
uieute auf Seite 3; Unser Jntetuiew mit &teintith Windeten übet seine Golenteise ®£m £ftprcuM(att UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 25 — Folge 47 2 Hamburg 13, Parkallee 84 / 23. November 1974 C 5524 C Rückkehr zu ausgewogener Diplomatie Statt Bruderküssen und Schulterklopfen nüchterne Wahrnähme der deutschen Interessen notwendig Angesichts der seit der Regierungsüber• nahme 19öJ durch die sozialistisch-liberali- stische Koalition angerichteten politischen „Na, wert denn..." Schäden für Deutschland erhebt sich immer H. W. — Reinhold Rehs, der im Dezember dringlicher die Frage: Wo muß der Hebe! 1972 zu früh verstorbene Sprecher der Lands• angesetzt werden, um die Grundlage der mannschalt Ostpreußen und langjährige Prä• Existenz Deutschlands zu sichern, die zwar sident des Bundes der Vertriebenen, war gesetzlich im Grundgesetz verankert ist, ein Mann, der ein gutes Gespür besaß, das, letzten Endes natürlich aber in der Bereit• gepaart mit einem hohen Intellekt, ihn be• schaft aller seiner Bürger liegt, die Geltungs• fähigte, viele politische Entwicklungen vor• kraft dieses Grundgesetzes auch durchzu• auszusehen. Wenn dann die Dinge eintra• setzen? ten, so, wie er sie vorausgesehen hatte, und er seine politische Auffassung bestätigt fand, pflegte er mit einem Humor, in dem „Lästiger Formelkram" ein gewisser Stolz mitschwang, zu sagen: Die Verträge von Moskau, Warschau, der „Na, wat denn . .. " Mehr berlinerisch als Grundvertrag mit der „DDR" und die Ab• ostpreußisch, aber in jedem Falle treffend. machungen mit Prag hätten die Möglichkeit An dieses „Na, wat denn" wurde ich er• dazu geboten, doch diejenigen, die bei die• innert, als Heinrich Windelen, der letzte sen Verträgen das Grundgesetz als lästigen Bundesminister in einer Bundesregierung, Formelkram außer acht ließen, wurden nicht die ihrer Fürsorge für die Vertriebenen und von den Interessen Deutschlands, sondern Flüchtlinge durch einen eigenen Minister dem Wohlverhalten gegenüber dem Ost• im Kabinett sichtbaren Ausdruck gab, in un• block geleitet. Wohlverhalten kann eine serem Gespräch anmerkte, daß die aus Wilna gute Sache sein, wenn es erwidert wird oder Lemberg stammenden Polen, die ihre und im Einklang mit den nicht nur geschrie• Heimat verlassen mußten, sich heute in Po• benen, sondern auch ungeschriebenen Ge• len ebenfalls zusammengeschlossen haben setzen steht. Es muß hier daran erinnert und auf sozusagen landsmannschaftlicher werden, daß die vier Siegermächte 1945 Grundlage zusammenkommen. davon ausgingen, daß Deutschland in den Grenzen von 1937 weiterbesteht. Bis zum Da schimpft die kommunistische Presse Regierungswechsel 1969 wurde an der Ver• seit Jahr und Tag über den Bund der Ver• bindlichkeit dieses Ausgangspunktes auch triebenen und über die Landsmannschaf• nicht gerüttelt, wenn auch unter dem Druck ten, nennt deren Bundestreffen „revanchi• zum Teil starker kommunistischer Kräfte stische Meetings" und fordert von der Bon• in einigen westlichen Ländern und nationa• ner Regierung mehr offen als versteckt, mög• len Sonderinteressen das Festhalten an die• lichst die Auflösung, und wenn das schon sem Grundgesetz immer mehr durchlöchert nicht möglich ist, dann doch die Sperrung wurde. Um so vordringlicher wurde damit aller Mittel, die es den Deutschen aus den die Aufgabe für unsere westdeutschen Di• Ostgebieten ermöglichen könnten, den Ge• plomaten, unmißverständlich unseren durch danken an die Heimat wachzuhalten und das Grundgesetz festgelegten Standpunkt ihre Forderung nach Recht und Selbstbe• zum Ausdruck zu bringen. Die Isolations• stimmung auch für die Deutschen vorzu• tragen. gefahr und die „Realitäten" hätten dem ent• gegengestanden? Wie sähe es wohl heute In jedem anderen politisch gesunden mit Israel aus, wenn seine Politiker und Volk würden derartige Forderungen mit seine Bevölkerung die möglichen Folgen Nachdruck zurückgewiesen; bei uns jedoch ihres tapferen Verhaltens ängstlich zuvor muß man befürchten, daß eben des guten erwogen hätten? Dieser Staat wäre ausge• Wetters und der vermeintlichen Entspan• löscht worden, und wenn wir uns im noch nung wegen man bereit ist, auf Umwegen freien Westen nicht bald diesen Selbsterhal• diesen Erwartungen zu entsprechen. Wobei tungswillen zu eigen machen werden, wird geschickt nach Möglichkeiten gesucht wird, die Diplomatie und die Strategie des Ostens um das Verbandsleben auszutrocknen. ihr Ziel mit Hilfe aller der Rattenfänger Wenn man den Organisationen die Mittel bei uns erreichen, die die Vorteile der nimmt, dann wird eine sogenannte Projekt• Anpassung an das „System des Sozialismus" Zum Totensonntag: In allen Kulturvölkern wird der Verstorbenen in Ehrfurcht ge• förderung praktisch zu einem Hebel, mit preisen. dacht. Unser Foto zeigt das Grabmal des Römers Poplicius, das vor 2000 Jahren in Köln dem man „höheren Orts" bestimmen kann, am Rhein errichtet und in jüngster Zeit ausgegraben wurde was noch gestattet ist oder was den öst• lichen Nachbarn ärgern könnte und folglich Ein erstes Signal unter den Tisch fallen soll. Bahnt sich die Wende an? Waren die zweier sich diametral gegenüberstehenden seine Überlegungen und Entscheidungen Da ist es interessant zu erfahren, daß die Wahlen am 27. Oktober in Bayern und Systeme angesichts des sich immer stärker einzubeziehen? Kein Zweifel, daß sich dort Polen im eigenen Lande nichts dagegen ein• Hessen mit ihrem Vertrauensbeweis für das zugunsten des Ostens verschiebenden in den Weiten unerschlossener Gebiete und zuwenden haben, wenn ihre Landsleute aus klare Bekenntnis eines Franz J. Strauß und Kräftegleichgewichtes einer Sogwirkung vernachlässigter Wirtschaftszweige große Wilna, aus Lemberg und den anderen Lan• Alfred Dregger das erste Signal? Hat das gleichkommt? und verlockende Möglichkeiten für unsere desteilen, die inzwischen zur Sowjetunion Volk, das geführt und nicht von Utopisten Wirtschaft eröffnen. Aber wird — um bei geschlagen wurden, das Gedenken an ihre umschmeichelt werden will, erkannt, daß die Gefährlicher Sog diesem schon verwendeten Begriff zu blei• Heimat pflegen. Allerdings bezweifeln wir, abgeschlossenen Verträge für unsere Ver• ben — das schon so oft beschworene Gleich• daß in diesen Gemeinschatten Kritik an der gewicht der Kräfte nicht ganz eindeutig tragspartner keine verbindlichen Formulie• Doch wer wird in der Lage sein, dieser Politik des großen Nachbarn im Osten ge• rungen enthalten, sondern willkürlich aus• weiter zugunsten der Sowjetunion erhöht, Sogwirkung Halt zu gebieten. Dazu gehören von der doch ernstlich kein nüchtern den• übt und darauf hingewiesen werden kann, gelegt werden können? Ist es mißtrauisch nicht zuletzt geistig und moralisch gefestigte daß auch diese Menschen Opfer des Krieges neworden gegenüber dem Austausch von kender Mensch eine Umkehr ihrer strate• westliche Völker, die sich nicht in den Laby• gischen Zielsetzung erwarten kann? und einer Siegerwillkür sind. Auch sie sind Genossensküssen und Schulterklopfen. rinthen der Gesellschaftslehre und den ihrer Heimat beraubt und umgesiedelt wor• Gesten, die unter persönlichen Freunden an• konfusen Vorstellungen der Besitzumver• den, weil Stalin dieses polnische Land zur gebracht sein können, aber noch langst teilung verirren und zuallererst wieder Ein schweres Erbe Abrundung seiner westlichen Grenze ein• keine Diplomatie ersetzen? Ist es stutzig ge• Diplomaten, die in der Lage sind, unabhän• fach kassiert hat. worden über die Äußerungen des Brandt- gig von Partei- und Gruppeninteressen ihren Vier Jahre Politik von Brandt, Bahr und Freundes Harpprecht, der die klaren Er• Völkern die Gebote der Stunde deutlich zu anderen haben ein verheerendes Erbe hin• So hören wir mit Interesse — und wir kenntnisse und Bekenntnisse von Strauß machen. Vom Anpassungsdenken, wie es terlassen und den Anlauf zu einer neuen sollten uns darüber freuen — daß auch die und Dregger zur Gefährdung für dte Demo• jahrelang fast bis zur Selbstaufgabe ge• Deutschland- und Europapolitik sehr er• aus ihrer Heimat vertriebenen Polen sich kratie verfälschte und Ansichten über die schehen ist, werden sie Abstand nehmen schwert. Der angerichtete Schaden ist nur zusammenfinden. Das ist sicherlich ihr gutes Verschiebung des strategischen Gleichge• müssen und angesichts der Überlegenheit zu bewältigen mit der Rückkehr zu einer Recht. Das gleiche Recht aber nehmen die wichtes äußerte, bei denen sich der Osten der westlichen Wirtschaft auch nehmen kön• Diplomatie der festen, klaren Grundsätze. Heimatvertriebenen aus den deutschen Ost• nur die Hände reiben kann? Sieht dieses nen. gebieten für sich in Anspruch. Denn es kann Volk, soweit seine Instinkte noch nicht vom Es ist entscheidend, daß das alte deutsche Selbst wenn eingeräumt wird, daß der Stil Reichstagsgebäude in Berlin mit seiner ver• hier nicht der Grundsatz gelten „Quod licet bindungslosen Intellektualismus zerstört jovi, non licet bovi." Jedenfalls wäre es sind, zuverlässiger als die vom Solidaritats- des jetzigen Bundeskanzlers sich grund• pflichtenden Inschrift „Dem deutschen peinlich, wenn die anderen immer den Jupi• denken auf ideologischer Grundlage getrüb• legend von dem seines Vorgängers unter• Volke" verwaist ist. Wünschen wir uns ter, und wir grundsätzlich die Rindviecher ten Anpassungssozialisten und die von rei• scheidet, erhebt sich doch die Frage, ob er Männer in die Führung, die diese drei spielen sollten. nen Wirtschaftsüberlegungen geleiteten fest genug ist, um die eindringlichen War• Worte an dem alten Wallotbau endlich wie• Großindustriellen, daß die Verflechtung nungen der russischen Intelligenz mit m der mit Inhalt erfüllen.
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