Z 6796 C BONN • 2. SEPTEMBER 1965 NR. 35 • 19. JAHRGANG UNIONinl>£u£schlan(l INFORMATIONSDIENST der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Union Gewerkschaftliche „Neutralität" Angriffe gegen CDU/CSU und Bundesregierung im Spiegel der Gewerkschaftspresse ^Drei Wochen vor der Bundestagswahl schrieb das Organ des Deutschen unter, sobald Sozialdemokraten in Bonn Gewerkschaftsbundes „Welt der Arbeit" am 27. August 1965: „Die Gewerk- die Regierungsgeschäfte übernehmen .. schaften achten während des Wahlkampfes auf ihre parteipolitische Neutra- Bisher haben die Sozialdemokraten auf alle ungualifizierten Ausfälle gelassen lität". Aber schon vorher, am 10. August 1965 wurde im „DGB-Nachrichten- reagiert." Das DGB-Organ meint weiter, Dienst" ein schwerer Angriff gegen Bundeskanzler Prof. Erhard gestartet und die Gewerkschaften würden „nicht in ihm vorgeworfen, er betreibe „antigewerkschaftliche Stimmungsmache". Gleich- falsch verstandener Nächstenliebe er- zeitig beschuldigte der DGB Ludwig Erhard, er diffamiere die Arbeiterschaft. geben die Hände falten und sich prügeln Die Angriffe gegen die Bundesregierung sowie gegen die CDU/CSU sind nicht lassen. Sie werden sich wehren". Sie „wehrten" sich allerdings nicht erst erst seit dem 10. August in Organen der DGB-Gewerkschaften zu registrieren im Wahlkampf. In einer finanzpolitischen Laufend stehen Persönlichkeiten der Bundesregierung und der Union im An- Betrachtung werfen die „Mitteilungen für griffsfeuer verschiedener Gewerkschaftsorgane. Funktionäre" der IG Druck und Papier in der Nr. 3 (März 1965) der Bundesregie- rung eine „krumme Tour" vor. Das Re- So ist in der Juli-Ausgabe der „Holz- dreispaltigen Artikel der scheinheilige zept, „Schuldverschreibungen an Stelle arbeiter-Zeitung" — im Organ der DBG- Hinweis zu lesen, daß die Gewerk- des Geldes anzunehmen", sei nicht neu, Gewerkschaft Holz — aus der Feder schaften „im Wahlkampf neutral blei- heißt es. Und es wird hinzugefügt: „Auf Alexander von Cubes ein Aufsatz zu ben". Gleichzeitig betreibt man je- die gleiche Weise hat im sogenannten lesen, der an Diffamierung des politi- doch das Geschäft der SPD: „Professor Dritten Reich der Herr Schacht seinem schen Gegners nicht zu überbieten ist. Erhard führt einen giftigen Wahlkampf. .Führer' die für die Aufrüstung notwen- Der Sozialdemokrat von Cube war bis Er schlägt Töne an, die an die finstere digen Milliarden verschafft." Anschlie- März Redakteur des SPD-Organs „Vor- Zeit erinnern, da Konrad Adenauer den ßend zieht das Gewerkschaftsblatt „stark wärts". Cube schreibt in seinem Pamphlet Wählern einredete, Deutschland gehe in der Gewerkschaftszeitung über den Fortsetzung Seite 2 CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bun- •Hstag, Dr. Rainer Barzel: Es sei „nicht ?erliefert, ob Leutnant Barzel wie wei- land der Gefreite Hitler sogleich be- schloß, Politiker zu werden". Ferner: Gegen eine große Koalition „Herrschte erst wieder Ordnung, Ruhe und Sauberkeit, dann stimmte die Rich- Kai-Uwe von Hassel auf dem Parteitag der CDU Schleswig-Holstein tung von allein. Das lag, für Hitler wie für Barzel, ganz einfach in der ,Natur' Mit aller Entschiedenheit wandte sich der stellvertretende Geschäftsfüh- des politischen