Karwendel Innsbruck Tuxer Alpen Seven Summits Stubai AUF SIEBEN GIPFELN MUSST DU STEHEN Die Berge rund ums Stubaital gehören zu den „Evergreens“ der Tourenziele in Tirol. Sieben ausgewählte Gipfel bieten eine attraktive Mischung für gestandene und für genussorientierte Bergsteiger. Text und Fotos von Heinz Zak 18 DAV 4/2016 Stubai UNTERWEGS Zillertaler Alpen Habicht Der großartige Panorama-Aus- schnitt vom Serles-Gipfel spricht für AUF SIEBEN GIPFELN dessen Qualität als Aussichtsberg. schiedlicher Zielrichtung. Stubaier Berg­ mischen selbst so fleißig, begeistert und profis und Gebietskenner haben sich den auf hohem bergsteigerischem Niveau in Kopf darüber zerbrochen, welche Gipfel ihren Heimatbergen unterwegs sind. Die MUSST DU STEHEN für die Auswahl in Frage kommen. Sollten Auswahl der erlesenen Sieben schafft ein es nur die höchsten oder vielmehr die wunderbares Gesamtbild, eine gelungene „schönsten“ sein? Letztendlich kam man Mischung von herausragenden bergstei­ zu einer befriedigenden Lösung, und der gerischen Zielen, Gipfeln mit fantasti­ und um das Stubaital gibt es eine Findungsprozess hat im Stubai auch zu scher Aussicht und unverwechselbaren stattliche Anzahl von bedeuten­ einer neuen Bewusstseinsbildung rund Berggestalten, die das Landschaftsbild den Gipfeln. Die Idee, sieben da­ um das Thema Berg geführt. Die Stubai­ des Stubaitals prägen. Egal, ob Gelegen­ von zu den „Seven Summits Stu­ er waren immer schon stark mit ihren heitsbergwanderer oder erfahrener Berg­ Rbai“ zu erheben, ist eine ausgesprochen Bergen verbunden, und es gibt kaum an­ steiger: Bei den Seven Summits Stubai gute, und sie nutzt Bergsteigern unter­ dere Bergregionen, in denen die Einhei­ wird jeder fündig – und alle „sieben auf DAV 4/2016 19 einen Streich“ muss man ja nicht gleich machen. Als höchster Berg der Stubaier Alpen ist das Zuckerhütl (3507 m) auch das begehr­ teste bergsteigerische Ziel der Gegend. Die konditionellen wie die klettertechnischen Anforderungen halten sich in Grenzen, auch wenn der letzte Gipfelaufschwung steil und schwierig ist. So wundert es nicht, dass am Zuckerhütl oft mehr als 100 Bergsteiger pro Tag unterwegs sind. Als Berggestalt sticht der kleine, schneeweiße Gipfel nur geringfügig, wie ein kleiner Hut, aus dem großen, flachen Gletscherbecken des Sulzenauferners heraus. Mittlerweile bewältigen Bergführer mit Gruppen das Zuckerhütl auch als Tagestour. Mit der ers­ Als anspruchsvolles Gipfel- ziel verlangt das Zuckerhütl konzentriertes Steigen am Grat (r.) und belohnt mit fantastischer Aussicht vom markanten Kreuz (o.); Heinz Zak in Gesellschaft von Anne Reitmeir auf dem Wilden Freiger (r. u.); einsam ragt der wuchtige Koloss des Habicht aus den Wolken (r. Seite), auf seinem Gipfel erleben Heinz Zak und Christian Wild eine lauschige Biwaknacht. 