Konkret 68 Wohl Und Wille Der Betreuten Stehen Im Vordergrund

Konkret 68 Wohl Und Wille Der Betreuten Stehen Im Vordergrund

Juni 2019 Konkret 68 20. Jahrgang Informationen für Mitglieder und Mitarbeiter*innen der Arbeiterwohlfahrt im Kreisverband Wesel e.V. QM-Zertifizierungen: Wohl und Wille der Betreuten stehen im Vordergrund rgendwann wurden die Nachbarn stutzig. Der junge sich nicht mehr vor die Tür, bekam sein Leben nicht IMann, der unten im Erdgeschoss wohnte, ging nicht mehr in den Griff. Ein Fall für Marion Fritsch und ihr mehr vor die Tür. Sein Briefkasten lief über und dass Team. Sie ist die Leiterin des Betreuungsvereins der er den Müll in der Wohnung stapelte, anstatt ihn Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Kreis Wesel. nach draußen zu bringen, bekam jeder mit, der an Und sie und ihre 24 Mitarbeiter*innen unterstüt- seiner Tür vorbeiging. Zum Glück kümmerten sich die zen Menschen, die ihr Leben aus den verschiedensten Nachbarn. Sie meldeten sich bei der Stadtverwaltung: Gründen nicht mehr im Griff haben. Vermögensver- „Da braucht jemand Hilfe.“ Brauchte der junge Mann waltung, Gesundheitsvorsorge, Aufenthaltsbestim- auch. Er hatte psychische Probleme, Angst, traute mungsrecht weiter auf Seite 2 Inhalt AWO Kreiskonferenz wählt AWO-Ausstellung „100 Jahre AWO“ ___ 12 Der AWO-Betreuungsverein ______________ 2 erstmalig Präsidium _________________________7 Bildungsreise des Kreisvorstands Neue Anlaufstelle im Gestfeld ___________ 3 Serie: 100 Jahre AWO: Chronik des AWO nach Berlin __________________________________ 13 Hausgemeinschaften: KV Wesel von 1975 bis 2019 _______________ 8 Nachrichten und Mitteilungen aus den Wie in einer richtigen Familie ___________ 4 AWO verabschiedet Birgit Abraham ___ 10 Einrichtungen und Ortsvereinen ______ 16 Petion: Eigenanteil bei stationärer „Luisa ist hier“ in Dinslaken _____________11 Termine aus den AWO Ortsvereinen ___ 21 Pflege begrenzen! ___________________________ 6 Fachtag: Umgang mit Antisemitismus 12 Impressum ___________________________________ 27 AWO Betreuungsverein Fortsetzung von Seite 1: Wohl und Wille der Betreuten stehen im Vordergrund und Behördenangelegenheiten sind die und zu unterstützen. Dass das Verhältnis vier Bereiche, in denen die gesetzlichen zwischen den Beteiligten nicht immer Betreuer*innen tätig werden können. ganz reibungslos ist, liege auf der Hand. Auf Anordnung eines Gerichtes. Wie und „Schwierig wird es zum Beispiel immer warum ein*e Betreuer*in eingesetzt dann, wenn Geld eingeteilt werden wird, ist im Bürgerlichen Gesetzbuch muss.“ Wichtig sei, den Betreuten mit- (BGB) festgelegt und ein aufwendiges zunehmen. „Und das Ziel ist auch, dass Procedere. Die Betreuungsbehörde, er irgendwann sein Leben wieder selbst Ansprechpartnerin für weitere angesiedelt bei der Stadtverwaltung, regeln kann.“ Fragen und Informationen: ermittelt die Fakten, zieht vielleicht 528 Menschen werden vom Team an Marion Fritsch Fachleute wie zum Beispiel Ärzt*innen den vier Standorten im Kreis – Moers, Einrichtungsleiterin hinzu. Entscheiden muss ein Gericht, Kamp-Lintfort, Dinslaken und Wesel – Betreuungsverein der Arbeiter- allerdings nicht ohne die Betroffenen begleitet. Waren es früher vor allem ältere wohlfahrt Kreisverband Wesel e.V. anzuhören. Gibt es keine Verwandten Menschen, so liegt das Durchschnittsalter Neckarstr. 