Geschäfts." Der Artikel rende CDU-Vorsitzende, Bundesverteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel schließt mit dem infamen Satz: „Die Stunde Null, der sein (Barzels) breites am Wochenende auf dem Parteitag des CDU-Landesverbandes Schleswig-Hol- Bewußtsein entstammt, führt ihn mit dia- stein in Lübeck gegen eine große Koalition. „Eine klare Mehrheit im Parlament bolischer Folgerichtigkeit in sich selbst ist Voraussetzung für politische Stabilität", erklärte von Hassel. zurück. Wer Hitler wählt, hieß es da- mals, wählt den Krieg. Wer Barzel wählt, Mit folgenden Argumenten lehnte von Demokratie in Deutschland auf das be- der wählt heute etwas, was dem einmal Hassel auf dem Parteitag, auf dem die drohlichste korrumpieren. Ein Beispiel gefährlich nahekommen könnte." CDU des nördlichsten Bundeslandes eines anderen europäischen Landes sollte Rechenschaft über ein Jahr ihrer Arbeit uns abschrecken. So sieht die parteipolitische Neutrali- ablegte und in die Schlußphase ihres tät der Gewerkschaften aus! Als der Bundestagswahlkampfes eintrat, die # Vom Staatspolitischen her verneinen Artikel im Juli in der „Holzarbeiter-Zei- „große Koalition" ab: wir die große Koalition. Wir kämpfen für eine ganz klare parlamentarische tung" erschien, war der Wahlkampf noch # Eine gesunde Demokratie verlangt nicht eröffnet. Sollte man die DGB-Aus- Mehrheit, sie hat sich inzwischen als ein eine starke Regierung und eine kräf- höchst erstrebenswertes Ziel beim deut- sage über die parteipolitische Neutrali- tige Opposition. tät der Gewerkschaften so auslegen kön- schen Wähler durchgesetzt. nen, daß diese Neutralität nur „während # 90 Prozent eines Parlamentes in der Hauptredner des Parteitages waren der des Wahlkampfes", also nicht in der Zeit Regierung mit CDU/CSU/SPD und 10 CDU-Landesvorsitzende, Ministerpräsi- davor, seine Gültigkeit besitzt? Prozent als Opposition mit der FDP ist dent Dr. Lemke, und der Bundestagsab- staatspolitisch geradezu gefährlich. geordnete Dr. Stoltenberg. In drei Ar- In der „Welt der Arbeit" Nr. 34 vom # Eine derartige Struktur — Großkoali- 20. August 1965 ist abermals in einem beitskreisen befaßten sich die Delegier- tion/Kleinstopposition — würde die Fortsetzung Seite 4 Zustand (Brenner meint die Politik der Bundesregierung) am 19. September zu Gewerkschaftliche „Neutralität" ändern." Gleichzeitig setzt er sich offen für den Regierenden Bürgermeister Ber- Fortsetzung von Seite 1 beihilfen" hämisch „Schülergehalt" nennt, lins und Kanzlerkandidaten der SPD ein. verwundert nicht. Daß die CDU/CSU aber in Zweifel", daß sich „diese Regierung Wie eng SPD- und Gewerkschaftsagi- noch kritisiert wird, weil sie sich „für tation Hand in Hand gehen, zeigt u. a. für eine neue Legislaturperiode" qualifi- die schnelle Erhöhung des Kindergeldes" ziert. Zum Schluß wird die Katze aus eine Meldung in dem der SPD nahe- einsetzte, überschreitet einfach die Gren- stehenden „Parlamentarisch - Politischen dem Sack, gelassen und behauptet: „Wer zen des guten Geschmacks. also Straußens Rückkehr nach Bonn ver- Pressedienst" (PPP) am 13. August über hindern wolle, könne nichts Besseres tun, Sehr empfindlich sind die DGB-Ge- einen Artikel des Vorsitzenden der IG als die SPD zu wählen." werkschaften