20 DAV 4/2016 Stubai UNTERWEGS ten Bergfahrt der Schaufeljochbahn (Tal­ tern quert man schließlich mühelos die die man ernst nehmen muss. Über ein station Stubaier Gletscher, Mutterberg) steile Südflanke nahezu waagrecht hinü­ wunderbar weites Gletscherbecken quert geht es hinauf auf 3158 Meter. Es lohnt ber zum Pfaffenjoch (3212 m). Hier lohnt man hinüber zum Pfaffensattel (3332 m). sich, den Weiterweg aufgrund der Höhen­ eine gemütliche Rast, um in aller Ruhe den Im Sommer führt der Anstieg in die Ost­ lage bewusst langsam anzugehen. Nach Klettergurt anzulegen. Der Weiterweg flanke und steigt über griffigen, plattigen kurzem Abstieg entlang der geröllbedeck­ Fels entlang von Bändern und kurzen ten Südflanke der Schaufelspitze steigt Steilstufen hinauf zum Südgrat. Rote Mar­ man kurz hinauf zur Seilbahnstation am Es lohnt sich, den Weiterweg kierungen und Stahlstifte mit Ösen, die Fernaujoch. Entlang eines großblockigen man gut als Sicherungspunkte verwenden und teils ausgesetzten Grates folgt man aufgrund der Höhenlage kann, weisen den Weg. Die Aussicht vom Trittspuren Richtung Aperer Pfaff. Das Ge­ bewusst langsam anzugehen. Gipfel ist großartig und reicht von den lände ist leichter, als es aus der Entfernung nahen Gipfeln der Stubaier Alpen bis zu erscheint, und man kommt besser voran den Dolomiten und weit über die Ötzta­ als erwartet. Stellenweise ist ein schmales kann von sehr unterschiedlicher Beschaf­ ler Alpen nach Westen. Steiglein vorhanden, an anderen Stellen fenheit sein. Im Spätherbst, nach dem ers­ Der Wilde Freiger (3418 m) hat alles, muss man sich schon festhalten und vor­ ten Schnee, bin ich hier alleine auch schon was man sich von einem großen Berg sichtig sein. Auf einer Höhe von 3240 Me­ umgedreht. Denn es gibt einige Spalten, wünschen kann: vergletscherte Flanken DAV 4/2016 21 Traumhaftes Stubai-Buch und schneidige Grate, die strahlenförmig Die Berge im Stubaital bieten alles, was Berg- auf den höchsten Punkt zustreben. Wer freunde lieben: relativ leicht zu besteigende Dreitausender wie Zuckerhütl, Wilder Freiger oder von weit draußen ins Stubaital schaut, Habicht, gemütliche Hütten als Stützpunkte z. B. dem wird die mächtige Ostflanke des Wil­ für den großartigen Stubaier Höhenweg, tosende Wasserfälle und roman- den Freiger markanter ins Auge stechen tische Bergseen für Ge - als das vergleichsweise unscheinbare Zu­ nusswanderer, anregende ckerhütl. Wenn man von der Sulzenau­ Eisenwege für Klettersteig- geher. Und im Winter hütte aufsteigt zum Grünausee und wei­ locken Skigebiete und ter zu den Seen unterhalb der Mairspitze, Skitouren mit Abfahrten steht der Wilde Freiger in seiner ganzen durch weite Gletscher- becken und über rassige Pracht und Größe da. Für die Besteigung Firnflanken. Im neuen Bildband stellt Heinz Zak dieses mächtigen Berges bieten sich meh­ die schönsten Bergaktivitäten vor und erzählt von rere Möglichkeiten an. Der klassische An­ den Besonderheiten des Stubai und seiner Be- wohner. Entstanden ist ein Heinz-Zak-typischer stieg erfolgt über die Nürnberger Hütte. opulenter Bildband voller begeisternder Auf- Hier ist in erster Linie eine solide Kondi­ nahmen, der viel Lust macht, die Bergwelt im tion gefordert, denn der gut markierte Weg Stubai auf eigene Faust zu entdecken. red Heinz Zak: Stubai. Die Berge und das Tal. ist ohne größere Schwierigkeiten zu be­ Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2016, € 34,95; wältigen. Auf blockigem Gelände kommt handsignierte Exemplare gibt es beim Autor unter [email protected] 22 DAV 4/2016 Stubai UNTERWEGS Drei der Seven Summits Stubai, meisterhaft inszeniert: der Hohe Burgstall (l. Seite