD und auch der SED leisten. Die Öffnung der Archive der Staaten des Warschauer Vertrags und ihrer kommunistischen bzw. Einheitsparteien bieten der biographischen Forschung die Chance, die vielfach verbundenen Lebenswege national wie international darzustellen. Damit können sie auch einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Versachlichung der Geschichte der SED und der DDR leisten. Die vorliegende politische Biographie Franz Dahlems soll vor diesem Hintergrund seine Biographie aufgrund der zugänglichen Archivdokumente darstellen. Sie fragt repräsentativ für diese höchste Schicht kommunistischer Funktionäre nach dem Wert des Täter-Opfer- Schemas, das die in Frage stehenden Personen oft ad hoc verurteilt, ohne den biographischen Zusammenhang herzustellen. 1 Vgl. u.a. Jean Maitron, Dictionnaire biographique du movement ouvrier français, Paris 1968-1981. Vgl. auch: Helmut (Hrsg.), Müller-Enbergs, Wer war wer in der DDR? Ein Lexikon ostdeutscher Biographien, Berlin 2010. Vgl. auch: Hermann Weber, Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 – 1945, Berlin 2008. 2 Vgl. u.a. Ronald Friedmann, Arthur Ewert. Revolutionär auf drei Kontinenten, Berlin 2015. Vgl. auch: Ronald Friedmann, Ulbrichts Rundfunkmann. Eine Gerhart-Eisler-Biographie, Berlin 2007. Vgl. auch: Mario Keßler, Ruth Fischer. Ein Leben mit und gegen Kommunisten (1895-1961), Köln (u.a.) 2013. Vgl. auch: Norbert Podewin, Der Rabbinersohn im Politbüro. Albert Norden. Stationen eines ungewöhnlichen Lebens, Berlin 2003. Vgl. auch: Norbert Podewin, Walter Ulbricht. Eine neue Biographie, Berlin 1995. Vgl. auch: Martin Sabrow, Erich Honecker. Das Leben davor. 1912 – 1945, München 2016. 3 Martin Sabrow, Der führende Repräsentant. Erich Honecker in generationsbiographischer Perspektive, in: Zeithistorische Forschungen 10/2013, Heft 1, S. 61-88, hier: S. 64. 4 Frank Schumann (Hrsg.), Anton Ackermann. Der deutsche Weg zum Sozialismus. Selbstzeugnisse und Dokumente eines Patrioten, Berlin 2005. Die Veröffentlichung ist auf die Wiedergabe von Dokumenten fokussiert. Ihre Thesen müssten in einer eigenen Biographie Ackermanns diskutiert werden. 5 Helga Meyer, Fritz Heckert. Lebensbild eines Zeitgenossen, Berlin 1988. Dieses „Lebensbild“ stellt den ersten Versuch einer Biographie dar, müsste aber aufgrund der jetzt zugänglichen Quellen erweitert und problematisiert werden. 7 Der Schematismus hätte auch bei Dahlem zur Folge, er sei in der DDR als Mitglied des Politbüros, Leiter der Kaderabteilung und Leiter der Westarbeit „Täter“ gewesen, wovon drei Jahre Untersuchungsverfahren und Parteistrafe abzuziehen sind. Genauso würde das Urteil auf die Zeit vor 1945 angewendet werden. Dann wäre er ein „Stalinist“, der die KPD auf Moskauer („Stalins“) Kurs brachte. Das Erkenntnisinteresse der vorliegenden Arbeit richtet sich hingegen auf die wichtigsten Stationen der Biographie Dahlems, um auf der Basis umfangeicher Quellenstudien ein differenziertes Bild vor dem Hintergrund seiner Zeit zu zeichnen. 1. Forschungsstand und Ansatz Dahlems ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter Horst Blumberg war der erste, der an einer Gesamtbiographie arbeitete. Er konnte seinen Entwurf aber aufgrund der bestehenden Parteilichkeit in der Geschichtsschreibung der SED nicht vollenden oder veröffentlichen. Zu groß war die Gefahr aus Sicht der Parteiführung, dass eine Thematisierung der „Field-Affäre“ das Bild der KPD und SED beschädigte und dem politischen Gegner in der BRD Propagandamaterial lieferte. Historiker der DDR beschäftigten sich erst nach 1990 mit bis zu diesem Zeitpunkt tabuisierten Themen, insbesondere mit besonders interessanten biographischen Sachverhalten wie Dahlems Entscheidung von 1939, die Mitarbeiter des Apparats der KPD in Paris bei der französischen Polizei zu registrieren. So gab es bis 1990 die paradoxe Situation, dass grundsätzlich alle DDR-Historiker die veröffentlichten Dokumente aus der Zeit der Vorbereitung eines Schauprozesses in der DDR als gesetzt ansahen, obwohl deren Inhalt durch die Memoiren Dahlems und eine offizielle Grussadresse Erich Honeckers zum 80. Geburtstag von Franz Dahlem im Jahre 1972 zweifelhaft geworden war. Aber auch die Forschung der Bundesrepublik thematisierte erst nach 1990 die Biographie Dahlems eingehender, weil sie vor 1990 Gegenstand schwerwiegender politischer Auseinandersetzungen war und die entsprechenden Quellen nicht zugänglich waren. Nach der vollständigen Öffnung der Archive der DDR, insbesondere des Zentralen Parteiarchivs, beschäftigte sich die historische Forschung fast ausschließlich mit zwei Ereignissen aus Dahlems
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