!Zusammen! Tillsammas

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!Zusammen! Tillsammas Schweden 2000 Produktion: Memfis/Zentropa Entertainments/Film i Väst/SVT Drama/Keyfilms Roma/Nordic Film- und TV-fund/Svenska Film Institutet/Danish Film Institute/TV1000 Produzenten: Lars Jönsson, Peter Aalbaek Jensen Regie und Buch: Lukas Moodysson Kamera: Ulf Brantas Schnitt: Michal Leszczylowski, Fredrik Abrahamsen Darsteller: Lisa Lindgren (Elisabeth), Michael Nyqvist (Rolf), Gustav Hammarsten (Göran), Anja Lundkvist (Lena), Jessica Liedberg (Anna), Ola Norell (Lasse), Shanti Roney (Klas), Sam Kessel (Stefan), Emma Samuelsson (Eva), Lars Frode (Sigvard), Cecilia Frode (Signe), Henrik Lundström (Fredrik), Thérèse Brunnander (Margit), Claes Hartelius (Ragnar), Olle Sarri (Erik) Länge: 106 Min. Verleih: Concorde DER STANDARD ideologischen Kitt, der die Figuren verbindet, werden nach und nach die unterschiedlichsten Lebens- Lukas Moodysson ("Fucking Amal") widmet sich in entwürfe und verdrängten bürgerlichen Sehnsüchte, "Tillsammans/Zusammen" mit ironischer Distanz die überspielten Ängste und unvereinbaren den basisdemokratischen Reibereien in einer Haltungen sichtbar. Und der in drollig bedeutungs- kommunalen WG der 70er. Die Zu- und Abgänge vollen Alltagszeremonien beschworene Zusammen- häufen sich dort ebenso wie die sexuellen halt bekommt bedenkliche Risse: Ganz so eilig mit Ausschweifungen, die Überführung linker der Revolution haben es die anderen auch wieder Überzeugungen ins Realleben "scheitert" jedoch am nicht, daß ihnen der glühende Lenin-Leser mit unbelehrbaren Charakter. Die Form für diese seinem Bierernst nicht gehörig auf die Nerven fallen Erkenntnis ist eine ganz vergnügliche Soap samt würde; und unter sexueller Freizügigkeit verstehen anachronistischen Zooms und Rüttelschwenks. nicht alle das gleiche wie die junge Dame, die "unten ohne" zum kollektiven Frühstück erscheint. So wird das harmonische Zusammenleben zur lebhaften Abfolge von Schlagabtausch und wechselnden DIE PRESSE, 19.05.2001 Allianzen - in entspannter Inszenierung, forciert durch lakonische Schnitte und eine launig dem WG-Idyllen: Lenin, Fernsehverbot Überraschenden im Erwartbaren zuarbeitende Kameraführung. Trotz des thematisch wie auch und freie Liebe (durch die akkurate Wahl von Accessoires, Musik und Farben) ästhetisch unterstrichenen Siebziger- "Zusammen": Lukas Moodyssons humorvolle jahre-Looks von Zusammen entsteht schließlich der Betrachtung des Siebzigerjahre- Eindruck, als könnte dieses Ensemble zu jeder Kommunenlebens. beliebigen Zeit an jedem beliebigen Ort zusammen- treffen - und es würden sich die gleichen oder sehr Die Wohngemeinschaft ist eine längst als (auch ähnliche Zerwürfnisse und Annäherungen, Dramen politisch) harmlos und anerkannte Freudenszenen Einrichtung. Dabei abspielen. Wie ist es noch gar schon in seinem nicht so lange her, entzückenden daß das Leben in Teenager-Drama einer solchen weit Raus aus Amal mehr als einen zeigt der Autor Zwischen- und Regisseur viel aufenthalt auf Gespür für die dem Weg von Vermittlung von einer Familie zur Lebenswelten, die nächsten trotz ihrer zeit- bedeutete. In und Zusammen kehrt milieubestimmten Lukas Moodysson Färbung von in diese Zeit individuellem