
ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Dortmunder Beiträge zur Landeskunde Jahr/Year: 2003 Band/Volume: 36-37 Autor(en)/Author(s): Weigt Hans-Joachim Artikel/Article: Die Blütenspanner Mitteleuropas (Lepidoptera, Geometridae: Eupitheciini) Teil 6: Vorkommen und Verbreitung 163-222 Dortmunder Beitr. Landeskde. naturwiss. Mitt. 36/37 163-222 Dortmund, 2003 Die Blütenspanner Mitteleuropas (Lepidoptera, Geometridae: Eupitheciini) Teil 6: Vorkommen und Verbreitung Hans Joachim WEIGT, Schwerte Einlegung Obwohl die Blütenspanner zweifellos zu den interessanteren Schmetterlingsarten zählen, gibt es leider nicht allzu viele Spezialisten, die ihnen eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Attraktive und bunte Schmetterlingsarten sind selbst in den Tropen besser erforscht als die mitteleuropäischen Blütenspanner. Unscheinbare Nachtschmetterlinge hingegen, wurden sicherlich auch früher wegen der Determinationsprobleme nicht von allen Entomologen rich­ tig und vollständig erfasst. Bei den Blütenspannern kommt noch erschwerend hinzu, dass selbst soeben geschlüpfte Ima­ gines oft schwer zu determinieren sind, von stark abgeflogenen ganz zu schweigen. Sie be­ reiten auch erfahrenen Spezialisten so manches Problem. Vielfach hilft dann nur noch die Ge­ nitalanalyse. So werden auch heute noch beim Beobachten von Nachtschmetterlingen die Blüter spanner meist vernachlässigt. In vielen Fundortkarteien und Faunenverzeichnissen feh­ len dann die Arten, die nicht sicher angesprochen wurden. Oder, was viel schlimmer ist, Da­ ten von Fehlbestimmungen wandern in die Kartei und verbleiben dort. Oftmals fehlt der dazu­ gehörige Falter in der Sammlung, weil er für diese nicht schön genug war. Wer will dann später beurteilen können, ob dieser Fund echt war? Bei manchem Beobachter ist es nicht Stand der Arbeitstechnik, Genitaldiagnosen durchzuführen. Auch fehlen häufig Daten von Imagines, weil bestimmte Arten nur selten oder gar nicht am Licht erscheinen, obwohl sie Vorkommen. Das gilt auch für die Daten von Präimaginalstadien. Oftmals fehlt ganz einfach die Zeit für um­ fängliche Zuchten, das intensive Beobachten im Gelände oder für das Aufsammeln von Präi­ maginalstadien. Fehibestimmungen sind bei abgeflogenen Tieren nicht immer zu vermeiden. Leider konnte ich bei Ungereimtheiten in der Flut der gemeldeten Daten diese Unsicherheiten nicht ausschließen. Aus diesem Grunde habe ich mich entschlossen, auf genaue Fundpunkte zu verzichten. Es werden deshalb in den Verbreitungskarten lediglich die Länder und deutschen Bundesländer farblich markiert, wenn eine Art (egal wo dort) gefunden wurde oder noch beobachtet wird. Den Faunenverzeichnissen in den einzelnen Ländern mag es Vorbehalten bleiben, hier eine größere Genauigkeit zu erreichen. Mit diesem 6. Teil wird die Monografie vollendet. Der vorab veröffentlichte 7. Teil über die Puppen der mitteleuropäischen Blütenspanner aus der Feder von Dr. Jan PATOCKA (1996) kann als separate Veröffentlichung aufgefasst werden. Beim Studium von Faunenverzeichnissen fiel mir auf, dass einige Fundorte immer wieder ge­ nannt werden. Das sind dann entweder bevorzugt aufgesuchte Habitate oder ganz einfach die Wohnorte der Beobachter und ihr unmittelbares Umfeld. Hier wurden auch von anderen Schmet­ terlingsarten die meisten Daten gesammelt, während entfernter liegende Orte nur sporadisch aufgesucht wurden. Das alles ist wohl nicht nur heute eine Frage der Mobilität und der Kosten Andererseits existieren viele der früher gern und erfolgreich aufgesuchten Fundorte interes­ santer Arten heute gar nicht mehr, weil hier inzwischen Bau- oder Ackerland entstand. Man­ cher der erwähnten Fundorte ist allerdings heute noch aktuell und im Wesentlichen unzerstört. Bei diesen Habitaten handelt es sich dann zumeist um Schutzgebiete in denen Pflegemaß­ nahmen stattfinden, um militärisch genutzte Gelände oder um Flächen, die man bisher einer „Nutzung nicht für würdig befunden“ hat. Möge es so bleiben! Die Geschwindigkeit, mit der wertvolle Landschaften zerstört werden, ist beängstigend. Schmetterlinge haben keine be­ sondere Lobby, und kleine graue Nachtfalter wie die Blütenspanner, erst recht nicht. Sie gel­ ten selbst bei engagierten Naturschützern häufig noch als „Motten“. In einigen Lebensräumen haben Naturschützer jedoch auch in der Vergangenheit schon eini­ ges bewirkt, weil diese Flächen auch unter anderen Gesichtspunkten schützenswert waren. Da zumeist wertvolle Pflanzen- und schützenswerte Tierarten entdeckt wurden, wareine einst­ weilige Sicherung zumeist unbürokratisch möglich. Bei der Geländearbeit merkt man andererseits dann auch schnell, dass viele der interessan­ ten Fundorte bislang noch nicht bekannt waren; eben weil in der Vergangenheit nur selten dar­ auf geachtet wurde. Trotz