Jahresbericht 2012

Jahresbericht 2012

Jahresbericht 2012 Inhalt Vorworte 4 Rechtliche Verhältnisse im Berichtszeitraum 8 Gesetz über den Hessischen Rundfunk 9 Satzung des Hessischen Rundfunks 16 Die Organe des Hessischen Rundfunks 22 Ausschüsse des Rundfunkrats 27 Ausschuss des Verwaltungsrats 29 Redaktioneller Teil Der hr kurz und knapp 30 Jahresbericht Fernsehen 2012 32 Jahresbericht Hörfunk 2012 50 Jahresbericht Multimedia 2012 62 Preise und Auszeichnungen 70 Lagebericht und Jahresabschluss Lagebericht 72 Vermögensrechnung 84 Ertrags- und Aufwandsrechnung 86 Anhang 87 Beteiligungen 95 Anlagenspiegel 96 Abrechnung des Finanzplans 98 Abrechnung des Ertrags- und Aufwandsplans 100 3 Erfolg + Qualität = Relevanz Mit dem Jahr 2012 endet nicht nur die Gebüh- renperiode, es endet eine Ära für den öffent- lich-rechtlichen Rundfunk. Ein jahrzehntelang bewährtes Instrument der Rundfunkfinanzierung wird ersetzt durch ein neues. Eine solche Umstellung bringt zwar Unsicherheit mit sich – finanziell und juris- tisch. Aber der Rundfunkbeitrag ist zukunfts- sicher: Er löst den Gerätebezug ab, der in Zeiten der Digitalisierung der Medienland- schaft anachronistisch geworden war und einen großen Kontrollaufwand nach sich zog. Über die Auswirkungen, vor allem auf unseren Haushalt, gibt es nur Annahmen und Schätz- ungen. Wie die Realität aussieht, das werden wir erst in 2013 wissen. Die öffentlich-rechtli- chen Rundfunkanstalten erhalten aber hoffentlich wieder eine finanzielle Stabilität. Das letzte Jahr der geräteabhängigen Gebühr hat es mehr als deutlich gezeigt: Die Gebühren- einnahmen gingen stetig zurück, im letzten Quartal des Jahres geradezu dramatisch. Ohne die neue Erhebungsgrundlage hätten wir uns mit weiter sinkenden Erträgen aus der Rund- funkgebühr auseinander setzen müssen. Die Einnahmen aus Gebühren gingen seit 2009 pro Jahr um 2 Millionen Euro zurück. Allein aus dieser vor allem demografisch bedingten Entwicklung resultierte eine Mindereinnahme von 6 Millionen Euro bei gleichzeitig steigen- den Kosten und Aufwendungen. Der Hessische Rundfunk schließt die Gebührenperiode 2009 bis 2012 mit einem Minus von rund 33 Millio- nen Euro ab. Das Eigenkapital sinkt dadurch auf fast null. Das ist die Ausgangsbasis und gleichzeitig das Ziel für die nächsten vier Jahre: Am Ende des Jahres 2016 wollen wir über ein positives Eigenkapital verfügen. Das wird schwer zu erreichen sein, da zur Einfüh- rung des neuen Rundfunkbeitrags auf die eigentlich notwendige Erhöhung des Beitrags verzichtet wurde. 4 Also werden weitere Einsparungen nötig sein. wahrgenommen. An der Berichterstattung zur Mit der Umsetzung der notwendigen Maßnah- Fußball-Europameisterschaft und den Olym- men haben wir zum Teil schon in 2012 begon- pischen Spielen waren Kolleginnen und nen, wie zum Beispiel mit der Verkleinerung Kollegen unserer Sportredaktion beteiligt. der Regionalstudios oder mit der Reorgani- Die Hörfunkproduktion und das Team von sation unserer Ausstattung. Nach wie vor hr2-kultur sorgten im Sommer als Federfüh- versuchen wir, möglichst viel bei den Struk- rer für ein abwechslungsreiches und sehr turen zu sparen und so wenig wie möglich am hörenswertes ARD-Radiofestival. Wir haben Programm. für 3sat den Thementag „Expedition Airport“ Der überaus erfreuliche Effekt dieser Strategie umgesetzt und intensiv von der documenta in ist: Trotz geringerer Mittel für die Programm- Kassel berichtet. Zum Jahresende prägten wir produktion werden unsere Programme und außerdem „Das Erste“, mit unserem Märchen- Angebote beim Publikum immer erfolgreicher. film „Rotkäppchen“ zum Grimm-Jahr, mit der Das hr-fernsehen hat in 2012 mit 7,1 Prozent Koproduktion mit dem SWR „Baron Münch- Jahresmarktanteil eine neue Rekordmarke hausen“ und mit einem neuen Tatort am erreicht. Besonders erwähnenswert ist, dass 26. Dezember. die Hessenschau mit über 21 Prozent den Zu der programmlichen Bilanz des Jahres besten jemals gemessenen Jahresdurch- 2012 gehört, dass wir bei hochwertigen schnittswert erreicht hat. Auch unser Online- Preisverleihungen erfolgreich waren. Wir Angebot wird immer intensiver genutzt. Zum haben zwei Grimme-Preise für unsere Filme ersten Mal wurden in 2012 mehr als 5 Millio- „Ein guter Sommer“ und „Geschlossene nen visits pro Durchschnittsmonat gezählt. Im Gesellschaft“ erhalten. Unsere Dokuserie Hörfunk ergab die Media-Analyse 2013 /1, die „Durch die Wildnis“, die wir für den Kinder- die beiden Erhebungswellen des Jahres 2012 kanal produziert haben, wurde mit dem zusammenfasst, konstante Werte für unsere „Goldenen Spatz“ ausgezeichnet. Unsere sechs Programme. Wir erreichen jeden Tag Bigband bekam den „Echo -Jazz “ und Werner mehr als 2,4 Millionen Menschen mit unseren Reinke gewann den Deutschen Radiopreis für Radioprogrammen. Die Abonnements für die seine Moderation in hr1. Konzertreihen des hr-Sinfonieorchesters sind Der Erfolg bei den Zuschauern, Hörern und abermals gestiegen und das in einem sehr Nutzern in diesem Jahr ist eine wichtige schwierigen Marktumfeld. Voraussetzung für unsere Relevanz – aber erst Dieser Erfolg ist nicht nur erfreulich, sondern zusammen mit unserer journalistischen auch wichtig als Argument in der Legitima- Qualität macht das den Wert des öffentlich- tions-Debatte um den öffentlich-rechtlichen rechtlichen Rundfunks aus. Rundfunk, denn er zeigt: Die Menschen in Hessen nutzen und schätzen „ihren“ hr. Auch in der ARD und damit für ein bundes- weites Publikum hat der Hessische Rundfunk Dr. Helmut Reitze seine Aufgaben in diesem Jahr erkennbar Intendant 5 Attraktives und hochwertiges Programm Was kann, was darf – was soll öffentlich-recht- Auch die sonst eher aktuell orientierte Pro- licher Rundfunk? Diese Fragen wurden in den grammkritik berührte in diesem Jahr einige Sitzungen des Rundfunkrats in diesem Jahr grundsätzliche Fragen. Zum Beispiel: Was darf auf verschiedenen Ebenen intensiv diskutiert. Humor – besonders zur Fastnachtszeit? Wo ist Neben den Überlegungen zum Funktionsauf- die Grenze zwischen der Freiheit der Satire trag öffentlich-rechtlichen Rundfunks spielte und der beleidigenden Diskriminierung zu auch die Frage zum Selbstverständnis der ziehen? Allgemeine Antworten wurden in der Kontrollgremien eine Rolle. Diskussion nicht gefunden, die Lösung liegt in Ganz grundsätzlich wurde diese Diskussion der sensiblen Entscheidung des Einzelfalls. zusammen mit dem ehemaligen Verfassungs- Darf unter dem Schutzmantel der freien richter Professor Dieter Grimm