zurück: in die Verhalten siebziger Jahre, in gezeichnet sind. denen das Kommunenleben einer alternativen Daraus resultiert auch der liebevolle Blick, mit dem Minderheit als vollwertiger Familienersatz erschien. er bei aller Ironie seinen Figuren begegnet. Der schwedische Haushalt, den Moodysson unter Lächerlich sind sie nur in dem Maß, in dem sie auch die Lupe nimmt, besteht aus acht Erwachsenen, über sich selbst lachen können. zwei Kindern, einer Teenagerin. Ihr Zusammenleben ist offensichtlich politisch motiviert. Die Generation Robert Buchschwenter der Blumenkinder und Vietnam-Gegner, Antikapitalisten und Befürworter der freien Sexualität lebt ihren Traum von einer alternativen Gesellschaftsform. Über scheinbar beiläufig einge- Neue Zürcher Zeitung, 2. Februar 2001 flochtene szenische Details wird die Überführung einer Weltanschauung in die Alltagspraxis illustriert. Im fröhlichen schwedischen «Anti- Man ißt weder Fleisch noch Ketchup, es herrscht strenges Fernsehverbot, und wenn der Partner Sex Volksheim» mit einem Mitbewohner hat, wird nachher offen darüber geredet. Ziemlich unbekümmert bewegt sich «Tillsammans - Zusammen» von Lukas Moodysson bei der Charakterisierung am Rand zum Moodysson Klischee. Doch die umwerfend lebendigen Dialoge und die sorgfältige Orchestrierung des Zusammen- Beeindruckend an «Fucking Amal» waren insbe- spiels zwischen den Figuren bewahren Zusammen sondere die schauspielerischen Leistungen vor dem Abdriften ins flache Gelände einschlägiger derjugendlichen Protagonisten. Sie dürften das Retro-Komödien. Hinter dem dick aufgetragenen Identifikationspotenzial von Lukas Moodyssons 1998 entstandenem erstem Langspielfilm - dem drei Metapher vom Porridge aufgeht, dem behaglich- Kurzfilme vorangegangen waren - erhöht und warm quellenden Haferbrei. Bis, ja bis seine wesentlich zu den rund hunderttausend Eintritten Schwester Elisabeth (Lisa Lindgren) vor der Tür beigetragen haben, die der Film in der Schweiz steht, die ihren Mann Rolf (Michael Nyqvist) bisher erzielt hat. In seiner zweiten abendfüllenden verlassen hat, weil der sie geschlagen hat. Sie bringt Arbeit hat der 1969 in Malmö geboreneRegisseur nicht nur gänzlich neue Töne in die Kommune, diese Kunst noch weiter verfeinert, indem er nun darunter ABBA, sondern auch die beiden Kinder, drei Kinder zu ausserordentlich differenzierten Dar- Eva, der die dreizehnjährige Emma Samuelsson stellungen von Verlassenheit und Einsamkeit führt - eine hinreissend verhaltene Gestalt verleiht, und und sich damit in die grosse Tradition des Stefan (Sam Kessel), in dem der kleine Tet endlich schwedischen Kinderfilms einreiht. einen Gespielen für «Krieg» und «Folter» findet. Und ganz allmählich halten auch Fernsehapparat «Tillsammans - Zusammen» ist aber auch insofern und Hotdogs Einzug in die medien- und anspruchsvoller, als hier ein rundes DutzendFiguren fleischabstinente Hausgemeinschaft, die natürlich nahezu gleichberechtigt vor der wiederum von Ulf an Menschlichkeit gewinnt, was sie so an Prinzipien Brants geführten Kamera agiert. Die Geschichte verlor. nimmt ihren Anfang mit Francos Tod im November 1975. Der Ort, wo diese Nachricht mit Freuden- Christoph Egger tänzen quittiert wird, ist die Stockholmer «Kommune» mit dem