u.) im Morgenlicht, die Serles in warmem Licht mit Vollmond und der gut besuchte Gipfel der Rinnenspitze, der nur drei Meter über die 3000er-Marke reicht. man unterhalb des Gamsspitzls weit hin­ brucker Hütte. Die meisten planen hier auf, ohne den Gletscher zu berühren. Erst eine Übernachtung ein, um früh genug am im vergleichsweise flachen und spalten­ nächsten Tag in der felsigen Ostflanke un­ mäßig unproblematischen Teil quert terwegs zu sein. Die schwierigeren Passa­ man den Gletscher und gelangt über den gen im plattigen Fels sind mit Drahtseilen sanft ansteigenden Grat zum Gipfel. Alpi­ versichert. Kurz vor dem Gipfel hat man nistisch interessant und eindrucksvoll die Option, entweder das gut gangbare sind die südseitigen Anstiege über die und nicht besonders steile Firnfeld zu Müllerhütte und das Becherhaus. Span­ queren oder dieses in einer Linksschleife nend und teils ausgesetzt ist auch der entlang eines felsigen Gratrückens zu um­ Aufstieg über den seilversicherten Lübe­ gehen. Die letzten Meter zum spitzen Gip­ cker Steig von der Sulzenauhütte aus. Die fel führen über steilere Felsen, die mit letzten Meter zum Gipfel führen hier ent­ Drahtseilen versichert sind. Der Rundum­ lang einer ausgesetzten Grat schneide. blick vom Gipfel ist beeindruckend. Auf­ Der Gipfel des Wilden Freiger bietet fan­ grund der steil nach allen Seiten abbre­ tastische Aus­ und Tiefblicke in jede Him­ melsrichtung. Aus vielen Perspektiven erinnert die Aus vielen Perspektiven wuchtigste Berggestalt im Stubaital an den Himalaya­Riesen Dhaulagiri. Über erinnert der Habicht an den 1500 Höhenmeter fällt die steile Nordost­ Himalaya-Riesen Dhaulagiri. flanke des Habicht (3277 m) hinab ins Pinnistal. Sein Gipfel überragt die umlie­ genden Berge weit und sticht nahezu wie chenden Wände kommt man sich vor wie ein Vulkan aus der Umgebung. So prägt im Cockpit eines Flugzeugs. der Habicht das Landschaftsbild selbst Die Rinnenspitze (3003 m) ist der be­ aus weiter Entfernung. Der einfachste und liebteste Gipfel in den Alpeiner Bergen, der klassische Anstieg geht vom Neustifter zentralen Untergruppe der Stubaier Alpen. Ortsteil Neder entlang eines Fahrwegs Für viele Einheimische ist sie der „Berg­ durch das Pinnistal zur Karalm und wei­ klassiker“, auf den man sich jedes Jahr von ter auf breit ausgebautem Wanderweg in Neuem freut und der quasi ein „Muss“ in sehr flachen Serpentinen hinauf zur Inns­ jedem Bergsommer darstellt. Der Aufstieg DAV 4/2016 23 Seven Summits Stubai – die Gipfel Von der mittelschweren Bergwanderung keit ist stark von den aktuellen Verhältnis- vom Oberbergtal über die Franz­Senn­ bis zur anspruchsvollen Gletscherhochtour sen (Schneefelder, Vereisung) abhängig, der Hütte führt in eine der schönsten Gegen­ reicht die Palette bei den Stubaier Summits. Firnfeldgletscher erfordert keine Gletscher- Will man die „7 Berge mit Charakter“ ausrüstung; Stützpunkt Innsbrucker Hütte, den Tirols. Oberhalb der Hütte zieht der begehen und womöglich sammeln, sind innsbrucker-huette.at angenehm ansteigende Weg entlang einer entsprechende Planung, Kenntnisse 4 | RINNENSPITZE (3003 m): 870 Hm ab großen Bergflanke und bietet stets neue
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