der erheblichen Zerstörung von wertvollen Lebensräumen und dem damit verbundenen Artenschwund, habe ich manchmal auch das Gegenteil angetroffen. Selbst noch nach vielen Jahrzehnten waren kaum Veränderungen zu bemerken und die meisten Blütenspannerarten noch in erfreulich stabilen Populationen vorhanden. Verbreitungskarten Der Begriff „Mitteleuropa“ ist nicht eindeutig zu definieren, ganz gleich, aus welcher Richtung man seine Betrachtungen anstellt. Für eine Abgrenzung lassen sich entweder politische oder - was sicherlich sinnvoller wäre - naturräumliche Grenzen finden. Hinzu kommt, dass einige Gebiete gut durchforscht sind, andere nur punktuell von Beobachtern besucht und wiederum andere (hier besonders die Agrar bewirtschafteten Landschaftsteile) kaum jemals unter Be­ obachtung standen. Die auf den Verbreitungskarten gezeigte Umgrenzung stellt deshalb einen Kompromiss dar. Das bedeutet, dass im Prinzip alle Faunenbereiche, in denen seit Jahren eine intensive Be­ obachtertätigkeit stattfindet, ebenso berücksichtigt werden wie natürliche und politische Gren­ zen. Um eine Rückkoppelung zu bereits erschienenen Faunenverzeichnissen zu finden, wird eine weitere Unterteilung in Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland als unerlässlich angesehen. Darüber hinaus wird diese Abgrenzung auch bei vielen anderen Verzeichnissen über Schmetterlinge verwendet. Die Abhängigkeit der meisten Blütenspanner von ihren Nah­ rungspflanzen und von ganz bestimmten groß-, klein- und höhenklimatischen Verhältnissen ist hinreichend bekannt. Auf sie wurde schon im ersten Teil ausführlich eingegangen. Diese Ab­ hängigkeit geht vielfach einher mit den Ansprüchen, die ihre Nahrungspflanzen an ihren Le­ bensraum, an die Bodenbeschaffenheit, an Klima und Höhenlage stellen. Es liegt also nahe, in etwa die gleiche Gebietsumgrenzung wie in den gebräuchlichen botani­ schen Verzeichnissen zu benutzen. Das Beobachtungsgebiet umfasst im Prinzip also die Wuchsgebiete der Rotbuchen und som­ mergrünen Eichen, die im Norden von Kiefern-Birkenwäldern und im Süden von alpinen Na- delwälc’srn natürlich begrenzt werden. Während also im Norden Nord- und Ostsee und im Sü- den die Alpen eine erkennbare Grenze bilden, wurden die Grenzen nach Westen und Osten willkürlichgezogen. Das heißt, neben Deutschland werden die Benelux-Länder und die Vogesen im Westen, Teile der Tschechoslowakei (hier besonders Böhmen) im Osten, die Schweiz, Österreich und Süd­ tirol in i Süden, erfasst. Sie südliche Begrenzung verläuft im Prinzip über den Alpensüdkamm, wobei submediterranes Klima, das natürlich eine andere Artzusammensetzung der Blüten­ spannerfauna bedingt, die natürliche Grenze bildet. Bei den in Mitteleuropa vorkommenden Blütenspannerarten handelt es sich vorwiegend um eurasiatische Faunenbestandteile, aber auch rein mitteleuropäisch verbreitete Arten (z. B. Eu- pithecia inturbata) kommen vor. Hinzu kommen die nördlich verbreiteten Arten (z. B. Eupithe- cia gelidata) oder am Alpensüdrand submediterrane Faunenelemente, die jedoch nur in den jeweiligen Randzonen des Gebietes zur Beobachtung gelangen und eigentlich mehr Be­ standteile der mediterranen Fauna sind. Allerdings werden in den letzten Jahren zunehmend einige dieser Arten auch weitab nördlich ihres eigentlichen Verbreitungsgebietes beobachtet, was möglicherweise mit der globalen Klimaveränderung, sicher aber auch mit dem Tourismus zusammenhängt. Daneben finden wir in den Alpen auf besondere Höhenlagen beschränkte Arten, die außerhalb des Alpenraumes gewöhnlich auch in anderen europäischen Gebirgen Vorkommen (z. B. Eupithecia schieferen oder carpophagata).T\ergeograf\sch gesehen stoßen also in Mitteleuropa Blütenspannerarten verschiedener Faunenelemente aufeinander, von de­ nen in den einzelnen Landschaftsformen je nach den vorherrschenden Pflanzengesellschaf­ ten, der Bodenbeschaffenheit und der klimatischen Beeinflussung einige Arten besonders be­ günstigt werden, also ein auffälliges Übergewicht in den Populationsdichten aufweisen. Rein mitteleuropäische Blütenspannerarten sind jene, die zusagende Lebensbedingungen in den i für dieses Faunengebiet typischen maritimen Übergangsklima finden und dabei beinahe fläclisndeckend überlebensfähige Populationen ausbilden. kein Nachweis fragliche Angabe Funde vor 1980 Funde nach 1980 Dank Die Erstellung einer Monografie mit diesem Umfang an feldentomologischen Details konnte natürlich nicht das Werk eines Einzelnen sein. Dazu würde allein schon die Zeit, die ich für die Beobachtung von Imagines in den unterschiedlichsten Lebensräumen in Mitteleuropa benötigt hätte, nicht ausreichen. Folgende Damen und Herren haben mich in all den Jahren seit der Idee zu dieser Monografie in hervorragender weise durch
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