programmatischen Namen, der dem Film den Titel gegeben hat. Seine Qualität erweist «Tillsammans» aber daran, wie er zunächst Jump Cut Filmkritik den ideologischen Kern dieser verordneten Gemein- samkeit herauspräpariert, jedoch nicht bei der Mitunter findet der Geist der Aufklärung seinen Weg Denunziation stehenbleibt,sondern Notwendigkeit auch durchs eher undurchdringliche Dickicht der und Formen eines bewussteren Zusammenlebens Unvernunft. Diese Hoffnung wenigstens andeutet - auch wenn das Ende, das alle Gegen- demonstriert !Zusammen! eindrucksvoll. An sätzlichkeiten einende Fussballspielen im Schnee, Unvernunft wird erst einmal eine Menge aufgeboten, die Gegenkultur etwas schlicht harmonisierend in versammelt in einer linken Stockholmer WG des einem neuen «Volksheim» aufgehen lässt. Jahres 1975. Von humorlosen Fundis, die Pippi Langstrumpf verbieten wollen - ihres Interesses an Doch es ist ein Hauch von Astrid Lindgren' schem materiellen Dingen wegen -, zum noch viel Anarchismus, der immer wieder um das Haus im humorloseren kommunistischen Politmissionar, der Garten mit seinen zottelig-farbenfrohen Bewohnern mitunter auch Sex in Kauf nimmt, um sich hinterher samt klapprig-farbenfrohem VW-Bus - der ebenfalls den Wonnen der Diskussion hingeben zu können. dem Imperativ von «Tillsammans» zu gehorchen Vom herzensguten, aber bis zur eigenen hat - zu wehen scheint. Dieideologischen Demütigung konfliktscheuen Softie zu seiner die Diskussionen werden in versöhnlichem Ton geführt Vorzüge einer offenen Zweierbeziehung einzig in und jedenfalls augenzwinkernd gezeigt. So bei Erik ihrem eigenen Interesse hinaustrompetenden (Olle Sarri), dem armen Kerl, der als einziger Partnerin: Lukas Moodysson hat keinen der Typen proletarisches Bewusstsein und Klassenkampf und keines der Klischees ausgelassen, die man - hochhält, notfalls allein vor dem Königsschloss, der eher zu Recht als zu Unrecht vermutlich - mit den statt als Bibliothekar als Schweisser arbeiten zu 68ern und vor allem ihren sich langsam grün müssen meint, für seine im Arbeitskampf färbenden Nachfolgern in Verbindung bringt. erworbenen Blessuren jedoch mehr Spott als Mitgefühl erntet. Zumal Ebenso lässt er keinen von Lasse (Ola Norell), guten - und auch nicht der eben von seiner den einen oder Partnerin Anna anderen nicht so guten (Jessica Liedberg) - Scherz aus, der sich verlassen worden ist - mit einem solchen der Mutter ihres Arsenal treiben lässt. gemeinsamen Sohns Wollte der Film nur Tet (getauft nach der darauf hinaus, auf die Offensive im Verulkung von auf Vietnamkrieg), die jetzt Borniertheit und ihren lesbischen alternative Spießigkeit Neigungen leben will, heruntergekommenen sich obendrein einer Idealen vom anderen Pilzinfektion wegen und richtigen Leben, gezwungen sieht, dann wäre er eine allzu «unten ohne» aufzutreten - und nun seinerseits aufs billige Komödie. Bald aber stellt sich heraus, dass heftigste vom hausmütterlich gestimmten Klas Moodysson etwas ganz anderes im Sinn hat, eine (Shanty Roney) umworben wird... Art Versuchsanordnung nämlich, ein Experiment in sozialer Chemie. Er konfrontiert die im eigenen Saft Zentrale Figur ist freilich der harmoniesüchtige schmorende

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