Der Biber (Castor Fiber Linnaeus 1758) in Oberösterreich - Historisch Und Aktuell 53-76 © Biologiezentrum Linz/Austria; Download Unter

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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Denisia Jahr/Year: 2003 Band/Volume: 0009 Autor(en)/Author(s): Plass Jürgen Artikel/Article: Der Biber (Castor fiber Linnaeus 1758) in Oberösterreich - historisch und aktuell 53-76 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Der Biber (Castor fiber LINNAEUS 1758) in Oberösterreich - historisch und aktuell VON J. PLASS Abstract Salzach, Inn, Donau und Traun. Hält die Ausbreitungstendenz auch in den nächsten The historical and current status of Jahren weiter an, ist damit zu rechnen, dass the beaver (Castor fiber LINNAEUS weitere, kleinere Gewässer vom Biber besie- 1758) in Upper Austria delt werden. In recent years the beaver was able to es- Neben allen bekannt gewordenen Tot- tablish itself in Upper Austria. At the be- funden, sind historische Belege der ur- ginning of 2003 the number of 68 to 76 sprünglichen Population (Castor fiber albi- cus) in den Sammlungen am Biologiezen- beaver territories appears to be realistic; this Abb. 1: Die Biberskulptur über dem is equivalent to a population of 272 to 304 trum und der Sternwarte Kremsmünster an- Biberbrunnen in Weyer Markt, Ober- individuals. The largest part of the popula- geführt. österreich. Bemerkenswert ist der tion has settled on the Salzach, Inn, Danube Die Probleme, die im Zuge der Biberbe- drehrunde, grobschuppige Schwanz. siedlung auftreten können, runden den Ar- Das Tier hat ein „normales", kein and Traun rivers. If the distribution tenden- Nagergebiss und hält im Maul einen cy continues in the next years, one can ex- tikel ab. Es bleibt :u hoffen, dass er sein ein- Fisch. An den Hinterfüßen sind die pect that further, smaller bodies of water stiges Areal zurückerobern kann und durch Schwimmhäute zu erkennen. (Die Abbil- will be settled by the beaver, too. die Sympathien, die ihm ein dungen stammen, wenn nicht anders angege- Großteil der Bevölke- Among all known dead animals found, ben, vom Verfas- historical records of the original population rung entgegenbringt, ser.) (Castor fiber albicus) in the collections of the sein Bestand langfri- Biology Centre and the Kremsmuenster Ob- stig gesichert wird. servatory are listed. Problems which can occur in the course Einleitung of beaver introduction are discussed. Der Europäische Biber (Castor fiber It is to be hoped that the beaver can re- L.) zählt zur autochthonen Fauna colonize its previous distribution area and Oberösterreichs (ssp. albicus), that its status can be ensured in the long run war aber bereits in der Mitte des by the sympathies which are shown to 19. Jahrhunderts sehr selten. beavers by a large part of the human popu- In einem Artikel in Hugo's lation. Jagdzeitung heißt es 1861: Key words: beaver, Castor fiber, distri- „Noch vor 80 Jahren [1780, bution, numbers, Upper Austria, historical Anm. Autor] waren die Biber an records, museum specimens, human-beaver- den Ufern der Saale und Salzach conflicts ziemlich zahlreich, wurden aber auch vom Gesetze kräftigst ge- Zusammenfassung schützt. Gegenwärtig sind nur noch wenige Familien, deren Exi' Der Biber hat sich in den letzten Jahren stenz sehr bedroht ist, indem der ho- in Oberösterreich etablieren können. Zu he Werth des Bibergeils zu den außer- Jahresbeginn 2003 scheint die Zahl von ordentlichsten Nachstellungen anei- 68-76 Biberreviere realistisch, was einem fert. Das Geil eines ausgewachsenen Denisia 9, zugleich Kataloge der OÖ. Bestand von 272-304 Bibern entspricht. Bibers wird nämlich heute in Salzburg Landesmuseen Neue Serie 2 schon mit mehr als 600 fl. Der größte Teil der Population siedelt an (2003), 53-76 53 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at den Zähnen zugeschrieben. Die drei Biber- apotheken: in Wien (Porzellangasse), in Salzburg (Getreidegasse) und in Weyer Markt, Oberösterreich, wo dem Biber weiters ein Brunnen mit einer Skulptur (Abb. 1) gewidmet wurde, zeugt von der einstigen volksmedizinischen Bedeutung. Daneben wurde den Tieren wegen des sehr dichten Pelzes und des Fleisches als begehr- te Fastenspeise nachgestellt. In der Sammlung am Biologiezentrum befindet sich das Fußskelett eines Bibers, der 1853, also zu einer Zeit, in der der Biber be- reits sehr selten war, in der Straßerau bei Linz erlegt wurde (Inv.