Plenarprotokoll 955

Plenarprotokoll 955

Plenarprotokoll 955 BUNDESRAT Stenografischer Bericht 955. Sitzung zugleich 223. Sitzung des Deutschen Bundestages Berlin, Mittwoch, den 22. März 2017 Inhalt: Eidesleistung des Bundespräsidenten gemäß Artikel 56 des Grundgesetzes Ansprache des Präsidenten des Deutschen Bundestages Prof. Dr. Norbert Lammert . 145 A Ansprache der Präsidentin des Bundesrates Malu Dreyer . 146 A Ansprache des scheidenden Bundespräsiden- ten Dr. h. c. Joachim Gauck. 148 A Eidesleistung des Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier . 150 B Ansprache des Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier . 150 C Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon: (02 21) 97 66 83 40, Telefax: (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-7999 II Bundesrat – 955. Sitzung – 22. März 2017 Verzeichnis der Anwesenden Malu Dreyer, Präsidentin des Bundesrates, Hamburg: Ministerpräsidentin des Landes Rheinland- Pfalz Olaf Scholz, Präsident des Senats, Erster Bürger- meister Baden-Württemberg: Winfried Kretschmann, Ministerpräsident Hessen: Volker Bouffier, Ministerpräsident Bayern: Lucia Puttrich, Ministerin für Bundes- und Euro- Dr. Marcel Huber, Leiter der Staatskanzlei und paangelegenheiten und Bevollmächtigte des Staatsminister für Bundesangelegenheiten Landes Hessen beim Bund und Sonderaufgaben Berlin: Mecklenburg-Vorpommern: Michael Müller, Regierender Bürgermeister Erwin Sellering, Ministerpräsident Dr. Klaus Lederer, Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa Katy Hoffmeister, Justizministerin Dr. Matthias Kollatz-Ahnen, Senator für Finan- zen Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruk- tur und Digitalisierung Andreas Geisel, Senator für Inneres und Sport Dr. Dirk Behrendt, Senator für Justiz, Verbrau- cherschutz und Antidiskriminierung Niedersachsen: Brandenburg: Stephan Weil, Ministerpräsident Dr. Martina Münch, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur Nordrhein-Westfalen: Bremen: Christina Kampmann, Ministerin für Familie, Dr. Carsten Sieling, Präsident des Senats, Bür- Kinder, Jugend, Kultur und Sport germeister, Senator für Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften und Senator für Kul- tur Ulrike Hiller, Staatsrätin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Entwicklungszu- sammenarbeit, Bevollmächtigte der Freien Sachsen: Hansestadt Bremen beim Bund, für Europa und Entwicklungszusammenarbeit Stanislaw Tillich, Ministerpräsident Bundesrat – 955. Sitzung – 22. März 2017 III Sachsen-Anhalt: Thüringen: Prof. Dr. Armin Willingmann, Minister für Wirt- Dr. Holger Poppenhäger, Minister für Inneres schaft, Wissenschaft und Digitalisierung und Kommunales Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Sozi- Dieter Lauinger, Minister für Migration, Justiz ales und Integration und Verbraucherschutz Bundesrat – 955. Sitzung – 22. März 2017 145 (A) (C) 955. Sitzung zugleich 223. Sitzung des Deutschen Bundestages Berlin, den 22. März 2017 Sitzung Beginn: 12.0 Uhr Wir leben heute in republikanischen und ver- gleichsweise prosaischen Zeiten, weswegen ich dar- auf verzichte, die weiteren Strophen dieser Kaiser- Prof. Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen huldigung oder meine Begrüßung in Reimform Bundestages: Meine Herren Bundespräsidenten! vorzutragen. Nicht verzichten möchte ich aber dar- Frau Bundeskanzlerin! Frau Bundesratspräsidentin! auf, neben den Vertretern der Verfassungsorgane Herr Präsident des Bundesverfassungsgerichts! Ex- und den zahlreichen Ehrengästen ganz besonders zellenzen! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich be- herzlich Daniela Schadt und Elke Büden- grüße Sie alle herzlich zur gemeinsamen Sitzung des bender zu begrüßen, Deutschen Bundestages und des Bundesrates. Ich freue mich über die vielen Ehrengäste, darunter frü- (Beifall) here Bundespräsidenten und Parlamentspräsidenten (B) die, um es in gutem Deutsch zu sagen, ersten Damen (D) und eine stattliche Anzahl von amtierenden Richtern unseres Landes, die im angelsächsischen System als des Verfassungsgerichts. First Ladies bezeichnet werden. Meine Damen und Herren, lebten wir noch in feu- Sie nehmen ein Amt wahr, das es in unserer Verfas- dalen Zeiten, wäre heute Feiertag. sungsordnung gar nicht gibt, wohl aber in der politi- (Beifall) schen und gesellschaftlichen Wirklichkeit. Damit sind vielfältige Verpflichtungen, Aufgaben, Erwartungen Vor genau 130 Jahren, 1887, wurde zum letzten und Ansprüche verbunden, für die sie weder kandi- Mal der Geburtstag von Kaiser W ilhelm I. am diert haben noch gewählt wurden, aber die sie – meist 22. März gefeiert, übrigens nicht mit einem gesetz- unauffällig – mit großem Engagement, Charme und lich verankerten arbeitsfreien Tag, aber doch mit ei- stiller Größe wahrgenommen haben oder wahrneh- nem