35, 47443 Moers oder niemanden, den der künftige Be- heute zwischen 47 und 56 Jahren. „Wir Tel.: (0 28 41) 98 60-14 treute selbst benennen kann, kommen beobachten außerdem, dass immer mehr [email protected] Profis wie Marion Fritsch ins Spiel. „Und ganz junge Volljährige zu uns kommen. im Beschluss wird genau festgelegt, in Direkt aus der Jugendhilfe.“ Viele mit welchen der vier Bereiche wir unter- einem Berg von Problemen: Drogen, stützen sollen.“ Das können alle sein, psychische Erkrankungen, Verschuldung müssen es aber nicht. und mehr. Armut zieht sich durch alle „Ganz wichtig“, sagen Marion Altersgruppen. Mehr als 80 Prozent der Fritsch und ihr Kollege Thomas Evers: Betreuten beziehen Transferleistungen „Sowohl Wille als auch Wohl des Be- wie Hartz IV und andere Hilfen. treuten müssen berücksichtig werden.“ Der AWO-Betreuungsverein ist Mehr Informationen unter Es gehe nicht darum, jemanden zu be- nicht nur Ansprechpartner für Betreu- www.awo-betreuungsverein.de vormunden, sondern ihn zu begleiten te, sondern auch für ehrenamtliche Thomas Evers ist neu im Moerser chiatrischen Wohnheimen habe er viel Team des AWO-Betreuungsvereins. mit gesetzlichen Betreuer*innen zu tun Der 49-Jährige machte zunächst eine gehabt, die Arbeit interessierte ihn. Sein Ausbildung zum Elektriker, studierte Fazit: „Das hier ist der notwendigste Job, anschließend Sozialpädagogik, arbei- den ich bislang gemacht habe. Ohne es tete mehrere Jahre in psychiatrischen dramatisieren zu wollen, aber es geht um Wohnheimen, unter anderem als Be- Menschen, die kein Geld haben, die viel- reichsleiter, und verantwortete für ein leicht verhungern können oder denen der Bildungsunternehmen Projekte für Verlust der Wohnung droht, und die sonst Langzeitarbeitslose und Menschen mit niemanden haben, der für ihre Rechte Der Diplom-Sozialpädagoge Migrationshintergrund. eintritt.“ Und selbst seine Elektrikerlehre Thomas Evers berät jeden Mittwoch Die Stellenausschreibung der AWO, habe sich hier schon bezahlt gemacht. von 9 bis 16 Uhr persönlich oder die eine*n Nachfolger*in für Gisela „In einer Diskussion mit einem Vermie- telefonisch (0 28 41 / 98 60-11) Schneider-Rötters suchte, machte ihn ter, der ursprünglich die Steckdosen in der rund um das Thema Vorsorge. neugierig. Über seine Arbeit in den psy- Küche nicht erneuern wollte.“ 2 Juni 2019 AWO Betreuungsverein Info Der Betreuungsverein der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Wesel übernimmt seit 1985 im gesamten Kreis Wesel Vormundschaften, Pflegschaften (bei Minderjährigen) und Betreuungen (bei Erwachsenen). Zurzeit werden mehr als 500 Menschen betreut. Der AWO Betreuungsverein bietet auch ehrenamtlichen Betreuer*innen und Vor- mündern Hilfe und Unterstützung bei der Ausübung dieses Amtes an. Die Standorte im Kreis Wesel: Moers: Neckarstr. 