-Nr. Z. 157; leg. Carl SCHMUTZ) (Abb. 2,3). Das letzte oberösterreichische Exemplar Abb. 2: Fußskelett (Hinterfuß) eines Bibers bezahlt•" (ANONYMUS 1861). Dieses Biber- wurde 1867 an der Salzach erlegt (STRAU- (Castor fiber albicus), der 1853 in der geil oder Castoreum, das Sekret der Castor- BINGER 1954), zwei Jahre später auch das Straßerau bei Linz erlegt wurde. Leg. Carl letzte österreichische Exemplar in Anthe- SCHMUTZ, Secretär der k.k. Landwirtschafts- Beutel, das sich durch einen hohen Anteil gesellschaft. an Salicylsäure auszeichnet, wurde im ring bei Salzburg (REBEL 1933, KOLLAR & Mittelalter gegen viele Leiden eingesetzt. SEITER 1990). Das Buch „Casterologia" aus dem 17. Jahr- Einer der ältesten Bibernachweise in hundert ist ganz dem Biber gewidmet und Oberösterreich stammt von der Pram zwi- führt über 200 Rezepte für die Anwendung schen Gumping und Igling. Dort wurde 1991 des Bibergeils an (SCHWAB 1994). Eine me- in drei Metern Tiefe u. a. zwei fossile Holz- dizinische Wirkung wurde auch dem Fett, stücke (Weide und Fichte), welche die typi- Jen Hoden, dem Blut, den Knochen und schen Nagespuren aufweisen, gefunden. Mit Abb. 3: Die Straßerau östlich von Linz. Heute spannt sich in jenem Bereich die VOEST-Brücke über die Donau. Aus der Karte „Die Donau bei Linz, um 1876" von Withalm/Stein. Bibliothek des OÖ. Landesmuseums. 54 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Hilfe der Radio-Carbon-Methode konnte der Einbettungszeitraum zwischen 260 und 420 n. Chr. eingeschränkt werden (GR1MS 1997). Bereits 1966 begann der Bund Natur- schutz in Bayern damit, die ersten Biber in Bayern an der mittleren Donau, zu Beginn der 1970er Jahre (1973) auch am Unteren Inn, im Bereich von Simbach und Prien- bach, auszuwildern (FROBEL 1994). Im Laufe von 10 Jahren wurden am Inn 35 Tiere frei- gesetzt (REICHHOLF & REiCHHOLF 1982), bis 1980 insgesamt 120 Biber ausgewildert. Auf oberösterreichischem Landesgebiet wurden vom österreichischen Naturschutzbund ein Paar am Inn im Bereich der Ettenau, etwa 5,5 km nordwestlich von Ostermiething, Innviertel, freigelassen (STÜBER 1978). Bis 1986 bildete sich im Bereich der Inn- und Salzachauen ein Bestand von 150 Abb. 4: Biberspuren am Landgerichtsbach bis 200 Tieren. Zu Beginn der 1990er Jahre Aussterbens und Wiederansiedlung finden sich bei KößLER (1996), über historische im Machland-Süd, Niederösterreich, 21. begann der Biber, ausgehend vom Inn, sein April 2003. Beide Abdrücke stammen von Verbreitung, Auswilderungen und Bestands- Areal auf den oberösterreichischen Ab- den Hinterfüßen. schnitt der Donau auszuweiten. Nachdem entwicklungen bei STÜBER in SPITZENBER- Vf etwa 3,5 cm lang, 4,5 cm breit; GER (1988), über Auswilderungen und Be- Hf etwa 15 cm lang und 10 cm breit. das obere Donautal besiedelt war, tauchten standsentwicklungen bei FROBEL (1994), 1996 die ersten Tiere in der Ekhartsau, öst- REICHHOLF (1974, 1976a, b), SIEBER (1995) lich von Eferding auf, zeitgleich waren im und SIEBER & BAUER (2001). Machland-Nord die ersten Spuren im Hüt- tinger Arm, zwei Jahre später auch im Mit- Durch SIEBER & BLATTER (1988), SIEBER terhaufen zu finden. (1989) und MÜLLER et al. (1994) sind die Biberbestände an der Salzach und deren 2000 kam es zu einer Ansiedlung im Ökologie bis 1993 sehr gut dokumentiert. Grenerarm (Machland-Süd, NÖ), 2002 zu zwei weiteren im Machland-Nord. Methode An der unteren Traun gab es die ersten Spuren 1999/2000. 2001 wurden bereits vier Bei den Vorbereitungen zur Sonderaus- Burgen gefunden. Der Große Kößlbach ist stellung „Biber - Die erfolgreiche Rück- seit 1998/99, die Große Mühl seit 1998 kehr" (17. Oktober 2003 bis 21. März 2004) (ENGLEDER, in diesem Band) und der Lei- im Biolgiezentrum der OO. Landesmuseen tenbach, ein Seitenbach der Aschach, seit wurde beschlossen, dass auch für Oberöster- 2001 vom Biber besiedelt. Wahrscheinlich reich die aktuelle Verbreitung erhoben wer- gründeten abwandernde Jungtiere der Alm- den sollte. Von mir als Angestellten des seepopulation, die seit 1983 besteht, eigene Biologiezentrums wurde aber vorerst nur Reviere an der Traun bei Fischlham (1989) sehr wenig Freilandarbeit durchgeführt. und in der Donauau am Erlabach bei Erla Eher sprach ich gezielt interessierte Perso- (1991) (Niederösterreich). nen, wie Ornithologen, Botaniker, Lehrer, Tierfotografen, Jäger u. a. um Daten zur Bi- Inwieweit Biber, die von Osten her (Nie- berverbreitung an. Diese Beobachter sind derösterreich) in Oberösterreich einwan- immer wieder an den in Frage kommenden derten, Anteil an der heutigen (Donau-) Gewässern unterwegs und kennen die Si- Population haben, lässt sich nicht mit Si- tuation dadurch am besten. Gesammelt cherheit sagen. wurden folgende Daten: Trittspuren (BANG Zusammenfassungen über Naturge- 1977) (Abb. 4), Fraßspuren, Sichtbeobach- schichte, frühere Bejagung, Chronologie des tungen, Totfunde, Baue und Dämme. Bei 55 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at landarbeit voraus und waren daher nicht re- levant. Nachweismöglichkeiten und Anlei- tungen zur Kartierung sind bei R.AHM (2002) angeführt. Ökologische Parameter, wie :. B. eine qualitative Auswertung der Futterpflanzen, erfolgte nicht. Sehr stark

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