geführt. Meinungsäußerung in einem Kommentar alles Professor Grimm machte in einem Vortrag gesagt und behauptet werden? Eine weitere deutlich, dass es sich bei dem vom Bundesver- spannende Frage, die besonders die Grundsät- fassungsgericht festgestellten Auftrag der ze des journalistischen Handwerks berührt. Grundversorgung nicht um eine Minimalver- Falsche Fakten haben, so die conclusio im sorgung, sondern vielmehr um eine Vollver- Rundfunkrat, auch in einem Meinungskom- sorgung handele. Dies bedeute, dass auch die mentar nichts zu suchen. Unterhaltung ein legitimer Gegenstand des Und schließlich: Wo genau liegt der Unter- öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei. Und schied zwischen Werbung für ein Wirtschafts- natürlich müsse es dem öffentlich-rechtlichen unternehmen und dem Aufruf zu einer politi- Rundfunk im Sinne der Grundversorgung schen Kundgebung? Auf die genaue Einhaltung erlaubt sein, im Internet zu publizieren. der Richtlinien für Werbung hat nicht nur die Das Internet ist inzwischen, das zeigen alle Geschäftsführung der hr-Werbung zu achten. Nutzerdaten, der wichtigste Weg, um jüngere Alle diese Fragen wurden im Rundfunkrat Menschen zu erreichen. Der Rundfunkrat offen, zum Teil auch emotional, mit den beschäftigte sich ausführlich mit den hr-An- Vertretern des Hauses kontrovers, aber immer geboten für ein jüngeres Publikum. Das konstruktiv, erörtert. Zu erkennen war der Gremium würdigte dabei die Vielfalt der gemeinsame Wille, die Programme des hr Angebote, vom Jugendradio YOU FM, Kinder- jeden Tag ein bisschen besser zu machen. und Jugendkonzerten der beiden Orchester über berufs- und bildungsfördernde Dokumen- tationen und Reihen in Radio und Fernsehen Jörn Dulige bis zu Wettbewerben für Filmhochschulstu- Vorsitzender des Rundfunkrats denten und vielen interessanten Seiten auf hr-online.de. 6 Viele Investitionen in Zeiten der Konsolidierung Beim Hessischen Rundfunk ist Sparen Dauer- Das Sparen muss in der ARD auch als Gemein- aufgabe. Der Erhalt der Eigenständigkeit und schaftsaufgabe verstanden werden. Das heißt, Unabhängigkeit geht einher mit einer diszipli- die gemeinsamen Kosten sollten zumindest nierten Haushaltsführung. Entscheidend sind stabil bleiben, wenn nicht gar gesenkt werden. der Wille und die Einsicht, mit den zur Verfü- Damit einher geht natürlich die spannende gung stehenden Mitteln auch auszukommen. Frage, über welche Sportarten die ARD in Dabei gilt es allerdings, notwenige Investiti- Zukunft berichten will und über welche nicht. onen nicht zu vernachlässigen. Nur ein modern Weitere wichtige Themen waren in diesem ausgerüsteter und innovativer Hessischer Jahr der Umstellungsprozess von der Rund- Rundfunk ist in der Lage, die gegenwärtig funkgebühr auf den neuen Rundfunkbeitrag erreichten Erfolge beim Publikum auch in den und die damit verbundene Entwicklung der nächsten Jahren zu erhalten und weiter Einnahmen. Auf der einen Seite ist die Umstel- auszubauen. lung richtig und wichtig, weil sie die Erosion Der Verwaltungsrat hat sich in zehn Sitzungen der Gebührenerträge stoppt. Auf der anderen mit Investitionen, wie beispielsweise dem Seite stellt sie den Hessischen Rundfunk vor Ausbau des

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