Feiertag mit nationalem Anspruch, der mit Mili- men werden. tärparaden und Festansprachen begangen wurde. Dafür möchte ich Ihnen, Frau Schadt, ganz herzlich Und in den Schulen wurden Gedichte vorgetragen danken – und ich darf dies heute Morgen ausnahms- wie dieses: weise nicht nur für den Deutschen Bundestag, son- (Heiterkeit) dern auch für den Bundesrat zum Ausdruck bringen, deren Präsidentin im Anschluss an meine Begrüßung Der Kaiser ist ein lieber Mann die Arbeit des scheidenden Bundespräsidenten wür- er wohnet in Berlin digen wird. und wär das nicht so weit von hier so ging ich heut noch hin. (Beifall) Ihnen, Frau Büdenbender, gelten unsere guten Nun ist uns der Kaiser abhandengekommen, Wünsche für die bevorstehenden Jahre. Wir wün- (Beifall) schen Ihnen zusammen mit dem Herrn Bundespräsi- denten eine erfolgreiche Amtszeit, in der Sie beide aber pünktlich zum heutigen Ereignis haben Bundes- hoffentlich immer wieder auch Freude am eigenen tag und Bundesrat in einer gemeinsamen Kraftan- Land und seiner Vertretung nach innen wie nach au- strengung das Wetter organisiert, das man früher ßen haben mögen. wohl als Kaiserwetter bezeichnet haben soll. Dieses Amt – so hat es der erste Bundespräsident (Beifall) Theodor Heuss bei seiner Vereidigung 1949 zum 146 Bundesrat – 955. Sitzung – 22. März 2017 Präsident des Deutschen Bundestages Prof. Dr. Norbert Lammert (A) (C) Ausdruck gebracht – hat den Sinn, „über den Kämp- schen Staates“ getötet wurden. Wir sind als Europäer fen, die kommen, die nötig sind, die ein Stück des gefordert, alles zu unternehmen, um Terror und Ge- politischen Lebens darstellen, nun als ausgleichende walt zu verhindern und unsere Werte zu verteidigen. Kraft vorhanden zu sein“. Umso wichtiger scheint mir deshalb, was Sie uns, verehrter Präsident Gauck, in Ihrer großen Europa- Unseren Dank und Respekt an Sie, verehrter Herr rede ein knappes Jahr später mit auf den Weg gege- Bundespräsident Gauck, verbinden wir mit den bes- ben haben: ten Wünschen an Ihren Nachfolger, Herrn Bundes- präsidenten Steinmeier, in den kommenden Jahren Europäische Identität definiert sich nicht durch bei den unvermeidlichen Auseinandersetzungen negative Abgrenzung vom anderen. Europäi- ebenso kraftvoll wie ausgleichend zu wirken. sche Identität wächst mit dem Miteinander und der Überzeugung der Menschen, die sagen: Wir Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. wollen Teil dieser Gemeinschaft sein, weil wir Nun hat die Präsidentin des Bundesrates, Frau Mi- die gemeinsamen Werte teilen. nisterpräsidentin Dreyer, das Wort. Mit Sorge beobachten wir, dass heute auch in (Beifall) Deutschland populistische Kräfte stark werden, die einem neuen Nationalismus das Wort reden, die die Geschichte als Siegergeschichte schreiben wollen Malu Dreyer, Präsidentin des Bundesrates: Sehr ge- und gegen alles Fremde hetzen. Aber das wollen die ehrte Herren Präsidenten! Sehr geehrte Frau Bundes- Menschen mehrheitlich nicht. Die Wahl in den Nie- kanzlerin! Exzellenzen! Meine sehr verehrten Herren derlanden war ein klarer Sieg gegen Fremdenfeind- und Damen! Diese Stunde bietet die wunderbare Ge- lichkeit und für Europa. legenheit, unserem neuen Präsidenten Frank-Walter Steinmeier die besten Wünsche mit auf den Weg zu (Beifall) geben und unserem scheidenden Präsidenten Joa- chim Gauck von Herzen Danke zu sagen. Sie, verehrter Herr Gauck, haben populistischen Hass stets einen „Ansporn“ genannt, noch entschie- Lieber Herr Dr. Steinmeier, lieber Frank-Walter, im dener für die demokratische Freiheit einzutreten. Namen des Bundesrates und des Bundestages, aber Diese Leidenschaft für die Freiheit, sie entspringt Ih- auch persönlich darf ich Ihnen sehr herzlich zu Ihrer rer Erfahrung von massivem Unrecht, von Unfreiheit Wahl zum Bundespräsidenten gratulieren. Wir freuen und Enge, die Sie in der DDR erlebt haben. Daraus uns auf Sie als zwölften Präsidenten der Bundesrepu- haben Sie den Trotz eines evangelischen Pastors ent- blik Deutschland. wickelt, der als Bürgerrechtler in der Friedlichen Re- (Beifall) volution die Menschen geradezu begeistert hat. Sie (B) waren Abgeordneter der ersten frei gewählten Volks- (D) Sehr geehrter, lieber Präsident Gauck, Sie haben in kammer der DDR und mit der Wiedervereinigung den letzten fünf Jahren mit Ihrer klaren und herzli- Mitglied des Deutschen Bundestages – und haben als chen Art das Vertrauen der Menschen in unserem Beauftragter der Stasi-Unterlagen-Behörde wesent- Land, aber auch weit über die Grenzen hinaus ge- lich dazu beigetragen, die Gewalt des DDR-Staates wonnen. Im besten Sinne haben Sie gezeigt, was die aufzudecken. Mit all Ihrer Kraft kämpfen Sie gegen Kraft des klugen Wortes vermag. Sie haben so dem Vergessen und für Demokratie. Amt des Bundespräsidenten im In- und Ausland

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