aber, wenn sie, verursacht Bau-Steine-Erden, Georg Leber, in sei- durch die eigenen scharfen Angriffe, ein- nem Gewerkschaftsorgan „Der Grund- Darauf ausgerichtet, bei der bevorste- mal eine Zurechtweisung erfahren. So stein". PPP schreibt: „Ein vernichtendes henden Bundestagswahl keinesfalls die schreibt die „Einheit", das Organ der IG Urteil über die Eignung Prof. Erhards Union zu wählen, ist ebenfalls ein Arti- Bergbau und Energie, in der Ausgabe zum Bundeskanzler sprach der Vorsit- kel, der in der bereits erwähnten „Holz- vom 16. August 1965: „Bundeskanzler Er- zende der IG Bau, SPD-Abg. Georg arbeiter-Zeitung" — ebenfalls aus der hard hat sofort zur Eröffnung des Bun- Leber, am Freitag in der Gewerkschafts- Feder Alexander von Cubes — Nr. 6 destagswahlkampfes einen . Tiefschlag zeitschrit ,Der Grundstein' aus." Man (Juni 1965) erschienen ist. Unter der gelandet. Und zwar direkt gegen die Ge- spielt sich also gegenseitig die Bälle zu. Überschrift „Wir sind Erhards Utopia" werkschaften, obwohl sie nicht seine So auch am 10. August im PPP, der eine wird der Bundeskanzler eine „konturlose politischen Gegenspieler sind." Dieselbe Gewerkschaftserklärung begrüßte, in der Zigarrenraucher - Erscheinung" genannt. Zeitung hat schon am 3. Mai zum Thema die Absage Ludwig Erhards kritisiert Cube warnt in dem Artikel vor Erhard „Lohnfortzahlung" eine scharfe Frontstel- wurde, mit Brandt im Fernsehen zu dis- als dem „Wegbereiter" einer Politik „der lung zur CDU/CSU bezogen, während sie kutieren. PPP schreibt über die gewerk- eisernen Faust" und fügt hinzu: „Im die SPD nur leise kritisierte. Den Sozial- schaftliche Hilfe: „Die endgültige Weige- Dunstkreis von Ludwig Erhards barocker demokraten brachte die „Einheit" sogar rung des derzeitigen CDU-Bundeskanz- Freundlichkeit reift das böse Prinzip wie Verständnis entgegen, weil „die SPD als lers, sich den Angeboten und Aufforde- unter einer Käseglocke. Sein salbungs- Volkspartei' nicht den Mittelstand ver- rungen zu Fernseh-Diskussionen mit dem voller Irrationalismus, jene Ausschaltung grämen möchte". SPD-Vorsitzenden Willy Brandt zu ste' I von Vernunft . .. präpariert den gesun- len, ist am Dienstag im DGB-Funkrepoi J' den Menschenverstand für die kritiklose Brenner für Brandt mit Bedauern registiert worden. Das Ge- Aufnahme des verbrecherischen Wahn- werkschaftsorgan für Funk- und Fernseh- sinns der Tyrannei." Daß ein „überwältigender SPD-Sieg" Fragen erklärte, daß die Kanzler-Ent- Nach Meinung des Gewerkschaftsblat- von den sozialistischen Gewerkschafts- scheidung sehr verwunderlich sei, weil tes werde es sich in etwa zwei Jahren kreisen gewünscht wird, die zugleich im- die SPD doch erstmals in einem Wahl- zeigen, „wer in der Nachfolge Ludwig mer wieder auf ihre parteipolitische Neu- kampf mit der CDU Kopf-an-Kopf liege." Erhards als der wahre Erbe Adenauers tralität verweisen, beweist u. a. auch ein Als sich Brandt weigerte, im letzten die schleifenden Zügel aufnimmt und die Leitartikel des IG Metall-Vorsitzenden Berliner Wahlkampf mit dem CDU-Lan- Deutschen wieder an die Kandare legt. Otto Brenner in seinem Organ „Metall" desvorsitzenden Franz Amrehn im Fern- Auf Hindenburg
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