35, 47443 Moers, Tel. (0 28 41) 98 60-11 Kamp-Lintfort: Moerser Str. 271, 47475 Kamp-Lintfort, Tel. (0 28 42) 921 38 21 Dinslaken: Hünxer Str. 37, 46535 Dinslaken, Tel. (0 20 64) 62 18-30 Wesel: Kaiserring 14, 46483 Wesel, Tel. (02 81) 338 95 20 Betreuer*innen. Meistens handelt es AWO Kooperation sich um Menschen, die Angehörige betreuen – ehrenamtlich und nicht Neue Anlaufstelle im Gestfeld hauptamtlich. Der Verein hilft bei Fra- gen und Problemen, bietet Schulungen ie Stadt Kamp-Lintfort und der AWO hier auch immer Zeit für einen Kaffee in an. Experten wie Bankkaufleute klären DKreisverband Wesel haben nun eine zwangloser Atmosphäre“. Das Angebot der zum Beispiel in Sachen Vermögensver- gemeinsame Anlaufstelle an der Rund- Anlaufstelle soll sich nach den Wünschen waltung auf oder Fachleute aus dem straße im Stadtteil Gestfeld eröffnet. In der Stadtteilbewohner*innen richten. Gesundheitswesen stellen Krankheits- einer ehemaligen Spielhalle im Innenhof Wer neue Ideen hat oder mithelfen bilder vor. Auch das Team bildet sich des Gestfeldcenters entsteht ein Ort der möchte, kann sich an Thomas Wenzel weiter, zudem steht regelmäßig Su- Begegnung, der den Anwohner*innen (AWO Kreisverband Wesel e.V., Telefon: pervision auf dem Programm. Marion des Stadtteils und vielen weitere Betei- 0 28 41 - 48 11 21; E-Mail: wenzel@awo- Fritsch: „Wir müssen uns auch selbst ligten zur Verfügung stehen wird. Die kv-wesel.de) und Melanie Kovács- das Rüstzeug geben, unseren Job ad- neuen Räumlichkeiten bieten nun Mög- Kaczmarek (Stadt Kamp-Lintfort, Tele- äquat zu erfüllen.“ lichkeiten für Gruppenaktivitäten wie fon: 0 28 42 - 91 22 76, E-Mail: melanie. Ehrenamtliche Betreuer*innen Bewegungsangebote für alle Altersklas- [email protected]) wenden. werden vom Verein gesucht. Ein ein- sen, Informationsveranstaltungen zu Ge- wandfreies Führungszeugnis sollten sundheitsthemen und Rechtsfragen und Foto (v.l.n.r.): Olga Weinknecht (AWO), die volljährigen Interessent*innen Beratungsangebote. Sozialdezernent Dr. Susanne Rusch (Sozialamt), Melanie mitbringen und auch Zeit. Wie die Christoph Müllmann freut sich über das Kovács-Kaczmarek (Sozialamt), gesetzlichen müssen auch die ehren- neue Angebot: „Die Anlaufstelle wird die Thomas Wenzel (AWO), Jeannette Fritz amtlichen Betreuer*innen Rechen- Menschen im Gestfeld näher zusammen- (Sozialamt), Dr. Christoph Müllmann schaft über das ablegen, was sie tun bringen. Neben den vielen Angeboten ist (1. Beigeordneter) und jährliche Berichte fertigen. „Die Menschen sind ja bereit, sich zu en- gagieren, aber viele scheuen den bü- rokratischen Aufwand.“ Auch Information und Beratung zu Vorsorgevollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung gehören zu den Aufgaben des Vereins. Immer mittwochs hat zum Beispiel in Moers Thomas Evers seinen Beratungstag. Und der ist gut ge- füllt. Wenn er zum Beispiel in anderen Einrichtungen Vorträge zum Thema hält, melden sich Menschen danach für eine Beratung an. Konkret 68 3 AWO Hausgemeinschaften als familiäre Wohngruppe Wie in einer richtigen Familie ie Sammeltassen in der Vitrine er- geisterung deutlich, mit der sie und ihre Dinnern an alte Zeiten. Genau wie Teams die Konzepte umsetzen und immer die schwarze Schreibmaschine und die weiter entwickeln. Bücher mit den altmodischen, aber Die Wohnküche ist das Zentrum einer wunderschön gestalteten Rücken. Und jeden Hausgemeinschaft, hier spielen sich so wie früher in den meisten Familien sämtliche Aktivitäten ab. Und wie das so die Wohnküche Herz und Mittelpunkt ist in einer Familie, sollte jeder mit anpa- AWO Seniorenzentrum des Hauses

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